Pirate's Dream von Black_Melody (Wie man unter Piraten leben lernt) ================================================================================ Kapitel 20: Kakskümmend ----------------------- Das nächste Kapitel liegt bereit. Die Woche war zwar extrem arbeitsreich, aber dafür die letzte Schulwoche, in der es um Noten ging. s Frage hatte ich ihr schon per Pinnwand beantwortet, aber in einem der früheren Kapitel (ich war zu faul, nachzugucken, in welchem), erfährt man etwas über Ren und Zero, aber dazu gibt es jetzt ja auch dieses Kapitel. Ich verweise auf das kurze Nachwort, weil ich nachher auch zur Schule muss. >_> _________________________________________________________________________________ Schweigend stand Shin an der Reling und sah in den Nachthimmel. Er fror, aber er konnte einfach nicht einschlafen, und wach im Bett liegen war auch keine Ideallösung. Es schmerzte, zu wissen, dass er so viele Menschen gerettet hatte, aber einen nicht retten konnte. Und selbst wenn er etwas Wichtiges für die Zukunft in Bewegung gesetzt hatte, Ren würde nicht zurückkommen. Das einzig Positive an der Situation war, wie sehr Saga sich im Moment um ihn sorgte. Er wurde nicht allein gelassen, eigentlich war der Ältere permanent an seiner Seite. Nur jetzt hatte er sich davon geschlichen, und das war auch nur gelungen, weil der andere schlief. Zitternd schlang er seine Arme um seinen Oberkörper und versuchte, sich warm zu halten. "Du kannst auch nicht schlafen?" Erschrocken drehte er sich um und sah Zero an. "Nein. Heute ist einfach zu viel passiert." "Ich weiß." Ruhig legte der Schwarzhaarige ihm eine Wolldecke um die Schultern. "Du standest ihm auch nahe. Er hat dich geliebt wie einen kleinen Bruder." "Und dich hat er mehr geliebt als alles andere auf der Welt", erwiderte Shin leise. "Er war ein umwerfender Mensch, hübsch, klug und durch und durch gut. Ich liebe ihn, aber mir ist klar, dass ich nach vorn sehen muss. Dasselbe solltest du tun. Du hast Saga an deiner Seite, ich habe niemanden." "Nein. Zero, wir müssen jetzt beide stark sein. Warum sollten wir uns nicht gegenseitig helfen können? Ich bin für dich da, wenn du einfach reden oder nicht allein sein willst." Sanft strich der Ältere ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Ich werde sicherlich darauf zurückkommen. Nur bleibt abzuwarten, wie der Captain darauf reagieren wird. Ich weiß, dass Ren", er schluckte, "sich für euch ein glückliches Ende gewünscht hat. Gefährde eure Beziehung, egal, welcher Natur sie ist, nicht. Er würde es nicht wollen." Shin sah zu Boden, um die Tränen in seinen Augen zu verbergen. Es war einfach nicht sein Tag. Alles hatte am Morgen so gut begonnen, und dann? Warum stellte dieses blöde Leben ihn nur immer wieder vor Mauern, von denen eine unüberwindlicher schien als die andere? Weil es das Leben war, und manchmal war es schwer, egal, wer man war, welchem Volk man angehörte oder etwas Derartigem. "Ich gebe mein Bestes", antwortete er mit zitternder Stimme. "Übrigens wäre er stolz auf dich, wüsste er, was du versucht hast, für ihn zu bewirken. Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber unsere Entscheidung war einstimmig. Der Kodex soll geändert werden." Der Braunhaarige nickte traurig. "Wenigstens etwas." "Du sollst unsere Meinung bei der Versammlung vertreten", bemerkte Zero nebenbei. "Was?" Geschockt sah Shin den Älteren an. "Du hast mit deiner kleinen Rede alle auf deine Seite gezogen. Wenn jemand die anderen überzeugen kann, dann du, also haben wir beschlossen, dich als unseren Vertreter zu schicken." "Aha." Unsicher sah er wieder in den Himmel. Er hatte noch nie irgendwen vertreten, und er kannte niemanden aus den anderen Besatzungen. Das ganze als Referat anzusehen, war