Medicate von Mismar (Hijikata Toshizo x Okita Soji) ================================================================================ Kapitel 1: eins --------------- Er warf einen letzten kritischen Blick über die Schulter. Achtsam fixierte er die Tür, seine paranoide Wahnvorstellung mahnte ihn vor einem listigen Gast. Er musste sich ausziehen, das wusste er. Während er die obere Hälfte seines Yukatas von den Schultern streifte, wandte er seinen Kopf zu dem bärtigen Arzt. „Sie sind in bester Gesundheit, Hijikata-san.“, stellte dieser nach einer kurzen Untersuchung lächelnd fest. Er nickte. Freundlos. Ja, er war gesund. Aber was war mit Soji? „Hijikata-san, Ihr seid blass geworden.“ Ein Murmeln, Besorgnis schwang in Matsumotos Stimme mit. Toshizo richtete sich schmunzelnd auf, seine dunkle Kleidung schloss er in einer fließenden Bewegung. „Es ist nichts.“ Wie schön es doch wäre, wenn in diesen drei Worten wenigstens ein Fünkchen Wahrheit stecken würde. Knapp nickend fuhr er auf dem Absatz herum. Seine Gedanken spielten verrückt, er musste ihn sehen. Alles andere war bedeutungslos. Rauch. Der Geschmack von Tabak beruhigte ihn. Er beobachtete aus einiger Entfernung den kindlich wirkenden Soji, der mit der Fütterung der Schweine beschäftigt war. Der Jüngere würde ihn belügen, wie so oft, nur um Hijikata für einen kurzen Augenblick zu beruhigen. Seine innere Stimme riet ihm ab, sich dem anderen zu nähern. Stattdessen würde er das noch kommende Szenario verfolgen, das sein Elend in jeglicher Hinsicht bestätigen würde. Matsumoto trat an die Seite des Jünglings. Zu seinem Bedauern verstand er kein einziges Wort, aber allein die Geste sprach Bände: Warum sonst sollte der Bärtige ein Gespräch mit ihm aufsuchen wollen, wenn nicht im Sinne seiner ärztlichen Pflicht? Allerdings war das Verhalten des Shinsengumi-Mitgliedes sehr offensichtlich: Die gespielt fröhliche Art schwächte sein Leiden immens. Jemand, der Soji nicht so gut kannte wie er, würde niemals auf die Idee kommen, dass dieser sterbenskrank war. Ja, Soji litt unter Tuberkulose. Diese furchtbare Krankheit würde ihm einen wichtigen Menschen nehmen – genauso wie sie es bei seiner Mutter und Schwester getan hatte, langsam, qualvoll. Er würde ihn leiden und sterben sehen. Die Unterhaltung war von kurzer Dauer, laut summend stolperte Soji in die Richtung seines Zimmers. Hijikata fing ihn an der Tür ab, nachdem der andere sich umgezogen und fertig für die Patrouille gemacht hatte. „Hijikata-san?“ Fragend und überfordert zugleich sah er in das ernstblickende Gesicht des Mannes, der ihn augenblicklich, und mit sanfter Gewalt, ins Zimmer zurück drängte. „Ich muss mit dir reden.“ Toshizo schob die Tür hinter sich zu. Das Gespräch sollte unter vier Augen bleiben, vor allem seit sich dieser lästige Ito Kashitaro und seine genauso nervigen Männer der Shinsengumi angeschlossen hatten. „Weswegen ist Matsumoto zu dir gekommen? Ist es…?“ Seine Stimme brach ab, allein der Gedanke, die Unbeholfenheit bezüglich Sojis Krankheit trieb ihn regelrecht in den Wahnsinn. „Ach das! Nein, Doktor Matsumoto hat mir nur ein Medikament gegeben… weil ich doch manchmal Schleim huste.“ Seine letzten Worte fegte er mit einem Wink beiseite und lächelte heiter. „Ihr macht Euch viel zu viele Sorgen, Hijikata-san.“ An ihm vorbei gehend erinnerte er Toshizo unnötigerweise daran, dass es Zeit für seinen täglichen Rundgang war. Er floh regelrecht vor der bitteren Wahrheit. „Soji…“ Er zog vehement an seiner Pfeife und sah dem anderen mit gemischten Gefühlen hinterher. „Er hat dir überhaupt kein Medikament gegeben…“ So gedemütigt wie heute hatte sich Ito Kashitaro schon lange nicht mehr gefühlt. Wie konnte dieser haarige Riese es nur wagen, seinen grazilen Körper zu berühren? Allein dieser lüsterne Blick, – zumindest war es eine selbstverliebte Vorstellung seinerseits zu glauben, dass niemand seinen Anblick widerstehen könnte – dem man ihm zugeworfen hatte! „Ito-sensei?“ Der Brünette schmunzelte. Sein Meister hatte seit der Untersuchung eine übertrieben schlechte Laune an den Tag gelegt, weswegen seine Mitstreiter und er ihn ins Freudenviertel brachten, um ihn endlich auf andere Gedanken zu bringen. Zumal sie eine kleine, für ihn sicherlich erfreuliche Überraschung dort versteckt hielten. „Was ist, Hattori?“ Der blasse Mann kam zum Stehen. Er hielt sein Gewand immer noch schützend um seinen Körper geschlungen, als wenn er das heutige Ereignis noch nicht verarbeitet hätte. Takeo zeigte auf ein teuer aussehendes Gasthaus. „Wir sind da.“ Ito hatte felsenfest damit gerechnet, in ein Freuden- statt Gasthaus geführt zu werden. Aber seit seine Exfrau Ume ihn mit einer unverschämten Lüge aus Kyoto gelockt hatte, – und seine beiden Mätressen zeitgleich versuchen wollten, ihn zwanghaft zurückzuhalten – hatte er sich nicht nur von Ume geschieden, sondern allgemein die Schnauze voll von Frauen gehabt – erstmal. „Mir ist nicht nach Feiern…“, sagte Ito mit den Augen rollend. Seine Männer warfen sich gegenseitig fragende Blicke zu, bis Takeo sich wieder an den anderen wandte und das Wort übernahm: „Verzeiht, wir haben Euch aus einen anderen Grund hierher gebracht. Eine kleine Überraschung, sozusagen.“ Nachdem er aus seiner Verwirrung herausgefunden hatte, zeigte er ein knappes Lächeln. Für Überraschungen war er immer zu haben, vor allem wenn er an seinem Traum festhielt, eines Tages einen unterwürfigen, aber angeketteten Hijikata Toshizo vorzufinden. „Wenn das so ist...“ Ito folgte ihnen in ein bereits vor Stunden schon gemietetes Zimmer. Takeo schob die Tür zur Seite, im Raum wartete ein junger, langhaariger Mann, dessen Anblick ihm regelrecht die Sprache verschlug. „…Okita Soji?“ Wieso war dieser Samurai nicht in Kyoto unterwegs, um die Stadt vor ausländischen Ronin und feindlichen Rebellen zu schützen? Außerdem… er war zwar ansehnlich und auf seine Art recht reizend, aber Hijikata wäre ihm wesentlich lieber gewesen. Ito schloss die Tür, ohne auch nur in Erwägung gezogen zu haben, den anderen zu begrüßen. „Was wird das, wenn es fertig wird?“ Er legte seine Stirn in Falten. Soji Okita. Liebling von Kondo und wenn seine Vermutung stimmte, Geliebter von Hijikata. Was könnte so einer von ihm wollen? Amüsiertes Aufleuchten in den Augen seiner Männer blitzte auf. „Raus mit der Sprache! Ich bin ein geduldiger Mensch, aber jetzt platze ich vor Neugier!“ „Ito-sensei, er wird Euch alles erklären.“ Einer der Männer ging in das Zimmer hinein, wobei er auf den Platz gegenüber Soji deutete. Der Sonno-Joi-Anhänger kam dieser Aufforderung zögernd nach. „Okita… welch Ehre.“ Ito verbarg sein falsches Lächeln hinter einem Fächer und musterte den langhaarigen Schönling genau. Irgendwas war anders… Mittlerweile hatten sich alle Männer im Raum versammelt. Der Samurai beugte sich schmunzelnd vor. „Sehe ich ihm wirklich so ähnlich?“ „Wie?“ Verwirrung. Er konnte keinerlei logischen Zusammenhang mit dieser Aussage knüpfen. Erfreut lachte der Jüngere auf, allerdings wirkte es gespielt, einstudiert, einfach nur kalt. Hattori stellte sich neben „Okita“, ihm eine Hand auf die Schulter legend erklärte er: „Das ist nicht Okita Soji, Ito-sensei.“ Seine Augen weiteten sich. Er hatte Soji niemals aus der Nähe betrachtet, sein junges Alter hatte ihn von Anfang an abgeschreckt. Er richtete sich auf und deutete eine respektvolle, aber nicht ganz so unterwürfige Verbeugung an. „Ich bin Yogotoya no Kichisaburo aus dem Hause zur Ewigen Nacht.“ Der Name sagte ihm was. Ein Killer also. So einen würden die Okitas nicht in ihrer Familie dulden, obwohl er glatt der Zwillingsbruder von Soji hätte sein können. Ein perfider Plan kam ihm in den Sinn. Jetzt war ihm sogar nach Feiern zumute. „Ich bin bereits informiert. Und es ist mir vollkommen egal, auf welcher Seite Ihr steht… solange ich töten kann, mache ich alles.“ Kichisaburo lächelte kalt, aber seine Stimme hätte teilweise verführerisch geklungen, fast wie eine zweideutige Anspielung. „Aber mit mir dürft Ihr auch ganz andere Dinge – schmutzige Dinge – machen.“ Ito zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Trotz dessen zeichnete sich auf seinem Gesicht Zufriedenheit ab, die Situation gefiel ihm von Sekunde zu Sekunde besser. „Kein Interesse. Aber wenn du dich als nützlich erweist, werde ich mich natürlich erkenntlich zeigen.“ Sein Rundgang hatte länger gedauert als anfänglich erwartet. Ausländische Ronin hatten auf der Gojo-Straße herumgewütet, Passanten beleidigt und mutwillige Sachbeschädigung begangen. Die Störenfriede zu bändigen war die eine Sache gewesen, aber die Stadtbewohner hatten sich über die Unfähigkeit der Shinsengumi beschwert und irgendwie war es seine Aufgabe gewesen, sie einigermaßen zu beruhigen. Und gedankt wurde es ihm mit einer späten Tageszeit. Sollte er noch in der Nacht Hijikata im Zimmer aufsuchen, nur um ihm zum wiederholten Male zu versichern, dass alles in bester Ordnung sei? Letztendlich hatte er es ihm versprochen. Schnellen Schrittes machte er sich auf den Weg, Licht brannte im Inneren. Hoffentlich war er nicht allzu wütend. Zögernd klopfte er an, Hijikata bat ihn mit genervter Stimme herein. „Soll ich wieder gehen, Hijikata-san?“ „Das könnte dir so passen, komm jetzt rein, ich warte schon seit Stunden auf dich.“ Der Vize sah nicht auf, rauchend schrieb er die letzte Silbe seines Haiku, ehe er die Schreibutensilien zur Seite legte. „Setz dich zu mir, oder muss ich es dir befehlen?“ „Ihr seid heute aber schlecht gelaunt.“, stellte er mit beleidigter Stimme fest, allerdings befolgte er seinen Wunsch und ließ sich in Seiza-Haltung vor ihm nieder. „Willst du mir das verübeln, nachdem du mich schamlos angelogen hast?“ Er wandte sich von ihm ab. Hijikata vermischte etwas mit heißem Wasser und drückte es dem Jüngeren in die Hand. „Matsumoto hat mich gebeten, dir deine Medizin zu geben. Und? Wie war das heute Morgen: Er sei nur gekommen, um dir ein Medikament zu geben? Wieso kannst du nicht ehrlich zu mir sein, was hindert dich daran, Soji?