Licht der Finsternis von Sahva ================================================================================ Kapitel 19: Klärende Gespräche ------------------------------ Larmas fuhr sich ein wenig durch das stachelig abstehende Haar, nachdem Ravens Vater quasi seine Zustimmung zu Ravens weiterer Ausbildung gegeben hatte. „Wenn ihr möchtet kann ich euch die anderen gerne vorstellen, die grade hier sind. Sie waren vorhin ja einmal kurz im Raum, Madame.“, schlug er schließlich vor, als er das Gefühl hatte, das Gespräch würde einschlafen. Überrascht sahen Ravens Eltern den Rothaarigen an und nickten dann. So stand der Feuerdämon auf, ging noch einmal zur Tür, öffnete diese und stieß einen kleinen Pfiff aus. Daraufhin sahen die anderen Makaianer, die im Wohnzimmer beieinander saßen, verwundert auf. „Kommt mal bitte zu mir, ich möchte euch offiziell Ravens Eltern vorstellen.“, erklärte er den anderen, die sich auch gleich erhoben und zu ihm kamen. Sie betraten gemeinsam das Schlafzimmer und sahen Ravens Eltern offen und neugierig an. „Dann wollen wir das ganze mal ganz offiziell machen, damit sich im Nachhinein niemand beschweren kann. Solltet ihr Fragen an die Bagage hier haben übersetze ich die natürlich sofort. Verstehen tun sie mich, da wir telepatisch mit einander verbunden sind. Also, noch einmal ganz von vorn. Ich bin Larmas, oberster General des Makai, Fürst des Feuerclans und Tarabas‘ Stellvertreter. Ich spreche im Übrigen die Sprache von Laos, weil ich vor etlichen Jahren mal dazu verdonnert wurde, hier mein Mütchen zu kühlen. Heißt, ich war im Schloss Kammerdiener, weil ich aufgrund meines Temperaments allen so dermaßen auf den Geist gegangen bin, dass ich hier Geduld zu lernen hatte. Die einzige Dame hier grade ist meine Schwester Gabrielle. Sie ist die Älteste meiner jüngeren Geschwister und derzeit, da ich keine eigene Familie habe, meine Erbin.“, begann Larmas mit seiner Vorstellung und Gabrielle verneigte sich. „Diese formschöne Schrankwand ist Balin, das Oberhaupt der Wasserdämonen und wie ich ein Element. Auch wenn man es nicht glaubt, wir kommen von jeher gut mit einander aus. Er sorgt mit seinem Clan dafür, dass die Wasser im Makai schiffbar sind, da in unseren Gewässern Energie gespeichert ist, die ohne Schutz alles andere als angenehm sind, selbst für uns. Als General ist er für die Strategie und Versorgung der Truppen zuständig.“ „Es ist mir eine Ehre euch kennenlernen zu dürfen.“, meinte Balin freundlich, was Larmas sofort übersetzte. „Die Ehre ist ganz auf unserer Seite.“, dankte Shana freundlich. „Und dann hätten wir noch unser Doppelpack hier. Das sind Rayne…“ Rayne verneigte sich leicht. „… und Liam aus dem Volk der Imunas, ich glaube, ihr würdet sie Schneewesen oder so ähnlich nennen.“ Auch Liam verneigte sich leicht. „Liam ist Empath und Meisterheiler. Ihm ist es egal, welche magischen Grundlagen sein Schützling hat, er kann nahezu alle Lebewesen heilen. Deswegen konnten wir euch auch von den magischen Verunreinigungen so schnell heilen, Madame.“ Shana sah Liam mit einem sanften, dankbaren Lächeln an, was dem jüngeren Imunas sichtlich gut tat. Doch dann zeigte sich auch Besorgnis in ihrem Gesicht. „Das wird ihn doch sicherlich viel Kraft gekostet haben.“, meinte sie betroffen und sah erst Liam und dann Larmas an. „Normalerweise schon, doch Liam hat quasi ein persönliches Ass im Ärmel. Und das ist sein älterer Bruder. Rayne ist nicht nur General des Inneren Kreises, sondern auch Großmagier. Euch sollte das eigentlich etwas sagen, Madame.“, meinte Larmas. Dass es das tat erkannte man direkt an Shanas überraschten Gesichtsausdruck. „Das ist richtig. Ich kenne Großmagier aber bislang nur aus den Sagen, persönlich bin ich noch keinem begegnet.“ „Das ist auch eher unwahrscheinlich, wenn ich mich recht entsinne. Wie viele Großmagier gibt es neben dir, Rayne?“, fragte Larmas den älteren Weißhaarigen. „Wir sind 18. In allen Welten wohlgemerkt.“, beantwortete dieser die Frage ruhig. Larmas übersetzte auch dies. „Welten, ist das eine Bezeichnung für Dimensionen?“, hakte Marc nach. Larmas nickte. „Ich denke, ihr nennt das so.“ „Und es gibt für jede Welt einen solchen Großmagier?“, fragte er weiter. „Nein. Wie es sich entscheidet, dass sich in einer Welt ein Magiestrom ausbildet, der mächtig genug ist, um einen Wächter zu benötigen, davon habe ich keine Ahnung. Da müsste man vielleicht einen der Alten fragen, wenn man mal einen zu Gesicht bekommen würde.“, meinte Rayne, woraufhin Larmas kurz mit seiner Übersetzung zögerte, seine rechte Augenbraue hochzog, aber dann wortwörtlich übersetzte. „Einen Alten?“, stutzte Marc. „Das ist das Volk der Göttin. Sie beschützen dieses Universum mit all seinen Welten.“, erklärte Shana ihrem Mann freundlich. „Zumindest sollten sie das.“, stimmte Larmas ihr zu, doch sein Gesichtsausdruck zeigte Zweifel. „Dann verstehe ich das richtig, dass Ihr, Rayne, eurem Bruder Energie gegeben habt, als dieser mich geheilt hat?“, fragte Shana dann nach. Rayne neigte zustimmend leicht seinen Kopf. „Danke sehr. Auch euch.