Midsummernight-Princess von RhapsodosGenesis (Eine Dunkelheit im Herzen) ================================================================================ Kapitel 12: Beruhigung ---------------------- Ich bin glücklich, endlich etwas gefunden zu haben. Etwas, das mir viel bedeutet. Ich will es um jeden Preis behalten. Und deshalb darf ich nicht versagen! Was es mich auch kostet … Das Anwesen war einfach zu finden. Es war ein riesiges Haus, das von einem grünen Garten umgeben war, in dem Blumen blühten und Bäume wuchsen. Es machte einen noblen Eindruck und wirkte sehr einladend. Ein weißer Zaun grenzte das Grundstück ein. Ehrfürchtig öffnete Link das Gatter und schloss es hinter sich wieder, als er eintrat. Der Weg war mit Steinen gepflastert und führte direkt zur detailliert bearbeiteten Tür. Er folgte ihm und stellte sich vor das verzierte Holztor. Gerade als er klopfen wollte, ertönte eine Stimme im Inneren. „Wirklich? Das bieten Sie mir an?!“, wunderte sich eine Männerstimme aufgeregt. Link konnte keine Antwort vernehmen. „Ja, natürlich nehme ich das Angebot an!“, rief dieselbe Stimme, „Wie viel?“ Der andere schien sehr leise zu sprechen. „Natürlich kann ich das erübrigen. Das ist gut. Wieso?“ Eine längere Pause folgte. „Piraten?“, informierte sich der Mann. Die Stimme wurde lauter, weshalb Link annahm, dass er sich zur Tür begab, „Gehen sie auf die Handelsschiffe los?“ Sofort sprach der Mann weiter: „Na ja, dann nehme ich noch Geleitschutz für die Waren und die Piraten können einpacken. Abgemacht. Ich will, dass meine erste Ladung in drei Tagen ausläuft! Und dieser Kapitän Retro kann das Schiff attackieren, wie er will! Ich nehme eines aus dem härtesten Holz mit den besten Kanonen! Das Beste einfach! Verstanden?“ Die Türklinke wurde nach unten gedrückt und ein Mann, der Link seltsam bekannt vorkam, trat hinaus. „Guten Tag“, begrüßte ihn dieser. Er wirkte wie ein … wie ein Hafenmeister. „Hafenmeister?“, wunderte sich Link, „Von Marine?“ Der Mann lachte. „Hach, das ist nur mein Zwillingsbruder! Und, hat er sich wieder irgendwelche Riesengeldmengen durch die Lappen gehen lassen?“ „Vielleicht … Sie kommen also von Marine?“ Der Bruder des Hafenmeisters, den Link getroffen hatte, nickte. „Genau. Ich bin dort Handelsschiffvertreter und mache Verträge mit bekannten Handelsfirmen. Dir gehört nicht zufällig eine gute?“ Link schüttelte heftig den Kopf. „Schade. Na ja, aber ein gutes Geschäft habe ich heute ja schon! Ach, Hyrule ist immer wieder mein Lieblingsort!“, sagte der Mann, wandte sich dann aber dem anderen Mann, der laut gesprochen hatte, zu. „Danke sehr, Herr Kumulus, es freut mich immer wieder, mit Ihnen Geschäfte zu machen! Leben Sie wohl!“ Zum Abschied nickte er Link noch einmal zu. Dann machte er sich am Weg entlang davon. „Und du?“, ertönte die Stimme von Herrn Kumulus. Link wandte sich ihm zu. Im ersten Moment erschrak er, weil der Mann Terra ziemlich ähnlich sah. Nur war er nicht so mädchenhaft. Und älter. Er hatte dasselbe braune Haar wie sie. Er wirkte, als hätte er länger nicht mehr geschlafen. Ein Gähnen bestätigte diese Vermutung. Er sah erschöpft zu Link herüber und wartete wohl auf eine Bemerkung. „Sind Sie … Herr Kumulus? Der derzeitige Besitzer dieses Anwesens?“ Der Mann nickte schlaff. „Warum?“, fragte er und lehnte sich gegen den Holzpfosten der Tür. Der Mann wirkte viel, viel älter, als er vermutlich war. Und Link sollte diesen Mann belügen. Aber was sollte er sonst sagen? Er habe sich im Haus geirrt und deshalb nach ihm gefragt? Außerdem machte er sich bestimmt Sorgen um Terra! Deshalb sah er vielleicht so fertig aus … Aber würde eine „Todesnachricht“ in diesem Fall wirklich helfen?