Unzertrennlich von VULGAR ================================================================================ Kapitel 1: 1988 --------------- Meine erste längere, abgeschlossene Fanfiction. Je nachdem, wie gut sie ankommt, wird alle zwei Wochen oder sogar jede Woche ein Kapitel hochgeladen x3 Übrigens ist nur der Prolog in Reitas PV, die Hauptstory wird Erzähler-Sichtweise. Gazette gehört nicht mir, die Idee schon. Das hier beschriebene entspricht nicht der Wahrheit und hält sich nicht 100% an die wahrlich vorherrschende Fakten. ______________________________________ Unzertrennlich 1988 Ich traf Ruki das erste Mal im Jahr 1988. Die Aufnahmeprüfungen für die besseren Grundschulen in Kanagawa waren wie immer überfüllt und er stand verängstigt an seinen Vater gedrängt, die Hand fest mit der seiner Mutter verhakt. Ich erinnere mich noch an alles. An sein schwarzes Haar, mit dem typischen japanischen Haarschnitt, seine unruhigen Augen, die versuchten alles zu erfassen, nichts zu übersehen. Damals konnte man nichts von der Fülle seiner Lippen erahnen, weil er diese fest aufeinander gepresst hatte – vermutlich um ein Weinen zu unterdrücken – und nur ein weißer Strich deutete darauf hin, das er überhaupt einen Mund hatte. Ich weiß noch, das ich ihn angelächelt habe. Sein kreidebleiches Gesicht hatte daraufhin einen ungesunden Grünschimmer angenommen. Ich musste darüber unheimlich grinsen. Ich glaube, das war es, was meine Aufmerksamkeit auf ihn gezogen hatte. Diese Unsicherheit, diese Angst. „Suzuki, Suzuki Akira!“ tief hatte ich mich vor ihm verbeugt, so tief, das meine Mutter – hätte sie es denn gesehen und nicht geschäftig mit anderen Übermüttern getratscht – sicher stolz auf mich gewesen wäre. Seine braunen Knopfaugen starrten mich an, seine Pupillen waren geweitet gewesen, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Sein Blick wendete sofort panisch zu seinen Eltern. Der Griff um die Hand seiner Mutter wurde fester und mein Grinsen wurde breiter. „Na, hast du Angst?“ Er nickte schüchtern, versuchte sich näher an das Bein seines Vaters zu drängen, doch dieser gab ihm einen sanften Stoß vorwärts. „Takanori, sei nicht so unhöflich!“ Betreten senkte der Kleine seinen Kopf und aus dem leichten grün wurde ein prächtiges rot. Ihm musste es unheimlich peinlich gewesen sein, seine Eltern blamiert zu haben. Er lies die Hand seiner Mutter los, atmete tief ein. „Matsumoto Takanori.“, seine Stimme war leise und hoch, fast schon einen mädchenhaften Klang besaß sie. Ich starrte ihn damals einfach nur an und wartete. Ich in mir nicht mehr sicher, ob ich die Sekunden gezählt hatte oder ob ich auf meiner Armbanduhr gestarrt hatte und wartend dagegen getippt hatte – das ich die Uhr noch nicht lesen konnte, wurde da einfach außer acht gelassen und das Verhalten meines Vater imitiert. Dieser war ein Meister darin, in seiner Gestik auszudrücken, das es ihm etwas zu lange dauerte, das war er noch heute. Aber von Takanori kam nichts und nun, da war mir wirklich klar gewesen, das dieser Junge noch nicht bei vielen Aufnahmeprüfungen gewesen war. „Wenn du dich vor Sensei bei der Vorstellung nicht verbeugst, kannst du es gleich vergessen, hier jemals einen Platz zu kriegen.“ der spöttische Ton von damals, tat mir heute Leid. Allerdings fragte ich mich auch, wie ich mit sieben Jahren schon so spöttisch sein konnte. Ich hatte damals eindeutig zu viel Zeit mit meinem Vater verbracht. Er hingegen starrte mich an, seine Pupillen weiteten sich noch mehr. Ich war damals, glaube ich, erstaunt, dass das überhaupt möglich war. Ich hatte bis dahin nie ein so ängstliches Kind getroffen und wenn man ihn heute traf, würde man das niemals glauben. Nun war es an seiner Mutter rot zu werden. „Das haben wir dir doch hundert Mal erklärt. Höflichkeit! Intelligenz! Anstand! Stolz! Dein Bruder hatte das sofort verstanden!“ Er presste seine Lippen noch ein wenig fester aufeinander und verbeugte sich, so tief wie es sein kleiner Körper zulies. Er hatte mich nicht angesehen, aber ich erkannte – und ich bin noch heute stolz darauf, das ich es in regestriert hatte, denn das ich ein ziemlich ignoranter, kleiner Junge war und vermutlich heute noch bin, hat man sicherlich schon gemerkt – das sich Tränen in seinen Augen bildeten. Das tat mir Leid und das Grinsen verschwand aus meinem Gesicht. „Hey, mach dir keinen Kopf. Ich kann dir ja noch ein paar Sachen sagen. Matsumoto...“ ich überlegte kurz, versuchte mich an die Reihenfolge von Hiragana zu erinnern. „Mit dem Nachnamen kommst du nicht so schnell dran.“ Ich griff nach seiner Hand und zog ihn hinter mir her, ignorierte die Angst in seinen Augen. Seine Eltern bedankten sich bei mir, zumindest glaube ich das, weil wirklich daran erinnern kann ich mich nicht mehr. Nachdem wir den Raum durchquert hatten, lies ich seine Hand los. „Bist das erste Mal bei so was, oder? Warst du auf einem öffentlichen Kindergarten?“ Schüchtern nickte er, beäugte mich immer noch misstrauisch. Ich war schon damals gut, Wünsche und Gefühle anderer zu ignorieren, demnach fiel es mir nicht schwer, seinen Wunsch von mir wegzukommen ebenfalls zu ignorieren. Verwunderlich wie wenig ich mich und wie sehr er sich verändert hatte, wenn man von dieser ersten Begegnung ausgeht. „Ja. Meine Eltern wollten das Geld nicht schon für den Kindergarten ausgeben. Da entscheidet sich noch nicht so viel.“ Er hatte mir damals nicht in die Augen geschaut. Vermutlich weil er sich nicht sicher war, ob es ok war, was er mir erzählte. Nun, das es eigentlich nicht okay war, verschwieg ich ihm. Man sprach nicht vom Geld sparen – tut man ja selbst heute nicht. „Wie alt bist du? Ich bin sieben.“ Ja, ich war verdammt stolz gewesen, sieben Jahre alt zu sein. Ich hatte damals wirklich geglaubt, das sieben das Alter ist, in dem alles am coolsten ist. Lag vermutlich daran, das meine Eltern mir immer gesagt hatten, sobald ich auf der Grundschule aufgenommen war, würde das Leben locker werden. Das sie gelogen hatte, wusste ich damals natürlich nicht, genauso wenig wusste ich, das die Zeit meines Lebens mit sechzehn beginnen würde. Aber ich will ja nicht fast zehn Jahre voraus greifen. Und eigentlich, ist es auch nicht wahr. Die beste Zeit meines Lebens würde in circa zwei Stunden beginnen. Also, zwei Stunden in der Vergangenheit. Zwei Stunden, nachdem ich Takanori das erste Mal getroffen hatte. Aber ich bin schon wieder dabei, Zeitsprünge zu machen. Also zurück zu meinem stolzen, siebenjährigen Ich. „Ich bin 6 ½“ kam unsicher zurück. Damals, hatte diese Antwort für mich alles erklärt. „Achso, dann bist du ja noch ein Baby, kein Wunder das du dann so viel Angst hast.“ Ich klopfte ihm mitleidig auf die Schulter und merkte, das ich den gleichen Tonfall wie meine große Schwester drauf hatte, wenn sie mich als Baby betitelte. „Ich bin kein Baby!“, das erste Mal, das etwas anders als Angst oder Tränen in seinen Augen blitzten und das erste Mal, das ich zurück schreckte. Wieso kann ich mich an alle diese ersten Male so gut erinnern? Das erste Mal seine Tränen zu sehen, das erste Mal seine Wut zu sehen, das erste Mal seine Lippen zu sehen, das erste Mal sein Lächeln zu sehen. Das alles ist so tief in mein Gehirn gebrannt, das es mir schon fast Angst macht. Jetzt auch noch zu behaupten, ich könne mich noch an die Tipps – die mir seit ich denken konnte immer und immer wieder erklärt wurden – erinnern könnte, wäre gelogen. Ich weiß nur, das ich ihm alles erzählt habe. Alles was ich wusste, alles was ihm helfen würde diesen Druck zu bestehen. Dass das Lächeln auf seinem Gesicht größer wurde, das er zuversichtlicher wurde, das er mit mir redete. Ich glaube, wir haben sogar ab und zu gelacht. Ich erinnere mich auch noch an sein verängstigtes Gesicht, als seine Mutter ihn nach eineinhalb Stunden von mir wegzog, weil er sich vorstellen musste. Ohne ihn war die Warterei unheimlich langweilig – deshalb überspringe ich die Zeit, in der ich gelangweilt an einer Säule lehnte, die anderen Kinder beobachtete und merkte, dass keins dieser anderen Kinder, auch nur ansatzweise so interessant war, wie Takanori es gewesen war – denn schließlich wollt ihr sicher wissen, wann die beste Zeit meines Lebens begann. Also aber um nichts durcheinander zu bringen, versuche ich logische Sätze zu bilden. Warten war langweilig ohne ihn, habe ich ja bereits erwähnt. Aber es dauerte nicht lange, bis er wieder vor mir stand. Lächelnd und sich tief verbeugend. „Danke Akira-san. Ich bin aufgenommen. Das nur wegen dir.“ Noch immer strahlte er. „Pass jetzt bloß auf, das du es auch packst, dann sind wir vielleicht sogar in einer Klasse.“ Ja, da begann sie. Die beste zeit meines Lebens, meine Freundschaft mit Takanori. Die nächsten sechs Wochen waren ermüdent und demotivierend, ich merkte, das sieben Jahre alt sein doch nicht die Krönung war und wartete auf meinen ersten Schultag. Und da war er. Endlich war er da. Die Schuluniform kratzte ganz fürchterlich, ich weiß das ich deswegen geweint habe. Meine Mutter hatte aber kein erbarmen gehabt und mir nur peinlich berührt die Tränen weggewischt. Ich glaube sie war extrem froh gewesen, das wir die Schule noch nicht erreicht hatten und niemand ihren Sohn weinen sah. Aber mal ehrlich, ich war erst sieben Jahre alt und die Uniform kratzte. Ein wenig Mitleid hätte ich verdient gehabt. Ich war zu früh in der Schule, meiner Mutter mochte Unpünktlichkeit nicht, damals hatte das allerdings den Vorteil, das ich mir als erstes einen Platz aussuchen konnte. Dritte Reihe am Fenster. Ich erinnere mich noch heute genau an den Geruch des Holzes, den Blick den man auf den grauen Schulhof hatte. Die Bäume waren kahl gewesen, wieso man nicht einfach immergrüne Bäume auf Schulhöfe pflanzte, wusste ich nicht. Vielleicht war Lehrern die demotivierende Wirkung von kahlen Pflanzen noch nie in den Sinn gekommen. Oder es war Absicht, ein weiterer Weg uns zu quälen. Takanori kam ein bisschen später als ich, aber dennoch viel zu früh. Unsere Mütter begannen natürlich sofort sich zu unterhalten – seelenverwandt im Thema Pünktlichkeit. Er lächelte mich unsicher an „Ist neben dir noch frei?“ Ich bin mir ziemlich sicher, das mein Grinsen damals beinahe schon überdimensional war. „Na klar, wir sind doch Freunde.“ Und auch sein Lächeln war überdimensional gewesen, er zeigt seine Zähne, seine vollen Lippen und zum ersten Mal – ein weiteres erstes Mal an das ich mich erinnere – hatte ich das Gefühl, das sieben Jahre alt sein, doch das Beste ist, was einem passieren kann. Das erste Mal hatte ich das Gefühl, das mit der Schule doch alles leichter wurde. Denn seit diesem Tag, waren wie unzertrennlich. ______________________________________ So, hiermit ist der Erste von zehn Prolog-Teilen abgeschlossen. Ja, ich habe mir vorgenommen den längsten Prolog der Welt zu schreiben ;-) Die ganze Fanfiction ist von einem Song der Revolverhelden – die eigentlich gar nicht mein Musikgeschmack sind xD – inspiriert. Es wird keine kitsch-romantik-FF, aber es wird sich lohnen, sich durch den endlos Prolog zu quälen, das verspreche ich :-* Die Fanfiction ist zum Großteil abgeschlossen auf meinem PC, also muss man keine Angst haben, das sie irgendwann an der spannensten Stelle abgebrochen wird – was man bei mir ja sonst leider immer haben muss :-/ Rechtschreib- und Grammatikfehler tun mir aufrichtig Leid. Ich freue mich über Kommentare, ob gut oder schlecht, ob sie mich loben oder kritisieren. Kapitel 2: 1989 --------------- Dir en grey in fucking Europe! BAM! Immer ein Grund zum Feiern Gazette gehört nicht mir, die Idee schon. Das hier beschriebene entspricht nicht der Wahrheit und hält sich nicht 100% an die wahrlich vorherrschende Fakten. ______________________________________ Unzertrennlich 1989 Ich habe einige Erinnerungslücken. Ich bin schon stolz, das ich mich an unser erstes Treffen so gut erinnere. Er selbst, hat das vermutlich längst vergessen. Wobei andererseits bin ich mir da nicht so sicher, weil er nie etwas vergisst und mich immer wieder überrascht. Ich erinnere mich an das Jahr 1989 allerdings noch recht gut, zumindest an Teile davon. Ein Teil, war Takanoris Geburtstag. Endlich wurde auch er sieben Jahre alt. Dadurch das ich kurz vor meinem achten stand, fand ich den siebten Geburtstag natürlich nicht all zu aufregend, aber für ihn habe ich mich trotzdem gefreut. Wir haben seinen Geburtstag zu zwei gefeiert – damals hatte ich noch nicht verstanden, warum die anderen aus meiner Klasse ihn schnitten, dabei hatte ich mit meinen fast-acht doch so gut wie alles verstanden – und ich hatte ihm ein Feuerwehrauto geschenkt. Wir wollten beide zu der Zeit Feuerwehrmann werden, wenn wir groß waren. Feuer löschen, Katzen von Bäumen retten und der Held für alle Kinder sein – das klang damals total verlockend. Wer freiwillig dauernd riskierte, als Bratwürstchen zu enden, wurde von mir heute nur noch als Idiot bezeichnet. Aber so war das eben, als Kind verherrlichte man Idioten, die einem aus Kinderbüchern entgegen lachten, nur um im Laufe des Erwachsenwerdens zu bemerken, das die einzigen größeren Trottel als man selbst – weil man diesen Käse von „Polizei dein Freund und Helfer“ geglaubt hat – die eigenen Eltern waren. Diese hatten schließlich versucht einen mit gehirnwaschenden Büchern auf den Pfad der Tugend locken wollen und auf ganzer Linie versagt. Auf jeden Fall, um wieder zurück zu dem Geburtstag zu kommen, hatten wir auch zu zweit jede Menge Spaß. Takanoris Mutter hatte einen wundervollen Kuchen gebacken, mit einem roten Feuerwehrauto, wenn ich mich nicht täuschte. Selbstverständlich waren auch sieben Kerzen auf dem Kuchen. Er hatte es tatsächlich geschafft, sie alle gleichzeitig auszupusten. Ich hatte an meinem siebten Geburtstag zweimal Luft holen müssen. Ja, das wusste ich auch noch. Das war dramatisch. Ich bin sicher, jeder würde sich daran noch erinnern können, schließlich hat mich meine Schwester damit noch zwei Wochen aufgezogen und mir immer wieder gesagt, das mein Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde. Takanori hatte auf jeden Fall über beide Ohren gegrinst. „Jetzt wird ein Wunsch wahr, oder?“ „Ja klar, wieso fragst du da so doof nach? Was hast du dir gewünscht?“ Oh, ich war so ein charmantes Kind gewesen. Doch Takanori hatte es mir nicht krumm genommen, nur die Zunge raus gestreckt. „Ha, das sag ich dir doch nicht. Wenn ich es dir sage, wird es nicht mehr wahr!