Der Zirkusjunge von -ladylike- (Von Seiltänzern und schwarzen Haaren ...) ================================================================================ Gänseblümchen und Kastanienbäume -------------------------------- Gänseblümchen und Kastanienbäume Röchelnd geht Cleo vor mir in die Knie, presst sich die rechte Hand auf’s Herz. Ihr Atem geht unregelmäßig, sie zittert, rollt sich auf dem Boden zusammen. Ein kleines Husten verlässt ihre Kehle, wird zu einem Anfall. Tränen laufen über ihre Wangen, während sie sich unnatürlich verkrampft, noch einmal einen rasselnden Atemzug nimmt und dann bewegungslos auf dem grauen Schulboden liegen bleibt. Ungläubig starre ich Cleo an, blinzle kurz um sicherzugehen, dass ich mich nicht verguckt habe. „Und, bin ich eindrucksvoll gestorben?“, fragt meine beste Freundin lachend, die sich aufsetzt und mir die Hand entgegenstreckt. Ich grinse und ziehe sie hoch. Wir beide haben heute Pausenaufsicht, was bedeutet, dass wir – oh wie schön – die Pause im Gebäude verbringen, um sicherzugehen, dass die kleinen aus den Fünften sich auch ja nach draußen verkrümeln. Doch anstatt unserer Pflicht nachzugehen, hat Cleo mich in einen leeren Klassenraum geschleift, um mir eine Theaterszene vorzuspielen. Irgend so ein Skript, das die Theatergruppe geschrieben hat, in der sie außerhalb der Schule spielt. Ich habe schon einige Stücke von den ‚Gänseblümchen‘ (fragt mich nicht, wer auf diesen Namen gekommen ist) gesehen und muss zugeben, dass sie alle wahnsinnig talentiert sind. … Das fand vor zwei Jahren auch ein gewisser Herr Zwiebelknecht, der seither dafür sorgt, dass die Truppe regelmäßig in einem kleinen Theater in der Stadt spielt. „Ja, bist du. Also die können echt froh sein, dich die Hauptrolle spielen zu lassen!“ Cleo grinst, klopft sich den Staub von der Hose und schaut dann auf ihre Uhr. „Upsi, wir müssen los. Die nächste Stunde beginnt in genau … vier Minuten. Hopp, Danni!“ Meine Schultasche trifft mich beinahe am Kopf, als meine beste Freundin sie mir entgegenwirft. Danke Süße, ich liebe dich auch. Kopfschüttelnd folge ich ihr durch die hellgrün gestrichenen Flure und versuche verzweifelt mit ihr Schritt zu halten. Dazu muss man sagen, dass mein wöchentlicher Sport sich darauf beschränkt, einmal pro Woche mit Jamil und Cleo joggen zu gehen – eine Stunde lang, mit Pausen. Sprich: Meine Kondition ist nicht die beste. Während Jamil sich mit dem beliebtesten Sport aller Jungen (Na, wer hat es erraten? Richtig … Fußball.) fit hält und Cleo so viel tanzt, dass ich mich wundere, dass sie nicht ihr ganzes Leben in eine Choreografie verwandelt, verstehe ich unter Sport so was wie ‚Mord in Turnschuhen‘. „Nun mach schon! Ich hab echt keine Lust auf Stress mit dem Heinzl!“ Heinzel ist unser Bio-Lehrer Herr Hinsemann, der seinen Spitznamen seiner Körpergröße zu verdanken hat. Unsere ganze Klasse schätzt ihn auf höchstens 1,50m. Auf ihn passt „Klein aber oho“ recht gut … allerdings sollte man vielleicht besser sagen: „Kleine aber giftig!