Hide and Seek von -Kuraiko (Pain x Konan) ================================================================================ Kapitel 1: ein etwas anderes Opfer ---------------------------------- Auch am späten Abend herrschte noch reges Treiben auf Bostons Straßen. Die Stadt wurde von Tausenden bunten Lichtern erhellt. Wohin man auch sah, überall sprang einem die Leuchtreklame förmlich ins Auge. Bunte, teils blinkende Schilder die an den Hochhäusern der Großstadt befestigt waren. Trotz der späten Stunde pilgerten immer noch zahlreiche Menschen über die Bürgersteige. Fast erinnerten einen die Personen an einen in Panik geratenen Ameisenstaat. Auf den Straßen reihten sich die Autos. Der Verkehr stockte ein wenig und hier und da waren Autohupen oder laute Stimmen zu vernehmen. Der typische Großstadtgeruch der an eine Mischung aus Essensdämpfen und Abgase erinnerte, lag auch Nachts noch in der Luft. Doch so überfüllt die Hauptstraßen zu dieser Uhrzeit auch sein mochten, nicht alle Ecken der Stadt waren noch so belebt. In den kleineren Nebenstraßen war größtenteils Ruhe eingekehrt. Hier und da liefen zwar noch Menschen, doch es waren verhältnismäßig wenige. Ein schwarzes Motorrad bog in eine der Seitenstraßen ein und fuhr nun ein wenig langsamer. Allem Anschein nach suchte der Fahrer nach einem bestimmten Haus. Zwei Minuten verstrichen, dann hatte er gefunden wonach er suchte. Der ganz in schwarz Gekleidete parkte sein Motorrad fast vor der Haustür, stieg ab und setzte den Helm ab. Ein vom Helm leicht verwuschelter, oranger Schopf kam zum Vorschein .Zu der ungewöhnlichen Haarfarbe kam noch hinzu, das sein 'zweites Zuhause' wohl ein Piercingstudio sein musste. Hätte man ihn schätzen sollen, die meisten hätten ihn wohl auf Ende 20 geschätzt. Der Mann war recht muskulös und maß etwa 1,80m. Er blickte sich um, nur als wolle er sicher gehen, das ihn nun auch ja niemand sah. Doch außer dem Orangehaarigen befand sich derzeit niemand in der Nähe des Hauses. Als er sich dessen sicher war, klappte er eine Klappe am Motorrad auf und entnahm dieser eine P8, welche mit einem Schalldämpfer ausgerüstet war. Die Pistole wanderte in das Waffenhalfter, welches an seinem Gürtel befestigt war, dann schloss er die Klappe des Motorrads wieder. Pain warf noch einmal einen Blick auf einen kleinen Zettel, um auch wirklich sicher zu gehen vor dem richtigen Haus zu stehen. Neben der Adresse befand sich noch ein Bild mit auf dem Zettel. Ein aktuelles Foto seines nächsten Zielobjektes. Ja, er war ein Auftragskiller und hatte heute morgen wieder einen Job bekommen. Und eben jenen galt es nun zu erledigen. Der Orangehaarige schritt auf das Haus zu, riskierte einen Blick zum Klingelschild, beschloss jedoch sich eigenmächtig Zugang ins Innere des Hauses zu verschaffen. Je weniger Menschen auf ihn aufmerksam wurden, desto besser. Bei seinem Job war es wichtig unerkannt zu bleiben. Routinemäßig brach er also die Haustür auf, sah sich noch einmal unauffällig um und betrat dann den Flur des Mehrfamilienhauses. Das Treppenhaus lag dunkel und kühl vor ihm. Es war bereits Oktober und dieses Jahr versprach einen frühen Winter. Ohne den Lichtschalter zu betätigen setzte er seinen Weg durchs Treppenhaus fort, bis er die1. Etage erreichte. Schon hinter der zweiten Tür lag die Wohnung des Opfers. Viel wusste Pain über die Zielperson nicht gerade. Sein Auftraggeber hatte ihm lediglich die Adresse und ein Foto übergeben. Der Grund für den Auftrag war die Tatsache, das die Zielperson etwas wusste, was auf gar keinen Fall an die Öffentlichkeit dringen durfte. Mehr Informationen hatte er nicht, aber sie reichten. Er würde seinen Auftrag schnell und präzise erledigen. Alles sollte auf einen Selbstmord hindeuten, was bedeutete, das er die Zielperson gleich noch dazu bringen müsste, einen Abschiedsbrief zu schreiben. Aber die meisten Menschen taten was man verlangte, wenn man ihnen eine Pistole an den Kopf hielt. Ein schlechtes Gewissen hatte der Orangehaarige nicht gerade. Er fand es sogar recht amüsierend, wie leicht die meisten seiner Opfer doch zu durchschauen waren. Es war jedes Mal das Gleiche – die Angst in den Augen der Menschen, wenn plötzlich ein Fremder im Wohnzimmer stand. Das Flehen, wenn sie sich der Gefahr erst einmal bewusst geworden waren. Manche kamen auch auf die dumme Idee sich wehren zu wollen. Aber eins hatten sie alle gemeinsam – irgendwann resignierte jeder Mensch, wenn er sich der Ausweglosigkeit der Lage bewusst wurde, wusste, das sein Leben hier und jetzt enden würde. Im Haus war alles still. Die meisten Menschen saßen um diese Uhrzeit entweder vor dem Fernseher oder dem Computer, oder sie schliefen bereits. Ein leichtes Lächeln umspielte die blassen Lippen des Auftragskillers. Wie man Schlösser aufbrach ohne viel Lärm zu machen wusste er. Es dauerte nicht einmal dreißig Sekunden bis er im Flur der Wohnung seines Opfers stand. So weit er wusste, lebte sie allein. Es handelte sich um eine Frau etwa in seinem Alter. Wenn das Foto recht behielt, dann war es schon fast eine Schande eine so schöne Frau einfach so zu beseitigen. Der Orangehaarige musste nicht extra noch mal einen Blick auf das Foto riskieren um ihr Bild vor Augen zu haben. Dennoch, so etwas wie Mitleid oder Zweifel kamen in seinem Wortschatz nicht vor. Ein Auftrag war ein Auftrag und die hatte er bisher immer zuverlässig erledigt. Durch den Glaseinsatz in der Tür konnte er im Wohnzimmer gedämmtes Licht erkennen. Pain zog die P8 aus dem Halfter und beschloss, das es nun an der Zeit war. Mit der linken Hand griff er nach der Türklinke, während er mit der rechten die Pistole hielt. Die Wohnzimmertür öffnete sich. Der Raum war modern aber gemütlich eingerichtet. An der hinteren Wand stand ein Fernseher und zwei Schränkchen aus Buchenholz. Das Sofa, auf dem die Zielperson saß, stand genau mit dem Rücken zur Tür. Sie sah ihn also nicht. Der Killer wusste nicht warum, aber irgend etwas war merkwürdig. War das nicht das Rascheln von Medikamentenverpackungen? Doch, es klang wirklich so. Mit einem Räuspern machte er auf sich aufmerksam. „Guten Abend, Mrs.“ Angesprochene zuckte leicht zusammen und drehte sich dann zur Tür um. Ihr Blick wirkte im ersten Moment erschrocken, doch sie beruhigte sich schnell wieder. Pain musste zugeben, das das Foto Recht behalten hatte. Die Frau, die da vor ihm auf dem Sofa saß, war wirklich eine Schönheit. Auch sie hatte eine sehr ungewöhnliche Haarfarbe. Nicht viele Menschen konnten von sich behaupten blaue Haare zu haben. Eine weiße Papierrose steckte in ihrem Haar. Die Frau hatte helle Haut und schien wohl sehr viel Wert auf ein aufwendiges Augenmake-Up zu legen. Ein zentriertes Labretpiercing zierte ihr Gesicht. Der Orangehaarige war inzwischen ein wenig um das Sofa herum gelaufen. Konan musterte zuerst die gezückte Pistole genau, dann eher leicht fragend den Fremden in ihrem Wohnzimmer. Leicht überrascht stellte Pain fest, das auf dem Wohnzimmertischchen zig Verpackungen und Tabletten lagen. Einige der Tabletten waren auf dem Tisch verstreut, den Rest hielt die Zielperson in der Hand. Ein Glas Wasser stand ebenfalls bereit. Der Orangehaarige zog eine Augenbraue hoch. Für ihn sah das alles stark nach einem Selbstmordversuch aus. DAS war ihm wirklich noch nie passiert. Da hatte er schon den Auftrag bekommen jemanden umzubringen, und betrat gerade dann das Zimmer, als die Zielperson sich selbst umbringen wollte. Das war wirklich mal etwas Neues. Spontan fragte er sich, was für einen Grund wohl dahinter steckte. „Es scheint als wolle mir da jemand die Arbeit abnehmen?“, erkundigte er sich leicht ironisch. Nun war es an Konan eine Augenbraue hoch zu ziehen. „Sie wollen mich umbringen?“ Angesprochener nickte knapp. „So lautet der Auftrag.“ Erneut ein wenig überrascht stellte er fest, das sein Opfer keinerlei Anzeichen von Panik zeigte. „Nun, die Fahrt hier her hätten Sie sich wohl sparen können.“ Die Blauhaarige legte die Tabletten zurück auf den Tisch und stand langsam auf. „Dann wäre mir das Geld durch die Lappen gegangen.“, antwortete er. Pain behielt die zierliche Frau genau im Auge, als diese sich von Sofa erhob. Einerseits war er gerade ins Zimmer geplatzt als sie eine Überdosis Tabletten schlucken wollte, andererseits blieb sie so ruhig, das er ihre nächste Handlung nur schwer einschätzen konnte. „Eine Sache würde mich allerdings noch interessieren.“, meinte er dann. Sie warf ihm einen fragenden Blick zu und wartete ab, wie die Frage wohl lauten würde. Eigentlich war es derzeit nicht nur eine Frage, die dem Orangehaarigen gerade durch den Kopf rauschte, nein es waren Dutzende! Wie konnte diese Frau nur so ruhig bleiben, wo er doch in ihre Wohnung eingebrochen war und nun eine Pistole auf sie richtete?! Sie schien überhaupt keine Angst zu haben, nicht mals wütend wurde sie! Nun gut, sein Opfer wollte wohl sterben, aber es war immer noch die eine Sache, ob man sich selbst umbrachte oder erschossen wurde. Er verstand es einfach nicht. Sie war jung und schön – ihr standen alle Türen offen. Sie hatte ihr Leben doch eigentlich noch vor sich. Es war eigentlich nicht Pains Art sich den Kopf über andere zu zerbrechen, doch er fragte sich was dem Mädchen wohl passiert sein musste, das sie so mit dem Leben abgeschlossen hatte. Sie war einfach anders als all seine bisherigen Opfer. Und genau das war es, was ihn stutzig machte. „Was treibt einen jungen Menschen dazu sich selbst umbringen zu wollen?“, stellte er dann seine Frage. Angesprochene schwieg für einen Moment. Es schien fast so als würde sie kurz darüber nachdenken, ob sie ihm überhaupt eine Antwort darauf geben sollte. „Ich habe wirklich gute Gründe. Aber ich denke die werde ich mit ins Grab nehmen.“ Die Frau war wirklich mutig! Der Auftragskiller war es nicht gewohnt, das jemand ihm widersprach oder eine Antwort verweigerte. Bevor er jedoch noch etwas sagen konnte, ergriff Konan erneut das Wort. „Erledigen Sie ihren Auftrag schon. Ich werde mich nicht wehren.“ Wieder legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Diesmal allerdings eher ein amüsiertes. „Selbst wenn dem so wäre, das würde nichts an der Gesamtsituation ändern.“ Er deutete mit einem knappen Kopfnicken zum Küchentisch. „Ich will das Sie einen Abschiedsbrief schreiben. Es soll aussehen wie ein Selbstmord.“ Die Blauhaarige ging auf ihn zu, was wohl eher daran lag, das der besagte Tisch in der gleichen Richtung lag. „Nicht das ich Kritik äußern möchte, aber sie haben die Tür aufgebrochen. Selbstmörder tun so etwas für gewöhnlich nicht.“ Langsam wurde er wütend. Die Frau war nicht nur mutig, nein das grenzte schon fast an Dreistheit. Niemand wagte es sich ihn zu kritisieren! Er hielt die Pistole in der Hand, er bestimmte somit die Regeln. Um ihr genau dies zu verdeutlichen, griff er grob nach ihrem Arm und drückte fest zu. Die Augen der zierlichen Frau weiteten sich ein Stück, es kam jedoch kein Klagelaut über ihre Lippen. Diese Tatsache besserte die Situation auch nicht unbedingt. Selbstbeherrschung hatte das Weib scheinbar auch noch! „Es gibt auch unauffällige Methoden eine Tür zu öffnen.“, knurrte er. Er schliff sie zum Tisch rüber und zwang sie auf dem Stuhl platz zu nehmen. Ein Collegeblock und einige Stifte lagen eh schon auf dem Tisch. Vor dem Fenster hielten mindestens zwei Autos. Zuerst blendeten die Scheinwerfer ins Fenster und erhellten den Raum kurzzeitig, dann war es eher blaues Licht was auffiel. „Blaue Flecken und Fingerabdrücke machen die Sache auch nicht besser.“, meldete sich die Wohnungsbesitzerin zu Wort. Pain köchelte mittlerweile wirklich. Aber was brachte es ihm sie sofort zu erschießen, wenn sie den Brief noch nicht geschrieben hatte? „Schreib.“, befahl er und verzichtete aufs 'Sie'. Sie griff nach dem Block und einem Stift. Nun bemerkte der Orangehaarige das Licht der Polizeiwagen vor der Tür. Verdammt! Wie hatten die ihn denn jetzt so schnell wieder gefunden? Das war absolut schlechtes Timing! Schritte waren im Treppenhaus zu hören. Er fluchte leise. Es wäre besser, wenn er jetzt das Weite suchte. Zum Glück befanden sie sich nur im 1. Stock. Wenn man sich an den Stäben des Balkons festhielt, war es ein Leichtes aus dieser Höhe zu entkommen. Das er seinen Auftrag nicht direkt beenden konnte war zwar ärgerlich, aber alles war besser als von der Polizei geschnappt zu werden. Mit den Bullen lieferten sich so einige Auftragskiller täglich aufs neue ein Katz- und Mausspiel. „Ich komme wieder und dann bringen wir es zuende.“ Konan sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Sie war sich nicht ganz sicher ob sie ihm glauben sollte oder nicht. Da die Haustür und die Wohnungstür offen standen, war der Weg für die Polizisten schnell zurückgelegt. Der Auftragskiller öffnete die Balkontür, schwang sich über die Gitterstäbe und hangelte sich daran so halb nach unten. Verwirrt und für's erste von ihrem Vorhaben abgebracht blieb die Blauhaarige zurück. Schon eine Minute später standen drei Polizisten in ihrem Wohnzimmer. Draußen auf der Straße war ein Motorrad zu hören, welches scheinbar rasant beschleunigte, dicht gefolgt von den Sirenen der Polizeiwagen. Auch wenn alle Beteiligten es zu diesem Zeitpunkt nur ahnen konnten...das Spiel hatte eben erst begonnen. Sooo, das erste Kapitel meines neuen Projekts. Vieles mag vielleicht noch verwirrend klingen, doch schon im nächsten Kapitel klären sich einige Dinge. Seid also gespannt.^^ Kapitel 2: Scherbenmeer ----------------------- Es war nicht gerade leicht die Polizei davon zu überzeugen, das sie wirklich keinen Schutz brauchte. Die Blauhaarige war glücklicherweise sehr redegewand und nicht auf den Kopf gefallen. So schaffte sie es, die auf dem Tisch verstreuten Tabletten und den Einbruch glaubhaft miteinander zu verknüpfen. Nach einer guten Stunde zogen die Beamten dann endlich ab. Mittlerweile war es nächster Morgen und Konan stand immer noch vor dem gleichen Problem. Alles, was sie brauchte um endlich einen Schlussstrich ziehen zu können befand sich in ihrem Küchenregel. Die Tabletten auf dem Tisch hatten die Polizisten gestern als Beweismaterial mitgenommen, doch im Regal befanden sich noch zwei Verpackungen und ein Fläschchen Tramal. Alles in allem also genug. Dennoch, so einfach wie es klang, war die Sache nun doch nicht. Es hatte sie gestern einiges an Überwindung gekostet zu den Tabletten zu greifen. Über eine halbe Stunde hatte sie die Verpackungen angestarrt und überlegt, ob sie es wirklich tun sollte. Doch was gab es für sie noch zu verlieren? Ihr Leben war ein einziges Scherbenmeer. Alles, wirklich alles was ihr lieb war, hatte sie verloren. Was für einen Grund gab es also noch hier zu bleiben, sich jeden Tag die gleichen Vorwürfe machen zu müssen und sich nichts sehnlicher zu wünschen, als endlich wieder bei ihren Freunden sein zu können? Der Einbrecher, der gestern Nacht plötzlich in ihrer Wohnung stand, war ihr also gerade recht gekommen. Es wäre einfacher gewesen, hätte sie ihrem Leben nicht selbst ein Ende setzen müssen. Sie konnte sich zwar nicht erklären, warum ihr irgend jemand einen Auftragskiller auf den Hals hetzte, doch so verrückt es auch klang, diese Tatsache störte sie nicht wirklich. Viel eher störte es sie, das die Polizei ein wenig zu früh den Weg zum Haus gefunden hatte. Doch wenn die junge Frau nun einen Blick zu den Tabletten in ihrem Schrank riskierte und danach greifen wollte, dann stoppte ihre Hand jedes Mal aufs Neue ein paar Zentimeter davor und sank entmutigt wieder nach unten. Was zur Hölle war denn so schwer daran?! Die Blauhaarige seufzte leise und beschloss, es später noch einmal zu versuchen. Momentan fehlte ihr einfach der Mut dazu. Sie schritt in den Flur, schlüpfte in Jacke und Schuhe und verließ das Haus dann. Wie nicht anders zu erwarten war, waren Bostons Straßen um diese Uhrzeit wieder komplett überfüllt. Selbst die Nebenstraßen waren mit Autos verstopft, überall pilgerten Fußgänger die Bürgersteige entlang, hier und dort konnte man Fahrradfahrer dabei beobachten, wie sie die Straße überquerten und dabei fast umgenietet wurden. Die Ratten der Lüfte waren geschäftig dabei Brotkrümel und andere Essensreste vom Asphalt zu picken während hier und da die Musik einiger Straßenkünstler ertönte, die auf ein wenig Geld hofften. Doch für das rege Großstadtleben hatte die junge Frau nun wirklich keinen Blick. Mit schlafwandlerischer Sicherheit trugen ihre Füße sie in Richtung der nächsten Haltestelle. Wie sie es schaffte, in diesem Gewusel nicht von einem Auto angefahren zu werden, war wahrlich ein Rätsel. Mit den Gedanken war sie zumindest ganz woanders. Bei dem Tag, als das Unglück seinen Lauf nahm. Als sie die Treppen der U-Bahnstation hinabgestiegen war, fuhr auch gleich schon die richtige U-Bahn ein. Sie stieg ein und fuhr exakt 4 Haltestellen mit. Von hier aus war es nicht mehr weit bis zum Public Garden. Einige andere Fahrgäste waren wohl auf genau die gleiche Idee gekommen, denn es quoll ein wahrer Menschenstrom aus der überfüllten Bahn. Konan schaffte es irgendwie der Menge zu entkommen, verließ die U-Bahn Station und legte die letzte Wegstrecke bis zum Park zurück. In einer Großstadt wie dieser mal ein wenig Grün zu finden, war schon fast eine Kunst. Es gab nur wenige Parks in der Stadt, aber keiner war so schön wie der Public Garden. Besonders der große See in der Mitte des Parks war ein Hingucker. Am Seeufer standen einige Bänke. Überall flogen bereits bunte Blätter herum. Einige trieben sogar auf dem Wasser. Den Herbst konnte man nur noch schwer leugnen. Sie setzte sich auf eine der Bänke und sah auf den See hinaus. „Haruka-chan..