“, meinte Shana sanft, woraufhin dieser wieder seinen Kopf neigte als Zeichen, dass er diesen Dank annahm. Marc sah nun entspannter aus, sein etwas misstrauischer Blick wechselte in den eines dienstobersten Vorgesetzten. „In wieweit würde Raven denn ausgebildet werden? Verzeiht mir mein Misstrauen, doch eigentlich hatte ich meine Tochter ausgebildet, um sie als meine Stellvertreterin und eventuell Nachfolgerin an der Seite zu haben.“ Larmas zog kurz anerkennend seine Augenbrauen in die Höhe und verstand nun ein wenig besser die Zurückhaltung des anderen Mannes, die er die ganze Zeit gespürt hatte. Dann übersetzte er seinen Gefährten diese Frage. Sie alle waren etwas reserviert gewesen, denn es lag in ihrer Natur, das Verhalten ihres fremden Gegenübers zu spiegeln. Dafür waren die anderen wahrlich aufgeschlossen geblieben. „Es kommt ganz auf die Fähigkeiten der anderen an. Von mir würde sie beispielsweise Schwertkampf lernen und ihre Kampfausdauer verbessern. Sie ist gut und hat interessante Reflexe, aber sie kann bei Weitem besser werden. Zudem muss sie darauf geschult werden, nicht nur körperlich angegriffen zu werden. Sie muss sich auch gegen magische Angriffe zur Wehr setzen können.“, erklärte Larmas ruhig. Dies ließ Shana sofort aufhören. „Aber meine Tochter ist der Magie nicht fähig. Sie würde…“ Rayne hob seine Hand, um sie zu unterbrechen. Dann bildete sich auf dieser Hand ein kleiner weiß leuchtender Stern, der sich von seinen Fingern löste und zu Ravens Eltern schwebte. Dort berührte er kurz Marc, dann schwebte er zu Shana weiter, die zuerst etwas zurückzuckte, dann aber zuließ, dass das Gebilde ihre Haut berührte. Sie sah dann überrascht aus. „Das Übersetzen ist zu mühsam. Jetzt müsstet ihr mich verstehen können.“, meinte Rayne höflich. Shana und Marc sahen erst etwas überrascht drein, dann nickten sie. „Was habt ihr…?“, fragte Shana. „Ihr versteht nun die Sprache des Makai. Normalerweise verleiht Tarabas unseren Verbündeten aus anderen Welten diese Fähigkeit, doch grade bei euch, Lady, wäre dies ungünstig. Immerhin ist seine Magie rein schwarz.“ Larmas nickte und reckte seinen Daumen in die Höhe als Zeichen, dass er diese Lösung gut fand. „Zu eurem Einwand, dass eure Tochter der Magie nicht fähig ist. Das ist falsch.“ Verwirrt und überrascht starrte Shana ihn an. „Was? Wie kann das sein? Raven wurde ausgiebig getestet, vor allem von mir selbst. Sie reagierte nicht auf Magie. Darunter hat sie sehr gelitten.“ „Ihr habt nur in einem Bereich getestet, Lady, und zwar im Bereich des Lichts.“, erklärte Rayne geduldig. „Sie ist schwarzmagisch veranlagt?“, fragte Shana mit einem kleinen Schrecken in der Stimme. Doch Rayne schüttelte den Kopf. „Auch das nicht.“ „Was dann?“, fragte nun Marc nach. „Genau kann ich das nicht sagen. Doch ich habe einen Verdacht. Sie verträgt eure Magie, Lady, weil sie von euch abstammt. Die Magie von Tarabas verträgt sie aber auch wie sich gezeigt hat.“ Shana holte überrascht tief Luft. „Sie wäre dann eine Art Katalysator, richtig?“ Rayne nickte mit einem kleinen Lächeln. „Möglich. Außerdem scheinen sich ihre Fähigkeiten jetzt erst zu entwickeln.“ „Und das bedeutet?“, hakte Marc weiter nach. „Das bedeutet, dass sie mit der richtigen Ausbildung sehr mächtig werden kann. Weil sie nicht allergisch auf eine der beiden Hauptmagiearten reagiert.“ „Aber kann sie dann überhaupt bei euch ausgebildet werden? Immerhin lebt ihr ebenfalls in einer Welt, die von einer Magieart dominiert wird.“, warf Shana ein. „Ich kann sie ausbilden. Zumindest theoretisch. Mein Volk bezieht seine Kraft nicht aus der Dunkelheit, sondern aus Mondlicht. Und ich denke, dass auch Raven ihre Kraft von dort beziehen könnte. Zumindest lässt ihr zweiter Vorname so etwas ja vermuten.“ „Was hat ihr zweiter Vorname damit zu tun?“, fragte Marc irritiert nach. „Er bedeutet weißer Mond, zumindest in der Schreibweise, die die Göttin mir gegeben hat.“, meinte Shana und ihre Augenbrauen verzogen sich sehr kritisch. Marc fuhr sich einmal mit beiden Händen über das Gesicht. „Damn, ich wusste schon, warum ich eigentlich mit Magie nichts zu tun haben will. Aber egal.“ Dann sah er Larmas und Rayne an. „Also, fassen wir mal für jemanden wie mich zusammen, der nicht wirklich im Thema sitzt. Raven entwickelt jetzt doch Talent für Magie und sie verträgt beide Arten. Ihr wisst aber nicht wirklich, ob ihr sie ausbilden könnt.“ Rayne nickte. „Weil so etwas wie ein Katalysator eigentlich nur eine Theorie ist. Ich habe nur einmal während meiner Studien zum Großmagier von einer solchen Besonderheit gehört und das ist schon eine Weile her.“ „Mir geht es ähnlich. Auch ich hielt so etwas nicht wirklich für praktikabel.“, stimmte Shana zu. „Ich wüsste auch nicht, ob ein Archivar darüber Auskunft geben könnte.“ „Warum fragt ihr Tarabas nicht?“, erklang mit einem Mal Liams Stimme. Alle drehten sich zu Raynes Zwilling um, der es sich im Schneidersitz auf dem Boden bequem gemacht hatte. „Ist er denn auch ein Archivar?“, fragte Shana überrascht. Der jüngere Imunas lächelte sanft. „Nicht offiziell. Aber er hat viel Wissen, immerhin ist er schon sehr alt. Wenn jemand weiß, ob es schon einmal eine solche magische Fähigkeit gegeben hat, dann wohl er.“ Marc und Shana sahen sich schweigend an. Sie brauchten keine Worte wechseln, sie wussten beide, was der andere vorhatte. „Dann sollten wir ihn fragen. Könnt ihr ihn wieder herrufen?