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Babysitter?

Das ist doch wohl ein Scherz?!
von

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How to get a Baby?

Babysitter?!

Prolog: How to get a baby?
 

Nun stand er da, mit dem kleinen Bündel in dem Arm, vor dem Haus N. Also die anderen würden sich über ihre Aufgabe freuen, aber ob das auch für die beiden ‚werdenden Eltern‘ galt? Also in die Luft springen, würden sie sicherlich nicht.

Außerdem benahmen sie sich gerade nicht, wie glückliche Eltern.
 

„Nimm das sofort zurück!“

„Wieso sollte ich, Ainu-Baka?“

Yoh, Manta und Anna saßen ein wenig gelangweilt oder genervt zwischen den beiden Fronten. Diejenigen, die sich gerade stritten waren Horo und Ren, wie immer eigentlich. Und wiedermal war es nur eine Kleinigkeit gewesen.

Horo hatte sich, ohne zu fragen, ein Glas Milch aus dem Kühlschrank genommen und Ren hatte ihn im Wohnzimmer damit erwischt.

„Nur weil ich Milch getrunken habe, rastest du so aus?“

„Natürlich! Baka, das ist meine. Das weiß jeder hier. Nur du scheinst es nicht zu verstehen, wie immer!“

Yoh saß neben Manta und sah zu seinem besten Freund leicht herunter. „Was meinst du, wie lange sie dieses Mal brauchen?“

Seufzend sah der Braunhaarige zu dem Shamanen und dann wieder zu den Streithähnen. Sein Blick wanderte, ohne seinen Kopf zu bewegen, zu Anna. Ihr Gesicht konnte man schlecht erkennen, denn ihr Kopf war ein wenig gesenkt und sie saß mit verschränkten Armen einfach da.

„Die bessere Frage ist wohl eher, wann es Anna zu viel wird und sie austickt.“ Sodass Yoh’s Verlobte nichts mitbekam, flüsterte Manta nur, als er mit dem Größeren sprach.

„Also ich denke… nicht länger als 2 Minuten.“

Das klang schon fast, wie eine Art Wette, die Yoh mit Manta abmachte und keine Sekunde später erhob sich Anna plötzlich, ging ohne etwas zu sagen zur Terrassentür und öffnete diese.

Horo und Ren bekamen davon nichts mit, so sehr waren sie in ihren Streit vertieft. Doch nicht Anna-typisch, verließ sie ohne etwas zu sagen, den Raum. Nur Yoh und Manta bemerkten dies, sahen sich verwirrt an und erhoben sich blitzschnell, um Anna zu folgen.

Ren und Horo allerdings stritten sich immer noch und bemerkten nicht, wie die anderen 3 den Raum verlassen hatten.
 

„Guten Abend, Silver. Was treibt dich hier her?“ Eine weibliche Stimme hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen und aus seiner Deckung geholt.

„Vor dir kann man sich auch nicht verstecken, oder Anna?“

„Nicht wirklich.“, gab sie zu und beobachtete, wie Silver aus seinem Versteck auf einem Ast, heruntersprang und ein paar Meter von hier landete.

„Wie geht es dir? Wir haben uns lang nicht gesehen!“

Doch diese Frage konnte Anna nicht beantworten, da die anderen neben ihr auftauchten und Silver freudig begrüßten.

„Hey Silver.“ Yoh war derjenige, der ein wenig vor der Gruppe stand und Silver grinsend ansah. „Was machst du denn hier?“

„Schön dich zu sehen, Yoh. Sagen wir es so, ich bräuchte eure Hilfe, von euch allen.“ Dieser Satz ließ das Gehör aller aufmerksam werden und sie sahen neugierig zu dem Mann vor ihnen. „Wir haben ein paar Probleme, mehr als uns lieb ist und deshalb brauchen wir eure Hilfe.“

„Worum geht’s?“, fragte Yoh, als auch plötzlich Amidamau hinter ihm erschien.

„Es ist so: Die Geisterwelt ist etwas durcheinander. Alle wichtigen Personen werden gebraucht, um das Gleichgewicht wieder in Ordnung zu bringen. Zeke hat damals wirklich alles in einem Chaos hinterlassen. Es häufen sich einfach die Aufgaben und wir kommen nicht hinterher.“

„Ah, verstehe.“, nickte Yoh. „Wie können wir euch helfen? Sollen wir irgendwelche Monster erledigen oder sowas?“

Lachend schüttelte Silver den Kopf. „Nein nein. Sowas doch nicht. Ihr müsstet uns nur in alltäglichen Sachen helfen, die seitdem ein wenig darunter leiden. Eure Freunde habe ich auch schon informiert, also Ryu und die anderen. Sie haben schon zugesagt und ihre Aufgaben bekommen.“

„Nun mach’s nicht so spannend.“, drängte ihn auch Manta, hinter dem auch auf einmal Mosuke erschien. „Was sollen wir machen?“

„Könntet ihr vielleicht beim Aufbau der Städte helfen, die gelitten haben? Das wäre wirklich eine große Entlastung für uns, versteht ihr?“ Mit bittender Geste sah er die beiden Jungs und Anna an, die auf einmal nickten und ihn lächelnd ansahen.

„Aber klar doch.“, grinste Yoh und auch Manta war damit einverstanden, so auch ihre Schutzgeister.

Anna würde sicherlich keinen Finger krümmen, hatte aber dennoch zugesagt. Wahrscheinlich um die beiden Kerle zu drillen. Sie empfand es anscheinend als ein gutes Training und nun, da Manta Mosuke als Schutzgeist besaß, konnte sie ihm ebenfalls Feuer unterm Hintern machen. „Aber sag mal, Silver: Was trägst du da eigentlich im Arm?“

Erst jetzt bemerkten Yoh und Manta das Bündel in Silver’s Armen, der leicht grinste. „Na ja, das ist eine weitere Aufgabe. Wisst ihr, die Eltern der Kleinen sind viel zu beschäftigt, um sich um sie zu kümmern und allgemein wurde sie von Kindermädchen zu Kindermädchen geschoben.“ Dabei drehte er seinen Arm so, dass Yoh und seine Freunde das kleine Mädchen in dem Bündel sehen konnten. Es hatte dunkelblaue Haare, einen gelben Strampler mit Kapuzenohren an und schlief tief und fest. „Die Kleine ist ein Jahr alt. Ich bräuchte, für die nächste Zeit dringend einen Babysitter für Yukiko.“

In diesem Moment erklangen die üblichen Stimmen, wenn es um eine laute Diskussion ging.

„Wenn du meine Milch noch einmal trinkst, bist du tot!“

„Ja klar, du könntest mir nichtmal einen Kratzer zufügen!“, entgegnete Horo, als er zusammen mit Ren zu der Gruppe trat. Anscheinend hatten sie mitbekommen, dass die anderen verschwunden waren und hatten dennoch nicht aufgehört zu streiten.

„Sollen wir es ausprobieren, Baka?“

Doch bevor die beiden weiter diskutieren konnten, unterbrach sie Silver mit einem freudigen Ausdruck im Gesicht. „Ah, perfekt. Da seid ihr ja.“

„Hallo Silver.“, kam es plötzlich synchron von den beiden, die danach aber wieder in Schweigen verfielen.

Anders als die beiden anderen, verstand Anna sofort, was Silver vor hatte. „Du meinst jetzt nicht, dass die beiden auf sie aufpassen sollen, oder?“

„Natürlich.“ Ohne weitere Erklärungen drückte Silver Horo auf einmal das Bündel mit dem Baby entgegen.

Der Ainu war völlig perplex und total überfordert. „Was… was zum?“ Sein Blick wanderte in das kleine Ding in seinen Armen und bekam große Augen. „Wasn das?“

„Ein Baby, du Vollidiot!“, antwortete Ren, der mit verschränkten Armen neben ihm stand.

„Das weiß ich, aber was soll das?“

Die verwunderte Stille durchbrach auf einmal ein leichtes Kichern von Yoh und Manta, die sich bemühten nicht laut loszulachen.

„Anscheinend wird Horo Babysitter.“, bemerkte Anna und sah zu dem Ainu rüber.

Doch bevor Horo reagieren und sich Ren über ihn lustig machen konnte, erklärte Silver weiter. „Nicht Horo alleine. Sondern mit Ren zusammen.“

Es dauerte einige Sekunden, bis die beiden die ganzen Sätze gespeichert und verstanden hatten. Doch plötzlich entglitten ihnen die Gesichtszüge, ihre Unterkiefer klappten nach unten und Horo ließ beinahe das Kind fallen.

„WAS?“

Die anderen hielten sich durch das Gebrüll der beiden die Ohren zu, doch das Baby in Horo’s Armen wachte aus ihrem Schlaf auf, sah etwas verängstigt zu dem Kerl hoch, der sie trug und fing auf einmal an zu weinen. Und sie hatte eine genauso beachtliche Lautstärke, wie ihre beiden zukünftigen Babysitter.

„Ich wünsche euch viel Glück.“ Während sich Silver die Ohren zuhielt, sprang er auf die Mauer hinter ihnen und zeigte in Richtung des Baumes, auf den Boden. „Die Tasche mit ihren Sachen liegt da drüben. Viel Spaß mit ihr.“

First Approximations

Kapitel 1: First Approximations
 

„Nein nein! Nie und nimmer.“

Zu Ren’s Protestgerede kam noch das laute Weinen des Babys hinzu, das immer noch in Horo’s Armen lag und sie wollte einfach nicht aufhören.

„Hör auf so böse zu meckern, sonst wird sie nie still.“, ermahnte ihn Horo, der versuchte Yukiko ruhig zu bekommen, indem er sie ein wenig in den Armen wiegte. Er wusste nicht, was er tat und alles was er über Babys wusste, hatte er aus dem Fernsehen und das war nicht viel.

„Ich werde mich nicht um dieses…. Ding kümmern und schon gar nicht mit dir!“ Seitdem alle ins Haus zurück gegangen waren, ging Ren im Zimmer auf und ab. Die anderen saßen am Tisch und sahen dem Tao dabei zu, wie er rummeckerte und nicht zum Stillstehen kam.

„Ren, das ist kein Ding. Sowas nennt man Baby, ich dachte, dass wüsstest du?!“

Sauer und mit total grimmigem Gesicht trat Ren an den Ainu näher und knurrte ihn regelrecht an. „Schnauze, Ainu-Baka! Und bring dieses Gör endlich zum Schweigen!“

„Du weißt schon, dass es weiter schreien wird, wenn du so weiter brüllst?“, knurrte Horo zurück, allerdings nicht so laut wie sein gegenüber. „Und was glaubst du, was ich die ganze Zeit versuche?“

„Aber anscheinend hat es nicht wirklich Erfolg, oder?“

„Jetzt haltet doch beide mal die Klappe!“ Und keine Sekunde nach Anna’s Befehl herrschte Stille im Raum, bis auf das Geschrei von Yukiko und Ren ließ sich sogar auf ein Sitzkissen nieder. „So, und diese Lautstärke bleibt jetzt. Sonst werde ich sauer! Und du Horo wirst die Kleine jetzt mal beruhigen.“

„Was? Wie soll ich das machen?“ Noch immer versuchte er sie mit Wiegen zu beruhigen, doch es half nichts.

„Vielleicht klappt’s bei Ren?“, machte Yoh den Vorschlag, erntete allerdings tödliche Blicke von Ren, der dies gar nicht gut fand.

„Ich werde es nicht nehmen, falls du das meinst!“

„Das wird auch nichts bringen, denke ich.“, kam es von Horo, der langsam mit dem Baby verzweifelte. „Die Kleine würde bei Ren’s Gesicht nur Angst kriegen.“

„Was soll das denn heißen?“ Doch auf diese Frage antwortete Horo nicht, da sein Schutzgeist Kororo vor ihm auftauchte und ein wenig mit ihrem Blatt über Yukiko herum wedelte. So bekam der kleine Geist die volle Aufmerksamkeit des Babys, das auf einmal aufgehört hatte zu weinen. Neugierig beobachtete sie den Geist über sich, besonders in das runde, lächelnde Gesicht.

„Ko~“

Als wäre nichts gewesen, streckte Yukiko auf einmal die Arme nach Kororo aus und lachte dabei.

Erst jetzt atmete Horo tief durch und seufzte anschließend. „Danke Kororo. Du hast uns gerettet.“ Mit einem doch neugierigen Blick sah er nun in seine Arme hinab, wo Yukiko anscheinend ihre Gegend ein wenig beobachtete. Die ganze Zeit hatte er sie kaum richtig betrachten können, denn in einem zugekniffenen Gesicht konnte man nicht viel erkennen. Nun aber war ihr rundes Gesicht entspannt und ihre dunklen Augen waren noch ein wenig feucht vom vielen Weinen. Außerdem sah sie indem diesem gelben Strampler mit Katzenohren auf der Kapuze, die sie allerdings nicht an hatte, total niedlich aus. „Du bist ja total niedlich, wenn du nicht schreist.“

Da sie anscheinend bemerkt hatte, dass der Kerl über ihr etwas sagte, sah Yukiko zu dem Ainu hoch und blinzelte ein paar Mal. Dabei machte sie ein paar Geräusche, die man allerdings überhaupt nicht verstehen konnte.

„Na du kleine Maus?“ Mit dem Zeigefinger tippte Horo kurz auf Yukiko’s Nase, die daraufhin nach seinem Finger griff und dabei lachte. „Du bist wirklich total knuffig.“

„Dann wirst du also auf sie aufpassen?“, fragte Yoh seinen Freund, der daraufhin wieder aufblickte und nickte.

„Jep, das wird schon irgendwie gehen und es ist ja nicht für ewig.“

„Also ist einer schon überredet.“ Anna hatte ihren Kopf auf ihren Handrücken abgestützt und sah nun zu Ren, der immer noch mit verschränkten Armen da saß. „Und was ist mit dir? Du wirst doch auch helfen, oder?“

„Wie oft denn noch? Nein!“ Seine Stimme war wieder etwas lauter geworden und ein leichtes Knurren war zu hören. Dieses machte Yukiko wieder Angst und sie fing an zu schluchzen.

Schnell versuchte Horo das zu unterbinden, denn einen weiteren Schreimarathon brauchten sie auf keinen Fall. „Hey, ganz ruhig. Shhhhh. Der böse Ren hat’s nicht so gemeint.“

„Doch, das hab ich.“

Mit grimmigem Blick sah ihn Horo nur kurz an, obwohl er mit dieser Bemerkung von Ren gerechnet hatte. Doch dann wendete er sich wieder der Kleinen zu und schaffte es mit ein paar leisen Worten und ruhiger Stimme sie zu beruhigen. „Puh, das war knapp.“

Da Kororo und Horo anscheinend schon einen Narren an dem Baby gefressen hatten, war für sie schon klar, dass sie auf sie Acht geben würden.

„Du weißt schon, dass der Befehl nicht von Silver selbst, sondern von den Ältesten kommt?“, kam es nun von Anna, die Ren nun mit durchdringendem Blick ansah. Und jeder wusste, was das bedeutete. Anna meinte es toternst! „Wenn du die Aufgabe also nicht übernimmst, gibt’s Ärger und das nicht zu wenig.“

„Was… aber aber…“

„Nichts aber! Du wirst doch wohl ein paar Monate mit Horo auf ein Baby aufpassen können. Oder etwa nicht?“

Murrend sah Ren zu Horo, der gegenüber von ihm saß und breit grinste. „Na komm schon, Ren. Du wirst die Kleine lieben.“

„Aber dass das klar ist, DU kümmerst dich um sie. Windeln wechseln, Füttern, das Schreien unterbinden…“

„Jaja, ist klar. Meine Güte, du stellst dich aber auch an.“ Lachend sah Horo in seine Arme, wo Yukiko ihren zukünftigen Babysitter anlächelte. „Der böse Ren wird dich auch noch lieb haben, ganz sicher.“

Leicht drehte Ren seinen Kopf weg und senkte grimmig seine Augenbrauen. „Nur über meine Leiche.“
 

„Wehe ihr benehmt euch nicht!“ Das waren noch nette Worte von Anna, als sie sich mit Yoh und Manta am Eingang des Hauses befand. Sie galten natürlich den beiden neuen Babysittern und ihren Schutzgeistern.

Am gleichen Tag wollten sich nämlich Anna und die beiden Jungs auf den Weg machen, ihrer Aufgabe nachzugehen. Natürlich mussten Manta und Yoh das ganze Gepäck schleppen, Anna hatte nicht mehr als ihre rote Tasche über der Schulter.

„Wir werden die Bude schon stehen lassen.“, grinste Horo, hielt die Kleine währenddessen im Arm. „Danke, dass wir ne Weile hier bleiben dürfen.“

„Ach, kein Ding.“ Yoh sah mit dem ganzen Taschen eher aus wie ein Packesel, doch beschweren würde er sich sicherlich nicht. Er war ja nicht lebensmüde. „Wir werden sicherlich ne Weile brauchen, also fühlt euch wie Zuhause.“

Winkend verabschiedete sich der Ainu mit seinem Schutzgeist von den anderen und schloss dann die Tür.

„Warum diese Aufgaben wohl so wichtig sind.“, fragte sich Yoh, als sie auf der Straße vor dem Haus losgingen. „Und die Ältesten würden uns sonst bestrafen?“

Auch Manta war das sehr suspekt. „Find ich auch sehr eigenartig. Bei Silver klang es eher nach freiwilliger Arbeit.“

„Das war es doch auch.“ Mit dieser Aussage zog Anna die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich und sie blickten nach vorne, wo Anna vorweg lief. „Meint ihr, Ren hätte Horo geholfen, wenn es freiwillig gewesen wäre? Dann muss man halt ein wenig Druck machen.“

Verwundert sahen sie Yoh und Manta an, als sie dann allerdings in Gelächter verfielen und nickten. Anna war einfach heimtückisch und manchmal musste sie jemanden zu dessen Glück zwingen.
 

Nun waren die beiden Streithähne alleine. Die zwei, die sich nur stritten, sich selten normal unterhielten und einfach nicht zusammen leben konnten. Die beiden lebten nun allein in Yoh’s Haus… mit einem Baby.

„Na komm schon, Ren. Du kannst sie dir wenigstens mal ansehen.“ Der Ainu saß mit der Kleinen auf dem Schoss im Wohnzimmer und Ren sah immer noch weg. Anscheinend wollte er sich nicht wirklich mit ihr beschäftigen.

„Ich hab nein gesagt. Wann raffst du das endlich?“

Bason hatte sich die ganze Zeit nicht zu dieser Diskussion geäußert und vor hatte er es ebenfalls nicht. Wenn sein Meister so eine Mimik hatte, sollte man ihn lieber nicht reizen. Der Geist wusste allerdings auch, dass Ren seine Meinung bezüglich des Babys nicht ändern würde. Er war halt nicht so ein Typ, der sich mit einem Baby beschäftigte.

Deshalb war es umso besser, dass Horo Verspieltheit für zwei besaß. Er machte Faxen mit der Kleinen, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

Seufzend wendete Ren seinen Blick aber von den beiden ab, schnappte sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Dabei machte er sich allerdings so seine Gedanken, denn mit Horo auf ein Kind aufpassen würde nicht einfach werden. *Er ist doch selbst ein Baby, dieser Ainu-Baka.* Nun musste er also auf zwei Babys aufpassen, ob es ihm passte, oder nicht.

„Wuääääääh!“

Nichtsahnend schreckte Ren hoch und ließ die Fernbedienung fast fallen, als Yukiko auf einmal anfing zu schreien. Sollte er noch an einem Herzinfarkt sterben, oder was? „Will die Kleine mich umbringen?“

Auch Horo hatte sich erschreckt, sich aber schnell gefasst und versuchte die Kleine in seinen Armen zu beruhigen. „Hey, was hast du denn? Was ist los?“

Nicht schon wieder! Soviel Geschrei und das in ein paar Stunden. Wenn das so weitergehen würde, würde der Chinese sicherlich verrückt werden. „Schalt sie ab! Sonst platzt mein Trommelfell!“

„Ich hab’s. Kororo!“ Der kleine Schutzgeist verstand und versuchte Yukiko’s Aufmerksamkeit zu erlangen. Dieses Mal allerdings funktionierte es nicht und das Baby schrie weinend weiter.

„Horohoro! Meine Ohren!“

„Man, wir versuchen’s doch! Aber es funktioniert nicht.“ Egal was Horo und Kororo versuchte Yukiko schrie weiter und griff damit die Ohren aller Anwesenden an.

Doch von jetzt auf gleich hatte der Ainu eine Idee, stand plötzlich auf und gab Ren ohne Vorwarnung Yukiko in die Hände.

„Was… Horo!“

„Nur kurz.“, erklärte er. „Ich glaub, ich weiß was los ist.“ Mit diesen Worten verschwand er aus dem Wohnzimmer und man hörte nur noch Gepolter und Geklirre in der Küche.

Ren knurrte währenddessen im Wohnzimmer, was Yukiko natürlich nicht beruhigte. Im Gegenteil, sie schrie noch lauter.

„Man, ich wusste nicht, dass Babys so laut sein können!“ Was sollte er jetzt bloß machen? Dieses schreiende Ding quälte seine Ohren bis aufs Äußerste und er konnte es einfach nicht abstellen.

„Jetzt sei doch mal still. Das ist ja nicht zum Aushalten!“

„Bocchama, was machen wir denn jetzt?“ Bason hielt sich die Ohren zu und seit langem wünschte er sich, in der Geisterwelt zu sein und nichts mehr mitbekommen zu können. Und auch Kororo, die bei den beiden geblieben war, wusste nicht, was sie jetzt noch tun konnten.

„So, da bin ich.“ Völlig außer Puste stolperte Horo schon fast durch die Türe, mit einem Glas und einem Löffel in der Hand. „Bestimmt hat sie nur Hunger!“

„Wehe das funktioniert nicht, dann geh ich und schlaf in einem Hotel.“, grummelte Ren und übergab Yukiko sofort wieder an Horo.

„Jetzt beruhig dich mal. Das wird schon klappen.“ Und tatsächlich: Kaum hatte Horo ihr ein wenig von dem Essen aus ihrer mitgegebener Tasche gegeben, war sie schlagartig still und ließ sich von Horo füttern.

„Noch nicht mal du bist so laut, wenn du Hunger hast.“ Wiedermal verschränkte Ren seine Arme, beobachtete allerdings auch, wie Horo während des Fütterns grinste. „Hast du ne Banane quer gefuttert, oder was ist los?“

Etwas verwirrt blickte Horo auf, hatte er schließlich nicht mit so einer Frage gerechnet. „Was meinst du?“

„Du bist die ganze Zeit am grinsen. Man könnte meinen, du bist auf Drogen.“

„Meine Güte, was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“

„Ist das dein Ernst, dass ich dir das erklären muss?“ Nur mit einer Geste, zeigte er auf Yukiko, die unschuldig wirkend in Horos Armen war.

Während er mit dem Chinesen diskutierte, fütterte er Yukiko weiter, die anscheinend echt glücklich über ihren nun immer volleren Magen war. „Sich um so ein kleines Wesen zu kümmern ist einfach spitze und mal was anderes, als das ständige trainieren und kämpfen. Ist dir mal aufgefallen, dass sie wegen ganz einfachen Dingen lacht, zum Beispiel als sie Kororo’s Grinsen gesehen hat? Ich find das klasse. Ich glaub, dass das wirklich noch spaßig sein wird.“

„Spaßig?“ Etwas erstaunt zog Ren eine Augenbraue hoch und sah zu dem Ainu. „Du findest dieses kaum auszuhaltende Geschrei spaßig?“

Das Einzige, das gerade zu hören war, war das leise Schmatzen von Yukiko, die ihr Essen anscheinend sehr genoss. Horo hatte nur kurz genickt und das als Antwort für Ren einfach so stehen lassen.

Er machte sich dabei seine eigenen Gedanken, auch über Ren, der sich vielleicht während ihrer gemeinsamen Zeit verändern würde. Wenn auch nur ein wenig. Kinder können schließlich sehr viel bewirken.
 

Nachdem Yukiko etwas gegessen hatte, zog Horo sie schonmal für’s Bett um. Denn ihr zuvor getragener Strampler zeigte die Spuren des Abendessens nur zu deutlich.

Ren saß währenddessen im Wohnzimmer, als Horo mit der Kleinen wiederkam. „In welches Zimmer sollen wir sie eigentlich legen?“

„Keine Ahnung.“, kam es nur von Ren, der derweil die Programme durchzappte. „Hat sie überhaupt ein Bett?“

„Ja, aber das ist ein Reisebett zum zusammenbauen.“

Während Ren’s Blick zu Horo sah, entdeckte er eine Art verschmitztes Grinsen in dessen Gesicht. Es wirkte schon fast auffordernd oder bittend.

„Was?“

„Ich hab’s noch nicht zusammengebaut gekriegt.“, gab Horo nur zu und kratzte sich am Hinterkopf. Yukiko hatte sich währenddessen den kleinen Stoffball aus Horo’s Hand gekrallt, den er aus der Tasche mitgenommen hatte und begutachtete das neue Spielzeug neugierig.

„Du kriegst nicht mal ein einfaches Babybett zusammen?“ Er würde noch in der Klapse landen, bevor diese Babysitterzeit vorbei war. Das war sicher!

„Nun komm schon, du kannst auch was machen, wenn ich mich schon um den Rest kümmern soll.“

Auch wenn dem Chinesen dieses Argument nicht passte, der Ainu hatte damit leider Recht. Also erhob der Lilahaarige sich grummelnd und ging aus dem Raum, als ihm Horo noch grinsend hinterher rief: „Ihre Tasche steht im Flur!“
 

„Dieser Baka.“ Der Chinese bastelte gerade allen ernstes an einem Kinderbett. Hätte ihm gestern jemand gesagt, dass er Babysitter spielen würde, hätte er diese Person für verrückt erklärt und einweisen lassen. Nun war er es, der sicherlich irgendwann für die Zwangsjacke reif war. „Ich hasse es jetzt schon.“

Nicht nur die Situation ging ihm ganz klar gegen den Strich, sondern auch dieses beschissene Bett machte ihn fertig. Schon 2 Mal war es komplett ins sich zusammen gefallen und er musste von neuem beginnen. Doch dieses Mal schien es zu halten und nur vorsichtig, als könnte er es von weitem zum Einsturz bringen, entfernte er sich von diesem ‚Teufelsstück’, wie er es zwischendurch genannt hatte.

Und tatsächlich, es hielt. „Geht doch!“

Total fertig von diesem Ding, ging Ren nun seufzend ins Wohnzimmer zurück, um Horo bescheid zu geben. Als er in der Tür stand, blieb er allerdings stehen. Horo saß im Schneidersitz auf dem Boden und Yukiko krabbelte grinsend auf ihn zu.

Als Ren dieses Bild sah, musste er doch leicht grinsen. Geschockt von seiner Reaktion riss er sich aber wieder zusammen und schüttelte innerlich den Kopf.

„Horo, das Bett ist fertig.“

Neugierig sah der Ainu Richtung Türe, nickte und erhob sich dann vom Boden. „Super, dann kann sie ja jetzt ins Bett.“

„Wenn sie in der Nacht schreit, kümmerst du dich um sie. Ich bleib liegen!“, stellte Ren sofort fest, ohne eine Miene zu verziehen.

„Jaja, ist ja gut. Ich hab’s verstanden.“

Während die beiden redeten, bemerkten sie allerdings nicht, wie Yukiko zwischen den beiden neugierig hin und her sah und auf einmal in Ren’s Richtung krabbelte. Erst als sie an seinem Hosenbein zupfte, wanderte sein Blick gen Boden, wo er das grinsende Kind erblickte.

„Schau mal, sie scheint dich zu mögen.“, stellte Horo fest und grinste ebenfalls.

Ren allerdings war ein wenig schockiert und wusste nicht so recht, wie er mit dem Kind umgehen soll. Diese streckte aber plötzlich ihre Arme Ren entgegen, was ihn noch mehr verwunderte.

„Na los, nimm sie schon auf den Arm.“

Immernoch stand der stolze Chinese da, mit verschränkten Armen und forschendem Blick auf das kleine Ding vor ihm. „Gibst du dann Ruhe?“

Auf diese Frage hatte Horo gewartet und anscheinend gab Ren seine Sturheit langsam auf. Wenn auch nur in Millimeterarbeit. Deshalb nickte er, woraufhin Ren die Kleine ohne weitere Widerworte auf den Arm nahm.

„Anscheinend hat sie doch keine Angst vor dir.“, grinste Horo und ging aus dem Wohnzimmer, an Ren vorbei. „Dann kannst du sie ja auch ins Bett bringen.“

„WAS?“ Zuerst sollte er das Bett zusammenbauen und dann auch noch das? Nein, irgendwann war Schluss. „Das kannst du vergessen!“

„Aber schau doch mal.“ Nachdem sich Horo wieder zu Ren gedreht hatte, zeigte er auf ihn bzw. das kleine Geschöpf in dessen Armen. Yukiko hielt sich zufrieden am Oberteil des Chinesen fest und wollte anscheinend auch nicht loslassen. „Die krieg ich sowieso nicht mehr von deinem Hemd. Also bring sie doch einfach ins Bett.“

Grummelnd musste Ren den Konflikt beenden, sonst würden sie morgen noch im Flur diskutieren. Doch er hatte noch nicht verloren, das konnte sich Horo aus dem Kopf schlagen!

Nur langsam ging er in die Richtung von Yukiko’s Gästezimmer, in dem das Bettchen stand und er sie langsam in dieses legte. Komischerweise hielt sie sich nicht mehr krampfhaft an seinem Oberteil fest, sondern ließ es los, als sie auf die Matratze gelegt wurde.

Kaum lag sie 2 Sekunden, fing sie an zu gähnen und schloss müde die Augen. Anscheinend war der Tag für sie ziemlich anstrengend gewesen.

Ren hatte das kleine Mädchen währenddessen immer noch beobachtet und deckte sie auch ein wenig zu, als sie eingeschlafen war. Er würde es nie offen zugeben, aber das Mädchen war wirklich niedlich und wer weiß. Vielleicht hatte Horo Recht und es würde wirklich ein wenig Spaß machen, sich um sie zu kümmern.

„Gute Nacht…“

Home, Sweet Home

Kapitel 2: Home, Sweet Home
 

Wieso? Wieso musste es ausgerechnet ihn treffen? Er, der großartigen Ren, würde als erster Mensch an Babygeschrei sterben, da war er sich mehr als sicher.

Nicht zum ersten Mal schrie Yukiko die gesamte Wohnung zusammen und Horo bekam sie einfach nicht beruhigt. Der Chinese lag währenddessen, so wie er den Ainu auch vorgewarnt hatte, in seinem Bett und bewegte sich keinen Millimeter.

„Grrrr. Das gibt’s doch nicht.“ Knurrend krallte sich Ren ein Kopfkissen von dem Bett und versuchte damit seine Ohren von dem Geschrei zu schützen. Doch es änderte nur die Tonart, die von schrill in dumpf wechselte. Die Lautstärke war dieselbe.

Mehr als müde sah er neben sich auf den Nachtisch und den darauf stehenden Wecker. „5.00 Uhr. Dieses Kind hat sie doch nicht mehr alle…“

„Bocchama, die Kleine hört einfach nicht auf.“ Sogar Bason kam nun mit gequältem Gesicht angerauscht und sah seinen Meister an, der unter seinem Kissen hervor lugte.

„Wenn Horo das nicht bald ändert, rollen Köpfe. Dafür sorge ich.“

Doch auf einmal war es außerhalb des Zimmers still und Ren atmete einmal tief durch, bevor er das Kissen von seinem Kopf nahm und wieder an seinen rechtmäßigen Platz legte.

Anscheinend hatte der Ainu die Kleine endlich besänftigt bekommen und es herrschte wieder angenehme Bettruhe im Hause Asakura.

Erleichtert ließ sich Ren in sein Kissen fallen und gähnte herzhaft. Sollte das etwa jetzt jede Nacht so ablaufen? Jede Nacht so ein Lärm, immer und immer wieder?

„Bason?“

„Ja, Bocchama?“

„Erinner mich bitte daran, heute Mittag Ohrstöpsel zu kaufen.“

„Natürlich.“ Kurz herrschte Ruhe, als Bason doch noch eine leise Frage stellte. „Ähm, Bocchama?“

„Was ist?“

„Meinst du, es gibt solche Ohrstöpsel auch für Geister?“
 

Nachdem der Chinese wieder eingeschlafen war, hatte er keinen Ton mehr gehört und wachte auch erst wieder auf, als die Sonne schon längst aufgegangen war und sie den Schlafraum von ihm erhellte.

Nur langsam öffnete er seine Augen, erhob sich und sah sich um. Auch wenn er diese Nacht oft aufgewacht war, so war er nun ausgeschlafen. Aber zuerst musste eine Dusche her, um richtig wach zu werden!
 

„Horo, du siehst verdammt scheiße aus.“ Das war Ren’s erster Satz, als er in die Küche trat und Horo und Yukiko am Tisch sitzen sah.

Der Ainu blickte Richtung Tür, wo Ren nun stand und sah ihn mit seinem müden Ausdruck an. Seine Augenringe schienen bereits Augenringe zu haben und seine Augen waren leicht gerötet. „Danke, das weiß ich selbst.“ Er war grade dabei Yukiko zu füttern und wendete sich auch direkt wieder ihr zu, die neben ihm in einem Hochstuhl saß. Gierig und hungrig wie sie war, streckte sie nach jedem Bissen wieder die Arme nach Horo bzw. dem Löffel aus, den Horo erneut in die Schüssel mit ihrem Frühstück tunkte.

„Uh, da scheint aber einer schlechte Laune zu haben.“, bemerkte Ren, als er sich eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank holte und sich gegenüber von Horo setzte.

Anders als Horo, war Yukiko total munter, quiekte zwischendurch und grinste dabei.

„Schlechte Laune… schlechte Laune? Ren, hast du mitgekriegt, wie oft sie geschrien hat?“

„Nein, hab ich sicher nicht. Ich hab seelenruhig weitergeschlafen. Horo, streng mal dein Hirn an. Das Haus ist kein Schloss, natürlich hab ich’s mitgekriegt“

„Deinen Sarkasmus kannst du dir sonst wohin stecken.“ Nach diesem Satz musste Horo allerdings laut gähnen, weshalb er nicht weiter mit Ren stritt. So wenig hatte er noch nie geschlafen und das war kein Scherz. Wieso konnte ein Kind nicht durchschlafen? Normale Menschen taten es schließlich auch!

Eine ganze Weile sprachen die beiden kein Wort. Ren war sowieso kein Kerl, der gerne redete und Horo war einfach zu müde. Doch irgendwann fiel dem Chinesen etwas ein, weshalb er die Stille dann doch brach. „Weißt du, wo wir hin könnten?“

Völlig irritiert von dieser Frage vergaß Horo den Löffel in seiner Hand, den Yukiko versuchte mit ihren Ärmchen zu erreichen. Allerdings waren diese zu kurz, weshalb sie nicht dran kam. Erst nach ein paar Sekunden bewegte er das Essen wieder in ihre Richtung und fütterte sie weiter. „Was? Was meinst du damit?“

„Wir wissen nicht, wie lange Yoh und die anderen wegbleiben werden. Wenn sie zurückkommen, können wir nicht hier bleiben. Wir alle zusammen in einem Haus, das wird dann doch zu viel.“

Während Horo über Ren’s Worte nachdachte, machte er Yukiko’s Mund und auch ihre Finger sauber. „Jetzt bin ich irritiert.“

Erstaunt sah Ren von seiner Milch auf und beobachtete, wie Horo Yukiko auf seinen Schoss setzte und den Chinesen dann ebenfalls ansah.

„Du willst, dass wir zusammen ziehen? Freiwillig? Was ist denn mit dir los?“

Bei dieser Bemerkung wurde Ren etwas rot, drehte seinen Kopf weg und sprach weiter. „Bild dir bloß nichts ein! So war das nicht gemeint. Es ist nur besser für alle, schließlich würde Yukiko alle andere ebenfalls aufwecken…“

„Ja und?“

„… auch Anna.“

Nun begriff auch Horo und nickte sofort. „Verstehe, klar!“

Wenn Anna nicht ihren Schlaf bekam, egal wer daran Schuld hatte, dann konnte sie zum Monster werden. Und dieses Monster machte sogar einem Ren Tao ein wenig Angst und einem Horo sowieso.

„Und, was machen wir jetzt?“

„Ich könnte meine Schwester fragen.“, kam es schließlich von Ren, dessen roter Schimmer verschwunden war und wieder zu Horo sah. „Vielleicht hat sie eine Idee.“
 

Und es war wirklich so, Run hatte nicht nur eine Idee, sondern sogar die Lösung schon parat. Einen Tag später hatten Ren und Horo alle Sachen zusammengepackt und sich auf den Weg in eine nicht weit entfernte Kleinstadt gemacht. Run hatte sie dorthin gebeten, nachdem sie eine Stunde mit Ren telefoniert hatte.

„Hey ihr beiden!“ Winkend begrüßte die Chinesin ihren Bruder und Horo, als sie sie in der Weite erblickte. „Da seid ihr ja.“ Neben ihr stand Bailong, der die beiden Shamanen ebenfalls begrüßte.

„Hallo Run.“, erklang es von den beiden, die sich anschließend kurz in der Gegend umsahen. Horo hielt Yukiko im Arm, die sich ebenfalls neugierig umsah.

Doch bevor die Jungs irgendwas sagen konnten, hörten sie ein Quietschen und es kam nicht von Yukiko! „Oh nein, bist du niedlich!“ Hin und weg betrachtete Run das kleine Mädchen in Horo’s Armen und die Augen der jungen Frau strahlten, als hätte sie das niedlichste auf der Welt entdeckt. „Ren, warum hast du mir verschwiegen, wie knuffig die Kleine ist?“

„Das… hielt ich für unnötig.“, antwortete er, mit verschränkten Armen. „Nun, wo ist das Haus, was du meinst?“

„Direkt hier.“ Hinter sich zeigend, deutete sie auf ein kleines Häuschen, mit kleinem Vorgarten und sogar einem Balkon. „Es wurde schon lange nicht mehr von unserer Familie benutzt, da es zu klein ist. Aber für euch drei wird es mehr als reichen.“ Wir eine Immobilienmaklerin führte sie die beiden Jungs ins Haus und zeigte die einzelnen Räume. Zum Glück waren schon alle Möbel drinnen und auch das Kinderzimmer für Yukiko war schon eingerichtet. „Als ich noch ein Baby war, habe ich hier geschlafen. Also wird es doch für die Kleine in Ordnung sein, oder?“

Der Raum war mit allem ausgestattet, nicht nur mit einem kleinen Himmelbett. Sondern eine Kommode, Regale, Plüschtiere, Spielzeug, Bücher und sogar ein Wickeltisch befand sich dort.

„Es ist perfekt.“, gab Horo begeistert von sich.
 

„Vielen Dank, Run.“

„Ach was, kein Problem, Ren. Wie gesagt, dieses Haus wird nicht benutzt und war nur eine frühere Herberge. Und wenn was fehlt, dann sagt mir Bescheid.“

Die junge Frau hatte sich mit ihrem Bruder und Horo ins Wohnzimmer gesetzt, indem sich Yukiko erstmal krabbelnd umsah. Die ‚Erwachsenen‘ saßen derweil in der Sitzecke, Horo und Ren auf der Couch, Run auf dem Sessel.

„Es schien ja auch sehr dringend zu sein, so wie du am Telefon geklungen hast.“

„Wenn Anna, Yoh und Manta wieder zurückkommen, würde Anna das Geschrei nicht aushalten und uns umbringen.“ Nur wenn sich der Chinese an die letzten beiden Nächte erinnerte, bekam er schon wieder Ohrenschmerzen. „Run, was kann man bitte gegen Babygeschrei unternehmen? Lange halten das meine Ohren nicht mehr aus.“

„Na ja…“ Seine große Schwester lächelte ein wenig, als sie leicht mit den Schultern zuckte. „Da gibt’s eigentlich keine Regel oder sowas. Babys weinen halt viel. Du warst auch nicht wirklich still.“

Schlagartig wurde Ren rot und Horo lachte auf einmal laut los, bei der Vorstellung eines Baby-Rens, der einfach nicht schlafen wollte und schrie.

„Run!“

„Ist ja gut, ich sag ja schon nichts mehr.“, lächelte Run. Sie konnte sich noch gut an ihren kleinen Bruder als Baby erinnern, wie sehr er immer geschrien hatte. Besonders, wenn ihm etwas nicht gepasst hatte. „Aber es stimmt doch, du warst wirklich nicht der ruhigste. Allerdings haben wir dann irgendwann ein Mittel gegen dein Geschrei gefunden.“

Während sich Horo immer noch kugelte vor Lachen und Yukiko ihn deshalb neugierig beobachtete, interessierte es Ren einfach nur, was das für ein Mittel war.

„Nun sag schon!“

„Ist ja gut. Ich hab’s sogar dabei.“ Sie griff neben sich in die Tasche und holte auf einmal ein schwarz weißes Stofftier heraus, bevor sie es anschließend Ren in die Hand drückte. „Erinnerst du dich noch daran?“

Man hätte nicht gedacht, dass Ren’s Kopf noch roter werden konnte, aber es ging. Als er das alte Panda-Stofftier erblickte, wurde ihm klar, dass es noch peinlicher für ihn wurde. „Du hast… ihn mitgebracht?“

Während Run lächelnd nickte, hielt Horo kurz inne, um keine Sekunde später wieder loszulachen. „Ein Kuscheltier für den großen Ren Tao. Ich glaub’s nicht.“

Nun wurde es Ren zuviel und er nahm Horo am T-Shirt Kragen, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. „Jetzt halt die Klappe, sonst stopf ich sie dir. Dieses Ding habe ich nie benutzt.“

„Da hat deine Schwester aber was ganz anderes gesagt.“, grinste der Ainu und fing sich beinahe eine von Ren, als Run allerdings wieder ihre Quietschgeräusche von sich gab.

Ren ließ von Horo ab, als er plötzlich bemerkte, dass an seinem Hosenbein gezupft wurde. Yukiko hatte freudig einen Arm ausgestreckt, mit dem anderen an seinem Bein gezupft und ihre Aufmerksamkeit ruhte einzig und allein auf dem Panda. „Kya!“

Erstaunt betrachtete Ren die Kleine unter sich und dann das Kuscheltier in seiner Hand. „Willst du den etwa haben?“

Als Antwort streckte sie ihre Hände noch weiter Ren entgegen, der sie plötzlich hoch hob und auf seinen Schoss setzte. Ihre großen Augen ruhten auf dem schon älteren Kuscheltier, das allerdings faszinierend für sie zu sein schien.

„Hoffentlich funktioniert das und du bist in der Nacht still.“, kam es nur von Ren, während er Yukiko den Panda gab und sie ihn fest an sich drückte.

Auch Horo war sehr zufrieden, vorallem mit Ren’s Verhalten. Yukiko war nur 3 Tage bei ihnen und er benahm sich schon weitaus besser, als der Ainu es vermutet hatte. Ren kümmerte sich schon fast um das Baby. Auch wenn es noch verbessert werden konnte, es war schließlich Ren und für diesen waren das schon beachtliche Fortschritte.

Mit großen Augen sah Yukiko nun zu Ren hoch und grinste über beide Ohren. Dabei hielt sie den Panda ein wenig hoch und machte ein kleines Geräusch. Es schien so zu klingen, als ob Yukiko noch einmal nachfragen würde. Zumindest auf Babysprache.

„Ja, du darfst ihn behalten.“, antwortete Ren, verzog dabei aber keine Miene.

Seine Mimik machte der Kleinen allerdings nichts aus und sie lachte fröhlich, während sie das Kuscheltier hochhob und wieder an sich drückte.
 

Am Abend verabschiedete sich Run von den beiden Jungs, deren Schutzgeistern und der kleinen Yukiko.

Ren pflanzte sich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an, während Horo in der Küche etwas zu Essen kochen wollte. Yukiko hatte er in den Hochstuhl gesetzt, bevor er in den Kühlschrank blickte.

„Tante Run hat für alles gesorgt.“

Neugierig sah Yukiko zu dem Ainu, der ein paar Sachen zusammensuchte und das Baby dann grinsend ansah. Von dem Lächeln angesteckt, klatschte Yukiko ein wenig in die Hände und grinste ebenfalls.

Doch nach ein paar Minuten, in denen Horo ein paar Zutaten kleinschnitt, wurde es dem Mädchen langsam langweilig. Schließlich saß sie nur in diesem Stuhl und konnte gar nichts tun. Ihr Babysitter stand mit dem Rücken zu ihr, an der Küchenzeile und beobachtete sie gar nicht. Aber wie konnte man Aufmerksamkeit von Erwachsenen erlangen? Richtig…

„Wuääääääääääh!“

Durch den Schock schmiss Horo den Kochlöffel, den er in der Hand hatte, nach oben und drehte sich blitzschnell um. „Was zum… Yukiko!“

„Horo!“, erklang auf einmal Ren’s Stimme aus dem Wohnzimmer und sie klang ziemlich genervt und launisch. „Warum schreit sie denn schon wieder?“

„Ich hab keine Ahnung!“

Die Kleine schrie weiter und hörte erst auf, als sie Horo aus dem Stuhl und auf den Arm nahm. „Hey hey. Nicht schreien. Was ist denn los?“ Doch als sie aufhörte, als sie in seinem Arm war, sah Horo sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Sag mal… was soll das denn?“

Mit Engelsaugen sah die Kleine zu ihrem Babysitter hoch und blinzelte ein paar Mal, bevor sie lachte. „Du hast mich reingelegt. Du hast weder Hunger noch sonst was, du hast einfach nur Langeweile… Kann ich aber verstehen, ginge mir genauso.“

Doch was machte er jetzt? Zurück in den Hochstuhl konnte sie nicht, sonst würde sie wieder schreien. Aber auch auf den Boden setzten konnte er sie nicht, sie würde sonst überall hin krabbeln und er würde nichts bemerken. Entweder das Essen machen, auf Yukiko aufpassen oder aber…
 

„Rehen?“ Vorsichtig lugte der Ainu in das Wohnzimmer, indem Ren sich befand und Fern sah.

Nur leicht drehte dieser seinen Kopf in Richtung Türe. „Was?“

„Du musst mal eben auf Yukiko aufpassen.“

„Wieso sollte ich?“

„Na ja…“ Mit einem leichten Grinsen setzte Horo die Kleinen auf den Boden, die sich auch gleich krabbelnd durch den Raum bewegte. „…entweder ich passe auf sie auf und du verhungerst, oder sie bleibt hier und es gibt was leckeres zu Futtern.“

Natürlich passte das dem Chinesen gar nicht, doch gab er nach, da er wirklich Hunger hatte und er sah gelangweilt wieder Richtung Fernseher. „Na schön, aber beeil dich.“

Das ließ sich der Ainu nicht zweimal sagen und er rannte zurück in die Küche.

Der Chinese sah derweil etwas gelangweilt in die Flimmerkiste und bemerkte dadurch nicht, wie Yukiko zu einem Regal krabbelte und den Inhalt der Schubladen durchstöberte. Erst als er einen dumpfen Aufprall hörte, wanderte sein Blick langsam zur Seite. Schlagartig öffneten sich seine Augen und er stolperte schon fast zu Yukiko, die sich an einem Buch zu schaffen machte.

„Nicht…“ Schnell nahm er sie auf den Arm, damit sie nicht weiteren Unfug trieb und besah sich erstmal das angerichtete Chaos. Die gesamte Schublade war rausgerissen und der Inhalt, der nun auf dem Boden verstreut war, bestand aus Büchern, Stiften, kleine Holzfiguren und anderem Krimskrams.

Leicht knurrend sah der Chinese auf den Boden und schüttelte den Kopf. „Meine Fresse, mit dir hat man keine ruhige Minute.“

Yukiko allerdings schien dies nicht zu stören, denn sie fand ihr ‚Kunstwerk‘ wirklich amüsant und lachte deshalb.

„Bason, Kororo!“

Sofort erschienen die beiden Schutzgeister neben Ren und sahen ebenfalls das Schlachtfeld unter diesem.

„Ja, Bocchama?“

„Passt mal eben auf sie auf.“, bat Ren die beiden und setzte Yukiko wieder auf den Boden. „Ich muss hier aufräumen.“

„Jawohl.“ „Ko!“ Beide Geister waren einverstanden und wendeten sich dem kleinen Chaoten auf dem Boden zu, der sich wieder in Bewegung setzte. Dieses Mal Richtung Sofa.

Seufzend machte sich Ren derweil daran, die Schublade wieder einzuräumen. Dabei gingen ihm die Worte von Run durch den Kopf, die über ihn geredet hatte. „Egal wie sehr ich geschrien habe, wenn überhaupt. Aber ich war sicherlich nicht so anstrengend, wie…“

„Bocchama!“ Bason’s plötzlicher Hilferuf holte Ren aus den Gedanken und hastig drehte er sich in die Richtung.

Dort sah er, wie Yukiko den armen Bason unter einem Kissen begrub, da dieser nur in seiner kleinen Form herum schwebte. Kororo wollte ihm zwar helfen, wurde aber dann ebenfalls unter einem weiteren Kissen begraben. Das kleine Mädchen fand dieses Spiel anscheinend sehr lustig, denn sie strahlte über das ganze Gesicht und lachte.

Seufzend erhob sich Ren und hob Yukiko abermals vom Boden auf, um daraufhin Bason und Kororo von den Kissen zu befreien.

„Puuuh. Vielen Dank, Bocchama.“ “Ko.”

Die beiden Geister atmeten tief durch, als sie zu Ren sahen, der Yukiko nun im Arm hielt.

„Dich kann man wirklich nicht unbeaufsichtigt lassen.“

Während sie sich an seinem Hemd festhielt, sah sie ihn mit ihren großen Augen an und wusste anscheinend nicht wirklich, was sie falsch gemacht hatte.

Wie gerne hätte er der Kleinen nur die Meinung gegeigt, aber sie hätte es einerseits sowieso nicht verstanden und andererseits… na ja, er konnte sie irgendwie nicht anmeckern, so unschuldig, wie sie ihn anschaute.

„Ich bereue es jetzt schon, dass ich dem Babysitten zugestimmt habe.“ Diese Worte eher an sich, als an die anderen gerichtet, ging er Richtung Sofa und setzte sich zusammen mit Yukiko auf dieses. Während er seine Beine auf den roten Stoff legte, setzte er Yukiko auf ebenfalls diesen. „Und nun bleib sitzen. Ich will dir nicht wieder hinterherlaufen.“

Neugierig sah sie ihren Babysitter an, als er sich wieder die Fernbedienung nahm und weiter durch die Programme schaltete. Dann sah sie zu dem Flimmerkasten am anderen Ende des kleinen Wohnzimmers und die bunten Bilder waren doch sehr interessant für sie.

Allerdings wollte sie an diesem Platz nicht sitzen bleiben. Denn plötzlich merkte Ren, wie sich zwei Händchen in seine Hose krallten und Yukiko aufwendig versuchte, auf den Schoss des Chinesen zu gelangen. Sie grinste dabei und hatte es nach ein paar Ausrutschern mit den Beinchen geschafft, auf Ren’s Beinen zu sitzen.

Dieser war immer noch recht verwundert, doch fand er es keineswegs unangenehm. Im Gegenteil: Er mochte die Kleine doch von Sekunde zu Sekunde mehr und anscheinend beruhte das auch auf Gegenseitigkeit.

„Na ja, dann kannst du mir wenigstens nicht wegrennen.“ Und mit diesen Worten schlang er einen Arm um Yukiko, die dann auf diesen ihre Händchen legte.
 

Horo war derweil mit dem Essen fertig und wollte die beiden gerade holen, als er ruckartig in der Türschwelle stehen blieb. Zum Glück hatten die beiden auf dem Sofa ihn nicht gehört, denn sonst könnte er dieses Bild nicht genießen.

Der große und stolze Ren Tao, saß mit einem Baby auf dem Schoss, auf dem Sofa und sah Fern. Und anscheinend sahen beide sehr glücklich aus.

*Wer weiß, vielleicht wird aus Ren doch noch ein guter Ersatzpapa.*

Little Panda, Help Her To Sleep

Kapitel 3: Little Panda, Help Her To Sleep
 

Und wieder flog eine Nudel über den halben Tisch.

„Hey, kleines Fräulein. Das ist mein Teller, Hände weg.“ Lachend schob Horo seinen Teller ein wenig von Yukiko weg, um ihn in Sicherheit zu bringen. Dann stellte er ihre Portion mit der Tomatensoße, Tomatenstücken und ganz kleinen Fleischanteilen , vor sie und gab ihr einen Löffel.

„Danach wird sie nicht mehr sauber sein…“, bemerkte Ren nur, während er in Ruhe seine Portion Nudeln aß. Er konnte sich schließlich ausmalen, wie sehr sich Yukiko gleich mit der Soße einsauen würde. Im Mund würde sie als letztes landen.

„Ach komm.“ Doch Horo schien dies nichts auszumachen und aß seine Portion weiter. „So schlimm wird’s schon nicht. Und ich mach sie doch eh sauber, also mach dir keinen Kopf.“

„Ts…“, entkam es dem Chinesen nur und blickte wieder zu seinem Teller hinunter, der langsam immer leerer wurde. Erstaunt musste er nämlich feststellen, dass das Essen, auch wenn es nur einfache Spaghetti mit Tomatensoße war, verdammt gut schmeckte. Woher hatte dieser Ainu bloß kochen gelernt?

„Ich wusste schon immer, dass in dir eine Frau schlummert.“, sagte er stattdessen, was Horo natürlich ärgerte.

„Was soll das denn heißen?“

„Wickeln, Babys umziehen, Putzen, Kochen. Alles Frauenarbeit.“

Beleidigt plusterte Horo seine Backen auf und sah Ren wütend an. „Du denkst aber sehr einseitig. Außerdem… wer braucht denn hier den Schönheitsschlaf von uns, hä? Und das machen nur Frauen. Und du brauchst zu lange im Bad, jeden Morgen!“

Natürlich konnte Ren dies nicht auf sich sitzen lassen. Also legte er sein Besteck auf den Teller und stand provokant auf, um seine Größe zu beweisen. „Willst du damit etwa sagen, ich wäre feminin?“

Nun erhob sich auch Horo, denn einschüchtern lassen wollte er sich noch lange nicht. „Klar, fehlen nur noch die Lockenwickler und die Gurkenmaske!“

Knurrend versuchten sie den jeweils anderen klein zu kriegen, doch vergebens. Keiner wollte gegen den anderen verlieren. Bis sie auf einmal von angeflogenen Nudeln getroffen wurden, die in ihren Gesichtern kleben bleiben.

„Was zum…“

Doch sie wussten wer dahinter steckte und drehten synchron ihre Köpfe langsam zu Yukiko. Sie hatte zwar den Teller von Horo nicht erreicht, aber der von Ren war nah genug gewesen, um sich dort an den Nudeln zu bedienen. Und diese hingen nun in den Gesichtern ihrer Babysitter.

„Sie sollte so schnell wie möglich Benehmen lernen.“, bemerkte Ren, ließ sich seufzend auf den Stuhl fallen und zog sich derweil die Nudeln aus dem Gesicht.

Auch Horo setzte sich wieder hin, entfernte die Spaghetti und sah dann wieder zu Yukiko. Dabei musste er feststellen, dass Ren leider Recht hatte: Sie sah genau so aus, wie es der Chinese vorhergesehen hatte. Nicht nur um den Mund klebte die rote Soße, sondern auch auf der Nase und sogar an der Stirn waren Flecken zu sehen.

„Ok, dann wird’s Zeit für ein Bad.“ Grinsend stand der Ainu auf, nahm das Lätzchen von ihrem Hals und hob sie anschließend auf den Arm.

„Und wer macht das Chaos weg?“, fragte Ren, während er mit verschränkten Armen auf dem Stuhl saß.

Für den Ainu war es aber selbstverständlich, weshalb er nur beim Rausgehen erwähnte: „Na, du! Bis gleich…“

Völlig irritiert starrte Ren nur fassungslos zur Türe, wo Horo zuvor noch gestanden hatte. Sein Mund war leicht geöffnet und erst nach ein paar Sekunden begriff er, dass der Ainu das doch tatsächlich ernst meinte. „Ich werde sicherlich NICHT aufräumen!“

Was dachte dieser Ainu bloß? Ein Tao räumte nie selbst auf, besonders Ren nicht. Yukiko hatte ein riesiges Chaos hinterlassen, wie zuvor im Wohnzimmer.

Gut, da hatte er aufgeräumt, aber das waren auch Bücher und ähnliches. Hier musste er Soße und Nudeln vom Tisch und Boden entfernen. Das heißt er musste… putzen.

Abermals knurrte er, als er aufstand und zum Schrank stampfte, wo sich die Putzmittel befanden. Während er die Sauerei entfernte, biss er sauer die Zähne zusammen und schwor sich eins: „Wenn du gleich runterkommst, Horo, dann reiß ich dir den Kopf ab.“
 

Dies sollte aber eine Weile dauern, weshalb Ren schon fertig in der Küche war und nun wieder im Wohnzimmer saß. Zwischendurch hörte er Gelächter aus der Richtung des Bades und es kam ihm auch so vor, als würde er heftiges Platschen im Wasser vernehmen.

„Das macht er aber dann sauber…“, murmelte er, als er wieder Fern sah.

Erst nach einer halben Stunde erklang die Klinke des Bades und der Chinese bemerkte Schritte, die zum Wohnzimmer kamen.

„Puh. Das nächste Mal musst du mit ins Bad, Ren.“, lachte Horo, als er eintrat. „Das war total lustig. Yukiko ist eine totale Wasserratte.“

„Nein, danke. Mit dir geh ich ganz sicher nicht baden.“ Sein Kopf wanderte langsam in die Richtung des Ainu’s, als Ren plötzlich innehielt. Horo hatte einen weißen Bademantel an und seine Haare fielen ihm, durch die Nässe ins Gesicht. Als er Yukiko, die ihren rosa Pyjama schon trug, auf dem Sofa absetzte, bemerkte der Chinese, dass sich noch einzelne Wassertropfen auf Horo’s Körper befanden.

Eigenartige Gedanken tummelten sich in dem Kopf des Kleineren und er war mit dem Kopf völlig woanders, weshalb er Horo erst nach der 3. Wiederholung dessen Frage verstand.

„Ren?“

Innerlich schüttelte Angesprochener den Kopf, sah dann zu Horo, der vor dem Sofa stand. „Alles klar?“

„Jaja, was soll sein?“, antwortete Ren, doch war er noch leicht irritiert. Was hatte er da bloß gedacht? Und vorallem… wo hatte er hingeschaut?

„Ich hab gefragt, ob du mal rücken kannst. Ich will auch auf’s Sofa.“

Langsam fasste sich der Chinese wieder, doch statt zu antworten, zog er nur seine Beine etwas an, sodass Horo nun Platz hatte.

Der Ainu war jedoch ein wenig verwirrt, was das Verhalten des Kleinen betraf. „Ist wirklich alles in Ordnung?“

„Ja! Alles in Ordnung.“ Genervt strich sich Ren über die Schläfe, als er merkte, dass Yukiko wieder auf seinen Schoss krabbelte. „Sag mal, wird das jetzt zur Gewohnheit?“

Das kleine Mädchen lachte aber nur und machte es sich auf den Beinen ihres Ersatzpapas gemütlich.

„Sie mag dich halt.“, antwortete Horo und sah die beiden lächelnd an. Er fand es wirklich klasse, dass Ren immer offener der Kleinen gegenüber wurde. Natürlich hatte der Chinese sich schon längst geändert, im Vergleich zu dem Ren, der ihm das erste Mal begegnet war. Dennoch war er trotzdem immer noch verschlossen gewesen. Aber jetzt wurde es langsam immer besser. Er ließ schließlich Yukiko auf seinem Schoss sitzen und das hieß schon einiges. So nah hatte er sicherlich selten jemanden an ihn gelassen.
 

Es verging eine Weile, in der niemand ein Wort sprach. Nicht einmal Yukiko machte noch irgendwelche Geräusche, sei es brabbeln, schmatzen oder sonst etwas.

Den Grund dafür fand Horo heraus, als er zu Ren und Yukiko blickte. Die Kleine lehnte am Oberkörper des Großen und immer wieder schlossen sich ihre Augen für kurze Zeit, bis sie schreckhaft wieder aufwachte, um eine Sekunde später wieder im Halbschlaf zu versinken.

„Da scheint jemand müde zu sein.“, bemerkte der Ainu, allerdings sprach er recht leise. Er wollte Yukiko schließlich wieder komplett wach machen.

Langsam stand er auf und streckte anschließend seine Arme aus, um Yukiko auf den Arm zu nehmen. „Ich bring sie ins Bett.“

Ren nickte nur und sah den beiden hinterher, die nun das Wohnzimmer verließen.

*Was ist bloß los…?* Gedanklich völlig fertig, rutschte er das Sofa entlang, sodass er nun auf dem Rücken lag. *Was für eine Scheiße geht hier vor sich?*

Als er Horo in dem Bademantel gesehen hatte, mit den nassen Haaren und dem Körper, da war dem Chinesen auf einmal ganz anders geworden. Ihm war kalt und warm zugleich gewesen, sein Herz hat sich angefühlt, als würde es nicht mehr schlagen und sein Kopf hatte völlig ausgesetzt.

„Ich hab einfach zu wenig Schlaf…“

„Dann geh ins Bett.“, erklang auf einmal eine Stimme aus der Türschwelle, die Ren hochfahren ließ.

Der Blauhaarige lehnte mit dem Arm am Türrahmen, doch nur in Boxershorts gekleidet. Es war Sommer und im Haus war es ebenfalls angenehm warm. Den Bademantel hatte er ausgezogen, nachdem er Yukiko ins Bett gebracht hatte.

„S…Schläft sie?“ Komischerweise wurde Ren wieder leicht rot und sah zur Seite, um ja nicht zu Horo schauen zu müssen.

Grinsend nickte der Ainu, blieb aber in der Türe stehen. „Jep, sie war ziemlich müde. War schließlich ein langer Tag.“ Er streckte seine Arme nach oben, als er auf einmal anfing zu gähnen. „Ich werd aber auch jetzt ins Bett gehen. Schlaf gut.“ Er drehte sich um und ging in Richtung seines Zimmers, die Hände währenddessen an seinem Hinterkopf. „Und mach nicht mehr zu lange.“

„J…jaja.“ Mehr konnte der Chinese nicht mehr von sich geben. Immer noch war er schockiert über seine Gedanken und seine derzeitige Verfassung. Was war bloß los mit ihm?

