Frohe Weihnachten von _Bella_ (Hao&Anna&Yoh Weihnachts-Wichtel-FF) ================================================================================ Kapitel 1: Das wird schon irgendwie... -------------------------------------- So, da die Geschichte auch Teile des Mangas zu Shaman King enthält und ich selbst weiß, dass die meisten doch eher den Anime kennen, geb ich eine kurze Zusammenfassung über das was, im Manga zwischen Anna und Yoh passiert. Wer den Manga kennt, kann direkt zum Hauptteil der FF übergehen :) Also, Anna und Yoh sind sich das erste Mal begegnet als sie zehn Jahre alt waren. Anna war als mögliche Braut für Yoh ausgewählt und er sollte sie kennenlernen. Anna wurde mit der Gabe geboren, die Herzen der Menschen zu lesen. Gedanken zu lesen. Die vielen Empfindungen, Gefühle, Gedanken etc. haben ihr Angst gemacht und aus dieser Angst heraus, hat sie einen O-Oni erschaffen, der immer dann erschienen ist, wenn sie ihr schützendes Heim bei Yohs Großmutter verlassen hat, bei der sie in der Lehre als Itako war. Der Oni greift Yoh auch mehrfach an, ohne das dieser weiß, was es damit auf sich hat. Anna erzählt Yoh, was es mit dem Oni auf sich hat und er verspricht ihr mit dem Satz: Das wird schon irgendwie!, Schamanenkönig zu werden und sie zu retten. Als der Oni erneut erscheint und Anna entführt, folgt Yoh ihnen und vernichtet den Oni. In dem Teil des Mangas erfährt man auch von beiden, dass sie sich sofort in den jeweils anderen verliebt haben und da Anna auch noch eine Weile nach der Vernichtung des Onis Gedanken hören kann, kann man davon ausgehen, dass sie weiß, das Yoh in sie verliebt ist. Sie selbst gesteht es mit dem Satz: ich habe mich vollkommen in ihn verliebt, als der Oni wissen will, warum sie Yoh ihr Herz öffnet. Und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hört er die Worte ebenfalls. Annas Gabe, Gedanken zu lesen, verschwindet irgendwann. Das war nun also ein ganz extrem grobe Zusammenfassung xDDDDD Details die mit der FF nichts zun tun haben, habe ich deswegen auch ganz ausgelassen. Falls jemand die Kapitel lesen möchte, kann er das hier tun, allerdings ist der Online-Manga auf englisch: http://www.mangareader.net/138-7915-2/shaman-king/chapter-163.html ✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰✰ Frohe Weihnachten Die heftige Erschütterung hatte nicht nur Yoh von den Füßen gerissen. Trotz des mächtigen Bannkreises den Hao errichtet hatte, war die Druckwelle herausgejagt und hatte Anna, Manta und die anderen zu Boden gerissen. Keuchend richteten sie sich auf und wandten den Blick wieder nach vorne zu dem Kampf, der zwischen Yoh und seinem Zwilling in die nächste Runde ging. Ohne Erbarmen griffen sie einander an. Immer und immer wieder trafen ihre Schwerter, erschaffen aus ihrem Furyoku, aufeinander und die Wucht der Schläge ließ die Erde beben. Anna war die Erste, die wieder auf den Beinen war und zurück zur Grenze des Bannkreises rannte. Sie prallte dagegen, presste die Hände gegen die unsichtbare Wand und starrte mit zusammengepressten Lippen auf das Geschehen vor sich. Noch am Morgen hatte sie Yoh stundenlang durch den Wald gejagt, auf der Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum. Sein entnervtes Gesicht, als er ihr den geschätzten fünfunddreißigsten Baum gezeigt hatte, hatte sie noch deutlich vor Augen. Auch die anderen hatte sie dazu verdonnert, das Haus endlich auf Weihnachten umzurüsten und nachdem sie Bason und Amidamaru mit ihren Perlen gebannt hatte, hatten die anderen, ohne weitere Drohungen von Seiten Annas, damit angefangen die riesige Liste abzuarbeiten. Niemand hatte an diesem Morgen geglaubt, das nur wenige Stunden später das Haus zerstört und Yoh in einen erneuten Kampf mit Hao verwickelt sein würde. Nachdem dieser, während dem finalen Kampf des Schamanentuniers verschwunden war, als Anna den Geist von Haos Mutter beschworen hatte, war er nun zurück. Wild entschlossen Yoh zu vernichten und sich einzuverleiben um erneut der mächtigste Asakura zu werden, der seit Jahrhunderten auf der Erde existiert hatte. Sie hatten gerade den Baum geschmückt, als die erste Erschütterung das Haus hatte erbeben lassen. Das hieß eigentlich, Anna hatte vor dem Fernseher gelegen, zusammen mit einer Auswahl an Süßspeisen die Manta zubereitet hatte und hatte Yoh und Horohoro Anweisungen dafür gegeben, wie sie die Kugeln aufzuhängen hatten. Als das Haus erzitterte, stürzte der Baum um, der Glasschmuck zerbrach und Putz bröckelte von den Wänden. Sie alle waren aufgesprungen und nach draußen gerannt, nur um etwas gigantischem ins Auge zu blicken. Der Geist des Feuers hatte in fast übermächtiger Größe auf sie herabgeblickt und das kalte Lachen Hao‘s war wie ein eisiger Wind durch die hereinbrechende Nacht geschnitten. Nur Sekunden später hatte der Geist des Feuers das Haus hinter ihnen mit einem Schlag niedergerissen und Flammen schlugen in den dunkler werdenden Abendhimmel. Und zwischen seinen Klauen hielt er… „Nein…!