“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein verzweifeltes Flüstern. Hier hatte sie ihre damals beste Freundin kennen gelernt. Sie konnte sich noch daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Damals war nur noch diese eine Bank frei gewesen und die beiden Frauen hatten die Sitzgelegenheit genau in der selben Sekunde erreicht. Irgendwie waren sie damals ins Gespräch gekommen und hatten sich von dort an öfters getroffen. Auch später war die Bank am See noch der Lieblingsplatz der beiden geblieben. Sie strich sich eine der blauen Strähnen aus dem Gesicht. Kurz wandte sie den Blick nach rechts, doch der Platz neben ihr war leer. Und das würde er für immer bleiben. Warum hatte sie Haruka bloß überredet zu der Wandertour mitzukommen? Nach einem Weilchen stand sie auf und setzte ihren Weg fort. Es ging einmal quer durch den ganzen Park. Die Bürokauffrau liebte dieses Fleckchen Erde eigentlich abgöttisch, da sie hier normalerweise mal einen Moment ihre Arbeit vergessen und entspannen konnte. Doch heute rauschte die Umgebung nur so an ihr vorbei. Sie übersah die spielenden Kinder, die Jogger und die Hundebesitzer, welche ihre vierbeinigen Lieblinge gerade eine Runde durch den Park führten. Sie fühlte sich wie hinter einer Milchglasscheibe. Gefangen in einem schlechten Alptraum. Während ihr Leben von Tag zu Tag mehr an einen Scherbenhaufen erinnerte, ging alles um sie herum ganz normal weiter. So als wäre nichts passiert. Der nächste Punkt, den sie wie von selbst ansteuerte war eine Skaterbahn. Derzeit waren nur zwei Jugendliche anwesend die mit ihren Boards an ihrer Technik feilten. „Ren-san.“ Sie hatte ihn seit der Highschool gekannt. Sie waren wirklich gut befreundet gewesen, obwohl sie gar nicht hätten unterschiedlicher sein können. Er, der stets gut gelaunte, aufgekratzte Klassenclown und sie, sein komplettes Gegenteil – immer ruhig und um gute Noten bemüht. In seiner Freizeit war Ren gern hier gewesen. Oft hatten Haruka und Konan hier gesessen und den Skater dabei beobachtet, wie er sich zum x-ten mal auf die Nase legte. Warum hatte sie darauf bestanden selbst den Wagen zu fahren? Mit einem letzten Blick auf die Skaterbahn setzte sie ihren Weg fort. Ein kühler Wind kam auf, wehte die Blätter kreuz und quer über den Weg und zerwuschelte ihre Frisur. Erneut strich die zierliche Frau sich einige Strähnen aus dem Gesicht, überprüfte vorsichtshalber ob die Papierrose noch da war und ging dann weiter. Als sie den Park hinter sich gelassen hatte, schlug das Großstadtleben über ihr zusammen wie eine große Welle. Schon wieder Tauben, Menschen, Wolkenkratzer und Asphalt wohin man auch blickte. Die Straßen waren noch überfüllter als eben, wenn dies überhaupt noch möglich war. Mittlerweile war es Mittags. Die Luft roch tagsüber noch extremer nach Autoabgasen und Essen als nachts. Teils war dies wirklich eine ekelhafte Kombi. Nach einer weiteren Viertelstunde erreichte sie schließlich eine Kneipe. Eigentlich hatte Konan weder Hunger noch Durst, doch sie betrat das Haus und ging zielstrebig zur Bar. //Takeru-san// Der erste Hocker links, dort hatte er immer gesessen. Der Platz war leer. Wie konnte es auch anders? Sie setzte sich auf den Hocker daneben und bestellte sich einen Gin. Sie selbst hasste das Zeug eigentlich, doch ihr Arbeitskollege hatte es immer geliebt. Oft hatte die ganze Clique hier gesessen und den Tag ausklingen lassen. Warum hatte sie nicht auf ihn gehört und hatte nicht auf die Abkürzung verzichtet? Lange hielt die Blauhaarige es in der Kneipe nicht aus. Zu viele Erinnerungen prasselten auf einmal auf sie ein. Haruka, Ren und Takeru waren alles gewesen, was sie in Boston hielt. Sie hatten sich fast jeden Tag gesehen oder wenigstens telefoniert. Die plötzliche Stille zerriss sie fast. Direkt neben der Kneipe befand sich ein kleiner Blumenladen, welchen sie als nächstes besuchte. Mit einem Strauß Lilien bewaffnet verließ sie den Laden wieder, suchte die nächste U-Bahnstation und beschloss dem Friedhof noch einen Besuch abzustatten. Mehr konnte sie für ihre Freunde nicht tun. Nicht mehr. Aber was war schon ein Strauß Blumen? Eine nette Geste vielleicht, mehr aber auch nicht. Ins Leben zurückholen konnte sie sie nicht mehr. Es war bereits später Nachmittag als Konan endlich den Friedhof erreicht hatte. Langsam aber sicher begann es dunkel zu werden. Die Sommertage waren entgültig vorbei. Vor dem anonymen Grabfeld blieb sie schließlich stehen, legte die Blumen nieder und zündete eine Kerze an. Das Feuer flackerte leicht im Wind, doch die Flamme erlosch nicht. Warum hatte sie den Unfall als einzige überlebt? Es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor, die sie hier verweilte. Mehr als die Erinnerungen und dieses Grabfeld waren ihr nicht geblieben. Zu ihren Eltern hatte sie nicht das beste Verhältnis. Außerdem lebten sie nicht hier in Boston sondern in St. Petersburg. Ihre Freunde waren in all den Jahren also zu einer Art Familie geworden. Seinen Anfang genommen hatte das Unglück vor etwa fünf Wochen. Sie hatten einen Ausflug machen wollen. Einmal raus aus der Großstadt. Wandern gewollt hatten sie. Es einfach einmal genießen das Grau der Stadt gegen das Grün der Bäume einzutauschen. Da ihr Wagen noch relativ neu gewesen war, hatte sie darauf bestanden selbst zu fahren. Alle hatten sich auf den Ausflug gefreut. Bloß die Strecke zwischen Boston und dem Waldgebiet zog sich schier ins Unendliche. Also hatte Konan kurzerhand beschlossen eine Abkürzung zu nutzen. Somit hätten sie über eine Stunde Zeit gespart. Dann war es passiert – ein silberner und ein schwarzer Wagen kamen plötzlich um die Kurve der schmalen Straße geschossen. Die beiden Autos sahen nach Geld aus. Und ja, die Kennzeichen hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Da die Autos nicht langsamer wurden und genau auf den Wagen der kleinen Gruppe zuhielten, war es an der Blauhaarigen ein Ausweichmanöver zu starten. Doch die Straße war nass und viel zu eng. Außerdem war es eh schon nicht ungefährlich in einer Kurve auszuweichen. So kam es also, das der Wagen von der Straße abkam, sich mehrfach überschlug und die Böschung herab rollte. Zu guter Letzt prallte die Karre noch gegen einen Baum. Die Bürokauffrau hatte kurzzeitig das Bewustsein verloren, doch noch im Krankenwagen wachte sie wieder auf. Sie hatte sich keine nennenswerten Verletzungen zugezogen. Ein paar Prellungen, aber ansonsten war nichts passiert. Die anderen hatten den Unfall leider nicht so gut überstanden. Die Fahrer der beiden unbekannten Fahrzeuge waren geflohen. Inzwischen war es wirklich schon recht dunkel geworden. Mit gesenktem Haupt riss Konan sich vom Anblick des anonymen Grabfelds los und suchte den Weg zurück zur Hauptstraße. Im Dunkeln war dies gar nicht so einfach, doch die Wege des Friedhofs kannte sie inzwischen schon wie ihre eigene Westentasche. Die Temperatur war gegen Abend schon wieder merklich gesunken. Als sie heute das Haus verlassen hatte, hatte sie sich nur eine recht dünne Jacke angezogen und fröstelte nun leicht. Das Friedhofstor rückte in Sichtweite. Täuschte sie sich, oder hatte sie da eben einen Regentropfen abbekommen? Keine fünf Schritte weiter wusste sie, das sie sich nicht getäuscht hatte. Ein Platzregen durchweichte die Erdwege des Friedhofs in Sekundenschnelle und hinterließ Pfützen auf dem Asphalt. Der Wind wehte eine Spur heftiger und fegte Blätter und kleine Zweige von den Bäumen. Wirklich stören ließ die Blauhaarige sich von dem Dreckwetter allerdings nicht. Gedankenverloren passierte sie das Friedhofstor und ging durch die Seitenstraße nur um sich gleich wieder auf einer, der besser befahrenen Straßen wieder zu finden. Wie durch ein Wunder war die kleine Straße, welche zum Friedhof führte, gerade wie ausgestorben. Weder Autos noch Fußgänger waren in Sichtweite. Konan schob diesen Zufall auf den plötzlichen Regen und die Uhrzeit. Aus den Gedanken gerissen wurde die junge Frau, als sie plötzlich von einem hellen Licht angeleuchtet wurde. Die Straße schillerte vom Regen nass vor ihr, der Lichtkegel wurde größer. Für einen Moment fühlte sie sich stark an den Unfall neulich erinnert, nur das sie gerade nicht in einem Auto saß und es ein schwarzes Motorrad war, welches da genau auf sie zuraste. Ihre Augen weiteten sich ein Stück. Die Bilder des Unfalls erschienen sofort wieder vor ihrem inneren Auge. Die zierliche Frau war im wahrsten Sinne des Wortes erstarrt. Der Motorradfahrer trat stark auf die Bremse, riss den Lenker herum sodass das Motorrad sich um 90° drehte und kam dann vor ihr zum Stehen. Der Abstand zwischen ihr und der Maschine betrug knappe 1, 30 Meter. Kurzzeitig herrschte Schweigen. Langsam aber sicher kehrte Leben in den Körper der Blauhaarigen zurück. Sie konnte sich wieder bewegen. Ihr Blick haftete auf dem Motorradfahrer, welcher sich nun den Helm vom Kopf pflückte. Oranges Haar und ein Gesicht voller Piercings kamen zum Vorschein. Konan glaubte ganz dringend eine Brille zu brauchen. Das war doch..! „Hallo. So sieht man sich also wieder.“, ergriff der Orangehaarige das Wort. Auf seinen Lippen lag ein ironisches Lächeln. Kapitel 3: Auf und davon ------------------------ Ihr Blick haftete auf dem Motorradfahrer, welcher sich nun den Helm vom Kopf pflückte. Oranges Haar und ein Gesicht voller Piercings kamen zum Vorschein. Konan glaubte ganz dringend eine Brille zu brauchen. Das war doch..! „Hallo. So sieht man sich also wieder.“, ergriff der Orangehaarige das Wort. Auf seinen Lippen lag ein ironisches Lächeln. Einen Moment lang starrten sie sich an. Der Blauhaarigen drängte sich ganz spontan eine Frage auf. Sie trug doch keinen Peilsender um den Hals und gefolgt war ihr heute auch niemand. Wie hatte er sie also gefunden? Ausgerechnet hier? Die Nebenstraße, die den Friedhof mit der Hauptstraße verband, war nie besonders belebt. „Es wundert mich, das du es geschafft hast so lange zu überleben, wenn ich bedenke wie schnell du Fahrzeugen ausweichst.“ Auf das 'Sie' verzichtete der Auftragskiller nun wohl ganz. Ohne auf seine Äußerung einzugehen, sah die zierliche Frau ihr Gegenüber an. „Wie hast du mich hier gefunden?“ Wie du mir, so ich dir. Es war zwar eigentlich nicht Konans Art, doch da der Orangehaarige meinte sie duzen zu müssen, tat sie es ihn gleich. Angesprochener zuckte nur leicht mit den Schultern. „Purer Zufall. Ich passe meine Zielpersonen lieber in ihren Wohnungen ab.“ Er stieg vom Motorrad ab, wendete die Maschine und ging genau auf seine Gesprächspartnerin zu. Da diese nicht unbedingt mit ihm zusammenstoßen wollte, wich sie also zurück – runter von der Straße. Der Killer ließ das schwarze Motorrad in einer Parktasche stehen, in die er es eher durch Zufall geschoben hatte. Aber hier stand die Maschine eigentlich ganz gut. Sein Opfer machte nicht den Eindruck, als wenn sie fliehen wollte. Viel mehr konnte Pain in ihren Augen ein leicht fragendes Funkeln erkennen. Ihr Blick war noch ein wenig kühler als eben. „Na, wer ist es? Mutter oder Vater?“ Mit einem leichten Kopfnicken deutete der Gepiercte in Richtung Friedhof. Er glaubte den Grund ihres Friedhofbesuchs in etwa einordnen zu können. Wie alt war die Frau vor ihm wohl? Mitte- oder ende Zwanzig? Einige verloren ihre Eltern in dem Alter schon. Und wenn sie vielleicht etwas zart besaitet war, dann könnte es ein Grund für den Suizidversuch neulich gewesen sein. Natürlich konnte er sein Gegenüber noch nicht wirklich einschätzen, doch diese Vermutung wäre zumindest logisch. Außerdem war er auf ihre Reaktion gespannt. Wenn er einen Volltreffer gelandet hatte, vielleicht gelang es ihm ja dann endlich, sie etwas aus der Ruhe zu bringen. Das die Blauhaarige neulich so gar keine Angst gezeigt hatte, hatte ihn doch leicht zweifeln lassen. Er wollte sich beweisen, das man auch sie aus der Fassung bringen konnte. Der Auftrag sollte so verlaufen wie jedes Mal. „Ich wüsste nicht, was es dich anginge.“ Ihre Stimme klang ruhig, aber kalt. Das eben angeschnittene Thema gefiel ihr nicht. Der Orangehaarige bemerkte, das sie wie selbstverständlich Blickkontakt hielt. Das sie auch heute so ruhig und selbstsicher blieb, gefiel ihm nicht. Es musste doch Wege geben um auch ihr die Angst ins Gesicht zu treiben. So war er es von all seinen Zielpersonen vorher gewohnt und einen gewissen Reiz hatte das Spielchen ja. Nun, mal sehen was sich da machen ließ. Er ging einen Schritt auf sie zu. Hinter der Bürokauffrau befand sich eine Hauswand. Genau an jener Wand stützte er sich mit der linken Hand, genau neben ihrem Kopf, ab. „Hast du dir schon einen Grabstein ausgesucht?“ Mit der freien Hand strich er einmal waagerecht ihren Hals entlang. Für einen Moment herrschte Stille. Der Regen prasselte nach wie vor gnadenlos auf sie herab. Mittlerweile waren die beiden komplett durchweicht. Ein erneuter Windstoß fegte Blätter quer über die Straße. Noch immer kam niemand auf die Idee in die kleine Nebenstraße einzubiegen. „Wie ich gestern Nacht schon gesagt habe, werde ich mich nicht wehren, wenn du mich erschießen willst.“Pains ironisches Lächeln wurde eine Spur schmaler. „Was aber noch lange nicht bedeutet, das ich mich herumschubsen ließe, wie es dir in den Kram passt.“, fügte Konan dann hinzu. Sie drückte den Auftragskiller wieder ein Stück weit von sich weg, was sich auf Grund des Größenverhältnisses als gar nicht so einfach herausstellte. Der Orangehaarige war groß, hatte ein breites Keuz und war muskulös gebaut – also das komplette Gegenteil von der zierlichen Frau. Dennoch dachte sie gar nicht daran sich alles bieten zu lassen. Sein Lächeln war nun vollständig verblasst. Die Kleine war ganz schön mutig! „Du spuckst ganz schön große Töne.“, knurrte er. Als Antwort darauf zog die Blauhaarige nur eine Augenbraue hoch, was ihn langsam wirklich köcheln ließ. „Was habe ich schon zu verlieren?“ Alle, wirklich all seine bisherigen Opfer hatten Angst und Unsicherheit gezeigt. Spätestens dann, wenn sie merkten, das die Lage aussichtslos war. Niemand hatte es sich bisher gewagt ihm zu widersprechen oder einfach auch nur so verdammt ruhig zu bleiben! Ohne jede Vorwarnung schoss sein Arm nach vorn. Seine Hand schloss sich um ihren Hals. Die junge Frau konnte sehen, wie die Muskeln seines Arms sich anspannten. „Ich werde dich töten, ganz so wie mein Auftrag es verlangt. Aber du bestimmst, wie schmerzhaft es wird.“ Ihre Hände schlossen sich um sein Handgelenk. Sie bekam keine Luft mehr! Ohne sich auch nur im geringsten dabei anzustrengen, drückte er ihr die Luft weg. Konans Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Dieser Griff tat verdammt noch mal weh! Ihre Fingernägel gruben sich eher reflexartig in seinen Arm. Die Augen des Gepiercten weiteten sich ungläubig. Dieses...! Sein Griff lockerte sich etwas, ihre Nägel gruben sich tiefer in sein Fleisch. Schließlich beschloss er, das es die beste Lösung wäre sie gegen die Hauswand zu schubsen um ihre Nägel wieder aus seinem Arm zu entfernen. Die Blauhaarige hustete und schnappte nach Luft. Im Prinzip hatte sie ja nichts dagegen, wenn er seinen Auftrag beendete, doch SO hatte sie sich das nun auch wieder nicht vorgestellt. „Es muss ja echt gut für dein Ego sein, dir schwächere Gegner auszusuchen.“, brachte sie dann heraus. So sehr die Art seines Gegenübers ihn auch zur Weißglut trieb, irgendwie reizte das ruhige und selbstsichere Wesen der Frau den Auftragskiller auch wieder. Er konnte sie nicht einschätzen. Absolut nicht. „Gestern noch so wild darauf das Zeitliche zu segnen und heute so eine Kratzbürste.