Blood Moon - Bis(s) in alle Ewigkeit von -DesertRose- (Fortsetzung von Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt) ================================================================================ Kapitel 21: Gutes Training ist der halbe Sieg --------------------------------------------- „Du kannst mich nicht einfach fortschicken!“, protestierte Leah. Sie stand mitten im Wohnzimmer, während es sich ein paar unserer Gäste auf der Couch bequem gemacht hatten. Wo der Rest gerade war, wusste ich nicht. „Alpha!“, antwortete mein Vater. Er führte nicht weiter aus, was das bedeutete und ließ damit Dreiviertel der Anwesenden unwissend, aber ich wusste es. Er war der Anführer des Rudels. Waren die Mitglieder in Wolfsgestalt, konnte er sie dazu zwingen das zu tun, was er von ihnen verlangte. Nun, da ich mich dem Rudel angeschlossen hatte, konnte er das auch bei mir machen, wenn er es denn wollte. Bisher war es noch nicht dazu gekommen, weil ich mich seit dieser jämmerlichen Verwandlung in ein kleines Karnickel nicht mehr verwandelt hatte, aber ich wartete nur auf den Tag, an dem er seine neu gewonnene Macht gegen mich verwendete. Da Leah aber nun in Menschengestalt vor ihm stand, konnte er sein Privileg nicht nutzen und wenn er sich nicht durchsetzen konnte, wurde er gern immer etwas lauter. Ich kannte das zur genüge. „Ich habe genauso ein Recht hier zu sein, wie alle anderen auch“, sagte Leah. „Die Anderen sind aber nicht so verblendet wie du!“ Leah starrte ihn fassungslos an. „Was soll denn das bitte heißen, Jake?!“ Er trat näher an sie heran und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Mir ist klar, warum du mitkämpfen möchtest, Leah. Ich kämpfe wahrscheinlich aus dem selben Grund. Aber Will hätte das nicht gewollt. Er hätte gewollt, dass du dich um eure Kinder kümmerst. Unter keinen Umständen hätte er zugelassen, dass sie allein gelassen werden. Sie haben schon ihren Vater verloren. Lass sie nicht auch noch ihre Mutter verlieren. Bitte.“ Ich sah, wie ihrer beiden Augen glitzerten, als er die Worte aussprach. Leah schürzte die Lippen, dann schob sie mit entschlossenem Blick seine Hand von ihrer Schulter. „Ich weiß, was er gewollt hätte, aber hier geht es darum, was ich will.“ Vater schüttelte den Kopf, dann ließ er seinen Blick hilfesuchend durch den Raum wandern und landete bei Sam. „Sam“, sprach er zu ihm, „sag du doch auch mal was.“ Sam lächelte bitter. „Vergiss es, Jake. Ich hab schon den kompletten Flug versucht, sie zum Umdenken zu bewegen.“ Wieder sah mein Vater Leah an. Man konnte förmlich sehen, wie die Rädchen in seinem Gehirn arbeiteten, aber das absolute Totschlagargument hatte er ja schon gebracht. Wenn sie nicht für ihre Kinder auf das Risiko verzichten wollte, für was dann? „Also gut“, sagte er plötzlich und alle Augenpaare im Raum richteten sich mit einem Mal gespannt auf ihn, auch Leah sah erwartungsvoll zu ihm empor. „Dann kämpfst du eben mit uns. Aber du wirst mich nicht davon abhalten, dass ich dafür sorge, dass du vierfach flankiert wirst.“ Leah lächelte leicht. „Damit kann ich Leben.“ „Oder sterben“, antwortete Vater und ging zur Terrassentür hinaus. Leah blieb stumm zurück. Als ihr Blick anschließend auf mich fiel, stand ich vom Sofa auf und ging ebenfalls nach draußen. Ich konnte ihr immer noch nicht wirklich in die Augen sehen. Ich hatte zwar das Gefühl gehabt, dass sich ihr Groll mir gegenüber etwas gelegt hatte, aber sicher war ich mir nicht, also ging ich ihr lieber aus dem Weg. Die Wiese vor unserem Anwesen war inzwischen zu einem Trainingscamp umfunktioniert worden. Die hohen Mauern um das weite Gelände schützten uns vor neugierigen Blicken, Besucher hatten wir ohnehin nur selten. Ich setzte mich auf die Verandatreppe und sah dem Treiben zu. Die meisten Trainierenden waren heute Wölfe. Sie übten hauptsächlich das möglichst reibungslose Verwandeln in die Wolfsgestalt. Viele von ihnen waren nach der langen Zeit als Mensch etwas eingerostet, was das anging. Ich seufzte. Ob sie es jemals vermisst hatten? Ich tat es. Ich vermisste die Freiheit, die man als Tier spürte. Besonders intensiv hatte ich dieses Gefühl gehabt, wann immer ich als Vogel durch den Himmel geflogen war. Ich sah auf Sams muskulöse Waden, als er neben mir die wenigen Stufen zur Wiese hinunter lief. Er schenkte mir keine weitere Beachtung, sondern lief direkt zu der Traube Wölfe, die einige Meter vom Haus entfernt, teilweise verwandelt und teilweise menschlich, herum standen. Noch während er ging, verwandelte er sich und ging die letzten Schritte auf Pfoten zu ihnen. Er sah die verbliebenen menschlichen Gestaltwandler an, sie nickten, dann verwandelten auch sie sich. Manche brauchten einige Sekunden und teilweise sah ihre Verwandlung leicht verkrampft aus, aber sie schafften es. Nun sahen sie aus, als würden sie sich unterhalten. Plötzlich stiegen wieder zwei Beine eilig die Stufen hinab. Diesmal war es mein Vater. Auch er sah mich nicht weiter an und hatte seinen Blick auf Sams Rudel gerichtet. Wie dieser zuvor, verwandelte mein Vater sich, während er ging. Ich schlang meine Arme um meine Beine, bettete mein Kinn auf meine Knie und beobachtete, wie mein Vater und Sam sich einander näherten. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte Will mir mal von der Kommunikation zwischen Alphas erzählt. Man konnte die Gedanken anderer Rudel nicht hören, deren Anführer aber, konnten miteinander mental sprechen, allerdings konnten sie frei entscheiden, was sie mitteilen wollten und was nicht. Es war also bei weitem privater als innerhalb des eigenen Rudels. Ich wünschte, Mutter Natur hätte das bei allen Wölfen so eingerichtet. Mir graute es jetzt schon davor, obwohl ich bisher nur meinen Vater in meinem Kopf gehabt hatte – und Edward, wenn man es genau nahm. Meine Schwester setzte sich neben mich und lächelte mich an. Seth war natürlich nicht weit von ihr entfernt. Er ignorierte die Treppe, sprang über das Geländer und verwandelte sich im Sprint, um sich zu den Anderen zu gesellen. Mariella strich mir über den Arm und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. Sie spürte meine Anspannung. Es fühlte sich an, als verspotteten sie mich. Natürlich