“ Schuldbewusst starrte der Angesprochene in die Teetasse, er wollte doch nicht wegen seiner Krankheit streiten… vor allem weil er nicht wusste, wie lang seine restliche Lebenszeit war. Diese wollte er lieber mit schönen Momenten verbringen, aber so schien es auch Hijikata zu sehen. Sofort wurden seine Züge weicher, obwohl sein hartes Äußeres das kaum erkennen ließ. „Trink das, dann verzeihe ich dir vielleicht.“ Ein Machtwort. Soji trank die bittere Brühe in einem Zug, obwohl der andere ihm so oder so verziehen hätte. „Ich habe nichts gesagt, weil Ihr zurzeit genug Lasten tragen müsst… außerdem ist es nicht ganz so schlimm.“ „Soji…“ Er legte ihm schmunzelnd eine Hand auf die Wange, sein Daumen strich sanft über die Lippe. „Und dennoch… keine Last wiegt schwerer als die Sorge um dich.“ Kapitel 2: zwei --------------- Mit sanfter Gewalt drückte er ihn zu Boden, mit einer Hand stützte er sich ab, mit der anderen löste er Sojis Haarband. Sein Schopf breitete sich fächerförmig unter ihm aus. „Hijikata-san…“, wisperte er verlegen. Schweißperlen zierten seinen Körper, der unangenehme, aber für Hijikata antörnende Geruch der körperlichen Arbeit haftete an ihm. „N-nicht! Ich sollte mich erst einmal waschen…“, stammelte Okita verzweifelt und bäumte sich auf. Der Vize überhörte seinen Protest, stattdessen begann er mit emsigen Fingern das Haori von seinen Schultern zu streifen, den Brustpanzer und das weiße Nagagi zu öffnen, bis Soji mit einem freien, durchtrainierten Oberkörper vor ihm saß. Reden. Hijikatas Art der Unterhaltung. Schmunzelnd fuhr er mit einem Finger seinen Oberkörper entlang, umspielte eine seiner Brustwarzen. „Wozu willst du duschen? Wenn ich erst einmal mit dir fertig bin, wird dein Köper vor Anstrengung in Schweiß gebadet sein.“ Die Gedanken des Samurai lösten sich wie Rauch auf, als der Vize ihn zu küssen begann. Er liebkoste seine Lippe mit solch einer Inbrunst, dass Soji am liebsten wie Wachs dahingeschmolzen wäre. Behutsam legte er seine Arme um ihn, besitzergreifend, und ließ sich langsam auf das Futon zurücksinken. Der Schwarzschopf öffnete mit seiner Zunge den Mund von Soji, erkundete das Innere, bis er endlich auf Gegenwehr stieß. Der unter ihm liegende Truppenanführer keuchte in den Kuss, seine hemmungslose Hingabe war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Er zerrte an der Kleidung des anderen, schob Hijikatas Yukata von den Schultern, weiter runter, bis zu den Hüften. Seine Lippen lösten sich von seinem Mund und die Zunge glitt weiter abwärts, dabei eine feuchte Spur hinterlassend. Er küsste seinen Hals, die Schultern, den Oberkörper, bis hin zum Bauch. Soji zog scharf die Luft ein, als der Schwertkämpfer begann, ihn vollständig und voller Vorfreude zu entkleiden. Hakama. Zori. Tabi. „Hijikata-san…“ Er unterdrückte einen spitzen Lustschrei, immerhin pochte und zuckte sein angeschwollenes Glied zwischen seinen Händen. Vorsichtig ertastete er die weiche Haut, fuhr mit seinen Fingerspitzen eine Ader nach. „Du sollst mich doch beim Vornamen nennen, wenn wir unter uns sind.“, meinte Toshizo leicht knurrend. Stöhnen. Soji bekam das Lacken zu fassen. „Und wenn uns jemand hört?“ „Dann wird der Name mein kleinstes Problem sein.“ Die Gier lag in seinen Augen, er beobachtete den Jüngeren, den er im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand hatte. Es war geradezu berauschend, den wohl stärksten Samurai der Shinsengumi vor sich liegen zu sehen. Seine Berührungen schienen ihn in den regelrechten Wahnsinn zu treiben. Er reizte die Erregung mit seiner Zunge, tastete sich unter die Vorhaut, saugte und kostete, bis er seinen Mund provokativ darüber stülpte. „Toshi… zo…“ Soji wand sich, konnte kaum noch atmen. Erwartungsvoll streckte er die Arme nach ihm aus. Er lächelte, sanft. Hijikata ergriff seine Hände, verwickelte die Finger miteinander und drückte sie auf das Kissen, während er sich auf ihn senkte. Mit einem raschen und schmerzhaften Stoß überwand er die Enge. Ein rauer, aber wohliger Seufzer entrann seiner Kehle. Der recht feminin aussehende Soji legte seine Schenkel um die Hüften des anderen. Er biss sich auf die Lippe und gab sich der völligen Hilflosigkeit hin. Toshizo begann sich in ihm zu bewegen, vorsichtig, langsam, dann aber fester, weil der Truppenanführer sich seinem Rhythmus angepasst hatte und erregt in den Kuss stöhnte. Er spürte einen heißen Schmerz. Die Finger gruben sich in seine Haut, hinterließen eine leichte Kratzspur wie die von einem Tier. Seine Sinne waren benebelt, er fühlte sich der Ohnmacht näher als dem wachen, klaren Zustand. Er war sogar sichtlich verwirrt gewesen, als er sich auf Toshizo sitzend wiederfand. Er suchte Halt. Aber er rutschte an dem feuchtgewordenen Rücken des anderen ab. Der Vize hatte beide Hände um seine Hüfte gelegt, trieb sie schneller an, bis Soji und er laut stöhnend und erschöpft zurücksanken – nur dieses Mal lag der Jüngere mit gespreizten Beinen auf ihm. Er atmete schwer, ermattet und müde zugleich wäre er am liebsten in dieser Stellung eingeschlafen. Aber seit Ito und seine Männer in dem Quartier lebten, waren die gemeinsamen Nächte weniger geworden. Außerdem war Toshizo im Gegensatz zu ihm ein Langschläfer. „Ich muss die Schweine füttern.“, stellte Okita plötzlich fest und richtete sich auf. „Wozu? Wenn wir sie wenigstens hinterher essen würden, könnte ich dich ansatzweise verstehen.“ Grummelnd hielt er ihn zurück. Er mochte die Schweine nicht sonderlich, besonders Saizo, Sojis Haustier, das geradezu eifersüchtig auf ihn zu sein schien... vielleicht war das ein weiterer Grund, wieso sie seit langem keine gemeinsame Nacht verbracht hatten, dann würden sie es eben nur bei einer halben Nacht belassen. Er lachte vergnügt. „Ihr seid wieder gemein, Hijikata-san. Ein Schwein ist doch ein Lebewesen, das hat auch Gefühle.“ Nackt wie er war kniete er sich neben ihm. Schmunzelnd kleidete er sich ein, vielleicht sollte er sich ein warmes Bad gönnen. Zumindest wünschte er sich das, aber bei Männern wie Ito fühlte er sich in seinem eigenen Zimmer nicht mehr sicher. „Da bin ich anderer Meinung, aber lassen wir das Thema. Du bist unverbesserlich.“ Er griff nach seiner Pfeife. Soji suchte im fahlen Licht eines Lampions seine Sachen auf. Er streifte sich nur Hakama und Nagagi über, da er nicht nackt in die Richtung seines eigenen Zimmers gehen wollte. Dass die Mitglieder ihn für weibisch hielten, war ihm egal, aber sie sollten am Ende nicht denken, er sei irgendein Perverser. „Wir können ja zusammen baden gehen, Hijikata-san.“ Der Vize blies Rauchringe in die Luft. „Nein, Ito könnte dir sonst etwas abgucken.“ Leichtes Grinsen, obwohl er das zu unterdrücken versuchte. Das waren genau die Worte gewesen, die Soji zu ihm gesagt hatte, als er ihn auf die Untersuchung aufmerksam gemacht hatte. Was auch immer er damit bezwecken wollte, bei Soji gab es kein Grund zur Eifersucht, er vertraute ihm. Er würde ihm sogar sein Leben anvertrauen. „Ähm… da muss ich Euch leider enttäuschen“, er lachte verschlagen, „Ito-san ist in der Stadt.“ „Sagst du das nur, damit ich dein Angebot annehme?“ „Schön möglich.“ Lächelnd stapelte er die restliche Kleidung auf seinem Arm, die wieder einmal gewaschen werden müsste. „Nein, ich habe ihn vorhin mit seinen Männern in der Stadt gesehen, er sah sehr niedergeschlagen aus. So, ich gehe jetzt baden, wenn ihr es Euch anders überlegt habt, könnt Ihr ja nachkommen.“ Er wandte sich ab und verließ fröhlich summend das Zimmer. Der Schwarzschopf sah ihm hinterher. Er überlegte, ihm tatsächlich zu folgen, so eine Gelegenheit würde sich in naher Zukunft nicht mehr so schnell ergeben. Sein neuer Auftragsgeber Ito war wegen der ganzen Trinkerei eingeschlafen. Kichisaburo hatte dafür nur ein müdes Lächeln zustande bringen können und wandte sich von dem Rest der Gruppe ab. Sein messerscharfer Verstand sollte nicht durch den Geruch des Alkohols benebelt werden, denn bei der kleinsten Bewegung musste er bereit sein. Bereit zum Töten. Er wandte sich dem offenstehenden Fenster zu, kühle Abendluft schlug ihm entgegen. „Zwei Leuten solltest du aus dem Weg gehen. Sie behaupten zwar, auf unsere Seite zu sein, aber ich vertraue ihnen nicht.“ Hattori hatte sich ihm angeschlossen und warf einen prüfenden Blick über die Schulter. Ito schlief. „Todo Heisuke und Saito Hajime.“ Spielerisch und mit einem herablassenden Gesichtsausdruck warf er sein langes, natürliches Haar zurück. „Schade. Ich hatte mir etwas Spaß erhofft.“ Die Aussage ließ der Braunhaarige unkommentiert stehen. Obwohl er sich innerlich fragte, welchen Spaß er an den beiden bevorzugt hätte. Sie zu töten wäre ein Fehler gewesen. Jeder noch so gute Krieger sollte in ihrer Gruppe bleiben, und neben Okita gehörten diese beiden Truppenanführer zu den besten. „Du tust am besten das, wofür Ito-sensei dich bezahlt hat, verstanden?“ „Jaja, das muss man mir nicht zweimal sagen.“ Der Killer fuhr herum. „Außerdem kann ich es kaum erwarten, den Teufel höchstpersönlich kennenzulernen.“ Warten. Wie er es hasste! Während der Anführer seinen Rausch auszuschlafen versuchte, hatte dieser Takeo ihm die Charakterzüge von diesem Okita Soji erzählt. Allein bei dem Gedanken, einen netten, dauergrinsenden Burschen zu spielen, verdrehte er die Augen. Aus einem geglaubten Spaß würde Arbeit werden. Jetzt blieb nur die Hoffnung, den Liebhaber eines Mannes zu spielen, der ansehnlich und angesehen zugleich war. Spontan fiel ihm die Vorstellung seines sogenannten Traummannes ein: Groß. Muskulös. Markantes Gesicht – also so ziemlich männlich. Aber so wie er sich kannte, würde er binnen einer Woche das Interesse verlieren und ihn aufschlitzen. So hatte er das immer gemacht und das würde sich in ferner Zukunft auch nicht ändern. „Wie fühlt Ihr Euch, Ito-sensei?“, fragte einer der Männer besorgt und half dem schlaftrunkenen Mann auf die Beine. Theatralisch fasste er sich an die Stirn. Sein Kopf pochte, der Körper schmerzte. „Ich will schlafen… reserviert mir ein Zimmer.