“ Wer glaubt, ich hätte mich mit der Antwort zufrieden gegeben, kennt mich schlecht. Wer glaubt, das Takanori irgendwann nachgegeben hat, kennt ihn noch viel schlechter. Also lies ich das Thema ruhen, ich war schließlich schon fast acht und viel erwachsener als er. Er grinste nur schweigend vor sich hin und wir beschlossen, mit dem Feuerwehrauto zu spielen. Die Stunden vergingen – ich glaube zumindest das es Stunden waren – und selbst Takanoris großer Bruder kam, um mit uns Verstecken zu spielen. Ich hatte lange nicht so viel Spaß gehabt, wie an diesem Tag und er war viel zu schnell um. Ich erinnere mich auch noch haargenau an den Geschmack der Wiener, die wir zum Abendessen hatten, mit HotDogBrot. Das war das erste Mal, das ich etwas aß, das nicht traditionell japanisch gekocht war. Ich glaube meine Mutter weiß bis heute nicht, was ich da gegessen habe, sonst hätte ich vermutlich nie wieder zu ihm gedurft. Meine Mutter war es auch, die mich abholte. Warum enden alle wundervollen Dinge immer mit dem Auftauchen und Erscheinen der Eltern? Das verstand ich auch heute nicht. Takanori hat geweint, als ich gehen musste. Als ich ihn weinen sah, musste ich auch weinen. Ich habe gezetert, das ich da bleiben will. Meine Mutter hat nur gemeint, wir würden uns Montag doch so wie so in der Schule sehen. Sie hatte recht, das war mir klar, aber ein bisschen Mitleid hätte ich da erwarten können, oder? Man hat sicher schon gemerkt, das sie nicht die Frau für Mitleid war. Heute denke ich, das liegt daran, das sie auch niemand für die Ehe mit meinem Vater bemitleidet hat. Die nächsten drei Monate sind ohne irgendwelche Erinnerungen und dann kommt mein achter Geburtstag. Ich hatte mich tierisch darauf gefreut. Es sollte der Geburtstag des Jahres werden – in dieser Altersklasse hieß das, es sollte mehr Süßes geben, als bei den Anderen. Da ich acht wurde, durfte ich acht Kinder einladen. Acht Personen zu finden, war leichter als gedacht und meine Aufregung wuchs mit jedem Tag. In meinem Kopf ging ich die Geschenke durch, die ich bekommen würde – ich war da sehr anspruchsvoll. Mit meiner Mutter hatte ich stundenlang, in ziemlich jammernder Stimme, die Abläufe durchgegangen. Wann welches meiner Lieblingsspiele gespielt wurde und wann ich meine Ruhe mit den Jungs – wer lud denn bitte in dem Alter Mädchen ein? - haben wollte und so weiter. Ich war aufgeregt und gespannt. So sehr, das ich die verweinten Augen von Takanori an dem Tag vor meiner Feier gar nicht wirklich wahrnahm. Er hatte auch kein Wort mit mir gewechselt, den ganzen Tag. Ich gebe ja zu, das ich damals ein schlechter Freund war, das ich nicht sofort darauf eingegangen bin. Aber meine Party stand kurz bevor und ich war mir sicher, wenn er nur genug Schokolade essen würde, würde er wieder glücklich werden und genau so viel wie normal mit mir quasseln. Die Antwort, warum er nicht mir mir gesprochen hatte, bekam ich am nächsten Tag. Ich hatte die halbe Nacht nicht schlafen können, weil ich unheimlich aufgeregt war. Mein Frühstück war innerhalb weniger Minuten verputzt und mein Zimmer noch ein letztes Mal aufgeräumt. Ich glaub die Stunden, bis meine Feier endlich begann, sind mir damals wie Tage vorgekommen. Schon verrückt, wie die Zeit langsamer zu gehen scheint, wenn man sich auf etwas freut. Die Tür klingelte, der erste Gast. Ich war mir sicher es wäre Takanori, schließlich war der immer pünktlich. Doch es war nur ein Junge aus der Parallelklasse. Gefreut hatte ich mich trotzdem. Sein Geschenk war riesig. An der Tür klingelte es noch sechs weitere Mal, jedes Mal lachte ich und freute mich. Doch was innere Nervosität war, habe ich an dem Tag, zum allerersten Mal an eigener Haut erfahren. Wo blieb Taka? Ist ihm etwas passiert? War er so sauer auf mich, das er nicht kam? Hätte ich gestern ihn doch darauf ansprechen sollen? Ein achtes Mal läutete es und ich hatte die Tür aufgerissen, nur um in das breit grinsende Gesicht eines meiner Mitschüler zu sehen. Den hatte ich nicht mal eingeladen, aber noch bevor ich die Tür hätte zuknallen können, bat meine Mutter ihn tatsächlich rein. In dem Moment wusste ich, das Takanori nicht mehr kommen würde. Klassenunterschiede und soziale Gruppen waren schon etwas seltsames. Meine Mutter mochte Takanori und dessen Mutter, aber Geburtstage hatten in meiner Familie nichts mit Sympathie zu tun. Sie waren dazu da, Kontakte zu knüpfen und zu festigen. Takas Familie war weder reich, noch besaß sie Einfluss in irgendwelche bedeutenden Bereiche des erfolgreichen Lebens. Es wäre dumm gewesen, sie einzuladen, unlogisch und nicht profitabel. So war also mein achter Geburtstag mein erstes geschäftliches Meeting. Wir spielten alle geplanten Spiele, wir aßen den Kuchen und das festlich zubereitete Sushi, ich packte Geschenke aus und ich lächelte den ganzen Tag, so wie meine Familie es von mir verlangt hatte. Mein Vater hatte meine Wut am Abend nicht verstanden, nur gemeint ich solle froh sein. Takanori hätte mir sicher nicht so tolle Geschenke kaufen können. Ich erinnere mich noch ziemlich genau daran, wie ich nach diesen Worten jedes einzelne meiner Geschenke zerstört habe. Den Büchern habe ich die Seiten ausgerissen, die Spielzeuge solange gegeneinander geschlagen, bis die Batterien heraus fielen, Metallteile verbogen und Schrauben überall in meinem Zimmer verteilt waren. Meine Finger waren blutig und in meinem Gesicht hatte ich blutende Kratzer, weil ich das Teeservice – wer schenkte denn bitte einem Achtjährigen ein Teeservice? - gegen die Wand geschmissen hatte und die Scherben mein Gesicht zerkratzten und ich wütend die größeren Scherben in meiner Hand zerdrückt hatte. Die ganze Zeit dabei, habe ich geweint und geschrien, meine Familie verflucht und gesagt, wie sehr ich es hasse – diese ganze Falschheit. Meine Mutter war entsetzt, meine große Schwester hatte geweint und sich in ihrem Zimmer unter der Bettdecke versteckt. Mein Vater den Kopf geschüttelt und vor sich hin gemurrt. Ich war mir nicht sicher was es war, was er da vor sich hinmurmelte, doch ich glaube, das es ziemlich klar nach „Dieser heulende Bastard soll mein Sohn sein“ klang. Die Ohrfeige danach, hatte mich beruhigt. Meine Mutter konnte meine Hände verbinden und ich gab meiner Schwester einen entschuldigenden Kuss. Gesprochen habe ich aber mit keinem von ihnen. Heute würde ich sagen, es war ein ziemlich peinlicher Anfall, den ich da hatte. Aber dennoch bin ich froh, das es passierte. Meine Schwester hatte solange auf meine Mutter eingeredet, bis diese schließlich bei Takas Mutter angerufen hatte und ihn für den nächsten Tag bei uns eingeladen hatte. Takanori war sehr unsicher. Er hatte seine beste Hose an und ein weißes Hemd, nur die Schuhe, die an den Seiten vom Spielen abgewetzt waren, zeigten, das er kein bisschen in unser Haus gehörte. Ich hatte bis dahin nie darauf geachtet, wie er aussah. Meistens sah ich ihn schließlich in Schuluniform. Seine kleinen Hände hatten sich um ein bunt verpacktes Geschenk gekrallte und unsicher sah er meine Mutter an. Diese lächelte nur und nahm seine Mutter mit um Tee trinken zu gehen. Bis heute frage ich mich, was Takas Mutter damals gefühlt hat. Schließlich war sie es, die einen Anruf bekommen hatte, der ihren Sohn von einer Feier auslied, auf die er sich gefreut hatte – nur weil sie nicht reich waren. Sie war es auch, die einige Tage später, wieder einen Anruf erhielt, das sie bitte ihren Sohn vorbei bringen sollte. Sie war es auch, die mit meiner Mutter Tee trinken ging, plauderte als wäre nie etwas passiert, sich mit ihr immer an schulischen Veranstaltungen unterhielt und gemeinsam Projekte wie den Kuchenbasar ins Leben riefen. Man hätte fast meinen können, sie wären Freundinnen und doch muss ihr immer viel mehr klar gewesen sein, das sie in der Gesellschaft eine Stufe unter meiner Mutter stand. Wenn ich darüber nachdenke, wird mir schlecht. Ich saß mit Taka in meinem Zimmer, er hielt das Geschenk noch immer fest umklammert. Ich starb fast vor Nervosität, weil ich unbedingt wissen wollte, was es war. „Was ist mit deinen Händen passiert?“ seine Stimme klang, jetzt wo meine Mutter weg war, nicht mehr ganz so unsicher und immerhin redete er wieder mit mir. „Ich hab die Geschenke kaputt gemacht. Habe nur Mist bekommen“ Seine Finger verkrampften sich noch mehr um das Geschenk. „Dann... dann sollte ich dir mein's besser nicht geben. Es ist wirklich nichts besonderes.“ Er lächelte verlegen und wollte das Geschenk schon hinter seinem Rücken verstecken, als ich meine guten Manieren vergaß und es mir einfach schnappte. So schnell hatte ich glaub ich noch nie Geschenkpapier aufgerissen und so sehr, hatte mich glaub ich noch nie über ein Geschenk gefreut. Es war eine Actionfigur von Astroboy. Ich war begeistert, ich bin es heute noch, wenn ich sie ansehe. Ich bin ihm um den Hals gefallen und habe mich mindestens hundertmal bedankt. Er saß nur stumm da, rot angelaufen, bis er schließlich weinte. „Das heißt, du willst noch immer mit mir befreundet sein? Das heißt, dir ist es egal das ich dir keine tollen Geschenke machen kann?“ Ich habe ihm glaub ich etwas zu fest gegen die Schulter geschlagen, denn sein Gesicht verzog sich ziemlich schmerzhaft. „Natürlich will ich mit dir befreundet sein! Außerdem war dein Geschenk so viel besser, als all die anderen Geschenke, die ich bekommen habe!“ Er lächelte, eins seiner Lächeln, in denen er seine Zähne zeigte und seine vollen Lippen noch kräftiger wirkten. Er wischte sich die Tränen aus den Augen. „Weißt du Akira, ich werde stark werden. Dann interessiert es doch keinen mehr, ob meine Familie Geld hat oder nicht. Ich werde mir deine Freunschaft schon verdienen.“ Und wie stark er geworden ist, denn ich habe ihn seit diesem Tag, nie wieder weinen sehen. ______________________________________ Prolog: 2/10 Danke für eure wundervollen Kommentare Ihr motiviert mich :-* See you next week! Rechtschreib- und Grammatikfehler tun mir aufrichtig Leid. Ich freue mich über Kommentare, ob gut oder schlecht, ob sie mich loben oder kritisieren. Kapitel 3: 1990 --------------- FAIL! Habe vorhin peinlicherweise feststellen müssen, das es elf Prologteile sind, nicht zehn XD Immer wieder toll, wenn man zu doof zum zählen ist xD Ich verzeihe Gazette das Lied Cockroach nicht! Hatte am Dienstag eine in meinem Badezimmer und ich kann das immer noch nicht betreten ohne das ich am liebsten weinen würde!! Die war mindestens 7 cm lang!!!!!! Q_____Q TRAUMA!! Gazette gehört nicht mir, die Idee schon. Das hier beschriebene entspricht nicht der Wahrheit und hält sich nicht 100% an die wahrlich vorherrschende Fakten. ______________________________________ Unzertrennlich 1990 Schule ist zum Kotzen. Grundschule war da auch nicht viel besser. Die einzige Sache, die noch schlimmer ist, als Schule an sich, sind diese bescheuerten Schulausflüge, die man sich jedes Jahr antun darf. Man geht so wie so nie da hin, wo die Schüler hin wollen würden. Meistens bestand es aus stundenlangem Wandern oder langweiligen Museen. Wenn die Lehrer besonders sadistisch sind, kann man sich auch in einer Führungen durch Büros oder Firmen wiederfinden, um eine berufliche Perspektive zu finden. Der einzige Schulausflug, der ertragbar war, war der 1990. Takanori und ich waren in der dritten Klasse und freuten uns tatsächlich auf diesen Ausflug. Denn er sollte ins Aquarium gehen. Wir haben uns die ganze Zugfahrt einen Spaß daraus gemacht, zu überlegen, aus was unser Sushi bestand und wollten das Ganze dann in lebend im Aquarium suchen. Wie oft bekam man schon die Gelegenheit, sein Essen vorbei schwimmen zu sehen? Zu sagen, das dieses Gebäude riesig war, wäre untertrieben. Es war gigantisch. Angefüllt mit verschiedenen Fischtanks und das Highlight war eine Wassersäule, die drei Stockwerke noch oben führt, angefüllt mit Wasser und Fischen. Ich erinnere mich noch, das sich darin über 900.000 Liter Wasser befinden sollten. Ich weiß das noch, weil Takanori und ich, die meiste Zeit an diesen Tank gedrängt verbracht hatten. Haie waren wundervoll. Man konnte aus ihnen zwar kein Sushi machen, aber leckere Haifischflossensuppe. Außerdem waren Haie die gefährlichsten, grausamsten und blutrünstigsten Fische im Ozean. Also perfekt für Jungens in unserem Alter. Wir waren die Treppen, die wie eine Wendeltreppe, immer um den runden Fischtank führte, mindestens fünfzig Mal auf und ab gerannt, immer mit dem Versuch die Haie nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei sind wir auch einige Male gegen andere Touristen und Klassenkameraden gestoßen, die meistens nicht sonderlich erfreut waren. Doch Takanori hatte sie alle mit seinen riesigen, braunen Augen zum Schweigen gebracht. Wer konnte es einem kleinen – er war selbst schon in der Grundschule etwas zu klein geraten – Jungen, mit glänzenden Augen schon übel nehmen, das er sich über schwimmende Fische freute? „Weißt du, ich finde die Schildkröten fast cooler als Haie. Schnappschildkröten sind viel gefährlicher!“ Takanori deutete auf eine der Aushängetafeln, die versuchte, den Besuchern Wissen zu vermitteln. Ich habe Taka damals ziemlich entsetzt angestarrt. „Ih, du liest was auf diesen Tafel steht?“ Ja, ich war wesentlich entsetzter darüber, das er freiwillig las, als das er es wagte die blutrünstigen Monster aus Horrorfilmen unter langweilige, schwimmende, sich nur zögernd fortbewegende Schildkröten ordnete. Er nickte heftig. „Ja, solltest du auch tun. Schnappschildkröten können Menschen richtige Fetzen von Fleisch aus dem Körper beißen. Und Menschen waren wirklich so dumm, ewig zu glauben, das Haie ungefährlich sind.“ Nun gut, er hatte mein Interesse geweckt. Alles was riesige Fetzen von Fleisch aus einem Menschen reisen konnte, weckte mein Interesse. „Haie ungefährlich?“ „Ja, weil es Fische sind.“ Wenn Takanori sich über Dinge wunderte, schob er seine Unterlippe nach vorne. Diese Angewohnheit hatte er noch heute. „Die haben geglaubt, Fische können dem Menschen nichts tun, weil es Fische sind. Und alle Haiangriffe haben sie für Schildkrötenangriffe gehalten. Gott, sind die dumm.“ Er hatte in Unglauben den Kopf geschüttelt und sein schwarzes Haar viel wirr um ihn herum. Ich musste lachen und deutete hinter mich auf das Glas. „Siehst du der ihre Gesichter? Wer glaubt denn ernsthaft, ein Fisch mit mehreren Reihen von Reißzähnen, ist ungefährlich?“ Takanori hatte nur mit den Schultern gezuckt und etwas traurig geguckt. „Menschen glauben ja auch noch heute, das Menschen mit Geld besser sind.“ Dazu hatte ich nichts mehr sagen können, was auch? Dennoch war der Rest des Tages schön. Wir fanden Krabben und Garnelen für unser Sushi, Sardienen die nur im Kreis schwammen und Titenfische, die fritiert sicher wesentlich interessanter, als hinter Glas waren. Das weitere besondere, an diesem Tag war eine Einwegkamera, die Takanori zu seinem Geburtstag bekommen hatte. Wir schossen unendlich viele Fotos. Natürlich nicht von den Fischen oder unseren Klassenkameraden, sondern von uns. Wir beide zogen Fischgesichter, posten wie die typische Japaner vor der Bronzestatue eines Pinguins und hatten unheimlich viel Spaß. Warum ich mich so genau an diesen Ausflug erinnere, ist leicht erklärt. Ich habe das Bild von mir und Ruki noch immer an der Wand hängen. Unsere Hände sind wie Flossen an unserem Gesicht und unsere Lippen zu einem fischigen Schmollmund verschoben. Wir sahen einfach nur lächerlich, aber unheimlich glücklich aus. Bei einer weiteren Runde Haiverfolgung, kam es zu dem unvermeidlichen, wir verloren unsere Gruppe. Wer achtete in der dritten Klasse schon auf die vom Lehrer mehrmals erwähnten Zeiten und Treffpunkte, wenn man so viele Dinge sehen konnte. In unsrer Freude über diese ganzen Säugetiere – das es zwischen Fischen und Säugetiere einen Unterschied gibt, habe ich erst nach einer tränenreichen Diskussion mit meiner Schwester, einige Wochen später, eingesehen – hatten wir nicht auf die Zeit geachtet und waren nicht am Treffpunkt erschienen, unsere Lehrer haben die Namenslisten nicht gecheckt und hatten das Aquarium verlassen. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so große Angst. Meine Eltern hatten mir Geschichten von Menschen erzählt, die sich verliefen und nie wieder heim fanden – Hänsel und Gretel nur als einfaches Beispiel genannt und die zwei mussten sich danach sogar gegen eine Hexe und ein Haus aus Süßigkeiten wehren. Oder noch schlimmer, wenn fremde Personen einem Hilfe anboten, wie der Wolf aus Rotkäppchen, der dann nicht nur Großmutter – und ich mag meine Großmutter sehr – sondern auch Rotkäppchen gefressen hat. Man kann vieles über Märchen sagen, das sie lehrreich, eigentlich für Erwachsene gedacht sind oder auch das sie der Entwicklung des Kindes gut tun, aber sie machen Angst. Sie machen vorsichtig und in Situationen, in denen man in einer fremden Stadt vergessen wird, machen sie vor allem panisch. Ich glaube, Rukis Eltern haben nie solche Geschichten erzählt – was allerdings auch keinen Sinn machte, da ich Takanori schon dabei erlebt habe, wir er Gummibärchen von einem Mann ablehnte, die ich sofort angenommen hätte – denn er stand völlig ruhig da. Er legte den Kopf schief, presste die Lippen aufeinander. Er dachte nach. Was es in solchen Situationen zu denken gab, wusste ich nicht, den in meinem Kopf rasten zu der Zeit nur folgende Gedanken in unendlicher Wiederholung „Du bist verloren und wirst nicht nach Hause finden! Du hast kein Geld und wirst verhungern. Du wirst an ein Lebkuchenhaus kommen und dort von der Hexe gemästet! Du wirst niemals Feuerwehrmann, weil du bald tot bist! Heute hätte es Kalamari zum Abendessen gegeben – verdammt, wir hatten uns die Kalamari gar nicht angesehen! Du bist verloren und wirst nicht nach Hause finden! Du hast kein Geld und wirst verhungern.“ Das alles hatte erst ein Ende, als Takanori nach meiner Hand griff und sie fest zudrückte. „Wir fahren mit dem Zug!“ Wir fahren mit dem Zug! Meine Reaktion war „Na klar, wusste ich auch. Wollte ich gerade vorschlagen.“ Zumindest wünsche ich mir heute, dass das meine Reaktion gewesen wäre. In Wahrheit bin ich bei diesen Worten in Tränen ausgebrochen. „Wir wissen doch gar nicht mit welchem Zug wir fahren müssen!“ Ich hatte so auf seine Idee gehofft und dann kam er mit so was, doch Taka schüttelte nur den Kopf, ging gar nicht darauf ein und zog mich schweigend hinter sich her. Ich fürchte fast, er war ziemlich genervt von mir. Ich, der immer auf anderen rumhackte und raushängen lies, das ich älter war als er, heulte gerade. Vielleicht habe ich sein Weltbild zerstört. Doch das war mir in dem Moment egal, denn ich sah schon, das Wolf die eigentliche Metapher für Haifisch war und diese bald aus dem Wasser steigen und uns fressen würden. Ich hatte eine lebhafte Fantasie. Wieder allen meines Erwartens, waren wir ohne Haiangriffe bis zum Bahnhof gekommen, selbst meine Tränen waren weniger geworden, hatte Takanori meine Hand kein einziges Mal losgelassen. Doch kaum hatten wir den backsteinfarbenen Bahnhof betreten, überrollte mich eine weiter Welle Panik. Ich war noch nie allein Zug gefahren und sofort schlossen wieder Tränen in meine Augen. Ich sah uns in die falsche Richtung fahren, an einem Haus aus süßer Bohnenpaste aussteigen, mit einem hungrigen Hai, der die Tür öffnete. Ich hatte meine Fantasie in der damaligen Zeit ja bereits erwähnt. Ruki hatte einfach weiterhin meine Hand gehalten, er hat sie gedrückt und eine Ruhe ausgestrahlt, die er noch heute besitzt. Ich bin ihm noch immer sehr dankbar, das er einfach da war und nicht an mir rumgemeckert hat, nur weil ich mein Tränen nicht unterdrücken konnte. „Ich kenn einige der Schriftzeichen nicht.“ sagte er schließlich und verzog etwas den Mund. Erst dann war mir aufgefallen, das er auf einen gelben Plan mit Abfahrtszeiten und Zielorten starrte. Leise murmelte er die Silben, die er sah und kannte, vor sich her und versuchte, unseren Heimatort zu finden. „Ha!“ Sein Ausruf klang so begeistert, das selbst mir die Tränen stockten. „In fünf Minuten kommt doch tatsächlich der Richtige!“ er klatschte freudig, stolz auf sich selbst, in die Hände und zog mich zu dem richtigen Gleis. Wäre das ganze ein Märchen, wäre ich Gretel gewesen, verängstigt an Takanori – alias Hänsel – gedrückt und der Zug in dem wir waren, der dunkle Wald mit dem Weg nach Hause. Der Schaffner der uns begegnete war der böse Wolf, der nicht mitbekam im falschen Märchen gelandet zu sein. Natürlich hatten wir keine Fahrkarten und nicht einmal Takanoris große Augen und mein mit Tränen überzogenes Gesicht, konnten ihn gnädig stimmen. Er rief unsere Eltern an und wir beide waren davor nicht auf die Idee gekommen, das dies vielleicht die einfachste Lösung unseres Problem war. Unsere Eltern anzurufen. Vielleicht war es damals schon ein Zeichen, das wir Sachen lieber aus eigener Kraft schaffen wollte – oder besser, ein Zeichen, das Ruki Dinge aus eigener Kraft schaffen wollte und ich panisch wirklich an nichts dachte. Dennoch hatten wir uns daraufhin angegrinst. Weil wir es doch irgendwie geschafft hatten. Alleine. Nur wir zwei. Takanori hatte die Tränenspuren aus meinem Gesicht gewischt und glücklich gelächelt, ich hatte seine Hand gedrückt. Wir waren ein unschlagbares Team – brachten uns gemeinsam in Probleme und er zog uns wieder raus. Als wir den Wald – oder besser den Zug mit dem Wolf, der sich als rettender Jäger herausgestellt hatte – verlassen hatten, sahen wir unsere Eltern. Das hätte der Moment sein sollen, an dem wir glücklich bis ans Ende unseres Lebens leben sollten. Takanori wurde sofort von Rukis Mutter umarmt, die Tränen im Gesicht hatte und leise schluchzend immer und immer wieder ihrem Sohn entgegen hauchte, das sie sich solche Sorgen gemacht hatte. „Wenn dir etwas passiert wäre, Schatz, dein Vater ist auch außer sich vor Sorge gewesen. Er ist schon auf dem Weg hier her. Aber ich bin stolz, das du den Zug mit Akira gefunden hast.“, das waren die Worte die ich zwischen ihren Küssen, die sie auf Takas Gesicht hauchte, vernahm. Dieser lächelte etwas gequält, aber man merkte, das ihn der Stolz seiner Mutter tief berührte. Ich hingegen, bin damals von der Bilderbuchstiefmutter abgeholt worden. An den Anblick kann ich mich genau erinnern. Die blank geputzten, schwarzen Lederschuhe, der graue Anzug, mit der Bügelfalte an der richtigen Stelle der Hose und das weiße Hemd, mit roter Krawatte. Die streng nach hinten gekämmten Haare, die die Gesichtszüge noch strenger wirken ließen, die schallende Ohrfeige und der schmerzende Abdruck seines Ringes. Meine Bilderbuchstiefmutter war mein Vater und die Worte über die Enttäuschung, das ich scheinbar nicht mal eine Uhr lesen konnte und er wegen meiner Verspätung ein wichtiges Meeting verschieben musste, brannten fast noch mehr, als die davor gespürten Schmerzen. Ich weiß noch, das ich mir schmerzhaft auf die Zunge biss, um weitere Tränen zu unterdrücken, diese hätten meinem Vater sicherlich nicht imponiert. Das Leben war eben kein Märchen, den egal wie schlecht es aussah, am Ende eines jeden Märchens tanzte die Stiefmutter in rotglühenden Eisenpantoffeln bis zum Tod. In der Realität war der Schrecken noch immer da, selbst wenn man aus dem Wald fand und die Hexe, war manchmal das kleinere Übel. Ich hatte den Kopf gesenkt, mir gewünscht, mein Vater hätte wie Takas Mutter reagiert. Ohne ein Wort des Abschieds trotte ich meinem Erzeuger hinterher – ich wollte nicht in Takanoris Augen sehen – als ich eine warme Hand spürte, die kurz die Meinige drückte. Ich hatte nicht anders gekonnt, als den Kopf zu heben und zu lächeln und zu wissen, das Takanori immer für mich da war. Der starke Takanori, der nicht weinte. Heute würde ich sagen, das Märchen sucken und alles nur übertriebene Angstmacherei ist. Oder ich würde sagen, das in Wirklichkeit ich Hänsel war und Ruki Gretel. Denn auch wenn Ruki uns aus dem Wald geführt hat, sind wir nicht zu Hause, sondern beim Lebkuchenhaus gelandet und während ich im Käfig gefangen war, schuftete Gretel, um mich da raus zu holen. ______________________________________ Prolog: 3/11 Ihr seid wundertoll! Abschließend noch vier Sachen: Das Aquarium ist dem aus Boston nachempfunden. Damit gehen alle Recht davon an Boston Ob das mit den Schildkröten 100% stimmt, weiß ich net. Mir hat 'ne Freundin darüber erzählt und halt auch, das Menschen mal glaubten, das Haie ungefährlich sind, bis ins späte 16te/17te Jahrhundert. Aber ich würde meine Hand dafür nicht ins Feuer legen xD Ich hoffe ihr verzeiht mit meine ganzen Märchenmetaphern, findet sie nicht schrecklich fehlplatziert und mögt sie vllt sogar?! Ich liebe Grimms Märchen und finde, sie sind absolute Allgemeinbildung. Auch wenn sie unvorstellbar grausam sind. Fröhliche Ostern! Ich hasse alle, die nicht arbeiten müssen und frei haben!!! Rechtschreib- und Grammatikfehler tun mir aufrichtig Leid. Ich freue mich über Kommentare, ob gut oder schlecht, ob sie mich loben oder kritisieren. Kapitel 4: 1993 --------------- Ich hab Jahr 1991 und 1992 einfach weggelassen. Die Kapitel waren scheiße, sie waren langweilig und bringen der Story kein Stück. Vllt werden sie mal als Extras hochgeladen :-) Gazette gehört nicht mir, die Idee schon. Das hier beschriebene entspricht nicht der Wahrheit und hält sich nicht 100% an die wahrlich vorherrschende Fakten. ______________________________________ Unzertrennlich 1993 In jedem Krieg gibt es eine Zeit, die besonders bitter, besonders hart ist. Ich persönlich empfinde die Nachkriegszeit am Schlimmsten. Die Zeit, in der sich nichts bewegt, alles scheint verloren. Dein Land wurde im Krieg geschlagen, die meisten Männer sind tot und ein ein Haufen Frauen, Kinder und alte Menschen bleiben in den Trümmern zurück. Ich wäre lieber ein Teil des aktiven Krieges, würde mein Leben zwischen Mienen und Handgranaten riskieren, die Sterbenden um mich herum und ich in der Mitte, Waffe fest an mich gedrückt und mit der Möglichkeit, vielleicht doch noch etwas zu ändern. Meine Ansichten mögt ihr vielleicht für schräg oder gar wahnsinnig erachten, aber ihr habt nie den Krieg erleben müssen, ohne mitkämpfen zu können, ihr habt nie in der Nachkriegszeit versuchen müssen, die Trümmer wieder zusammen zu setzen. Als ich elf Jahre alt war, war der kalte Krieg meiner Eltern vorbei. Aus dem Schweigen und angedeuteten Konsequenzen wurde lautes Geschrei und zerbrechendes Geschirr. Meine Hoffnung, das es schnell vorbei sein würde, das es ein kurzer Blitzkrieg werden würde, wurden schnell zerstört. Es war nicht wie das Kämpfen von Panzern gegen Mistgabeln, es waren die Schläge meines Vaters gegen die hysterischen Attacken meiner Mutter. Neunzig Prozent meiner freien Zeit verbrachte ich damals bei Ruki. Wir hatten uns 1991 dazu entschlossen, nicht mehr die Namen, die uns unsere Eltern gegeben hatten zu tragen. Es war keine leichte Entscheidung, die Umsetzung noch viel schwerer. Aber es war ein deutliches Zeichen der Abgrenzung von mir zu meinen Eltern und ein deutliches Zeichen von Loyalität von Takanori. Aber nein, nicht Takanori, er war Ruki und ich Reita. Die Zeit die ich bei ihm verbrachte, lag ich in seinem Zimmer, las Mangas und aß das Essen, das seine Mutter kochte. Ab und zu habe ich auch bitterlich geweint, aber Ruki hat mir nie Vorwürfe gemacht oder mich mitleidig angesehen. Ich erinnere mich noch genau an seine warme Umarmungen, das sanfte streicheln seiner Hand auf meinem Rücken. Ich bin mir nicht sicher ob es irgendwo anders auf der Welt einen ebenso einfühlsamen elfjährigen gab. Als wäre der Krieg meiner Eltern zu Hause damals nicht schon blutig genug gewesen, musste ich die Kämpfe, das Blut noch auf weitere Gebiete verteilen. Man könnte sagen, ich sorgte für den Ausbruch eines Weltkrieges. 1993 war das Jahr, meiner erste Schlägerei. Es war unser letztes Jahr auf der Grundschule und Ruki war noch immer nicht sonderlich beliebt. Es störte weder ihn noch mich, wir waren immer zu zweit, immer zusammen. Unzertrennlich und irgendwo trotz aller Probleme glücklich. Was mich damals allerdings störte, waren die Kommentare. Japaner sind nicht das gefühlvollste Volk, aber die Kaltschnäuzigkeit und der mangelnde Intellekt meiner – ach so gebildeten und besser geborenen – Mitschüler machten mich krank. Wie man in diesem Altern schon so viele abwertenden und arroganten Wörter kennen konnte, lies mich nur erahnen, das es bei ihnen zu Hause nicht besser aussah als bei mir, doch das war irgendwo auch keine Entschuldigung. Ich kam schließlich mit Ruki auch klar und bezeichnete ihn nicht als „Missgeburt, deren Mutter sicher jede Nacht hundert Freier hat, nur um das Schulgeld zu bezahlen.“ Mal ehrlich, wer hätte da nicht ausgeholt und zugeschlagen? Er war der einzige Fels in meiner Brandung, er war mein einzig Verbündeter, er war es, der meine Wunden leckte und mich aufbaute. Und ausgerechnet er wurde vor meinen Augen beleidigt, nicht nur er, auch seine Familie die mich so unterstützte, die mir Essen kochte, Unterschlupf selbst unter der Woche und vor wichtigen Prüfungen bot. Ich erinnere mich an das knacken der Knochen unter meiner Hand, den Schmerz der mich durchzog, weil ich damals noch nicht wusste, wie man richtig zuschlägt. Die entsetzten Schreie waren Musik in meinen Ohren, das Blut, das an meiner Haut klebte, war warm und fühlte sich so richtig an. Bis er zurück schlug. Ich lerne an diesem Tag zwei wichtige Lektionen. Erstens, mein Vater liebte mich. Er hatte nie auch nur ansatzweise so fest zugeschlagen und ich war ein Weichei, das ich mich jemals darüber beschwert hatte. Zweitens, Schlägereien machen nur Spaß, wenn man auch gewinnt. Eigentlich lernte ich drei Dinge. Das Dritte war, das man Ruki nie unterschätzen sollte. Als ich am Boden lag, kaum noch etwas mitgekriegt habe und den metaligen Geschmack meines eigenen Blutes im Mund hatte, mischte er sich ein. Er zog mich an meinem Hemd wieder nach oben, stützte mich ab und schnauzte den Typen an. Wenn mir meine Erinnerungen keinen Streich spielen, war der damals fast drei Köpfe größer als Ruki, aber der Kleine hatte keine Angst. Eher war es der andere, der unter den drohenden Worten zusammen zuckte. Ich denke, der hatte einfach Angst, das Ruki ihm in die Eier biss. Ruki, mein Verbündeter im Krieg. Er war wie Deutschland, der Italien den Arsch in Afrika rettete. Ich hatte mich überschätzt, unüberlegt gehandelt, mich vom Krieg, der anderswo herrschte, zu sehr einnebeln lassen. Als mein Gegner abgezogen war, brüllte Ruki weiter. Allerdings brüllte er mich an und ich kann mich nicht daran erinnern, das er jemals so mit mir gesprochen hatte. Er war immer sanftmütig zu mir gewesen, hatte mich unterstützt. Kritik von ihm tat weh. Während er brüllt, schleppte er mich zum Krankenhaus. Heute bin ich mir nicht sicher, ob er mich angebrüllt hatte, weil er wirklich sauer auf mich war oder weil er Angst hatte, wenn er leiser mit mir reden würde, das ich wegtreten wäre. Ich weiß noch, das nur sein lautes schreien mich wach hielt. Und mein Erstaunen darüber, wie viele Schimpfwörter er kannte. Die meisten Ausdrücke, die ich heute kenne, habe ich damals von ihm gelernt. Doch genauso laut, wie er mich angebrüllt hatte, hat er leise und verlegen vor der Krankenschwester im Eingangsbereich gestanden, die mich nur schockiert anstarrte. „Er ist die Treppe runter gefallen.