Licht der Finsternis von Sahva ================================================================================ Kapitel 10: Zurück ------------------ Tarabas verharrte noch einige Zeit nachdenklich im Schutz des Waldes nahe der Hauptstadt und hing seinen Gedanken nach, bis die Sonne den Horizont berührte. Nie hätte er, der bereits so viel undenkliches schon so viele Male gesehen hatte, gedacht, dass sich an einem Tag so viel verändern könnte. Zumal es ihn selbst betraf. Alles, was bisher einschneidend seine Existenz beeinflusst hatte, hatte sich bislang immer lang in irgendeiner Form angekündigt gehabt. Doch dass er eine Wächterin haben würde, daran hatte er niemals geglaubt, auch wenn Artris ihm das vor vielen tausend Jahren prophezeit hatte, in jeder Nacht, als sie ihn mit allen überlebenden Alten gestellt, gefesselt, verletzt und schließlich gebannt hatten. Nach dieser Nacht erwachte er auf diesem Planeten. Wie er nach Laos gekommen war wusste er nicht, doch die Bewohner, eine junge Zivilisation, hatten ihn aufgenommen und sich um die schweren Verletzungen seines nun festen Körpers gekümmert. Sie hatten sofort gespürt, dass er anders war, dennoch nahmen sie ihn auf, kümmerten sich um ihn und schließlich, als alles verheilt war, erwählten sie ihn nach vielen Jahren, in denen er sie beraten hatte, zu ihrem König. Es war eine Rolle, die er auch in seiner Heimat inne gehabt hatte und er hatte sich verpflichtet gefühlt, ihnen zumindest für die Jahre, die sie ihn geheilt hatten, anleitend zur Seite zu stehen. Das zumindest gebot ihm sein Ehrgefühl, denn auch wenn die anderen seiner Art es ihm nicht zutrauten, Ehrgefühl war sehr stark in ihm und somit auch in allen anderen, die einen dunklen Kern in sich trugen. Doch aus den sechs Jahreszeitenwechsel, die er für seine Heilung gebraucht hatte und die er eigentlich nur hätte ableisten müssen, wurde eine Zeitspanne, die eintausend Mal so lang geworden war. Einfach aus dem Grund, weil er diese Welt zu schätzen gelernt hatte, so wie er auch seine eigentliche Heimat, den Makai schätzte. Darum war er geblieben, obwohl er immer wieder mit den Adeligen dieses Planeten über seine Rückkehr in seine Heimat gesprochen hatte. Sie hatten ihn jedes Mal gebeten zu bleiben und er blieb gern, auch wenn er mit ihnen ausmachte, dass er immer mal wieder für einige Zeit verschwinden würde. Das wurde akzeptiert und er konnte hier ein ruhiges Leben im Exil leben, ohne das jemals ein Mitglied seines Volkes hier nach ihm gesucht hatte. Das sie ihn suchten, das erfuhr er bei seinen Besuchen im Makai. Wieder einmal dachte er über den Grund dafür nach und wieder einmal fand er keine Erklärung dafür. Doch lange dachte er dieses Mal nicht darüber nach, denn er spürte, dass Raven erwachte. Mit einem leisen Fluch ließ er sich von einem Schatten einfangen und zurück zum Haus des Fischers bringen. Raven war erwacht und hatte sich allein in dem Gästezimmer gefunden, doch es machte ihr nichts aus, dass Tarabas nicht bei ihr war, auch wenn sie ihn im ersten Moment vermisste. Doch dann vermeinte sie ihn als ein Echo in sich zu spüren und der romantische Teil in ihr hoffte, dass es sich dabei um so etwas wie diese Verbindung aus ihren Büchern handelte. Sie lächelte bei diesem Gedanken, auch wenn dies sicherlich völlig an den Haaren herbei gezogen war und ihr wieder einmal die Fantasie durchging, wie sie sich selbst tadelte. //Warum meinst du, dass mit dir die Fantasie durchgeht, wenn du eine Tatsache spürst?