The Right von -Autumn- ('Cause without you things go hazy ♥ Sasu x Saku ♥ Naru x Hina) ================================================================================ Prolog: Certainty ----------------- G e w i s s h e i t „Voraussetzung für eine gute Ehe ist, die richtige Person zu finden und die richtige Person zu sein.“ - unbekannt Mit eiligen, festen Schritten ging sie auf das Gebäude zu. Endlich konnte sie sich dazu entschließen, diesen Schritt zu wagen. Wenn ihr Verlobter das rauskriegen würde, er würde ausrasten und zu drastischen Mitteln greifen, da war sie sich sicher. Sie war nicht der Typ, der sich versteckte. Ihr bester Freund hatte ihr letztens an den Kopf geworfen, sie habe sich verändert, seitdem sie verlobt sei. Die Wahrheit ist, sie hatte es auch bemerkt. Ihr Verlobter engte sie ein, unterdrückte sie. Sie jedoch war eine starke Frau, die damit nicht umgehen konnte. Nach einigen heftigen Streitigkeiten hatte sie aufgegeben, sich durchsetzen zu wollen. Es würde sowieso nicht funktionieren. Sie hatte sich in sich zurückgezogen, war still. Sie strahlte nicht mehr die Freude aus, um die sie so viele stets beneideten. Sie konnte nicht mehr tanzen, da er es hasste und sie sich dafür immer dumme Sprüche einhandelte. Trotzdem liebte sie ihn noch immer. Jedenfalls nur, wenn sie Unrecht behielt. Deswegen war sie ja hier. An der verglasten Tür war ein Schild. Dort stand: L. Ansell & Co. – Agentur für Treuetests. Entschlossen griff sie nach der Türklinke und zog besagte Tür auf. Von der Sekretärin wurde sie die Treppe hoch geschickt, zu einem Büro. Wenn raus kam, dass er wirklich untreu war, was würde sie dann tun? Diese Frage hatte sie schon die letzten Tage beschäftigt. Eine Antwort darauf hatte sie immer noch nicht gefunden. Würde sie darüber hinwegkommen und ihn weiter lieben können? Oder würde sie sich von ihm trennen? Am besagten Büro angekommen, las sie auf einem Schild den Namen S. Uchiha. Plötzlich zögerte sie. War es wirklich das Richtige, was sie hier tat? Würde sie ihren Verlobten nicht hintergehen, vor allem dann, wenn sie sich irrte? Aber was, wenn sie Recht behielt? Sie musste es herausfinden. Zielstrebig hob sie die Hand und klopfte an die massive Holztür. „Herein?“, ertönte es kurz darauf von innen. Sie legte die Hand auf die Türklinke und drückte diese nach unten. Die Tür schwang leise auf und sie trat herein. „Guten Tag, Mr. Uchiha. Mein Name ist Sakura Haruno. Ich habe einen Termin bei Ihnen.“ Sein Haar war schwarz, ganz anders als das von ihrem Verlobten. Wild, aber trotzdem, in irgendeiner Form, gerichtet, waren sie auf seinem Kopf platziert. Aus grauen Augen sah er sie an. Seine Haut hatte einen sanften Braunton, der jedoch nicht allzu stark auffiel. Ihre Blässe dagegen schon. Zu ihrem Haar, was sie stets in einem Rosa- oder Pinkton trug, wirkte jede Haut bleich. Aber ihre grünen Augen waren so intensiv, dass es Sasuke Uchiha für einen kurzen Moment die Sprache raubte. Doch dann fand er sie wieder. „Ms Haruno. Setzten Sie sich doch, bitte.“ Sie nahm Platz. An seinem Schreibtisch saß er ihr gegenüber, mit einem Blatt, worauf etwas gedruckt war. „Sie sind also wegen ihrem Mann hier?“ Sie schüttelte leicht den Kopf. „Verlobter, noch. Er heißt Cedric Wilson.“ Er notierte sich etwas auf dem Blatt. „Haben Sie zufällig ein Foto dabei?“ „Ja, Moment.“ Sie nahm ihre Handtasche auf ihren Schoß, zog den Reißverschluss auf, und kramte ein Portmonee hervor. Wenige Momente später reichte sie ihm ein Foto. „Das ist er.“ Sasuke betrachtete das Foto genau. Es war ein Mann, nicht älter als er selbst, mit hellbraunen, kurzen Haaren und einem geschäftsmäßigen Blick aus ebenso hellbraunen Augen. Seine Züge waren kantig und markant. So einen Mann konnte er nicht verfehlen. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich dies für die Zeit der Ermittlung behalten würde?“ „Nein, behalten Sie es.“ Er klemmte es an das Blatt Papier. „Sie denken also, er ist Ihnen untreu?“ „Ja“, antwortete sie schlicht. „Was für Anzeichen haben Sie denn bemerkt?“ „Na ja, er macht zur Zeit viele Überstunden, wir hatten, wenn ich das hier so sagen darf, seit langem keinen Sex mehr und zärtliche Gesten sind viel weniger geworden.