Sich mit dem Fernseher versucht abzulenken, sah er gerade einen Horrorfilm. Doch ihm wirklich folgen konnte er nicht. Immer noch war er in Gedanken und wusste einfach nicht, was da in seinem Hirn vor sich ging.

Er schloss die Augen und hielt sich leicht den Kopf. „Vielleicht sollte ich wirklich schlafen gehen.“ Also schaltete er den Fernseher aus und erhob sich seufzend von dem Sofa.

Doch als er das Wohnzimmer verlassen wollte, bemerkte er im Augenwinkel ein bekanntes Stofftier auf dem Sessel. Dort lag der kleine Panda, den Horo anscheinend vergessen hatte.

Ohne, dass er weiter darüber nachdachte, nahm er sein altes Kuscheltier mit und wollte es Yukiko bringen, als diese auch schon anfing zu schreien.

*Sie hat jetzt erst eine halbe Stunde geschlafen…“, wunderte sich der Chinese, ging allerdings in Richtung ihres Zimmers, zusammen mit dem Panda, als er hörte, wie Horo sich wieder aus dem Bett begab. Als er aus dem Zimmer trat, ging Ren gerade an diesem vorbei und sagte: „Ich geh schon.“

Der Ainu blickte ihm verwirrt hinterher, da er wirklich nicht damit gerechnet hatte. Schließlich hatte der Chinese die ganze Zeit gesagt, dass er sich nicht um das Baby kümmern würde. Vorallem nachts nicht. „Ähm… Danke.“

Wieder empfand Ren ein komisches Gefühl, als er an Horo in seinem jetzigen Outfit dachte. Absichtlich hatte er beim Vorbeigehen weggesehen, da er Angst hatte, wieder so ein komisches Gefühl zu haben.

In Gedanken versunken machte er die Kinderzimmertür auf und trat in das dunkle Zimmer, mit einem kleinen gelben Nachtlicht. In dem Bettchen schrie Yukiko, die Ren hoch hob und leicht an sich drückte. Auch wenn er sich kaum bewegte, so wurde sie schnell ruhig und er wischte ihr die Tränen aus dem runden Gesicht.

„Was ist bloß los, hm?“ Nur im Flüsterton hatte er mit ihr geredet und die Frage hatte auch eigentlich ihm gegolten. Vorsichtig legte er die Kleine zurück ins Bettchen und bevor sie wieder anfangen konnte zu weinen, reichte er ihr den Panda.

Mit ausgestreckten Ärmchen nahm sie ihn entgegen und drückte eine große Pfote des Tieres ein wenig an sich. Anscheinend funktionierte es und Yukiko schlief sehr schnell wieder ein, woraufhin Ren leicht lächelnd und zufrieden den Raum verließ und die Tür anlehnte.

„Wow…“

Erschrocken hob Ren seinen Kopf und sah Horo immer noch an seiner Zimmertüre stehen.

„Was?“ Doch anstatt eine Antwort zu geben lächelte Horo nur und verunsicherte den Chinesen damit nur mehr. „Was denn?“

„Du erstaunst mich immer wieder.“ Und das war die einzige Antwort, die Ren erhielt, bevor sich der Ainu wieder zurück ins Zimmer begab.

Das erfreute Lächeln auf seinem Gesicht konnte der Chinese dadurch nicht erkennen.
 

Leicht fiel die Sonne durch das Fenster und die Strahlen kitzelten den Chinesen auf der Nase. Jeder hätte bei so einem Weckdienst eine gute Laune gehabt, nur Ren nicht.

„Scheiß Sonne!“, grummelte er und zog seine Decke über den Kopf. „Wieso ist die so hell?“

Da er unter der Decke kaum etwas hörte, bekam er auch zuerst nicht mit, wie es an der Tür klopfte. Daher erklang ein weiteres Mal das Klopfen, aber nun war es etwas lauter, sodass Ren es vernahm und unter der Decke hervor kam. „Ja?“

Langsam öffnete sich die Türe und ein blauhaariger Ainu trat herein, wobei er Yukiko auf dem Arm hatte und sie auf Ren’s Bett absetzte. „Morgen!“

Krabbelnd begab sich die Kleine Richtung Kopfende, wo Ren’s Kopf aus der Decke herauslugte. „Ha.“

„Morgen.“ Noch etwas müde, richtete sich der Chinese auf und ging sich verschlafen durchs Haar, bevor er neben sich zu dem kleinen Mädchen sah.

„Ist dir was aufgefallen?“ Nun grinste der Ainu und Ren musste zugeben, dass irgendwas anders war, als sonst. Er wusste nur nicht was und er kam einfach nicht darauf, wahrscheinlich weil er gerade erst wach geworden war.

Doch als er sah, was Yukiko da im Arm trug, kam es ihm wieder in den Sinn. Der Panda, den Ren ihr vorige Nacht gebracht hatte, war anscheinend ihr Begleiter geworden und er hatte seinen Zweck wahrhaftig erfüllt.

„Ren, sie hat die ganze Nacht durchgeschlafen.“ Begeistert grinste Horo und streichelte leicht über Yukiko’s Kopf, die fröhlich lachte.

„Anscheinend.“ Als der Chinese die Kleine so lächeln sah, musste er unweigerlich auch ein wenig lächeln. Doch plötzlich fiel ihm etwas ein, wodurch er schlagartig richtig wach wurde. „Moment mal! Was machst du in meinem Zimmer?“

Horo schien diese Reaktion schon vermisst zu haben, zumindest hatte sie ihn nicht überrascht. Denn er stand grinsend da und sah zu Ren runter. „Ich wollte sie nur eben hier absetzen, damit ich das Essen machen kann.“

„Was?“

„Nun komm schon. Du hast das gestern so gut hinbekommen und du weißt doch, dass man sie nie aus den Augen lassen darf. Aber wie soll ich da das Frühstück machen?“

Während Horo’s Erklärung, verschränkte der Chinese die Arme und sah zu dem anderen empor. „Aber beeil dich.“

„Aber sicher doch.“ Doch bevor der Ainu die Tür öffnete und den Raum verließ, drehte er sich noch kurz rum und verabschiedete sich mit einem: „Du machst deinen Job echt gut, ‚Daddy‘!“

„Schnauze!“ Hochkant flog ein Kissen Richtung Türe, die aber nur das Holz statt den Ainu traf. „Baka.“

Seufzend sah Ren auf seinen Schoss, als Yukiko wieder anfing, auf ihm herumzukrabbeln. Neugierig und lachend versuchte sie sich auf seinen Beinen fortzubewegen. Doch so recht schien dies, besonders wegen der Decke, nicht zu klappen.

Als er die Kleine so dabei beobachtete, ging ihm durch den Kopf, dass es langsam Zeit wurde, dass sie laufen lernte. „Du kannst dich ja kaum selbst bewegen.“

Mit großen Augen sah Yukiko ihren Ersatzpapa an und brabbelte irgendwelche unverständlichen Worte.

„Und es wird Zeit, dass du sprechen lernst.“ Wobei er natürlich wusste, dass beides noch eine Weile dauern konnte.

Es war wirklich eigenartig. Noch vor einer Woche hatte er sich gewünscht wieder in dem Haus seiner Schwester zu wohnen, so oft hatte er sich mit Horo in der Wolle gehabt. Und nun?

Nun wohnte er zwar immer noch mit dem Ainu unter einem Dach, aber seitdem hatten sie sich nicht mehr gestritten. Gut, diese kleinen Diskussionen fanden schon noch statt, sie mussten auch sein, doch es verlief trotzdem wesentlich friedlicher. Außerdem kümmerte er sich zusammen mit dem Ainu, um ein Baby.

„Ich muss dir eins hoch anrechnen.“ Dabei zog er die Kleine zu sich und setzte sie genau vor sich, auf seinen Schoss. „Es scheint so, als würdest du es mit uns aushalten, oder?“

Natürlich begriff sie nicht, was Ren da sagte. Jedoch als sie sah, dass er gute Laune hatte, musste sie lachen und ruderte ein wenig mit den Armen hoch und runter.

„Ren?“

Fragend blickte Gerufener hoch, in Richtung der Türe. „Mal schauen, was er nun wieder will?!“ Mit Yukiko auf dem Arm stand er nun auf und ging auf den Flur, wo er Horo am Ende des Ganges sah, wie er aus der Küche lugte.

„Ich bin gleich mit dem Essen fertig. Kannst du Yuki-chan vorher fertig machen?“

„Yuki…-chan?“, wunderte sich Ren und sah das Mädchen in seinen Armen an, die ebenfalls etwas verwundert zu sein schien.

„Es ist halt eine Verniedlichung. Schließlich ist sie noch ein Baby.“

„O…kay.“

Als der Chinese sich umdrehte, um mit ihr ins Bad zu gehen, rief Horo ihm noch etwas nach. „Danke, Ren-chan.“

Sofort blieb er stehen, drehte sich wieder zu dem Ainu und funkelte ihn böse an. „Nenn mich nie wieder so! Yukiko kannst du meinetwegen noch verniedlichen, aber wehe du machst das mit mir. Dann wirst du den morgigen Tag nicht mehr erleben.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, stampfte der Chinese ins Bad und schlug die Tür hinter sich zu.

*Yukiko ist nicht das einzige niedliche Wesen in diesem Haus.*, dachte der Ainu, drehte sich lächelnd um und ging zurück in die Küche.

He is so sweet

Kapitel 3: He is so sweet
 

6 Monate konnten wirklich lange sein, doch für die kleine zusammengewürfelte Familie vergingen sie wie im Flug.

Das kleine Dorf, in dem die 3 lebten, hatten ihre neuen Bewohner schon herzlich empfangen. Auch wenn Ren diese Freundlichkeit manchmal wirklich auf den Senkel ging, so war sie gleichzeitig auch sehr praktisch. Nicht selten vergaß Horo eine Kleinigkeit beim Einkaufen, die er sich dann zum Glück bei den Nachbarn leihen konnte.

Und auch, wenn die Nachbarn zuerst ein wenig verwirrt waren, was Yukiko und ihre ‚Eltern‘ anbetraf, so freundeten sie sich schnell mit ihnen an. Es war verständlich, dass sie zuerst ein wenig irritiert waren, denn wann kam es bitte vor, dass 2 Männer sich um ein Baby kümmerten und unter einem Dach lebten?

Schon nach ein paar Tagen war ihr Alltag routiniert. Horo kümmerte sich weitgehend um Haushalt und Yukiko und Ren hatte einen Job bei Run’s Firma bekommen. Zu seinem Leidwesen musste er dort Anzüge tragen, was ihm so gar nicht gefiel. Doch er wollte schließlich nicht den ganzen Tag im Haus hocken und vorallem Yukiko’s Geschrei ertragen müssen.

Besonders schlimm war die Zeit, in der sie die Zähne bekam. Nicht selten schrie sie dann das ganze Haus zusammen und keiner war sicher.

Am Wochenende hatte Ren frei und an diesem Samstag war strahlender Sonnenschein, weshalb er sich nach draußen in den kleinen Garten setzte und sich gelassen auf eine Liege legte.

Horo war ebenfalls mit Yukiko rausgekommen und auch die Schutzgeister verbrachten den Tag im Freien. Der Ainu saß mit aufgeknöpftem Hemd und kurzer Sommerhose auf einem Gartenstuhl und beobachtete Ren beim Sonnen, der sich allerdings keinen Zentimeter bewegte.

Dessen Augen waren geschlossen, seine Arme hinter dem Kopf verschränkt und er trug nur eine graue Hose und eine Sonnenbrille auf der Nase.

Wie Horo fand, sah der Chinese verdammt gut aus, wenn die Sonne auf seine Haut fiel und sich kleine Schweißperlen auf ihr bildeten. Er konnte den Kleineren den ganzen Tag beobachten.

„Äh… Horo?“

Etwas schreckte der Ainu hoch, als er seinen Namen vernahm und er fühlte sich leicht ertappt. Hatte der Chinese etwas mitbekommen? „J…ja?“

„Ich hab da eine Frage.“ Nur langsam zog Ren seine Sonnenbrille ab und richtete sich ein wenig auf, als er auch zu Horo blickte.

Diesem wurde nun noch unwohler, sah Ren doch so verdammt sexy aus. Die Geste mit der Sonnenbrille war wirklich gemein gewesen, er konnte sich kaum noch beherrschen. „Schieß los. Was für eine Frage?“

Ren’s Kopf drehte sich wieder nach vorne und er sah zu Yukiko, die auf einer Decke mit Bason und Kororo spielte. „Wie lang sollen wir eigentlich auf sie aufpassen? Yoh und die anderen sind längst von ihren Aufbauarbeiten zurück.“

„Wer weiß.“, zuckte Horo mit den Schultern und ließ sich auf dem Stuhl zurückfallen. Ren hatte seine forschenden Blicke anscheinend nicht bemerkt. „Vielleicht haben ihre Eltern einfach mehr zu tun und haben deshalb keine Zeit.“

Die beiden Jungs beobachteten, wie die Schutzgeister vergnügt um Yukiko herumflogen und sie deshalb laut lachte. Die beiden waren mit Leib und Seele, wobei mehr Seele als Leib, Babysitter und es machte ihnen sichtlich Spaß.

„Und es ist doch überhaupt nicht schlimm mit ihr. Seitdem sie deinen Panda hat, schläft sie jede Nacht durch. Sogar Gewitter sind ihr schnuppe.“

Ren nickte leicht und erinnerte sich an die Nächte, in denen es gewaltig gestürmt hatte. Selbst Horo, der einen mehr als festen Schlaf hatte, war davon wach geworden. Nur Yukiko hatte geschlafen wie ein Stein.

„Bocchama! Schau mal!“, rief Bason auf einmal und zog somit die Aufmerksamkeit beider Jungs auf sich.

Die Geister schwebten vor Yukiko, die sich an einem großen Spielwürfel festhielt und aufstand.

„Hey, sie versucht zu laufen!“, freute sich Horo und stand begeistert auf.

Mit wackeligen Beinen setzte die Kleine den linken Fuß etwas weiter seitlich und hielt sich dabei an dem Würfel fest. Die Wolldecke unter ihren Füßen erleichterte den Gehversuch nicht wirklich, doch gelangen ihr 2 Schritte zur Seite. Als der Würfel allerdings zu Ende war, musste sie ihre Stütze aufgeben, um weiter laufen zu können. Dabei spielte ihr Gleichgewichtssinn allerdings nicht mit und sie fiel auf ihren Hosenboden. Zwar federten ihre Windel und die Wolldecke unter ihr alles ab, trotzdem war es für Yukiko ein kleiner Schrecken gewesen, hingefallen zu sein, weshalb sie auf einmal anfing zu weinen.

Etwas enttäuscht, doch leicht lächelnd, ging Horo zu ihr rüber und nahm sie auf den Arm. „Hey, nicht weinen. Das ist doch nicht schlimm, das war klasse! Meinst du nicht auch, Ren?“

Dieser war allerdings nicht in seinem Liegestuhl aufzufinden, weshalb Horo verwirrt eine Augenbraue hochzog. „Wo ist der denn schon wieder hin?“

Das kleine Mädchen in seinen Armen weinte währenddessen weiter und auch Horo’s Worte brachten sie nicht dazu aufzuhören. „Yuki-chan. Das ist nicht schlimm. Shhh.“

Auf einmal, ohne dass Horo etwas mitbekommen hatte, stand Ren vor der Kleinen und hielt ihr den Panda entgegen.

Schlagartig hörte sie auf zu weinen, sah ihren schwarz-weißen Freund und nahm ihn sofort in die Arme. Grinsend und gackernd sah das Mädchen ihren Ersatzpapa an, der ebenfalls etwas lächelte.

„Gute Idee, Ren.“, seufzte Horo erleichternd und lachte. „Dieser Panda ist wirklich eine Wunderwaffe!“ Mit einem breiten Grinsen reichte der Ainu Ren plötzlich die Kleine und drehte sich in Richtung des Hauses. „Passt du auf sie auf? Ich mach solang das Essen.“

Schon lange sagte Ren nichts mehr, wenn Horo ihn bat auf Yukiko aufzupassen. Zum einen war es wirklich nicht mehr so schlimm, wie am Anfang, sich um sie zu kümmern und zum anderen… Nun ja, er konnte Horo’s Grinsen nichts abschlagen.

„Dieses verdammte Grinsen…“, maulte Ren, als Horo bereits im Haus verschwunden war und es somit nicht mitbekommen hatte.

Yukiko krallte sich derweil in Ren’s Oberteil fest und blickte ihren Ersatzpapa fragend an.
 

Derweil pfiff Horo in der Küche fröhlich ein Lied, während er Gemüse schnitt. Je länger er mit Ren und Yukiko zusammenlebte, desto mehr wuchsen sie zusammen. Sie waren wirklich wie eine kleine Familie.

Und das erstaunlichste war, dass sich der Ainu und Ren nur noch sehr selten stritten. Kleine Neckereien waren zwar an der Tagesordnung, aber die gehörten wirklich schon dazu. Sie machten nicht nur Spaß, sondern sie gefielen Horo besonders. Er fühlte sich dann von dem Chinesen regelrecht angezogen.

Seitdem sie zusammenwohnten war es dem Ainu klar, wie sehr er für Ren empfand. Wie sehr er in ihn verliebt war. Am Anfang hatte es ihn geschockt, doch nun schmunzelte er darüber. So war eben der Lauf der Dinge und etwas dagegen machen konnte er nicht.

*Da hatte meine Oma anscheinend Recht, mit dem Spruch: ‚Wo die Liebe hinfällt, entscheidest nicht du. Sondern das Schicksal, dass aus Zufällen besteht.‘*

Leicht seufzte Horo, lächelte aber dabei, da er sich mit seinen Gefühlen abgefunden hatte. Und wann hätte er je wieder die Chance, dem Chinesen so nahe zu sein, wie jetzt? Schließlich passten sie zusammen auf ein Kind auf.

Plötzlich klingelte es an der Türe und Horo schreckte aus seinen Gedanken hoch. „Wer ist das denn?“

Nachdem er das Messer hingelegt hatte, begab er sich zur Türe und öffnete diese langsam. Allerdings fing er keine Sekunde später breit an zu grinsen, als er die Besucher dort sah. „Hey, was macht ihr denn hier?“

Vor ihm standen Yoh, Manta, Anna und die Geister Amidamaru und Mosuke, die ihn ebenfalls grüßten. „Hey, Horo.“

Schnell bat er seine Freunde herein, fragte allerdings direkt nach, als sie im Flur standen: „Was treibt euch her?“

Yoh verschränkte die Arme hinterm Kopf und grinste typisch. „Wir wollten mal schauen, wie es euch geht.“

„Und ob ihr euch schon gegenseitig umgebracht habt.“, ergänzte Manta lachend, als er zu Horo hoch sah.

„Wie ihr seht, lebe ich noch.“ Mit einer einladenden Geste bat Horo die Gäste in Richtung Wohnzimmer, durch das man in den Garten gelangen konnte. „Ren ist mit Yukiko, Bason und Kororo draußen.“

Kaum dort angekommen blieben sowohl die Gäste, als auch Horo in der Türschwelle der Terrassentüre stehen. Der Anblick, den sie vor sich hatten, raubte ihnen jegliche Sprache.

Ren stand hinter Yukiko, ein wenig heruntergebeugt und hielt ihre Hände fest, während sie einen kleinen Schritt vor den anderen setzte.

„Ren!“

Langsam drehte Angesprochener seinen Kopf in Horo’s Richtung und auch Yukiko sah ihren Ersatzpapa an. „Was?“ Da erkannte er allerdings seine Freunde, die ebenfalls verblüfft da standen und ihn nur ansahen. „Was macht ihr denn hier?“

Doch bevor sie antworten konnten, sah Yukiko zu Ren hoch und machte ein aufforderndes Geräusch, das bedeutete, dass sie weitermachen sollten.

„Moment, Kleines.“, kam es plötzlich von Ren, in einer ungewohnten fast liebevollen Tonart. „Üb mit Bason und Kororo weiter.“

Blitzschnell kamen die beiden auch schon und sie übernahm Ren’s Rolle, Yukiko zu stützen, jeder nahm eine Hand. So konnte Ren sich von ihr losseilen und zu seinen Freunden rüber gehen.

Diese waren immer noch ein wenig sprachlos. So hatten sie ihren Freund schließlich noch nie gesehen!

Horo jedoch, war wegen etwas anderem still gewesen. „Was soll das, Ren? Übst einfach mit ihr alleine!“

„Meine Güte, reg dich nicht auf. Sie kann schließlich noch nicht alleine laufen und da musste ich mit ihr üben. Bis dahin dauert’s noch und dann kannst du gern wie eine Mami dabei hocken.“, erklärte Ren und verschränkte seine Arme dabei. Da für ihn das Thema beendet war, wendete er sich an seine immer noch sprachlosen Freunde. „Nochmal, was macht ihr hier?“

Innerlich schüttelten alle ihre Köpfe, um diese erst einmal frei zu bekommen, als Yoh dann grinsend auf Ren’s Frage einging. „Na, darf man euch nicht mal besuchen?“

„Lass mich raten… Run hat euch verraten, wo wir wohnen und euch gefragt, ob ihr nach dem Rechten sehen könntet.“ Und mit dieser Aussage hatte Ren genau ins Schwarze getroffen.

Auch wenn die Firma, in der Ren arbeitete, Run leitete, war sie nicht wirklich oft im Gebäude anzutreffen. Oft befand sie sich auf Auslandsterminen, zusammen mit Bailong.

Zeit für tägliche Besuche, so wie es Run gerne haben würde, war da nicht.

„Sie wollte eben wissen, ob’s euch gut geht.“, verteidigte Manta Ren’s Schwester, stieß aber auf ein genervtes Stöhnen von dem Chinesen.

„Es geht uns gut, keine Panik.“

„So!“ Mit ausgestreckten Armen brachte Horo seine Freunde und Ren ein wenig auseinander und stellte sich dazwischen. „Keine Diskussionen mehr, ich mach jetzt was zu Essen. Wer hat Hunger?“

„Oh ja!“, rief Yoh begeistert. „Gibt’s Cheesebruger?“
 

Zu Yoh’s Enttäuschung gab’s keine Burger, doch ein aufwendiges Curry mit Reis.

„Man, Horo! Wo hast du so kochen gelernt?“, fragte Yoh, der neben ihm am Tisch saß. „Das ist spitze!“

Nachdem er Yukiko etwas in ihre kleine Schale getan hatte, wendete sich Horo an Yoh und grinste etwas wehmütig. „Meine Schwester hat mich gepeinigt, bis ich es konnte.“

„Hm, vielleicht sollte ich ihre Kunst des Quälens auch mal benutzen.“, bemerkte Anna nur nebenbei, doch ließ es Yoh eiskalt den Rücken runter laufen und sein Blick flehte schon förmlich um Gnade. Sie wollte noch gnadenloser werden, ging das denn?

„Und wie sind die Aufräumarbeiten gewesen?“, fragte Horo nach und zog somit die Aufmerksamkeit Yoh’s wieder auf sich.

„Ach, die waren einfach. Es war nur viel, das war alles.“, grinste Yoh. „Nach 2 Monaten waren wir auch schon fertig und Silver hat uns wieder nach Hause geschickt.“

„Apropos Silver.“ Leise stellte Ren seine Reisschale auf den Tisch und sah zu seinen Freunden. „Hat er euch gesagt, wie lange wir auf Yukiko aufpassen sollen?“

Fragend sahen sich die anderen an, musste aber dann ihre Köpfe schütteln.

„Er meinte, dass ihre Eltern sehr beschäftigt sind“ Während sie aß, erzählte Anna, was sie von Silver erfahren hatten. „und sie sowieso immer von Babysitter zu Babysitter geschoben wurde. Nun seid ihr das eben.“

Fast zeitgleich sahen Horo und Ren zu Yukiko, die zwischen ihnen auf der Ecke saß und genüsslich ihr Kinder-Curry aß, das Horo nicht so stark gewürzt hatte.

„Sie wurde von Babysitter zu Babysitter geschoben?“, wiederholte Horo Anna’s Worte leise und ließ sie sich durch den Kopf gehen. „Das muss auch hart sein. Immer wieder neue Menschen um sich rum zu haben.“

Sogar Amidamaru beteiligte sich an dieser Unterhaltung, da auch er die Informationen von Silver mitbekommen hatte. „Dann ist es für die Kleine doch jetzt viel besser. Schließlich bleibt sie die ganze Zeit bei ein und denselben Personen.“

„Und sie scheint sich ja wirklich wohl zu fühlen.“, fiel es Manta auf, woraufhin alle Blicke zu der Kleinen wanderten, die ihre Portion Reis zu Ende gegessen hatte.

Zustimmend nickten alle, bis auf Ren und Horo, die sich mal wieder über Yukiko’s Aussehen den Kopf zerbrachen. Wiedermal hatte sie nicht nur ihren Platz, sondern auch ihr Gesicht vollkommen eingesaut.

„Diese Essgewohnheiten müssen wir dir schnell abgewöhnen.“, bemerkte Ren, als er aufstand und sie aus dem Stuhl auf den Arm nahm.

Alle waren erstaunt über diesen anscheinend ‚neuen‘ Ren und seinem Verhalten. Alle, bis auf Horo.

Der rief Ren noch etwas hinterher, als er das Geschirr auf dem Tisch ineinander stapelte. „Schmeiß die Sachen direkt in den Wäschekorb, ich muss nachher sowieso noch waschen.“

„Gut.“, kam es nur zurück, woraufhin der Chinese mit der Kleinen im Bad verschwand.

Ein paar Sekunden kam kein Ton von den anderen, als Horo das Geschirr in die Spüle räumte. Doch auf einmal erklang ein gerauntes ‚Wow‘ von allen Anwesenden und sie sahen zu dem Ainu.

„Was hast du mit dem angestellt?“, fragte Manta.

Verwirrt zog Horo eine Augenbraue hoch und sah seinen kleinen Freund an. „Wie ‚angestellt‘?“

„Na, das ist doch nicht mehr der Ren von früher.“, bemerkte Yoh und stieß auf ein heftiges Nicken seines besten Freundes. „Was hast du mit dem gemacht?“

„Achso.“ Lachend setzte sich Horo wieder an den Tisch und sah zu seinen Freunden rüber. „Das ist für mich schon normal. Aber ich hab damit nix zu tun. Yukiko hat ihn so verändert. Am Anfang wollte er sich überhaupt nicht um sie kümmern, aber nach einer Weile hat er sie gebadet, sie umgezogen, getröstet und so weiter. Nur die ekligen Sachen, wie Windeln wechseln, darf ich natürlich machen.“

Es war erstaunlich, wie sehr ein Baby einen Menschen doch verändern konnte. Vorallem erinnerten sich Yoh und die anderen an Ren’s Worte, als Silver das Baby vorbeigebracht hatte. Vehement hatte er es abgestritten und wollte nie im Leben Babysitter spielen. Und nun? Nun war er im Bad und zog Yukiko freiwillig um!

„Man könnte meinen, ihr lebt schon lange so zusammen.“, grinste Yoh. „Wie ein altes Ehepaar.“

Schockiert über diese Worte prustete Horo das Wasser wieder aus, dass er zuvor dabei war zu trinken. „Yoh! Was denkst du bitte?“

„Was regst du dich denn so auf?“, fragte Anna, die mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen am Tisch saß. „Man könnte meinen, du fühlst dich ertappt.“

„Quatsch!“ Und wie sehr sie doch Recht hatte, aber zugeben würde der Ainu das niemals. Den Frieden, der gerade zwischen Ren und Horo herrschte, wollte er auf keinen Fall gefährden und das würde er, wenn Ren von seinen Gefühlen erfuhr. „Ertappt, also bitte?! Das hört sich bei mir und Ren nur so albern an. Haha, als ob wir…“

Wie kam er bloß jetzt aus dieser Situation wieder raus? Er war doch so ein verdammt schlechter Lügner und mit seiner Tonart hatte er sich sicherlich schon verraten.

*Was mach ich denn jetzt?*

„Ich glaub, Yukiko ist müde.“, erklang es auf einmal aus der Türschwelle und Horo war erleichtert, Ren dort zu sehen.

Er hielt Yukiko in den Armen, die ihre Augen ein wenig rieb und anscheinend wirklich ins Bett wollte.

*Ein Hoch auf den Mittagsschlaf!*. seufzte Horo innerlich erfreut und sprang schon beinahe vom Stuhl, um Ren Yukiko abzunehmen. „Ich bring sie schon ins Bett.“

Und Ren konnte nicht so schnell reagieren, da war Horo auch schon in Yukiko’s Zimmer verschwunden. Etwas verwirrt sah er dem Ainu hinterher und zog eine Augenbraue hoch.

„Was ist denn mit dem los?“

Doch als er fragend zu seinen Freunden sah, stieß er nur auf verwirrtes Kopfschütteln oder Achselzucken.

„Komisch…“
 

„Yuki-chan. Du hast mich grad gerettet.“, flüsterte Horo zu der Kleinen in seinen Armen, als er die Tür zugemacht und sich an diese mit dem Rücken gelehnt hatte. „Vielen Dank.“

Natürlich begriff die Kleine nicht, was ihr Ersatzpapa da von sich gab, doch sie lächelte ihn gut gelaunt, doch gleichzeitig müde an.

„Wenn du wüsstest, wie sehr du mir mit deiner Müdigkeit grad geholfen hast.“

Zusammen mit ihr ging er zu einem dunkelroten Sessel, der in ihrem Zimmer stand und setzte sich mit ihr darauf. Dabei winkelte er die Beine an seinen Körper und kuschelte mit der müden Yukiko ein wenig. „Du verstehst bestimmt auch nicht, was hier vor sich geht, oder?“

Während er mit ihr sprach, kuschelte sie sich in sein Oberteil und schloss langsam die Augen, beruhigt durch Horo’s Atem und Herzschlag.

Seufzend strich er Yukiko über den Kopf und sah sie an. „Ich hoffe nicht, dass es noch komplizierter wird. Mir reicht das jetzt eigentlich schon.“

Er wusste schließlich, dass sich Ren nie im Leben in ihn verlieben würde. Also konnte sich Horo jetzt schon überlegen, wie er diese beschissenen Gefühle los wurde. Denn langsam gewannen sie die Oberhand über seinen Körper. Nicht selten bekam er lautes Herzklopfen in Ren’s Nähe oder ihm wurde von einer Sekunde auf die andere total heiß, nur wenn er ihn ansah.

„So schön seine Nähe auch ist…“, flüstere Horo zu sich selbst. „…sie schmerzt gleichzeitig sehr. Ach, Yuki-chan. Was mach ich bloß?“

Diese allerdings schlief tief und fest in seinen Armen, weshalb er vorsichtig aufstand und sie genauso behutsam in ihr Bettchen legte. Da fiel sein Blick auf den Panda, der bereits in der Ecke am Kopfende hockte.

Lächelnd schweiften seine Gedanken wieder zu Ren, der das Kuscheltier anscheinend schon in ihr Bett gebracht hatte, damit sie ja ruhig schlafen konnte. *Er ist so verdammt niedlich.*

One Year

Kapitel 4: One Year
 

„Du musst weg?“

„Ja, für eine Woche. Meine Schwester brauch ein wenig Hilfe in geschäftlichen Dingen.“

Das waren Ren’s Worte vor knapp 2 Tagen gewesen und keine Stunde später hatte er seine nötigsten Sachen gepackt gehabt und hatte mit Bason das Haus verlassen.

Nun hockte Horo hier alleine mit Yukiko und es war stinke langweilig.

Beide saßen sie im Wohnzimmer, auf dem Boden. Während Yukiko mit ein paar Bauklötzen spielte, saß Horo neben ihr und sah gedankenverloren auf ihr Tun. Mit seinem Kopf war er ganz und gar bei dem Chinesen, wie es diesem wohl gerade ging? Dachte er ein wenig an sie beide? War ihm vielleicht auch so langweilig?

Plötzlich bemerkte Horo, wie Yukiko vor ihr stand und ihn anlachte. Grinsend nahm er sie hoch und ließ sich auf den Rücken fallen, sie auf seinem Bauch sitzend. „Und was machen wir beiden jetzt?“

Doch das Mädchen lachte nur und krallte sich in Horo‘s T-Shirt fest.

Sie konnte schon viel besser laufen, schon fast ohne Hinzufallen und sahen die beiden Shamanen einmal nicht hin, war sie auch schon verschwunden. Sie wuchs so schnell, dass es Horo ein wenig Angst machte.

„Sag mal, wann hast du eigentlich Geburtstag?“, fragte der Ainu und sah sie irritiert an.

Doch natürlich konnte das Mädchen nicht antworten und ihren Ersatzvater verstand sie ebenfalls nicht.

„Ich glaub, das muss ich Silver demnächst mal fragen.“, gab er nur von sich, als er sich wieder senkrecht hinsetzte, Yukiko dabei auf dem Schoss.

„Schon krass, wie schnell ein Jahr vergeht, oder?“

Plötzlich stockte Horo und sah entgeistert auf Yukiko nieder. Ein Jahr lebte er schon mit Ren zusammen?

Schnell sprang er auf, Yukiko dabei auf dem Arm und sprintete zum nächsten Kalender an der Wand, der sich in der Küche befand. Darauf bewegte sich sein Blick von links nach rechts, bis er auf das Datum stieß. Am 16. Juli vergangenen Jahres waren sie eine kleine Familie geworden, wenn auch widerwillig.

Nie konnte sich Horo auch nur einen Termin merken, sogar den Geburtstag seiner Schwester hatte er oft erst einen Tag zuvor wieder in seinem Gedächtnis hervorrufen können.

Nun war es anders. Den 16. Juli hatte er nicht vergessen, obwohl er es im Kalender nicht mal eingekreist hatte.

Und dieses Datum war genau an dem Tag, an dem Ren von dieser komischen Geschäftsreise zurückkommen würde.

Nachdenklich glitt sein Blick nach unten, während ihn Yukiko neugierig beobachtete.

„Ich weiß, dass es eigentlich nichts Besonderes ist…“, kam es plötzlich von dem Ainu, der allerdings anfing zu grinsen. „…aber hey! Ein Jahr mit Ren unter einem Dach und ich lebe noch. Das muss doch gefeiert werden.“

Grinsend hob er Yukiko über seinen Kopf, die daraufhin lachte.

„Na dann, was machen wir denn da?“
 

Erschöpft schloss der Chinese die Tür des Hauses auf und trat herein. Auch wenn es erst Nachmittag war, war er doch wirklich müde.

Diese geschäftlichen Termine, zu denen er mit Run gehen sollte, waren einfach nur langweilig und Kräfte zehrend gewesen.

Sogar Bason war ein wenig müde und schwebte ohne ein Wort hinter seinem Meister her.

„Ich bin wieder da…“, entkam es ihm, während er seinen Mantel auszog.

Keine Sekunde später hörte er kleine Schritte trappeln, die aus der Richtung des Wohnzimmers kamen. Plötzlich tauchte im Türrahmen Yukiko auf, die ihn grinsend entgegen lief und erst an seinen Beinen Halt machte, um sich an diesen festzukrallen.

„Hey, du fällst ja gar nicht mehr hin.“, fiel es Ren als Erstes auf und hob Yukiko auf seinen Arm. Auch wenn er ziemlich erschöpft war, lächelte er ein wenig, als er das Mädchen sah.

„Hast du auch gut auf Horo aufgepasst?“

„Zumindest steht noch alles.“, erklang die Antwort von dem Ainu, der an dem Türrahmen lehnte und den Chinesen lächelnd begrüßte. „Willkommen. Siehst echt fertig aus.“

„Bin ich auch. Ich will nur noch ins Bett.“

„Um diese Zeit?“, wunderte sich Horo und zog eine Augenbraue hoch. „Na komm, bis heute Abend, kannst du wohl noch aushalten. Oder soll ich Dornröschen ins Bettchen tragen?“

Für diese Sticheleien allerdings war der Chinese nicht zu müde, sah den Ainu etwas sauer an und ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer, mit Yukiko auf dem Arm. „Ts, das sagt einer, der sicherlich den ganzen Tag gefaulenzt hat.“

„Gar nicht.“ Mit einer leichten Schmolllippe sah er dem Chinesen hinterher, der sich auf das Sofa fallen ließ.

Erst nach ein paar Minuten, in der Stille geherrscht hatte, fragte Horo: „Hast du Hunger?“

„Ein bisschen.“, kam nur als Antwort und der Blauhaarige sah die halb geschlossenen Augen des Kleineren, der sich mit Yukiko beschäftigte.

Während des Rausgehens entkam Horo ein freundliches „Heut gibt’s dein Lieblingsessen“, woraufhin Ren verwundert aufsah.

Hatte sich Horo wirklich die Arbeit mit selbstgemachtem Sushi gemacht? Nein, er hatte es sicherlich liefern lassen oder gar im Supermarkt geholt. Aber nun gut, eines von Ren’s Lieblingsessen, auch wenn es vom Lieferservice war.

Mit einem Ruck stand er auf und ging mit Yukiko in Richtung Küche, die, als er diese sah, einem Schlachtfeld glich. Die Spüle war kaum noch unter dem ganzen Geschirr zu erkennen und überall auf der Küchentheke klebten weiße Körnchen.

„Tut mir leid.“, entkam es Horo, der einen Teller mit verschiedenen Sushi-Arten auf den Tisch stellte. „Ich hab sowas noch nie gemacht. Aber ich räum nachher auf, keine Sorge.“

Immer noch war der Chinese etwas perplex, was allerdings nicht mit dem Saustall zu tun hatte. Sondern mit der Tatsache, dass Horo allein Sushi gemacht hatte, was eine große Herausforderung war, wenn man es zum ersten Mal versuchte.

Wieso hatte er das gemacht?

„Na los, setz dich schon…“ Kurz stockte Horo, als er sich setzte, musste aber dann durch seinen eigenen Gedankengang lachen. „Beinahe hätte ich gesagt ‚Sonst wird’s kalt‘. Aber das geht ja schlecht.“

Ren war immer noch recht erstaunt, ließ sich aber auf den Stuhl nieder, nachdem er Yukiko in ihren Hochstuhl gesetzt hatte.

„Da hast du dir aber Arbeit gemacht.“, kam es plötzlich von Ren, nachdem er das erste Sushi heruntergeschluckt hatte. „Und man stirbt nicht von.“

Diese Aussage brachte Horo vollends zum Grinsen. Jeder andere hätte es unfreundlich, ja sogar vielleicht kränkend gefunden, was Ren da sagte. Doch der Ainu konnte nach dieser ganzen Zeit zwischen den verschiedenen Aussagen unterscheiden. Der gleiche Satz konnte in verschiedenen Situationen ganz andere Bedeutungen haben und dieser Satz ließ Horo grinsen.

Denn es bedeutete, dass es dem Chinesen schmeckte, auch wenn er es nicht zeigen wollte.

„Na dann, hab ich’s ja hingekriegt.“

Nur mit einem Nicken bestätigte der Kleinere dies und aß schweigend weiter.

Eine Weile beobachtete der Ainu ihn dabei und auch wenn Ren immer ziemlich schweigsam und ruhig beim Essen war, so war er nie. Er musste also wirklich verdammt müde sein.

Während des Essens sprach er Ren aber nicht darauf an, wartete damit, bis er die Stäbchen bei Seite gelegt hatte.

„Wie wär’s wenn du doch schon ins Bett gehst?!“, versuchte es Horo, während er aufstand und die Teller der beiden wegräumte.

„Ach jetzt auf einmal?“

Verständlicherweise war Ren sehr verwundert, was ihm Horo nicht verdenken konnte. „Ja… du siehst verdammt fertig aus. Hab gedacht das legt sich, wenn du erst was gegessen hast. Aber anscheinend nicht…“

Ohne ein Wort darüber zu verlieren schnappte sich Ren Yukiko, die ebenfalls völlig satt war und ging mit ihr in Richtung Wohnzimmer.

*So ist er eben.*, ging es Horo durch den Kopf, während er ihm nachsah. *Zu stolz, um meinen Rat anzunehmen, aber zu müde, um Widerspruch zu leisten.*

Mit einem breiten Lächeln im Gesicht begab sich Horo an den Spülberg vor sich, den es galt, zu vernichten.
 

Erst nach mehr als einer Stunde entkam er dem Monstrum ‚Küche‘ und wischte sich erschöpft den Schweiß von der Stirn.

*Also bis ich Sushi nochmal selbst mache, wird ne Zeit vergehen.*

Als er allerdings ins Wohnzimmer trat, blieb er erstaunt in der Mitte des Raumes stehen.

Ren lag auf dem Rücken auf der Couch, völlig erschöpft und Yukiko schlummerte auf dem Bauch auf Ren’s Oberkörper. Der Brustkorb senkte sich friedlich immer wieder, was anscheinend eine beruhigende Wirkung auf die Kleine hatte, weshalb auch sie tief und fest schlief, genauso wie der Chinese.

*Oh man…* Mit einem Lächeln nahm er Yukiko von Ren’s Bauch und trug sie vorsichtig in ihr Zimmer, ohne sie wach zu machen.

Es war zum Glück früh am Abend, weshalb die Kleine doch solange am nächsten Tag schlafen würde, dass sie nicht mitten in der Nacht aufwachte.

Auf leisen Sohlen ging Horo wieder zurück ins Wohnzimmer, indem Ren immer noch schlief. Vorsichtig wollte der Ainu ihn wecken, doch als er neben dem Sofa stand, stoppte er.

So wie Ren da lag, sah er völlig friedlich aus, seine Gesichtszüge völlig entspannt und sogar ein leichtes kaum erkennbares Lächeln auf seinen Lippen.

Dieses Bild konnte er unmöglich vernichten, aber was tun?

Eine ganze Weile stand er einfach nur da und beobachtete den Kleineren. Doch irgendwann nahm er ihn, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und trug ihn auf den Armen zu Ren’s Zimmer.

Vorsichtig setzte Horo einen Fuß vor den anderen, ja bedacht, den Chinesen nicht zu wecken. Er würde sicherlich dann einen Anfall bekommen und ihn lauthals fragen, weshalb Horo ihn im Arm über den Flur trug und dabei so doof grinste?!

Genau. Genau das würde er fragen.

Doch zum Glück wachte Ren nicht auf und der Ainu schaffte es bis in sein Zimmer, in dem er Ren in dessen Bett legte und ihn vorsichtig zudeckte.

Währenddessen hafteten Horo’s Augen ständig auf dem friedlichen Gesicht des Kleineren. Es war einfach so schwer, sich bei ihm zu beherrschen. Ihn nicht einfach an sich zu ziehen und zu drücken. Nie wieder loszulassen. Ihm ins Ohr zu flüstern, wie sehr er ihn liebte und ihm das mit liebevollen Küssen zu beweisen.

*Ach, scheiße….*

Bevor er sich versah, hatte Horo dem Chinesen einen Kuss auf die Stirn gegeben. Zwar nur flüchtig und er hatte sich sofort wieder erhoben, doch war diese Spannung noch immer zu spüren.

Die Spannung die sich in den Millisekunden des Kusses aufgebaut hatte und ein Gefühl freigesetzt hatte. Dieses Gefühl breitete sich auf Horo’s Lippen aus und verlangten fast nach mehr.

*Nein… Das war schon zu weit.*, ermahnte er sich selbst und drehte sich um, um zu gehen. Kurz bevor er den Raum verließ, drehte er sich nochmal um, damit er sich dieses Bild gut einprägen konnte.

Gut, dass Ren schlief und nichts mitbekam, sonst wäre Horo schon unter der Erde und würde den Geistern Gesellschaft leisten.

*Verdammt…*

Leise schloss Horo hinter sich die Türe, während er trotzdem ein Lächeln auf den Lippen hatte. Allein dadurch, dass er Ren nochmal angesehen hatte.

*Warum ist die Liebe bloß so scheiße kompliziert?*
 

Nicht von der Sonne wurde Ren am nächsten Morgen geweckt, sondern von einem Hopsen, das neben ihm immer wieder erfolgte.

Als er die Augen öffnete, sah er neben sich Yukiko hocken, die mit ihrem Oberkörper immer wieder hoch und runter wippte.

„Meine Güte, seit du laufen kannst, kommst du wohl überall ungehindert hin.“, sprach er leise, da sie genau neben ihm saß und ihn angrinste.

Langsam erhob er sich, blickte dann sofort wieder zu Yukiko, die auf seinen Schoss kletterte. Wie jeden Morgen, wenn sie zu ihm ins Bett krabbelte, ordnete er erstmal ihre Haare ein wenig und strich ihr über den Kopf.

Als er dies, wie immer tat, fiel ihm plötzlich etwas ein: Wie war er ins Bett gekommen?

Angestrengt dachte er an vergangenen Abend und das letzte, an das er sich erinnern konnte, war dass er mit Yukiko Fernsehen geschaut und dabei anscheinend eingeschlafen war.

Aber wie kam er ins Bett? Sofort fiel ihm Horo ein, was ihn rot anlaufen ließ.

Hatte er ihn ins Bett getragen? Einfach so?

„Was für ein…Hmpf….“ Eigentlich war er nicht auf den Ainu sauer, doch angenehm war ihm diese Vorstellung auch nicht. Er hatte sich von jemandem ins Bett tragen lassen, wie erbärmlich war das denn bitte?

Aber… ging es ihm da wirklich um seinen Stolz, oder war da noch etwas anderes? Wieso war er rot angelaufen, bei dem Gedanken?

„Papa.“

Genau, er würde diese Gedanken einfach bei Seite schieben und…

„Papa.“

Blitzschnell schreckte Ren aus seinen Gedanken auf und sah zu Yukiko runter, die ihn angrinste.

„Papa.“

„Was…“ Das kleine Ding auf seinem Schoss hatte gesprochen und es hatte nicht irgendetwas gesagt. Yukiko hatte ihn Papa genannt?

„W…wen meinst du damit?“

Doch das verstand Yukiko nicht, sah Ren verwirrt an und konnte natürlich somit nicht antworten.

Deshalb zeigte Ren mit dem Zeigefinger auf sich und fragte: „Ich? Meinst du mit Papa mich?“

Und als Antwort erklang ein weiteres „Papa“ von Yukiko, die ihn angrinste.

Eigenartig… Es war nur ein einziges Wort, doch irgendwie löste das ein warmes Gefühl in Ren aus, das ihn glücklich und irgendwie stolz machte.

„Du denkst wirklich, ich bin dein Papa?“

Lachend zog sich Yukiko an seinem Oberkörper hoch und stand nun auf seinem Schoss. „Papa!“

„Überraschung!“ Mit einem genauso breiten Lachen wie Yukiko, kam Horo ins Zimmer und lehnte sich an die Wand.

Doch Ren zog nur fragend eine Augenbraue hoch. „Überraschung?“ Was sollte das, er hatte doch schließlich nicht Geburtstag.

„Na ja…“ Horo kratzte sich etwas verlegen am Kopf, während er versuchte zu erklären. „Eigentlich wollte ich’s dir gestern schon zeigen, aber du warst so schnell müde und ihr beide eingeschlafen.“ Beim Erklären machte er ein paar Schritte auf Ren bzw. dessen Bett zu und lächelte. „Du hast es ein Jahr mit uns ausgehalten und während du weg warst, hab ich Yukiko versucht das Sprechen beizubringen. Zumindest dieses kleine Wort.“

Mit großen Augen und total überrascht sah Ren zu Horo hoch, der immer noch lächelnd da stand. Irgendwie… war das lieb von ihm. Ja, sehr sogar und Ren freute sich sehr darüber.

Nach ein paar Minuten in denen keiner etwas gesagt hatte, ergriff Ren das Wort, der typisch grinste. „Du Baka.“

Total eingeschnappt plusterte Horo die Backen auf und sah Ren an, wobei er die Arme verschränkte. „Was hab ich denn jetzt schon wieder gemacht? Ich hab gedacht, du freust dich!“

Doch anstatt fies zu lächeln, als Ren’s Kopf zu dem Ainu wanderte, entdeckte Horo ein fast liebevolles Lächeln. „Kannst du mir mal verraten, wie wir das dann ihren Eltern beibringen sollen?“

Nun wusste Horo doch, dass sich Ren freute und sofort hellte sich seine Mimik wieder auf. Mit einem kurzen Seufzer ließ er sich auf der Bettkante nieder und strich Yukiko über den Kopf. „Wieso sagst du nicht einfach mal, dass du dich freust?“

Answer

Wochenlang krieg ich nix gebacken und dann seh ich das FA von SnowAngel und ich krieg es hin ein ganzes Kapitel zu schreiben. Hatte davon nämlich noch nichts fertig und hab es komplett gestern Abend geschrieben xD Der letzte Teil im Halbschlaf xD
 

Kapitel 5: Answer
 

„Papa, auch!“

„Warte, Yukiko. Ich telefoniere grade.“

„Auch!“

Mit dem schnurrlosen Telefon zwischen Ohr und Schulter und Yukiko klammernd an seinem Bein, ging Ren wieder Richtung Wohnzimmer, aus dem er zuvor gekommen war.

„Alles okay?“, erklang es aus der anderer Leitung, an der Run erstaunt zuhörte.

„Jaja, alles okay.“, hörte sie ihren Bruder antworten und bemerkte auch ein Geräusch, als ob Ren sich runter beugte und etwas hoch hob. „Yukiko ist nur neugierig.“

„Papa!“

„Ich hör’s.“, lachte Run und bemerkte die Kleine, die sich nun auf Ren’s Arm befand.

„Ich stell dich auf Lautsprecher.“ Und keine Sekunde später erklang Run’s Stimme laut aus dem Hörer, sodass auch Yukiko sie hören konnte.

„Wo ist denn Horo?“, fragte Run.

Seufzend ließ sich Ren auf dem Sofa nieder, Yukiko dabei auf dem Schoss. „Er ist eben einkaufen. Damit es schneller geht, hat er die Kleine hier gelassen.“

„Und die hält dich jetzt auf Trap!“, stellte Run fest und hörte nur noch einmal ein Seufzen ihres Bruders. „Du scheinst ziemlich fertig zu sein.“

„Sie ist echt anstrengend, seit sie richtig laufen kann.“

Und da untertrieb Ren keinesfalls. Ließ man Yukiko eine Sekunde aus den Augen, war sie schon wieder verschwunden. Außerdem entwickelte sie sich zu einem kleinen Plappermaul, auch wenn sie nur ein paar Wörter beherrschte.

„Papa!“ Und nicht zum ersten Mal erklang dieses Wort von Yukiko, die nach dem Hörer griff. „Auch!“

„Aber drück nicht irgendwo drauf.“, bat Ren und reichte ihr das Telefon. Bevor sie aber wirklich irgendwas drückte, musste er seiner Schwester Bescheid geben. „Wenn du gleich nichts mehr hörst, hat Yukiko ausversehen aufgelegt.“

„Ah!“ Run war begeistert von der Vorstellung, dass die Kleine nun das Telefon in der Hand hatte. „Hallo, Yuki-chan.“

Verwirrt blickte Yukiko zu Ren hoch, der allerdings nickte und auf das Telefon in ihrer Hand zeigte. „Sag ‚hallo‘. Run spricht mit dir.“

Mit konzentriertem und neugierigem Blick hielt Yukiko den Hörer mit beiden Händen fest und zog ihn näher an ihren Mund. Allerdings sprach sie in den Teil des Hörers, aus dem Run’s Stimme zu hören war. „allo.“

Und auch wenn es die falsche Seite des Telefons war, so konnte Run sie hören und entzückt quietschte sie kurz. „Oh man, Ren. Sie ist so niedlich! Ich muss euch unbedingt nochmal besuchen kommen. Sie ist sicher richtig gewachsen!“

Gut, dass durch das Telefon die Mimik des Gegenübers nicht erkannt werden konnte, sonst hätte Run die rollenden Augen ihres Bruders mehr als wahr genommen.

„Und es ist so niedlich, dass sie dich Papa nennt!“

„Nicht nur mich.“, kam es gelangweilt als Antwort, da er dieses Entzücken seiner Schwester langsam echt nervig fand.

Doch auf einmal blieb diese kurz still und Ren dachte, dass Yukiko sie jetzt doch weggedrückt hatte, bis auf einmal ein verdutztes „Wie?“ von ihr kam.

„Wie meinst du das?“

„Wie mein ich was?“

„Na, dass sie nicht nur dich ‚Papa‘ nennt.“

„Achso…“ Als Ren ansetzen wollte zu erklären, fiel auf einmal die Haustür ins Schloss, woraufhin ein ‚Bin Zuhause!‘ eines Ainu’s erklang.

„Papa!“, freudig warf Yukiko das Telefon aus ihrer Hand, das Ren noch in letzter Sekunde auffing und lief in Richtung Flur.

„Ren? REN? Bist du noch dran?“

Seufzend schaltete der Chinese den Lautsprecher aus und hielt sich den Hörer wieder ans Ohr. „Ja, ich bin noch dran. Yukiko hat gerade den Hörer weggeschmissen.“

„Wieso?“

„Horo ist grad wiedergekommen.“ Genau als er dies sagte, kam der Ainu, mit Yukiko auf dem Arm, ins Wohnzimmer und grinste.

„Hey, wen hast du an der Strippe?“

„Meine Schwester.“, antwortete Ren kurz, bevor er sich dieser am Telefon wieder zuwendete. „Tut mir leid, es ist ein wenig chaotisch.“

„Ach was.“, entgegnete diese lachend. „Es ist lebhaft, nicht chaotisch… Weißt du was? Ich hab Sehnsucht nach meinem kleinen Bruder, deshalb komm ich die Tage mal vorbei.“

„Dass du Sehnsucht hast, glaub ich dir.“, kam es plötzlich von Ren, der mit den Augen wieder rollte. „Aber du hast eher Sehnsucht nach Yukiko. Oder?“

„Hey, darf man als Schwester nicht auch mal Sehnsucht nach dem Bruder haben?“ Die Stimme von Run war eher schmollend und sie versuchte Ren zu überzeugen, dass sie auch ihn vermisste. Dieser allerdings änderte seine Meinung nicht, freute sich aber ebenso auf Run’s Besuch.

„Okay, ich komm am Wochenende vorbei. Zusammen mit Bailong.“, beschloss sie nun und war schon dabei sich zu verabschieden, als Ren auf einmal ins Telefon rief.

„Warte, Run!“

„Was ist?“

„Hast du Kontakt zu Silver?“, fragte er plötzlich und stieß auf ein verwundertes Geräusch von seiner Schwester.

„Na ja, eher selten. Allerdings kann ich ihn jederzeit kontaktieren. Wieso fragst du?“

Mit dem Hörer am Ohr sah Ren Richtung Türe, hinter der die Küche lag und in dieser wiederum waren Horo und Yukiko und räumten zusammen die Einkäufe ein.

„Ich hab ein paar Fragen wegen Yukiko, deshalb. Und ich weiß nicht, wie ich ihn erreichen kann.“

„Verstehe…“, entkam es Run nur, woraufhin ein Geräusch zu hören war, das nach Papierrascheln klang. „Ich werd schauen, was ich machen kann. Wir sehen uns dann Samstag. Liebe Grüße an Horo und drück die Kleine von mir.“

„Äh… ja.“, kam es nur von ihm, da Run doch recht schnell gesprochen hatte. „Bis Samstag.“

Daraufhin ertönte schon das Signal vom Auflegen aus dem Hörer, woraufhin Ren das Telefon zu der Ladestation im Flur brachte.
 

Gegen Samstagmittag klingelte es schließlich an der Haustüre, zu der Horo schnellen Schrittes lief. „Komme schon!“

Lächelnde Gesichter strahlten ihm entgegen, als er die Türe öffnete und Run, Bailong und sogar Silver erblickte. „Hey, kommt rein.“

„Hallo Horo.“, begrüßte ihn Run freundlich, wie immer. Bailong verbeugte sich, während Silver grüßend die Hand hob.

„Ren und Yuki-chan sind im Garten.“, meinte Horo und ging vor, um mit den Gästen ins Freie zu treten. „Wollt ihr was trinken?“

„Danke nein.“, kam es von allen, als sie hinaustraten.

Ren saß mit den Beinen überkreuz auf dem Gartenstuhl und beobachtete Yukiko, Bason und Kororo beim Spielen. Als er im Augenwinkel allerdings Bewegungen vernahm, drehte er seinen Kopf in die Richtung.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er seine Schwester erblickte. „Hey, ihr seit ja schon da.“

Doch ohne Ren zu beachten, steuerte Run Schnurrstracks auf Yukiko zu, die auf dem Boden saß. „Oh nein, du wirst ja immer niedlicher!“

Mit großen Augen sah die Kleine hoch und erblickte die hockende Run, die sie lächelnd ansah. Sofort breitete sich auch auf ihrem Gesicht ein Lächeln aus und sie stand auf, um mit ausgestreckten Armen auf Run zuzulaufen. „Dande!“

Überrascht schlang Run ihre Arme um die Kleine und nahm sie auf den Arm. Zusammen mit ihr erhob sie sich wieder und drehte sich nun endlich zu Ren, der bis dato nicht von ihr beachtet wurde. „Sie ist so niedlich! Was hat sie gesagt?“

„Es sollte ‚Tante‘ heißen.“, erklärte Ren seufzend und war doch ein wenig eingeschnappt, dass Run ihn nicht begrüßt hatte. „Setzt euch.“ Dabei deutete er auf die Stühle um den Gartentisch, an dem er ebenfalls saß.

Der Einladung gingen alle natürlich nach, während Yukiko dies allerdings zu langweilig fand und lieber mit Bason und Kororo weiterspielen wollte. Deshalb wurde sie zuerst von Run auf den Boden gesetzt, bevor sie sich gegenüber ihres Bruders an den Tisch setzte.

Zum ersten Mal, seitdem Silver den beiden Shamanen das Baby überlassen hatte, sahen Ren und Horo den ehemaligen Schiedsrichter wieder und hatten natürlich jede Menge Fragen.

Bevor sie diese aber stellen konnten, fing Silver lächelnd an. „Wie ist es euch ergangen? Wie ich sehe, geht’s euch gut.“

„Wir schlagen uns durch.“, entgegnete Ren mit verschränkten Armen und typischem Blick. „Was sollte das? Wieso meldest du dich nicht, schließlich war das jetzt ne lange Zeit, in der wir Babysitten.“

Nur mit einem Nicken gab Horo dem Kleineren Recht, setzte sich dabei neben ihn, allerdings mit der Stuhllehne nach vorne, sodass er seinen Kopf darauf abstützen konnte.

„Ren, beruhig dich.“, fing Silver an. „Ihr seit doch zurecht gekommen.“

„Ja und?“, zischte der Chinese und ließ Silver somit nicht ausreden. „Wir haben keinerlei Informationen von dir erhalten, wie lang dieses ‚Babysitten‘ dauern soll, wann die Eltern sie wieder abholen und vorallem wussten wir nichts über sie.“

„Da muss ich Ren Recht geben.“, mischte sich nun auch Horo mit ein und zeigte hinter sich auf Yukiko. „Wann z.B hat sie Geburtstag?“

„Ainu-Baka! Es geht hier doch nicht nur um ihren Geburtstag!“, entkam es Ren, der Horo neben sich böse anfunkelte.

„12. Mai.“, antwortete Silver plötzlich ruhig. „Das ist ihr Geburtstag.“

*Hört mir hier eigentlich irgendjemand zu?*, dachte sich Ren verärgert, während er beobachtete, wie Horo intensiv nachzudenken schien.

„12. Mai sagst du? Das war ja schon vor 4 Monaten!“

„Das ist doch jetzt vollkommen egal!“

„Egal?“, fragte Horo den Chinesen entsetzt. „Dir ist egal wann die Kleine Geburtstag hat?“

„Das mein ich doch nicht! Aber es ist gerade, in diesem Moment, egal! Hör mir doch mal zu!“

„Es ist nicht egal! Schließlich ist sie schon längst 2 Jahre alt geworden! Und wir haben das nicht gefeiert! Das geht nicht.“

„Hörst du mir eigentlich zu…?“

Nun waren die Gäste vollkommen ausgeblendet, denn die beiden hatten sich in der Wolle, wie schon lange nicht mehr.

Zwischendurch wollte Run die beiden unterbrechen, doch kam sie einfach nicht durch und beließ es deshalb dabei. Irgendwann würden sie schließlich aufhören.

„Papa?!“ Neben Horo erklang plötzlich die erstaunte, aber zugleich etwas ängstlich wirkende Stimme von Yukiko, die die beiden allerdings erst beim 2. Mal vernahmen. „Papa?!“

Da beide von Yukiko ‚Papa‘ gerufen wurden, reagierten sie auch beide und drehten sich erstaunt zu der Kleinen.

Sie verzog leicht die Lippen, als würde sie gleich anfangen zu weinen und schniefte kurz auf. „Nich aun!“, sagte sie, während sie den Kopf schüttelte. „Nich aun!“

Sofort beruhigten sich die beiden und Horo nahm Yukiko behutsam auf den Schoss. „Hey, nicht weinen. Wir werden uns nicht hauen. Wir haben nur ein bisschen laut diskutiert, das tut uns leid.“ Mit einem Lächeln strich er der Kleinen über den Kopf, die mit großen nassen Augen zwischen Horo und Ren blickte.

„Wir machen das nicht nochmal.“, versprach Horo und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Und jetzt hör auf so traurig zu schauen. Lach wieder!“ Dabei grinste er breit, sodass Yukiko ebenfalls lächeln musste.

Seufzend verschränkte Ren die Arme und sank etwas auf dem Stuhl herunter. „Gut… dann nochmal, Silver. Erklär uns, was das alles soll!“

„Meinetwegen…“, begann er plötzlich und suchte eine gemütliche Sitzposition. Anscheinend würde diese Erklärung länger dauern. „Ihre Eltern sind hohe Tiere in der Politik zwischen Geister und Menschen. Deshalb haben sie kaum Zeit für sie. Bevor sie zu euch kam, hatte sie schon duzende Babysitter, unter anderem auch mich.“

Erstaunt blickten die beiden zu dem Mann ihnen gegenüber und musterten ihn. „Du?“

„Ja.“, antwortete Silver und fuhr fort. „Ich hab’s aber nicht lange ausgehalten. Sie war ziemlich laut, ich weiß nicht, wie ihr das aushaltet…“

„Sie ist nur laut, wenn sie ihren Panda nicht hat.“, bemerkte Horo und stieß dabei auf ein erstauntes und verwirrtes Gesicht von Silver.

„Panda?“

Mit dem Daumen deutete Horo neben sich zu Ren, der seine Augen geschlossen und seinen Kopf etwas geneigt hatte. „Jep, von ihm. Mit dem schläft sie wie ein Murmeltier. Eine richtige Wunderwaffe.“

„Nun lass Silver mal ausreden!“, zischte Ren und sah dabei aus dem Augenwinkel zu Horo, der seufzte.