“ Ich wette in seinen Adern fließt ein Gift, das selbst eine schwarze Witwe zum Sterben bringen würde. Außerdem hat er ein Gesicht, das mich stark an die Trolle aus den norwegischen Legenden erinnert, die ich gelesen habe, als ich am Anfang meiner Fantasy-Leidenschaft stand. Ich liebe alles was mit Trollen – abgesehen von Herrn Hinsemann versteht sich – Elfen, Zentauren und so weiter zu tun hat. Nur bitte, bitte, bitte verschont mich mit Vampiren – die im Übrigen in den Bereich ‚Mystery‘ gehören. Schnaufend, und gerade noch rechtzeitig, hetzen wir in den Bio-Raum und lassen uns auf unsere Stühle fallen. Heinzl steht an der Tafel, die Augenbrauen hochgezogen, die Lippen geschürzt. Seine kleinen flinken Augen kleben unangenehm auf meinem Gesicht. Während er versucht, Cleo und mich gleichzeitig böse anzufunkeln. „Die beiden Herrschaften“, sagt er spitz, „bereiten uns ja doch noch die Freude ihres Besuchs … Fein, fein.“ Kleine Bemerkung am Rande: Heinzl sagt gerne ‚fein, fein‘. „Darf man nach dem Grund für die Verspätung fragen?“ Immer kleiner werde ich auf meinem Stuhl, rutsche langsam gen Boden. Erde, tu mir den Gefallen und tu dich auf! Verschone mich vor solcher Schmach! „Herr Hinsemann ich glaube, das wollen Sie gar nicht wissen!“, erwidert Cleo frech und bei dem Funkeln in ihren Augen werde ich unwillkürlich rot, die Klasse beginnt zu kichern. Danke Cleo … Doch wenigstens wendet Heinzl sich endlich von uns ab, wenn auch mit vernehmlichem Räuspern. Erleichtert krame ich meinen Haufen an unleserlichem Gekritzel auf Papier heraus, das meine Hausaufgabe darstellt und hoffe, dass Herr Hinsemann heute ausnahmsweise vergisst, mich in den schrecklichsten Situationen dranzunehmen. Doch noch bevor ich dazu komme zu Ende zu hoffen, klopft es an der Tür. Abrupt wendet Heinzel sich dem Störgeräusch zu, runzelt missbilligend die Stirn und ruft dann schließlich ein spitzes „Herein“. Schwungvoll stößt jemand die Tür auf, dann übertritt ein schwarz-rot karierter Chuck die Schwelle, ihm folgt ein zweiter. Die Hose, an der mein Blick heraufgleitet ist schwarz und die oberen beiden Knöpfe des ebenfalls karierten Hemdes stehen offen. Dann komme ich beim Gesicht an. … Oh scheiße! Geschockt weiten sich meine Augen, mein Mund hätte sich um Haaresbreite auf Reise Richtung Fußboden gemacht. Shit! Es war so klar! Es war klar, dass ich ihn wiedertreffen würde! Bei meinem Glück hätte es mich wundern müssen, wenn weitere Begegnungen ausgeblieben wären. „Hey, ich bin Jerome.“ Mehr sagt er nicht, nickt aber fast freundlich und setzt sich dann, ohne Heinzl eine Erklärung abzugeben, auf den freien Platz zwei Reihen vor mir. Auf seiner linken Schulter befindet sich ein kleiner Flicken in Form eines gelben Sternchens, doch er wirkt irgendwie nicht fehl am Platz, nicht kindlich … sondern passend. Es verleiht meinem schwarzhaarigen Artisten etwas Nahbares – zumal Sternchen mich generell begeistern, man denke an meinen persönlichen Sternenhimmel. Cleos spitzer Ellenbogen trifft mich hart zwischen die Rippen. „Aua!“ Erschrocken zucke ich zusammen und starre meine beste Freundin an, als hätte sie mir soeben gestanden, dass ihr Vater demnächst beim Mezger anfangen … Was wirklich abwegig ist, wenn man bedenkt, dass er seit Jahren Vegetarier ist und mir jedes Mal, wenn ich Cleo besuche, einen Vortrag über die armen Scheinchen und Kühchen hält, die regelmäßig zu Wurst verarbeitet werden. Sie grinst. „Du siehst aus, als hättest du ne Flasche Wodka geext.