auch nicht unbedingt eine gute Idee, vor Referaten war er schon in der Schule vor Aufregung fast zusammen gebrochen. "Keine Angst. Du glaubst doch nicht, dass Saga dich allein lässt. Selbst wenn er einmal keine Zeit hat, irgendwer wird immer bei dir sein." "Trotzdem... Ich kann niemanden vertreten, ich hab das noch nie gemacht und sowieso..." "Du hast heute deine Meinung vertreten, du musst das Gleiche nur noch einmal tun. Wir alle glauben an dich, du schaffst das." "Wundervoll, dass wenigstens jemand an mich glaubt", seufzte er. "Du solltest wieder ins Bett gehen. Saga könnte sich Sorgen um dich machen, wenn er aufwacht und du nicht da bist." "Ich kann aber nicht einschlafen, und wach liegen will ich auch nicht." "Dann kuschele mit Saga. Wenn du dich erkältest, kannst du nicht mit zum Shoppen." Unsicher sah er den Schwarzhaarigen an. "Wenn du meinst... Dann geh ich mal schlafen." Seufzend gab er Zero die Wolldecke zurück und ging wieder zu Saga. Leise schloss er die Tür hinter sich, drehte sich um... und sah Saga aufrecht im Bett sitzen. "Wo warst du?" "An Deck. Ich konnte nicht einschlafen." Sanft lächelnd winkte er den Jüngeren zu sich. "Kann passieren. Komm trotzdem wieder ins Bett." Schnell zog er sich bis auf die Unterwäsche aus und kroch unter die Bettdecke. Nachdenklich sah er in die Dunkelheit. Er war frei und doch gefangen in seinem eigenen Leben. Gäbe es doch nur eine Neustarttaste... Aber es war kein Spiel, das man nach Belieben abspeichern, neu starten und vor- oder zurückspulen konnte. Außerdem fehlte die Hintergrundmusik und die Cheats. Und das Märchenende. Warum konnte das alles nicht einfach perfekt und harmonisch sein, so, dass man einfach nur noch genießen konnte? "Das Leben ist eine Kerze. Irgendwann erlischt ihr Licht, aber wann es geschieht und warum, kann niemand von vornherein sagen. Das Ende können wir nicht verhindern", meinte Saga leise. "Jede Kerze ist irgendwann abgebrannt und man kann sie durch keine andere ersetzen. Was wir als Zurückbleibende tun können, ist, dieses Licht im Herzen und in den Erinnerungen zu behalten und ihm zu gedenken." "Wie poetisch", flüsterte Shin mit Tränen in den Augen. Er spürte, wie der andere nach seiner Hand griff und diese leicht drückte. "In den letzten Tagen ist viel passiert, und es tut mir leid, dass du das alles miterleben musstest. Du hast so viel Stärke bewiesen, dass ich mittlerweile davon überzeugt bin, dass du alles schaffen kannst, wenn du willst." "Lass uns nicht darüber reden. Bitte. Das Ganze ist noch zu aktuell für mich." Zitternd schloss er die Augen. Wieder zogen Tränen eine feuchte Spur über seine Wangen. Vor nicht einmal zwei Wochen war sein Leben noch langweilig ruhig gewesen und jetzt war er kriminell und fühlte sich wie eine Hure. Vielleicht war er ja genau das, obwohl er es nicht wollte. Und er litt unter dieser stabilen Oberfläche. "Shin, hör auf zu weinen", bat der andere ihn leise. "Ich kann nicht", flüsterte er zurück. "Was muss ich tun? Ich werde alles versuchen." Stumme Verzweiflung schwang in Sagas Stimme mit. "Du kannst nichts tun, das ist etwas, was ich mit mir selbst ausmachen muss." Schweigend schloss Saga ihn in die Arme. "Wenn du mit mir redest, kann ich dir vielleicht helfen. Ich möchte, dass es dir gut geht." Shin seufzte leise. "ich weiß, dass du keine Ruhe geben wirst, bevor du nicht die Situation einschätzen kannst, aber wir sollten schlafen." "Jetzt erzähl schon. Du musst die Last loswerden und ich kann auch auf Schlaf verzichten. Also?" Wieder seufzte Shin und ließ sich die Tränen von der Wange wischen. "Als Tora mich an Bord gebracht hat, hatte ich einfach nur Angst. Ich wusste nicht, was mich erwartete, und die Seefahrt war noch nie mein Lieblingsthema gewesen. Piraten