Midsummernight-Princess von RhapsodosGenesis (Eine Dunkelheit im Herzen) ================================================================================ Kapitel 8: Verabschieden ------------------------ Doch ich hasste niemanden mehr als sie. Ihr alleine galt der Grundstein für meinen unsäglichen Hass. Es war kein Hass, für dessen Stillung ich morden würde. Ich mordete prinzipiell nicht. Es war nur ein Hass, der in meiner Seele verankert war und nicht entkommen konnte. Link ritt mit Epona zum Krankenhaus, während Shan ihm hinterher ging. Sie gingen eher langsam, da es noch morgens war und einige Leute von Eponas Hufgetrampel wach hätten werden können. Obwohl es eigentlich eh schon relativ geschäftig zuging. Diese Leute waren eindeutig Frühaufsteher. Sie kamen am Krankenhaus an und er stellte Epona bei Cavallya im Stall ab. Die beiden Pferde begrüßten sich. Er verließ den Stall wieder und betrat gemeinsam mit Shan das Krankenhaus. Die Empfangsdame grinste, als sie die beiden sah und wünschte daraufhin einen schönen, guten Morgen. Sie antworteten höflich und freundlich darauf und klopften dann bei Terra. „Kommt herein!“, bat sie sie laut und deutlich. Als Link die Tür öffnete, stellte er überrascht fest, dass das Mädchen bereits neben einem abgezogenen Bett stand und gehbereit wartete. „Da seid ihr ja endlich!“, freute sie sich und ging auf sie zu. Sofort schob sie sie wieder zur Tür hinaus. „Lasst uns bitte endlich gehen!“ Link lächelte. „Natürlich, lasst uns gehen.“ Beim Empfang verabschiedete er sich von der Frau, da er diese vermutlich nicht mehr sehen würde, und ging mit den anderen nach draußen. „Willst du reiten, Terra? Bist du dazu schon kräftig genug?“ Sie nickte. „Reiten wir wieder zusammen auf Epona?“ Er zuckte mit den Schultern. Sie betraten gemeinsam den Stall. Und schon in der Tür blieb Terra abrupt stehen. Er drehte sich lächelnd zu ihr um. „Überraschung!“ Sie kreischte erfreut auf und rannte sofort zu Cavallya. „Feuerrote Mähne, wunderschön – du kannst doch nur Cavallya sein!“, rief Terra überglücklich aus. Sie umarmte ihr Tier und streichelte es stürmisch, aber sanft und liebevoll. Sie sah zu Link und er erkannte Freudentränen in ihren Augen. „Wie …?“ „Shan hat sie gefunden und hergebracht. Bedanke dich bei ihr.“ „Oh, jetzt hast du mir mein Leben nicht nur gerettet, sondern auch noch versüßt! Ich bin ein begeisterter Anhänger von dir, Shan!“ Die Angesprochene wank ab und sagte gelassen: „Ach, das war nichts …“ Link kicherte daraufhin. „Was kicherst du denn?“ „Kein Problem hattest du mit Cavallya?“, informierte sich Link. Shan grummelte und murmelte etwas in sich hinein. „War das jetzt ein Fluch?“ „Wer weiß?“, antwortete Shan beleidigt und sah zur Seite. Terra lachte. „Danke, wirklich. Cavallya kann schon sehr stur sein. Ich hoffe, sie hat dir nicht allzu viele Probleme bereitet …“ „Nein, es war in Ordnung.“ „Danke, wirklich. Es bedeutet mir sehr, sehr viel, sie wieder zu haben. Sie ist das Pferd meines Großvaters. Und nach ihm hatte es meine Mutter. Beide mögen es wirklich sehr. Und ich auch. Sie ist meine Freundin und – bis auf ein paar Ausnahmezustände - ständige Begleiterin …“ „Es ist schön, dass du so von deinem Pferd denkst“, fand Link, „Mir ist Epona ebenfalls sehr wichtig. Ich habe sie als Geschenk eines Dorfbewohners erhalten. Ich durfte sie großziehen. Sie kennt mich schon, seit sie ein kleines Fohlen war. Ich habe es immer sehr genossen, mit ihr zu spielen. Und jetzt arbeite ich gerne mit ihr.