„Ist ja gut, Miesepeter.“

Erstaunt blinzelte Silver ein paar Mal, zuckte aber dann mit den Schultern und fuhr fort. „Nun denn… Wie gesagt, sie hatte viele Babysitter und nie war sie bei jemandem solange, wie bei euch. Das tut ihr, denke ich, auch mal gut. Schließlich muss sie sich dann nicht immer wieder umgewöhnen und auf neue Personen einstellen. Ihre Eltern selbst hat sie so gut wie nie gesehen.“ Kurz blieb Silver still, bis er nachdenklich weiter machte. „Als ich ihnen erzählte, wie gut ihr das macht und es anscheinend keine Beschwerden gibt, wollten sie euch direkt als ‚dauerhafte Babysitter‘ haben, die die ganze Zeit auf Yukiko aufpassen.“

„Dauerhaft?“, wiederholte Ren erstaunt, allerdings ungewollt. „Und, für wie lange?“

„Ein paar Jahre, bis sie groß genug ist, um mit ihren Eltern mitzureisen und die Wichtigkeit der Politik zu verstehen. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre das nichts, für ein…“

„Wir sollen noch ein paar Jahre aushalten?“, platzte es aus Ren heraus. „Was geht denn bei euch ab?“

„Das klingt schon recht lang.“ Anders als Ren, hatte Horo ganz ruhig gesprochen und sah Silver irritiert an. „Bist du dir sicher, dass es ein paar Jahre waren?“

Sicher nickte Silver und blickte zu Ren, der immernoch etwas sauer zu sein schien. „Ist das denn so schlimm?“, fragte er. „Ihr versteht euch doch anscheinend blendend. Ihr seit richtig schön zusammengewachsen.“

Grummelnd sah Ren weg, verschränkte dabei wieder die Arme. Eine Familie, die 3! Das war doch das eigenartigste, das es gab.

Sein Grummeln sollte aber nur davon ablenken, dass Silver doch eigentlich Recht hatte. Es machte ihm gar nichts aus, komischerweise, dass Yukiko länger bleiben sollte. Im Gegenteil… ihn freute es irgendwie.

Sein Blick wanderte zu Yukiko, die immernoch auf Horo‘s Schoss saß. „Ts… bei anderen würde die Kleine sowieso nicht leben können.“

Erstaunte Blicke schnellten zu Ren, der diese allerdings nicht erwiderte.

„Ich mein, wir kennen sie nun auswendig. Aber! Es gibt eine Bedingung, dass wir weiter auf sie aufpassen!“

„Und die wäre?“, fragte Silver neugierig.

Ein ernster Blick traf den von Silver, der etwas stockte. „Ich werd aus ihr eine Kriegerin machen, werde sie trainieren. Dass das klar ist.“

A Day at the Playground

Kapitel 6: A Day at the Playground
 

„Wieso muss ich eigentlich mit?“ Mit verschränkten Armen und einer langgezogenen Miene ging Ren neben dem Ainu her, der Yukiko an der Hand nahm.

„Mensch, Ren! Jetzt sei doch nicht so. Ich war so oft mit ihr auf dem Spielplatz.“, lachte Horo. „Da ist es doch klar, dass sie mal will, dass du mitkommst.“

„Papa Pielpatz!“, rief Yukiko fröhlich, die zwischen den beiden Jungs ging, allerdings nur Horo’s Hand umfasste.

Der Chinese war sichtlich genervt und zeigte dies durch ein Seufzen zwischendurch. Er sagte kein Wort mehr, sondern lauschte nur Yukiko, die es sichtlich freute, dass sie auf dem Weg zum Spielplatz waren.

„Pielpatz! Da, tuck!“ Nach ein paar Metern zeigte Yukiko auf einen Platz mit vielen Kindern, Sand und ganz vielen Geräten zum Toben, der nur noch durch eine Straße von den 3en getrennt war. „Auch!“

„Wir sind ja gleich da.“, antwortete Horo und er war wirklich froh, wie gut Yukiko sprechen konnte. So fiel es ihm und Ren viel leichter, sie zu verstehen. Auch, wenn sie die Worte noch nicht richtig aussprechen konnte, mit etwas mehr als 2 Jahren war das noch ok.

„Wir müssen erstmal nach links und rechts schauen, ob auch kein Auto kommt.“, erklärte der Ainu, während er zu Yukiko runter sah.

Diese blickte interessiert und neugierig zu ihrem Ersatzpapa hoch. „Auto?“ Und wie es Kinder meistens machten, zog sie dabei den letzten laut etwas länger.

„Ja genau, ein Auto.“, nickte Horo. „Weißt du denn auch, wie ein Auto macht?“

Nachdenklich blinzelte Yukiko ein paar Mal, bis sie Horo verstanden hatte. Grinsend nickte sie und rief sofort. „Auto macht brumbrum!“

Als hätte die Kleine die Antwort einer Weltfrage gefunden, strahlte der Ainu übers ganze Gesicht und nickte heftig mit dem Kopf. „Genau! Und jetzt müssen wir aufpassen, dass so ein Auto nicht kommt. Dann können wir rüber.“

Während Horo der Kleinen erklärte, wieso man nach rechts und links schaute, bevor man die Straßenseite wechselte, stöhnte Ren gelangweilt. „Was für ein Kindergarten.“

„Bäh!“, streckte Horo plötzlich die Zunge raus, während er sich wieder grade hinstellte. „Sie darf das, sie ist erst 2!“

Grummelnd sah Ren weg und biss die Zähne zusammen. „Baka.“

Ihm gefiel das alles nicht. Der ‚Spaziergang‘ zum Spielplatz, die nervigen Blicke der Passanten… Oh ja. Die nervten ihn gewaltig! War es etwa so ungewöhnlich, wenn 2 Jungs mit einem Kind durch die Stadt gingen? Der Chinese wusste gar nicht mehr, wie viele Leute er mit seinem bösen Blick angesehen hatte, wenn sie mal wieder komisch guckten. Aber eins stand fest, es mussten viele gewesen sein.

„Papa!“

„Träumst du, Ren? Nun komm schon.“ Horo und Yukiko waren fast auf der anderen Straßenseite angekommen, als sie bemerkt hatten, dass Ren stehen geblieben war.

Zum Glück war in diesem Dorf der Verkehr eher mager, weshalb Ren ohne Wartezeit ebenfalls über die Straße gehen konnte.

Als er allerdings drüben angekommen war, wurde er sofort von Yukiko böse angeschaut. „Papa, das’s falsch!“

„Was?“ Verwirrt blickte er zu ihr runter und zog eine Augenbraue hoch. „Was soll falsch sein?“

Mit dem Zeigefinger zeigte Yukiko zuerst in die eine Straßenrichtung, dann in die andere und zum Schluss wieder zurück. „Erst da, dann da und wieda da.“ Damit meinte sie die Reihenfolge, wie man zur Seite sehen sollte, so wie Horo es ihr Sekunden vorher beigebracht hatte.

„Was denn? Das hab ich doch gemacht.“, wunderte sich der Chinese und kniete sich zu ihr herunter. „Was soll denn falsch gewesen sein?“

„Du hast nur jeweils einmal nach rechts und links gesehen. Nicht aber 2x!“, kam es plötzlich von Horo, der in einem erklärenden Ton gesprochen hatte, der Ren gar nicht gefiel.

„Willst du mir jetzt etwa erklären, wie ich über die Straße zu gehen habe?“ Mit einem wütenden Blick sah Ren zu Horo hoch, der jedoch grinste.

„Na, ich nicht. Yuki-chan hat angefangen, haha.“

Daraufhin fing auch Yukiko an zu lachen und nach ein paar Sekunden lächelte auch Ren ein wenig, strich Yukiko über den Kopf und erhob sich wieder. „Gehen wir.“

„Jaaaa!“ Strahlend sprang Yukiko leicht in die Luft, nahm Horo’s Hand wieder und machte sich mit ihren Ersatzpapas auf den Weg zum Spielplatz.

Die Geräusche, der spielenden Kindern waren kaum zu überhören und machten Yukiko umso neugieriger. „Papa! Papa! Will auch!“

Sie hatte schon die Hand von Horo losgelassen und wollte zum Spielplatz rennen, als sie Ren zurückrief. „Warte mal, Yukiko.“

Etwas irritiert drehte sie sich um und lief zu Ren zurück, der sich zu ihr runter bückte. „Wie heißt das richtig?“

„Ähm…“ Überlegend legte sie ihren Zeigefinger an die Wange und sah Ren verwirrt an. „Weiß nich…“

„Das heißt nicht ‚ich will‘.“

Nun wusste die Kleine, was gemeint war und mit einem breiten Lächeln strahlte sie Ren an. „Ich möchte…“

Zufrieden nickte Ren, strich ihr über den Kopf und erhob sich wieder. „Dann geh.“

„Ja!“ So schnell konnten die beiden Jungs nicht schauen, da war sie schon Richtung Sandkasten verschwunden.

Ohne etwas zu Horo zu sagen, drehte sich Ren um und ging zu einer Bank, die in perfekter Blickrichtung zum Sandkasten stand. Mit einem Grinsen und den Händen am Hinterkopf ging Horo ihm hinterher und ließ sich neben ihn auf die Bank fallen.

Ein paar Minuten sagte keiner irgendetwas, denn Ren war schließlich nicht der gesprächigste und Horo wollte es auch nicht darauf ankommen lassen, angemotzt zu werden.

Allerdings konnte der Ainu die Stille nicht lange aushalten und brach die Stille somit. „Ich find’s super, dass du mitgekommen bist.“

Etwas erstaunt wanderte Ren’s Blick zu Horo, ließ aber seinen Kopf in die Richtung zum Sandkasten und die Arme verschränkt. „Du hast mir ja nicht wirklich eine Wahl gelassen.“

Grinsend beugte sich Horo ein wenig nach vorne, um seine Ellbogen auf seine Knie zu stützen und Yukiko zu beobachten. „Hey, du hättest Yukiko nur ‚nein‘ sagen müssen.“

*Baka… Als ob man das kann.* Doch diesen Gedanken behielt Ren für sich. Denn es war ihm ziemlich unangenehm bei einem kleinen Kind nachzugeben, wenn dieses nur ein wenig lieb schaute. Gut, diese Masche funktionierte auch bei Horo, aber dann musste der Chinese ja zugeben, so anfällig wie dieser zu sein.

„Papa.“

Nein, das ging gar nicht.

„Papa!“

„Ren, sie meint dich.“

Aus den Gedanken gerissen, wendete Ren seinen Kopf zuerst zu Horo und dann zu Yukiko, zu der der Ainu gezeigt hatte.

Sie kam etwas eingeschüchtert zu ihm gerannt und krallte sich in den Stoff seines Hosenbeins.

„Was ist los?“, fragte Ren, als er sich ein wenig zu ihr beugte und sie musterte. „Ist was?“

„Da!“ Mit dem Zeigefinger zeigte sie auf den Rand ihres grünen T-Shirts, das sie trug. Auf diesem war ein kleiner Punkt zu erkennen, der da aber nicht hingehörte… „Mach weg!“

Leicht schmunzelnd nahm Ren die Kleine auf den Schoss und entfernte den ‚Punkt‘ von ihrem Shirt, der sich nun auf seinem Finger befand. „Das ist ein Marienkäfer.“

„Ma…ientäfer?“ Mit neugierigem Blick beobachtete die Kleine den kleinen Punkt auf dem Finger von Ren und ihr ängstlicher Ausdruck hatte sich in einen faszinierenden verändert. „Tut nix?“

„Nein.“, schüttelte Ren leicht den Kopf. „Der tut nichts.“

„Mach mal deine Hand auf.“, kam es nun auch von Horo, der die Szene grinsend beobachtete.

Kurz überlegte sie, bis sie doch die Hand aufmachte und sie Ren entgegenstreckte. Dieser setzte den Marienkäfer vorsichtig auf ihre Handfläche, wo das Insekt sofort herumkrabbelte.

Kichernd zuckte sie ein paar Mal, bis sie zu Ren und Horo abwechselnd sah. „Titzelt.“

Schmunzelnd sah der Ainu zu, wie Ren die Kleine vorsichtig wieder auf den Boden stellte und sie wieder zurück zum Sandkasten lief, natürlich mit dem Marienkäfer auf der Hand.

„Eigenartig oder?“

Irritiert zog Ren eine Augenbraue hoch und sah zu Horo. „Was meinst du?“

Lachend lehnte Horo sich an die Bank und legte seine Arme über den Bankrücken. „Na, was denkst du denn? Die Kleine wächst mit 2 Geistern auf und hat Angst vor einem kleinen Marienkäfer?“

„Hm…“ Der Blick des Chinesen wanderte von Horo zu Yukiko, die nun den Marienkäfer anscheinend in den Sand gesetzt hatte und ihn beobachtete. „Das, was sie nicht kennt, macht ihr eben Angst. Ist doch normal.“

„Hast Recht.“, musste Horo zugeben und sah in den Himmel über ihnen. „Ich hatte damals Angst vor Spinnen, das weiß ich noch ganz genau. Und vor Gewittern! Die hasse ich heute noch!... Und wovor hattest du Angst?“

Das war die tödlichste aller tödlichen Fragen, die man einem Ren Tao stellen konnte. Eine Wutader pulsierte auf seiner Stirn und er blickte den Ainu knurrend an. „Angst?... ICH?“

Erst jetzt bemerkte Horo, was er da gesagt hatte und so schnell er konnte, versuchte er es wieder gut zumachen… wenn auch mit wenig Erfolg. „Na ja, ich meinte ja nur. Jeder hat als Kind doch mal Angst.“

Das war die völlig falsche Antwort, die er bringen konnte. Denn Ren war immer noch stinkesauer. „Ich hatte, habe und werde niemals Angst haben.“

„Nun komm schon. Du musst doch mal ein wenig Angst gehabt haben. Als kleiner Renny zumindest.“ Mit dem Zeigefinger und Daumen zeigte Horo einen ganz kleinen Abstand, den er nah an Ren’s Gesicht hielt. „Nichtmal so viel?“

„Nein! Und jetzt Klappe! Ein Tao hat keine Angst!“

„Ist ja gut.“, seufzend verschränkte auch Horo die Arme und beobachtete Yukiko im Sandkasten, die anscheinend dabei war, eine Sandburg zu bauen. Mit einem Grinsen winkte sie ein anderes Mädchen zu sich, vielleicht ein Jahr älter als sie, die ihr wie es aussah, beim Bauen helfen sollte.

Ren fiel dies allerdings nicht groß auf. Seine Gedanken waren gerade ganz woanders und beschäftigten sich mit der zuvor gestellten Frage von Horo.

Angst… Wann hatte der Tao jemals Angst gehabt? Wenn er so darüber nachdachte, hatte er als Kind oft Angst vor seiner Familie gehabt… oder war das einfach hoher Respekt gewesen? Er konnte es nicht zuordnen.

Angst war ein Wort, das in seinem Wortschatz seit der Kindheit ausradiert werden sollte, weil sie einen lähmt und schwächer macht.

„Angst behindert einen nur.“, dachte der Chinese plötzlich laut, wenn auch etwas daher genuschelt.

Allerdings war es laut genug, damit Horo es neben ihm verstehen konnte und so blieb es nicht aus, dass er ihn darauf ansprach. „Was hast du gesagt?“

Erschrocken bemerkte Ren seinen Fehler, laut gedacht zu haben und schüttelte sofort den Kopf. „Nichts.“

„Ich hab’s doch gehört.“

„Und wieso fragst du dann, was ich gesagt habe?“, motzte Ren ein wenig sauer.

Der Ainu aber sah ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Noch nie was von einer rhetorischen Frage gehört?“

„Baka!“ Schnaufend verschränkte Ren seine Arme fester und sah nach vorne.

„Aber mal im Ernst, Ren.“, fing Horo plötzlich an und das mit einer sanften Tonlage in der Stimme. „Angst lähmt einen zwar manchmal, aber es macht einen doch nicht schwächer.“

„Ach?!“, zischte Ren und sah aus dem Augenwinkel zu Horo. „Wenn dich Angst lähmt, dann bist du verwundbar und somit schwach.“

„Jetzt laber nicht so einen Mist…“, sagte Horo, mit einer erstaunten ruhigen und ernsten Stimme, die Ren ein wenig verwundern ließ. „Angst ist das natürlichste der Welt. Ohne Angst würden wir in jede gefährliche Situation gehen ohne nachzudenken.“

„Also wie du?“, fragte Ren und stichelte ihn damit mal wieder.

Doch Horo ließ sich auf die Provokation erstaunlicherweise nicht ein. „Ich mein’s ernst, Ren.“

Nach diesem Satz konnte dieser irgendwie nichts mehr sagen und auch sein Blick wanderte von Horo wieder nach vorne. Was war denn auf einmal mit dem Ainu los? Er war so ernst und ruhig und er ging auf die Provokation nicht ein.

Eine ganze Zeit schwiegen sich die beiden an, sagten kein Wort, bis Ren plötzlich etwas fragte, ohne aber Yukiko aus den Augen zu lassen. „Hast du heute auch noch Angst?“

Erstaunt wanderte der Kopf des Blauhaarigen zu dem Kleinen und musterte ihn. Ein paar Sekunden vergingen, bis er leicht lächelnd antwortete. „Ja…ja, in letzter Zeit schon. Willst du wissen, wovor?“

Doch Ren schüttelte den Kopf. Ihm reichte irgendwie die Erkenntnis, dass Horo auch jetzt noch Angst vor irgendetwas zu haben schien. War es doch nicht schlimm, Angst zu haben? Und wovor hatte er selbst überhaupt Angst? Konnte er sowas denn empfinden?

„Papa, helfen!“

Wieder wurde Ren aus den Gedanken gerissen, wobei er dieses Mal nicht gemeint war. Denn Yukiko hatte Horo gerufen, der neben ihm saß und sich nun erhob.

„Ich komm schon, Kleines!“

Ren’s Blick folgte Horo, wie er zu dem Sandkasten ging und sich mit Yukiko in diesen setzte, um eine Sandburg zu bauen. Allein schien sie es nicht hinzubekommen.

Dieses Bild beruhigte den Chinesen irgendwie. Sein ganzes Leben war er in Kämpfe verwickelt gewesen oder musste trainieren wie ein Wilder. Nun war er einfach nur ein ‚normaler‘ Bürger eines Dorfes, der mit jemandem ein Kind großzog. Gut, so normal war es nun auch nicht, aber normaler als Shamanen, ihre Geister und irgendwelche Verrückten Ahnen, die die Macht über die Welt haben wollten.

Dieses Leben, dieses neue Leben, gefiel ihm wirklich sehr. Und so, wie er Silver verstanden hatte, würde es lange so weitergehen. Schließlich wollten Yukiko’s Eltern die beiden Jungs als dauerhafte Babysitter haben.

Plötzlich durchfuhr es Ren, wie ein Blitz. Immer hatte er gedacht, Angst sei ein Gefühl einer Person oder mehreren gegenüber, die einem eventuell Schaden könnte oder sogar schlimmeres. Doch nun verstand der Chinese, was Angst wirklich war. Die Vorahnung, etwas plötzlich zu verlieren, das einem viel wert war, sei es materiell oder auch nicht.

*Was geht hier mit mir ab?* Zähneknirschend fasste er sich an den Kopf, der gerade ziemlich schmerzte. *Ich werde zu weich…*

Jedoch musste er sich eingestehen, dass er das, was er nun besaß, nicht verlieren wollte. Diese kleine, wenn auch eigenartige und auf ihre Weise doch liebevolle Familie. Er wollte sie nicht hergeben, er wollte sein neues Leben nicht hergeben.

Er, Ren Tao, hatte Angst davor.

Erschöpft schloss er die Augen und ließ seinen Kopf in den Nacken fallen. Allein diese ganzen Gedankengänge hatten ihn furchtbar müde gemacht. Aber nun war er sich wirklich sicher, davor hatte er Angst.

„Hey, Ren!“

Als er seinen Namen vernahm, öffnete er seine Augen und hob seinen Kopf wieder.

Vor ihm stand Horo, grinsend wie immer und Yukiko, die sich an Ren’s Hosenbein krallte.

„Ich hatte ne‘ Idee.“

„Du?“, fragte Ren grinsend, mit einer Augenbraue hochgezogen. „Ist ja mal was Neues.“

„Haha! Sehr witzig…Aber mal im Ernst, ich glaub ich hab DEN Einfall gehabt.“

Irritiert beobachtete der Chinese, wie Horo immer weiter grinste. „Was denn nun?“

„Schau mal, ich glaub, wir haben das ‚Papa-Namens-Problem‘ gelöst.“

*War es denn je eins?*, dachte sich Ren, sprach den Gedanken allerdings nicht aus. Sonst würde Horo nie zum Ende kommen.

Der Ainu stemmte seine Hände an die Hüfte und nickte grinsend. „Du weißt doch, dass es manchmal ein Problem ist, wenn Yuki-chan uns beide mit ‚Papa‘ ruft, oder?“

Leicht nickte Ren, erinnerte sich an ein paar Situationen, wo sie wirklich nicht gewusst hatten, wer gemeint war. Gerade vor ein paar Minuten erst, als sie gerufen worden waren.

„Und was willst du dagegen machen?“

Lächelnd sah Horo zu Yukiko runter und nickte ihr zu. „Wie nennst du mich?“ Dabei zeigte er auf sich und wartete auf ihre Antwort.

„Papa.“

„Das ist keine Idee.“, meckerte Ren, ließ seine Arme verschränkt. „Das hat sie schon vorher gemacht.“

„Man, jetzt wart doch mal ab!“, bat ihn Horo und zeigte nun auf den Chinesen, während er zu Yukiko sah. „So und wie nennst du Ren?“

„Nich Papa!“, lachte Yukiko, woraufhin auch Horo anfing zu lachen.

„Das soll wohl ein Witz sein.“, grummelte Ren. Horo sollte ‚Papa‘ genannt werden und er nicht? Soweit kam’s noch.

„Haha, nein nein.“ Mit einem Grinsen im Gesicht sah Horo wieder zu Yukiko und zeigte wieder auf Ren. „Wie nennst du ihn jetzt?“

Ren bemerkte, wie sich Yukiko noch mehr an dem Hosenbein festkrallte und sie ihn plötzlich lachend ansah. „Vater!“

Ein paar Mal musste Ren blinzeln, bevor er registrierte, was Yukiko gesagt hatte. „Vater?“

„JA! Papa!“ Dabei zeigte sie auf Horo und danach auf Ren. „Und Vater!“

„So wissen wir immer, wen sie meint.“ Auch Horo grinste zufrieden und hob Yukiko nun auf den Arm, bevor er zu Ren hinunter sah. „Was meinst du?“

Mit verschränkten Armen blickte Ren zu Horo und Yukiko auf, die immer noch breit grinsten. Dieses Bild erinnerte ihn an seine Angst, dieses neue Leben nicht verlieren zu wollen. Alles würde er daran setzen, dass es so blieb. Dass das Leben weiter so verlaufen konnte.

Leicht fing Ren an zu lächeln und stand nun ebenfalls auf, um nicht zu klein vor Horo zu wirken. „Da hattest du ja mal einen recht guten Einfall.“
 

~*~
 

Ein Dank erstmal, an SnowAngel, eine schöne Idee hast du gehabt :D Sie hat nämlich gesagt, dass die 3 auf den Spielplatz gehen sollten^^

Dieses Mal ist es recht schnell gegangen :D

Ich hab jetzt mal ne Frage an euch: Was würdet ihr gerne noch in einem Kapitel haben? Schreibt mir eure Wünsche und ich werde sie versuchen einzubauen^^

I Don’t Know What This Feeling Means

Holla! Fertig und sogar recht lang xD SnowAngel du bist absofort meine Muse in Sachen Horo x Ren! Ich schreib kein Kapitel mehr ohne mit dir zu schreiben xD

Nun, sie wollte, dass sie sich näher kommen, gut, bringen wir Ren mal ein wenig ins schwanken xD
 

Kapitel 8: I don’t know what this feeling means
 

Dieses Lied, das gerade durch die Lautsprecher im Supermarkt kam, passte wirklich zu seiner Stimmung, ‚Bad Day‘.

„Oh ja, den hab ich heute.“, brummelte Horo vor sich hin, während er den Einkaufswagen, mit Yukiko vorne drin, durch den Laden schob.

Und zwar deutete der ‚Bad Day‘ nicht nur auf seine Haare, die auf einen bad hair day schließen ließen. Nein, auch Ren hatte am Morgen übelste Laune gehabt.

Auch wenn dies nur noch selten vorkam, wenn er so eine Laune hatte, verließ man am besten das Haus, nein besser das Land!

„Ach, Yuki-chan. Wollen wir hoffen, dass Ren sich nachher wieder beruhigt hat.“

„Haha.“ Dieses breite Grinsen, das sie aufgelegt hatte, deutete nur darauf, dass sie entweder nicht wusste, was Horo meinte oder aber sein Gesichtsausdruck sehr lustig fand.

Es könnte aber auch beides sein.

Nachdenklich blieb der Ainu vor dem Brot stehen und stemmte die Hände in die Hüften. „Warum muss ich eigentlich immer einkaufen, hm?“

Diese Frage war nicht wirklich an Yukiko, sondern eher an sich selbst gerichtet.

Doch sie brabbelte natürlich munter drauf los. „Vater mag nich!“

„Da hast du Recht! Er mag so vieles nicht, was mit Haushalt zutun hat!“

Grinsend packte Horo ein Vollkornbrot ein und schob den Einkaufswagen weiter. Dabei kramte er außerdem in seiner Hosentasche und danach in der Jacke, nach etwas bestimmten. „Wo hab ich denn…“

„Papa!“

Etwas irritiert blickte dieser zu Yukiko runter, die freudig mit einem Stück Papier in der Hand, in der Luft rumwedelte.

„Ach, du hast den Einkaufszettel.“ Lachend nahm er das weiße Papier entgegen und warf einen Blick drauf. „So, was haben wir denn schon?“

Dabei sah er zwischendurch in den Wagen und wieder auf den Zettel. „Ach! Weißt du was wir vergessen haben?“

Typisch grinste er und rückte näher an ihr Gesicht, wodurch sie lachte. „Was?“

„Wir haben Ren’s Milch vergessen!“ Schnellen Schrittes gingen sie in Richtung Kühltheke, um dort ein paar Flaschen Milch einzupacken.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue begutachtete der Ainu eine davon und schüttelte den Kopf. „Ich weiß ja nicht, wieso es immer aus der Flasche sein muss. Ne Tüte tut’s doch auch!“

Als er die Flasche vorsichtig in den Wagen stellte, blickte er fragend zu Yukiko, als würde er eine Antwort von ihr erwarten. „Ich mein, Milch ist Milch, oder?“

„Lecker Milch!“, rief diese aber nur fröhlich und lachte. „Vater mag Milch!“

„Oh ja, aber nur diese bestimmte aus der Flasche.“, kicherte Horo und schob den Wagen nun weiter.

„Gut, dann müssten wir eigentlich alles haben…“

„Entschuldigen Sie?“

Verdutzt sah Horo von seinem Einkaufszettel auf, geradeaus zu Yukiko runter. Doch diese konnte es natürlich nicht gewesen sein, die ihn angesprochen hatte. Deshalb drehte er seinen Kopf zur Seite und bemerkte nun eine Frau, vielleicht Mitte 20, die ihn neugierig ansah.

Dabei lächelte sie ein wenig und trug einen Einkaufskorb auf dem Arm. „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie einfach so anspreche…“

„Ach was.“, grinste Horo und steckte den Zettel in die Hosentasche. „Kann ich Ihnen helfen?“

Die Dame im hellen Kleid lächelte ein wenig gezwungen, anscheinend war ihr irgendwas unangenehm. „Na ja, es tut mir leid, dass ich Sie einfach so anspreche. Aber ich habe Sie mit der Kleinen hier gesehen…“ Bei diesem Satz sah sie runter zu Yukiko, die so wie Horo, neugierig dreinblickte. „…und dann hat Sie sie auch noch ‚Papa‘ genannt. Mich… hat es nur gewundert, weil Sie so jung sind.“

Die ganze Zeit hatte er der Dame verwundert zugehört, wusste aber nun, wieso sie so verwirrt war und lächelte freundlich. „Ich bin 18, werde bald 19. Da ist es klar, dass Sie das verwundert.“

„Wirklich, erst 19?“

Nickend bestätigte er seine Aussage und strich Yukiko durch die Haare. „Sagen wir es so, ich wurde früh mit ihr überrascht, haha.“

Die Frau schien ein wenig über seinen Satz nachzudenken, blickte dabei still zwischen ihm und Yukiko hin und her. „Das ist wahrlich früh… Dann waren sie doch erst 16 oder so, als sie zur Welt kam?“

Grinsend nickte Horo, als wäre es das natürlichste der Welt, bis 16 ein Baby zu haben. „Als sie zur Welt kam, war ich 16.“

Dabei musste er ja nicht erwähnen, dass er und Ren die Kleine erst ein Jahr später von Silver bekommen hatten. „Und darf ich Sie fragen, wie alt er ist?“

„Wer?“ Die Frau schien völlig neben der Spur zu sein, durch Horo’s Aussage, weshalb sie den Kleinen Jungen an ihrem Rockzipfel völlig vergessen hatte.

„Na, das ist doch ihr Sohn, oder?“

„Äh… ja.“ Anscheinend hatte sie sich wieder gefangen, denn nun lächelte sie und strich ihrem Sohn über dem Kopf, der neugierig hinter ihr zu Horo sah. „Er ist vor kurzem 5 Jahre geworden.“

„Verstehe.“, grinste Horo und bückte sich zu dem Kleinen ein wenig herunter. „Wie heißt du denn?“

„Takeru.“, sagte dieser schüchtern und versteckte sich wieder hinter seiner Mutter.

„Nein, wie knuffig.“ Grinsend erhob sich Horo wieder und sah zu der Frau, die wirklich überrascht schien.

„Obwohl Sie recht jung sind, scheinen Sie das Alles gut in den Griff zu bekommen. Meine Hochachtung.“, sagte diese plötzlich.

Damit hatte Horo nun wirklich nicht gerechnet! Für ihn war es schon selbstverständlich, alles zu managen, da wuchs man dann halt schnell rein. „Ach! Das ist eigentlich nicht so schwer. Einer muss ja die Arbeit machen, haha.“

„Oh verstehe… Sie sind alleinerziehend?“

„Was?... Nein!“ Versucht die Situation irgendwie zu retten, winkte Horo die Aussage ab. „Ganz und gar nicht. Mir hilft jemand, wir sind dafür extra zusammengezogen.“

„Achso.“ Nun bildete sich auf dem Gesicht der Frau wieder ein Lächeln und sie nickte. „Da haben Sie ja dann Glück, wenn Sie Unterstützung kriegen.“

„Ja, so kann man das nennen.“ Dass er mit Ren zusammenlebte und dieser eher Arbeit machte, als eine große Erleichterung im Haushalt zu sein, musste sie ja ebenfalls nicht wissen.

„Dann wünsche ich Ihnen weiterhin viel Glück.“ Dies klang zu Horo’s Erleichterung nach einem Abschied, woraufhin sie sich beide leicht verbeugten. „Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.“

„Bestimmt. Das Dorf ist klein.“, meinte Horo nur grinsend und machte sich mit Yukiko auf zur Kasse.

Während er die Sachen auf das Fließband legte, ging er die Szene nochmal im Kopf durch. Für ihn war es das normalste der Welt geworden, auf Yukiko aufzupassen und sie groß zuziehen. Dass er damals erst so jung war und es ja eigentlich heute noch war, das entfiel ihm immer wieder. Deshalb war es auch so komisch für andere, ihn als jungen Mann mit einem Kind zu sehen. Wenn sie auch noch Papa zu ihm sagte, waren die meisten dann sowieso geplättet.

„Papa!“

Wenn man davon sprach!

Grinsend dreht er sich zu Yukiko, die nun im immer leerer werdenden Einkaufswagen saß und auf etwas großes Buntes neben der Kasse zeigte. „Da!“

„Da?“ Sein Blick wanderte in die Richtung, welche Entdeckung ihn schmunzeln ließ. „Meinst du die Lutscher?“

„Ja!“ Mit großen Augen sah sie Horo an und zeigte weiterhin auf die bunten Leckereien. „Will haben!“

Kurz bevor er nach dem Lutscher greifen wollte, fiel ihm plötzlich Ren ein, der Yukiko bei sowas immer noch ermahnt hatte. Was war das nochmal gewesen?... Ach ja!

„Wie heißt das, Yuki-chan?“ Mit großen Augen sah sie zu Horo, der nun auf den richtigen Satz wartete. „Was sagt Ren immer zu dir?“

„Ähm…“ Doch da schien es ihr einzufallen und sie strahlte ihn an. „Möchte haben!“

„Und weiter?“

„Bitte!“

„Du bist so ein braves Mädchen.“ Mit einem breiten Grinsen strich er ihr durch die Haare und nahm mit der anderen Hand einen Lutscher, den er auf das Fließband legte.

Das Benehmen, das sie nun langsam lernte, hatte sie aber allein Ren zu verdanken. Auch aß sie nun vernünftiger, da der Chinese großen Wert darauf legte und er außerdem nicht nach jedem Essen einen Saustall auffinden wollte.

Wenn es nach Horo gegangen wäre, dann hätte Yukiko noch längst keine Worte wie ‚Bitte‘ oder ‚Danke‘ gelernt.
 

„Puh, da wären wir.“

Diese Einkaufstaschen wurden auch irgendwie immer schwerer, so kam es dem Ainu zumindest vor.

„Hause! Hause!“ Mit tapsigen Schritten machte sich Yukiko auf den Weg in die Küche, damit sie mit Horo die Einkäufe einräumen konnte.

Ein leichtes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er sie vorlaufen sah. Sie war wirklich ein liebes Mädchen, auch wenn sie manchmal zu viel brabbelte. Aber irgendwie machte sie das natürlich noch liebenswerter.

„Papa! Tomm!“

„Ich komm ja schon. Oder willst du etwa eine Tüte schleppen?“

„Näh!“ Lachend schüttelte die Kleine den Kopf und ging wieder zurück in die Küche, aus der sie geschaut hatte.

Nachdem er in die Küche gegangen und die Tüten auf dem Boden abgestellt hatte, hob er Yukiko auf die Arbeitsplatte. Erst dann nahm er eine Tüte und platzierte sie direkt neben ihr.

„Hilfst du mir?“

„Ja!“

Keine Sekunde stand die Tüte neben ihr, da kramte sie auch schon darin herum und holte mit beiden Händen das Brot heraus, um es Horo dann lachend zu überreichen.

„Du bist ein Goldstück.“ Kurz strich er ihr über die Haare, bevor sie anfing zu kichern. „Weißt du was?“

„Was?“

Während er das Brot in den Schrank räumte, holte Yukiko 2 Tüten mit Gewürzen raus, die sie Horo ebenfalls reichte.

„Ich hab dich sehr lieb.“

Etwas irritiert legte Yukiko den Kopf schief und sah Horo mit großen Augen an. „Lieb?“

„Ja, ich hab dich lieb.“ Nun war der Ainu doch etwas irritiert. Wusste sie etwa nicht, was das bedeutete? „Weißt du, was das heißt?“

Um seinen Gedanken zu bestätigen, schüttelte Yukiko nun mit dem Kopf. „Was’das?“ Dabei sprach sie das eher als ein Wort aus, statt eine kurze Pause dazwischen zu machen.

Nachdenklich sah Horo kurz nach oben, bevor er wieder zu ihr blickte. „Hm, wie erkläre ich dir das jetzt?... Weißt du, jemand lieb haben ist mehr als jemanden mögen.“

Doch Yukiko sah ihn nur verwirrt an, dabei starrten ihn ihre großen Kulleraugen dabei an.

„Magst du uns? Also Ren und mich?“, fragte er nun und stieß keine Sekunde später auf ein heftiges Nicken ihrerseits.

„Danz doll!“

„Siehst du?! Ich mag dich auch ganz doll! Und deshalb hab ich dich lieb.“ Damit hoffte Horo den Unterschied etwas besser erklärt zu haben, als erwartet und es funktionierte sogar.

Yukiko nickte eifrig und grinste dabei, während sie die nächsten Sachen aus der Tüte kramte. Als sie ihm eine Flasche der Milch reichte, grinste Yukiko noch mehr. Sie strahlte sogar fast. „Hab dich lieb!“

Etwas erstaunt sah er die Kleine auf der Arbeitsplatte an, immer noch die Milch in der Hand, die er beinahe hatte fallen lassen und machte dabei große Augen. Doch schnell schlich sich ein breites Lächeln auf sein Gesicht und er drückte seine Wange kurz an ihre. „Ich dich auch.“
 

„Kannst du sie heut ins Bett bringen?“, fragte der Ainu am Abend, als er den Tisch abräumte.

Leicht verwundert hob Ren, der von ihm angesprochen wurde, den Blick und sah zu ihm hoch. Anscheinend wollte er ein wenig aufräumen und deshalb sollte er die Kleine ins Bett bringen.

„Sicher.“, murmelte der Chinese als Antwort und stand langsam auf. Dabei streckte er ihr die Hand hin, da sie neben ihm stand und ging mit ihr in ihr Zimmer.

Auch wenn er wirklich fertig war, die Leute, die in Run’s Firma kamen konnten nur anstrengend sein, hatte er sich nicht dagegen gewehrt, sie bettfertig zu machen. Es ging ja nun auch sehr schnell, vorallem, da sie langsam immer mehr begriff, was er meinte und sagte.

„Welchen Schlafanzug möchtest du?“

„Hm… der!“ Grinsend zeigte sie auf einen lilafarbigen Schlafanzug, der in der Kommode lag und mit gelben kleinen Sternen geschmückt war.

„Gut… dann komm.“ Gekonnt hob er sie auf den Arm und ging mit ihr ins Bad. Dort zog er sie um und lächelte sogar manchmal leicht dabei.

„So, fertig.“

Lachend ließ die Kleine sich von ihm wieder ins Zimmer zurückbringen. Dabei blieb Ren allerdings mit ihr auf dem Arm im Raum stehen und blickte sich um. „Weißt du, wo dein Panda ist?“

„Fufu?“ Ja, Yukiko hatte dem Panda einen Namen gegeben. Das war viel einfacher auszusprechen gewesen, als ‚Panda‘. Zu dem Zeitpunkt, als sie erst anfing zu reden. Nun könnte sie zwar den Tiernamen sagen, doch trug es nun eben einen Namen.

Versucht ihren Arm länger zu machen, zeigte Yukiko in eine Ecke mit vielen Kuscheltieren, die verschiedene Kleider trugen und vor einem Tisch saßen. „Da!“

„Hast du etwa wieder eine Teeparty gemacht?“, fragte Ren etwas lächelnd, woraufhin Yukiko nickte.

„Mit Papa!“

„Verstehe.“ Horo kümmerte sich wirklich unglaublich rührend um Yukiko, vorallem wenn Ren den ganzen Tag nicht da war und erst am Nachmittag nach Hause kam. So, wie er den Tagesablauf am Wochenende mitbekam, musste es anscheinend auch unter der Woche sein und ganz im Ernst: Das waren nicht wenig Aufgaben, die zutun waren. Wie schaffte der Ainu das alleine?

„Da, tuck!“ Als die beiden an den Kuscheltierhaufen näher getreten waren, erblickten sie auch schon den Panda, den Ren hoch hob und Yukiko reichte.

„So und nun ins Bett.“

Wie jedes Kind sah sie bei diesem Satz ein wenig schmollend drein, nickte aber dann, knuddelte ihren Panda und wurde von Ren zum Bett getragen, das nun auch ein richtiges Kinderbett war. Sie kuschelte sich in die Decke und nahm ihren Panda dabei in die Arme, bevor sie sich endgültig hinlegte.

„Gute Nacht.“ Wenn Ren Yukiko zu Bett brachte, war er meist wirklich sanft und ruhig. Natürlich war er von Natur aus ein eher ruhigerer Mensch, doch diese Ruhe war eine angenehme und wohltuende, die Ren so eigentlich nie hatte. Sie selbst tat ihm gut.

„Vater?“ Eigenartigerweise richtete sich Yukiko noch einmal auf, was sie sonst nie tat und sah Ren neugierig an.

„Was denn?“, fragte er erstaunt und beobachtete nun ein breites Lächeln von ihr. Irgendwoher kannte er es. Irgendwo hatte er das Lächeln schon mal gesehen. Aber wo?

„Hab dich lieb.“

Wie ein Blitz durchfuhren diese paar Wörter seinen Körper, brannten sich von oben bis unten und lösten in ihm verschiedene Schalter aus, die nie zuvor benutzt worden waren. „W…was hast du gesagt?“

„Hab dich lieb!“, antwortete sie prompt mit mehr Nachdruck in der Stimme und sah ihn mit ihren großen Augen an. „Du auch?“

Er bemerkte, wie sie auf ihn zeigte und anscheinend wissen wollte, ob er genauso empfand. Was war mit dem Kind los? Wieso sagte sie das auf einmal?

Er wusste doch gar nicht, wie man so etwas merkte. Solche Gefühle waren ihm fremd. Jemanden lieb haben… Liebe jemandem gegenüber empfinden. Wie war das?

Anscheinend bemerkte sie, wie Ren’s Blick trauriger wurde und er in seinen Gedanken versank, denn sie krabbelte im Bett auf ihn zu und zog sich auf seinen Schoss. „Vater?“ Dabei hielt sie sich an seinem Oberteil fest, um ja nicht von seinen Beinen zu fallen.

Seine Augen wanderten zu ihr, fixierten sie eine Weile, bis er schließlich seine Hand auf ihren Kopf legte. So wohl wie hier, hatte er sich niemals gefühlt. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, konnte er für die Kleine etwas empfinden, dass Liebe glich. Aber auch nur, wenn er es versuchte.

„Es kann sein.“

„Hä?“

„Ich kann es dir nicht genau sagen.“, sprach er es aus, in einem leisen und sanften Ton. Dabei zog er seine Beine in ihr Bett, sodass er nun im Schneidersitz in diesem saß und Yukiko aus der Kuhle zu ihm hochsah. „Aber ich bemüh mich. Ich glaube schon, dass ich dich lieb habe.“

Sofort grinste sie breit und kuschelte sich an ihn. „Lieb haben!“

Nur leicht drückte auch er sie an sich, strich dabei mit der einen Hand über ihren Kopf und sah zur Decke hinauf.

Konnte er es denn wirklich? Konnte er ein Gefühl entwickeln, dass er nie in seinem Leben selbst erfahren durfte?
 

„Hat aber lang gedauert.“

Der Chinese hatte Horo’s Stimme kaum wahrgenommen gehabt, als er wieder in die Küche gekommen war. Eigentlich wollte er nur eben etwas trinken und dann ebenfalls ins Bett, mehr nicht. Doch die Worte von Yukiko schwirrten in seinem Kopf umher.

Woher kannte die Kleine diese Worte? Wo hatte sie sie aufgeschnappt?

„Ist alles klar?“

Verwundert wanderten Ren’s Augen zu Horo, der gerade das Spültuch weggelegt hatte und nun an der Arbeitsplatte lehnte.

„Jaja, alles klar.“, winkte Ren nur ab und ging zum Kühlschrank, um sich etwas zu trinken zu holen. „Ich bin nur müde.“

„So schlimm?“

„Ja, was dagegen?!“ Nicht gewollt war er etwas lauter geworden, sah Horo deshalb nicht an und schloss einfach die Kühlschranktüre ohne etwas zu sagen.

„Nun sag schon…“

Er hatte die Küche verlassen wollen. Doch die Stimme von Horo hatte ihn aufgehalten, weshalb er in der Türschwelle stehen blieb, mit dem Rücken zu ihm.

„Was ist los?“

„Nichts, hab ich doch schon gesagt!“

Damit gab sich Horo aber längst nicht zufrieden, verschränkte die Arme und sah ihn grimmig an, auch wenn der Chinese es nicht sehen konnte. An der Stimme konnte man es hören. „Rehen!“

Dieser wusste, dass Horo nicht nachgeben würde, doch trotzdem wollte er es eigentlich nicht sagen. Sein Blick wanderte kurz über die Schulter, als er sah, wie Horo auf eine Antwort wartete.

Seufzend wanderte sein Kopf nun wieder nach vorne, doch blieb er in der Türschwelle stehen und begann sogar nach einer Weile etwas zu sagen. „Yukiko hat zu mir etwas gesagt.“

„Und das wäre?“

„Dass… dass sie mich lieb hat.“ Es erklang kaum hörbar von ihm, doch Horo hatte es sofort verstanden. Dabei weiteten sich seine Augen etwas und er zog eine Augenbraue hoch.

„Ja und? Ist doch niedlich!“

„Du verstehst das nicht!“ Wieder wurde Ren ein wenig lauter, drehte sich aber nun zu dem Ainu um und sah ihn etwas wütend an. „Was meinst du, was ich antworten soll?!“

„Na, was wohl…?“ Doch Horo unterbrach sich in seinem eigenen Satz. Natürlich, da lag das Problem. Nun fühlte er sich doch etwas mies, blickte ihn deshalb entschuldigend an.

Das, was Horo am einfachsten fiel, nämlich jemanden gern zu haben, war für Ren eine große Überwindung. Schließlich kannte er sowas nicht.

„Und… was hast du gesagt?“, fragte der Ainu vorsichtig.

Zuerst gab Ren jedoch keine Antwort, blickte nur zur Seite und vermied den Augenkontakt mit Horo. Doch irgendwann überwand er seinen Schatten und antwortete. „Dass ich sie vielleicht irgendwann lieb haben kann.“

Es war kaum zu hören gewesen, doch Horo hatte es vernommen. Ein Grinsen schlich sich über sein Gesicht und ein warmes Gefühl machte sich in ihm breit. „Das ist ein Anfang. Ich bin froh, dass du es versuchst.“

Etwas irritiert wanderte Ren’s Blick nun doch zu Horo, der liebevoll grinste. Eigentlich hatte der Chinese sich gern davor gedrückt, Horo dies zu erzählen. Schließlich kannte er den Ainu, der für blöde Kommentare sich nie zu schade war. Doch nun kam nichts von ihm, außer dieses Lächeln und die ruhigen Worte.

„Wir haben genügend Zeit. Das schaffst du schon.“

Wie konnte er sich da so sicher sein? Woher wusste Horo, dass er es schaffen konnte, solche Gefühle zu entwickeln. War sowas selbstverständlich?

„Ts… du solltest dir da nicht zu sicher sein.“, kam es nur gezischt von Ren, der nun die Küche verlassen wollte und in sein Zimmer gehen.

Zurück blieb ein Horo, der wirklich glücklich war. Er strahlte über das Gesicht und schloss nachdenklich die Augen. „Du wirst diese Gefühle schon verstehen, Ren…“

Ein paar Sekunden stand Horo einfach nur da und sah nun an die leere Decke, als ihm plötzlich etwas einfiel, dass er Ren schon lange hatte sagen wollen. „Ren!“

Zum Glück war dieser noch auf dem Flur und drehte sich verwirrt um, als er nochmal gerufen wurde. „Was denn noch?“

Ohne auch nur eine Sekunde zu warten, platzte Horo seinen Satz heraus, den er auf den Lippen hatte. „Mir gefällt deine neue Frisur. Das steht dir total.“

Total verdattert überschlugen sich die Worte, die Ren nun eigentlich sagen wollte. Doch brachte er nichts heraus, bis auf schweigen. Automatisch wanderte seine Hand zu seinen Nacken, über dem seine Haare wirklich um einiges gewachsen waren und ihn nun überdeckten. Seine Spitzfrisur hatte er immer noch, aber seine Haare wurden länger.

Und was sagte der Ainu da? Es stände ihm?

Warum zum Donnerwetter sagte er sowas? Reichte nicht die Aussage von Yukiko vorher? Nun musste der Idiot auch noch so etwas sagen!

Anders als gedacht, machte es ihn aber nicht wütend oder dergleichen. Nein, er fühlte fast schon eine Art Nervosität. Er bemerkte, wie ihm warm im Gesicht wurde. War das ein roter Schimmer? Unmöglich.

„D…danke.“ Zügig drehte sich Ren wieder um und schritt schnell in sein Zimmer. „Nacht.“

Ohne dass Horo noch etwas erwidern konnte, schloss er die Türe und lehnte sich mit dem Rücken an diese.

Ganz vorsichtig legte er seine Hand wieder auf die Haare in seinem Nacken. Dieser eine kleine Satz hatte ihn total fertig gemacht. Seine Atmung glich der, nach einem Marathon! Was war mit ihm bloß los? Wieso machte ihm Horo solche Komplimente und grinste auch noch dabei? Dieses verfluchte Grinsen!

„Dieser Baka!“

Plötzlich jedoch erschrak der Chinese, schlug seine Augen auf und ließ sich kraftlos auf den Boden fallen. Das Grinsen… er hatte das Grinsen von Yukiko schon einmal gesehen und nun wusste er auch wo!

Es glich dem von Horo eins zu eins!

„Verdammt!“

Es ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Zuerst das Grinsen von Yukiko und dann das von Horo! Doch leider war es nicht nur sein Lachen, sondern sein ganzer Kopf bildete sich in Ren’s Gedanken.

Was ging da vor sich? Was war mit diesem Lächeln? Fesselte es ihn etwa? Ihn, Ren Tao? Das war doch unmöglich.

Bei Yukiko konnte er es verstehen, man konnte ihr nichts bei diesem Grinsen abschlagen. Aber sie war auch noch ein Kind, das war in Ordnung.

Aber bei Horo?...

Doch wenn er ehrlich zu sich war… er konnte Horo ebenfalls nichts abschlagen, wenn er so grinste.

Warum? Wieso war das so? Was für eine scheiß Krankheit hatte er sich grad eingefangen, dass er so dachte?

„Ich brauch Schlaf!“

Dieser würde ihm sicherlich gut tun… zumindest hoffte er das.

A Wonderful Present

Oh man, ich hatte einen Ideenfluss! Ich hoffe das ist ok xDDD
 

Kapitel 9: A Wonderful Present
 

Zwei Wochen war dieser ‚Vorfall‘ nun her und Ren ging es nach wie vor… beschissen!

Er aß so gut wie nichts, mehr als sonst sogar, hatte sehr oft schlechte Laune und mied vorallem die Nähe des größeren.

Warum war es all die Zeit gut gegangen und auf einmal bekam er solche Probleme in seiner Nähe? Woher kam das? War er Ainu-allergisch?

*Quatsch, sowas gibt’s nicht.*, dachte er und schüttelte den Kopf.

Er war gerade im Bus in die nächstgrößere Stadt, neben ihm die aufgeregte Yukiko, die auf dem Sitz stand und aus dem Fenster sah.

„Vater, da Auto!“

Mit verschränkten Armen sah er zur Seite zu ihr und nickte. „Ich weiß.“

Sie war so aufgeregt und redete ihn mit allen Eindrücken voll, die sie mitbekam. Doch er konnte nicht so recht zuhören, so sehr war er in Gedanken.

Plötzlich bemerkte er eine angenehme Wärme auf der Schulter, woraufhin sein Blick nach draußen fiel. Es war ein sonniger Tag, ungewohnt für November und der Himmel wurde nur selten von einzelnen Wolken kurz geschmückt. Kalt war es natürlich, weshalb Ren einen Mantel trug, den er offen ließ und Yukiko ihre Jacke an hatte.

Yukiko beobachtete derweil strahlend die einzelnen Autos, die am Bus vorbeifuhren. Es war das erste Mal, dass sie mit einem ihrer Ersatzpapas mit dem Bus fuhr und auch verließen sie das erste Mal das Dorf, in dem sie nun schon so lange lebten.

Dieses war zwar friedlich und wirklich am besten zum Großziehen von Kindern, doch gab es leider keine große Möglichkeit zum Einkaufen. Es besaß nur einen Supermarkt, mehr nicht.

Und einen Supermarkt konnte Ren nun nicht wirklich helfen.

„Yukiko?“

Mit großen Augen drehte sie ihren Kopf zu ihm und hielt sich an seinem Oberteil fest, um nicht umzufallen. „He?“

„Wir müssen jetzt aussteigen.“

„Ja!“ Sie ließ sich auf ihren Hosenboden auf den Sitz fallen und sah zu der Tür rüber, die sie gut im Blick hatte. Dabei fiel ihr auf, dass jemand auf einen Knopf drückte, der rot war. Neugierig wendete sie sich an Ren, als sie fragte: „Möchte au dücken!“

Sein Blick fiel auf sie herunter, bevor er ebenfalls zu dem Knopf sah. Dabei lächelte er leicht und drehte sich ein wenig nach hinten. „Schau, hier ist auch einer. Den kannst du drücken.“

Natürlich hatte Yukiko den Knopf zuvor nicht bemerkt, doch sprang sie schnell auf, stellte sich auf den Sitz und drückte den roten Knopf. „Jetz?“

„Jetzt halten wir gleich.“

„Ja!“ Lachend ließ sie sich wieder fallen und wartete mit Ren, bis der Bus endgültig hielt. Da ein Gedränge im Bus herrschte, nahm er sie beim Rausgehen auf den Arm und setzte sie erst draußen auf dem Bürgersteig ab.

Nach ein paar Kopfbewegungen hatte er die neue Umgebung beobachtet und beschloss in ein großes Gebäude zu gehen, das wie ein Einkaufszentrum aussah.

„Nimm meine Hand, hier sind so viele Leute.“

Das musste Ren der Kleinen nicht zweimal sagen und prompt umfasste sie etwas ängstlich seine Hand. So viele Menschen auf einen Haufen hatte sie noch nie gesehen. In ihrem Heimatdorf waren es viel weniger und nie waren mehr als fünf Leute auf einer Gehwegseite.

„Komm.“ Ren sprach sehr sanft mit ihr und ging auch langsam, damit sie mitkam und sich trotzdem ein wenig umsehen konnte. Dabei machte sie große Augen und versuchte die ganzen neuen Eindrücke zu erfassen.

In dem großen Gebäude, wo sich viele bunte Farben der Geschäfte tummelten, ging ihre Entdeckungstour natürlich weiter. Jeder Laden musste angeschaut und jedes Details eingeprägt werden.

„Wohin dehen wia?“

Es war wirklich erstaunlich, wie einfach es nun war, Yukiko zu verstehen. Auch wenn sie vieles falsch betonte oder nur ein paar Wörter sprach, statt Sätze. Es war erholsam, nicht alles ausprobieren zu müssen, bis sie z.B aufhörte zu weinen.

Seitdem sie mit den beiden sprechen konnte, weinte sie auch viel weniger.

„Wir müssen was einkaufen.“, antwortete Ren, als er kurz stehen blieb und sich umsah.

„Was denn?“

Gute Frage. Wenn er das selbst bloß wüsste! Er war in die Stadt gefahren, mit dem Ziel, etwas einzukaufen. Ja und da war der Plan auch schon zu Ende.

Er wusste nicht wo und noch wichtiger, er wusste nicht was. Doch er brauchte es für den nächsten Tag.

„Wir… schauen uns erstmal um.“

Mit kleinen Schritten tapste Yukiko neben ihm her und sah sich weiter um. Ihr war zwar immer noch nicht klar, was er nun kaufen wollte, aber es war ihr eigentlich auch egal. Es machte ihr schon so riesig Spaß, allein mit ihrem Ersatzpapa durch das riesige Gebäude zu gehen und diese ganzen neuen Sachen zu beobachten.

Doch plötzlich erblickte sie etwas, das alles vergessen ließ. „Vater. Vater!“

So aufgeregt hatte er die Kleine selten gesehen, weshalb er erstaunt nach unten sah. „Was ist?“

Statt aber zu antwortet, zog sie ein wenig an seinem Arm und zeigte auf einen riesigen Teddybären, der eine Schleife trug und Luftballons an Kinder verteilte.

Sowas war nicht wirklich nach Ren’s Geschmack, diese Werbezwecke waren ihm meist zu aufdringlich. Aber Yukiko wollte unbedingt zu diesem Teddy, weshalb er seufzend nachgab und mit ihr zu dem Teddybären ging.

Als sie bei ihm ankamen, bemerkte Ren, wie groß das Kostüm war und ihm tat der Kerl leid, der darin hocken musste. Sicherlich bei guten 50°C und schweißnasser Kleidung.

„Guten Tag, kleine Maus.“ Der Teddybär sprach mit heller Stimme, brummte aber doch zwischendurch. Anscheinend hatte er schon vielen ‚Guten Tag‘ gewünscht, so wie seine Stimme klang.

„Hoch nehmen!“ Sie streckte Ren ihre Arme entgegen, der zwar kurz seufzte, ihr aber den Wunsch gewährte und sie auf die Schultern nahm. So war Yukiko nicht ganz so klein und konnte die Nase des Teddybären berühren. „Hallo!“ Der Bär reichte ihr eine Tatze, die sie anfasste und dabei lachte. „Weicha Teddy!“

„Möchtest du einen Luftballon haben?“, fragte er und zeigte seine Tatze mit den Luftballonfäden.

„Ja! Bitte Vater!“ Während sie sich an seinem Kopf fest hielt, blickte sie nach unten und blinzelte ein paar Mal. „Bitte!“

„Sicher.“, musste Ren grinsend nachgeben. Er wusste zwar, dass er den Ballon sicherlich nach Hause tragen musste, aber Yukiko lächelte einfach zu lieb dafür. Außerdem hatte sie von ganz alleine darum gebeten! „Wir nehmen einen mit.“

„JA!“

Da sich Yukiko mit beiden Händen an Ren’s Kopf festhalten musste, nahm dieser den Ballon entgegen, den er vom Teddy überreicht bekam.

„Ist rot ok?“, fragte dieser sie dabei, woraufhin sie grinsend nickte.

„Ja!“

Als der Teddy einen Schritt zurück trat, war Ren ein wenig erstaunt von ihm gewesen. Eigentlich waren diese Werbemacher doch viel aufdringlicher, meistens mit Flugblättern und dergleichen. Aber hier? Nichts davon.

„Vater, möcht haben!“

Leicht lächelte Ren, als er sie von seinen Schultern nahm, den Ballon dabei fest in der Hand und sie mit dem anderen Arm an seinem Oberkörper festhielt. Dabei krallte sie sich mit ihren Händen noch in seinen Mantelstoff und klammerte auch die Beine um ihn, um ja nicht runterzufallen.

„An welcher Hand möchtest du es haben?“, fragte Ren mit einem leichten Lächeln, woraufhin Yukiko ihre rechte Hand ausstreckte und er ihr die vorgefertigte Schlaufe über die Hand zog.

Aus dem Nichts blitzte plötzlich ein Licht auf, das Ren und Yukiko für einen kurzen Augenblick blind machte. Doch dies verging zum Glück sehr schnell und die beiden wieder sehen konnten.

„Was war das denn?“, zischte Ren ein wenig sauer, wie er es so schön konnte.

Diesen kleinen Ausbruch ließ den Teddy zurückschrecken, inklusive dem Mann hinter ihm. Es war ein Fotograf mit Spiegelreflexkamera um den Hals.

Dies war also der Schuldige, der den Blitz verursacht hatte… Moment! Eine Kamera?

„Sie haben jetzt doch nicht etwa ein Foto geschossen, oder?“ Ren’s Mimik war nicht gerade die freundlichste und auch seine Stimme ließ seine Wut erahnen.

„D…doch. Tut uns leid!“ Der Fotograf verbeugte sich entschuldigend und trat nun hinter dem Teddy hervor. „Wir machen Fotos mit schönen Motiven und das gerade war eins der besten bis jetzt! Hätte ich gefragt, ob ich eins schießen dürfte, wäre es nicht so authentisch geworden.“

„Trotzdem!“ Ihm passte es gar nicht, dass von ihm einfach so ein Foto gemacht worden war. Allgemein hasste er Fotos von sich, alle die bis jetzt existierten. „Löschen Sie es.“

„Ja… sicherlich. Das werde ich tun.“ Doch vorher wollte der Fotograf ihm das Bild zeigen und hielt deshalb das Display ihm entgegen. „Aber wollen Sie es sich nicht einmal ansehen? Es ist wirklich gut geworden.“

Eigentlich war Ren die Lust darauf wirklich vergangen. Ihm war die Lust auf alles vergangen und er wollte eigentlich nur noch nach Hause! Doch als ihm widerwillig die Kamera vorgehalten wurde, stockte er kurz. Das Bild war doch wirklich… gut geworden.

Yukiko sah strahlend zu Ren, der ihr gerade den Ballon ums Handgelenk band. Moment… lächelte er etwa ebenfalls?

„Hm…“

„Und, was sagen Sie? Das Bild ist doch großartig. Ein harmonischeres habe ich selten erlebt!“ Der Fotograf war anscheinend begeistert von seinem Werk, mehr als das sogar. Und er kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. „Sehen Sie es sich doch auf dem großen Computerbildschirm in unserem Laden an, dann können Sie immer noch sagen, dass ich es löschen soll.“

„Möchte auch sehn!“ Yukiko in seinen Armen sah strahlend zu ihm und krallte sich immernoch mit beiden Händen in seinem Mantel fest. Dabei hielt er sie doch mit beiden Armen, sodass sie gar nicht fallen konnte.

Seufzend musste Ren sich leider eingestehen, dass ihn das Bild erstaunt hatte. Es war wirklich… schön geworden. „Gut, aber wir kommen nur kurz mit rein.“, sagte er zu dem Fotografen, der nun über beide Ohren lächelte. „Aber dass das klar ist, Sie werden mir nichts andrehen! Sowas kann ich nicht leiden!“

„J…ja natürlich!“
 

War es wirklich schon wieder Morgen?

Nur langsam blinzelte der blauhaarige, als er bauch längs in seinem Bett lag. Er spürte einen leichten Kältehauch an seinen Beinen, also musste er wohl die Decke im Schlaf wieder aus dem Bett befördert haben.

Nur etwas bewegte er seinen Körper, robbte sich ein kleines Stück zur Kante, als ihm auffiel, dass er Recht hatte. Die Decke lag auf dem Boden, genauso wie sein Kissen.

„Wie mach ich das eigentlich immer?“, murmelte er zu sich selbst und richtete sich dann auf. Im Schneidersitz streckte er seine Arme nach oben, bis etwas knackte und er nun völlig wach war.

Sein Blick fiel auf die Uhr neben seinem Bett, auf die er aber eine Weile starrte. Bis ihm plötzlich auffiel, wie spät es schon war.

Hatte er etwa wirklich bis um 9:30 Uhr geschlafen? Das war ja seit der Zeit von Yukiko’s Babysitten nicht mehr vorgekommen! Wo war die Kleine überhaupt, sonst weckte sie ihn doch immer?!