kannte ich nur aus dem Fernsehen, und da waren sie nicht gerade positiv dargestellt, als Räuber, Entführer und Mörder. Nach dem Ablegen habe ich mich zwar immer noch furchtbar gefühlt, aber neben der Angst war plötzlich auch noch Spannung da. Und Nao hat sich gleich um mich gekümmert, das hat es besser gemacht. Und dann", er atmete tief durch, "die Vergewaltigung. Du weißt nicht, wie eklig ich mich gefühlt habe. Er hat mich gedemütigt, ich war einfach nur in Panik. An Details kann und will ich mich gar nicht erinnern, es ist schlimm genug, zu wissen, dass mir so etwas passiert ist. Ich dachte immer, als Mann wäre man eigentlich relativ sicher, und dann das. Ich verstehe einfach nicht, warum er ausgerechnet mich ausgesucht hat. Warum hat das Schicksal mir das angetan? Ich verstehe es einfach nicht. Ich vermeide es eigentlich auch, darüber nachzudenken, dafür sind die Schmerzen noch zu groß. Auch wenn ich körperlich völlig in Ordnung bin, ich glaube nicht, dass ich es irgendwann vergessen kann. Es ist so schwer, nach außen normal zu wirken, aber ich gebe mein Bestes. Und auf Madeira wäre es mir fast nochmal passiert, ich hatte einfach nur Angst und bin gelaufen, und ich weiß nicht, wie, aber ich bin weggekommen. Die Vergewaltigung war mehr als genug, ich will das nicht noch einmal erleben. Ich habe mich so wehrlos gefühlt, schwach und so verletzlich. Ich war so froh, als endlich alles vorbei war, und als du da warst und mich weggebracht hast, war ich einfach nur noch erleichtert." Zitternd legte er seinen Kopf an Sagas Schulter. Sanft ließ dieser seine Hände über den anderen Körper streichen. Wie zerbrechlich Menschen doch waren, sowohl physisch als auch psychisch. Und wie zerbrechlich Shin war, und trotzdem ließ er sich nicht unterkriegen. Akito hatte ihn zwar gedemütigt und schwer verletzt, aber nicht gebrochen. "Bis gestern war dann alles in Ordnung, und plötzlich benahmen sich alle so komisch. Du hattest mich weggeschickt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, ich habe aus Verzweiflung überlegt, anschaffen zu gehen. Ich wollte bei euch bleiben. Und als ich dann die Soldaten belauscht hatte... Ich habe einen neuen Sprintrekord hingelegt, glaube ich. Ich konnte einfach keinen Massenmord verantworten, alles, was geschehen war, hin oder her. Ich bin noch nie in meinem Leben so schnell gerannt, ich hatte einfach nur Angst, zu spät zu kommen. Über Nacht hatte ich mich dann beruhigt und erholt, und dann heute die Nachricht von Rens Tod... Das hat mich total aus der Bahn geworfen. Ich habe jetzt nicht besonders viel Zeit mit ihm verbracht, aber ich mochte ihn auf Anhieb. Irgendetwas fehlt hier an Bord, und keiner kann es ersetzen. Ren fehlt, und ich will, dass er zurückkommt, aber das wird nie passieren." Schweigend sah Saga ihn an. Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass ihn noch etwas bedrückte, aber er wollte nicht weiter nachfragen. "Shin", murmelte er nach einer Weile nah am Ohr des Jüngeren. "Ich möchte, dass du mit mir über so etwas redest. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst, und du kannst mir vertrauen. Oder hast du neuerdings Angst vor mir?" Leicht schüttelte der Jüngere den Kopf. "Ich rede nicht gern über bestimmte Dinge, auch nicht mit Nao, aber er errät so viel. Und dann reimt er sich das Richtige zusammen und irgendwann fange ich von allein an zu erzählen, auch wenn ich das eigentlich gar nicht will." "Ja", Saga lächelte, "Nao ist, was das betrifft, einzigartig. Teilweise steht er einfach nur da und man berichtet ihm von den ganzen Sorgen. Aber ich möchte gern für dich da sein, dir zuhören und bei dir sein, wenn du das möchtest." "Und was willst du gegen Einschlafprobleme unternehmen?", fragte Shin tapfer lächelnd