Kurz vor Fünf von PurplePassion (ShikaIno OS) ================================================================================ Kapitel 1: Insomnia ------------------- Meine Augen öffnen sich nur langsam und mein Wimmern hallt in meinem Kopf wieder. Ich starre ins Dunkle, meine Augen sind feucht. Schon wieder wurde ich von diesen schreklichen Alpträumen heimgesucht. Träge bewege ich meine Hand und wische die Tränen von meinem Gesicht, allerdings fließen neue hinzu. Mein Herz rast. Immernoch langsam und stufenweise bewege ich mich, drehe mich von meiner rechten Seite zu meiner linken. „Shikamaru...“ Er war tot. Weg bevor ich ihm je beweisen konnte wie wichtig er mir war. Wieso nur? Wieso? Er hatte es andauernd getan, schon seit Kindertagen. Er hatte mich immer aufgefangen wenn ich gefallen bin, aber auf jeder möglichen Art, nicht nur physisch betrachtet. Er stand mir nämlich immer bei, beschützte mich und hätte mich niemals absichtlich verletzt. Und all dies tat er offenherzig, er verbarg es nicht. Ich wünschte ich hätte ihm diesen Beistand auch entgegenbringen können, ich wünschte ich wäre eine bessere Freundin gewesen. Das schlimmste ist, dass ich ihn in meinen Träumen immer und immer wieder vor mir sterben sehe. Und sein blutrünstiges Versagen liegt jedes Mal an mir. Mir vertraute Schuldgefühle kriechen dann in mir hoch, leiten mich dazu zu weinen und in letzter Sekunde halblaut aufzuschreien. Manchmal brülle ich einfach aus Verzweiflung, andere Male seinen Namen. „Shika-kun...“ Und wegen meiner eigenen Stimme wache ich auch diesmal auf. Meine Hand klammert sich automatisch an das Bettlaken und obwohl ich in Schweiß gebadet bin, ist mir kalt und ich zittere unkontrolliert. Nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen habe, taste ich mit der Hand auf dem Nachttisch rum mit dem Ziel auf meinen Wecker zu stoßen. Als dies getan ist, drücke ich auf einen Knopf, ein bläuliches Licht geht von dem Gerät aus an das mich kurzzeitig blendet bevor ich eine Uhrzeit ausmachen kann. 4:24 Uhr. Das Gefühl von Trauer, Verzweiflung und purer Angst steckt noch immer in mir, tiefes Ein- und Ausatmen hilft mir nicht weiter. Es ist mitte Februar. In Konoha ist es kalt, dieses Jahr hat es sogar geschneit. Ich schlage meine Decke zur Seite und liege in dieser Kälte rum, rühre mich aber auch nicht dabei. Als ein stechendes Gefühl durch meine nackten Füße geht, setze ich mich auf, bringe mich letzlich auf einer aufrechten Position, die bloßen Füße kommen mit dem kalten Boden in Kontakt. Ich spüre wie sich eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper ausbreitet. Mühsam öffne ich meinen Kleiderschrank. Inzwischen ist es mir wegen dem Mondschein möglich mich in meinem Zimmer zu bewegen. Ich fische eine Jogginghose raus, ziehe ein Tanktop, ein T-Shirt und dadrüber ein Kapuzenpulli an. Natürlich werden dicke Wintersocken übergestreift. Ich verlasse leise mein Zimmer, laufe runter bis zum Eingang unseres Hauses und ziehe meine grauen Stiefel an. Beim Rausgehen nehme ich noch einen Mantel. Der Wind peitscht mir förmlich ins Gesicht, ich fühle nach wenigen Minuten meine Nase und Ohren nicht mehr. Aber mir ist das egal. Ich will nur, dass dieses Gefühl von Hilflosgkeit in mir vergeht. Ich will, dass diese Übelkeit vergeht. Eher unbewusst komme ich beim Nara Haushalt zu einem Halt. Ich schaue mir das Haus lange an und bemerke wie meine Emotionen wild toben und sich mein Herzschlag abermals verschnellert. Laut Frau Nara hätte er gestern Abend eintreffen sollen. Shika war in letzter Zeit viel zu oft fort. Mehrmals ist es vorgekommen, dass ich auf Mission war wenn er zurückkam und umgekehrt. Aber meistens war er weg. Weit weg. Und diese mir unerklärlichen Alpträume machen es nicht einfacher, weil sie brutaler und hässlicher werden, je länger er sich woanders aufhält. Ich frage mich was sie zu sagen haben. Ich