“ Haha, wie liebenswert die Beste heute doch wieder ist. „Danke Süße, ich habe ich lieb.“ „Nein, mal ehrlich: Was ist los??“ In diesem Moment dreht Heinzl sich mit einem gereizten Schnauben zu uns um. Seine Augen hinter den dicken Brillengläsern funkeln so böse, dass ich beinahe das Gefühl habe, die Blitze zu sehen, die sie versprühen. Betroffen beiße ich mir auf die Lippe, schaue möglichst konzentriert auf meine Aufzeichnungen. Welch Wunder, dass Hinsemanns Blick meine Haare nicht verkokeln lässt. „Cleopatra, Daniel. Es ist wirklich schön, so ein Interesse an meinem Unterricht verfolgen zu dürfen. Wenn ihr schon so engagiert seid, bitte kümmert euch die nächsten fünf Wochen um die Vorbereitung der anstehenden Experimente. Ich werde euch das nötige Material frühzeitig zukommen lassen, dankeschön.“ Im Normalfall hätte ich jetzt wahrscheinlich ein bisschen mehr wie Cleo reagiert, die wie immer nicht daran denkt, den Lehrer Lehrer sein zu lassen und auf ihn zu hören, sondern auf der Stelle aufspringt um sich lauthals zu beschweren, doch heute heben wir keinen Normalfall. Ich kann mich nicht mal auf die Rede meiner besten Freundin konzentrieren (Irgendwas mit jugendschädigenden Methoden, die das lebensnotwendige Selbstbewusstsein verletzen und somit die Weiterentwicklung pubertärer Menschen einschränken oder so ähnlich.), denn der Zirkusjunge hat sich zu mir – oder wahrscheinlich eher zu der hochaufgebrachten Cleo – umgedreht und ich kann das erste Mal seine Gesichtszüge vollständig in Augenschein nehmen: Seine Augen sind so gut wie schwarz, die Haut blass, die Nase gerade und die Lippen voll. Am meisten jedoch fasziniert mich dieses schmale Gesicht, das gleichzeitig nicht so wahnsinnig weiblich wirkt. Außerdem fehlen die geschminkten Augen, mit denen man beinahe automatisch rechnet, wenn man einen Menschen wie ihn trifft. Ich finde, diesen Moment müsste man eigentlich in Zeitlupe abspielen, um es mit den berühmten ‚Zooooooom‘-Geräusch zu unterstreichen, wenn ihr versteht, wovon ich rede. So ein bisschen Die-Zeit-vergeht-ganz-automatisch-langsamer-Moment, den man so gerne mit ‚Es ist, als würde die Welt stehen bleiben‘ beschreibt … obwohl man sagen muss, dass diese Formulierung mehr als nur ausgelutscht ist. Nur langsam kehrt Cleos Stimme in mein Bewusstsein zurück, die noch immer selbstsicher auf den Heinzl einschimpft. Wie war das noch, als sie sagte, sie hätte keine Lust auf Stress? … Versteh einer meine beste Freundin. Für mich ist Cleo manchmal wie ein Buch mit mehr als nur sieben Siegeln. Zwar kann sie sich stundenlang nur über ihre Gefühle und Situationen auslassen, aber wirklich verstehen, kann man sie nicht. Ich habe keine Ahnung warum. Vielleicht bin ich sogar einer der wenigen, die nicht mitkommen, wenn Cleo wie ein Wasserfall mit Metaphern und Wörtern um sich wirft und einen nachher anguckt, als wäre es völlig logisch, dass man jetzt alles mitbekommen hat. Je länger meine Beste auf unseren Bio-Lehrer einredet, desto deutlicher zeichnet sich die Falte zwischen dessen Augenbrauen ab. Doch während ich mich ängstlich immer weiter auf meinem Stuhl zurücklehne, setzt Cleo allem noch die Krone auf, indem sie ihren Vortrag beendet mit: „Wenn Sie mich fragen, sind Sie ein sehr schlechter Lehrer, wenn es um die Entwicklung von pubertären Schülern geht!