nach. "Das kommt ganz darauf an, was die Ursache ist. Liegt es einfach nur daran, dass du nicht müde bist, joggen wir drei Runden ums Schiff. Jetzt glaube ich aber eher, dass dein Verstand noch viel zu viel arbeitet oder du Trost suchst. Entspann dich, so gut es geht, und versuch, einfach nicht darüber nachzudenken. Wichtig ist nur, dass du es verarbeitest und nicht verdrängst." Leicht streichelte er Shins Seite und küsste ihn auf die Stirn. "Ich kann nicht mehr tun, als dir zuzuhören und dich zu halten." "Und den Rest muss ich mit mir allein ausmachen, womit wir am Anfang des Gesprächs wären." Seufzend schloss Shin die Augen und drückte sich etwas an den Kapitän. "Saga, was muss ich als Vertreter dieser Crew eigentlich bei der Versammlung machen? Zero meinte, sie hätten mich gewählt." "Haben sie? Ich denke, wegen deiner eindrucksvollen Rede. Du bekommst einen Zettel mit Punkten, die du ansprechen sollst, und das findet an einem Tisch statt, wo jeweils Kapitän, erster Offizier und Vertreter anwesend sind. Die Punkte der anderen notierst du und sprichst hier mit der kompletten Crew darüber. Das ist der Plan für den ersten Tag. Am zweiten Tag setzen wir uns wieder zusammen und besprechen die Ergebnisse, da werden dann auch eventuelle Änderungen vorgenommen. Am dritten Tag frühstücken wir nur alle zusammen, bleiben noch vielleicht ein bisschen im Hafen, machen den neuen Termin aus und segeln dann unserer Wege. Aber du musst keine Angst haben, ich lasse dich während der Verhandlungen nicht im Stich." "Ach so." Gähnend lehnte er sich an den Größeren. "Wegen morgen... Wer finanziert die Shopping-Tour? Und findet die noch morgen Abend oder erst übermorgen statt?" "Du meinst heute Abend oder eher Nachmittag. Wir haben genug Geld, also mach dir keine Sorgen. Du bist müde, schlaf jetzt." "Mir soll nicht immer jeder sagen, wann ich schlafen soll", murrte er leise. Saga antwortete nicht. Stattdessen lächelte er vor sich hin und wartete, bis Shin eingeschlafen war, bevor er selbst die Augen wieder schloss. Wieder war Saga vor Shin wach und sah den Jüngeren an. Er schlief unruhiger als in der vorigen Nacht, allgemein wirkte er angespannter. Das kleine Kätzchen lag neben ihm. Es wundert ihn, wie sehr ihm der Gedanke gefiel, jeden Morgen mit dem Kleineren im Arm aufzuwachen. Er musste nur noch sein Kätzchen von der Idee überzeugen, aber so schwierig konnte das nicht werden. Zart strich er über die weiche Haut. Die zweite Nacht, in der Shin halbnackt mit ihm in seinem Bett lag und trotzdem nichts passiert. Wobei 'nichts passiert' ja auch nicht ganz richtig war. Sie hatten viel gesprochen, besonders in der Nacht, und langsam wurde die Bindung immer stärker. Er liebte den Kleineren. Dieses plötzliche Selbsteingeständnis zauberte ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht, aber es war die Wahrheit. Müde rieb Shin sich über die Augen, bevor er sich umsah. Draußen war es hell, die Sonne schien und nur ein leiser Wind war zu hören. Einen Moment blieb er noch liegen, um wach zu werden. Ein leises Rascheln von Papier erschreckte ihn. Neben ihm lag ein Zettel. Schon wieder. Seufzend faltete er diesen auseinander. Ohayou, Shin. Ich hoffe, du hast gut und lange genug geschlafen. Mach dich fertig für die Shopping-Tour heute Abend und frühstücke bitte, Shou hat zwar frei, aber ein Brot schmieren kannst du bestimmt. Und wenn nicht haben wir genug Kekse. Übrigens hast du wieder nicht im Schlaf gesprochen. Saga Aha. Wie nett. Er war ungeschickt und brachte sich selbst ständig in Schwierigkeiten, aber er war kein Pflegefall. Schnell stand er auf und ging zum Kleiderschrank, nahm sich passende Sachen heraus und zog sich an. Sagas Kleidung war ihm zwar etwas zu groß, saß sonst aber ziemlich