“ Er war so schlecht im lügen. Er hätte auch sagen können ein Dinosaurier wäre auf mein Gesicht getreten, hätten ihm ungefähr genau so viele Leute geglaubt. Aber die Frau lächelte nur, sie hatte unheimlich lange Beine in einem kurzen weißen Kleid. Ich war fast zwölf, da achtete man auf solche Dinge. Ich weiß auch, das ihre Fingernägel manikürt waren, denn schließlich hatte sie mit diesen, meine Nase abgetastet und mir die größten Schmerzen meines Lebens zugeführt. Nicht einmal die Schläge waren so schmerzhaft, wie ihre tastenden Finger – sie erklärte mir, dass das am Adrenalin lag, das ich beim Fallen auf der Treppe empfunden hatte. Die Finger des Arztes waren auch nicht viel sanfter gewesen und sie wagten es sogar, meine Nase zu schienen und einzugipsen. Nicht mal das Glück eines glatten Bruches hatte ich haben können. Ich bin der festen Überzeugung, nicht ist hässlicher, als eine gebrochene Nase. Möge einer die Frauen verstehen, die sich freiwillig die Nase brachen, nur um ihre Form zu ändern. Ruki hatte die ganze Zeit meine Hand gehalten und ich konnte mir sicher sein, das er trotz seines Gebrülls, nicht sauer auf mich war. Dennoch konnte ich mir denken, wer wirklich sauer auf mich sein würde. Die beiden Kriegsparteien bei mir zu Hause würden mich gemeinsam zerfleische, ehe sie wieder aufeinander losgingen. Ein Hitler-Stalin-Bündnis, das nur so lange halten würde, bis sie mich zerfleischt hätten. Ich hatte Angst. Mit fast zwölf hatte ich Angst, nach Hause zu gehen. Das war schon fast traurig. Aber ich musste damals kein Wort sagen. Ruki hatte mich wortlos mit sich in die U-Bahn gezogen. Die U-Bahn, weg von dem besseren Viertel, zu seinem Wohnblock. An sich hatte der Kleine kein Wort mehr mit mir gewechselt, seitdem er mich dem Krankenhaus übergeben hatte. „Weißt du, das war das dümmste, das du jemals gemacht hast.“ durchbrach seine Stimme schließlich die Stille. Zumindest erinnere ich mich an Stille, was aber nicht sein kann. Wir befanden und schließlich in einer vollen U-Bahn. „Das war noch dümmer als diese Blutbrüder-Sache von vor ein paar Jahren.“ Er starrte gedankenverloren auf die lange Narbe an seinem Daumen. „Das war richtig, richtig dumm, Reita.“ Auch das tat weh, fast mehr als sein brüllen, denn noch nie hatte er mir Vorwürfe gemacht, an meinen Taten gezweifelt. Es fühlte sich an, als hätte man mir ein Messer in den Rücken gerammt. Aber es war Krieg, wem konnte man schon trauen. Die ganze Situation zu Hause hatte mich ziemlich verbittert. An die nächsten Sekunden kann ich mich genau erinnern. Sie haben sich in mein Innerstes gefressen und meine Seele gerettet. Rukis Augen, sie hatten einen wässrigen Glanz. „Du hast mich so erschrocken, ich hatte solche Angst um dich. Beinah hätte ich mein Versprechen gebrochen und geweint.“ Er biss sich auf seine vollen Lippen, unterdrückte die Tränen in seinen Augen. Ich schloss die Augen, hatte Ruki nicht bei seinen Kampf zusehen wollen – er hätte es auch nicht gewollt – und lies meinen Kopf an seine Schulter sinken. Er hatte mich die ganze Nacht im Arm gehalten, mir beruhigend über den Rücken gestrichen, wenn ich wegen den Schmerzen und aus Angst vor der Reaktion meiner Eltern, in der Nacht aufwachte und weinte. Er hatte nicht einen Moment von mir abgelassen. Dennoch ging es mir am nächsten Morgen nicht besser. Wie auch. Dieses schreckliche Ding über meiner Nase zeigt nur zu deutlich meine Niederlage und sah auch ohne diese tiefere Bedeutung einfach nur bescheuert aus. Das sagte ich Ruki auch, doch der lächelte nur und zog mich ins Wohnzimmer und wühlte minutenlang in irgendwelchen Sachen seiner Mutter. Als er sich umdrehte, hatte er ein beängstigendes Lächeln auf dem Gesicht und als er mit einem Stofffetzen auf mich zu trat, zog ich nur skeptisch eine Augenbrauen nach oben. Schließlich band er es mir um die Nase. „Ist zwar nicht von Hugo Boss, aber so sieht man gar nichts mehr von dem komischen Verband.“ „Ja, dafür sieht man ein komisches Band um meine Nase.“ murrte ich zweifelnd. Damals war ich nicht sonderlich begeistert, konnte nicht wissen, das ich und dieses Band irgendwann Mal nur noch zusammen auftreten werden. „Die Lachen mich doch aus, wenn ich rumlaufe, wie der letzte Idiot!“ Ruki hatte nur die Augen verdreht und war im Badezimmer verschwunden, ich hörte es dort klappern und klirren und nach vielleicht fünf Minuten war er wieder herausgetreten, breit grinsend, mir schiefen, verschieden langen und breiten Streifen am Hals. Das würde er noch üben müssen und heute – 5 Jahre später – sind die Streifen perfekt. „Das ist schief und sieht mindestens so bescheuert aus, wie dieses komische Band.“ Doch auch auf diese Aussage ging Ruki nicht ein, sondern warf mir lediglich meine frisch gewaschene und Trockner trockene Schuluniform zu. Irgendwo war ich ihm dennoch dankbar. Er half mir den Beweis meiner Niederlage, das Mahnmal meiner Schande zu verbergen und lies es wie eine weitere Schnapsidee von uns beiden aussehen, machte sich selbst zur Zielscheibe Ich hatte recht behalten und mir niemals mehr gewünscht, vielleicht doch im Unrecht gewesen zu sein. Wir hatten vielleicht gerade das Schultor passiert, als die ersten Sprüche folgten. Doch nicht gegen mich, wie hätte ich so etwas glauben können. Ich war einfach noch immer kindlich naiv und hatte für einen Moment den Einfluss meines Vaters vergessen. „Hey, bringt deine Mutter nicht mehr genug Geld nach Hause? Musst du jetzt im Kohlekraftwerk arbeiten? Weißt du, waschen hilft! Oder fehlt euch sogar das Geld für Wasser? Würde erklären warum es immer so stinkt, wenn du den Raum betrittst.“ Ruki wurde nicht verschont und ich weiß noch, dass diese Worte noch die harmlosesten waren. Wieder hörte ich knacken unter meinen Knöcheln, aber der Schmerz blieb aus. Ich hatte dazu gelernt, ich hatte auch gelernt, das man besser solange zuschlägt, bis sich der Gegenüber nicht mehr wehren konnte. Ich hatte meine erste Schlägerei gewonnen, einen Mitschüler bis auf den Boden geprügelt und es genossen. Mein erster Sieg und sicher nicht mein letzter, ich habe nie wieder verloren. Ich hatte mich noch nie so befreit gefühlt. Meine Aggressionen, mein Wut auf meine Eltern, meine Abscheu meinen Mitschülern gegenüber, mein Hass auf mich selbst, nichts verändern zu können, das alles war weg. War einfach verschwunden und zurückgeblieben war eine tiefe Ruhe. Ruki aber, nahm es mir übel. Der Tag an dem ich einen Weg gefunden hatte, mich besser zu fühlen, war gleichzeitig der erste Tag, an dem Ruki kein Wort mir mir gewechselt hat. Wir hatten öfters gemeinsam geschwiegen, aber das erste Mal schwieg nur er. Aber es herrschte Krieg. Um mich herum, nur Streit, nur Gewalt, nur Hass, nur Ablehnung. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich würde dieses Schlachtfeld nicht unbeteiligt verlassen, nicht eines der Kinder sein, die in der Nachkriegszeit die Trümmer wegräumen würde. Ich würde mitkämpfen und mein Überleben sichern, meinen Seelenfrieden sichern. Wenn ich meine Eltern nur doch Gewalt darauf aufmerksam machen konnte, das ich und meine Schwester noch immer existierten, dann würde ich das tun. Und das hatte ich getan. Doch Rukis Hand, die meine unter der Schulbank drückte, sagte mir, das wir unzertrennlich waren. Im Krieg und in der Liebe war alles erlaubt und er würde mir beistehen. Bis zu meinem letzten Atemzug. ______________________________________ Kurze Geschichtsstunde, zum besseren Verständnis – just in case. Ich will keinem Unterstellen, das er es nicht verstanden hat! »Es war nicht wie das Kämpfen von Panzern gegen Mistgabeln« ist eine bitterböse – ich schäme mich – Anspielung auf den Blitzkrieg vom Zweiten Weltkrieg. Deutschland gegen Polen, da die Deutschen mit ihren Panzern gegen polnische Bauern mit Mistgabeln gekämpft haben – bzw sie sind einfach drüber gerollt.... Demnach war das Ganze aber auch schnell entschieden »Er war wie Deutschland, der Italien den Arsch in Afrika rettete.« Italien hatte im Zweiten Weltkrieg den Afrikafeldzug, waren aber ziemlich schnell ziemlich am Arsch – weil Italiener einfach noch nie sonderlich begabte Kriegsführer waren xD – und weil Hitler ja so Mussolini vernarrt war, sind die Deutschen zur Rettung geeilt. »Ein Hitler-Stalin-Bündnis« Hitler und Stalin hatten ein kurzzeitiges Bündnis um einige Länder – hauptsächlich Polen – gemeinsam anzugreifen. Danach waren sie aber wieder Gegner. » Ist zwar nicht von Hugo Boss« Ein ebenfalls sehr geschmackloser Witz, da die SS-Uniformen von Hugo Boss entworfen wurden. Diese Vergleiche und Metaphern vom zweiten Weltkrieg sollen eigentlich nur Reitas innere Verzweiflung, Mutlosigkeit, Resignation untermalen. Warum es 1993 ist? Lest den ersten Satz!! Ich bin beleidigt, das keiner auf meine „Ich hatte eine Kakerlake im Badezimmer“ vom letzten Kapitel eingegangen ist!! Rechtschreib- und Grammatikfehler tun mir aufrichtig Leid. Ich freue mich über Kommentare, ob gut oder schlecht, ob sie mich loben oder kritisieren. Kapitel 5: 1994 --------------- Ich liebe dieses Kapitel. Damit bewegen wir uns endlich in die Richtung, die für die Hauptstory wichtig ist. Wer an Friede, Freude, Eierkuchen geglaubt hat, hat ja so was von verkackt xD Gazette gehört nicht mir, die Idee schon. Das hier beschriebene entspricht nicht der Wahrheit und hält sich nicht 100% an die wahrlich vorherrschende Fakten. ______________________________________ Unzertrennlich 1994 Zugegebener Maßen, hatte jeder Erziehungsratgeber recht: Die schwere Zeit mir Kindern setzte zusammen mit dem Teenager-Alter ein. Eltern konnten ab dem dreizehnten Geburtstag darauf warten, das ihr Kind etwas unheimlich rebellisches und dummes tat. 1994 wurde ich dreizehn und im diesen Jahr wurde alles anders. Im März war die Scheidung meiner Eltern beschlossene Sache und ich fand mich in der Wohnung meiner Großmutter wieder. Nicht, das sie es nicht schön hatte, aber es war um einiges kleiner, als das Haus das ich durch den Reichtum meines Vaters gewöhnt war. Ich, allein unter Frauen, in einem kleinen Zimmer – immer noch größer als das Wohnzimmer von Rukis Familie – und wünschte mir meine Vaterfigur wieder. Doch nicht nur mein privater Lebensraum wechselte, auch die Schule. Ruki und ich hatten die verhasste Grundschulzeit endlich hinter uns und waren aufgeregt, hoffnungsvoll auf eine bessere Zeit und intelligentere Mitschüler in der Mittelstufe. Natürlich war diese Hoffnung völlig bescheuert, da gut neunzig Prozent unserer Grundschule ebenfalls auf die Mittelstufe wechselte, aber hoffen durfte man bekanntlich noch. Aber wir sollten uns unheimlich irren. Die Schule war ein Betonklotz, mit wenig Pflanzen und sehr viel grau. Ich werde nie verstehen, warum man Schulen nicht wenigstens Obeflächlich etwas Wärme geben kann. Doch die wirkliche Katastrophe – denn von dem äußeren ließen wir uns schon lange nicht mehr abschrecken – war die Klassenverteilung. Damals hatten wir nie an so etwas banales gedacht. Wir hatten verdrängt, dass die Einteilung - wer in welche Klasse kommt - sich jedes Jahr verändert. Wir waren so arrogant und verliebt in unsere Freundschaft, das wir die Möglichkeit, dass das von außen zerstört werden kann, gar nicht kamen. Ich fand mich also damals in der 1A wieder, mit einem Haufen neuer Schüler und Rukis Klassenzimmer – die 1C – befand sich am anderen Ende des Schulhauses und bestand aus beinahe nur alt bekannten Gesichtern der Grundschule. Ich hatte damals meinen Vater angerufen und ihm gesagt er solle etwas dagegen machen. Mein Vater hat auch tatsächlich versucht etwas zu tun. Die Scheidung hat ihm so weit die Augen geöffnet, das er uns nicht verlieren will – oder zumindest nicht seinen Sohn, der seine Firma eines Tages übernehmen soll. Aber nicht mal Geld hatte noch etwas ändern können. Ruki hatte mich nur angelächelt, wie er es immer tat, hat mir durch das schwarze Haar gewuschelt und tadelnder Miene darauf hingewiesen, das er mich jeden Tag in der Mittagspause an seinem Tisch sehen wollte. Ich hätte an meinem Nasenband gezupft und es versprochen. Das erste Versprechen, das ich ihm gegenüber brechen würde. Ich erinnere mich noch gut an das laute Geschrei im Klassenzimmer, jeder versuchte jemanden zu finden, neben dem er für den Rest des Jahres sitzen wollte. Ich hatte mich wortlos, mit schlechtgelauntem Blick ans Fenster fallen lassen. Ich wollte neben niemandem sitzen, nur neben Ruki. Ich war auch der festen Überzeugung gewesen, das es niemand wagen würde, sich neben mich zu setzten, doch tatsächlich dauerte es nur fünf Minuten, bis der Stuhl neben mir knarrte und sich ein junge, mit recht langem, schwarzen Haar neben mich fallen lies. Ich sah ihn so böse wie möglich an, doch er lächelte nur. „Hey, mein Name ist Uruha. Schön dich kennen zu lernen. Schon mal darüber nachgedacht Fußball zu spielen?“ Natürlich hatte ich darüber noch nie nachgedacht gehabt und es würde Uruha noch einige Wochen Überredungskunst kosten, bis ich das erste Mal auf einem großen, grünen Feld, mit rundem schwarz-weißen Ball vor meinen Füßen, stehen würde. Aber bevor das passierte, wurde ich dreizehn Jahre alt und um wieder auf das Thema zurück zu kommen, das Kinder ab dem Moment, in dem sie zu Teenager werden außer Kontrolle geraten, lasst mich zu dem Akt meiner Rebellion kommen. Eine weitere positive Sache an der Scheidung meiner Eltern, war die Zeit, die ich nun für mich hatte. Meine Großmutter war so taub, das sie nichts mehr mitbekam. Mutter war auf der Arbeit oder traf sich mit Freundinnen, während meine Schwester ihren ersten Freund hatte. Schlägereien waren von meiner Familie nicht gerne gesehen, aber was sie nicht mitbekamen, kratzte sie nicht, die meisten Lehrer sahen ebenfalls darüber hinweg, weil ich ein Scheidungskind war und das Nasenband in meinen Gesicht, ist auch schon akzeptiert worden. Also musste meine Rebellion etwas großes sein, etwas unheimlich dummes und doch cooles, so kam es das Ruki und ich damals in meinem engen Badezimmer standen, der jüngere mich noch immer etwas unsicher mustern. „Meine Mam wird mich dafür töten! Als mein Bruder nur darüber geredet hat, ist sie ausgeflippt.“ Ruki war unsicherer geworden. Seitdem wir nicht mehr in eine Klasse gingen, zog er sich zurück, ging nicht mehr so viele Risiken ein und ich glaube er fing an sich anzupassen. Ich weiß noch heute, das ich angefangen habe, ihn dafür zu verachten. Es war schwer für mich zu verstehen, das der Mensch, der mir immer den Rückhalt und die Kraft gab, weiter zu machen, ich selbst zu bleiben, begann zurück zu stecken. Heute weiß ich, das jeder Mensch jemanden braucht, auf den er sich verlassen kann. „Stell dich nicht so an. Du färbst dir doch nur die Haare.“ Ja, meine Rebellion war es, den Schulregen und der japanischen Gesellschaft, den Rücken zu zudrehen und meine und Rukis Haare in weißblond erstrahlen zu lassen. Es war eine Farbe die so aus der schwarzen Masse hervorstach, das sie genau meinen Ansprüchen genügte. Natürlich hatte Ruki zugesagt als ich ihn gefragt hatte, nur jetzt war die Unsicherheit in seinen Augen und innerlich tat es mir Leid, das ich ihn zu etwas überredetet, was er eigentlich nicht wollte. Aber allein hatte ich Angst. Angst vor den Reaktionen meiner Eltern, meiner Mitschüler und so war Ruki für mich da. Auch wenn er gerade noch herum druckste und seine Bedenken äußerte, wusste ich, das in schon zehn Minuten ich die bläuliche Paste auf meinen Haaren haben würde. Und ich hatte recht behalten. Vorsichtig und sehr sorgfältig verteilte er die Masse auf meinen Haaren, ehe ich die seinigen mit der Farbe bearbeiten konnte. „Ist es ok, dass das alles ist, was du von mir zum Geburtstag bekommst?