“ Link antwortete nicht. Der Mann musterte ihn. Plötzlich riss er die Augen auf. „Du! Du bist doch … Du bist doch ein Reisender, nicht wahr?“ „Nun …ja … Genau …“, antwortete Link. Er lächelte. „Hast du vielleicht etwas von meiner Tochter Terra gehört? Sie ist vor ein paar Wochen spurlos verschwunden! Hast du sie auf einer deiner Reisen getroffen?“ „Ich … schätze schon …“, bestätigte Link. Jetzt kam es hart auf hart. Was sollte er tun? Der Mann sah plötzlich viel besser, entspannter und lebendiger aus. Die Müdigkeit schien verschwunden zu sein. „Maunten, wer ist denn an der Tür?“, erklang eine älter wirkende Damenstimme von innen, „Ist Terra zurück?“ „Nein, Mutter, aber jemand, der sie gesehen hat!“, rief Maunten erfreut ins Haus. Sofort standen eine alte Dame und ein noch älterer Herr neben Terras Vater und funkelten Link neugierig an. „Ich bin Tearra, Terras Großmutter“, stellte sich die alte Frau vor, „Und du hast mir jetzt zu sagen, wo sich meine geliebte Enkelin befindet!“, verlangte sie. „Ich bin Risen, Terras Großvater“, erklärte der alte Mann, „Und ich gebe meiner Frau Recht!“ „Ich bin Link, ein Reisender“, schloss sich Link ihnen an, „Und … ich … habe sehr schlechte … Neuigkeiten … für Sie …“ Alle drei hielten den Atem an und starrten Link angespannt und verkrampft an. Konnte er sie wirklich anlügen? Es waren drei Menschen, die sich um ihre Verwandte sorgten … Sie wollten wissen, wo Terra blieb … Auch wenn er es Terra versprochen hatte … Wollte er wirklich drei ehrliche Bürger so stark belügen? „Was?“, fragte Terras Vater leise, „Ist etwas mit Terra?“ „Ja, sag schon, ist etwas mit ihr, hm?!“, drängte Tearra. Sie packte Link unsanft an den Schultern und schüttelte ihn kräftig durch, „Red‘ schon, Jungchen! Rede!“ Der Großvater starrte ihn still an. „Terra … Terra ist …“ Er biss sich auf die Lippen. Sollte er? „Was ist Terra, Link?“, fragte der Vater. Seine Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. Er rechnete mit dem Schlimmsten. Er rechnete mit Terras Tod! Link brauchte es doch nur zu bestätigten! Er wollte es sagen, doch die Worte kamen einfach nicht über seine Lippen. Er durfte sie doch nicht anlügen … Nicht in so einem Fall … Aber … sonst schickten sie womöglich wirklich jemanden los, um sie zu finden … Link befreite sich vom Griff der Großmutter und trat einige Schritte zurück. Er nahm die Kappe vom Kopf und verbeugte sich tief. „Ihre Tochter ist am Leben“, sagte er, „Aber sie hat mir aufgetragen, Ihnen auszurichten, dass sie dort bleiben möchte, wo sie ist, weshalb ich Ihnen auch nichts von ihrem Aufenthaltsort erzählen darf. Sie ist sicher und glücklich.“ „Also ist sie am Meer?“, frage Maunten, „Sie ist am Leben?“ Link nickte. Er fühlte sich seltsam befreit. Als wäre eine große Last von ihm genommen worden. Er lächelte die Familie an. „Und dort will sie bleiben.“ Die Großmutter stampfte auf. „Maunten, wir werden sofort Welly losschicken, um nach ihr zu suchen!“, bestimmte sie. Doch der Vater schüttelte den Kopf. „Nein, Mutter. Das ist nicht nötig. Der junge Mann sagt, sie sei sicher. Warum sollten wir sie in Unsicherheit bringen? Es würde kaum ein Bote überleben, durch diese Monster zu stürzen. Und dass er dann Terra durch dieselbe Schar unverletzt zurückbringt … Es ist sehr unwahrscheinlich. Wir lassen sie, wo sie ist.“ „Ich bin sicher, sie wird irgendwann zurückkommen und Ihnen danken“, meinte Link vertrauensvoll. Er richtete sich wieder auf und setzte die Mütze auf seinen Kopf. Sich sehr bewusst, dass er der Familie falsche Hoffnungen machte. Terra dachte, sie würde als tot gelten. Sie würde nicht wiederkehren. „Oh! Jetzt weiß ich!