gut. Als er aus dem Raum trat, blinzelte er gegen das grelle Sonnenlicht an. Wohlig seufzend streckte er sich. "Guten Morgen, Shin", grüßte Nao ihn fröhlich. "Freust du dich schon aufs Shoppen?" "Morgen, Nao. Ja, schon. Dann habe ich endlich meine eigenen Sachen. Wer kommt jetzt eigentlich mit?" "Wir beide, Shou, Pon, Ayame, Hikaru, Jin, IV, Ko-ki, und ich glaube, Miyavi wollte auch noch mitkommen. Und dann halt derjenige, den Saga als Aufsichtsperson auserwählt hat. Ich denke mal Tora, Gackt, Reita oder Kamijo." "Wer zur Hölle ist Miyavi? Ich dachte, ich kenne hier mittlerweile jeden." Verwundert sah Shin den Arzt an. "Man sieht ihn tagsüber nicht oft, aber wenn du ihn siehst, erkennst du ihn ganz leicht. Viele Tattoos, gepierct, bunt und laut gleich Miyavi." "Na dann." Lächelnd packte Nao ihn am Arm und zog ihn mit sich in die Küche. "Ich soll dafür sorgen, dass es dir nachher gut geht." "Sagt Saga?", wollte Shin skeptisch wissen, dabei war die Antwort klar. Wer sonst würde so einen Befehl geben? Außerdem hatte Saga ihm das ja auch schon in der Nachricht zukommen lassen. "Ja. Aber du musst fit sein, da hat er schon recht, und dafür hätte ich so oder so gesorgt." Shin lächelte ihn beruhigend an. "Mir geht's prima. Warum machen sich alle Sorgen um mich? Das ist absolut unnötig." Danach sah er sich suchend in der Kombüse um. Kekse, Brot, Obst und Gemüse standen als Frühstück zur Auswahl. Letztendlich entschied er sich für Kekse. Nao lachte leise. "Du solltest wirklich gesünder essen." "Und du solltest mich nicht immer mobben, ich habe das blöde Gefühl, dass Saga dir das sehr übel nehmen könnte." "Er würde es mir sehr übel nehmen, ganz sicher, aber manchmal muss man solche Kleinigkeiten erwähnen. Und letztendlich versuche ich nur, dafür zu sorgen, dass es dir gut geht, und das liegt vollkommen in seinem Interesse." Schweigend beobachtete Nao ihn beim Keks-und-Kakao-Frühstück, bis ihm scheinbar etwas Wichtiges einfiel. "Es könnte sein, dass Kazuki bei dir auftaucht und dich um einen kleinen Gefallen bittet. Egal, was er sagt und wie lange er bettelt, du musst 'nein' sagen." Einen Moment hielt Shin inne. "Warum?" "Ich habe das Gefühl, du wirst es bereuen, wenn du zustimmst." Ohne eine Antwort zu geben frühstückte Shin weiter. Aber wenn Nao so etwas riet, hatte Kazuki bestimmt nichts Gutes vor. Er beschloss, einfach abzuwarten und den Rest auf sich zukommen zu lassen. Und vielleicht übertrieb Nao ja einfach, selbst wenn es um Sex ging, Kazuki war eigentlich nicht schlimm. Zwar etwas seltsam und grob, aber erträglich. Und alles andere konnte nicht so dramatisch sein, dass Nao ihn vorwarnte. "Bist du schon aufgeregt?", fragte der Arzt plötzlich in die Stille. "Weswegen?" "Der Versammlung, oder allgemein dem Treffen." "Ach das." Nervös sah er auf seine Hände. "Schon. Ziemlich. Ich bin gespannt, wie sie auf mich reagieren. Was, wenn sie mich nicht mögen? Wenn sie mich für zu jung und unerfahren halten?" "Sie können zwar ihre Meinung sagen, aber wenn Saga beschließt, dass du bleibst, können sie nichts tun. Und warum sollten sie dich nicht mögen? Du hast viel für uns alle getan, und auch sie müssen einsehen, dass die Dark Rose ohne dich auf dem Meeresgrund liegen würde. Und auch, wenn man davon absieht, ich wüsste nicht, weshalb sie dich nicht mögen sollten." Still fixierte Shin den Boden. Nichts konnte dieses unwohle Gefühl vertreiben. Egal, wie Saga entschieden hatte, wenn seine beiden Cousins Druck auf ihn ausüben würden, würde er früher oder später nachgeben. Und wenn sie sagten, Shin wäre zu unerfahren, hatten sie recht. Shin schloss die Augen. Was konnte er schon tun? Am Besten versuchte er, Saga zu vertrauen. E selbst konnte sich eh nur so nützlich wie möglich machen. Obwohl... Hier