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Im Schatten der Macht

von

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Hausarbeit?

Mist!, Galinda saß im Literaturunterricht, jeden Moment würde der Professor durch die Tür treten und die Blonde hatte mal wieder vergessen, das Buch, über das sie im Unterricht sprachen, mitzunehmen, geschweige denn zu lesen. Es hatte eben immer wichtigere Dinge gegeben, um die sie sich hatte kümmern müssen.

Morgen lese ich das Buch, hatte Galinda immer zu sich gesagt und so hatte sie mit reinem Gewissen schlafen können.

„Im Schatten der Macht“, der Titel allein brachte Galinda schon zum Gähnen. Außerdem hatten die Hauptfiguren auch unspektakuläre Namen… Sie hießen Ciela und Taya. Warum hießen sie nicht Daphne und Galinda?

Die Tür schwang auf und als der Professor, ein ZEBRA, die Studenten begrüßte, begann Galinda unruhig auf ihrem Stuhl hin und her zu rutschen.

Neben ihr saß niemand, in dessen Buch sie hätte schauen können, Elphaba… Moment, wo war ihre grüne Zimmergenossin? Elphaba hatte das Zimmer doch heute Morgen viel früher als sonst verlassen. Wo trieb sie sich bloß rum?

Gerade als Galinda anfing, sich ernsthaft Gedanken über Elphaba zu machen, klopfte es an der Tür und die Grüne trat ein.

Wenn man vom Teufel spricht, dachte Galinda, sie war gespannt, was Elphaba als Ausrede für ihr Zuspätkommen anbringen würde.

„Es tut mir Leid, Professor Zilius, ich habe verschlafen“, wüsste Galinda es nicht besser, hätte sie Elphaba geglaubt.

„Hat Miss Galinda Sie denn nicht geweckt?“, der Professor schien noch ein wenig misstrauisch.

„Ich…muss wohl wieder eingeschlafen sein…“, Elphaba schaute schuldbewusst.

Der Professor seufzte ergeben, „Dann setzen Sie sich schnell, wir wollten gerade beginnen!“

Elphaba sah sich um und entdeckte den letzten freien Platz – neben Galinda. Sich ihrem Schicksal ergebend, schritt sie auf den leeren Stuhl neben ihrer blonden Zimmergenossin zu. Sie setzte sich und kramte das Buch und einige Notizen aus ihrer Tasche.

Galinda hatte nichteinmalmehr gewusst, dass auf dem Deckblatt des Buches zwei Frauen abgebildet waren. Es war, als sehe sie das Buch zum ersten Mal.

„Elphieeeeee?“, Galinda stupste ihre Sitznachbarin an.

„Hm?“, kam es von Elphaba. Galinda schaute beschämt auf das Pult und die Grüne begriff sofort, um was es ging, „Du hast dein Buch schonwieder vergessen, oder?“

Seufzend schob Elphaba die Lektüre in die Mitte des Tisches, damit auch Galinda hineinschauen konnte.

„Wie viele Bücher haben wir im Unterricht schon durchgenommen? Drei? Vier? Und jedes Mal vergisst du deines!“, Elphaba schaute die Blonde streng an, „Lass mich raten, gelesen hast du es auch nicht, oder?“

„I-ich hatte es vor, aber-“, setzte Galinda zu ihrer Verteidigung an, aber Elphaba unterbrach sie, „Es gab Wichtigeres, richtig? Galinda!“

„Gibt es ein Problem, Miss Elphaba? Miss Galinda?“, Professor Zilius war die Kabbelei zwischen den beiden keinesfalls entgangen und Galinda rechnete nun fest damit, dass Elphaba sie nun bloßstellen würde. Doch zu ihrer eigen Überraschung antwortete Elphaba, „Nein, es ist alles in Ordnung, fahren Sie bitte fort…“

Galinda blickte Elphaba immer noch etwas ungläubig an, doch diese sagte nur „Du kannst mir später danken.“, und wandte sich wieder dem Unterricht zu.

Der Professor behandelte intensiv die ersten Kapitel mit der Klasse. Die störenden Elemente in der scheinbaren Harmonie der Anfangsszene bis zu den anfänglich herrschenden Spannungen zwischen den Hauptcharakteren.

Elphaba schien das Buch auswendig gelernt zu haben, denn immer wieder zitierte sie sie Charaktere und den Autor. Mehr und mehr begann Galinda, sich für das Buch zu interessieren. Die Tiefgründigkeit der Protagonisten, der gesamten Geschichte und ihrer Dialoge, all das fesselte sie.