Mit einem Schwung sprang er aus dem Bett, streckte sich nochmal und ging mit zerzauster Frisur und seinem Schlafshirt-Boxershorts-Outfit nach draußen. Kein einziger Mucks war zu hören, als er durch den Flur ging und Horo dachte, dass es doch irgendwie mysteriös war.

Natürlich, Ren war wie immer bei der Arbeit, aber bevor er ging, schickte er Yukiko immer in Horo’s Zimmer, damit er spätestens dann aufstand.

Nun war auch sie verschwunden und irgendwie war es dem Ainu deshalb mulmig zumute. „Yuki-chan?“

„Papa!“ Es war leise, doch er hatte es eindeutig gehört.

„Yuki-chan? Wo steckst du?“

„Hier! In Tüche!“

In der Küche? Wahrscheinlich hatte sie versucht, sich etwas selbst zu essen zu machen. Schmunzelnd und voller Erwartung, wie die Küche nun aussehen musste, ging er in die Richtung und blieb in der Türschwelle stehen. Doch anstatt einen Saustall aufzufinden, überkam es ihn fast, als er einen gedeckten Tisch sah. Die ganze Küche war aufgeräumt, Ren lehnte an der Arbeitsplatte, stand Horo so gegenüber und Yukiko stand auf einem Stuhl, dabei auf dem Tisch gelehnt.

„Happy Birthday, Papa!“

In der Mitte des Tisches stand eine kleine Torte mit ein paar Kerzen drauf, die brannten.

„Was… ist denn hier los?“ Horo entkam bei dieser Frage ein Lächeln und sein Blick schweifte von Yukiko zu Ren, der immer noch an der Arbeitsplatte stand und die Arme verschränkt hatte. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, sodass ihre Blicke sich nicht treffen konnten.

„Na was schon… Aber gewöhn dich nicht dran! Ich hasse es, morgens den Tisch zu decken!“, antwortete Ren und hatte dabei einen neckischen Unterton.

„Heißt das…“ Horo konnte es kaum aussprechen und seine Stimme versagte etwas. An seinem letzten Geburtstag hatte er alles allein gemacht und auch nur ein kleiner Kuchen hatte darauf gedeutet, dass er ein Jahr älter geworden war. Nun sah er einen gedeckten Tisch, mit dem Frühstück, einem Geburtstagskuchen in der Mitte und Kerzen brennen. „Du bist heute extra früh aufgestanden?“

„Wie gesagt, gewöhn dich nicht dran!“, unterbrach ihn der Chinese prompt, zog einen Stuhl vor, um sich darauf fallen zu lassen. „Nun komm, ich hab Hunger.“

Horo aber strahlte übers ganze Gesicht. Die Sticheleien von Ren und wie er versuchte, seine Geste herunterzuspielen, ignorierte er völlig. Für ihn zählte, dass er extra aufgestanden und dies alles vorbereitet hatte, nur für ihn!

„Danke, Ren!“

Auch Horo setzte sich hin, zwischen ihnen Yukiko, die sich freudig auf den Stuhl fallen ließ. „Hab Hunger!“

„Oh ja, ich auch!“, antwortete Horo, wurde aber von Yukiko unterbrochen, als er sich ein Brötchen nehmen wollte.

„Vater sagt, du musst Terzen pusten!“

Etwas irritiert blickte Horo zuerst zu ihr und dann zu Ren, der immer noch mit verschränkten Armen da saß. Irgendwie fühlte sich der Ainu plötzlich unbeschreiblich gut! Sein Herz könnte Freudensprünge machen. Schließlich hatte Ren sich Mühe gegeben, extra für ihn!

„Nun mach schon und puste.“

„Geht klar!“, grinste Horo den Chinesen an und pustete die Kerzen aus. „Ihr seit wirklich lieb.“

„Papa!“ Yukiko hatte sich wieder auf den Stuhl gestellt und zeigte auf ein Päckchen neben dem Kuchen. „Das’deins!“

„Ein Geschenk?“ Vorsichtig nahm Horo es vom Tisch und begutachtete es. Es war sogar eingepackt und Horo wusste, wer es gewesen war. Schließlich konnte Yukiko soetwas nicht alleine, es musste Ren gewesen sein. „Du hast dir aber Umstände gemacht.“

Doch Ren schwieg, hatte seinen Kopf sogar ein wenig zur Seite geneigt und schien so, als würde er etwas verstecken wollen. War er etwa rot im Gesicht? *Süß.*

„Auspacken!“

„Zu Befehl, kleine Maus.“, lachte Horo und riss das Papier von dem rechteckigen Geschenk. Als er es in der Hand hielt, musste er es erstmal drehen, bevor er das Objekt richtig wahrnehmen konnte. Als er auf dieses Geschenk sah, ging ihm sein Herz auf und ihm wurde warm. „W…wann hast du das denn gemacht?“, fragte Horo verdutzt und sah zu Ren, der anfing, ein Brötchen für Yukiko zu schmieren.

„Gestern.“, antwortete er nur monoton, ließ seinen Blick dabei gesenkt.

„Aber… das ist doch.“ Ihm fehlten die Worte. Es war so ein tolles Geschenk, das Beste, das er je bekommen hatte. „Aber… du hasst doch Fotos!“

„Ja.“ Und das war die letzte Antwort von Ren gewesen, denn er nahm nun einen Bissen von seinem Brötchen, nachdem er Yukiko’s ihres geschnitten gegeben hatte.

Horo war baff. Ihm fehlten die Worte und das sollte schon etwas heißen! Schließlich redete er oft ohne Punkt und Komma.

„Ren…“ Es kam nur gehaucht, denn viel konnte der Ainu einfach nicht sagen. Er war einfach nur glücklich! Aber wie konnte er es dem Chinesen nur zeigen, ohne dass dieser einen Anfall bekam?

„Mags du das, Papa?“, fragte Yukiko und holte den Ainu so aus seinen Gedanken.

„Was…äh, ja! Natürlich mag ich es!“ Dabei legte er das Bild auf den Tisch und schnappte sich Yukiko von der Seite, um sie auf seinen Schoss zu setzen. „Ich mag es sogar sehr! Ihr beide seht so süß darauf aus!“

Als Horo sie knuddelte, musste sie lachen, drückte sich aber selbst an ihn. „Hab dich lieb.“

„Ich dich auch. Danke.“

Den Arm immer noch um Yukiko, blickte Horo auf und zu Ren hinüber, der etwas rot zu sein schien. Zwar versuchte er es zu verstecken, aber es war trotzdem zu sehen.

„Ren?“

Nur leise und sanft hatte Horo gesprochen, doch Ren hatte es gehört, blickte sogar langsam und vorsichtig auf. „Hm?“

„Vielen Dank, das bedeutet mir wirklich viel.“

Beinahe war ihm das Brötchen aus der Hand gefallen, so sehr schien er erstarrt. Als er verstand, was und vorallem wie Horo das gerade gesagt hatte, blickte er wieder zur Seite und nuschelte etwas vor sich hin. „Schon gut und jetzt essen wir mal!“

„Klar, ich hab auch schon Kohldampf!“, grinste Horo und setzte Yukiko wieder auf ihren Platz.

„Tohldampf!“

Auch wenn sich Horo einfach wohl fühlte und Ren alle paar Minuten sagen würde, wie toll das Geschenk war, so verlief das Essen recht leise ab. Schließlich wusste der Ainu, dass Ren diese morgendlichen Endlosgespräche sowieso hasste.

Also hielt Horo die Klappe, aß aber mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Immer wieder huschte sein Blick auf das Bild, das neben ihm lag. Wie Ren darauf leicht lächelte und sich so lieb um Yukiko kümmerte. Es war einfach toll, ihn so zu sehen. Er hatte sich so verändert.

Nie hatte Horo gedacht, dass er den Chinesen noch mehr lieben könnte. Aber es ging! Heute hatte es sich wieder gezeigt. Nach oben hin war alles offen und es gab keine Grenze.
 

Als alle fertig waren, packten sie den Kuchen in den Kühlschrank. Denn am Nachmittag würde Horo’s Schwester zu Besuch kommen. Für’s Wochenende hatten sich Yoh und die anderen angemeldet, da sie ja auch noch Termine hatten, schließlich war es Mitten in der Woche.

Plötzlich kam Horo ein Gedanke und als Yukiko ins Wohnzimmer rannte, um dort mit Kororo und Bason zu spielen, wendete er sich an Ren, der gerade die Teller in die Spüle legte.

„Ren?“

„Hm?“ Er drehte sich nicht einmal um, hatte nur ein kurzes Geräusch gemacht, das aufs Zuhören deutete.

Ein paar Schritte ging der Ainu auf den Chinesen zu, blieb aber dann kurz vor seinem Rücken stehen. „Du… hast dir heute frei genommen, oder?“ Nur leise erklang diese Frage und er stellte sie sehr vorsichtig.

Ren aber drehte sich nicht um, fing sogar an das Wasser in die Spüle laufen zu lassen und abzuwaschen.

„Ren.“

„Was?“ Er klang leicht genervt, aber immer noch ruhig.

„Nun sag schon.“

Doch eine ganze Weile verging, bis Ren leicht nickte. Kaum zu erkennen, doch Horo blieb diese Geste nicht versteckt. Er sah es sofort.

„Aber bild dir nix ein!“, fing der Chinese wieder an, wie zuvor am Tisch. „Meine Schwester kommt auch nachher vorbei, daher habe ich auch frei gekriegt. Es war ihre Idee.“

Jedoch konnte Ren seinen Satz nicht mehr beenden, da er von hinten umarmt wurde und sich ein Kopf an seinem abstützte.

„H…Horo! Was soll das?“, meckerte Ren empört, ließ dabei sogar einen Teller in die Spüle fallen.

„Danke!“

Seine ruhige Stimme drang an Ren’s Ohr und verlieh ihm, eigenartigerweise, eine Gänsehaut verlieh. Diese Situation behagte ihm gar nicht, weshalb er anfing, sich leicht zu wehren.

„Wie oft willst du dich noch bedanken?! Das nervt langsam. Lass mich los.“

„Warte.“ Eigenartig, Horo’s Stimme war so ruhig und irgendwie beeinflusste sie Ren auf eine Weise, die ihm nicht behagte. Denn auf einmal hörte er auf sich zu wehren, sah nur nach vorne auf die Spüle runter und sagte nichts mehr.

„Ren…“, begann Horo von neuem und drückte den Chinesen sogar noch fester an sich. „Du hast dir auch noch extra frei genommen. Das… ist so lieb. Damit hätte ich nie gerechnet.“

„Hast du mir nicht zugehört?“ Seine Stimme war leise, doch versuchte er trotzdem ein wenig stark zu wirken, auch wenn es diese Situation grade unmöglich machte. „Run hat mir frei gegeben…“

„Jetzt lass mir doch mal meine Illusion, du Spielverderber!“, unterbrach ihn Horo und lockerte nun den Griff um den Kleineren. Allerdings ließ er immernoch seine Hände an dessen Armen und hielt ihn ein wenig fest. „Mich freut es so, dass es deine Entscheidung war. Du hast das alles hier vorbereitet, dir extra frei genommen und sogar ein Foto gemacht, obwohl du das alles hasst wie die Pest! Das bedeutet mir sehr viel.“

Ein eigenartiges Gefühl stieg in Ren auf und er wollte eigentlich sofort loslaufen. Horo hielt ihn zwar fest, aber er hätte jeder Zeit weglaufen könne, so fest war sein Griff nicht. Woran lag es dann?

„Horo… ist gut jetzt.“, kam es leise von dem Chinesen und er blickte zur Seite. „Das wird sehr eigenartig grade…“

„Sicher.“, lächelte Horo schwach, umarmte Ren noch einmal von hinten und nutzte somit die Chance, dass er sich irgendwie nicht zu wehren schien. „Aber ich wollte nur, dass du weißt, dass mir das alles sehr wichtig geworden ist. Danke Ren.“

Langsam ließ er den Chinesen los, stellte sich wieder gerade hin und verließ die Küche ebenso langsam, dennoch grinsend.

Ren allerdings fing plötzlich an am ganzen Körper zu zittern. Hätte er etwas in der Hand gehabt, er hätte es fallen lassen. Sein Gesicht richtete sich zu Boden und sein Blich starrte nur so auf diesen.

Was war gerade passiert. Horo hatte ihn umarmt, einfach so! Und wieso hatte er sich nicht gewehrt? Es müsste ihn doch eigentlich anwidern, von einem Jungen umarmt zu werden. Nicht mal seine Schwester darf dies oft, es war ein seltenes Privileg bei Ren und das wusste sie. Anscheinend hatte es den Ainu nicht interessiert, aber warum hatte er sich dann nicht einfach gewehrt? Er hätte ihn einfach wegdrücken können. Wieso hatte er es nicht getan?

Seine Hand wanderte zu seiner Brust, krallte sich in den Stoff seines Oberteils, der sich genau über dem Herzen befand.

Wieso tat es plötzlich so weh, als würde es sich zusammenziehen? Und wieso hatte es sich am Tisch so wohl angefühlt, als er Horo’s Grinsen erblickt hatte? Was ging da nur mit ihm vor?

Er fühlte sich entkräftet und ließ sich deshalb auf seine Knie fallen. Dabei hielt er sich seinen Kopf und sah einfach auf den Boden.

„Was ist das?“

What Do You Feel

Der erste Teil ging recht schnell, die Mitte war ein absoluter Krampf und am Ende ging wieder wie geschmiert xD Schon manchmal strange!
 

Kapitel 10: What Do You Feel?
 

Den ganzen Tag über war es schön gewesen und jetzt? Nun blitzte und donnerte es durch den Nachthimmel und der Ainu hasste Gewitter mehr als alles andere!

Die Beine angezogen, saß er auf dem Bett, das Kissen zerquetschte er beinahe und blickte zum Fenster raus. Dort erhellte sich für eine Millisekunde alles, was ihn zucken ließ.

Er hasste Gewitter! Er hasste sie einfach.

Am Tag war es so sonnig gewesen, da waren sie mit Pilica und Run noch draußen gesessen und hatten da Kuchen gegessen. Es war zwar kalt, aber schön. Die Sonne hatte sie gewärmt und es hatte wirklich viel Spaß gemacht.

Um ehrlich zu sein, war es einer der schönsten Nachmittage gewesen, die Horo je gehabt hatte. Allein wegen dem Geschenk vom Morgen, war er einfach nur glücklich gewesen.

Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er wieder an Ren dachte. Wie süß er immer weggesehen hatte, um seine Röte zu verstecken.

*Und er hat das alles für mich gemacht…*, ging es dem Ainu durch den Kopf, als er anfing zu lächeln.

Horo wurde so warm ums Herz. Er liebte Ren so sehr, mehr als er je für möglich gehalten hatte. Dieser sture Chinese mit zu viel Selbstbewusstsein, hatte seine Gefühle völlig unter Kontrolle und der Ainu konnte nichts dagegen machen.

Ein Blitz ließ ihn aus seinen schönen Gedanken aufschrecken und der darauf folgende Donner holte ihn ganz in die Realität zurück. „Scheiß Gewitter…“

Nun hatte es ihn nicht nur aufgeweckt gehabt, sondern auch noch aus den schönen Gedanken geholt!

Aber bei diesem Wetter konnte er unmöglich schlafen. Dafür fürchtete er sich zu sehr vor den Stürmen der Nacht.

„Ich bin so müde…“, nuschelte er, als er sein Kissen nahm und es an sich drückte. Schlafen würde er in so einer Nacht nicht können.
 

Durch ein lautes Knallen erwachte der Chinese unruhig aus seinem Schlaf. Doch anstatt sich erschrocken aufzusetzen, blieb er liegen und öffnete nur genervt ein Auge.

„Scheiß Gewitter…“, murmelte er und sah dabei auf die Uhr auf dem Nachttisch. Es war kurz nach 2 Uhr nachts und eigentlich wurde Ren selten von Gewittern wach. Doch dieses tobte gerade ordentlich über dem Dorf und auch die Blitze waren nicht weit entfernt, sodass der Donner noch mehr zu hören war.

Er drehte sich vom Fenster weg und zog seine Decke bis zum Kinn. Zum Glück war er ein Mensch, der nicht leicht aus der Ruhe zu bekommen war. Schon gar nicht so ein Gewitter würde das hinbekommen.

Also schloss Ren wieder seine Augen und driftete langsam wieder in den Schlaf ab, als ihn plötzlich wieder etwas aus diesem riss. Nun schlug er beinahe seine Augen auf und sah grimmig zur Türe, an der geklopft worden wurde.

„Was?“, zischte Ren, als die Türe langsam aufging und ein blauhaariger Ainu ihn angrinste.

Wieso hatte der Chinese sich das nicht denken können, dass er gerade rein trat. Es konnte ja auch nicht anders sein.

„Rehen?“ Als er rein trat trug er Yukiko auf dem Arm, die sich etwas ängstlich an dessen T-Shirt festhielt.

„Was ist?“

Doch Horo lächelte etwas gequält und schloss die Türe hinter sich, ohne auch nur Ren gefragt zu haben, ob er eintreten dürfte. „Yuki-chan hat furchtbare Angst vor dem Gewitter.“

Ren aber zog irritiert eine Augenbraue hoch, richtete sich auf, sodass er saß und verschränkte die Arme. „Kann es sein, dass ihr beide Schiss habt.“

„Na ja… schon so ein bisschen. Aber…“

Ein leises Schniefen war zu hören, als Yukiko ihren Kopf zu Ren drehte und sich über die Augen rieb. „Das Wetta is laut. Hab Angst…“

Seufzend beobachtete Ren ihr Gesicht und nickte dann. „Gut… aber nur diese eine Nacht! Komm.“

Ren streckte seine Arme aus und bekam von Horo die Kleine überreicht, die er nun neben sich hinlegte und zudeckte. „Aber nur heute, okay?“

„Ja!“ Das Mädchen war vollkommen zufrieden, das konnte Ren deutlich an ihrem entspannten Gesicht sehen. Sehr schnell schloss sie sogar die Augen und knuddelte sich, mit ihrem Panda zusammen, in die Bettdecke ein.

Der Chinese lächelte leicht, als er plötzlich einen Ruck vernahm und irritiert auf die andere Seite des Bettes blickte.

„Was willst du hier?“

„Na, ich muss Yuki-chan doch beruhigen.“ Grinste Horo, legte sich neben Yukiko und zog die Bettdecke bis unters Kinn.

„Bist du nicht alt genug, um alleine in nem Bett zu schlafen?“ Immer noch blickte Ren zu dem Ainu runter, der lächelte und Yukiko an sich drückte. „Ach und wenn du Yukiko beruhigst, wer beruhigt dann das andere Kind hier?“

„Na du!“, kam es prompt von Horo, der nun seine Augen schloss und sich in die Decke kuschelte.

Dieser Kommentar ließ Ren rot werden und nur ein kurzer Laut des Entsetzens verließ seine Lippen, bevor er sich dann doch wieder hinlegte und die Decke hochzog.

„Aber dass das klar ist, Horo. Dafür bezahlst du morgen…“

Dieser schlummerte aber schon tief und fest, wobei er ein friedliches und vorallem erholtes Gesicht machte.
 

„Vater?“

Eine ganz kleine leise Stimme vernahm der Chinese neben sich.

„Vater?“

Da war sie schon wieder. Natürlich wusste er, zu wem diese Stimme gehörte. Aber warum war sie in seinem Zimmer? Nur langsam blinzelte Ren und das Bild vor ihm wurde immer klarer. Zwei große Kulleraugen sahen ihn an und darunter ein Pandakopf. Yukiko lag doch wahrhaftig auf ihrem Kuscheltier, das arme Ding. Es kehrten die Erinnerungen an die Nacht zurück und warum Yukiko in seinem Bett lag.

„Yukiko, was ist?“, fragte Ren leise und rieb sich über die Augen. Daraufhin strich er ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht, das sie zum Kichern brachte.

„Papa is laut.“

Papa? Meinte sie Horo? Langsam erhob er sich und sah auf der anderen Seite Horo, quer schlafend im Bett. Und er schnarchte.

„Baka…“, gab er von sich und strich Yukiko kurz über den Kopf. „Wehe du schnarchst irgendwann, dann bin ich böse auf dich.“

Erschrocken blickte sie zu ihm hoch und wurde ein wenig traurig. „Nich böse sein.“

Natürlich hatte es Ren nicht so gemeint, bemerkte seinen Fehler mit der Aussage aber erst, als er ihr Gesicht sah. Anscheinend hatte sie es wirklich ernst genommen.

„Oh… nein, so meint ich das nicht.“ Er musste nun wirklich Acht mit seiner Wortwahl geben, auch wenn er Horo einfach alles an den Kopf klatschen konnte. Bei Yukiko musste er vorsichtiger sein. „Komm her.“

Er öffnete seine Hände und deutete damit, dass sie zu ihm kommen sollte. Ihre Mimik war immer noch recht traurig, sah ihn aber auch mit großen Augen an, als sie auf seinen Schoss kletterte.

„Das meinte ich nicht so. Ich bin nicht böse auf dich.“

„Nein?“

Kopfschüttelnd strich er ihr nochmal über den Kopf. „Nein. Ich...“ Kurz stockte er, sah sie noch einmal an und lächelte ein wenig, als er ihre großen neugierigen Augen wahrnahm. Es kostete ihn nun sehr viel Überwindung, aber irgendwie war es einfacher als gedacht. Er konnte sich mit diesem Gedanken wirklich sehr gut abfinden. „Ich hab dich doch lieb.“

Ihre Augen wurden noch größer und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Ja?“ Ren’s Nicken war ihr Antwort genug, woraufhin sie ihn sofort umarmte und sich an ihn kuschelte. „Hab dich lieb, Vater.“

„Nein, ihr seit so süß.“

Plötzlich stockte Ren, hörte genau hin und vernahm kein Schnarchen mehr. Sein Blick wanderte nur langsam neben sich, wo er aus den Augenwinkeln einen grinsenden Horo auf dem Bauch liegend, erblickte.

„Am liebsten würde ich euch knuddeln.“

„Wag es dich!“, giftete ihn der Chinese an und wich ein wenig zurück. Nach der Umarmung am Vortag würde er dies bestimmt ebenfalls bringen. „Griffel weg!“

„Tuscheln!“, hörte er aber ein freudiges Rufen von seinem Schoss. „Tuscheln, ja!“

„Siehst du, Yuki-chan ist auch dafür.“

Doch Ren reichte ihm ohne ein weiteres Wort und nur einem Grummeln, Yukiko, um daraufhin aus dem Bett aufzustehen und zum Fenster zu gehen.

Verwirrt blickte sie ihrem Vater hinterher, der nun das Fenster zum Lüften öffnete und sah fragend zu Horo. „Was is mit Vater?“

„Er mag kuscheln nicht so.“

„Wieso?“

„Ich hab keine Ahnung.“ Schüttelte Horo den Kopf und setzte sich auf, damit er Yukiko auf den Schoss nehmen konnte. „Kuscheln ist doch toll, oder?“

„JA!“ Um dies zu demonstrieren kuschelte sie sich an ihn und auch Horo schlang seine Arme um sie.

„Magst du nicht doch…“

„Nein!“, wurde Ren’s Stimme ein wenig gereizter. Nun sollte man ihn am besten in Ruhe lassen, das stand fest.

Außerdem hatte er sie in seinem Bett schlafen lassen, was auch nicht selbstverständlich für Ren war. Dass er Horo nicht rausgeschmissen hatte, war ein Wunder!

„Soll ich Frühstück machen?“

Der Blick von Ren huschte zu der Digitaluhr auf dem Tisch, woraufhin er die Arme verschränkte. „Aber nicht zu viel. Ich muss gleich los.“

„Na klar.“ Grinsend stand Horo auf, nahm Yukiko auf dem Arm mit und schenkte Ren ein letztes Lächeln, bevor er hinaustrat. „Danke nochmal.“

Erstaunt blickte ihm, der Chinese hinterher, konnte auch nichts antworten. Dieser Ainu… wieso lächelte er immer so? Konnte man das nicht einmal bei ihm ausstellen? Und dann wollte er auch noch mit ihm kuscheln…

„Baka!“, grummelte er, als er sich ein paar Sachen aus dem Schrank nahm und sich ins Bad begab. Dieses verdammte Grinsen, er wollte es nicht mehr sehen! Es war... einfach nervig!

Als ob er, Ren Tao, mit diesem Ainu kuscheln würde! Soweit kam‘s noch! Dass er Yukiko erlaubte, sich manchmal an ihn zu drücken, war genug Nähe.

Gut… es war nicht unangenehm, im Gegenteil. Aber Yukiko war ein Kind, sie suchte sowas. Horo war soetwas wie erwachsen, auch wenn sein Verhalten selten darauf deutete. Außerdem war er ein Kerl. Das tat man doch einfach nicht!

*Ich muss mich einfach irgendwie von ihm fern halten.*, dachte er während er sein Oberteil anzog. In Gedanken schnappte er sich die Bürste und versuchte irgendwie Ordnung in seine Haare zu bringen, doch ohne Haarspray ging dies nie.

„Ren-chan. Komm!“, erklang es plötzlich aus der Küche und Ren blickte wütend in den Spiegel.

Was hatte Horo da gesagt? Die Bürste in das Waschbecken geworfen, trampelte er zur Türe und riss sie auf.

„Wie war das….?“ Seinen Satz konnte er aber nicht beenden, fror sogar bei der Bewegung aus dem Bad ein, da vor ihm Horo auf einmal stand. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von seinem entfernt und sah zu ihm grinsend hinab. Wieso war er bloß größer als er?

„Nun komm, sonst wird’s zu spät.“

*Hör auf so zu grinsen.*

„Ren? Alles okay?“

*Hör auf!*

Plötzlich packte Ren ihn am Kragen und knurrte. „Hör auf, so zu grinsen, du Baka!“ Er war auf 180, wegen nichts. Nur dieses beschissene Grinsen war schuld. Dieser Ainu war schuld!

„Ren! Hey, hör auf!“ Total irritiert war Horo zuerst einen Schritt zurückgetreten, legte aber die Hand auf Ren’s, die sich am Kragen befand, und versuchte sie loszuwerden. „Was ist los mit dir? Tickst du noch sauber? Was soll das?“

„Das sollte ich dich fragen!“, fauchte der Chinese schon fast, sah sauer zu dem Ainu hoch und seine Augen funkelten fast bestialisch.

Als Horo diesen Blick sah stockte er und blickte entsetzt runter. „Ren… was hast du?“

„Wieso du…“

„Was?“ Da Ren so leise gesprochen hatte, hatte Horo ihn nicht verstanden. Doch merkte er, wie der Griff von ihm langsam locker ließ und Ren seinen Arm wieder senkte, sowie seinen Kopf. Der Chinese sah zu Boden und zitterte ein wenig. Was war mit ihm los?

„Ren? Ist was passiert?“ Seine Stimme klang leise und auch wenn Ren ihn zuvor grob behandelt hatte, dachte er nicht daran, ihm deshalb irgendwas zu erzählen. Er war nicht sauer, sondern verwirrt.

„Wieso passiert das?“, brachte der Chinese etwas gequält von sich. „Stell dein verdammtes Grinsen ab oder ich dreh durch!“

„Mein Grinsen?“ Er verstand nicht. Wieso war Ren so außer sich. Er zitterte, aber war es wirklich nur aus Wut? Dann beherrschte er sich wirklich immens. Oder aber war er auch…ängstlich, verwirrt, was auch immer? „Ren, ich kann mein Grinsen doch nicht abstellen.“

„Tu es oder ich dreh durch!“, brülle Ren plötzlich und drängte sich an dem Ainu vorbei. Seinen Blick hatte er immer noch gesenkt und ließ auch nicht zu, dass man in seine Augen sehen konnte.

Er wollte jetzt einfach so gehen? Ihm irgendwas gegen den Kopf schmeißen und einfach abhauen? „Ren!“ Ohne, dass sich Ren wehren konnte, packte der Ainu ihn am Handgelenk und zog ihn zurück ins Bad. Dabei schloss er die Türe und blieb mit dem Rücken zu dieser stehen. „Ich gehe erst, wenn du mir sagst, was mit dir los ist.“ Dabei ließ er sein Handgelenk los und sah Ren ernst an.

Knurrend sah Ren zu dem Ainu, doch seine Augen zeigten eine gewisse Unsicherheit und sein Zittern verging nicht. „Was soll ich dir sagen, mein Gott?! Ich hab dir alles schon verklickert, stell dein Grinsen ab!“

„Was hast du denn dagegen?“

Und plötzlich stockte der Chinese, stellte sich gerade hin und sah sogar etwas ratlos zur Seite. Was er dagegen hatte? Verdammt, es brachte ihn auf die Palme. „Ich hasse es! Wenn du so grinst dann…“ Nachdem er lauter geworden war, lief er etwas rot an und grummelte nun nur noch. „…dann krieg ich die Krise! Hör einfach auf damit. Es macht mich unsicher, du verdammter Baka! Und hör auf mich immer kuscheln zu wollen, das ist ja ekelhaft!“

Erstaunt hörte der Ainu dem kleineren zu und verstand durch diese versuchte Erklärung immer weniger. „Aber Ren… Ich…“

„Hör auf! Sei einfach still!“

Doch ohne, dass Ren etwas dagegen machen konnte, schnappte Horo wieder sein Handgelenk und zog ihn dieses Mal zu sich. Er nahm ihn in die Arme, obwohl Ren sich nach dem Realisieren wie wild werte.

„Ainu-Baka! Lass mich los.“

„Nein!“, kam es ernst von Horo. Diese Tonlage hatte Ren noch nie bei ihm gehört und es ließ ihn kurz Stutzen. „Ich glaub, das tut dir mal ganz gut!“

„Was weißt du schon davon, was mir gut tut! Und jetzt Pfoten weg!“

„NEIN!“ Anstatt loszulassen drückte er den Chinesen noch mehr an sich, doch tat er ihm trotzdem nicht weh. „Sei mal still und hör mir zu.“

„Wieso sollte…“

„Ruhe jetzt!“ So hatte er ihn noch nie erlebt. Diese Strenge war Ren völlig neu. Normal war der Ainu ein lieber und freundlicher Mensch, der jeden schnell ins Herz schloss. Moment… wie dachte er da über den Ainu? Lieb und freundlich?

„Ich versteh das Ren, ehrlich.“

„Was verstehst du?“, grummelte der Chinese, während er beschämt zu Boden sah. Schließlich war er hier in den Armen des Ainu. Dabei hatte er vorher noch gesagt, nicht mit ihm kuscheln zu wollen, und was tat er nun? Super! Doch… erstaunlicherweise war Horo verdammt warm. Er war doch ein Spezialist des Eises, warum war er dann so warm? Dagegen fühlte er sich selbst richtig kalt an.

„Na, wieso du dich so verhältst, du Dummerchen.“ Wieder knurrte Ren, nicht zum ersten Mal, doch ließ ihn Horo natürlich nicht dazwischenfunken. „Ren… du erstaunst mich wirklich.“

„Was? Laber keinen scheiß und komm zur Sache!“ Er wurde immer lauter und versuchte nochmal sich aus Horo’s Armen zu befreien. Wieso war er so stark? Oder war er einfach schwach? Wieso schwanden seine Kräfte gerade jetzt? *Scheiße ey.*

Plötzlich merkte er, wie der Griff um ihn lockerer wurde und Horo seine Hände auf seine Oberarme legte, um ihn weiterhin vor sich zu behalten. Anscheinend hatte er immer noch Angst, dass der Chinese gehen könnte, was ja auch eine richtige Vermutung war. Er würde es, wenn er könnte.

„Ren. Was fühlst du, wenn du mich grinsen siehst… Sei ehrlich!“

Als Ren in seine Augen sah, vergingen ihm die ganzen bösen Kommentare, die er eigentlich raushauen wollte. Verdammt, wieso ging sein Kopf nun aus? Das waren doch ganz normale Augen, von einem nervigen Ainu-Baka! Wieso konnte er nicht von ihnen ablassen?

Er schaute mit erstaunter Mimik in sie und bemerkte nicht, wie er einen verschleierten Blick bekam und sich sein ganzer Körper anscheinend entspannte.

„Ren…“ Dieses gehauchte Wort bekam dieser kaum mit, sah nur in die Augen seines Gegenübers. Er fühlte sich eigenartig… aber auf eine erstaunlich angenehme Weise. Wieso fühlte er sich gerade so? Was war das?

Ganz langsam näherte sich Horo’s Gesicht dem des Chinesen und nur wenige Zentimeter trennten sie, von dem anderen.

„VATER!“

Er schreckte hoch, kam von jetzt auf gleich in die Realität zurück und schlug Horo’s Hände sofort weg.

Knurrend sah er ihn an, ließ aber von ihm ab und ging an ihm mit hoch rotem Kopf vorbei. „Perversling.“

Horo konnte ihm nur mit enttäuschter Miene hinterhersehen, als der Chinese im Flur verschwand und Richtung Küche ging. Er war ihm so nahe gewesen. So nah wie nie.

Erstaunt blickte er auf seine Hände, die kribbelten, als würden Ameisen darüber laufen. Sein Gesicht war dem von Ren so nahe gewesen. Er hatte ihn beinahe geküsst… Und Ren hätte sich nicht gewehrt.

Da musste etwas sein! Ren musste etwas für ihn empfinden! Da war sich der Ainu nun hundertprozentig sicher! Und hätte Yukiko nicht gerufen, dann wären sie weiter gegangen. Weiter, als Horo sich je ausgemalt hatte.

Diese Spannung war immer noch im Raum, doch er hielt sie kaum alleine aus.

„Ren…“

Er musste ihn fragen, was er wirklich fühlte, sofort! Entschlossen trat er aus dem Bad, als er das Klacken der Haustüre vernahm. Geknickt blickte er den Flur entlang und bemerkte einen Stich in seiner Brust, der ziemlich schmerzte.

Seinen Kopf zu Boden gerichtet, dachte er an diese letzten Minuten. Wie nah ihm Ren gewesen war, es war unglaublich. Dabei hatte er ihn nur umarmt.

Er hörte plötzlich ein paar tapsige Schritte auf dem Boden, die aus der Küche auf den Flur kamen. Nur deshalb hob Horo seinen Kopf und blickte etwas traurig zu Yukiko runter, die munter eine Banane aß. Ihre Backen waren gefüllt, mit dem süßen Obst und auch etwas hing ihr am Kinn.

„Ist Vater schon arbeiten?“, fragte Horo etwas unnormal für ihn. Es war still und ein wenig traurig.

Nachdem sie den Bissen runtergeschluckt hatte, nickte die Kleine und ging auf Horo zu. „Weint Papa?“

„Hm… nein, meine Süße.“ Leicht lächelte Horo, hockte sich zu Yukiko runter und nahm sie auf den Arm. „Nein, ich weine nicht.“

*Aber wenn du nicht da wärst, würde ich es.*

Insecurity

Ich glaubs nicht, ich hab endlich mal wieder ein Kapitel geschafft XD

Tut mir echt leid, dass es so schleppend geht, aber Studium und Arbeit, plus Wochenende meist dicht, lässt wenig Zeit. Aber nun ist hier erstmal ein neues =)
 

Kapitel 11: Insecurity
 

Es war unbegreiflich… er war weg. Einfach so…

„Vater weg?“

Nicht nur Yukiko, die auf Horo’s Schoss saß und zu ihm hochblickte wunderte sich. Auch Horo selbst war mehr als besorgt.

Auch wenn er im Wohnzimmer saß und das Abendprogramm im Fernseher lief. So behielt er die Uhr auf einer Kommode immer im Blick.

Ren war noch nie so lange weg, außer er hatte geschäftliche Reisen mit seiner Schwester. Sonst war er immer am Nachmittag Zuhause. Und nun?

„Wir haben schon gleich neun Uhr…“, murmelte er und seufzte. „Ach, Yuki-chan. Ich hab echt was falsch gemacht.“

„Was?“

Sie drückte den Panda in ihren Armen feste und sah zu Horo neugierig hoch. Schließlich fehlte ihr Vater auch ihr und sie merkte, dass etwas nicht stimmte.

„Vater mag eben keine Nähe.“ Dabei strich er ihr über den Kopf und blickte zu ihr runter. „Er zieht es vor allein zu sein.“

„Allein?“ Dabei legte sie ihren Kopf leicht schief. Sie begriff anscheinend nicht. Denn oft genug kuschelte sie mit Ren und immer ließ er es zu. Manchmal gewollt, aber auch oft genug, dass er keine andere Wahl hatte. Schließlich musste Yukiko dann nur richtig lieb grinsen, dann klappte alles.

„Ja, allein… Zumindest nicht mit mir.“

Yukiko mochte den Gesichtsausdruck ihres Papas gar nicht. Er sah so traurig aus, lächelte aber dabei. Sie merkte, trotz ihres jungen Alters, dass es nicht richtig war. „Papa traurig?“

„Ja…schon.“

Irgendwie wollte sie ihn aufmuntern, doch natürlich wusste sie nicht genau wie. Wobei ihr eine Weise einfiel, bei der er immer lächelte. „Hab dich lieb.“

Leicht erstaunt, doch die traurige Mimik beibehaltend, sah er zu ihr herunter. „Ach Maus.“ Dabei lächelte er und nahm sie auf den Arm, um daraufhin mit ihr aufzustehen. „Du bist so lieb. Ich hab dich auch sehr lieb.“

„Vater auch?“

„Was?“ Mitten im Gang blieb er stehen, auf dem Weg, sie ins Zimmer zu bringen. Denn die Frage holte ihn etwas aus dem Konzept. Eine ganze Weile blieb er mit ihr auf dem Arm stehen, sah auf den Boden und überlegte bedrückt.

Was genau meinte sie damit? Ob er Ren lieb hatte oder aber ob auch Ren Gefühle für sie hegte. Ins besonders für Horo natürlich.

Auf dem Weg ins Kinderzimmer, hatte Horo den Blick leicht gesenkt, lächelte dabei aber gequält. „Ich weiß nicht, wie Ren dazu steht. Aber ich hab ihn sehr lieb.“

„Ich auch!“ Lächelte Yukiko begeistert und streckte etwas die Arme hoch.

Lächelnd setzte Horo sie in ihr Bett, das schon lange kein Babybett mehr war und strich ihr etwas über die Wange. „Das weiß Ren bestimmt. Und er hat dich ja auch lieb.“

„Papa aber auch.“

„Das glaub ich eher nicht.“ Er zwang sich zu einem Lächeln, als er sie zudeckte und ihr den Panda reichte. Er fand es toll, wie sie versuchte ihn aufzubauen. Doch leider funktionierte es nicht wirklich. Horos Gedanken waren einfach negativ an diesem Tag. „Gute Nacht.“

Einen letzten Kuss auf die Stirn und Horo erhob sich, schaltete das Licht aus und ging durch die Türe hinaus.

Der Tag war einfach heftig gewesen, wobei der Morgen eigentlich der ausschlaggebende Moment war. Seitdem war Horo nicht mehr er selbst. Er machte sich Vorwürfe, Sorgen und auch Wut auf sich, aber auch auf Ren kam zwischendurch in ihm hoch. Seine Gedanken kreuzten schon die ganze Zeit kreuz und quer, aber immer nur um Ren. Wo war dieser Idiot bloß hin?

„Baka…“ Doch anstatt sauer zu klingen, kam eher ein besorgt-klingendes Wort heraus. Auf dem Weg zu seinem Zimmer, blickte er kurz zu der Zimmertüre von Ren herüber.

Wieso kam er nicht nach Hause? War Horo wirklich so zu weit gegangen? Am liebsten würde er es sofort rückgängig machen! Nur, damit der Chinese wieder hier war.

Nur langsam öffnete der Ainu die Türe seines Zimmers, mit der Gewissheit, dass er sicherlich kein Auge zu tun würde.
 

„Baka…“

Nur leise hauchte dies der Chinese, der nicht gewollt, gelauscht hatte.

Konnte er denn etwas dafür, dass er gerade Heim gekommen und mitbekommen hatte, wie Horo mit Yukiko gesprochen hatte? Super, nun hatte Horo es ausgesprochen. Er hatte den Chinesen wirklich lieb… Oder, um es anders auszudrücken, er war verliebt in ihn.

Leicht wendete er den Kopf zur Seite, um um die Ecke sehen zu können, hinter dessen Wand er sich versteckt hatte.

Dort wartete er, bis Horo auch in seinem Zimmer verschwunden war. Bason hatte die ganze Zeit nicht mit Ren geredet und war mit ihm, versteckt hinter der Ecke geblieben.

Erst als Horo’s Zimmertüre zufiel, traute sich Bason hinter der Wand her und schwebte mitten auf dem Gang, mit dem Blick zu Horo’s Zimmer.

„Alles in Ordnung, Bocchama?“

„Jaja, keine Fragen.“ Mit leicht genervtem Blick ging Ren an Bason vorbei, ins Wohnzimmer, um sich dort auf das Sofa zu setzen. Die Beine angezogen und die Arme um diese geschlungen, sah er auf den Boden vor sich.

Natürlich war er extra länger in der Firma gewesen, sonst wäre er schließlich Horo über den Weg gelaufen und das wollte er weniger als alles andere. Seine Gegenwart vermeiden, das war jetzt sein Ziel.

„Bocchama?“ Nur leise sprach Bason ihn an, schwebte in seiner kleinen Form neben ihm und sah ihn besorgt an. „Du leidest ziemlich, oder?“

„Leiden? Quatsch… Ich bin nur…etwas überfragt.“, murmelte er und sah zur Seite, von Bason weg.

„Wegen dem, was Horo Horo gesagt hat?“

„Was?“ Dabei schlugen seine Augen etwas auf und er lief leicht rot ein. „Nein, nicht deswegen!“

Doch Bason traute dem ganzen einfach nicht, wollte aber auch nicht nachbohren. Schließlich konnte sein Meister wirklich heftig reagieren, daher beließ er es erstmal dabei. Aber nur fürs erste…

Denn nach einer Weile musste er einfach weiter fragen. Ren sah nämlich alles andere als gut aus und das musste einfach mit Horo zu tun haben.

„Du warst in den letzten Monaten ziemlich glücklich.“

Nur langsam und ohne ein Wort dreht Ren den Kopf zu Bason, sah aber dennoch leicht grimmig aus.

„Ich mein es ernst. So fröhlich warst du doch noch nie, oder? Du magst Yukiko und auch Horo Horo, stimmt’s?“

Grimmig drehte Ren wieder seinen Kopf blitzschnell weg. Er konnte diese Anspielungen, wobei es nur Fragen waren, von Bason einfach nicht hören.

Denn das schlimme war,… er hatte Recht!

Er war glücklich gewesen, mehr als je zuvor. Und auch, wenn er es sich nur schwer eingestehen konnte, der Ainu hatte dabei eine nicht zu übersehende Rolle gespielt.

Er hatte sogar die bedeutendste Rolle gespielt, denn ohne seine Hartnäckigkeit und seiner Kinderliebe, hätte Ren niemals diesem Babysitten zugestimmt.

„Was mache ich jetzt, Bason? Ich werd weich, ich Idiot.“, grummelte er und krallte sich mit den Fingern in den Hosenstoff.

„Was willst du denn?“ Und diese Frage war mehr als berechtigt. Dass Bason diese stellte, brachte sie endlich in den Raum. Denn Ren hätte sie niemals ausgesprochen, auch wenn sie schon in seinem Kopf rumspukte.

Was wollte er….sehr gute Frage. Er wollte glücklich sein und auch bleiben. Und das war er genau hier. Mit Yukiko und sogar….mit Horo.

Wenn er sich vorstellte, dass Horo nicht hier wäre… das war einfach eigenartig und er wollte es irgendwie nicht.

„Bason, das gibt’s nicht!“, brummte Ren auf einmal lauter und wuschelte sich genervt durch die Haare. „Das ist unmöglich!“

Da er die Gedankengänge von Ren nicht erahnen konnte, war sein Schutzgeist ein wenig verwirrt. Was ließ Ren jetzt so reagieren?

„Ich mein…das ist eklig!“

„Eklig?“ Nun war er völlig verwirrt. Was sollte denn, an dem Wunsch eines glücklichen Lebens eklig sein?

Hastig sprang Ren auf und ging immer wieder im Raum auf und ab. „Ich mein…das bin ich nie gewesen und Horo ist…so nervig und laut und kindisch…“

„Ähm…Bocchama?“

„…und übertrieben freundlich, meistens gut drauf, ein ziemlicher Schisser, eine Hausfrau im Manneskörper…“

„Bocchama?“ Doch Bason konnte ihn so oft ansprechen wie er wollte, Ren zählte weiter Eigenschaften von Horo auf, ohne auf seinen Schutzgeist zu achten.

„Er hat so ein nerviges Grinsen, dem man auch noch nichts abschlagen kann! Diese gute Laune ist auch noch so ansteckend und naiv ist der Baka auch noch. Diese Freundlichkeit ist doch auch übertrieben! Und wie er sich um Yukiko kümmern kann, woher kann der das so liebevoll?!“

Ren merkte nicht, wie er immer weiter in positive Eigenschaften abschweifte, bis er plötzlich stehen blieb und auf den Boden sah. Erst da begriff er, dass er doch alle Eigenschaften, seien sie auch noch so nervig, an Horo mochte. Er wollte ihn genau so und nicht anders.

„Bocchama?“

Erst jetzt bemerkte Ren, dass Bason ihn mehr als einmal angesprochen hatte. Doch ansehen konnte er seinen Schutzgeist nicht, das wäre zu viel des Guten.

Immer mehr wurde Ren klar, dass er ohne den Ainu einfach nicht konnte. Er war Teil seines Lebens geworden, den er nicht mehr missen wollte. Genauso wenig wie Yukiko. Sie waren seine Familie.

Fast schon erschöpft ließ er sich wieder auf das Sofa fallen und legte den Kopf auf die Rückenlehne. Nur leicht öffnete er seine Augen und sah dabei an die Decke.

„Bason…ich bin nicht schwul.“, murmelte er auf einmal, was Bason aufhorchen ließ.

Der Schutzgeist war verwirrt. Schwul? Wer hatte denn ein Wort darüber verloren? Wie kam sein Meister da drauf?

„Ich bin total verwirrt…“

*Ich auch…*, dachte sich Bason und verzog etwas den Mund. Denn immer noch stellte er sich die Frage, wieso Ren sich auf einmal für schwul empfand.

„Oh…“ Auf einmal ging Bason ein Licht auf. Sein Unterkiefer klappte auf und er starrte Ren entsetzt an. „Moment! Du denkst, du bist in Horo Horo verliebt?!“

So schnell wie noch nie, setzte sich Ren wieder auf und riss die Augen sogar auf. „WAS? Nein! Ich bin doch nicht verknallt?!“

„Aber wieso hast du dann von ‚schwul‘ gesprochen?“

„Weil…Argh!“ Sauer verschreckte der Chinese die Arme und kniff die Augen zusammen. „Ich krieg die Krise! Ich weiß es selbst nicht.“

Er war mehr als durcheinander, hinzu kam noch seine Müdigkeit und tierische Kopfschmerzen. Dieser Tag war einfach zu heftig.

„Du solltest dich ein wenig erholen, meinst du nicht?“

Nur leicht nickte Ren und erhob sich. Die Hände in den Hosentaschen und einem gesenkten Blick, machte er sich auf den Weg in sein Zimmer. Er war wirklich erledigt und das schon seit dem Morgen!

Diese Szene am Morgen hatte ihn fertig gemacht…Horo machte ihn fertig!

In seinem Zimmer angekommen schmiss er die Schuhe in die Ecke, die er zuvor am Eingang nicht ausziehen konnte. Schließlich hatte er sich sofort vor Horo in Sicherheit gebracht.

Bason löste sich mit einem „Gute Nacht, Bocchama“ auf und tauchte auf dem Dach wieder auf, wo er die meiste Zeit der Nacht verbrachte.

Ren allerdings wusste, dass er keine gute Nacht haben würde. Genauso wie Horo, der ebenfalls in seinem Zimmer wach lag.

Doch wussten sie natürlich nicht, dass der jeweils andere kein Auge zutun konnte, weil die Gedanken an den anderen in ihrem Kopf spukten.
 

„Er ist immer noch nicht da.“, murmelte Horo enttäuscht, als er auf den Eingang sah. Ren’s Schuhe waren nicht ordentlich am Platz, wo sie Ren sonst immer hinstellte. Yukiko, die auf Horo’s Arm war, besah sich den Eingang zwar, konnte aber nichts komisches daran entdecken.

Viel mehr wollte sie wissen, wo ihr Vater war. „Vater?“

„Der ist anscheinend noch unterwegs.“

„Weg?“, wunderte sich Yukiko, da ihr Vater doch meistens Morgens da war. Wo war er bloß?

„Ja…aber er kommt bestimmt bald wieder.“, versuchte Horo sie und sich selbst aufzumuntern. Deshalb lächelte er und ging mit ihr in die Küche.

Doch je später es wurde, desto mehr Sorgen machte sich der Ainu und er hielt es kaum aus. Er musste ihn suchen gehen!

„Yuki-chan?“

Diese saß in ihrem Stuhl, mit vollem Mund und aß gerade eine Banane.

„Papa muss kurz weg. Ich hol Frau Ramura hierhin. Sie passt dann kurz auf dich auf.“

Völlig entsetzt schüttelte Yukiko den Kopf und schluckte ihren Bissen herunter. „Nein!“

„Ich komm schnell wieder, versprochen.“

„Nein!“ Keine Sekunde später kullerten Tränen ihre Wange herunter. Doch da Horo sie auf den Arm nahm, schrie sie wenigstens nicht dabei.

„Papa kommt schnell wieder und dann bring ich Vater mit.“
 

Kaum hatte Horo Yukiko noch einen Abschiedskuss gegeben und die Türe hinter sich geschlossen, fing sie wie auf Kommando an zu schreien. Die Dame, mittleren Alters, die auf sie Acht gab, erschrak dabei. Schließlich trug sie sie auf dem Arm und hatte mit so einem lautem Organ jetzt nicht gerechnet.

Sie hatte Yukiko schon oft gesehen, schließlich waren die beiden Jungs schon lange ihre Nachbarn. Aber allein auf Yukiko aufgepasst hat noch niemand, auch sie nicht.

„Hey, Yukiko. Nicht weinen, Papa kommt gleich wieder.“

Doch sie schrie weiter das Haus zusammen und auch leichtes Auf- und Abgehen half genauso wenig, wie das ruhige Zureden.

Bevor sie allerdings noch etwas zu der Kleinen sagen konnte, schlug plötzlich auf dem Gang eine Tür auf und ein wütender Chinese trat heraus.

„Horo! Wieso schreit sie schon wieder?“, schrie dieser umher, weil er nicht wusste, wo sich der Ainu befand.

Erst als Ren durch den Gang sah und am Ende dieses die Nachbarin erblickte, stockte er. „Was machen Sie denn hier?“

Leicht verdutzt stand sie da, sah zwischen ihm und der Haustüre hin und her und war leicht verwirrt. Der Chinese war die ganze Zeit hier gewesen?

Doch bevor sie antworten konnte, strampelte Yukiko sich aus ihren Armen und wurde schließlich auch auf den Boden abgesetzt. So schnell, wie ihre Beine sie trugen, rannte sie zu Ren und klammerte sich sofort an sein Hosenbein. „Vater!“

Sie schien mehr als erleichtert ihn zu sehen, allein weil die Nachbarin dann nicht auf sie aufpassen musste. Aber auch, weil Ren lange nicht mehr da war.

„Was ist los?“ Er hob sie hoch und ging ihr kurz durch die Haare. „Hör auf zu weinen.“

Wie auf Kommando schniefte Yukiko noch einmal, rieb sich Tränen aus dem Gesicht und lächelte.

Nun wendete sich Ren wieder der Nachbarin zu und machte auch ein paar Schritte auf sie zu. „Tut mir leid, nun nochmal: Wieso sind Sie hier?“

„Ihr Mitbewohner hat gedacht, Sie seien nicht Zuhause.“, erklärte die Nachbarin und nickte dabei.

„Und wieso holt er Sie dann? Wo ist der Baka überhaupt?“ Dabei sah er sich um und konnte den Ainu aber nirgends erblicken.

„Da Sie nicht nach Hause gekommen sind, so dachte er zumindest, hat er mich gebeten auf Yukiko aufzupassen. Damit er sich auf den Weg machen kann, Sie zu suchen.“

Nun war Ren mehr als erstaunt. Hatte sich der Ainu etwa solche Sorgen gemacht? Super…nun empfand er sogar sowas wie Schuld.

„Ok, danke. Ich werde mit Yukiko hierbleiben, vielen Dank für Ihre Mühe.“

„Ach was, kein Problem. Wenn Sie Hilfe brauchen, dann sagen sie mir ruhig Bescheid.“ Lächelnd verbeugte sie sich und verließ das Haus der dreien. Ren allerdings sah nachdenklich aus und mit seinen Gedanken überhaupt nicht anwesend. Auch Yukiko, die an seinem Oberteil zupfte, konnte ihn zuerst nicht erreichen.

Erst als sie ein lautes „Vater!“ von sich gab, kehrte er wieder in die Realität zurück.

„Hm?...Was ist?“

„Papa weg?“ Und es klang so, als wolle sie wissen, wieso zuerst er selbst und jetzt auch noch Horo weg war.

„Na ja…“ Während er in das Wohnzimmer ging, versuchte er selbst sich zu erklären, wieso Horo losgegangen war. „Anscheinend hat er mich nicht gesehen. Dabei hab ich die ganze Zeit in meinem Zimmer geschlafen.“

Dieser Baka, er hätte doch einfach nur im Schlafzimmer nachsehen sollen, wie so oft. Ausgerechnet heute platzte er mal nicht einfach rein.
 

Wieder vergingen Stunden, in denen Horo nun nicht zurückkam. Wo der der Idiot bloß? Suchte er etwa das ganze Land ab?

Yukiko rannte Bason hinterher und spielte mit ihm, während Ren nachdenklich am Fenster stand. Jetzt brachte er ihn auch noch ins Grübeln, was sollte das?

„Vater! Vater!“

Erst beim zweiten Mal drehte er sich um und blickte zu Yukiko runter, die in den Flur zeigte.

„Fon!“

„Fon?...“

Und da hörte er es, das Telefon klingelte. Als er an Yukiko vorbeiging, strich er ihr beiläufig über die Haare und lief dann zum Flur, um den Hörer abzunehmen. „Tao?“

Es meldete sich eine männliche Stimme, sehr sachlich und eher neutral klingend. Doch auf einmal fiel der Name eines Krankenhauses und Ren’s Herz blieb kurz stehen.

„Spreche ich mit Ren Tao?“

„Ja…“, kam es eher leiser von Ren. Dabei hatte er leicht die Augen aufgerissen. Irgendwie ahnte er, was nun kam. Doch er hoffte inständig, dass es nicht wahr war.

„Wir haben Ihre Nummer herausfinden lassen. Horohoro Usui liegt bei uns auf der Notfallstation.“

All right?

Man, sogar schon das nächste. Hab ich einen Lauf XD
 

Kapitel 12: All right?
 

Was für ein Baka. Einen größeren auf der Welt gab es nicht! Jetzt machte er sich auch noch Sorgen, um diese Eistölpel.

„Mach dir keinen Kopf, ich pass auf Yukiko auf.“

Ein Glück war Run immer sofort da, wenn man sie brauchte. Ein Anruf von Ren genügte und sie war innerhalb von kürzester Zeit da gewesen.

Natürlich hätte er Yukiko bei der Nachbarin lassen können. Aber dann hätte sie das ganze Dorf zusammen geschrien. Und Mitnehmen war auch keine gute Idee. Wer wusste schließlich, wie Horo aussah…

Bei diesem Gedanken machte er sich sogar noch mehr Sorgen und es ging ihm nicht gut dabei. Schnell verdrängte er die Bilder seiner Phantasie. Horo würde es gut gehen, sicherlich!

Er hatte sich bestimmt nur irgendwo wieder mal die Rübe angehauen und war so auf den Boden geknallt. Allein das soziale Engagement der Mitmenschen hatte ihn zur Vorsicht ins Krankenhaus gebracht.

„Ich bin so schnell wie es geht, wieder da.“

Eilig zog er sich den Mantel über, denn es war immer noch tierisch kalt. Schließlich war fast Dezember.

„Vater!“ Doch Yukiko wollte ihn anscheinend nicht gehen lassen. Denn auch wenn Run sie auf dem Arm hielt, streckte sie sich soweit sie konnte Ren entgegen, um doch noch auf seinen Arm zu kommen.

„Das geht nicht, ich kann dich nicht mitnehmen.“

„Nicht gehn!“ Ihr Schluchzen wurde lauter und die Tränen kullerten ihr über das Gesicht.

Diese wischte Ren noch einmal schnell weg und strich ihr über den Kopf. „Ich bin gleich wieder da. Ich muss Horo abholen.“

„Papa weg…“, schniefte die Kleine und zog eine Schnute, als würde die Welt untergehen. Für sie tat sie es auf jedenfall.

„Ja, noch ist er weg. Aber er hat sich weh getan und ich muss jetzt schauen, wie es ihm geht.“ Bei dieser Erklärung knöpfte er seinen Mantel zu und blickte dabei zu ihr. „Und dann komm ich wieder.“

„Papa aua?“ Völlig irritiert sah sie ihren Vater an und riss sogar etwas die Augen auf. „Nicht aua!“

„Deshalb muss ich jetzt nachschauen. Sei lieb bei Tante Run.“

„Ach, das kriegen wir schon hin. Bason ist ja auch noch da… Pass bitte auf dich auf. Ich hoffe wirklich, dass Horo nichts Schlimmeres passiert ist.“ Auch in ihrem Gesicht konnte man die Sorge sehen, wobei sie es noch eher zuließ, als ihr Bruder.

Doch auch ihm war es deutlich anzumerken. „Ach was! Vielleicht hat der sich wirklich nur irgendwo den Kopf gestoßen. Dann verpass ich ihm allerdings eine Kopfnuss, dass er noch eine Weile im Krankenhaus bleiben darf.“

Mit diesen Worten öffnete er die Türe, strich Yukiko noch kurz über den Kopf und nickte Bason und Run zu. „Bis nachher.“
 

Diese Krankenhäuser waren ihm nicht geheuer. Es war immer so weiß, steril und einfach eigenartig. Diese Atmosphäre allein schon… sie bedeutete schon nichts Gutes.

Er hatte sich an der Rezeption, wie von dem Arzt gefordert, gemeldet und wartete nun auf diesen unbequemen Wartestühlen im Wartezimmer.

Rechts schrie ein Baby, links murmelte ein alter Mann irgendwas mit sich selbst und gegenüber von ihm nieste einer ununterbrochen. Er musste hier raus, das war ja nicht mehr auszuhalten.

Hastig stand er auf und schlug die Türe, nicht ganz so laut, hinter sich wieder zu. So ein Stören konnte er jetzt erst recht nicht gebrauchen. Sein Kopf war sowieso schon dicht, da würden diese Geräusche nichts Gutes zu beisteuern können.

„Herr Tao?“

Eine männliche ruhige Stimme holte ihn aus seinen Gedanken. Sein Kopf wanderte wieder hoch und auch noch ein Stückchen höher. Der Arzt war sogar noch ein bisschen größer als Horo, trug den typischen Kittel, das Stethoskop und eine Akte unterm Arm.

„Richtig und Sie?“

„Dr. Kubata. Der behandelnde Arzt von Herrn Usui.“ Der Arzt verbeugte sich kurz zur Begrüßung, was Ren ihm gleichtat. Allerdings stand Ren fast schon steif da, innerlich angespannt, was nun los war.

„Wo ist er?“, brachte er allerdings nur etwas leiser heraus und ballte dabei leicht die Fäuste.

„Ihm geht es den Umständen entsprechend gut. Bei der Operation gab es keinerlei Komplikationen.“ Dabei sah der Arzt in seine Akten, um nicht noch etwas falsches zu sagen. Jemanden im Krankenhaus unerwartet besuchen zu müssen, war schließlich schon schlimm genug. „Aber er ist jetzt beim Aufwachen.“

„Moment mal, Operation? Was ist passiert?“

„Beruhigen Sie sich.“ Dabei drehte sich der Arzt etwas seitlich und streckte seinen Arm ein wenig in die Richtung eines Ganges. „Folgen Sie mir, ich werde es Ihnen auf dem Weg erklären.“

Ohne Widerrede, was selten der Fall war, folgte Ren dem Arzt und wartete ungeduldig auf eine Erklärung. Was hatte der Ainu gemacht?

„Passanten hatten ihn aufgefunden. Anscheinend hatte er einen Unfall.“

„Unfall?“

„Ja, aber nichts dramatisches. Keinen Verkehrsunfall oder ähnliches.“ Nun schmunzelte der Arzt sogar, was Ren nervig fand, ihn aber auch ein wenig beruhigte. Schließlich konnte es dann wirklich nicht so tragisch sein.

„Er wurde am Bahnhof aufgefunden, schon ohnmächtig. Ziemlich durchnässt und er hatte sich das Bein gebrochen.“

„Und das war die Operation?“, fragte Ren vorsichtig nach, woraufhin der Arzt nickte.

„Richtig. Er muss wohl gestürzt sein, dabei hat er sich aber auch die Bänder angerissen. Es konnte beides behoben werden, aber er braucht jetzt völlige Ruhe am operierten Bein. Das heißt keine Aktivitäten.“

*Was? Keine? Das hält der nie im Leben aus…* Ging es Ren sofort durch den Kopf. Horo schlief zwar gerne aus, aber genauso gerne war er unterwegs, powerte sich aus und beschäftigte sich. Das sollte jetzt nicht mehr gehen? Wie stellte sich der Typ im Kittel das vor?

„So, da wären wir.“ Er hielt vor einem Zimmer, mit der Nummer 513. „Sie können hinein, allerdings wird er noch nicht wach sein. Er sollte die nächste Zeit aber aufwachen.“

„Danke…ach und eine Frage noch.“

Als der Arzt sich schon wegdrehen wollte, sah er Ren nochmal wegen der Frage an. „Bitte?“

„Wie lange muss er ruhig liegen bleiben?“

„Ca. 6 Wochen. Aber er muss immer wieder zur Nachkontrolle kommen, damit wir weitersehen können. Und eine Woche sollte er noch bleiben, wegen dem Bruch. Rein zur Vorsicht.“

„6 Wochen…“, murmelte Ren etwas enttäuscht. Das wollte er jetzt nicht hören. 6 Wochen waren 6 zu viel! Das würde Horo nicht aushalten und wem würde der Ainu dann auf die Nerven gehen? Richtig, ihm!

Dezent verbeugten die beiden sich zum Abschied und erst als der Arzt um die Ecke verschwunden war, stellte sich Ren richtig vor die Türe.

Er hatte es nicht sofort gemerkt, aber er war erleichtert, dass es Horo nicht so schlimm getroffen hatte. Dennoch… für den Schrecken würde der Ainu bezahlen!