“, schnaubte Anna und sprang auf, als sie erkannte, was Hao sich geholt hatte. Die 1080 Perlen. Noch bevor irgendjemand sonst reagiert hatte und sich aus seiner geschockten Starre über das plötzliche Auftauchen ihres alten Feindes hatte befreien können, war Yoh bereits mit Amidamaru losgestürzt um seine Freunde zu verteidigen. Und fast genauso rasch hatte Hao einen gewaltigen Bannkreis errichtet und hatte sich und Yoh darin eingeschlossen. Mit ganzer Kraft und voller Wut hatten die anderen den Bannkreis mit ihrem Furyoku attackiert, doch es gab kein hineinkommen. Auch Anna hatte trotz ihrer starken geistigen Fähigkeiten und ihrer enormen mentalen Kraft, keine Chance die unsichtbare Wand zu durchbrechen. Nicht ohne die Macht der 1080 Perlen, die Hao nun gegen sie verwendete um den Bannkreis zu stärken. Wütend schlug Anna mit ihren Fäusten gegen das Hindernis und starrte auf Yoh und Hao. „Wir müssen doch irgendwas tun!“, brüllte Manta und trat gegen die Wand vor sich, nur um sich einen Moment später mit Tränen in den Augen den Fuß zu halten. „Ach und was? Wenn du weißt, wie wir hier durchkommen, sag es Kurzer!“, fuhr Anna ihn wütend an. Wieder richtete sie ihren Blick auf die beiden Brüder, während die anderen weiter auf die unsichtbare Grenze einschlugen. Yoh lag am Boden, niedergeworfen von der letzten Attacke und Hao starrte Anna an. „Yoh, du musst aufstehen!“, rief Anna und presste ihre flachen Hände noch fester gegen den unsichtbaren Bann, der sie aufhielt. Sie sah wie Yoh sich rührte, wie er auf ihre Stimme reagierte. „Yoh!“, schrie sie abermals und sah dabei zu, wie dieser sich wieder aufrichtete. Auch Hao blickte nun zurück auf seinen Zwilling, der sich wieder hochzog. Woher nahm er nur diesen Willen, diese Stärke? Diese Frage hatte sich Hao im Laufe der Zeit schon sehr oft gestellt. Jedes Mal wenn Yoh weitergemacht hatte, wenn andere längst aufgegeben hatten. Doch er, sein Bruder, schien nie aufzugeben. Lag es allein an seinem Willen? Oder war es tatsächlich die Verbindung zwischen ihm und seinen Freunden? Die Verbindung zwischen ihm und der Itako? Erneut richtete Hao seinen Blick auf das schöne Geistmedium, das ihn voller Verachtung anblickte. Sie war wirklich bemerkenswert. Das hatte er früh festgestellt. Und er war vom ersten Moment an von ihr fasziniert gewesen. Das erste Mal hatte sie seine Aufmerksam auf sich gezogen, als er überrascht festgestellt hatte, dass sie vermutlich der einzige Mensch auf der Welt war, dessen Gedanken er nicht hören und lesen konnte. Und als er dann herausgefunden hatte, dass sie diese Gabe auch einst besessen hatte, wollte er sie besitzen. Die Tatsache, dass sie einmal Yoh's Frau werden sollte, störte ihn seither ebenso sehr, wie das Wissen, dass sie ihn einfach so in ihren Bann gezogen hatte, ohne dass sie es beabsichtig hatte und er sich nicht daraus befreien konnte. Anna war mächtig. Vielleicht sogar mächtiger als er selbst. Doch sie fürchtete diese Kraft und er wartete auf den Tag, an dem sie sie nicht mehr kontrollieren konnte. Ohja, das würde ein Tag werden, den niemand jemals vergessen würde. Und er würde dabei sein, ohne Frage. Hao ließ sich erst von seinen Gedanken abbringen, als Yoh ihn mit einer Attacke traf und es Hao von den Füßen riss. Er krachte einige Meter weiter auf den Boden und hinterließ einen tiefen Krater in der gefrorenen Erde. Danach herrschte einige Sekunden lang Stille. Durch die dichte Staubwolke hindurch zeichnete sich Haos Silhouette ab, als er sich erneut erhob. „Sehr gut Yoh. Du hast es geschafft mich zu treffen. Ich bin beeindruckt“, sagte Hao langsam und klatschte hohl in die Hände, während ein unheilverheißendes Lächeln seine Lippen verzog. „Aber es wird dir nichts nützen. Diesmal können dir deine Freunde nicht helfen. Was willst du also tun? Weiter deine lächerlichen Angriffe durchführen? Es ermüdet mich wirklich. Also beenden wir es.