“ „Kommen auch Freunde von ihm regelmäßig zu Besuch?“ „Ja. Er beendet auch Telefonate, wenn ich in den Raum komme. Ich habe das Gefühl, er hört mir einfach nicht mehr zu, wenn ich ihm etwas erzähle.“ „Hm, das deutet wirklich auf eine Affäre hin.“ „Das dachte ich mir.“ In ihren Augen standen Enttäuschung und Schmerz. „Würden Sie mir Daten geben, wo ich ihn finden kann? Zum Beispiel wo er arbeitet, dann würde ich ihn beobachten lassen und wir hätten schnell Ergebnisse in der Hand.“ Sie gab ihm die Adresse seiner Arbeit und andere, wo er, zum Beispiel, mehrere Male pro Woche Sport trieb. Anschließend bekam er ihre Handynummer, damit er sie benachrichtigen konnte, sobald er Neuigkeiten hatte. Beide erhoben sich von ihren Stühlen. Sasuke reichte ihr die Hand, die sie entgegen nahm und leicht schüttelte. „Ich werde Ihnen Gewissheit geben, egal in welcher Hinsicht.“ „Danke. Auf Wiedersehen.“ Als sie ging, fiel dem Uchiha ihre Kurven auf, sowie ihren Gang, der ihn beeindruckte. Wie konnte man so eine schöne Frau betrügen? To be continued. Kapitel 1: Tender strap ----------------------- Z a r t e s B a n d Auf dem Spielplatz, gegenüber ihrer gemeinsamen Wohnung, konnte sie immer noch Kinder spielen sehen. Schon fast eine halbe Stunde beobachtete sie das Spektakel, was sich ihr dort bot. Sie rannten durch die Gegend, haschten sich und schon war der Nächste dran. Andere benutzten die Ausweichmöglichkeiten Rutsche, Schaukel und Klettergerüst, um nicht gleich gefangen zu werden. Lächelnd sah sie weiter aus dem Fenster. Irgendwann würde sie auch Kinder haben wollen. Nicht jetzt, aber in ein paar Jahren. „Ich geh noch mal weg“, erklang es vom Flur. Nur sollten ihre Kinder nicht Cedric als Vater haben. So viel Aufmerksamkeit, wie sie im Moment bekam, nämlich gar keine, wollte sie ihren Kindern nicht antun. Vielleicht war mit ihm sowieso bald alles vorbei. Das kam ganz auf die Ergebnisse drauf an. Sie drehte den Kopf zu ihrem Verlobten. „Wohin denn?“ „Zum Sport.“ Diese Antwort hatte sie schon vorhergesehen. Und wäre es nicht der Sport gewesen, dann seine Kumpels. Ohne ein weiteres Wort, oder einen Kuss, wie es bei Verliebten, die vorhatten den Bund der Ehe zu schließen, so üblich wäre, verschwand er. Sie nahm es nur durch das Zufallen der Tür wahr. Sie sah weiter aus dem Fenster. Cedric ging zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr dann los. „Schon komisch, dass er zum Sport geht, ohne seine Tasche mit Sportsachen“, murmelte sie und riss sich endlich vom Fenster los. Lange würde sie das nicht mehr ertragen können. Hoffentlich hatte dieser Uchiha bald Ergebnisse und würde sie anrufen. Jedoch hatte sie genauso Angst davor, dass die Wahrheit raus kam – die Wahrheit, dass Cedric sie betrügte. Sie tappte hinüber in das eine Zimmer, was komplett ihr gehörte, worin Cedric nichts zu suchen hatte. Er war ihr Heiligtum, genauso wie alles andere, was sich darin befand: zunächst war an der Wand ein älterer, wunderschöner Schreibtisch aus Ebenholz, an der Wand hingen Bilder von ihrem besten Freund, ihrer Eltern und ihrem kleinen Bruder, Erfolge, die sie durch ihren Beruf zu verzeichnen hatte, sowie Bilder von Models, die die Schuhe und Handtaschen auf Laufstegen präsentiert hatten. Eine bequeme, weiße Sofaoase in der Mitte des Raumes hob den Stil des Zimmers zusätzlich an und ein Laptop lag auf einem der Kissen, neben einigen Papieren. Außerdem lag dort, zusammengerollt, ein schwarzes Knoll. Sie ging darauf zu und ließ sich, mit Absicht, auf das Kissen genau daneben plumpsen. Das Knoll, welches sich als schwarze Katze entpuppte, sprang erschrocken auf. Sakura lachte. „Ach Zorro, jetzt hab dich nicht so.“ Sie zog ihn auf ihren Schoß und kraulte ihn hinter den Ohren. Sofort war dem Kater alles egal. Schnurrend rieb er seinen Kopf an ihrem Bauch, nur um es sich dann auf ihrem Schoß gemütlich zu machen. „Mein kleiner Schmusekater, wenigstens bist du mir treu.“ Goldene Augen sahen sie an, das Schnurren hatte kein Ende. „Aber ich glaube, das gibst du auch bald auf.“ Als sie aufstand, nahm sie ihn hoch und trug ihn aus dem Raum. Zunächst war Zorro verwirrt, doch als er sah, dass es direkt ins Bad ging, fing er an sich zu sträuben. „Hab dich nicht so, es muss sein.