schien niemand außer Shou wirklich zu arbeiten. "Morgen, Shin. Ich liebe dich, Nao." Besitzergreifend zog Kazuki Nao an sich. "Ja, ja, ich dich auch", lachte dieser und stahl dem Größeren einen Kuss. "Shin-chan, tust du mir einen Gefallen?", fragte Kazuki mit einem unschuldigen Lächeln. "Morgen und nein, warum sollte ich, wenn ich noch nicht mal weiß, worum es geht?" Und wenn Nao dringend davon abriet. "Weil ich dich ganz lieb darum bitte?" Mit Dackelblick sah der Ältere ihn an. "Nein." "Nao!", jaulte Tora draußen. Genervt rollte der Geforderte mit den Augen. "Ich muss mich um eine verletzte Raubkatze kümmern. Bleib tapfer, Shin." Zügig verließ der Arzt den Raum. "Shin, bitte!", bettelte Kazuki sofort weiter. "Was willst du?", seufzte Shin. "Und das war noch keine Zusage." "Einen willigen Liebhaber, der mich einmal etwas ausprobieren lässt." Verwundert wanderte eine Augenbraue nach oben. "Du hast doch Nao, wofür brauchst du mich dann?" "Nao will nicht. Er meinte, ich soll mir jemand anderen suchen. Bitte, Kätzchen." "Nein." "Bitte. Du hast doch schon mal überlebt." "Nein. N. E. I. N." Schnell verließ Shin den Raum und lief über das Deck. Er hörte, dass Kazuki ihm folgte. "Bitte, Shin. Ich komm auch mit zum Shoppen und trage deine gesamten Einkaufstüten." "Nein." "Bitte." "Nein." "Bitte." "Sicher." "Wirklich?" "Nein." Fest packte Kazuki ihn am Arm und zwang ihn so, stehenzubleiben. "Bitte, Shin, nur ein einziges Mal, heute Abend nach der Shopping-Tour. Tu mir nur einmal diesen Gefallen." Genervt seufzte Shin. Abgesehen von Naos Warnung, was sprach dagegen? Außerdem könnte ein Taschenträger doch ganz nützlich sein. "Na gut. Du kommst mit zum Shoppen und trägst meine Taschen. Danach kannst du herumexperimentieren, wie du möchtest." Leise jubelnd küsste Kazuki ihn auf die Wange. "Wir sehen uns dann vor dem Start des Einkaufsbummels." Und weg war er. Warum nur hatte Shin das Gefühl, einen großen Fehler gemacht zu haben? Ach ja. Er hatte Naos Rat nicht befolgt. Und Kazuki war so fröhlich. Seufzend ließ er sich auf dem Boden nieder, legte sich flach hin und genoss die Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Eigentlich wäre Ren in so einem Moment zu ihm gekommen und sie hätten über Gott und die Welt gesprochen. Schade, dass das nie wieder möglich sein würde. Ren war verurteilt, wenn er nicht schon in ewigem Frieden ruhte. Shin war davon überzeugt, dass sie sich wiedersehen würden. Immerhin gab es nur ein Reich der Toten und nicht Himmel und Hölle. Irgendwann. Und vorher... Vorher wollte er seinen Bruder wiedersehen, wenn es denn möglich war. Seine Schwester hatte bestimmt schon eine eigene Familie, seine Mutter hielt es schon lange mit seinem Vater aus und sie würde sich auch nicht von ihm trennen, aber sein Bruder.... Er war gerade mit der Schule fertig, wenn er nie eine Klasse wiederholt hatte. Und er sollte dann bestimmt den Platz einnehmen, der ursprünglich für Shin bestimmt gewesen war. Shin schluckte. Was, wenn sein Bruder daran zerbrach? Er hatte sich vor der Verantwortung gedrückt, indem er abgehauen war. Die wohl feigeste Methode, die möglich war. Er war immer schon so gewesen. Was er auch tun würde, er würde nicht zu seiner Familie gehen. Wie sehr er es sich auch wünschte, er hatte nicht den Mut, sich seinem Vater nach diesen ganzen Jahren gegenüber zu stellen. Genauso wenig seiner Mutter. Er war von einem Tag auf den anderen ohne wirkliche Begründung gegangen. Vorsichtig strich jemand über seinen Arm. "Shin? Alles in Ordnung?" Zögernd schlug er die Augen auf und sah Shou neben sich sitzen. Er setzte sich langsam auf und zog seine Beine an. "Nicht wirklich, aber es ging mir schon schlechter." "Willst du reden?", sprach der Koch ruhig weiter. "Reden bringt