Shahar - Light in the Darkness von -Autumn- (Akt I ♥ Alle Dunkelheit der Welt kann nicht das Licht einer einzigen Kerze löschen.) ================================================================================ Prolog: Legend -------------- Legende Vor 120 Jahren betraten das erste Mal, nach dem Zeitalter des Alten Königreiches und der langen Geschichte dieser Lande, Menschen den Kontinent Shahar. Sie begannen aus dem weißen Granit, den sie mitgebracht hatten, auf der Ebene von Silberquell eine Stadt zu errichten. Es sollten 20 Jahre vergehen, bis die Arbeiten abgeschlossen werden konnten und ihr der Name Varanas gegeben wurde. In den folgenden 100 Jahren blühte die Stadt zu ihrer jetzigen Form auf. Währenddessen regelte der selbsternannte Vorstand der Menschen die Angelegenheiten der Stadt mit fester Hand, obwohl sie stets verkündeten, diesen Ort nur als Basis nutzen zu wollen. Jedoch hatten sie ihre Rechnung ohne die Einwohner von Shahar gemacht. Der Rat von Shahar war über die Niederlassung der Menschen nicht begeistert. Sie fühlten sich um ihren Lebensraum bedroht, zu Recht, und die Geschichte ihrer Vorfahren schürfte die Angst vor den Menschen in ihren Herzen. Die Menschen erkundeten noch in der Bauphase ihrer Stadt das Land und seine verschiedenen Gebiete und steckten sich Ziele, in welcher Reihenfolge sie welches Gebiet den Bewohnern entreißen wollten. Ja, die Menschen hatten keine guten Absichten, genauso wenig wie damals. Und das wusste sogar der Rat von Shahar. Deswegen griffen die verschiedenen Wesen eines Nachts die, noch unfertige, Stadt an und töteten Tausende. Die Population der Menschen sank stark. Ebenso hinterließ der Rat eine Nachricht, in der die Menschen gewarnt werden sollten. Seit der Fertigstellung von Varanas verließen nur wenige Menschen die Stadt. Nun waren sie Gefangene ihrer eigenen Stadt. Doch dann verschwand urplötzlich die Ratsführerin, die alles unter Kontrolle gehalten hatte, und die Ratsmitglieder beschuldigten sich gegenseitig ihres Mordes. So zerstritten sie sich nach und nach, bis ein Krieg ausbrach. Ein Krieg zwischen den Drachen aus dem Drachenzahngebirge, den Harpyien aus der Sascilia Canyon, den Wandlern aus dem Aslan Tal, den Engeln aus dem Ystra-Hochland, den Lichtelfen von der Elfeninsel, den Nixen von der Küste der Wehklagen, den Vampiren aus der Verlassenen Abtei, den Feen und Dunkelelfen aus den Wilden Landen, den Dämonen aus dem Aotulia Vulkan und den Werwölfen aus den Heulenden Bergen. Doch niemand wusste, wer für das Verschwinden ihrer Ratsführerin verantwortlich war und vor allem wusste niemand, wo sie war oder, ob sie überhaupt noch lebte. Bis heute. Die Menschen, die bei diesem Krieg tatenlos zusehen mussten, wollten endlich etwas ändern, allen voran ihr Vorstand. Sie hatten es satt, wie unnützes Vieh behandelt zu werden, und wollten etwas bewegen. Genauso war ihre Wissensgier riesig und ohne die Stadt verlassen zu können, würden sie diese nicht stillen können. Sie mussten wissen, was vor ihrer Ankunft in Shahar passiert war. Denn es wurde gemunkelt, dass vor ihnen schon einmal Menschen das Land in ein riesiges Chaos gestürzt hatten. Doch um das herauszufinden mussten sie zunächst einmal die verschollene Ratsführerin finden und genau dies machten sie sich zur Aufgabe. Noch früh am Morgen, und vor Sonnenaufgang, war es, als sich der Vorstand in den Hallen der weißen Kathedrale traf, um über ihr weiteres Schicksal zu entscheiden. Er bestand aus sechs Personen, davon waren vier Männer und zwei Frauen. Zwei von den sechs kamen aus herrschenden Familien, der Rest waren angesehene Menschen dieser Stadt. Sie saßen an einem runden Tisch. Über ihnen schwebte das Herzstück der Stadt, ein violetter Diamant, der sich um sich selbst drehte und für das gewisse Licht im Raum sorgte. „Wir müssen endlich handeln“, begann Dwight, der einer der vorherrschenden Familien angehörte. „Es kann nicht ewig so weitergehen, dass wir uns unterdrücken lassen.“ Krispin, der Meisterschmied, und der wesentlich mehr auf dem Boden geblieben war, als Dwight, antwortete ihm: „Und was schlägst du vor?“ Dwight schien nichts einzufallen, weil er schwieg. „Siehst du.