“ Sakura nahm die Transportierbox und machte das kleine Gittertürchen auf. Mit der anderen Hand hielt sie Zorro fest, der nun kläglich miaute. „Du weißt, dass du es nötig hast, also beschwer' dich nicht.“ Sie steckte ihn in die Box und schloss die Tür. Zorro miaute nur weiter und sie bekam Mitleid. „Wir sind doch nicht lange unterwegs zum Tierarzt, hm? Danach bekommst du auch eine Belohnung.“ Doch davon ließ sich Zorro nicht beruhigen, eher im Gegenteil: er miaute klagend weiter. Sakura nahm die Tragebox hoch und konnte am kratzenden Plastik hören, wie ihr Kater die Krallen ausfuhr, um sich, eher vergeblich, festzuhalten. Nachdem sie Schuhe und eine leichte Jacke angezogen hatte, nahm sie ihren Autoschlüssel und verließ mit der Tragebox die Wohnung. Sie stellte den Motor ab, nachdem sie auf dem Parkplatz vor dem Gebäude geparkt hatte, in dem der Tierarzt praktizierte. Die ganze Fahrt musste sie sich Zorros Wehklagen anhören, als würde es geradewegs zur Streckbank gehen. Dabei sollte nur eine Routinespritze bevorstehen. „Sei doch endlich ruhig und hör auf zu jammern.“ Sakura schnaubte. „Männer.“ Als sie ausstieg nahm sie vom Rücksitz die Tragebox mit und betrat das Gebäude. Das Wartezimmer war, zu Sakuras Erstaunen, fast leer. Nur ein Junge saß dort, mit einem Hasen auf dem Arm, der aber, sobald sie sich setzte, aufgerufen wurde und mit dem Arzt in einen der Behandlungsräume ging. Als sie die Tragebox, mit dem, immer noch klagenden, Zorro abstellte und sich gerade hingesetzt hatte, kam eine der Schwestern. Sie hatte schwarzes, langes Haar und graublaue Augen, mit einem warmen Funkeln, sahen zu Sakura hinüber. „Würden Sie bitte mitkommen?“ Ihre Stimme strahlte die gleiche Sanftheit aus, wie ihr ganzes Wesen. Sakura nahm die Tragebox und folgte ihr. Im Behandlungszimmer angekommen, sollte Sakura die Box auf dem Behandlungstisch abstellen. „Ich werde Ihrem Kater die Spritze verpassen.“ „Ist gut.“ Sakura öffnete das Türchen und sofort schoss Zorro heraus, direkt in die Arme der Schwester. Diese lächelte sanft und kraulte ihn hinter den Ohren, sodass er sich beruhigte und anfing zu schnurren. „Wie heißt er denn?“ „Zorro.“ Die Schwester lächelte. „Passt perfekt.“ Sakura lächelte darauf auch. Auf dem Schild, welches die Schwester an ihrem Kittel trug, konnte Sakura den Namen Hinata Hyuga lesen. Diese behandelte ihren Schmusekater wie den größten Schatz, den es auf Erden gab. So sanft hatte sie nur selten jemanden mit Tieren umgehen sehen. Mit einer Hand streichelte sie Zorro, mit der anderen Hand gab sie Zorro die Spritze, was er nicht wirklich mitbekam, da er so abgelenkt war. „Wow, Sie machen das wirklich gut. Er hat eigentlich eine riesige Angst vor Spritzen.“ Hinata lächelte. „Danke. Ich tu das auch ziemlich gern.“ Sie sah zu Sakura auf. „Tut mir leid, wenn ich frage, aber können Sie mir vielleicht sagen, woher ich Sie kenne?“ „Ich bin Designerin.“ „Ja, stimmt. Sakura Haruno, richtig? Sie machen so wundervolle Schuhe.“ Ihre Augen bekamen einen schwärmerischen Glanz. „Leider konnte ich mir bisher kein Paar leisten.“ „Vielleicht kann ich Sie ja zu einem Kaffee einladen? Und, wenn Sie ein Paar Schuhe so unbedingt wollen, dann werde ich Ihnen sicher eines schenken können.“ Hinatas Gesicht wurde von Erstaunen gekennzeichnet. „Das würden Sie einfach so tun, obwohl wir uns nicht einmal kennen?“ Sakura lächelte. „Na ja, ich habe nicht viele Freunde, Sie wirken nett und ich würde mich gern bei Ihnen bedanken, dafür, dass Sie so lieb mit meinem Kater umgehen.“ „Oh, dass ist wirklich sehr nett von Ihnen.“ Hinata lächelte. Dann überreichte sie Zorro wieder ihrer rechtmäßigen Besitzerin, welche ihn auch wieder in die Box steckte. Sofort begann er wieder zu miauen und zu quengeln. Sakura und Hinata gingen zurück zum Anmeldebereich. Hinata ließ sich auf den Bürostuhl sinken und fuhr an den Schreibtisch ran, während Sakura davorstand und versuchte, die zappelnde Box nicht noch mehr zu bewegen. „Wann hätten Sie denn Zeit? Und welche Schuhgröße brauchen Sie?“ Hinata sah auf. „Sie haben das beides wirklich ernst gemeint?“ „Natürlich.“ Hinata blätterte in dem Heft, wo alle Termine verzeichnet wurden, eine Seite um. „Nächste Woche Freitag ist Dr. Havering zur Weiterbildung. Da ist die Praxis geschlossen. Wenn Sie da auch Zeit haben, könnten wir uns an dem Tag treffen.