Klassisch von papierkorb (KaiHiromi, ReiMao) ================================================================================ Kapitel 20: Kuppeln ------------------- „Meine Katze ist schwanger.“ „Deine…was?!“ Im Angesicht von Kais miesepetriger Miene konnte ich nicht anders, als in meinen Kaffee zu prusten. Das besserte seine Laune nicht gerade. „Das ist nicht lustig, Hiromi…möchte mal wissen, wessen Vieh das war –bestimmt dieser räudige Kater von der Alten zwei Häuser weiter. Ich hätte Minerva einfach sterilisieren lassen sollen, aber nein, dazu war ich wieder zu weich.“ „Ach was“, meinte ich und tätschelte ihm den Arm, „Siehs doch mal so: In ein paar Monaten hast du ganz viele kleine Kätzchen…“ Allein der Gedanke daran ließ mich innerlich beinahe sterben vor Niedlichkeit. Wie fast alle Frauen liebte ich Kätzchen. „Ja, so fett, wie sie jetzt schon ist, wird es garantiert die volle Ladung. Sechs Katzen, Alter, wenn sie klein sind, geht es ja noch, aber wo soll ich mit ihnen hin, wenn sie größer sind?“ „Lass doch den Vater Alimente zahlen“, schlug ich, noch immer kichernd, vor. Dafür erntete ich einen glatten Todesblick, dem ich ungerührt standhielt. Es ging hier schließlich um Kätzchen; nicht einmal jemand wie Kai konnte ernst genommen werden, wenn er über dieses Thema redete. „Freu dich doch einfach!“, meinte ich, „Immerhin wirst du Opa…oder Onkel…oder so.“ Kai verzog keine Miene, als er ein Zuckerstück aus dem Papier wickelte und es mir an den Kopf warf. Ich grinste ihn fröhlich an. Ich ging inzwischen regelmäßig ins „Kaiser Wilhelm“, um einen Kaffee zu trinken. Nach dem etwas hektischen ersten Treffen zwischen mir und Kai hatten wir erstmal einen Gang heruntergeschaltet, um die Dinge nicht noch komplizierter zu machen, als sie eh schon waren. Ich hatte alle Hände voll damit zu tun, das Cybermobbing gegen mich einzudämmen. Showdown hatten inzwischen Stellung dazu genommen, und ihre Mitteilung klang gar nicht mal so freundlich. Aber natürlich wollten sie auch nicht riskieren, ihre Fans für die Freundin des Bandleaders zu verlieren. Außerdem spielte ich immer ernsthafter mit dem Gedanken, einfach mit Katsumi Schluss zu machen. Wobei „einfach“ das falsche Wort war. Katsumi war in letzter Zeit wirklich zuckersüß zu mir, und ich mochte ihn einfach zu sehr, um ihn verletzt sehen zu können. Allerdings hatte ich auch eingesehen, dass „mögen“ eben nichts im Vergleich zu dem war, was ich für Kai empfand; gerade jetzt, wo ich wusste, dass ich ihn wirklich haben konnte. Er schien momentan eigentlich nur noch auf mich zu warten. „Es gibt übrigens noch etwas neues“, sagte Kai. Ich hob erwartungsvoll die Augenbrauen. „Rate, wer gestern zu mir gekommen ist und zugegeben hat, dass er Scheiße gebaut hat.“ „Nein!“, rief ich aus, „Rei hat sich bei dir entschuldigt?“ Er nickte. „Stand auf einmal vor meiner Tür“, erzählte er, „Und ich dachte schon, er will mir wieder wegen irgendetwas eins aufs Maul geben. Aber er sah…ganz schön geknickt aus. Gelinde gesagt. Hat furchtbar viel geredet, ich weiß nicht mal mehr, was er alles gesagt hat, aber im Prinzip hat er sich bei mir ausgekotzt.“ „Wegen Mao?“, hakte ich nach; wie immer bildete sich ein kleiner Knoten in meiner Brust, sobald ich an die beiden dachte. Sie haderten nach wie vor mit ihrer Beziehung, während ich es praktisch mit einem Fingerschnipsen geschafft hatte, mich wieder mit Kai zu vertragen. Es kam mir ungerecht vor. „Ja“, antwortete Kai langgezogen, „Rei hat da grad so das typische Problem: er hält sich für zu jung, um sich jetzt schon für eine Frau zu entscheiden. Es ist das Gegenteil von der Torschlusspanik, nehm ich an.