mache mir Sorgen wenn ich sie nächtlich durchlebe, kann nicht anders als mir seinen Tot vorzustellen. Schuldgefühle kommen auf und Panik. Ich schreite auf das Gebäude zu, gehe in den Hintergarten und betrachte den dort eingepflanzten, großen Baum den wir drei – Chouji, Shika und ich – in unserer Kindheit so oft geklettert sind. Einst war der Raum am nächsten zum Baum eine Art Büro für Herr und Frau Nara, Shika bestand irgendwann darauf es zu seinem Zimmer zu machen. Später erklärte er Chouji und mir, dass er es getan hatte, weil es ihm so leichter fiel aus dem Haus zu schleichen wenn seine Mutter ihm zu anstrenged wurde. Widerwillig aber schnell klettere ich den Baum hoch, komme mir wie mein achtjähriges Selbst vor und luge schließlich in das Dunkle Schlafzimmer rein. Der Dunkelhaarige liegt schlafend auf seinem Bett das mittig im Raum plaziert ist. Mir wird etwas leichter ums Herz ehe mir Bilder meiner Träume durch den Kopf gehen. Viele Unterschiede zwischen einem Toten und einem Schlafenden gibt es nämlich nicht. Meine Augen werden nass. Zögerlich tippe ich auf die Glasscheibe. Shikamarus Augen sind sofort auf. Er dreht den Kopf nicht zu mir, aber weil er weiterhin ruhig in seinem Bett liegt weiß ich, dass ihm bewusst ist um wen es sich handelt. Wieder überkommt mich eine kurzfristige Welle von Erleichterung als ich ihn so sehe, ich kann mir nur zu gut vorstellen was er sich gerade denkt. Man, ist sie anstrengend, dieses Mädchen...! Gemächlich steht er auf, scheint sichtlich genervt zu sein von den niedrigen Temperaturen, er hat ja immerhin nur ein weißes Shirt und schwarze Boxershorts an. Der junge Nara öffnet das Fenster und ein starker Windstoß weht ihm entgegen. Er schließt noch gereizter die Augen, ringt mit seiner Fassung. Ich weiß, dass er nicht gut ansprechbar ist wenn er gerade aufgewacht ist und es ihn innerlich erzürnt wenn ihn jemand weckt. Allerdings kann ich nichts dafür, ich wurde von meinem Über-Ich hierher gebracht und seine Züge lockern sich, als er mein verheultes Gesicht erblickt. „Hallo“, sage ich kleinlaut und in einer unnatürlich hohen Stimme. Das laute Wehen übertönt mich eigentlich, Shikamarus Augen sind starr und ernst auf meinen fixiert. Schon wieder kommen mir die Tränen hoch, diesmal von einem Gemisch aus Angst und Glück hervorgerufen. Schweigsam hält er mir den Arm entgegen, ich nehme ihn und mit seiner Hilfe gelange ich in seinem Zimmer. Weiterhin schleppend macht er das Fenster zu und dreht sich schließlich zu mir um. „Es ist grad mal kurz vor Fünf, Ino“, meint er monoton und schlendert auf die gegenüberliegende Seite des Raumes, verschließt seine Tür mit einem dumpfen Klick. Ich werde leicht rot, weil ich mir nach und nach meiner überstürzten Tat bewusst werde, aber es ist das erste Mal seit dem er vor drei Wochen fortgeschickt wurde, dass ich in mir Wärme spüre. Bevor er ging geschah etwas womit ich wenig gerechnet hatte und womit ich nun nichts genaues anzufangen weiß. Er gab mir zu verstehen – oder zumindest interpretierte ich das so –, dass ich in seinem Leben mehr als nur die Rolle einer Freundin spiele. Ich reagierte überglücklich, obwohl dies auch an dem Alkohol liegen konnte der in der Nacht geflossen war. Allerdings geschah das alles sehr plötzlich und am frühen Morgen war er bereits weg. Ich stehe wie angewurzelt vor dem Fenster stehen aber sage: „Ich träume immer wieder, dass du stirbst.“ Die Stimme versagt mir gegen Ende, der Braunhaarige zieht erstaunt die Brauen hoch. „Nur, weil du zu dumm bist und mir zur Hilfe kommen willst!“, lächel ich schwach. Shikamaru bleibt still, schüttelt dann jedoch den Kopf und kommt auf mich zu. Dann nimmt er meine Hand und hebt mit seiner freien Hand meinen Kinn an. „Ich steh‘ aber vor dir, lebend.“ Unvermittelt schmeiße ich mich um seinen Hals und nach einigen Momenten der Verwunderung legt er sachte seine starken Arme um mich. „Ist ja gut... Dass ich damals so übel zugerichtet wurde ist meine Entscheidung gewesen.