Code of Sparks von -Hansen- ================================================================================ Kapitel 1: Code I ----------------- Optimus Primal Beeilung. Beeilung. Schneller. Einfach schneller. Es musste doch alles schneller gehen! Doch je mehr Boost er seinem Jetpack versuchte zu geben, desto langsamer schien er zu werden. Das Tal schien in nur noch weitere Ferne rücken zu wollen. Schneller. Noch einen Zahn zulegen. Einfach alles aus den Boostern holen. Sie musste es einfach rechtzeitig schaffen. Er würde es sich nie verzeihen könnten, wenn sie spät kommen würden. Wenn alles schon vorbei wäre. Alles entschieden. Und Dinobot… Nein. Nein nein nein. So etwas sollte er nicht einmal wagen zu denken. Er musste sein ganzes Vertrauen in ihn legen, sein ganzes Vertrauen darauf setzen, dass einer von seinem Kaliber es schaffen musste. Er musste einfach. Nur noch ein bisschen. Er musste nur noch ein bisschen durchhalten, bis sie da waren, um zu helfen. Seit Sonnenuntergang waren bereits ein oder zwei Megacycle… oder sogar mehr vergangen, seit sie Dinobots letzten Funkspruch erhalten hatten und endlich konnten sie die Flammen des bereits lichterloh brennenden Tals am Horizont erblicken. Mit aller Kraft pumpte Optimus Energie in sein Jetpack und peilte genau den Vektor an, auf welchem der Scanner Dinobot ortete. Das Signal war schwach, aber es war da. In einem Affenzahn stürzte er sich in den flammenden Urwald und erblickte sogleich Megatrons überdimensionalen Körper, der sich erhaben und siegessicher auf den reglosen Körper vor sich zu bewegte. Nein, das Signal war noch da. Optimus ließ sich nicht beirren. Er glaubte zu fest daran, dass heute kein Worst-Case-Szenario geschehen würde! Sofort feuerte er einige mächtige Schüsse aus seinen Schulterblastern hinab. Soweit seine Scanner sich nicht irrten befanden sich momentan alle andern Predacons in Stases-lock und Megatron zog wie immer den Schwanz ein und nahm die Beine in die Hand. Besser so. Wenn Optimus heute auf etwas keine Lust mehr hatte, dann war das eine weitere, anstrengende, zu nichts führende Auseinandersetzung mit dieser violetten Riesenechse. Für einen Nanoklik wurde er ein bisschen aggressiv. Aggressiv auf diese Situation. Doch er schüttelte seine Aggression ab und landete direkt neben Dinobot, dessen Optics nur schwach einen zarten Rotton in Optimus‘ Gesicht wiederscheinen ließen. „RHINOX“, polterte er durch den Frequenzkanal – feststellend, dass seine Verzweiflung zu Unsicherheit, zu Aggression und nun zu einem leichten Anflug von Panik übergegangen war. Er beugte sich besorgt über ihn und stützte ein Kniegelenk auf, um sich ein Bild von seinen Verletzungen zu machen. Zeitgelich vergewisserte er sich noch einmal kurz, ob auch wirklich alle im Umland verteilten Predacons entfernt wurden oder sich in Stases-lock befanden. Positiv. Er atmete kurz auf und hielt dann seinen Atem an, um kurz nachzudenken und seine Gedanken zu sortieren. Dinobot hätte nicht alleine gegen alle Predacons kämpfen dürfen. Es hätte nicht passieren sollen, dass ein Mitglied seiner Crew so eine Kamikaze-Aktion ausführen musste. Er hätte es verhindern sollen. Er hätte einen Weg finden müssen. Zögerlich, aber zärtlich, umfasste er seine Krallen. Man hätte ihn sowieso nicht aufhalten können. Er senkte seinen Blick kurz. Sicherlich war es immer schwer gewesen Dinobots Ehrgefühl, sein Drängen danach den Krieger in sich auszuleben und seinen uneingeschränkten Kampfgeist mit den Gepflogenheiten der Maximals zu vereinen. Und sicherlich schien er, oberflächlich betrachtet, oft nicht in ihre Gruppe hineinzupassen. Doch Optimus hatte immer fest daran geglaubt, dass sich das alles eines Tages ändern würde und hatte ihn schnell als einen Teil von ihnen und somit als Teil von sich ansehen können. Täglich hatte er bei, trotz aller Streitigkeiten, trotz aller Ungereimtheit, trotz aller Reibereien und kleiner Machtkämpfe immer gewusst, dass Dinobot eines Tages den Maximal aus dem tiefsten Inneren seines Predaconsparks für eine durch und durch selbstlose Tat durchscheinen lassen würde. Dass dieser Nanoklik nun gekommen war, der Zeitpunkt zu dem der Predaconkrieger in ihm bereit gewesen war für ein Maximalprinzip bis zum Tode zu kämpfen und es zuzulassen, das Gute in sich seine Schwerthiebe leiten zu lassen, beflügelte seinen Spark einerseits und andererseits schnürte es ihn unangenehm ein. Bis sich seine gesamten Schaltkreise lahm und leer fühlten. Es ging weiter als das. Es ging weiter, als die Verzweiflung eines Commanders, der einen seiner Mechs alleine in den Kampf ziehen lassen musste. Es ging weiter als die Unsicherheit darüber, ob ein Kamerad schwer