Sauer klopfte er an der Türe, vernahm aber keine Antwort. Horo pennte also noch.

„Baka…“, zischte der Chinese, öffnete die Türe grimmig und trat hinein. Doch als er Horo in dem Bett sah, sein gegipstes Bein hochgelegt und schlafend, da verflog doch etwas seine Wut. Horo sah verdammt friedlich aus, obwohl er grade eine Operation hinter sich hatte.

Nur langsam ging der Chinese auf das Bett zu und blieb, mit dem Blick auf Horo, stehen. „Dass du so einen Ärger machen musst.“

Kurz musterte er ihn, von unten bis oben, wobei er noch einzelne verbundene Wunde entdeckte. Besonders an Horos Stirn fiel der Verband auf. Das deutete noch mehr darauf, dass er sich den Kopf gestoßen hatte.

Seufzend nahm er sich einen Stuhl und ließ sich darauf fallen. Er war erledigt, total erschöpft, obwohl er nicht groß etwas gemacht hatte. Aber die Sorge hatte ihn anscheinend Kraft gekostet…

Ja, er hatte sich doch im Ernst Sorgen gemacht. Scheiße, wie tief war er bloß gesunken? Er machte sich Sorgen um den Baka!

Während er seine Arme verschränkte, schlug er die Beine übereinander und senkte den Kopf etwas.

Woran lag bloß diese Veränderung? So gut wie nie machte er sich um jemanden Sorgen, außer derjenige würde völlig hilflos irgendwo überfallen. Aber bei Horo war es anders.

Er hatte nicht erfahren, was genau mit dem Ainu passiert war und wahrscheinlich war dies das schlimmste gewesen. Was Horo genau passiert war und wie er verletzt wurde, das war ihm am Telefonat ungewiss gewesen.

Ja, er hatte sogar Angst gehabt…Das Schlimmste hatte er sich ausgemalt.

„So ein Baka…“, grummelte er eher leise, als auf einmal ein Murmeln vom Bett vor sich kam.

„Hey, so schlimm bin ich nicht.“

Erschrocken hob Ren seinen Kopf und weitete seine Augen etwas erstaunt. Er blickte direkt zu einem doch leicht grinsenden Ainu, der ihm auch noch auf sein Grummeln eine Antwort gegeben hatte.

„Horo…“ Irgendwie erleichterte es den Chinesen, dass der Ainu ihn angesprochen hatte. Seine Stimme beruhigte ihn nun vollkommen. Nur leicht ließ er eine Hand aus der Verschränkung der Arme los und grinste sogar etwas. „Da ist ja jemand wach.“

Doch bevor Horo ihm gut gelaunt antworten konnte, bekam er eine dicke Kopfnuss von Ren verpasst, der ihn laut anfauchte.

„Sag mal, tickst du noch sauber? Was soll der Scheiß? Was hast du für einen Mist wieder verzapft, he?! Nun sag schon.“

Mit schmerzverzehrtem Gesicht hielt Horo sich die riesige Beule und aus seinem Augenwinkel lief eine kleine Träne. „Aua! Ren, was soll das? Sei froh, dass es mir gut geht! Ich hätte tot sein können!“

„Ja klar, wer’s glaubt! Was hast du denn großes angestellt, dass du hättest sterben können?!“

Leicht verzog Horo den Mund und sah zur Seite, wirkte leicht beleidigt. „Ich hab einen gesuchten Kriminellen gejagt….AUA!“

Und wieder setzte es eine Kopfnuss von Ren. „Laber keinen Müll! Was war wirklich?“

„Na ja…“ Horo musste zugeben, es war nichts spektakuläres. Nein, es war eher peinlich, aber Horo-typisch. „Ich bin die Treppe runtergefallen.“

Ren war entsetzt. War Horo wirklich so dämlich? „Sag mal, hast du keine Augen im Kopf?!“

„Natürlich, was denkst du denn? Aber ich hab halt nicht auf alles geachtet!“

„Wie oft muss man dir sagen, dass man auf den Weg schaut, wenn man geht?!“

Nun verschränkte auch Horo die Arme, beachtete seine Beule auf dem Kopf nicht mehr und sah beleidigt weg. „Was kann ich denn dafür, wenn ich einen Baka suche und dann leider nicht auf den Weg achte….“ Da fiel ihm plötzlich etwas ein und leicht grimmig sah er zu dem Chinesen. „Sag mal, wo warst du die ganze Zeit?“

Und wieder bekam Horo eine Kopfnuss, dessen Resultat er sich schmerzend hielt. „Hallo? Geht’s noch?!“

„Baka, du hättest nur in meinem Zimmer nachschauen müssen. Ich bin die ganze Nacht und den ganzen Morgen im Bett gewesen!“

Völlig verdutzt blinzelte Horo ein wenig und war sichtlich verwirrt. „Was?...Und…deine Schuhe?“

„Die hab ich in mein Zimmer geschmissen, weil ich so müde war!“, meckerte Ren sichtlich genervt und knurrte sogar etwas. „Du bist echt so ein Baka!“

Doch plötzlich wurde Horo ziemlich still, ließ sich erschöpft ins Kissen fallen und sah an die Decke. Lange herrschte Schweigen, wobei Ren eigentlich ein wenig verwirrt war, wieso Horo nun schwieg. Auf einmal grinste dieser aber und ging sich durch die Haare.

„Bin ich froh…“

„Häh?“ Ren zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme. Was sollte das jetzt von dem Baka, was meinte er damit?

„Und ich hab schon gedacht, du wärst abgehauen… Aber du hast einfach nur lang gepennt.“ Er sah sichtlich erleichtert aus, denn schließlich hatte er sich tierische Sorgen um Ren gemacht und ob er je wieder zurückkommen würde. „Ich hab gedacht, du wolltest mich nicht mehr sehen und würdest nicht wiederkommen.“

Erstaunt beobachtete Ren den größeren, wie er erleichtert gen Decke sah. War das wirklich seine Sorge gewesen? Dass er nicht wiederkam? Lag ihm etwa so viel daran?

„Hast du mich deswegen gesucht?“, fragte er etwas leise und den Kopf leicht weggedreht.

„Natürlich!“, platzte es aus Horo heraus, als sei es selbstverständlich. „Ich hab mir Sorgen gemacht, genauso wie Yukiko. Deshalb hab ich dich gesucht, bin sogar zum Bahnhof.“

*Deshalb war er also da….Er dachte ich haue ab?*, dachte sich Ren, blickte aber immer noch weg.

„Na ja und da gibt es doch diese lange Treppe, die von draußen zur U-Bahn führt… Die oberen Stufen waren nass vom Regen und ich hab nicht auf den Weg geachtet. So…“

„So bist du gefallen und hast dir das Bein gebrochen…Super!“, meinte Ren ironisch und verschränkte die Arme. „Das hättest du ruhig für dich behalten können, jetzt fühl ich mich auch noch ein bisschen schuldig. Vielen Dank auch.“

Aber ein bisschen war untertrieben. Er fühlte sich mehr als schuldig. Wäre er hörbar oder früher nach Hause gekommen, wäre Horo nicht losgelaufen, um ihn zu suchen.

„Ach was, wie du schon sagtest, ich hätte ja auch nachsehen können. Auch wenn du mir verboten hast, in dein Zimmer zu platzen.“

„Pah, du scherst dich doch sonst nicht um Verbote!“ Und da hatte Ren mehr als Recht, das fiel auch Horo auf einmal auf.

Er hatte nie wirklich auf Verbote und Regeln geachtet, nur an diesem Tag. War er so durcheinander gewesen? Oder hatte er sogar Angst gehabt, dass er Ren nicht im Zimmer sehen und es dann noch schmerzhafter hätte werden können? Vielleicht war er nur zu verwirrt gewesen, als dass er seinen Gewohnheiten nachgehen konnte. Es war alles möglich.

„Tut mir leid.“

Erstaunt blickte Ren auf, sah den Ainu leicht lächeln aber auf die Bettdecke herunterschauen.

„Was?“

„Ich hab gesagt, tut mir leid.“

„Ich hab’s gehört. Aber warum?“

Wieder herrschte Stille im Raum, während Ren auf eine Antwort wartete und Horo anscheinend nach dieser suchte.

„Ich glaube…wegen allem. Dass ich nun im Krankenhaus liege, völlig nutzlos eigentlich mit diesem Bein. Weil ich euch Sorgen gemacht hab und… wegen dem von gestern.“

Und erst da erinnerte sich Ren an die Situation am Morgen, an den Kuss, der beinahe entstanden war. Schlagartig wurde er etwas rot, da ihm wieder die Bild in den Kopf schossen. Was sollte er jetzt darauf antworten? Dieses Thema war einfach…

„Schwierig oder?“

Als Horo seinen Gedanken noch weiterführte, erschrak der Chinese noch mehr. Etwas sagen konnte er jetzt noch weniger. Wie denn auch?

„Was….meinst du?“, murmelte Ren eher und vermied den Blickkontakt zu Horo, der ihn nur leicht angrinste.

„Seitdem das im Bad passiert ist…mein ich. War eigenartig oder?“

Plötzlich stand Ren auf und stellte sich mit verschränkten Armen, mit dem Rücken zu Horo. Er wollte nicht unhöflich sein, auch wenn ihm das gerade egal war. Aber er war plötzlich total rot im Gesicht, was er Horo auf keinen Fall zeigen wollte!

„Ren?“

„Vergessen wir das einfach!“, kam es plötzlich von diesem, der aber immer noch mit dem Rücken zu ihm stand.

Doch Horo war mehr als verdutzt. Er verstand den Chinesen jetzt überhaupt nicht. Vergessen? Einfach so? Was war denn mit dem Chinesen los?

„Du hast Scheiße gebaut, auf jedenfall und das find ich unerhört…Aber ich war an dem Unfall nicht ganz unbeteiligt.“, erklärte er, doch recht ruhig. Doch er drehte sich nicht zu dem Ainu um, blieb an Ort und Stelle stehen und lief rot an.

„Hm…vergessen?“, wiederholte Horo leise, mit dem Blick auf Ren. Sofort nickte er aber, er wollte nichts anderes, als dass es wieder wie vorher war. „Abgemacht. Vergessen!...Worüber haben wir uns nochmal gestritten?“

Erst als Horo lachte, drehte sich Ren langsam um und schüttelte den Kopf. „Baka.“

Die Arme aus der Verschränkung gelöst, schloss er seinen Mantel wieder und drehte sich leicht zur Türe. Allerdings behielt er den Blick noch auf Horo. „Also dann…“

„Moment mal! Was wird das?“, brachte Horo schockiert von sich und seine Gesichtszüge entgleisten.

„Was wohl. Ich geh nach Hause. Run ist mit Yukiko allein…“

„Du willst mich hier im Ernst alleine lassen?! Geht’s noch?“ Völlig entsetzt krallte sich Horo in die Bettdecke und sah Ren flehend an. „Nimm mich wieder mit nach Hause!“

„Nichts da. Der Arzt hat gesagt, dass du noch eine Woche hierbleiben musst.“

Völlig entsetzt entgleisten seine Gesichtszüge nun komplett und sein Unterkiefer klappte runter. „EINE WOCHE?!“

Da der Ainu so gebrüllt hatte, musste sich Ren die Ohren zuhalten. „Nun hör aber auf! Du schreist alles zusammen!“

„Aber aber aber aber….“

„Ich komm morgen wieder vorbei. Zufrieden?“

Hörbar schniefte Horo, krallte sich aber weiter in die Decke. „Wirklich? Du lässt mich hier nicht verrecken?“

„Baka!“ Den Kopf schüttelnd, ging er zur Türe und öffnete sie einen Spalt. Doch drehte er sich nochmal leicht zu dem Ainu, der traurig im Bett saß. „Erhol dich, vielleicht kannst du dann schon früher raus.“

Mit diesen Worten verließ er das Zimmer, mit einem guten Gefühl, dass es Horo wieder gut ging.

Und auch wenn dieser es hasste allein im Krankenhaus zu bleiben. So war er doch unendlich froh, dass Ren nicht weggegangen war und dass er ihn sogar am nächsten Tag besuchen würde.

One Kiss, Please!

"Wann kommt er eigentlich wieder?“

„Übermorgen darf er wieder raus. Das wird er noch aushalten müssen.“

Ren konnte von Glück sagen, dass er so eine hilfsbereite Schwester hatte. Seitdem Horo im Krankenhaus war, half sie Ren im Haushalt und kümmerte sich um Yukiko, so gut es ging. Denn am liebsten war sie natürlich bei Ren und vermisste ihren anderen Daddy, der noch im Krankenhaus lag. Demnach war sie nicht die ruhigste und schrie gut und gern mal ein paar Stunden.

Für heute hatte sich sogar Horo’s Schwester Pilica zur Hilfe angeboten und kam am Morgen schließlich auch vorbei. Ren stand gerade in der Küche und packte ein paar Sachen ein, die Pilica mitgebracht hatte. Horo musste schließlich versorgt werden, so dachte sie.

„Und vergess bitte nicht den Tee. Der bringt alle schnell auf die Beine!“

„Mach ich.“, leicht genervt packte Ren auch noch die Thermoskanne mit dem Tee ein. Denn wiedermal, wie die letzten Tage immer, machte er sich auf den Weg zum Krankenhaus. Schließlich hielt es Horo nicht anders aus.

„Ob er wieder die Krankenschwestern genervt hat? Mit ihm haben die Armen sicherlich keine ruhige Nachtschicht.“, lachte Pilica und drehte sich zu Run, die ihren Kaffee am Tisch trank.

„Ein Glück kommt er bald wieder nach Hause. Yukiko vermisst ihn auch schon sehr.“

Demonstrativ streckte diese die Arme hoch, während sie neben Ren auf dem Boden stand und zu diesem hochsah. Anscheinend wollte sie wieder mit ins Krankenhaus. Doch wie die Tage zuvor würde Ren sie auch dieses Mal hier lassen. Er wollte nicht, dass sie Horo noch mehr auf dumme Gedanken brachte, sodass er wild rumtoben konnte. Und wenn sie kurz unbeaufsichtigt war, könnte sie in einem Krankenhaus alles auseinander nehmen. Das Risiko war zugroß.

„Warte, Kleines.“ Nachdem der Chinese den letzten Rest in die Tüte gepackt hatte, nahm er die Kleine auf den Arm und nahm die Tüte von der Küchentheke. Mit beidem ging er Richtung Türe, schlüpfte in die Schuhe und setzte Yukiko auf einer breiten Kommode ab, auf der sie sitzen blieb.

„Auch!“

„Nein, Yukiko. Du kannst nicht mit.“, versuchte Ren ruhig zu erklären, doch Yukiko protestierte weiter, indem sie einen drauf setzte und weinte.

Seufzend nahm er sie auf den Arm und strich ihr über den Kopf. „Hör auf zu weinen, meine Güte. Ich bin doch nicht ewig weg.“

„Du musst sie verstehen.“, lächelte Run und legte die Handflächen aneinander. „Sie vermisst Horohoro doch einfach.“

„Jaja…ich weiß.“

„Will Papa! Mit!“ Ihr Schluchzen wurde lauter und sie klammerte sich an den Mantel von Ren, um ja mitzukommen.

Vorsichtig nahm Run die Kleine von ihm, damit er los konnte. Er wollte sowieso schon längst unterwegs sein. „Yukiko-chan. Beruhig dich. Papa kommt doch bald wieder nach Hause.“

Irgendwann hatte sie es geschafft, Yukiko auf ihrem Arm zu halten. Doch das Geschrei hörte nicht auf.

„Oh je….“, seufzend schüttelte Ren den Kopf und wendete sich gen Haustüre.

„Ach Ren? Kannst du mir einen Gefallen tun?“, unterbrach Pilica ihn und grinste irgendwie hinterhältig.

Irritiert zog Ren eine Augenbraue hoch und drehte sich leicht zu ihr. „Hm? Einen Gefallen?“ Was sollte er ihr für einen Gefallen tun?

„Sagst du Horo bitte, dass er so einen Mist nicht mehr machen soll? Und gibst ihm einen Kuss von mir?“

„BITTE WAS?!“ Entsetzt starrte der Chinese die Blauhaarige an und schüttelte sofort den Kopf. „Geht’s noch? Das mach ich niemals!“

„Nun komm schon.“ Doch alles Betteln von Pilica half nichts. Ren blieb stur.

„Ich auch!“, erklang Yukiko plötzlich, die ihre Arme hochstreckte und nickte. „Auch!“

Alle Gesichter wanderten zu ihr, als sie gackernd nickte. Pilica und Run lachten, während Ren aber wiedermal leicht entsetzt war.

„Was…meinst du?!“

„Soll Ren Horo auch einen Kuss von dir geben?“

Und auf Run’s Frage hin nickte Yukiko freudig. „Ja!“

„Nein nein nein!“ Mit diesen Worten drehte sich Ren Kopf schüttelnd wieder zur Türe und öffnete sie direkt. Er würde Horo doch keinen Kuss geben! Niemals! „Bis nachher.“

Nachdem Ren die Türe geschlossen hatte, sahen Run und Pilica sich grinsend an.

„Ich geb ihnen noch eine Woche.“

„Eine Woche?“, fragte Run nach und schüttelte den Kopf. „Ich geb ihnen nicht mal den heutigen Tag.“
 

„Sogar der Tee!“ Mit strahlenden Augen packte Horo die Tüte aus, die Ren ihm auf das Bett geschmissen hatte. Es war so öde im Krankenhaus und da war so eine Überraschungstüte mehr als Abwechslung.

„Ich hab vorhin mit den Schwestern gesprochen.“, grummelte Ren sogar leicht, als er sich hinsetzte, die Amre verschränkte und Beine übereinanderschlug. Er sah Horo leicht grimmig an, wobei dieser darauf gar nicht achtete.

„Ja und?“

„Sie sagten, du hast alle 10 Minuten nach ihnen geklingelt!“

Nun schreckte Horo auf, wedelte sogar mit den Händen vor sich, um seine Tat herunterzuspielen. „Na ja, so schlimm war das nicht! Ich mein…REEEEN, es ist so langweilig hier!“

„Baka! Nachts sollst du schlafen und nicht spielen!“

Leicht verzog der Ainu den Mund und widmete sich wieder seiner Tüte. Grinsend nahm er sich ein paar Hefte, die Run eingepackt hatte und blätterte sie kurz durch. Run und Pilica waren einfach klasse. Ohne sie, würde er sich tierisch langweilen.

„Sorry, kommt nicht wieder vor. Heute Nacht schlaf ich durch.“

„Das will ich hoffen. Die Krankenschwestern sind langsam genervt. Und ich muss es dann wieder ausbaden und erklären.“

Doch Horo schien ihm garnicht mehr zuzuhören. Grinsend und überglücklich widmete er sich weiter der Tüte, aus der er auf einmal ein Blatt rausholte, mit vielen Farben drauf. Ein wirkliches Bild oder irgendwelche Formen waren nicht zu erkennen. Anscheinend hatte jemand einfach ein paar Stifte ausprobieren wollen und Kreise gezogen.

„Yukiko hat nicht nur auf dem Blatt gemalt.“, erklärte Ren und senkte den Kopf etwas. „Bis wir den Boden wieder sauber hatten, vergingen Stunden.“

Völlig entzückt sah Horo auf das Bild und freute sich, wie ein Honigkuchenpferd. „Wie lieb von ihr. Sie hat mir ein Bild gemalt.“

„Sie hat’s einfach so gemalt, ohne Hintergedanken.“

Leicht plusterte Horo die Backen auf, bevor er auch noch die Zunge rausstreckte. „Nun lass mir doch die Freude, du Miesepeter.“

Kurz verdrehte Ren genervt die Augen, musste aber dann schmunzeln. Dieses beleidigte Gesicht von Horo war einfach zu komisch.

Doch in seinen Gedanken vertieft, hörte er nicht, wie Horo ihn schon mehrmals angesprochen hatte.

Bis dieser auf einmal fast schrie: „REN-CHAN!“

Aufgeschreckt, wegen dem Namen, schaute Ren grimmig zu dem Ainu. „Was?“

„Sag mal, bist du in irgendeinem Universum oder was ist los?“

„Red‘ keinen Müll! Ich ignorier dich eben manchmal.“ Fast schon überheblich, wie er es eben konnte, sah Ren zur Seite und brach so den Blickkontakt zu Horo ab.

Dieser war völlig entsetzt, wedelte mit den Armen und zog erschrocken die Luft tief ein. „Du ignorierst mich!? Ich glaub ich spinne! Ich hab gedacht, du wärst von uns beiden derjenige, der auf Höflichkeit achtet…“

„Bei dir doch nicht.“, unterbrach ihn Ren und grinste fies dabei, dennoch leicht.

Nun war Horo total beleidigt. Mit aufgeplusterten Backen krallte er sich ein kleines Kissen und schmiss es auf Ren, der damit nicht rechnete. So wurde er genau im Gesicht getroffen.

„Baka!“, brüllte der Chinese und wirkte nun nicht mehr so arrogant. Sondern einfach nur sauer. „Was soll das denn?“

Doch Horo streckte nur breit die Zunge raus und grinste dabei. „Bäh! Hat der große Herr Tao was aufs Gesicht gekriegt?“

Und schon wieder flog das Kissen, dieses Mal auf Horo zu und traf ihn ebenfalls im Gesicht.

Es artete eine Kissenschlacht aus, die auch eine Weile brauchte und immer heftiger wurde.
 

„Super und wer darf nun aufräumen?“ Mit diesem Satz endete die Kissenschlacht, während immer noch Federn aus dem kaputten Kissen zu Boden schwebten.

„Öhm….die Krankenschwestern?“, lachte Horo unschuldig und ließ sich in das noch heile Kissen hinter sich fallen. Grinsend verschränkte er die Arme hinterm Kopf und sah zu Ren rüber. „Sieht doch gar nicht so schlimm aus.“

„Baka.“ Zischend erhob sich der Chinese, pustete sich eine Feder aus dem Gesicht, die sich gerade auf seine Nase legen wollte und sah danach sauer zu dem Ainu. „Das kannst du den Krankenschwestern schön allein erklären.“

Binnen Sekunden veränderte sich Horo’s Mimik in einen geschockten Ausdruck und er wirkte mehr als entsetzt. „Was? Nein. Das geht nich.“ Theatralisch begann er zu flennen und faltete bittend die Hände. „Ren-chan. Wenn ich denen das sage, dann schreien die mich an! Ich bin denen doch schon so zu laut.“

„Tja, das ist nicht mein Problem.“

„Ren-chan!“

Wütend drehte sich Ren nochmal zu dem Ainu um, als er ihn weinerlich gerufen hatte. „Nenn mich nicht so, Baka!“ Und dabei kassierte Horo auch noch eine Kopfnuss.

„Aua!“ Mit einer Träne im Augenwinkel, hielt er sich seine große Beule und sah geknickt auf die Bettdecke runter.

Eine ganze Weile herrschte Stille im Raum und keiner bewegte sich. Auch Ren blieb, mit dem Rücken zu Horo, stehen und machte auch keine Anstalten zu gehen.

Nur langsam hob Horo seinen Kopf, um den Chinesen zu mustern. War irgendwas mit ihm? Wollte er nicht gerade gehen?

Als Ren seine Arme verschränkte, erhob er seine Stimme wieder, die versuchte etwas böse zu klingen. Was aber nicht so ganz funktionierte. „Fast hätt ich was vergessen. Ich soll dir noch was geben.“ Zum Glück konnte Horo nicht sehen, wie Ren rot anlief, wegen dem, was er gerade sagte.

„Mir was geben? Was denn?...Oh eine Überraschung?“ Wie ein kleines Kind klatschte Horo in die Hände und hatte schon die Kopfnuss ganz vergessen. „Nun sag schon, was ist es?“

„Augen zu!“ Der Chinese glaubte es nicht. Was machte er hier? Er würde doch jetzt nicht wirklich… Aber ehe er sich versah, hatte er sich umgedreht und zu Horo geschaut, der die Augen grinsend geschlossen hatte. Was tat er hier? Er wollte das doch garnicht!

Aber er konnte seine Schritte nicht steuern, seine Beine bewegten sich automatisch zum Bett.

„Boah bin ich gespannt.“, murmelte Horo begeistert und richtete das Gesicht ein wenig nach oben, da Ren größer war als er. Allerdings sah er nicht zu ihm auf die Seite, sondern eher Richtung Decke.

„Ich soll dir was von Pilica geben.“, nuschelte Ren doch eher, sah kurz zur Seite, bis er sich vorsichtig zu Horo runter beugte, der sich immer noch ncht regte. Er merkte anscheinend wirklich nichts.

*Was tue ich hier? Beweg dich weg! Das endet im Chaos! Geh weg…* Doch seine Gedanken brachten nichts. Keine Sekunde später hatte er Horo einen Kuss auf die Stirn gegeben und danach leise gesagt „Der war von Pilica.“

Horo blieb wie erstarrt dort sitzen. Was hatte Ren da getan? Das war ein Traum, das musste ein Traum gewesen sein… Sowas machte Ren einfach nicht. Aber wenn dies ein Traum war, dann wollte er nicht aufwachen.

Deshalb und weil er Angst hatte, dass Ren ihm sonst eine scheuern könnte, auch wenn er nichts getan hatte, ließ er seine Augen geschlossenen.

Plötzlich spürte er Ren’s Lippen aber schon wieder, dieses Mal auf seiner Wange. Und immer noch öffnete er seine Augen nicht. Ein Traum, einfach nur ein Traum, aber er war so real.

„Der war von Yukiko.“ Das war Ren’s Antwort auf den Kuss und ein Glück hatte der Ainu die Augen zu. Denn sonst würde ihm das rote Gesicht von Ren nicht entgehen, es war nicht zu übersehen.

*Ich muss verrückt sein…was tue ich hier….* Doch kaum hatte Ren diesen Gedanken zu Ende gedacht, öffnete er leicht seine Augen und sah Horos erstaunte Mimik, trotz geschlossener Augen. Er konnte sich nicht halten. Irgendwas in ihm wollte mehr, beängstigend mehr… Aber er konnte sich nicht erklären was.

Bevor er aber nachdenken konnte, lagen seine Lippen bereits auf Horos, der erstaunt die Augen aufriss.

Ren allerdings hatte sie geschlossen, weshalb sich ihre Blicke nicht trafen. Der Kuss war auch zaghaft und ihre Lippen berührten sich auch nur zart. Doch sie berührten sich.

Allein diese Erkenntnis ließ Horo entspannen und seine Augen wieder schließen. Diesen Augenblick hatte er sich schon die ganze Zeit gewünscht. Mehr als alles andere und nun geschah er.

Und Ren hatte den ersten Schritt gemacht. Ren! Das war doch unmöglich, das konnte nicht stimmen. Doch die Lippen auf seinen bewiesen das Gegenteil, es war real.

Dem Chinesen ging nichts durch den Kopf. Das erste Mal hatte sein Verstand einfach nachgegeben und nun kam sowas dabei raus.

Nur langsam entfernte sich Ren von Horo, blieb allerdings mit geschlossenen Augen nah an seinem Gesicht. Er konnte dabei noch den Atem des Ainu spüren.

„Und…von wem war der?“, hauchte Horo leise, öffnete dabei nur leicht die Augen.

Als Ren diesen Satz hörte, war sein Gedächtnis noch nicht ganz wieder da und er antwortete ohne zu überlegen: „Von mir.“ Genauso leise, wie Horo zuvor gefragt hatte.

Genau in dieser Sekunde kam Ren wieder zu sich, riss die Augen auf und erhob sich blitzschnell. Hochrot lief er an und schüttelte den Kopf.

Er war bekloppt, total bescheuert… Was hatte er getan? „Ich…geh jetzt.“ Hastig nahm er seinen Mantel vom Stuhl und machte große und hastige Schritte zur Türe.

„Ren warte!“

Erstaunlicherweise blieb Ren an der Türe stehen, mit der Hand auf der Klinke, aber dem Rücken zu Horo.

Dieser wusste, dass dem Chinesen das ziemlich peinlich war und er wollte ihn nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. Aber er wollte wissen, wie Ren über den Kuss dachte. War er sauer? Empfand er es als Fehler? Würde er sogar Horo nun ausweichen?

„Holst….holst du mich morgen ab?“, fragte Horo vorsichtig, um nichts falsches zu sagen.

Ohne seinen Blick zu Horo zurück zu schwenken, öffnete er die Türe und ging einen Schritt. Doch plötzlich blieb er stehen und hielt inne. Die Stille ging durch den Raum, bevor er leise aufseufzte. „Sicher, sonst findest du ja nicht Heim.“ Es kam sehr leise und auch eher seufzend, doch es war ein Zeichen, dass Ren nicht sauer schien.

Mit diesen Worten verließ Ren auch das Zimmer und schloss die Türe hinter sich.
 


 

Ich weiß ja nicht mehr, wo es diese Szene mal im Fernsehn gab. Aber ich fand sie so süß, dass ich sie direkt übernehmen wollte. Das ist jetzt schon einige Monate her XD Aber ich habs nicht vergessen.

Admission

„Reeeeeeeeen!“

Nicht schon wieder. Wie oft wollte der Ainu eigentlich noch rufen?

„REEEEEEEEEEN!“

„ICH HAB DICH GEHÖRT!“ Wütend kam der Chinese ins Wohnzimmer gestapft und sah zornig zu Horo, der auf dem Sofa lag. „WAS?“

Dieses Zischen amüsierte den Ainu so sehr, dass er sich das Lachen wirklich verkneifen musste. Stattdessen zog er eine Schmolllippe und sah Ren mit einem Dackelblick an. „Ich hab Hunger.“

„Spinnst du? Du hast erst vor einer Stunde was gehabt!“

„Aber das ist eine Stunde ohne essen! Reeeeeeen.“

Gequält hielt sich dieser die Ohren zu, kniff dabei die Augen zusammen und drehte sich wütend um. „Du FRESSSACK!“

„Hihi…Danke Ren-chan!“ Denn Horo wusste, dass Ren nachgegeben hatte. Auch wenn er mal wieder zu härteren Mitteln hatte greifen müssen. Seinem lauten Organ entkam aber niemand!
 

4 ganze Wochen ging dies nun schon so und es schlug Ren immer mehr auf die Nerven. Je mehr Stunden vergingen, desto mehr sehnte er sich den Zeitpunkt von Horo’s Genesung herbei.

Grummelnd und fast schon zerstörerisch schmierte er Horo wieder mal ein paar Brötchen. Lange konnte und wollte er das nicht mehr weiter so machen. Das war verdammt nochmal Horo’s Aufgabe. Er war die Hausfrau, nicht er, der große Tao!

„Reeeeeen?! Wo bleibst du denn?“

Mit dunkler Miene begab sich Ren wieder zurück ins Wohnzimmer, in der Hand den Teller mit den Brötchen und tötete Horo mit seinem Blick schon fast.

„Ren…hör bitte auf so zu schauen.“ Leicht hob Horo seine Hand schützend vor sich. Denn niemand wusste, wann der Chinese explodieren konnte. „Du machst mir Angst.“

„Ach ja?! ICH mach dir Angst? Wieso denn?“, fragte er recht ironisch, aber immer noch sauer. Dabei ließ er das Tablett mit den Brötchen einfach so von oben auf den Couchtisch fallen und drehte sich wieder um.

„Danke Ren-chan!“

„Schnauze!“ Auch wenn Horo ihn mit lieber Stimmlage ansprach, Ren konnte und wollte nicht wieder runterkommen.

„Reheeeeeeeeen! Wo gehst du hin?“

Langsam wurde Horo’s Stimme ihm zu viel. Sie wurde nervig! „Yukiko abholen.“

„Ich will mit ins Café!“

„Ich geh keinen Kaffee trinken. Ich geh sie nur abholen, du Idiot!“

Mit diesen Worten schnappte Ren sich seinen Mantel und knallte die Haustüre hinter sich zu. Horo, der zuvor den Mund aufgemacht hatte, um etwas zu sagen, saß, wie ein kleines Kind, schmollend auf dem Sofa und starrte zur Wohnzimmertüre. „Baka…“
 

„Da bist du ja schon.“ Run war mehr als verwundert, weshalb sie auf die Uhr sah. „Wollten wir uns nicht erst in einer halben Stunde treffen?“

„Ich musste raus!“ Das war der einzige Satz den Ren sagte, als er seinen Mantel in dem Café auf hing und sich auf den Stuhl gegenüber von Run hinsetzte. Seine Stimme und seine Mimik verrieten ihr schon, dass er mehr als schlechte Laune hatte.

„Genervt?“

„Mehr als das!“ Ren schloss seine Augen, verschränkte die Arme und ließ den Kopf etwas hängen. Erst nach ein paar Minuten öffnete er seine Augen einen Spalt, um die Kellnerin zu mustern, die nun an den Tisch trat.

„Was darf es sein?“

„Milchkaffee und ja nicht zu wenig Milch!“

„Ähm…natürlich.“ Ein wenig erschrocken und eingeschüchtert von Ren’s Laune begab sich die Kellnerin zurück zu den Thresen.

„Oh man Ren, du hast ja mehr als miese Laune. Was ist passiert?....Oh Moment, lass mich raten. Horo?“

„Wenn du es schon weißt, wieso fragst du?“

„Ren! Nun hör auf mich so grimmig anzusehen! Ich bin deine Schwester, an mir…“

Doch bevor Run ihre Predigt fortführen konnte, erklang ein recht deutliches und lautes ‚Vater‘ von der Seite. Aus der Yukiko kam und schon beinahe auf Ren zustürzte.

Als sie sich an sein Bein klammerte und zu ihm hochsah, legte er eine Hand auf ihren Kopf und strich ihr durchs Haar. Von einer Sekunde auf die andere konnte Run einen Stimmungswechsel im Gesicht ihres Bruders erkennen, der ihr Angst machte.

Sofort als Yukiko zu ihm gelaufen war, nein, sogar als er sie nur gehört hatte, hatte sich seine Mimik entspannt und kaum Ärgernis konnte erkannt werden.

„Oh Gott, Ren. Das ist so niedlich!“

Verdutzt blickte Ren wieder auf, als er Yukiko auf den Schoss nahm und seine Schwester grade wieder so eine Art Niedlichkeits-Quietsche-Angriff hatte.

„Was?“

„Du und die Kleine. Ach…du bist so ein toller Vater.“

Seufzend ließ Ren kurz den Kopf hängen und sah erst auf, als die Kellnerin mit seiner Bestellung kam.

„Ihr Milchkaffee, der Herr.“

„Danke.“ Schon fast murmelnd bedankte sich Ren, nahm die Tasse und gönnte sich einen Schluck zur Beruhigung. Irgendwie war er heute ziemlich angespannt…lag es an der Situation Zuhause?

„Hier Yukiko, die Kekse sind eben gekommen.“ Lächelnd schob Run die Kekse über den Tisch, sodass Yukiko eifrig zulangen konnte.

„Jaaaa!“

„Yukiko?“ Ein wenig mahnend sah ihr Vater zu ihr runter, lächelte dabei aber etwas. Er wollte nur etwas hören, das er ihr beigebracht hatte.

Grinsend fiel ihr ein, was er wollte, nickte und sah Run nun fröhlich an. „Danke Tante Run.“

Völlig entzückt legte Run ihre Hände an die Wangen. „Ah Yukiko. Du bist so niedlich.“

Schmatzend hörte sie ihrer Tante aber nicht mehr so wirklich zu, schleckte sich eher die Finger ab, an denen noch Krümel und Schokolade klebte.

„Sag mal Ren, was ist los mit dir?“

Total erstaunt wandte Angesprochener seinen Kopf zu seiner Schwester und zog eine Augenbraue hoch. „Hm? Was soll sein?“

„Na du bist wegen Horo irgendwie sauer, oder? Zumindest verhältst du dich so. Was ist los? Nun komm, ich bin deine Schwester, sag’s mir.“

Wieso konnte Run sowas sehen? Waren das geheime Große-Schwestern-Fähigkeiten? So eine Art innerer Detektor für Probleme?

„Was für Probleme bedrücken dich?“

„Das sind keine Probleme…“ Dabei schaute er leicht zur Seite und verzog etwas den Mund, während er Yukiko auf seinem Schoß festhielt. „Es… ist auch nichts großes.“

„Reeeeeeeeen….“ Musste sie seinen Namen so langziehen? Das fühlte sich so an, als würde sie sich langsam in ihn hineinbohren…unheimlich!

„Es ist…da was vorgefallen und ich weiß nicht, was für ein Teufel mich geritten hat.“

„Nun mach’s nicht so spannend! Was ist?“

Nur langsam schaute Ren zu seiner Schwester, dabei leicht rot um die Nase. Irgendwem musste er es schließlich erzählen, sonst ging er kaputt. „Ich….hab Horo geküsst.“

Stille. Es kam ihm sogar so vor, als würde das komplette Café still sein, nur wegen seinem Satz. Deshalb blickte er auch schleunigst weg, um Run’s Blick nicht sehen zu müssen.

„M….mo….moment. Was hast du gesagt? H…horo?!“

„Ja verdammt….was mach ich denn jetzt?!“

Doch anders als Ren, war Run völlig begeistert. Nur musste sie dies erst nach außen hin zeigen, denn sie freute sich innerlich wie wild. „Oh ist das süüüüüüüß!“

Schockiert riss Ren die Augen auf, ließ sogar beinahe Yukiko fallen und schüttelte den Kopf. „WAS? Süß? RUN! Ich weiß nicht weiter und du findest das süß?“

„Ja, unheimlich!“ Doch leider musste sich Run schnell wieder beruhigen, weil ihr Bruder anscheinend nicht so überzeugt war. „Du…freust dich anscheinend nicht?“

„NEIN! Wieso sollte ich?! Ich hab nen Jungen geküsst, Horo!“

„Na, besser als einen wildfremden oder?“

„Run! Das ist nicht lustig!“

Und trotzdem musste diese kichern. Sie freute sich einfach so für Ren, er schien glücklich. Auch wenn ihn die Situation verwirrte. „Wann ist es denn gewesen? Gestern Abend? Heute Morgen?“

„Vor vier Wochen.“

Schon wieder Stille. Doch dieses Mal war Run entsetzt überrascht. Nur noch das leichte Kauen von Yukiko, die die Kekse futterte, war zu hören.

„WAS? VIER WOCHEN?! Wann soll das denn gewesen sein? Da lag Horo doch…. Ah, verstehe… Du hast ihn ihm Krankenhaus….“

„Ja! Du brauchst es nicht noch aussprechen.“

„Aber Ren!“ Entsetzt schüttelte Run den Kopf. Sie hatte kein Problem mit dem Kuss. Im Gegenteil, sie fand es süß. Aber…. Dieser Zeitraum… „Ren! Was habt ihr die 4 Wochen jetzt bitte gemacht?“

„Ich musste die Hausfrau spielen!“, meinte Ren beleidigt und trank noch einen Schluck aus seinem Milchkaffee.

„Du Dummi, das mein ich doch gar nicht. Ich mein, seit ihr jetzt ein Paar oder nicht?“

Beinahe wäre Ren an dem Milchkaffee erstickt, so sehr ließ ihn der Satz husten und sich verschlucken. Er? Mit Horo? Ein Paar?

„Nein! Wo denkst du hin?!“

„Also hast du ihm gesagt, dass du doch nichts von ihm willst oder wie?“ *Mein Gott, kann die hartnäckig sein… Schlimmer als jegliche Aussage bei der Polizei!*

„Nein…Wir… haben über den Kuss garnicht geredet.“, erklärte er ehrlich und vergrub sein Gesicht, indem er seinen Kopf senkte.

„Was? Ren! Du kannst den armen Horo doch nicht einfach küssen und dann nicht darüber reden!“

Geschockt riss Ren seine Augen auf und sah grimmig drein. „Der ‚arme Horo‘? Sag mal, auf wessen Seite stehst du?! Er ist nicht derjenige, der leidet.“

So wie jetzt, hatte er seine Schwester selten erlebt. Sie war Feuer und Flamme und wirkte irgendwie, wie ein weiblicher Armor auf Coffein…viel zu überdreht eigentlich.

„Natürlich leidet er! Versetz dich doch mal in seine Lage! Du bringst ihn durcheinander.“

„ICH? Der Baka bringt mich durcheinander!“

Doch auf einmal sah er in Run’s Gesicht so ein Grinsen. Ein Grinsen, das nichts Gutes verheißen konnte. „Was?“

„Du magst ihn, ist doch so.“

Schlagartig wurde Ren rot um die Nase, verzog dabei das Gesicht und sah entsetzt drein. „Ich nein…ich….wie kommst du da drauf?“

Mit einem ‚Willst du mich veräppeln‘-Blick sah Run ihren Bruder an und verschränkte die Arme. „Du hast ihn geküsst.“

Auf dieses Argument konnte Ren leider nichts schlagfertiges argumentieren. Es war ein Kuss gewesen, auch wenn er nicht wusste, was es zu bedeuten hatte… Aber es war ein Kuss gewesen.

„Scheiße Run….“ Nur leise hat Ren dies von sich gegeben und dabei den Kopf leicht hängen lassen. „Was mache ich nun? Was geht hier vor sich?“

„Du magst ihn wirklich. Aber du weißt anscheinend nicht, dass das wirklich nur eins sein kann.“ Nun hatte auch Run ruhig gesprochen und ein liebes herzliches Lächeln aufgesetzt. Aber von was sprach sie da? Was für eine Sache konnte das sein? „Du liebst Horo…“
 

Zum Glück, da hörte er die Haustüre ins Schloss fallen.

„Yuki-chan? Reeeeen?“

Und schon kam die Kleine angetabst, lief auch dabei zum Sofa, auf dem Horo immer noch lag. „Papa!“

„Wie war’s bei Tante Run, kleine Maus?“

„Toll! Kekse gessn.“ Freudig setzte sie sich auf Horo’s Oberkörper und grinste über beide Ohren.

„Hui, Kekse? Das ist ja toll….“ Dabei bemerkte er allerdings, dass hinter ihr keiner mehr reingekommen war. „Wo ist denn Ren?“

„In Tüche. Ich geh!“ Schnell sprang sie von Horo runter und lief in die Küche, in der Ren grübelnd und still an der Küchentheke stand.

Er hatte den Kopf gesenkt und die Arme verschränkt, sah dabei ziemlich bedrückt aus. Auch wenn man sein Gesicht nicht sehen konnte. „Vater?“

Überrascht hob Ren seinen Kopf leicht und sah zu Yukiko runter.

Diese ging genau auf ihn zu und zupfte leicht an seinem Hosenbein, einen besorgten und traurigen Blick dabei . „Tauig?“

Ein paar Sekunde sah er die Kleine an, kniete sich dann aber zu ihr und strich ihr über den Kopf. „Nein, nur etwas durcheinander.“

„Huh?“

Natürlich verstand sie mit ihren 2 Jahren nicht, was Ren meinte. Aber sie sah, dass es ihm nicht gut ging. „Vater….?“

„Yukiko?“ Nur leise hatte er sie unterbrochen und sie auf den Arm genommen. „Hast du Horo lieb?“

„Ja!“ Keine Sekunde verging, bis ihre Antwort kam. Anscheinend war sie sehr überzeugt. „Vater auch?“

„Ja, ich hab….“ Dabei stockte er. Er wollte doch gerade wirklich einfach so sagen, dass er Horo lieb hatte. Was war in ihn gefahren? Wieso war er so ehrlich auf einmal? Und dann mit sowas.

Verwirrt blickte er in Yukiko’s Augen, die ihn neugierig ansahen. Irgendwie musste er ihr gegenüber ehrlich sein, er konnte nicht anders. „Ja…ich hab ihn lieb.“

Freudig strahlte Yukiko über beide Ohren und schmiegte sich an Ren. „Toll! Papa auch!“

„Ich weiß…“ Nur leise und seufzend antwortete er ihr und lehnte sich an die Küchenzeile, sie dabei im Arm. Aus irgendeinem Grund musste er sie leicht an sich drücken, er war überfordert. Überfordert mit der ganzen Situation, die Horo betraf. „Ich hab ihn sehr lieb…“

Er sagte es wirklich, einfach so.

Er mochte Horo nicht nur… Run hatte Recht, er hatte sich anscheinend verliebt. In diesen Ainu…

„Vater?“ Erst jetzt ließ Ren die Kleine etwas lockerer, die bis dato in der Umarmung still gehalten hatte.

„Tut mir leid…“ Vorsichtig setzt er sich sie auf dem Boden ab und strich ihr über den Kopf. „Weißt du was? Du bewirkst wahre Wunder….Weltwunder.“

Auch wenn sie ihn nicht verstand, so lachte sie doch und schenkte ihm ihr fröhlichstes Gesicht. Schließlich schaute Ren sie eher selten so an und das musste einfach etwas Gutes verheißen.

„Papa?!“ Schnellen Schrittes lief sie ins Wohnzimmer zu Horo, der immer noch dort lag. Wie sollte er sich auch mit gebrochenem Bein bewegen.

Ren allerdings blieb erstmal in der Küche zurück, hielt sich den Kopf und schloss die Augen. *Es ist wirklich passiert…. Horo hat sowas mit mir angestellt…. der Baka.“

„REEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEN!“

Völlig aufgeschreckt, nahm Ren seine Hand vom Kopf und sah Richtung Wohnzimmer. Wieso hatte Horo so geschrien? Tickte er noch ganz sauber?

Leicht grimmig stand er in der Wohnzimmertüre, verzog den Mund und verschränkte die Arme. „Was schreist du so?“

Doch Horo’s Gesichtsausdruck machte ihm irgendwie Angst. Er lächelte so breit. Breiter als er Horo’s Grinsen je gesehen hatte. „Was?“

Yukiko drehte sich zu Ren, während sie neben dem Sofa stand und sich an Horo’s Oberteil festhielt.

Plötzlich liefen Horo Tränenflüsse die Wangen herunter und theatralisch versuchte er sich, zurückzuhalten.

„Was ist mit dir?!“

Doch von Ren’s genervter Stimme ließ sich Horo nicht die Stimmung vermiesen. Vorsichtig, aber versucht hastig aufzustehen, ging er zu Ren rüber, der ihn mit grimmigen Blick musterte.

„Was ist?!“

„Reeeeeeeeeeeen?“ Dieser Unterton….was war das denn? Schon fast neckend. „Sag mal… stimmt das?“

„Stimmt was? Nun spuck’s schon aus!“

„Yukiko hat grad gesagt, dass DU MICH lieb hast.“

Entsetzt entglitt Ren’s Gesichtsausdruck und sah zu Yukiko runter, die seiner Mimik grinsend konterte. „Vater Papa lieb haben….“

„Das….das ist….“ Immer mehr wuchs die Röte in Ren’s Gesicht und nur langsam ging sein Blick wieder zu Horo. Denn schließlich hatte er Angst, wie dieser nun reagierte. „…ich mein…“

Verdammt, wieso konnte Yukiko auch schon reden?!

„Ren?“ Schon fast leise hörte dieser seinen Namen, als er seinen Blick zu Horo wendete. Doch dem Chinesen blieb keinerlei Reaktionszeit mehr, da ihn Horo leicht an den Oberarmen packte und in seine Arme zog. Schnell hatte er diese um den Kleineren geschlungen und schien, ihn auch nicht mehr so schnell loslassen zu wollen.

„Ren…das ist so…. ich mein….“

„Sag nichts falsches! Halt bloß die Klappe!“

Doch Horo ließ sich nicht von dem verwirrten Gerede von Ren abbringen. Leicht löste er sich von ihm, sah ihm dabei aber direkt in die Augen. „Ren, wenn du mich wirklich nicht lieb ha…. Nein, wenn du mich wirklich nicht liebst, dann darfst du mich jetzt verprügeln, soviel du willst.“

„Ich darf wa…..?“ Die Frage blieb allerdings nicht ganz ausgesprochen, weil Horo seine Lippen auf seine legte und ihn nur leicht an sich drückte.

Schockiert riss Ren seine Augen auf, spannte seinen ganzen Körper an und versuchte zuerst, den Gedanken zu erzwingen, dass es ihn anwidern würde. Doch…. Das war nicht der Fall.

Er konnte es nicht fassen und eigentlich sollte er sich dafür Ohrfeigen, aber… ihn ekelte es nicht an, es machte ihm nichts aus. Im Gegenteil….

Horo’s Kuss verursachte eine kribbelnde Wärme in ihm. Seine Lippen waren nicht so hauchzart an seinen, wie im Krankenhaus. Nein, jetzt lagen sie direkt und intensiv aufeinander. Ren konnte ganz klar Horo’s Wärme spüren, als sie sich küssten.

Langsam schloss Ren sogar seine Augen. Er konnte sich irgendwie nicht mehr wehren, aber er wollte es auch nicht. Wieso sollte er sich nicht auch mal seinem Gefühl hingeben?

Denn falsch…. fühlte es sich auf keinen Fall an.

Another Baby?

Kapitel 15: Another Baby?
 

Was war da bloß passiert? Dieser Kuss… es hatte alles verändert.

Ren hatte sich alles eingestanden und das nur wegen einem Kuss. Es hatte alles in ihm aufgewühlt.

Aber so hatte er sich sein ganzes Leben nicht gefühlt. Glücklich und verwirrt zugleich…was für eine scheiß Mischung das war.

Seit wann war er auch so verlegen? Den ganzen Tag konnte er mit Horo kein einziges Wort mehr reden. Und Horo’s breites Honigkuchengrinsen machte es noch schwieriger.

Wieso musste er auch so grinsen? Als würde er irgendwas erwarten.

In Gedankenversunken, machte er Yukiko im Bad Bett fertig, die ihn mit neugierigem Blick musterte. „Vater?“

„Hm?“ Erst jetzt wurde er aus seinen Gedanken gerissen, völlig durcheinander zuerst. Dabei fiel ihm auf, dass er Yukiko das Nachthemd falsch herum angezogen hatte und sie dies natürlich merkte. Denn irgendwie saß es komisch. „Oh…Moment.“

Sie fand diese Situation aber irre komisch, vorallem da Ren ja nie so durcheinander war.

„Nun hör auf zu lachen.“, meinte er leicht eingeschnappt. Dabei trug er sie ins Zimmer und setzte sie in ihr Bett.

Immer noch kichernd hielt sie sich aber den Mund zu, sah dabei wie ein Engel zu Ren und versuchte sich das Lachen auf kindliche Art zu verkneifen.

„Na los, ab ins Bett.“

„Ja!“

Lächelnd legte sie sich ins Bett und kuschelte sich in ihre Decke. Ihr Panda lag natürlich neben ihr, ohne ihn einschlafen war unmöglich.

„Nacht.“ Langsam erhob sich Ren wieder und schaltete das Licht aus. „Schlaf gut.“

„Ja.“

Seufzend lehnte Ren an der geschlossenen Kinderzimmertüre, sah nachdenklich auf den Boden und wusste echt nicht, was er machen sollte. Wie verhielt er sich Horo jetzt bloß gegenüber? Gestern war er einfach ins Bett gegangen und am Morgen hatte er auch so getan, als sei er beschäftigt.

Wieso machte er das? Fürchtete er sich vor irgendwas?

„Ren?“

Hatte er Angst? Vor Horo?

„Ren-chan?“

Total erschrocken schaute Angesprochener auf und genau in Horo’s Augen. Er wurde leicht rot dabei und sah demonstrativ weg. „Was?“

„Du bist ja tierisch in Gedanken…was ist los?“

„Nichts.“ Er hatte sich ja schon immer kurz gehalten. Aber jetzt redete er wirklich mehr als wenig. Dabei fiel ihm auf, dass Horo einfach so vor ihm stand….stand und das in seiner Verfassung?

Sein Blick wanderte auf Horo’s Bein und danach auf seine Arme. Wo waren die Krücken?

Aus heiterem Himmel knallte Ren ihm eine und es bildete sich eine Beule auf dessen Kopf.

„Aua! Was soll das…?“

„Wie oft soll ich dir sagen, dass du deinen scheiß Fuß schonen sollst? Willst du noch länger flach liegen?“

„Klar, wenn du mich pflegst!“

Und schon wieder setzte es eine Kopfnuss. Mit Ren war eben nicht gut Kirschen essen.„Baka! Ich muss irgendwann arbeiten und du musst dann wieder laufen!“

Schmollend hielt sich Horo die getroffene Stelle am Kopf und sah mit einen Dackelblick zu Ren. Er hatte ja Recht, aber er mochte einfach diese blöden Krücken nicht. Sie waren so unhandlich und umständlich.

„Los, geh ins Bett!“

Grinsend nickte Horo und drehte sich schon in die Richtung. Dabei packte er auch Ren’s Handgelenk und setzte einen Fuß voran. Wobei er den gegipsten beim Gehen hinterher schliff. „Ok, welches Bett?“

„Was? Deins natürlich, Baka!“

„Okay! Wobei deins ja eigentlich größer ist, aber gut. Kuscheln wir uns halt enger zusammen.“

Nun wusste er, worauf Horo hinaus wollte. Schlagartig zog Ren seine Hand aus Horo’s und blieb stehen. „Moment mal, was hast du vor? Wir schlafen nicht in einem Zimmer?!“

Mehr als verwirrt drehte sich auch Horo um und zog eine Augenbraue hoch. „Nicht? Aber Ren-chan…“ Dabei grinste er typisch und zwinkerte. „…du bist gestern schon einfach in dein Bett gegangen und wir sind doch jetzt ein Paar und das…“

„Wir sind was?“, unterbrach ihn Ren mit hoch roten Wangen und sah ihn empört an. Die Augen dabei aufgerissen und leicht angespannt war sein ganzer Körper.

„Ein Paar. So nennt man schließlich Menschen die sich so lieben.“

Wie konnte Horo diese ganzen Worte einfach so aussprechen? Hatte er so wenig Hemmungen? Und dann sollten sie auch noch zusammen schlafen….in einem Bett?

Ruhig blieb er an dem Fleck, an dem er stehen geblieben war und sah zur Seite. „Lieber nicht.“

„Nicht?“ Super, Horo’s Stimme klang mehr als enttäuscht und sogar etwas traurig. „Meinst du, ich überfall dich?“

„Nein… ich….ich weiß nicht.“ Wie konnte er sich auch so einfach umstellen? Es war eine komplett andere Situation. Er hatte Horo freiwillig geküsst und dieser sah sie jetzt als Paar…Waren sie es? Also so richtig?

„Bitte Ren.“

Nur langsam wanderten sein Blick zu Horo und sah ihn aus dem Augenwinkel an, da er seinen Kopf noch leicht zur Seite gedreht hatte. Daher konnte er aber erkennen, wie Horo ihn nun lieb anlächelte und bat, doch mit ihm zusammen im Bett zu schlafen.

Leicht verfärbten sich Ren’s Wangen. Er konnte Horo’s Blick einfach nicht widerstehen…es ging einfach nicht. Typisch überheblich ging er also an Horo vorbei, in Richtung seines eigenen Zimmers und ließ die Tür nach dem Eintreten auf.

Dies war für Horo eine Einladung, die er nicht ablehnen konnte. Humpelnd ging er dem Chinesen hinterher, langsam verfluchte er sein dickes Bein, ließ sich aber dann rücklings in Ren’s Bett fallen.

„Ren-chan? Wieso hast du eigentlich ein größeres Bett? Schließlich bin ich der größere von uns beiden!“

Mit dem Rücken stand er zu Horo und zog sich selbstverständlich um, achtete dabei aber nicht auf seinen neuen Gast! „Weil ich meinen Schönheitsschlaf brauche und du, egal wie groß das Bett ist, sowieso am nächsten Tag auf dem Boden wieder aufwachst.“

„Hey, gar nicht wahr! Manchmal bin ich noch im Bett…“ Doch dann wurde Horo auf Ren’s Körper aufmerksam und stockte kurz. „Ren-chan? Dafür dass du Probleme hattest, mit mir in einem Bett zu schlafen, ziehst du dich aber schnell aus.“

Dadurch wurde Ren erst darauf aufmerksam, riss die Augen auf und wurde knall rot. „Was?!“ Schnell drehte er sich um und knallte Horo einen Gegenstand an den Kopf, den er wahllos von der Kommode gegriffen hatte.

Schmerzhaft musste Horo feststellen, dass es sich um eine kleine Schachtel aus Holz gehandelt hatte, die gegen seine Stirn geknallt war. „Auaaaa! Ren!“

„Baka!“ Beleidigt dreht sich Ren wieder um, machte sich fertig und stampfte ohne eine Entschuldigung ins Bett. Dabei drehte er sich nicht zu Horo, machte sich so klein wie es ging und ließ den Rücken zu ihm gedreht. Die Decke schlang er aber komplett über sich.

„Reeeen. Was hab ich denn gemacht?“ Für den Ainu war es ein totales Mienenfeld, durch das er ging. Ren war so dermaßen schwierig und unberechenbar. Was ihm jetzt gefiel konnte im nächsten Augenblick schon zu viel sein. „Soll ich dich nicht ausspannen? Das tut mir leid…“ Vorsichtig legte er sich auf den Bauch, so nah an Ren, wie es ging und legte den Kopf auf seine verschränkten Arme. Den Blick beließ er dabei auf Ren bzw. dessen Hinterkopf, denn umdrehen würde der Chinese sich auf keinen Fall. „Aber du hast eben einen gut gebauten Körper.“

„Baka!“

Schmollend sah Horo eine ganze Weile Still zu Ren, der anscheinend schlief. Zumindest hatte er etliche Minuten nichts mehr gesagt. Irgendwann, wie aus dem Nichts und als Horo schon die Augen geschlossen hatte, erklang etwas von Ren. „Sag sowas nicht so einfach….“, bat er ihn leise und irgendwie stellte sich Horo vor, dass der Chinese rot im Gesicht war. „Das…ist eigenartig.“

„Hey…“, dabei lachte er recht leise. „Ren…Wenn ich so fühle, dann sag ich das auch einfach. Das müsstest du wissen.“

Seufzend nickte Ren nur leicht, sagte dazu aber nichts. Natürlich wusste er es, so war Horo eben. Aber Streitereien und irgendwelche direkten Äußerungen an den Kopf zu bekommen, waren einfacher zu verarbeiten, also solche.... ja, was waren es? Komplimente? Machte ihm Horo wirklich Komplimente? „Schlaf einfach..“

Auch Horo schloss nun ganz seine Augen und lächelte dabei zufrieden. „Mach ich. Träum schön, Ren.“

Dieser Baka…. Er träumte doch schon den ganzen Tag…
 

Lautes Gelächter erklang aus dem Wohnzimmer. Horo war einfach nicht klein zu kriegen, trotz Gipsbein. Denn er tobte mit Yukiko und Kororo ausgiebig. Ren musste sich ja mal wieder um den Abwasch kümmern… *Es wird Zeit, dass Horo’s Bein wieder in Ordnung ist.*

Aber darauf musste Ren leider noch einige Wochen warten, denn so ein Bruch brauchte Zeit, um zu heilen.

Jedoch war er doch recht zufrieden, weshalb auch immer. Denn er lächelte leicht beim Abwasch und zwischendurch war immer wieder das Lachen der dreien aus dem Wohnzimmer zu hören. Es schien so, als würde ihn gerade das gefallen.

Besonders schmunzeln musste er, wenn er Horo lachend meckern hörte. Anscheinend kletterte Yukiko auf ihm herum und sie tollten auf dem Boden. Zumindest hörte es sich so an.

Auf einmal holte ihn die Türklingel aus den Gedanken, woraufhin sein Kopf sich leicht zur Küchentüre dreht. Erwarteten sie etwa Besuch? Er wusste nichts davon.

„Ren-chan? Wer ist das?“

Okay, Horo wusste auch nichts davon, genauso wenig wie er. „Keine Ahnung. Ich kann nicht durch Wände schauen.“, rief er ihm zurück und ging zur Haustüre, doch auch mit der Frage, wer das sein könnte.

Als er die Tür öffnete grinste ihn ein Altbekanntes Gesicht an, das zu einem auch bekannten Shamanen gehörte.

„Yoh?“

„Hey, Ren! Alles klar?“

Mit hochgezogener Augenbraue sah er Yoh an und schaute auch kurz nach links und rechts. Doch er war allein. Aber wieso?

Bevor er nachfragen konnte, fiel sein Blick plötzlich auf Yoh’s Arme bzw. das, was dort lag. Nur langsam und ziemlich verdutzt hob Ren seinen Blick. „Yoh? Ich will nicht noch auf ein zweites Kind aufpassen! Yukiko reicht.“

Doch Yoh lachte auf einmal und winkte mit der freien Hand ab. „Hey, so war das nicht gemeint. Anna ist nur nicht Zuhause und ich dachte, ich schau mal vorbei. Wir haben euch lange nicht gesehen.“

Und nochmal musste Ren nach unten in Yoh’s Arme sehen. Da lag doch wirklich ein vielleicht 2 Wochen altes Baby, welches friedlich schlief. „Yoh? Darf ich raten?“

„Hehe, wenn das noch nötig ist, klar.“
 

„Waaaaaaaas?!“

Sofort hatte Horo Yoh’s Hand auf dem Mund. „Shhhh! Hana ist grad erst eingepennt! Weißt du wie lang der gebraucht hat, um einzuschlafen?“

Als Yoh seine Hand wegnahm atmete Horo wieder tief durch. Der Schock hat echt gesessen. Da sah man seine Freunde einige Monate nicht und dann sowas! Yoh hatte echt einen Sohn, das gab‘s doch nicht.

„Wollt ihr da ewig stehen bleiben?“ Ren hatte sich schon auf das Sofa gesetzt und die Arme verschränkt. Auf diesen Kommentar hin setzte sich Yoh grinsend, behielt aber Hana natürlich im Arm. Er wirkte wie ein Engel, der schlief.

Horo setzte sich erschöpft neben Ren, dieses beschissene Gipsbein und dieser Schock hatten ihn fertig gemacht.

„Na, wie geht’s bei euch?“

„Das sollten wir lieber dich fragen.“, sagte Ren dazu nur, dabei den Kopf leicht gesenkt und die Augen geschlossen.

Während Yoh darüber lachte, beobachtete ihn Yukiko genau, die neben seinen Beinen stand. Wobei sie nicht Yoh im Visier hatte, sondern eher Hana, der schlief. „Was’s das? Ein Baby?“

Vorsichitg legte sie ihre Hände auf Yoh’s Bein und streckte sich höher, stellte sich dabei auf die Zehenspitzen, um das Baby genauer anzuschauen. „Baby macht heier…“

„Haha, genau. Gott sei Dank, bis ich ihn dazu mal gekriegt hab.“ Dabei wirkte Yoh sogar leicht erschöpft, anscheinend war Hana nicht so leicht zu beruhigen.