“ Peinlich berührt sah sie doch etwas zu Boden. "Schuhgröße 37." „Freitag ist bestens und Schuhgröße machbar.“ Sie lächelte und Hinata erwiderte das Lächeln schüchtern. Als es aus der Tragebox gefährlich fauchte, sah Sakura nach unten. „Ich muss dann. Wo und wann treffen wir uns?“ „Kennen sie das Café, am Brunnen der Jugend? Dort auf dem Platz, wo im Sommer immer die herrlichsten Blumen blühen?“ „Ja, das kenn ich. Eines meiner Lieblingscafés.“ Hinata lächelte. „Ja, meines auch. Um welche Uhrzeit wäre es Ihnen recht?“ „Sagen wir so 15 Uhr?“ „Ja, das ist vollkommen in Ordnung. Dann bis Freitag.“ Sie verabschiedeten sich und Sakura verließ, mit ihrem, nicht still zu kriegenden, Kater die Praxis. „Zorro, gib endlich Ruh. Wir sind bald wieder zu Hause und da kannst du dich austoben, wie du willst.“ Aber auch das schien ihn nicht zu besänftigen. Ein Seufzen kam aus ihrem Mund, aber ein Lächeln konnte sie sich trotzdem nicht verkneifen. An besagten Freitag verließ Sakura gut gelaunt ihre Wohnung. Was nicht daran lag, dass Cedric anders zu ihr war, nein, er war, wieder einmal, unterwegs. Diesmal um angebliche Überstunden zu absolvieren. Es lag daran, dass für Anfang September die Temperaturen noch sehr angenehm waren. 23 Grad zierten ihr Thermometer im Badezimmerfenster. Im Gegensatz zu ihrer Heimat, England, war dies eine willkommene Abwechslung. Sie liebte die Wärme. Die nasse Kälte in London hatte sie irgendwann angefangen zu verabscheuen. Als sie die Haustür aufstieß und ins Freie treten wollte, stieß sie gegen jemanden. „Mal wieder stürmisch, Kura?“ Ein Lächeln schlich auf ihr Gesicht. „Was suchst du denn hier?“ Sie sah den blonden, jungen Mann mit den königsblauen Augen an, der ebenfalls lächelte. Es handelte sich um ihren besten Freund, Naruto. „Na, was wohl: dich besuchen.“ „Oh, das ist schlecht.“ Stirnrunzelnd blickte er sie an. „Wieso? Schon was vor?“ „Ja.“ Sakura sah, dass sein Blick auf den Karton unter ihrem Arm glitt. „Was hast du da drin?“ „Ein paar Schuhe.“ Auf seinen Blick hin fuhr sie fort: „Ich habe beim Tierarzt eine junge Frau kennengelernt, die mir sofort sympathisch war, und wir treffen uns jetzt zum Kaffee trinken. Sie hat Zorro ganz herzlich behandelt, ich wollte Danke sagen, und da sie mich sowieso erkannt hat, dachte ich, wieso nicht?“ „Was dagegen, wenn ich mitkomme?“ Überrascht sah sie ihren Freund an. „Ähm, ich weiß nicht. Würde das nicht komisch aussehen?“ „Ach quatsch. Du hast mich auf dem Weg getroffen und ich wollte auch in das Café. Also?“ „Du würdest sowieso nicht nachgeben.“ Er grinste. „Bingo.“ Hinata saß bereits im Café und wartete. Wie immer war sie viel zu früh da. Obwohl sie das Warten hasste, Unpünktlichkeit hasste sie mehr. Deswegen wollte sie nie zu spät sein. Die Türklingel schellte und Hinata sah, wie Sakura das Café betrat. Doch nicht allein, es folgte ihr ein großgewachsener Mann mit blonden, verwuschelten Haaren. Beide kamen sie auf den Tisch zu, an dem sie saß. Sakura hatte ein Lächeln auf den Lippen, sowie einen Karton unter ihrem Arm. „Hallo Hinata. Ich freue mich, Sie zu sehen.“ Sie lächelte auch leicht und ehe sie sich versah, gab Sakura ihr links und rechts ein Küsschen. Das überraschte sie etwas, aber machte sie gleichzeitig etwas fröhlich. „Sie können ruhig du zu mir sagen.“ Sakuras Lächeln verstärkte sich nur. „Dann du aber auch zu mir.“ Sie deutete auf den Mann neben sich, der Hinata schon aufgefallen war. „Das ist mein bester Freund, Naruto. Ich hab ihn auf dem Weg her getroffen und er wollte unbedingt mit.“ „Hallo Ms. Hyuga.“ Er hatte ein exzellentes Lächeln, was Hinata beeindruckte. „Hallo. Sie können ebenfalls du zu mir sagen. Sonst fühl ich mich immer so alt.“ Er lachte in sich hinein. „Dann gilt das aber auch für dich.“ Sie nickte. „Setzt euch doch bitte.“ Nachdem eine Kellnerin ihre Bestellungen aufgenommen hatte, überreichte Sakura ihr den Karton. „Das ist ein neues Paar Schuhe, welche ich erst letztens entworfen habe. Für dich.“ „Aber das kann ich doch nicht annehmen.“ „Na, kein aber! Ich hab es dir versprochen, also, nimm sie.