verletzt war. Es ging weiter als die Aggression bei dem Anblick eines Freundes in höchster Not. Sogar weiter als die Panik, … einen geliebten Bot verlieren zu können. Und das alles konnte Optimus erst jetzt realisieren… erst jetzt erkennen… in was für einer tiefen Verbundenheit er sich inzwischen zu ihm empfand. Und wie merkwürdig es auch war, dass er die ganzen letzten Solar- und Dekacycles über sich nie gewagt hatte, darüber nachzudenken, wie weit verbunden er sich ihm inzwischen fühlte. Ein Spark konnte, so hatte er es einmal gehört, Emotion in höchster Reinheit durch den Prozessor katapultieren – im Anblick des Todes. Doch soweit war es noch lange nicht. Durch leichtes Zucken und das Sprühen einiger Funken wurde Optimus aus seinen Gedanken gerissen. Noch war er am Leben und er musste es bleiben. Dieses furchtbar einengende Gefühl bei der bloßen theoretischen Überlegung genügte ihm bereits. Er wollte nicht verlieren, was er in diesem Nanonklik gefunden hatte. Trotzdem wollte er sich nichts vormachen. Dinobot sah übel zugerichtet aus. So konnte nur einer aussehen, der mit dem vollen Todesmut in der einen und wehender Fahne in der anderen Hand gekämpft hatte. Kleine Funken schlugen um sich und ließen seine Gelenke unkontrolliert vibrieren. Doch sein Spark blitzte durch eine kleine Spalte in ihrer Kammer heller, als er jemals einen Spark in einem fast funktionsuntüchtigen Körper gesehen hatte. Irgendetwas musste trotz seiner Bereitschaft in diesem Kampf zu sterben seinen Lebenswillen so beflügelt haben, dass sein Spark jeden auch nur halb funktionierenden Teil seines Prozessors weiterhin eifrig antrieb. Optimus versuchte seine Besorgnis und das, was durch seine Schaltkreise jagte, nicht nach außen dringen zu lassen und bemühte sich, Dinobot aufmunternd anzulächeln. „Das kommt wieder in Ordnung…“, sagte er leise, sich für einen Nanoklik dessen unbewusst, dass das Aufkratzen seines Körpers, statt auf dem Schlachtfeld zu sterben, vielleicht nicht wirklich Dinobots Ehrgefühl entsprach. Doch dieser hell leuchtende Quell des Lebens, der aus dem Auge seines Brustpanzers strahlte wollte nicht sterben – nicht heute. Die Sonne war bereits wieder aufgegangen, als Optimus nach mehr als genügend Megacyclen endlich die Tür seines eigenen Quartiers hinter sich schließen und wirklich in aller Ruhe tief durchatmen konnte. Dinobot in Staces-lock in der CR-Chamber und in Sicherheit wissend ließ die mittlerweile zähflüssige Routierung seines Sparkes langsam etwas aufleben. Es hatte sie einige Nerven und Zittern und Bangen gekostet; ein paar Megacycles hatten sie gebraucht, um sicher gehen zu können, dass Dinobot wieder aufwachen würde – ganz gleich, wann es sein würde. Leicht schnaubend lehnte er sich gegen die Tür und überlegte, ob er schlafen sollte, ob er überhaupt schlafen konnte. Doch wach bleiben nutzte ihm, ihnen und Dinobot auch nichts. Er hatte die Frühpatrouille am Vortag gehabt und somit seit 36 Megacyclen keinen Schlaf gehabt. Dabei musste er ausgeruht sein, immer vorausgesetzt dem Fall, dass eine Notsituation einkehren würde. Cheetor und Rattrap hatten Monitordienst und Rhinox kümmerte sich um die CR-chamber. Der Rest war auf Patrouille. Er betete zu Primus, dass sie vorerst Ruhe vor den Predacons hatten. Und bei dem Massaker, das Dinobot angerichtet haben musste, waren vielleicht mit Glück ein paar von ihnen terminiert. Oh man… er war schon so müde, dass er so etwas entsetzliches Denken konnte. Er seufzte und rieb sich die schmerzenden Optics während er sich zu seinem Tisch begab. Sein Blick fiel dabei auf das rosarote Gewächs, welches scheinbar über Nacht seine volle Blüte erreicht zu haben schien. Der Anblick lockte ein müdes, aber ehrliches Lächeln hervor. Irgendwie hatte es doch so angefangen, oder? Zwischen all den kleinen Machtkämpfen, die er mit Dinobot hatte ausfechten müssen waren diese Nanokliks gewesen… Megacycles… manchmal ganze Solarcycles in denen davon nichts zu spüren war. Diese kleinen Gelegenheiten… Monitordienst, Patrouille, Beratschlagungen – Gespräche, Spaziergänge, kontinuierlicher Austausch von zweideutigen Blicken. So hatte es sich wohl entwickelt. Wie eine zarte Pflanze, die langsam ihre Knospen empor reckte und sich in einer Nacht zur vollsten und reinsten Schönheit entwickelt hatte. So wie seine Gefühle. Nur schwer ließ sich sein dumpfes Gähnen unterdrücken. Er musste wirklich schlafen. So dunkelte er das riesige Panoramafenster ab und überlegte noch für einen Nanoklik, dass sich seine relativ schmale Schlafgelegenheit heute eher viel zu breit anfühlte, als nur ein kleines bisschen zu eng. Er schlief ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)