„Wie hast du Anna bitte dazu gekriegt?! Seit wann seit ihr eigentlich offiziell ein Paar? Also so richtig?“, fragte Horo leicht verwirrt. Schließlich waren die beiden schon verlobt gewesen, wenn auch auf komische Weise.

„Na ja, sie hat sogar mich überredet.“, musste Yoh grinsend zugeben. „Mit…ihren Waffen eben.“

„Sie hat dir gedroht, dir die Hölle heiß zu machen.“, kam es synchron von Ren und Horo, wobei sie beide eine Augenbraue hochzogen. Und sie trafen natürlich genau ins Schwarze.

„Jetzt hakt doch nicht auf mir rum.“, lies Yoh den Kopf hängen. Doch auf einmal schreckte er auf, als ein lautes Geschrei den Raum erfüllte. Ren und Horo hielten sich beide die Ohren zu, was Yoh gerne getan hätte. Aber die Ursache des Geschreis hielt er leider in den Armen.

„Oh nein, nicht schon wieder.“

„Scheiße! Was ist das für ein Organ!“, meckerte Ren und kniff ein Auge dabei zu. Horo war total schockiert. Natürlich hatte Yukiko auch mal geschrien und das tat sie immer noch, aber DAS war der blanke Horror. Dass Yoh noch nicht taub war, war ein Wunder!

Seufzend versuchte Yoh den Kleinen zu beruhigen und sogar Amidamaru versuchte es mit verrückten Ausdrücken, doch irgendwie half alles nichts.

Bis Yukiko Hana zwischendurch an die Wange mit dem Zeigefinger piekte. Dadurch hörte Hana kurz auf und öffnete die verheulten Kulleraugen. Allerdings, da er noch so jung war, drehte er den Kopf noch nicht ganz zu Yukiko, sondern nur ansatzweise.

Breit grinste Yukiko, schien aber auch etwas belehrend zu wirken. „Du bist laut!“ Sie legte einen Finger auf ihre Lippen und versuchte den Kleinen zum Schweigen zu ermutigen. „Shhhh.“

Doch aus dem Nichts hörte Hana wirklich komplett auf und sah sich nur neugierig um. Mehr als erstaunt blinzelte Yoh und sah zu Yukiko runter. Plötzlich schnappte er sie sich und grinste Ren und Horo an. „Sorry, Freunde. Aber ich leih sie mir mal für ein oder zwei Jahre aus. Haha.“

„Was? Nie im Leben! Du lässt die Kleine hier!“, protestierte Horo, indem er sauer aufstand und Yoh anmeckerte.

Ren sah nur zwischen Yukiko und Hana hin und her, die von Yoh noch festgehalten wurde, aber nicht auf den Streit von ihm und Horo achtete. Eher sah sie auf den kleinen Hana, der nun friedlich alles anschaute. Anscheinend schien er ja nicht so schnell still zu werden, so wie Yoh reagiert hatte. Zumindest normalerweise…

*Interessant…*

Candle Light

Ein paar Tage waren vergangen nach Yoh’s Besuch und alles ging wieder seinen geregelten Gang. Auch wenn Horo noch nicht richtig laufen konnte, so ging Ren doch Halbtags wenigstens arbeiten. Ein paar Stunden kam der Ainu wirklich gut zurecht.

Doch an diesem Abend war es alles andere als friedlich und ruhig, wie sonst. Yukiko schrie die ganze Zeit und das nur, weil sie einen Schock bekommen hatte.

„Hast du sie gefunden?“, rief Horo in Richtung Küche, in der gerade der Chinese nach etwas suchte. Horo hielt Yukiko dabei auf dem Arm und versuchte sie zu beruhigen.

„Ich bin ja nicht blind!“, erklang es laut aus der Küche und Ren knallte anscheinend eine Schublade zu.

„Nein, aber es ist dunkel!“

Genau, der Strom war ausgefallen. Aber nicht nur bei ihnen, sondern in der ganzen Straße. Keine einzige Laterne brannte und ließ den frühen Abend im Winter dunkel erscheinen.

„Hier.“ Mit ein paar Kerzen kehrte Ren aus der Küche zurück und stellte sie auf den Wohnzimmertisch. Yukiko schrie dabei immer noch.

Sie hatte sich so sehr bei dem plötzlichen Verschwinden des Lichtes erschreckt, dass sie bis jetzt nicht beruhigt werden konnte.

„Horo, das ist übertrieben. Sie schreit schon ein paar Minuten ununterbrochen.“

„Dafür kann ich doch nichts! Sie hat sich eben erschreckt, das ist doch verständlich.“

Seufzend setzte sich Ren neben Horo auf die Couch und nahm Yukiko zu sich. Er schloss die Augen und hielt sie im Arm. Dabei hatte sie ihren Kopf auf seinem Schlüsselbein und krallte sich in sein Oberteil.

„Ich hab früher immer etwas gemacht, wenn es dunkel war.“, meinte er leise und öffnete seine Augen. „Schau mal.“

Bei diesen Worten kullerten immer noch einige Tränen ihr Gesicht herunter, doch sah sie schonmal auf. Ren zeigte auf die gegenüberliegende Wand, die hell war, durch das Licht der Kerzen. Plötzlich hatte Horo eine Idee und er wusste, dass Ren an das Selbe gedacht hatte. Langsam stand er auf, nahm sich einen Stuhl und setzte sich an die Seite, zwischen dem Licht und der Wand.

„Papa?“

„Shhhh, schau mal.“, flüsterte Horo beinahe und fing an, kleine Bilder an die Wand zu werfen, indem er mit seinen Händen zwischen Licht und Wand spielte. Zuerst begann er einfach, mit einem Vogel und einem Hund. Aber dann begann er richtig eine Geschichte zu erzählen und dazu die Bilder an die Wand zu werfen. „… und der Hase versuchte dringend den Hund zu überreden. Doch dieser blieb stur! Er wollte einfach nicht mit anderen reden, auch mit dem Hasen nicht.“

„Und dann?“ Nun war Yukiko total gefesselt. Sie hatte vergessen, wie sehr sie erschreckt worden war und beobachtete gespannt das Schattenspiel.

„Dann versuchte der Hase etwas anderes und zwar, den Hund zum Lachen zu bringen.“

Eine ganze Weile spielte Horo eine Geschichte vor, die er sich einfach ausdachte, aber anscheinend gut ankam. Dabei bemerkte er nicht, wie die Zeit verging. Erst als Ren ihn ansprach, bemerkte er, wie Yukiko an Ren’s Oberkörper gelehnt schlief.

„Na ein Glück.“, flüsterte Horo und stand von dem Stuhl auf. „Das war eine gute Idee, Ren-chan.“

„Hm…Du hattest sie…“ Mit diesen Worten stand er auf, um Yukiko ins Bett zu bringen. Dabei blieb er aber kurz in der Türe stehen und drehte sich leicht zu Horo. „Die Geschichte war gut.“

Erstaunt sah er dem Chinesen hinterher, ließ sich aber dann gut gelaunt und breit grinsend auf das Sofa fallen. Seine Laune war am Höhepunkt angelangt, schließlich hatte Ren ihm ein Kompliment gemacht…mehr oder weniger.

Nach ein paar Minuten kam Ren zurück, rieb sich etwas den Nacken und ließ sich ebenfalls auf das Sofa nieder. Dabei seufzte er und sah auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers. So ein Stromausfall war richtig scheiße, man konnte nichts machen.

„Ren?“

Außer vielleicht mit nervigen Ainu’s Reden.

„Hm?“

„Ich find’s gemütlich hier, du nicht?“

„Geht.“

Meine Güte war der Chinese heute wieder Wortkarg. Musste man ihm alles aus der Nase ziehen?

„Ren-chan?“

„Hm?“

„Weißt du… seit dem Kuss sind wir uns so in der Art gar nicht mehr näher gekommen. Also so richtig. Ich klau dir zwar immer einen Kuss, aber du bist dann ganz schnell wieder weg.“, erklärte Horo ruhig und sah aus dem Augenwinkel zu Ren.

Dieser riss die Augen auf, starrte aber weiter nach vorne und lief rot an. „J…ja und?!“

„Ren…Wir sind doch ein Paar, oder?“

„D…das sagst du zumindest, Baka.“ Immer noch sah Ren ihn nicht an, im Gegenteil. Er sah sogar weg und verschränkte die Arme.

Deshalb legte Horo eine Hand an Ren’s Wange und drehte sein Gesicht zu ihm. „Aber du liebst mich doch oder?“

Dies ließ Ren aber noch roter werden und seine Unsicherheit vertuschte er mit einem zorniges Gesichtsausdruck. „Sag…sowas nicht! Das klingt scheiße!“

„Was? Scheiße?“ Nun war er doch sehr perplex. Ren hatte ihn geküsst, zweimal und sogar freiwillig! Das jetzt aus seinem Mund zu hören, war schon eigenartig.

„Ich liebe dich, Ren.“ Seine Betonung lag dabei auf dem ‚Ich‘, um vielleicht auch Ren’s Gefühle erfahren zu können. Er konnte doch nicht einfach schweigend alles hinnehmen.

Aber Ren blieb still und schaute weg.

„Argh! Ren, langsam krieg ich zu viel, ehrlich.“, musste Horo etwas lauter zugeben und wuschelte sich durch die Haare. Danach beugte er sich etwas vor, um Ren’s Gesicht vielleicht zu erkennen und es klappte. Doch dieser Anblick ließ ihn zurückschrecken, dabei aber breit grinsen. Ren war rot im Gesicht und versuchte verlegen, was man wirklich erkennen konnte, sauer auszusehen. Es klappte nicht, aber dafür sah er umso niedlicher aus.

„Oh Ren-chan…“

„Hör auf mit diesem Namen! Ich hasse solche Verniedlichungen!“

Egal wie sehr Ren es versuchte, grimmig oder wütend zu wirken. Es konnte an Horo’s Laune und vor allem seinem Mut, Ren weiter so zu nennen, nichts ändern. Im Gegenteil, er umarmte ihn und drückte Ren an sich.

„H…Horo! Lass mich los!“

„Nein, haha.“ Der Größere kicherte nur und drückte ihn an sich. Ren war warm, wärmer als sich Horo je gedacht hatte und er roch verdammt gut.

Es verging eine Zeit, in der keiner etwas sagte. Es blieb still und kein einziges Geräusch war zu hören, bis auf das Atmen der beiden.

„Du…kannst mich jetzt loslassen.“

„Oh…hehe, klar.“ Nur langsam ließ er ihn los, sah ihn dabei aber an.

Immer noch blickte Ren mit roten Wangen zur Seite, doch fühlte er Horo’s Blicke genau auf sich. Auf einmal aber ließ Horo zuerst von ihm ab, richtete sich wieder auf und streckte sich. Ren war der Ansicht, dass er nun ‚in Ruhe gelassen wurde‘. Jedoch wurde er auf einmal sanft gepackt und wieder an Horo gezogen. Rücklings ließ sich Horo auf die Couch fallen und hielt Ren auf sich fest.

„H…Horo. Lass das.“

„Wieso denn? Gefällt es dir nicht?“

„Nein…Ja…Ach verdammt!“

„Was denn nun?“ Dieses hin und her machte Horo total wirr im Kopf. Wenn schon er so ein Problem hatte, ihn zu verstehen, wie musste es dann erst Ren selbst gehen? In seinem Kopf musste ein Labyrinth sein.

„Ich weiß es nicht, okay?!“ Genervt und auch überfordert sah Ren zur Seite und wurde rot. Dabei versuchte er aber diese stolze und genervte Miene beizubehalten.

Auch Horo entging dies nicht, aber irgendwie war Ren dennoch verändert. Zumindest im Vergleich zu Situationen von vor ein paar Monaten noch. Er sah zufriedener und sogar ein wenig glücklich aus. Auch wenn es seine momentane Mimik nicht sofort zeigte.

„Ren-chan?“ Nur leise fragte Horo, bekam allerdings von dem Chinsen keine Antwort. Dieser blieb still und sah einfach zur Seite. Wirklich weg konnte er nicht, dafür hielt ihn Horo fiel zu fest. „Sollen wir schlafen gehen?“

Anscheinend gefiel ihm die Idee, denn auf einmal zeigte sich eine Reaktion von Ren, der leicht nickte. Er wollte wahrscheinlich aus der schwierigen Lage einfach raus. Daher ließ ihn Horo los, ließ Ren aufstehen und folgte ihm leise in sein Zimmer. Als Ren im Türrahmen stand, bemerkte er natürlich die Anwesenheit des Älteren, sah aber nicht über die Schulter und ließ sogar die Türe auf.

Mehr als erstaunt blinzelte Horo, blieb kurz stehen und schüttelte den Kopf. *Er lässt mich ohne Meckern rein?*

„Nun komm oder ich mach die Tür zu.“, erklang es gespielt genervt aus dem Zimmer, worin Horo sofort verschwand. Danach schloss er noch die Türe, um auch ja sicher zu gehen, nicht rausgeschmissen zu werden. Wer konnte die Stimmungsschwankungen von Ren schon richtig deuten…das konnte niemand. Oder?

Sofort bekam Horo einen bösen Blick zu geworfen, als Ren sich umziehen wollte.

„Schon gut, schon gut. Ich schaue nicht!...Auch wenn ich es gern würde… Aua!“ Was war es dieses Mal gewesen, was Ren geworfen hatte? Ein Blick auf das Bett, auf das der Gegenstand gelandet ist, verriet es… ein Wecker. Es war ein Fortschritt, immer hin wurden die Gegenstände langsam kleiner. Zuvor war es noch eine Schatulle gewesen.

„Das hab ich gehört. Auch wenn du murmelst, Baka!“

„Aber wieso musst du mir dann immer irgendwas an den Kopf werfen?“

Er wendete sich wieder ab und stand mit dem Rücken zu Horo, der sich auf das Bett fallen ließ. „Vielleicht kapierst du es irgendwann…“ Doch schien er sogar ein wenig amüsiert darüber zu wirken. Hatte er Spaß an ihren Neckereien? Anscheinend!

Mit einem Schmunzeln stand er wieder vom Bett auf, um sich ebenfalls umzuziehen. Wobei es bei ihm eher ein ausziehen war, denn er schlief oben ohne und nur in einer Schlafhose. Ren hatte derweil schon seinen Pyjama angezogen und legte sich ohne Worte ins Bett. Der Ainu tat es ihm zwar gleich, oder fand er es dennoch irgendwie doof, einfach so nebeneinander zu schlafen.

„Nun mach schon.“, grummelte Ren, der mit dem Rücken zu Horo lag.

Dieser war mehr als verdutzt und sah zu ihm rüber. „Was denn?“

„Du Klammeraffe lässt doch niemanden in Ruhe…“

Ein paar Sekunden verstrichen, in denen Horo nicht begriff, was Ren damit sagen wollte. Daher war er auch zuerst von einer seiner Beleidigungen ausgegangen. Bis er auf einmal begriff…. „Moment mal… Darf ich etwa…?“ Über beide Ohren grinste der Ainu, Ren aber sagte nichts dazu und ließ den Rücken zu ihm gewendet.

Ihm war es aber egal. Freudig schlang Horo einen Arm um Ren, der sich in die Decke gekuschelt und sie recht hoch gezogen hatte. Anscheinend hatte er auch schon die Augen geschlossen, wahrscheinlich eher aus Verlegenheit.

„Ich wusste gar nicht, dass du kuscheln magst.“

„Tu ich nicht!“, kam es sofort als Antwort und wie immer klang sie Ren-typisch, eher zickig und überheblich. „Aber mir ist kalt und du wirst sicher nicht die Heizung aufdrehen…“

Hielt er den Ainu für so bescheuert? Er hatte zwar eine lange Leitung, aber so hinterm Mond lebte er nicht! Also packte er den Chinesen sanft an der Schulter, zog ihn zu sich, sodass er auf dem Rücken lag und ihn genau ansehen konnte. Die goldenen Augen waren aufgerissen, wahrscheinlich aus Schock und er war anscheinend sprachlos.

Viel Zeit für Widerrede war aber sowieso nicht, da Horo direkt seine Lippen auf die des Chinesen legte. Sofort riss dieser die Augen auf, beruhigte sich aber noch schneller, als beim letzten Mal und schloss die Augen dabei.

Nur leicht löste sich Horo von ihm, grinste und blieb aber nahe an seinem Gesicht. „Wie wäre es, wenn ich dich immer wärme? Dann sparen wir die Heizkosten.“ Er schlang beide Arme um ihn und zog Ren leicht an sich in seine Arme. Doch noch so, dass dieser noch Luft zum atmen hatte.

„Hm…“ Überheblich klingend machte Ren dieses Geräusch, schloss die Augen und blieb in Horo’s Armen liegen. „Du kannst ja mitdenken…Wow…“

New Words, New Place, New Trouble

Kapitel 17: New Words, New Place, New Trouble
 

„Ren-chan? Meinst du nicht du übertreibst?“

Also was Ren da trieb war doch wirklich nicht sein Ernst. Es war doch viel zu früh dafür und außerdem viel zu anstrengend für Ungeübte.

„Nun stell dich nicht so an, das kann jeder Anfänger. Und ich dachte, du wolltest mitmachen.“

„Schon…aber es wirkt so schwer.“

Seufzend stellte sich Ren wieder hin und verschränkte die Arme. Dabei strafte er Horo mit einem grimmigen Blick, der daraufhin etwas zurücktrat.

„Du wolltest.“

„Ich weiß….aber ich bin anscheinend echt untalentiert…. im Tai-Chi.“

Natürlich wollte er mitmachen, schließlich versuchte es Yukiko auch schon. Aber wie oft er schon hingefallen war, weil er das Gleichgewicht verloren hatte, war zuviel.

„Nenn es richtig, es heißt Taijiquan!“, meckerte Ren wieder, drehte sich zu Yukiko und beobachtete sie.

Natürlich konnte sie noch nicht die schwierigsten Übungen, sie hatte ihren dritten Geburtstag grade erst hinter sich, aber einfache Bewegungen sollte sie schon üben.

Neugierig sah sie zu ihm auf und wartete auf seine Vorführungen. „Wie geht das?“

„Mach’s mir einfach nach.“ Er stellte sich genau vor sie, ging leicht in die Knie und hob leicht seine Arme, nur um sie dann wieder langsam hinab gleiten zu lassen.

Mit großen Augen sah sie ihm zu und versuchte die Bewegungen nachzumachen. Dabei stand sie allerdings doch recht steif auf dem Boden, weshalb Ren sich zu ihr runter hockte und leicht mit dem Finger auf die Beine tippte. Dadurch geriet sie etwas ins Straucheln, wurde aber von Ren aufgefangen, bevor sie fallen konnte.

„Du bist nicht im Gleichgewicht.“

„Hä?“

„Ren, meinst du nicht, sie ist echt zu jung dafür? Wie soll sie denn in dem Alter ins Gleichgewicht kommen?“ Natürlich war Horo mehr als stutzig über diese Trainingsweise, aber dem Chinesen sollte man nicht reinreden. Sonst konnte er mehr als sauer reagieren und das wollte er nicht.

„Es braucht, bis man sein Gleichgewicht gefunden hat. Also mecker nicht!“

Seufzend verschränkte Horo die Arme hinter dem Kopf und drehte sich von Ren weg. „Meinetwegen. Aber übertreib‘s nicht mit ihr…Ich mach schon mal Essen.“

Als würde er es übertreiben. So herzlos war er nun auch wieder nicht.

„So, dann nochmal.“

Wieder stellte er sich hin, genau vor sie und machte die ersten Schritte vor.
 

Eine Weile dauerte es, doch irgendwann war sie so im Gleichgewicht, dass sie in der Hocke nicht umfiel. Es war zwar erst der erste Schritt von vielen, doch Ren war zufrieden.

Außerdem schien sie mächtig Spaß daran zu haben, denn sie konzentrierte sich und grinste dabei.

„So, wie wäre es mit einer Pause?“

Grinsend nickte sie und ließ sich auf ihren Hosenboden fallen. „Nochma?“

„Ja, aber jetzt noch nicht. Das wäre zu viel.“ Während er ihr dies erklärte, drehte er sich zur Wanduhr und war doch sehr erstaunt. Es war eine gute halbe Stunde vergangen und Horo war nicht noch einmal reingekommen. Störte er sie nicht sonst so gern? War er etwa so in der Küche beschäftigt?

„Komm, wir gehen mal nach Horo suchen.“

„Ok!“ Das fand Yukiko mehr als super, weshalb sie aufsprang und Richtung Türe lief. „Papaaaa? Wo bist du?“

Hinter ihr ging Ren her, der Horo’s Stimme aber dann aus der Küche vernahm. Redete er mit sich selbst?

„Papa?“

Dieser stand mit dem Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt am Herd und schien zu telefonieren. „Ah, warte kurz.“ Grinsend nahm er das Telefon in die Hand und drehte sich zu Ren und Yukiko.

„Na, endlich fertig?“

Ohne zu antworten nahm sich Ren eine Milch aus dem Kühlschrank und lehnte sich an die Küchentheke. „Wer ist dran?“ Er tippte automatisch auf Pilica oder vielleicht auch Yoh, doch als Horo grinsend antwortete, dass Run dran wäre, stoppte Ren mit dem Trinken und sah verdutzt zu ihm. „Run?“

„Ja, sie hat mal angerufen und wollte fragen, wie es uns geht.“

„Und…ihr unterhaltet euch? Einfach so?“

„Wieso nicht?“

Nur leicht verzog Ren sein Gesicht, fand es doch sehr eigenartig, wie sich Horo und Run auf einmal verstanden. War das schon immer so gewesen? Er konnte sich wage an eine Zeit erinnern, als sich ihre Schwestern darum stritten konnten, wer der nächste Shamanenkönig werden sollte. Sogar sie verstanden sich jetzt super. Die Welt war schon sehr eigenartig…

„Und sie sagt, dass wir mal vorbei kommen sollen.“

„Keine gute Idee!“, lehnte Ren direkt ab, stellte seine Milch hin und ging aus der Küche.

Horo verstand die Welt nicht mehr, doch da Run noch am anderen Ende war, wollte er erst das Gespräch beenden.

„Alles ok bei euch?“

„Schon…aber er hat nicht gerade erfreut geklungen, dich zu besuchen.“, erklärte Horo mit leicht bedrückter Stimme.

Am anderen Ende konnte er Run seufzten hören. Anscheinend hatte sie das geahnt. „Ich kann’s ihm nicht verübeln. Schließlich würde er dann auch Vater, Mutter und Großvater hier sehen.“

Da kamen Horo wieder die Szenen in Erinnerung, als sie mit Ren dessen Vater angegriffen hatten. Wie lang dies schon zurücklag, aber ein gutes Verhältnis hatte er ja immer noch nicht zu seiner Familie.

„Weißt du was, Run? Ich überrede ihn.“

„Was? Ehrlich? Meinst du, das kriegst du hin?“

„Ha.“ Grinsend hielt Horo eine Faust siegessicher hoch und trat aus der Küche, in Richtung Wohnzimmer. „Als ob ich mich leicht abwimmeln lasse! Ich überzeug ihn schon!“
 

Ren hatte sichtlich schlechte Laune. Nun stand er hier, vor seinem alten Zuhause.

„Nun guck doch nicht so. Du machst Yuki-chan schon Angst.“

Mit einem leichten Blick zur Seite, musste Ren sich eingestehen, dass Horo Recht hatte. Sie sah wirklich etwas verängstigt aus, so wie sie sich an Horo’s Hosenbein klammerte.

Daher bemühte Ren sich wenigsten die Laune nicht zu sehr nach außen hin zu projizieren.

„Tut mir leid, aber hier kriege ich eben schlechte Laune.“

„Schon klar.“

Das Anwesen war riesig, natürlich im alten chinesischen Baustil, mit ellenlangen Fluren, jede Menge Zimmern und wahrscheinlich noch reichlich Platz unterhalb der Erdoberfläche.

Als die drei den Eingang betraten war es still um sie herum und sehr dunkel. Es war so, als würde hier niemand mehr leben.

„Kein Empfangskomitee?“, scherzte Horo, stieß aber nur auf ein murrendes Geräusch von Ren.

„Willst du Zombies?“

„Was? Nein, lass mal.“ Nur zu gut erinnerte sich Horo an die vielen Kampfzombies, diese untoten Körper, die Ren’s Vater auf sie gehetzt hatte. Bei der Vorstellung bekam er Gänsehaut, es war einfach zu gruselig!

„Warum wolltest du unbedingt, dass wir herkommen?“ Das war eine gute Frage und Ren hatte sie dem Ainu zuvor noch nicht gestellt gehabt. Doch seine Antwort war simpel, Horo-typisch eben.

„Na, deine Schwester vermisst dich.“

„Sie hätte zu uns kommen können.“

Kaum hatte Horo zu einem Gegenargument angesetzt, hielt er nachdenklich inne. Irgendwie hatte Ren da schon recht… Aber sie hatten Run schon nicht mehr gesehen, seit sie wieder bei ihren Eltern im Anwesen lebte und dass sie immer den Weg machen sollte, war auch nicht gerade nett. Schließlich war es nicht der kürzeste Spaziergang.

„Und du weißt, wer uns jetzt da erwartet.“, ergänzte Ren noch im Nachhinein.

Doch Horo konnte nicht genug darüber nachdenken, als ihnen schon ein Diener entgegenkam, der Ren überrascht ansah. Ehe er sich versah, beobachtete der Ainu aber, wie sich der Diener sofort verbeugte.

„Willkommen Zuhause. Ihre Eltern haben Sie schon seit langem erwartet.“

Ohne ein Wort, nur mit einem leicht mürrischem Geräusch nickte Ren, blickte kurz zu Horo, um ihm zu symbolisieren, dass sie weiter gehen.

„Er ist Gast hier, also lasst nichts auf ihn los. Das gilt auch für das Mädchen.“, befahl Ren in einem doch sehr strengen Tonfall, den Horo schon lange nicht mehr gehört hatte.

„Natürlich, wie Sie wünschen.“

Kaum war der Diener außer Sicht- und Hörweite starrte Horo Ren verdutzt an. „Sprichst du hier so mit allen?“

„Ja…und ich bin noch freundlich.“

„U…und was war das von wegen etwas auf uns hetzen?“

Leicht schmunzelnd blieb Ren stehen, um sich kurz umzusehen. Hier war keiner, wie sonst auch, es war totenstill. „Weil alles und jeder, der nicht angemeldet und geduldet ist, von den Wachen angegriffen wird.“

Schwer schluckte Horo bei dieser Erklärung, war ihm dieser Gedanke doch mehr als unheimlich und nicht wirklich angenehm. „A…auch Yuki-chan?“

„Ja, auch sie.“ Bei diesem Satz öffnete Ren eine Türe, die in einen dunklen Raum führte. „Sie machen nicht halt, nur weil sie ein Kind ist.“

„Oha…“ Gut dass Yukiko noch nicht alles wortwörtlich verstand, außerdem war sie von der neuen Umgebung zu sehr abgelenkt. Sie musste nicht wissen, dass sie hier ohne Anmeldung eingesperrt werden würde…oder noch schlimmeres. Vielleicht war es doch nicht so gut gewesen, hier her zu kommen?!

Gedankenverloren schüttelte Horo den Kopf, musste doch diese negativen Vorstellungen irgendwie loswerden. „Wo…sind wir?“

„In meinem Zimmer…ehemalig.“ Mit diesen Worten knippste Ren das Licht an und vor ihnen erstreckte sich ein großer Raum, recht dunkel und auch irgendwie steril eingerichtet. Es stand zwar viel drin, ein großes Bett, ein riesiger Schrank, Kommoden, andere Schränke, anscheinend für Waffen. Aber es wirkte so farb- und lieblos.

Yukiko aber löste sich endlich von Horo’s Bein, an dem sie die ganze Zeit geklammert hatte und lief Richtung Bett, um sich dort hinauf zu ziehen und sich mit voller Wucht drauf zu schmeißen. Lachend lag sie auf dem Rücken und streckte alle viere von sich.

Es war eigenartig, aber ihr Lachen war das einzige Geräusch weit und breit. Horo empfand es als kleinen Schimmer in diesem Anwesen, das sonst so leblos wirkte. Nur ein kleines lachendes Geräusch konnte doch eine große Wirkung erzielen.

„Nun wird jeder wissen, dass jemand hier ist.“

„Wie?“ Horo war doch etwas aus den Gedanken gerissen worden, als Ren dies gesagt hatte. Doch als er zu ihm sah, musste er auch leicht schmunzeln. Ren sah irgendwie anders aus, als früher. War es Zufriedenheit, die der Ainu da sah? „Was meinst du was sie sagen werden?“

„Wozu?“

„Na zu der Kleinen. Sie wissen doch noch nichts von ihr…oder doch?“ Eigentlich müssten sie es ja wissen. Schließlich war Ren nun schon 2 Jahre einfach so fort. Das musste doch auffallen!

„Ich hab ihnen nur gesagt, dass ich eine Zeit nicht nach Hause komme. Den Grund nicht…das geht sie auch nichts an.“

Natürlich, es war nicht einfach für Ren darüber zu reden. Ein Tao als Babysitter? Das würde der Familie sicherlich nicht gefallen. Wie sah es dann erst mit ihrer Bindung aus? Ihre Beziehung war zwar noch recht zaghaft, aber dennoch…sie bestand, auch für Ren.

Bevor Horo dies aber ansprechen konnte, hörten sie Schritte durch die offen stehende Tür. Sie klangen doch recht leicht, also konnte es kein Mann sein.

„Ren!“ Nur langsam aber synchron drehten sich Horo und er zur Türe, durch die eine lächelnde Run eintrat. Erstaunt blieb sie vor ihrem Bruder stehen, den sie vorsichtig musterte. „Das gibt’s ja nicht…mein kleiner Bruder holt mich noch ein.“ Dabei symbolisierte sie seine Größe, indem sie sich die Hand an die Stirn legte. So groß war Ren nun schon und erwachsener sah er allemal aus.

Ren grummelte allerdings etwas, verschränkte die Arme und verzog den Mund. „Hast du gedacht, ich bleibe für ewig so winzig?“

„Ach komm, sei nicht….“

„Gūgu Run!“ Durch diesen freudigen Ruf konnte sie ihren Satz nicht beenden, denn Yukiko sprang vom Bett und stellte sich grinsend vor sie.

Doch die Chinesin war sichtlich erstaunt, als sie zu Yukiko sah. „Wie hast du mich grade genannt?“

„Echt mal…“ Mit verwirrtem Gesicht drehte Horo seinen Kopf zu Ren und bat dringend um eine Antwort. Es hatte sich zwar Chinesisch angehört, aber nur weil er mit einem zusammen war, musste er es ja nicht gleich verstehen.“

„Es bedeutet Tante, ich hab’s ihr beigebracht.“

„Du bringst ihr chinesisch bei?“ Wieso wunderte Horo das nicht? Zuerst Taijiquan, nun chineisch. Was kam als nächstes?

Doch durch einen doch recht lauten Aufschrei von Run wurde er abermals aus den Gedanken gerissen und wich sogar etwas vor ihr zurück. Seit wann besaß sie so ein Organ?

Yukiko wurde aber von ihr durch geknuddelt und auf den Arm genommen. „Ist das niedlich, du nennst mich echt Tante? Wie süß! Kannst du noch was auf Chinesisch?“

„Ja! Bàba!“ Richtig, seit Yukiko chinesisch lernte, hatte sie Ren nicht mehr Vater genannt. Bàba klang Papa viel ähnlicher und schöner als Vater war es allemal. „Und Báichí!“

Erstaunt blinzelte Run etwas und sah danach schmunzelt zu Ren. „Weiß sie, was das bedeutet?“

„Natürlich, ich nenne Horo oft genug ‚Idiot‘.“, erklärte Ren, woraufhin Horo nur seufzt und die Arme hängen ließ.

„Ja, in allen erdenklichen Sprachvariationen, die der Herr beherrscht…“ Und mittlerweile hatte Horo raus, wann Ren ihn auf Chinesisch beleidigte und wann er nur vor sich hin murmelte. Auch wenn Horo meistens kein Wort verstand, die Tonart verriet den Chinesen beim meckern.

Kichernd besah sie sich die beiden und ließ aber ihre Augen immer wieder zwischen ihnen hin und her schwenken. „Kann es sein, dass sich da was verändert hat, hm?“

Schlagartig wurde Ren rot im Gesicht. Verdammt, er hatte ihr es wirklich noch nicht gesagt, was Horo natürlich nicht wusste! Erschrocken musste er feststellen, wie Horo schon antwortete und es zu spät war.

„Was meinst du? Hab ich Ren-chan Hand zahm gekriegt? Haha.“

„Baka…“ Grummelnd verschränkte Ren die Arme und sah sogar etwas verlegen weg. Den leichten Rotschimmer über seinem Gesicht konnte man nur schwer übersehen.

„Hand zahm?“ Verwirrt sah sie zu Ren, der ihm keine über den Kopf zog, was sie mehr als eigenartig fand. Doch keine Sekunde später hatte sie verstanden und sie grinste über beide Ohren. „Also doch! Ihr hab’s doch noch geschafft. Nein wie niedlich!“

„Run! Lass gut sein!“

„Wieso denn? Sei doch nicht so ein Miesepeter. Ich freu mich so für euch beide und man sieht wirklich, dass sich zwischen euch was geändert hat.“ Lachend tätschelte sie Yukiko’s Kopf, die sie neugierig ansah. „Da hast du kleine Maus aber ein Wunder bewirkt.“ Neckend pikste sie Ren in eine Wange, als er beleidigt aber auch verlegen wegsah. „Also ihr seit wirklich so richtig zusammen? So dass DU es dir auch eingestehst?“

„RUN!“

Horo musste aber lachen. So wie Run ihren kleinen Bruder ärgerte, konnte er ja nur grummelnd reagieren. Bevor irgendjemand aber noch etwas hinzufügen konnte, sei es von Ren zur Verteidigung, Run zum Ärgern oder auch Horo als Run’s Unterstützung, warf sich auf einmal eine Art Schatten in den Raum. Er kam von der Türe und erstreckte sich über den Boden.

In dieser Sekunde und noch bevor der Mann in der Türe zu reden begann, wusste Ren, wer es ist. „Nimm Yukiko mal.“, riet er Horo, da sie wahrscheinlich bei dem Anblick des Mannes sonst Angst bekommen würde.

Nickend nahm er sie von Run entgegen, die sich ebenfalls zur Türe nun drehte. Auch sie wirkte doch ein wenig vorsichtiger in ihrer Wortwahl und verhalten. Ren aber bot dem Mann die Stirn, indem er ihn ernst ansah.

„Beehrt uns der junge Herr auch einmal?“, fragte der große Mann mit dem großen Tattoo der Taos auf dem Bauch und seine Stimme war tief, sogar leicht beängstigend.

Yukiko klammerte sich ein wenig in Horo’s Shirt, beobachtete den Mann vor sich aber genau. Yuan Tao war ein Mann, dem man eigentlich nur mit Respekt entgegnen konnte. Zumindest wenn man nicht gerade Ren hieß und nicht mehr viel für ihn übrig hatte.

„Deinen Sarkasmus kannst du behalten. Run hat außerdem darum gebeten, dass wir kommen.“

„Wir?“ Dieses kurze Wort reichte, dass Horo ein wenig Angst bekam. Es klang nicht wirklich nett gemeint, eher so, als würde Yuan seinen Ärger Ren gegenüber unterdrücken. Hinzu kam der durchdringende Blick von Yuan, der nun zu Horo und Yukiko sah. „Du?“

Schwer schluckte Horo, riss sich aber zusammen und nickte leicht, dennoch mit ernstem Gesicht.

„Was soll er hier?“

„Ich hatte sie eingeladen, Vater. Alle 3.“, erklärte Run, wobei ihr Vater dabei nicht zu ihr sah. Sondern weiter auf Horo und die kleine Yukiko, die sich nun in Horo’s Shirt vergrub. Ihr machte der Mann viel zu viel Angst.

„Wenn sie gleich schreit ist das deine Schuld.“, kam es plötzlich von Ren, der die Arme verschränkte und seinen Vater ernst ansah. „Dann schreit sie ALLES hier zusammen, glaub mir.“

„Willst du mir etwa mit einem Kind drohen? Was soll es überhaupt hier? Wir sind kein Kindergarten!“

Während er Yuan zuhörte sah er aus dem Augenwinkel zu Ren, der ihm mit dem Blick nicht auswich und stand hielt. Würde er es ihm sagen, dass er Babysitter für die Kleine war. Und dann auch noch mit ihm, einem Shamanen der ihn damals ebenfalls angegriffen hatte?

„Sie bleiben solange, wie ich bleibe. Aber mach dir nicht ins Hemd, es wird nicht lange sein.“

„Was soll das bedeuten? Du bist gerade erst wieder aufgetaucht, nachdem du so einfach meintest wegbleiben zu müssen.“ Yuan schien überhaupt nicht begeistert. Im Gegenteil: Innerlich schien er schon ziemlich wütend zu sein, das verriet sein Gesichtsausdruck der seine Anstrengungen es zu verbergen zeigte. „Du hast Pflichten der Familie gegenüber und die wirst du einhalten!“

„Fängst du damit schon wieder an?“ Genau deshalb wollte Ren nicht herkommen. Er wusste dass es in so einem Streit ausarten würde. Damit aber Yukiko nicht so viel davon mitbekam, schob er Horo ab Rücken vor sich her und ging ihm dabei nach. „Wir besprechen diesen Mist nachher. Ich hab keine Lust jetzt darauf.“, erklärte Ren seine Geste im Vorbeigehen und ließ Yuan verblüfft dastehen.

Horo sagte nichts dagegen, er fühlte sich in dieser Atmosphäre sowieso nicht wohl. Daher verließ er mit Ren den Raum, zusammen mit Yukiko, die vorsichtig über Horo’s Schulter sah. Eigentlich wollte sie nur zu Run kurz sehen, weil sie nicht mitkam. Stattdessen traf sie auf Yuan’s bösen Blick, woraufhin sie sich wieder in Horo’s Shirt versteckte. Dieser Mann war ihr wirklich nicht geheuer…Sie war nur froh, dass ihre Väter nicht so böse aussahen.
 

~*~

Nur kurze Frage: Wer hat am Anfang versaut gedacht?! ;DDDD

The beginning of a conversation

“Ren?...Ren??? REN-CHAN?!” Ein lauter Schrei erklang durch das ganze Tao Anwesen und weckte nun auch die letzten vielleicht noch schlafenden Mitglieder.

Der Verursacher des Lärms saß verängstigt auf dem Boden und klapperte leicht mit den Zähnen. Wieso musste der Tag SO beginnen?

Zuerst wachte er ohne Ren auf, in einem komplett fremden Zimmer, in einem komplett fremden Haus. Und nun? Nun stand so ein beschissener Zombie vor ihm und starrte ihn aus leeren Augen und mit offenem Mund an, aus dem sogar ein gedämpftes Grummeln kam.

„Reeeeen!“ Wo war der Chinese, wenn man ihn brauchte? Wieso ließ er den Ainu in so einer Gegend alleine?

„Baka…“

Endlich, da war die rettende Stimme, genau hinter ihm. Daher drehte sich Horo leicht um, um hinter sich zu sehen und entdeckte dort wahrlich Ren im Flurgang stehen.

„Die Zombies tun dir nichts.“

„W…woher willst du das wissen?“ Mit einem Sprung erhob sich Horo schlagartig und versteckte sich leicht hinter dem kleineren. „Die Dinger können doch alles machen!“

„Ich habe es ihnen befohlen, das reicht und nun krieg dich mal wieder ein, ist ja schlimm wie sehr du Schiss hast. Sogar Yukiko hat sich einigermaßen mit den Zombies angefreundet.“

„SIE HAT WAS?“ Da sprach Ren doch grade das Unmögliche aus. Yukiko und sich mit den Zombies anfreunden? Sie war doch ein Kind und auch dazu noch leicht ängstlich.

Da fiel Horo auf, dass er die Kleine seitdem er sie mit Ren ins Bett gebracht, sie nicht wieder gesehen hatte. „Wo ist die Kleine?“ Sie war doch nicht etwa allein irgendwo im Haus unterwegs? Bei ihnen im kleinen Zuhause war es ja ok, da konnte nicht viel passieren. Aber hier? Hinter jeder Ecke lauerte der Tod….in irgendeinem Maße zumindest.

„Keine Panik, sie ist bei Run. Sie wollte mit der Kleinen in den Garten.“

Als Ren dies erklärte seufzte Horo erleichtert. Ein Glück, Yukiko ging es anscheinend gut.

„Uuuuuuh.“ Wieder schreckte Horo zurück und versteckte sich hinter Ren, der den Zombie nur grimmig ansah.

„Geh.“, befahl Ren nur kurz und knapp, woraufhin der Zombie sich umdrehte und den Gang entlang schlich. Erst als der Zombie hinter der nächsten Ecke verschwunden war, atmete Horo tief durch und piekte Ren dann plötzlich in den Oberarm. „Ren-chan?....Ich hab Hunger….Wann gibt’s Frühstück?“

„Das gibt’s schon lang nicht mehr.“ Ohne Horo besonders anzusehen, ging er in die Richtung in der der Zombie zuvor verschwunden war.

„Ren-chan! Wo gehst du hin?“

„In die Küche, du hast doch Hunger.“

Schnell folgte Horo dem dunkelhaarigen, denn alleine hier stehen wollte er nicht noch einmal und Hunger hatte er natürlich auch noch! „Aber hast du nicht gesagt, dass es kein Frühstück mehr gibt?“

„Richtig“, antwortete Ren nur kurz, als er schon eine Tür öffnete und in eine große, sterile Küche eintrat. „Aber Mittagessen gibt es schon. Nimm dir.“

Erstaunt sah Horo auf einen Wagen, auf dem einige Leckereien standen und das nicht zu wenig. „Es gibt schon Mittag? Wie spät ist es?“

Während Ren sich an den Kühlschrank begab und dort seine heiß geliebte Milch rausholte, erklärte er Horo, dass er doch recht lange geschlafen hatte. „Wir haben 12.30 Uhr.“

„Häh?“ Mümmelnd setzte sich der Ainu auf die Küchentheke und aß beherzt einige Happen von einem Teller. Dass er dabei mit vollem Mund sprach blieb nicht aus. „Das ist doch garnicht so spät…wann esst ihr denn Mittag?“

„Meistens um 12 Uhr….Mittags eben.“

„Meine Güte.“ Horo wusste ja das Ren’s Familie feiner und gehobener war, aber so? Sie waren anscheinend sehr gründlich und pünktlich, in allem. Wenn Horo so über Ren’s Familie nachdachte, so fiel ihm auf, dass er niemanden mehr gesehen hatte. Auch Ren’s Vater nicht, zumindest nach dem kurzen Treffen in Ren’s Zimmer. Ob er immer noch so grimmig war?

„Was ist?“

Ren’s Stimme holte den Ainu aus seinen Gedanken, weshalb er zu ihm aufblickte. „Hm?“

„Du denkst nach, das sieht man dir an.“

Wieso konnte Ren das einfach so sehen? War er Hellseher? Ren konnte man so selten etwas ansehen. Oft hatte er einfach seine Ren-typische Mimik, etwas ausdruckslos aber auch arrogant. Daraus etwas lesen war so gut wie unmöglich.

„Nene, alles klar…“ Beherzt leckte er sich die Finger etwas sauber und sprang dann grinsend von der Theke runter. „So und nun geht’s zu Yuki-chan. Die Kleine hat sicher schon Sehnsucht nach mir.“

„Wer es glaubt.“ Natürlich musste Horo geneckt werden, Tag ein Tag aus. Sonst wäre es ja langweilig.

Als sie im Flur waren und Richtung Garten gehen wollten, tat sich vor ihnen ein Schatten mitten auf dem Boden auf. Oh je, das hatte Horo doch am Abend vorher genauso schon erlebt. Als er sich gestern umgedreht hatte, hatte Yuan in der Türe gestanden. Also würde es jetzt genauso sein!

„Guten Tag, Mutter.“

Moment, Mutter? Etwas verdutzt blinzelte Horo und blickte nun auch richtig auf, um die Person dort zu mustern, die ihnen gegenüber stand. Es war eine hübsche Dame, die sogar leicht lächelte. Was für eine Seltenheit in diesem Haus!

„Guten Tag, Ren. Wie schön dich auch mal zu sehen.“ Sie klang schon ein wenig traurig, doch benahm sie sich keine Sekunde später wie eine tadelnde Mutter. „Wenn du schon einmal hier bist, kannst du doch wenigstens Hallo sagen. Wieso erfahre ich es von deiner Schwester heute Morgen, dass du hier bist?“

„Weil Vater dir es gestern Abend nicht gesagt hat?“

Seufzend legte Ran eine Hand an ihre Wange und nickte sogar. „Ja, du hast Recht. Leider teilt er mir so etwas wichtiges selten mit.“

Erst jetzt sah sie zu Horo, der ein wenig verdattert da stand. Ren’s Mutter hatte er vor lauter Angst vor Yuan total vergessen. Dabei war sie doch mit Run eine Persönlichkeit, die er doch schon leiden konnte. Sie wirkte anders, als die anderen….freundlicher.

„Ah, Horohoro richtig?“

Die Frau wusste seinen Namen? Woher….Moment…Da gab es nur eine Antwort. Run! „Ähm, richtig. Guten Tag, Frau Tao.“

„Also hast du immer noch zu Yoh und den anderen Unruhestiftern von damals Kontakt?“, fragte sie ihren Sohn, wobei es nicht vorwerfend klang, sonder sehr freundlich und interessiert.

Ein Nicken von Ren war seine einzige Antwort dazu und Horo merkte wieder, wie wenig Ren doch allgemein sprach. Da waren die Dialoge in ihrem kleinen ‚Zuhause‘ ja schon ein Weltwunder!

„Lasst mich raten, ihr wollt in den Garten.“, leicht kicherte Ran, drehte sich etwas seitlich und sah so aus, als ob sie die beiden begleiten wollte. „Ich hab von Run gehört, was passiert ist.“

Leicht schreckte Horo hoch und auch Ren sah nicht mehr so entspannt aus. Wie sie wusste von allem? Auch von ihrer Beziehung zueinander?

Sie waren grade auf einer Treppe zum Garten angekommen, als Ran auch noch etwas präziser wurde: „Ihr hättet mir die Kleine ruhig mal vorstellen können, ich hab sie noch gar nicht gesehen.“

Ok…von Yukiko wusste sie anscheinend schon. Dass Run von ihr erzählte war aber auch kein Wunder. Die Chinesin war viel zu vernarrt in das Kind, um nicht jedem davon erzählen zu wollen. Ren hatte sie zwar gebeten niemals seinem Vater von Yukiko zu erzählen, von seiner Mutter war allerdings nie die Rede gewesen. Dies musste Run ausgenutzt haben.

„Tut mir leid Mutter, aber es war keine Gelegenheit.“

Doch sie sah nicht so aus, als ob sie sauer war. Im Gegenteil, sie lächelte etwas und nickte. Sie schien verständnisvoll. „Ich weiß wieso du nichts gesagt hast.“

Ren wollte niemandem zuerst von Yukiko noch von Horo erzählen und das war eigentlich immer noch der Fall. Ein Tao und Babysitten, das war schon für seine Familie, besonders für seinen Vater nicht gerade ansehnlich. Aber dann auch noch die Beziehung zu Horo? Yuan würde durchdrehen!

Anscheinend wusste dies auch Ran, oder ahnte es vielleicht auch nur. Auf jedenfall waren ihr die Gründe durch aus bewusst, wieso Ren nichts gesagt hatte. Sie war seine Mutter, wenn sie ihn nicht kannte, wer dann?

Im Garten angekommen hörten sie schon Gekicher und das nicht nur von einem kleinen Mädchen. Auch Run hatte hörbar ihren Spaß beim Pflücken von Blumen.

„Yuki-chan!“ Damit sein Ruf etwas lauter wurde, hielt sich Horo die offene Hand sektrecht an den Mundwinkel und wie er gehofft hatte, hörte ihn Yukiko auch.

Sie stand mit Run in Mitten eines großen Blumengartens, in dem ein Weg wie eine Art Labyrinth angeordnet war.

„Papa is wach!“ Mit schnellen tapsigen Schritten kam sie auf ihn zu und rannte genau gegen sein Bein, aber nur damit sie sich daran festklammern konnte. „Papa hat lang schlaft.“

„Hey, so lang nun auch wieder nicht, haha.“ Als er zu ihr runter sah bemerkte er, dass sie eine kleine Blume im Haar über dem Ohr hatte und auch sonst überall kleine Blüten hingen. Anscheinend hatten sie viel Spaß gehabt.

„Vielen Dank für’s Aufpassen Run.“, bedankte sich Ren recht ruhig bei seiner Schwester, die nun lächelnd zu der kleinen Gruppe trat. Sie trug eine Blumenkette um den Hals, die sie anscheinend mit Yukiko gemacht hatte.

Kichernd winkte sie ab, denn anscheinend hatte es ihr sichtlich Freude gemacht und war keine Arbeit gewesen.

Ran, die Yukiko zuvor noch nie gesehen hatte, blieb erst einmal still und beobachtete ihr Verhalten gegenüber Horo und Ren. „Du hättest uns wirklich mal von dir aus erzählen können, dass du auf das kleine Mädchen aufpasst.“, sagte sie dann irgendwann zu Ren, der nur mit den Schultern zuckte und wie immer eher teilnahmslos dastand.

„Nun weißt du es ja… Es ist auch keine große Sache.“

„Keine große Sache?“ Leicht seufzte Ran, wobei Run zu lachen begann. Ren war doch immer noch der Selbe, wie er Sachen einfach abhakte, weil er nicht drüber reden wollte. „Ren, die Kleine nennt dich immerhin ‚Bába‘. Ich glaube schon dass das eine große Sache ist.“

Erstaunt sah Ren u seiner Mutter, von der er nun nicht erwartet hatte, dass sie so etwas wusste. Vor allem da es doch kaum einer wusste, bis auf Run gestern….Ah, natürlich.

Langsam wanderte Ren’s Blick zu seiner Schwester, die typisch grinste und auf unschuldig tat. Sie hatte es Ran doch erzählt und das in so kurzer Zeit.

„Du…weißt das also…“
 

Da das Tao Anwesen einen großen Garten, blieb die Gruppe nicht in Mitten diesem ungemütlich stehen. Sondern sie setzten sich in eine kleinere Sitzecke, mit direktem Blick auf einen Teich. Run war währenddessen aber zurück gegangen, so saß nur noch die kleine Familie mit Ran in der gepolsterten Gartenecke.

Yukiko saß auf Horo’s Schoss und untersuchte die Blumenkette, die Run ihr zuvor gegeben hatte.

„Willst du etwas bestimmtes?“, kam es auf einmal ruhig von Ren, der zu seiner Mutter sah. Denn er erinnerte sich, immer wenn sie in diesem Teil des Gartens waren, hatten sie immer irgendwie geredet und Ran wirkte auch so, als hätte sie etwas auf dem Herzen.

Erschrocken reagierte sie allerdings nicht. Sie lächelte nur und nickte.

„Und was?“ Irgendwie hatte Ren das Gefühl dass es mit seinem ‚Babysitterjob‘ zu tun hat, was sich dann auch noch bewahrheitete, als Ran anfing.

„Du warst eine lange Zeit weg, ohne zu sagen, wieso. Yuan hat das nicht so eng gesehen…aber Run und ich haben uns schon Gedanken gemacht.“

„Es wird nicht wieder vorkommen.“, kam es recht ruhig von ihm, doch hatte er immer noch den Kopf gesenkt und die Arme verschränkt.

„Darauf wollte ich nicht hinaus.“, unterbrach sie ihn doch direkt und sah auf den Boden vor sich. „Du bist alt genug um dich aufzuhalten, wo du willst und wie lange du willst…Ich wollte auf etwas anderes hinaus…“ Eine kurze Pause kehrte ein, in der nur Yukiko’s leises Mit-sich-Brabbeln zu vernehmen war, während sie vorsichtig die Blumenkette auseinander nahm.

„Ren…ist irgendwas in der Zeit passiert, wovon wir nichts wissen?“

Sowohl Ren, als auch Horo schreckten innerlich auf und rissen auch die Augen etwas auf, als Ran dies angesprochen hatte.

Es herrschte zuerst eine lange Stille, in der Horo erst einmal sein Herz beruhigen und Ren sich irgendwas einfallen lassen musste. Was genau sprach seine Mutter damit an? Was hatte sie gemerkt?

„Was…meinst du damit?“

„Ich weiß nicht, du wirkst anders.“, kam nur als Antwort, woraufhin Horo versuchte, sie irgendwie davon abzulenken. Denn er wusste irgendwie, was sie ansprechen wollte…sie sah, dass Ren mit ihm zusammen war. Sie würde zwar nicht direkt wissen mit wem, aber sicherlich ahnte sie, dass er glücklicher war und anscheinend jemand daran schuld war.

„Haha…das liegt bestimmt an seinem neuen Haarschnitt!“, versuchte Horo irgendwie abzulenken. Hoffentlich funktionierte es! „Ich mein, er sieht doch mit langen Haaren noch besser aus.“ Anstatt aber abzulenken, lenkte er Ran’s Aufmerksamkeit direkt auf sich, da sie ihn doch leicht erstaunt ansah.

„Besser?“

„Baka….“, zischte Ren leise und sah zu Horo rüber, der sich sofort den Mund zuhielt. Verdammt! Er hatte sich verraten! Wieso musste er auch sowas einfach raushauen?! Ren wollte seiner Familie doch nichts von der Beziehung sagen, was er natürlich verstehen konnte. Mehr als einmal hatten die beide darüber geredet, mehr oder weniger. Denn Ren’s Reden war eher ein stummes Murren oder kurze knappe Sätze, zumindest bei diesem Thema.

Es herrschte wieder eine lange Stille, dieses Mal allerdings sehr bedrückend. Niemand wusste so recht was er sagen sollte, bis schließlich wieder Ran das Wort übernahm.

Doch klang sie nicht wirklich glücklich, gar etwas unsicher. „Ren…Was hat das zu bedeuten?“

Der junge Chinese blieb aber weiterhin still, bis er kurz zu Horo sah. „Geh bitte mit Yukiko etwas abseits.“

Auch wenn es nicht die freundlichste und liebevollste Art war, so wie Ren sprach klang es eher ruhig und wirkte kühl, so verstand es Horo vollkommen. Es war vielleicht wirklich besser, dass Ren mit seiner Mutter allein sprach, über gewisse Dinge…

Leicht nickte Horo, nahm Yukiko auf den Arm und grinste sie an. „Komm, du zeigst mir mal, wie so eine Blumenkette geht.“ Die bereits von Run gemachte lag schon verteilt auf dem Boden.

Das einzige was noch zu hören war, war der deutlich klingende Zuspruch von Yukiko über diese Idee, woraufhin Ren und seine Mutter nun alleine waren.
 

Yukiko wurde von Horo mitten in die Blumen gesetzt und er selbst nahm genau hinter ihr Platz, sodass er ihr über die Schulter gucken konnte. Schließlich konnte er auch ein wenig mit Blumen ‚basteln‘ und so konnte er zwischendurch helfen.

Doch während er auf ihr Tun hinabsah, was eher einem wilden durcheinander Blumen zusammenstecken glich, sah er doch sehr nachdenklich und gar nicht wirklich anwesend aus.

Nie hätte er gedacht, dass bei ihrem kurzem Besuch so ein Thema aufkommen würde. Zumal…ehrlich, er hatte sich zurück gehalten! Er hatte Ren schon den ganzen Tag keinen Kuss geklaut oder ihm irgendwas zugerufen, was ihn erröten lassen hätte. Nichts von alledem…

„Wie hat sie das bloß gemerkt?“, murmelte Horo für sich, woraufhin Yukiko von ihren Händen und den Blumen darin, ihr Gesicht nach oben richtete und Horo fragend ansah.

„Was?“

„Wie?...Ach nichts…Mach weiter Süße.“, lächelte er nur und täschelte ihr kurz den Kopf.

Verwirrt legte Yukiko kurz den Kopf schief, bevor sie nickte und sich wieder ihren Blumen zu wandte.

Auch schmunzelte Horo als er das sah. Sie war doch wirklich ein liebes Mädchen und sie mit Ren großzuziehen fand er nicht nur spaßig, sondern war wirklich etwas besonderes und doch auch schönes. Auch wenn es kitschig kling!

Plötzlich riss Horo die Augen auf und ihm wurde schlagartig etwas klar. Natürlich redeten Ren und seine Mutter nun, doch….wollte der Chinese seine Mutter nun über ihre Situation aufklären? So….ganz? Dass sie nicht nur zusammen lebten, sondern auch sich liebten und ein Paar waren, obwohl Ren dies noch nie so offen gesagt hatte und nicht einmal ihren engsten Freunden hatten sie es bis jetzt verraten. Nur Run wusste davon, was für Ren schon schlimm genug schien.

*Sagt er ihr…es wirklich?* Ab diesem Moment hatte Horo Angst um sein Leben. Auch wenn Ran immer eine nette Persönlichkeit war…sie war eine Tao. Sie könnte auch killen!
 

Abermals kehrte Stille ein, doch Ran wollte ihren Sohn einfach nicht drängen. Außerdem schien sie etwas Angst zu haben vor dem, was nun kommen würde.

„Was genau…willst du wissen?“, fragte Ren irgendwann, ließ die Augen aber geschlossen und hatte den Kopf leicht gen Boden geneigt.

„Ich will dich nicht löchern, ich weiß, das bringt bei dir nichts…“ Und damit lag sie Gold richtig. Ren hasste es wenn man bohrte und dann machte er sowieso dicht. Daher war es von Vorteil, dass sich ihre Fragen eher nicht äußerten. „Aber…“

„Du findest irgendwas an mir eigenartig, schon verstanden Mutter.“ Ungesehen ließ Ren kurz den Blick zur Seite wandern, wo Horo mit Yukiko spielte. Benahm er sich wirklich so anders, als sonst? Er war doch nicht so sichtlich verliebt, wie viele andere Paare….oder etwa doch?

Tausend Fragen gingen ihm im Kopf herum, aber sie kreisten immer nur um das eine Thema und wie seine Mutter das bloß erkannt hatte.

„Du…meinst, ich sehe anders aus?“

„Ja…“, kam es sehr ruhig von ihr und sie nickte. „…und soll ich dir sagen, wie?“ Sie legte eine kurze Pause ein, in der Ren zu ihr sah und ihre Blicke sich trafen. „Glücklicher.“

You’re an idiot. But I love you

JA! Ich lebe noch XD Es tut mir leid, dass es so lange dauert. Dennoch wird diese Story zu ende gebracht, das hatte ich ja versprochen :D Nur manchmal hat man ne RenxHoro Tiefphase und manchmal ein Hoch XD Und heute Abend hatte ich ein Hoch. Also viel Spaß mit dem kleinen Chapter :D
 

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Kapitel 19: You’re an idiot. But I love you
 

„Mutter… es ist nichts Großes.“ Das war Ren’s erster Satz, nach einer langen Pause gewesen.

Wirklich zufrieden war seine Mutter damit nicht, im Gegenteil. Sie erhoffte sich doch eine Art von Erklärung. Auch wenn es eine kurze war. Aber wenigstens etwas.

„Ren?...“ Die ruhige aber leicht unsichere Stimme seiner Mutter reichte, damit Ren langsam mit der Sprache rausrückte. Er konnte seine Mutter nicht anlügen. Nicht jetzt, wo ihr Verhältnis doch besser wurde.

Mit einem leichten Seufzen lehnte sich Ren an die Rückwand der Sitzecke und sah aus kleinen Augen zu seiner Mutter rüber. „Alles, was ich dir jetzt sage, bleibt erst mal unter Verschluss, in Ordnung? Auch Run musste versprechen, nichts zu sagen.“

Ein Nicken und der ernste Blick von Ran versicherten ihm, dass sie nichts weitersagen würde. Vor allem nicht Yuan.

„Als das Shamanenturnier beendet wurde, habe ich eine neue Aufgabe bekommen, zusammen mit Horo…“ Dabei sah er zu Horo und Yukiko rüber, die in den Blumen spielten und dabei lachten. „Es hieß, wir sollten auf dieses Baby aufpassen. Wie lange stand nicht fest und auch ihre Eltern haben wir nie kennengelernt. Wir wissen nur, dass sie hohe Tiere in der Geisterwelt sind…“ Er legte eine kurze Pause ein, doch nur um den Kopf zu senken und die Augen zu schließen. Wenn er seiner Mutter nun alles erzählte, dann sollte es wirklich ALLES sein. „Das ist schon 2 Jahre her und…in der Zeit hat sich viel verändert… Mutter, ich weiß, dass es sich eigenartig anhört…aber ich habe so eine Art Aufgabe gefunden. Einen Platz, an dem ich mich wohl fühle und zu dem ich zurückkehren kann, wann ich will.“

Seine Mutter hörte ihm zu, ohne dazwischen zu reden. Sie hatte ihren Sohn schließlich noch nie so erzählen gehört. Das musste sie unbedingt ausnutzen und sie wollte auch alles erfahren.

„Nicht nur Yukiko ist zu einem Teil meiner Familie geworden. Auch Horo…“

„Ich verstehe…“ Nun unterbrach sie ihn doch. Sie lächelte allerdings etwas, während sie die Augen geschlossen und die Hände im Schoss gefaltet hatte. „Du hast nie solche Gefühle gezeigt, Ren. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass es ein bildhübsches Mädchen geworden wäre, das zum Erhalt unserer Familie beigetragen hätte…“ Sie blickte zu ihm, sah sanft aus und lächelte auch genauso liebevoll. „…Dennoch bin ich froh, dass du nun solche Gefühle erfahren darfst, Ren. Dass du sie empfindest und geschenkt bekommst.“

Es hörte sich eigenartig an und Ren war auch etwas erstaunt. War es so offensichtlich? Solche Art von Gefühlen…Empfand er sie wirklich für den Ainu? Liebte er ihn?

Er musste sich eingestehen, dass er seine Nähe genoss. Dass er es amüsant fand, wenn er sich wieder mal irgendwo stieß. Dass ihm kalt war, wenn Horo nicht neben ihm lag, sondern aus dem Bett gekullert war. Er wollte Horo bei sich haben und nirgendwo anders. Er hatte ein friedliches Leben, so wie er es sich gewünscht, doch gefunden.

Ja, er liebte Horo wirklich und das neue Leben, das er führte.