Die Stunde verging wie im Flug, während sie abwechselnd dem Professor und Elphaba lauschte, die jede Frage von Zilius zu beantworten wusste.

„Ihre Hausarbeit besteht darin, den ersten Dialog der Protagonisten genauer zu betrachten, ihn in den weiteren Verlauf der Geschichte einzuordnen und eventuelle Notizen anzufertigen, an welchen Stellen sie eingegriffen hätten. Womöglich hätte die Geschichte durch ein paar kleine Worte ihrerseits eine ganz andere Wendung genommen. Seien Sie kreativ!“, damit beendete Professor Zilius die Stunde und die Studenten verließen den Saal laut schwatzend.

Elphaba war schon beinahe aus dem Saal gestürmt, als Galinda nach ihr rief.

„Elphaba! Kannst du – warte!“

Galinda lief ihrer Zimmergenossin hinterher, „Kannst du…“, es war ihr peinlich, Elphaba nach Hilfe zu fragen, die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen kommen.

„Kann ich was, Galinda?“, Elphaba drehte sich um und schaute direkt in Galindas blaue Augen. Galinda errötete und schaute zur Seite.

„Für sowas hab ich keine Zeit!“, die Grüne wandte sich zum Gehen, doch da brach es aus Galinda heraus.

„Kannst du mir helfen? …Bei der Buchaufgabe meine ich…“

Elphaba drehte sich überrascht um, einen Hilferuf hätte sie als letztes von Galinda erwartet.

„J-ja natürlich…“, etwas perplex ging sie aus dem Raum, doch blieb noch einmal in der Tür stehen, „Heute Abend…“

Mit diesen Worten verschwand Elphaba und Galinda blieb allein zurück im leeren Klassenzimmer, mit einem wild pochenden Herzen.

Nachhilfe

Der restliche Tag verging nur langsam, zähflüssig wie Honig. Die Stunden wollten einfach nicht vergehen. Die ganze zeit fieberte Galinda dem Abend entgegen.

Endlich wieder auf ihrem Zimmer zog sie sich ihren rosafarbenen Pyjama an, setzte sich aufs Bett und kramte ‚Im Schatten der Macht‘ aus ihrer Nachttischschublade und fing sofort an zu lesen.

Galinda tauchte in die Geschichte zweier Frauen ein, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Langsam aber sicher begann Galinda, sich mit Ciela, der ersten Hauptfigur, zu identifizieren. Es dauerte nicht lang, bis sie Elphaba in der Rolle der Taya sah, geheimnisvoll und unergründlich.

Viel weiter, als sie im Unterricht gekommen waren, war Galinda auch nicht, als Elphaba das Zimmer betrat.

„DU liest? Freiwillig?“, langsam schien Elphaba die Welt nicht mehr zu verstehen. Galinda antwortete nichts, doch als sie zu ihrer Zimmergenossin aufsah, erschrak sie.

Eine lange, tiefe Wunde zog sich über Elphabas linke Wange und ihre rechte Hand war zerkratzt.

„W-was ist passiert?“, Galinda sprang entsetzt auf.

„Ach das… nichts besonderes, ich habe mich mit einem schlafenden Hund angelegt.“, Elphaba lächelte und aus ihrer Betonung konnte Galinda nicht entnehmen, ob sie nun von einem Hund oder einem HUND gesprochen hatte. Vielleicht meinte sie auch gar kein Tier oder TIER, vielleicht sprach sie in Metaphern… Elphaba war für Galinda immer noch ein Rätsel, so wie Taya für Ciela.

„Ich- ich bin gleich wieder da.“, Elphaba verschwand im Badezimmer, während Galinda noch eine Zeit lang ihren Gedanken nachhing.

„Bereit zur Nachhilfe?“, Elphaba grinste, als sie das Zimmer erneut betrat. Die Wunde war kaum noch zu erkennen.

Auch Galinda begann nun zu grinsen und setzte sich bereitwillig neben Elphaba auf ihr Bett. Elphaba stopfte ein paar Kissen gegen die Rückenlehne und machte es sich bequem. Galinda saß neben ihr, wie ein kleines Kind, das darauf wartete, dass seine Mutter ihm Geschichten erzählt.

„Wie weit bist du in deinem plötzlichen Anflug von Leseeifer denn gekommen?“, fragte die Grüne belustigt.