nichts. Und machen kann ich nichts." Ruhig legte Shou ihm einen Arm um die Schultern. Shin schloss die Augen und legte seinen Kopf auf Shous Schulter. Eigentlich sollte er zu Saga, immerhin hatte der Kapitän ihn ausdrücklich darum gebeten, aber warum sollte er nicht auch einmal Ruhe, Trost und Zuflucht bei einem anderen finden? Manchmal brauchte er Halt und Saga hatte einfach sehr viel zu tun, er hatte die Verantwortung für die gesamte Crew. Shin wollte ihn nicht von der Arbeit abhalten, dazu hatte er gar nicht das Recht. Er wollte niemandem zur Last fallen, er musste lernen, allein fertig zu werden. Leicht atmete er ein und aus. "Shou?", murmelte er nach einer Weile. "Ja?" "Du riechst nach Sex." Leise lachte der Ältere. "Das liegt daran, dass ich heute Morgen Sex hatte." "Verrätst du mir, mit wem?" Er war nun mal neugierig, und die Frage war draußen, bevor er sich beherrschen konnte. "Mit Hiroto", antwortete der Ältere ruhig. "Ach so." Zufrieden kuschelte er sich an den anderen. "Die Pirate's Dream und die Black Shadow sind voraus in Sicht!" Laut durchschnitt Toras Stimme die Luft und riss Saga aus seinen Gedanken. "Sorgt dafür, dass sie uns bemerken. Dann wenden wir uns dem Hafen zum Anlegen zu." "Saga, sie haben uns schon bemerkt, sie haben den Ausguck besetzt, um zu gucken, wann wir ankommen." "Meinetwegen. Dann legen wir an." Schulterzuckend sah er über das Deck und entdeckte Shou und Shin. Was war da los? Und warum kümmerte Shou sich um Shin? Saga seufzte. Wahrscheinlich sollte er mehr auf Shin achten und sich dann um ihn kümmern. Von sich aus würde der Kleinere wohl nie zu ihm kommen und um Hilfe bitten. Langsam ging er zu den beiden. "Kätzchen, was ist los?", fragte er leise, nachdem er sich an Shins andere Seite gesetzt hatte. Shou sah ihn nur verwirrt an während Shin den Kopf hob. "Nichts." Ruhig setzte er sich wieder richtig hin und legte die Stirn auf seine Knie. "Ich schlafe heute Nacht woanders", bemerkte er leise nebenbei. "Aber deswegen geht's dir nicht so schlecht." "Mir geht's nicht schlecht." "Nein, gar nicht. Hast du schon vergessen, was ich dir gesagt habe?" Shin seufzte und hob den Kopf, um Saga anzusehen. "Nein, habe ich nicht, aber ich möchte nicht hier und jetzt darüber reden." "Dann erzählst du's mir später? Spätestens morgen nach der Versammlung?" Shin nickte leicht und zwang sich zu einem Lächeln. Wahrscheinlich würde er eine Möglichkeit finden, Saga von dem Thema wegzubekommen. Im Zweifel lief diese Übung eh wieder auf Sex hinaus, aber irgendwie gefiel ihm die Idee. Den Älteren einmal ein bisschen aus der Reserve zu locken. Wenn er selbst nach Kazukis Experimentierstunde noch dazu in der Lage war. Schnell stand Saga auf und zog Shin und Shou hoch. "Wir machen uns fertig zum Shoppen", meinte Shou und nahm Shin an die Hand. "Macht das. Kazuki will Shins Tüten tragen", fragend sah er Shin dabei an, "und nehmt Reita mit. Einer muss ja aufpassen, dass euch nichts passiert, und dass ihr kein Geld für unnötiges Zeug ausgebt." "In Ordnung", grinste Shou. "Er wird sehr begeistert sein." Langsam ließ Shin sich von dem Koch mitziehen. Er wollte nicht weg von Saga, aber andererseits würde ihm der Abstand wohl sehr gut tun. Seufzend ließ er sich neben Shou auf einen Stuhl drücken. Zumindest war die Gruppe schon vollständig. Es war vielleicht früher Nachmittag, zeitlich waren sie also früher als erwartet. "Also", ergriff Reita das Wort, "Ich habe mehr als genug Geld mit, aber wichtig ist es, dass wir Shin mit Kleidung ausstatten, und ich denke, dass wir alle das einsehen. Oder besteht bei jemandem hier der Wunsch, sich mit dem Captain anzulegen?" Kollektives Kopfschütteln. Wer hatte schon Lust, von Bord geschmissen zu werden? "Schön, wie einig wir uns