“ „Mein Großvater hat Cavallya als Fohlen gekauft“, sagte Terra daraufhin, „Hattet ihr viele Kinder im Dorf, die mit Epona spielen konnten? Oder andere Pferde?“ Link schüttelte verneinend den Kopf und bewegte sich dann auf Epona zu. Er strich ihr durch die Mähne. „Nein. Ich bin das älteste Kind im Dorf gewesen. Die anderen sind erst eine Zeit nach mir geboren worden. Und der Mann, ein Ziegenhirte, hat sie auch nur gekauft, um sie zum Ziegenfangen zu benutzen. Er hätte sich nur nicht gedacht, dass Fohlen ungeeignet sind. Er hat sie mir mit der Bitte gegeben, sie in späteren Jahren für sich arbeiten zu lassen. Ich habe eingewilligt. Und Epona tut die Bewegung gut. Kann Cavallya in der Stadt gut herumgehen? Bei euch waren bestimmt viele Kinder.“ „Sie hat auf unserem Grund ihren eignen Stall und einen großen Garten. Aber ich denke, hier draußen findet sie es schöner. Ist es nicht so, Cavallya?“ Das Pferd wieherte. „Und du hast recht. Es gibt viele Stadtkinder die mit Pferden spielen. Ja … sie hatte eine sehr aufregende … Kindheit.“ „Ah …“ Schweigen breitete sich aus. Doch Terra durchbrach es recht schnell. „Link … Wie jener Ziegenhirte habe ich ebenfalls eine Bitte an dich.“ „Und die wäre?“, informierte er sich. „Als wir uns begegneten, habe ich doch darum gebeten, meiner Familie von meinem Tod zu berichten. Tu es … bitte …“ „Ich kann doch deine Familie nicht anlügen“, entgegnete er mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie schüttelte den Kopf. „Du verstehst nicht … sie würden nicht nach mir suchen, auch wenn sie dachten, ich lebte noch. Sie hätten Angst davor, nach draußen zu gehen. Aber sie könnten jemanden schicken, um nach mir zu suchen. Unbeteiligte. Du verstehst? Sie würden sich meinetwegen den Monstern entgegenstellen müssen. Aber nicht jeder kämpft so gut wie du.“ Er nickte. „Ja … aber … kann ich ihnen nicht einfach ausrichten, dass du wohlbehalten in Marine bist?“ Sie wehrte sofort mit den Händen ab. „Bist du verrückt? Sie würden jemanden ausschicken, der mich zurückschleift! Es käme auf dasselbe hinaus! Nur mein Tod und mein gefressener Leichnam kann Leben schützen.“ „… Du bist dir sicher?“ „Du tust es?“, fragte sie und faltete die Hände, als würde sie beten. Er drehte sich Hilfe suchend zu Shan um. „Willst du nach Hyrule-Stadt? Wirklich?“, fragte diese. Er nickte. „Ich habe mich dazu entschlossen, mit der Prinzessin zu sprechen.“ Sie seufzte. „Muss das sein?“ „Ja. Wir brauchen Soldaten als Verbündete. Alleine schaffen wir es nicht. Das musste ich einsehen. Wir werden nach Hyrule gehen.“ „Dann tu es meinetwegen. Du lügst schließlich, nicht ich.“ „Was, wenn es ihre Herzen zerreißt?“, fragte Link wieder an Terra gewandt, „Wenn sie so betrübt sind, dass …“ Er brach ab, als Terra ihn energisch und ohne Zögern anstarrte. „Ich will, dass sie Gewissheit über meinen Tod haben. Sie sollen mich nicht suchen oder Angst um mich haben. Erzähle ihnen bitte, dass du gesehen hättest, dass ich ein Stück weit von Hyrule entfernt von einem Vogelmonster gepackt worden und mit einem schmerzlosen Hieb und ohne Schrei gestorben wäre.“ „Das ist aber eine wilde Geschichte …“, bedachte Link. „Was soll ich sonst sagen? Dass ich mich an einer Spindel gestochen habe und deshalb für tausend Jahre schlafe?“, gab sie sich trocken zurück. Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht?“ „Nein. Und … sag ihnen bitte, dass du es nur aus der Ferne beobachten konntest. Cavallya … nun, sie ist weggelaufen. Nach ihr werden sie schon nicht suchen, egal wie viel sie Großvater bedeutet. Du konntest die Monster von mir wegtreiben, gerietst dabei in eine Falle und ehe du dich versahst, war mein Körper gefressen worden.“ Sie riss an ihrem Ärmel herum. Und löste ein Stück Stoff. „Was …?“, fragte Link und konnte sich keinen Reim aus ihrem Tun machen. „Das ist alles, was du von mir retten konntest.“ „Und das soll ich ihnen geben.“, schlussfolgerte er. „Besser als nichts, oder?“, entgegnete sie schnippisch, „Danke, dass du das für mich tust. Es bedeutet mir sehr viel …“ Er lächelte sie an. „Keine Sorge … ich tue es. Wenn auch ungern …“ „Danke.“ Eine kühle Brise wehte ihr ins Gesicht. Ihr Haar flog wild im Wind herum. Kein Sturm war in Sicht. Der Himmel war klar. Wolkenlos. Man konnte bis zum Ende sehen. Nein … Nein, das konnte man doch nicht. Denn es gab kein Ende. Wellen bewegten sich unaufhörlich im Wasser umher. Ein klarer Rhythmus der Natur ließ erkennen, dass es lebendig war. Ja, das Wasser war lebendig. Das Meer war lebendig. Alles war lebendig. Die gleißende, leuchtende, gelbe Sonne schien auf das blaue Nass hinab und verlieh ihm einen goldenen, majestätischen Schimmer. Sie verzierte das Wasser, wie sie Welt verzierte. Doch die Sonne passte hierher. Sie passte … es … es war unglaublich … Hinter ihr wanderten ein paar Leute vorbei, die sich über den prächtigen Tag unterhielten. Irgendwie stieg Wut in ihr auf. Ein Kloß steckte plötzlich in ihrem Hals. Wieso würdigten diese Leute das Meer nicht? Warum ignorierten sie es, wo es doch hier war? Vor ihnen … so wunderschön … so … „Alles in Ordnung?“, erklang eine andere, ihr bekannte Stimme. Sie schreckte auf und sah in Links strahlendes, aber auch besorgtes Gesicht, „Du siehst nicht sonderlich glücklich aus … Ist es nicht so, wie du es dir vorgestellt hast?“ Terra sah ihn an. Sie antwortete: „Nein.“ Dazu schüttelte sie den Kopf und blickte zu Boden. „Nein …“ Mit einem plötzlichen Ruck sah sie erneut zu Link und lächelte ihn breit an. „Es ist noch viel besser! Es ist wirklich, wirklich wundervoll! Ich …“ Sie verstummte. Link sah sie fragend an. „Ich … sollte nur nicht mit euch hier sein …“ Sofort hob sie abwehrend die Arme, ohne dass jemand etwas gesagt hatte. „Nicht, dass mir eure Anwesenheit missfällt. Ich genieße sie sogar sehr. Nur …“ Ihr Blick wanderte erneut hinaus auf das Meer. Ein paar Möwen hatten sich erhoben und schwebten elegant durch die Lüfte. Es waren weiße Vögel, mit schwarzen Flügelspitzen. Ihre orangen Schnäbel schnappten Fische, wenn sie hinab tauchten, was man mehrmals beobachten konnte. In Büchern wurden Möwen immer als nervig und Last bezeichnet … Doch Terra empfand das anders. Für sie waren diese Vögel ein Zeichen. Das Zeichen, dort zu sein, wo sie hingehörte. Hierher. An diese Stelle. „…Weißt du, hier sollte ich eigentlich mit meiner Mutter sein. Es war ihr Traum, hier zu sein … Sie hat mir ihren Traum weitergereicht und nun habe ich ihn hier ausgeführt. Aber … ich vermisse ihre Anwesenheit.