“ Und mit diesen Worten, griff Hao erneut an. Er stürzte sich auf Yoh und sein Geist folgte ihm und hinterließ eine Spur aus Flammen. Yoh machte sich bereit, konzentrierte sich auf sein Furyoku und Amidamaru und starrte Hao entgegen. Als sie das letzte Mal aufeinander getroffen waren, hatte Yoh geglaubt, dass sie Hao davon hatten überzeugen können, dass es falsch war, die Menschheit auszulöschen um eine Welt, nur für Schamanen und Geister zu erschaffen. Sie hatten es ihm mit aller Kraft deutlich gemacht und als Hao schließlich verschwunden war, waren sie sich sicher gewesen, dass sie nun Ruhe haben würden. Doch scheinbar hatten sie sich geirrt und in all den Monaten in denen Hao verschwunden gewesen war, hatte sich sein Wille zu zerstören, nur noch vermehrt. Yoh glaubte nicht, dass Hao‘s Entscheidung einfach so wieder umgeschlagen war. Er vermutete, dass es einen Grund gab, doch welchen, das würden sie vermutlich nie erfahren. Fakt war aber, das Hao ganz offensichtlich noch mächtiger geworden war. Und Yoh konnte sich schon denken wieso. Er hatte sich und somit auch dem Geist des Feuers, weitere Geister und Schamanen einverleibt und nutze nun auch deren Furyoku. Er hatte wieder getötet. Fieberhaft dachte Yoh nach was er tun sollte, was er tun konnte, um Hao zu stoppen. Denn dieser würde sicherlich nicht nur ihm, sondern auch dem Leben seiner Freunde ein Ende bereiten, da sie sich ihm ebenfalls in den Weg stellen würden. Und er würde wieder versuchen, Anna zu bekommen. Ihr wahres Gesicht zu entdecken, wie er es einmal genannt hatte. Yoh schoss nach vorne, flog Hao förmlich entgegen, sammelte all seine Kraft, konzentrierte all sein Furyoku auf Amidamaru der in der Antiquität und Harusame steckte und schlug zu. Als die beiden aufeinander trafen erhellte ein grelles, weißes Licht die Nacht und eine gewaltige Explosion zerriss die Stille. Yoh spürte wie Schmerz seinen Körper durchfuhr, wie das Gefühl von tausend Schwertern seine Haut brennen ließ und wie er den Halt auf dem Boden verlor und der Knall und die Wucht der Explosion ihn wegschleuderten. Was mit Hao geschah, sah er nicht. Als er auf den gefrorenen Boden schlug, glaubte er einen Moment lang, sein gesamter Körper würde von zermalmt werden. Der Schmerz war heftig und überrannte ihn, ließ ihn einen Augenblick lang, die Besinnung verlieren. Abermals wurden auch Anna und die anderen von den Füßen gerissen und krachten lauthals zu Boden. Diesmal war die Wucht noch stärker, der Druck und die Vibration noch heftiger. Annaschlug hart auf, spürte wie ihr Kopf auf den Boden aufschlug und ihr blieb für den Bruchteil einer Sekunde die Luft weg. Drückende Schwärze drohte sich über sie zu legen. Doch sie zwang sich die Augen wieder zu öffnen, sie zwang ihren Körper dazu sich aufzurichten und sie zwang sich selbst dazu, nach vorne zu blicken. „Yoh…“ Es war ein schwaches Keuchen, das ihre Lippen verließ, als sie ihn am Boden sah. Reglos und übersäht mit Wunden und Schrammen lag er da. Harusame und die Antiquität lagen neben ihm, Amidamaru schwebte über ihm und hatte die Augen schreckensweit aufgerissen und rief seinen Namen. Neben ihr brüllten Manta und Riu auf und die anderen schrien wütende Worte in Richtung Hao. Dieser trat aus der wirbelten Staub- und Aschewolke hervor und sah lächelnd auf seinen niedergestreckten Bruder herab. „Siehst du Yoh, du kannst mich nicht aufhalten“, sagte er lachend und ging Schritt für Schritt näher zu Yoh. „Nein!“ Diesmal war es Anna die aufschrie. Wieder stand sie mit den anderen an der Grenze des Bannkreises und schlug die Fäuste dagegen. Hao sah sie an. Er lächelte, als er die Wut der Itako in deren Augen sah und während er weiter auf seinen Zwilling zuging, ließ er sie nicht aus den Augen. Ihre Art, sich nichts sagen zu lassen, ihr Wille sich niemandem zu beugen, ihr Mut sich ihm entgegenzustellen, faszinierten ihn aufs Neue und erst, als er bei seinem Bruder ankam, wandte er die Augen von ihren ab. Langsam streckte er die Hand aus und ein siegessicheres Lächeln legte sich auf seine Lippen. Doch kurz bevor seine Finger Yoh's Kehle berührten, erstarrte er. Reglos stand Hao da, starrte auf Yoh nieder und verzog den Mund. Es war nicht sein Wille gewesen zu stoppen. Jemand anderes, zwang es ihm auf, legte ihn in unsichtbare Ketten und hielt ihn wo er war. Hao hob den Blick, noch immer gefangen in seiner gebeugten Haltung. Und er sah Anna an. Und er lächelte. Ja, sie war wirklich bemerkenswert. Er wusste nicht