“, rief Risen, der Großvater, plötzlich, „Sie sind es! Sie sind Link, der große Held von Hyrule!“ Link lächelte. „Ja, der bin ich.“ „Und Terra ist mit Ihnen … gegangen!?“, fragte der Vater überrascht. Ein Nicken war die Antwort. „Ich bin mir sicher, sie ist unverletzt geblieben.“ Links Lächeln erstarb. „… Na ja … Fast …“ „Was?! Du stümperhafter Held hast meine Enkelin nicht schützen können?!“, fuhr ihn die Großmutter barsch an, „Ich könnte dich …!“ „Geht es ihr gut?“, unterbrach Maunten seine Mutter forsch. „Ja, mittlerweile wieder. Sie hat das Meer gesehen und dürfte sehr glücklich sein.“ „Dann ist sie also wirklich auf ein Schiff gestiegen und durchquert die Welt?“, wollte der Vater wissen. Link nickte. „Ich vermute schon. Als ich sie verlassen habe, hat sie ihr Traumschiff verpasst. Aber ich denke, dass sie eines findet.“ Der Vater lächelte glücklich. „Herzlichen Dank, dass Sie uns besucht haben! Wir haben uns sehr über diese Nachricht gefreut! Falls Sie Terra jemals wieder sehen sollten, möchte ich Sie bitten, ihr auszurichten, dass ich sehr stolz auf sie bin.“ Link hob die Hand. „Ich werde es nicht vergessen!“ Und damit ging er. Das Anwesen lag in der Nähe der Einkaufsstraße, weswegen er gleich die Erledigungen machte, für die er aufgebrochen war. Er war froh, es endlich hinter sich zu haben. Link kaufte sich von seinem eigenen Geld einen Apfel. Den Rest bezahlte er mit Feconis Geld, das sie neben die Liste gelegt hatte. Nach dem Einkauf eilte er zurück und legte alles ab. Er bemerkte, dass seine Gastgeberin noch nicht da war. Er hoffte, dass sie nicht von ihm verlangte, zu kochen. Darin war er nämlich kein Naturtalent. Als er alles sichtbar hingelegt hatte, verließ er den Laden erneut und realisierte, dass das Geschäft wohl erst zu Mittag loslegte. Also gab es für Feconi keinen Grund, so früh aufzustehen. Diesmal musste er zum Krankenhaus. Vielleicht war Epona auch schon da. Und hoffentlich ging es Shan wirklich gut … Er musste ihr unbedingt berichten, was er herausgefunden hatte. Das mit den Kämpfen und dem Tanz. Die einzige Möglichkeit, mit der Prinzessin zu sprechen. Vielleicht hatte sie eine Idee, wie er sich versichern konnte, dass die Herrscherin mit ihm sprach. Sie trat ein. Einige Schwestern liefen hastig herum und suchten an den verschiedensten Ecken irgendetwas. Da stach ihm die eine Schwester ins Auge, die mit ihm gesprochen hatte. Er ging auf sie zu. „Oh, Link“, begrüßte sie ihn. Er hatte ihr erzählt, dass Terra tot war … Aber sie schien noch nicht bei Terras Familie gewesen zu sein. „Und, wie haben sie es aufgenommen? Ich bin mir sicher, Maunten war sehr traurig …“ „Nun … also …“, stotterte er. Er sollte seinen Namen ins Reine bringen. Auch wenn er dieser Frau schon Schmerzen bereitet hatte … Er erzählte ihr die ganze Geschichte. Dass Terra ihn gebeten hatte, zu lügen, dass er es aber bei der Familie nicht mehr geschafft hatte. Die Frau mit ihrem blonden Haar sah ihn überrascht an. „Von Ihnen hätte ich niemals eine Lüge erwartet …“, sagte sie daraufhin. Dann sah sie ihn aber sanftmütig an, „Aber ich verzeihe Ihnen. Wenn Fräulein Terra Ihnen ein solches Versprechen aufbürdet …“ „Vielen Dank. Ich bin sehr froh …“, erklärte er, „Aber … darf ich wissen, wie es Shan geht?