taten sie das nicht wirklich, aber in diesem Augenblick kam es mir so vor. Es war wie damals, als ich im Auto sitzen bleiben und zusehen musste, wie Will in den Kindergarten gebracht wurde, Tag für Tag. Nicht ganz so schlimm, aber es war ein ähnliches Gefühl. Das Gefühl nicht dazu zu gehören. Zum inzwischen dritten Mal sah ich im Augenwinkel ein paar Beine neben mir und verdrehte die Augen. Ich wartete nur darauf, dass auch Carlisle einfach an mir vorbei lief, doch stattdessen setzte er sich plötzlich neben mich. Meine Schwester und ich sahen ihn etwas verwundert an. Er lächelte sein berühmtes Lächeln. Dieses Lächeln, von dem man nie sicher war, ob es ernst gemeint war oder nicht. Er konnte einem nahezu alles diagnostizieren und dabei immer noch so lächeln. Lernte man so was eigentlich beim Medizinstudium? Ich musste Edward mal fragen, er hatte ja mehr als ein solches hinter sich. „Du kannst dich ihnen anschließen, wenn du möchtest“, sagte er. „Was?!“ Es hörte sich zu schön an, um wahr zu sein. Carlisle nickte noch immer mit einem Lächeln auf den hellen Lippen. Ich wand meinen Kopf auf die andere Seite und sah meine Schwester an. Ihre schokoladenbraunen Augen musterten mich, wie so häufig in letzter Zeit, mit einem Anflug von Besorgnis. Ich drehte mich noch einmal zurück zu Carlisle. „Ist schon in Ordnung“, sagte er. Mariella ließ meinen Arm los und ich stand auf. Ich ging die kleine Holztreppe hinunter, bis meine Schuhsohlen das weiche, grüne Gras berührten. Und plötzlich spürte ich wieder alle Blicke auf mir. Die Vampire hinter mir, die Wölfe vor mir, starrten mich dutzende Augenpaare an. Ich schluckte. Was das Verwandeln anging, hatte ich das Talent meines Vaters geerbt. Trotzdem keimte Nervosität in mir auf, als ich begann, mich wenigstens ein paar Kleidungsstücke zu entledigen. Wenn das hier schief ging, würde es richtig, richtig peinlich werden. Ich durfte gar nicht daran denken, was passieren konnte. Ich hatte es nie, es hatte immer funktioniert. Es war für meinen Bruder und mich immer so selbstverständlich gewesen, wie es für andere das Laufen oder Atmen war. Apropos Atmen. Ich atmete noch einmal tief ein und schloss dabei die Lider. Als ich sie aufschlug, machte ich einen Satz nach vorn und ließ die Hitze in mir aufsteigen. Diese pulsierenden Wellen, die sich von Zehen- bis zu den Haarspitzen zogen und den Körper erzittern ließen, um ihm eine neue Form zu ermöglichen. Es gab ein reißendes Geräusch und der große schwarze Wolf brach aus mir heraus. Nun stand ich auf vier Pfoten auf der Wiese, kaum zwei Meter von der Stelle entfernt, an der mein Kleiderhaufen lag. „Wow. Das war gut. Ani, du bist ein Naturtalent“, hörte ich Embrys Gedankenstimme in meinem Kopf hallen. „Naturtalent? Er ist ein geborener Alpha. Es liegt ihm im Blut“, sagte mein Vater stolz. Wäre ich ein Mensch, hätte ich jetzt gelächelt. Wäre ich ein Hund, hätte ich mit dem Schwanz gewedelt. Aber ich war ein Wolf, stolz und anmutig und so war alles was ich tat, an Ort und Stelle stehen zu bleiben und meinen Vater mit meinen noch immer smaragdgrünen Augen anzusehen. „Er ist ein Wolf?!“ Eine laut ausgesprochene Frage. Alle fuhren herum und musterten die Fragestellerin: Leah lehnte gegen das Geländer und starrte mich an. Ihre Reaktion wunderte mich nicht. Ich hatte mich immerzu geweigert, diese Gestalt anzunehmen, obwohl ich es hätte können. Will war der Wolf gewesen, der Sohn des Alpha, nicht ich. Er hatte mich so oft zum Umdenken bewegen wollen, hatte stundenlang auf mich eingeredet, hatte mir erzählt, wie sehr Vater sich darüber freuen würde. Er hatte immer die Hoffnung gehabt, dass wir dadurch die Distanz zwischen uns würden überwinden können. Dass diese Kluft zwischen uns kleiner werden würde, wenn ich meinem Vater Zugriff auf meine Gedanken und Gefühle gab. Aber ich hatte allein den Gedanken daran, mich derart schutzlos dem Zugriff Anderer auszusetzen, gehasst. Und auch jetzt war es noch seltsam. Ich fragte mich, ob ich mich je daran würde gewöhnen können und erntete im nächsten Moment leises Winseln und traurige Blicke von den anderen Rudelmitgliedern und meinem Vater. „Ich hoffe es“, sagte er leise. „Hey!“ Leah forderte unsere Aufmerksamkeit wieder zurück. Entschlossenen Blickes sprang sie, wie zuvor ihr kleiner Bruder, über das Geländer. Ihren Platz nahm Sangreal ein, die Nayeli im Arm hielt. Genau wie sie, sahen nun auch alle anderen Leah langsamen Schrittes auf uns zugehen. Kurz vor uns blieb sie stehen und verwandelte sich. Wahrscheinlich hatte kein anderer der anwesenden Gestaltwandler eine so lange Zeitspanne seit seiner letzten Verwandlung gehabt, wie Leah, dementsprechend nahm ihr das kurze Zögern niemand übel. Vor mir stand nun der kleine, graue Wolf, den ich zuletzt gesehen hatte, als Will ein Teenager gewesen war. Früher hatte sie sich oft verwandelt, um mit ihm irgendwann gleichauf zu sein, was das Alter anging. „Dann wollen wir doch mal sehen, ob du es wert bist, dass dich alle so fasziniert anstarren.“ Obwohl es nur ihre Gedanken waren, die ich in meinem Kopf hörte, war ihre Arroganz kaum zu überhören. „Leah?!“, fragte mein Vater halb verdutzt, halb mahnend. Sie trat näher an mich heran. Unsere kalten Nasen waren gerade mal eine Pfote breit voneinander entfernt. Ihre dunklen Augen fixierten mich. „Bereit für eine kleine Herausforderung?“, ignorierte sie eiskalt meinen Vater. „Jederzeit“, antwortete ich. Ich hatte zwar keine Ahnung, worauf sie hinaus wollte, da sie den Gedanken daran noch nicht in der Wolfsform gedacht hatte, hatte aber auch keine Lust, ihr zu widersprechen, dafür war meine Schuld an ihrem Verlust einfach zu groß. „Was geht da vor sich, Daddy?“, hörte ich das nervöse Sopran meiner Mutter im Hintergrund. „Leah möchte gern wissen, ob sie nach dem Neuzugang im Rudel immer noch den Status als schnellster Werwolf inne hat“, antwortete Edward. „Ein Rennen?“, fragte ich verdutzt. Leah nickte. „Okay und wo ist die Ziellinie?“ „Brauchen wir nicht. Spätestens an der Küste müssen wir stoppen, aber bis dahin werden wir schon längst wissen, wer wen abhängt.“ „Na dann.