“ Sie sah zu Link. Dann bemerkte sie aber, dass Tränen in ihre Augen gekommen waren und schaute hastig zur Seite. Sie wischte sich die nassen Tropfen langsam vom Gesicht. „Sie wollte ans Meer … Sie wollte es unbedingt … Aber mein Vater hatte sie nie gelassen. Sie musste in Hyrule bleiben … bei ihm, bei mir, bei meinen Großeltern … in der Stadt … in der Enge …“ Link hörte nur zu und sah sie dabei mitfühlend an. Sie war froh, dass er nichts Tröstendes sagte. Danach wäre sie vermutlich weinend und schluchzend zusammengebrochen. „Sie war eingesperrt. Ich hatte ihren Traum übernommen. Und ich hatte Angst. Ich fürchtete, ebenfalls wie sie in Hyrule bleiben zu müssen. Und dort zu sterben, ohne jemals einen Blick auf das Meer geworfen zu haben. Meine Mutter stammt von hier. Und sie wollte zurück. Aber es ging nicht …“ Terra sah zu Shan, die in einiger Entfernung auf der Mauer saß, die die Wellen von der Stadt abhalten sollen. Etwa zwei Meter über dem Meer standen sie. „Vor ein paar Monaten ist meine Mutter gestorben. Sie kam nie wieder an das Meer.“ Sie wandte sich wieder Link zu, der sie weiterhin schweigend beobachtete. Sie drehte sich zu ihm. „Darum habe ich Cavallya genommen und bin weggelaufen. Ich wollte einfach nur weg.“ Als hätte sie ihren Namen verstanden, wieherte Cavallya kurz. Epona antwortete ihr. Die beiden Pferde standen etwas abseits und grasten in der Sonne. „Du hast mir sehr geholfen, Link. Du hast meinen Traum erfüllt. Dieses Kapitel meines Lebens ist nun abgeschlossen. Ich bin bereit für ein neues. Auch wenn ich nicht mit dem Schiff die Welt besegeln konnte, mit dem ich wollte, bin ich zuversichtlich, auf eines zu treffen, das mich mit sich nimmt“, erklärte sie ihm. Sie faltete ihre Hände vor der Brust. „Und … Link … ich habe ein neues Ziel gefunden …“, berichtete sie ihm. Deutlich sagte sie: „Mein neuer Wunsch ist, dass du Ganondorf wieder aufhältst und niederstreckt. Erfülle mir bitte auch diesen. Ich weiß … es ist viel und gemein von mir, was ich von dir verlange, obwohl ich dir nichts als Gegenleistung geben kann …“, meinte sie entschuldigend, aber deutlich, „Doch …“ Link lächelte sie freundlich an und entgegnete fröhlich und aufmunternd: „Du irrst dich. Du kannst sehr wohl etwas für mich tun.“ Sie sah ihn überrascht an. „Ach ja? Was denn?“ „Bitte bleibe meine Freundin und vergiss mich nicht“, bat er sie, „Und dafür werde ich mein Bestes für deinen Wunsch geben.“ Sie lächelte und hielt nur noch eine Hand an ihren Körper gedrückt, während die andere schlaff nach unten hing. „Ich bin dir so dankbar, Link … Danke, dass du mir geholfen hast. Ich … danke dir wirklich sehr …“ Er lächelte weiterhin und … und plötzlich begann Terras Herz heftiger zu schlagen. Ihr wurde etwas bewusst. Dies war der Moment des Abschieds. Sie würde Link nie wieder sehen. Sie hatte ihre Entscheidung gefällt. Eine andere als ihre Mutter. Sie wollte beim Meer bleiben und mit dem Meer leben. Sie wollte sich nicht für Link entscheiden … Aber … Terra machte zwei Schritte vor und ehe sie sich versah berührten ihre Lippen Links für einen Moment. Sofort zog sie sich wieder zurück. Link schaute sie überrascht an. „Lebe wohl, Link …“, verabschiedete sie sich. Sie wandte sich kurz dem Meer zu, danach Shan, deren Gesicht weiterhin unter ihrer Kapuze verhüllt blieb. Ihr Mund stand aber ein wenig offen. „Gute Reise, lebe wohl, Shan. Auch dir danke ich …“, meinte Terra. Sie machte am Absatz kehrt und rannte zu Cavallya. Sie bestieg ihr Ross in Windeseile und ritt davon. „Te … Terra!“, rief Link ihr hinterher. Sie sah kurz zurück, lächelte ihn an und hob zum Abschied die Hand. „Pass auf dich auf!