“ Er sah mich leicht unsicher an. Seine Vater hatte den Job in seiner Firma verloren und arbeite nun in einem Supermarkt, was die so wie so schon knappe Kasse seiner Familie noch mehr reduzierte. So war das einzige, was er mir dieses Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte, zwei Packungen Blondierung gewesen und selbst die, waren eigentlich weit über seinem Budget. Eine für sich, eine für mich. Ich grinste nur. „Mach dir keinen Kopf, das ist das beste Geschenk aller Zeiten. Wir werden definitiv die coolsten sein damit.“ Ein weiteres unsicheres Lächeln und ich merkte, wie es mich aufregte. Er hatte sich vor langer Zeit abgewöhnt unsicher zu lächeln, wieso hatte er also wieder damit angefangen? Es weckte den Wunsch in mir, ihm weh zu tun. In an den Schultern zu packen und solange zu schütteln, bis er mich mit seinem normalen, selbstsicheren und weltzufriedenem Lächeln anlächelte. Der nächste Tag war ein Tag, der in die Geschichte einging. Ich war großartig an dem Tag gewesen. Die ganze Schule hatte auf meine blonden Haare gestarrt – sie harmonierten perfekt mit meinem Naseband – und ich fühlte mich, als wäre alles Schicksal, als wäre ich dazu geboren, so unheimlich cool zu sein. Uruha hatte anerkennend durch die Zähne gepfiffen und meine Haare etwas mehr verwuschelt, sie in Form gebracht, so wie Ruki es sicher gemacht hätte, wäre er da gewesen. „Das sieht verdammt gut aus.“ hatte er gegrinst und mir etwas runde, mit Geschenkpapier umwickelt, gab. „Alles gute zum Geburtstag.“ Sein Grinsen wurde breiter und meine Augenbrauen wanderte nach oben. Woher wusste der denn, wann ich Geburtstag hatte? Außerdem konnte ich mir schon jetzt denken, was unter dem bunten Papier verborgen war. Dennoch hatte ich damals das Papier heruntergerissen und kopfschüttelnd den ADIDAS-Ball in den Händen gehalten. „Du willst wirklich, das ich Fußball spiele, oder?“ Er nickte und drückte mir ein weiteres Päckchen in die Hand. Dieses war klein und mit dem gleichen Papier wie der Ball umwickelt. „Ich will ja nicht den Eindruck erwecken, das ich an deinen Geburtstag nur gedacht habe, weil ich will das du Fußball spielst.“ Seufzend hatte ich auch dieses Geschenk geöffnet und in meinen Händen hielt ich ein Bahnticket nach Tokyo. Verwundert sah ich ihn an und Uruha grinste nun noch breiter. Ich hätte nicht gedacht, dass das Möglich wäre. „Ich dachte, wir gehen in Tokyo shoppen. Weil, wenn du wirklich mit mir Fußball spielt, müssen wir dir ganz dringend ein paar Sportklamotten kaufen!“ Ich hatte gelacht und ihm gegen die Schultern geboxt. „Oh man, na gut, du hast mich so weit. Wann kann ich mir die Schulmannschaft anschauen?“ „HA!“ Uruhas Faust schnellte in die Luft und er lachte triumphierend, war stolz und glücklich mit sich selbst. Er war selbstsicher und zufrieden. „In der Mittagspause haben wir immer eine Art Freundschaftstraining. Also, wir kicken den Ball nur etwas hin und her, bleiben in Schuluniform, aber das ist cool. Du wirst Spaß haben.“ Den hatte ich. Es war das erste Mal, das ich Fußball spielte, aber es fühlte sich toll an. Es war wie meine erste, gewonnenen Prügelei. Ein Weg, mich frei zu fühlen. Meine Energie in etwas sinnvolles umzuwandeln, meine Emotionen auf eine männliche Art zu verarbeiten. Der Ball, der sich nicht wehrte, egal wie fest ich auf ihn eindrosch. Meine Mitspieler, die auf mich zählten, die mein Können bewunderten, mein Ego pushten und das Glücksgefühl des Sieges. Ich hatte einen Sport gefunden, der mich von ganzem Herzen glücklich machte. Uruha hatte seinen Arm um meine Schultern gelegt, der Geruch von Schweiß stieg in meine Nase und er lächelte glücklich. „Na, du bist ja ein Naturtalent. Kann ich darauf zählen, dich ab sofort jede Mittagspause hier zu sehen?“ Ich grinste, stieß ihm meinen Ellebogen in die Seite. „Klar, das klingt super.“ Der Tag würde in die Geschichte eingehen, aus zwei Gründen. Es war der Tag, an dem ich mich im Fussballclub eintrug. Wir würden die Meisterschaft dieses Jahr gewinnen, nächstes Jahr und auch das letzte Jahr in der Mittelstufe. Uruha und ich würden die Stürmerstars der Schule werden, der Titel würde jedes Mal unser Verdienst sein. Aber es war auch der Tag, an dem ich das erste Mal mein Versprechen brach und es war der Tag, an dem ich einwilligte, das Versprechen – Ruki jede Mittagspause zu sehen – immer und immer wieder brechen würde. Mir war es damals den ganzen Tag nicht mal aufgefallen, Ruki war wie aus meinem Kopf gestrichen. Ich hatte den Rest des Schultages mir von Uruha alle Regeln des Spieles erklären, mir wichtige und berühmte Spieler aus aller Welt nennen lassen. Erst als ich meinen kleinen, blonden Freund mit den schwarzen Streifen am Hals auf der Schulmauer sitzen sah, fiel es mir wieder ein. „Ruki, tut mir Leid, ich habe total vergessen, das wir uns treffen wollten. Ich war mit Uruha Fußball spielen.“ Ich hatte meine Miene unglücklich verzogen und er lächelte. „Schon ok. Ich wollte dich heute nur wenigstens noch einmal sehen.“ Ich hatte gegrinst und ihn zum Eis eingeladen, doch er hatte den Kopf geschüttelt. „Nein, ich hab Hausarrest. Meine Eltern waren stinksauer wegen der Haare und ich muss den Rest des Schuljahres sofort nach Hause.“ Sein Blick schweifte zur Uhr. „Ich muss deshalb auch los, sehen wir uns morgen?“ Ich nickte, hatte vergessen, das ich ja wieder mit Uruha Fußball spielen wollte. „Ist das Ruki?“ Mein Blick schweifte zu Uruha, der hatte die ganze Zeit neben mir gestanden, die Situation neugierig beobachtet. „Ja, woher kennst du ihn?“ „Ich kenne ihn nicht wirklich, ich weiß nur, das er es in seiner Klasse nicht leicht hat. Wird ziemlich viel gemobbt. Seid ihr Freunde?“ „Ja, sind wir. Kennen uns nun schon seit sechs Jahren.“ „Wow, das ist wirklich lang. Du solltest ihm vielleicht Mal verteidigen.“ „Nein, er kann sich selber wehren.“ Früher hätte niemand von ihm in der Opferrolle gesprochen. Irgendwo war ich enttäuscht von ihm. Er sollte gefälligst aufstehen und ihnen zeigen, das man so nicht mit ihm umgehen kann. Aber er zog sich in sein Schneckenhaus zurück. Ich hatte doch auch eine Scheidung überstanden, da sollte er doch ein wenig Mobben überstehen, nicht wahr? ______________________________________ Sry, dass das Update diese Woche so spät kam, aber ich hab endlich mein ebook bekommen und konnte dadurch das letzte Buch meiner absoluten Lieblingsbuchreihe lesen und war GEFLASHT!!! Hasst bitte Uruha nicht - weil der wirklich gar nichts getan hat xD - und bitte auch nicht Reita! Danke für die endlos langen Kommentare! Ich liebe es, so viel von euch zu lesen! Auch wenn sie irgendwie weniger werden Q_Q So, meine Psychoanalyse zu Reita, das ihr ihn evtl etwas besser versteht. Er hat sich immer auf Ruki verlassen. Ruki war für ihn irgendwann die treibende Kraft und das durch das Mobben langsam wieder Rukis unsicheres Ich rauskommt, macht ihn sauer. Er kann sich nicht mehr auf ihn verlassen und er glaubt, das seine Scheidung viel schlimmer war, als das Mobben, versteht aber nicht, das er das Scheidungszeug nur deshalb so gut überstanden hat, weil Ruki für ihn da war. Außerdem kommt jetzt Uruha, der ihm das bietet, was Ruki ihm immer geboten hat. Freundschaft, Spaß, eine Möglichkeit sich zu entfalten – zB halt im Fußball. Und wer nimmt nicht lieber das, was leicht zu haben ist, als etwas, für das man sich anstrengen muss. Außerdem kommt Reita in die Pubertät. Da verändert man sich. Das Update nächste Woche fällt vermutlich aus, weil meine Mama mich besuchen kommt – nach neuen Monaten *w*~ und wir werden nach Orlando gehen und ich nehm den Laptop nicht mit. DISNEYWORLD!!!!!!!! Kapitel 6: 1996 --------------- Disneyworld war großartig! Universal Studios können mit Disney nicht mithalten und sucken, aber der Harry Potter-Teil ist GENIALST!! und meine Mama ist wieder in Dland Q_Q Gazette gehört nicht mir, die Idee schon. Das hier beschriebene entspricht nicht der Wahrheit und hält sich nicht 100% an die wahrlich vorherrschende Fakten. ______________________________________ Unzertrennlich 1996 Das Jahr 1996 war anders. Es war anders, weil ich keinerlei Erinnerungen an Ruki habe. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, ob er auf meinem Geburtstag war, geschweige denn davon, ob ich ihn überhaupt eingeladen hatte – ich vermute allerdings weniger, das ich das hatte. Aber in diesem Jahr hatte ich einfach andere Dinge im Kopf, wichtigere Dinge. Diese Dinge hatten zwei Beine, eine schmale Hüfte und kleine, runde Brüste. Ihr Haare waren kurz, schwarz und meistens strubbelig. Ihr Name war Hina und sie war einen halben Monat jünger als ich und hatte die schönsten Augen in ganz Japan – zumindest glaubte ich das damals. Es war ein harter Kampf, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, denn auch wenn wir in einer Klasse waren, war sie nicht in meinem normalen Freundeskreis. Sie war beleibt, sie war hübsch, sie war reich. Sie war das, was lange Zeit einfach nicht meine Welt gewesen war. Viele Komplimente, Schlägereien vor ihren Augen, kleine Geschenke, finanziert von meinem überaus großzügigem Taschengeld – Scheidungskind sein, hatte seine Vorteile – später, waren wir also ein Paar. Hier war ich, fünfzehn und glücklich vergeben. Ich war in meinem Leben noch nie so glücklich, das war zumindest, was ich damals dachte, aber wir wollen ja nicht vorweg greifen. Mein Leben bestand nun aus Fußballtraining – Uruha und ich, hatten unser Team doch tatsächlich bis ins Viertelfinale geschossen – und Dates. Es hatte mich damals riesig gefreut, das mein Leben wie in einem dieser klischeehaften Hollywood-Streifen abgelaufen ist – mit Pärcheneisbecher und Puris mit rosa Kitschhintergrund, nur als schlimmste und peinlichste Beispiele. Alles lief perfekt, nicht einmal für die Schule musste ich mich sonderlich anstrengen. Ich erinnere mich noch genau an die Shoppingausflüge nach Toyko, die Uruha, Hina und Uruhas ständig wechselnde Freundinnen verbrachten. Es war ein völlig anderes Leben, als ich es mit Ruki geführt hatte und Ruki hätte führen können. Die Fahrkarten nach Tokyo waren teuer, das Essen was wir zu uns nahmen köstlich – und teuer –, die Läden in denen wir einkauften waren in den Modemagazinen empfohlen – demnach ebenfalls teuer. Ich genoss es. Einfach ein Teenager sein, in einer Clique, die das Geld ihrer Väter auf den Kopf haute. Zum ersten Mal verstand ich, wieso meine Eltern so auf Geld fixiert waren. Ich verstand, warum es bessere Leute gab und eben weniger gute. Nicht das ich Ruki nun als einen schlechten Mensch sah – nebenbei gemerkt, ich sah ihn nämlich gar nicht – er hätte mir nur dieses Leben nicht ermöglichen können. Ein Leben, das aus Spaß und Geld bestand. Uruha und Hina konnten es. Hina war so wie so ein wunderbarer Mensch, meine Familie liebte sie. Sie war die Tochter eines Firmenchefs – unsere Väter verstanden sich ausgezeichnet – und war immer adrett gekleidet. Sie kannte die Modemagazine der japanischen, aber auch westlichen, Gesellschaft auswendig und demnach wechselten die Klamotten ihres Kleiderschrankes fast alle zwei Monate. Ich vergötterte ihren flachen Bauch und dankte Gott, das bauchfrei modern war. Ich liebte ihre Beine, die in kurzen Röcken einfach verführerisch waren. Dennoch hasste ich ihren Drang nach Perfektion. Neben ihr, wo sie doch perfekt war – zugegebener Maßen hatte ich damals dem sogar zugestimmt, aber Liebe macht ja bekanntlich blind und doof, vor allem in der Pubertät – musste auch der Freund perfekt sein. Damit hatte ich eigentlich kein Problem, denn ihr gefiel mein Stil - „Du siehst immer aus, als wärst du so ein Rocker, wie in den Dramas. Das süße, kleine Mädchen im Blümchenkleid mit dem blonden Rocker“ war ihr Lieblingssatz zu meinem Styling, meistens begleitet mit einem verliebten, schüchternem Kichern, hinter hervor gehaltener Hand – aber gegen das Nasenband hatte sie etwas. Heute frag ich mich, wie ich jemals so blöd sein konnte, es ab zu nehmen. Es bedeutete für mich die Welt, die Verbundenheit von Ruki und mir. Es bedeutete, das Ruki immer hinter mir stehen würde und ich immer hinter ihm. Aber andererseits stand ich nicht mehr hinter Ruki, ich hatte neue Freunde und fühlte mich damit auch im Recht. Ich war gut in der Schule, reich, erfolgreich in meinem Sport und meine Freundin wurde von allen Mädchen der Schule beneidet. Ich hatte einfach die Sonnenseite vom Leben erwischt, was genau bewies, das ich nichts falsch gemacht hatte. Menschen, die Dinge falsch machten, hatten kein Glück im Leben. Ganz anders Ruki. Ich würde das alles erst viel später erfahren, mich würde das schlechte Gewissen erst viel später plagen. Rukis Klasse hasste ihn. Oder viel mehr, Rukis Klasse brauchte ein Opfer und Ruki war am geeignetsten. Während ich die selbstgemachten Bentos meiner Freundin aß, mich in bewunderten Blicken sonnte und mit Uruha spielerisch ein paar Bälle hin und her spielte, musste er kämpfen. Vielleicht nicht ums Überleben, aber... So gern ich es mir jetzt schönrede, er kämpfte ums blanke überleben. Er kämpfte um Akzeptanz – von Mitschülern und in seiner Familie – er kämpfte für seinen Platz in der Schule. Da sein Vater seinen Job verloren hatte, war das Geld knapp geworden und Ruki erhielt eine gewisse Unterstützung von der Schule – solange er Bestleistungen ablegte. Die Schule würde ihm nur die letzten drei Jahre der Oberstufe finanzieren, wenn er sich keine Fehltritte, keine Fehlleistungen erlaubte. Wenn ich mir diesen Druck vorstelle, steigt mir heute die Galle hoch. Und währen all dem, hat er mir kein einziges Mal Vorwürfe gemacht. Er stand nie vor mir, hat mich angeschrien oder beleidigt. Er hat mich einfach mein Leben leben lassen, mein Leben genießen lassen. Ich bewundere ihn noch heute dafür. Hätte er mich fallen lassen, ich hätte ihn verprügelt, ihm alle Knochen gebrochen, weil er doch meine Konstante war. Er war meine Konstante, mein Ruhepol, mein Hafen, meine Heimat und welche Schnulzwörter einem dazu noch einfallen. Das war er gewesen und unbewusst war er es immer geblieben. Ich kann mich an das heiße Fleisch genau erinnern, wie sich ihre langen Beine um meine Hüfte geschlungen hatten, wie ihre Haut nach süßem Schweiß geschmeckt hatte, wie sich ihre Brüste unter meinen Händen angefühlt hatten, wie sich die Gänsehaut auf dem ganzen Körper verteilt hatte. Ihr leises Keuchen, vermischt mit meinem rauem Stöhnen. Im Dezember habe ich zum ersten Mal mit Hina geschlafen, die Gefühle die ich empfunden habe, hatten mich überwältigt. Der erste Sex war etwas ganz besonderes. Nie perfekt, aber aufwühlend. Er bedeutet so viel, du musst danach einfach mit jemanden reden. Jemandem, dem man vertraut. Vor dem Mann ganz man selbst sein kann und der einen versteht, wenn man von dem tiefen Glück das einen durchfahren hat, versteht. Der auch Unsicherheit, Verletzlichkeit akzeptiert. Meine Füße hatten mich wie ferngesteuert vor Rukis Wohnung geführt. Ich war selbst erstaunt, das ich überhaupt wusste, wo er lebte. Sie hatten umziehen müssen, es war nicht mehr das alte Wohnhaus, mit dem Gemeinschaftswaschkeller, in dem wir uns immer versteckt hatten. Es war heruntergekommen und ich merkte, wie ich angewidert die Nase über den fallenden Putz verzog. Ich war besseres gewöhnt, ich erwartete besseres, mein Leben war besser. Dennoch hatte ich den Klingelknopf gedrückt, mich an Rukis Bruder vorbei gedrängt und instinktiv das richtige Zimmer gefunden. Ich war schockiert. Es war dunkel – nun, es war mitten in der Nacht, aber darum ging es nicht, die Lampe spendete kaum Licht – und das Zimmer war vollgestopft mit durcheinander fliegenden Blättern, Büchern – nicht nur Schulbücher, auch Bücher über die lyrische Welt Europas und Asiens, unzählige Mangas und Bücher, zur Vorbereitung auf die Highschool. Es war pures Chaos. In Mitten all dem, saß Ruki. Auf seinem Bett, mit verwuscheltem Haar und einer Gitarre in der Hand. „Du kannst Gitarre spielen?