“ Ito stolperte über seine eigenen Füße und musste von einem anderen aufgefangen werden. Kichisaburo rollte mit den Augen. Hoffentlich war dieser Hijikata Toshizo nicht genauso peinlich. Er war nicht von hier, daher hatte er bezüglich Allgemeinwissen rundum Kyoto große Lücken. Die Shinsengumi also. Ob er, ein blutrünstiger Killer, wirklich einen Gerechtigkeitsfanatiker spielen konnte? Und wenn nicht, dann war das nicht sein Problem. Kapitel 3: drei --------------- Er gähnte, wieder und wieder. Übermüdet machte er seinen nächsten, unüberlegten Zug beim Go-Spiel gegen Kondo. „Was ist heute nur los mit dir, Toshi? Das ist bereits das fünfte Spiel, das du verlierst.“ Der Kommandant platzierte den weißen Stein, der ihn zum Sieger dieser Runde erklärte. „Du solltest dich demnächst früher ins Bett legen.“ „Konzentrier dich lieber aufs Spiel, Katsu!“ Hijikata war definitiv ein schlechter Verlierer. Soji versuchte ein lautes Lachen zu unterdrücken. Stattdessen kicherte er leise vor sich hin, während er den, auf dem Schoß liegenden Saizo am Kopf kraulte. „Hör auf so verschlagen zu lachen! Es ist immerhin deine Schuld, dass ich kaum geschlafen habe.“ Dieses unersättliche Biest. Sie waren gestern Nacht zusammen baden gewesen. Und was war? Soji hatte neugierig und gierig zugleich seinen Körper berührt und irgendwann war der Vize kaum in der Lage gewesen, dies zu ignorieren. Daraufhin war es zu mehr gekommen und es hatte damit geendet, Soji zu erlauben, die Nacht bei ihm verbringen zu dürfen. Aber das war ein großer Fehler gewesen, denn der Truppenanführer hatte kaum die Finger von ihm gelassen. Heute Abend würde er ihn nicht in der Nähe seines Zimmers dulden, selbst wenn er ihn dafür auf Patrouille schicken musste. „Da du das so wahnsinnig lustig findest, wirst du heute Nacht ohne Wenn und Aber auf Patrouille gehen.“ „Wie gemein von Euch.“, sagte er beleidigt. Okita sah Kondo mit großen, hoffnungsschimmernden Augen an. „Das hat aber immer noch Kondo-san zu entscheiden, nicht wahr?“ Überfordert mit der jetzigen Situation lachte der Kommandant der Shinsengumi verlegen auf. Er war unfähig, trotz seiner über Hijikata stehenden Position, dessen Entscheidung für nichtig zu erklären. „Ja, wenn Toshi das sagt, dann wirst du das wohl machen müssen.“ „Das werde ich Euch nicht verzeihen, Hijikata-san.“, murmelte Soji pikiert und provozierte ihn, indem er wiederholt den Zeigefinger in seine Seite rammte. „Nerv nicht! Und hör endlich auf, dich so kindisch zu benehmen!“ Er zog hastig an seiner Pfeife. Manchmal war es ihm selbst ein Rätsel, warum er solch tiefe Gefühle für den Jüngeren hegte. Abrupt hielt Soji inne. Er hatte die wütende Stimme von Tetsunosuke gehört, der scheinbar von einem gewissen Jemand belästigt wurde. „Verdammt. Manchmal frage ich mich, wen ich mehr hassen soll: Ito oder Takeda.“ Hijikata war eigentlich dagegen gewesen, diesen Beamten zum Truppenanführer der fünften Einheit zu erklären. Er war unverschämt grausam zu seinen Untergebenen und vor ihnen, hauptsächlich Kondo und Hijikata, kuschte er wie ein verstörtes Tier. Aber viel schlimmer war die Tatsache, dass er eine Vorliebe für junge, hauptsächlich schön aussehende Männer zu haben schien. Allerdings war Ichimura in seinen Augen kein Schönling, zumindest im Vergleich zu dem Samurai, der wieder zu lachen begonnen hatte. „Ich mach das schon.“ Kichernd richtete er sich auf. Normalerweise hielt er sich nicht in Takedas Nähe auf, weil dieser ihn mehrmals interessiert und mit einem Hauch von Begierde angestarrt hatte. Seit dem Ikedaya-Vorfall hatte man ihn, Ichimura Tetsunosuke, zu einem vollwertigen Mitglied anerkannt, aber er war kein Truppenanführer wie dieser großgewachsene Mann. Seine Hände zitterten. Er war so kurz davor, auszuholen. Sein Rang war ihm völlig egal, so eine Demütigung musste niemand über sich ergehen lassen! Aber die angesammelte Wut und Anspannung fiel plötzlich von ihm ab und wurde durch pure Erleichterung ersetzt. „Okita-san!“ „Tetsu-kun!“, flötete der immer näher kommende Soji fröhlich. „Und Takeda…“ Seine Stimme hatte schlagartig einen düsteren, wenn nicht sogar drohenden Ton angenommen. „Hast du nichts Besseres zutun, als unter dir stehende Personen zu schikanieren? Zu belästigen?“ Takeda Kanryusai legte seine Stirn in Falten. Gegen Okita war er machtlos, nicht nur, weil er der Truppenanführer der ersten Einheit und womöglich der beste Schwertkämpfer der Shinsengumi war, nein, sondern wegen seiner starken Verbindung zu den beiden Obermännern Kondo und Hijikata. „Nichts dergleichen ist passiert. Ich habe ihn nur darauf hingewiesen, dass in diesem Bereich des Quartiers nicht gespielt wird. Wenn ihr beide mich entschuldigt. Meine Schicht beginnt.“ Sie hielten sich mit jeglicher Bemerkung zurück. Sollte er doch gehen… Herzhaft fing Soji mit Tränen in den Augen an zu lachen. „So ein Verhalten dir gegenüber hätte ich nicht von ihm erwartet.“ Heisuke mochte den Rotschopf niedlich finden, aber Tetsunosuke fehlte jeglicher Reiz, den er an einem homosexuellen Mann wie Takeda ausüben konnte. Der andere hatte ein Auge eher auf hübsche, junge, einfach mädchenähnliche Männer geworfen. Am besten etwas Schüchternes, das sich nicht zu wehren wusste und Tetsu war das genaue Gegenteil von dem, was der Beamte in seinem Bett wiederfinden wollte. „So etwas sollte mit Seppuku bestraft werden.“, scherzte der Jüngere. Die grobe, aber dennoch besitzergreifende Art, mit der er seinen Arm gepackt und ihn zu sich gezogen hatte, hatte ihn weniger als seine Überheblichkeit gestört. „Wie auch immer, ein zweites Mal wird das nicht passieren.“ Zumindest würde Takeda es kein zweites Mal bei ein und derselben Person versuchen, solange diese ein Mitglied der Shinsengumi war. „Und wir legen uns schlafen, nicht wahr, Saizo?“ Das Schwein grunzte zur Bestätigung. Soji gähnte demonstrativ. Unausgeschlafen sollte er keinen nächtlichen Rundgang machen. Das könnte nicht nur peinlich, sondern auch gefährlich werden. Aber er hatte in der letzten Nacht mit einem komplett freien Tag gerechnet, sonst wäre er gar nicht erst auf die Idee gekommen, Toshizo mehrmals zu verführen. Tetsunosuke und er nahmen voneinander Abschied. Seit Hijikatas spontaner, und seiner Meinung nach ungerechter Entscheidung, fühlte sich der Samurai müder denn je. Er schlenderte in Richtung Zimmer und wurde seltsamerweise von Ito Kashitaro an der Tür abgefangen. Er lächelte süffisant und versuchte seinen, durch die gestrige Trinkerei entstandenen Kater zu verbergen. „Okita! Kann ich dich um einen Gefallen bitten?“ Seltsam. Normalerweise waren sie sich stets aus dem Weg gegangen. Soji konnte sich nicht einmal an ein Gespräch unter vier Augen erinnern. „Es kommt auf den Gefallen an, Ito-san.“ Beschämt wegen dieser unhöfflichen, unüberlegten Aussage fügte er hinzu: „Aber ich werde mein Bestes geben.“ „Ich möchte einen wichtigen Bekannten besuchen. Würdest du mich heute Nacht begleiten?“ Er neigte den Kopf zur Seite. Wieso er? Sie waren nicht eng miteinander befreundet, es herrschte zwischen ihnen keinerlei Vertrauten und dennoch… verfolgte er ein bestimmtes Ziel? Wäre es nicht sinnvoller gewesen, Todo Heisuke zu fragen? „Ah, skeptisch, wie ich sehe. Also ehrlich gesagt will ich Eindruck schinden und das geht nur, wenn ich von meisterhaften, aber auch schönen Kriegern umgeben bin.“ Soji errötete. So etwas aus Itos Mund zu hören war verwirrend. Obwohl Heisuke bereits angedeutet hatte, dass der Sonno-Joi-Anhänger manchmal eine Ausnahme bei Jüngeren machte – allerdings hatte Okita sich zu dem Zeitpunkt eher mit der Frage beschäftigt, ob Heisuke aus Erfahrung sprach. „Uhm…“, stammelte er unsicher. „Ich würde Euch gerne begleiten, aber ich muss heute Abend auf Patrouille gehen.“ Die Unlust schwang in seiner Stimme mit. Ito zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Heute auch? Aber kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, klatschte er vergnügt in die Hände. „Dann werde ich Kondo-san um Erlaubnis bitten.“ Er zögerte. Das Ganze wirkte verdächtig, es schrie geradezu nach einer Falle. Vielleicht konnte er etwas Nützliches an Informationen für Toshizo in Erfahrung bringen. „Ja, es würde mich freuen.“ „Sehr gut. Am besten du lässt das Haar offen, das betont dein schönes Gesicht.“ Sanft streichelte er eine Haarsträhne von Okita beiseite, die ihm widerspenstig im Gesicht hing. Erneut errötete der Truppenanführer der ersten Einheit, scheinbar hatte er mit Komplimenten seinerseits nicht gerechnet. Aber aus der Nähe betrachtet war Okita Soji ein wirklich schöner Mann, den Ito gerne bei der Goryo Eji gehabt hätte. Aber so einer würde sich ihm nicht anschließen, noch nicht. Es war also alles eine Frage der Zeit. Kapitel 4: vier --------------- Seine Einheit war gekränkt und gedemütigt bis in die Knochen. Heute schien Takeda besonders schlecht gelaunt zu sein. Sechs Stunden. Sechs ganze Stunden hatte sie es ausgehalten, er hatte sie alle zurechtgewiesen und Fehler aufgezählt, wo keine waren. Ja, die fünfte Einheit der Shinsengumi hasste ihren Anführer. „Schichtwechsel.“, merkte der großgewachsene Mann an, als wenn seine Männer jegliches Zeitgefühl verloren hätten. „Geht zurück, ich bleibe in der Stadt.“ Sein Blick fiel auf einen schönen, jungen Mann, jemand, den er bereits kannte. Nur dieser hatte von Takedas Anwesenheit noch keine Kenntnis genommen und bog in eine Seitengasse ein. Es war eine Abkürzung. Aber wenn er gewusst hätte, was aufgrund seiner, durch die Hektik angetriebene Entscheidung passieren würde, dann hätte er eine Verspätung in Kauf genommen. Schritte. Kaum hatte er sie gehört, wurde der junge Mann am Arm gepackt, herumgewirbelt und gegen die kalte Hauswand gedrückt. „So sehen wir uns endlich wieder.“, flüsterte Takeda ihm ins Ohr. „Lasst mich los!“ Ein barscher, respektloser Ton. Aber dieser überhebliche Mann hatte es nicht anders verdient. Dennoch verspürte er immense Angst, die ihn erzittern ließ. Er wiederholte seine Worte, dieses Mal flehend. „Vergiss es, du schuldest mir was. Hast du das etwa vergessen?“ „Ich denk nicht dran, Ihr macht mir keine Angst!