“, ertönte seine Stimme noch leise hinter ihr. Und sie brach in Tränen aus. „Damit ist unsere Zeit in Marine wohl beendet“, stellte Link leise fest. Shan erhob sich schweigend und ging mit ihm zu Epona. Er stieg auf und ließ das Pferd langsam neben Shan her schreiten. Proviant hatte er gestern bereits besorgt, sodass sie auch länger nach Hause brauchen konnten. Sie konnten dadurch einen anderen Weg auskundschaften und alle Hinweise danach der Prinzessin überbringen. Sie durchquerten die Stadt mit ihren engen Gassen. Langsam. Schweigend. Link konnte seine niedergeschlagene Aura förmlich spüren. Er vermisste Terra jetzt schon. Dabei kannte er sie kaum zehn Tage und davon war sie die meiste Zeit bewusstlos. Außerdem würde er wieder „alleine“ reisen müssen, da Shan in ihre Schattengestalt gezwungen wurde. Zumindest bis zum Abend. Dass sie jetzt länger nach draußen konnte, fand er zwar schön, aber … Sie erreichten das Ende der Stadt. Er sah den Hügel vor sich, über den sie gekommen waren. Zwei Wege gab es von hier aus. Vom ersten waren sie gekommen, über den zweiten würden sie verschwinden. Er sah noch einmal zurück zu den engen Mauern und zum ersten Mal wurde ihm klar, dass er diese Stadt mochte. Sie gefiel ihm. Er fühlte sich hier wohl. Er blieb stehen, um sich den Anblick einzuverleiben. Er mochte sie. Und dieses Mal würde nicht vergessen, was er gerne hatte. Dieses Mal würde er sich lange an das Bild erinnern, das er von ihr hatte. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu Shan … „Wow! Ist das ein Riesenexemplar! Wie viel ich dafür wohl bekomme?“, ertönte eine laute, kräftige Stimme eines Mannes in Links Nähe, die ihn aus seinen Gedanken riss. Links Blick schwang nach oben und er sah den Vogel, den derjenige wohl meinte. Er war wirklich groß. Aus dem Blickwinkel bemerkte er, dass sogar Shan dem Tier zusah. „Hey …“, machte Link sie auf sich aufmerksam, „Das ist doch keine Möwe, oder?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist weiß, es fliegt … Es ist nur etwas größer und hat einen langen Hals.“ „Das könntest ja fast du sein“, scherzte er. Doch es fühlte sich falsch an. Das lag wohl an seiner Stimmung. „Ich schieße es ab!“, stellte der fremde Mann vor ihnen fest, „Das wird mir sicher ein Vermögen einbringen! Hey, Knilch, kennst du mich? Hol mir bitte meinen Speer!“ Kurz wurde es still. „Hey! Was soll dieses Kopfschütteln? Ich bin hier der Hafenmeister! Du hast …“ Eine kindliche Stimme unterbrach den schreienden Mann. „Tut mir leid! Ich muss zwei Reisende einholen, die die Stadt verlassen! Einer am … oh!“ Link drehte sich um und sah das Kind auf sich zulaufen. Vor ihnen blieb es stehen. Der kleine Junge atmete heftig. „Seid ihr Link und Shan?“, fragte er. „Ja, warum?“ „Ich soll euch von einem Mädchen ausrichten, dass sie etwas gehört hat, das ihr Sorgen macht. Sie hätte es euch selbst gesagt, hätte sie ihren Abschied nicht als so gelungen betrachtet. Sie wollte die Situation nicht zerstören, indem sie noch einmal aufkreuzt.“ Link musste über diese Begründung schmunzeln. Aber dann wandte er sich den wesentlichen Dingen zu. „Was hat sie denn entdeckt?“ „Sie war am Meer und hat in den Himmel gesehen, als ein Mädchen gesagt hat, dass dort eine Riesenmöwe war. Die da oben, wenn es mich nicht täuscht“, erklärte er, wobei er auf das Riesenexemplar zeigte, das davonflog, „Dann ist eine alte, einbeinige Frau mit einem Stock an ihr vorbeigekommen, die immer etwas wie »Erschreckendes, Erschreckendes, was hab ich da gesehen? Unsere Welt wird wohl schon zugrunde gehen …« gemurmelt hat. Erst hat sie es für Blödsinn gehalten, aber dann hat die Frau weiter gesprochen und etwas von einer »Bedrohung für die Welt« und einem »Omen, das erst strahlt, dann fliegt, dann fällt« gesprochen … und noch etwas mit Schwan. Und für diese Nachricht habe ich viele Rubine bekommen!