“ Ich wusste nicht, das Ruki Interesse an Musik hatte. Ich selbst hatte auch keins, ich hörte sie und beobachtete Uruha manchmal beim Üben an dessen Gitarre, aber selber spielen? Ich dachte noch immer, Ruki würde Feuerwehrmann werden wollen. Aber wer wollte in dem Alter noch Katzen von Bäumen retten und Feuer löschen? Was also wollte Ruki werden? Seine Augen wurden groß, er starrte mich an, ehe sie sich eng zusammen zogen. „Was willst du hier?“ Ja, was wollte ich hier. Ich hatte fast schon ein Jahr kein Wort mehr mit ihm gewechselt, jetzt stand ich hier und wollte ihm davon erzählen, wie toll es gewesen war, mit Hina zu schlafen. Irgendwie kam ich mir ziemlich dumm vor. „Wie kannst du dir Gitarrenunterricht leisten?“ Mein Blick schweifte genauer über die Bücher – alles Second Hand Ware – und auch auch die Gitarre war nicht sehr neu. „Wie kannst du dir eine Gitarre leisten?“ „Aoi zeigt mir die Grundgriffe, den Rest ist Übung. Ist auch seine alte Gitarre.“ Rukis Augen wichen nicht meinem Blick aus, sie starrten genau in die meinen. Er war dünner geworden, seine Gesichtszüge männlicher. Hatte der männliche Hormonschub ihn also doch erreicht? Die schwarzen Streifen an seinem Hals machten diesen schlanker, länger und Rukis Augen gefährlicher. Wie von selbst fuhren meine Hände zu meiner Nase, nur um das fest zu stellen, was ich eigentlich so wie so wissen müsste: Das Band war nicht an seinem Platz und ich wollte schon betreten, wie ein geschlagener Hund, den Kopf senken, als ich seine Worte verarbeitete. „Wer ist Aoi?“ ich kannte meine Stimme so gar nicht. Sie klang drohend, lauernd. War ich eifersüchtig? Das war Schwachsinn. Ich war eifersüchtig, wenn Hina mit anderen Jungs sprach. Ich war eifersüchtig, wenn sie ihrer Kleidung mehr Aufmerksamkeit schenkte als mir. Ich war sogar ein bisschen eifersüchtig, wenn ihre Röcke für meinen Geschmack zu kurz waren. Aber Ruki war ein Freund – falls er überhaupt das noch war – aus meiner Vergangenheit. Ruki antwortete nicht. Ich weiß nicht wieso, aber am nächsten Tag trug ich das Nasenband in der Schule. Hina war sauer und Uruha lachte, klopfte mir aber anerkennend auf die Schulter. Manchmal verstand ich Uruha nicht. Ich verstand auch nicht, wieso er mir einen Bass zu Weihnachten schenkte, aber ich lernte es zu verstehen, als er mich in ein heruntergekommenes Viertel zog, in eine kleine Garage drängt und mir erklärte, das wir ab heute in einer Band waren. Die Highschool würde in ein paar Monaten beginnen und noch mal mit Fußball beliebt werden, wäre langweilig. Also waren wir nun Musiker. Ich verdrehte die Augen, fand das lächerlich, bis ich die zwei anderen Gestalten im Raum wahrnahm. Eine groß, schlank, auffallend hübsch und mit langen schwarzen Haar, die andere klein, mit schwarzen Streifen am Hals. ______________________________________ Ah, es tut mir SO Leid, dass das Kapitel erst jetzt da ist. Ich hatte mich verrechnet, meine Mama war länger hier als geplant und danach war ich so müde xD Sie schnarcht so laut, das war ich gar nicht mehr gewöhnt. Bevor ihr euch Hoffnungen macht: Das hier war der VORletzte Prolog-Teil Das bedeutet, einer kommt noch und ihm geht es noch mal richtig zur Sache, ehe wir uns endlich mal der echten Story widme ;-) Ich liebe euch übrigens alle und ich hab ALADIN!!!!!! getroffen! Er konnte sogar deutsch xD er war so sexy! Hach, wenn mein Leben doch ein Disnesyfilm wäre x'D Ich versuche den nächsten Teil wie gewohnt Freitag morgens hochzuladen, ansonsten im Laufe des WE x3 Kapitel 7: 1998 --------------- Ah, schon wieder so spät. Aber Hangover 2 hat mir ein paar Stunden geklaut [btw er ist AWESOME! Seht ihn euch an, wenn er in Dland raus kommt!] Gazette gehört nicht mir, die Idee schon. Das hier beschriebene entspricht nicht der Wahrheit und hält sich nicht 100% an die wahrlich vorherrschende Fakten. ______________________________________ Unzertrennlich 1998 Viele Bands hatten Probleme. Unsere auch. Auch wenn ich vermute, dass die Probleme unserer Band anders waren, als die von normalen Bands. Es herrschte regelrecht Krieg über die Instrumenteverteilung. Das ich Bass spielte, war klar und das dieser Aoi – ich weiß nicht wieso, aber er war mir wirklich unsympathisch – auf keinen Fall die Gitarre aufgab, war auch eine klare Sache. Demnach hieß es Ruki gegen Uruha. Beide wollten die Gitarre nicht aufgeben und Beide waren mehr schlecht als Recht am Schlagzeug. Das war vermutlich der Grund, warum wir nie einen Sänger gefunden hatten. Der Streit darüber, wer in unserer Band nun Gitarrist wäre, hatte sich 1998 gelegt. Ruki hatte eine Band entdeckt, die sein Leben prägte. La:Sadies waren seine neuen Götter und vor allem von deren Sänger – Kyo – war er mehr als angetan. Er wurde seine Inspiration, sein Vorbild. Er war der Grund, das Ruki verkündete, er würde Songtexte schreiben und Sänger zu werden. Zu unser aller Erstaunen, konnte Ruki tatsächlich singen. „Uruha kann zwar nicht wirklich besser spielen als ich, aber das ich besser singen kann, als ihre alle zusammen, sollte doch hoffentlich klar sein.“ Das er keine Widerrede duldete, zeigte er deutlich, als er den Rotz in seiner Nase nach oben zog. Es war widerlich, aber Rukis Art Diskussionen zu beenden. Aoi hatte ihm freudestrahlend einen Arm um die Schultern gelegt und auch Uruha war lächelnd auf ihn zu gehüpft. Die Beziehung zwischen Uruha und Ruki war seltsam. Oft habe ich den Honigblonden gefragt, woher sie sich kannten und musste feststellen: sie kannten sich gar nicht. Uruha hatte einfach Lust auf eine Band gehabt und war dabei über die Beiden gestolpert – damals war ich naiv genug es zu glauben, heute weiß ich es besser. Ich nickte zu diesen Neuigkeiten nur. War ich doch noch nie ein Mensch für große, positive Gefühlsregungen – negative konnte ich ja schon seit Jahren wunderbar in Wutanfällen verpacken – gewesen, hatte sich das in meiner frühen Teenagerzeit nur noch mehr ausgeprägt. Aber innerlich freute ich mich genauso wie der Rest unserer Truppe. Ich hatte begonnen meinen Bass zu lieben und mit Rukis Stimme würden wir sicher noch lange Zeit Musik machen können. „Wir brauchen aber nun wirklich einen Drummer.“ Ja, ich konnte Stimmungen vermiesen, aber keiner nahm es mir übel. Sie allen nickten nur und Ruki lächelte mich an. „Das vergesse ich schon nicht, keine Sorge. Ich glaube fest daran, das wir bald jemanden finden.“ Sein Lächeln war noch genauso wie früher, genau, wie in der Grundschule, strahlend und seine Lippen noch fülliger machend. Ich versteh bis heute nicht, wie er mir verzeihen konnte. Wie er mir damals einfach lächelnd auf die Schultern geklopft hat und meinte, ich sei das größte Arsch aller Zeiten, aber das er froh war mich wieder zu sehen. Man konnte nicht behaupten, das sich seitdem wieder eine große oder enge Freundschaft aufgebaut hatte. Nein, ich hing weiterhin mit Uruha und Hina ab und Ruki scheinbar mit Aoi. Ich mochte Aoi einfach nicht. Ich wusste nicht genau, was mich störte. Vielleicht einfach die Tatsache das Ruki jemand anders gefunden hatte. Es fiel mir schwer, nicht überall die Nummer Eins zu sein und noch viel schwerer viel es mir, zu verarbeiten, das jemand, bei dem ich Mal die bedingungslose Nummer Eins gewesen war, abgerutscht zu sein. Ich wusste ja nicht mal, wohin ich gerutscht war. Auf Platz Zwei? Oder gab es noch mehr neue Freunde in Rukis Leben und ich war plötzlich Nummer Fünf oder sogar Nummer Zehn? Damals habe ich mir häufig nächtelang den Kopf über irgendwelche Nummern zerbrochen, auch auf welchem Platz Ruki bei mir stehen würde. Uruha war meine Nummer Eins – eindeutig! - und Hina war meine Nummer Zwei, aber Ruki war sicher nicht meine Nummer Drei. Andererseits wechselte ich mit ihm kein Wort außerhalb der Bandproben, war er demnach dann nicht eher Nummer Zwölf? Nachdem Ruki also seine Berufung zum Sänger gefunden hatte, lief es in unserer Band recht gut – so gut es in einer Band ohne Drummer eben laufen konnte. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wieso wir einfach keinen Drummer fanden. Uruha hingegen hatte einige Theorien. Seine Lieblingstheorien dabei war allerdings nicht der Fakt, das Ruki noch immer ein verhasster Außenseiter war, sondern das meine ganzen Schlägereien die Leute abschreckten. Zugegebener Maßen hatten meine Prügeleien mit der Beendigung des Fußballspielens wieder zugenommen, aber irgendwie musste ich mich ja körperlich abreagieren. Hina hatte auch nichts dagegen. Es steigerte ihr Ansehen. Das nette Mädchen, das den Schläger zähmt. Wo sie mich gezähmt hat, wüsste ich gerne. Sie lies es nur einfach gerne so aussehen, als wären alle meine Schlägereien für sie. Jemand hat sie komisch angesehen – gebrochene Nase. Jemand lästerte über sie – geprellte Rippe. Jemand passte nicht in ihr perfektes Weltbild – aufgeplatzte Lippe und Gehirnerschütterung. Wir dümpelten also vor uns hin, kreierten Melodien und Texte, coverten großartige Bands – so gut es eben ohne Drummer ging – und genossen unser Leben aus Musik, Dates und undefinierbarer Freundschaft. Das alles, bis ich es total versaut habe. Ich erinnere mich noch genau an Rukis strahlende Augen, das dunkle Kakaobraun, mit diesem Schimmer gold. Ich war fasziniert von seiner natürlichen Augenfarbe und schwer enttäuscht, wenn er zu farbigen Kontaktlinsen griff. Nicht das Ruki mit weißen oder gar blauen Augen schlecht aussah, es war nur einfach nicht seine Farbe. Das ich mir so viele Gedanken über seine Augenfarbe gemacht hatte, kam mir nicht komisch vor, das sie so strahlten schon. Also hatte ich nachgefragt. Ich hätte nie nachfragen sollen. Oder vielleicht hätte ich schon nachfragen sollen, nur am Ende anders reagieren. Ruki hatte gegrinst, mit der Augenbrauen gewippt und gemeint, er hätte einen Drummer für uns gefunden. „Ich rede schon seit zwei Wochen auf ihn ein, aber jetzt hat er endlich zugesagt.“ Aoi drehte sich erstaunt in unsere Richtung, unterbrach das Gespräch über Gitarrensaiten mit Uruha. „Yune hat also tatsächlich zugesagt?“ Wunderbar. Irgendwie fühlte ich mich übergangen. Glücklicherweise war Uruha auch verwirrt – zumindest zeugte sein Gesicht nicht gerade von Allwissenheit. Wer war Yune? „Ja, du kennst ihn ja. Er wollte erst nicht, weil ihm Uni schon genug Arbeit ist.“ Aoi lachte leise und schlug sich vergnügt auf die Schenkel. „Wie hast du ihn denn überredet. Mit Sexentzug gedroht?“ Rukis Gesicht verfinsterte sich und mir entgleisten alle Gesichtzüge. „Bitte was?“ Jetzt erst bemerkten die Beiden scheinbar, das Uruha und ich noch immer anwesend waren. Das Gesicht des Schwarzhaarigen verzog sich peinlich berührt und er sendete Ruki einen entschuldigenden Blick, der nur genervt die Augen verdrehte, ehe er sich von dem Sessel erhob, auf den er sich während unseres Gespräches hatte fallen lassen. „Yune ist mein Freund. Mein fester Freund. Problem damit?“ Seine Augen glänzten, angriffslustig. Genau wie sie geglänzt hatten, als ich damals einfach so in seinem Zimmer aufgetaucht war. Als wäre nicht von unserer Freundschaft mehr übrig. Welche Freundschaft auch? „Du bist schwul?“ Ich spuckte die Worte aus. Er hatte es mir nichts gesagt, nie etwas erzählt. Wir wussten doch alles voneinander! Er wollte nicht mehr Feuerwehrmann, sondern Musiker werden. Das wusste ich! Ich wusste alles von ihm. Ich hätte alles von ihm wissen sollen. So lief das, wenn man Freunde war. Wieso also wusste ich es nicht? „Ja, ich bin schwul. Was nun, hä? Schlägst du mich jetzt auch?“ Seine Stimme triefte von Hohn. So kannte ich ihn nicht. So wollte ich ihn nicht kennen. Wieso kannte ich ihn nicht? „Wieso hast du nie was gesagt?“ Ja, wieso hat er mir das nicht verraten. Wie lange war er schon schwul. Wie wurde man schwul? Ist er eines Morgens aufgewacht und wusste es einfach? Wieso wusste es scheinbar Aoi und ich nicht? „Akira, ich bitte dich“ er lachte. „Damit du mich dann wieder sitzen lässt, weil ich noch weniger in deine perfekte, neue Welt passe? Der schwule, arme Junge mit Stipendium, der dem nicht alles einfach in den Schoß fällt. Du musst dich ja so ekeln in meiner Anwesenheit, aber weißt du was, Akira? Fick dich. Fick dich einfach!“ Und ich schlug zu. Meine Faust landete in seinem Gesicht, der Kiefer knackte leicht, war aber sicher nicht gebrochen. Auch wenn ich mir in dem Moment gewünscht hatte, eben diesen zu brechen. Ruki am weiter reden zu hindern. „Nenn mich nicht Akria!“ „Oh, warum nicht? Du bist so durchschaubar.“ Er leckte sich mit seiner Zunge über die Lippen, nahm den dünnen Blutrinnsal auf. „Und jetzt verschwinde hier. Verpiss dich einfach.“ Ich schlug wieder zu und noch einmal und vermutlich auch ein drittes Mal. So lange hatte es gedauert um Uruha und Aoi aus ihren Schockzuständen zu reißen und mich von dem Kleineren weg zu zerren. Uruha entschuldigte sich und zog mich hinter sich her, Aoi kniete sich zu Ruki. Ich hatte Scheiße gebaut. Das wusste selbst ich. Als Hina einige Stunden später nach meiner Hand griff und über meine aufgerauten Fingerknöchel strich, kribbelte es nicht. Es kribbelte schon so lange nicht mehr. Auch nicht, als ich meine Lippen auf die ihren legte. Der Kuss schmeckte nach Cappuccino – ich verabscheute dieses Getränk. Ihre Augen hatten einen langweiligen Braunton. Einen Ton, den es in Japan noch hundert Mal gab. Der Sex war nicht befriedigend, gerade zu langweilig und alltäglich. Ich machte Schluss. Ruki und ich waren unzertrenntlich. Aber wir sahen uns nicht mehr, vielleicht nie mehr. ______________________________________ OMFG! Wir haben tatsächlich das Ende des Prologs erreicht. Sind endlich da, wo ich sie alle haben will. Danke für all eure lieben Kommentare! Und danke für die ganzen Favos! Mir fällt außnahmsweise nicht mal was ein, mit dem ich euch vollspamen kann. Außer: Nur noch einmal schlafen, dann zehn Stunden Arbeiten und dann WOCHENENDE! Kapitel 8: Bist du da, ---------------------- Ich hatte und habe noch immer tierische Angst vor diesem Kapitel. Es ist so anders. Ich habe Angst, das es euch nicht gefällt... Gazette gehört nicht mir, die Idee schon. Das hier beschriebene entspricht nicht der Wahrheit und hält sich nicht 100% an die wahrlich vorherrschende Fakten. ______________________________________ Unzertrennlich Bist du da, Der Himmel strahlte in einem blau, welches jedes Baby vor Neid erblassen lassen würde. Nur eine wenigen weiße, flauschige Wolken waren am Himmel verteilt und störten die Sonne wenig, gnadenlos mit all ihrer Kraft auf Kanagawa nieder zu brennen. Zwischen den hohen Häusern der Stadt sammelte sich die stickige Luft und zwang Schüler ihre Jacken ausziehen und die Ärmel der Hemden nach oben zu krempeln, um nicht völlig wie Eis in der Sonne zu schmelzen Auch Reita hatte seine blaue Jacke der Schuluniform über die Schulter geworfen und sein weißes Hemd so weit es ging nach oben geschoben. Sein blondes Haare reflektierte die Sonnenstrahlen und sein Kopf schien fast wie die Sonne selbst zu leuchten. Dieses friedliche Bild wurde nur vor seinen von Wut blitzenden, hellblauen Augen zerstört. Ein dunkles Knurren verließ seine Kehle. „Was an 'Ich bin verfickt noch mal schlecht gelaunt' hast du nicht verstanden. Was? Ist ja nicht so, als wäre das ein sonderlich langer Satz, oder?