//, hörte sie mit einem Mal Tarabas' Stimme in ihrem Kopf. Sie sah irritiert auf, denn jetzt war die Verbindung zu ihm anders als beim letzten Mal, als sie so mit einander kommuniziert hatten. Die Verbindung war intensiver und wie tief dunkler Samt, der ihren Geist umfing. Zudem spürte sie, wie er sehr rasch näher kam. Schließlich stand er vor ihr und sah ihr wieder in die Augen, obwohl sie einen Augenblick zuvor noch allein in dem Zimmer gestanden hatte. Er lächelte ein geheimnisvolles Lächeln, dann berührte er vorsichtig ihre Wange, so wie sie es bei ihm getan hatte. „Du wirst mich von nun an immer spüren können, so, wie ich dich spüre.“, erklärte er ihr freundlich. „Das ist ein erfreulicher Gedanke.“, äußerte sie dazu und meinte es auch so. Dann stand sie auf und suchte sich ihre Kleidung zusammen. Sie schien in der Zeit, die sie geschlafen hatte, gereinigt und ausgebessert worden zu sein, denn sie lag ordentlich auf dem Stuhl ihres Zimmers und zog sich an. „Geht es dir wieder besser?“, fragte Tarabas sie behutsam und irgendwie vermeinte sie Sorge bei ihm zu spüren. Sie sah ihn an, während sie in ihre Hose schlüpfte und lächelte sanft. „Ja, viel besser, danke. Auch wenn ich mich entschuldigen muss, dass ich so dumm reagiert habe.“ Er schüttelte nur leicht seinen Kopf. „Du hast nicht dumm reagiert. Dein Geist hatte nur begriffen, was deinem Körper und deiner Seele zugestoßen war. Ich habe eher damit gerechnet, dass der Schock eintrat. Du bist sehr stark, Sahva.“ Sie konnte sich nicht helfen, doch sein Lob bedeutete ihr wirklich viel. „Was hast du gemacht, während ich geschlafen habe. Ich hoffe, du hast dich nicht allzu sehr gelangweilt.“, bemühte sie sich um ein relativ normales Gespräch mit ihm. Er spürte das und kicherte leise. Das er nun anscheinend nach dem, was letzte Nacht passiert war, lachen konnte erfüllte sie mit Freude. „Ich war draußen und habe mit deiner Großmutter gesprochen.“ „Oh.“, meinte sie und ihre Freude verstärkte sich, denn da dieser Planet noch existierte schien zu bedeuten, dass sich die beiden nicht gestritten hatten. „Der Gedanke war nicht nett, Sahva.“, wies Tarabas sie zurecht, doch er lächelte weiterhin, da er anscheinend wusste, dass sie das nicht böse gemeint hatte. Er schien wirklich sehr deutlich zu spüren, was sie dachte. „Tschuldigung, aber der musste sein.“, lachte sie leise, denn sie hörte Personen im Gang außerhalb des Zimmers. „Du würdest dich sehr gut mit einem alten Freund von mir verstehen befürchte ich.“, war Tarabas' daraufhin nur und sie hatte mit einem Mal das Gefühl, dass er diese Art Scherz gewöhnt war. „Bin ich. Sogar mit noch wesentlich derberen Scherzen, auch wenn ich die nie wirklich verstanden habe.“, erklärte er ihr. „Nicht verstanden?“ Nun war sie verwirrt. „Das deine Großmutter Larscha und alle anderen Bewohner hier von Laos davon ausgingen, dass ich meine Gefühle verloren hatte, ist richtig und falsch. Gefühle in der Art wie du sie kennst waren mir fremd, zumindest was die positiven Gefühle anging. Die negativen, also dunklen Gefühle gehören zu mir wie alles, was dunkel ist.