“, stellte er recht amüsiert fest und warf einen flüchtigen Blick zu den blutigen Katschen in seinem Arm. „Ich verbessere : ich will nach wie vor sterben.“, war die schlichte Antwort. Nun war es an Pain eine Augenbraue hochzuziehen. „Das wirst du auch, keine Sorge.“ „HEY!“, brüllte plötzlich eine dritte Stimme quer über die Straße. Trotz des starken Regens hatten sich zwei Polizeibeamte in diesen abgelegenen Teil der Stadt verirrt. Genau zur rechten Zeit. Der erste war ca. 22 Jahre, war groß und schlank gebaut und schien ein sportlicher Typ zu sein. Sein kurzes, rotblondes Haar und die Sonnenbrille verliehen ihm ein freches Aussehen. Alles in allem ein junger Bengel, der vermutlich gerade die Ausbildung abgeschlossen hatte und sich nun als Held der Stadt ansah. Sein Partner war das genaue Gegenteil von ihm. Er war bestimmt schon 45, maß höchstens 1,70 Meter und wog an die 115 Kilo. Bis auf einen schmalen Kranz, hatte er schon keine Haare mehr auf dem Kopf, die Wangen, die ihn wie eine Bulldogge ausschauen ließen, glühten rot. Ein Officer wie aus dem Bilderbuch – fehlten nur noch die Donuts und der Kaffee. Der Gepiercte fluchte leise. Nicht schon wieder die Polizei! Die waren in den letzten Tagen ja schlimmer als Kletten. „Aber nicht hier, wie mir scheint.“ In einer fließenden Bewegung schnappte er sich den Arm der Blauhaarigen, drehte sich zu seinem Motorrad um und riss sie einfach mit. Konan hätte bei der Aktion beinah den Asphalt genauer studiert, doch sie schaffte es sich im letzten Moment zu noch fangen. Stolpernd kam sie neben dem Motorrad zum Stehen und hielt sich daran fest. „Los, steig auf!“, fuhr Pain sie an. Für einen Moment überlegte sie, ob es eine so gute Idee wäre seinem Befehl Folge zu leisten. Doch so wie sie diesen Verrückten einschätze, würde er sich sie kurzerhand über die Schulter schmeißen, wenn sie sich sträubte. Zwar hatte sie mit dem Leben abgeschlossen, doch auf so eine Höllenfahrt konnte die junge Frau ganz gut verzichten. Somit kletterte sie also auf die Maschine und schlang die Arme um den Orangehaarigen, der vor ihr Platz genommen hatte. Das alles geschah in Sekundenschnelle. Das Motorrad schoss los. „Bleiben Sie sofort stehen!“, rief der fettleibige Polizist, als würde er wirklich glauben, das sich auch nur irgend jemand daran stören würde. Der Jüngere war losgelaufen um den Dienstwagen zu holen. Der Regen peitschte ihnen ins Gesicht, als sie in irrwitziger Geschwindigkeit die Nebenstraße verließen und zwischen den Autos her über die Hauptstraße bretterten. Die halsbrecherischen Überholmanöver hatten ein wahres Hupkonzert der Autos zur Folge. Der Auftragskiller spürte, wie die junge Frau die Arme fester um seinen Oberkörper schlang. Ihr war sein Fahrstil alles andere als geheuer. Er selbst machte sich allerdings weniger Sorgen darum einen Unfall zu bauen. Er wusste schließlich was er tat. Nur eins hatte Pain so nicht geplant – er hatte es als günstige Fügung gesehen die Zielperson auf der Straße zu treffen, doch hatte er nicht mit der Polizei gerechnet. Eigentlich hatte er sie nach einem kurzen Gespräch erschießen wollen, doch scheinbar hatte er ein wenig zu lange mit ihr gespielt. Jetzt hatte er den Salat. Er hätte sie schlecht in die Hände der Polizei fallen lassen können. Somit war ihm nichts anderes übrig geblieben als sie mitzuschleifen. Das würde bestimmt noch einiges an Ärger geben. Das Motorrad bog erneut in eine andere Straße ein. Die Höllenfahrt ging noch eine gute halbe Stunde so weiter. Die Polizisten hatte er abgehängt. Einmal nur hatte er schon den nächsten Streifenwagen auf den Fersen gehabt, was allerdings eher an seinem interessanten Fahrverhalten lag. Doch auch die Karre hatte er abhängen können. Er beschloss wieder etwas langsamer zu fahren. Er spürte, wie Konan sich zu seinem Ohr rüber beugte. „Wo bringst du mich eigentlich hin?!“, wollte sie wissen. Die Blauhaarige musste ziemlich laut sprechen, damit er sie in diesem Verkehrschaos überhaupt verstand. Bostons Straßen waren eben immer gut befahren. „Das wirst du schon sehen.“, murrte er nur. Nun, bis er den Auftrag erledigt haben musste, hatte er noch etwas Zeit. Zeit noch ein wenig mit ihr zu spielen. Wenn es ihm zu langweilig wurde, konnte er sie immer noch kurzerhand beseitigen. Aber sie war anders als all seine bisherigen Zielobjekte, was der Sache einen gewissen Reiz gab... Kapitel 4: wo rohe Kräfte... ---------------------------- Das Klingeln eines Telefons riss sie aus dem Schlaf. Langsam öffnete Konan die Augen und blinzelte verwirrt. War sie gestern Abend im Wohnzimmer auf dem Sofa eingeschlafen? Obwohl...nein, das war nicht ihr Wohnzimmer. Einen Moment brauchte es, dann wusste sie wieder wo sie war. Dieser Verrückte hatte sie doch gestern entführt. Die Blauhaarige war sich nicht ganz sicher, ob sie die momentane Situation wirklich entführt nennen sollte oder nicht, denn eingesperrt war sie nicht. Unweigerlich begann sie wieder nach dem Sinn der Aktion zu suchen. Natürlich hatte der Auftragskiller sie nicht der Polizei überlassen wollen. Aber hätte es dann nicht gereicht irgendwo quer durch die Stadt zu fahren um die Beamten abzuhängen? Er hätte seinen Auftrag ganz einfach beenden können. Gewehrt hätte sie sich schließlich nicht. Aber nein, der Orangehaarige hatte nichts besseres zu tun als sie in seine viel zu kleine Wohnung zu schleifen. Gestern Abend hatte sie erst die Befürchtung gehabt er wolle ihr noch irgend etwas antun, bevor er sie ausschaltete, doch nichts dergleichen war passiert. Im Gegenteil. Kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, hatte er ihr keinerlei Beachtung mehr geschenkt. Das einzige was er ihr noch gesagt hatte war, das sie ja nicht auf die Idee kommen sollte zu fliehen. Die junge Frau stand vom Sofa auf und strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht. Sie sah sich im Zimmer um. Viel stand hier wirklich nicht. Ein Sofa, ein kleiner Tisch, zwei Schränkchen und ein Fernseher. Nicht zu vergessen natürlich das Radio auf der Fensterbank und einen Metallschrank, den sie nicht wirklich einordnen konnte. Rein Instinktiv vermutete sie das ihr Entführer darin seine Waffen aufbewahrte. Sie ging zur Tür, welche in die Diele führte, da sie dort die Stimme des Orangehaarigen geortet hatte. Sie wollte endlich eine Erklärung! Wieso hatte er sie verschleppt, wenn er sie dann ganz einfach ignorierte? Sollte er sie nicht eigentlich umbringen? „Keine Sorge, der Auftrag ist so gut wie abgeschlossen.“ Pain stand in der Diele und telefonierte derzeit mit seinem Auftraggeber. Dieser hatte durch die Medien mitbekommen, das die Zielperson verschleppt worden war und hatte nun natürlich angerufen. Der Orangehaarige hielt sich das Telefon ein Stück weit vom Ohr weg, da sein Auftraggeber eine sehr laute Stimme besaß. Der Mann am anderen Ende der Leitung brabbelte ohne Pause auf ihn ein, was ihm langsam aber sicher auf die Nerven ging. „Sie muss in 6 Tagen tot sein, also lassen Sie es meine Sorge sein, was ich in dieser Zeit mit ihr mache.“, antwortete er, als sein Gesprächspartner mal einen Moment lang ruhig war. Die Kleine war anders als all seine bisherigen Zielpersonen. Einerseits verdammt mutig und zäh, andererseits hatte sie mit dem Leben abgeschlossen. Eine ungewöhnliche, interessante Mischung. Ein Grinsen machte sich auf den Lippen des Auftragskillers breit. Nicht nur ihr Wesen war interessant, nein die Frau sah auch noch verdammt gut aus. Kräftemäßig hatte sie ihm nichts entgegen zu setzten, was nichts anderes bedeutete, als das er mit ihr machen konnte, was er wollte. Seinen Auftrag musste er in 6 Tagen beendet haben. Es blieb also noch genug Zeit um ein wenig mit seinem Opfer zu spielen. Ja, die Woche versprach interessant zu werden. Vielleicht würde es ihm endlich gelingen sie aus der Fassung zu bringen. Es musste doch irgend eine Möglichkeit geben, damit sie ihre verdammte Selbstsicherheit verlor – ein Opfer wie jedes andere auch wurde. „Nerven Sie mich noch weiter und ich bringe Sie auch um.“, murrte er ins Telefon, als sein Auftraggeber noch immer nicht damit aufhörte auf ihn einzuquasseln. Nun war sein Gesprächspartner verstummt. „Ich habe bisher noch jeden Auftrag erledigt, da wird das Mädchen keine Ausname bilden.“ Er beendete das Telefonat, da die Tür zur Diele geöffnet wurde. Im Türrahmen stand die Blauhaarige, welche ihn mit fragendem Blick musterte. Sie hatte noch mitbekommen, das es bei dem Telefonat allem Anschein nach um sie ging, aber mehr nicht. „Wann gedenkst du deinen Auftrag nun zuende zu bringen?“, wollte sie dann wissen. Ziemlich direkt die Gute. Vor allem, wenn man beachtete um welches Thema es ging. „Noch früh genug, verlass dich drauf.“ Der Auftragskiller drehte sich nun ganz zu ihr um. Der Blick der zierlichen Frau war nach wie vor leicht fragend. „Darf ich dich mal was fragen?“, erkundigte sie sich dann. Pain zog eine Augenbraue hoch. „Dann frag.“ Einen Moment lang herrschte Schweigen – scheinbar eine Künstlerpause – dann erhob Konan erneut sie Stimme. „Ich kann ja noch nachvollziehen warum du mich gestern verschleppt hast. Aber was bringt es dir mich hier sitzen zu lassen? Bleibt es sich nicht gleich ob du mich jetzt oder später erschießt?“ Auf seine Lippen legte sich wieder ein leichtes Grinsen. Sie wollte es wirklich wissen? Nun, dann sollte sie ihre Antwort bekommen. Ob ihr das Gesagte jedoch gefallen würde, war ungewiss. „Bis der Auftrag beendet sein muss, bleibt noch ein wenig Zeit.“ Er ging einen Schritt auf sie zu, was sie mit einem missfallenden Blick quittierte. „Würde ich dich jetzt schon töten, hättest du keinen Nutzen mehr für mich.“ Sein Grinsen wurde eine Spur breiter. „Schließlich bin ich nicht nekrophil.“ Der Gepiercte konnte förmlich sehen, wie seiner Gesprächspartnerin das Gesicht entgleiste. Mit so einer Antwort hatte sie scheinbar nicht gerechnet. Schlagartig schien ihr klar zu werden warum er sie noch nicht getötet sondern entführt hatte. „Vergiss es.“, stellte die Bürokauffrau fest. Sie hatte sich wieder gefangen. Mit festem Blick sah sie ihm in die Augen. Der Auftragskiller begann wieder leicht zu köcheln. Diese unerschütterliche Ruhe! Die Frau schien immer noch nicht verstanden zu haben,wer von ihnen hier das Sagen hatte. „Du glaubst nicht wirklich, das mich deine Meinung interessieren würde?“ Fast schon belustigt sah er zu ihr runter. Konan lehnte noch immer am Türrahmen. Der Orangehaarige stand genau vor ihr. Zwischen ihnen lag vielleicht noch ein Abstand von zwanzig Zentimetern. Für den Geschmack der Blauhaarigen eindeutig zu wenig. Immer noch mit festem Blick sah sie zu ihm hoch. „Ich warne dich. Solltest du versuchen mich anzufassen, wirst du Federn lassen.“ Dem Auftragskiller war deutlich anzusehen, das er große Mühe hatte um nicht los zu lachen. „Das will ich sehen.“, brachte er dann grinsend heraus. Mit einem schnellen Griff umfasste er ihre Handgelenke. Ihre Hände in eisernem Griff haltend zog er ihre Arme hoch und drückte sie gegen den Türrahmen. Sie wand sich, versuchte sich aus dem Griff zu befreien. Ohne Erfolg. „Wie war das noch gleich? Ich würde Federn lassen?“ Um sie einfacher daran hindern zu können so rum zu zappeln, zog er sie vom Türrahmen weg. Der Orangehaarige musste erstaunlich viel Kraft investieren um sie zu Boden zu drücken. Dafür, das sie so zierlich war, leistete die Frau verdammt viel Gegenwehr. Mit seinem Gewicht hielt er sie am Boden. Dennoch spürte er, das sie sämtliche Kräfte mobilisierte um ihn von sich zu schubsen. „Geh runter von mir!“, zischte sie warnend. „Vergiss es, Kleine.“ Der Gepiercte musterte sie, ehe er mit der Hand unter ihr Shirt fuhr. Er griff nicht gerade rücksichtsvoll zu. Ihre Augen weiteten sich. Im nächsten Moment waren es allerdings die Augen des Killers, die sich vor Schmerz weiteten. Um sich zu retten hatte die Blauhaarige das Knie angezogen und ihm mit voller Kraft in den Schritt getreten. Nun war es kein Problem mehr für sie ihn von sich zu schubsen und ein Stück weit nach hinten zu krabbeln. Trotz der erfolgreichen Abwehraktion ging ihr Atem einen Tick schneller, als es normal war. „Ich hab dich gewarnt.“ Ihre Stimme klang kühl und übel gelaunt. Sie warf einen Blick zu ihm rüber. Der Orangehaarige hatte sich wegen des Trittes leicht gekrümmt und war für den Moment unfähig irgendwas zu tun. Doch er erholte sich relativ schnell wieder. Konan beschloss das es besser wäre wieder aufzustehen, bevor er es tat. Der Auftragskiller sah mehr als verstimmt aus. „Du kleine Schlampe hast Nerven...!“ Etwa zeitgleich erhoben sie sich vom Boden. „Wer nicht hören kann muss eben fühlen.“ Das war er. Der Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte. Jetzt machte das Weib sich auch noch lustig über ihn. Pain besaß Temperament und er ließ sich nur ungern auf der Nase herumtanzen. Ohne wirklich darüber nachzudenken was er tat, überbrückte er die kurze Distanz die zwischen ihnen lag und schlug zu. Es blieb gerade noch genug Zeit um zu sehen, wie sie ungläubig die Augen aufriss, bevor der Schlag sie traf. Es hatte eigentlich nur eine Ohrfeige werden sollen, doch nun bemerkte er, das er die Hand zur Faust geballt hatte. Sie geschlagen hatte, wie ein Mann normalerweise einen anderen Mann schlug. Wie ein Stein ging die Blauhaarige zu Boden. Sie landete mit einem dumpfen Aufschlag auf den Fliesen und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Zwei Sekunden starrte Pain seine zur Faust geballte Hand an, dann wanderte sein Blick zum Fußboden. Er sah einen dünnen Rinnsal Blut, welcher ihr aus dem Mund rann. „Fuck.“, fluchte er leise. So war die ganze Sache eigentlich nicht geplant gewesen. Für einen Moment hatte er vergessen das er einer Frau besser keinen Schlag verpassen sollte, der einen Mann in seiner Größe außer Gefecht gesetzt hätte. Er kniete sich neben sie und legte zwei Finger an ihren Hals. Der Orangehaarige atmete kaum merklich auf. Sie hatte noch Puls, lebte dem zur Folge noch. Natürlich würde er sie am Ende der Woche umbringen, doch SO war die Aktion nun auch nicht geplant gewesen. Er drehte die bewusstlose Frau auf den Rücken und musterte ihr Gesicht. Ob er ihr mit dem Schlag den Kiefer gebrochen hatte? Er war kein Arzt, aber ein gebrochener Kiefer sah bestimmt anders aus. Scheinbar noch mal Glück im Unglück. Für einen Moment musterte er ihr Gesicht noch. Sie war schön. Nicht nur irgendwie hübsch oder süß, nein schön war das treffende Wort. Sein Blick wanderte weiter ihren Körper herab und blieb erstmal an ihrem Oberkörper hängen. Der Anblick erinnerte ihn wieder an sein eigentliches Vorhaben. Es wäre ein Leichtes sich jetzt an ihr zu vergehen, aber es wäre unter seiner Würde. Es war schon armselig genug gewesen eine Frau bewusstlos zu schlagen. „Dieses verdammte Weib.“, murrte er. Der Auftragskiller klaubte die Blauhaarige vom Boden auf und trug sie rüber zum Sofa. Das erste, was sie spürte als sie wieder zu sich kam waren starke Kopfschmerzen. Ihr Kopf fühlte sich an, als wolle er jeden Moment explodieren. Außerdem schmerzte ihre linke Gesichtshälfte. Der Blauhaarigen war, als seie sie gegen eine Wand gelaufen. Nur langsam öffnete sie die Augen. Das Licht blendete sie und verursachte nur noch mehr Kopfschmerzen. Mit einem leisen Schmerzenslaut setzte sie sich halb auf. Ihr war schwindelig. Dann fiel ihr auf, das sie auf dem Sofa und nicht mehr auf dem Fußboden lag. Für einen Moment erstarrte sie. Was hatte der Kerl wohl mit ihr gemacht, als sie bewusstlos gewesen war? Außer den Kopfschmerzen und ihrer linken Gesichtshälfte tat ihr allerdings nichts weh. Wie in Zeitlupe blickte sie an sich herab und stellte dann fest, das sie glücklicherweise noch all ihre Klamotten trug. So tief gesunken war der Orangehaarige dann wohl doch noch nicht. Just in diesem Moment betrat eben Jener den Raum. „Du bist aufgewacht.“, stellte er sachlich fest. Es herrschte wieder Schweigen. „Du hast mich geschlagen.“, stellte sie dann nicht ganz so sachlich fest. Angesprochener zuckte nur mit den Schultern. Er musste ihr ja nicht unbedingt auf die Nase binden, dass das so nicht geplant gewesen war. „Vielleicht hast du ja jetzt endlich kapiert, gegen wen du dich besser nicht auflehnen solltest.“ Er warf ihr einen Gefrierbeutel mit Eiswürfeln darin zu. „Du kühlst besser dein Gesicht, bevor es noch aufgeht wie ein Hefekloß.“ Nach einer kurzen Pause fügte er noch ein :“Das sähe scheiße aus.