“ Plötzlich trat einer der Vampire näher an uns heran. Es war Benjamin aus dem ägyptischen Zirkel. „Ich kann euch den Startschuss vorgeben, wenn ihr möchtet“, bot er uns mit einem leichten Akzent in der Stimme an. Dass wir ihn nicht an knurrten, nahm er offenbar als Zusage. Er nickte und hob seine olivfarbenen Hände in Richtung Himmel. Zwischen seinen beiden Handflächen bildete sich eine Kugel aus Wasser, die aus dem Nirgendwo zu kommen schien. Wahrscheinlich zog er das Element aus der Luft oder den umliegenden Pflanzen. Er lächelte uns an, ohne die Arme runterzunehmen. Die Kugel schwebte schwerelos und man sah, wie das Licht der untergehenden Sonne sich in ihr brach. „Wenn das Wasser den Boden berührt“, erklärte er. Wir hatten verstanden und nickten. „Fertig?“, fragte er. Wir gingen in Stellung. „Leah, ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist“, sagte mein Vater. Leah knurrte. „Ach, sei keine Memme, Jake. Er ist nicht aus Glas!“ Mein Vater schnaubte zur Antwort, dann ließ der Ägypter die Kugel fallen. In dem Moment, in dem sie auf dem Boden platzte, fegten wir los, quer über die Wiese und anschließend hinein in den Wald. Eine ganze Zeit lang, waren wir gleichauf, als wir über Stock und Stein rannten. Leah war trotz ihrer langen Pause unglaublich flink. Ich war minimal kleiner, als mein Vater, sie dagegen, war nochmal ein ganzes Stück kleiner, als ich, vielleicht sogar der kleinste Wolf des Rudels. Das kam ihr aber in diesem Moment sicher zu Gute, denn so hatte sie es einfacher, zwischen zwei engen Bäumen durchzuspringen. Im Halbdunkel der letzten Sonnenstrahlen des Tages, verließen wir schließlich den Wald. Wir sprinteten auf weiter Flur und würden uns wahrscheinlich bald der Küste nähern. Leah rannte drei Wolfslängen vor mir und schien überhaupt nicht müde zu werden. Vielleicht überspielte sie ihre Müdigkeit auch nur, aber mir schien es zehn Minuten später fast unmöglich, sie noch zu überholen. „Gibst du auf?“, fragte sie neckisch. „Ja“, gestand ich meine Niederlage ein. „Gut.“ Sie machte natürlich keinen Hehl daraus, dass es ihr gefiel, gewonnen zu haben. Wir stoppten kurz vor dem nahen Strand und ich lies mich sofort auf dem Boden nieder. Normalerweise verausgabte ich mich in einer Tiergestalt nie so sehr, es war ungewöhnlich, vier Beine zu haben, die sich anfühlten als seien sie aus Blei. Ich zog Vögel ohnehin vor. Der Wind nahm einem da das meiste ab. Hier aber war die Schwerkraft erbarmungslos. Leah trat näher an mich heran und sah zu mir hinunter. „Man merkt, dass du wenig Erfahrung als Wolf hast“, merkte sie an. „Sich einfach hinzulegen, wenn man müde ist, kann in einer Notsituation böse ausgehen.“ „Ach?“, fragte ich und setzte mich auf. „Es ist besser man geht langsam weiter und bleibt wachsam. Du bist kein Yorkshire Terrier.“ „Sehr witzig“, sagte ich sarkastisch. „Leah“, schaltete sich mein Vater plötzlich ein. Selbst seine Gedanken klangen wütend. „Genug gespielt. Dreht wieder um.“ Es war noch nicht seine Alphastimme, aber Leah hatte die böse Ahnung, dass sie es bald werden würde. „Habt ihr immer noch überall eure Klamotten-Verstecke verteilt?“, fragte Leah. Sie erinnerte sich wohl an die Zeit, in der sie sich häufig verwandelte, während Will vom Kind zum Teenager heranwuchs. In La Push hatten es sich die Wölfe angewöhnt, ihre Kleidung vor einer Verwandlung ans Bein zu binden. Später waren sie darauf umgestiegen, ihre Klamotten vorher irgendwo zu verstecken. Auch ich hatte diese Methode für meine Streifzüge übernommen und nickte. Die Küste war eins meiner beliebtesten Ausflugsziele, dementsprechend hatte ich hier natürlich auch das eine oder andere Versteck. Ich führte Leah zurück in den, der Küste angrenzenden Wald. Hier hatte ich vorsorglich unter einem Stein, eine Plastiktüte mit einigen Kleidungsstücken verstaut. Es war natürlich kein Kleid darunter, aber Leah scherte sich zum Glück nicht weiter darum. Wenn als zweite Option nur das Nackt herumlaufen zur Wahl stand, schien es für sie auch nicht mehr allzu tragisch zu sein, meine Klamotten zu tragen. „Leah, Anthony! Ihr sollt euch nicht zurückverwandeln, ihr sollt einfach wieder kommen“, kam es von meinem Vater erneut. „Jake, wo ist dein Problem?“, wollte Leah wissen. „Sind die Volturi schon im Anmarsch?“ „Nein. Mir ist einfach nicht wohl dabei.“ „Guck weg“, sagte Leah nun an mich gewandt und ignorierte meinen Vater. Ich drehte mich um und wartete, bis ich sie mit einigen Kleidungsstücken in Menschengestalt fortgehen hörte, dann verwandelte ich mich ebenfalls zurück. Es war das erste Mal, dass ich mit Leah wirklich allein unterwegs war. Wir hatten nie sonderlich viel Kontakt gehabt. Will war Vater gegenüber immer so loyal gewesen, wie kein Anderer. Sie hatten meistens dieselbe Meinung gehabt und sich blendend verstanden. Umso erstaunter war ich nun zu sehen, dass seine Frau meinem Dad nicht aufs Wort zu gehorchen schien. Im Gegenteil, Leah wirkte regelrecht rebellisch ihm gegenüber und obwohl ich mich nun mit meinem Vater besser verstand, gefiel mir das durchaus. Ich war gerade damit beschäftigt, mein dunkelgraues Hemd zuzuknöpfen, da kam Leah zurück. Sie hatte sich einfach eins meiner Hemden genommen und es zu einem schwarzen Minikleid umfunktioniert, indem sie sich einen Gürtel um die Taille gebunden hatte. „Immer noch der alte Schwarzseher“, sagte sie und spielte damit wahrscheinlich auf meine Lieblingsfarbe an, denn auch das Hemd, das sie trug, war schwarz. Ich lächelte und widmete mich dann wieder meinen Knöpfen. Leah nahm die Tüte und schob sie mit den restlichen Klamotten, die sich darin befanden, zurück an ihren ursprünglichen Platz. Drei Knöpfe waren noch übrig, da hielt ich plötzlich inne. Ein süßlicher Geruch, stieg mir in die Nase. Ganz leicht nur, aber er war da. Das Geraschel der Tüte, als sie sie unter den Stein schob, störte mich. „Leah, Stopp!“, sagte ich nur. Sie erstarrte abrupt, dann lies sie das Plastik los und stand langsam auf. „Was ist?“, flüsterte sie. „Riechst du das nicht? Wir sind nicht allein.“ „Anthony, ihr habt zig Vampire nach Irland geholt“, gab sie zurück. „Deren Geruch ist mir bekannt, diesen hier kenne ich nicht.“ „Sicher?“, fragte sie besorgt. Ich nickte. „Zum Anwesen“, sagte ich dann, „LOS!