“, versuchte er zu erklären. „Aber jetzt kannst du lachen.“, wandte sie verwundert ein. „Ja, jetzt kann ich lachen. Dank dir.“ Er lächelte nun und es war ein sanftes, warmes Lächeln. Es war genau so, wie sie es immer gespürt hatte oder zumindest geglaubt hatte zu spüren. „Weil deine Seele von Anfang an auf mich reagiert hat, kleiner Stern. Du hast das erkannt, wie es sein sollte.“, erklärte er weiter. „Und warum kannst du jetzt positive Gefühle spüren und zeigen?“, wagte sie zu fragen. „Das habe ich dir zu verdanken.“, war seine sanfte Antwort. „Als ich deine Verwundung untersuchte hatte ich sowohl dein Blut, als auch deine Seele berührt, die sich von ihrem Ursprung lösen wollte. Das ich dies kann ist meiner Natur geschuldet. Das ist meine Aufgabe. Aber normalerweise passiert nichts, wenn ich eine Seele in den Händen halte. Bei deiner Seele war es anders. Sie hat sich mir geöffnet und mir alles von dir offenbart. Und mich anscheinend das gelehrt, was mir bislang fehlte. Deswegen bin ich jetzt anscheinend in der Lage zu lachen.“ Sie kam auf ihn zu und strich ihm dann behutsam eine der tiefschwarzen Haarsträhnen zurück. Wieder glaubte sie, dass er daraufhin leise schnurrte als Zeichen seiner Zufriedenheit. „Und worüber hast du draußen mit deiner Schwester gesprochen?“, fragte sie schließlich und griff das erste Thema wieder auf, während ihre Fingerspitzen über seine Wange glitt und dann die kühle Haut seines Halses hinab. Sofort wurde das Schnurren intensiver und seine Augenlider senkten sich. Der Funke zwischen ihnen glomm sofort wieder auf und wurde wieder sehr rasch lodernd. „Unter anderem über dich.“, antwortete er ihr, doch seine dunkle Stimme klang nun eher wie ein leises Knurren. „Warum wundert mich das nicht.“, meinte sie mit einem Lächeln und fühlte sich mit einem Mal wirklich kühn. Deswegen streichelte sie ihn weiter, auch wenn er sehr hochgeschlossene Kleidung trug und sie nicht viel hatte, was sie berühren konnte. „Geliebte Finsternis, Sahva. Was machst du mit mir?“, knurrte er leise, dann drängte er sie gegen die Wand hinter ihr, bevor er wieder seinen Kopf senkte und erneut an ihrem Hals schnupperte. Die Flamme zwischen ihnen flammte sofort höher. Doch dieses Mal beließ er es nicht bei dem Schnuppern, Raven spürte kurz darauf, wie seine Lippen ihre Haut berührten und dann sanft liebkosten. Seine Haut auch an den Lippen war unglaublich kühl, doch das störte sie nicht, im Gegenteil. Aus irgendeinem Grund verstärkte dies das Kribbeln in ihrem Körper nur noch und Hitze entwickelte sich in ihr. Und als Reaktion durch ihre Verbindung wurde Tarabas' leises Knurren lauter, die Küsse auf ihrer Haut kamen rascher und sie meinte sein erwachtes Verlangen zu spüren. Dann klopfte es an ihrer Tür. „Prinzessin, seit ihr erwacht?“, hörten sie die Stimme des Fischermeisters freundlich fragen. Tarabas zuckte beim Klang des Klopfens zusammen und sein Körper spannte sich an, so, als würde er sich zu einem Angriff sammeln. Das er verärgert war war mehr als deutlich spürbar, zumindest für sie. „Ja, Meister Minan. Ich kleide mich grade an.