“ „Ihrer Begleiterin geht es wirklich außerordentlich gut. Sie können sie gerne besuchen“, erlaubte die Arzthelferin ihm, wonach sie ihn sofort zu Shans Zimmer brachte. Es war ein großer Raum, mit riesigem Fenster. Außerdem gab es Vorhänge. Ein kleiner Schrank und ein Tisch mit drei Stühlen zierten den Raum. Ansonsten stand nur noch das große, weich wirkende Bett im Zimmer, auf dem eine Shan lag und ihn ansah. Sie hatte ihre Arme verschränkt. Eine Augenbraue war nach oben gezogen. „Ich lasse Sie nun alleine“, schlug die Arzthelferin vor, „Wenn Sie oder Shan etwas brauchen sollten, brauchen Sie es nur zu sagen.“ Mit diesen Worten schloss die Frau die Tür und verschwand. Link starrte Shan an, dann ging er neben sie auf das Bett. Sofort zog er sich einen Stuhl zu ihr. „Shan! Du hast mich gerettet … Wenn du nicht gewesen wärst, hätte es mich getroffen!“, erklärte er, „Geht es dir gut?“ Die Liegende setzte sich auf und deutete auf einen Verband, der ihren Bauch zierte. „Würden sie ihn nicht ständig erneuern, hätte ich ihn schon längst abgerissen. Würden sie mich nicht ständig abhalten, wären wir schon längst wieder unterwegs“, erklärte sie seufzend, „Ja, mir geht es bestens. Es war doch nur ein Kratzer. Ich bräuchte gar nicht hier zu sein! Es ist nur Bettenverschwendung.“ Link sah sie an. „Bist du dir sicher?“ „Ich war mir noch nie sicherer“, bestätigte sie. „Warum hast du mich beschützt?“, wollte Link – das Thema wechselnd - wissen, „Du hättest dich doch eigentlich ausruhen sollen!“ „Na ja, ich brauche dich eben noch. Du musst doch Ganondorfs Erwachen verhindern“, erklärte sie und sah zur Seite, „Da kann ich es nicht zulassen, dass du wochenlang im Krankenhaus liegst.“ „Jetzt liegst du dort“, erwiderte Link. „Aber ich bin vollständig geheilt. Bei mir geht es eben etwas schneller als bei euch“, murrte sie. „Na ja … Aber …“ „Nichts aber“, unterbrach Shan ihn, „Du wirst mich jetzt einfach mit dir nehmen. Sag das deiner Arztfreundin.“ „Warte, wir müssen reden!“ Sie sah ihn ungeduldig an. „Draußen tobt ein riesiger Kampf gegen Monster! Ich denke, dass wir deshalb keinem begegnet sind. Alle sind vor Hyrule und bekriegen sich dort.“ „Oh.“ „Und ich habe herausgefunden, dass die Prinzessin keine Audienzen annimmt.“ „Siehst du, wir sind umsonst hier. Wir hätten weitersuchen sollen“, meinte Shan. „Hör mir zu“, bat er, „Aber die Prinzessin veranstaltet alle paar Tage Feste. In drei Tagen ist wieder eines. Sie wird dort erscheinen. Man muss sie zum Tanz auffordern. Währenddessen kann man mit ihr sprechen!“ „Gut, dann schwing das Tanzbein“, feuerte Shan ihn an. „Einer hat das versucht, wurde dann aber in den Kerker geworfen.“ „Dann hole ich dich danach wieder raus“, bot Shan an. „Na ja, sie hört dann aber nicht auf mich.“ „Siehst du, es ist umsonst, dass wir hier sind.“ „Versuchen wir das mit dem Tanz?“, fragte Link, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. Sie zuckte mit den Schultern. „Klar, wenn du tanzen kannst.“ „Kommst du mit?“, fragte er, „Vielleicht als Botin von deinem Land? Als Plan B? Eine … Ausländerin, die mit friedlicher Absicht kommt, kann sie doch gar nicht abwimmeln.“ „Ausländerin?“, wiederholte Shan und legte den Kopf schief, „Hast du vergessen, dass wir »Ausländer« geheim bleiben wollen?“ „Nein, natürlich nicht. Aber sonst …“, er brach betrübt ab. Sie seufzte genervt. „Na gut, Link“, gab sie nach, „Aber nur, wenn du dafür sorgst, dass mich nicht sofort jeder als solche erkennt.“ „Wie soll ich das machen?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Denk dir etwas aus. Und nein, ich kann nicht einfach solange ein Schatten sein, bis dein Plan schief geht. Ich denke, das würde Skepsis hervorrufen.“ „Gehen wir gemeinsam hin?“, schlug Link vor. „Ich tanze doch nicht mit einer Prinzessin“, entgegnete Shan und schüttelte erbarmungslos mit dem Kopf, „Nie. Mals.