wie, doch sie war diejenige die ihn gerade stoppte. Der Bannkreis war noch da, denn nicht sein Geist, sondern nur sein Körper war gelähmt und doch hatte sie die mentale Grenze irgendwie durchbrochen, ohne sie durchschreiten zu können. Die Hände vor der Brust gefaltete, die Augen mit glasigem Blick auf ihn geheftet stand Anna da. Ihr Haar wurde von einem Wind bewegt, der nicht irdisch war, die Perlen um ihren Hals glühten nicht weiß sondern schwarz und er wusste nicht warum, doch er spürte, dass das, was die da tat und beschwor, nichts Gutes verhieß und ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. War heute vielleicht schon der Tag gekommen, an dem ihre wirkliche Kraft zu sehen bekam? Weiterhin starrte Hao sie an, während Yoh unter ihm wieder zu sich kam und die Augen öffnete. Ein paar Mal musste dieser blinzeln, bevor sich seine Sicht klärte und die schwere Dunkelheit, welche ihn in die Besinnungslosigkeit gedrückt hatte, von ihm abfiel. Keuchend holte er Luft und erkannte Hao über ihm. Noch immer pochte jeder Muskel in seinem Körper und er spürte wie sich die gebrochene Erde unter ihm in seinen Rücken bohrte. Haos Hand war nach ihm ausgestreckt, doch er schien wie erstarrt und sein Blick war fasziniert auf etwas hinter ihnen gerichtet. Stöhnend wandte Yoh den Kopf und sah, was Hao sah. „Anna…“, murmelte er und seine Augen weiteten sich. Es war, als hätte man die Zeit zurückgedreht und Anna wäre wieder das Kind, das sie damals gewesen war, als sie beide das erste Mal aufeinander getroffen waren. Bedacht mit einer enormen Macht, welche Segen und Fluch zugleich für sie gewesen war. Die Gabe, die Herzen aller Menschen zu lesen, zu hören und so zu fühlen, was diese empfanden, dachten, spürten. Davon Tag und Nacht gequält und verfolgt von einem O-Oni, den sie selbst aus ihrer Furcht heraus erschaffen hatte und irgendwann nicht mehr hatte verschwinden lassen oder kontrollieren können. Doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal schien sie es bewusst zu tun. Sie versuchte einen Neuen zu erschaffen, denn Yoh hatte den Alten vernichtet, als dieser Anna fast in den Wahnsinn getrieben und getötet hatte. Und mit der Vernichtung dieses Dämons war auch Annas Gabe verschwunden, denn sie hatte begonnen ihr Herz für Yoh zu öffnen und mehr hatte es für ihre Rettung nicht gebraucht. Und von da an war es ihr auch gelungen den Teil ihrer großen, spirituellen Macht, der sie unberechenbar und gefährlich gemacht hatte, zu kontrollieren. Tief im inneren ihrer Seele hatte Anna sie abgelegt. Hatte sich selbst eine Sperre auferlegt und hatte seither nie wieder Probleme gehabt, ihre Kraft so zu lenken, wie sie es wollte. Doch jetzt grub sie diese Gabe, diese geistige Kraft, die sie nie wieder genutzt hatte und seit damals unter Verschluss hielt, aus den Tiefen ihrer Seele hervor. Seinetwegen. Die Erde begann zu beben und ein tiefes Grollen drang herauf, als der Boden unter ihr Risse bekam und aufbrach. Gefrorene Erdbrocken begannen über den Boden zu tanzen, erzitterten unter dem Tosen, welches immer lauter wurde. Und dann erhob sich ein riesiger, dunkler Schemen hinter Anna, schien aus ihr selbst hervorzubrechen und ein Zittern lief durch ihren Körper, schüttelte sie heftig von Kopf bis Fuß und ließ sie fast einknicken. Yoh wusste, dass sie Angst vor dem hatte, was sie da tat. Und er wusste, dass Anna nicht wusste, ob sie es kontrollieren konnte. Ob sie sich damit nicht selbst zerstören würd, wenn der Oni außer Kontrolle geriet und sie angriff, wie es schon der Alte getan hatte. Doch sie würde es tun um ihn zu retten, dessen war er sich sicher. „ANNA!“, brüllte er so laut er konnte, um zu ihr durchzudringen, denn sie hatte sich vollkommen in ihrer Trance verloren, während sie in sich selbst nach der zerstörerischen Kraft suchte und sie wachsen ließ. Ihr Blick schien leer in die Ferne gerichtete, die Erde unter ihren Füßen brach weiter auf, ein dunkles Licht schien sie wie eine Silhouette zu umgeben und ihr Finger waren so fest ineinander verankert, dass ihre Fingerknöchel kreideweiß hervortraten. „ANNA…HÖR AUF!