Galinda schaute gespielt beleidigt, aber beantwortete Elphabas Frage letztlich mit einem knappen „Seite 31, Kapitel 4…“

Elphaba blätterte die Seite auf und las einige Sätze. Galinda wusste, dass das unnötig gewesen wäre, ihre Zimmergenossin wusste genau, worum es in dem Kapitel ging. Es war, als bräuchte sie etwas Bedenkzeit, doch wofür?

„Ah ja…“, sagte Elphaba nach einer Weile, „Ciela und Taya haben sich also gerade getrennt…“

„Ja…“, erwiderte Galinda und eine Zeit lang herrschte Schweigen.

„Warum?“, Galinda war die erste, die die Stille wieder durchbrach.

„Was?“, fragte Elphaba verwirrt.

„Warum haben sie sich getrennt? Sie waren doch Freundinnen … oder nicht?“, diese Stelle des Buches hatte Galinda am Boden zerstört. Diese innige Freundschaft zwischen den beiden Frauen konnte doch nicht einfach vorbei sein.

„Ja, das waren sie ganz sicher. Allerdings fingen sie an sich auseinander zu leben, verschiedene Wege einzuschlagen… Hinzu kommt, dass Taya nicht wollte, dass Ciela in Gefahr ist… Vieles spielte bei dieser Entscheidung Tayas eine Rolle, das Wichtigste jedoch ist, dass die beiden bis dahin und auch im weiteren Verlauf der Geschichte mehr als nur eine einfache Freundschaft verbindet…“, Elphabas Blick schweifte aus dem Fenster.

„Ist es Liebe?“, fragte Galinda, die verträumt Elphabas Blick folgte.

Augenblicklich versteifte Elphaba sich und wurde leicht dunkelgrün, mit so einer Frage hatte sie nicht gerechnet.

„I-ich weiß nicht genau…“, die Grüne schaute die Blonde, die dicht neben ihr saß, an und diese wurde im Gegenzug dunkelrot.

Es ist nur ein Buch, dachte Galinda, die wie sie selbst meinte, die Handlung der Geschichte viel zu sehr auf sich selbst und ihre Lage bezog. Oder… war die Geschichte nur Mittel zum Zweck dazu, tiefere Gefühle in Galinda zu entdecken, wahre Gefühle, die einen Ausweg suchte und in diesem Buch Halt fanden?

Blödsinn, welche wahren Gefühle?, schalte Galinda sich selbst, doch trotzdem machte ihr Herz einen Hüpfer, als sie Elphaba neben sich ansah.

Ist es Liebe?!

Es war ein stürmischer Tag und schon der dritte Abend, an dem Elphaba Galinda Nachhilfe in Sachen Literatur gab. Die Äste der Bäume schlugen gegen die Fenster und Galinda kuschelte sich ein wenig an Elphaba, nicht zu auffällig, nur um ein wenig mehr in ihrer Nähe zu sein.

Galinda hatte mit Spannung das gesamte Buch in wenigen Stunden durchgelesen und fand es viel zu kurz. Denn das Ende und den damit verbundenen Tod der Hauptfigur wollte Galinda einfach nicht hinnehmen.

„Was meinst du wäre passiert, wenn die beiden zusammen geblieben wären?“, Galinda rutschte ein wenig auf ihrem Bett herum und schaute Elphaba neben sich an.

Einen unendlich langen Moment schwieg die Grüne und schien zu überlegen, wie sie sich am besten ausdrücken sollte.

„Ich denke…“, begann Elphaba und die Blonde hing gespannt an den Lippen ihrer Zimmergenossin.

„Ich denke, sie hätten nicht zusammen bleiben können. Es ist am besten so, wie die Geschichte es schreibt. Die beiden waren einfach zu verschieden.“

Galinda wusste nicht zu erwidern und eine Weile herrschte Stille zwischen den beiden, jeder hing seinen Gedanken nach.

„Es hätte Taya vielleicht das Leben gerettet“, warf Galinda ein.

„Vielleicht“, kam es nur von Elphaba und erneut hielt Schweigen Einzug.

„Doch ich denke nicht, dass Ciela Taya hätte retten können vor der Macht, die alles kontrolliert, alles lenkt in dieser Geschichte. Letztlich waren sie nur Figuren in dem niederträchtigen Schachspiel des Machthabers…“, sagte Elphaba schließlich.

„Aber…aber es hat ihr Leben zerstört!“, Galinda schluchzte, mit solcher Grausamkeit hatte sie es noch nie zu tun gehabt, es verschreckte sie, was Macht alles anrichten konnte. Sie wollte ein anderes Ende! Ein fröhliches, eines in dem die beiden zusammen sein konnten. Doch sie würde ihren Willen nicht bekommen, der Autor würde das Buch nicht mehr umschreiben. Galinda war am Boden zerstört und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

Elphaba hatte nicht mit einer solchen Reaktion Galindas gerechnet.