“, hinzu. Nun warf die Bürokauffrau Pain einen eher vorwurfsvollen Blick zu, fing den Beutel aber und tat wie ihr geheißen. In der Diele Klingelte wieder das Telefon. Konan seufzte entnervt als der Gepiercte den Raum verlassen hatte. Wo war sie da nur reingeraten? Der Kerl tickte ja nicht mehr ganz sauber. Kapitel 5: Killer unter sich ---------------------------- Etwa zwei Stunden waren seit dem Zwischenfall vergangen. In der Zwischenzeit hatten die beiden kein Wort miteinander gewechselt. Langsam aber sicher war es an der Zeit, mal einen Blick in die Küche zu werfen. Die Bürokauffrau hatte die letzten Tage schon nicht unbedingt viel gegessen und langsam aber sicher machte ihr Magen sich bemerkbar. So stand sie also vom Sofa auf um in die Küche zu gehen. Schwindelig war ihr zum Glück nicht mehr, doch ihr Gesicht schmerzte nach wie vor. Das würde vermutlich noch ein unschönes Feilchen geben. Sie ignorierte ihren Entführer gekonnt, der derzeit am Wohnzimmertisch saß. Was genau er da eigentlich machte, wusste sie nicht. Konan hatte nur gesehen, das er einen Aktenordner mit Blättern darin, die sie stark an Lebensläufe erinnerten, vor sich hatte. Sie vermutete, das es sich dabei um neue Aufträge handelte. Sie dachte nicht weiter darüber nach sondern ging in die Küche. Erstmal stellte sie fest, das hier ziemliches Chaos herrschte. Von Aufräumen schien der Orangehaarige nicht all zu viel zu halten. Zwar kannte die Frau sich in der Küche nicht aus, doch sie fand auf Anhieb einen Teller und Besteck. Dann wollte sie doch mal sehen, was sich so alles im Kühlschrank befand. Ein einfaches Stückchen Brot würde ja voll und ganz reichen. Zur selben Zeit saß Pain am Wohnzimmertisch und ordnete die Liste der Zielpersonen. Einige waren bereits tot. Eben jene Zettel sortierte er schon mal aus um eine bessere Übersicht zu haben. Während er also den 'Bürokram' seiner Arbeit erledigte, dachte er noch über etwas ganz anderes nach. Sein Auftraggeber hatte ihm immer und immer wieder versucht klar zu machen, wie wichtig es war, das er seinen momentanen Auftrag so schnell wie möglich beendete. Was also hatte die Frau getan, das er sie so schnell beseitigen sollte? Besonders gefährlich schien sie ihm nicht zu sein. Sie hatte es vorhin ja nicht mals geschafft seinem Schlag auszuweichen. Doch was immer es auch war... wenn sein Auftraggeber so viel Wert auf ihren Tod legte, dann musste es um etwas sehr Wichtiges gehen. Und er konnte sich vorstellen, das er nicht der Einzige war, der mit dem Auftrag versehen wurde sie zu töten. Manche Auftraggeber neigten dazu gleich mehrere Killer anzuheuern, nur um sich ganz sicher zu sein, das die Zielperson beseitigt wurde. Das die Auftragskiller sich dabei vielleicht ins Gehege kommen könnten, vergaßen sie oft. Und da er die Blauhaarige noch nicht getötet hatte, bedeutete dies für ihn, das er mit ihr besser nicht zu lange an einem Ort bliebe. Wenn ein anderer Profi nach ihr suchte, dann würde er sie vermutlich selbst hier finden. Und das wäre dann sein Geld, welches ihm durch die Lappen gehen würde... Plötzlich glaubte er ganz dringend eine Brille zu brauchen! Aus dem Augenwinkel sah der Orangehaarige wie sein Opfer sich an seinem Kühlschrank bediente. Das war ihm wirklich noch nie passiert! Gut, normalerweise tötete er die Zielpersonen ja auch direkt, aber trotzdem hatte er damit nicht gerechnet. Noch ein wenig aus der Bahn geworfen erhob er sich von seinem Platz und begab sich ebenfalls in die Küche. Sie hatte ihn allem Anschein nach noch nicht bemerkt. Der Killer schlang die Arme von hinten um die zierliche Frau und spürte, wie diese vor Schreck leicht zusammenzuckte. Scheinbar hatte sie ihn wirklich nicht bemerkt. „Ich kann mich nicht erinnern etwas wie : 'fühl dich ganz wie Zuhause' gesagt zu haben.“ Mit der linken Hand fuhr er seitlich unter ihr Shirt. Eigentlich hielt er lieber einen gesunden Abstand zu anderen Menschen, doch da er Konan absolut nicht einschätzen konnte, interessierte ihn ihre Reaktion. Die Blauhaarige erstarrte für einen Moment und unternahm gar nichts gegen seine Nähe. „Du hättest vielleicht daran denken sollen das ich was zu essen brauche, bevor du mich entführt hast.“, entgegnete sie ruhig. Er ließ seine Hand höher wandern. Bisher hatte er immer noch keine Ohrfeige oder ähnliches kassiert. Er spürte, wie ihr Atem sich etwas beschleunigte. Ihre Körperhaltung drückte Unsicherheit aus. Auf seinen Lippen machte sich ein leichtes Grinsen breit. „Was ist denn mit dir los? Du wehrst dich ja gar nicht.“, stellte er fest. „Sollte ich denn? Vielleicht damit du einen Vorwand hast um mir noch mal halb den Kiefer brechen zu können?“ Täuschte er sich, oder wirkte sie das erste mal Verunsichert? Sein Grinsen wurde breiter. Vielleicht war es doch nicht so schlecht das ihm vorhin die Hand ausgerutscht war. Langsam schien er die Sache ja wieder unter Kontrolle zu kriegen. Pain beschloss es erstmal gut sein zu lassen. Er ließ sie wieder los. Die Bürokauffrau nutzte die Chance um sich schnell zwei Schritte von ihm zu entfernen und sich zu ihm umzudrehen. „Wenn du schon dabei bist, dann koch was vernünftiges.“ Nun war es an Konan eine Augenbraue hoch zu ziehen. „Ach, und was genau wünscht der Herr?“ Die Unsicherheit in ihrer Stimme und ihrer Körperhaltung war wieder verschwunden. Stattdessen war da wieder dieser selbstsichere, leicht herausfordernde Blick. Der Orangehaarige fragte sich gerade wirklich, wie sie ihre Stimmung nur so schnell ändern konnte. Doch trotz allem war er sich recht sicher, das sie diesmal tun würde, was er sagte. Eine Weile später hatten sie sich an den Wohnzimmertisch gesetzt und verputzten eine Lasagne. Die zierliche Frau war ziemlich überrascht, das sie alle Zutaten, die sie brauchte, in dieser chaotischen Küche hatte finden können. Nur eins stand jetzt schon fest. Den Abwasch würde sie nachher nicht allein machen. „Wir werden nach dem Essen einen kleinen Ausflug machen.“, ergriff der Gepiercte das Wort. Die Blauhaarige blickte ihn fragend an. „Wie meinst du das?“ „So wie ich es gesagt habe.“ „Dir ist schon klar das die Polizei nach mir sucht?“ Er legte das Besteck auf den leeren Teller zurück. „Ich bleibe nie zu lange an einem Ort. Es ist sicherer das Quartier zu wechseln.“ Konan tat es ihm gleich und legte das Besteck auf den Teller. „Meinst du die Polizei findet uns hier so schnell?“ Pain schüttelte den Kopf. „Nein, nicht die Polizei.“ Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Ach, und wer dann?“ Der Killer stand vom Sofa auf. „Glaub mir, es ist besser, wenn du es nicht weißt.“ Gesagt getan. Nach dem Essen räumten sie das Geschirr in die Küche zurück. Der Orangehaarige schnappte sich seinen Motorradschlüssel, die P8 und Munition und ließ die Waffe im Halfter verschwinden. Besonders viele Sachen packte er nicht zusammen. Scheinbar wurde das kein großer Umzug. Konan konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber sie vermutete, das alles Wichtige auch an dem Ort, zu dem sie jetzt fahren würden, vorhanden sein würde. „Mach ja keinen Blödsinn, wenn wir gleich rausgehen.“,mahnte der Gepiercte sie. Für einen Moment kam die Blauhaarige sich vor wie ein Kleinkind, dem man gerade predigte die Hände nicht auf die heiße Herdplatte zu legen. „Wenn du deinen Auftrag dann endlich mal beenden würdest.“ Er seufzte gespielt genervt und schüttelte den Kopf. „Das Zeitliche segnest du exakt dann, wann ich es will.“ Er gab ihr einen leichten Schubs in Richtung Diele. „Komm jetzt.“ So verließen sie die kleine Wohnung also und gingen durch den Hausflur. Das war nun das zweite Mal, das Konan diesen Weg passierte. Sie fragte sich wieder, wie man bloß freiwillig hier wohnen konnte. Die Wohnung lag in der dritten Etage. Der Hausflur war schmal und dunkel. Einige Lampen waren kaputt. Anscheinend hielt es niemand für nötig die Glühbirnen auszutauschen. Ob es hier wohl keinen Hausmeister gab? Die Farbe der Wände, eine schmutzige Cremefarbe die wohl früher mal weiß gewesen war, blätterte bereits ab. Im Hausflur lagen also Dreck und abgesplitterte Wandfarbe. Die Luft roch nach Zigarettenrauch. Wirklich keine schöne Gegend. Sie war froh als sie das Haus verließen. Jetzt mussten sie nur noch rüber zur Garage, wo das Motorrad stand. Die Blauhaarige betete im Geiste, das sich die Fahrt heute nicht wieder als so eine Höllentour entpuppte. Ganz in Gedanken hatte sie nicht mitbekommen das Pain stehen geblieben war. Dies wurde ihr jedoch schlagartig bewusst als sie gegen ihn lief. Kurz blinzelte sie, dann warf sie ihm einen eher fragenden Blick zu. „Was i-“, begann sie, wurde jedoch durch ein bestimmtes :“Still!“, unterbrochen. Er zischte den Befehl fast schon. Leise und schneidend. Mit einem Kopfnicken deutete der Killer nach Süden. Dort stand ein ganz in schwarz gekleideter Fremder. Besser gesagt, der Fremde lehnte an einem Audi 100. Er trug eine weite Jeans und eine Weste, auf deren Rücken ein weißer Totenkopf aufgedruckt war. Eine Sonnenbrille und Springerstiefel rundeten das Bild ab. Der Kerl war bestimmt 1,90m groß, hatte ein breites Kreuz und muskulöse Oberarme. Auf seinem rechten Arm war ein Adler in die gebräunte Haut tätowiert. An seinem Gürtel war ein Messer befestigt, seine Pistole entsicherte er gerade und starrte rüber zu ihnen. Die Beifahrertür des Audis wurde geöffnet und ein Mann, der vermutlich der Zwillingsbruder des ersten Fremden war, stieg aus. Vom Aussehen her unterschieden sie sich nur sehr wenig. Der Zweite hatte lediglich kein Tattoo, dafür aber eine Narbe senkrecht übers Auge verlaufend. Auch Nummer zwei war schwer bewaffnet. „Kollegen.“, erklärte Pain der zierlichen Frau kurz. Noch immer standen sie da ohne sich zu bewegen. „Kannst du motorradfahren?“, wollte er dann wissen. Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir leid.“ Die beiden Fremden bewegten sich nun genau auf sie zu. Rambo 1 richtete nach wie vor die Pistole auf die beiden, während Rambo 2 zwei Messer gezogen hatte. „Geh von der Kleinen weg, dann lassen wir dich vielleicht laufen.“, erhob der Kerl mit der Narbe das Wort. Er hatte ein dunkle, kratzige Stimme. „Genau, wäre gesünder.“, lachte der andere. Der Gepiercte konnte sich nicht erklären, wieso er plötzlich wieder zu köcheln begann. Klar, er ließ sich von den beiden da sicher nichts sagen, und seine Beute abjagen ganz bestimmt nicht, aber da war noch etwas anderes... Wenn er daran dachte, das der zierlichen Bürokauffrau durch die Hand dieser beiden Rowdys etwas passieren könnte, wurde ihm ganz anders. Er schob es darauf, das er bestimmte, wann er ihr überdrüssig war. ER würde diesen Auftrag später beenden, aber nicht die beiden da. Unauffällig drückte der Orangehaarige ihr die Motorradschlüssel in die Hand. „Geh in die Garage und hol das Motorrad, Konan.“, wies er sie an. Angesprochene blickte ihn leicht entsetzt an. „Du kannst unmöglich gegen zwei Bewaffnete gleichzeitig ankommen.“, entgegnete sie. „Hast du ne bessere Idee? Geh jetzt!“ Er griff nach der P8 und entsicherte sie. Die Blauhaarige ging langsam rückwärts um zur Garage zu gelangen. Sie wusste nicht genau warum sie seinem Befehl ohne zu Murren Folge leistete, doch sie tat es. Eigentlich wäre das die ideale Möglichkeit gewesen mit dem Leben endlich abschließen zu können, doch irgend etwas in ihr sträubte sich gegen den Gedanken. Fast so, wie neulich, als sie das zweite Mal zu den Tabletten greifen wollte. War es die menschliche Natur oder ein Fünkchen Lebenswille, der ihr das Herz fast bis zum Herz schlagen ließ. Die beiden Fremden jagten ihr eine heiden Angst ein, was sie sich jedoch nicht anmerken ließ. „Du kommst nicht weit!“, rief einer der beiden Brüder. Ein Knall ertönte. Die Frau wurde das Gefühl nicht los, das da etwas ganz knapp an ihrem Kopf vorbei gerauscht war. Als Reaktion eröffnete der Orangehaarige nun wiederrum das Feuer auf die Fremden. Konan nutzte die Chance und lief los. So schnell sie konnte in die Garage. Sie betete das Motorrad auf Anhieb zu finden. Sie hatte nicht besonders viel Zeit. Derzeit hielt Pain die beiden Auftragskiller vor dem Gebäude auf Trab. Killer Nummer 1 war hinter dem Audi 100 in Deckung gegangen, Killer Nummer 2 auch kurzzeitig, dann hatte er ihn aus den Augen verloren. Er selbst war hinter einem schwarzgelben Smart in Deckung gegangen, welcher verlassen auf dem Hof herumstand. Der Orangehaarige und der Killer mit dem Tattoo warteten nur auf eine Unachtsamkeit des Gegners. Ab und an fiel ein Schuss, doch bisher hatte niemand einen Treffer landen können. Der Kerl mit der Narbe war erst hinter dem Audi verschwunden, dann war er vorsichtig die Autoreihe weiter gekrabbelt um seine Position zu wechseln. Der Gepiercte war ganz mit dem Kampf mit seinem Bruder beschäftigt und somit bot sich ihm die ideale Gelegenheit anzugreifen. Er hatte sich ihm im 90° Winkel genähert und nutzte nun seine Chance. Mit den beiden Messern vorraus stürzte der Auftragskiller sich auf seinen Gegner. Dieser sah den Angriff im letzten Moment kommen, drehte sich und schoss. Der Schuss traf den Killer mit der Narbe auf Höhe der Schulter. Sein rechter Arm wurde nach hinten gerissen. Der Hühne hatte allerdings so viel Schwung in den Angriff gelegt, das er jetzt nicht mehr stoppen konnte und gegen den Orangehaarigen pralle. Die beiden Männer stolperten hinter dem Smart vor. Wenn man bedachte wie groß das Auto war, war dies sicherlich keine Kunst. Trotz der Schussverletzung gab Rambo 2 nicht auf. Die beiden Männer begannen auf dem Garagenhof damit sich zu prügeln. Rambo 1 konnte derzeit nicht auf die Kämpfenden schießen, da die Gefahr zu groß war den eigenen Bruder zu treffen. Konan hatte das Motorrad inzwischen endlich gefunden und schob es so schnell sie konnte aus der Garage. Auf dem Hof bot sich ihr ein bizarrer Anblick. Pain und einer der Auftragskiller prügelten sich und sahen beide schon recht zerrupft aus. Der Gegner landete einen Treffer und sie sah die Pistole im hohen Bogen über den Platz segeln. Die Waffe kam genau vor ihren Füßen zum liegen. Zögernd bückte sie sich danach. Sie würde dem Gepiercten die P8 gleich zurück geben, bloß müsste er sich dafür mal endlich her bequemen. Nachdem er ihn entwaffnet hatte, taumelte das Narbengesicht zurück um seinem Bruder den Weg frei zu machen. Dieser grinste triumphierend und richtete die Waffe auf den Gegner, während sein Finger zum Abzug wanderte. Ein Schuss fiel. Der Killer mit dem Tattoo und der Sonnenbrille sackte leblos zusammen. Der Inhalt seines Schädels hatte sich auf der Windschutzscheibe des Audis verteilt. Nun breitete sich im rasanten Tempo eine Blutlache um die Leiche aus. Das Narbengesicht starrte auf die Überreste seines Bruders, stieß einen markerschütternden Schrei aus und rannte. Ihre Hände zitterten. Erst leicht, dann immer stärker. Die P8 glitt ihr aus der Hand und landete erneut auf dem Boden. Langsam aber sicher begriff sie, was sie eben getan hatte. Konans Knie gaben nach. Ungläubig starrte sie ihre Hände an. Was hatte sie nur getan? Oh Gott! Sie hatte jemanden erschossen! Es war aus einem Reflex heraus gewesen. Sie hatte gesehen wie der Typ die Waffe auf Pain gerichtet hatte. In dem Moment hatte ihr Arm sich selbstständig gehoben und ihr Zeigefinger hatte den Abzug betätigt. Es war ein Glückstreffer gewesen. Sie wusste nicht mal genau WARUM sie es getan hatte. Wieso half sie dem Orangehaarigen überhaupt?! Er wollte sie umbringen und nun hatte sie jemanden erschossen um ihn zu schützen! Abwesend starrte sie rüber zu der Leiche. Die Blutlache hatte aufgehört sich auszubreiten. Der Orangehaarige war inzwischen zu ihr rüber gekommen. „Alles in Ordnung mit dir?“, wollte er wissen. Pain ließ es sich nicht anmerken, aber er hatte der zierlichen Frau gar nicht zugetraut das sie ohne zu zögern jemandem den Schädel wegpustete. „Ich hab ihn umgebracht...!“ Ihre Stimme glich mehr einem Flüstern. „Und das war auch gut so.“, antwortete er. Er zog sie wieder auf die Füße. Die Blauhaarige starrte immer noch geschockt rüber zu dem Toten. Einem Reflex folgend drückte Pain sie kurz an sich. Sie sah so erschrocken und zerbrechlich aus. Der Orangehaarige ließ sie wieder los. „Wir sollten hier weg, bevor die Polizei kommt.