“, brüllte Yoh erneut und krachte beim Versuch, auf die Füße zu kommen erneut nieder, als ein erneutes Grollen die Erde beben ließ. Auch Hao starrte weiter zu Anna, ungerührt davon, dass Yoh sich unter ihm bewegte und den Namen der Itako rief. Er war fasziniert von dem was er da sah, von dem was das Geistmedium tat und schuf. Sie erschuf einen Dämon. Aus ihrem eigenen Inneren. Er hatte sich wirklich nicht geirrt. Die Macht, welche ihr inne wohnte, war so viel größer als seine eigene und es faszinierte ihn aufs Neue ihr dabei zuzusehen, wie sie dieser nun scheinbar endlich nachzugeben schien. Doch das Lächeln, welches seine Lippen kräuselte, verblasste, als er einen Gedanken seines Bruders auffing. Ein Gedanke, der ihm ganz und gar nicht gefiel. Sie wird sterben! Wenn sie nicht aufhört, wird der Oni sie vernichten…! So sehr er es begehrte, zu sehen, wozu das Geistmedium fähig war, wieviel Kraft sie tatsächlich besaß und wie zerstörerisch diese war, so war es ganz und gar nicht in seinem Interesse, dass sie starb. Schließlich wollte er, dass sie eines Tages ihm gehörte. Doch tun konnte er nichts, denn noch immer hielt sie ihn an Ort und Stelle, ließ nicht zu, dass er sich rührte und das erste Mal seit vielen, vielen hundert Jahren, überkam Hao das Gefühl, jemandem zu unterliegen. Dann hörte er wieder Yoh. „Anna, das wird schon irgendwie!“ Es war so ein simpler Satz, ein Satz der für jeden anderen vollkommen ohne Bedeutung war. Doch ganz plötzlich, ruckte Annas Kopf nach oben, als hätte man ihr eine Ohrfeige geben. Ihr Blick wurde klar, das Glühen der Perlen verschwand und der noch verschwommene Oni, der aus ihr emporstieg, verblasste flimmernd, bis die Luft um sie herum wieder klar war. Keuchend schnappte sie nach Luft, griff sich mit den zitternden Händen an die Brust und blinzelte abermals. Die Dunkelheit, die sie in sich selbst heraufbeschworen hatte, löste sich auf, als sie Yoh‘s Stimme hörte und diesen einen Satz hörte, den er ihr schon einmal gesagt hatte. Nämlich als er ihr versprochen hatte Schamanenkönig zu werden und sie zu retten. Der Schmerz, der sie geschüttelt hatte, hörte ebenfalls auf und das Zittern ihres Körpers ließ nach. Stumm formten ihre Lippen Yoh’s Namen. Und mit dem Verschwinden des Dämons, kehrte auch Gefühl und Beweglichkeit in Hao’s Körper zurück und der Bannkreis hielt Anna erneut auf. Noch immer blickte er sie an, bevor er sich aufrichtete. Man sah ihr an, dass sie noch damit kämpfte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen und abermals war er gefesselt von ihrer Stärke. „Das war wirklich beeindruckend Anna. Wer hätte gedacht, dass du sogar ohne die 1080 Perlen, eine solche Macht besitzt. Zusammen könnten wir wahrlich großartiges erschaffen“, rief Hao ihr entgegen und lächelte, dann widmete er sich wieder seinem Zwilling. „Aber nun, lass mich das hier noch rasch beenden!“ Und mit diesen Worten, wandte er sich wieder zu Yoh, der nun zu ihm hinaufstarrte und die Fäuste ballte. „Es ist Zeit Yoh…“, sagte Hao leise und streckte erneut die Hand nach seinem Zwilling aus und schloss seine Finger um dessen Kehle. Siegessicher lächelte er und ein Gefühl von Genugtuung und Macht, durchflutete ihn. Ja, heute würde er zum mächtigsten Asakura werden, der jemals gelebt hatte. Die Rufe der anderen vor dem Bannkreis ignorierte er lächelnd, während er die andere Hand ausstreckte und seine Fingerspitzen Yohs Brust berührten. Jedenfalls ignorierte er die Rufe solange, bis er ihre Stimme vernahm... „…Bitte…“ Es war wie ein flehendes Flüstern, das an sein Ohr drang und ihn aufblicken ließ. Und was er sah, ließ ihn inne halten. Tränen. Tränen rannen über das Gesicht der Itako, ihre Hände lagen bebend an der unsichtbaren Barriere und ihre Lippen zitterten, während sie immer und immer wieder die gleichen Worte flüsterte, so leise, dass es wie das Wispern eines lauen Windes klang, bestimmt nur für ihn allein. „Bitte nicht…Bitte tu das nicht…Bitte…“ Noch nie hatte Hao sie so gesehen. Er hatte sie verletzt und geschwächt gesehen. Er hatte Panik und Hass, Wut und Verachtung, Langeweile und manchmal sogar Freude in ihrem Gesicht gesehen. Doch noch nie hatte er ihre Augen so voller…Angst gesehen. Und noch nie hatte er erlebt, dass sie um etwas flehte. Nicht einmal damals, als er sie fast soweit gehabt hatte, ihr wahres Gesicht zu zeigen, ihre wahre Stärke zu offenbaren, so wie sie es gerade fast getan hätte. Doch jetzt, als er nur noch einen Wimpernschlag davon entfernt war, Yoh zu vernichten, quoll ihre Angst wie Gift aus jeder Pore ihres Körpers hervor und ließ es nicht zu, dass Hao sich auch nur einen Millimeter bewegte. Mit zugeschnürter Kehle stand Anna da und sah Hao an, der wiederum sie ansah und in seinem Handeln gestoppt hatte. Was hatte er vor? Wollte er sie alle zusätzlich