„Es ist doch nur ein Buch, Galinda!“, doch alles half nichts, die Blonde begann nur noch heftiger zu schluchzen. Hilflos nahm Elphaba Galinda in ihre Arme.

„Es ist ja gut, es ist nur eine Geschichte, nur ein Buch…“

Galinda konnte nicht verstehen, dass das Leben auch grausam sein konnte, dass es keinesfalls immer ein Happy End gab. Das Leben war nicht fair.

Die Grüne wiegte Galinda in ihrem Armen vor und zurück und während draußen ein Gewitter tobte, waren die beiden schon längst eingeschlafen.

Eine stürmische Nacht

Galinda erwachte, weil sie fror. Es war noch dunkel draußen und Galinda tastete nach ihrer Decke. Sie drehte sich um und blickte in Elphabas schlafendes Gesicht. Die Grüne atmete ruhig, doch ihre Augen zuckten unter ihren Lidern, sie träumte.

Galinda rutschte ein Stück näher an Elphaba. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und es wunderte sie, dass Elphaba von diesem Lärm nicht erwachte.

Ein Blitz erhellte den Raum und Galinda schien es einen Augenblick, als würde Elphaba leuchten.

Vorsichtig, darauf bedacht, ihre Zimmergenossin nicht zu wecken, legte Galinda Stirn an die von Elphaba, die im Gegenzug leise seufzte.

Genau hätte die Blonde nicht sagen könne, was sie dazu bewegte, vielleicht war es ein inneres Verlangen, dem sie endlich nachgab, trotzdem schloss sie ihre Augen küsste sie sanft die grünen Lippen.

Langsam öffnete Galinda ihre Augen wieder und betrachtete Elphaba noch eine Weile. Ihre Nase, ihre Wangenknochen und ihre wunderschönen Lippen, die ein wenig nach Frühling schmeckten, nach Wald und Blumen und Früchten…

Erneut legte Galinda ihre Stirn an Elphabas und deckte sich und ihre Zimmergenossin zu. Elphaba bewegte ihren Kopf ein wenig und murmelte vor sich hin. Unverständliche Dinge, nur ein einziges Wort hörte die Blonde klar und deutlich, ‘Galinda‘.

Sie erschrak, Galinda dachte Elphaba hatte sie ertappt und wäre die ganze Zeit wach gewesen, doch die Grüne lächelte und schlief wie ein Stein.

‚Galinda‘, hallte es im Kopf der Blonde noch immer, ‚Galinda‘…

„Elphie“, flüsterte sie kaum hörbar und gab der Grünen noch einen Kuss, bevor sie eng an Elphaba gekuschelt wieder einschlief.

TIERisches Durcheinander

Als Galinda aufwachte, war sie allein. Elphaba war nirgends zu entdecken, hatte Galinda etwa verschlafen? Nein, unmöglich...

Müde rappelte die Blonde sich auf und streckte sich mit einem genüsslichen Gähnen. Hatte sie nur geträumt? Alles nur eine Illusion?

Nein, es war zu echt gewesen, das Gewitter und der Geschmack von Elphabas Lippen, den Galinda noch immer schmeckte.

Die Blonde schritt ans Fenster, der Sturm letzte Nacht hatte einiges angerichtet. Im Haus gegenüber fehlten ein paar Dachziegel und sogar einige riesige Äste des alten Kirschbaums waren auf dem Gelände verstreut. Die gröbsten Schäden schien der Hausmeister, ein OCHSE, der sich jetzt um die Äste kümmerte, aber schon beseitigt zu haben.

Galinda hatte noch ein wenig Zeit, bevor der Unterricht begann. Sie war viel früher als sonst wach geworden. Langsam, mit müden Gliedern schleppte sie sich ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche.

Plötzlich war Galinda hellwach, das Wasser war eiskalt und ihr entwich ein kleiner Schrei. Doch irgendwie fand sie Gefallen an dem kalten Wasser und nach einer ausgiebigen Dusche und reinlichem Zähneputzen begab sie sich in die Frühstückshalle.

„Morgen!“, trällerte Galinda, als sie den Raum betrat, doch noch saßen kaum Schüler auf den Holzbänken. Die Anwesenden blickten sie müde an, aber keiner sagte ein Wort, einige grummelten etwas vor sich hin.