“, antwortete Raven laut, während sie instinktiv ihre Hand in einer beschwichtigenden Geste auf Tarabas' Brust gelegt hatte. Er wurde deswegen sofort vollkommen bewegungslos, auch wenn er die Zimmertür beinahe hasserfüllt anstarrte und sich seine Lippen zu einer alles andere als freundlichen Miene verzogen hatte. Es sah eher danach aus, als wollte er seine Zähne fletschen und den Störenfried anfallen . „Wir bereiten unten das Abendessen. Ich würde mich freuen, wenn ihr uns dabei Gesellschaft leisten würdet.“, sprach ihr Gastgeber seine Einladung aus. „Ich werde gleich zu euch stoßen. Vielen Dank für sie Einladung, Meister Minan.“, sprach Raven laut, während sie behutsam den Dämon vor sich mit sanftem Streicheln zu beruhigen versuchte. Denn nichts anderes war Tarabas grade, er war zornig, weil sie erneut unterbrochen worden waren. Schritte außerhalb des Raums erklangen und entfernten sich. „Irgendwie haben wir kein Glück.“, kicherte sie leise und sah Tarabas dann an. Er war noch immer zum Angriff angespannt und seine Augen leuchteten silbern. Anscheinend geschah dies wenn er in welcher Form auch immer erregt war schloss sie für sich und gestand sich ein, dass sie das silberne Leuchten mochte. Tarabas rührte sich nicht, was sie zuerst verwunderte. Doch dann nahm sie langsam ihre Hand von seiner Brust und sofort kehrte wieder Leben in ihn. Mit wildem Blick sah er sie an und seine Brust hob und senkte sich mit einem Mal schnell, doch er beruhigte sich ebenso schnell wieder. Und mit einem Mal fand sie sich in seiner Umarmung wieder. „Du kannst mich aufhalten, der Finsternis sei Dank.“, murmelte er dann an ihrem Ohr und sie spürte seine grenzenlose Erleichterung. „Was?“ Nun war sie wahrlich verwirrt. Er legte seine Stirn an ihre. „Ich reagiere nicht gut darauf, wenn man mich erschreckt. Und das ist für denjenigen, der dies tut, in der Regel tödlich. Ich konnte da bislang nichts gegen tun außer immer besonders aufmerksam zu sein, damit mich hier niemand in dieser Form überrascht. Minan ahnt gar nicht, in welcher Gefahr er grade geschwebt hat.“ Er war alles andere als stolz auf diese Eigenschaft an sich, dass konnte sie an seiner Miene sehen und brauchte deswegen nicht auf ihre neue Wahrnehmung ihm gegenüber zurückgreifen. „Aber deine Berührung hat mich zurückgehalten. Ich danke dir dafür.“ Sanft streichelte sie wieder seinen Rücken. „Gern geschehen, auch wenn ich nicht wirklich wusste was ich tat.“, meinte sie lächelnd. Er hielt sie noch eine kurze Zeit, denn er schien das zu genießen, dann ließ er sie los. „Du solltest runtergehen, kleiner Stern. Deine Gastgeber werden bereits auf dich warten. Ach ja, und Sahva, ich denke, wir sollten uns alsbald auf den Rückweg ins Schloss machen. Deine Großmutter sollte bald zurückkehren.“ Sie nickte, stellte sich kurz auf die Zehenspitzen und küsste sanft seine schmalen Lippen, dann ging sie zur Zimmertür, lächelte ihm noch einmal zu und verschwand dann ins Erdgeschoss. Sie verbrachte einen angenehmen Abend mit der Familie des Fischers. Zuerst waren die Frau und die beiden Kinder Minans erschrocken als sie bemerkten, dass sie a eine Frau und b vom Rang her eine Prinzessin war, doch Raven schaffte es schnell, das aufkommende Unbehagen zu zerstreuen. Dennoch kehrten ihre Gedanken immer wieder zu Tarabas zurück, es war ihr unangenehm, dass er allein zurück geblieben war. Doch kaum das ihr