“, fragte Marc. Larmas schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Können ja, aber es wird nichts bringen befürchte ich. Er wird das Schloss nicht verlassen, immerhin wird er sich dafür verpflichtet fühlen, dass Raven ruhig und sicher schläft. Wir Dunkle sind in diesem Punkt etwas eigen müsst ihr wissen, vor allem, wenn eine Beziehung noch so frisch ist wie bei den beiden. Ich befürchte, ich muss euch ins Schloss bringen, wenn ihr sofort Antworten haben wollt.“, meinte der Rothaarige. Shana schlug sofort die Bettdecke zurück und setzte sich langsam auf. „Hältst du das für eine gute Idee?“, fragte Marc kritisch. Liam stand sofort auf und trat an ihre Seite, um ihr seine Hand zu reichen. „Darf ich euch helfen, Lady?“, fragte er mit dem sanftesten Lächeln, welches auch gleich die leichte Anspannung, die von Marc ausging, auflöste. Überrascht sah Shana ihn an und legte ihre Hand in die seine. Dann entspannte auch sie sich und lächelte ebenfalls. „Eure Kräfte sind sehr stark.“, stellte sie fest, woraufhin sein Lächeln noch einmal sanfter wurde. „Vielen Dank.“ „Er benutzt seine Magie?“ fragte Marc nach, doch das Misstrauen war nun völlig verschwunden und er selbst sehr entspannt. „Er gibt mir Kraft. Und da er Empath ist beruhigt er meine Sorgen und Ängste.“, erklärte sie ihrem Gefährten und stand dann langsam auf, während Liam ihren Arm stützte. Sie blieb einen Moment stehen, ganz so, als müsste sie erst testen, ob sie ihre Beine tragen würden, dann nickte sie nur. „Es geht mir sehr gut, wirklich.“ „Das freut mich.“, meinte Liam und ließ sie dann los. Und tatsächlich konnte Shana ohne schwanken stehen. Nur wer sie gut kannte konnte sehen, dass sie noch etwas blass und geschwächt war. „Da wir keinen Zauber zur Überbrückung nutzen können bringe ich euch rüber ins Schloss.“, meinte Larmas nur und stand ebenfalls auf. „Ist das eine gute Idee, Bruder? Kennen dich die Schlossbewohner nicht? Es wird sie doch wundern, dass du nicht alterst. Zumindest nicht in ihren Augen.“, warf mit einem Mal Gabrielle ein. „Es gibt nur eine Person im Schloss, die mich noch als ehemaligen Kammerherrn kennt und die weiß, dass sich… anders… bin und aus Tarabas‘ Heimat komme. Er hält in dem Punkt dicht. Unbekannt bin ich dennoch nicht. Ich laufe da immer mal wieder durch die Gänge wenn es notwendig ist.“, meinte er mit einem Augenzwinkern, dann hüllten ihn mit einem Mal Flammen ein. Marc und Shana machten instinktiv einen Schritt zurück, doch die Flammen waren nicht heiß und verschwanden so schnell wieder, wie sie erschienen waren. Als sie ihn freigaben hatte sich Larmas‘ Aussehen den hiesigen Gepflogenheiten angepasst. Seine Haare waren zwar immer noch rot aber lange nicht mehr so intensiv wie sonst und seine Augen hatten einen warmen Braunton angenommen. Seine Kleidung war ähnlich geblieben, nur die flammenartigen Applikationen waren verschwunden. „So, wir können. Da wir ein bisschen laufen müssen sagt bitte Bescheid, wenn ihr ausruhen müsst, Madame. Ihr anderen bleibt einfach hier ich komme gleich zurück.“ Larmas verließ mit Ravens Eltern langsam das Haus, folgten dem Waldweg, den auch deren Tochter zum Bauernhof genommen hatten und blieb mit beiden am Waldrand stehen, damit sie einen Blick über die Landschaft und die nahe dem Wald angesiedelte Hauptstadt werfen konnten. „Das ist Nikonia, die Hauptstadt von Laos. Von hier aus kann man das Schloss leider nicht sehen, es befindet sich auf der anderen Seite der Stadt. In einer halben Stunde sollten wir da sein. Da am Ende der Straße könnt ihr schon das östliche Stadttor sehen.“, erklärte er und setzte sich dann in Bewegung. „Wow, es ist wirklich schön hier.“, stellte Marc fest. „Tjaha, wie gesagt, es hat seinen Grund, dass Tarabas hier geblieben ist.“, meinte Larmas mit einem Grinsen und führte die beiden Gäste erst die kleine Straße zum Wald hinunter und dann auf die Hauptstraße zum Schlosstor. Hier waren einige Personen unterwegs und sie wurden freundlich begrüßt, auch wenn Marc und Shana etwas neugierig beäugt wurden, weil zumindest Marcs Uniform eine unbekannte Form aufwies. Shana mit ihrem bodenlangen weißen Kleid fiel kaum auf. „Wir hätten uns umziehen sollen.“, meinte Marc nachdenklich, während er unbehaglich die Beobachter musterte. „Nö, alles okay. Hier im Schloss laufen einige Gecken herum, die bei Weitem extremer aussehen. Da ist eure Uniform regelrecht schmuck. Seht es eher an, dass sie einen neuen Stil honorieren.“, meinte Larmas schmunzelnd, dann hatten sie auch schon das Stadttor erreicht. Sie konnten die Hauptstadt unbehelligt betreten, es befanden sich keine Wachen dort. Auch waren keine Tore zum Verschließen in den Bögen angebracht. Man konnte zwar noch gewaltige schmiedeeiserne Halterungen erkennen, doch diese waren anscheinend seit sehr langer Zeit nicht mehr genutzt worden. „Die Stadtmauer ist noch ein Relikt aus vergangenen Generationen. Warum sie überhaupt mal gebaut worden ist kann ich nicht nachvollziehen. Immerhin sind die Bewohner hier so friedlich, dass es fast schon langweilig ist.