“ Auch Naruto mischte sich ein. „Wenn sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, muss sie das auch tun. Ich hab das schon oft durchgemacht.“ Immer noch zögerlich nahm Hinata darauf den Karton entgegen. „Das ist wirklich nett von dir. Vielen Dank.“ „Gern geschehen.“ Hinata legte den Karton auf den freien Platz neben sich. Sie wollte nicht wie ein wildgewordener Groupie wirken, deshalb schenkte sie dem Karton, aus Höflichkeit, keine Beachtung. Die Schuhe mussten warten, bis sie zu Hause waren. Sakura saß ihr gegenüber und Naruto links von ihr. „So, dann schieß mal los, Hinata. Erzähl mir was über dich.“ Die Angesprochene stellte ihre Tasse wieder auf den Teller zurück und verschränkte ihre Finger ineinander. „Nun ja, ich bin zwanzig Jahre alt, hier in dieser Stadt geboren. Ich arbeite als Tierarzthelferin, wie meine Mutter. Ich habe Vater und eine jüngere Schwester und bin seit längerer Zeit Single.“ Sie bemerkte, dass Naruto sie mit einem wachsamen Blick bedachte. Vor allem nach den letzten Worten, war sein Blick intensiver geworden. Hinata musste den Blick abwenden. Ihr war heißer geworden und sie sah lieber zu Sakura hinüber. „Und was ist mit dir?“ „Ich bin gebürtige Engländerin, ebenfalls zwanzig. Habe Mutter und jüngeren Bruder Zuhause. Wie du weißt designe ich Schuhe, aber auch Taschen und Parfum. Und ich bin verlobt.“ Darauf schnaubte Naruto, was Hinata verwirrte. „Verlobt kann man das nicht nennen.“ Hinata sah von einem zum anderen. Die Stimmung war plötzlich angespannt. „Darf ich fragen, wieso?“ Narutos Lippen waren nur noch ein dünner Strich und auch Sakuras Gesicht hatte einige harte Züge angenommen, doch sie antwortete: „Mein Verlobter, Cedric, er, also zwischen mir und ihm ist die Luft raus. Er behandelt mich nicht mehr sehr angemessen und Naruto und ich haben die Vermutung, dass er mich betrügt.“ „Was er auch definitiv tut.“ Sakura seufzte. „Du hast doch keine Beweise.“ „Aber mein Gefühl sagt es mir. Und das hatte bisher immer recht.“ „Das tut mir furchtbar leid für dich“, sagte Hinata und sah mitleidig zu Sakura hinüber. Diese nahm das mit einem knappen Nicken hin. „Muss es nicht. Ich habe mich damit abgefunden. Es ist zwar schon so viel für die Hochzeit organisiert wurden, aber ich werde ihn nicht mehr heiraten.“ Sie nickte nur und bemerkte dann wieder Narutos Blick auf sich, schwieg aber darüber. Wieso sah er sie nur die ganze Zeit von der Seite an? „Jetzt erzähl du auch was über dich, Naruto. Das ist unhöflich“, tadelte Sakura ihn. Er fuhr sich durchs Haar. „Na schön, also. Ich bin Naruto Uzumaki, ebenfalls Engländer, Sakuras bessere Hälfte, vierundzwanzig Jahre alt und arbeite bei einem Radiosender als Moderator. Single bin ich ebenfalls.“ Den letzten Satz sagte er mit einem charmanten Lächeln in Hinatas Richtung. Eine leichte Röte schlich sich um ihre Nase, doch sie erwiderte das Lächeln nicht. Naruto runzelte leicht die Stirn, doch bevor er noch großartig darüber nachdenken konnte, stieß Sakura ihm ihren Ellenbogen in die Seite, sodass er zu ihr sah. Sie machte eine kleine, wirbelnde Geste mit der Hand, worauf er sich erhob. „Ladys, entschuldigt mich kurz. Ich geh mal für große Jungs.“ „Nicht eher für kleine?“, kam es grinsend von Sakura, die nur einen undeutbaren Blick von Naruto zurückbekam, bevor er Richtung Toiletten verschwand. „Erzähl mir mal von deinen bisherigen Freunden“, sagte Sakura, um Hinata etwas auszuhorchen. Sie hatte deutlich Narutos Flirtversuche bemerkt und wollte einfach mal etwas vorfühlen. Doch Hinata winkte ab. „Es ist nichts Erwähnenswertes. Ich entscheide mich immer für die Falschen. Ende der Geschichte.“ Mehr würde sie nicht sagen, was der Haruno bewusst wurde. Deswegen wechselte sie das Thema und sie redeten über Gott und die Welt. Als Naruto wiederkam schloss er sich ihnen an und so entstand ein zartes Band der Freundschaft zwischen den dreien, welches nur noch gehegt und gepflegt werden musste. To be continued. Kapitel 2: Broken ----------------- Z e r b r o c h e n Seit zehn Tagen wartete sie nun schon auf eine Nachricht des Treuetesters Uchiha, welchen sie auf ihren Verlobten Cedric angesetzt hatte. Umso überraschender war die SMS, die sie vor gut einer Stunde bekommen hatte. Es stand nicht viel darin, sondern nur, dass er Ergebnisse hatte