“ Ich brummte zustimmend, denn das war mir nicht ganz fremd. Mao und Rei kannten sich schon ihr Leben lang und waren seit der frühesten Kindheit ineinander verschossen. Rei hatte praktisch gar keine Erfahrungen mit anderen Frauen und fürchtete nun, etwas zu verpassen. „Aber wenn er sie doch liebt…“, murmelte ich, „Ich meine, wenn’s nun mal die richtige für ihn ist?“ „Naja, so ganz wissen kann er’s ja gar nicht“, entgegnete Kai, „Obwohl ich ja auch der Meinung bin, dass das mit den beiden passt wie Arsch auf Eimer.“ Ich kicherte. Kai kannte immer nur die fäkalhumoristische Version von Sprichwörtern. Dann nahm ich mich jedoch schnell wieder zusammen. Ein Schlachtplan musste her. Wenn Rei und Mao das nicht von allein hinbekamen, musste nachgeholfen werden. „Woran denkst du gerade?“, fragte Kai vorsichtig, denn er hatte wohl die Veränderung in meinem Gesichtsausdruck bemerkt. „Wir müssen Kuppler spielen“, antwortete ich schlicht. „Moment mal. Wir?“ Ich lächelte ihn zuckersüß an. „Warum ich?“ „Weil du einen guten Draht zu Rei hast. Inzwischen wieder, meine ich. Und so generell“, erklärte ich ihm, „Und ich kann Mao bezirzen. Wir müssen uns doch nur etwas ausdenken, was die beiden sich wieder näher kommen lässt.“ Kai hob eine Augenbraue, was wohl dem kleinen Wörtchen „nur“ in meinem Satz galt. Doch zu einer Erwiderung seinerseits kam es nicht, denn plötzlich stand sein Chef hinter ihm und betrachtete uns mit einem nachsichtigen Lächeln. „Wieder am Flirten, Hiwatari?“, fragte er. „Ach was“, entgegnete Kai und lief zum anderen Ende des Tresens, wo gerade jemand signalisiert hatte, dass er eine Bestellung aufgeben wollte. Diese Unterbrechungen durchzogen alle unsere Gespräche, also war ich daran gewöhnt. Ich grinste Kais Chef unschuldig an und nippte weiter an meinem Kaffee. Während Kai also arbeitete, brütete ich in Gedanken eine Idee aus. Es würde gar nicht so einfach werden, Rei und Mao wieder zueinander zu bringen, wenn man nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollte. Und so, wie es bei den beiden gerade aussah, musste man da schon sehr vorsichtig herangehen. Zumindest Rei war zuzutrauen, dass er komplett dicht machte, wenn er uns durchschaute. Man müsste irgendwas ganz harmloses machen, so was wie… „Ein Doppeldate“, sagte ich, als Kai schließlich wieder zu mir kam. „Mit Rei und Mao meinst du?“, fragte er, „Ist das nicht ein bisschen zu offensichtlich?“ „Nö“, entgegnete ich, „Wir sagen ihnen einfach, dass wir mal wieder was mit ihnen unternehmen wollen. Wir können uns ja einfach bei einem von uns zum Kochen treffen oder was essen gehen oder so.“ Kai musste eine Weile darüber nachdenken, denn er sagte erstmal nichts, sondern trocknete seelenruhig Gläser ab. „Dir ist klar, dass sie denken werden, wir wären wieder zusammen, wenn wir so was veranstalten?“, meinte er dann. Ich runzelte die Stirn. Das hatte ich schon wieder völlig vergessen. Kai hatte den Satz mit leichter Ungeduld ausgesprochen, und mir wurde klar, dass ich bald mal Nägel mit Köpfen machen musste. Sprich, ich musste Katsumi den Laufpass geben. Ich seufzte. Es wäre alles viel einfacher, wenn er mir nicht so leidtun würde… Aber es war auch unfair Kai gegenüber, wenn ich ihn noch länger hinhielt. „Ja, gut, dann mach ich mit Katsumi Schluss“, murmelte ich resigniert. „Das wollte ich damit nicht sagen…“ „Oh doch“, unterbrach ich ihn, „Und ich versteh’s ja auch. Lass mich nur machen. Augen zu und durch, nicht wahr?!