Darker than Black - Das Erbe des Black Reaper von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Das Haus der Sterne ------------------------------ Kapitel 1 – Das Haus der Sterne Es war mitten in der Nacht.. Hei hatte sich vor einiger Zeit schlafen gelegt und wälzte sich unruhig von einer zur anderen Seite. So ging es oft in diesen letzten drei Jahren, die seit dem Tod von Yin vergangen waren. Aus dem einstigen besten Kämpfer des Syndikats, war ein ruhiger und trauriger, junger Mann geworden, der meist hinauf in die Sterne blickte und sich fragte, warum alles so gekommen war. Irgendwann war er dann eingeschlafen und lag friedlich auf seinem Bett, bis er schweißgebadet aus dem gleichen Alptraum erwachte, der ihn seit drei Jahren immer wieder heimsuchte. Zitternd setzte Hei sich ans Fenster neben seinem Bett und sah in den klaren Nachthimmel hinauf, wo sein eigener Stern hell leuchtete. Traurig seufzte er, bevor er mit rauer Stimme sagte: „Warum hast du das getan, Yin? Ich werde es wohl nie wissen, aber ich bin sehr traurig darüber, wie alles kam, denn ich hatte dir geschworen, dass ich dich beschützen würde. Und dennoch bin ich nicht in der Lage dazu. Was bin ich nur für ein Idiot gewesen? Es tut in meinem Inneren weh, wenn ich daran denke. Und auch an Suou, die ich ausgebildet habe und dann verließ.“ Suou saß in dieser Nacht ebenfalls am Fenster, da ein schulfreier Tag bevorstand. Auch sie war wie immer durch einen Traum erwacht, der sie schon seit einiger Zeit immer wieder heimsuchte. Darin sah sie einen jungen Mann, der gänzlich in Schwarz gekleidet war und dennoch, wie ein Engel wirkte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie diesen Mann gesehen hatte. Und doch war er in ihren Erinnerungen wunderschön und wie ein Beschützer, der sie immer wieder durch ihr Leben begleitet hatte. Von diesem Traum getrieben und ohne ihren beschützenden Talisman, den sie einst von ihrem, inzwischen verstorbenen Bruder Shion erhalten hatte, irrte Suou durch die Stadt und versuchte, diesen jungen Mann aufzuspüren. Sie wusste, dass er ihr in der Vergangenheit in dieser Stadt gegenüber gestanden haben musste, denn in ihrem Traum, war das Zusammentreffen immer mit Bildern von Tokyo verbunden. Das war die einzige Tatsache, die sie etwas beunruhigte. Hei saß noch immer da und blickte hinauf. Doch auf einmal fühlte er, dass ihm stumme Tränen über die Wangen rannen und er nicht wusste, warum er geweint hatte. Immer wieder verband er dieses Gefühl mit der Erinnerung an Yins Tod und die lange Reise, die er mit Suou erlebt hatte. Denn seine Erinnerungen waren immer noch vorhanden, im Gegensatz zu Suou’s Erinnerungen, die zum Großteil verschwanden, als ihr Talisman mit dem Meteoritenkern zerbrach. Traurig und ruhelos zugleich, stand Hei auf und legte seinen schwarzen Mantel an, bevor er in die Nacht hinauseilte. In dieser sternklaren Nacht führte sein Weg hinaus zum Meer und er wusste, dass er heute einen Teil seines vergangenen Lebens wieder finden würde. Denn auch zu dieser Zeit befand sich Suou ebenfalls auf dem Weg zum Meer. Es war sonst immer ihr Treffpunkt gewesen, wenn sie sich zu Einsätzen verabredet hatten. Nur in dieser Nacht war es keine Verabredung, sondern purer Zufall, dass sie sich hier fanden. Doch, was Suou nicht wusste war, dass sie sich kannten. Und so kam es zu einer weiteren schicksalhaften Begegnung der beiden. Es war schon in den frühen Morgenstunden, als Hei und Suou an den Strand kamen und sich auf einmal unbewusst gegenüberstanden. Exakt in dem Moment, als sie nur wenige Schritte von einander entfernt standen, war es wie ein Schlag, ja wie ein Befreiungsschlag, der Suou traf. In diesem Moment schien es, als würden die Barrieren, welche die Erinnerungen an die Vergangenheit gefangen hielten, endlich verschwinden. Sie blinzelte verwirrt und sprach auf einmal mit überraschtem Ton in der Stimme: „Ist das denn wahr? Hei, bist du das wirklich? Wo warst du so lange gewesen? Und warum konnte ich mich nicht mehr an dich erinnern?