quälen, indem er sich Yoh endlos langsam holte? Indem er ihnen zeigte wie machtlos sie waren? Wie machtlos sie war? Anna hatte nicht einmal bemerkt, dass sie zu weinen begonnen hatte. Es passierte einfach. Sie merkte nicht, dass sie zitterte und dass ein erneutes Flehen ihren Mund verließ. Sie sah Yoh an und der Gedanke, dass sie ihn nicht verlieren durfte, den einzigen Menschen der ihr wichtig war und der alles riskiert hatte um sie zu retten, hämmerte schmerzhaft laut in ihrem Kopf. Das Hao sie noch immer anstarrte, bemerkte sie nicht. Dieser hatte Yoh noch immer am Hals gepackt und konnte nicht anders, als Anna weiter anzusehen. Es war wie ein Bann, welchen sie auf ihn ausübte und der verhinderte, dass er das, weswegen er gekommen war, vollendete. Doch die Tränen der Itako, fesselten ihn. Wieso nur wollte er nicht, dass sie diesen Kummer verspürte? Warum wollte er unbedingt, dass sie nicht leiden musste? Wie konnte es sein, dass diese Frau, seinen Willen mit einem simplen Satz wie „Bitte nicht“ einfach so stoppen konnte? Hao senkte den Blick wieder auf Yoh, welcher ihn aus halb geschlossenen Augen heraus ansah und der seinen Gedanken, welchen Hao längst gelesen hatte, nun laut aussprach. „Wag es nicht, ihr etwas zu tun…“, schnaubte Yoh und seine Augen glitten zu Anna. Nicht zu seinen Freunden, dass wusste Hao. Yoh sah in dieser Sekunde nur Anna an. Hao schloss seine Finger fester um Yoh‘s Hals und die Finger seiner anderen Hand, begannen sich in seine Brust zu bohren. Nein, er würde sich nicht aufhalten lassen. Auch nicht von ihr. Er würde in Yoh’s Seele eindringen, würde sie sich nehmen um sie sich endlich einzuverleiben. Doch fast so, als habe er keine Kontrolle über das was er tat, als würde sie ihn erneut zwingen zu tun was sie wollte, hob Hao den Blick und sah Anna wieder an. Diese war mittlerweile in die Knie gegangen, hatte nicht mehr die Kraft aufrecht zu stehen und noch immer sagte sie diese Worte, die Hao abermals beim Anblick Annas erstarren ließen. Sie sah seiner ersten Mutter, seiner richtigen Mutter wirklich ähnlich, schoss es ihm mit einem Mal durch den Kopf. Woher der Gedanke kam, wusste er nicht. Doch es war so. Das blonde Haar, die entschlossenen Augen, die Gesichtszüge, die nur in seltenen Momenten verrieten, was sie gerade empfand. Doch das hier war so ein Moment. Ihre Gefühle standen ihr in dieser Sekunde ins Gesicht geschrieben und lagen offen und für jeden sichtbar dar. Und ein Gedanke schoss durch Hao’s Geist, genauso unwillkürlich und unabwendbar wie der vorherige. Er konnte es nicht. Er konnte dieser Frau keinen Schmerz zufügen. Egal in welcher Form, Art und Weise. Oder doch…er konnte es. Er hatte die schreckliche Macht dazu, das wusste er. Doch er wollte es nicht. Hao wollte nicht, dass sie diese Art von Schmerz, diesen Verlust erleiden musste. Doch warum nur? Warum nur konnte sie ihn mit Tränen und diesem Blick aufhalten? Das war keine Macht. Das war keine spezielle Kraft. Das waren einfach nur…Gefühle. Die Sekunden verstrichen endlos langsam und dann, mit einem frustrierten Aufschrei, stieß Hao Yoh von sich und richtete sich langsam auf, die Augen noch immer auf das Gesicht von Anna gerichtet. Und während Yoh am Boden keuchend Luft holte, stieg Hao über ihn hinweg und ging langsam auf Anna zu. Diese sah ihn an, starrte ihm entgegen, den Mund noch vor Verblüffung offen stehend. Er hatte Yoh losgelassen. Hao hatte von ihm abgelassen, einfach so. Reglos saß sie da und blickte Hao an, als er direkt vor ihr stand und sich dann vor sie hinkniete, auf Augenhöhe mit ihr ging. Aus den Augenwinkeln sah Anna, wie die anderen auf sie zusprangen, als Hao’s Hände den Bannkreis durchbrachen und sie nach ihr ausstreckten. Doch noch bevor sie alle einen weiteren Schritt tun konnten, erstarrten sie unter einem Blick von Yoh’s Zwilling, unfähig sich zu rühren, bevor der Geist des Feuers erschien und sie alle mit einem einzigen Schlag beiseite warf. Der Bannkreis brach weiter auf und Hao lehnte sich daraus hervor. Hinter Hao konnte Anna Yoh sehen, der sich umgedreht hatte und zu ihnen blickte. „Lass sie, Hao!“ Die Worte klangen zornig und sie sah wie Yoh sich hochstemmte und Schmerz sein Gesicht verzerrte. Anna wandte den Blick wieder zu Hao, als seine Hand ihr Gesicht berührte. Sie zuckte wütend vor ihm zurück und verzog das Gesicht, doch er packte sie mit einer Hand im Nacken, mit der anderen am Arm und zog sie so nah sich heran, bis sich ihre Gesichter fast berührten. „Willst du gar nicht wissen, warum ich ihn nicht vernichte?