“ Ich versuchte zu lächeln, aber allein bei dem Gedanken ans Schlussmachen wurde mir ganz anders. Ich hasste so etwas. Es war viel bequemer, wenn man das Opfer war und sich bei anderen über seinen fiesen Ex-Partner auslassen konnte. Diesen Luxus würde ich nun nicht haben. Ich konnte nur hoffen, dass Katsumi den Kontakt nicht ganz abbrechen wollte, denn die ganze Band war mir irgendwie ans Herz gewachsen. Aber das war ja erwiesenermaßen eh nur Wunschdenken; ich konnte die Frage „Wollen wir Freunde bleiben?“ ja auch nicht ertragen. Kai sah mich aufmerksam an. „Soll ich vielleicht mitkommen…?“ „Nein, bloß nicht!“, rief ich entsetzt, „Das würde alles nur schlimmer machen!“ Er hob die Schultern. „Na gut.“ „Hör zu, wir machen das so“, sagte ich, „Wir geben mir jetzt einen Tag Zeit. Wenn ich das nächste Mal hierher komme, habe ich mit ihm Schluss gemacht.“ Nicht einmal vierundzwanzig Stunden später saß ich heulend vor einem riesigen Eisbecher, den Kais Chef mir spendiert hatte. Kai selbst beobachtete mich mit diesem Gesichtsausdruck, den er immer aufsetzte, wenn er wusste, dass er nicht ganz unschuldig an der miesen Stimmung eines Mädchens war: Er wirkte leicht pikiert. Da er mich mochte, hatte er es mit einigen ruppigen Tröstungsfloskeln versucht, aber da er sowieso nicht sonderlich gut in so etwas war und wir uns zudem in einem öffentlichen Raum befanden, war das erfolglos geblieben. „Also, ähm“, sagte er schließlich, „Ist es dir wohl doch nicht so leicht gefallen, das Schlussmachen?“ Ich schluchzte gleich noch ein bisschen lauter. „Nein, schlimmer!“, stieß ich aus, „Ich hab gar nicht Schluss gemacht!“ Wäre die Situation nicht so beschissen gewesen, hätte ich Kai für seinen dämlichen Gesichtsausdruck ausgelacht. Ich sah ihn zum ersten Mal in meinem Leben komplett verwirrt. „Okay…“, meinte er, „Ich passe. Das musst du mir erklären.“ Ich versuchte es, so gut es ging. Das Problem war Katsumis Nettigkeit. Ich war gestern mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter bei ihm aufgekreuzt, fest entschlossen, ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen. Doch er hatte mich nicht einmal beginnen lassen. Was denn los wäre, hatte er gefragt, und ob er etwas für mich tun könnte. Ohne nach meinem genauen Problem zu fragen hatte er mich hereingezogen und mir sprichwörtlich die Welt zu Füßen gelegt; dabei hatte er unentwegt gesprochen, und ich war gar nicht zu Wort gekommen. Als er endlich damit aufhörte, war ich schon so weich geworden, dass ich es einfach nicht übers Herz brachte, ihm die Hiobsbotschaft zu überbringen. Kai seufzte, als ich fertig war. „Weißt du was?“, brummte er dann missmutig, „Der Typ erinnert mich immer stärker an Brooklyn.“ „Oh ja“, sagte ich, „Ob ich Katsumi jetzt auch die Fresse polieren muss, damit er was merkt, so wie du Brooklyn damals?“ „Ich hoffe nicht“, meinte Kai, „Das könnte nämlich ganz schön schmerzhaft werden. Wer weiß, vielleicht dreht Katsumi dann auch komplett frei.“ Ich dachte an die BEGA-Zeit zurück. „Das ist eigentlich nicht lustig“, murmelte ich dann, „Ich möchte nicht noch mal sehen, dass einem meiner Freunde so etwas passiert, wie dir damals mit Brooklyn. Ich hatte eine Heidenangst um dich.