“ Verzweifelt versuchte er sich aus seinem groben Griff zu befreien. Er schickte ein Stoßgebet in Richtung Himmel und stellte glücklich fest, dass jemand seinen Hilferuf vernommen hatte. Ein gutaussehender Mann trat an sie heran, das lange, natürliche Haar kokett nach hinten werfend. „Willst du dir nicht jemand in deinem Alter suchen?“, fragte er herausfordernd, fast, als würde er sich selbst anbieten wollen. Takeda verzog das Gesicht zu einer hässlichen Grimasse. Das hatte ihm gerade noch gefehlt… der Truppenanführer der ersten Einheit war scheinbar in der Stimmung, ihm eine Predigt über angemessenes Verhalten zu geben. Schweigend löste er sich von dem Jungen. Er ignorierte das Verschwinden, seine Augen waren auf das schöne Gesicht von Okita gerichtet. „Spionierst du mir etwa nach?“ „Wer weiß.“ Kichernd kam er einen Schritt näher. „Und wenn es so wäre? Macht es dich etwa an?“ So nah wie jetzt hatte er noch nie vor Takeda gestanden. Vergnügt nestelte er am Hosenbund seines Hakama herum. „In gewisser Weise schon.“ Wie gebannt verfolgte er die Bewegung des anderen skeptisch. Versuchte da tatsächlich der Truppenanführer der ersten Einheit ihn zu verführen? Der musste schon am frühen Morgen betrunken sein. Takeda fand die Shinsengumi abstoßend, ekelhaft mit ihrer Schwert und Speer-Moral. Sie würde unterliegen, irgendwann. Doch jetzt bereitete es ihm sichtlich Vergnügen, Soji zu beobachten, wie er auf dem Boden kniete. Der Samurai lächelte süffisant. „Das trifft sich gut, mich ebenfalls.“ Bei einem Samurai, der sexuelle Erfahrungen nur mit Männern sammelte, hatte Kichisaburo wesentlich mehr erwartet. Er seufzte enttäuscht und klopfte sich den Dreck von der Kleidung ab. Schmunzelnd betrachtete er das zufriedene Gesicht seines Gegenübers. Kommentarlos würde er die Sache nicht einfach so stehen lassen können. „So langsam wundert es mich nicht, warum du dich hauptsächlich auf unerfahrene, junge Männer konzentrierst… bei deiner Ausdauer… streng dich beim nächsten Mal mehr an.“ Der Auftragsmörder lächelte arrogant und beobachtete mit Genuss, wie sich das Gesicht von Takeda zornesrot färbte. Er bot ihm keinerlei Gelegenheit, sich gegen diese Behauptung zu wehren. Schnell hatte er sich aus dem Staub gemacht, das würde die Wut des anderen nur anheizen. Der Truppenanführer ballte die Hände zu Fäusten. Beinahe hätte er die Beherrschung verloren und ihm ins Gesicht geschlagen. Dafür sollte er bluten! Nicht wortwörtlich, aber er würde ihn ebenfalls demütigen, aber vor der gesamten Mannschaft, vor Kondo und besonders vor Hijikata. Zumal er dafür nicht einmal lügen musste… Tatsunosuke machte sich viel zu viele Gedanken. Aber wieso musste sich sein jüngerer Bruder auch mit einem Truppenanführer streiten? Wenn er sich doch wenigstens bei ihm entschuldigt hätte! Seufzend und in Erinnerungen schwelgend malte er auf einem Notizblatt einen Revolver, weil er ständig an das Treffen mit Sakamoto Ryoma zurückdachte. Er konnte sich einfach nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Das Leben als Buchhalter war besonders dann anstrengend, wenn sich der eigene Bruder ständig in Gefahr begab und man in seinen Fähigkeiten eingeschränkt war, um diesem notfalls aus der Klemme zu helfen. Der Braunschopf bemerkte nicht, wie die Tür aufglitt, ein großgewachsener Mann den Raum betrat und unauffällig über seine Schulter, auf das Gemalte, blickte. „Du interessierst dich für Schusswaffen?“, fragte Takeda amüsiert, weil sie sich in dieser Hinsicht ähneln würden. Tatsunosuke fuhr erschrocken herum, ihm wäre beinahe das Herz stehen geblieben. „Takeda-san!“ Bei diesem Mann wollte er sich entschuldigen, aber erstmal musste er sich von seinem Schreck erholen. Schwer atmend griff er sich an die Brust. „Verzeiht, ich habe Euch nicht gehört.“ „Nein, ich hätte anklopfen sollen.“ Ein falsches Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Ich muss mit dir sprechen, es geht um deinen Bruder.“ Der Braunschopf richtete sich wütend auf. „Was hat er jetzt schon wieder angestellt?! Wie oft muss ich ihm noch sagen, dass er sich zu benehmen hat?!“ Es war immer die gleiche Leier: Überall, wo es Ärger gab, war Tetsunosuke nicht weit. Takeda rollte mit den Augen, dieser junge Mann machte sich ständig und grundlos Sorgen. Früher oder später würde sein Bruder ihn noch ins Grab bringen, dafür legte er sogar die Hand ins Feuer. „Nein, nein. Er hat nichts gemacht. Im Gegenteil: Ich will mich bei ihm entschuldigen. Scheinbar hat er mich vorhin missverstanden...“ Der Buchhalter legte den Kopf schief. Dieser Gefühlswechsel bei Takeda war ihm fremd, er hatte von diesem Mann nichts Gutes gehört, besonders das Gerücht über seine Homosexualität zog seine Kreise. „Aber ich finde ihn nicht. Kannst du das für mich übernehmen? Okita und ich haben uns bereits versöhnt, auf eine recht angenehme Weise, wenn du verstehst, was ich meine.“ Er sprach das Letzte so anzüglich und zweideutig aus, dass niemand das falsch deuten konnte. Niemand, außer Tatsunosuke, der ein merkwürdiges, wenn nicht sogar asexuelles Verhalten zum Thema Liebe an den Tag legte. „Gut, ich werde es ihm ausrichten.“ Er lächelte knapp und fühlte einen gewissen Ansporn. Wortlos wandte sich der Truppenführer von ihm ab und musste ein Lächeln unterdrücken, als er den entsetzten Hijikata in der Tür stehen sah. Er hatte es also gehört, so war es zwar nicht geplant gewesen, aber diese Wendung schien vielversprechend lustig zu werden. Takeda verbeugte sich zur Begrüßung. „Hijikata-san.“, sagte er recht freundlich und ging an ihm vorbei. Diese zweideutige Bemerkung machte ihn rasend. Hätte er Takedas Aussage ein wenig früher verarbeitet, dann hätte er den Truppenanführer vor Tatsunosukes Augen verprügelt. So eine unverschämte Lüge sollte nicht unbestraft bleiben! Anderseits… warum sollte Takeda lügen? Er hatte nie etwas grundlos getan, besonders dann nicht, wenn er sich damit in eine sehr ungünstige, gar tödliche Lage brachte. „Hijikata-san!“ Tatsunosuke wedelte mit einem Stück Papier herum. „Ich habe die Rechnung an das Yamatoya-Stoffgeschäft fertig gestellt.“ Der Vize blickte ihn an. Verständnislos. Ehrlich gesagt war er mit seinen Gedanken ganz woanders. Egal was er gesagt hatte, er wollte sein Gefühlsleben nicht offen darlegen, nicht einmal vor Ichimura, auch wenn dieser schweigen konnte wie ein Grab – obwohl es vielmehr eine Vorsichtsmaßnahme war, nichts Falsches zu sagen. „Ist gut, danke.“ Er fasste sich an den Kopf, er musste mit Soji sprechen. Dieses Unwissen trieb ihn regelrecht in den Wahnsinn. Toshizo ging schnellen Schrittes aus dem Zimmer. Die Suche quälte ihn, warum war er ihm gegenüber so misstrauisch? Nein, er vertraute ihm. Er wollte nur aus seinem Mund hören, dass zwischen Takeda und ihm nichts geschehen war – und dann würde er diesen verlogenen Mann einen Kopf kürzer machen. Nachdem er einige Orte überprüft hatte, atmete er erleichtert auf, als er das vertraute Lachen aus einiger Entfernung hörte. Unbewusst beschleunigte er seine Schritte. Er sah seinen verhassten Feind, ausgerechnet neben Soji! „Ah, Hijikata-san.“, flötete Ito amüsiert. Okita wirbelte bei dieser Feststellung herum und lächelte breit. „Hijikata-san! Habt Ihr mich etwa vermisst?“ Aber sein fröhlich schauendes Gesicht nahm einen fragenden Zug an, als sich Hijikata stillschweigend abwandte und in die Richtung eilte, aus der er gekommen war. „Hijikata-san?“ Kapitel 5: fünf --------------- „Fröhliches Lachen… Die vertraute Stimme spricht… Trauer überkommt.“ Leise flüsternd wiederholte er das kurze Haiku-Gedicht. Es war zwar kein Meisterwerk, aber Hijikata fehlte es an Konzentration. Zu oft dachte er an das Geschehene zurück. Soji und Ito. Wieso hatte er so maßlos übertrieben? Eifersucht passte nicht zu ihm. Außerdem war sie unbegründet, denn Soji würde in seinem kränklichen Zustand keine Gedanken an Affären verschwenden. Es sei denn… er verdrängte es lieber. Noch ein Zug. Er inhalierte den Rauch mit vollem Genuss. Den restlichen Tag hatte er mit Haiku schreiben und Rauchen verbracht. Zudem war er endlich zu der Entscheidung gekommen, Okita beim Rundgang zu begleiten. Unter vier Augen würde sich das Missverständnis besser klären lassen, abseits von Störfaktoren wie Takeda und Ito. Toshizo legte sich die schwarzweiße Shinsengumi-Uniform an und mit der Pfeife im Mundwinkel trat er aus seinem Zimmer. Der Qualm entwich und Hijikata sog die klare Abendluft ein. Die Suche nach Soji war von kurzer Dauer, dieser wartete ungeduldig am Haupttor. Seine Männer rückten an, die ihn während der Patrouille begleiten und unterstützen sollten. Damit musste er leben, er würde sie nach beendeter Mission zurück ins Quartier schicken lassen. „Soji!“ Erst jetzt schien der Jüngere ihn zu bemerken, das Aufblitzen in seinen Augen war schwach zu erkennen. „Hijikata-san.“, wisperte dieser leise. „Ich begleite dich, wir müssen reden.“ Er wandte sich demonstrativ ab. Die Männer schickte er mit einem Wink an, ihm zu folgen, was sie ohne zu zögern taten. Er war beleidigt, ohne Frage. Aber das war auch kein Wunder gewesen, er hatte aus persönlichen Motiven gehandelt und ihm eine lächerliche Strafe auferlegt. Sobald sie unter sich waren, würde er sich entschuldigen und Wiedergutmachung leisten. So schweigsam wie heute war Soji schon lange nicht mehr gewesen… und irgendwie schien diese Verschwiegenheit auf ihn abzufärben, denn der Vizekommandant sprach kein einziges Wort, erst, als sich die Truppe von ihnen verabschiedete. „Was ist heute los mit dir, Soji?“, wollte der schwarzhaarige Mann wissen, bevor er die etwas unangenehmere Frage stellen würde. „Es ist nichts.“ Der Truppenführer sah in seine Richtung. „Ihr macht Euch zu viele Gedanken.“ „Wenn du meinst. Egal. Anderes Thema. Takeda hat vorhin behauptet, sich mit dir auf angenehme Art versöhnt zu haben. Kannst du mir sagen, auf was für eine Art ihr euch bitteschön versöhnt habt?“ Der letzte Satz klang wie ein Vorwurf, das stellte er leider zu spät fest. „Auf angenehme Weise eben. Was versteht Ihr darunter nicht? Wir haben uns ein wenig amüsiert, kaum der Rede wert.“ Er kicherte vergnügt. Es machte doch tatsächlich Spaß, ihn damit zu necken. Kichisaburo liebte es, Männer um den Verstand zu bringen – egal wie. „Sag, dass das nicht wahr ist!