“ Wieder starteten wir gleichzeitig. Dieses Mal in menschlicher Form. Wir rannten den Weg zurück, den wir gekommen waren. Über die Felder ging es in den Wald auf direktem Weg nach Hause. War sie als Wolf noch deutlich schneller als ich gewesen, hatte ich nun die Nase vorn. Das war für mich eigentlich keine Überraschung. Ich war teilweise sogar schneller als die meisten vollwertigen Vampire. Ich hatte die Vermutung, dass ich gegen Neugeborene den Kürzeren ziehen würde, was Schnelligkeit anging, aber ansonsten war dies ein Vorteil, den ich als Hybrid inne hatte. Ich konnte damit ein wenig ausgleichen, dass ich im Zweikampf schwächer war, als sie. Selbst nach zehn Minuten durchgehenden Rennens, hatten wir unsere Verfolger noch nicht zu Gesicht bekommen, aber wir wussten beide, dass sie hinter uns her waren. Vielleicht waren es weitere Abgesandte der Volturi, vielleicht waren es einfach irgendwelche fremden Vampire, die sich über die plötzliche Vampir-Dichte in Irland gewundert hatten, wir wussten es nicht. Wir liefen einfach nur. Der Weg zurück dauerte länger. Leah ließ mehr und mehr nach und ich versuchte mich ihrem Tempo anzupassen. In mir keimte der Verdacht auf, dass es sich nicht nur um einen Vampir, sondern um einen Zirkel aus mehreren handelte. Als wir im Waldgebiet in der Nähe unseres Anwesens ankamen, hallte schließlich ein hohes weibliches Lachen durch die Baumwipfel. Leah sah mich während des Rennens erschrocken an. „Lauf weiter“, sagte ich zu ihr, dann machte ich einen Satz nach oben und landete direkt auf einem Ast über mir. Ich kannte diese Wälder und ihre Bäume und wusste in der Regel, welcher Ast mich trug und welcher nicht. Während ich Leah unten weiter über den Waldboden rennen sah, sprang ich über ihr durch die Kronen. Vielleicht würde ich unsere Verfolger so eher entdecken. In der Tat spürte ich ihre Präsenz hier noch deutlicher und meinte auch einen Schatten zwei Baumkronen weiter gesehen zu haben. In dem Moment, in dem Leah am Waldrand auf die Lichtung rannte, auf der wir unseren Wettkampf gestartet hatten, machte ich einen Satz nach vorn, mit dem ursprünglichen Gedanken, ebenfalls aus dem Wald heraus zu kommen und Deckung durch die restlichen Vampire und Werwölfe zu erhalten. Mein Glück meinte es jedoch, wie so häufig, nicht sonderlich gut mit mir. Ich spürte wie mich etwas nach unten riss, dann knallte ich mit dem Rücken ins Gras. Es war nur ein kurzer, stechender Schmerz, den ich fühlte, ehe wieder verheilt war, was auch immer ich mir durch den Sturz angeknackst oder verstaucht hatte. Ich hätte zufrieden sein können, schließlich war mir nichts weiter passiert, doch noch bevor ich die Augen aufschlagen konnte, landete irgendetwas oder irgendjemand auf mir. Ich öffnete meine Lider und blickte in zwei blutrote Augen. Sie gehörten zum Gesicht einer jungen Dame mit perfekten Gesichtszügen, die von einem langen Vorhang dunkelbrauner, seidener Haare eingerahmt wurden. Erst als ich mich von ihrem Blick gelöst hatte, bemerkte ich den Tumult, der hinter uns losgebrochen war. Ich wollte nachsehen, konnte mich aber kaum rühren. Sie wog wahrscheinlich gerade mal fünfzig Kilo, hatte aber keine Schwierigkeiten, mich am Boden festzunageln. Ihre äußerlich zarten Finger hatten sich in Meine gekrallt, die links und rechts, etwas über meinem Kopf, mit dem Handrücken nach unten, lagen. Ich konnte nur noch meinen Hals leicht bewegen, aber das reichte aus, um wenigstens ein wenig mitzubekommen, was um mich herum geschah. Zwischen meinem Sturz und jetzt waren kaum fünf Sekunden vergangen und schon preschte mein Vater unter wildem Knurren auf uns zu, wurde jedoch von Edward aufgehalten. „Jacob“, rief er, „Nicht!“ Mein Vater stoppte nur wenig vor uns. Ich meinte sogar seinen heißen Atem, den er unter dem immerzu selben tiefen, warnenden, Knurren aus seiner zähnefletschenden Schnauze hervor presste, zu spüren. Den Vampir, der es sich auf mir bequem gemacht hatte, kümmerte seine Gegenwart offensichtlich nicht weiter. Sie schien ihn einfach zu ignorieren, sah die ganze Zeit über nur mich an und machte keine Anstalten, mich loszulassen. Ohne, dass ich es tatsächlich beeinflussen konnte, entfuhr auch mir ein kurzes Knurren. Es war um ein vielfaches leiser, als das meines Vaters und doch zeigte sie ausgerechnet darauf eine Reaktion. Sie lächelte mich mit dunkelroten Lippen an und legte dann ihren hübschen Kopf schief. „Mhm...“, murmelte sie und beugte sich langsam zu mir hinunter. Mit jedem Zentimeter, den sich ihr Gesicht meinem näherte, wurde mein Vater noch lauter. „Siehst aus wie ein Mensch, verhältst dich aber, wie ein Vampir … du musst Anthony sein.“ Dass sie meinen Namen wusste, war für mich nicht gerade beruhigend, im Gegenteil. Hinter uns, setzte sich Edward in Bewegung. „Stefan, Vladimir. Tretet doch aus dem Schatten, wir würden euch gern alle begrüßen“, sagte er und sprach damit zu zwei Vampiren, die sich bisher verdeckt gehalten hatten und nun zwischen den Bäumen und Sträuchern am Waldrand hervortraten. Auf meiner linken Seite war es ein Vampir mit dunkelbraunem Haar, auf meiner Rechten ein weiterer mit aschblondem. Ich kannte sie nicht. Sie gehörten nicht zu den alten Verbündeten, die uns über die Jahre gelegentlich besucht hatten. Ihre Haut war ähnlich papieren, wie die der Volturi. Sie mussten also sehr alt sein. Mit verschränkten Armen standen sie nun da, würdigten mich nur eines kurzen Blickes und ließen ansonsten ihre Blicke über die Reihen befreundeter Zirkel und Rudel schweifen. „Edward Cullen, es ist gar nicht so lange her“, sagte der Rechte und lächelte leicht. „In der Tat“, antwortete mein Großvater. „Für unsereins“, fügte er hinzu. Das Mädchen über mir sah für einen Moment auf und warf einen Blick zu dem, der eben gesprochen hatte. Sie musterten einander für eine Sekunde, dann huschten ihre roten Augen zu meinem Vater, dessen Knurren ein permanentes Hintergrundgeräusch geworden war. Als sie ihn ansah, verengten sich die Augen der Vampirin zu schlitzen, dann lachte sie kurz auf, ehe sie sich wieder zu mir herunter beugte und ihre Lippen auf meine presste. Ich starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Es war mein erster Kuss mit einem vollwertigen Vampir. Es fühlte sich kalt und hart an und abgesehen von ihrem süßlichen Geruch, nahm ich nur den Geschmack ihres Kirschlippenstiftes wahr. Ich hatte ganz sicher schon schlechtere Küsserinnen gehabt, trotzdem war mir noch kein Kuss so unangenehm wie dieser gewesen. Ich kniff die Augen zusammen und wollte mich ihr entziehen, aber der Druck, den sie auf mich ausübte, war zu stark. „Hey!