“ Anstatt eine Antwort zu geben, stützte Kai sich auf dem Tresen ab, um sich zu mir zu beugen und mir einen flüchtigen Kuss zu geben. Es ging so schnell, dass außer uns wahrscheinlich niemand etwas bemerkte. Ich wurde augenblicklich verlegen, lächelte ihn jedoch an. Über die Zeit hatte ich gemerkt, dass es Kai besonders viel bedeutete, wenn jemand fürsorgliche Gefühle für ihn aufbrachte. Da seine Familie weit verstreut lebte und es nicht gerade eine ihrer Tugenden war, hatte diese Fürsorglichkeit in seinem bisherigen Leben nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Vielleicht war sein Beschützerinstinkt deswegen so deutlich ausgebildet. „Wann machen wir das Doppeldate?“, fragte er dann. „Oh!“ Das hatte ich beinahe vergessen. „Na so bald wie möglich, oder?“ „Und was ist, wenn sie nach Katsumi fragen?“ „…Notlüge?“, schlug ich zögerlich vor. Etwas Besseres fiel mir wirklich nicht ein. Und wir mussten langsam mal in die Gänge kommen mit Rei und Mao, sonst wurde es zu spät für eine Rettungsaktion. „Weißt du, ich hab überlegt, ob wir vielleicht…“ Eine Kellnerin, die ihm im Vorbeigehen einen Zettel auf den Tresen knallte, unterbrach Kai. Er las kurz, was auf dem Zettel stand und betätigte dann die Kaffeemaschine. „Wir könnten zu diesem Beyblade-Turnier gehen“, sagte er laut über das Rauschen der Maschine hinweg. „Das im Park. Am Wochenende.“ „Beyblade?“, fragte ich ebenso laut, „Nach all den Jahren?“ Die Jungs waren schon lange nicht mehr im Geschäft, jedoch immer upt-to-date. Vor ein oder zwei Jahren waren wir auch noch regelmäßig zu Turnieren gegangen, um zu sehen, wie die jüngste Generation Blader sich abrackte, aber inzwischen taten wir auch das nicht mehr. Takao schleppte nur noch manchmal eine Ausgabe der „Beyblade World“ an, wenn eine Retrospektive über irgendeinen der alten Blader geschrieben wurde oder sich irgendein bedeutendes Ereignis, das einen Artikel würdig war, jährte. Gänzlich waren die Bladebreakers nie aus den Medien der Szene verschwunden, aber das Interesse hatte doch nachgelassen. Kai meinte wohl das alljährliche Sommerturnier, das die BBA veranstaltete. Rund um die Bowls fand immer ein kleines Straßenfest statt, doch die lockere Atmosphäre konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es tatsächlich um wichtige Punkte ging, mit denen die offizielle Rangliste der BBA errechnet wurde. Diese Mischung war allerdings ziemlich günstig für das, was wir vorhatten. Es war nicht so romantisch, dass Rei und Mao sich irgendwie bedrängt fühlen könnten (und die Fragen zu mir und Kai mit Nährstoff versorgt wurden), aber familiär genug, um sich wieder ein bisschen näher zu kommen. Schließlich war das Sommerturnier ein inoffizieller Pärchenmagnet. „Eigentlich gar keine schlechte Idee“, sagte ich deswegen, als Kai fertig mit dem Kaffee war und mich erwartungsvoll ansah. Einige Tage später, es war Freitag, machten wir uns zu viert auf in den Park. Sobald die Reporter bemerkten, dass einige ehemalige Spitzenblader anwesend waren, hielten sie uns einige Minuten lang ihre Kameras ins Gesicht, doch wir waren alle Schlimmeres gewohnt. Ich erinnerte mich an einen Paparazzo, der die Teams während der letzten Weltmeisterschaft verfolgt und seine Bilder an diverse Klatschzeitschriften verkauft hatte. Die wenigsten von uns hatten damals überhaupt schon Erfahrungen mit Paparazzi gemacht, und so waren wir entsprechend ratlos. Schließlich hatte sich die BBA eingeschaltet und mit einer Klage gedroht, was wahrscheinlich sogar geklappt hätte, da wir zu diesem Zeitpunkt alle noch minderjährig waren. Nun, die Aufmerksamkeit heute war da, aber nicht penetrant. Nach einigen Augenblicken konnten wir uns normal weiterbewegen und das Turnier genießen. „Ooh, sieh mal, Kai!