“, meinte Larmas, als ihm auffiel, dass Marc dieses fast unscheinbare Detail auffiel. „In eurer Heimat ist das dann anscheinend anders.“, schloss Marc mit einem Schmunzeln und schaute den Rothaarigen amüsiert an. „Joah, ein bisschen temperamentvoller sind wir Makaianer schon, das stimmt.“, grinste Larmas und nickte dann einem Mann zu, den er anscheinend kannte. „Sagt mal, Larmas, Liam erwähnte, dass Tarabas alt wäre. Wisst ihr, wie alt er ist? Ich bin leider sehr neugierig.“, meinte Shana mit einem kleinen Lächeln und nickte Leuten zu, die ihnen zur Begrüßung den Kopf entgegen neigten. „Das weiß niemand, nur er selbst denke ich. Aber ich bezweifle, dass er darüber Auskunft gibt.“ Sie erreichten einen der Marktplätze, den bereits ihre Tochter einige Monate zuvor bei ihrem gemeinsamen Spaziergang mit Tarabas besucht hatten und auch Ravens Eltern waren sichtlich angetan von der Umgebung. „Ich weiß nun, warum es meiner Tochter hier so gefallen hat. Sie hat viel von ihrem Aufenthalt hier erzählt, als sie mit meiner Mutter hier gewesen war.“, meinte Shana zu Larmas und auch Marc nickte nur anerkennend. „Die wirklich interessanten Bezirke der Hauptstadt liegen allerdings erst in dieser Richtung. Wir wollen allerdings nach dort.“, meinte Larmas und führte beide über die Piazza zu einer weiteren breiten Straße. Diese war nicht sehr lang und bog dann um eine Ecke. Sofort konnten sie die abgerundeten Türme des Schlosses erkennen, die sich hinter einer colonnadenartigen Abgrenzung aus kunstvollen sandfarbenen Säulen mit ebenso wunderschönen Bögen erhoben. Auf diese führte Larmas sie zu und darunter her, bis sie schließlich den Eingang zum Innenhof des Schlosses erreichten. Wie immer herrschte hier reges Treiben, so, als würde sich die Aktivität der Stadt in diesen Gebäudekomplex ausweiten. Hier waren sowohl normale Bürger, wie auch Adelige und Schlosswachen unterwegs, viele zu Fuß, einige auf Pferden. Einer der Berittenen hielt auf sie zu und blieb vor ihnen stehen. „Hey, Larmas. Ist schon lange her, dass du dich hier mal hast sehen lassen.“, meinte der Mann, der sichtbar zur Schlosswache gehörte. „Hatte einiges zu erledigen. Wie geht es euch, Captain?“, fragte Larmas freundlich. „Ich kann nicht klagen. Seit ihr auf dem Weg zu seiner Hoheit?“ Larmas nickte. „Ja. Wir haben Fragen an ihn, die erörtert werden müssten.“ „Da habt ihr Glück, er ist erst seit Kurzem wieder in seinen Gemächern, nachdem er mal wieder für einige Tage verschwunden war. Kennt ihr ja. Aber ich weiß nicht, ob er dann schon Gäste empfängt.“, meinte der Mann zweifelnd. „Wird schon in Ordnung gehen, keine Sorge. Seine Hoheit kennt meine beiden Gäste gut.“ „Na dann. Lasst euch mal wieder auf einem Zugabend sehen.“, forderte der Mann auf, woraufhin Larmas sogar leicht salutierte, aber schwieg. Daraufhin drückte der Mann seinem Pferd die Knie leicht in die Flanken und trabte an, nur um gleich drauf den Innenhof zu verlassen. Larmas sah ihm hinterher. „Das war der Leiter der Schlosswache. Fähiger Mann, auch wenn er sich mit meinen Leuten niemals messen könnte. Aber na ja, sie sind halt keine wirklichen Krieger.“, erklärte der Rothaarige nur, bevor sie ihren Weg fortsetzten. In seinen Gemächern war es angenehm ruhig, er selbst saß im abgedunkelten Schlafzimmer auf einem Sessel und betrachtete mit einem kleinen, sanften Lächeln die junge Frau in seinem Bett, die tief und fest schlief. Die schweren Vorhänge aus tiefrotem Brokat mit edlen Stickereien an den Fenstern waren zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder zugezogen und hielten jeden Sonnenstrahl davon ab, das Innere des Raumes zu erhellen. Doch Tarabas brauchte kein Licht um den Schatz zu sehen, der sich auf dem Bett unter die dünne Decke eingewickelt hatte. Nur dazusitzen und ihr beim Schlafen zuzusehen hatte eine ähnlich beruhigende und friedliche Wirkung auf ihn wie der Mondgarten im Makai. Es verlangsamte den reißenden Mahlstrom an Macht in ihm und er spürte Frieden in sich aufsteigen. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass sich die Prophezeiung seines Wächters endlich erfüllt hatte, doch er konnte es nicht mehr leugnen. Er hatte diese stolze Menschenfrau vermisst, mit jedem verstrichenen Tag etwas mehr und er war langsam unruhig geworden, obwohl ihm das nicht wirklich aufgefallen war. Erst jetzt, wo sie wieder bei ihm war und die Last der Sorge, die sie getragen hatte, von ihr abgefallen war, spürte er, wie unruhig er wirklich gewesen war. Er schloss kurz seine Augen und rieb sich mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger über die Stirn und stieß einen lautlosen Seufzer. Es war nicht gut, wenn er seine Ruhe verlor, irgendwann wurde er gereizt. Und wenn das geschah passierten gerne Dinge, die nur schwer wieder gut zu machen waren. Wenn es darüber hinaus ging… Mit einem Ruck kehrte er aus diesem Gedankengang zurück, in den er geraten war, öffnete seine Augen und richtete sich auf. Er spürte die Anwesenheit zweier Seelen, die er nicht an diesem Ort erwartet hatte. Die dritte Seele, die die anderen begleitete, war ihm beinahe so vertraut wie sein eigener, langsamer Herzschlag. So stand er lautlos aus, blickte noch einmal zu seinem Schützling und das Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. Dann verließ er das Schlafzimmer. Er musste nicht lange warten, da klopfe es an der Tür. Er bat Larmas mit einem Gedanken herein, da er seinem Kammerdiener freigegeben hatte, als er und Raven seine Gemächer erreicht hatten. Die Tür öffnete sich sogleich und sein General betrat mit Ravens Eltern sein hiesiges Wohnzimmer. „Ich bin überrascht, dass ihr mich hier besucht.