“, hörte ich Sangreal empört rufen und auch meine Mutter meldete sich zu Wort. „Daddy!“, mahnte sie Edward, ebenfalls mit deutlicher Empörung in der Stimme. Wahrscheinlich verstand sie genauso wenig wie ich, warum er meinen Vater zurückgehalten hatte. Dieser knurrte das Mädchen weiterhin an, griff ansonsten aber nicht ein, obwohl ihm das wahrscheinlich ziemlich schwer fiel. „Vladimir, könntest du deinen Neuzugang freundlicherweise bitten meinen Enkel nicht weiter sexuell zu belästigen?“, fragte Edward gespielt höflich. Wäre nicht ich es, um den es hier ging und fühlte ich mich nicht so verdammt hilflos, hätte ich wahrscheinlich sogar gelacht. „Sicher“, antwortete Vladimir erheitert. „Auch wenn ich der Ansicht bin, dass er es als Ehre ansehen und genießen sollte.“ Die Vampirin ließ von mir ab und lächelte mich wieder an, als hätte sie meine Gegenwehr überhaupt nicht wahrgenommen. Ich wollte gar nicht wissen, für wie viele Männer das der Todeskuss gewesen war. Sie mochte schön sein, sie zu küssen jedoch, hatte sich für mich angefühlt, als küsste ich eine Statue. Der heiße Atem meiner Partnerin, den ich sonst immer auf meiner Haut spüren konnte, hatte gefehlt. Ich erinnerte mich an Wills einstigen Vorschlag, das Mädchen, in das ich mich eventuell mal verlieben würde, in einen Vampir zu verwandeln, sollte sie ein Mensch sein, um die Ewigkeit mit ihr verbringen zu können. In diesem Moment wusste ich, dass dies niemals eine Option sein würde. „Du bist süß“, flüsterte sie mir ins Ohr. „Aber wäre ich Caius, wärst du jetzt tot.“ Ich sah sie mit leicht geöffnetem Mund an, dann gab sie meine Hände frei und stand auf. Ich war noch gar nicht richtig auf den Beinen, da packte meine Mutter meinen Arm und zog mich einige Meter weiter nach hinten zu Sangreal. „Alles okay?“, fragte diese und legte ihre Hand auf meine Schulter. „Ja“, sagte ich. „Nur etwas atemlos.“ Sie sah mich ausdruckslos an. „Vom vielen Rennen, nicht wegen dem Kuss!“, fügte ich eilig hinzu. Sie nickte und setzte sich neben mich. Ich schluckte leicht. Wenn sie schon wegen so etwas so drein sah, wie würde sie erst reagieren, wenn ich es je über mich bringen würde, ihr von der Sache mit Cat zu erzählen? „Nun, was führt euch zu uns?“, fragte Edward unsere neuen Besucher. „Wir hörten Gerüchte“, antwortete der, der sich Stefan nannte. „Ihr sollt erneut den italienischen Abschaum herausfordern wollen, sagt man sich“, sagte der Andere. „Nur dieses Mal soll es nicht bei Worten bleiben“, fügte sein Freund wieder hinzu. Es war, als würde nur einer von ihnen sprechen, so sehr ergänzten ihre Sätze sich. *** Wir zogen uns mit unseren neuen und alten Gästen ins Wohnzimmer zurück. Die Vampire verteilten sich im Wohnzimmer und den angrenzenden Bereichen so, dass sie einen guten Blick auf die Neuankömmlinge hatten oder wenigstens dem Gespräch lauschen konnten. Ich hatte mich, Mariella zu meiner Linken, Sangreal mit Nayeli auf dem Schoß zu meiner Rechten, auf dem Sofa niedergelassen. Uns gegenüber saßen die Rumänen. Auch ohne, dass ich genau hinsah, wusste ich, dass die Mädchen an meiner Seite ihr Gegenüber mit bösen Blicken taxierten. Wenn Blicke töten könnten... Der Rest der Anwesenden nahm von meiner kleinen privaten Soap-Opera keine Notiz und fuhren mit den Gesprächen fort. Mein Techtelmechtel auf der Wiese war für sie schon bei den Akten. „Wir sind natürlich über jede Art von Unterstützung erfreut“, erklärte Carlisle sachlich. „Aber bitte seid euch bewusst, dass wir die Volturi nicht angreifen wollen, um euch den Weg zurück zu eurer einstigen Herrschaft zu ebnen.“ Die Rumänen lachten. „Keine Sorge, Carlisle. Wonach es uns verlangt ist nicht Macht, sondern Rache“, antwortete Stefan. „Die Volturi nahmen uns nicht nur unsere Heimat und unseren Status, sondern auch unsere Gefährtinnen“, sagte Wladimir. Ein Augenblick der Stille trat ein. Es war eine drückende Stille. Abgesehen vom Zirpen der Grillen draußen, nahm man nur noch das Schlagen der lebenden Herzen wahr. „Ihr kennt das Gefühl, nicht wahr?“, meldete sich plötzlich ihre weibliche Begleitung zu Wort und zog sogleich alle Blicke auf sich. „Das Gefühl von Verlust. Die Leere die zurück bleibt, wenn man eine wichtige Person für immer verliert.“ Ihr Blick wanderte zu meinen Eltern. „Einen Sohn.“ Zu Mariella. „Einen Bruder.“ Und zuletzt zu Leah. „Einen Mann und Vater.“ Mein Mund stand kurz davor, aufzuklappen. Woher wussten die Rumänen so genau über alles Bescheid? Hatten sie Spitzel? Und wenn sie so gut informiert waren, waren es die Volturi nicht vielleicht auch? Leah schoss aus ihrem Sessel hoch. „Woher weißt du das?!“, fuhr sie die Rumänin an. Sie stellte die Frage, auf deren Antwort wir alle scharf waren. Wladimir und Stefan lachten in sich hinein. „Aurora, unser wunderhübscher Neuzugang, ist ein äußerst talentiertes Mädchen“, sagte Letzterer. „Sie kann die Vergangenheit Anderer sehen.“ Mein Blick wanderte unwillkürlich zu Alice, die das Gegenstück ihrer Gabe erstaunt musterte. „Wie auch immer“, unterbrach Wladimir die Stille. „Wir haben nicht vor, die Herrschaft an uns zu reißen.“ Nun huschten meine Augen hinüber zu Maggie. Andere taten es mir gleich. Maggies Augen ruhten kurz auf dem aschblonden Rumänen, dann nickte sie. Lügen tat er also schon mal nicht. Zumindest noch nicht. Wer vermochte schon zu sagen, ob sie ihre Ziele nicht mitten im Kampf oder kurz danach änderten... *** Ein Schlag. Ein Knacken. Dann schmeckte ich Blut. Ich landete mit dem Rücken auf der Wiese und riss dabei ein gutes Stück Rasen auf. Garrett reichte mir die Hand, ich ergriff sie und ließ mich von ihm hochziehen. „Du bist vielleicht schnell, aber wenn man dich schließlich erwischt, liegst du ziemlich schnell“, sagte er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, während ich mir das Blut vom Kinn wischte. Mein Knochen war schon wieder verheilt. Inzwischen funktionierten meine Heilungsfähigkeiten wieder fast wie früher. Das war auch bitter nötig. In den vergangenen zwei Wochen, hatte ich den einen oder anderen herberen Schlag abbekommen. Das Training mit Vampiren und Werwölfen war hart, aber notwendig und es machte mir Spaß. Nach all den Monaten des Herumsitzens und Wartens, war es eine gelungene Abwechslung. „Bist du dir sicher, dass du nicht lieber in Tiergestalt kämpfen möchtest?