“ Ich deutete wahllos auf die Auslage irgendeines Standes, damit wir ein Stück hinter Rei und Mao zurückblieben. „So weit so gut“, raunte ich ihm dann zu, „Wie geht es weiter?“ „Hiromi, ich habe keine Ahnung vom Kuppeln“, entgegnete er gereizt. „Ich weiß, ich weiß. Wir könnten…ein Eis essen, was meinst du? Da sind wir ein bisschen unter uns.“ Er hob lediglich die Schultern. Ich vermutete, dass seine Laune gesunken war, weil sich immer wieder die Leute nach uns umdrehten. Natürlich erkannten sie ihn. Wahrscheinlich hatte Kai vergessen, wie stressig es war, ständig angestarrt zu werden und das Getuschel über sich ringsum zu hören. Ich zog ihn also am Ärmel hinter mir her und rief nach Rei und Mao, damit sie stehen blieben und sich von mir zu einem Eis überreden lassen konnten. „Und?“, fragte ich schließlich, als wir uns alle an einem Stehtisch versammelt und den ersten Löffel Eis in den Mund gesteckt hatten, „Wie geht es euch so? Kommt ihr in der kleinen Bude noch klar?“ Ich wusste, das war ziemlich direkt, aber über das Thema Wohnung war der Einstieg noch relativ neutral. „Naja.“ Mao lächelte verlegen, „Uns fällt gerade mal wieder so ein Bisschen die Decke auf den Kopf.“ „Streitet ihr?“, fragte Kai. Rei verneinte. „Ihr solltet öfter streiten“, sagte Kai daraufhin, „Um Dampf abzulassen, meine ich.“ Rei und Mao sahen ihn pikiert an. „Na ich weiß nicht…“, murmelte Mao. „Aber Fakt ist, dass es nicht so bleiben kann“, mischte ich mich nun wieder ein, um den Schwerpunkt des Gesprächs zu verlagern. „Habt ihr mal über eine größere Wohnung nachgedacht? Was hast du eigentlich für Pläne, Mao? Du bleibst doch jetzt hier, oder?“ „Ja, ich habe eigentlich alles so eingerichtet, dass ich hier auch arbeiten dürfte“, berichtete Mao, „Und ich bin gerade auf der Suche nach einem Job. Wenn ich selbst Geld verdiene…sehen wir weiter…“ Sie warf Rei einen kurzen Seitenblick zu. „Du könntest dir dann vielleicht auch eine eigene Wohnung leisten…“, meinte ich vorsichtig. „Vielleicht täte euch das gut“, fügte Kai hinzu, der erst Mao und dann Rei ansah, „Es ist ja offensichtlich, dass es eurer Beziehung nicht gut bekommt, wenn ihr ständig aufeinander hockt.“ Ich seufzte leise. Jetzt war Kai mit der Tür ins Haus gefallen; Schluss mit Behutsamkeit. „Jaah…“, druckste Rei. „Fakt ist, dass ihr irgendwie Abstand zueinander braucht“, sagte ich, „Also braucht Mao eine eigene Wohnung. Wenn du willst, helfe ich dir dabei, eine zu suchen. Und bis es so weit ist, könntest du ja auch wieder zu mir ziehen.“ „Ich kann meinen Vermieter fragen, ob er mir Bescheid gibt, wenn demnächst mal was frei wird“, bot Kai an, „Bei uns ziehen sie ständig aus und ein.“ „Das, äh, ist wirklich nett, Leute“, stammelte Mao, die trotz allem noch nicht glücklicher wirkte. Ich betrachtete die beiden vor mir. Ihre Gesichter spiegelten das pure Unwohlsein wieder. „Wollt ihr euch trennen?“, fragte Kai da. „Wir? Ach…Scheiße!“, stieß Mao plötzlich aus und stürzte von uns weg. In diesem Moment legte Rei den Kopf in die Hände. „Oh, na toll!“, sagte ich zu Kai und lief Mao hinterher, bevor sie in der Menge verschwinden konnte. Hoffentlich nutzte Kai die Gelegenheit, um Rei ein wenig den Kopf zu waschen… Ich holte sie in der Nähe der Bowls ein, wo das metallische Geräusch aneinander schlagende Beyblades in der Luft lag. „Mao, warte doch mal!