“ Was sollte er dann tun? Sie in ein Hyrulanerkleid werfen, ihr Handschuhe und Stiefel geben und das Gesicht einpudern? … Ja, das konnte er machen! Er wiederholte seine Idee, was Shan ein fröhliches Lachen entlockte. „Ich denke nicht, dass du Wunder vollbringen kannst.“ „Warum? Das mit dem Kleid wird kein Problem. Es gibt hier eine tolle, schnelle Schneiderei. Handschuhe kannst du meine haben und Stiefel bekommt man auch überall.“ „Und der Schrumpfkasten?“, fragte Shan. „Schrumpfkasten?“ „Was ich bis jetzt gesehen habe, sind Hyrulanerinnen klein. Sehr klein. Sogar kleiner als du.“ „Na ja, mindestens eine Ausnahme gibt es“, erklärte Link, wobei er an das Mädchen dachte, in das er heute Morgen gerannt war. „Wow“, sagte Shan unbeeindruckt. „Irgendwie muss sie dich ja als Ausländerin erkennen.“ Shan seufzte. „Gut. Okay. Besorg mir die Sachen und ich gehe mit.“ „Nur so … nebenbei.“ „Ja?“ „Die Schwestern haben dich doch auch gesehen.“ „Ich bin eine arme, arme Shan, die in den Dreck gefallen ist, weil sie sich für ihren stümperhaften, unaufmerksamen Helden vor einen Pfeil geworfen hat, wodurch sie getroffen worden ist und deshalb sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht gewichen ist.“ Er lächelte. „Danke noch einmal.“ Sie winkte ab. „Kein Problem, immer wieder gern.“ „Wirklich?“ „Nein. Das nächste Mal bist du dran“, erwiderte sie mürrisch, „Oder gar niemand. Das wäre das Beste.“ „Wo haben sie eigentlich deine Ausrüstung?“ Link bemerkte, dass sie ihren Ring nicht trug, das Diadem nicht da war und ihre Rubinkette, die sie sonst auch immer bei sich hatte, ebenfalls verschwunden war. „Dinge, die mich verletzten könnten, haben sie mir abgenommen. Diese Volltrottel … Als würde ich mich durch einen Ring, eine Kette oder eine Krone verletzen … Ich bin doch kein Hyrulaner.“ „Sie müssen eben auch auf Nummer sicher gehen.“ Shan zuckte mit den Schultern. „Sie sind alle im Schrank. Sobald ich sie heraushole, werden sie mir wieder abgenommen. Ich habe es aufgegeben. Und mit dem Ring zu fliehen, würde auch nur Fragen und Schwierigkeiten bescheren.“ „Du bist doch erst seit ein paar Stunden hier.“ „Ja, und nicht einmal eine Stunde davon hat sich gelohnt.“ „Du hättest ausschlafen können“, meinte Link. „Danke, Mutter, für den Tipp.“ „Ich meinte es doch nur gut. Du hast wirklich sehr schlecht ausgesehen.“ „Du hättest auch früher kommen können. Dann hättest du gesehen, wie gut es mir gegangen ist. Du hättest mich nicht alleine lassen brauchen.“ Sie starrte ihn missmutig an. „Tut mir Leid …“ Stille trat ein. „Ach was, was vorbei ist, ist vorbei. In drei Tagen hast du gesagt?“ „Mittlerweile nur noch zwei, fällt mir gerade auf. Gestern waren es drei“, verbesserte er sich selbst. „Na gut. Dann werde ich diese zwei Tage hier bleiben und »kurieren«.“, erklärte sich Shan einverstanden, „Obwohl es wirklich Platzverschwendung ist, wenn draußen wirklich so eine Schlacht tobt.“ Link zuckte mit den Schultern. „Danke, dass du mich besucht hast.“ „Soll ich gehen?“ „Oh, ich dachte, es würde ein Abschied sein“, gab Shan zu. Er stand auf. „Wenn du schlafen möchtest, kann …“ Er stockte. Sie sah ihn neugierig an. „Das Fenster ist offen. Es ist Vormittag. Die Sonne scheint herein. Direkt auf dich … Wieso …?“ „Scheinbar haben sich meine Abwehrkräfte verstärkt. Meine Sonnenlichtresistenz ist wohl angestiegen. Es ist wirklich schön, so sehr von ihr angestrahlt zu werden.“ „Ich wollte dich zu dem Tanz einladen, ohne an deine Sonnenprobleme zu denken …“, wurde ihm plötzlich klar. „Also findet er tagsüber statt?