“, fragte Seth von der Seite. Ich schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Hybrid, also will ich auch flexibel kämpfen können.“ „Zumindest warst du einer.“ Seth und ich wirbelten herum. Auf dem Ast eines nahen Baumes saß Aurora. Sie sprang herunter. „Bevor du von Caius zersägt wurdest.“ Ich funkelte sie finster an und ging auf sie zu. „Diese Ganze Vergangenheits-Scheiße geht mir ziemlich auf die Nüsse.“ Selbst als ich vor ihr Stand, über einen Kopf größer als sie, sah sie, irritierenderweise, überlegen zu mir empor. Garrett legte mir eine Hand auf die Schulter. „Aurora, nu te amesteca“, sagte er gelassen zu ihr. Ihre roten Augen trafen seine Goldenen, dann lächelte sie kurz und ging. Ich sah ihn etwas überrascht an. „Was war denn das?“ Er zuckte mit den Schultern. „Es ist ganz nützlich, wenn man manche Sätze multilingual drauf hat, damit man beim Speisen nicht gestört wird, egal, wo auf der Welt man sich gerade befindet.“ Seth nickte zustimmend. „Leuchtet irgendwie ein.“ Plötzlich schlugen die gelegentlichen Kampfgeräusche in der Nähe in ein synchrones Knurren und Fauchen um. Nun waren es nicht nur Seth und ich, die alarmiert waren, sondern auch Garrett. Wir gingen zügig zurück zum Haus, um herauszufinden, was die anderen so in Aufruhr versetzt hatte. Ich nahm keinen fremden Geruch war, also tippte ich darauf, dass Aurora sich den Nächsten zum provozieren geschnappt hatte, doch ich lag daneben. Der Grund dafür, dass ich den Neuankömmling nicht wahrgenommen hatte, war der, dass er, oder besser sie, keinen Eigengeruch hatte. Als wir am Schauplatz des Geschehens ankamen, stand Catriona mit einer Jeansjacke und einer Caprileggings bekleidet und mit einem Rucksack auf dem Rücken auf dem kleinen Kieselweg, der unsere Einfahrt mit der Wiese hinter dem Haus verband. Es wunderte mich eigentlich nicht, dass sie bis dato niemand bemerkt hatte. Sie mochte ein durchaus lautes Organ haben, wenn es darum ging, dass sie jemandem die Meinung sagte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie, als angeblich natürliches Gegenstück der Vampire, auch sehr geschickt darin war, neugierigen Vampiraugen und Nasen zu entgehen. Das Dutzend Vampire und Werwölfe, das sich aktuell auf der Wiese befand und sie ertappt anstarrte und teilweise knurrte, schien zu überlegen, ob es sich jetzt noch lohnte, schnell wegzulaufen und zu hoffen, dass sie sich selbst für bescheuert hielt und belämmert kehrt machte oder sie lieber gleich aufzufressen. Ich ließ es lieber nicht darauf ankommen und eilte zu ihr. Catrionas kreidebleiches Gesicht gewann sogleich wieder ein klein wenig an Farbe. Ich nahm sie an den Schultern und schob sie ein paar Schritte zurück. „Du hättest dich auch ruhig vorher kurz ankündigen können, anstatt hier einfach so hereinzuplatzen“, flüsterte ich ihr zu. „Wie denn? Ich hab ja nicht mal deine Handy Nummer“, flüsterte sie zurück. „Oh“, sagte ich dann in normaler Lautstärke. „Ani?“ Die mahnende Stimme Edwards veranlasste mich dazu, mich umzudrehen. Er stand nun vor allen Anderen. Es war keinesfalls Wut, die ich in seinen Zügen sah, es war viel eher Enttäuschung. Wir hatten viel Wert darauf gelegt, die Menschen in unserem Wohnort zu schützen und unseren Besucheransturm geheim zu halten. „Was machst du denn?“, sagte er kopfschüttelnd. Ja, es war eindeutig Enttäuschung. Ich hob beschwichtigend die Hand. „Ich kann das erklären.“ Edward verschränkte die Arme und sah mich misstrauisch an. *** Wir zogen uns mit ein paar wenigen unserer Verbündeten ins Wohnzimmer zurück. Ich wusste, dass ein guter Teil seit zwei Tagen auf Beutefang in Übersee waren – zum Glück. Ich nahm nicht an, dass sie alle die Neuigkeit, dass es noch eine weitere übernatürliche Lebensform auf diesem Planeten gab, so gelassen aufnehmen würden, wie ich. Carlisle und Edward würden schon einen Weg finden, es ihnen beizubringen, aber dafür mussten sie erst mal selbst erfahren, was sich hinter Catrionas Geheimnis verbarg. „Also, wir sind ganz Ohr“, sagte Edward auffordernd, nachdem das blonde Mädchen mit dem momentan noch nervösen Blick auf dem Sofa Platz genommen hatte. Mit uns im Raum befand sich, neben Sam als Vertreter seines Rudels, nur noch meine Familie und unsere 'erweiterte Familie', wie Edward sie gerne nannte, die Denalis. Ich stand auf und wand mich an Carlisle. „Hast du jemals von der Existenz einer Spezies gehört, die als das natürliche Gegenstück der Vampire fungiert?“ Carlisle sah mich etwas überfordert an und schüttelte dann den Kopf. „Das sind wir, Anthony“, warf Sam ein. In seiner Stimme schwang ein Anflug von Stolz mit und es tat mir fast Leid ihm seine Illusionen rauben zu müssen. „Ich rede nicht von Gestaltwandlern.“ „Was dann? Werwölfe? Die Kinder des Mondes?“, fragte Bella. „Nein, die auch nicht.“ Stille trat ein. Wahrscheinlich hielten sie mich für bekloppt. „Es gibt da etwas“, sagte Eleazar und alle Augen richteten sich auf ihn. Er rieb sich das Kinn und ging nachdenklich auf mich zu. „Es sind nur Legenden. Zumindest galten sie als solche. Es heißt die Rumänen hätten bereits zu ihrer Zeit nahezu alle ausgelöscht und die Volturi hätten die Übrigen getötet.“ „Hört sich ein bisschen an, wie die Jagd auf die Werwölfe. Also die richtigen Werwölfe in Sibirien. Diese Geschichte mit Caius meine ich“, kam es von Bella. „Die Volturi waren sehr bedacht darauf, alles was ihnen gefährlich werden könnte, aus der Welt zu schaffen.“ „Und was soll dieses 'Etwas' gewesen sein?“, fragte Vater ungläubig. „Man weiß heutzutage nicht mehr viel über sie. Unsereins hat nicht mal eine Artbezeichnung dafür, so sehr wurden sie aus dem kollektiven Gedächtnis der Vampire gelöscht. Aber man sagte sich, sie seien Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gewesen.