“ … Ups, die Falte ist noch tiefer geworden. „Vielen Dank für deine Meinungsäußerung, Cleopatra. Aber ich glaube nicht, dass ich jungedschädigend wirke. Stattdessen bitte ich dich, um dein Verantwortungsbewusstsein ein wenig zu steigern, die Verantwortung für die Tafel zu übernehmen.“ Steif grinsend wendet Herr Hinsemann sich wieder besagter Tafel zu. Vor der nächsten Pause beobachte ich, wie Jerome gemächlich seine Sachen verstaut, als gäbe es keine Cafeteria, die sich innerhalb von Minuten bis zum Platzen füllt und in der man sich – schrecklich, schrecklich – unbedingt etwas zu Essen besorgen muss. „Na der hat ja Zeit …“, bemerkt Jamil neben mir und lächelt leicht. Ich grinse gequält. „Siehste, der ist halt ein bisschen so wie du.“ Anscheinend habe ich das etwas lauter gesagt als beabsichtigt, denn Jerome dreht sich zu uns um und fragt amüsiert: „Ist was?“ Eigentlich habe ich vor den Kopf zu schütteln, aber die liebe Cleo hat da andere Pläne. Lächelnd stellt sie sich neben ihn und erwidert: „Jap. Wir haben mehrere Fragen. Erstens: Wo kommst du her? Zweitens: Warum kommst du in unsere Klasse? Und drittens: Warum traust du dich, gleich am ersten Tag einen Riesenstress mit unserem Heinzl zu riskieren?“ Ich habe erwartet, Jerome würde sich genervt wegdrehen und die Klasse verlassen, doch stattdessen grinst er lediglich und läuft langsam neben Cleo her zur Tür. „Ich komme aus dem Zirkus, der momentan hier gastiert. Wir bleiben drei Monate. Zwei davon mit Vorstellungen, der Rest ist eine kleinere Pause, weil unser Feuerspucker im Krankenhaus liegt – Nein, es war kein Betriebsunfall – und um Frage zwei zu beantworten: Was denkst du, wie wir Zirkuskinder lernen? Sobald wir länger an einem Ort bleiben, gehen wir auch dort zur Schule, damit die Anderen ungestört trainieren können. Tja, und euren Hinsemann kannte ich ja nicht. Hätte ich gewusst, dass ich Experimentvorbereitung riskiert hab, hätte ich mich vielleicht gleich erklärt.“ Er lacht leise und tippt sich an einen imaginären Hut, bevor er uns abhängt und sich bei einem schwarzhaarigen Mädchen einhakt, das ich ohne große Schwierigkeiten als seine Partnerin in der Seiltanznummer wiedererkenne. Ich erstarre, als ich sehe, wie er ihr einen Kuss auf die Wange drückt, während sie lachend den Flur in Richtung Schulhof herunterlaufen. Der kleine Kloß in meinem Hals schnürt mir (Hallo Klischeeformulierung!) die Kehle zu. Ich merke nicht einmal, dass ich die ganze Zeit unbewegt in die Richtung starre, in die sie verschwunden sind. „Danni, die Wodkaflasche!“, erinnert Cleo mich, wedelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum. Die Farben ihrer schwarz-weiß gestreiften fingerlosen Handschuhe verschwimmen vor meinen Augen zu einem undeutlichen Grau, dann höre ich mich leise sagen: „Das ist der Seiltänzer.“ „Hä?“ Ganz ehrlich, könntet ihr den Gesichtsausdruck meiner besten Freundin gerade sehen, ihr würdet so lachen … Aber mir ist momentan weniger nach Lachen zumute. „Gestern im Zirkus, da war eine Seiltanznummer. Und er ist der Seiltänzer. Und das Mädchen ist seine Partnerin.