“ Hei nickte traurig und trat langsam auf sie zu, bevor er erwiderte: „Ja, Suou, ich bin es wirklich. Es ist schon sehr lang her, dass ich dich das letzte Mal sah. Ich war die ganze Zeit in Tokyo gewesen und hoffte darauf, dass du dich eines Tages erinnern würdest. Das Zerbrechen des Meteoritenkern hatte bewirkt, dass all deine Erinnerungen verloren gingen. Selbst diese geliebten und auch ungeliebten Erinnerungen an mich.“ Suou begann zu weinen und stürmte auf ihn zu. Es war nicht so, dass sie warten konnte. Denn sie hatte so viel erlebt und hatte niemanden, dem sie davon berichten konnte. Sie hatte immer wieder erfahren müssen, dass sie zwar ihre Fähigkeiten verloren hatten, als das Hells Gate verschwand, aber dennoch in ihrem Inneren, dieselben Personen waren, die damals am Kampf gegen Izanami und Izanagi teilgenommen hatten. Suou schlang die Arme um den Oberkörper ihres Freundes und begrüßte ihn mit einem leichten Kuss auf die Wange, wie sie es niemals vorher getan hatte. Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte, bevor sie erzählte: „Ich habe dich wohl nur vergessen, weil sie die Erinnerungen in diesem Anhänger einschließen wollten. Doch ich weiß nicht, was passiert ist. Ich konnte dich fühlen und dennoch war es so, als wärest du nicht hier und doch zugleich doch. Es tut mir leid, dass ich so dumm war und dich alleine ließ. Vielleicht hättest du mich damals mehr gebraucht, als ich es dachte und dennoch war ich damit beschäftigt, das zu tun, was du von mir verlangtest. Hei, ich habe dich so sehr vermisst und ich will, dass du nicht mehr alleine bist. Sofern du es noch immer willst, werde ich wieder an deiner Seite sein und dich durch dein Leben begleiten. Aber wie gesagt, nur wenn du es willst.“ Hei wirkte überrascht von den Worten, die seine junge Freundin gewählt hatte. Doch dann lächelte er und wandte sich ihr zu. Langsam legte er die Arme um ihren Körper und zog sie enger zu sich, wobei er dabei sehr sanft und mit Bedacht vorging. Dann aber antwortete er: „Ich würde mich freuen, wenn du bei mir bleiben würdest. Doch ich weiß nicht, wie der Professor und deine Mutter darüber denken werden. Denn immerhin habe ich dich in der Vergangenheit in Gefahr gebracht. Es ist, als würde ich das nie wieder gutmachen können. Als sei ich ein Monster, das kein Herz mehr besitzt.“ Suou nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände und sah ihm in die Augen, bevor sie über seine Wange streichelte und ihm eröffnete: „Sie wissen nichts mehr über das Ereignis vor drei Jahren, Hei. Nur wir beide wissen von diesen Geschehnissen und es ist gut so, denn ich weiß, dass du oft sehr einsam warst. Du hattest nie jemanden, mit dem du über deinen Schmerz und dein Leid reden konntest. Es ist, als hätte ich einen großen Bruder gewonnen damals. Ich bitte dich auch um Verzeihung für Dinge, die ich damals gesagt habe. Denn ich weiß, dass ich auch nicht immer einfach war und dir oft Verletzungen zufügte.“ Hei schüttelte sanft den Kopf und entgegnete: „Es ist gut, dass nur wir davon wissen. Denn eines Tages wäre es zu einer Gefahr für uns geworden. Aber damit du bei mir sein kannst, musst du mit deinen Eltern reden, dass wir beisammen wohnen können. Ich werde mitkommen, damit sie mich kennen lernen können. Es ist wohl besser so, denn ich will dir keine weiteren Unannehmlichkeiten mehr bereiten.“ Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Professor Pavlichenko und seiner Frau Asako. Sie hatten Suou schon erwartet und waren überrascht, als sie mit Hei zurückkehrte. Suou’s Mutter saß gerade im Garten und übte für neue Fotografien und schrak leicht zusammen, als das Gartentor aufging. Dort stand ihre Tochter mit einem großgewachsenen, jungen Mann, der vollkommen in schwarz gekleidet war. Frau Pavlichenko eilte herbei und rief: „Suou, ist alles ok? Hat er dir was getan? Was wollen sie hier??“ Suou beruhigte ihre Mutter und machte eine beschwichtigende Geste, bevor sie erklärte: „Mama, darf ich vorstellen, das ist mein Freund Hei. Wir haben uns damals nahe der Schule kennengelernt und es hat sich sofort eine Sympathie und ein seltsames Gefühl zwischen uns beiden entwickelt. Wir müssen mit euch reden, denn wir beide haben einen Entschluss gefasst.“ Ihre Mutter bat die beiden in ihr Haus und bot ihnen einen Platz an. Hei war überrascht, wie warmherzig und liebevoll Suou’s Mutter war. Denn eine solche Art von Liebe hatte er niemals gefühlt, da er sich nicht einmal mehr an seine eigene Kindheit erinnern konnte. Es war als seien seine Erinnerungen auch teilweise verschwunden. Asako Pavlichenko brachte Tee an den Tisch und setzte sich zu den beiden, bevor sie begann zu sprechen: „Also ist es wahr, was meine Tochter mir über ihren Traum erzählt hat. Sie hat dich also wirklich sehr gerne, Hei. Aus diesem Grund möchte ich auch, dass Suou bei dir glücklich sein kann und, dass du sie beschützt, so gut du das kannst. Nur möchte ich wissen, was euer gemeinsamer Entschluss ist.“ Suou nahm die Hand ihrer Mutter und berichtete: „Es ist folgende Entscheidung. Ich möchte bei Hei wohnen und ihn durch sein Leben begleiten können. Denn irgendwann wäre er sicherlich auch einmal an seiner Einsamkeit zerbrochen. Denn vor 4 Jahren hat Hei seine beste Freundin Yin verloren. Sie war mehr als eine Freundin für ihn und das hat alles noch viel schlimmer gemacht. Darum möchte ich euch um eure Zustimmung für unseren Plan bitten.“ Mikhail Pavlichenko, Suou’s Vater, erklärte: „Unter einer Bedingung, lass ich dich gehen, meine Kleine. Ich werde dem Plan nur zustimmen, wenn Hei bereit ist, alles zu riskieren falls notwendig, um dich zu schützen und immer treu sein wird. Ich weiß nicht, wie sehr ich dich vermissen würde, aber du bist nun erwachsen fast und ich weiß, dass du deine eigenen Wege gehen willst.“ Hei nickte sanft und entgegnete: „Ich würde Suou sogar mit meinem eigenen Leben schützen, wenn ich es müsste. Aber ich will sie niemals alleine lassen und ihr immer treu sein. Ich will ihr ein guter Partner sein und sie für immer begleiten.“ Herr und Frau Pavlichenko waren einverstanden mit dem Versprechen, dass er gemacht hatte. Und somit ließen sie ihre Tochter gehen, obwohl es ihnen auch etwas wehtat. Suou wollte schon ihre Sachen packen, als Hei den Kopf schüttelte und sagte: „In dem kleinen Appartement, wo ich zur Zeit lebe, ist nicht genug Platz für uns beide, Suou. Lass mir ein paar Tage Zeit, damit ich eine geeignete Wohnung finden kann. Und dann möchte ich dich mit einer Überraschung willkommen heißen.