“ Mit diesen Worten stieg er auf das Motorrad und wartete bis Konan hinter ihm auf die Maschine geklettert war. Kapitel 6: ein Auftrag wie alle? -------------------------------- Das Motorrad jagte durch Bostons Straßen. Anfangs war der Fahrstil des Orangehaarigen rasant wie immer, je weiter sie sich vom Tatort entfernten, desto mehr Verkehrsregeln schien er aber wieder zu kennen. Kopfloses Herumheizen konnte zwar praktisch sein um zu fliehen, doch wenn man kein großes Aufsehen erregen wollte, dann verhielt man sich besser unauffällig. Nach fast einer Stunde Fahrt, erreichten sie eine alte Lagerhalle. Pain nahm den Fuß vom Gas und brachte das schwarze Motorrad kurz vor dem Rolltor der Halle zum Stehen. Mittlerweile hatte es wieder angefangen zu regnen. Die kühlen Wassertropfen prasselten erbarmungslos auf den Asphalt herab. Die teils rissige Straße war schon bald wieder mit Dutzenden Pfützen übersät. Der graue Himmel gab der Stadt erst recht ein trostloses Aussehen. Der Auftragskiller war fast den ganzen Weg stur nach Süden gefahren und so hatten sie nun einen Außenbezirk der Stadt erreicht. Er stieg von dem schwarzen Motorrad. Einige kleine Steinchen auf dem Asphalt knirschten unter seinen Stiefeln. Die Blauhaarige tat es ihm gleich. Vom Regen durchnässte Strähnen hingen ihr im Gesicht. Kombiniert mit der blassen Haut und dem Schock, welcher nach wie vor auf ihrem Gesicht geschrieben stand, erinnerte ihr Erscheinungsbild gerade stark an das eines Geistes. Das Rolltor der Fabrikhalle war nur zur Hälfte nach unten gelassen worden, was bedeutete, das die beiden ohne Probleme ins Innere der Halle gelangen konnten. Das Gebäude war riesig und mit einigen Fließbändern und Rohren durchzogen. Hier und da stand ein Pult mit einigen Hebeln daran. Die Fenster der verlassenen Halle waren größtenteils kaputt. Ob dies nun das Werk des Windes, oder das der Jugendlichen war, darüber ließ sich streiten. Fakt war, das der Regen ungehindert an der Innenwand des Gebäudes herablaufen konnte. Vom Wasser war die Farbe mit der Zeit abgesplittert und hier und da schimmelten die Wände sogar. Der Boden der Halle bestand aus Gießbeton. Eine Putzfrau hatte die Fabrikhalle vor guten 4 Jahren das letzte mal gesehen. Genau so sah es hier auch aus. Überall an den Rohren hingen Spinnweben ,auf dem Boden lag Staub und anderer Dreck unbestimmter Herkunft. Pain hatte mit einer Frage wie 'Wo sind wir hier?' gerechnet, doch es blieb still. Er warf einen Blick über die Schulter und sah zu Konan, welche unentschlossen im Raum stand. Sie stand nach wie vor komplett neben der Spur und schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. „Hier sollte uns für's Erste niemand vermuten.“ Zwar hatte der Orangehaarige nicht vor ewig hier zu bleiben, doch kurzzeitig war dieser Ort sehr praktisch. Die Polizei würde erst einmal sie Stadt nach Verdächtigen absuchen. Und was noch viel wichtiger war : hier würde der noch lebende Zwillingsbruder sie wohl so schnell nicht finden. Der Killer ging weiter in das Gebäude hinein. Das Motorrad hatte er zwar mit in die Halle genommen, es jedoch abgestellt, sobald es von draußen für niemanden mehr sichtbar war. Auf der gegenüberliegenden Seite der Halle befand sich eine Tür. Genau diese steuerte er nun an. Die Bürokauffrau folgte ihm weiterhin schweigend. Hinter der Tür verbarg sich ein kleiner Raum, mit einigen Regalen und einem Schreibtisch darin. Auch auf der sich hier befindenden Inneneinrichtung lag eine Staubschicht die sich sehen ließ, doch im Gegensatz zu der Lagerhalle waren die Fenster noch nicht zerbrochen. „Wo hast du schießen gelernt?“, wollte Pain dann wissen. Für ihn fügten sich die Puzzelteile langsam zusammen. So wie die Blauhaarige gerade die Waffe auf einen der Angreifer gerichtet und abgedrückt hatte, ließ ihn annehmen, das Routine dahinter steckte. Als wolle er seine Frage unterstreichen, lud er die P8, welche den tödlichen Schuss abgegeben hatte, nach. Wollte sein Auftraggeber, das er diese Frau so schnell wie möglich tötete, weil sie vielleicht doch nicht so harmlos war, wie er bis eben noch geglaubt hatte? Einen Moment lang herrschte noch Schweigen. Konan blickte den Orangehaarigen kurzzeitig einfach nur an, dann schüttelte sie langsam den Kopf. „Nirgendwo. Das war das erste Mal, das ich eine Waffe in der Hand gehalten habe.“ Nun war es an Pain eine Augenbraue hoch zu ziehen. Es war deutlich zu sehen, das er ihren Worten keinen Glauben schenkte. „So zielsicher wie du ihm die Kugel genau durch die Stirn gejagt hast, schießt kein Anfänger. Andere hätten gezögert oder daneben geschossen.“ Angesprochene versuchte erneut ihn zu überzeugen. „Bürokauffrauen brauchen in ihrem Beruf für gewöhnlich keine Waffen. Das war ein Zufallstreffer!“ Sie strich sich eine der nassen Strähnen aus dem Gesicht. „Das ich auf den Typen geschossen habe, war ein Reflex. Ich habe gar nicht darüber nachgedacht.“ Sie sah zu Boden. Auf ihren Lippen machte sich nun ein bitteres Lächeln breit. „Der Treffer war eher so etwas wie ein Sechser im Lotto...nur das mir das Geld lieber gewesen wäre.“ Der Auftragskiller ließ die Waffenkammer der P8 wieder einrasten, dann ging er mit zwei Schritten auf sein 'Opfer' zu. Er hielt die Pistole eher so in der Hand, sein Arm war gesenkt. Mit der anderen Hand griff er nach dem Kinn der jungen Frau und schob es leicht hoch, sodass sie ihn ansehen musste. Bei der Aktion bemerkte er, das ihre linke Gesichtshälfte leicht angeschwollen war. Trotz des Kühlens vorhin, ließ sich jetzt schon erahnen, das ihre Wange wohl noch alle Farben des Regenbogens annehmen würde. Er wollte ihr in die Augen sehen, um besser beurteilen zu können, ob das eben Gesagte der Wahrheit entsprach. Es klang ganz so, doch diese kühle Präzision des Schusses, das sie nicht einmal Anstalten gemacht hatte zu zögern, ließen ihn zweifeln. Der Ausdruck in ihren Augen sprach jedoch für ihre Aussage. Eine Augenbraue des Orangehaarigen zuckte ungläubig. Der Schock über den Mord eben, verliehen der in seinen Augen so taffen Frau, etwas so zerbrechliches und verwundbares. Es war fast schon erschreckend zu sehen, das sich hinter der kühlen und furchtlosen Fassade auch nur eine ganz normale junge Frau verbarg. Die Blicke der beiden kreuzten sich für einen Moment. Dann veränderte sich etwas in Konans Augen. Sie griff mit beiden Händen nach seinem Arm. Der Griff um die Pistole verstärkte sich augenblicklich. Das Bild seines Gegenübers geriet für Pain schon zum zweiten Mal in wenigen Sekunden stark ins Schwanken. Gerade hatte er ihr wirklich abkaufen wollen, das sie noch nie zuvor eine Waffe in der Hand gehalten hatte und eigentlich ungefährlich war, doch nun schrillten in seinem Kopf die Alarmglocken. War die Frau wirklich so dumm zu glauben, das sie ihm die P8 abnehmen konnte? Wieder wurde ihm bewusst, das er sie noch immer absolut nicht einschätzen konnte. Die Blauhaarige war ein Buch mit sieben Siegeln für ihn. In dem Wissen, das sie ihm kräftemäßig unterlegen war, wartete er jedoch ab, was genau sie vor hatte. Er war überrascht wie sanft sie seinen Arm umfasste. Ihre Haut fühlte sich kühl aber weich an. Die Berührung fühlte sich alles andere als unangenehm an, was er so gut es ging zu übersehen versuchte. Langsam zog sie seinen Arm hoch, bis die Hand, welche die Waffe hielt, genau auf ihrer Gesichtshöhe war. Der Lauf der Pistole war höchstens 15 Zentimeter von ihrer Stirn entfernt. Während der Auftragskiller eher fragend drein blickte, war der Blick der Bürokauffrau fast schon fordernd. Pain nahm dies leicht überrascht zur Kenntnis. „Warum bringst du deinen Auftrag nicht endlich zuende und erschießt mich?“ Sie legte eine kurze Pause ein und fügte dann hinzu. „Es wäre für uns beide besser so.“ Der überraschte Ausdruck wich aus seinem Gesicht. Sie wollte also nach wie vor sterben. Okay, ab hier kannte er das Spielchen schon. Doch so bekannt ihm diese Szene war, da war noch etwas neues..fast unheimliches. War das, was sie da eben gesagt hatte, nicht die versteckte Form eines Befehls? Der Killer hatte das dumme Gefühl, das hier etwas gewaltig schief lief. Wieso wartete er so geduldig ab was genau das Weib vorhatte? Warum ließ er ihr so viel Spielraum. Er hielt die Waffe in der Hand, er bestimmte die Regeln. Mit der freien Hand pflückte er ihre Hände von seinem Arm. „Das werde ich.“ Er beugte sich zu ihrem rechten Ohr. „Aber wann genau, bestimme immer noch ich, Püppchen.“ Sie roch angenehm nach Kirsche. Vermutlich ihr Parfum. ..Moment, etwas lief hier wirklich gewaltig schief. Als der Orangehaarige sich dessen bewusst wurde, packte er sie bei der Schulter und schubste sie ungewollt grob von sich weg. Abstand! Wie auch immer die Frau es schaffte seinen Verstand so zu verwirren, sie verstand sich gut darin. Konan stolperte einen Schritt zurück und bekam dann den Schreibtisch zu fassen. Etwas Staub wirbelte auf, als sie sich an der Holzplatte festhielt. Für einen Moment wirkte sie erschrocken, denn damit hatte sie nicht gerechnet, dann setzte sie wieder ihre kühle 'Maske' auf. Die Aktion eben hatte sie wenigsten wieder wach gerüttelt. „Wir werden bis heute Nacht hier bleiben und dann die Dunkelheit nutzen um zu meiner Zweitwohnung zu fahren.“, erklärte der Gepiercte. Er schien über etwas nachzudenken. „Ryota mag vorhin zwar wie ein Feigling geflüchtet sein, aber er wird seinen Bruder rächen.“ Er Blickte seine Gesprächspartnerin direkt an. „Er ist der halbwegs Intelligente und Hinterhältige der beiden.“ Auftragskiller kannten sich untereinander meist. Und war es auch nur, das sich über den anderen schlau gemacht hatten oder ihm schon einmal in die Quere gekommen waren. Draußen regnete es immer noch. So schnell würde der Regen vermutlich auch noch nicht stoppen. Der Orangehaarige blickte aus dem Fenster. Hoffentlich hatte sich das Wetter bis heute Abend wieder etwas gebessert. Motorradfahren war bei besseren Sichtverhältnissen nämlich wesentlich angenehmer. Während er am Fenster stand dachte er über die jetzige Situation nach. Die Sache, das ein zweiter Auftragskiller hinter seinem Opfer her war, war nicht ganz ungefährlich. Vor allem, da er wusste, mit wem er es zu tun hatte. Doch dies war die eine Sache. Etwas anderes bereitete ihm wesentlich mehr Sorgen. Die Zielperson. Er wurde das dumme Gefühl nicht los, das diese Sache hier aus dem Ruder lief. Nicht direkt ersichtlich, sondern langsam und schleichend. Zwar hatte er die Pistole und bestimmte folglich die Regeln, doch da war etwas...diese leise Stimme in seinem Kopf, die ihm zuflüsterte das hier etwas gewaltig schief lief... So, seit Langem mal wieder ein Kapitel. Ich hatte zwischenzeitlich auch noch meine Storyline verschlampt, habe sie jetzt aber wieder gefunden X_X. Wie man vielleicht merkt, war dieses Kappi jetzt nur ein Zwischenbaustein. Ich hoffe mal das Nächste bekomme ich wieder besser hin. Kapitel 7: Träume ----------------- Gegen 21 Uhr hatte das Wetter ein Einsehen mit dem Auftragskiller, denn der Regen hörte langsam aber sicher auf. Die Straße war zwar noch nass, aber ohne den starken Regen waren die Sichtverhältnisse gleich wieder viel besser. Er wartete noch eine weitere Viertelstunde, dann war er der Ansicht das sie den Umzug in die Zweitwohnung wagen konnten. So verließen die beiden also das kleine Zimmer, welches direkt neben der Fabrikhalle lag und begaben sich zu dem schwarzen Motorrad, welches recht nah am Eingang der Halle stand. Es war eine gute Entscheidung gewesen die Maschine vorhin nicht draußen stehen zu lassen, da sie sonst inzwischen komplett mit Regenwasser benetzt gewesen wäre. Seit dem kleinen Vorfall vorhin, hatten sie sich angeschwiegen. Konan war von Natur aus schweigsam, wusste nicht so recht worüber sie mit dem Gepiercten sprechen sollte und war eigentlich auch ganz froh über die Ruhe. So konnte sie ihren Gedanken nachhängen. Die Tatsache, das sie heute tatsächlich jemanden erschossen hatte, als seie dies das normalste der Welt, ließ sie nicht kalt. Sie konnte es nach wie vor noch nicht fassen. Der Orangehaarige hingegen bevorzugte die Stille, da er eine gewisse Distanz zu der jungen Frau aufrecht erhalten wollte. Erst vorhin hatte er mit Schrecken bemerkt, wie viel er ihr doch hatte durchgehen lassen und das er zeitweilen wirklich geglaubt hatte, das Kleine wäre harmlos, bloß weil sie so aussah. Als Auftragskiller konnte man es sich nicht leisten unvorsichtig zu werden. Egal ob das Misstrauen nun begründet war oder nicht, er tat besser daran es aufrecht zu erhalten. Es dauerte nur knappe zwanzig Minuten, bis sie schließlich vor einem großen Hochhaus hielten. Einen besonders gepflegten Eindruck machte auch dieses Gebäude nicht, doch Konan wäre überrascht gewesen, wäre dies anders gewesen. Wie viele Wohnungen hatte Pain eigentlich? Scheinbar ja einige, damit sich ihm genug Ausweichmöglichkeiten boten. Da war es dann auch klar, das es günstiger für ihn war unauffällige Wohnungen zu mieten. Noch besser war es, wenn in einem Haus so viele Mietparteien lebten, das die Menschen sich untereinander nur flüchtig kannten. Außerdem sollte man nicht vergessen, das er die Miete der Wohnungen ja auch noch bezahlen musste, zuzüglich Strom-, Wasser- und Heizkosten. Die Blauhaarige kam zu dem Schluss, das da ganz schön was zusammen kam. Aber allem Anschein nach verdiente der Killer mit seinem eher ungewöhnlichen Beruf auch alles andere als schlecht. Das Hochhaus verfügte über eine Garage, in der erst einmal das Motorrad abgestellt wurde. Pain führte die Blauhaarige durch ein wahres Labyrinth aus Fluren, bis sie schließlich ein Treppenhaus erreicht hatten. Das Haus besaß auch einen Aufzug, doch an den stählernen Türen hatte der Hausmeister ein Schild aufgehängt, auf dem in roten Großbuchstaben das Wort 'DEFEKT' zu lesen war. Die Bürokauffrau warf dem Killer einen skeptischen Blick zu. „In welcher Etage wohnst du?“ Auch Pain wirkte nicht sehr erfreut darüber, das der Aufzug kaputt war. „Im 13. Stock.“, antwortete er murrend. Nach einer endlosen Besichtigung des Treppenhauses, hatten sie endlich das gewünschte Stockwerk erreicht. Die Wohnung, welche sie nun betraten, war nicht unbedingt größer als die Letzte. Ein alter Pizzakarton lag noch auf dem Wohnzimmertisch, ansonsten war es im Inneren der Wohnung überraschend ordentlich. Da sie 13 Stockwerke des Treppenhauses bezwungen hatte, hatte die Blauhaarige einen ganz trockenen Hals. Sie war es nicht gewohnt Treppen in diesem Ausmaß hinauf zu laufen. „Kann ich etwas Wasser haben?“, erkundigte sie sich daher. Mit einem Kopfnicken deutete der Orangehaarige zur Küche. „Die Gläser sind im Schrank.“ Etwas später hatte die junge Frau sich aufs Sofa gesetzt und den Fernseher eingeschaltet. Es liefen gerade die 22 Uhr Nachrichten. Pain war mit dem Telefon in die Diele verschwunden. Vermutlich ging es wieder um irgendeinen Auftrag. Als er das Wohnzimmer wieder betrat, legte er das Telefon auf den Tisch und setzte sich ebenfalls aufs Sofa. Im Fernseher verabschiedete die Nachrichtensprecherin sich gerade. Eine langweilig wirkende Dokumentation über Brüllaffen begann. „Es ist schon merkwürdig, findest du nicht?“ Aus den Gedanken gerissen blickte Konan erst zu ihrem Gegenüber, dann zum Fernseher, der gerade zeigte wie die Affen sich von Baum zu Baum schwangen. Irritiert sah sie wieder den Gepiercten an. „Eh? Was meinst du?“, erkundigte sie sich. „Andere Menschen in deinem Alter sind unternehmungslustig und stehen mit beiden Beinen im Leben. Wie kommt es also, das du so versessen darauf bist das Zeitliche zu segnen?“ Das Thema hatten sie schon einmal. Die Bürokauffrau konnte sich daran erinnern, ihm damals keine Auskunft gegeben zu haben. Und auch nun wollte sie nicht zwingend darüber reden. „Es ist eben so.“, antwortete sie nur. „Ich habe meine Gründe.“ Er konnte sich erinnern, das sie gerade vom Friedhof gekommen war, als er sie entführt hatte. Es musste also ein Zusammenhang zwischen dem Friedhof und ihrem Wunsch ,endlich sterben zu können, bestehen. Da die Dokumentation im Fernsehen eh langweilig war und der Orangehaarige sich diese Frage nicht nur ein mal gestellt hatte, beschloss er also erneut zu versuchen eine Antwort aus ihr heraus zu kriegen. Nicht das es irgendetwas an der derzeitigen Situation geändert hätte, doch er wollte es wissen. Normalerweise zeigten seine Opfer Angst und flehten um ihr Leben, aber die Frau war anders. Und genau das machte ihn neugierig. „Ich habe dich neulich vom Friedhof kommen sehen.“ Sie erinnerte sich daran. Er hätte sie beinah überfahren. So ein Erlebnis war recht schwer zu vergessen. „Wer ist es? Mutter oder Vater?“, erkundigte der Killer sich. „Es geht dich nichts an.“, war die Antwort. Die Körperhaltung der Blauhaarigen ließ erahnen, das ihr das Gesprächsthema nicht gefiel. „Ist es denn so ein Geheimnis?