“, gestand er mit einem freundlichen Lächeln und bot Ravens Eltern sofort einen Platz auf den Sesseln an, die nahe am Kamin standen. „Ist der Tee noch da wo er hin gehört?“, fragte Larmas, der anscheinend seine alte Rolle hier übernehmen wollte. „Loram hat von dir gelernt, also denke ich schon.“, meinte er mit einem amüsierten Schmunzeln, dann wandte er sich seinen Gästen zu, während Larmas in einem Nebenraum verschwand und sogleich klappernde Geräusche erklangen. „Womit kann ich behilflich sein?“, fragte er. Shana konnte nicht anders und lachte leise. „Ist es so offensichtlich, dass wir Fragen haben?“, stellte sie als Gegenfrage. „Sagen wir, es wäre eine Erfahrungssache. Die meisten kommen mit Fragen zu mir.“, meinte er weiterhin schmunzelnd. Ravens Vater beugte sich etwas vor, nachdem er Platz genommen hatte. Er strahlte eine Ruhe aus, die er auch in Ansätzen bei dessen Tochter gespürt hatte. „Wir haben uns ein wenig mit Rayne unterhalten und kamen dann auf einen Punkt zu sprechen, den wir, im speziellen ich als Nichtmagischer, nicht ganz nachvollziehen können.“ Marc sah seine Frau kurz an und nur ein kleines Nicken von ihr verdeutlichte, dass sie damit einverstanden war, dass er erst einmal das Gespräch übernehmen würde. „Rayne meinte, dass sich bei Raven nun doch magische Fähigkeiten entwickeln, die vorher nicht entdeckt werden konnten.“, begann er. Tarabas nickte. „Das ist richtig.“ „Was ich nicht ganz verstehe, mir erklärte man immer, dass Magie genetisch verankert ist, sie also bei einem Test von Geburt an beziehungsweise nach Einsetzen der Pubertät messbar wäre. Wie kann es dann sein, dass sich Ravens Fähigkeiten erst jetzt bemerkbar machen?“ Der Mann vor ihm war direkt, Tarabas mochte das. „Oftmals schlafen Kräfte, bis es einen Auslöser gibt. Das ist nicht ungewöhnlich.“, meinte er ruhig. „Und was für ein Auslöser kann das gewesen sein? Verzeiht meine Nachfrage, aber ich bin nach dem Gespräch mit eurem weißhaarigen General ehrlich gesagt etwas verwirrt.“ Tarabas nickte mit einem kleinen Lächeln. „Ihr sorgt euch um eure Tochter, das kann ich mehr als verstehen. Bei eurer Tochter war der Auslöser kein Was, sondern ein Wer. Und das bin ich befürchte ich. Sie kam das erste Mal mit jemandem in Kontakt, der schwarzmagisch ist.“ „Musstet ihr bei Ravens Besuch eure Fähigkeiten nutzen?“, fragte Shana nun nach. „Leider ja. Ich war beim Kampf gegen die Angreifer zugegen, auch wenn Raven mich zuerst nicht erkannte. Sie war gut und tapfer, ohne Zweifel, doch sie war allein. Sie hätte anders keine Chance gehabt.“ Shana erbleichte und auch Marc spannte sich abrupt an. „Ihr habt mit gekämpft?“, fragte Marc zischend und Tarabas wusste, dass dieser davon ausgegangen war, dass er als Herrscher dieser Welt hätte beschützt werden müssen. Tarabas nickte. „Wie gesagt, Raven hat mich nicht erkannt. Ich bin der Beschützer dieses Planeten, Admiral, ich konnte es nicht mit mir vereinbaren, dass jemand anders meine Aufgabe übernimmt. Vor allem allein. Ihr dürft nicht vergessen, ich bin unsterblich und Verletzungen heilen bei mir auf einem völlig anderen Level als es bei euch oder eurer Tochter von statten geht. Die Angreifer waren hochgradig aggressiv, sie hätte keinerlei Chancen gehabt, auch wenn sie allein vier der zehn Invasoren getötet hat.“ „Und obwohl ihr wusstet, dass unsere Tochter von einer gegenteiligen Magie abstammt habt ihr die eure genutzt.“, stellte Marc stirnrunzelnd fest. Tarabas nickte. „Dieses Risiko musste ich eingehen. Die Alternative wäre nämlich inakzeptabel gewesen. Aber ich muss gestehen, erst im Nachhinein habe ich darüber wirklich nachgedacht. Und ich bin mehr als erleichtert, dass sie mein Eingreifen problemlos überstanden hat.“, war seine Antwort. „Rayne erwähnte die Möglichkeit, dass Raven die Fähigkeit besitzen könnte, wie ein magischer Katalysator agieren zu können. Ich hielt so etwas immer nur für eine Theorie. Ihr müsstet ein recht fortgeschrittenes Alter haben um dies zu wissen… gab es so eine Fähigkeit eigentlich schon einmal?“, fragte Shana behutsam nach. Woraufhin Tarabas leise lachte. „Prinzessin, das ist mehr als schmeichelhaft umschrieben, vielen Dank. Aber ihr könnt mich gerne als alt bezeichnen, denn das ist eine Tatsache, die unumstößlich ist.“ Dann lehnte er sich entspannt zurück, um auf ihre eigentliche Frage einzugehen. „Und zu eurer Mutmaßung, Raven könnte ein Katalysator sein… nein, eine solche Fähigkeit hat es bislang meines Wissens noch nicht gegeben. Was daran liegt, dass sich schwarze und weiße Magie naturgegeben bekämpfen. Und ich gehe auch nicht davon aus, dass es sich bei Ravens Talenten um reine Licht- oder Schattenmagie handelt. Es ist eher, dass ihre Kraft aus dem Mond gespeist wird, dem Licht für die Dunkelheit, wie bei den Imunas. Und ich meine, dass es den Lichtpriestern nicht möglich ist, darauf zu testen. Es wundert mich eh, dass solche Tests durchgeführt werden.