und sie noch am heutigen Tag zu ihm in sein Büro kommen sollte. Sakura hatte noch zu Ende Mittag gegessen, natürlich allein. Cedric war offiziell arbeiten. Was er inoffiziell tat wollte sie lieber gar nicht wissen. Aber sie würde gleich erfahren, was Cedric eigentlich immer so trieb. Während sie sich auf die Unterlippe biss überlegte sie, was sie tun würde, wenn er sie wirklich betrog. Könnte sie ihn zur Rede stellen? Oder würde sie einfach ihre Sachen packen und gehen, ohne ihm irgendetwas zu sagen? Immerhin hatte er ihre Persönlichkeit unterdrückt, da sollte er schon deswegen ihre Meinung zu hören bekommen. Vielleicht sollte sie sich auch erst Naruto dazu holen, wer wusste schon, zu was Cedric alles fähig war, wenn sie ihn damit konfrontierte. Mit einem leichten Kopfschütteln vertrieb sie ihre Gedanken, fürs Erste. Vielleicht sollte sie erstmal abwarten, was man ihr zu sagen hatte. Nachdem sie das Auto vor dem Agenturgebäude abgestellt hatte, schritt sie auf das Gebäude zu. Ihre Schritte waren genauso selbstsicher, wie beim ersten Mal. Und trotzdem nagten der Zweifel an ihr, sowie die Angst vor dem, was sie erfahren würde. Wieder schickte sie die Sekretärin die Treppe hinauf, nur diesmal ging sie langsamer, als beim ersten Mal. Ihr Herzschlag hatte sich verdoppelt und sie zwang sich, ruhig ein- und auszuatmen. Vor dem Büro blieb sie unschlüssig stehen. Sie schloss die Augen. Egal, was der Uchiha ihr sagen würde, sie würde es gefasst aufnehmen. Niemand brauchte zu sehen, wie verletzlich sie doch war. Als sie schließlich die Hand zum Anklopfen erhob, öffnete sich die Tür. „Wie lange wollen Sie noch hier rum stehen?“ Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er sie ansah. Sakura räusperte sich und ließ ihre Hand sinken. „Ich stehe noch gar nicht lange rum. Warten Sie schon lange?“ Er ließ sie hinein, wo sie sich auf den Stuhl sinken lies. „Aber nein. Sie kommen gerade richtig.“ Er schritt quer durch den Raum, hinter den Schreibtisch und nahm ihr gegenüber Platz. „Gut, dass Sie heute noch kommen konnten. Ich denke, es ist wichtig, wenn Sie es sofort wissen.“ Seine Worte schienen nichts Gutes zu bedeuten, trotzdem zwang sie sich, weiterhin neutral auszusehen. „Was konnten Sie herausfinden?“ Er öffnete eine Mappe und reichte ihr ein Bild. Zögernd nahm sie es an. Als sie darauf sah, wie ihr Verlobter es mit einer Blondine ziemlich heiß hergehen ließ, riss sie erschrocken die Augen auf und ein geflüstertes „Oh Gott…“ verließ ihren Mund. Entsetzt starrte sie auf das Bild in ihren Händen. Sie konnte den Blick einfach nicht abwenden. Und es war eindeutig: Cedric betrog sie. „Ms. Haruno, es tut mir leid, aber das ist noch nicht alles.“ Sakura sah langsam hoch. „Wie meinen Sie das?“ Er breitete vor ihr vier weitere Bilder aus. Auf jedem Bild war Cedric, mit einer anderen Frau abgebildet. Und auf jedem Bild war deutlich, dass er sie betrog. Mit jeder dieser Frauen. Tränen bildeten sich in ihren Augen und kullerten kurz darauf ihre Wangen hinab. Ihre Hände, die noch immer das erste Bild festhielten, zitterten plötzlich. Sie hatte vieles erwartet, aber so etwas niemals. Sie wusste, dass Cedric durchtrieben war, aber so sehr hätte sie niemals erwartet. Als sie zwei Hände auf ihren Schultern spürte, wurde ihr erst einmal wieder bewusst, wo sie sich überhaupt befand. Sakura legte das Foto auf den Tisch und strich sich über die Wangen, bevor sie den Blick sank. „Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen das sehr weh tut. Es tut mir leid, dass ich Ihnen keine besseren Nachrichten überbringen konnte. Aber jetzt haben Sie Gewissheit. Besser jetzt, als wenn Sie und er verheiratet wären und es vielleicht sogar Kinder gäbe.“ Sie konnte nicht antworten, der Schock saß noch zu tief. Deswegen nickte sie nur leicht. Er reichte ihr ein Taschentuch, welches sie auch annahm. „Ich danke Ihnen.“ Sie wischte sich damit über die Augen. „Entschuldigung.“ „Es gibt nichts zu entschuldigen.“ Sie biss sich auf die Lippe, bevor sie zu ihm aufsah. Er hatte ihren Stuhl zurückgezogen und stand vor ihr. Er war ihr so nah, dass sie seine Körpertemperatur spüren konnte. Im Gegensatz zu ihr wirkte er so riesig. Sogar durch sein schwarzes T-Shirt konnte sie Bauchmuskeln erahnen. Dann war sie bei seinem Gesicht angelangt und sah in seine Augen. „Könnten Sie die Fotos bitte wegpacken? Ich möchte sie nicht mehr sehen.