“ Ich fange Jamils Blick auf und bemerke sofort, dass er verstanden hat. Dass er verstanden hat, wegen wem ich ihn gestern Nacht angerufen habe. In diesem Moment bin ich unglaublich froh, dass mein Freund nicht alles, was er herausfindet, in die Welt hinausposaunen muss, sondern auch gerne mal einfach gar nichts sagt. Er nickt lediglich verstehend, greift dann nach Cleos Hand uns zieht das vor sich hinplappernde Mädchen somit zur Cafeteria. Ein kleines Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Er hat sogar meine stumme Bitte verstanden, mich allein zu lassen. Soviel zu der These, die viele Neue aufstellen, Jamil sei ein Macho. Jedes Mal, wenn ich jemanden das sagen höre, könnte ich mich vor Lachen auf dem Boden kugeln. Ausgerechnet Jamil, der so ziemlich einfühlsamste Mensch, den ich je kennengelernt habe und der nie im Leben auch nur einziges Mädchen verarschen würde – was für mich übrigens ein wichtiges Merkmal für einen Macho ist. Verführen, ficken, abschieben is bei ihm nicht. Soweit ich weiß, wartet mein bester Freund schon seit eigentlich Immer auf die Frau seines Lebens, aber bis auf ein paar kleine Schwärmereien war da nie was. Nie verliebt. Autsch. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das jetzt mieser ist, als das Gefühl zu lieben, ohne zurückgeliebt zu werden. Oder, um es mal präziser auszudrücken: Wer von uns beiden es schwerer hat, wenn es um das Thema Liebe geht. Langsam schleiche ich nach draußen und lasse mich auf eine Bank unter dem Kastanienbaum auf unserem Schulhof fallen. Unter diesem Baum habe ich schon häufiger allein gesessen. Eigentlich ist er ein beliebtes Ziel, doch wenn ich erst mal hier sitze, bleibe ich meistens allein. Denn wer mich kennt – Sprich: So ziemlich alle, abgesehen von meiner Klasse und ein paar Leuten aus meinem Jahrgang – macht sicherheitshalber einen Bogen um ‚den komischen Emo da‘. Danke auch … Obwohl, theoretisch muss ich mich heute wirklich dafür bedanken. Ein leiser Wind streicht durch die Blätter über mir, es säuselt leise und ich hätte lange, sehr lange, hier sitzen können, hätte es nicht zur nächsten Stunde geläutet. Die folgenden Stunden vergehen langsamer als tausend Jahre in Zeitlupe. Schrecklich lahm kriecht der Sekundenzeiger über die Uhr, als hätte man ihm ein Betäubungsmittel verabreicht – oder vielleicht gibt die Batterie den Geist auf? Eigentlich ist es mir auch recht egal, es ist nur schlimm hier zu sitzen und sich zu fragen, was man tun soll in so einer absurden Situation. Zumindest fragt sich das ein Mensch wie ich, der Fantasie zwar liebt, aber selbst das personifizierte Gegenteil von Kreativität ist und sich schon überfordert fühlt, wenn man ihn bittet, ein tiefsinniges Bild zu malen (in diesem Fall sage ich aber ganz gern: Tiefsinn ist subjektiv). Als die Schulglocke uns endlich erlöst und den wohlverdienten Schulschluss ankündigt, sind die meisten schneller weg als Cleo einen Zungenbrecher aufsagen kann. (Sprich: Sehr schnell.) Ich hingegen lasse mir ein wenig mehr Zeit, während ich beobachte, wie auch Jerome bedächtig ein Heft nach dem anderen einpackt. Seine Hände sind schlank, aber dennoch nicht