“ Er zog eine Augenbraue fragend empor. Als Antwort erntete er Schweigen. Sie hatte den Blick nach unten gerichtet. In dieser Position verweilten die beiden einige Sekunden. Er, der sie fragend und leicht fordernd ansah und sie, die überlegte ob sie ihm nun eine Antwort geben sollte oder nicht. Mit einem leisen Seufzen gab Konan schließlich klein bei. „Nicht meine Eltern, meine Freunde.“ „Ah. Und das ist ein Grund sich umbringen zu wollen?“, bohrte der Orangehaarige weiter nach. „Es reicht jetzt!“, fauchte Angesprochene ihn ungewöhnlich gereizt ein. Der Auftragskiller war es gewohnt das die Frau eher ruhig und kühl war. Ein wenig aus der Bahn geworfen war er tatsächlich erst einmal still. Nun war es Konan, welche das Wort ergriff. „Aber wo wir schon dabei sind. Es würde mich interessieren, aus welchem Grund man mich aus dem Weg schaffen lassen möchte.“ Ihre Stimme klang wieder ruhig und gefasst wie immer. Pain zuckte leicht mit den Schultern. „Mein Auftraggeber hat mir lediglich den Auftrag gegeben dich umzubringen, sowie deine Adresse und ein Foto.“ „Das ist alles?“ Als Antwort nickte er. „Der Auftrag muss innerhalb einer Woche erledigt sein.“ Aus dem Fernseher drang das tropische Geschrei von Brüllaffen. Reflexartig griff Pain zur Fernbedienung und schaltete ein anderes Programm an. Nicht das ihn der Actionfilm wirklich interessierte, aber alles war besser als die Affendoku zu sehen. So saßen sie also schweigend auf dem engen Sofa und sahen fern. Der Actionfilm war so actionreich, das der Gepiercte plötzlich aus den Gedanken gerissen wurde, als er ein leichtes Gewicht auf seiner Schulter spürte. In Gedanken verfluchte er sich selbst. Er hatte schon wieder keine Vorsicht in ihrer Nähe walten lassen, war sogar so in Gedanken gewesen, das er die Welt um sich herum ausgeblendet hatte. Als er ruckartig den Kopf in Richtung seines Entführungsopfers wand, entspannte er sich jedoch sogleich wieder. Scheinbar war er nicht der Einzige, der das Misstrauen für einen Moment vergessen hatte. Die junge Frau neben ihm schien von den Ereignissen des heutigen Tages so erledigt zu sein, das sie eingeschlafen sein musste. Unbewusst musste sie sich an seine Schulter gelehnt haben. Für den Orangehaarigen war dies ein sehr merkwürdiges Gefühl. Wann lehnte sich bitte jemand mal vertrauensvoll an die Schulter eines Auftragskillers? Kurzzeitig überlegte er, ob er sie wecken sollte, doch aus irgendeinem Grund beschloss er letzten Endes doch, sie einfach schlafen zu lassen. Es störte ja nicht sonderlich. Etwa zwanzig Minuten passierte nichts weltbewegendes, bis auf die Tatsache, das der Film endlich zuende war. Der Orangehaarige griff nach der Fernbedienung und schaltete weiter. Sie saß in einem Eiscafé in der Stadt. Alles war wie immer. Die Welt um sie herum war normal. Wie es für Boston so typisch war, waren natürlich auch eine ganze Menge Leute unterwegs. Menschen bahnten sich ihren Weg über die überfüllten Straßen, pilgerten in die Läden oder waren einfach nur geschäftlich in der Stadt unterwegs. Irgendwo in der Menge hatte sie Ren entdeckt, welcher mit seinem Skateboard durch die Menschenmenge fuhr. Sie hielt den langen Eislöffel ihres Eisbechers noch in der Hand. Plötzlich schloss sich ihre Hand fester um das Metall, ihr Arm hob sich ganz automatisch. Nun bemerkte die Blauhaarige das sie nicht mehr den Löffel sondern eine Pistole in der Hand hielt. Etwas daran erinnerte sie verdächtig an die P8. Sie zielte ganz automatisch. //Nein! Was tue ich da? Aufhören!// Doch sie konnte ihren Körper nicht dazu bringen die Bewegung zu stoppen. Ihr Finger betätigte den Abzug der Pistole. Ein Schuss fiel. Tauben flatterten auf, während die Menschen weiter gingen, als seie nichts passiert. Einzigst Ren brach auf der Straße zusammen. Eine Blutlache breitete sich unter ihm aus. Die anderen Passanten schienen ihn gar nicht zu bemerken... „Nein!“ Mit einem Aufschrei fuhr sie hoch. Ihr Atem ging schnell, ihr Körper zitterte. Als sie sich umsah, bemerkte die Blauhaarige jedoch, das sie nicht mehr in dem Eiscafé , sondern im Wohnzimmer des Auftragskillers saß. „Du hattest einen Alptraum.“ Die Stimme kam von direkt neben ihr. „Nur ein Traum.“, wiederholte sie fast automatisch und ihr Atemryhtmus beruhigte sich langsam wieder. Erst jetzt wurde sie sich der momentanen Situation wirklich bewusst. Sie musste eingeschlafen und dabei gegen den Orangehaarigen gekippt sein. Konan war diese Tatsache ziemlich unangenehm. Wie peinlich! Sie hatte es ernsthaft geschafft an der Schulter des Mannes einzuschlafen, der sie früher oder später töten würde. Die Wärme ihres zierlichen Körpers an seiner Seite waren angenehm gewesen. Es war schon merkwürdig. Ihre anfangs noch ruhigen Atemzüge hatten fast schon eine beruhigende Wirkung gehabt. Doch viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen, blieb nicht. Gerade, als Pain sich mit der Gesamtsituation abgefunden hatte, bekam die Blauhaarige einen Alptraum und schreckte hoch. Als er sah, wie sie sich im ersten Moment verstört und hektisch umblickte, bis sie erkannte wo sie war, machte sich ein ganz neues Gefühl in ihm breit. War es das, was andere als Mitleid bezeichneten? Aber nein, so etwas wie Mitleid besaß er gar nicht. In seinem Job wäre so etwas auch sehr hinderlich gewesen. „Die Sache von heute Mittag nimmt dich ziemlich mit, oder?“ In der Stimme des Auftragskillers war kein Mitgefühl zu erkennen. Viel mehr schwang leichte Neugier darin mit. Wer aber nicht ganz genau hinhörte, würde nur die stumpfe Frage zur Kenntnis nehmen. Einen Moment herrschte Schweigen. „Was erwartest du? Ich töte nun mal nicht jeden Tag einen Menschen.“, antwortete sie dann endlich. „Andere zu töten bereitet dir also mehr Kopfzerbrechen wie dir selbst ein Ende bereiten zu wollen.“ Das war mehr eine Feststellung. Konan blickte ihn einen Moment lang an, schien über etwas nachzudenken und lehnte sich letzt endlich wieder an seine Schulter. Ihr Gesprächspartner nahm dies überrascht zur Kenntnis. „Wenn du den Unfallwagen gefahren hättest und somit all deine Freunde, alles was dir lieb ist und dir etwas bedeutet, ins Verderben gerissen und den Unfall dann ganz allein überlebt hättest, würdest du ähnlich denken.“ Endlich ging Pain ein Licht auf. Das war es also. Das war der Grund, warum die junge Frau versucht hatte sich umzubringen und nun darauf wartete, das er dies endlich für sie tat. Gab sie sich die Schuld an dem Unfall? „Ach, denkst du das würde ich?“ Sie antwortete ihm nicht, schien darauf zu warten, das er dies selbst übernahm. Im Hintergrund flackerte das Licht des Fernsehers. Angela Merkel hielt eine Rede. Doch dies blendeten die beiden ganz einfach aus. „Ein Leben kann auch ohne Freunde lebenswert sein. Es gibt auch andere Dinge.“ „Und die wären?“ Was konnte schon Freunde ersetzen, die für einen so etwas wie eine Familie waren? Pain überlegte eine ganze Weile, wie er die Gegenfrage nun am besten beantworten sollte. Schließlich meinte er, die beste Lösung gefunden zu haben. „Nun, ich werde dich nicht dumm sterben lassen. Ich werde dir morgen zeigen, was ich meine.“ Im Geiste fragte er sich, ob das wirklich die beste Idee war. Was hatte das Weib bloß an sich, das er so geduldig mit ihr war? Das war doch nicht mehr normal. War es etwa doch so etwas wie Mitleid? Der Killer nahm sich vor seinen Auftrag zu beenden, sobald er ihr eine Antwort auf ihre Frage gegeben habe. Nur noch diese eine Sache, dann musste er das Spiel beenden, bevor er wirklich noch die Kontrolle darüber verlor. Kapitel 8: Leben heißt ---------------------- Dafür, das es bereits Oktober und die letzten Tage sehr kühl gewesen war, startete der neue Tag sehr freundlich. Für einen Herbsttag war es ungewöhnlich warm. Die Sonne schien bereits um 8 Uhr, der Himmel war blau und nur einige Schäfchenwolken störten das Bild. Windig war es zwar nach wie vor, aber dies störte nicht wirklich. Die restliche Nacht über war nichts weltbewegendes passiert. Die Zeit war fast wie im Flug vergangen. Die Blauhaarige stand vor dem Waschbecken und wusch ihr Gesicht. Sie war schon hellwach und gespannt darauf, was es nun war, was ihr Entführer ihr zeigen wollte. Er hatte behauptet, das es etwas gäbe, das Freunde ersetzen könnte. Nicht das sie diese Ansicht wirklich teilte, doch sie war insgeheim neugierig, was es wohl war. Außerdem hatte er gesagt, er wolle sie nicht dumm sterben lassen. Hieß das, das dieser Horrortrip heute irgendwann ein Ende nehmen würde? Das sie endlich diese Welt verlassen konnte um wieder bei den anderen zu sein? Anderen wäre das Herz bei diesem Gedanken vermutlich in die Hose gerutscht, doch die Bürokauffrau dachte da anders. Sie wartete im Prinzip ja nur darauf, das der Killer seinen Auftrag beendete. Sie hatte mit dem Leben abgeschlossen und keine Angst vor dem erlösenden Schuss. Vermutlich hatten ihre Freunde mehr ertragen müssen, als einen einfachen, sauberen Schuss. Als der Wagen den Abhang runter gerauscht war und zu allem Übel auch noch mit dem Baum kollidiert war, waren die anderen in ihren Sitzen nach vorne gerissen worden, wie Puppen. Das Bild, welches sich ihr ins Gedächtnis gebrannt hatte, bestand aus Glasscherben, ins Auto gedrückte Äste und jeder Menge Blut. Es würde sie noch ewig verfolgen, wenn sie den anderen nicht endlich folgte. Als sie das Badezimmer verließ und zurück ins Wohnzimmer ging, roch es überall nach frischem Kaffee. Scheinbar war sie nicht die Einzige, welche Koffein brauchte, um richtig wach zu werden. Der Orangehaarige stand an die Küchenzeile gelehnt da und telefonierte. Die Bruchstücke des Gesprächs, die sie mitbekam, klangen fast wie ein Streit. Konan beschloss sich da raus zu halten, denn es ging sie nichts an. Sie öffnete die Tür des Küchenschranks und fischte eine Tasse heraus, um sich auch eine Tasse Kaffee einzugießen. Nach dem Frühstück konnte die Aktion dann beginnen. Nach wie vor stellte Pain sich die Frage, wie er gestern auf diese verrückte Idee gekommen war. Er würde mit ihr erneut das Haus verlassen. Und wenn sie draußen unterwegs waren, bestand immer die Gefahr erkannt und verfolgt zu werden. Inzwischen musste das Entführungsdrama sich doch in ganz Boston herumgesprochen haben. Es war seine Aufgabe als Auftragskiller die Zielperson zu beseitigen, nicht ihr zuvor noch einmal zu zeigen, das das Leben auch nach einem Schicksalsschlag noch lebenswert war. Doch jetzt war es ein wenig zu spät um das Versprechen noch zurück zu ziehen. Er stand zu seinem Wort. Und spätestens heute Abend würde er sie getötet haben. Vielleicht hatte er sich da zu einer ungewöhnlichen Aktion hinreißen lassen, aber das würde das erste und einzige Mal sein, das er einer seiner Zielpersonen noch einen letzten Ausflug gewährte. Bevor es jedoch losgehen konnte, verschwand er noch kurz im Schlafzimmer um seinen Kleiderschrank zu durchwühlen. Es war ihm ein wenig zu heikel das jemand die junge Frau erkennen würde. Blaue Haare waren schließlich recht ungewöhnlich. Mit einem schwarzen Kapuzenshirt über dem Arm kam er zurück ins Wohnzimmer. Er warf der Bürokauffrau das Kleidungsstück zu, welche das Shirt eher aus Reflex auffing. „Zieh das an und nimm die Sonnenbrille, die da vorne auf dem Tisch liegt, mit.“, wies er sie an. Konan zog eine Augenbraue hoch. „Wozu das denn? Das Shirt ist mir viel zu groß.“ Der Gepiercte verdrehte die Augen, bevor er antwortete. „Es dürfte inzwischen die Runde gemacht haben, das du entführt worden bist. Es wäre vorteilhaft, wenn man dich nicht sofort erkennt.“ Er warf ihren blauen Haaren einen vielsagenden Blick zu. Sie schien verstanden zu haben, denn sie schlüpfte in das Shirt, strich sich einige Strähnen hinters Ohr und setzte die Kapuze auf. Die Sonnenbrille rundete das Bild ab. Auf Konans Gesicht stand das Missfallen deutlich geschrieben. „Ich sehe komplett lächerlich aus.“, stellte sie fest, als sie durch Zufall ihr Spiegelbild im Fenster sah. Das Shirt war ihr wirklich viel zu groß. Es schlabberte an den Seiten und auch die Ärmel waren zu lang, sodass sie das letzte Stück umkrempeln musste. „Besser lächerlich als die Polizei am Hals zu haben.“, war die einfache Antwort. Die Blauhaarige zog eine Augenbraue hoch. „Du hast aber nicht vor mich in nen Skaterpark zu schleifen?“ So wie sie derzeit aussah, hätte man ihr dies nämlich wirklich noch abgekauft. Dank der Kapuze und der großen Sonnenbrille, ließ sich ihr Alter jetzt nur noch schwer schätzen. Einzelne blaue Strähnen, welche unter der Tarnung heraus lugten, gaben ihr einen eher punkigen, jugendlichen Touch. Im Normalfall hätte sie so nie das Haus verlassen. Aber wenn das der Preis dafür war, das Pain seinen Auftrag endlich zuende brachte, wollte sie darüber hinweg sehen. Es war fast 10 Uhr, als sie das Haus schließlich verließen. Der erste Weg führte zur Garage um das Motorrad zu holen. Da sie sich derzeit in einem Außenbezirk Bostons befanden, nahm es etwas Zeit in Anspruch zurück in die Stadt zu fahren. Wie immer waren die Straßen überfüllt, doch der Orangehaarige war nicht der einzige Motorradfahrer, der auf die Idee gekommen war, sich durch das Autochaos zu schlängeln. Mit einem so wendigen Fahrzeug kam man eben auch viel schneller vorran. Zuerst einmal nahm er Kurs auf die Stadtmitte. Das schwarze Motorrad jagte die Public Street entlang, bis sie schließlich eine Parkanlage erreicht hatten. Grünflächen waren in der Großstadt eine Seltenheit, doch der Public Garden sollte zu den bekanntesten Parks hier gehören. Er lenkte die Maschine nach rechts, bog in eine schmalere Nebenstraße und hatte sich irgendwann bis zu den Parkplätzen vorgekämpft. Pain hielt das Motorrad, wartete bis Konan abgestiegen war und tat es ihr dann gleich. Ihm war nicht wohl dabei das Motorrad hier zurück zu lassen, war er bei einer Flucht doch darauf angewiesen, doch wenn sie vorsichtig waren und sich nicht all zu weit von dem Parkplatz entfernten, würde es schon in Ordnung gehen. Eine gute Stunde hatten sie gebraucht, bis sie sich durch die Stadt gekämpft hatten. Irgendwann hatte die Blauhaarige erkannt, welchen Weg sie eingeschlagen hatten. Es sollte also zum Park gehen. Sie fragte sich, ob dies wirklich die beste Idee war. Im Park waren nun mal immer viele Menschen und die Gefahr erkannt zu werden, war sehr groß. Nun, vielleicht vermutete man sie nicht in einem so untypischen Outfit... Würde sie an ihrem Leben hängen, sie hätte diese Chance genutzt um dem Auftragskiller zu entkommen, doch dem war nicht der Fall. Sie wartete immer noch darauf, das er sie endlich erschoss und sah es so eher als Risiko erkannt und von der Polizei 'gerettet' zu werden. Gemeinsam verließen sie den Parkplatz und betraten den Public Garden. Der Rasen war gepflegt wie immer. Hier und da ging jemand mit seinem Hund spazieren, während einige Gärtner die Sträucher stutzten. Heute waren viel weniger Menschen hier, als sie erwartet hatte. Unten am See hatte sich eine Gruppe von sportlich gekleideten Leuten zusammengefunden, die Yogaübungen..oder was auch immer veranstalteten. Für Konan würde es für immer ein Rätsel bleiben, wie man sich nur freiwillig in aller Öffentlichkeit dermaßen zum Affen machen konnte. Wie es für den Monat Oktober so typisch war, war es recht windig. Bunte Blätter segelten durch die Luft und landeten teilweise auf dem Weg. Die letzten, warmen Sonnenstrahlen schienen auf sie nieder, was den Tag sehr angenehm machte. „Hast du keine Angst, das gleich wieder die Polizei hinter dir her ist?“, erkundigte die Blauhaarige sich leise. Der Gepiercte sah zu ihr runter. Was das ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen? „Die werden wohl kaum vermuten, das wir mitten am Tag in den Public Garden gefahren sind.“ Einen Moment dachte die junge Frau darüber nach bevor sie antwortete. „Ich schätze damit würde wohl wirklich niemand rechnen.“ Die frische Herbstluft und die Ruhe waren angenehm. Es war wirklich Glück, das heute nicht all zu viele Menschen im Park waren. Schließlich setzten sie sich auf eine Bank am See. Allerdings mit ein wenig Entfernung zu der Yogagruppe. „Es ist ziemlich warm für Oktober.“, stellte Konan fest. Wieder fegte eine Windböe über den Park hinweg, doch ihre Kapuze verhinderte, das ihre Haare zerzaust wurden. „Es wundert mich. Aber anscheinend kann es nicht ewig regnen.“, meinte der Killer dazu. Einen Moment herrschte Schweigen. Die zierliche Frau lehnte sich an die dafür vorgesehene Lehne der Bank, um es bequemer zu haben. Sie sah zum See. Einige Enten schwammen darauf herum. „Warst du oft hier?“, wollte Pain dann wissen. Konan zog eine Augenbraue hoch. „Woher weißt du das?“ Er zuckte leicht mit den Schultern. „Es war mehr eine Vermutung. Viele nutzen den Park um nach der Arbeit etwas zu entspannen.