“ „Es war meine Schuld, du Blödmann und du kannst mich da nicht rausreden!“, rufe ich weinend und erinnere mich an jenem Kampf bei dem er zwischen meinem Gegner und mir gekommen war. Er fängt an mein Rücken zu streicheln. „Ich liebe dich auch, Shikamaru. Irgendwie hätte ich das damals erwidern sollen“, flüstere ich etwas beschämt, presse mich noch fester an ihn, weil ich mir seiner Reaktion unsicher bin. Aber er scheint unbeeindruckt: „Ich weiß.“ W-was? Das glaube ich ja jetzt nicht! „Was?!“, zu meinem üblichen, temperamentvollen Selbst zurückgekehrt, schaue ich zu ihm hoch und nehme etwas Abstand, „Meine größte Angst in diesen paar Monaten ist es gewesen, dir niemals genügend Dankbarkeit und Zuneigung entgegengebracht zu haben und du weißt, dass ich dich liebe?“ Ich bin sprachlos, gar etwas empört. Will er mich auf den Arm nehmen, oder was? Der Nara grinst nur und streicht mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht: „Also, ich fand immer, dass du recht offen mit deinen Gefühlen zu mir umgegangen bist. Dementsprechend fand ich auch, dass du mir damit genügend Zuneigung gezeigt hast.“ Ich erröte und möchte was kontern, aber ich bin wirklich irritiert. Hab ich das wirklich? „Zu meinem Unwohl musstest du es überhaupt realisieren. Ich konnte ja nicht einfach dahergelaufen kommen und dir sagen, dass du es tust“, bei dem Gedanken muss ich schmunzeln, „Aber irgendwann wurd‘ mir das Warten doch zu lästig.“ Wieder nimmt er mich in die Arme und dabei fühle ich, dass etwas in seiner Art anders ist. Zögerlich kreuze auch ich meine zittrigen Arme um ihn und dann küsst er mich bedächtig und zärtlich. Ich bin für ein paar Sekunden darin eingenommen ehe ich erschrocken zurücktrete und sich ein erstaunter Ausdruck in seinem Gesicht ausbreitet. „Bist du blöd?!“, stammele ich, „Wie soll ich dich denn je davon abhalten solche Dummheiten für mich zu begehen, wenn du mich küsst?“ Genervt stöhnt er und schüttelt den Kopf. „Wie wär’s mit garnicht? Nicht, dass ich das ohnehin schon tue seitdem wir drei sind“, erwidert er sarkastisch, „Außerdem funktioniert das so nicht, Ino.“ Damit tut er einen Schritt auf mich zu und küsst mich nochmal. Diesmal gehe auch ich darauf ein und wir stehen ein gute Viertelstunde so rum. Als wir ablassen sagt er lächelnd: „Was bist du doch für’n Weib. Kommst um fünf Uhr morgens bei mir ans Fenster angekrochen und erwartest von mir, dass ich dann nichts weiter tue.“ Weitere paar Momente stehen wir uns umarmend da. „Ich will mit dir schlafen“, sage ich dann nur, Shika muss sich ein Lachen verkneifen. „Nichts für Ungut, aber ich glaube, dass du von der lauten Sorte bist; meine Eltern wachen bestimmt davon auf.“ Erstaunt über meine Aussage und seiner Antwort, sauge ich scharf die Luft ein und schlage ihn auf dem Oberarm. „Nicht so!“, meine ich aufgebracht während er leise lacht und bin froh, dass er mein feuerrotes Gesicht nicht sieht, „Ich will einfach nur schalfen... mit dir. Ich habe Angst davor nochmal so einen Alptraum zu haben.“ Er schweigt und hält mich weiterhin fest, scheint meine Worte abzuwiegen. Ich glaube ich muss ihn riechen und fühlen um beruhigt sein zu können, etwas in mir sagt mir das. Dann hebt er mich immernoch schweigend auf und legt mich auf sein Bett hin, klettert danach selbt rein. Er zieht mich bis auf Hose und Tanktop aus und hält mich wieder in seinen Armen fest. Er seufzt: „Du bist echt anstrengend, weißt du?“ Daraufhin gibt er mir einen Kuss auf die Stirn. Eigentlich will ich etwas antworten, aber ich schlafe schon sehr schnell ein. Hey, ich hoffe es hat euch gefallen, auch wenn es ein bißchen kurz geraten ist! Das Ende hat mich nicht ganz überzeugt, aber was kann man denn machen? ^^ Naja, macht's gut! PP Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)