“, fragte er leise und sah sie an. Mit finsterem Blick starrte sie zu ihm hoch, während er seine Hand aus ihrem Nacken nahm und über ihre tränennasse Wange fuhr. „Deswegen…“, fügte er noch viel leiser hinzu, lächelte als er ihren Blick bemerkte und strich eine letzte Träne beiseite. „Ich möchte doch nicht, dass meine zukünftige Frau weint.“ Hao’s Grinsen brachte Anna dazu, ihr Gegenüber mit noch mehr Verachtung anzublicken, auch wenn seine Worte sie irritierten. Er hatte aufgehört, weil sie geweint hatte? Und er hatte immer noch nicht von seinem verrückten Gedanken, sie an seine Seite zu holen, abgelassen? Noch immer sah Anna ihn misstrauisch an. Sie wusste, dass er jederzeit irgendeinen hinterlistigen Trick aus dem Ärmel schütteln konnte. Sie wusste, dass das, was er da sagte, ebenso gut nur eine Ablenkung sein konnte, um sie zu verwirren, nur um dann mit doppelter Härte zuzuschlagen. Doch er blieb weiter ruhig vor ihr sitzen, lächelte und sprach erneut, während sie noch immer reglos vor ihm saß, denn sie wusste, in ihrem momentanen, aufgewühlten Zustand und ohne die 1080 Perlen, hatte sie keine Chance gegen ihn. Sie würden höchstens gegenseitig ihre Furyoku auflösen, bis einer von ihnen ohnmächtig wurde. Also starrte sie ihn weiter an und verharrte. „Sieh es als eine Art…lebenslanges Geschenk, Anna…“, sagte Hao schließlich. Denn je länger Hao die Itako anblickte und ihre Haut berührte, umso deutlicher wurde ihm bewusst, dass er es niemals schaffen würde, Yoh zu vernichten. Denn dieses Gefühl, dass diese Frau in ihm auslöste, würde nie verschwinden. Und somit würde er es nie über sich bringen, ihr wehzutun, indem er Yoh tötete. Trotzdem lächelte er noch immer und beugte sich dann zu ihr herab. Und ehe sie zu einer Bewegung fähig war, berührten seine Lippen ihre. Dabei sah er sie an und es amüsierte ihn, als er sah, wie ihre Augen sich weiteten und ein finsteres Blitzen in ihnen aufflackerte. Ja, das war die Anna die er liebte, dachte er sich und war von diesem Gedanken wenig überrascht, als er sich langsam aufrichtete und endgültig von ihr abließ. „Frohe Weihnachten, Anna“, sagte er und ein erneutes Grinsen kräuselte seinen Mund. Den Bruchteil einer Sekunde später, traf Annas berüchtigte Rechte sein Gesicht und riss ihn um! Er krachte unsanft zu Boden und sah sie von der Erde herauf an, wie sie aufstand und auf ihn herabblickte, als sei er ein Insekt, das sie in der nächsten Sekunde zerquetschen würde. Er schmeckte Blut und leckte sich leicht über die Lippen, bevor sich diese verzogen. Zuerst lächelte er, dann begann er zu lachen, immer lauter und lauter. Es war wie bei ihrer ersten Begegnung. Schon damals hatte sie ihn geschlagen und er glaubte, dass das der Moment gewesen war, in dem sein bloßes Interesse an ihr, in schiere Faszination umgeschlagen war. Er mochte ihr Stärke und ihre Art sich auch mit roher Gewalt zur Wehr zu setzen. Er mochte es, dass sie sich zu verteidigen wusste und was vielleicht noch eine weitaus größere Bedeutung hatte - Jedes Mal wenn sie ihn schlug, berührte sie ihn – freiwillig. „Wir sehen uns wieder, versprochen!“, rief er noch lachend, bevor er sich aufrichtete und den Geist des Feuers herbeirief. Innerhalb eines Wimpernschlages war er verschwunden. Wutschnaubend stand Anna da, während der Bannkreis nun endgültig einstürzte und den Weg zu Yoh frei gab. Vor ihr am Boden lagen die 1080 Perlen. Die anderen waren mittlerweile ebenfalls wieder auf den Füßen, schossen an ihr vorbei zu Yoh, der sich gerade aufsetzte und sich keuchend die Brust rieb. Sie sah sein Grinsen, während Faust damit begann, sich um seine Verletzungen zu kümmern und während sie ihn anblickte, merkte sie wie ihre Augen zu brennen begannen und so wandte sie den Blick ab, als Yoh seinen auf sie richtete. Ganz langsam beugte sie sich hinab, streckte die Hand nach den Perlen aus und sammelte das kostbare Schmuckstück ein. Sie konnte die Kälte der Perlen sogar durch den Ärmel ihres Pullovers spüren, als sie sich über den Arm legte und wieder aufrichtete. Noch immer spürte sie den Druck von Haos Mund an ihrem und ihre Lippen kribbelten merkwürdig. Ihr erster Kuss – ausgerechnet von Hao… Das Brennen ihrer Augen hielt noch immer an und so stand sie noch eine ganze Weile lang einfach nur da, bevor sie ebenfalls langsam hinüber zu Yoh ging. Er saß noch immer am Boden und blickte zu ihr, als sie neben ihm in die Knie ging und ihn ansah. Grinsend hob er die Hand wie zum Gruß. Eine Sekunde später bekam er ihre Linke zu spüren. Der Schlag streckte ihn innerhalb eines Sekundenbruchteils wieder nieder. „Au, Mensch Anna, wofür war das schon wieder?