dieser Gedanke kam hatte sie das Gefühl, als würde ihr jemand sanft durch das Haar streicheln. Es war eine wortlose Beruhigung, dass es in Ordnung war. So blieb sie dann doch länger bei der Familie als sie zuerst geplant hatte und blieb so lange Gast an ihrem Tisch, bis die kleine Tochter der Familie ins Bett geschickt wurde. Am nächsten Morgen war es nun an der Zeit aufzubrechen. Mit Hilfe von Minans Sohn sattelte sie ihr Pferd, während Tarabas die ganze Zeit neben ihr stand und dem geschäftigen Treiben irgendwie amüsiert zusah, auch wenn er etwas fremd in dieser Umgebung wirkte, so, als wäre er nicht dazugehörig. //Wo ist Senca?//, fragte sie ihn schließlich neugierig, weil sein edles Ross nirgends zu entdecken war. //Im Makai wo er hin gehört.//, antwortete er freundlich. //Willst du die ganze Zeit laufen?// Tarabas lachte in ihrer telepathischen Verbindung und das ließ sie lächeln. //Natürlich nicht. Wir reisen gleich anders zurück, als du hergekommen bist.//, erklärte er ihr, bevor er Ravens Pferd eine Hand an den Hals legte und schließlich etwas ins Ohr flüsterte. Raven fragte nicht weiter nach, sie hoffte, dass er ihr alles erklären würde, wenn sie das Dorf verlassen hatten. Dann wandte sie sich Minan zu, während dessen Frau noch einige Dinge in ihre Satteltaschen tat. „Ihr findet euren Weg zurück?“, fragte der Fischermeister ein wenig besorgt. Sie nickte. „Ihr habt mir ja eine gute Wegbeschreibung gegeben. Außerdem hatte mir seine Hoheit ebenfalls eine Karte mitgegeben, weil er wusste, dass ich es nicht von euch verlangen konnte, dass ihr mich zurück begleitet.“, erklärte sie dem Mann. //Ach, habe ich das?//, hörte sie Tarabas' amüsierte Stimme in ihren Gedanken, worauf sie das drängende Gefühl hatte, dass sie ihn treten wollte. Was ihn irgendwie noch mehr erheiterte. „Bleibt ihr noch länger hier auf Laos, Prinzessin?“, fragte Minan weiter. „Ich hoffe doch, dass ich euch irgendwann wiedersehen werde.“ „Ich denke, ich werde nun öfter bei seiner Hoheit zu Besuch sein. Wir verstehen uns sehr gut und ich denke, ich kann hier bei ihm noch eine Menge lernen.“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „Das freut mich zu hören. Gehabt euch wohl, Prinzessin. Und habt eine gute Reise.“, wünschte Minan ihr. „Die werde ich sicherlich haben. Ich wünsche euch und eurer Familie alles Glück der Welt.“, verabschiedete sie sich von der netten Familie, dann schwang sie sich in den Sattel ihres Pferdes, um dieses dann in einen sanften Schritt zu bringen, mit dem sie den Marktplatz überquerte. Bevor sie den Hauptweg zum Dorfausgang erreichte drehte sie sich noch einmal im Sattel um und winkte zum Abschied, dann verschwand der Blick zum Marktplatz, als sie um eine Ecke biegen musste. Tarabas schritt die ganze Zeit neben ihr und dem Pferd her, was irgendwie komisch anmutete. //Du machst dir zu viele Gedanken.//, wies er sie mit einem freundlichen Seitenblick zurecht. //Lass mich doch.//, gab sie zurück. //Sich Gedanken machen ist an sich nichts schlecht, Sahva, aber es kommt immer auf die Art der Gedanken an. Du hast die Angewohnheit wie ich, dir zu schnell Sorgen zu machen, wie es scheint. Und sei es nur der Tatsache geschuldet, dass jemand wie ich für kurze Zeit neben einem Pferd her geht.