“ „Nun ja, sie ist meine Tochter und eigentlich meine Nachfolgerin. Da wollten wir wissen, in wieweit meine Fähigkeiten weitervererbt wurden.“, wandte Shana ein. „Wir? Oder ist es nicht eher so, dass die Priester es ihr nicht zutrauen, da ihr einen Partner erwählt habt, der aus einem nichtmagischen Volk stammt?“, hakte Tarabas ernst nach. „Prinzessin, verzeiht mir, wenn ich jetzt mit dieser Frage etwas dreist erscheine. Aber ich stehe auch heute noch in Korrespondenz mit eurer Ziehmutter. Sie berichtete mir davon, dass solche Äußerungen vorgekommen sind. Und ich weiß von Raven, dass sie unter der Ablehnung der Priester durchaus gelitten hat. Sie erwähnte es einmal unbeabsichtigt in einem Nebensatz.“ Shana sah ihn durchaus betroffen an, während Marc seiner Gefährtin einen Blick zuwarf, der Tarabas verdeutlichte, dass die beiden diese Art Gespräch schon geführt haben mussten. Dann übernahm dieser das Gespräch wieder. „Und sie können bei Raven herausfinden, welche möglichen Kräfte in ihr liegen und sie ausbilden?“ „Ich denke schon. Und Rayne wird diese Ausbildung sicherlich auch gerne übernehmen.“, antwortete Tarabas nun wieder mit einem kleinen Lächeln. „Und wann könnte sie beginnen?“ „Sobald sie dazu bereit ist. Wir wären an keinerlei Zeitpläne oder Studiensemester gebunden, falls ihr das befürchtet, Admiral.“ Marc nickte nachdenklich, dann sah er Shana an, die noch immer an der Kritik zu knabbern hatte, die Tarabas geäußert hatte. „Ich werde Raven freistellen, sobald ich in der Föderation bin. Sie kann von mir aus direkt mit ihrer neuen Ausbildung beginnen.“, meinte er. „Eine gute Entscheidung.“, erklang mit einem Mal Larmas‘ Stimme leise neben Tarabas, dann stellte der Feuerdämon einige Tassen auf den Tisch und goss dann frischen Tee ein. Diese reichte er an alle Anwesenden. „Danke.“, meinte Marc mit einem etwas gezwungen wirkenden, kleinen Lächeln. „Macht euch wegen eurer Tochter keine Sorgen, Admiral. Sie wird in guten Händen sein, ich kenne schließlich meine Kameraden sehr gut und lege meine Hand ins sprichwörtliche Feuer, auch wenn dieser Spruch bei mir etwas lahm scheint. Und außerdem, geht davon aus, dass auch ihr von den Fähigkeiten profitieren werdet, die Raven erwerben wird.“, meinte der Rothaarige freundlich. Marc nickte. „Davon gehe ich aus.“ „Was beunruhigt euch so sehr, Prinzessin?“, fragte Tarabas nun Shana, die noch immer sorgenvoll ihre Lippen auf einander gepresst und dem Gespräch schweigend zugehört hatte. „Dass sie sich verändern wird.“, gestand Shana nach einem kleinen Zögern ein. „Jeder verändert sich mit jedem neuen Tag, Prinzessin, das solltet ihr eigentlich wissen. Das heißt aber nicht, dass sich deswegen ihr Wesen verändern wird. Ich glaube, es gibt nichts, was ihren Kern jemals antasten kann.“ „Außerdem ist es ja nicht so, dass ihr von uns völlig im Ahnungslosen gelassen werden würdet oder das Raven ein Reiseverbot erhält. Wenn sie es möchte kann sie euch besuchen, so oft und so lange sie möchte. Oder was meint ihr?“, fragte Larmas Tarabas mit einem kleinen, fast schon etwas herausfordernden Lächeln. „Ich wüsste nicht, dass etwas dagegen spricht. Ich werde ihr eh zeigen, wie sie gefahrlos durch die Welten reisen kann. Sie kann dann gehen, wohin sie möchte.“, meinte dieser daraufhin. „Außerdem dürft ihr die Allianzen nicht außer Acht lassen, die sie schließen wird, allein bei den Makaianern. Wir sind alle magisch veranlagt und durch und durch kriegerisch ausgebildet. Nun ja, mit einer Ausnahme, aber Liam lasse ich mal außen vor. Drei Allianzen hat Raven schon und hinter jeder steht ein kompletter Clan, die helfen würden, wenn Hilfe benötigt würde.“, erörterte Larmas und zog sich einen Sessel heran. „Allianzen? Jetzt schon?“, fragte Marc überrascht. Tarabas nickte. „Rayne und Liam sehen sich aufgrund einer Prophezeiung zu Sahva zugehörig und die Drei spürten von Anfang an eine besondere Verbindung zu einander. Und Larmas‘ Schwester wurde wie ihr, Prinzessin, auf dem Sklavenmarkt freigekauft, in ihrem Fall von eurer Tochter mit einem besonderen Edelstein, den ich ihr geschenkt hatte. Gabrielle gehört nun auch zu ihr und ich denke, wenn sie ähnlich anhänglich wie ihr großer Bruder ist wird sie eurer Tochter nicht nur eine treue Kampfgefährtin sein sondern auch eine gute Freundin werden. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.“, meinte Tarabas, woraufhin Larmas grinste. „Meine Schwester ist gut, Raven wird sicherlich auch von ihr einiges lernen können.“, stimmte der Rothaarige zu. „Ihr erwähntet auch, dass gegebenenfalls Clane Hilfestellungen leisten würden, wenn es zum Äußersten kommen würde…“, hakte Marc nach, bekam aber gleich drauf einen kleinen Stups in die Seite von seiner Frau, die ihn auch streng ansah. Es war ersichtlich, dass der Mann zumindest in militärischer Hinsicht schon mögliche Vorteile abwägte. „Das ist richtig. Gabrielle ist, wie ich schon erwähnte, die Älteste meine jüngeren Geschwister. Und da ich noch keine Kinder habe ist sie derzeit meine Erbin. Schon aus diesem Grund wird der gesamte Feuerclan einschreiten, sollte etwas passieren. Zudem wird Raven meine Schülerin werden, auch aus diesem Grund wird ihr mein Clan zur Seite stehen. Und wir sind wirklich heißblütige Krieger.