“, befahl er in einem barschen Ton und widerstand dem Drang, den falschen Soji anzuschreien. „Dann müsste ich wohl oder übel lügen.“ Der als Okita getarnte Killer wirbelte herum, mehrere Schritte kamen in ihre Richtung. Feindliche Ronin. „Wen haben wir denn da? Ich habe noch nie eine Frau bei der Polizei gesehen.“, sagte einer der Männer vergnügt und betrachtete Okita fasziniert, aber mit einem Hauch von Spott. Entweder sie waren lebensmüde oder unwissend, nicht verstehend, dass sie zwei Mitglieder der Shinsengumi beleidigten. Aber Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Gerade, als Hijikata ihnen drohend zu verstehen geben wollte, dass er sie festnehmen und sie dem Aizu-Clan übergeben würde, zog Kichisaburo mit einer geschickten Bewegung das Schwert. Sein erster Hieb schnitt dem spottenden Mann eine tödliche Wunde quer über den Oberkörper auf. Blut spritzte übertrieben und kaum war der Unglückliche leblos in sich zusammengefallen, entledigte sich der falsche Soji zwei weiteren Feinden. Sie schrien gepeinigt auf und fielen blutüberströmt zu Boden. „Soji? Bist du noch ganz dicht?!“ Es war unnötig gewesen, die Ronin hatten nicht einmal die Schwerter gezogen. Nach der Darbietung erkannte man auch, dass sie für die beiden keine große Gefahr gewesen wären. Warum also hatte er nach dem Schwert gegriffen und sie qualvoll getötet? Kichisaburo drehte sich um, Blut klebte an seiner Kleidung. „Was ist los, Hijikata-san? Wart Ihr es nicht, der mich zu dem gemacht hat, was ich bin?“ Er schüttelte den Kopf und täuschte ein authentisches Husten vor. „Außerdem… warum sollte so ein mieses Pack leben dürfen, während ich an einer tödlichen Krankheit leide? Sagt mir, Hijikata-san, wo ist da die Gerechtigkeit?“ Wahrlich ein Albtraum. Eine andere Beschreibung gab es nicht. Das konnte unmöglich Soji sein, der zarte, sanftmütige Samurai, dem das Wohl anderer eher am Herzen lag als das eigene. Schlagartig dachte er an die verdrängten Worte zurück: Es sei denn Soji würde all das auskosten wollen, wozu er in einem Jahr nicht mehr imstande war. „Soji.“, flüsterte er leise, aber seine Stimme erreichte ihn nicht. Ein schlechtes Gewissen übermannte ihn. Okitas blutiges Antlitz erweckte Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen. Das mit Blut beschmierte, weinende Kind, das er tröstend in die Arme genommen hatte. „Dann nimm das Schwert! Übe mit dem Schwert. Und weine nie wieder vor uns! Und irgendwann wirst du stärker als jeder andere sein! Und dann werde ich dich brauchen!“, hatte er zu ihm gemeint. Gesagt, getan. Okita hatte sich zu einem fabelhaften, geschickten Schwertkämpfer entwickelt. Doch wusste er mit dieser enormen Kraft nicht umzugehen. Unkontrolliert verletzte er Menschen, ungewollt. Er bereute es jedes Mal zutiefst. Und es war alles seine Schuld… alles. „Wir gehen zurück ins Hauptquartier, ich muss mit Kondo sprechen.“ Er duldete keinen Widerspruch. Soji schien nicht einmal Reue zu zeigen. Ein letzter flüchtiger Blick auf die tot liegenden Personen. Der Aizu-Clan würde sie finden und sich ihrer entledigen. Ihre Arbeit war somit getan. Schmunzelnd beobachtete Kichisaburo, wie sich der andere abwandte und schweigend davonging. Hattori hatte ihm sämtliche, glaubwürdige Informationen zusammengekratzt und so verzweifelt wie Hijikata geschaut hatte, schien er seine Rolle überzeugend zu spielen. Er trottete hinterher, dabei die Kehrseite des Vizekommandanten betrachtend. Wie männlich und gutaussehend er doch war! Am liebsten hätte er das Bett mit ihm geteilt, aber die Chance hatte er sich mit diesem Auftritt genommen. Außerdem war das Risiko zu hoch: Sicherlich würde er den Unterschied aus der Nähe betrachtet merken. Leider… Es war so unbeschreiblich langweilig gewesen und darüber hinaus auch noch sinnlos. Diesen Mann, den Ito unbedingt beeindrucken wollte, hatte Okita nicht einmal gekannt. Irgendein Goshi Soundso, ein ziemlich unbedeutender Mann eben. Wenigstens hatte sich Ito amüsiert, Unmengen an Sake getrunken und sich an der Anwesendheit seiner Männer ergötzt. Nun torkelte er betrunken die Hauptstraße entlang, summte fröhlich ein Lied und wurde mehrmals von seinem braunhaarigen Begleiter aufgefangen. Aber Hattori schien es nicht zu stören, im Gegenteil. Er genoss die Nähe seines Meisters, dessen Fröhlichkeit ansteckend sein musste. Nur Okita war von der Gesamtsituation genervt. „Huch?“ Ito schwang die Laterne, da drüben lichtete er einen kleinen Aufruhr. Mehrere Männer des Aizu-Clans umkreisten einen kleinen Berg Leichen. Kaum hatte Okita das grausame Bild eines wahnsinnig gewordenen Mörders ins Visier genommen, eilte er mit zusammengepressten Zähnen zu ihnen herüber. „Was ist geschehen?“, fragte er und erntete fragende Gesichter. Sie brauchten einen kurzen Augenblick, ehe sie Okita Soji erkannten und wehleidige, dennoch erleichterte Züge zeigten. „Ausländer. Die Shinsengumi hat sie erledigt, kein Grund zur Sorge, Okita-san.“ „Die Shinsengumi?“ Er betrachtete die kalten Körper der Ronin. Es war kein Kampf gewesen, die Schwerter steckten im Futteral. Außerdem war das Schnittmuster eigenartig. Jemand hatte akribisch versucht, mit einem senkrecht angelegten Hieb zu töten. Aber die Wunden waren horizontal, Ninja und Attentäter legten so das Schwert beim Kämpfen an. Da hatte wohl ein Killer Samurai spielen wollen. „Es ist spät, Okita. Wenn wir weiterhin hier stehen bleiben, dann sind wir bald genauso kalt wie diese Leichen.“ Hattori lächelte herzlos. „Da scheint wohl jemand sein wahres Wesen gezeigt zu haben, hi hi.“ Kapitel 6: sechs ---------------- Hijikata verdankte der Müdigkeit am Vorabend, dass er in dieser Nacht ein bisschen Schlaf nachgeholt hatte – trotz der Albträume. Obwohl er ein leidenschaftlicher Langschläfer war, stand er ungewohnt früh auf. Er wollte sich nicht von Okita wecken lassen, seit der gestrigen Aktion hatte er ihm nicht einmal mehr in die Augen gesehen. Aber an seiner Planung hielt er fest, die gleichzeitig sein zweiter Grund zum Wachwerden gewesen war. Wie Kondo wohl reagieren würde? Er konnte es sich bereits denken… „Hijikata-san? Schlafen wir etwa noch?“ Der Vize blickte zur Tür, er widerstand dem Drang zu antworten. Am Ende würde er nur schwach werden und sein Plan würde wie ein Kartenhaus zusammenstürzen. Soji seufzte hörbar. „Dabei muss ich mit Ihnen sprechen…“ Er kam nicht rein. Warum nicht? Hatte er wegen seiner blutigen Tat ein schlechtes Gewissen? Hijikata verstand ihn nicht, er schien zu einem anderen Menschen zu werden und das wollte er am liebsten verhindern. Er wollte einen Soji in Erinnerung behalten, der fröhlich und liebevoll war, und nicht einen blutrünstigen, perversen Killer. „Komm rein, auch ich muss mit dir sprechen.“ Langsam schob er die Türe auseinander, Sonnenlicht drang ins Innere. „Worüber?“ Er wusste es nicht in Worte zu fassen, Soji würde sicherlich aufbrausend, wenn nicht sogar verletzt reagieren. Und das wollte er ihm nicht antun, selbst nach dieser Anhäufung von Enttäuschungen an einem einzigen Tag. Um sich eine gewisse Natürlichkeit anzueignen, fing er mit dem Rauchen an. „Du wirst die Shinsengumi verlassen. In einer Woche, vielleicht auch in zwei, sofern Rintaro bereit ist, dich zu sich zu holen. Ansonsten kommst du ins Krankenhaus.“ Soji starrte ihn mit weitaufgerissenen Augen an. „Wie war das?“, wollte er wissen, obwohl er die Aussage deutlich gehört, aber noch nicht ganz verarbeitet hatte. „Ich soll hier weg? Warum?“ „Weil du krank bist und die Gesundheit der Mannschaft aufs Spiel setzt.“ Ruhig. Er versuchte Ruhe zu bewahren. Am liebsten hätte er ihn an sich gedrückt, überredet, diese Dummheiten von gestern zu unterlassen und dann hoch und heilig versprochen, ihn hier zu behalten. Aber es war nicht so einfach, er musste rational, nicht emotional handeln. Und in diesem Zustand war Soji eine Gefahr für alle – zumal er der Stärkste war und notfalls seine Wut bezüglich seiner Krankheit an andere auslassen konnte. So weit durfte es nicht kommen, selbst wenn er dafür einen geliebten Menschen wegschicken musste, letztendlich sagte ihm sein Kopf, dass es für alle das Beste sein würde. „Mir geht es gut! Ich kann kämpfen! Außerdem mache ich alles, was der Arzt sagt!“, behauptete der Truppenanführer verzweifelt. Selbst wenn seine Erkrankung das Endstadium erreicht hätte, würde dieser lieber hinter den beiden her kriechen, als sich ans Krankenbett fesseln zu lassen. Soviel war sicher. Hijikata runzelte die Stirn. „Nein, du wirst gehen, egal was du sagst. In zwei Wochen. Das ist mein letztes Wort, geh jetzt.“ „Und was sagt Kondo-san? Ich glaube nicht, dass er Euch das befohlen hat!“ „Hat er auch nicht, Soji, aber lass es lieber gleich bleiben. Du wirst ohne Wenn und Aber gehen!“ Er trat einen Schritt zurück, das Gesicht zeigte sich traurig, verständnislos, einfach mitleiderregend. „Wenn das Euer Wunsch ist, Hijikata-san… dann werde ich mich diesem wohl beugen müssen.“ Sein Haupt senkend ging er rücklings aus dem Zimmer, er schob die Türen zusammen. Dunkelheit hieß den Menschen willkommen, der als Teufel bekannt war… zu Recht. Die Hände ins Gesicht drückend lehnte er gegen die Wand. Wie gern hätte er in diesem Augenblick geweint, laut und jämmerlich wie ein kleines Kind – aber das hatte damals ja versprechen müssen, nie wieder zu heulen. Und wofür? Jetzt hatte er das Schwert umsonst ergriffen, niemand brauchte ihn. Soji war nur eine Last oder wie Hijikata sagte, er war für sie alle eine Gefahr. „Du solltest dich nicht so zeigen, wenn dich jemand sehen kann.“, hörte er die düstere, fast schon fremdartige Stimme von Saito Hajime sagen, der scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war. Er ließ die Hände enttäuscht sinken, die Tränen hatte er rechtzeitig bezwingen können. „Mag sein, aber in zwei Wochen kann es mir egal sein, wenn man mich beim Heulen erwischt hat.“ Saito verzog keine Miene, mit verschränkten Armen stand er an der Wand gelehnt und schaute in die Ferne. „Lass uns das woanders klären.“ „Meinst du? Immerhin bist du ein Verräter.