“ „Außergewöhnliche Fähigkeiten? Zum Beispiel?“ Vater schien sich ziemlich daran zu stören, dass den Quileute ihre Rolle als Menschenbeschützer streitig gemacht wurde. „Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Wie bereits gesagt, sie existierten für uns nicht mehr. Aber vielleicht kann unser Gast uns aufklären“, er lächelte Cat an, dann wand er sich wieder an mich. „Ich denke doch, du wolltest darauf anspielen, dass sie zu dieser Spezies gehört?“ „Eine Vampirjägerin? Ernsthaft?!“ Vaters Tonfall schwang in Spott um. „Kommt schon, das Mädchen schnipps ich mit dem kleinen Finger um!“ Meine Hände ballten sich zu Fäusten, dann meldete sich plötzlich Cat zu Wort. Ich hatte schon befürchtet, sie sei verletzt und würde aufstehen und gehen, aber dem war nicht so. „Ich kann eure Skepsis nachvollziehen“, sagte sie verständnisvoll. „Ich habe in meinem Leben noch nie einen Vampir – oder wie wir sie nennen 'Seelenlosen' – getötet.“ „Seelenlos?“, fragte Bella etwas empört. „Ja, so nennen wir die, die wir jagen. Mein Vater ist davon überzeugt, dass Vampire keine Seele besitzen. Ich bin im letzten Winter mit ihm nach Irland zurückgekehrt, nachdem wir eine lange Reise hinter uns hatten. Er tötete Se- äh Vampire überall auf der Welt.“ Während Cat erzählte, nahmen alle nach und nach Platz und hörten ihr interessiert zu. „Wie stellt er das an?“, wollte Jasper wissen. „Unsere Kraft wächst mit unserem Alter und unserer Erfahrung. Aber um die entsprechende Erfahrung zu sammeln reicht ein Menschenleben nicht aus.“ „Und das heißt?“, fragte Alice. „Unsere Seelen reinkarnieren. Wir fangen immer wieder ganz von vorn an. Laufen, Sprechen, Lesen. Diese Informationen verschwinden, doch auf manche Dinge der vorherigen Leben können wir irgendwann zugreifen. Es ist als würde jeder von uns eine individuelle Chronik seines Lebens erschaffen, aus der er eines Tages zu lesen lernt und dann erst entfallen wir unsere Fähigkeiten.“ „Hört sich ziemlich nach esoterischem Hokuspokus an“, warf Vater ein, wurde jedoch einfach übergangen, als Eleazar wenige Augenblicke später eine Frage stellte. „Und wie findet ihr euch, nachdem ihr wiedergeboren werdet?“ „Das ist nicht notwendig. Wir können uns aussuchen, wo wir geboren werden möchten und entscheiden uns in der Regel dafür, bei einem Mentor aufzuwachsen.“ „Also ist dein Vater dein Mentor?“, fragte ich, nun mit dem Bewusstsein, dass sie, als sie zu mir sagte, sie sei 'nicht alt genug' keinesfalls ihr physisches Alter meinte. Sie nickte. „Gibt es noch mehr von euch?“, wollte Eleazar wissen. Sie zuckte mit den Achseln. „Wir haben immer wieder nach ihnen gesucht, konnten sie aber nicht finden. Wir wissen nicht wo sie sind, aber mein Vater ist der festen Überzeugung, dass wir nicht die Letzten sind.“ „Moment“, warf Jacob ein. „Müssten die nicht einfach wieder auf die Welt gekommen sein, nachdem die Rumänen sie niedergemetzelt hatten?“ In seiner Stimme schwang noch immer deutlicher Spott mit. Es machte mich wahnsinnig. „Vater“, mahnte ich entnervt. „Was?“, zischte er und hob beschwichtigend die Hände. „Tut mir Leid, aber für mich hört sich alles ziemlich an den Haaren herbeigezogen an.“ „Ich habe ihren Vater getroffen. Ich habe seine Kraft am eigenen Leib gespürt, Dad. Er hat mich einfach umgehauen ohne mich zu berühren!“ „Was?“, entfuhr es Mariella, die die ganze Zeit über skeptisch auf Seth' Schoß gesessen und zugehört hatte. Neben ihr saß Sangreal. In ihrem Gesicht sah ich keinen Spott, nur Ratlosigkeit. „Wann war das? Ohne dir zu nahe zu treten, Ani, aber es gab eine ziemlich lange Zeitspanne, da wäre das für viele kein Problem gewesen. Dazu muss man kein esoterischer Wiedergeburts-Vampirjäger sein.“ Ich verdrehte die Augen. „So war es nicht. Es war anders. Tiefer. Es war... so ähnlich wie Jane. Nur das es sich anfühlte, als würde er einem zusammen mit dem Schmerz die Energie rauben.“ „Ja, ist in Ordnung“, sagte Jacob um dem Fortgang der Diskussion aus dem Weg zu gehen. Ich schnaubte. Für ein paar Sekunden sagte niemand etwas. Die Anspannung im Raum war deutlich zu spüren. Es war als würden sie befürchten, dass ich mich gleich in alter Manier mit meinem Vater stritt. Eleazar ergriff schließlich wieder, von seinem Wissensdrang gepackt, das Wort: „Es tut mir Leid, wie lautet dein Name?“ „Catriona“, antwortete sie. „Catriona O'Grath.“ Ich strich mir die Haare zurück. Ich hatte ganz vergessen, sie namentlich vorzustellen. „Catriona“, fragte Eleazar weiter. „Wie nennt man das, was du bist?“ Sie überlegte kurz. „Nun, das war von Epoche zu Epoche verschieden. Je nachdem, wie die Menschen zu ihrem Glauben standen und als was sie uns ansahen. Es gab Zeiten, da nannte man uns 'Hexen', weil man sich unsere Fähigkeiten nicht anders erklären konnte. Als später der Vatikan auf uns aufmerksam geworden war und sich dessen bewusst wurde, was wir jagten, war man uns sehr viel freundlicher gesinnt. Manche von uns verfügen über sehr starke Heilkräfte, was uns in den Augen einiger sehr gläubiger Menschen zu 'Engeln' machte. Ich denke, es ist denjenigen, die uns begegnen überlassen, wie sie uns nennen möchten. Heutzutage würde man uns wahrscheinlich schlicht Vampirjäger nennen. Wir selbst bezeichnen uns jedoch als 'Kantoren', so wie ihr euch 'Vampire' oder 'Werwölfe' nennt.“ „Du bist also eine Kantorin?“, fragte ich. Cat nickte zur Antwort. Mehr bekam ich nicht heraus. Ich war einfach zu erstaunt. Erstaunt darüber, dass das Käsebrötchen essende Mädchen, das mich zu Anfang einfach nur genervt hatte, es doch noch geschafft hatte, mich zu überraschen und sich als etwas sehr Besonderes herausgestellte. Sie war vielleicht eine der letzten ihrer Art und wahrscheinlich war dies hier das erste Mal in der Geschichte der Welt, dass eine der ihren sich so offen gegenüber ihren natürlichen Feinden zeigte. Sie saß hier, in mitten eines Haufens Vampire und Werwölfe, die sie ohne Probleme töten könnten, und war allerhöchstens so nervös, wie es ein Schüler vor einer neuen Klasse eventuell sein mochte. „Okay“, sagte Vater. „Meldet sich irgendwer freiwillig als Vorführobjekt?“ „Das ist nicht notwendig“, warf Cat ein. „Ich besitze leider noch nicht genug Erfahrung.