Das bekümmerte die Blonde wenig und sie machte sich auf den Weg zu ihrem Stammplatz.

Einige Zeit später begannen ein paar Angestellte der Küche, die Tische für das Frühstück zu decken. Eine KATZE reichte Galinda Teller und Besteck. Die Blonde fürchtete um KATZENhaare in ihrem Essen, doch zu ihrer Überraschung fand sie kein einziges. Schweigend nahmen Galinda und ihre, ihr unbekannte, Sitznachbarin das Essen zu sich. Elphaba war immer noch nirgends zu entdecken.

Galindas Blick wanderte zu der Tür, die in die Küche führte. Durch ein kleines Fenster sah Galinda die KATZE, die soeben noch aufgedeckt hatte und eine streng wirkende junge Frau. Die beiden schienen sich zu streiten.

Der KATZE liefen Tränen über ihr Fell, als sie stürmisch die Küche verließ und durch den Frühstückssaal eilte.

Die Blonde sah ihr verwundert nach, was war hier los? Hatte nicht erst letzte Woche der Professor für Physik, ein PANTHER überraschend gekündigt?

Galinda tat dies unsicher vorerst als Zufall ab, doch sie wusste nicht, dass sie ihre Meinung im Laufe der nächsten Tage noch ändern würde.
 

Ihre erste Stunde nach einem langen Wochenende war Geschichte von Oz. Galinda hasste dieses Fach, es interessierte sie nicht, was in der Vergangenheit passiert war, das war doch schließlich vorbei, oder nicht?

Die Tür schwang auf, doch es trat ein Lehrer ein, der Galinda fremd war.

„Doktor Dillamonth lässt sich entschuldigen, er fühlt sich heute nicht sehr wohl. Ich bin ihre Vertretung.“, einen Raunen ging durch die Studenten, der alte ZIEGENBOCK hatte noch nie auch nur eine Unterrichtsstunde gefehlt.

„Ruhe!“, forderte der Professor und fuhr mit dem Unterricht fort.

Elphaba fehlte die gesamte Stunde. Galinda fing an sich ernsthafte Sorgen zu machen, dieses Fach war eines ihrer liebsten, nicht zuletzt wegen Doktor Dillamonth. Ihre Zimmergenossin schien äußerst interessiert an der Vergangenheit, sie wollte wissen, wie Oz zu dem geworden war, was es nun ist. Galinda verlor sich ganz in den Gedanken an Elphaba und erneut dachte die Blonde an vergangene Nacht. Was wäre geschehen, wenn Elphaba aufgewacht wäre, wenn sie-

„Miss Galinda!“, die Blonde fuhr zusammen, als der Lehrer sie aufrief.

„J-ja?“, antwortete sie unsicher, auf das Schlimmste gefasst.

„Die Stunde ist vorbei, haben sie denn keinen Unterricht?“, der Professor lächelte Galinda an, die dunkelrot wurde.

„D-doch natürlich, Verzeihung!“, die Blonde packte ihre Sachen und verließ so schnell wie möglich das Klassenzimmer.
 

Auf ihrem Weg zum Literaturunterricht begegnete sie Boq, der sie fröhlich anstrahlte, „Miss Galinda!“

Die Blonde sagte nichts und lächelte nur. Sie hoffte im Stillen, dass er so schneller verschwinden würde.

„Miss Elphaba-…“, weiter kam Boq nicht, denn Galinda unterbrach ihn aufgeregt.

„Was weißt du von ihr?“, geschockt über ihr eigenes aufbrausendes Verhalten, errötete Galinda.

„S-sie lässt ausrichten, dass es ihr leid täte und dass sie sich nicht gut fühle.“, fuhr Boq leicht verunsichert fort.

„Wann hat sie Ihnen das mitgeteilt, Master Boq?“, erkundigte Galinda sich und versuchte dabei gelassen zu klingen.

„Ich habe sie heute Morgen auf dem Flur getroffen, sie kam mir entgegen. Sie sah allerdings auch ein wenig grün um die Nase aus.“, Boq grinste ein wenig, mit seinem Witz hatte er die Situation ein wenig auflockern wollen.

Ungewollt musste Galinda lächeln. Sie mochte Boq zwar nicht besonders, er ging ihr ziemlich auf die Nerven mit seinem Liebesgetue, doch sie musste ihm zugutehalten, dass er immer auf ihr Wohl bedacht war.