// Sanft legte er seine Hand auf ihre, die den Zügel hielt. //Es ist in Ordnung.//, fügte er dann einfach noch an. Dann hatten sie auch schon das Dorftor erreicht. Hier verabschiedete sie sich noch von der diensthabenden Wache, bevor sie sich auf den Weg machte. //Reite den Weg entlang bis zu der Wiese, wo du die Eindringlinge bekämpft hast. Sie liegt außerhalb des Blickes der Küstendörfer. Da warte ich auf dich.//, wies Tarabas sie an, dann war er mit einem Mal verschwunden. So gab sie ihrem Pferd die Zügel und beide ritten mit einigem Tempo die Straße entlang. Keine halbe Stunde später hatte sie den Ort der geplanten Invasion erreicht. Sie zügelte ihr Pferd und blickte auf die Wiese, auf der sich so viel abgespielt hatte. Ein eisiges Erschaudern rieselte ihren Rücken entlang, als sie die niedergedrückten Grasflächen aus dem Sattel betrachtete, da Tarabas noch nirgends zu sehen war. „Geht es?“, hörte sie ihn mit einem Mal und als sie den Blick von der Wiese mit dem Meer im Hintergrund abwandte, da stand er wieder neben ihr. „Natürlich.“, meinte sie mit einem kleinen Lächeln, doch man sah ihr an, dass das Ganze ihr doch noch etwas zusetzte, jetzt, wo sie alles wusste was geschehen war. „Na komm, dann lass uns aufbrechen. Am besten steigst du aus dem Sattel dafür. Du bist meine Magie noch nicht gewöhnt, da ist es besser, wenn ich dich berühre, wenn ich dich durch die Dunkelheit führe.“, erklärte er ihr, woraufhin sie sich aus dem Sattel schwang. „Darf ich wissen was du vor hast?“, fragte sie neugierig. „Ich verkürze die Strecke zwischen hier und dem Schloss. Dazu nutze ich Schatten, die uns in kürzester Zeit an den gewünschten Ort bringen werden.“, erklärte Tarabas ruhig. „Klingt kompliziert.“, meinte sie dazu. „Ist es nicht. Man muss nur an den Ort denken, an dem man wieder erscheinen möchte. Das einzige, was vielleicht etwas unangenehm sein könnte, ist die Kälte in der Dunkelheit. Aber ich habe mir sagen lassen, dass das sehr schnell verfliegt.“ Damit streckte er ihr seine Hand entgegen. Ohne zu zögern legte sie die ihre hinein und lächelte dann. Dann wurde ihre Welt kurz Schwarz. Es war ein seltsames Gefühl, doch bevor sie sich vor der Dunkelheit und der wirklich eisigen Kälte fürchten konnte, lichtete sich die Finsternis um sie herum und sie stand mit einem Mal am Rande des Waldes, in welchem sie das kleine Mädchen aus dem See gerettet hatte. Wie beim ersten Mal, als Tarabas sie mit seiner Magie mitgenommen hatte, war sie überrascht, wie schnell alles gegangen war. „Wow.“, meinte sie, vor allem weil sie bemerkte, dass ihr Pferd ebenfalls bei ihnen und vollkommen ruhig war. „Danke für das Kompliment.“, meinte Tarabas schmunzelnd, dann sah er vom Waldrand aus zur Hauptstadt hinüber, die sich in einigen wenigen Kilometern Entfernung erstreckte. „Ich werde schon allein ins Schloss vorausgehen. Ich meine zu spüren, dass deine Großmutter bereits angekommen ist.“ Raven versteifte sich ein wenig, denn sie befürchtete eine erneute Standpauke von Larscha. Sofort beugte sich Tarabas zu ihr und küsste sie sanft. „Keine Sorge, ich kümmere mich um alles. Wenn du ankommst wird Larscha alles wissen, was wichtig ist.“ Er sah ihr noch einmal in die Augen und strich dann in einer ähnlichen Art wie sie es am Vorabend getan hatte eine Strähne zurück. „Und schon ist die Zeit der Zweisamkeit vorbei.