Als seine Mutter plötzlich aufstand, riss sich Ren selbst aus den Gedanken und sah zu ihr auf. „Mutter…“

„Keine Sorge…“, unterbrach sie ihn direkt, doch mit sehr liebevoller Stimme. „…mir macht es nichts aus. Ich werde mich schon irgendwie an ihn gewöhnen. Du kommst mit ihm aus, dann schaffe ich das auch. Außerdem ist die Kleine wirklich niedlich. Ihr solltet uns öfter besuchen.“

Seine Mutter sprach wirklich alles aus, auf was Ren Fragen hatte. Sie konnte entweder aus seiner Mimik ablesen oder sie dachte einfach, genauso wie er.

„Und dein Vater wird nichts erfahren, wenn du es nicht willst. Lass dir Zeit. Ich möchte nur dein Bestes, Ren.“ Mit diesen Worten wandte sie sich von ihm ab und ging langsam zurück zum Anwesen. „Und wenn er das Beste für dich ist, dann soll es so sein.“

Ren sah ihr hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen war. Dabei dachte er über das Gespräch nach und wie es verlaufen war.

Er hatte es sich schlimmer vorgestellt. Auch Ran war eine Tao, die auch mal ausrasten konnte. Doch sie war immerhin seine Mutter. Sie wollte seinem Glück nicht im Wege stehen und irgendwie stimmte ihn das glücklich.

„Ren?“ Die Stimme neben ihm holte den Chinesen aus den Gedanken und er wusste natürlich, wem sie gehörte. Horo war mit der Kleinen aus den Blumenfeldern zurückgekommen und sah ihn nun fragend an. „Alles ok?“

Gute Frage, war wirklich alles ok? Nachdenklich sah der Chinese in das Gesicht des Ainus und immer wieder dachte er über diese Frage nach, um am Ende immer wieder festzustellen: Ja, es war alles ok. Mehr als ok sogar.

„Alles bestens…“, murmelte er leise, ließ allerdings ein kleines Lächeln über seine Lippen huschen, das Horo sofort auffiel.

Daher grinste er ebenso und auch Yukiko kicherte vergnügt, allerdings aus dem Grund, weil sie gerade ein Marienkäfer auf dem Finger hatte.

„Ist das Gespräch gut verlaufen?“

„Ich lebe noch…“
 

Am späten Abend begaben sich Ren und Horo in Ren’s damaliges Zimmer. Sie hatten zuvor gemeinsam Yukiko ins Bett gebracht und Horo war noch einmal sicher gegangen, ob sich nicht irgendwo vor ihrer Türe ein Zombie rumgetrieben hatte.

In Ren’s altem Zimmer angekommen, schwiegen die beiden immer noch. Doch es war keine bedrückende Stille, denn Ren lächelte ein wenig.

Was ließ ihn denn so lächeln? Machte ihn gerade irgendwas glücklich? So hatte der Ainu ihn nur allzu selten erlebt.

Diesen Anblick wollte Horo nicht unterbrechen, weshalb auch er die Stille beibehielt und nichts sagte. Er genoss Ren’s Lächeln. Daher fiel ihm nicht auf, wie dieser den Ainu etwas skeptisch ansah und leicht verwirrt blinzelte.

„Was ist?“

„Was?... Äh… gar nichts!“ Hektisch zog sich Horo das Shirt aus und seine Schlafhose an. Irgendwie war es ihm schon peinlich, so wie er Ren angesehen hatte.

Kopfschüttelnd knöpfte sich Ren den Pyjama zu und löste noch eine Spange aus seinem Haar, die er für seine längeren Haare und die dadurch längere Spitze brauchte. „Horo?“

„Hm?“ Etwas erstaunt blickte Angesprochener zu Ren, der sich nun auf die Bettkante setzte und immer noch ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte. Was war heute mit ihm los?

„Wieso…fällt es dir so einfach, diese 3 Worte auszusprechen?“

Was? Was für 3 Worte? Horo verstand nur Bahnhof und das konnte man an seinem verzogenen Mundwinkel ablesen. Grübelnd verschränkte er die Arme und versuchte, auf diese 3 Worte zu kommen, doch sie fielen ihm einfach nicht ein. „Keine Ahnung, was du meinst, Ren-chan.“

Schlagartig bekam Horo ein Kissen ins Gesicht, das ein leicht grimmiger Ren geworfen hatte. „Baka! DIE 3 Worte natürlich! Die sagst du ständig, ohne rot zu werden!“

„Häh?“ Während er das Kissen fest hielt, ließ sich der Blauhaarige ebenfalls auf das Bett nieder und sah Ren leicht skeptisch an. Dabei war er allerdings ernsthaft am überlegen, welche Worte der Chinese meinte. „3 Worte…. 3 Worte… 3….“ Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. DIE 3 Worte meinte er! Kichernd schmiss er das Kissen bei Seite und sah Ren erwartungsvoll und grinsend an. „Ach Ren-chan, du bist so süß! Versuchst du sie mir zu sagen?“

Schlagartig lief Ren rot an, behielt allerdings die grimmige Mimik. „B…Baka!“

„Nun versuch es!“, kam es auf einmal ruhig von Horo. Er lächelte nun nicht mehr wie ein Honigkuchenpferd, sondern ganz normal und er wartete auch geduldig. Schließlich wusste er, dass man Ren nicht drängen sollte. Dann würde nie etwas raus kommen.

Leicht wich Ren bei dem Blick allerdings zurück, so fühlte er sich in dieser Situation doch unsicherer als gedacht. Den Tag über war er sicher gewesen, was er fühlte und wie man sowas zum Ausdruck brachte. Aber jetzt?

Es verging eine Weile, in der Ren überlegte und den Satz gedanklich immer wieder sagte. Doch über seine Lippen kam nichts. Irgendwie ging es nicht.

„Tut mir leid…“, murmelte er nur leise und wandte sein Gesicht von Horo ab. „Ich kann’s doch nicht.“

Horo allerdings zeigte keine Reaktion von Enttäuschung, im Gegenteil. Er lächelte immer noch und zog Ren ein wenig zu sich, um ihm einen kurzen Kuss zu geben. „Du hast es versucht. Das ist mehr, als ich mir je erhofft hatte. Und du siehst so niedlich aus, wenn du mit dir kämpfst!“

Eine leichte Wutader bildete sich auf Ren’s Stirn und wieder flog ein Kissen in Horo’s Gesicht. „Baka! Ich bin nicht niedlich!“

„Und ob! Zum Anbeißen!“, lachte Horo, während die Situation langsam in eine Kissenschlacht ausartete.

„Nǐ shìgè báichī!... Bùguò, wǒ ài sǐ nǐ la…“

Etwas irritiert sah Horo zu Ren, als sich der Ainu mit einem weiteren Kissen ausrüstete. „Du sollst nicht immer auf Chinesisch meckern! Dann kann ich doch gar nicht antworten!“

„Tja, dann lern es eben, Baka!“

In dieser Nacht würde Horo nicht herausfinden, was Ren ihm da gerade gesagt hatte. Auf ganz eigenem Wege.
 

„Du bist ein Idiot… Aber ich liebe dich trotzdem.“

Departure with results

Oh man O_O Ich hab schon mehr als 1 Jahr nichts mehr gebracht? Wie kommt das denn? Das Kapitel jetzt war ganz schnell geschrieben.

Es tut mir total leid >< Aber keine Sorge, es wird zuende gebracht! Versprochen ist versprochen xD

Viel Spaß mit dem Kapitel x3

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Kapitel 20: Departure with results
 

„Lalalaaaa....“ In den letzten Tagen, in denen die Kleine schon in diesem Haus mit ihren Eltern verweilte, hatte sie sich nie allein durch die Gänge begeben. Aber wenn sie nun schon früh wach war, wieso nicht auch eine Erkundungstour durch das Haus machen?

Mit tapsigen Schritten ging sie durch den langen Flur, unter ihr ein Holzboden, neben ihr sehr hohe Wände und nur selten wurde der Flur durch ein Fenster erhellt. Die Lampen waren aufgrund der Uhrzeit schon ausgeschaltet.

„Lalalalaaaa... Oh?“ Was war das denn? Da lag etwas genau vor ihr im Flur, nur ein paar Meter entfernt. Neugierig grinste Yukiko und lief so schnell sie konnte und ohne hinzufallen zu der Stelle. Von weitem sah es aus wie ein kleiner Haufen Stoff. Doch als sie sich auf die Beine fallen ließ und den Stoff etwas hochhob, fiel aus dem Stoff ein Arm vor ihr auf den Boden.

„Uh...“ Sie sah auf ihren Arm und versuchte es nochmal im Kopf zusammen zu bekommen, wie das Ding überhaupt hieß. Grinsend fiel es ihr wieder ein und sie sah wieder auf die etwas grünliche und leicht angefaulte Hand. „Am. Am findet. Haha.“

Keine Sekunde später kam ein Zombie um die Ecke, der sein Blick durch den Flur und schließlich zu der kleinen Yukiko wandernd ließ.

Diese hielt immer noch den Arm in der Hand und stand damit auf. Ihr Blick haftete dabei die ganze Zeit auf dem komischen Mann vor ihr, der auch noch komische Geräusche machte, bis sie auf einmal den gefundenen Arm hoch hob. „Am findet. Deina?“

Mit einem dunklen Grummeln beugte sich der Zombie etwas nach unten und musterte Yukiko kurz, bevor er nickte. „Uaaaargh.“

Auch wenn sie kein Wort verstand, grinste sie und ging noch einen Schritt weiter auf ihn zu. „Da.“

Mit einem weiteren Grummeln, das sich wie ein 'Danke' anhörte, nahm er den Arm entgegen, steckte ihn sich wieder mit einigen Drehbewegungen an und ging an der Kleinen vorbei.

Yukiko drehte sich zu ihm um, als er ging und winkte ihm sogar noch hinterher. „Schüüüß.“

„AAAAAH! Yukiko!“

Verwirrt und auch total erschrocken von dem Schrei zuckte sie zusammen, konnte die Stimme ihres blauhaarigen Ziehvaters jedoch zuordnen, weshalb sie nicht direkt anfing zu weinen. „Huh?“, kam es nur leise und eher verschreckt von ihr, als sie auch schon von Horo hektisch auf den Arm genommen wurde.

Die Müdigkeit, mit der er zuvor aus dem Schlafzimmer gekommen war, war verflogen. „Du kannst doch nicht einfach mit den...den Dingern sprechen!“

„Wauuum?“

„Weil.... Na ja... sie sind gruselig!“

„Nein.“

„Doch, sind sie.“

„Nein.“

Seufzend ließ sich Horo an der Wand auf den Boden gleiten und setzte Yukiko genau in seinen Schoss, sodass sie ihn anschauen konnte. „Süße, diese...Leute sind eigentlich nichts für dich.“

„Waum?“

„Weeeeil... Ach, wie erklär' ich dir das am Besten? Diese Leute sind... Zombies.“

„Ja.“ Als ob Yukiko wüsste, was Zombies sind, nickte sie bestätigend und lauschte weiterhin gebannt Horo's Worten.

„Und Zombies sind... na ja... sie sind gefährlich.“

„Waum?“

„Genau, Horo. Warum?“

Plötzlich mischte sich eine bekannte Stimme eines Chinesen ein, der hinter Horo an der Wandecke lehnte, im Morgenmantel bekleidet und die Arme leicht verschränkt.

„Äh... Ach REN! Du weißt doch wieso! Es sind Zombies! Untote! Hallo?“

„Aber wie du siehst....“, setzte er an und strich Yukiko kurz über die Haare, bevor er sich wieder gerade neben Horo stellte. „...hat er ihr nichts getan. Also komm runter, du Übermutti.“

Grummelnd verzog Horo das Gesicht und stellte Yukiko währenddessen wieder hin, die allerdings nur leise kicherte. Eine Übermutti wollte Horo auf keinen Fall sein, er machte sich schließlich nur Sorgen um die Kleine. „Dann bist du schuld, wenn ihr etwas passiert.“

„Meinetwegen.“, kam es Schulter zuckend von Ren, der mit einer leichten Kopfbewegung wieder auf das Schlafzimmer deutete. „Lass uns wieder rein gehen, wir müssen noch packen.“

Oh ja, packen. Das hörte sich für Horo wie ein Wort der Erlösung an. Endlich das Geisterhaus der Taos verlassen und diese Zombies nicht wieder sehen. „Bin ich froh, wenn wir wieder Zuhause sind.“

„Du machst dir einfach zu große Sorgen, wo keine bestehen.“ Ren öffnete seinen Koffer und legte alles sorgfältig hinein, während Yukiko versuchte sich auf das Bett hochzuziehen, auf dem der Koffer lag. „Die Zombies sind das kleinere Übel.“

„Wie meinst du das?“

„Wenn mein Vater Yukiko alleine erwischen würde,...“ Das Ende ließ er mit Absicht ungesagt. Zum einen wollte er der Kleinen keine Angst machen und zum anderen war Horo's Panikvorstellung genau das, was in dem Fall stimmte.

„...du...wüsstest echt nicht, was er...“

„Nein. Keine Ahnung, auf jeden Fall nichts gutes.“

„Huh?“ Mit einem verwirrten Blick, da sie ja ihren Namen mitbekommen hatte, legte sie ihren Kopf etwas schief und ließ sich aufs Bett fallen.

„Nichts nichts, Süße. Schon gut.“, winkte Horo ab und kramte kurz in seiner Tasche. „Hier, wenn du willst, kannst du hier ein wenig damit spielen.“ Er reichte ihr eine einfache Stoffpuppe, die sie lachend entgegennahm und sich vom Bett hangelte.

Da sie sich ein wenig von den beiden entfernte, konnte Horo leise das Thema ansprechen. „Reisen wir deshalb so schnell wieder ab?“

„So schnell ist gut. Es ist ein Wunder, dass mein Vater noch nichts angestellt hat. Ich will nicht zu viel riskieren. Sein Zorn richtet sich eigentlich gegen mich, da sollt ihr beide nicht noch mit reingezogen werden.“ Mit diesen Worten klappte er den Koffer zu und Horo sah ihm an, dass Ren sich Sorgen machte. Auch wenn der Chinese es versuchte zu verbergen, der Ainu konnte es in seinen Augen ablesen. Sie kannten sich schließlich nicht seit gestern.

„Und wenn wir einfach abreisen, wird nichts passieren?“, fragte er leise und vorsichtig, mit einem negativen Gefühl in der Magengegend.

Doch Ren antwortete darauf nicht. Anscheinend hoffte er einfach, dass es noch die Zeit weiterhin so unbeschwert weitergehen würde, wie zuvor, wenn sie nur genügend Abstand von der Tao Familie nahmen.

Eins war jedoch klar: Ren würde nichts unversucht lassen, um die beiden von jeglichen Gefahren zu schützen und in dem Moment zählte seine Familie, zumindest sein Vater, dazu.

„Ich werde dennoch nochmal mit ihm reden müssen... irgendwann einmal.“

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Horo's Lippen und er nickte. Er würde Ren so viel Zeit lassen, wie er bräuchte. Diese Entscheidung, doch großen Abstand von der Familie zu nehmen, war sicherlich nicht einfach. Es war immer hin immer noch seine Familie.

„Ist denn irgendwas passiert?“ fragte Horo leise, während er sich umzog und zu Ren blickte.

Wieder einmal schüttelte Ren nur den Kopf und sah lange auf den nun geschlossenen Koffer, bis er erst antwortete. „Ich habe aber so ein Bauchgefühl... Gehen wir kein Risiko ein.“

„Báaaaaba?“ Mit großen Augen und der Puppe im Arm stand Yukiko neben dem Chinesen und zupfte an seiner Hose. „Hause gehn?“

„Ja, wir fahren nach Hause, Kleines.“
 

Keine Stunde später standen die drei am Haupteingang des Anwesens. Die Koffer waren schon in den Wagen gebracht worden, mit dem sie zurück nach Hause gefahren werden würden. Yukiko stand neben Horo und hielt sich etwas an dessen Hose fest, während sie zu den Erwachsenen aufblickte. Nicht nur Ren und Horo standen am Ausgang, sondern ihnen gegenüber Ran, Bailong und natürlich auch die traurige Run.

„Schade, dass ihr schon so schnell wieder Heim kehrt.“

„Tut mir leid, Mutter. Aber wir sollten besser wieder nach Hause. Die Atmosphäre ist... nicht gut.“, erklärte Ren nur etwas ungern, was seine Mutter allerdings sofort verstand und nur ein leichtes Nicken als Antwort gab.

Ran konnte nichts dafür, dass er nun abreisen wollte, im Gegenteil. Aber Die Gedanken Yuan's waren ihm nicht geheuer.

„Aber wir sehen uns bald wieder, in Ordnung? Die Kleine wächst doch so schnell.“

„Natürlich, Run.“, grinste Horo und schob Yukiko etwas nach vorne. „Sagst du den dreien auf Wiedersehen?“

„Zàijiàn.“ Mit einem lieben Lächeln winkte sie den beiden und wurde dann von Horo an die Hand genommen, der sich zum Abschied sogar verbeugte.

„Auf Wiedersehen.“

„Bis bald, Mutter, Run. Und Bailong? Pass gut auf alle hier auf.“

„Natürlich.“, gab dieser ruhig von sich und verbeugte sich ebenfalls leicht. „Auf Wiedersehen.“
 

Während die drei sich auf den Weg zum Auto begaben, hatte Ren ein komisches Gefühl im Rücken, als wenn ihn einer beobachten würde. Als er sich leicht zum Gebäude der Taos umdrehte, sah er in einer der obersten Etagen seinen Vater stehen. Mit verschränkten Armen, gerader imposanter Haltung und bösem Blick sah er zu ihnen herab.

Ihre Blicke trafen sich und auch Ren's Augen wurden schmaler. *Er hat etwas vor... Nur was?“

Kaum hatten sie den Wagen betreten, drehte Yuan um und kehrte in eine Art Arbeitszimmer zurück, zu dem nur er Zutritt hatte. Als er in mitten dieses Raumes stand, rief er auf einmal laut nach jemandem. „CHÁNGDÙI!“

Einige Sekunden später erschien ein schmaler Mann in chinesischer dunkler Robe im Zimmer und kniete nieder. „Sie riefen nach mir?“

„Du musst für mich etwas herausfinden.“

„Und das wäre, mein Herr?“

Mit dunkler Miene ließ Yuan seinen Blick zu ihm wandern. „Suche mir die leiblichen Eltern dieses Görs und bringe sie her.“

Danger

„Meister, Ihre Gäste sind da.“

„Lass sie herein und gebe Acht, dass niemand anderes herein kommt.“ Die dunkle Stimme Yuan’s erklang durch den riesigen Raum. Seine Stimme kam er der dunkelsten Ecke, in der Yuan an seinem Schreibtisch saß und gespannt auf die Türe vor sich sah.

Durch diese trat zuerst seine rechte Hand, um die Gäste, die er extra hatte kommen lassen, herein zu holen.

Vor ihm standen nun zwei Personen, eine Frau und ein Mann, die sehr ernst drein blickten. Die Blicke der Anwesenden trafen sich und keiner wagte es dem Blick des Gegenübers auszuweichen.

Sie war sehr schmal, dennoch groß und trug einen Kimonoartiges Kleid in dunkelblau. Schulterpanzerung zierte ihren Oberkörper und ein langes Schwert trug sie auf dem Rücken. Ihre blonden langen Haare hatte sie zwar zu einem hohen Zopf zusammen gebunden, doch reichten ihre Haare auch so noch bis zu ihren Knöcheln.

Der Mann neben ihr, ihr Ehemann, hatte dunkelblaue Haare, die ihm bis zum Kinn gingen. Dabei wirkten sie durch das Volumen deutlich länger. Außerdem zierte ein dunkler Dreitagebart sein Gesicht, das auch von einigen Narben übersät war.

„Wieso lässt uns ein Shamane aus China hier her bringen? Wir haben genug zu tun!“, kam es grimmig aber dennoch ruhig von dem dunkelhaarigen Mann.

Yuan stand derweil auf und ging mit einem Grinsen auf seine Gäste zu. „Ich weiß, dass Ihr viel zu tun habt, Minister. Doch die Lage ist ernst und von großer Bedeutung.“

„Das haben Sie bereits Ihren Boten überbringen lassen. Nun kommen Sie zur Sache. Meine Gemahlin und ich müssen heute Abend wieder im Geisterreich sein.“

Auch wenn es nicht Yuan’s normales Verhalten war, so verhielt er sich durchaus auch mal höflich und weniger schwierig, wie man ihn sonst kannte. Denn… er wollte etwas und dies konnte er nur bekommen, wenn er ein wenig spielte. Er gab die Sicht auf zwei prachtvolle Stühle frei, auf den sich die beiden setzen sollten und ging selbst wieder hinter seinen Schreibtisch.

„Ich weiß, dass Ihr viel zu tun habt, Minister. Deswegen fasse ich mich kurz. Ich habe Euch kommen lassen,…“, begann er und verschränkte die Hände, während die Arme auf den Armlehnen lagen. „…es geht um Eurer beider Nachkommen, das jetzt bei zwei Shamanen lebt und großgezogen wird.“

Es war keinerlei Regung in den Gesichtern der beiden zu sehen und auch die Frau schien sich in das Gespräch nicht einmischen zu wollen, so schloss sie die Augen und ließ ihren Mann reden.

„Was soll mit ihr sein? Wir haben schon lange nicht mehr nachgeschaut, was mit ihr ist. Sie ist noch nicht erwachsen genug, um sie zu uns zu holen.“

„Ich verstehe Eure Sicht.“, antwortete Yuan und begann nun seinen Plan. „Nun, ich habe sie letztens gesehen. Mein…Sohn ist ebenfalls zum Begleiter dieses Kindes geworden und dadurch blieb mir nicht fern, welchen Gefahren sie ausgesetzt ist. Schaut, das Verhältnis zwischen der Familie und meinem Sohn ist sehr schwierig und das gibt er leider auch weiter. Den Jähzorn, den er in sich trägt, lässt er leider auch alle spüren. Ich weiß nicht, ob der Umgang ein richtiger ist.“

„Sie wollen auf etwas anderes hinaus. Hören Sie auf, uns Lügen aufzutischen. Wir können kooperativ sein.“, kam es auf einmal von der doch sehr in sich gekehrten Frau. Ihre Augen öffneten sich und aus ihren schmalen Schlitzen drang ihr stechender Blick heraus. Eine Mischung zwischen Kälte, Macht und Eigennutz war in ihr zu erkennen.

Yuan grinste und lehnte sich in seinen Sessel. „Eure Gemahlin ist sehr intelligent. Darf ich fragen, wie viel Euch das Kind bedeutet?“

„Geschäftlich ist sie alles.“

„Sie sorgt für unseren Erhalt.“, kam es abwechselnd von den beiden und Yuan war entzückt. So konnte man arbeiten.

„Was wäre, wenn wir einen Deal eingehen würden. Ihr würdet mir bzw unserer Familie einen Gefallen tun. Natürlich bekämen Sie auch etwas dafür.“

Erst bei diesem Satz wurde die Aufmerksamkeit der beiden größer und als der Chinese seinen Vorschlag in den Raum warf, sahen sich die beiden Gäste überlegend an. Doch sie brauchten nicht lange, bevor der Minister sich erhob und Yuan seine Hand entgegen reichte. „Wir sind im Geschäft. Ein halbes Jahr und wir können sie holen…“
 

„Alles Gute zum Geburtsta~g!“

Freudestrahlend saß Yukiko auf dem Holzstuhl in der Küche, vor der riesigen Torte, die Horo gebacken hatte und auf der Kerzen brannten. 4 Stück, um genau zu sein. Richtig, sie feierten bereits Yukiko’s 4. Geburtstag. Horo stand hinter ihr und grinste über’s ganze Gesicht und Ren saß rechts von ihr, wie immer mit verschränkten Armen und lächelte ebenfalls ein wenig.

„Los, nun puste schon.“, bat Ren sie leise, woraufhin Yukiko nickte und sich auf dem Tisch abstützte, um die Kerzen auszupusten.

Kaum zu glauben, dass sie schon so lange hier war. Keiner der beiden Jungs hätte sich das träumen lassen, dass sie nun schon 3 Jahre dieses Mädchen großzogen, gemeinsam. Sie war der Auslöser dafür gewesen, dass sich die Jungs, die nun eher Männern glichen, angenähert und lieben gelernt hatten.

„Beeil dich, wir müssen los.“ Ren stand vom Stuhl auf, ums eine Jacke und die von Yukiko zu holen. Doch als er sich wieder zur Küche umdrehte, blickte er in enttäuschte Gesichter der beiden Blauhaarigen. „Nun schaut mich nicht so an. Ich muss arbeiten und auch wenn Yukiko Geburtstag hat, sollte sie in den Kindergarten.“

„Du bist echt unfair, Ren-chan. Gerade heute!“

„Genau, Bába. Das ist gemeint!“

„Schätzchen, das heißt „gemein“.“

„Hab ich doch gesagt! Gemeint!“

Kopfschüttelnd ging der Dunkelhaarige auf sie zu und nahm Yukiko behutsam an der Hand. „Horo kommt dich sicher früher abholen und ihr feiert doch auch im Kindergarten, oder?“

„Ja, stimmt!“ Neu motiviert ließ sie sich von Ren die Jacke anziehen und eilte zur Haustüre, wo ihre Schuhe standen. Zumindest wollte sie das, bevor sie schnell wieder kehrt machte, zu Horo rannte, ihn runterzog, damit dieser sich bückte und ihm einen dicken Kuss auf die Wange gab. „Hab dich lieb!“, grinste sie. „Komm schon, Bába! Keine Zeit! Keine Zeit!“

„Das sagt die Richtige.“, schmunzelte er und schüttelte den Kopf. „Übertreib nicht mit der Deko.“ Flüsterte er noch beiläufig zu Horo, bevor er sich mit einem „Bis später“ verabschiedete.

Kichernd stand dieser in der Küche und verschränkte die Arme. „Übertreiben? ICH doch nicht. Hehe.“
 

Er hatte sich schon ewig auf diesen Tag gefreut. Er freute sich immer auf Yukiko’s Geburtstag. Nicht nur, dass er gerne mit ihr ihren Tag genießen wollte. Er feierte sie, weil sie all dies hier ermöglicht hatte. Ohne sie, ja…. Wo wäre er dann heute? Wo wäre Ren? Und wo wäre sie?

Während er das Wohnzimmer mit Girlanden schmückte, ging ihm all dies durch den Kopf. Er liebte seine kleine Familie so sehr und wollte sie nie wieder hergeben.

„So, nur noch ihr Geschenk.“ Sie hatte sich unbedingt ein Fahrrad gewünscht. In rosa… Total typisch und klischeehaft, aber ihr Wunsch sollte erfüllt werden. Auch wenn ihre Väter sich beim Kauf dieses Rades doch ein wenig blamiert hatten. Zwei Männer, die ein kleines rosa Fahrrad kaufen gingen. Total klasse…

Das Rad befand sich noch in einem Karton, der nur noch umwickelt werden musste. Doch bevor Horo dazu kam, klingelte es an der Türe. „Ah super. Das sind bestimmt die anderen.“ Auch wenn er sich fragte, was sie so früh hier machten. Hatten sie sich nicht erst für nachmittags angekündigt?

Dennoch rannte er hastig zur Türe, stolperte dabei fast über das Geschenkpapier und zog schließlich die Türe schnell auf. Allerdings standen dort nicht seine Freude. Im Gegenteil: Ihn sahen völlig fremde Personen an. Alle waren fremd, bis auf…

„Silver?“

„Guten Tag, Horohoro.“ Silver versuchte sich an einem Lächeln, doch Horo sah, dass es Silver sehr viel Mühe kostete. Irgendwas konnte nicht stimmen. Vor ihm standen noch vier Leute. Die vorderen zwei, die ihn streng musterten, sahen ziemlich wichtig aus und wurden anscheinend von den zwei verbliebenden, Anzugträger, beschützt.

„Dürfen wir eintreten, Horohoro?“, fragte ihn Silver und Horo konnte nichts anderes als still zu nicken und bei Seite zu treten. Doch… wer waren diese Leute?

Höflich zu sein war wichtig, daher bat er ihnen den Platz im Wohnzimmer an, wo sie sich nun alle versammelt hatten, allerdings hielt die Frau ihre Hand leicht hoch. Eine Geste, die Horo zeigte, dass sie sich nicht setzen wollten. „Wir verweilen nicht lange.“, sagte sie und faltete ihre Hände in Schosshöhe.

„Schön… ehm… wer sind Sie?“

Mit einem Räuspern machte Silver auf sich aufmerksam und versuchte die Situation zu erklären. „Horohoro. Das sind Aaran und Kadira Rawia. Sie sind oberste Shamanen in der Geisterwelt. Heer Rawia ist einer der Minister, die die Geisterwelt und die normale Welt koordinieren. Außerdem sind sie… die Eltern von Yukiko“

„Ok…schön. Nett Sie kennenzulernen. Aber was…“ Doch da registrierte er, WAS genau Silver da gesagt hatte. Vor ihm standen die leiblichen Eltern von Yukiko. „Nein…“, dachte er sich. „Wollen sie etwa…“ Es passierte selten, aber Horo verschlug es die Sprache. Er brauchte keinen Ton mehr von sich. Wie eine Salzsäule stand er da und regte sich keinen Millimeter. Die Luft schien still zu stehen und die Temperaturen schienen abzufallen.

„Wir danken euch sehr für eure Hilfe. Aber wir werden Yakini nun wieder mitnehmen. Sie hat lang genug außerhalb ihrer eigentlichen… Abstammung gelebt. Sie ist nun alt genug.“, erklärte der Vater, während er sich etwas herablassend in der Gegend umsah. Das Ferienhaus der Taos war schon eine Augenweide. Doch für die gehobene Klasse ihrerseits, war dies nur eine Hütte.

„Ya…Yakini?“, brabbelte Horo nur leise, konnte er dies immer noch nicht realisieren.

„Ja, Yakini ist ihr wahrer Name. Wir haben sie Silver damals übergeben und er schlug vor, ihr durch einen veränderten Namen, das Leben hier etwas zu erleichtern. Eine sehr gute Idee, wie wir finden.“

Während er redete, blinzelte Horo ein paar Mal. Wie konnte er diesen Tag nur vergessen.

Natürlich… Yukiko… oder Yakini, egal, wie sie hieß! Sie war nicht ihr Kind. Nicht ihre leibliche Tochter und Silver hatte sie damals vorgewarnt. Vor diesem Tag… Und dieser Tag riss Horo gerade alles unter den Füßen weg. Sie würden die Kleine mitnehmen… und dann würden sie sie nie wieder sehen…

Konnten sie das denn so einfach? Sie einfach aus ihrem Zuhause entreißen?

So viele Fragen plagten ihn und keiner konnte ihm eine Antwort geben. Ren… er brauchte Ren’s Hilfe!

Nothing

Die Sonnenstrahlen fielen von hinten über Ren’s Schulter und erhellten die Unterlagen, die er gerade durchging. Er wollte heute so schnell wie möglich durch sein. Dieser Tag gehörte nur seiner Familie.

Während er die Unterlagen durchging, die er Run als rechte Hand, abgenommen hatte, hörte er den Wind draußen, der die Fenster ein wenig zum Wackeln brachte. So sonnig und windig gleichzeitig, war es schon lang nicht mehr gewesen. So konnten sie doch die Feier größtenteils nach draußen verlegen.

Ein flüchtiger Blick auf die Uhr und er erschrak ein wenig. Es war schon längst Zeit, er musste los. Sonst kam er noch zu spät und die Kleine konnte es gar nicht leiden, wenn sie später abgeholt wurde. Also schob er die Unterlagen zusammen, räumte sie schnellstmöglich weg und nahm in fließender Bewegung seinen Mantel, seine Tasche und seinen Schlüssel, um das Büro abzuschließen.

Wenn er sich jetzt auf den Weg machte, dann würde er sicherlich noch rechtzeitig kommen, ansonsten bekäme er bestimmt Ärger von der Kleinen.

Grinsend bei dem Gedanken verließ er das Gebäude und lief schnellen Ganges zum Auto. Es war keine Schrottlaube, aber auch kein auffälliges Modell, doch glänzte es allein durch den Grad seiner Sauberkeit.

Die Sitze des Autos waren in hellem beige und es war genügend Platz, dass die drei auch mal in den Urlaub fahren konnten. Nun… wenn sie mal fuhren, entweder es fehlte die Zeit dazu oder aber die beiden Herren stritten sich, wer der bessere Fahrer war, um sie sicher ans Ziel zu bringen.

Richtig, beide hatten ihren Führerschein und waren auch beide der Annahme, dass sie der bessere Fahrer waren. Ein nie endender Wettstreit.

Beruhigt startete Ren den Motor, freute er sich schon auf den Nachmittag und Yukiko’s strahlendes Gesicht, wenn sie gefeiert werden würde. Und Horo würde demnach ebenfalls vor Freude grinsen, dieser Idiot.

Bei diesem Gedanken musste er ein wenig schmunzeln, während er durch die Straßen fuhr. Es war erst kurz vor drei und Yukiko’s Kindergarten war nicht weit weg, also konnte er ruhig zu diesem fahren, ohne sich zu hetzen.
 

„Wie…sie ist schon weg?“

„Keine Sorge. Ihr Vater…“ Es erklang ein kurzes Kichern, bis die Frau vor Ren, Mrs Inuzuno, weitersprach. „Also ihr zweiter Vater, hat sie bereits vor einer Stunde abgeholt. Wahrscheinlich weil sie heute Geburtstag hat.“

„Warum hat er mir denn nicht…“, doch seinen Gedanken beantwortete sich Ren selber, als er auf das schwarze Display seines Handys sah. Natürlich, er hatte es ausgestellt. Ok, das war ein wenig sein Fehler gewesen.

„Gut, dann vielen Dank.“

„Ach was, nichts zu danken. Yukiko war heute übrigens noch fröhlicher als sonst. Sie hat uns allen erzählt, dass sie heute feiert.“, erzählte die Erzieherin mit einem Lächeln und höflicher Gestik und Mimik. „Sie freut sich anscheinend sehr auf den Tag.“

Nickend gab ihr Ren ohne Kommentar Recht und packte sein Handy wieder in die Tasche. „Dann bis morgen. Schönen Feierabend wünsche ich Ihnen.“

„Das wünsche ich auch und eine schöne Feier. Bis morgen Mr Tao.“

Beide verbeugten sich kurz voreinander, bis sich Ren wieder aufrichtete und zu seinem Auto ging. Ein wenig eigenartig fand er es schon, dass Yukiko schon abgeholt wurde, aber er kannte auch Horo nur zu gut. Er konnte es anscheinend nicht abwarten, mit ihr schon mal ein wenig zu feiern. Leicht lächelnd steckte Ren den Schlüssel ins Zündschloss und startete den Motor. „Dieses Kind.“, entkam es ihm ruhig und dabei war nicht Yukiko gemeint.
 

„Ich bin wieder da.“, gab der Chinese nur ruhig von sich, als er die Türe hinter sich wieder Schloss und seine Schuhe auszog. Doch auch als er seine Jacke auf gehangen hatte, kam keine Antwort. Also waren sie doch schon im Garten und feierten. Lächelnd und Kopf schüttelnd legte er auch seine Tasche nun bei Seite und zog auch sein Jackett aus, das er immer auf der Arbeit trug. So war es doch definitiv bequemer.

Ein Blick in die Küche verriet ihm, dass Horo wirklich alles schon fertig hatte. Selbst der Kuchen für die Feier stand schon groß auf dem Tisch. Hatte er es also doch geschafft ihn in der Konditorei abzuholen und sein Geld war der Kuchen definitiv wert gewesen. Er war so prachtvoll, wie es sich Ren gewünscht hatte.

Bevor er sich nun bequemer Kleidung anzog, wollte er zumindest alle begrüßen, denn er war zwar etwas eigen, aber höflich zu seinen Freunden war er immer. Zumindest in einem gewissen Maße.

Als er das Wohnzimmer betrat, durch das durch eine Tür zum Garten ging, bekam Ren schon beinahe einen halben Herzinfarkt. Denn der Blauhaarige saß da einfach so auf dem Sofa herum.

Erleichtert, dass es er war und niemand sonst, schloss er seufzend die Augen und atmete kurz durch. „Geht’s noch? Hast du mich erschreckt! Kannst du dich nicht melden?“

…. Nichts? Wieso sagte Horo nichts darauf? Erstaunt darüber blickte der Lilahaarige nun zu ihm und der Ainu saß weiterhin still auf dem Sofa, den Kopf gesenkt und er beim zweiten Blick erkannte Ren, dass er etwas in der Hand hielt. „Was machst du mit dem Panda?“

Wieder nichts. Was war denn mit ihm los? So hatte er den Blauhaarigen noch nicht wirklich erlebt. Er zeigte keinerlei Reaktion. „Horo!“ Nun wurde er aber ein wenig gereizter. Was war denn mit ihm bloß los? Eine Antwort konnte er doch wohl erwarten.

Doch bevor Ren ihn an der Schulter schütteln konnte, sah er, was er ewig nicht gesehen hatte: Horo weinte. Seine Tränen flossen leise auf den Stoff des Kuscheltieres und versanken darin.

Was war bloß mit ihm los? Wieso weinte er? Ren konnte damit nicht umgehen! Nicht generell und vor allem nicht bei ihm. Er sollte aufhören zu weinen. Wieso tat er das?

„….in…..dy…..s.“, kam es auf einmal kaum hörbar von Horo, der jedoch immer noch den Blick gesenkt hatte.

„Was?“

„Dein….Handy war aus.“ Wieder war die Stimme nicht sehr laut gewesen, doch nun hatte Ren verstanden und er erinnerte sich daran, dass er sein Handy ausgeschaltet hatte, damit ihn über den Tag keiner erreichen konnte. Es war Yukiko’s Tag und auch der Tag für seine Familie.

„Ja…ich…“

„…hab dich angerufen. So oft….Bevor ich sie… abgeholt habe… und danach. Immer wieder… Bis….“

„Horo, was ist….“

„Sie ist weg…“, unterbrach ihn Horo und sah ihn nun mit roten Augen an. Er musste lange hier gesessen und geweint haben. Ren wusste nicht, wie er reagieren sollte. Was das überhaupt alles zu bedeuten hatte. Daher setzte er sich neben Horo auf das Sofa und sah ihn verwirrt und dennoch ernst an.

„Was?“

„Sie haben sie geholt… ihre Sachen… alle weg… Aber… ohne ihren Panda kann sie doch nicht…“ Und wieder fing er bitterlich an zu weinen. Nur dieses Mal weinte er laut und drückte dabei den Panda in seinen Händen vor Schmerz. „…sie kann nicht….ohne ihn einschlafen.“

Sie war weg… Der Tag, vor dem beide am meisten Angst gehabt hatten, jeder auf seine Art und Weise. Er war gekommen. Das Kind, was sie als Tochter angesehen, aufgenommen und lange großgezogen hatten, war nicht mehr bei ihnen.

The Days After

(ist schon eine Weile her. Aber dennoch hoffe ich, dass die Story noch ein paar treue Leser erfreuen kann x3)
 

Kapitel 23: The Days After
 

Die Uhr tickte. Der Wasserhahn tropfte etwas und leichte Geräusche vom Regen waren an der Terrassentüre zu hören. Es war eine bedrückende Stille. Nicht nur im Wohnzimmer, sondern im gesamten Haus, war die Atmosphäre nicht mehr die, die sie noch vor ein paar Tagen gewesen war.

Der Wirbelwind hier im Haus war nicht mehr da. Das wurde Horo, der wieder einmal auf dem Sofa im Wohnzimmer saß, immer bewusster. Wieder saß er hier, mit ihrem Panda in der Hand und sah auf den Boden. Er würde kein Lachen mehr hören, wenn er mit ihr Fangen spielte, kein Kichern mehr, wenn sie mal wieder etwas aushecken wollte und auch kein Schluchzen mehr, wenn sie ihren Panda nicht finden konnte…

„Was sie wohl ohne den kleinen Kerl macht…“, kam es gemurmelt von Horo, der nicht mehr der Selbe zu sein schien.

Er grub eine Hand in den Stoff seines Shirts, die Stelle genau über seinem Herzen. Ja, genau hier tat es weh… Wieso? Wieso tat es nur so verdammt weh. Wieder kullerten Tränen seine Wangen herunter. Hatte er die Tage nicht genug geweint? Wieso flossen da dann immer noch Tränen?

Während er nach unten sah, wurde ihm auf einmal ein Taschentuch vorgehalten, sodass er das erste Mal seit langem mal wieder aufblickte.

„Nun hör auf.“, kam es leise von dem Chinesen, der zwar keine Miene verzog, aber nicht sauer oder enttäuscht klang. Das war auch das Einzige, was er sagte, während er ihm das Taschentuch entgegen hielt.

Zaghaft nahm der Blauhaarige den Stoff entgegen und ging sich über die Augen, bevor er sich auch noch die Nase schniefte. Sie war komplett dicht und tat weh, genauso wie seine Augen… So viel hatte er also schon geweint? Wie lange saß er eigentlich schon hier? Er hatte einfach kein Zeitgefühl mehr.

Horo merkte, wie das Sofa leicht nachgab. Der Kleinere hatte sich anscheinend neben ihn gesetzt. Wie so oft die letzten Tage saßen die beiden nun schweigend nebeneinander, Ren den Blick nach vorne gerichtet und Horo wieder gen Boden.

„Tut mir leid…“, kam es irgendwann kaum hörbar von dem Ainu, der aber seinen Blick nicht heben wollte.

„Schon ok…“ Das war die einzige Antwort, die Ren ihm gab. Er wirkte so unberührt. Als würde ihm die ganze Situation nichts ausmachen.

Ja, sie waren nur Babysitter gewesen und das hatten sie eigentlich von Anfang an gewusst. Wieso also ging es Horo so sehr an die Substanz und Ren schien es schon fast kalt zu lassen?

Das stimmte ihn noch trauriger und gern hätte er sich mit dem Chinesen deshalb auseinandergesetzt… Aber jetzt fehlte ihm gerade die Kraft dazu.

„Du solltest trotzdem mal etwas essen… Langsam wird es für deine Verhältnisse ungesund.“

„Egal…“ Es war Horo nicht wichtig. Er war traurig und das zurecht.

„Es ist nicht egal.“, kam es nun etwas strenger von Ren, der nun aufstand und ihn auch dementsprechend ansah. „Langsam solltest du etwas anderes machen, außer hier sitzen und heulen.“

Das tat weh. Es war wie ein Stich ins Herz, als Ren gerade so mit ihm redete. Sauer erhob er sich und sah den Lilahaarigen mit einer Mischung aus Wut und Entsetzen an. „Wenn du so einfach wieder zum Alltag zurückkehren kannst, bitteschön!“ Dabei ballte er leicht die Fäuste und schüttelte den Kopf. „ICH kann es auf jedenfall nicht.“

Doch auch jetzt verzog Ren wieder keine Miene. Er verschränkte nur die Arme und sah seinen Gegenüber einfach nur an.

„Ich verstehe das einfach nicht.“ Er schüttelte den Kopf abermals und kniff die Augen zusammen. „Sie lebte mit dir genauso lange hier, wie mit mir. Wieso lässt dich das alles so kalt? Du…“ Wieder begann er zu schniefen, erklärte seine Sicht aber weiter. „Du hast sie ins Bett gebracht. Du warst mit ihr einkaufen. Wir waren mit ihr bei deiner Familie! Du hast sie trainiert! Und…“, immer weiter fing er an zu schluchzen, obwohl seine Augen schon vor Tränen brannten. „…und du hast ihr gesagt, dass du sie lieb hast… Sie nannte dich „Babá. Warum ist sie dir dann so egal???“

„Bist du fertig?“, kam es auf einmal von Ren der immer noch keine Regung im Gesicht hatte und Horo ununterbrochen ansah. Horo war schockiert. Hatte er sich etwa wirklich so in ihm getäuscht?

Ren löste seine verschränkten Arme und ging einen Schritt auf Horo zu. Sie waren nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt, als Ren die Stirn an Horo’s legte und seine Augen schloss.

Schockiert von Ren’s Verhalten, hatte er damit nun nicht gerechnet, weiteten sich Horo’s Augen. Er ließ aber seinen Kopf da, wo er war, um zumindest die Nähe zu Ren gerade ein wenig genießen zu können. Denn die hatte ihm die letzten Tage gefehlt. Er hatte ihm die letzten Tage gefehlt, genau so. Als Stütze!

„Beruhigt?“, erklang es leise, während Ren immer noch die Augen geschlossen hatte.

Horo tat es ihm gleich und atmete einige Male ruhig ein und aus. „Ja…“, kam es dann leise von ihm. „….ich denke schon.“

„Gut.“ Ren stellte sich wieder gerade hin, blieb aber dennoch nah an Horo stehen und sah ihn an. „Du hast Recht.“

Erschrocken, beinahe entsetzt starrte Horo Ren an.

„Und weil wir mit ihr so viel erlebt haben…“, begann Ren auf einmal und sah Horo ernst an, woraufhin dieser wieder einen Hoffnungsschimmer sah. „…gebe ich auch nicht einfach so auf. Du etwa?“ Er hatte sich also doch nicht in Ren getäuscht. Er liebte Yukiko so sehr, wie auch er es tat. Sie fehlte hier.

Ja, sie war nicht ihre leibliche Tochter, aber sie hatten all das mit ihr zusammen durchgestanden, was Eltern eben mit ihren Kindern erlebten. Und sie wollten es weiter durchstehen. Zusammen. Als eine Familie.

„Nein.“, antwortete Horo auf seine letzte Frage und rang sich zu einem kleinen wehleidigen Lächeln durch. „Aber…wie sollen wir das schaffen…Es ist schließlich ein Befehl ihrer…leiblichen Eltern. Da haben wir doch nichts mehr zu sagen.“

Doch auf einmal sah Horo in Ren’s Blick ein Grinsen, das er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Es war eins derer, die er einem Gegner siegessicher schenkte, und währenddessen etwas plante. Moment, er hatte einen Plan?

Ein kurzes Nicken verriet Horo, dass er mit seinem Gedanken richtig lag. Ren hatte einen Plan und sofort keimte Hoffnung in dem Shamanen auf. Horo nahm Ren’s Hände und drückte sie leicht. „Und… wie sieht der Plan aus?“

„Bevor ich dir den verrate…“ Dabei drückte Ren sogar Horo’s Hand etwas mehr und zog ihn Richtung Küche. „solltest du endlich was Essen. Sonst landest du wieder im Krankenhaus.“
 

„Da wären wir. Und ihr seid sicher, dass ihr mit ihm sprechen wollt?“ Bailong sprach etwas unsicher. So war der Geist normalerweise nie, doch in diesem Fall…

„ICH werde mit ihm sprechen.“, kam es sicher von dem Chinesen, der vor einer großen Türe stand und auf diese blickte.

„Und ich werde dich nicht alleine da rein gehen lassen, Ren. Wer weiß, was dein Vater wieder für Waffen auspackt.“

Ren’s Blick wurde etwas ernster und dennoch konnte Horo eine Art Sorge in seinen Augen erkennen. „Und genau deshalb, bleibst du draußen. Er geht sonst noch auf dich los.“

„Ich gehe mit!“

„Nein! Du wartest mit Bailong und Run hier!“

„Ich komme mit, Punkt!“

Seufzend schüttelte Ren den Kopf. Wie konnte man nur so stur sein? „…Ok, meinetwegen. Aber du hälst die Klappe!“

„Deal.“ War Horo’s einziges Wort, wobei er dabei grinsen musste. Es war das erste Mal seit Yukiko’s Abholung, seitdem Horo mal wieder ein bisschen mehr er selbst war. Er war nicht vollends zurück. Dies würde wahrscheinlich erst wieder passieren, wenn sie wieder die Konstellation wie vor einigen Tagen hatten. Aber der Ainu war auf einem guten Weg in die richtige Richtung und, das Wichtigste war: Er hatte anscheinend neue Hoffnung gefunden. Es war nicht ausweglos. Eventuell konnten sie Yukiko wiedersehen.

Mit einem kräftigen Schlag klopfte Ren an die große Holztür, die zum Arbeitszimmer von Yuan führte. Dieser wusste nicht über den Besuch Bescheid und war daher umso irritierter, als er Ren und Horo hereinkommen sah. „Ren. So schnell sieht man sich wieder.“

„Hätte ich gerne vermieden.“, zischte Ren etwas genervt und sah Yuan mit ernster Miene an. „Aber du hast etwas getan, was ich… was wir nicht gutheißen und das passt mir… passt uns ganz und gar nicht.“

Yuan saß an seinem Schreibtisch und faltete die Hände auf diesem, während er Ren zuhörte. Sein Blick wanderte bei dem „wir“ und „uns“ zu Horo, der zwar ebenfalls ernst drein schaute, aber immer noch war eine gewisse Unsicherheit in seinem Gesicht zu sehen. Yuan musste breit Grinsen. „‘Wir‘ ‚uns‘? Seit wann existieren denn in deinem Vokabular solche Wörter, Ren? Du bist ein Tao! Es gibt kein ‚wir‘! Außer es betrifft die Familie!“

„Richtig.“, gab ihm Ren auf einmal Recht und hielt dem Blick seines Vaters stand. „Es geht um die Familie. Du sprichst immer groß von der Ehre der Familie und dem Schutz und wagst es, deine Hand von außen gegen die Familie zu richten?“ Je mehr Ren die Familie ins Spiel brachte, desto wütender wurde Yuan, war er diesen Tonfall seines Sohnes zwar gewohnt, aber nicht in diesem Zusammenhang.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst! Ich habe NIE etwas getan, was der Familie schaden könnte.“

„Pff…Da wäre ich mir ja nicht so sicher.“, kam es zischend von Horo, der bei diesem Satz von Yuan schon sauer wurde. Hatte er vergessen, was er Ren damals angetan und wie sein eigener Sohn unter diesem Drill gelitten hatte? Hatte er das überhaupt wahrgenommen?

„Du wagst es…“ Mit einem Mal stand Yuan auf und baute sich so vor den jungen Männern auf, um direkt fortzufahren. „Du solltest gar nicht erst hier sein. Die Wachen hätten dich erledigen sollen. Du bist nichts weiter als eine Made und gehörst nicht zur…“

„DOCH, tut er.“, platzte es bestimmend aus Ren heraus, der seinen Vater immer noch die Stirn bot. „Er gehört zur Familie und du hast es gewagt durch dein Verhalten, der Familie zu schaden. Gib es zu!“

„Ich habe nichts zu verbergen! Nichts habe ich getan, was der Familie nicht zu Guten kommt.“

Keine Millisekunde unterbrach Ren den Augenkontakt zu Yuan. Er wollte ihm die Stirn bieten, in jeglicher Hinsicht. „Du hast Yukiko von uns weg holen lassen! Du hast dadurch unsere Familie zerstört! Nur durch deinen elenden Hass und Machtgedanken.“

„Welcher Familie soll ich geschadet haben? Unserer? Ich habe die Tao’s beschützt! Schon immer und werde es auch immer! Dieses Kind hatte nichts mit den Taos zu tun. Sie ist da, wo sie hin gehört, bei ihrer Familie.“ Yuan schritt sauer ein paar Meter nach vorne, vor seinen Schreibtisch und sah zu den beiden hinunter.

„Vater… DEINE Familie ist nicht MEINE Familie.“ Mit diesem Satz nahm er auf einmal Horo’s Hand, der ihn erschrocken und besorgt ansah. Das konnte nicht gut enden. Was tat Ren da? Natürlich würde Horo seine Hand nun nicht weg reißen. Er würde bei ihm bleiben und dennoch… Er hatte Angst, was Yuan nun tun und wie er reagieren würde.

Das Oberhaupt der Tao’s blieb regungslos stehen und sah auf die beiden Shamanen herunter. „Was…soll das heißen.“ Seine Stimme war leise, zornig und Horo konnte schwören, dass er das alles regelrecht spüren konnte.

„DU hast MEINER Familie geschadet.“ Dieser Satz war das deutlichste und zugleich ehrlichste, das Ren jemals gesagt hatte. „Und ich verlange von dir, dass du dein Angebot gegenüber Yukiko’s leiblichen Eltern zurücknimmst und red‘ dich nicht raus. Du hast ihnen zu 100% ein Angebot gemacht…“

Grinsend stand Yuan vor ihnen und verschränkte die Arme. Er war sauer, das konnten beide merklich spüren. Seine Kraft herrschte im ganzen Raum und wieder überkam Horo diese Angst, die er immer spürte, wenn er Ren’s Vater begegnet war. „Du…willst mir weiß machen, dass dieses Bürschen und die Kleine DEINE Familie sind, ja?“

Nur ein Nicken bekam Yuan als Antwort, wodurch dieser anfing zu lachen. „Und was ist, wenn ich deiner Forderung nicht nachgehe? Was tust du dann?“

Auf einmal tauchten Bason und Kororo vor Ren und Horo auf und beäugten Yuan genauso sauer, wie ihre Shamanen. „Dann lässt du uns keine andere Wahl….“

The Meaning Of 'Family'

Kapitel 24: The Meaning Of „Family“
 

Es herrschte eine bedrückende Atmosphäre in Yuan’s Büro. Niemand sagte mehr ein Wort. Es schien so, als würden alle Beteiligten auf den ersten Zug des Gegners warten, um den Kampf zu beginnen. Doch lange blieb es so still, niemand sagte ein Wort. Nur die Blicke der Parteien trafen sich und führten schon allein dazu, dass die Spannung in dem Raum zu spüren war.

„Bocchama…Bist du dir sicher?“, kam es ganz leise von Bason, der aus seinem Augenwinkel zu seinem Meister sah. „Es wird nicht einfach.“

„Ich weiß Bason.“ Ren’s Stimme drang nur leise zu dem Schutzgeist. Doch auch wenn sie nur leise war, drang eine unheimliche Stärke aus dieser, woraufhin sich Bason nun komplett zu seinem Shamanen umdrehte. Er war sichtlich erstaunt darüber, mit wie viel Kraft Ren gesprochen hatte. Ja, Ren war immer schon ein Mann der starken Worte gewesen und an Selbstsicherheit fehlte es ihm auch nicht wirklich. Aber so, wie er nun seinem Vater die Stirn bot, hatte Bason ihn noch nie erlebt. Und er war nicht der einzige, der sein Ziel klar vor Augen hatte.

Horo, der neben Ren stand, hatte nun auch seine letzte Angst vor Yuan abgeworfen und sah ihn mit einem genauso sicheren Blick an, wie auch der Chinese es tat.

„Die Liebe zu seiner Familie, kann unheimliche Kräfte wecken.“, dies ging Bason durch den Kopf, während er Ren zunickte und sich in Geistform verwandelte.

In diesem Moment holte Ren unter seinem Mantel die Einzelteile seiner Hellebarde hervor, die er mit Gürteln am Körper getragen hatte.

Auch Horo machte sich zum Kampf bereit, als auch Yuan plötzlich zu grinsen anfing und sich von einem auf den anderen Moment in Luft auflöste.

„Mach dich bereit…“, warnte Ren seinen Partner, woraufhin sie sich Rücken an Rücken stellten und die Augen und Ohren offen hielten.

Doch Horo schien keine wirkliche Angst vor dem Oberhaupt der Tao Familie zu haben. Er grinste sogar und schickte Kororo in sein Board, das er in der Hand hielt.

Der Chinese war etwas irritiert, hatte er Horo nun anders eingeschätzt, sollten sie gegen Yuan antreten. Seine Augen wanderten zum Augenwinkel und sahen so ein wenig nach hinten. „Du ziehst ja gar nicht den Schwanz ein. Was ist denn mit dir los?“

„Tze…“, kam es nur aus Horo herausgezischt, der sich grinsend mit dem Finger unter der Nase herging. „Ich weiß einfach, dass uns nichts aufhalten kann. Auch dein Vater nicht.“

In diesem Moment bemerkten die beiden genau diesen aus den Augenwinkeln auf der Seite, als er seine Faust nach ihnen ausstreckte.

Eis richtete sich vom Boden herauf zu Yuan’s Faust und hielt diese fest, bevor sie ihr Ziel treffen konnte. Doch als Ren mit Bason zusammen angreifen wollte, flog auf einmal die Türe auf. „ES REICHT!“

Schockiert und verwirrt gleichzeitig stoppten alle Beteiligten ihre Angriffe und drehten sich zur Türe herum.

„Mutter?...“, entkam es Ren leise, als der wütende Blick seiner Mutter in einen traurigen umschwenkte.

„Yuan…“ Nur leise sprach sie, richtete ihr Wort dabei an ihren Mann und trat nun näher in den Raum. „…es ist genug.“ Schon gar liebevoll sprach sie und obwohl dies das Oberhaupt nur selten beeindruckte oder gar zurück hielt, tat es in diesem Moment genau das. Er ließ seine Fäuste sinken und sah seine Frau verwirrt und wütend zugleich an.

„Was soll das, Ran?“

„Das sollte ich dich fragen.“ Sie klang enttäuscht. Enttäuscht und traurig, als sie neben Ren trat und diesen nun ebenfalls ansah. „Reichte der Kampf damals nicht?“ Doch diese Frage stellte sie nicht Ren, obwohl sie ihn ansah. Ihr Blick sagte ihm eher, dass sie sich entschuldigen wollte. Etwa für Yuan’s Verhalten?

„Willst du deinen Sohn noch weiter aus unserer Familie treiben? Er ist gerade erst angekommen… Nach so vielen Jahren.“ Nun drehte sie sich wieder zu ihm und sah Yuan mit ernstem Blick an. „Hätte ich gedacht, dass du das Mädchen und die beiden einfach nur quälen wolltest, hätte ich dich aufgehalten.“

Verwirrt sahen sich Ren und Horo an, während Ran mit ihrem Mann sprach, der sichtlich erstaunt war.

„Hat es nicht gereicht, dass wir damals den Fehler begangen haben? Ich habe gedacht, wir wollten nicht mehr in den alten Jahrhunderten leben!“

„RAN! DEIN Sohn hat ein wildfremdes Kind hierhin gebracht. Und das nicht genug: Er zählt dieses Gör und diesen Zwerg da, zu seiner Familie! Ich habe die Familie….“

„…Nur beschützt! Natürlich, das tust du ständig. Dabei…“ Nun wurde sie wieder sauer und zeigte genau auf ihn, während sie weiter sprach. „…Yuan, DU bist derjenige, der die Familie in Gefahr bringt. Und das nur, weil du an alten Traditionen hängst!“

Schockiert veränderte sich Yuan’s Mimik wieder und er sah seine Frau sehr wütend an. „Was sagst du da? ICH soll die Familie in Gefahr bringen? Wie denn bitteschön? Weil ich dieses Kind ausgeliefert habe?! Sie ist keine Tao!“

Seuzend schüttelte Ran den Kopf und senkte diesen auch ein wenig. „Du begreifst es nicht, oder?“

Auf einmal legte Ren eine Hand auf den Rücken seiner Mutter, die ihn nun entschuldigend ansah. Das Verhalten von Yuan schien ihr wirklich Leid zu tun. „Schon in Ordnung, Mutter.“

Doch diese schüttelte den Kopf. „Nein Ren.“, kam es ruhig von ihr und sie wandte den Blick wieder zu Yuan. „Er soll hören, wieso seine ‚starke‘ Familie nicht mehr zu existieren scheint.“

„Sie war stolz und stark!“, antwortete Yuan und trat nun sauer einen Schritt näher. „Ich verstehe nicht, wieso DU mir in den Rücken fällst. Du bist schließlich meine Frau!“

„Und ich bin Mutter!“, platzte sie auf einmal heraus und trat nun ebenfalls einen Schritt nach vorne. „Und als solche ist es mir nicht egal, wie es meinen Kindern geht. Nicht mehr. ICH stelle die Traditionen und die äußere Wirkung nicht mehr über das Wohlergehen meiner Kinder. Yuan,… das solltest du auch nicht.“

Wieder herrschte Stille im Raum. Doch dieses Mal wirkte es anders, als zuvor. Es war eine eigenartige Stille. Nicht zu packen, nicht gefährlich. Eher verwirrend.

„Ich habe mir die Zukunft von Ren auch anders vorgestellt, glaube mir. Wie er eine starke Shamanin findet und irgendwann auch eine neue Generation in die Welt setzt… Ich bin auch eine stolze Kämpferin, doch irgendwann solltest auch du es akzeptieren. So wird es nicht mehr werden…“

„Was meinst du?“, kam es grimmig von Yuan, der die Fäuste ballte.

„Dass dein Sohn andere Werte für wichtig erachtet, als du es tust und…“

„UND dass er verdammt nochmal endlich anfängt Gefühle zu zeigen, zu lieben und das Leben zu genießen, was er ja vorher nicht wirklich durfte!“ Schockiert wanderten alle Blicke der Anwesenden auf Horo, der nun mit verschränkten Armen vor Yuan stand und diesem die Stirn bot. „Sorry, aber ich hab lang genug mein Maul gehalten, Ren.“

„Horo,…“

„Nein, ich lass es nicht bleiben. Dein Vater kann ruhig hören, wie glücklich du die letzten Jahre gewesen bist!“ Er hatte zwar mit Ren gesprochen, wandte dabei aber seinen Blick nicht von Yuan ab. „Wissen Sie, was Ren wichtig ist? Wissen Sie was ihn die letzten Jahre zum Lächeln gebracht hat? Wissen Sie, wie er angefangen hat Gefühle zuzulassen, die nichts mit Hass, Macht oder sonstigem Mist zutun haben, den Sie immer als so wichtig erachtet haben?“ Der Ainu wurde von Mal zu Mal immer selbstbewusster und seine Stimme immer stärker. „Wissen Sie, dass Ihrer Frau es viel wichtiger ist, wie es Ren geht, anstatt ihren Wunschvorstellungen von seiner Zukunft hinterher zu trauern? Und VERDAMMT NOCHMAL haben Sie eine Ahnung davon, wie scheiße es uns beiden ging, als Sie uns einen wichtigen Teil unseres Lebens einfach so entrissen haben?“

Horo hatte sich in Rage geredet und nach jedem Satz öffneten sich Ren’s Augen immer mehr. Auch wenn der Ainu ein emotionaler Mensch war, so hatte Ren ihn noch nie erlebt. Die Kraft, die er dabei ausstrahlte, kam sogar bei Yuan an, dessen Mimik nun nicht mehr ganz so finster wirkte.

„So sauer Sie sind, weil ‚Ihre Familie in Gefahr zu sein scheint…“, dabei wurde er nun leiser und sein Blick wanderte traurig gen Boden, als er plötzlich sanft an der Hand genommen wurde. Sein Kopf erhob sich wieder und er sah in Ren’s Gesicht, als dieser nickte. „…So sauer Sie sind… so traurig und verletzt sind wir.“, beendete er seinen Satz und sah zu Yuan auf. Ren tat es ihm gleich und sah ebenfalls nach oben, in das nun verwirrte Gesicht Yuan’s. Er wusste nicht mehr, was er sagen sollte. „Du wolltest die Familie beschützen, ich weiß.“, begann nun Ran und legte eine Hand auf seinen Arm. „Aber wenn Ren weiterhin ein Tao bleiben soll, dann glaube ich wird es Zeit, dass du auch seine Familie akzeptierst.“ Bis zum Ende hin wurde sie immer leiser, sodass das Ende nur noch Yuan selbst verstehen konnte.