“ Abwehrend und leise lachend hob Uruha die Hände, ehe er seine Sonnenbrille wieder ein bisschen nach oben schob, nur damit diese auf der Schweiß nassen Nase wieder nach unten rutschte. „Schon gut, schon gut. Ich hab's verstanden. Du bist also schlecht gelaunt. Eigentlich wollte ich nur wissen, ob du mit zu Mces kommst. Einige Mädels wollen sich mit uns treffen und bei deiner Laune könntest du 'nen Fick gut vertragen.“ Reita seufzte, zupfte etwas an seinem Nasenband, wie immer, wenn er nachdachte. Sein ursprünglicher Plan war gewesen, nach Hause zu gehen, vielleicht ein paar jüngere Schüler um ihr Geld zu erleichtern und auf dem Weg nach Hause ein paar unschuldige, ihm in der Sonne stehende Menschen zu verprügeln. Aber die Vorstellung, wieder etwas weiches, williges zwischen seinen Beinen zu haben, war auch nicht schlecht. Vielleicht konnte er sich so auspowern, das seine Laune stieg. „Sind sie hübsch?“ Uruhas leises lachen wurde lauter. „Seit wann interessiert dich das denn? Aber ja, einige sind nicht zu verachten. Kleine, zierliche sind auch dabei.“ „Hat dir schon mal wer gesagt, wie unheimlich schwul du aussiehst, wenn du versuchst mit den Augenbrauen zu wackeln?“ Der Blonde besah sich seinen besten Freund genervt. Gut, vielleicht hätte er das mit dem Augenbrauenwackeln nicht erwähnen müssen. Allein der Knoten in Uruhas Hemd, war Anzeichen genug. „Manchmal frag ich mich echt, ob du nun auch schwul bist.“ Uruha winkte nur ab. „Stell dich nicht so an, ein Luftzug am Bauch tut unheimlich gut. Lass uns endlich los, es ist Weiberaufreißzeit.“ Reita seufzte ein weiteres mal genervt und überlegte nicht zum ersten Mal an diesem Tag, warum ausgerechnet Uruha sein bester Freund war. Aber die Bilder von hübschen, flatterhaften Mädchen hatte sich in seinem Kopf verankert, das er so wie so mitkommen würde. Uruha wusste einfach wie man ihn lockte. Der Dunkelblonde ihm noch einmal gegen die Schulter, grinsend und auf sich selbst stolz, ehe er sich bei ihm einhakte und ihn hinter sich her zog. „Nun komm schon, oder am Ende sind die Hübschen weg.“ Als ob, sie würden alle sicher nur auf sie Zwei warten. McDonalds war überfüllt, wie immer nach Schulschluss. Der fettige Geruch der Fritösen lag in der Luft, vermischt mit schlecht gereinigten Toiletten. Angewidert verzog Uruha den Mund. „Wundervoll. Ich frag mich wozu meine Eltern die Kohle für 'ne Privatschule zahlen und ich am Ende dann doch hier lande.“ Nun war es an Reita zu lachen. „Ganz einfach, dumm fickt gut. Und dumm isst gerne bei McDonalds.“ Er schob sich durch die Menschenmassen zu einem Tisch, etwas weiter hinten. An ihm saßen ungefähr zehn Mädchen, ihre Blusen geöffnet und die stylischen, tief ausgeschnitten Tops darunter freigelegt. Als sie die Beiden sahen, lächelten sie freundlich und rutschen etwas näher zusammen, so das Uruha und Reita sich zu ihnen gesellen konnten. Einige der Mädchen waren wirklich hübsch, im Durchschnitt ein Jahr jünger als sie es waren, und begleitet von ihren besten, hässlichen Freundinnen. Reita fragte sich schon seit Jahren, ob Mädchen das absichtlich machten. Sich hässliche und am besten noch dicke Freundinnen zu suchen. Neben diesen, wirkte ihre Haut immer noch reiner, das Lächeln noch strahlender und der Körper noch perfekter. Zuzutrauen wäre es ihnen. Frauen waren hinterhältige Schlampen. „Reita, Uruha. So schön das ihr kommen konntet.“ wieder ein strahlendes Lächeln und gespielt, verlegendes Kichern von den Anderen um die Aussage zu untermalen. Warum dachten Mädchen, das alle Männer auf den schüchternen Typ abfahren würden? Reita nickte nur, Uruha warf ihnen ein übertriebenes, strahlendes Lächeln zu. „Na, aber das ist doch selbstverständlich meine Hübschen.“ Er lies sich auf den Stuhl neben einer langbeinigen, dunkelbrünetten Dame, mit für japanische Verhältnisse, außergewöhnlich großem Vorbau fallen. Man sah deutlich, wo Dady sein Geld anlegte – in den falschen Brüsten seiner Tochter. Wäre die Haarfarbe bei den Beiden, sich nun aufgeregt unterhielten, nicht künstlich, hätte man sie für Geschwister halten können. Uruha unterbrach für einen Moment sein Gespräch, fuhr mit der Hand auf den Oberschenkel, der unter dem kurzen Schulrock hervor blitzte und deutete mit seinem Kopf in Richtung einer zierlichen, vielleicht 1,58 großen Schwarzhaarigen. Reita verstand. Das war also Uruhas Auswahl für ihn. Schlecht sah sie nun wirklich nicht aus. Ihr großen braunen Knopfaugen sahen ihn bewundernd an und auf seinem Gesicht erschien ein wissende Lächeln. Es würde so leicht werden, dass es schon fast wieder Langweilig werden würde. Er hätte jagen wollen, seinen männlichen Charme spielen lassen wollen, aber dieses Geschöpf vor ihm wartete ja nur darauf, endlich die Beine spreizen zu können. Aber probieren ging immer, also würde er sie heute knallen, ohne Frage, vielleicht würde es seine Laune heben. Schweigend lies er sich neben sie sinken. „Hey, ich bin Reita“ natürlich wusste sie wer er war, aber Höflichkeit musste man wenigstens heucheln. „Wie heißt du?“ „Ayame“ sie lächelte und Reita registrierte mit einem Kopfnicken ihre krummen Zähne. Warum sich so viele Japaner weigerten Zahnspangen zu tragen, wusste er nicht. Aber nun gut, nicht jeder konnte mit so perfekten Beisern wie er ausgestattet sein. „Ayame, schöner Name“ er lächelte wieder, so falsch, aber merken würde sie es eh nicht. „Wollen wir uns zu Essen holen?“ Der Unterton seiner Stimme verriet genau, das es ihm nicht nur ums Essen ging. Auch Ayame registrierte es und ihre Augen blitzten glücklich. Sie fuhr sich durch ich recht kurzes Haar. „Ja gerne.“ Sie drückte ihrer scheinbar besten Freundin einen Kuss auf die Wange – Reita war kein bisschen überrascht, dass diese beinahe zwei Stühle für sich beanspruchte. Vielleicht sollte er diese Taktik auch irgendwann mal übernehmen. Uruha sah als ständiger Begleiter einfach viel zu gut aus. Er drängt sich, mit Ayame an der Hand, vor bis zur Kasse. Er hatte Hunger und brauchte dringend Energie für das, was sie geplant hatten. „Ein Cheeseburger. Aber ohne Salat, Tomate und Gurke.“ Reita mochte Gemüse einfach nicht, auch wenn er nicht sicher war, ob das bei McDonalds überhaupt echtes Gemüse war oder nur eine Ansammlung von chemischen Abfällen in Form gepresst. Die Schwarzhaarige bestellte einen McFlurry mit M&Ms, was Reita nur undankbar das Gesicht verziehen lies. Sein Schwanz würde erfrieren, wenn sie ihm einen blasen würde. Aber andererseits, vielleicht hatte das auch seinen Reiz. Ungeduldig wartete er, er spürte seine innere Unruhe, die Freude auf das Unvermeidbare, aber vor allem seine noch immer anhaltende, schlechte Laune. Dankend nahm er seinen Burger entgegen und zog seine Eis-löffelnde Begleitung aus dem Fastfoodrestaurante. Mit wenigen Handgriffen war das Papier um seinen Burger verschwunden und in noch kürzerer Zeit hatte Reita das Ding verschlungen. „So, wie alt bist du?“ Ein bisschen Small-talk konnte nie schaden, auch wenn er nicht zu hören würde. Was interessierte es ihn schon. Keine der Weiber interessierte ihn. Sie waren Ablenkung, sie waren Befriedigung, es machte Spaß mit ihnen zu spielen. Vielleicht sollte er sich wieder eine Freundin anschaffen. Die Letzte hatte er mit insgesamt fünfzehn Mädchen betrogen – sieben davon vor ihren Augen abgeschleppt – ehe sie Schluss gemacht hatte. „Sechzehn, hab also nicht den Prüfungsstress, den ihr jetzt habt“ sie lächelte ihn unterstützend an, als wolle sie ihm vermitteln, das sie ganz und gar mit ihm mitfühlte, aber auch stolz war, das er mit ihr Zeit verbracht, obwohl es doch so stressig war. Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Ich hab damit keine Probleme. Keine Ahnung, irgendwie fällt mir lernen leicht. Ich versteh den Stress nicht, den sich alle machen.“ Er grinste breit und führt Ayame hinter sich her, in verschiedene Gassen und sie folgte ohne zu murren. Es war so einfach. Viel zu einfach. Alles was jetzt noch mit ihnen in dieser Gasse war, waren einige alte Mülltonnen, doch die störten Reita nicht. Wer brauchte romantisches Ambiente wenn es doch nur um das Eine ging? Er griff nach dem restlichen McFlurry, nahm ihn aus ihren Händen und warf ihn in eben diese Mülleimer. Sie sagte nichts, widersprach nicht oder protestierte, sondern ging von selbst auf die Knie. „Lass uns nicht mehr über Schule sprechen, genieße einfach.“ flüsterte sie, ehe sie sich an den Verschluss der Schuluniformhose machte. Geübt – ein deutliches Zeichen, das sie so etwas öfters machte – hatte sie die Hose schnell geöffnet und griff nach Reitas Glied. Genüsslich lies dieser seinen Kopf nach hinten fallen. Viel zu lange war sein letztes Abenteuer schon her. Er sollte sich nicht wundern, das er so reizbar und ständig schlecht gelaunt war. „Mach schon“ er keuchte leise, öffnete die Augen nicht, wollte alles einfach nur genießen. Kurz stockte sein Atem, war ihr Mund doch tatsächlich ziemlich kalt, aber es war wesentlich anturnender, als er gedacht hatte. Ihre kalten Lippen drückten sich eng an sein Fleisch und ihre warme Zunge drückte gegen seine Spitze. Gott, es war so gut. Sie wusste was sie tat, wie sie an ihm lecken und saugen musste, wie sie ihre Lippe und Zunge bewegen musste um ihn in volle Ekstase zu bringen. Schnaufend kam Reita tief in ihr ein weiteres Mal zum Höhepunkt, ihre warmen Schenkel um seine Hüfte geschlungen, sein Rücken an der kalten Mauer lehnend. „Hatte lange keinen so guten Fick mehr in 'ner dunklen Gasse, du?“ Er grinste, als er ihr leichte am Hals knabberte und sie ihren erröteten Kopf schüttelte. „Freut mich zu hören, glaube auch nicht daran, das irgendwer besser ist als ich.“ Er gluckste leise und zog sich aus ihr zurück. Das Kondom streifte er in einer fließenden Handbewegung ab und schmiss es zu dem McFlurry-Becher in den Müll. „Danke für eben, Babe.“ Er beugte sich vor um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, er schloss seine Hose und drehte sich um, um zu gehen. „Warte!“ Ihr Stimme klang unsicher. „Sag mal, würdest du heute Abend mit uns allen weg gehen?“ Reite überlegte einen Moment. „Ich melde mich bei dir.“ sagte er nur, ehe er wieder abbog und in einer weiteren dunklen Gasse verschwand. Natürlich würde er sich nicht melden. Er brauchte keinen weiteren Abend mit ihr, auch wenn seine Laune etwas besser war. „Und du hast sie wirklich in einer Seitenstraße flach gelegt?“ Uruhas Stimmt klang entsetzt, aber Reita wusste, das es nur gespielt war. Er drehte den Telefonhörer etwas in seiner Hand. „Stell dich nicht so an, das machst du auch.“ Ein langgezogenes Seufzen war zu hören. „Reita, hör mal...“ Angesprochener verengte die Augen. „Sag es nicht Uruha. Ich weiß worauf du hinaus willst.“ „Gut wenn du es weißt. Ich sage es trotzdem. Du wirst zu krass. Du verlierst die Kontrolle.“ „FUCK YOU!“ Reita strich sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Das sagst du? Du hattest noch nie eine fest Freundin. Du nimmst Beziehungen nie ernst.“ „Tick doch nicht immer gleich aus, Alter!“ Manchmal vergaß Reita, das auch Uruha männlich war. Das auch Uruha Muskeln hatte, das auch Uruha Durchsetzungsvermögen hatte, das auch Uruha laut ins Telefon motzen konnte. „Ich meine doch nur, das du seit einigen Monaten nichts anderes mehr machst als ficken, saufen und prügeln. Seitdem du nicht mehr mit Hina zusammen bist, drehst du völlig am Rad. Ich mein, ich bin nicht der Fan von festen Beziehungen, aber ich behandle Frauen doch irgendwo mit Respekt.“ Der Nasenbandträger schnaubte erneut. „Was bist du jetzt? Meine Mutter? Willst du mir einen Vortrag über Emanzipation halten? Oder noch besser, mir erzählen, das es ein Fehler war, mich von Hina zu trennen?“ „Nein. Ich will dir sagen, das ich glaube, das dein Verhalten nicht an Hina liegt. Ich glaube du solltest mal wieder R-“ „Wenn du es wagst seinen Namen auszusprechen, brech ich dir die Nase!“ Er hatte die Worte schnell gesprochen, sie zwischen seinen Zähnen hervor gepresst und er wusste, das Uruha die Augen verdrehte. „Ja, schon gut. Ich denke, du solltest die Person, die ich meine und von der du weißt, das ich sie meine, anrufen. Oder zumindest mit ihr Reden. Von mir aus kannst du auch einfach nur ein Friedensangebot bringen.“ Uruhas Stimme klang leicht genervt und auch ziemlich leidend. Er hatte diesen Vortrag schon einige Male gehalten und wusste im Grunde nicht, warum er noch hoffte, das die Antwort eines Tages anders als sonst ausfallen würde. „Warum sollte ich das tun.“ „Ja, warum solltest du einen Kindheitsfreund anrufen, von dem du noch Fotos in deinem Zimmer hängen hast, mit dem du in einer Band gespielt hast – dich die, nebenbei bemerkt, ausgelastet und entspannt hat, die die Spaß gemacht hat. Ich weiß wirklich nicht, wieso man mit Ruki wieder reden sollte.“ „Halts Maul. Du hast seinen Namen gesagt.“ „Oh Reita.