“ „Viel Grün hat Boston ja auch nicht zu bieten.“ Gerade die Leute, die im Büro arbeiteten, den lieben langen Tag vor dem PC saßen und telefonieren mussten, waren froh, wenn sie sich Abends noch ein wenig die Füße vertreten konnten. Und dies möglichst ohne zu befürchten, jeden Moment von einem Auto überfahren zu werden. Eine junge Mutter ging den Weg entlang, der zur Bank führte. Ihre höchstens dreijährige Tochter rannte hinter einem kleinen, weißen Malteser her. Trotz der kurzen Beinchen, war der Hund schneller als das Kind und fegte kläffend an der Bank vorbei. Die Kleine verfolgte den Hund weiterhin, kam auf Höhe der Bank ins stolpern und fand sich einen Moment später auf dem Boden wieder. Während der Orangehaarige sich das Schauspiel nur mit mildem Interesse ansah und fürchtete das Kind würde jeden Moment anfangen zu plärren, beugte die Bürokauffrau sich nach vorn und half der Kleinen wieder auf die Beine. Sie hatte ein sanftes Lächeln aufgesetzt, als sie sich um das Mädchen kümmerte. „Hast du dir weh getan?“ Das Kind schien einen Moment zu überlegen, lächelte dann aber und schüttelte den Kopf. Der Malteser kam zur Bank zurückgelaufen. Der wehende, weiße Pelz ließ das Tier nur noch größere Ähnlichkeit mit einem Plüschball annehmen. „Einen tollen Spielgefährten hast du da.“ Das Mädchen strahlte die Blauhaarige an. „Er heißt Spike.“ Spike, der Malteser, kläffte erneut, drehte eine Runde um das Kind und lief wieder los. Die Kleine winkte den auf der Bank Sitzenden zu und lief weiter ihrem Hund hinterher. Die Sonne schien genau auf den See, was die Wasseroberfläche golden glitzern ließ. Ein buntes Blatt landete im Wasser und zog seichte Kreise darin. Sie blickte zu Pain, welcher sich ebenfalls bequem an die Bank gelehnt hatte und zum Wasser sah. Da kaum jemand in der Nähe war, wirkte er recht entspannt. So verging die Zeit. „Ich glaube ich verstehe langsam, was du meintest.“, durchbrach Konan dann die Stille. Sie glaubte wirklich Ansatzweise erfasst zu haben, was der Orangehaarige damit gemeint hatte, als er sagte, das es auch andere Dinge gab, die das Leben lebenswert machten. „Teilweise sind es die kleinen Dinge, wie das Wetter, die Natur oder ein spielendes Kind zu beobachten. Man übersieht sie nur schnell.“ Langsam wendete der Auftragskiller den Blick und sah sie an. Er bestätigte ihre Worte nicht, verbesserte sie aber auch nicht. „An welchem Ort fühlst du dich am wohlsten?“, fragte er stattdessen. Die Blauhaarige dachte einen Moment darüber nach. Was hatte sie schon immer fasziniert? Dann hellte sich ihre Miene auf, was wegen der Sonnenbrille jedoch nicht ganz einfach zu erkennen war. Sie zögerte einen Augenblick. Zaghaft griff sie nach seiner Hand. „Das Meer. Es ist wild und ungestüm und doch gleichzeitig wieder endlos tief und geheimnisvoll. Es hat mich schon immer fasziniert.“ Sie konnte sich selbst nicht wirklich erklären, warum sie sich ihrem Mörder in Spe langsam aber sicher öffnete. Es war einfach so. Vielleicht war es aus Dankbarkeit, das er sich bemüht hatte, sie noch einmal sehen zu lassen, das die Welt durchaus schön sein konnte. Dem Orangehaarigen wurde warm, als sie nach seiner Hand griff. Durch die Sonnenbrille konnte er ihre Augen zwar nicht sehen, aber er konnte sich etwa denken, wie sie ihn ansah. Er war verwirrt. Die eigentlich so kühle und unnahbare Frau antwortete ohne zu Murren auf seine Frage und suchte seine Nähe? Das war dem Auftragskiller auch noch nie passiert. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Sicherlich wäre es gesünder wieder auf Abstand zu gehen, doch irgendetwas an der momentanen Situation gefiel ihm, brachte ihn dazu einfach sitzen zu bleiben. Scheinbar hatte die Blauhaarige doch noch weit aus mehr Facetten, als er gedacht hatte. „Würdest...“, ihre Stimme riss ihn aus den Gedanken, „Würdest du mir vielleicht noch einen letzten Wunsch erfüllen und mich ein letztes Mal das Meer sehen lassen?“ Der Nahant Beach war gar nicht so weit entfernt. Vielleicht 9 Meilen von Boston. Von ihrer Momentanen Position aus vielleicht auch noch ein klein wenig weiter, aber alles in Allem ein Katzensprung. Erstaunt sah der Killer die Frau an. Nicht, das es ein großes Problem gewesen wäre zum Strand zu fahren, es irritierte ihn eher, das sie ihn so direkt fragte. Es kam wirklich nicht oft vor, das eine Zielperson ihren Mörder so direkt nach einem letzten Ausflug fragte. Sie hatte schließlich nicht die Absicht ihr Ableben unnötig herauszuzögern. Sie bat ihn darum, weil es ihr wichtig war und nicht, weil sie Zeit schinden wollte. „Das wird dein letzter Ausflug werden.“, stellte er dann fest. Angesprochene nickte. „Damit kann ich leben.“ Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, erhoben sie sich wieder von der Bank um zurück zum Parkplatz zu gehen. Noch hatte sie niemand erkannt. Hoffentlich würde das bis heute Abend so bleiben. Heute Abend würde er das kleine Spielchen endlich beenden, bevor er sich zu sehr hineinsteigerte. Es war schon sehr irritierend, wie viel er der Kleinen durchgehen ließ. Jetzt fungierte er auch noch als Taxifahrer. Einmal zum Strand und zurück. Das wurde ja immer besser! Nein, es war wirklich an der Zeit langsam mal einen Schlussstrich zu ziehen. Langsam aber sicher lief die Sache hier aus dem Ruder. Er war doch nicht dafür zuständig sie von A nach B zu fahren. Das waren seine Spritkosten und seine Zeit. Nur noch diese eine Tour, dann war Schluss, redete er sich ein. Sonst war er doch auch nicht so gutmütig. Erneut stiegen die beiden auf das Motorrad und die letzte Tour konnte beginnen. Erst einmal hieß es den Weg aus der Stadt zu finden. Die Straßen waren überfüllt wie immer. Oder besser gesagt : sie waren noch überfüllter, da viele Menschen nun Feierabend hatten und sich auf dem Weg nach Hause befanden. Die Ampeln schienen rote Welle zu haben und dauernd mussten sie anhalten. Bei der derzeitigen Verkehrslage gewagte Überholungsmanöver zu starten, wäre zu gefährlich gewesen. Diesmal brauchten sie eine Dreiviertelstunde um aus den am meisten befahrenen Straßen zu kommen. Sobald die Fahrbahn wieder ein wenig leerer war, ging es auch schneller vorran. Da schwarze Motorrad jagte nun in Richtung Nahant Beach. Da es Herbst war, begann es auch schneller dunkel zu werden als im Sommer. So dämmerte es bereits, als die Luft langsam salziger wurde. In der Ferne war das Rauschen des Meeres zu hören. Sie fuhren einen Hügel hinauf. Die untergehende Sonne blendete. Pain lenkte das Motorrad auf eine Straße, die parallel zum Meer verlief. Von hier aus hatte man einen guten Ausblick auf das große Wasser. Konan hielt sich während der Tour an dem Fahrer der Maschine fest. Sie konnte noch immer nicht ganz glauben, das er ihrer Bitte einfach so zugestimmt hatte. Was genau hatte ihn dazu veranlasst? Sie wusste es nicht. Aber es war schön, noch einmal am Meer sein zu können. Ein letztes Mal das zu sehen, was sie schon als Kind so geliebt hatte. Wie lange war sie bereits nicht mehr hier gewesen? Sie wandte den Blick zum Ozean, welcher parallel zur Straße verlief. In etwa 500 Metern würden sie die Möglichkeit haben einen Parkplatz anzusteuern und dann runter zum Strand zu gehen. Schon von hier aus hörte sie das Meeresrauschen. Die Luft roch angenehm salzig und frisch. Hier in der Nähe des Meeres war es noch windiger als in der Stadt. Eine Windböe erfasste ihre Kapuze und wehte sie ihr vom Kopf. Ihre Haare wurden vom Wind zerzaust. Es war ein unbeschreibliches Gefühl so schnell die Straße entlang zu jagen, den Wind um sich zu spüren und das Meer rauschen zu hören. Die untergehende Sonne tauchte den Ozean in ein schillerndes Licht. Während sie so die Straße entlang rauschten, fühlte sie sich unglaublich frei. Es war fast so wie zu fliegen. Das ihre Sanduhr schon fast abgelaufen war, war ihr auch jetzt bewusst, aber es störte sie nicht. Sie wollte den letzten Trip genießen. So, eins verspreche ich euch : das nächste Kapitel wird aktionreich und ich freue mich schon darauf es zu scheiben.^^ Kapitel 9: Rot wie Blut ----------------------- Sie hielten auf dem Parkplatz und stiegen vom Motorrad. Schon auf dem Asphalt lag etwas Sand. Vermutlich hatte der Wind ihn hier her geweht. Erstaunlicherweise waren keine anderen Menschen in Sichtweite. Das an einem so schönen Tag niemand auf die Idee gekommen war, diesen Strandabschnitt zu besuchen, war schon merkwürdig. Normalerweise war der Nahant Beach ein beliebtes Ziel um die Großstadt für kurze Zeit zu vergessen. Doch das hier nichts los war, störte die beiden nicht wirklich. Ganz im Gegenteil. Die Ruhe war angenehm. Da außer ihnen niemand hier war, nahm Konan die Sonnenbrille ab. Die Welt in etwas helleren Farben zu sehen, war doch gleich viel angenehmer. Sie verließen den Parkplatz und gingen runter zum Strand. Der Sand war fast schon schneeweiß und sehr fein. Hier und da lagen einige Muschelschalen und in der Ferne wuchs etwas Strandgras. Einige Möwen drehten kreischend ihre Kreise über dem Meer oder saßen aufgeplustert am Strand. Die untergehende Sonne gab der ganzen Szene einen wunderschönen, warmen Tick. „Wie lange war ich schon nicht mehr hier.“, sagte die Blauhaarige eher zu sich selbst. „Lass uns noch ein wenig spazieren gehen.“, schlug Pain vor. Der Gepiercte wusste, das dies das letzte Mal sein würde, das sie den schönen Ausblick genießen konnte. Gleich würde er dem Ganzen hier ein Ende bereiten. Aber vorher würden sie noch ein wenig am Strand entlang wandern. Höchstens noch eine halbe Stunde. Der Orangehaarige konnte es sich nicht erklären, aber ihn beschlich ein unangenehmes Gefühl, wenn er daran dachte die Kleine gleich zu erschießen. Was war nur los? Es war nicht nur ihre Schönheit, sie war einfach anders, als die anderen. Er wusste, das er der Frau sogar einen Gefallen damit tun würde, ihrem Leben gleich ein Ende zu bereiten. Sie wartete ja sogar darauf. Was also ließ ihn zweifeln? Es war ja schon fast so als würde ER versuchen das Ende dieses Ausflugs noch ein wenig vor sich her zu schieben. Der Auftragskiller riskierte einen unauffälligen Blick in ihre Richtung, als sie gemeinsam den Strand entlang gingen. Sie strich sich gerade einige Strähnen aus dem Gesicht. Die beiden gingen ziemlich nah am Meer, sodass sie ab und an kleine Bögen gehen mussten, um nicht plötzlich im Wasser zu stehen. Die See war heute ziemlich unruhig. Die Wellen wurden weit an den Strand gespült und hinterließen ein wenig salzigen Schaum am Strand, bevor sie sich wieder ins Meer zurückzogen. Ein Krebs lief genau vor ihren Füßen quer über den Strand, in Richtung Wasser. Sie stoppten kurz, um das Tier passieren zu lassen. Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin, entfernten sie sich wieder etwas vom Meer und setzten sich auf eine Düne, mitten zwischen das Strandgras. Eine Weile herrschte Schweigen, aber es war keine unangenehme Stille. Manche Situationen brauchten eben keine Worte. Eine kühle Windböe fegte über den Strand hinweg. Gegen Abend hin war die Luft ein wenig abgekühlt und gerade am Meer war es sehr windig. Die Blauhaarige fröstelte leicht. Der Killer beobachtete verdutzt wie sein Arm sich selbstständig machte und sie einfach zu sich zog. Er wusste das es falsch war. Die zierliche Frau unternahm nichts dagegen, lehnte sich leicht gegen ihn und blickte zum Meer hinaus. „Es mag vielleicht verrückt klingen, aber ich bin froh dich getroffen zu haben.“, sagte sie dann. Pain zog eine Augenbraue hoch. „Du bist froh deinen Mörder getroffen zu haben?“, erkundigte er sich. Sie wandte den Blick und sah ihn nun an. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ja, bin ich.“ Eine erneute Windböe zerzauste ihre Frisur und die Blauhaarige strich sich einige Strähnen zurück. „Du hast mich ein letztes Mal sehen lassen, das die Welt auch nach einem Schicksalsschlag noch schön sein kann. Jetzt kann ich beruhigt abtreten.“ „Du hast deine Meinung also nicht geändert?“ Sie schüttelte den Kopf. Gerade wollte Konan etwas antworten, da ließ ein Knall sie zusammenzucken. Auch Pain sah sofort alarmiert auf. Knapp neben ihnen spritzte der Sand zu allen Seiten auseinander. Ein Schuss! Und der Schütze hatte sie nur knapp verfehlt. Die beiden sprangen auf. Ein silberner, sehr teuer aussehender Wagen hatte in etwa 50 Metern Entfernung gehalten. Gar nicht weit von hier gab es noch einen Weg, auf welchem man zum Strand gelangen konnte. Scheinbar war der Wagen genau von dort gekommen. Ein kräftig gebauter Mann stieg aus. Er trug schwarze Klamotten, Springerstiefel und eine schmale Sonnenbrille. Trotz der Brille, war die senkrechte Narbe über seinem Auge nicht zu übersehen. Irgendwo hatten sie den Typen doch schon mal gesehen.. Um genau zu sein, wussten beide direkt, wer ihnen da gegenüber stand. Ryota, der zweite der beiden Zwillingsbrüder, der neulich so feige geflohen war. Nun stand er ihnen erneut gegenüber und war schwer bewaffnet. „Sollte es nicht eigentlich deine Aufgabe sein die kleine Schlampe zu erschießen?!“, begrüßte er seinen 'Kollegen' nicht gerade freundlich. „Lass das mal meine Sorge sein.“, murrte der Orangehaarige. Er hatte bereits die P8 gezückt. „Du hast meinen Bruder umgebracht!“, keifte Rambo Nr. 2 nun die Blauhaarige an. „Geh hinter mich.“, wies der Gepiercte sie an, doch die Bürokauffrau bewegte sich keinen Millimeter. Sie starrte den silbernen Wagen an, als seie gerade ein Tyrannosaurus aus dem Jurassic Park entkommen. Wie gebannt starrte sie auf das Kennzeichen,»048-YPF«, verglich es nicht nur einmal, nein, gleich drei mal. Das konnte doch gar nicht! Wieder tauchten diese Bilder in ihrem Kopf auf. Sie war damals zwischen ihrem Sitz und dem Airbag eingeklemmt gewesen. Überall war Blut. Der beißende Geruch von auslaufendem Benzin lag in der Luft. Durch die zertrümmerten Fenster ragten Äste ins Innere des Autos. Der Wagen lag seitlich im Graben, die Motorhaube war von dem Baumstamm mehr als eingedellt. Ihr Gurt hielt sie auf ihrem Platz fest. Alles kam ihr vor wie ein schlechter Traum. Die Welt um sie herum schien still zu stehen. So etwas passierte anderen, doch gern verdrängte man, das man selbst genau so in einen Unfall verwickelt werden konnte. Die ganze Situationen war so...unwirklich und gleichzeitig wieder erschreckend real. Durch die zertrümmerte Windschutzscheibe konnte sie ein kleines Stück der Straße sehen. Der silberne Wagen, der sie erst zu dem Ausweichmanöver getrieben hatte, hielt nicht an sondern raste auf und davon. Das letzte, was sie von dem Auto sah, war das Kennzeichen. »048-YPF«. Ein Wagen aus Arizona. Die Ziffern hatten sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Manchmal, wenn sie die Augen schloss, sah sie genau dieses Nummernschild vor sich. „Wo hast du das Auto her?“ Ihre Stimme klang laut und deutlich. Es kam ihr fast so vor, als wäre es gar nicht sie selbst, die die Frage eben gestellt hatte. Wieder rauschten die Bilder des Unfalls an ihrem inneren Auge vorbei. Erneut schien die Zeit still zu stehen. „Das ist die Karre von meinem Boss.“, war die Antwort. „Aber das tut nichts zur Sache!“ „Dann..ist dein Boss an allem Schuld?!“ Langsam setzten sich die Puzzelteile für den Orangehaarigen zusammen. Konan hatte ihm doch von dem Autounfall erzählt. Das sie sich nun so über den silbernen Wagen aufregte und etwas von 'Schuld' erwähnte, ließ sie Sache für ihn klarer werden. Sein Auftraggeber musste der Unfallfahrer sein. Ob er verhindern wollte, das die Sache an die Öffentlichkeit geriet? Hatte er deswegen den Befehl gegeben die Frau aus dem Weg zu räumen? Aber warum war sie mit der Information über das Kennzeichen bis heute noch nicht zur Polizei gegangen? Es blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken. Ryota hob die Waffe und zielte. „Runter von dem Hügel!“ Pain gab der Blauhaarigen einen Schubs, was sie aus ihrer Starre riss. Auch er setzte sich in Bewegung, hob die P8 und gab drei Schüsse auf den Gegner ab. Einer davon traf Ryota am rechten Bein und lies ihn zu Boden gehen. Sie mussten von dem Hügel runter! Oben auf der Düne befanden sie sich fast schon auf dem Präsentierteller. Der verletzte Auftragskiller lag nun zwar auf dem Boden, doch das machte ihn nicht minder gefährlich. Er reagierte, wie ein verletztes Tier reagieren würde, das sich bedrängt fühlte. „Das ist für meinen Bruder!