“, sagte Okita leicht grinsend. Denn der andere hatte sich Ito und seinen Männer angeschlossen, um die wahren Absichten des Dojo-Besitzers zu ergründen. „Ja, aber ich würde dich ja nicht fragen, wenn ich mir dabei nichts gedacht hätte. Ito wollte ein Gespräch zwischen uns.“ Er ging ein gutes Stück von der Behausung weg und wartete nicht, dass Soji ihm folgen würde – er wusste es auch so. Der Erkrankte folgte ihm schnellen Schrittes, sie führten ihr Gespräch außerhalb fort. „Was will er von mir?“ „Du sollst dich ihm anschließen. Scheinbar hat er bereits damit gerechnet, dass du die Shinsengumi verlassen wirst.“ Seufzend fuhr er sich durchs Haar. Hatte er mit Kondo gesprochen? Immerhin war doch dieser gestern Abend bei ihm gewesen, um Soji von der Nachtpatrouille zu befreien. Anderseits… Hijikata hatte gesagt, dass der andere nichts von seinen Plänen wusste. Alles war so verdammt kompliziert. Tatsächlich schien er dieses Angebot in Erwägung zu ziehen, das wäre zumindest besser als krank im Bett zu liegen. „Denk darüber nicht nach, du wirst es bereuen.“ „Was soll ich denn machen?“, fragte Soji verzweifelt. „Sie schicken mich weg, wegen meiner Krankheit. Wie lange habe ich denn noch zu leben? Ein Jahr? Vielleicht weniger… und soll ich die letzten Tage allein verbringen? Warum soll ich etwas hinauszögern, was sich ohnehin nicht verhindern lässt. Solange möchte ich die Zeit nutzen und am besten so, dass ich nichts bereuen muss.“ Es tat gut, sich das von der Seele zu reden, vor allem weil Saito wusste, dass er sich nur zusammenriss, weil Hijikata bereits zwei geliebte Menschen verloren hatte, die ebenfalls an Tuberkulose erkrankt waren. „Ich bin eine Gefahr… eine Last. Nichts weiter… es wäre vielleicht besser, zu gehen.“ „Was redest du da? Denkst du wirklich, das ist der Grund? Ich glaube Hijikata-san ist es herzlich egal, wie ansteckend diese Krankheit ist… und ich denke das hat er dir in manchen Nächten bereits bewiesen.“ Er schmunzelte, weil sein Gegenüber rot angelaufen war. „Er hätte dich bereits weggeschickt, also muss etwas anderes der Grund sein, fragt sich nur was.“ Wie aus heiterem Himmel war Okita plötzlich eingefallen, warum er überhaupt das Zimmer des Vizen gesucht hatte. Er wollte über seine gestrige Entdeckung sprechen, das sollte sofort gemeldet werden. Aber stand es ihm noch zu, wie ein Shinsengumi zu handeln? Hijikata hatte von zwei Wochen gesprochen, solange würde er sich nützlich machen und zeigen, dass es kein Grund gab, an seiner Stärke zu zweifeln. „Sag Ito, dass ich nicht interessiert bin, aber bedank dich in meinem Namen.“ „Ist das dein Ernst?“, fragte Kondo ungläubig und zum Glück hatte er keines seiner seltsamen Kunststücke versucht, andernfalls wäre das nach hinten losgegangen. „Ja, es ist das Beste für die Shinsengumi.“ Seufzend legte der Kommandeur die Stirn in Falten. „Sicher? Soji ist ein herausragender Schwertkämpfer und so wie ich ihn kenne, wird er sich mit Händen und Füßen dagegen wehren.“ „Zu spät.“, sagte Hijikata schmunzelnd. „Ich habe Rintaro bereits einen Brief geschrieben.“ Er hatte tatsächlich an alles gedacht. Manchmal machte er es ihm unmöglich, Einwände zu erheben – da spielte es absolut keine Rolle, dass eigentlich er der Kommandant der Shinsengumi war. Was wohl Yamanami gesagt hätte, wenn dieser noch am Leben wäre? Wahrscheinlich wäre er genauso machtlos gewesen. „Das ist Wahnsinn, Toshi. Wir kennen Soji seit Jahren und du willst ihn einfach so wegschicken?“ Der Langhaarige richtete sich auf, er hatte seine Entscheidung getroffen. „Glaub mir, ich bin der letzte Mensch, der ihn loswerden will. Der Arzt wird mir sicherlich zustimmen, außerdem ist es doch schön, wenn er seine letzten Tage bei Mitsu anstatt auf dem Feld verbringen wird.“ „Du sprichst von einem Samurai… was gibt es Schöneres, als in einem Krieg wie ein Held zu sterben?“ Er blieb an der Tür stehen, dachte schweigend über seine Aussage nach. Erwidern konnte er nichts, denn ihm wurde wieder bewusst, dass er nur ein, von Matsudaira adoptierter Samurai war. Der Bauer in ihm schien wieder zum Vorschein zu kommen. Kapitel 7: sieben ----------------- Mehrmals hatte Soji ein Gespräch mit dem Vize aufgesucht, aber dieser war auf keinen seiner Versuche eingegangen. Hijikata zog sogar einen Auftrag in Erwägung, für den er das Hauptquartier der Shinsengumi hätte verlassen müssen. Tag für Tag stieg der Drang, all das für Wochen hinter sich zu lassen, aber er wollte seinem selbsternannten Feind Ito nicht in die Hände spielen. Außerdem brauchte Okita einen Aufpasser, in letzter Zeit ging er ständig und stundenlang auf Patrouille, obwohl der Arzt ihm Bettruhe verschrieben hatte. Wenigstens hatten sich jene Ereignisse nicht wiederholt. Sein Magen knurrte, obwohl er nicht erpicht darauf war, das von Shinpachi zubereitete Essen zu vertilgen. Seit Ayumus Tod waren es die Jungs selbst, die zu kochen hatten und das Küchenmädchen Hotaru, das heimlich in Soji verliebt zu sein schien, war keine besonders große Hilfe. Hijikata und Kondo nahmen das Essen gemeinsam ein, daher machte er sich auf den Weg zu dessen Zimmer. Er blieb abrupt stehen, schmunzelnd warf er einen Blick auf die Tür, wohinter schallendes Gelächter, aber dann ein kleiner Wutausbruch zu hören war. Vorsichtig trat er einen Schritt zurück. Jemand riss die Tür auf und ein vor Wut bebender Soji kam aus dem Gemeinschaftszimmer. „Idiot!“, fluchte er und ging, ohne den anderen überhaupt bemerkt zu haben, in die Richtung seines Zimmers. „Was ist hier los?“, fragte Hijikata erbost und trat ins Innere. Die Gesichter der Männer waren auf den Boden gesenkt, nur ein kleiner Teil tauschte fragende Blicke aus. „Also ehrlich gesagt…“, fing Tatsunosuke an, aber der finsterschauende Takeda ließ ihn inne halten. Der Anführer der fünften Einheit richtete sich auf und verbeugte sich vor dem anderen. „Okita-san scheint wohl einen schlechten Tag zu haben.“ Er eilte aus dem Zimmer, wenn Hijikata erst erfahren sollte, dass er den Streit angezettelt hatte, würde dieser sicherlich aus der Haut fahren. Und man nannte ihn nicht umsonst „Teufel“, allein nach den Gerüchten vor dem Ikedaya-Zwischenfall, wo er einen Mann namens Furutaka auf bestialische Weise gefoltert hatte, ging er diesem unberechenbaren Samurai lieber aus dem Weg. „So Ichimura, was hat Takeda zu ihm gesagt?“ Jetzt wo dieser unterwürfige Mistkerl das Weite gesucht hatte, würde dieser Ichimura nicht länger einschüchtern können. „Ehrlich gesagt… fragte er Okita-san nur, ob es Ärger im Paradies gäbe.“ Der Buchhalter senkte sein Haupt, da die anderen seiner Geste schon längst gefolgt waren, vermutete Hijikata, dass sie bereits das widerwärtige Gerücht zur Kenntnis genommen hatten. Dieser Takeda… eines Tages würde er für alles büßen. „Gut, aber macht euch darüber keine Gedanken, Soji ist einfach überarbeitet.“ Zumindest wusste der Großteil nicht, dass der Truppenanführer der ersten Einheit weggeschickt werden sollte, außer Kondo, Saito und ihm. Okita war so unnatürlich wütend. Wieso musste Takeda ihm auch so einen bescheuerten Spruch gegen den Kopf werfen? Sollte er sich doch um sein eigenes Leben kümmern! Hektisch legte er sich die Uniform der Shinsengumi an, band sein langes, natürliches Haar zusammen und gürtete das Katana, das er so oft und unkontrolliert gegen seine Feinde einsetzte. Er war so in Rage, dass er am liebsten ein Dutzend Ronin ins Jenseits geschickt hätte, aber Soji würde nicht wütend das Leben von Menschen zerstören, die noch nicht gegen das Gesetz verstoßen hatten. Er verließ das Gebäude, alleine. Da er nicht an der Reihe war, musste er nicht seine Einheit im Schlepptau hinterher trotten lassen. Außerdem brauchte er Zeit zum Nachdenken und dafür war ein Ort besonders gut geeignet: Die Sanjo Ohashi-Brücke. An dieser Stelle hatten sich sein Erzrivale und er geschworen, sich hier ein letztes, blutiges Duell zu liefern. „Und du lebst immer noch… und es ist meine Aufgabe, dich in die Hölle zu schicken, Hitokiri…“ Soji stützte sich am Geländer ab. Ja, es war ein Versprechen, was er unbedingt einlösen wollte, als Shinsengumi-Mitglied. Wenn er den Polizeitrupp erst einmal verlassen hatte, dann hätte er keinen Grund mehr gehabt, einen Tosa-Ronin zu töten. Enttäuscht ließ er den Kopf hängen, sein Schwager Rintaro würde demnächst Kyoto erreichen, vielleicht noch in dieser Nacht. Während er seinen Gedanken nachhing, bemerkte er nur am Rande die ihm ähnlich aussehende Person, die seelenruhig an ihm vorbei ging. „Wer war das…?“ Nachdenklich betrachtete er die Kehrseite des anderen, die Farbe des Haars und die Frisur waren identisch. Aber die Menschen aus dem Westen behaupteten ohnehin, dass die Japaner alle gleich aussehen würden… aber aus einem Impuls heraus musste er diesem Mann folgen, der wohlgemerkt auch die gleiche Größe hatte. Der Unbekannte betrat ein zwielichtiges Viertel, das von vielen Prostituierten und Bettlern als ihr Heim bezeichnet wurde. Es war schon dunkel und irgendwie kam sich Okita selbst wie ein Perverser vor, der in so einer Gegend einen Doppelgänger verfolgte. „Warte doch!“, rutschte es ihm raus und der Unbekannte drehte sich tatsächlich um. Soji wurde bleich, der andere schien sein genaues Ebenbild zu sein – nur dass er wesentlich arroganter und vor allem kaltherziger wirkte. „Soso, du musst also Okita Soji sein. Nett dich aus der Nähe betrachten zu können.“, spottete sein Doppelgänger. „Aber ich bin eindeutig der Schönere.“ Erschrocken wich er einen Schritt zurück, mit weit aufgerissenen Augen betrachtete er sein Gegenüber, wusste nichts auf seine unverschämte Bemerkung zu sagen. „Und wer bist du…? Was willst du von mir?“ „Mir bist du egal.“ Ruckartig ergriff er das Schwert und kam mit einem Sprint auf ihn zu. „Obwohl es mich langsam nervt, diese ach-so-tollen-Geschichten über dich zu hören!“ Mit einem senkrechten Hieb attackierte er und ihm entglitt ein leiser Fluch, als Okita erfolgreich zurückgewichen war. Kichisaburo hielt inne. Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Sobald du tot bist, werde ich gerne deinen Platz einnehmen und deinen heißgeliebten Hijikata trösten.