“ „Aber es kann auch nicht sein, dass wir so hohe Steuern an sie zahlen müssen. Unsere Jugend kann auch nicht richtig ausgebildet werden“, warf Isis ein, welche Schneidermeisterin war und sämtliche Gewänder und Kleidung für die Menschen aus Varanas entwarf. „Außer für das Militär und die Außenposten“, antwortete Reik, „und viele trauen sich nicht, da sie leben wollen anstatt sofort umzukommen.“ Reik war Juwelier und war sehr gefragt, wenn es um Hochzeiten ging. Da er und seine Frau keine Kinder haben konnten, haben sie vor fast 18 Jahren ein Mädchen bei sich aufgenommen, welches vor den Stadttoren ausgesetzt worden war. „Wenn wir nur irgendwie verhandeln könnten“. In Isis Stimme war Verzweiflung herauszuhören. „Hattest du nicht gesagt, du hast eine Idee?“, wandte sich Reik an Ovid, der Oberoffizier des Militärs, welcher bisher geschwiegen hatte. Doch jetzt meldete er sich zu Wort: „Die hab ich, in der Tat. Vjosana hat für mich nachgeforscht.“ Die letzte aus dem Vorstand erhob ihre glockenklare Stimme: „Ich hab etwas in den alten Mythen meiner Familie nachgeforscht und bin auf etwas gestoßen.“ Vjosana gehörte zur anderen herrschenden Familie, die in ihrem Stammbaum Hexen verzeichnen konnten. Auch sie war eine davon. „Es gibt die Legende, dass eines Tages vor den Stadttoren ein Mädchen ausgesetzt werden würde und zu einer Pflegefamilie kommt. Das Land Shahar würde nur auf sie warten und nur sie wäre in der Lage, den Menschen die Freiheit zu geben, die sie verdienten.“ Als sie verstummte drehten sich fünf Köpfe zu Reik herum. „Ihr meint, es ist June?“ „Wir sollten es jedenfalls versuchen.“ Reik wurde auf Dwights Worte hin böse. „Aber sie hat keinerlei Ahnung davon. Sie hat weder eine kämpferische Ausbildung, noch kennt sie sich mit diesem Land aus. Ich hab ihr dieses Wissen stets verweigert und sie wollte es auch nicht erlernen.“ „Das ist dann jetzt ihr Problem.“ Reik entglitt ein Knurren und er musste sich zusammenreißen, nicht Dwight an die Gurgel zu gehen. „Wir sollten nichts überstürzen“, warf Isis ein doch Dwight unterbrach sie: „Du kannst dich auch nicht entscheiden oder? Auf der einen Seite willst du, dass sich sofort etwas ändert, auf der anderen willst du warten.“ Isis Gesicht bekam einen wütenden Ausdruck. „Ich kenne June, sie hat bei mir schon gearbeitet und sie ist ein wirklich nettes Mädchen.“ Reik pflichtete ihr in Gedanken bei. „Aber wir haben keine andere Wahl“, sagte Vjosana. „Wir sollten es wirklich probieren.“ „Das werde ich nicht zulassen, dass sie in ihr Unglück rennt!“ Reik war jetzt wirklich wütend und zeigte dies nun auch offen. „Wir sollten abstimmen“, antwortete Krispin und Ovid drückte Reik wieder zurück in seinen Stuhl, da er aufgesprungen war. Ovid erhob sich anschließend. „Also, wer ist dafür, dass wir June diese wichtige Aufgabe anvertrauen und sie es versucht?“ Dwight, Krispin und Vjosana hoben sofort die Hände. Ovid anschließend auch, was ihm einen vernichtenden Blick von seinem Freund Reik einbrachte. „Und wer ist dagegen?“ Einzig allein Reik und Isis hoben die Hände. „Damit wäre es beschlossen.“ Reik wollte sofort wieder protestieren, aber Isis, die eben noch seine Verbündete war, fuhr ihm über den Mund. „Lass es, Reik. Es hat keinen Sinn.“ Enttäuscht von ihr ließ er sich zurück in seinen Sitz sinken. „Dann ist es ja beschlossen“, sagte Dwight und stand auf. „Reik wird June gleich darüber informieren und noch am heutigen Morgen wird sie aufbrechen, um die Amulette zu sammeln.“ „Heute noch?“ „Ja, das ist das Beste.“ Damit verließ Dwight als erster die Hallen und einige der anderen schlossen sich an. Einzig allein Isis und Reik blieben noch. „Es tut mir leid, dass du so deine Tochter verlierst.“ Reik nickte und stand auf. Er wusste, was June bevorstand. Und er wusste, dass niemand in den Landen von Shahar als Mensch überleben konnte. Vor allem dann nicht, wenn man über nichts aufgeklärt ist und keine Ausbildung hatte. Es würde ihr sicherer Tod werden. Mit diesem Gewissen verließ er die Hallen und die weiße Kathedrale und wappnete sich für das Gespräch mit seiner Adoptivtochter. Indes bemerkte niemand, dass der violette Diamant stehen blieb. To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)