“ „Und Liam und Rayne entstammen einem besonders zähen Volk. Sie leben in großer Kälte, den Eisfeldern des Makai. Beide entstammen dem Königshaus der Imunas. Rayne ist der Älteste von Fürst Reams Kindern, also sein Erbe. Als Hüter eines magischen Stroms ist er sehr mächtig, ebenso wie sein Zwillingsbruder. Und da die Imunas untereinander äußerst gesellig sind wird Sahva den anderen dieses Volkes früher oder später begegnen. Und ich bin mir mehr als sicher, dass sie sie in ihrem Clan aufnehmen wollen würden.“, fügte Tarabas an. „Des Weiteren sind da noch die anderen Generäle des Inneren Kreises, dessen Mitglied Raven werden soll. Also drei weitere Clane, die einschreiten würden, wenn sie Hilfe benötigt. Immerhin wird sie als Mitglied unseres Kreises als Schwester angesehen werden und wir haben die Angewohnheit, immer für unsere Geschwister einzutreten. Da sind wir Makaianer etwas eigen.“, beendete Larmas die Erklärungen mit einem Grinsen. Marc und Shana schwiegen kurz, doch dieses Mal war es Ravens Vater, der eher beruhigt war. „Könnten wir Raven im Makai denn auch mal besuchen?“, fragte er schließlich. „Ihr ja, Admiral. Eure Gemahlin leider nicht.“, antwortete Tarabas mit einem bedauernden kleinen Lächeln. „Warum nicht?“, empörte sich Shana ein wenig. „Prinzessin, euch ist die Atmosphäre am Sklavenmarkt schon nicht bekommen. Im Makai ist diese noch um ein Vielfaches stärker. Ihr könntet bei uns schlicht und ergreifend nicht überleben, selbst wenn Rayne einen Schutzschild errichten würde. Das Land würde euch die Energie entziehen und es existiert bei uns keine Quelle, die eure Kräfte wieder auffüllen würde. Ihr würdet sterben, sobald ihr unsere Welt betretet. Ihr seid schlicht und ergreifend zu licht.“ „Und Marc würde nichts geschehen?“, hakte sie nach. „Nein. Es kann durchaus seine Vorteile haben, nicht magisch zu sein. Außerdem gibt es Mittel und Wege ergriffen werden können, dass ihm die Atmosphäre nicht schadet.“, versprach Tarabas. Larmas sah Tarabas an. „Hast du zufällig einen Stein vom Schloss da? Daran könnten wir das doch schon mal testen.“, fragte der Rothaarige leise und zeigte unbewusst, dass zwischen ihnen wirklich eine enge Freundschaft bestand, da er auf sämtliche Ränge verzichtete. „Natürlich.“, meinte Tarabas und stand auf, um das Wohnzimmer zu durchqueren und von einem Regalbrett neben seinem Schreibtisch eine Schatulle zu holen. Diese öffnete er während er zurückkehrte und holte etwas heraus. „Versucht das einmal zu berührten.“, forderte er Marc auf und streckte ihm seine rechte Hand entgegen, auf der ein Stück polierter schwarzer Stein lag, der an Onyx erinnerte. Ganz vorsichtig hob Marc seine Hand über den Stein und hielt wenige Zentimeter inne, dann sah er Tarabas an. „Darf ich ihn in die Hand nehmen?“, fragte er nach. „Sicher. Bitte.“ Tarabas öffnete seine Hand mehr und Ravens Vater ergriff das fremde Gestein. „Es ist warm. Speichert es Körperwärme?“, stellte er verblüfft fest. Tarabas und Larmas sahen sich beide mit hochgezogenen Augenbrauen an, dann berührte er behutsam Marcs Hand. „Eher nicht.“, meinte Tarabas amüsiert, während Marc ihn fast schon schockiert ansah. „Eure Haut ist ja eiskalt.“ „Einen Nachteil muss unnatürlich langes Leben ja haben. Das ist meine normale Körpertemperatur.“, erklärte Tarabas mit einem kleinen Lächeln. „Darf ich auch einmal?“, fragte Shana neugierig. „Ihr könnt gerne versuchen euch zu nähern, aber ich befürchte, ihr werdet es nicht berühren können. Aber seit bitte vorsichtig.“, meinte Tarabas, während Larmas nur kritisch die Stirn runzelte. So hob Shana langsamer als sie sicherlich erst beabsichtigt hatte ihre Hand und näherte sich dem Stein in Marcs Hand. Doch sie konnte dem Stein kaum näher als zwanzig Zentimeter nahe kommen, da erklang deutlich hörbar ein Geräusch, was an elektrisches Knistern erinnerte. Shana zog sofort ihre Hand zurück und zischte leise auf, so, als hätte sie sich verbrannt. Wenig begeistert betrachtete sie das schwarze Gestein in der Hand ihres Mannes. „Ich nehme das zurück. Versucht bitte direkt danach eure Gefährtin zu berühren, Admiral.“, forderte Tarabas den Mann auf und nahm den Stein aus dessen Hand. Marc tat wie ihm geheißen und ohne dass etwas passierte konnte er die Haut seiner Frau berühren. „Er ist anscheinend auch immun gegen schwarze Existenzen.“, stellte Larmas fasziniert fest. „Schön, dass sich mein Verdacht bestätigt.“, meinte Tarabas mit einem Lächeln, sah dann aber auf und richtete seinen Blick auf eine Tür, die vom Wohnzimmer abging. Diese öffnete sich auch gleich darauf und Raven trat noch sichtlich verschlafen ein. Als sie ihre Eltern erblickte hellte ein Lächeln ihre Miene auf und sie kam näher. „Haben wir dich geweckt, Sonnenschein?“, fragte Shana erschrocken. „Schon okay.“, meinte sie leise, trat dann an die beiden heran und begrüßte sie mit einem kleinen Kuss auf die Wange, bevor sie sich Tarabas zuwendete und auch ihn küsste, nur gänzlich anders als ihre Eltern. Dessen Gesichtsausdruck war kurz etwas ernst geworden, ganz so, als wollte er tatsächlich ein wenig eifersüchtig werden, dass sie ihre Eltern so begrüßt hatte. Doch als er einen ganz und gar unfamiliären Kuss bekam, verschwand diese Miene so schnell wie sie gekommen war. „Was macht ihr hier?