“, meinte er bedauernd, auch wenn er lächelte. „Wir werden sicher schnell wieder neue Zeit finden.“, meinte Raven optimistisch. Er nickte nur, dann war er wieder so schnell verschwunden wie vor Minans Dorf. Es dauerte diesmal etwas länger, bis sie auf den Schlosshof einritt. Die Straßen der Stadt waren gut gefüllt, weswegen sie aus Rücksicht nur in Schrittgeschwindigkeit die Straßen passierte und auf das sandsteinfarbene Schloss zustrebte. Sie begrüßte die Wachen am Tor mit einem Kopfnicken, die sie anhand der mangelnden Reaktion anscheinend immer noch für einen Kameraden hielten. Durch den großen Schlosshof konnte sie dann etwas schneller reiten, denn die anwesenden Menschen hier machten ihr bereitwillig Platz. So hielt sie direkt auf die große Freitreppe zu, die ins Innere des Gebäudes führte und stieg dort aus dem Sattel. Ein Bediensteter war sofort zur Stelle und nahm ihr die Zügel ab. Sie bedankte sich und nannte ihm den Ort, wo sie die Satteltaschen hin haben wollte, dann hörte sie auch schon eine weibliche Stimme, die ihren Namen rief. Sie blickte die Freitreppe hinauf und sah ihre Großmutter auf sie zustreben. Tarabas begleitete sie, blieb aber etwas zurück. Er war wieder elegant wie immer hier im Schloss gekleidet, nichts wies mehr auf seinen lockereren Anblick nur wenig zuvor hin. Sie meinte ein leichtes Schmunzeln bei ihm erkennen, dann hatte Larscha sie erreicht und umarmte sie. „Seine Hoheit erzählte mir, dass es Probleme gab und du in seinem Namen unterwegs warst. Ist alles in Ordnung, Sonnenschein?“, fragte ihre Großmutter besorgt, „Ja, Grandma, alles ist in Ordnung.“, versuchte Raven diese zu beruhigen. „Was war denn so gravierend, dass du losgeschickt werden musstest?“, fragte sie leise. „Es sah danach aus, dass eine Invasion bevorstand.“, erklärte Raven leise, dann gingen beide Frauen die Treppenstufen hinauf und auf Tarabas zu, der auf sie wartete. Larscha wurde bei Ravens Worten blass vor Entsetzen. „Keine Sorge Grandma. Dad hat alles was er benötigt, um diese Welt zu schützen. Und ich hatte auch schon eine vorläufige Verfügung geschickt bekommen, dass Schutz unterwegs ist, die am Rand der äußeren Atmosphäre patrouillieren werden. Und so, dass die Bewohner nichts mitbekommen werden.“, erklärte sie der älteren Frau leise, die mit der Arbeit der Föderation bestens vertraut war. Dann sah Raven auf, da sie Tarabas erreicht hatten und knickste vor ihm, was für die anwesenden Besucher sicherlich etwas seltsam erschien, da sie ja wie ein Soldat erschien. „Euer Hoheit.“, begrüßte sie ihn höflich und mit einem Lächeln. „Prinzessin, willkommen zurück. Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme Reise.“, meinte er und hatte seine Mimik vollkommen unter Kontrolle. Er erschien wieder wie vor ihrem Abenteuer. „Ja, vielen Dank. Der Weg verging wie im Flug.“, antwortete sie, woraufhin doch ganz kurz ein Schmunzeln seine Mundwinkel umspielte. „Ihr solltet euch dennoch von eurer Reise erholen und mir berichten. Kommt doch bitte herein.“ So betrat Raven erneut das Schloss, wo sie noch eine Woche blieben. Danach musste sie zu ihrem Bedauern nach Alpha zurückkehren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)