„J-ja, vielen Dank“, sagte Galinda kurz angebunden, sie wollte nicht länger, als unbedingt nötig mit ihm reden, also wendete sie ihren Blick nach vorn, an ihm vorbei und ging weiter in Richtung Klassenzimmer.

Sie war nicht weit gekommen, als Boq ihr hinterher rief, doch Galinda ignorierte ihn gekonnt.

Die Blonde saß in der dritten Bankreihe, wie immer und sie dachte nach, wie noch nie.

Was war mit Elphaba? War sie krank? War es ernst? Gestern ging es ihr doch noch gut, oder?

Das Zuklappen der Tür holte Galinda in die Realität zurück.

Erneut stand ein neuer Professor vor der Klasse.

„Was ist mit Professor Zilius?“, hätte Elphaba jetzt gefragt und da sie nicht da war, fühlte Galinda sich auf irgendeine Weise dazu verpflichtet, diese Frage zu stellen.

„Entschuldigung, Miss-?“, der Professor war noch jung und ein wenig unsicher.

„Glinda…“, sie selbst wusste nicht, was sie dazu bewegte, ihren Namen falsch, nein, auf Doktor Dillamoths Weise auszusprechen, doch sie tat es.

„Miss Glinda, Doktor Dillamonth sah sich gezwungen, diese Fakultät zu verlassen. Es sind gewisse… familiäre Umstände, bitte, ich weiß nicht, ob Sie das etwas angeht…“, ein wenig irritiert begann der neue Lehrer mit seinem Vortrag über das Buch. Immer wieder stellte er Zwischenfragen und es war das erste Mal in Glindas Schullaufbahn, dass sie sich im Literaturunterricht meldete. Sie wünschte sich bloß, dass Elphaba das hätte sehen können.

Neuigkeiten

Einige Tage vergingen, ohne dass Elphaba auftauchte.

Glinda wurde immer unruhiger, auch auf der Krankenstation hatte niemand etwas von ihr gehört. Da auch Doktor Dillamonth nicht auf Shiz war, fühlte Glinda sich gezwungen, mit Boq zu sprechen.

„Hat sie noch etwas anderes gesagt?“, fragte Glinda barsch und Boq verschluckte sich fast an seinem Toast.

„Miss Galinda-…“, erneut ließ Glinda Boq nicht ausreden:

„Glinda, nur noch Glinda…“

„M-Miss G-Glinda“, Boq war sichtlich noch verunsicherter als sonst, „Sie haben mich erschreckt und nein, Miss Elphaba sagte nichts weiter, außer das, was ich Ihnen bereits ausgerichtet habe. Ich lasse Sie aber wissen, wenn ich Neuigkeiten erfahre.“

Glinda seufzte laut und stapfte davon.

Aus ihrer Sorge hatte sich mittlerweile Angst um Elphaba entwickelt. Was würde geschehen, wenn sie nicht zurück käme?

Die Blonde ließ sich auch ihr Bett fallen und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Glinda vergrub ihr Gesicht in ihren rosa Kissen und schluchzte.
 

Es klopfte an der Tür und Glinda fuhr hoch.

„Einen Moment“, rief sie mit tränenerstickter Stimme. Schnell warf sie einen Blick in den Spiegel und rieb mit ihrer Hand durch ihr Gesicht, um nicht allzu verweint auszusehen.

„Herein“, rief Glinda schließlich und kaum hatte sie das Wort ausgesprochen, platzte Boq in das Zimmer.

„Es gibt Aufstände in der Smaragdstadt!“, er schrie Glinda an, als ob sie der Grund für alles wäre.

Verwirrt schaute die Blonde auf die Zeitung, die Boq in der Hand hielt. Die Schlagzeile des ‚Ozianischen Boten‘ lautete „AUFSTÄNDE IN DER SMARAGDSTADT, TIERische Aufregung“.

Glinda entriss Boq die Zeitung und las so schnell sie konnte, um so schnell wie möglich alles zu erfassen.

„..Demonstrationen…“, „Ausschweifungen…“, „…Rechte der TIERE…“

Der Schock traf Glinda aber erst, als sie sich das Foto ansah. Nicht nur die KATZE aus der Mensa und Professor Zilius waren darauf zu sehen, etliche andere TIERE aus Shiz waren darauf vertreten. Sie befürchtete jeden Augenblick auch Elphabas Gesicht unter den Abgebildeten zu entdecken, doch zum Glück war die Grüne nirgends zu sehen und auch von Doktor Dillamonth war nicht auch nur ein Huf zu sehen.