“ „Soll das heißen, du kannst nichts?“, fragte Vater perplex. Cat nickte zur Antwort und mein Vater wand sich an mich. „Wie hast du dir denn das vorgestellt? Selbst wenn ihre seltsame Geschichte wahr sein sollte, sie nützt uns Absolut. Gar. Nichts. Außer vielleicht als Sandsack!“ „Jake!“, kam es von meiner Mutter. „Vater!“, fuhr ich ihn an und fegte auf ihn zu, wurde aber von Edward festgehalten. Jacob stand etwa einen halben Meter vor mir und funkelte mich an. „Sie ist Vampirfutter für die Volturi. Vorausgesetzt die Rumänen lassen sie am Leben, wenn sie auf sie treffen.“ Wieder Wut ihm gegenüber in mir zu spüren schmerzte. Ich hasste es, mich mit ihm zu streiten. Ich hasste den Drang, ihn anschreien zu wollen. Ich sehnte mich nach seiner Unterstützung und doch, er hatte Recht. Irgendwas in mir verriet mir, dass er Recht hatte. Ich wollte, dass er Unrecht hatte, ich wollte etwas erwidern, ihn davon überzeugen, dass er im Unrecht war. Doch ich konnte nicht. Mir fiel nichts ein, was ich ihm hätte sagen können. Catriona besaß keinerlei übersinnliche Fähigkeiten. Sie unterschied sich in diesem Leben wahrscheinlich kaum von einem Menschen. Sie würde auf dem Schlachtfeld nichts weiter sein, als ein weiteres Opfer. Die Sekunde, die einer der Volturi brauchen würde, um sie zu töten, war eine Sekunde, die er nicht nutzen konnte, um jemand anderes zu töten. Sie war nur ein kleiner Puffer. Und dafür war ihr Leben zu wertvoll. Sie hatte mir schon vor Monaten gesagt, dass sie nicht in der Lage war, mir zu helfen, dass sie zu jung war, dass ich vergebens um ihre Hilfe bat und ich hatte es ignoriert. Warum hatte ich es ignoriert? Hatte ich gehofft, dass sie log? Dass sie mir hier auf dem Sofa offenbaren würde, dass sie doch helfen konnte? Doch das hatte sie nicht. Ich wusste jetzt was sie war und realisierte, dass ich einen schrecklichen Fehler begangen hatte. Noch einen. Plötzlich ging die Terrassentür auf und einige der jagenden Vampire kamen von ihrem Jagdausflug zurück, darunter auch Vladimir und Stefan. In mir kroch Panik hoch, als ihre blutroten Augen den Raum zu scannen schienen. Edward hatte mich längst losgelassen, aber das bemerkte ich erst jetzt, da ich auf dem Absatz kehrt machte und mit einigen wenigen schnellen Schritten zu Cat hinüber ging. Ich griff wortlos nach ihrem Handgelenk, zog sie hoch und dann, unter den verwirrten Blicken aller Anwesenden, hinter mir her. „Tony?!“, fragte sie verwirrt, als ich mit ihr hinunter in den Keller ging. In meinem Zimmer lies ich sie kurz los, um meinen Autoschlüssel aus der Kommode zu kramen. „Ist das dein Zimmer?“ Ich hätte ihr vielleicht mal eine Führung durch unser Anwesen gegeben, wenn wir die Möglichkeit gehabt hätten, uns besser kennenzulernen, aber dafür war es nun leider zu spät. „Ja“, antwortete ich knapp, schloss die Schublade vor mir und nahm sie wieder bei der Hand. In der Tiefgarage blinkte mein schwarzer BMW Z4 zweimal kurz auf, als ich die Zentralverriegelung entsicherte. Ich setzte Cat ins Auto und nahm anschließend selbst auf der Fahrerseite platz. „Tony, was hast du vor?“, fragte sie wieder. Ich antwortete nicht und legte den Rückwärtsgang ein. „Tony?!“ Ich wollte sie einfach nur aus der Schusslinie bringen. Ich wünschte, ich hätte sie niemals dazu überredet oder besser: ich wünschte, ich hätte sie gar nicht erst kennengelernt. Ich hatte sie da schon mit reingezogen, als wir in dieser Seitengasse auf Jane getroffen waren. Hätte ich sie doch einfach nur von Anfang an ignoriert, so wie ich alle vor ihr ignoriert hatte, dann wäre es niemals so weit gekommen. „TONY!“, brüllte sie mich plötzlich an, dann zog sie die Handbremse. Mein Wagen beschwerte sich mit einem hohen Piepton und kam ins Stocken. Ich trat auf die Bremse. Wir befanden uns bereits auf dem Feldweg zu Catrionas Haus. „Warum tust du das?“, fragte sie, nun wieder ruhig. Ich seufzte, ließ dabei jedoch das Lenkrad nicht los und starrte geradeaus aus der Frontscheibe. „Mein Vater hat Recht. Du kannst uns nicht helfen. Es war dumm von mir, dich darum zu bitten.“ „Doch ich kann und ich will“, sagte sie entschlossen. „Wie?“, wollte ich wissen. „Wenn ich mit euch in die Schlacht ziehe, wird mein Vater sich uns sicher irgendwann anschließen. Er will es vielleicht nicht zugeben, aber deine Argumente waren ziemlich gut. Wir haben keine Ahnung ob wir die Letzten sind und Vaters Drang, die Blutsauger zu zerschlagen, die den Menschen gefährlich werden ist groß. Wenn wir uns mit euch zusammentun, können wir wenigstens diesen großen Zirkel in Italien auslöschen und das wäre auch für uns ein großer Erfolg.“ „Wer garantiert mir, dass dein Vater sich nicht umdreht und meine Familie abschlachtet, nachdem die Volturi gefallen sind?“ „Nun“, antwortete sie. „Das ist ein Risiko, das wir wohl in Kauf nehmen müssen. Aber du magst doch riskante Aktionen, oder nicht?“ Ich lächelte leicht. Ich wusste, dass sie auf meinen Einbruch in ihr Haus und Badezimmer anspielte. Gemeinsam fuhren wir wieder zurück zu den Anderen. Als wir ins Wohnzimmer kamen, stellten wir fest, dass sich einige unserer Gäste nun auch dort befanden. Ausnahmslos alle starrten Cat und mich an, als wir den Raum betraten. Argwöhnisch musterte ich Stefan und Vladimir. Auch ohne meine Gedanken lesen zu können, wusste Edward, was in mir vorging. „Mach dir darüber keinen Kopf. Vladimir und Stefan werden niemandem schaden, der ihnen dabei helfen kann, die Volturi zu zerschlagen. Wir haben jetzt ganz andere Probleme.“ „Wieso? Welche?“, fragte ich verwundert über seine Aussage. Er nickte in Alice' Richtung und meine smaragdgrünen Augen schweiften zu ihr herüber. Sie saß auf dem Sofa und fixierte einen Punkt auf dem Teppich unterhalb des Couchtisches. Neben ihr saß Jasper und hielt ihre Hand. In unserem Leben war schon lange nichts mehr passiert, was sie hatte voraus sehen können, daher war es für mich ein eher ungewohntes Bild, jedoch war es deswegen nicht weniger schockierend. „Was hat sie gesehen?“, fragte ich atemlos. „Die Volturi wollen nicht riskieren, dass sie auffliegen, wenn wir in ihrer Heimat einfallen. Sie wollen uns zuvorkommen. In drei Tagen werden sie hier sein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)