sind. In den Geschäften könnt ihr euch frei bewegen, aber nicht hinausgehen, ich muss euch immerhin heil wieder an Bord verfrachten. Wer eine Rauchen geht, sagt mir Bescheid, wer auf Klo geht, ebenso. Und ihr gebt mir Bescheid, wenn ihr nach sowas wieder da seid. Das alles dient nur der Übersicht. Kazu, du kommst ja wegen Shin als Taschenträger mit... Behalt deine Griffel bei dir, solange wir in der Stadt sind, das gilt eigentlich für alle. Marokko ist kein sehr tolerantes Land. Wer nicht im Knast landen will, hält sich zurück. Noch Fragen?" "Wirst du Saga wirklich alles erzählen?", fragte Hikaru mit einem unheimlichen Blitzen in den Augen nach. "Alles, was nicht zu einer Shopping-Tour gehört. Denk nicht mal dran." Skeptisch besah Shin sich im Spiegel. Diese Jeans saß wirklich eng, war aber überraschenderweise total bequem. "Shin, nimm die mit. Steht dir wirklich gut." Nao musterte ihn prüfend. "Meinst du, sie..." "...würde Saga gefallen? Definitiv." Lachend hielt er Shin einen Klamottenberg hin und ließ sich auf einen Hocker fallen. "Die Hose kommt mit." Seufzend nahm Shin den Textilberg entgegen. Wenigstens mussten sie nicht noch Unterwäsche kaufen gehen, das hatten sie schon hinter sich. Und Nao hatte sich rausgehalten und ihn einfach entscheiden lassen. Wie nett, er sollte es ja auch anziehen. Als sie den Laden verließen, hatte Shin eigentlich schon bei Weitem genug Kleidung, aber die Tour war noch nicht beendet. Scherzend und lärmend zogen sie von Geschäft zu Geschäft, bis überall Feierabend gemacht wurde. Kazuki war der einzige, der sich zurückhielt. Er trug nicht nur Shins sondern auch Naos Einkäufe und war ziemlich außer Atem. "Shin, kommst du morgen mit frühstücken?", fragte IV plötzlich, kurz bevor sie das Schiff erreichten. "Mal gucken. Wenn ich körperlich dazu im Stande bin, bestimmt." Nao warf ihm einen besorgten Blick zu. "Du hast nicht auf mich gehört, oder?" "Doch. Zuerst... Und dann war ich zu genervt." Der Arzt seufzte theatralisch. "Ich halte mich dann morgen früh bereit." "Ach komm schon, Nao", maulte Kazuki, "so schlimm bin ich nicht." "Ich weiß aber, was du vorhast. Shin anscheinend nicht. Und ich bin überzeugt davon, dass er morgen einen Arzt brauchen wird." "Du machst mir langsam Angst, Nao", merkte Shin an. "Wir sehen morgen früh weiter. Kazuki, provozier Saga bitte nicht zu sehr. Ich will nicht, dass er dich von Bord schmeißt, erwürgt oder totprügelt." Schnell küsste er seinen Freund noch und verzog sich dann in sein Schlafzimmer. Die anderen hatten sich mittlerweile ebenfalls zurückgezogen. Kazuki deutete Shin mit einem Nicken an, ihm zu folgen. Ruhig stellte er die Einkaufstüten ab, nahm Shins Hand und führte ihn in den Lagerraum. Vorsichtig rückte er ein Regal zur Seite, zog den Jüngeren mit sich in den Raum dahinter und schob das Regal wieder richtig hin. Schnell schaltete er die Lampen ein, die den Raum nur schwach beleuchteten. In Shin tobten verschiedenste Gefühle, wenn er sich die Peitschen, Fesseln und anderen Dinge, von denen er gar nicht genau wissen wollte, was man mit ihnen machte, ansah. "Was zur...?", begann er seine Frage, ließ sie dann aber im Raum stehen. "Das ist mein kleiner Spielplatz. Außer mir weiß nur noch Nao von seiner Existenz, und jetzt du." Zart küsste er Shins Hals. "Entspann dich und lass mich nur machen..." _________________________________________________________________________________ Ein Hoch auf Saga! Hat er das nicht gut bemerkt? xD Und was Kazuki mit Shin anstellt, werde ich nicht genau schildern, dazu fühle ich mich nicht in der Lage, aber im nächsten Kapitel kann man sich durch die Folgen eventuell einige Dinge denken. Bis dahin! nächster Upload: 17.06.2011 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)