“ Der Schrei hallte den Strand entlang. Wie ein Wahnsinniger richtete er die Waffe auf seine Gegner. Ryotas Verstand war benebelt. Er spürte Schmerz und Wut. Der Schmerz, der durch die Schussverletzung in seinem rechten Bein verursacht wurde, die Wut darüber, das dieses Weib am Vortag seinen Bruder so kaltblütig erschossen hatte. Und nun schütze dieser Typ sie auch noch! Ohne wirklich zu zielen schoss er in die Richtung, der beiden Flüchtenden. Die Walther PP bäumte sich jedes Mal wieder auf. Der Rückstoß ließ die Schüsse zwar ungenauer, aber auch schwerer voraussehbar werden. „Vorsicht!“ Zeitgleich mit der Warnung sprang die junge Frau den Orangehaarigen an und riss ihn mit sich zu Boden. Gemeinsam rutschten sie das letzte Stück der Düne herunter. Die Pistole des Gegners gab nur noch ein leises 'Klick Klick' von sich. Die Bürokauffrau war genau auf dem Auftragskiller zum Liegen gekommen. Sie machte keine Anstalten sich von ihm runter bequemen zu wollen. Der Orangehaarige wollte nicht riskieren das Ryota am Ende noch Zeit hatte seine Waffe nachzuladen. Er rollte die zierliche Frau von sich runter...und erstarrte. Zwar trug sie ein schwarzes Oberteil, doch in der Bauchgegend breitete sich ein ,mit jedem Atemzug größer werdender, nasser Fleck aus. Der Sand unter ihr färbte sich rötlich. Die gleiche Farbe, die sich auch an ihrem linken Mundwinkel wieder fand. In seinem Kopf breitete sich für einen Moment eine erdrückende Leere aus. Sie hatte ihn zu Boden geworfen, hatte ihn geschützt. ausgerechnet ihn! „Ihr werdet es noch bereuen meinen Bruder getötet zu haben!“, riss ihn die Stimme des wahnsinnig dreinblickenden Ryotas aus der Starre. Pain überlegte nicht lange. Er richtete die Waffe auf den Feind und drückte ab. Rambo Nr. 2s Körper wurde von einem Ruck erfasst, dann ging er wie ein Sack Mehl zu Boden. Der Gepiercte beachtete ihn nicht länger, sondern wandte sich wieder der Blauhaarigen zu. „Wie bist du auf die seltendämliche Idee gekommen mich zu schützen?!“ Er schob einen Arm unter sie und brachte sie in eine halb sitzende Position. „Reflex, würde ich sagen.“, brachte Angesprochene heraus und hustete. Blut lief ihr die Mundwinkel herab. Eine Hand hatte sie auf die Schusswunde gelegt. Zwischen ihren Fingern quoll der rote Lebenssaft hervor. „Bring es zuende..bitte.“ Ihre Stimme war dünn, erinnerte mehr an ein Flüstern. „Vergiss es! Wage es dich ja nicht jetzt einfach so zu sterben!“ Da war etwas, was der Auftragskiller noch nie zuvor gefühlt hatte. Verzweiflung..Angst? Gefühle, von denen er nie geglaubt hatte, das er sie besitzen könnte, waren plötzlich da. Es war sein Job sie zu töten, aber er konnte nicht. Er konnte sich einfach nicht dazu bringen nach der Waffe zu greifen. „Danke, ...das du mir noch ein letztes Mal... in meinem Leben... die Einsamkeit... genommen.. hast.“ Sie hatte Mühe zu sprechen. „Du bist nicht allein.“ Der sonst so eiskalte Killer stand vor einer schweren Entscheidung. Wenn er nicht bald etwas unternahm, würde die Frau noch in seinen Armen sterben. Das sie die Woche über das Zeitliche segnete, war eigentlich geplant gewesen. Doch nun, wo sie dem Tod nicht mehr all zu fern war, wurde der Drang dies zu verhindern immer größer. Fühlte es sich so an, wenn in einem Menschen die Panik aufstieg, jemand der einem wichtig war, könnte sterben? Jemand der einem wichtig war.. Wieso musste er sich das gerade jetzt eingestehen? Die Kleine war ihm in den paar Tagen ungemerkt ans Herz gewachsen. Und einen späteren Zeitpunkt um dies endlich zu kapieren, gab es nicht. „Du darfst jetzt nicht sprechen.“, wies er sie an, während er in seine Hemdtasche griff und sein Handy heraus fischte. Fast wie ein Schlafwandler tippte er die Notrufnummer. Zum Glück war hier in der Nähe eine kleine Straße, welche zum Strand führte, sodass sich die derzeitige Position ganz gut beschreiben lies. Wenn er einen Krankenwagen rief, bedeutete dies zwar, das er Konan frei geben musste, doch er allein konnte ihr nicht helfen. Das Medical Center war nicht weit vom Nahan Beach entfernt. Ein Krankenwagen würde demnach schnell da sein. Die Aktion war nicht ganz ungefährlich, denn er war ein gesuchter Auftragskiller, doch eine andere Möglichkeit blieb nicht. Der Gepiercte würde das Weite suchen müssen, sobald der Wagen in Hörweite kam. Er würde die Person, die ihm wichtig war, in die Hände der Rettunssanitäter geben müssen, doch es war das Beste für sie. Obwohl der Krankenwagen nun wirklich nicht lange brauchte, kam ihm die Zeit endlos vor. Die Bürokauffrau hatte das Bewustsein verloren, als der Rettungswagen mit Blaulicht endlich die Ausfahrt zum Strand entlang gerast kam. Der Fahrer des Wagens sah noch, wie jemand in einem silbernen Auto genau an ihnen vorbei fuhr. Der Krankenwagen blieb stehen, die Sanitäter sprangen heraus und eilten zu der Verletzten. Für die zweite Person, Ryota, war nichts mehr zu tun. Während zwei Sanitäter die Blauhaarige auf eine Trage legten um sie in den Wagen zu verfrachten, bog ein silbernes Auto in die kleine Zufahrt zum Strand ein. Später würde man den teuren Wagen auf einem Parkplatz ganz in der Nähe finden, wo er gegen ein schwarzes Motorrad eingetauscht worden war. Während der Auftragskiller wohl oder übel das Weite suchte, dachte er darüber nach, das dies der erste Auftrag gewesen war, den er nicht hatte beenden können. Aber es war okay. Die Frau hatte eine zweite Chance verdient. Drama, Baby! Drama! Damit habt ihr jetzt wahrscheinlich nicht gerechnet :P Naja, ICH hingegen hatte es schon lange geplant. Wie man vielleicht merkt, neigt sich die FF dem Ende zu, aber ein klein wenig eurer Zeit werde ich euch schon noch stehlen. Weil...richtig – da kommt noch was! Epilog: Epilog -------------- Zwei Wochen war der Unfall nun her. Inzwischen hatte der Herbst den Sommer vollständig verdrängt. Die Blätter waren größtenteils schon von den Bäumen gefallen, der Wind war stärker geworden und der Himmel war fast dauerhaft grau und bewölkt. Wenn sich manchmal noch einige Sonnenstrahlen den Weg durch die Wolken bahnten, dann wirkten sie dünn und kraftlos. Das Wetter war so grau wie Boston selbst. Das Großstadtleben ließ sich von dem Herbstwetter nicht stören. Die Menschen pilgerten weiterhin geschäftig durch die Straßen. Im Medical Center sammelte eine Schwester gerade die Frühstücktabletts ein. Es war noch früh am Tag, aber im Krankenhaus war die Ruhe schon lange vorbei. Dies lag vielleicht auch daran, das die Krankenschwestern das erste Mal um Punkt sechs Uhr einen Rundgang durch alle Zimmer machten und um etwa sieben Uhr bereits die Betten neu bezogen waren. Nun war es etwa neun Uhr Morgens. „Vielen Dank, das sie sich die ganze Zeit so gut um mich gekümmert haben.“ Vor dem Schwesternzimmer der Station stand eine blauhaarige Frau. Sie sprach noch kurz mit der Stationsschwester und verabschiedete sich dann. Heute wurde sie endlich aus dem Krankenhaus entlassen. „Wenn wir doch immer so geduldige, freundliche Patienten hätten.“ Die Krankenschwester warf der Patientin ein freundliches Lächeln zu. Kurze Zeit später hatte sie die Drehtür, welche nach draußen führte, erreicht. Vor dem Krankenhaus standen einige Taxen. Hier und da saßen auch Patienten. Teilweise hatten sie ihren Tropf gleich mit dabei. Einige davon nahmen das schlechte Wetter nur in Kauf, um eine Zigarette rauchen zu können. Die ersten paar Schritte, mit denen Konan sich vom Krankenhaus entfernte, waren noch zaghaft, dann ging sie schneller. Sie war froh endlich hier weg zu kommen. Die Schwestern waren zwar alle sehr nett gewesen, doch wer lag schon gern im Krankenhaus? Eine Windböe zerzauste ihre Frisur. Mit einer Hand strich sie sich einige Strähnen aus dem Gesicht, dann setzte sie ihren Weg fort. Es dauerte nicht lange, und das Großstadtleben schlug wie eine große Welle über ihrem Kopf zusammen. Ein krasser Gegensatz, zu der Ruhe, aus der sie kam. Ihre Wohnung lag nicht weit von hier. Ganz automatisch trugen ihre Füße sie in diese Richtung. Das sie überlebt hatte, war wirklich knapp gewesen. Das Ärzteteam hatte ganze Arbeit geleistet. Doch mit einer Not-OP und einigen Bluttransfusionen hatten sie sie schließlich retten können. Die Bürokauffrau konnte es immer noch nicht fassen. Sie lebte. Immer noch. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, das Pain sie erschießen würde, doch stattdessen hatte er einen Krankenwagen gerufen und ihr somit das Leben gerettet. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie dies nun gut oder schlecht finden sollte. Einerseits hatte er ihr noch einmal die Augen geöffnet und ihr gezeigt, das das Leben immer weiter ging, andererseits würde sie von nun an wieder genau so einsam sein wie zuvor. Sie hatte ihre Wohnung erreicht. Konan war wirklich froh, das sie den Hausmeister telefonisch hatte erreichen können. So hatte man ihr den Zweitschlüssel für ihre Wohnung ins Krankenhaus bringen können. Nun schloss sie also die Tür auf und betrat ihr altes Heim. Da sie so lange nicht hier gewesen war, waren einige Blumen verwelkt, doch ansonsten sah alles noch so aus wie immer. Erst einmal setzte sie sich auf's Sofa. Zu 100% war sie noch nicht wieder fit. Eine kleine Pause konnte nicht schaden. Unter dem Wohnzimmertischen entdeckte sie eine Tablette auf dem Teppich liegen. Sie hob sie auf, betrachtete sie kurz, schüttelte dann leicht lächelnd den Kopf und legte die Tablette auf den Tisch. Das Medikament war noch von ihrem versuchten Selbstmord, welcher vor etwa drei Wochen auf so ungewöhnliche Art und Weise verhindert worden war. Sie würde nicht noch einmal zu den Tabletten greifen, so viel stand fest. Der Orangehaarige hatte ihr gezeigt, was es hieß zu leben und schließlich auch noch Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, nur um sie zu retten. Bloß eine Frage stellte sich ihr. Was würde sie nun tun? Wieder zur Arbeit gehen, leben wie zuvor? Sich vielleicht ein Hobby suchen und versuchen neue Leute kennen zu lernen? Nein, das war es nicht, was sie wollte. Sie würde nie einen Ersatz für die Personen finden, die sie verloren hatte. Sie wollte auch gar keinen 'Ersatz'. Aber in einem Punkt war sie sich absolut sicher. Sie wollte den Auftragskiller noch einmal wiedersehen. Sich wenigstens dafür bedanken, das er ihr die Augen geöffnet und sie gerettet hatte. Sie wollte ihm sagen, das sie eingesehen hatte, das ein Suizid auch kein Ausweg aus einer unangenehmen Situation war und das sie versuchen würde, wieder ein halbwegs normales Leben zu leben. Nachdem sie sich ein wenig ausgeruht und sich umgezogen hatte, beschloss sie das Haus wieder zu verlassen. Konan hatte zwar keine Idee, wo sie anfangen sollte zu suchen, aber sie wollte den Orangehaarigen wiederfinden. Die zierliche Frau überlegte. Zum einen wären da die beiden Wohnungen, welche sie kannte, zum anderen konnte sie die Orte abklappern, an denen sie gemeinsam gewesen waren. Sie seufzte. Was war sie eigentlich für eine Närrin?! Warum sollte der Auftragskiller ausgerechnet irgendwo dort anzutreffen sein? Er hatte vermutlich besseres zu tun. Und wer sagte ihr, das er sie überhaupt sehen wollte, nun wo der Auftrag beendet war? Nun, sie würde nicht aufdringlich sein. Wenn sie ihn fand, würde sie sich höflich bedanken und dann wieder ihr eigenes Leben leben. Schließlich wollte sie ihn nicht nerven. Als Killer hatte er bestimmt ziemlich viel zu tun und konnte kein lästiges Anhängsel gebrauchen. Der Regen prasselte auf die Stadt nieder. Unzählige kleine Tropfen bildeten zusammen Pfützen, überzogen den Asphalt mit einer nassen Schicht und ließen die Blätter, welche auf den Wegen lagen, zu rutschigen Fallen werden. Die Blauhaarige war den ganzen Tag über unterwegs gewesen. Ab und an hatte sie in einem Café oder einem Laden eine Pause eingelegt. Sie hatte alle Orte abgeklappert, die ihr eingefallen waren. Je mehr Zeit verstrichen war, desto dümmer war sie sich vorgekommen. Was veranstaltete sie da bitte? Es war nicht anzunehmen, das der Gepiercte ausgerechnet auf SIE gewartet hätte. Gegen Abend beschloss sie, es für heute gut sein zu lassen. Da sie gesundheitlich immer noch nicht wieder ganz fit war, war sie ziemlich erschöpft von der Suchaktion. Die meisten Läden hatten schon geschlossen. Da sie über den Tag ganz vergessen hatte etwas einzukaufen, beschloss sie noch kurz bei der Tankstelle vorbei zu sehen, um sich wenigstens erstmal ein Frühstück für morgen holen zu können. Als sie die überdachte Tankstelle erreicht hatte, schloss sie den Regenschirm, welcher sie die ganze Zeit über vor dem Dreckwetter geschützt hatte. Gerade wollte sie den kleinen Laden betreten, da meinte sie aus dem Augenwinkel ein bekanntes Fahrzeug entdeckt zu haben. Kurz blieb sie stehen und warf dem schwarzen Motorrad einen prüfenden Blick zu. Sie war sich nicht zu hundert Prozent sicher, aber sie meinte, das das Nummernschild mit dem aus ihrer Erinnerung übereinstimmte. Aus der Tankstelle kam just in dem Moment die Person, die sie schon den ganzen Tag über gesucht hatte. Boston war groß, doch hier bestätigte sich wieder der Spruch, das man sich im Leben immer zwei Mal begegnete. Auch der Orangehaarige hatte sie nun entdeckt, blieb stehen und blickte in ihre Richtung. „Du?“, in seiner Stimme schwang ehrliche Überraschung mit. Auch Konan war überrascht, doch diesmal ließ sie es sich nicht anmerken. „Ich hätte auch nicht gedacht, dich ausgerechnet an einer Tankstelle wieder zu treffen.“, sagte sie dann. „Wann bist du aus dem Krankenhaus entlassen worden?“ „Heute Morgen, um genau zu sein.“ Die Blauhaarige trat einen Schritt näher zu ihm, damit andere Menschen ihre Unterhaltung nicht unbedingt mitbekamen. „Darf ich dich mal was fragen?“ Die zierliche Frau sah zu ihm hoch. Angesprochener nickte. „Nur zu.“ „Was hat dich neulich dazu veranlasst mich nicht umzubringen sondern den Krankenwagen zu rufen?“ Gespielt genervt verdrehte der Gepiercte die Augen. „Nicht das Thema schon wieder.“ Allem Anschein nach war ihm eine ehrliche Antwort unangenehm. „Wie auch immer.. Ich wollte mich bei dir bedanken.“ Konan deutete eine leichte Verbeugung an. „Ich denke ich habe mein Leben akzeptiert und werde mich bemühen, das alles möglichst bald wieder seine gewohnten Bahnen läuft.“ Auf den blassen Lippen des Killers breitete sich ein leichtes Lächeln aus, was wirklich nicht oft geschah. Es wirkte ehrlich. „Klingt als hättest du Vernunft angenommen.“ Als Antwort erhielt er ein Lächeln ihrerseits. „Aber sag mal“, begann er dann, „Was machst du an einer Tankstelle. Du hast weder ein Auto noch ein Motorrad.“ „Ich hab es den Tag über verpasst einkaufen zu gehen. Da das Brot, was noch zuhause lag, Eigenleben entwickelt hatte, muss ich wenigstens noch was für's Frühstück holen.“ Pain schien über etwas nachzudenken. Er rang mit sich selbst. Als er die Stimme erneut erhob, hatten seine Wangen einen gesünderen Farbton angenommen, als sonst. „Würde Madame sich vielleicht noch einmal entführen lassen? Aber diesmal dachte ich da eher an ein Restaurant.“ Der sonst so eiskalte Killer wirkte verlegen. Nun schoss auch Konan die Röte ins Gesicht. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit. Seit langem, fühlte sie zum ersten Mal wieder Freude in sich. Es fühlte sich an, als seie das Leben tatsächlich noch immer lebenswert. Vielleicht war sie ja doch nicht so allein, wie sie gedacht hatte? „Wenn der Ausflug nicht wieder im Krankenhaus endet. Ich muss sagen, das Essen dort war ungenießbar.“ Sie schmunzelte leicht. Nun schien die Anspannung auch von dem Orangehaarigen zu fallen. Gemeinsam begaben sie sich zu seinem Motorrad. Ihre Wohnung würde auch später noch auf sie warten. Ein paar Stunden machten da nun auch keinen großen Unterschied. Als sie das Fahrzeug erreicht hatten, blieben sie kurz stehen. Es herrschte Schweigen, doch in manchen Situationen waren Worte überflüssig. Wie auf ein ein unsichtbares Zeichen hin, zog er sie zu sich, während sie die Arme um ihn schlang. Mit einer Hand hob der Auftragskiller das Kinn der Bürokauffrau ein Stück an und legte seine Lippen auf ihre. Eine Sache würde für die beiden nun wohl der Vergangenheit angehören : Einsamkeit. ~~~~Fin~~~~ So, es ist endlich geschafft. Hiermit erkläre ich das Projekt für beendet. Ich hoffe mal, das euch das Ende gefallen hat. An dieser Stelle möchte ich mich noch für die ganzen Favos und eure tollen Kommis bedanken, welche mich immer wieder neu motiviert haben, weiter zu schreiben. Mein nächstes Projekt wird entweder zu Strawberry Panic, Kannazuki no Miko oder Sailor Moon sein, ich weiß es noch nicht ganz genau. ^^“ Zumindest kann ich schon mal sagen, das es wohl eine Girls-Love FF wird. Es würde mich freuen, wenn ihr vielleicht auch einen Blick in mein nächstes Werk werfen würdet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)