Trotzdem blieb Glinda besorgt, sie wusste, dass der ZIEGENBOCK dort sein musste und wo er war, würde Elphaba nicht weit weg sein. Sie würde ihm folgen, sie würde kämpfen für die Rechte der TIERE auch bis in den…

Die Blonde wollte den Gedanken nicht zu Ende fassen, trotzdem brach sie erneut in Tränen aus.

Boq saß hilflos neben ihr auf dem Bett und wusste nicht was er tun sollte. Als er endlich den Entschluss fasste, Glinda in den Arm zu nehmen, stieß sie ihn weg.

„Geh!“, schluchzte sie und Boq folgte dem Befehl.

Erneut sank Glinda in ihre Kissen und weinte sich schließlich in den Schlaf.

Literaturgenie?

Glinda erwachte mit einem salzigen Geschmack auf den Lippen und bemerkte, dass sie viel zu lang geschlafen hatte. Die ersten beiden Stunden waren schon vorbei, würde sie sich jetzt beeilen, schaffte sie es gerade noch zum Literaturunterricht.

Halb wach saß Glinda auf ihrem Stuhl und hörte dem Unterricht zu. Der neue Professor hatte erneut begonnen, ‚Im Schatten der Macht‘ mit den Studenten zu besprechen.

„‘Lass mich gehen, lass mich frei…‘“, zitierte der Lehrer die Hauptfigur, „Können Sie sich einen Reim darauf machen, warum Taya das sagt?“

Glindas Hand schnellte in die Luft, so sehr sie diese Stelle im Buch gehasst hatte, die Trennung der Protagonisten, doch trotzdem hatte Glinda von Elphaba gelernt.

„Ja, Miss Glinda?“

Glinda holte tief Luft, bevor ihre Antwort aus ihrem Mund strömte, wie ein Wasserfall einen Berghang hinab, „Taya möchte, dass Ciela sie aus ihrem Versprechen befreit. Sie sagte einst, sie werde sie niemals allein lassen, sie würden jeden Weg gemeinsam gehen, doch an diesem Punkt der Geschichte kann Taya das nicht mehr einhalten. Das bedeutet jedoch keinesfalls, das ihre Freundschaft beendet ist, denn während des ganzen Buches verbindet die beiden viel mehr als nur eine einfache Freundschaft.“, Glinda machte eine Pause und wartete ab, ob der Professor eine Zwischenfrage stellen wollte, doch er schwieg. Die Blonde fügte noch einige Details zu ihrer Antwort hinzu, bis sie letztlich verstummte.

Der Lehrer strahlte über das ganze Gesicht und klatschte begeistert in die Hände, „Bravo Miss Glinda! Sie scheinen sich ja wirklich intensiv mit dem Buch auseinander gesetzt zu haben. Ja, Sie haben recht, die beiden verbindet durchaus mehr…“

Auch den Rest der Stunde wusste Glinda auf jede Frage eine Antwort und machte sich so zum Liebling des neuen Professors.

„Wirklich gut, Miss Glinda!“, lobte er sie auch noch einmal nach der Stunde.

Die Blonde wurde ein wenig rot und bedankte sich.

Der Professor senkte die Stimme, „Sie haben sich doch neulich nach Professor Zilius erkundigt-“

Glinda sah ihn gespannt an, doch er vollendete seinen Satz nicht.

„Ah, Madam Akaber!“, der Lehrer lächelte die Schulleiterin an, „Miss Glinda ist die beste meiner Klasse, sie -…“

„Ich muss mit Ihnen reden, Miss Glinda!“, sagte Madam Akaber barsch, völlig unbeeindruckt von dem Gerede des Literaturprofessors.

Glindas Herz pochte ihr bis zum Hals, als sie der Frau in ihr Büro folgte.

Lügen

„Wo ist Miss Elphaba?“, ohne lange zu herumzureden kam Madam Akaber sofort auf den Punkt.

Glinda erschrak ein wenig, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen.

„Sie ist bei ihrem Vater“, Glinda war erstaunt, wie leicht ihr die Lüge über die Lippen kam.

„Sagen Sie die Wahrheit, Miss Glinda!“, polterte die Schulleiterin, ihr Gesicht wurde knallrot vor Wut.

„Das ist die Wahrheit“, sagte Glinda trotzig, „Warum sollte ich Sie anlügen?“

„Warum um Ozs Willen ist sie bei ihrem Vater?“, da Madam Akaber keine Antwort auf Glindas Frage wusste, stellte sie eine neue.