“ „Mistkerl!“ Ruckartig zückte auch Soji das Schwert und parierte den nächsten Angriff mit Leichtigkeit. „Du bist also an allem Schuld!“ Der Shinsengumi wollte keine Bestätigung, sondern sich selbst zur Höchstform bringen, damit er spielerisch seinen Doppelgänger zur Strecke bringen konnte. Aber sein Körper schien anderer Meinung zu sein… ein Hustenanfall überkam ihn und er spürte, wie sein Hals sich mit Blut füllte. „Wie tragisch. Aber ich werde dich von deinem Leid erlösen.“, kicherte der Killer vergnügt und schlug ihm die Waffe aus der Hand, die in einem hohen Bogen durch die Luft sauste. Soji ging hustend in die Knie, mit einem Arm stützte er sich ab, während er mit dem anderen das aus dem Mund tretende Blut abfing. Er spürte einen Fuß am Rücken, der ihn gewaltsam auf den Boden drückte. Kichisaburo drehte seinen geschwächten Feind um und sah in das schmerzverzerrte Gesicht. „Leidest du? Oh, ich habe solch ein Mitleid mit dir, aber keine Sorge, ich befreie dich davon.“ „Toshi? Kommst du? Okita Rintaro ist hier.“, sagte die Stimme Kondos, die gedämpft hinter der Tür zu sprechen begonnen hatte. Hijikata wandte sich vom Fenster ab und trat an die Zimmertür. „Ja, ich werde Soji holen, ich werde ihm beim Packen helfen.“ Da dieser vorhin in das Zimmer gegangen war – und sich nicht zum Dienst gemeldet hatte – ging er felsenfest davon aus, diesen auch dort zu finden. Jedoch hieß ihn gähnende Leere willkommen. Saizo lag im Bett, vielleicht suchte Soji etwas zum Naschen und würde gleich wiederkommen. Daher entschloss er sich, zu warten. Nach nur wenigen Sekunden forderte aber etwas anderes seine Aufmerksamkeit, endlich hatte er sein Eigentum auf Sojis Schreibtisch entdeckt! Sein Haiku-Buch, das der Samurai so oft an sich gerissen und ihn damit durch halb Kyoto gehetzt hatte! Er nahm das Buch in beide Hände und fing während des Wartens zu lesen an. Das letzte Haiku, das nicht von ihm geschrieben wurde, bemerkte er sofort. „Lange, tiefe Qual... Langsam dem Tode neigend... Blut an meiner Hand.“ Soji hatte es geschrieben! Zuerst entfachte die Tatsache, dass der andere in seinem Buch gekritzelt hatte, in ihm eine immer größer werdende Wut. Aber dann, als er es ein zweites und dann drittes Mal gelesen hatte, überschlug ihn ein emotionaler Ausbruch. Sojis Gefühle und sein Leid waren so perfekt in diesen drei Zeilen dargestellt, dass Hijikata für einen Augenblick glaubte, selbst diese Pein zu spüren. Was hatte er sich nur dabei gedacht? War er so ein Schwächling und schaffte es nicht, Soji beizustehen? Hijikata empfand Hass und Abneigung. „Wo ist Soji, Hijikata-san?“ Rintaro stand an der Tür und nahm die Umgebung genauer in Augenschein. Er wollte schnell abreisen, daher wollte auch er beim Packen behilflich sein. Aber von dem Bruder seiner Frau fehlte jegliche Spur. Langsam machte sich Sorge in Toshizo breit, besonders als er das Fehlen von Sojis Schwert und Haori bemerkte. Kapitel 8: acht --------------- Seine Lunge hatte sich mit Blut gefüllt, er wollte husten, aber daran wurde er gewaltsam gehindert. Kichisaburo saß auf seiner Brust und presste seine Hände auf Sojis Mund. Er würde an seinem Blut ersticken! Anfänglich hatte sich der Shinsengumi gewehrt – Okita war sich sogar sicher, dass er ihm haushoch überlegen war -, aber nach nur wenigen Sekunden war sein Lebenswille gesunken. Warum die letzten Monate hinauszögern, wenn man diese nicht einmal bei den Menschen verbringen durfte, die man liebte? Obwohl er nicht an so einem erbärmlichen Tod sterben wollte… durch die Hand seines Doppelgängers. Amüsiert zückte der Killer mit einer schnellen Bewegung eine Wurfnadel, die bedrohlich im Mondlicht aufblitzte. „Vielleicht sollte ich dich am Leben lassen“, warf er nachdenklich ein, „und stattdessen zerschneide ich dir dein schönes Gesicht.“ Wie von einem, zur Besinnung bringenden Faustschlag getroffen, stieß Soji ihn mit aller Gewalt von sich runter. Töten war die eine Sache, aber er würde sich nicht von einer Kopie demütigen lassen! Er suchte sein Schwert auf und blockte rechtzeitig den, aus dem Hinterhalt kommenden Angriff ab. Das klirrende, ohrenbetäubende Geräusch von zwei aufeinander schlagenden Schwertern war zu hören. Soji wies nur die Hälfte seiner Kraft auf und dennoch war der Kampf nach wenigen Minuten entschieden: Kichisaburo war kein würdiger Gegner. Der Killer war zu Boden gegangen, hatte sich langsam und mit schmerzverzerrtem Gesicht aufgesetzt. Er hielt sich die blutende Brust. Die Wunde war weder tief noch lebensgefährlich, aber die Tatsache, eine auf Ewig sehende Narbe am Leib tragen zu müssen, entfachte Zorn in ihm. Kichisaburo stierte auf das Schwert, das Soji auf ihn gerichtet hatte. „Na los! Töte mich! Du kannst ja alles soviel besser!“ Auch wenn sein Leben keines war, das er anderen wünschte, so verlangte er nicht den Tod. Er wollte weiterleben, aber in Freiheit – zumindest das bisschen, was das Haus der Ewigen Nacht ihm gewährte – und nicht in einer Zelle, wo wollüstige, ungepflegte Männer ihre Gelüste an ihm auslassen würden. Dafür war er doch viel zu schön! Allein der Gedanke löste in ihm Übelkeit aus. „Nein, dann wäre ich kein Deut besser als du…“, sagte Soji leise. Sein Hals schmerzte, er sehnte sich nach Wasser, Tee, irgendwas Nasses zum Trinken. Er mochte nicht den metallischen Geschmack von Blut. „Der Aizu-Clan wird eine kleine, gemütliche Zelle für dich haben.“ Er brauchte ein Geständnis, der andere schien kein Mann zu sein, der aus Spaß ihn nachzuahmen versucht hatte. Nein, er wirkte regelrecht stolz auf sein Äußeres… jemand anders musste dahinterstecken und Soji konnte sich bereits denken, wer genau. Das Schwert zurücksteckend packte er ihn mit grober Gewalt am Arm. „Gut, lass uns gehen.“ Zufriedenheit. Erleichtert atmete er auf, damit würden sich die falschen Gerüchte endlich in Luft auflösen. Sie waren kaum zehn Schritte gegangen, da bemerkte Soji in der Ferne eine schemenhafte Person, die auf sie zugelaufen kam. Die Gangart erinnerte ihn an Hijikata. Ob er ihn suchte, weil der Samurai nichtssagend das Quartier verlassen hatte? Vielleicht war er sogar besorgt gewesen… zumindest wünschte es sich Soji vom ganzen Herzen und spürte kurzerhand einen Stich in der Brust. Sein Griff wurde lockerer, Kichisaburo konnte problemlos die Flucht ergreifen. Seine komplette Aufmerksamkeit war auf das dolchähnliche Messer gerichtet, das nur knapp sein Herz verfehlt hatte. Dennoch war die Wunde tief und würde ihm möglicherweise das Leben kosten. „Soji!“, hörte er die Stimme des Vizen rufen, schwach, unverständlich. Sein Bewusstsein verlor sich im Nichts, er ging orientierungslos in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war und sagte stark nach Luft holend: „Toshizo…“ Und dann fiel er auch vornüber, direkt in die Arme des anderen. Verzweifelt fing er ihn auf, die Kleidung von Soji färbte sich rot. Ein kurzes Messer steckte in seinem Oberkörper, jede Minute könnte seine letzte sein. Er dachte nicht an Vorwürfe, an Gerüchte, an irgendwas. Wichtig war jetzt nur, dass ein Arzt ihm rechtzeitig helfen konnte. Er hatte ein Arzt mitten in der Nacht wecken müssen und obwohl dieser ihm wenig Hoffnung machte, schüchterte er ihn gut genug ein, damit er nicht nur um das Leben von Soji kämpfte, sondern auch um das eigene. Tausend Bilder schossen ihm durch den Kopf. Er zählte all die Feinde auf, die einen Grund gehabt hätten, ihn so zuzurichten. Selbst wenn er denjenigen am liebsten in die Hölle geschickt hätte, war jetzt Sojis Überleben viel wichtiger. Nachdem der Arzt sein Bestes gegeben und Okitas Oberkörper ordentlich verbunden hatte, nahm der Vize die Hand des Jüngeren in seine. Sie war so kalt. „Bitte stirb mir nicht weg…“, flehte er. „Nicht jetzt… nicht so.“ Aber die Worte erreichten ihn nicht, er lag wie ein Toter dort. Zum Glück war Matsumoto vor Ort. Damit war Hijikata nicht gezwungen, Okita bei dem fremden Arzt zu lassen – nicht, dass er ohne ihn weggegangen wäre, aber einen schwerverletzten Mann wie ihn konnte er unmöglich in ein arztloses Quartier schicken, selbst wenn Yamazaki Susumu in solche Aufgaben demnächst eingeweiht werden sollte. Sie erreichten das Lager und seufzend legte er Soji in sein Zimmer. Kondo und Okita Rintaro kamen dazu, ihre Gesichter zeigten Traurigkeit – obwohl er beim Zweiten eher glaubte, dass er nicht so genau wusste, wie er Sojis Verletzung seiner Frau erklären sollte. „Wie konnte das passieren?“, fragte Kondo verzweifelt. Er sah nicht zu ihnen, sein Blick war hauptsächlich auf Sojis Gesicht gerichtet. Er war so unnatürlich blass. „Ich weiß es nicht…“ Sie nahmen sich die Zeit, die Tatsache zu verarbeiten, aber in Rintaro machte sich eine Ungeduld breit – kein Wunder, er musste zurück, immerhin führte er in Edo eine Polizeieinheit namens Shinchogumi an. Er wandte sich an Kondo und merkte leise an: „Ich glaube, Soji ist hier in guten Händen. In diesem Zustand kann ich ihn unmöglich mitnehmen… aber, wenn Ihr bei Eurer Entscheidung bleibt, werde ich noch einige Tage auf seine Genesung warten.“ Der Kommandeur schüttelte den Kopf. „Nein, nicht nötig. Wir werden ihn hier behalten, die Shinsengumi braucht ihn.“ Dieses Mal würde er sich von Hijikata nichts einreden lassen, selbst wenn dieser gute Gründe haben sollte. Sie verabschiedeten sich voneinander, Hijikata nahm davon keine Notiz, er schien regelrecht in eine andere Welt eingetaucht zu sein. Er nahm neben diesem Platz, aber auch dies schien er nicht zu bemerken. „Wir werden ihn hier behalten, egal, was du sagst. Sannan hätte genauso entschieden.“ „Ja… er wird hier bleiben.“, sagte er wie in Trance. Er war besorgt, weil Soji bislang kein Zeichen von sich gegeben hatte. Aber die Anwesenheit von Kondo machte ihm Mut, auch wenn er dies nicht so offen zeigte. Es erinnerte Hijikata an alte Zeiten, einmal hatte Soji als junges Kind krank im Bett gelegen, sich kaum gerührt, aber Kondo und er waren nicht von seiner Seite gewichen. Seufzend lehnte er sich an den anderen. „Sobald Soji aufwacht, werde ich mit dem Rauchen aufhören.