“, rief ich und kam neben ihr zum Stehen. „Hey, tut mir Leid. Du weißt ja, dass Kai manchmal schmerzhaft ehrlich ist…Alles in Ordnung?“ „Jaja.“ Sie sah mich geknickt an, doch was mich erstaunte, war, dass sie keineswegs weinte. Sie schien, im Gegenteil, sehr gefasst. „Es ist nur…wir haben tatsächlich gestern erst darüber gesprochen, ob wir uns nicht trennen sollten.“ „Und?“, fragte ich nervös. Sollte unsere ganze Kuppelaktion etwa zu spät kommen? Warum nur war ich in letzter Zeit so beschäftigt mit mir gewesen? Hätte ich doch wenigstens ein Auge auf die beiden geworfen… „Naja, wir…also, wir haben uns dafür entschieden“, sagte sie, „Wir sind seit gestern auseinander.“ Ich riss ungläubig die Augen auf. Als sollte das alles umsonst gewesen sein? Die ganze Kuppelaktion? Wir waren tatsächlich zu spät… „Nein“, nuschelte ich, „Ach, scheiße…“ Doch Mao hob nur die Schultern. Sie sah ziemlich erledigt aus. „Weißt du, in letzter Zeit war alles so stressig…ich bin beinahe froh, dass es so gekommen ist. Aber wo wir schon mal darüber geredet haben: Kann ich vielleicht trotzdem noch mal zu dir ziehen? Das muss auch nicht gleich heute sein, in den nächsten Tagen reichts auch…aber dann brauch ich erstmal Abstand zu Rei.“ Ich nickte mechanisch. „Natürlich…meine Eltern merken das wahrscheinlich gar nicht, wenn noch jemand bei uns wohnt.“ Ich rang mir ein Lächeln ab, doch innerlich plagten mich Schuldgefühle. Jetzt war wirklich alles durcheinander gekommen. Wir gingen langsam zurück zu den Jungs. Rei sah uns gar nicht an, doch Kais Gesichtsausdruck entnahm ich, dass er ihm ebenfalls von der Trennung erzählt hatte. Wir blickten uns einen Moment lang ratlos an, bevor wir uns wieder dem Häufchen Elend vor unseren Augen zuwandten. Doch ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. „Wir sollten uns das Finale ansehen, wenn wir schon mal hier sind“, meinte Kai und nickte in Richtung der Bowls. Damit hatte er uns auf neutrales Gebiet manövriert, und Erleichterung machte sich zwischen uns breit. Von da an redeten wir beinahe nur noch über das Beybladen und fachsimpelten über neue Blades und Techniken. Alles war sehr freundschaftlich, wurde aber begleitet von einem ziemlich unangenehmen Beigeschmack. Schließlich standen wir wieder an der Bushaltestelle und warteten auf die richtige Linie. Eigentlich würde ich mit Mao und Rei zusammen fahren können, aber unsere misslungene Kuppelaktion hatte mich ziemlich runtergezogen. Ich zupfte Kai am Ärmel. „Kann ich mit zu dir kommen?“, fragte ich. „Ist meine Wohnung jetzt deine persönliche Emo-Ecke?“, entgegnete er amüsiert. „Ich muss mich ablenken.“ Er beugte sich zu meinem Ohr. „Kriegen wir hin.“ Und kassierte einen schrägen Blick von Rei. Ich rieb mir die Stirn. Morgen, morgen musste ich Katsumi klipp und klar sagen, dass das mit uns nichts wurde. Innerlich verwünschte ich denjenigen, der Schlussmachen per SMS für unhöflich erklärt hatte. Und dennoch…freute ich mich darauf, mit Kai allein zu sein. Gott, dieses Kapitel war ein wahrer Krampf...ich hab gefühlte tausend Mal die Hälfte wieder umgeschmissen und neu geplottet. Und länger werden wollte es auch nicht...Ich bin momentan auch mit ein paar FFs für meinen anderen Account beschäftigt (Ablenkung: Oooh, eine Idee! *anderes Dokument aufmach* xD), deswegen lief es verdammt schleppend *sfz* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)