“ Link dachte kurz darüber nach. „Hey, Junge … Du kennst doch Futura, oder?“, mischte sich der Hafenmeister ein. Der kleine nickte. Der Mann wandte sich Link zu. „Ich habe das Gespräch zufällig mitgehört. Ich denke, dass diese einbeinige Frau die Assistentin von Futura ist. Das Gebrabbel hört sich zumindest nach der an.“ „Wer ist Futura?“, fragte Link. „Sie ist die Wahrsagerin von Marine. Du siehst aus wie ein stolzer Hyrulaner, vielleicht kennt ihr dann ihre Mutter. Die sagt Dinge auf menschlicher Ebene voraus. Über Liebe und so Zeug. Sie arbeitet in Hyrule-Stadt, wenn meine Informationen noch aktuell sind.“ „Ja, die kenne ich“, meinte Link, „Und ihre Tochter …?“ „Die ist anders. Sie sagt weitaus Mystischeres. Sie hat sich auf Omen spezialisiert und kann uns dadurch immer vor Überschwemmungen und Stürme warnen, die plötzlich aufkommen. Ihr solltet mit ihr darüber sprechen. Sie wohnt nur zwei Straßen von hier entfernt.“ Er deutete in eine Richtung. „Es steht beschrieben.“ „Oh, danke sehr, mein Herr“, sagte Link lächelnd. Dann wandte er sich an das Kind. „Und dir bin ich ebenfalls dankbar. Und es wäre nett von dir, wenn du diesem Mädchen, falls du sie jemals wieder siehst, schöne Grüße von mir bestellen würdest und ihr für die Informationen danken könntest.“ Er nickte. „Ja, natürlich tue ich das, Onkel!“, sagte er aufgeregt und lief davon. „Ach ja …“, murrte der Hafenmeister, „Dann gibt es wohl doch keine Riesenbelohnung für die Riesenmöwe. Oder den Schwan … Hm. Seltsam, dass einer hier rüber fliegt. Eigentlich gibt es hier ja keine Schwäne. … Kein Wunder, dass die Alte sofort ein Omen daraus gesponnen hat.“ Der Mann lachte und ging dann davon. „Shan? Es ist eindeutig, oder?“, fragte Link. Sie nickte kräftig. „Da müssen wir wohl durch.“ Sie kehrten um und gingen den Weg, der ihnen vorgeschrieben wurde. Vor der Tür stand bereits eine gutaussehende, junge Frau mit kurzem, roten Haar. „Link und Shan“, stellte sie fest, „Ich habe erwartet, dass ihr kommt.“ Link stoppte Epona und blieb auf dieser unbewegt sitzen. Irgendwie … war das unheimlich … „Die Welt ist in sehr großer Gefahr. Eine dunkle Wolke zieht auf und bedeckt den ganzen Globus. Niemand wird vor der Macht geschützt sein und viele werden ihr verfallen. Alles nimmt seinen schicksalhaften Lauf … Dieser Vogel, der Schwan, der weiße Schwan … er war ein eindeutiger Vorbote. Folgt ihm. Nehmt keine anderen Wege als dieses eine Tier. Findet ihn und helft ihm. Er ist verletzt, obwohl ihr keine Wunde werdet finden können. Es braucht eure Hilfe. Dieses Tier wird von euch gefunden und gerettet werden. Und danach … wird sich der Kampf um das Schicksal einleiten. Link, Shan!“ Sie machte eine eindrucksvoll lange Pause. „Ihr seid hiermit auserwählt, zu kämpfen und die Schlacht für euch zu entscheiden!“ Sie drehte sich um und ging abschiedslos wieder. „Das war seltsam“, stellte Shan fest. „Du hast gehört, was sie gesagt hat?“ Die vermummte Frau nickte. „Gut, dann musst du aber aufsteigen oder in den Schatten verschwinden.“ „Ich hasse das Reiten“, meinte Shan und stieg widerwillig auf Eponas Rücken. Er entwickelte wohl Hass gegen sie. Doch sie nahm das leicht hin. Eine Person, die sie hasste. Warum sollte ihr das etwas ausmachen. Und es war doch nur er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)