“, sagte Hijikata nach einiger Zeit. Ob er damit die trübe Stimmung heben wollte? Hijikata war ein Kettenraucher, seine Lunge litt bereits darunter. Vermutlich war er zum Arzt gerannt und hatte festgestellt, dass ihm das Atmen schwerfiel. Kondo lachte leise. „Das wird Soji sicherlich freuen.“ Erneutes Schweigen. Ein Jeder achtete auf Soji, aber dieser rührte sich nicht. Seufzend stellte Kondo ihm die Frage, die ihm bereits seit Stunden auf der Zunge lag. „Was hättest du gemacht, wenn man Soji nicht verletzt hätte?“ Seit sie hier waren, hatte er für keine Sekunde das Gesicht von Soji abgewendet. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er seinen langjährigen Freund. Darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht, aber vermutlich hätte er ihn tatsächlich weggeschickt – zumal es Rintaro gegenüber unhöfflich gewesen wäre, ihn hierher zu bestellen und grundlos wieder wegzuschicken. Er antwortete ehrlich: „Er wäre mit Rintaro gegangen…“ Kopfschüttelnd versuchte der Kommandeur seine lächerlichen Gedanken zu vertreiben. Für einen Augenblick hatte er sich gefragt, ob Soji das mit Absicht getan hatte – aber so etwas würde der Jüngere nicht machen. „Nun… jetzt ist er aber hier und bleibt auch hier.“ Hijikata nickte und stimmte ihm zu. Leicht lächelnd beobachtete er wieder den bewusstlosen Soji, der hoffentlich bald aus diesem furchtbaren Zustand erwachen würde. Kapitel 9: neun --------------- Die Woche war so unerträglich für Hijikata gewesen. Er hatte kaum geschlafen, ständig quälte ihn sein schlechtes Gewissen. Aber dann endlich, als er am liebsten heulend zusammengebrochen wäre, schlug Soji langsam seine Augen auf. Orientierungslos blickte er sich um, er sah alles verschwommen, er erkannte den Vize nur schemenhaft. Seine erste Frage, ob er gestorben sei, hatte sich erledigt, da er den stechenden Schmerz in der Brust spürte. Jetzt erinnerte er sich wieder: Sein Doppelgänger hatte ihn abgestochen. „Soji!“ Der Vize ergriff die Hand des anderen. „Ich dachte schon, ich hätte dich für immer verloren!“ „Hijikata-san…“, sagte er kraftlos. Zart erwiderte er den Händedruck und fühlte wieder die Lebensfreude in sich aufsteigen, die er im Kampf gegen Kichisaburo kurzzeitig verloren hatte. „Wann werdet Ihr mich wegschicken…? Schon bald?“ Nach dieser Aktion wäre es ihm sogar egal gewesen. Immerhin wollte die Shinsengumi das Beste für ihn. „Nein, du bleibst hier. Rintaro ist wieder abgereist.“ Lächelnd strich er ihm sanft durchs Haar. Er musste sich gedulden, Soji war gerade erst aus einer endlos langen Bewusstlosigkeit aufgewacht. „Ruh dich noch ein bisschen aus, ich bleibe bei dir.“ Soji folgte seinem Rat und schlief augenblicklich ein. Die Hand von Hijikata hielt er fest umklammert. Nachdem er ein weiteres Mal aufgewacht war, fühlte er sich besser. Der Schmerz pochte noch in seiner Brust, aber er empfand keine Müdigkeit mehr. Im Gegensatz zu Hijikata, der zwar wie versprochen geblieben, aber neben ihm eingeschlafen war. Fast hätte er gelacht, allein weil seine momentane Haltung ziemlich schmerzhaft wirkte. Soji richtete sich auf, das Rascheln der Decke dröhnte in seinen Ohren und für einen Augenblick hatte er erwartet, Hijikata würde erwachen. Dieser schlief allerdings wie ein Stein. „Toshi…“, flüsterte der Samurai und beugte sich zu ihm runter. Er küsste ihn, erst auf die Wange, aber dann wanderte er Richtung Ohr. Erneut wisperte er dessen Namen, doch der Vize wachte nicht auf und schlief in einem komaähnlichen Zustand weiter. Soji spürte, wie das Kind in ihm erwachte, das gleichzeitig die Begierde eines jungen, wilden Liebhabers verspürte. Er drehte Hijikatas Kopf zu sich und küsste ihn auf die Lippen, erst zärtlich, aber dann leidenschaftlicher. „Soji… nicht, du solltest liegen bleiben.“, murmelte Hijikata und bemerkte die Zunge, die seinen Mund zu durchforsten begann. Er keuchte auf und schloss einen Arm um den Jüngeren, ihn dabei an sich drückend. Lächelnd löste er den Kuss. „Das seid Ihr mir schuldig, immerhin habt Ihr geglaubt, ich würde mit so einem Kerl wie Takeda schlafen.“ „… es war dumm von mir, das zu denken. Aber als du diese Männer getötet hast… habe ich einfach Rot gesehen.“ Er sprach auf Kichisaburo an, das wusste Soji. „Ich erzähl Euch die ganze Geschichte, aber erstmal machen wir was anderes.“ Kaum hatte er das gesagt, liebkoste er dessen Hals und wanderte quälend langsam zu seinem Oberkörper, der ohnehin kaum von dem Yukata bedeckt wurde, den der Vize recht lässig um den Körper trug. Mit einer flinken Hand öffnete er den Obi und warf ihn achtlos zur Seite. Hijikata beobachtete ihn neugierig und erregt zugleich. Als der Jüngere seine Zunge über seine Brustwarzen kreiseln ließ, musste er unwillkürlich lächeln. Er legte eine Hand auf seinen Kopf und strich über das glatte, lange Haar. Keuchend verfolgte er die Bewegung des anderen, der das Gesicht in seinen Schoß vergrub und anfing, Hijikatas Glied mit der Zunge zu berühren. Voller Vorfreude umschloss Sojis Mund die steif gewordene Männlichkeit und reizte sie sanft mit den Zähnen. Er hörte ihn stöhnen, erst leise, dann immer lauter. Hijikatas Hand strich über seine Kopfhaut. Mit sanfter Gewalt zog er ihn zurück, schaute ihm lächelnd in die geweiteten Augen. Obwohl Soji noch angezogen war, konnte er nicht widerstehen, ihn zu sich auf den Schoß zu ziehen. Er schob auf beiden Seiten den Yukata hoch, umfasste Sojis Hüften und ließ ihn langsam und vorsichtig auf sein erregtes Glied hinabsinken, bis es ihn ganz ausfüllte. Laut stöhnend klammerte er sich an seine Schulter, gewöhnte sich schnell an den Schmerz, der ihn nach kurzer Zeit Lust bereitete. Er beugte sich zu dem Älteren vor, küsste ihn stürmisch, besitzergreifend. Wie sehr er Hijikata vermisst hatte, besonders den vertrauten, herben Geruch. Seine Zunge tastete sich vor, umspielte die des anderen, während er sich auf und ab bewegte. Er presste Sojis Becken an seinen Unterleib, begann ihn mit immer härter werdenden Stößen zu reizen, bis sie beide den Höhepunkt erreichten. Anstatt sich erschöpft an ihn zu lehnen, ließ sich Soji nach hinten fallen, zog den Vize dabei mit sich mit. Lächelnd schaute er ihm in die Augen, keuchend versuchte er zu Atem zu kommen. „Noch mal.“, bat er leise und lächelte. „Was? Du weißt schon, dass man dich vor einer Woche fast abgestochen hat…“ Sprachlos sah er ihm in die Augen. Aber diesen Wunsch konnte er ihm unmöglich abschlagen, zumal er wegen seiner eigenen Sturheit eine ganze Weile auf ihn verzichtet hatte. Sie hatten noch einiges nachzuholen. „Wie du willst, beschwer dich aber hinterher nicht.“ Er schob sich über ihn, ließ sein hartes Glied in ihn gleiten, beobachtete, wie sich Soji rekelnd unter ihm wand. „Nein, sicherlich nicht.“, stöhnte er leise und legte die Arme um dessen Nacken, ihm dabei in die Augen schauend. „Liebe mich so wie ich dich liebe.“ Soji war recht schnell auf den Beinen gewesen, hatte Hijikata bettelnd gefragt, ob sie heute Nacht zu einem Stadtfest gehen könnten. Anfänglich hatte sich Hijikata geweigert. Wegen ihm war Soji wochenlang allein gewesen und das, obwohl er nicht mehr lange zu leben hatte – dann musste er eben die restlichen Tage sinnvoll und mit schönen Erinnerungen geprägt verbringen. Von Okitas Doppelgänger hatte er auch erfahren, aber gerade weil das Leben des Samurai kürzer als das von anderen war, wollte er nicht akribisch an einer Suchaktion teilnehmen. Stattdessen hatte er Takeda damit beauftragt: Immerhin würde er auch vor ihm seine Ruhe haben und dieser war ohnehin darauf versessen, sich wegen der ihn zugefügten Schmach zu rächen. Obwohl sie sich beide sicher waren, dass Ito und seine Männer dahintersteckten, beließen sie es dabei. Früher oder später würde er sich noch rächen können, auf seine Art. Sie gingen schlendernd durch die Stadt, die festlich geschmückt und voll von Ständen war. Hijikata würde heute Abend verarmen, ständig blieb der Jüngere stehen und verlangte nach Süßigkeiten, die er in seinem Leben noch nicht probiert hatte. „Soji... ich glaub für heute hast du genug gegessen.“ „Aber das kenne ich noch nicht!“ Er deutete auf einen Stand, der westliche Köstlichkeiten anbot. „Außerdem habt Ihr mir das versprochen. Also? Bekomme ich es, ja? Ja?“ Seufzend und mit den Augen rollend kaufte er ihm das, was er verlangte. Genervt steckte er sich die Pfeife in den Mund und sog den Geschmack des Tabaks tief ein. Hijikata wurde plötzlich panisch, als er den Shinsengumi husten hörte. „Wir gehen jetzt zurück!“ „Der Rauch, Mensch! Kondo-san hat mir gesagt, dass Ihr mit dem Rauchen aufhören würdet, sobald ich aus dem Koma erwache!“, protestierte Soji, der den Rauch eingeatmet hatte. „Hat er das?“ Schmunzelnd ging er weiter, zum Glück hatte er nicht wegen seiner Krankheit gehustet. „Das muss er dann wohl geträumt haben.“ „Ach ja? Ich hab’s aber auch gehört!“ Soji sah ihn leicht beleidigt an und wartete auf seine Reaktion. Hijikata blieb stehen. Schweigend sah er ihm ins Gesicht. Hatte er das wirklich gehört? Dann musste er auch ganz andere Dinge verstanden haben. Schnell ging er weiter. Schamesröte zierte sein Gesicht, die von niemand gesehen werden sollte. „Wartet doch!“, rief Soji hinterher und holte ihn ein. „Das war doch nur ein Scherz gewesen.“ Jetzt machte er sich hier auch noch zum Idioten! Er blieb erneut stehen und streckte ihm die Hand entgegen. „Gehen wir weiter, ein bisschen Geld habe ich noch.“ „Hm?“ Okita starrte die Hand misstrauisch an. Was sollte diese Geste? „Ähm… und was ist mit Eurer Hand?“ Er runzelte die Stirn, seufzend ergriff er Sojis Hand und legte sie in seine. „Aber nur ein paar Minuten.“ Händchenhaltend ging er mit ihm über die Brücke, das hatten sie seit einer Ewigkeit nicht mehr getan. Zumal sie das in der Öffentlichkeit nicht zur Schau stellen wollten und damals, als sie noch nicht berühmt gewesen waren, hatten die Bewohner Kyotos in Soji eine Frau gesehen. Leise lachend drückte er Hijikatas Hand und wünschte sich, sie nie wieder loslassen zu müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)