“, fragte sie danach und blickte dann auf den Stein in seiner Hand. „Oh, ist das vom Schloss?“, fragte sie mit einem Lächeln und ihre Müdigkeit war wie von Geisterhand verschwunden. Tarabas legte den Stein in ihre Hand. „Ja. Wir wollten etwas testen.“ Der Stein in ihrer Hand schimmerte leicht auf und Raven hatte sofort das Gefühl, wieder diese freundliche Präsenz zu spüren, die sie schon im Schloss bemerkt hatte. „Bei ihr leuchtet der Stein.“, stellte Shana überrascht fest. „Das ist noch gar nichts. Im Makai leuchtet das Gestein so hell, dass wir keine Lampen brauchen.“, meinte Larmas und betrachtete den Stein in Ravens Hand. „Ich würde echt behaupten, das lebende Gestein mag deine Gefährtin.“, meinte der Rothaarige zu Tarabas. „Das wundert mich nicht.“, meinte Tarabas schmunzelnd, bevor er sich wieder Ravens Eltern widmete. „Dieses Gestein ist etwas besonderes, denn es ist eigentlich ein eigenes fühlendes Lebewesen. Es kommt nur im Makai vor und existiert wohl schon seit Beginn des Universums. Eure Tochter kann seine Existenz spüren wie wir im Makai festgestellt hatten. Das ist auch den Makaianern nur bedingt möglich. Das es warm wird wie bei euch...“, er sah Marc an, „… oder leuchtet wir Sahva bedeutet wohl, dass es euch beide mag. Denke ich zumindest. Diese Reaktionen sind nämlich auch mir neu.“ Raven behielt den Stein in ihrer Hand, denn sie spürte überdeutlich, dass das Gestein sich freute bei ihr zu sein. Damit setzte sie sich dann im Schneidersitz vor ihre Eltern auf den Boden. „Geht es dir wieder besser, Mom?“, fragte sie Shana leise. Diese nickte. „Viel besser, Liam hat mir sehr geholfen. Dir macht es wirklich nichts aus, den Stein zu halten?“ Raven schüttelte den Kopf. „Überhaupt nichts, es ist sogar sehr angenehm. Wieso?“ „Ich kann es nicht berühren. Es tut sogar weh, wenn ich mich nähere. Dein Vater kann den Stein übrigens auch problemlos halten, nur leuchtet er nicht wie bei dir.“, meinte Shana bedauernd. „Nun ja, das du es nicht berühren kannst ist kein Wunder. Das Gestein entstammt immerhin einer schwarzmagischen Welt.“ Raven berührte sanft mit ihrer freien Hand die Hand ihrer Mutter, was ohne irgendwelche Resonanzen funktionierte, obwohl sie noch immer den Stein in der Hand hielt. „Konnte ich dir doch etwas positives vererben.“, meinte Marc mit einem Schmunzeln. „Du hast mir viel Gutes vererbt, Dad, mach dich nicht schlechter als du bist. Warum seid ihr eigentlich hier ins Schloss gekommen?“ „Beim Gespräch mit deinem neuen Freund Rayne kamen einige Fragen auf, die er uns nicht erklären konnte. Liam meinte, wir sollten Tarabas fragen und sind nun auch ein bisschen schlauer.“ Tarabas nahm ebenfalls wieder Platz, während Larmas sich in Richtung Tür orientierte. „Ich kehr mal wieder zu den anderen Pappenheimern zurück. Nicht, dass die sich im Wald verlaufen.“ Tarabas zog aufgrund dieser Aussage einfach nur eine Augenbraue in die Höhe, was diese Aussage stark in Zweifel zog. Und ohne ein weiteres Wort abzuwarten war der Rothaarige dann verschwunden. Auch Raven sah ihm kurz hinterher, bevor sie sich wieder ihren Eltern zuwandte. „Darf man fragen, worum es in eurem Gespräch ging? Ich gehe mal davon aus, dass es um mich ging, oder?“ Marc nickte. „Es wurde eine Theorie aufgestellt, warum du sowohl weiße wie schwarze Magie vertragen kannst. Als wir nicht weiter kamen brachte und Larmas hierher.“ //Es ist noch viel zu früh deinen Eltern zu erklären, welche Rolle dir zugedacht wurde, mein Herz.//, erklang kurz Tarabas‘ Stimme in Ravens Kopf, woraufhin sie kaum merklich nickte. „Und seid ihr schon zu irgendeinem Schluss diesbezüglich gekommen?“, fragte sie nach. „Ja. Wenn du möchtest kannst du dich im Makai ausbilden lassen. Ich stelle dich dafür in der Föderation frei, wenn du zustimmst und wir nach Alpha zurückkehren.“ Wahrhaft überrascht sah sie ihre Eltern an. „Ich… oh, wow.“, meinte sie nur. Marcs Lächeln wurde weicher. „Du möchtest dich dort wirklich versuchen, richtig?“ Raven nickte etwas verlegen. „Dann sieh dein neues Studium als genehmigt an, Kleines. Geh aber davon aus, dass ich dich zwischendurch besuchen werde.“ Raven drehte sich zu Tarabas um. „Das geht?“ „Deswegen hatte ich ihm den Stein gegeben. Er erträgt schwarze Magie. Deswegen wird er auch mit der einmaligen Gewöhnung an die Atmosphäre ebenso umgehen können.“, stimmte Tarabas mit einem sanften Lächeln zu. „Aber du kommst uns auch besuchen, Sonnenschein, ja?“, fragte Shana etwas verunsichert. Sofort sah Raven ihre Mutter an. „Natürlich.“, äußerte sie und ließ daran keinen Zweifel, dass dies selbstverständlich wäre. „Also dann ist das beschlossen. Komm einfach noch kurz mit nach Alpha und organisiere alles, was du für dein neues Studium mitnehmen willst, dann kannst du von mir aus auch schon anfangen.“, meinte Marc, der dann Tarabas zunickte. Dieser neigte dann schweigend mit einem kleinen Lächeln seinen Kopf als Zustimmung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)