“ „Natürlich.“ Er drehte sich herum und nahm die Bilder. Anschließend ging er um den Schreibtisch herum und nahm wieder Platz. Die Fotos verstaute er in einer Akte, die zu ihrem Fall gehörte. „Was werden Sie jetzt tun?“ Sie strich sich einige Haarsträhnen hinter die Ohren. „Auf jeden Fall werde ich mich von ihm trennen. Aber wie ich das anstelle, weiß ich noch nicht.“ „Brauchen Sie Hilfe?“ Automatisch hob sie abwehrend die Hände. „Danke, aber ich komme klar. Sie haben doch sicherlich genug anderes zu tun und ich möchte Sie weder damit belasten, noch Sie da rein ziehen.“ Er nickte knapp. „Es ist Ihre Entscheidung. Aber wenn sie Hilfe brauchen, dann können sie mich jederzeit anrufen.“ Sie rang sich ein kleines Lächeln ab. „Ich danke Ihnen.“ Auch er lächelte darauf leicht. Sakura stellte fest, dass sein Lächeln ehrlich war, und doch wirkte es, als hätte er es lange nicht mehr getan. Als sie die Haustür hörte warf sie einen Blick auf die Uhr in der Küche. 20:46 Uhr – er kommt ja jeden Tag früher von der Arbeit. Sobald Sakura zu Hause gewesen war, hatte sie ihre gesamten Sachen gepackt und nur darauf gewartet, dass Cedric nach Hause kam. Ihren Kater Zorro, sowie ihre wichtigsten Sachen hatte sie schon bei Naruto vorbeigebracht. Sie musste dann nur noch die kleinere Tasche nehmen, in der nicht ganz so wichtige Dinge eingepackt waren. Sie hörte seine Schritte auf dem Parkett. Er kam in ihre Richtung. „Hallo Liebling. Tut mir leid, dass es etwas später geworden ist.“ Er zog seine Jacke aus und warf sie über die Stuhllehne. „Gibt’s noch was zu essen?“ Sakura starrte ihn einfach nur an. Sie bemerkte es schon nicht einmal mehr, aber er tat es. „Sakura? Was ist?“ „Was es gibt, Liebling?“ Sie spie den Kosenamen mit einer ordentlichen Portion Gift hinaus. „Wieso lässt du dich nicht von jemand anderem bekochen? Du hast doch freie Auswahl.“ Sie hatte sich gründlich durch den Kopf gehen lassen, was sie tun sollte, wenn er dann wirklich vor ihr stand. Ihre Wahl ist auf Konfrontation mit abschließendem, sehr galantem Abgang gefallen. Cedric runzelte die Stirn. „Was willst du mir damit sagen?“ Sie lehnte sich zurück. „Liebst du mich noch?“ „Aber natürlich liebe ich dich. Sonst würde ich dich doch nicht heiraten wollen.“ Sakura griff nach dem Glas, welches vor ihr stand und warf es auf ihn. „Lügner!“ Das Glas zerberste über seiner Schulter. Er riss die Augen vor Erstaunen auf. „Bist du verrückt geworden?!“, schrie er sie an. „Ich weiß, dass du noch eine handvoll anderer Freundinnen hast! Du betrügst mich nach Strich und Faden, Cedric! Ich bin es leid, mir das antun zu müssen! Du hast mich zu etwas gemacht, was ich nicht bin und das lasse ich mir nicht mehr länger gefallen!“ Nach ihrem Wutausbruch war es gespenstisch still geworden. Cedric starrte sie an, als würde sie nicht existieren. Er war sauer, dass sah sie ihm an. „Woher weist du das?“, presste er schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen leise hervor. Sakura schluckte, aber sie rückte mit der Wahrheit raus. „Ich habe dich beobachten lassen. Ich wusste, dass etwas nicht stimmt. Ich hatte eine Ahnung, dass du mich betrügst. Aber ich wusste doch nicht, dass du es gleich mit fünf anderen Frauen tust! Mit fünf, Cedric!“ Er schwieg zunächst, doch er starrte noch genauso wie vorher. „Was bin ich dir Wert, Cedric, dass du mir so etwas antun musst? Hast du mich jemals geliebt? Oder spielst du mit den anderen Frauen genauso, wie mit mir? Sag es mir, damit ich endlich verschwinden kann!“ Ein Ruck ging durch seinen Körper, er kam zu ihr hinüber und zog sie von ihrem Stuhl empor. „Du hast mir nachspioniert?!“ „Was blieb mir denn anderes übrig!“ Ehe sie irgendetwas tun konnte, klatschte es. Die Tränen der Wut, die sich kurz vorher in ihren Augen gesammelt hatten, kullerten über ihre Wangen. Ihre rechte schmerzte von seinem Schlag, so sehr, dass sie ihre Hand darauf legen mussten. Erschrocken sah sie zu ihm hoch, brachte kein Wort mehr über die Lippen. Cedric hatte noch immer die Hand erhoben, bereit, für den nächsten Schlag. „Was bildest du dir ein, mir nachzuspionieren?! Und wie kommst du auf die dumme Idee, mich verlassen zu wollen?!