feingliedrig, ein gutes Mittelmaß aus Kraft und Eleganz. Passend zu seinem Auftreten. Auch das wirkt gleichzeig selbstbewusst und kräftig, jedoch genauso geprägt von einer unbestimmten Eleganz, die ich schon so geliebt habe, als ich ihn vorgestern im Zirkus gesehen habe. „Du guckst mich schon wieder so komisch an“, stellt er fest, was mich wieder klar denken lässt. Verlegen presse ich die Lippen aufeinander und suche den Raum nach Jamil und Cleo ab. Nicht da. Super. „Entschuldige“, gebe ich leise von mir, sehe ihn unsicher an, versuche zu verhindern, die Farbe einer überreifen Tomate anzunehmen. Unsicher spielen meine Finger mit dem Saum meines T-Shirts, während mein Herz vom Hals zu den Zehen springt und zurück. Scheiße, Jamil hat Recht. Gestern hat erzählt, was er sich unter ‚Liebe auf den ersten Blick‘ vorstellt. ‚Liebe auf den ersten Blick ist etwas Plötzliches. Etwas, das deine Gedanken abstellt und eine Welle durch deinen Körper schickt.‘ Manchmal hasse ich es, wenn Jamil genau das Richtige sagt. Denn jetzt bin ich mir ziemlich sicher, wirklich verliebt zu sein – oder verknallt, das weiß ich noch nicht so ganz genau. Jerome schließt seine Tasche mit einem lauten Klicken, bevor er mich anlächelt: „Kein Problem, ich fasse sowas generell als Kompliment auf. Sag mal, kann es sein, dass wir uns schon einmal gesehen haben?“ Ein kurzes Lachen verlässt meinen Mund, das zu meinem Leidwesen klingt, als wäre ich soeben aus der Irrenanstalt entflohen. „Meinst du?“ „Ja … warst du in einer Vorstellung von uns?“ „Ähm … ja.“ „Mit so einem Mädel, circa zehn? Ihr ward nachher noch bei den Tieren, stimmt’s? Da hab ich euch gesehen, bei den Hunden.“ Er hat mich gesehen? Meine rote Tomatenbrine wird noch dunkler, während ich zaghaft nicke. „Wer ist das Mädchen?“ „Meine Schwester. Aber sie ist nicht zehn, sondern 13.“ „Oh, das …“ „Ja, sie sieht nicht so aus, ich weiß.“ Jeromes linker Mundwinkel schießt in die Höhe, dann legt er sich den Henkel seiner Schultasche die Schultern und läuft in Richtung Tür, wo er allerdings nochmal stehen bleibt. „Kommt sie immer so gut mit Hunden klar?“ Ja, das tut sie. Ich kann mich noch genau erinnern, wie Jamil das erste Mal mit Fina bei uns aufkreuzte. Die Hündin hat meine kleine Schwester von der ersten Sekunde an innig geliebt und in ihr einen super Spielpartnerersatz für Jamil gefunden – ähm, was heißt Ersatz. Eigentlich ist sie eher ein zusätzlicher Spielpartner. Es vergehen Nachmittage, an denen ich mich zwar mit Jamil treffe, ihn aber kaum spreche, da er mit Jessi im Garten steht und Bällchen durch die Gegend wirft, um sein kleines Schätzelchen zu beschäftigen. „Mhm …“ Aus dem Hochziehen eines Mundwinkels wird ein freudiges Strahlen. „Echt? Du, könntest du sie heute vielleicht mal zu uns bringen?“ Dann ist er verschwunden. _________ sooo, neues kapitel! bitte verzeiht meine fehlerchen ... *hehe* momentan wirkt jerome noch zu gut gelaunt, oder? ... ich muss mal schauen, wie ich seine launische art und weise gut reinbekomme :D wir lesen uns! lg, lady Übrigens ein Dankeeeee für die bisherige Rückmeldung und (natürlich auf keinen Fall zu vergesen) die Favos :D. Ich habe euch lieb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)