“ Die Stimme des Honigblonden klang nun wirklich genervt. „Reiß dich doch einmal zusammen. Er ist schwul, na und? Ich hab gehört niemand will die Stelle des Gitarristen und Bassisten. Es ist eine Mischung aus der altbekannten Abneigung zu Ruki und Angst davor, du könntest deinen Posten wieder haben wollen. Alter, bitte denk drüber nach. Das wird dich doch nicht umbr-“ Reita hatte aufgelegt. Er wollte es nicht hören. Wo war das warme Gefühl hin, das er für kurze Zeit verspürt hatte. Er lies sich nach hinten fallen und starrte an seine Zimmerdecke. Sie war weiß. So langweilig weiß. Vor einigen Jahren hatte er zusammen mit Ruki auf diesem Bett gelegen. Sich gegenseitig Geschichten erzählt und vollgefressen von den Keksen seiner Oma waren sie eingeschlafen. ______________________________________ So, hier ist das Ende des ersten Kapitels. Wie schon oben erwähnt, habe ich TIERISCHE Angst vor eurer Reaktion zu diesem Kapitel. Die Erzählersicht bringt einfach alles anders ans Licht. Man hat nicht mehr Reitas verschwommene, individuelle Sicht, man hat die kalte Wahrheit. Reita ist ein Trottel. Ich hoffe das Kapitel fällt nicht unter Adult :-/ Ich hoffe ihr verzeiht mir die Abwesenheit von Ruki. Ich hoffe ihr verzeiht mir Hetero-Sex. Ich will euch nicht enttäuschen Q_Q Sry das es so lange gedauert hat, könnte leider für eine Weile so bleiben, da ich nur noch 65 Tage in den USA bin, wird hier gerade alles ziemlich stressig. Btw. Ich hatte Kapitel Eins als aller Erstes fertig, aber mir gefiel die Storyline nicht mehr, die ich ursprünglich im Kopf hatte. Das heißt, ich habe alle ursprünglichen Kapitel gelöscht und schreibe jetzt etwas völlig anderes, als ursprünglich geplant. Haha. Lang lebe Spontanität und Kritik an der eigenen, dummen Story! Kapitel 9: wo ich auch bin? --------------------------- OMFG! Ich liebe Katy Perry! Sie live zu sehen ist so enz genial! Ich verpasse ganz knapp Britney Spears Q_Q Sie spielt in meiner Stadt, nachdem ich die USA verlasse. Das ist unfair!Ich habe Gänsehaut, weil ich gerade das neue Dir en grey-Album vorbestellte habe. Ja, ich erwähne Katy Perry, Britney Spears und Dir en grey in einem Atemzug ;-) übrigens liebe ich LadyGagas neues Album und bin mir immer noch nicht sicher ob ich aufs KE$HA-Konzert soll. Gazette gehört nicht mir, die Idee schon. Das hier beschriebene entspricht nicht der Wahrheit und hält sich nicht 100% an die wahrlich vorherrschende Fakten. ______________________________________ Unzertrennlich wo ich auch bin? Der Club war gut gefüllt und der Bass hämmerte sich in die Köpfe der Anwesende. Rauchschwaden des Nebelwerfers zogen über die Tanzfläche und machte das Atmen schwer. Verschiedenfarbige Lichter blitzten abwechselnd grell durch den Rauch und blendeten in den Augen. Reita fragte sich, wer auf die dumme Idee gekommen war, ausgerechnet in diesen Mainstream-Club zu gehen. Der DJ spielte eine wilde und unorganisierte Mischung aus Disco-Hits des Westens und japanischen Chartstürmern. Doch Uruhas Grinsen, das eigentlich ein Verbrechen war, so versaut und ungeniert er dabei auf die langen Beine im kurzen Rock seiner Begleitung starrt, teilte ihm mehr als deutlich mit, dass der Jagdinstinkt sie hierher gebracht hatte. Der Blonde verdrehte nur die Augen. Seine schlechte Laune war wiedergekehrt und er wusste, was seine Laune jetzt noch retten konnte: Alkohol, denn die positive Wirkung von Sex hatte scheinbar nicht lange angehalten. Sich selbst durch das Haar streichend, die gaffenden und bewundernden Blicke der Mädchen neben ihm ignorierend, beugte er sich zu Uruha. „Ruha, ich geh noch mal an die Bar. Brauchst du was?“ Uruha blinzelte – mit deutlichen Probleme damit, beide Augen in die gleiche Richtung blicken zu lassen – und schob die Brünette auf seinem Schoß etwas von sich. „Hä?“ Die intelligente Antwort, brachte ihm nur ein Kopfschütteln von Reita. „Willst du was von der Bar.“ wiederholte dieser gnädig die Frage langsamer, betonte jede Silbe, so dass es selbst jemand mit dem fünffachen Alkoholgehalt und dem dreifachen an Pornogedanken verstanden hätte. Scheinbar war es auch bei Uruha angekommen – Reita dankte den Göttern, dass scheinbar noch einige Gehirnzellen funktionierten und der Vernichtung durch Alkohol und Testosteron entkommen konnten. Der Weg zur Bar war anstrengend, und der Blonde musste sich durch tanzende und schwitzende Körper drängen, die häufig versuchten, auch ihn zu einem Tanz zu drängen. Doch der Weg war das Ziel, vor allem, wenn das Ziel brennender Schnaps in seiner Speiseröhre war. Er schloss die Augen. Was war mit ihm los? Er hatte seine negativen Emotionen noch nie gut unter Kontrolle halten können, aber in den letzten Wochen war es schlimmer geworden. Er sprach mit seinem besten Freund, als wäre dieser ein Fremder, er schlief mit mehr Frauen – mit billigen Frauen – es verlangte ihn nach körperliche Nähe und schnellen Sex. Aber das alles schien alles nicht mehr zu helfen. Er brach die Nasen seiner Mitmenschen, bestahl diese danach, um sich jetzt mit deren Geld – das er eigentlich nicht einmal brauchte – allein an einer Bar die Birne weg zu kippen. Wodka. Ruki hatte Wodka geliebt. Verdammt. In diese Richtung hatte er seine Gedanken sicher nicht wandern lassen wollen. Er musst weg hier, zurück zu Uruha. Er kippte noch seinen letzten Shot, ehe er mit seinem und Uruhas Cocktail zurück zu ihrem Platz schritt. Noch immer saß das schlanke, brünette Mädchen auf dem Schoß seines besten Freundes, aber ein bekanntes Gesicht hatte sich zu ihrer Runde gesellt. Ayame – das war es zumindest, an das er sich erinnern glaubte – saß auf dem Platz, auf dem er vorher gesessen hatte. Sie war wirklich niedlich. Sie war so zierlich, ihr Haar wuschelig gestylt. Man könnte sicher ein weiteres Mal mit ihr Sex haben, also lächelte er nur. „Hey Süße, kann ich meinen Platz wieder haben?“ Ein schüchternes Lächeln, ein gesenkter Blick und schon hatte er sie auf seinem Schoß. Das war alles so einfach, so simpel, als würde sich die ganze Welt um ihn drehen und ihm damit den ganzen Spaß nahm. Wer war schon gerne der mit den meisten Trophäen, wenn man ihm diese einfach vor die Füße warf. Die hämmernde Musik und das Schwatzen der Mädchen war alles was man für einige Zeit an ihrem Platz hörte. Beiden Jungs nahmen große Schlucke aus ihren Gläsern, beobachteten die Menschen, die an ihnen vorbei zogen. Man könnte ja immer noch etwas besseres finden, als das, was man bereits hatte. Gedankenverloren sah Reita auf den flachen Hintern einer jungen Frau mit blondem Wuschelhaar und zupfte unbewusst an seinem Nasenband. „Hat Ruki die Streifen noch?“ Die Frage war über seine Lippe geglitten, ehe er bemerkt was er da sagte. Uruha verschluckte sich an seinem Getränk. „Was?“ Reita stieß Luft laut schnaufend aus seinem Mund. Ging es schon wieder los, das man für Uruha jede Frage wiederholen musste? „Denkst du, Ruki hat die Streifen noch?“ Uruha zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Woher denn auch. Seit deinem Ausbruch habe ich kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Das solltest du aber wissen.“ Er zog die Schönheit auf seinem Schoß wieder etwas näher und kraulte ihr durchs Haar. Die blendete das aber scheinbar aus, nippte sie einfach weiter an dem eisblauen Cocktail und unterhielt sich mit ihrer Freundin – übrigens dick und mit Brille. Reita schwieg, nippte an seinem Bier – sein Cocktail war kurz nach der Frage auf Ex gekippt worden – ehe er sich zu den nächsten Worten durchgerungen hatte. „War ich damals ein großes Arschloch?“ Uruha schwieg, es war das erste Mal, das sie über den Vorfall redeten und er wusste nicht wie er es formulieren sollte. Wie ein stilles Abkommen, war zwischen ihnen damals vereinbart worden, nicht darüber zu reden und er wusste nicht, wie Reita mit seiner ständigen schlechten Laune reagieren würde. „Hm, sagen wir es so. Ich habe mich noch nie so unangenehm bei einem deiner Ausraster gefühlt, wie an diesem Tag.“ Wieder schweigen sie, nahmen nur ab und zu schlucke ihrer alkoholischen Getränke und gaben zweideutige Komplimente an ihre Begleitungen. „Vermisst du die Band?“ Uruhas legte seinen Kopf schief, dachte nach, zögerte erst einen Moment, ehe er nickte. „Ja, ich habe die Zeit genossen. Ich mag es, Gitarre zu spielen und hätte sogar noch einige Songs, die so wundervoll mit Rukis Stimme harmonieren würden.“ Er fuhr sich durch das Haar. „Schon scheiße, das wir ihn mal als Sänger hatten. Habe mich an das Stimmniveau gewöhnt.“ Reita gluckste, ein weiterer Schluck aus seiner Bierflasche und schließlich hatte er sie ausgetrunken. „Baby, holst du mir noch ein Bier?“ Ayame sprang sofort auf, was bei ihrem Alkoholgehalt und den Highheels von einem gefährlichen Schwanken begleitet war. Reita machte sich nicht die Mühe, ihr Halt zu geben, lächelte nur als er es sah und starrte einen Moment auf ihren Hintern, der in einem viel zu kurzen Minirock steckte. „Hast du die Nummer von Aoi noch?“ „Aoi?“ „Ja, Aoi.“, manchmal wusste er nicht, wieso er sich mit Uruha abgab. Und immer, wenn dieser betrunken war, fragte er sich, warum er überhaupt mit ihm redete, da er alles so wie so mindestens dreimal wiederholen musste. „Achso, Aoi.“ „Hast du es endlich verstanden? Oder kennst du seit Neustem zwanzig Aois?“ „Brauchst nicht so pampig werden.“ Uruha schüttelte den Kopf und warf sein langes Haar etwas nach hinten, was sein zukünftiges Betthäschen auf Grund der Bewegung leicht fiepen ließ. „Ja, hab ich noch. Wieso?“ Der Honigblonde löschte nie Nummern aus seinem Handy. Im Notfall könnte man sie ja immer irgendwann brauchen. Sein Handy war eine moderne Version eines schwarzen Buches. Hinter jedem Namen stand in Klammern, der Tag des Kennenlernen und ob sie Sex gehabt hatten oder nicht, ob er gut war, ob er Wiederholenswert war und ob die Frau nach dem Sex gleich verschwand oder man sich eine Ausrede ausdenken musste. Diesem netten Umstand war es auch zu verdanken, das er keine Nummern von Männern löschte. Der Einfachkeitshalber behielt er einfach alle. „Weil ich ihm schreiben will.“ „Wieso willst du Aoi schreiben und nicht Ruki?“ Uruha verstand nicht, Reita seufzte nur genervt und nahm Ayame das Bier – breites Macholächeln auf dem Gesicht und angedeutetes Nicken mit dem Kopf – ab. „Ganz einfach. Schon mal davon gehört, das Raubtiere das schwächste Tier zuerst fressen?“ „Hä?“ Uruhas Augenbrauen wanderten nach oben, seine Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund. „Willst du mich verarschen? Du willst Aoi fressen?“ „Nein, ich will ihn für mich gewinnen.“ „Wo ist da der Unterschied?“ Innerlich verglich Reita gerade Uruhas Intelligenz mit dem von Toastbrot und musste ernüchternder Weise feststellen, dass es eins zu eins stand. „Also“ erklärte er demnach langsam und mit viel Einsatz seiner Arme um das Ganze zu verdeutlichen. „Bei dem einen würde er nackt unter mir liegen und ich müsste meine Sexualität überdenken und bei dem Anderen, kriegen wir unsere Band zurück.“ „Also ich glaube nicht das Aoi unten liegt“, widersprach Uruha und nun war es Reita, der einen äußerst intelligenten Laut – dem eines Urzeitmenschen sicher sehr ähnlich, so weit man TV-Shows glauben konnte – von sich gab. „Ich meine, ich sehe ihn eher schwitzend über mir.“ Reita verdrehte die Augen, nahm einen tiefen Schluck seines Bieres, küsste Ayame kurz auf die Wange, die sich ihm willig entgegen reckte, ehe er wieder zu Uruha sah. „Du bist manchmal so schwul, weißt du das? Fick besser mal das Mädel auf deinem Schoß, die ist ja schon ganz feucht, so dicht wie die ist und an dir rumleckt.“ Uruha lachte leise und rau, schob die Brünette etwas von seinem Hals – an dem diese sich wirklich begeistert zu schaffen mache. „Hast recht.“ Ein letztes versauten Grinsen von Uruha und er verschwand mit ihr in Richtung Ausgang. Er war einfach zu sehr Gentleman um es auf einer Clubtoilette zu treiben. Er erzählte immer etwas davon, Frauen das Gefühl zu geben, etwas besonderes zu sein – Reita verstand den ganzen Trubel nicht, wozu waren die Toilettenräume in Discos sonst da? „Na, und was machen wir zwei Hübschen jetzt.“ raunte Reita schließlich in Ayames Ohr, die er augenblicklich näher an sich gezogen hatte. Eigentlich hatte er keine Lust auf sie, aber ihre tiefbraunen Augen, berührten ihn irgendwo. Aois Finger glitten wie automatisch auf seiner Gitarre auf und ab und entlockten ihr süße Töne, während er Ruki beobachtete, der sich mit seinem Nagellack gerade die Fingernägel lackierte. Immer wieder tropften dickflüssige, schwarze Tropfen auf das unter gelenkte Handtuch – sein Handtuch. „Ruki, ich will mich nicht beschweren“ er nahm die Hand von der Gitarre. „aber warum sitzt du in meinem Zimmer – an einem Freitag Abend – und lackierst dir mit meinem Nagellack die Fingernägel?“ Ruki blickte auf, sein ehemaliges blondes Haar hatte einen rostbraunen Kupferton und stand wild in alle Richtungen ab. „Lass mich!“ Demonstrativ steckte er den dünnen Pinsel zurück in die Flasche, um ihn ein weiteres Mal Nagellackgetränkt herauszuziehen und eine weitere Schicht auf seine Fingernägel aufzutragen. „Yune muss für die Uni lernen und du gammelst hier doch eh nur rum.“ Charmant wie eh und je, aber was hatte er auch von seinem besten Freund erwartet? Seufzend lehnte er sich zurück um an seine Zigarettenschachten zu gelangen und sich das Suchtmittel zwischen die Lippen zu schieben. „Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Yune?“ Sein Feuerzeug klickte und Rukis Körper versteifte sich etwas, ehe der Kleinere leiste knurrte. „Frag nicht Dinge, die dich nichts angehen.“ Der Schwarzhaarige seufzte genervt. „Oh man, Ruki krieg dich ein. Wenn du dich schon bei mir verbunkerst darf ich auch nachfragen, was dein Privatleben macht. Lebe damit. Es macht doch keinen Sinn, wenn du nie mit irgendwem darüber redest wie es bei eu-“ Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, da sein Handy aufdringlich und laut piepte. „Hast du den Ton noch immer nicht geändert? Wer schreibt dir den?“ man konnte Rukis Erstaunen nur all zu deutlich in dessen Stimme hören. Aoi schob die Unterlippe nach vorne. „Das klingt ja, als würde mir nie jemand schreiben.“ „Abgesehen von deiner Mutter und mir schreibt dir auch keiner. Also, wer schreibt dir? Deine Mutter ist doch schon längst pennen.“ Der Kupferhaarige pustete auf den noch immer feuchten Nagellack und beobachtete Aoi, der endlich seine Zigarette zur Seite legte und das Handy aufklappte. „Oh.“ „Oh?“ „Ja, ich habe 'ne SMS.“ „Willst du mich verarschen, Aoi? Darüber haben wir gerade geredet!“ Ruki hob keinen einzigen Moment den Kopf – Blick fest auf seine Fingernägel fixiert – und sah Aois überrascht geweiteten Augen deshalb auch nicht. „Sie ist von Reita.“ „WAS?“ Rukis Finger krallten sich automatisch in seine Handflächen und sein Blick schnellte nach oben. „Was will der denn von dir?“ „Wissen wie es mir geht.“ „Wissen wie es dir geht?“ Rukis Augenbrauen wandeln zweifelnd in die Höhe. „Er will wissen wie es dir geht? Also ich wette alle meine Mangas darauf, dass das nicht der Hauptgrund ist.“ Er öffnete seine Hände wieder. „Antwortest du ihm?“ Rukis Blick verdunkelte sich, als er auf seine Nägel sah. „Scheiße, Dellen.“ „Ich werde ihm antworten müssen. Er hat gemeint, wenn ich es nicht tue, steh ich auf Uruha.“ Er verzog mitleidig das Gesicht und zog so Ruki Aufmerksamkeit vom Nagellack wieder auf die Textmitteilung. „Also dann solltest du vielleicht nicht antworten. Ich weiß aus verlässlicher Quelle – deinem lauten Rumgestöhne – dass du immer noch feuchte Träume von ihm hast.“ Aoi warf ein Kissen nach Ruki, das dieser lachend auffing. „Nein ehrlich, willst du ihm antworten?“ Der Schwarzhaarige sah den Jüngeren zögernd an. „Willst du das ich ihm antworte? Ich meine, nach der Sache...“ „Was fragst du mich da. Er hat dir geschrieben. Alles was du tust, ist einzig und alleine deine Sache. Ganz allein deine Sache, vor allem wenn er daran verwickelt ist.“ Es herrschte Stille, die nach einigem Zögern von dem langsamen Tippen Aois unterbrochen wurde. Wieder stille, Ruki knabberte an seinen Fingernägeln und als Aoi gerade wieder seine Zigarette in die Hand nehmen wollte, ertönte der Sound, der die Kurznachricht ankündigte. „Er will sich mit mir treffen.“     ______________________________________ Danke für die lieben Kommentare. Ich war einfach so nervös, weil so viel von dem Kapitel erhofft wurde XD und ich immer Probleme habe, meine eigenen Werke einzuschätzen. Ich lade das Kapitel jetzt hoch, gehe duschen, ins Bett und fahre morgen früh ans Meer. In NorthCarolina gibt es die 6-meisten Haiangriffe in den USA. Letztes Jahr um die Zeit wurde ca 50 min von dem Strand. an den ich gehe, ein Mädchen von einem Hai gebissen. Andererseits war ich auch schon in MiamiBeach im Wasser und habe es überlebt x'D Ich hasse es, dass er sich immer meldet, wenn ich drüber weg bin... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)