“, fragte Shan und legte ihre Hände hinter dem Kopf. „Darüber habe ich mich noch gar nicht informiert“, fiel Link auf, „Sollte ich noch tun.“ „Solltest du“, gab Shan ihm recht und lächelte, „Wenn ich die Mittagssonne überlebe, dann kann dieser Tanz stattfinden, wann immer er möchte.“ Link lächelte. „Dann schau zu, dass du nicht stirbst.“ „Ich tue mein Bestes“, versprach sie zwinkernd. Als der Abend näher rückte, verließ Link das Krankenhaus. Er hatte dort etwas zu essen bekommen und war bis dorthin bei Shan geblieben. Ihr ging es glücklicherweise wirklich wieder gut. Sie hatten über Alltägliches gesprochen. Der Schlachtlärm tobte wieder. Er nahm ihn wieder wahr … und wieder wollte er sich in den Kampf stürzen … „Hey!“, rief jemand. Es war der Wachmann Claude, der nur sein halbes Gesicht zeigte. Jetzt verspürte Link gar keine Wut mehr auf die beiden. Der Mann lief zu Link. „Bleyd, also mein Kollege, ist mit deinem Pferd angekommen. Wir haben es in die Ställe hier in der Nähe gebracht. Dort ruht es sich aus. Das arme Ding … Es ist völlig erschöpft.“ „Dankesehr“, sagte Link lächelnd. Der Mann sah zum Krankenhaus. „Geht es deiner Freundin wieder etwas besser?“ Link nickte. „Ja, ihr geht es gut. Sie wird mich wieder begleiten können.“ „Wenn ich wieder zurück bin, werde ich besser aufpassen. Auch nachts.“ „Danke, das ist gut.“ Der Mann lächelte. „Nun ja, dann lasse ich dich wieder alleine. … Ist Thelma eigentlich wieder da?“ Link schüttelte den Kopf. „Nein … du wusstest also von … ihr?“ „Seit Feconi da ist, geh ich nicht mehr hinüber … Das Mädchen jagt mir schreckliche Angst ein … Alpträume …“ Als ob er es demonstrieren wollte, schauderte Claude, „Sie ist echt gruselig. Aber Thelma wird schon zurückkommen.“ Links Schultern zuckten. „Na gut, schönen Abend noch! Die Ställe sind gerade hinter dem Krankenhaus. Du wirst es riechen.“ Der Mann winkte und verschwand. Zuerst sah er in den Ställen nach Epona. Nachdem er sich versichert hatte, dass es ihr gut ging, lief er zurück zu seinem Gasthaus. Feconi erwartete ihn bereits. Es waren einige Gäste hier. Abends. Um diese Zeit war wohl ziemlich etwas los. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und bäumte sich bedrohlich vor ihm auf. „Wo warst du?“ „Bei meiner Freundin im Krankenhaus“, erklärte Link kleinlaut. „Und wer hat dir erlaubt, dorthin zu gehen?“ „Du warst nicht da … Und … hey, ich bin nicht dein Leibeigener!“, wehrte sich Link. Sie sah weg. „Na gut. Dann brauchst du gar nicht mehr wieder zu kommen.“ Link seufzte. „Ich habe doch eingekauft …“ „Erstens hat etwas gefehlt und zweitens war das noch nicht alles, was du zu tun hast. Du bist hier mein Erledigungen-Erlediger. Also bleib gefälligst in der Nähe! Oder sag mir zumindest, wenn du deine kranke Freundin besuchst, dass ich nach dir schicken kann.“ „Na gut“, stimmte Link zu, „Morgen werde ich bei Shan sein.“ Feconi lachte. „Shan? Das ist aber ein seltsamer Name!“ „Sagst gerade du …“, murmelte Link. „Was? Hast du etwas gesagt?“, fragte Feconi mit bedrohlichem Unterton. Er schüttelte den Kopf. „Gibt es noch etwas zu essen?“ „Ja, die Reste der Gäste“, erklärte sie eiskalt. Er sah sie verzweifelt an. „Das war ein Scherz“, meinte sie, „Ich habe etwas in der Küche stehen. Du hast Glück, dass ich eine sehr liebenswürdige Person bin. Das ist deine Erlaubnis, zu essen.“ „Ja, das habe ich“, stimmte Link zu, „Dankesehr!“ Sie zuckte mit den Schultern, „Keine Ursache.“ Er stürmte in die Küche und verzehrte das leckere Essen. Feconi war eine wirklich gute Köchin. Diese Sache erledigen wir gemeinsam. Ob sich unsere Wege dann trennen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)