“ Als sie nicht reagierte, packte er sie grob an den Armen und stieß sie gegen die Wand hinter ihnen. „Du wirst dir noch wünschen, diese Dinge niemals getan zu haben, Sakura!“ Sie weinte stumm und ließ auch den nächsten Schlag über sich ergehen, ließ Cedric wüten. Er war zu stark für sie. Sie konnte sich nicht wehren. Hätte sie doch nur auf Naruto gehört! Er hätte sie begleiten wollen, dann müsste sie sich das jetzt nicht antun. Aber nein, sie dachte, sie sei der Sache gewachsen. Auch die Hilfe von dem Uchiha hatte sie ausgeschlagen. Weil sie wirklich dachte, Cedric würde ruhig wie ein Mäuschen zulassen, dass sie ihn verließe. Sie spürte schon kaum noch, wie er sie immer wieder schlug. Sie hatte sich zurückgezogen und wartete nur noch darauf, dass er ging. Das seine Wut endlich abklang. Das es einfach aufhörte, egal wie. Sakura konnte nicht einschätzen, wie viel Zeit wirklich vergangen war, als er sie endlich losließ und sie zu Boden sinken konnte. Ihre Tränen waren nicht ein einziges Mal versiegt. Sie wollte nur noch weg von diesem Monster, welches sie so sehr getäuscht hatte. „Wenn du jemanden davon erzählst, dann bist du dran, Bitch! Damit wir uns verstanden haben, ich finde dich!“ Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und weinte stumm weiter. Nach einigen Augenblicken hörte sie die Wohnungstür zufallen. Erst dann ließ sie das Schluchzen heraus, was sich die ganze Zeit über in ihr angesammelt hatte. Erst jetzt, wo er weg war, zeigte sie ihre Schwäche. Davor wollte sie sich diese Blöße nicht geben, nicht vor ihm. Ihre Wangen schmerzten, genauso wie ihre Arme und ihr Bauch. Aber wenigstens hatte er sich nicht noch an ihr vergriffen, dass hätte sie mit Sicherheit nicht überstanden. Langsam und vorsichtig stand sie auf. Dabei musste sie sich an der Zimmerwand festhalten, weil ihre Knie zitterten. Tief holte sie Luft und versuchte sich durch das gleichmäßige Atmen zu beruhigen. Sie musste sich langsam mal zusammenreißen! Sie wusste nicht, wann Cedric wieder auftauchen würde und bis dahin wollte sie definitiv weg sein. Mit unsicheren, wackeligen Schritten ging sie aus der Küche, dorthin, wo ihre Tasche stand. Sie ließ sich wieder auf den Boden sinken, aus Angst, dass ihre Beine sie nicht länger trugen. Dann fischte sie ihr Handy aus den Tiefen der Tasche. Mit genauso zittrigen Händen suchte sie nach seiner Nummer, und wurde fündig. Es gab nur einen Menschen, den sie jetzt sehen wollte. „Sakura? War er schon da? Wie ist es gelaufen? Geht’s dir gut?“ Er überschüttete sie förmlich mit Fragen. Sie hörte sich selbst tief Luft holen, bevor erneut ein Schluchzen aus ihr hervorbrach. „Sakura?!“ Diesmal klang er alarmierter. „Naruto… bitte hol mich ab.“ „Süße, ich bin schon unterwegs. Rühr dich nicht vom Fleck!“ Dann legte er auf. Fast hätte sie über seine letzte Aussage gelacht, aber danach war ihr nicht. Sie legte ihr Handy beiseite, zog die Beine an ihren Körper und bettete ihren Kopf auf ihre Knie. In ihren Kopf herrschte eine unnatürliche Leere. Kein Gedanke ließ sich erfassen. So schnell konnte sich das gesamte Leben für einen ändern. Im ersten Moment war man glücklich, alles lief perfekt, man macht Hochzeitspläne und dann, dann kam der große Umschwung. Man wird verletzt, man ist unglücklich, die Welt, die man sich aufgebaut hat, zerbricht. Wie ein Spiegel, in tausend Scherben. Und man kann nichts mehr flicken. Wie konnte man sich als lebendiger Mensch nur so leer fühlen? Sakura fühlte sich allein gelassen, einsam. Obwohl sie es nicht war, nein, sie hatte Naruto. Aber er war auch nicht immer da. Und er hatte vor allem sein eigenes Leben, was nicht immer leicht war. Dann fiel ihr etwas ein, woran sie nicht gedacht hatte. Sie war nicht allein. Vielleicht war sie es in Amerika, aber nicht in England. In ihrer Heimat. Dort wo sie Familie hatte. Dort war sie nicht allein. Sakura wusste, ihre Mutter würde sie stets mit offenen Armen empfangen. Und sie brauchte ihre Nähe und Wärme jetzt am meisten. Sie würde sie verstehen, als einzige. Sie würde nach Hause zurückkehren. So schnell wie möglich. To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)