“ Suou nickte kurz und stimmte seinem Vorschlag zu. Sie wollte aber in dieser Nacht bei ihm sein und einfach nicht von seiner Seite weichen. Also schlug sie ihm vor, bei ihr zu bleiben. Aber Hei schüttelte den Kopf und bat sie, auf ihn zu warten, bis er sich meldete. Er wollte nicht in diesem Haus bleiben. Denn vielleicht hätte er Suou in Gefahr gebracht eines Tages. Manche Menschen waren noch immer hinter ihm her und das könnte vielleicht irgendwann gefährlich werden. So manche Menschen hassten ihn auch wegen seiner kämpferischen Fähigkeiten, mit denen er inzwischen anderen Menschen sehr viel geholfen hatte. So vergingen die Tage… Hei hatte endlich gefunden, wonach er gesucht hatte. Eine hübsche Wohnung, die für ihn und Suou reichen sollte. Doch auf einmal beschlich ihn eine Mischung aus Traurigkeit und Angst. Er wusste, dass er die Erinnerung an seine geliebte Freundin Yin beinahe vergessen hatte. Aber vielleicht war es ja besser so, wenn er sie eines Tages vergessen würde. Denn mit dem Ende der Ära der Contractors und unglücklicherweise auch Yins Tod, war auch der Tod von BK-201, dem gefürchteten „Black Reaper“ gekommen. Nur eine Person war geblieben. Und das war Hei, der sich manchmal auch als Li Shengshun ausgab. Sorgfältig bereitete Hei alles vor und rief dann bei Suou an und bat sie ihre Sachen zu packen und zu ihm zu kommen, nachdem er ihr die Adresse nannte. Suou tat, worum er sie bat und machte sich auf den Weg, nachdem sie sich von ihren Eltern verabschiedet hatte. Es war so, als würde sie einen Weg in eine neue Richtung gehen und endlich wissen, wer sie war. Doch das wusste sie bereits und sie war auf dem Weg zu ihrem geliebten Partner. Doch in der Zwischenzeit saß Hei am Fenster und murmelte: „Yin, ich weiß, dass ich der größte Idiot auf dieser Welt war. Aber ich weiß auch, dass ich eines Tages diesen Fehler wieder gut machen kann. Ich habe dich doch immer beschützt und weiß nicht, wie sehr ich verloren war, nach deinem Tod in meinen Armen. Aber ich weiß auch, dass ich dich immer lieben werde, wie eine kleine Schwester, die ich einst verloren habe. Und auch an dich werde ich immer denken, Pai, meine geliebte Schwester. Und immer daran denken, dass du mir einst deine Kraft gabst, damit ich weiterleben konnte. Es war die Kraft, die ich brauchte, um diesen Weg zu gehen. Danke, Pai.“ Auf einmal klingelte es an der Tür. Suou stand draußen, als Hei die Tür öffnete. Doch was er nicht wusste war, dass er geweint hatte, als er an Yin und Pai denken musste. Schnell wollte er sich die Tränen von der Wange wischen und wegsehen, doch Suou berührte seine Wange und wischte ihm die Tränen fort. Dann gab sie ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und umarmte ihn, bevor sie sagte: „Du darfst nicht mehr weinen, denn das lasse ich nicht zu. In der Vergangenheit warst du es, der mir die Kraft und den Mut gab, weiterzugehen. Du hast mich unterrichtet und mir zur Seite gestanden. Ich weiß nicht, was ohne dich aus mir geworden wäre. Hei, du bist immer so traurig, wenn du mich ansiehst. Ist es wirklich richtig, was wir da tun? Nicht, dass ich es nicht will, aber ich habe Angst, dass du dabei ein schlechtes Gewissen hast und leidest.“ Hei sah Suou ungläubig an und bemerkte: „Ich hatte nur einige schlechte Erinnerungen daran hierher zu kommen, doch es ist der perfekte Ort für uns beide. Sieh dich doch in Ruhe um, bevor wir uns später drüben im Nachbarraum zum Abendessen treffen. Ich lass dir freie Hand, was du dir ansehen willst. So gehört es sich für einen guten Partner.“ Suou sah sich erstaunt um und auf einmal suchte sie ihn auf mit den Worten: „Hei, warum hast du mir nicht gesagt, dass wir in einer ehemaligen Sternwarte leben? Hast du dir denn eigentlich den Platz mit Absicht ausgesucht? Ich weiß ja, dass du gerne in den Sternenhimmel hinaufsiehst. Aber ich finde es hat auch traurige Erinnerungen an die Vergangenheit. Denn du hast mir einmal erzählt, dass du dir gerne mit Yin die Sterne angesehen hast.“ Hei lachte und sagte nur: „Ja, das habe ich. Es war eine Überraschung. Man nennt es auch das „Haus der Sterne“. Fühl dich wie zuhause.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)