Dieser war sichtlich überfordert mit der gesamten Situation. Er wollte seine Familie stark sehen, stark und selbstbewusst. Aber abermals wandte sich jemand aus der Familie gegen ihn und dieses Mal war es nicht nur Ren, sondern nun auch seine eigene Frau.

„Vater…“ Schockiert erhob Yuan seinen Blick und sah in Ren’s Richtung, als er auf diesen selbstbewussten Blick traf. „Wo ist Yukiko?...Was hast du mit ihren leiblichen Eltern besprochen?“

Er hatte verloren. Ein weiteres Mal hatte er gegen seinen Sohn den Kürzeren gezogen. Aber das nur, weil seine Frau nun wohl auch komplett hinter ihm stand. Waren seine Ansichten wirklich so falsch?

„Vater…“

„Ich hatte mit ihnen einen Deal ausgemacht.“, begann er nun zu erzählen und sah mit ernstem Blick zu seinem Sohn. „Sie holten das Kind von euch weg und dafür bekamen sie von mir Unterstützung in Form von Streitkräften aus unserer Armee.“

„Und wissen Sie, wo sie ist?“, platzte Horo auf einmal heraus und drückte dabei Ren’s Hand etwas fester, die er immer noch hielt.

„Sie scheinen die Streitkräfte in Dobbie Village gebraucht zu haben. Wo die beiden nun sind, weiß ich nicht.“

Nickend drehte sich Ren um und zog somit Horo mit sich, der ihm irritiert folgte. „Dann werden wir dort anfangen zu suchen.“

„REN!“

Dieser blieb noch einmal kurz stehen, als sein Vater ihn rief, doch seinen Blick ließ er gesenkt. Auch umdrehen tat er sich nicht. So stand er mit dem Rücken zu Yuan, als dieser weitersprach. „Ist dir DIESE Familie denn so wichtig?“

„Es ist nicht ‚Diese‘ Familie.“, fing Ren an. „es… ist MEINE Familie und ja, sie ist mir wichtig. Sehr wichtig…“ Bevor die beiden Shamanen hinaus traten, drehte sich Ren nun doch minimal um, um seinen Vater anzusehen. „…vielleicht ist es irgendwann… UNSERE Familie.“ Mit diesen Worten traten Horo und er nun hinaus, gefolgt von ihren Schutzgeistern und ließen Yuan im Büro. An seiner Seite stand immer noch Ran, die ihrem Sohn erstaunt hinterher sah. Hatte er gerade den Wunsch geäußert, beide Familien zu vereinen?

Welcome Back

Kapitel 25: Welcome Back
 

Endlich hatten sie einen Anhaltspunkt, wo sie mit der Suche beginnen konnten. Die Sonne wurde gerade von einigen Wolken bedeckt, als Ren und Horo das Büro und nach einigen Minuten auch das gesamte Anwesen der Taos verließen. Der Chinese war angespannt. Die Situation vor einigen Minuten hatte ihn emotional sehr belastet.

Was hatte er da gerade erlebt? Hatte er wirklich Horo und Yukiko über die Familie Tao gestellt? Hatte er sich gegen seinen Vater behaupten wollen, um seine Familie zu schützen?

„REN!“

Erschrocken stoppte dieser, als sie vor dem Tor des großen Anwesens standen und sah zur Seite. Horo hatte ihn mit einem Ruck gestoppt und sah ihn nun eindringlich an.

„Was?“, kam es kaum hörbar von Ren, der nach und nach realisierte, dass er immer noch Horo’s Hand gehalten hatte. Er fühlte, wie er auf einmal rot um die Nase wurde und ließ seinen Blick auch gesenkt. Das war wirklich unangenehm. Wieso hatte er nicht los gelassen?

„Ren-chan. Ich hab dich bestimmt 5 Mal angesprochen.“

Nur leicht hob Ren seinen Blick nach oben. Seit wann war Horo bloß so viel größer als er? Es war sicherlich ein halber Kopf. „Ja…Und? Ich… war in Gedanken.“

Es war doch sogar die Wahrheit gewesen. Er war total in Gedanken gewesen, weshalb er Horo nicht gehört hatte. „Was ist denn?“

Der Chinese merkte auf einmal, wie sich Horo näher an ihn stellte, seine Hand nicht los ließ und wie sein Kinn vom Ainu leicht nach oben gehoben wurde. „Wa….“ Doch der Rest versiegte, als Horo seine Lippen auf Ren’s legte und ihm so einen intensiven Kuss gab. Er dauerte nicht lange, doch als sie sich voneinander lösten, war immer noch ein magisches Gefühl zu spüren, welches sich auf seinen Lippen befand.

„W….wofür war der nun?“ Kleinlaut und mit hoch rotem Kopf neigte Ren seinen Blick wieder und sah zur Seite. Seine Hand ruhte aber immer noch in Horo’s.

„Du warst der Wahnsinn!“

Erstaunt von dieser Aussage sah ihn Ren nun doch direkt an und erblickte wieder strahlende Augen und ein breites, liebevolles Lächeln auf dem Gesicht des Blauhaarigen. „Was?“

„Ich hätte nie gedacht, dass du uns so stark verteidigst… Dass wir dir so wichtig sind. Ich bin einfach froh darüber.“, grinsend legte Horo seine Stirn gegen die des Chinesen und wirkte seit langem mal wieder so, wie er normalerweise war. Die letzten Tage war er nicht mehr er selbst gewesen. „Ich liebe dich so sehr!“

„B…Baka…“

„Nun habe ich keine Angst mehr!“, kam es auf einmal von Horo, der Ren nun glücklich ansah.

„Angst?“

„Dass sich alles verändern wird… Ich hatte Angst, dass Yukiko nie wiederkommt und auch… dass du… dann auch nicht mehr da wärst. Schließlich wäre unsere Aufgabe eigentlich zuende…“ Weiter musste Horo nicht sprechen. Ren verstand nun, was er für Sorgen hatte und das diese sich wohl nun komplett erledigt hatten. Schließlich hatte Ren vor seinen Eltern erklärt, dass Horo und Yukiko seine Familie und sie ihm wichtig waren.

„Spinner…“ Nun ließ Ren seine Hand los und verschränkte seine Arme, während er versuchte grimmig zu schauen. Nun, bei einem Versuch blieb es, denn Horo, erkannte den Unterschied direkt. „…und….und deshalb bist du so gut gelaunt? Es ist noch nichts geschafft.“

„Hehe. Doch und den Rest…“ Er gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn und grinste immer noch über beide Ohren. „…den schaffen wir auch noch. Also… wie ist der Plan?“

Nachdenklich legte Ren seine Hand an sein Kinn und überlegte. Ja, wie gingen sie nun am besten vor? „Wir sollten unsere Sachen packen. Das Nötigste und danach nach Dobbie Village.“
 

„Ähm…Ren?“

„Hm?“

„Wieso brennt bei uns Licht?“

Beide Shamanen standen mit ihren Schutzgeistern vor ihrem Haus und sahen genau dies: In ihrem Heim brannte Licht.

„Hast du vergessen es auszumachen?“

„Ich? DU hast doch die ganzen Lichter ausgeschaltet!“, meckerte Horo, als sie an der Türe ankamen und Ren aufschließen wollte. „Außerdem…“

„Ssssch!“, kam es auf einmal von Ren, der Horo ernst ansah und seinen Finger an die Lippen legte. „Es ist nicht mehr abgeschlossen.“

Sie mussten sich bereit machen. Auch Kororo und Bason nickten Ren ernst zu und machten sich auf alles gefasst. Nur langsam öffnete Ren die Türe und trat ein. Er hatte auf jedenfall ein ungutes Gefühl. Irgendwer war hier und er würde diesen jemand gerne vermöbeln und im hohen Bogen wieder hier raus schmeißen.

Sie gingen zwar aufrecht und scheinbar normal, doch waren beide Shamanen angespannt und bereit, in jeder Sekunde einen Kampf zu beginnen.

Nur langsamen Schrittes gingen sie in Richtung Wohnzimmer und als sie die Türe erreicht hatten, die einen Spalt offen stand, sahen sie auch jemanden auf dem Sofa sitzen. Aus Reflex ließ Horo Kororo in sein Board wandern, während er sich kampfbereit machte.

„Hallo ihr beiden!“

Schockiert ließ Horo sein Board sinken und Kororo verließ dieses auch direkt wieder, als sie sahen, wer da auf der Caoch saß. Es war….

„Silver?“

Grüßend hob Silver seine Hand und nickte den beiden Shamanen fröhlich zu, die sich nun langsam wieder zu lockern schienen. „Wie geht es euch?“

„Was…“, begann Ren und sah nicht wirklich freundlich drein. „Was machst du hier?“

Seufzend legte Silver seinen Kopf schief und verschränkte die Arme. „Tut mir leid, ich wollte nicht so lange draußen warten, also habe ich gedacht…“

„Du kannst doch nicht einfach in unser Haus einsteigen? Spinnst du?“, entkam es Horo sauer und ballte dabei die Fäuste. „Wie wär’s mit anrufen vorher, wenn wir nicht da sind?“

Wieder hob Silver die Hand, dieses Mal entschuldigend. „Eure Nummern waren mir leider nicht bekannt, sorry. Hehe…“

Auch Ren seufzte nun, er klang allerdings sehr genervt und ging nun ganz in den Raum hinein. „Was willst du überhaupt hier?“

Silver’s Lächeln wurde nun ein wenig breiter und er zeigte nach draußen in den Garten. „Schaut mal…“

Sowohl die Blicke der Männer als auch die der Schutzgeister wanderten Richtung Garten, in dem sie nichts Besonderes sehen konnte. Also ging Horo nun an die Schiebetür und hatte so einen besseren Blick auf den Garten.

„Silver, wieso bist du hier und wieso…?“ Doch Ren’s Fragen wurden von Horo’s hektischen Bewegungen und weinerlicher Stimme unterbrochen. „R…Ren! Ren, da… da draußen!“ Mit diesen Worten stieß er die Türe zur Seite und rannte nach draußen auf die Wiese.

Schockiert riss Ren die Augen auf und folgte dem Ainu bis zur Türe, aus der er auch einen Schritt heraus trat. Doch da blieb er stehen, als er sah, was genau da vor seinen Augen passierte.

Horo rannte auf die Schaukel zu, von der jemand abgesprungen war und nun auf den Blauhaarigen zugerannt kam. „PAPA!“

Weinend ließ sich Horo auf die Knie sinken und schloss Yukiko in seine Arme, die ihn genauso feste drückte, wie er sie. „Yukiko…“, kam es schluchzend von ihm, als er seine Hand an ihren Hinterkopf und den anderen Arm um ihren Oberkörper schlang.

Ren stand immer noch vor der Glastüre und konnte sich nicht wirklich rühren, als auch Silver sich zu ihm gesellte und neben ihn trat. „Es tut mir leid, dass ich sie mitnehmen musste.“, begann er. „Ich hatte keine andere Wahl, es war ein Befehl. Ihr habt ihr so gefehlt. Sie war tief traurig. Die ganze Woche.“

„Wieso?“ Nur leise hatte Ren dieses Wort herausgebracht und Silver sah, dass Ren’s Blick immer noch auf Horo und Yukiko ruhten, die sich immer noch umarmten.

„Wieso? Also, wieso ich sie mitgenommen habe? Wie gesagt: Befehl von oben. Und wieso sie wieder hier ist?“ Auf diese Frage hin kam ein Nicken von Ren, der nun zumindest aus den Augenwinkeln zu Silver hochsah. Leicht lächelnd wandte Silver seinen Blick wieder nach vorne, wo Horo nun über Yukiko’s Kopf strich, auch ihr Tränen weg wischte und sie immer wieder an sich drückte. „Sie hatte keine ruhige Minute. Seitdem sie bei ihren leiblichen Eltern war, hat sie geschrien. Sie wollte nicht bleiben, sie wollte zu euch. So heftig hatte sie noch nie reagiert… Nun… irgendwann haben ihre Eltern sie weggesperrt.“

„WEGGESPERRT?“ Zurecht wurde Ren nun sauer. Wieso sperrten sie das Kind weg, wenn sie es doch zu sich geholt hatten?

„Ja, weggesperrt. Doch das hat sie nicht aufgehalten. Sie hat das ganze Zimmer auseinander genommen. Wände eingerissen und Dienstboten verletzt.“

Was? Das alles hatte dieses 4 jährige Mädchen gemacht? Sie hatte Menschen verletzt? „Sie hat sie nicht absichtlich verletzt. Sie war anscheinend so unglücklich und traurig, dass sie nichts mitbekommen hat.“

„Bába?“

Ren hatte Silver so intensiv zugehört, dass er nicht bemerkt hatte, wie Horo mit Yukiko auf dem Arm zu ihm gekommen war und nun vor ihm stand. Als der Chinese sich zu ihnen drehte, sah er in beide Gesichter abwechselnd. Beide strahlten über beide Ohren da konnten auch ihre nassen und roten Augen nichts dran ändern.

Sie waren glücklich.

Ren sah diese beiden vor sich an und langsam legte sich auch ein Lächeln auf sein Gesicht. Ja, so sollte es sein. So und nicht anders.

„Bába?“ Yukiko streckte lächelnd ihre Arme nach ihm aus, während Horo sie ihm behutsam reichte. Langsam streckte auch Ren seine Hände nach ihr aus und nahm sie entgegen. Sofort drückte sich Yukiko in Ren’s Arme und schmiegte sich an ihn, als würde dies verhindern, dass sie je wieder mitgenommen werden würde.

"Papa? Bába? Ich hab euch lieb!"

Leicht lächelte Ren, als er Yukiko nun an sich drückte und zufrieden seine Augen dabei schloss. Horo stellte sich dabei daneben und schlang seine Arme ebenfalls um die beiden. Nur leise sprach der Chinese dabei, sodass es nur Horo und Yukiko hören konnten: „Willkommen Zuhause, Keines….“

The Truth

Kapitel 26: The Truth
 

"NIIIIIIIIE WIEDER! Nie nie nie nie wieder! Die waren doof!"

Schon eine ganze Weile machte die kleine blauhaarige Dame diesen Aufstand. Sie saß auf der Couch, neben ihr Horo, der nicht aufhören konnte zu grinsen und gegenüber von ihr im Sessel saß Ren, der ebenfalls schmunzelnd zu ihr sah. War das alles etwa lustig?

Silver hatte sich schon mit den Worten "Wir hören voneinander!", lächelnd verabschiedet. Anscheinend genoss er die Atmosphäre in diesen vier Wänden sehr und war froh, dass es wieder beim Alten war.

"PAPA! Ehrlich!"

Lachend nahm Horo sie wieder in den Arm, wie so oft, seitdem er vor einer halben Stunde erfahren hatte, dass sie wieder da war und drückte sie an sich. "Keine Sorge. Du bleibst hier."

Doch auf einmal räusperte sich Ren etwas und sah Horo ein wenig strenger und gleichzeitig auch bedrückt an. Horo wusste, dass er etwas auf dem Herzen hatte und dass er irgendwas falsches gesagt hatte. Etwa der Satz gerade? Irritiert und besorgt ließ Horo Yukiko ein wenig lockerer und sah fragend zu Ren rüber.

"Du...solltest ihr nichts versprechen, Horo.", kam es von dem Chinesen, der seine Beine übereinander schlug und die beiden nun ernst ansah. Sein Blick wanderte zu Yukiko, die diesen Blick schon einschätzen konnte. Er sagte ihr, dass sie bei den folgenden Worten gut zuhören musste. Also musste es wirklich wichtig sein. "Yukiko? Weißt du, wer diese Menschen waren, bei denen du warst?"

Nun war auch Horo verwundert, aber auch neugierig, sodass auch er zu ihr hinunter sah, während er sie immer noch halb im Arm hielt. Yukiko überlegte währenddessen wirklich intensiv und musste dann aber den Kopf schüttelt. "Weiß ich nicht..."

"Du weißt, dass wir nicht deine richtigen Eltern sind, oder?"

Auf diese Frage hin sah die Kleine nun traurig nach unten. Ihr behagte dieses Thema gar nicht und sie krallte sich in den Stoff von Horo's Hosenbein, als sie die Lippen aufeinander presste. Doch langsam nickte sie. Sie wusste davon, ja. Aber es machte sie traurig, dass es nicht so war. Sie begriff dies alles nicht zu hundert Prozent. Doch ahnte sie, dass es etwas wichtiges war, wer sie und vor allem wer ihre Eltern waren... Das fühlte sie, auch wenn sie es nicht definieren konnte. Auch für Horo schien es ein schwieriges Thema zu sein, da dieser auch bedrückt den Blick senkte und seine Hand nun um Yukikos Schultern legte.

"Kleines?" Yukiko's Blick richtete sich nach oben zu Ren, der sie nun fast einfühlsam ansah und das war bei ihm wirklich sehr selten, auch bei ihr. Doch Ihren Spitznamen, den nur von Ren kam, benutzte dieser auch nur sehr selten, weshalb sie nun besonders hellhörig wurde. "Diese Menschen...waren deine richtigen Eltern. Die, die dich auf die Welt gebracht haben."

"Ich war im Bauch von der Frau?", kam es leise von Yukiko, die auf Nicken seitens Ren stieß. Yukiko wusste ungefähr wo Babys herkamen und dass nur Frauen Babys bekommen konnten. Wieso und weshalb, das verstand sie natürlich mit ihren 4 Jahren noch nicht. Aber sie begriff auch, dass ihre Eltern, nicht wie andere waren. Sie hatte 2 Väter, nicht wie die meisten.

"Aber, sie ist nicht meine Mami!", schüttelte sie auf einmal den Kopf. "Ich hab keine Mami!"

Horo fiel dieses Gespräch sichtlich schwer, so biss er sich auf die Unterlippe. Zu gern hätte er etwas gesagt, aber er hoffte einfach, dass Ren es nicht zu hart angehen und sie kränken würde. Ja, sie hatten Yukiko wirklich nicht gesagt, woher sie war und dass sie nicht ihre leibliche Tochter war. Aber sie hatten es auch nie verschwiegen... Eigenartig... Obwohl sie es nie wollten, war daraus selbstständig ein Geheimnis geworden, das sie nie geheim halten wollten.

Plötzlich erhob sich Ren von seinem Sessel und setzte sich genau vor Yukiko, auf den Wohnzimmertisch. Er lächelte leicht, sah aber dennoch traurig aus. Ja, Ren Tao wirkte traurig...

"Doch, Yukiko. Du hast eine Mutter und diese wollte, dass du wieder bei ihr lebst. Genauso wie dein Vater."

Sie schüttelte den Kopf und wirkte sehr verwirrt und ängstlich. "Ich hab aber 2 Papas!" Dabei zeigte sie die Zahl mit ihrem Zeige- und Mittelfinger und sah Ren dabei ängstlich an. "Du und Papa!"

Wieder nickte Ren, doch seine traurige Miene verschwand nicht. Im Gegenteil, nach diesem Satz verschwand nun auch das leichte Lächeln, das zuvor noch zu sehen gewesen war. "Wir sollten auf dich aufpassen, Yukiko und das ist jetzt sehr lange her.", begann er leise zu erzählen und lehnte mit seinen Ellebogen auf seinen Knien , während er die Hände ineinander verschränkte. "Deine richtigen Eltern hatten wenig Zeit und wollten, dass wir auf dich aufpassen. Deshalb bist du hier und deshalb warst du auch wieder bei ihnen." Ren wusste, dass dies alles für ein kleines Mädchen schwer zu verstehen war. Doch er wollte es nicht einfach verpacken oder etwas weg lassen. Yukiko sollte die Wahrheit erfahren, komplett und ohne, dass etwas im Unklaren war. Der Chinese sprach immer recht erwachsen mit ihr und sie verstand es immer, so auch jetzt. Nur die Situation... die begriff sie nicht wirklich. Für sie waren die beiden Shamanen bei ihr ihre Eltern und niemand sonst.

"Aber Bába! Ich will da nicht hin! Diese Menschen sind böse!" Je mehr sie sprach, desto mehr fing sie an zu weinen und ihr kullerten die Tränen die Wangen herunter. "Die...die haben mich nicht lieb! Ich hab euch lieb!...Ich will da nicht hin!"

"Ren..." Nur leise kam es von Horo, der nun ebenfalls nahe den Tränen war und Yukiko leicht an sich drückte, als sie anfing zu weinen. Der Ainu verstand nicht, wieso Ren so direkt und somit sehr hart zu der Blauhaarigen sein musste.

In diesem Moment drückte Ren leicht an Yukiko's Stirn, sodass diese den Kopf wieder hob und Ren ansehen musste. Er...lächelte. Er war zwar immer noch etwas traurhig, doch sein Lächeln war da. Dies beruhigte Yukiko ein wenig, woraufhin sie zumindest aufhörte laut zu weinen und nur noch leise schluchzte. "Ich weiß.", kam es von dem Lilahaarigen und er nahm seine Hand wieder von ihrer Stirn. "Ich weiß, dass sie sich nicht so um dich gekümmert haben, wie sie es eigentlich sollten und ich weiß auch, dass du sie nicht lieb hast."

Wieder entkam ihr ein Schluchzen, bevor sie sich mit dem Ärmel über die Nase ging, die anfing zu laufen. Kopfschüttelnd kramte Ren in seiner Jackentasche und holte ein Taschentuch heraus, , mit dem er, wie selbstverständlich, Yukiko's Nase sauber machte. "Deshalb wollten wir, dass du hier bleibst. Horo und ich." Als er das Taschentuch wieder zurück in seine Tasche packte, wischte sich Yukiko mit dem Handrücken über die Augen und sah Ren und Horo abwechselnd an. "Wir wollen, dass du hier wohnen bleibst. Aber... wir müssen das erst mit deinen leiblichen Eltern klären."

"Klären?" Wieder schniefte sie, doch langsam trockneten ihre Tränen.

"Ja, wir müssen mit ihnen reden, dass du hier bleiben kannst. Sie müssen zustimmen, nur dann kannst du bleiben." Er legte eine kurze Pause ein, sah zu Horo und dann wieder zu Yukiko, als er kurz nickte. "Wir werden versuchen, sie zu überreden, versprochen."

Nun erhellte sich das Gesicht des kleinen Mädchens wieder. Sie war überglücklich über diese Worte. Wenn Ren etwas versuchte, dann klappte es immer!

Mit einem Sprung hüpfte sie vom Sofa, befreite sich so aus Horo's Umarmung und schmiss sich in Ren's Arme, der nun völlig verwundert da saß und auf sie hinab sah, während sie sich an ihn drückte. "Ich will immer hier bleiben! Ich hab euch lieb! Ganz doll. Und ich hab nur meine Eltern lieb!"

Verdutzt sah Ren zu Horo, fast schon Hilfe suchend. Er war kein Mensch der großen Gefühle, auch wenn es in den letzten Jahren besser geworden war. Mit so viel Emotionen auf einmal umzugehen, das musste Ren noch lernen. Doch Horo grinste nur, würde er Yukiko keineswegs nun von dem Chinesen und verschränkte zufrieden die Arme. Gleichzeitig war der Ainu doch auch immens froh, dass Ren anscheinend gleich empfand wie er es tat. Sie wollten beide, dass Yukiko hier blieb und da musste er Ren Recht geben: Das ging nicht, ohne das Einverständnis der leiblichen Eltern.

"Bába?"

Dieser sah fragend zu Yukiko runter, die über beide Ohren strahlte und nur noch leicht feuchte Augen deuteten daraufhin, dass sie kurz vorher so sehr geweint hatte.

"Darf ich bei euch schlafen? Bitte!"

"Komm, Ren-chan." grinste nun auch Horo und sah ihn bitend an. Gleichzeitig mit Yukiko faltete er die Hände und beide gaben synchron nochmal ein "Bitte!" von sich.

Kopfschüttelnd grinste Ren nach ein paar Sekunden und musste zugeben, dass er diese beiden Chaoten einfach nicht mehr hergeben wollte. Sie waren seine Familie. "Meinetwegen, aber wenn ihr nicht...HEY!" Da hörten die beiden ihm schon nicht mehr zu, als Horo Yukiko schon auf den Arm genommen hatte und sich Richtung Schlafzimmer begab, um sich fürs Bett fertig zu machen. Leicht beleidigt ging ihnen Ren hinterher, der mit verschränkten Armen die Treppe hoch ging, als er aus dem Kinderzimmer schon Gelächter hörte. Er konnte sich nicht helfen, aber Horo war einfach perfekt in diesen Sachen. Er brachte die Kleine so oft zum lachen, er war einfühlsam, machte sich immer Sorgen um sie und zeigte seine Gefühle so offen. Es war eigenartig, aber irgendwie hatte er wirklich den perfekten Charakter für diesen Job... bzw für ihre Lebensaufgabe. Yukiko zu betreuen war schon lange kein Job mehr für die beiden, der ihnen von Außen übermittelt wurde. Vielmehr war es nun eine Lebensaufgabe, IHRE Aufgabe. Ihnen war bewusst, dass es sein könnte, dass sie Yukiko wirklich für immer betreuen dürften, wenn sie ihre leiblichen Eltern dazu überreden konnten. Aber genau das war es: Sie wollten nicht mehr Babysitter auf Zeit sein. Sie wollten eine richtige Familie sein, für immer. Yukiko gehörte zu ihnen. Er hatte sie gern... nein! Er hatte sie lieb gewonnen und... er liebte Horo. Diese beiden hatten das geschafft, was sich der Chinese nie erträumt hatte. Er hatte lieben gelernt.

"Bába?" Neugierig stand Yukiko vor ihm und sah ihn mit leicht geneigtem Kopf an, während er so nachdenklich im Flur stand. Sie hob ihre Hand und griff sich seine, um ihn Richtung Schlafzimmer zu ziehen. "Los, Schlafenszeit, haha."

Er folgte ihr mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und hinter ihm tappste auch Horo fröhlich herein, der sich direkt für das Bett umzog. Während Yukiko sich freudig ins Bett schmiss, begab sich auch Ren daran, seinen Schlafanzug anzuziehen. Während er dies tat, hatte er die ganze Zeit ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Sie würden auch diese letzte Hürde meistern und dann würde erst einmal wieder Ruhe einkehren.

"Ren-chan!" "Bába!" Irritiert drehte er sich zum Bett herum und sah in zwei breit grinsende Gesichter, die unter der Bettdecke heraus sahen, müde und fröhlich zugleich.

Sein Mundwinkel zog sich etwas nach oben, als er den letzten Knopf des Pyjamas zuknöpfte. "Ich komme... ihr zwei Nervensägen." Er hörte die beiden kichern, als sie sich aneinander kuschelten und Ren sich dazu legen wollten. Doch er stoppte noch einmal, als er zum Nachttisch sah. "Yukiko?"

"Ja?" Als sie sich umdrehte, hatte sie auf einmal ein schwarz, weißes, plüschiges Gesicht vor sich, das zu einem ihr bekannten Kuscheltier gehörte. "MEIN PANDA!" Eilig schnappte sie sich das geliebte Kuscheltier und drückte es fest an sich. "Danke Bába!"

"Bedank dich nicht bei mir.", sagte Ren, als er sich neben sie ins Bett legte, sodass Yukiko nun zwischen Horo und Ren lag. "Horo hat ihn auf den Nachttisch gelegt, als du nicht da warst. Er hat darauf aufgepasst."

Glücklich drückte sie den Panda noch fester an sich und sah zu Horo rüber. "Danke Papa!"

Dieser schlang seine Arme um sie und drückte nun sie an sich, während er die Decke über alle hoch zog. "Gerngeschehen, Süße. Ich bin froh, dass du wieder da bist."

Future?

Da waren sie. Ein riesiges weißes Gebäude streckte sich vor ihnen in die Lüfte. Es war prunkvoll und imposant. Ob dies der Grund war, weshalb sich Yukiko hinter Horo’s Bein versteckte oder vielmehr die Tatsache, dass sie hier die schrecklichste Woche ihres Lebens verbracht hatte, das wusste wohl nur sie.

Dieses Mal war es nicht nur Ren, der schick angezogen war. Auch Yukiko war in ein schickes dunkelblaues Kleid gehüllt und sogar Horo hatte ein Hemd, eine schwarze Weste und eine Anzughose für diesen Termin angezogen. Sein Stirnband fehlte dennoch nicht.

„Du bleibst schön bei mir, ja?“ Mit einfühlsamer Stimme sprach der Ainu zu der Kleinen neben sich, der er kurz durch die Haare ging. Sie sah zu ihm auf, nickte kurz und ergriff sofort seine Hand, die sie nun auch eine ganze Weile nicht mehr loslassen würde.

„Überlass mir das Reden.“, gab Ren ruhig von sich und sah zu einem Geist, der vor dem Anwesen wohl Wache schob. „Tao. Wir haben einen Termin mit dem Herren dieses Hauses.“

Grimmig gab der Geist ein Grollen von sich, glich dieser schon gar einer Art Tier oder Fabelwesen, als er verschwand und keinen Augenblick später sich die große Türe des Gebäudes öffnete. Sofort klammerte Yukiko Horo’s Hand noch fester, der ihr mit dem Daumen beruhigend über den Handrücken strich. „Keine Sorge, Süße. Alles wird gut.“

Hinter der Türe erschien ein Butler, der sich vor den Gästen verbeugte und sich seitlich stellte, um ihnen den Weg zu weisen. „Folgen Sie mir. Der Herr erwartet Sie bereits.“

Während die drei dem Butler folgten, sahen sich die Großen aus den Augenwinkeln die Einrichtung dieses Hauses an. Ein Krankenhaus hatte mehr Leben und Gefühl, als dieser Palast. Alles war makellos sauber, nirgends war auch nur eine Unordentlichkeit zu entdecken und es sah alles in allem zu perfekt aus. Wie aus einem Katalog für Neureiche, deren Immobilien nur den Wohlhabentesten gewidmet waren. Horo’s Blick wanderte zu Yukiko runter, die seine Hand noch fester drückte, immer wieder, wenn sich gleichzeitig ihr Blick ängstlich veränderte. Hatte sie immer noch Angst, dass sie hierbleiben müsste? Nun… diese Angst konnte Horo ihr nicht nehmen… er hatte sie selbst. Was würde passieren, wenn ihre leiblichen Eltern nun gegen ihre Idee stimmen würden? Dann wäre alles vorbei…

„Da wären wir.“, entkam es dem Butler und er hielt vor einer großen Eichentür, die sich selbst öffnete, als er dreimal dagegen klopfte. „Mein Herr, Ihre Gäste.“ Damit verließ er die Gruppe und widmete sich wieder seinen üblichen Pflichten.

Ren’s Mimik wurde noch ernster, als sie den Raum betraten, das fiel Horo gleich auf. Seine Aura. Sie schien wieder so kalt und erbarmungslos, wie zu dem Zeitpunkt ihres Kennenlernens. Schon lange hatte er Ren nicht mehr so gesehen. Er würde hier wirklich alles versuchen, was in seiner Macht stand… Aber ob das reichen würde?

„Willkommen… Setzen Sie sich.“ Am anderen Ende des Raumes, das einem Büro mit vielen Akten und Büchern glich, saß Aaran, Yukiko’s leiblicher Vater. Seine Hände faltete er auf dem Tisch zusammen, nachdem er auf die Stühle vor sich gedeutet hatte. Nickend bedankte sich auch Horo für das Angebot, war er jedoch angespannter denn je. Er setzte sich zwischen Ren und Yukiko, die den Blicken von Aaran immer wieder auswich. „Meine Gemahlin wird sicherlich auch gleich eintreffen. Kann ich Ihnen solange etwas anbieten?“

Doch Ren hob die flache Hand, um sein Angebot dankend abzuweisen. „Machen Sie sich keine Mühe… Sollen wir noch auf Ihre Gattin warten?“ Horo musste immer wieder feststellen, dass Ren ein außerordentliches Talent besaß, sich auszudrücken. Das hatte er schon immer, auch im Alltag. Seine Sprache und die Art, wie er etwas betonte oder ausdrückte, klangen immer gehoben und höflich. Sogar, wenn er mit Schimpfwörtern um sich warf. Doch bei solch wichtigen Terminen legte er noch eins drauf und zeigte seine politischste und zugleich erwachsenste Seite, die er hatte.

„Nicht nötig.“, kam es von genau dieser, die nun durch die Tür schritt. Vornehm und kühl, so wie sie Horo noch in Erinnerung hatte. Wie konnte so eine kalte Persönlichkeit so ein lebensfrohes Kind in die Welt setzen? „Beginnen wir. Wir haben noch einige Termine heute.“ Sie stellte sich neben ihren Mann, faltete die Hände im Schoss und sah die Gäste vor sich eindringlich an.

Horo spürte abermals Yukiko’s Hand auf seiner, die sie versuchte zu umklammern. Doch so nervös, wie sie war, hibbelte sie immer wieder hin und her. Sie konnte nicht still halten. Anscheinend sah es in ihr genauso aus, wie in dem Ainu gerade…

„Nun, hier haben Sie Ihren „schnellsten Termin“. Ich höre.“ Abermals gestikulierte Aaran. Dieses Mal zeigte er mit der flachen offenen Hand in Richtung der dreien und schwang sie von links nach rechts, als Zeichen, dass sie beginnen sollten.

„Sie ahnen wahrscheinlich, wieso wir hier sind.“

„Das tun wir. Doch ist uns nicht bewusst, wieso? Es gibt keinen Anlass, über dieses Thema zu diskutieren.“

Ren räusperte sich kurz, als Aaran geendet hatte und begann mit seiner Erklärung. Sie war von großer Bedeutung. Er durfte also keine Fehler machen! „Sie wissen, dass wir hier sind, um mit Ihnen über den weiteren Verbleib von Yakini zu sprechen. Gehen wir richtig in der Annahme, dass es Ihnen an Zeit fehlt, sich um Ihre Ausbildung zu kümmern und Sie sie deshalb von anderen großziehen lassen?“ Ren hatte aus gutem Grund solche Art von Wörtern gewählt. Nach Silvers Erzählungen nach empfanden diese Personen gegenüber Yukiko keine Gefühle, die denen von Elterngefühlen glichen. Daher versuchte er es auf sachlicher und politischer Ebene. Und auf Ren’s Frage hin, nickten sowohl Aaran, als auch Kadira. „Wir würden Ihnen gerne einen Deal vorschlagen… Uns liegt nämlich nicht nur Yakini‘s Ausbildung am Herzen, sondern ist sie, als Person, wichtig geworden. Zumindest für uns.“

„Ein Deal?...“ Skeptisch zog Kadira eine Augenbraue hoch und hörte dabei zu, was Ren noch weiter zu sagen hatte.

„Wir sehen da ein großes Problem bezüglich ihrer späteren Aufgaben im Bereich der Politik und der Verbindung zwischen Geisterwelt und unserer Welt. Wir denken, dass sie dies charakterlich gar nicht schaffen würde.“

„Yukiko…. Ich meine, Yakini, ist ein sehr freundliches und weltoffenes Mädchen. Sie wird Schwierigkeiten haben, ernste diplomatische Entscheidungen zu treffen. Und dafür sollte sie doch ausgebildet werden.“ Erstaunlicherweise hatte Horo sehr ruhig und erwachsen gesprochen, auch wenn er nervlich am Ende war. Er wollte Ren das Reden aber nicht alleine überlassen. Sie wollten beide für die Kleine kämpfen.

Yukiko’s leibliche Eltern sagten nichts zu diesen ganzen Erklärungen. Keine Miene verzogen sie und nur leicht merkte man noch, dass sie überhaupt noch atmeten.

„Wir würden gerne, dass sie für immer bei uns bleibt. Der Nutzen, den Sie mit ihr in die Welt gesetzt haben, kann nicht erfüllt werden.“ Es fiel Ren schwer, so über Yukiko zu reden. Schließlich dachte er nicht so schlecht über sie und als ob sie eine Sache wäre. Doch für Aaran und Kadira war sie nichts mehr, als ein Gefäß, das sie mit Wissen füllen wollten, um es später arbeiten zu lassen. „Wir wollen Ihnen die Last der elterlichen Aufgaben abnehmen und uns komplett um sie kümmern.“

„Das heißt, Sie gedenken da an eine Adoption?“ Auch wenn es offensichtlich war, auf was die Jungs da hinaus wollten, so wurden die beiden noch nervöser, als Kadira dies ausgesprochen hatte.

Nickend verschränkte Ren seine Arme und legte ein Bein über das andere. „Richtig. Dabei wären Sie aus allen Pflichten und Sorgen raus und alles, was Yakini betrifft, würde über uns laufen. Sie würde Ihnen nicht mehr zu Last fallen.“

Aaron bewegte sich das erste Mal seit langem, als er sich nach vorne beugte, die Ellebogen auf den Tisch lehnte und die Hände ineinander verschlang. Sein Gesicht war durch die Hände kaum zu erkennen. Nur seine Augen blickten eindringlich nach vorne. „Und wo ist der Gewinn für uns?“

Seinen ernsten Blick konterte Ren mit seinem und ließ nicht locker. „Wir stellen Ihnen eine Zeit lang unsere Dienste zur Verfügung. Als Botschafter für Krisen und in Zeiten, in denen Diplomatie gebraucht wird. Ich denke, das sollte für Sie ein gutes Angebot sein. Anders als Yakini, haben wir schon viel Erfahrung in der Kommunikation in beiden Welten sammeln können und können auch gut in schwierigen Situationen verhandeln. Über die Zeitspanne würden wir mit Ihnen auch noch verhandeln.“

„Wir haben unsere Wurzeln in China und in Japan. Die Möglichkeiten der Einsätze sind also sehr groß.“

Immer noch war keine Veränderung in beiden Gesichtern zu erblicken, auch nach Horo’s Erklärung nicht. Nun warteten sie auf die Antwort der beiden Politiker. Wie würden sie sich entscheiden?

„Nun… unser Nachfahre gegen zwei Shamanen, die in die Politik einsteigen wollen…“ Aaron’s Augen schlossen sich, als er diesen Satz einfach so im Raum stehen ließ.
 

Es war leise und nur eine Kerze brannte vor Horo auf dem Küchentisch. Er brauchte gerade etwas Kerzenschein, in das er hinein sah. Im ganzen Haus war es still und er genoss diese Stille sogar in wenig. So konnte er in Ruhe über alles nachdenken. Mit einem Mal hatte sich alles verändert. Von jetzt auf gleich hatte sich sein ganzes Leben verändert. Nur mit diesem einen Termin.

Er spürte auf einmal, wie eine Hand sich auf seine Schulter legte und der Chinese neben ihm stand. Dabei lehnte er sich ein wenig an den größeren an, der allerdings saß. „Was machst du hier?“, kam es leise von ihm, als er Horo’s nachdenklichen Blick sah.

„Ich… brauchte das gerade. Das Nachdenken meine ich. Ab heute… wird alles anders und… ich wollte die Götter bitten, uns beizustehen.“ Nur langsam sah Horo neben sich, denn rechts von der Kerze lag noch ein weißes Blatt. Ein Blatt, das für sie eine immense Bedeutung hatte. Die Überschrift lautete: „Interner Adoptionsvertrag“ und alle Unterschriften waren drunter gesetzt. Es war noch nicht komplett offiziell, denn auch in der Geisterwelt gab es Ämter, wie das Jugendamt und –Gericht, das sich um solche Angelegenheiten kümmerte. Doch die schwierigste Hürde war gemeistert. Yukiko würde bei ihnen bleiben… Sie würde ihre Tochter werden, die sie die ganze Zeit schon war. Offiziell waren sie nun ihre Väter.

„Sie hat sich echt langsam unsere Herzen gekrallt, oder?“, kam es grinsend von Horo, der mit der Hand nach Ren’s griff, die immer noch auf Horo’s Schulter ruhte.

„Da habt ihr wohl noch etwas gemeinsam.“ Nur leise kam diese Antwort vom Chinesen, während er behutsam seine Hand von Horo’s Schulter nahm und zur Küchentüre ging.

Das Grinsen des Blauhaarigen wurde immer breiter und als er aufstand, sah er noch einmal aus dem Küchenfenster in den sternklaren Himmel, der sich über ihnen erstreckte. Er betete erneut zu den Göttern, stumm für sich, und bat, dass seine Familie für immer beschützt werden würde.

Er hatte Rens Bemerkung natürlich verstanden, also ließ er es sich nicht nehmen, ihm von hinten die Arme um die Hüfte zu schlingen und seinen Nacken kurz zu küssen. Ren schreckte kurz auf und zuckte dabei leicht zusammen. Doch nach all der Zeit hatte auch er sich an die stürmischen Attacken und Umarmungen von Horo mehr oder weniger gewöhnt. Dennoch lief er ein wenig rot an, als er den Kuss bekam und ein „Ich danke dir“ bekam.

Er schüttelte den Kopf und ging in Richtung Treppe, um dann doch auf der ersten Stufe stehen zu bleiben. „Du brauchst dich nicht bedanken.“, entkam es Ren, der mit dem Rücken zum Ainu sprach. „Du warst…gut heute. Gefiel mir… Richtig erwachsen.“ Zum Ende hin hörte man doch einen gewissen sarkastischen Unterton von Ren, als er sich nun doch in das obere Stockwerk begab.

„Tehehe“, kicherte Horo trocken und folgte Ren mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Ich kann noch viel mehr erwachsene Sa…“ Doch dann wurde er still. Ren stand in der Türe von Yukiko’s Zimmer und sah friedlich hinein. Unweigerlich musste der Ainu dadurch auch grinsen. Er liebte es wenn Ren so friedlich aussah. Er wirkte dann immer so zufrieden und glücklich. Langsam und leise stellte sich der Blauhaarige dazu und sah ebenfalls in das Kinderzimmer, in dem Yukiko friedlich in ihrem Bett schlief. Ihren Panda umklammert und ein dickes Grinsen auf dem Gesicht. Auch für sie war es ein anstrengender Tag gewesen, nicht nur für die Erwachsenen. Doch nun war all die Last von ihr abgefallen. Sie würde hier bleiben, in ihrem Zuhause.

„Komm.“, flüsterte Horo nur leise, nahm Ren’s Hand und schloss die Kinderzimmer Tür von Yukiko.

Ren wehrte sich nicht dagegen, dass Horo mal wieder seine Hand genommen hatte. Das brauchte er gerade auch irgendwie und so schnell würde er ihn wohl auch nicht mehr los lassen. Er wollte ihn niemals mehr loslassen.

Sie gingen zusammen zu ihrer Schlafzimmer Türe, als Horo stehen blieb, Ren einen schnellen aber innigen Kuss aufdrückte und auf einmal grinste. Irritiert und auch ein wenig überfordert beobachtete Ren seinen Blick und konnte diesen nicht direkt deuten… Was war das? Eine Mischung aus fies, kindisch und… verführeri… oh scheiße… Was hatte Horo wieder vor?

Ceremony

"Koooooo~" Das was Kororo da vor sich sah, ließ sie staunen. Diese Farben und wie wunderschön sie aussah. Ein traditionell chinesisches Gewand konnte so schön aussehen!

"Wirklich? Meinst du den beiden gefällt das auch?"

Freudig kam Kororo zu ihr geflogen und setzte sich auf ihre Schulter, um mit ihr zusammen in den Spiegel zu blicken. Sie ließ ein heftiges Nicken als Antwort stehen und stieß auf ein freudiges Lächeln des Mädchens. "Danke Kororo."

Ein Klopfen unterbrach die beiden, als sie demjenigen, der geklopft hatte, auch Eintritt gewährte. "Ja?"

Durch die braune, dunkle Türe trat Ren herein, in einen schwarzen Anzug gekleidet und ein leichtes Lächeln zierte sein Gesicht. "Ich bin es nur.", kam es ruhig von ihm, der nun zu der kleinen Dame heran trat und sie kurz musterte. "Run hat dich wirklich sehr hübsch gemacht."

Wieder einmal grinste die Kleine über beide Ohren und schmiegte sich leicht an Ren an. Auch wenn sie bereits ihr 12. Lebensjahr erreicht hatte, so hatte sie immer noch einige Züge behalten, wie die Kuscheleinheiten mit ihren Vätern.

"Yukiko?" Eine weitere Stimme kam aus dem Flur und durch die Türe trat ein erwachsener und breit grinsender Horo, der ebenfalls seine schicken Sachen trug. Eine Anzughose und ein Hemd hatte er sich zur Feier des Tages angezogen. Bevor die Kleine irgendetwas sagen konnte, sah sie eine starke Veränderung in Horo's Mimik. Er presste die Lippen zusammen und versuchte wohl seine Tränen zu unterdrücken.

"Papa? Alles ok?"

Dieser schniefte nur einmal, als er sich den Arm vor die Augen hielt. Er wollte nun nicht wirklich anfangen zu weinen. "Ja Kleines." Er wischte sich noch einmal über die Augen und strahlte nun wieder über das ganze Gesicht. "Alles bestens. Du siehst toll aus. Ziemlich... erwachsen sogar."

Erwachsen, das waren nun auch Ren und Horo. Der Chinese hatte seine Haare bis zur Hüfte wachsen lassen und wirkte auf andere wie ein kühler Geschäftsmann. Dennoch hatte er sich all die Jahre sehr um seine Familie gekümmert und war so liebevoll geworden, wie man sich einen Vater gewünscht hatte. Horo war immer noch Kind geblieben, zumindest in seinem Inneren. Dennoch war er erwachsen und in seinen Vaterrolle noch mehr hinein gewachsen. Er machte sich Sorgen um Yukiko, wenn ein Junge ihr auch nur zu Nahe trat und kümmerte sich immer liebevoll, wenn sie irgendwelche Fragen oder Sorgen hatte. So groß und muskulös, wie er in den Jahren geworden war, konnte man diese weiche Seite nicht direkt in ihm vermuten.

Beide Shamanen standen heute hier und waren unheimlich stolz auf Yukiko. So viele Jahre hatten sie sie schon begleitet und hatten sich keine einzige Sekunde diese Situation anders gewünscht. Es war perfekt.

Wieder trat Ren an sie heran und legte seine Hand auf ihren Rücken. "Bist du aufgeregt?"

Yukiko nahm ohne Worte Horo's Hand, um diese zu drücken. Sie musste gerade ihre innere Spannung irgendwo loslassen und daher drückte sie immer wieder die Hand ihres Vaters. "Und wie... Ich habe sogar... ein wenig Angst."

"Die brauchst du nicht haben."

Doch auf Ren's Antwort hin, blickte Yukiko dennoch etwas besorgt gen Boden. "Bába, du hast gesagt, dass es eine unglaubliche Ehre sei, in die Tao Familie aufgenommen zu werden. Vor allem, wenn man nicht vom gleichen Blut stammt..."

Nickend gab Ren ihr Recht, ließ sie allerdings weiter sprechen. "...und deshalb habe ich so Angst, vor dieser Zeremonie... Was ist, wenn ich alle enttäusche? Wenn ich keine richtige Tao sein kann?" Mit Antwort suchendem Blick sah sie zuerst zu Horo und dann zu Ren, welcher aber ein leichtes Lächeln zeigte und den Kopf schüttelte. "Du wirst uns nicht enttäuschen. Sei stolz darauf, wer und was du bist, dann kann dir nichts geschehen."

Leicht kichernd ließ Horo nun ihre Hand los und strich ihr mit dem Zeigefinger über die Wange. Er wollte ihr nicht über den Kopf streichen, was er sonst tat, um ihre Frisur nicht zu ruinieren. "Ich weiß, die Taos können echt schwierig sein. Manche mehr und...", dabei schweifte sein Blick zu Ren. "...manche weniger. Aber wir beide werden immer stolz auf dich sein, solange du stolz auf dich bist und auf das, was dich ausmacht."

So viele liebevolle Worte und sie brauchte sie gerade dringend. Ja, auch wenn sie nicht den Vorstellungen der Taos entsprach, so war sie doch immer stolz, wer sie war. Sie war die Tochter von Usui Horohoro und Tao Ren und niemand würde da etwas dran ändern. Glücklich fiel sie beiden in die Arme, griff mit dem rechten Arm um Ren und mit dem linken Arm um Horo. "Ich hab euch lieb."

"Entschuldigt..." Eine leise Stimme trat in den Raum und klopfte dabei ebenfalls so leise an die Türe. Es war Run, die ebenfalls schick gekleidet war und nun erwartungsvoll in der Türe stand. "Yukiko, vorsicht. Pass bitte auf die Robe auf, zumindest bis die Zeremonie vorbei ist."

"Gúgu Run..."

"Ren, Horo, ihr müsst euch auf den Vorplatz begeben. Ich bringe die Kleine dann zur Zeremonie runter."

"In Ordnung.", kam es von Horo, der sich noch einmal umdrehte und Yukiko einen Kuss auf die Stirn gab. "Bis gleich, ich glaube an dich. Hab keine Angst."

Bevor Ren mit Horo den Raum verlassen konnte, hielt Yukiko ihn noch einmal kurz an der Hand zurück und sah ihn besorgt an. Er wusste genau, was sie plagte. Oftmals hatten sie die Tage darüber gesprochen. Für Yukiko war es ein wirklich großeses Thema. "Ich weiß, dass es eigenartig für dich sein muss, nun einen neuen Gefährten zu bekommen. Aber glaube mir, er wird zu dir passen."

Noch einmal drückte Yukiko Ren's Hand, beruhigten seine Worte sie doch immer und ließ ihn dann zusammen mit Horo den Raum verlassen. Nur noch Run und sie standen in dem großes Zimmer und sie dachte wieder darüber nach. Ja, das alles hatte Ren ihr erklärt. Sie würde mit der Zeremonie eine Tao werden, eine Kriegerin der Familie und somit auch einen Schutzgeist der Familie erhalten. Horo hatte ihr von sich aus vor langer Zeit angeboten, dass Kororo nun bei ihr sein und auf sie Acht geben sollte. Aber mit Bason hatte sie genauso viel Zeit verbracht. Sie drei waren eine Einheit geworden und ihre Stärke war von Training zu Training gestiegen. Sie wollte nun keinen neuen Partner haben. Wie würde Bason sich da nun fühlen? Sie wären dann kein Team mehr...

"Yukiko?... Wir müssen los." Run reichte ihr ihre Hand entgegen und leicht traurig nickte sie ihr zu, als sie ihre Hand nahm und mit ihr durch die Flure auf den großen Vorplatz des Tao Anwesens ging. "Keine Sorge, Yukiko. Bason wird immer noch dein Freund sein, ganz sicher."

"Meinst du?" So viele Sorgen plagten sie gerade. Würde sie wirklich die Tao Familie rechtmäßig vertreten können? Welchen Geist würde sie bekommen? Würde ihr Leben nun anders verlaufen, als die Jahre zuvor? Würden sie die anderen Tao Mitglieder akzeptieren?

Sie dachte so viel nach, dass sie gar nicht merkte, wie sie mit Run nun in der Türe zum Vorplatz stand und ihre Tante ihre Hand los ließ. "Yukiko. Ich werde nun raus gehen. Sobald du den Gong hörst kannst du raus kommen."

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie war noch nie so nervös gewesen, wie in diesem Moment.

"Yukiko?"

Etwas erschrocken sah sie zu Run hoch, die sie leicht anlächelte und noch einmal ihre Hände drückte. "Keine Angst. Mit dieser Zeremonie zeigt die Familie, dass du eine Tao bist. Du kannst so umglaublich stolz auf dich sein. Du hast sie alle überzeugt, dass du es wert bist. Du hast ihnen gezeigt, dass es egal ist, welches Blut in einem fließt und das nur eins für die Familie zählt." Dabei tippte Run mit dem Zeigefinger auf die Stelle über Yukiko's Herzen, welches immer noch stark gegen ihre Brust schlug. "Sie haben dich bereits alle angenommen, sonst würde dieses Fest heute gar nicht stattfinden. Beruhige dich, alles wird gut."

Auch von ihr bekam sie einen Kuss auf die Stirn, als Run nun auch hinaus ging und Kororo ihr hinterher flog, nachdem auch der Schutzgeist Yukiko noch einmal viel Glück gewünscht hatte.

Sie hatte Recht, sie alle hatten Recht. Nur weil sie nun beide Namen tragen würde, und dies offiziell, bedeutete es nicht, dass irgendetwas anders werden würde. Sie würde immer eine Tao bleiben und sie würde auch immer eine Usui sein. Ihr Herz war mit beiden verbunden und für ihre Väter würde sie alles tun, Blutsverwandtschaft hin oder her. Das war ihr egal. Sie schüttelte den Kopf, wodurch der Haarschmuck in Form kleiner Perlen ein wenig in ihren Haaren klapperte. Sie atmete noch einmal tief ein, als sie auch schon den Gong hörte. Nur langsam öffnete sie die Türe nach draußen und trat hinaus in den Sonnenschein. Überall auf dem Platz waren Mitglieder der Taos zu sehen und recht weit vorn, inmitten der Leute, erblickte sie Ren, Horo, Bason und Kororo. Sie entdeckte auf jedem der Gesichter ein Lächeln und bekam neuen Mut, um ihre Schritte nun nach vorne zu setzen. Sie ging durch einen schmalen Gang, durch alle versammelte Mitglieder hindurch, um bei einem sehr alten Mann anzukommen, der beinahe einer Mumie glich. Sein langer grauer Bart reichte schon längst auf den Boden und sein Buckel war extrem krumm. Er beugte sich über ein Pult, auf dem ein dickes Buch lag. Als Yukiko bei ihm ankam, kniete sie sich nieder auf einen Hocker und er begann mit seiner Rede, natürlich auf chinesisch. Yukiko beherrschte diese Sprache, Dank Ren, so gut wie fließend und konnte den Worten des Weisen folgen. Dennoch hatte Ren ihr vorher erklärt, was der Mann in der Rede alles ansprechen würde. Und nicht nur ihr hatte er es erklärt, auch Horo, der kein Wort verstanden würde.

Denn genau dies war der Fall, weshalb Ren ihn aus den Augenwinkeln schmunzelnd ansah. Er bekam einen fiesen aber dennoch glücklichen Blick von Horo zurück, bevor beide wieder zu Yukiko nach vorne sahen und dem alten Mann lauschten.

Zusammengefasst ging es in der Rede um die Geschichte der Taos und dass diese zu ehren und zu verteidigen das höchste Gebot eines jeden Taos sei. Sollte dies irgendwann einmal nicht der Fall sein, so würde dem Schutz der Familie beigewohnt und dem Verbrecher Strafen auferlegt werden, bis hin zum Tode.

Yukiko verängstigte diese Rede nicht mehr. Ren hatte ihr erklärt, dass es schon Jahre keine Tode mehr aufgrund solcher Verbrechen gab und dass sich das alles strenger anhörte, als es war. Auch die Tao Familie hatte sich verändert...

"tíchū nǐ" (Erhebe dich)

Yukiko stand nun auf, legte ihre Hand auf ein Schwert, das der Mann ihr waagerecht entgegenhielt und atmete tief ein. Diesen Schwur hatte sie lange mit ihrem Vater geübt und nun wollte sie ihn vor allen laut aussprechen.

"Zhòng​shēng wú​biān shì yuàn dù. Fán​nǎo wùjìn shì yuàn duàn. Fǎ​mén wúliàng shì yuàn xué. Fó dào wú shàng shì yuàn chéng" (Die Zahl der Wesen ist unendlich; ich gelobe, sie alle zu erlösen. Gier, Hass und Unwissenheit entstehen unaufhörlich; ich gelobe, sie zu überwinden. Die Tore des Dharmas sind zahllos; ich gelobe, sie alle zu durchschreiten. Der Weg des Buddha ist unvergleichlich; ich gelobe, ihn zu verwirklichen.)

Zufrieden nickte der weise Mann, legte das Schwert nieder und reichte ihr eine alte Kiste aus Metall. In ihm sollte sich ihr Schutzgeist befinden, den sie nun kennenlernen würde.

Nervös nahm sie die Kiste entgegen und öffnete sie vor den Augen aller. Die Kraft, die beim Öffnen der Truhe freigesetzt wurde, ließ die Luft schwingen und die Kleidung und Haare der Anwesenden wehen. Als Yukiko wieder die Augen öffnete, sah sie vor sich eine große Person. Ihre Augen wanderten vom Brustkorb, an dem eine Rüstung hing, bis hin zum Kopf... Sie blinzelte einige Male, als sie in vertraute rote Augen sah. "Bason?....", hauchte sie leise.

"Kleine Lady, es ist mir eine Ehre dir zu dienen." Er verbeugte sich ein wenig vor Yukiko und erhob sich dann wieder mit einem Lächeln, das auch Yukiko breit grinsen ließ. Ihr war egal, wie er das gemacht hatte, so schnell vom Platz neben Ren in diese Kiste verschwunden zu sein. Aber sie freute sich. Sie freute sich ungemein, dass sie kleine Tränen vergoss.

" shòu huānyíng de " (Willkommen), kam es geraunt von allen anwesenden Taos.

Wie ein Honigkuchenpferd strahlte sie über beide Ohren, als sie sich zu Ren und Horo umdrehte und zu ihnen gerannt kam. Mit einem Schwung warf sie sich in Ren's Arme und deutete Horo dabei noch an, dass er bei der Umarmung beiwohnen sollte. Es würde sich nichts ändern und gerade waren Worte fehl am Platze. Es bedurfte keinerlei Erklärungen. Für Ren und Horo war Yukiko das größte Geschenk. So hatten sie sich gemeinsam dafür entschieden, ihr Geschenk mit denjenigen zu schützen, denen sie am meisten vertrauten. Und das waren Kororo und Bason. Aus ihnen würde auch weiterhin ein großartiges Team werden und ... nur eventuell, würde aus Yukiko später wirklich eine großartige Shamanin werden. Eine, die mit ihrer Art und Weise Menschen zusammen bringen konnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Leider bin ich sehr unfähig, was Kampfesszenen angeht, daher habe ich versucht, es anders zu lösen XD Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So Leute, es wird nur noch ein Epilog Kapitel folgen und danach ist diese FF nach JAHREN beendet =D Ich freu mich und weine gleichzeitig ein bisschen. Aber, ein Kapitel hab ich noch, um all meine Emotionen dort hinein zu packen! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
ENDE
Ich danke euch allen fürs Lesen, Kommentieren und Mitfiebern. Es hat unglaublich Spaß gemacht, diese Geschichte zu schreiben und ich hoffe, euch hat es Spaß gemacht, sie zu lesen.
Es wird wahrscheinlich noch ein Dankesbild folgen, das ich die Tage skizzieren und hier hochladen werde. Es wird dann mit der FF verlinkt. Also schaut mal zwischendurch einfach rein.
Danke an alle, die trotz langer Pausen, durchgehalten und weiter gelesen haben! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (47)
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Von:  PurpleTaiga
2017-03-25T21:11:51+00:00 25.03.2017 22:11
Süß :-)
Von:  PurpleTaiga
2017-03-18T11:47:21+00:00 18.03.2017 12:47
Schönes Kapitel :)
bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht :D
Von:  PurpleTaiga
2017-03-18T11:30:22+00:00 18.03.2017 12:30
Toll, dass es weiter geht und dann auch noch so spannend :D
Von:  PurpleTaiga
2016-01-05T20:17:38+00:00 05.01.2016 21:17
Die Armen :'(
Und der arme Horo, dass Ren auch unbedingt sein Handy ausgeschaltet hatte....

Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht :)
Von:  PurpleTaiga
2015-12-04T15:35:08+00:00 04.12.2015 16:35
Armer Horohoro... :'(
Gut geschrieben, man konnte gut mitfühlen.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht :3
Von:  PurpleTaiga
2014-08-05T17:41:02+00:00 05.08.2014 19:41
Uiii, hab die FF an einem Tag verschlungen. ^^
Hat sehr viel Spaß gemacht!
Hab sie auf meine Favoritenliste gesetzt und freue mich darauf, wenn ein neues Kapitel kommt!
Von:  lili_Garnet
2013-12-08T10:44:08+00:00 08.12.2013 11:44
Oh mein Gott endlich ! XD
Ich dachte du schreibst nicht mehr weiter haha, aber endlich ist es soweit und es geht weiter ! Mir kam das Kapitel etwas kurz vor aber immerhin, bitte schreib so schnell wie möglich weiter ~~
Antwort von:  Machiko_chan
08.12.2013 12:26
Ich bin irrsinnig froh, dass noch jemand die FF liest. Es tut mir echt total leid, dass so lange nichts kam. War selbst erschrocken xD
Aber die nächsten Kapitel werden folgen, versprochen ;D
Antwort von:  lili_Garnet
09.12.2013 17:06
Jaa, ich war total gefesselt von der FF, die kam auch sofort auf die Favoritenliste, aber leider war sie ja bis nach ganz unten gesunken :/
Das ändert sich ab jetzt Gott sei dank wieder !! Freue mich schon ~~ x3
Von:  Princess_of_the_east
2013-08-05T22:09:40+00:00 06.08.2013 00:09
Ich hab noch keinen Kommi abgegeben!?Oo
Wird zeit das nachzuholen!
Ich find die Story super, toll geschrieben und die Charaktere gut getroffen! Aber... Warum schreibst du nicht weiter?TTT.TTT
Antwort von:  Machiko_chan
06.08.2013 00:11
Es wird auf jedenfall immer mal wieder etwas kommen XD Nur zwischendrin hab ich einfach ein Tief, was dieses Pairing bzw die Serie angeht. Aber ich sitze schon am nächsten Kapitel^^
Von:  MrsSamy200
2013-03-05T18:25:26+00:00 05.03.2013 19:25
Aww *-*
Die beiden sind einfach zu süß *-*
Ich hab die ganze Zeit ein fettes Grinsen auf den Lippen gehabt :D
Like a Horo! <3
Aber mal im ernst ! Es ist einfach... wow *-*
Ich finde deine Geschichte total klasse!
Du hast zwar seit wenigen Monaten nicht mehr geschrieben, aber ich habe gesehen, das einmal auch eine Zeit von 5 Monaten entstand.
Hey! Egal ob es genauso lange oder noch länger dauert *_*
Ich werde gepsannt warten und immer wieder, zeile für zeile, lesen und dieses bescheuerte grinsen versuchen aus meinem Gesicht zu entfernen ^^

Liebe Grüße und ein fettes lob von mir^^
PS: Die Kleine ist einfach süß *-*
Von:  Rici-chan
2012-11-18T19:42:43+00:00 18.11.2012 20:42
aww, süß wie sich das entwickelt =)
Die beiden passen einfach zusammen!


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