„Er ist krank und die Ärzte fürchten, dass er den nächsten Frühling nicht mehr erleben wird. Er hat nach Elphaba gefragt. Ein Brief erreichte uns vor einigen Tagen.“, Glindas Stimme war ganz ruhig, obwohl sie aufgeregt war und am liebsten aus dem Fenster getürmt wäre, doch es ging darum, Elphaba ein plausibles Alibi zu verschaffen, bis sie zurückkam, falls sie zurückkam...

Nein!, natürlich würde sie zurückkehren!

„Warum weiß ich nichts davon? Warum hat man mich nicht informiert? Sie können doch hier nicht einfach kommen und gehen, wie es Ihnen gefällt!“, Madam Akaber wollte Glinda noch nicht glauben.

„Es war dringend! Madam, er liegt im Sterben! Elphaba hat versucht, Sie zu informieren, doch Sie sind unglaublich schwer zu erreichen.“, lange würde Glinda den Fragen der Schulleiterin nicht mehr standhalten können, ihre Ausreden wurden immer fadenscheiniger.

Die Blonde machte sich auf eine weitere Tirade von Fragen gefasst, doch es blieb still. Madam Akaber konnte ihr doch unmöglich schon glauben, doch sie tat es. Aus welchen Gründen auch immer ließ sie Glinda gehen.

Immer noch etwas verwirrt stand Glinda eine Weile im Gang vor dem Büro der Schulleiterin. Sie musste sich erst einmal wieder fassen und ihre Gedanken sammeln.

Lügen und dann auch noch für Elphaba, für die Blonde wäre das noch vor ein paar Monaten undenkbar gewesen.

Doch alles ist in Bewegung und Dinge ändern sich, nicht wahr?

Mehr als Freundschaft

Seit Elphaba fort war hatte Glinda einen unruhigen Schlaf, jedes noch so kleine Geräusch weckte sie.

So auch in dieser Nacht, eines von Glindas unzähligen rosa Kissen fiel zu Boden und Glinda schreckte hoch. Sie saß aufrecht in ihrem Bett und war schweißnass, erneut hatte sie ein Alptraum gequält.

Verschlafen blickte sie aus dem Fenster, draußen war es finstere Nacht und es war ein Donnergrollen zu hören. Ein Blitz durchzuckte die Nacht und erhellte den Raum für einen kurzen Augenblick.

Glindas Augen weiteten sich, „Elphie…“

Elphaba stand am Fuß von Glindas Bett und lächelte. Unter ihrem rechten Auge war ihre Haut dunkler als sonst, war es lila? Getrocknetes Blut klebte an Elphabas Hals.

„Elphie“, flüsterte Glinda erneut.

„Dein Bett ist viel bequemer als meins“, die Grüne grinste und kam langsam auf Glinda zu. Sie setzte sich neben die Blonde auf das Bett.

Glinda warf ihre Arme um Elphaba, „Lass mich nie mehr allein!“

Elphaba küsste Glindas Hals, „Nie mehr…“, flüsterte sie.

Die beiden verloren sich in einem leidenschaftlichen Kuss, voller Sehnsucht, Glück und Trauer.

Sie fielen auf Glindas Bett zurück und gaben sich ganz sich selbst hin…
 

Glinda spürte einen Hauch von Frühling auf ihren Lippen, als sie erwachte. Sie drehte sich um und Elphaba war nirgends zu entdecken.

Die Blonde schwang die Beine aus dem Bett und rannte in den Flur.

„Elphie!“, schrie sie mit aller Kraft, die sie hatte und sackte auf die Knie.

„Spinnst du? Weißt du, wie spät es ist?“, ein verschlafenes Mädchen streckte ihren Kopf aus einer Zimmertür. Es schüttelte den Kopf und knallte die Tür wieder zu.

Mit letzter Kraft schleppte Glinda sich zurück in ihr Zimmer. Sie sackte auf ihrem Bett zusammen.

Die Kissen, die Decke, alles roch noch nach Elphaba. Tränen kullerten aus den blauen Augen über die rosigen Wangen.

Glindas Blick fiel auf ihren Nachttisch. Auf ihm lag ein kleiner weißer Zettel. Mit tränenverschleiertem Blick las Glinda die Zeilen darauf, immer und immer wieder;

„Lass mich gehen“, stand auf dem Stück Papier, „Lass mich frei…“



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  argo
2011-03-30T20:56:08+00:00 30.03.2011 22:56
Gute Geschichte ;) ich finde Glinda und Elphaba
passen gut zusammen, bin gespannt wie es weiter geht


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