One-Shots und Anderes von PineappleSenpai (...wenn Gefühle verrückt spielen.) ================================================================================ Kapitel 1: Getrennt bis zum Schluss ----------------------------------- Manchmal da, gibt es Momente eines totalen Umschwungs. Der Körper zieht sich kurzzeitig zusammen und wie mit dem Schlag eines Zaunpfahles ist das Innere vollkommen neu aufgewühlt. Wie in diesem Moment. Dem Moment, indem ich nichts weiter sah als eine Lawine von roter Flüssigkeit, die sich zum Schluss hin auf zackte. Es fühlte sich an, als würde ich nur wenige Meter entfernt stehen, als könnte ich die Feuchte, die Wärme direkt auf meiner Haut spüren. All der Hass, die Trauer und die Enttäuschung quollen auf und mit einem Mal waren sie wie eine Seifenblase zerplatzt und machten gänzlich anderen Emotionen Raum. Angst, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Leere... Das tiefe Verlangen einen Ruf aus zu stoßen durchfuhr mich, doch nichts konnte sich letztlich zwischen meinen Lippen hindurch drücken, konnte ich nicht einmal genug Luft holen um dies zu tun. Still musste ich mit ansehen, wie das schimmernde Blau sich aufriss, wie das Silber sich langsam in ein hässliches Grau bis hin zu einem unverkennbaren Rot um verfärbte. Es blieb mir ein Rätsel warum ich es tat, aber völlig gedankenlos und leer, lehnte sich mein Kopf in einer stillen Frage zur Seite und meine Lippen formten stumm einen Satz, ließen ihn klanglos über meine Zunge rollen. Es beunruhigte mich nicht weiter nur noch mehr von dem stechenden Rot zu erblicken, zu sehen wie die Ungestalt sich an seinem ehemaligem Vertrauten austobte. Sobald sich mein Inneres zu beruhigen schien, schossen Fragen durch meine Gedankengänge, die ich nicht beantworten konnte, ich wollte sie gar nicht einmal beantworten. Die Erde bebte, rüttelte mich förmlich wach und ließ mich mit irritiertem Blick beobachten, wie die Häuser ineinander schlugen und die Straße in sich aufbrach. So schnell wie es jedoch begonnen hatte, kam es auch schon wieder zur Ruhe. Ich ließ es einfach vor mir vorbei ziehen, fühlte nicht die kleinste Regung, die mich dazu animieren würde einen Schritt auf ihn zu zu machen. Flüchtig wand ich meinen Blick nach hinten ab, erblickte rabenschwarzes Haar, rot funkelnde Augen, die ihren Schimmer hinter fast geschlossenen Liedern verbargen. An der Seite des Mannes klaffte eine tiefe Wunde, schien so, als wenn sie sich bis zur Mitte durch gefressen hätte. Mein Blick verfinsterte sich nur kaum merklich, blendete den schrillen Aufschrei der Frau völlig aus, als diese bewältigten konnte, was ich nicht einmal im Ansatz schaffte. Träge schleppte sich mein Körper hinüber zu dem, der abgesehen von der angestrengten Atmung, kaum eine Bewegung deutlich machte. Ab und an hatte ich schon die Befürchtung gehabt, er wäre von mir gegangen. Es blieb mir selbst unerklärlich, wie ich selbst nur mit wenigen Schrammen und zwei gebrochenen Handgelenken davon habe kommen können. Zögernd ließ ich mich neben ihm nieder, verschwendete nicht eine Sekunde der Zeit und legte meinen Kopf gleich auf die sonst so starken Schultern, die nun abgeschlafft dort hingen und sich nur der Atmung zu liebe ab und an in Bewegung setzten. Eine gebrochene, raue Stimme hatte bislang nach meiner Aufmerksamkeit verlangt, immer wieder meinen Namen gerufen, doch selbst wenn ich wollte, ich konnte ihm momentan nicht helfen. Sobald mein Körper mit dem Grund in Kontakt gekommen war, schien jegliche Kraft mich vollends verlassen zu haben und meine Augen schlossen sich wie von selbst, erkannten nur schemenhaft die Silhouette einer Frau, die sich langsam näherte und mir durchaus ein kleines Lächeln auf die Lippen legte. Nun stand ich hier, genauso angewurzelt wie in dem Moment, in dem mich diese Lawine von Blut überrollt hatte und ließ mir von der sanften Brise die braunen Haarspitzen um das Gesicht streicheln. Es war merkwürdig festzustellen, dass man nicht eine Träne für die Liebe seines Lebens vergoss. Eher fühlte es sich an, als wäre er sowieso nur eine Art Poster von einem Idol gewesen, die die Jugendlichen sich in der Welt der Menschen an die Wände hingen, um sie bestaunen und sie anhimmeln zu können. Egal wie nah ich ihm letztlich war, wie oft ich ihm durch die Frisur, über seinen Körper streicheln durfte, wie oft ich seine Streicheleinheiten genießen durfte und diese harschen neckenden Worte, die immer doch eine Bedeutung hielten, zum Schluss waren sie nichts weiter als ein Teil von einem Traum, der sich nie erfüllte. Meine Narbe schmerzte, ließ mein Herz auf pochen und doch deutlich verkrampfen. Zwei Arme hatten sich langsam um meine Taille geschlungen, strichen vorsichtig über meinen Körper, bis hoch zu meiner Brust, wo sich eine Hand über meinem Herzen zur Ruhe legte und den aufgebrachten Muskel ebenso beruhigte. Ein Gewicht ließ sich auf meiner Schulter nieder, drückte sie Halt suchend etwas hinunter und doch war es kein unnötiger Ballast für sie. Unbewusst hob sich einer meiner Arme hinauf um den schwarzen Schopf zu packen und ihn lässig zu durchstreichen. „Lass uns gehen, Taiki.“ Ein simples Nicken war meine Antwort. Weiterhin still, beobachtete ich wie der alte Herr langsam meine Sicht verließ und mich doch leise schmunzeln ließ. Ich besaß noch etwas, dass mich in dieser Welt hielt und mir glücklicherweise immer noch das Gefühl gab gebraucht zu werden, etwas wert zu sein. Ich weiß nicht, wie lange ich noch dort stand und auf irgendeine Regung der Umgebung wartete, doch nach einer gefühlten Ewigkeit begann ich mit ersten Schritten meinen Rücktritt anzutreten. Ich hatte mich von allem los gesagt, von meiner Vergangenheit, meinem Amt als Taichou und jeglichen Kontakten, die ich einst pflegte. Nur Kyoushirou war mir geblieben und doch, sowie ich den Platz verlassen wollte, spürte ich ein hartes Zupfen an meinen mittlerweile wieder lang gewachsenen Haarspitzen. „Gin..?“, entfloh es mir unbewusst, sowie ich mich herum drehte, in der Hoffnung, den silbernen Schopf zu erblicken oder das neckende Grinsen, dass nur für mich einen Tacken sanfter wurde. Stattdessen um fächerte mich nur eine weitere Brise des Windes, welche mich sanft aufwärmte. Er war wirklich gegangen und hatte mich zurück gelassen. Ein sanfter Ton eines Lachen kitzelte meine Lippen, als ich mich wieder herum wand und ein neues Kapitel meines Lebens begann. „Sayonara, Ichimaru Gin...-san...“ Und endlich entflohen die Tränen, die sich über die Jahre angestaut hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)