“, rief Yoh und hielt sich das Gesicht, als er sich abermals aufsetzte und Anna anblickte. Auch Manta brüllte sie an, ob sie verrückt geworden sei, doch ihr vernichtender Blick ließ ihn verstummen und hinter Faust Deckung suchen. Yoh hingegen sah Anna mittlerweile ruhig an und hatte seine Hand sinken lassen. Er sah noch die Spuren ihrer Tränen auf ihrem Gesicht. Er sah dass ihre Hände noch immer zitternden, obwohl sie die Finger fest ineinander verschränkt hatte. Er sah, dass ihre Angst noch an ihr nagte, während er dasaß und grinste, als sei nichts gewesen. Vielleicht hatte er die Ohrfeige ausnahmsweise mal verdient, dachte er und räusperte sich dann laut, als er bemerkte dass auch alle anderen Anna anstarrten. „Oh man, da ist Hao mir wohl zuvor gekommen. Man, kann der was erleben, wenn ich den in die Hände bekomme.“ Anna hörte Yoh’s Worte und spürte wie die Anderen ihre Blicke von ihr nahmen, während Faust Yoh’s Wunden zuende versorgte. „Was meinst du damit Yoh?“, hörte sie Manta fragen. „Naja, das war schließlich mein Kuss, den er Anna da geklaut hat“, sagte Yoh grinsend, kratzte sich am Kopf und sah Anna an, deren Kopf nach oben geruckt war, während die anderen sich vor Lachen bogen. „Idiot!“, fauchte Anna und nun traf Yoh ihn ihre Hand auch noch auf der anderen Gesichtshälfte. Danach wandte sie das Gesicht ab, denn sie spürte, dass sich ihre Wangen rot färbten und das lag nicht nur an der winterlichen Nachtluft. Neben ihr hörte sie Yoh leise jammern, als er sich wieder aufrichtete und sich erneut die Wange hielt. „Oh man…deine Schläge werden von Mal zu Mal härte, glaub ich.“ Sie spürte Yoh’s Blick auf sich und hörte wie die anderen lachten und nun erleichtert Witze darüber machten, wie schwächlich Yoh doch gekämpft hatte. Besonders Ren stichelte dabei ganz vorne mit und doch hörte man die Erleichterung, welche aus den Worten aller sprach. Yoh grinste nun ebenfalls wieder, beobachtete Anna aber aus den Augenwinkeln. Er wusste warum sie so stur zur Seite blickte. Doch er ließ sie, denn andernfalls würde er sich vermutlich noch eine dritte Ohrfeige von ihr einfangen. Und ob er das dann noch überlebte, war fraglich. Doch die Worte, die er zu ihr gesagt hatte, hatte er trotz des Grinsens ernst gemeint. Er würde Hao beim nächsten Mal Eine verpassen, dafür dass er Anna geküsst hatte. Und Anna wusste ebenfalls, dass Yoh seine Worte ernst gemeint hatte, denn sonst wäre ihr nicht die Hitze ins Gesicht gekrochen und vermutlich hätte er sich auch keine weitere Ohrfeige eingefangen. So saßen sie ein paar Minuten lang da, während die anderen durcheinander redeten, bis Yoh schließlich sagte: „Hey, seht mal…es schneit.“ Er streckte die Hand in den Himmel und sie alle blickten nach oben. Langsam aber sicher, fielen die ersten, dicken Flocken auf sie alle herab und auch Anna sah auf, als ein kalter Kristall auf ihre Haut traf. Irgendwo in der Ferne der Stadt, begann eine Glocke zu läuten und die winterliche Stille legte sich zusammen mit dem Schnee, wie eine Decke über sie alle. Der herabfallende Schnee erstickte auch noch die letzten Flammen, welche aus den Überresten des eingerissenen Hauses hinter ihnen stiegen und vertrieb den beißenden Geruch nach Rauch und Feuer. Und während alle in den Himmel sahen und den ersten vollkommen unerwarteten Schnee in diesem Jahr begrüßten, sah Anna zu Yoh. Und er sah sie an. Wieder grinste er sein typisches Grinsen, bevor er die Hand hob und die nun wirklich letzte Tränenspur aus ihrem Gesicht strich. Eine ganze Weile lang sahen sie einander an, bevor es diesmal Yoh war, der sich zu ihr streckte und seine Stirn an ihre legte. Der Drang Anna ebenfalls zu küssen, stieg in ihm auf. Er wollte die Spur, welche Hao auf ihr hinterlassen hatte, auslöschen, doch er wusste, dass das kein guter Grund für einen Kuss war. Und dass sie ihn vermutlich auf der Stelle erwürgen würde. „Das wird schon noch irgendwie mit unserem ersten Kuss…“ Die leisen Worte, die er murmelte, waren allein für ihre Ohren bestimmt und während die anderen noch immer nach oben blickten und so von der sanften Berührung ihrer Gesichter und den Worten nichts mitbekamen, richtete sich Yoh wieder auf. Er kratzte sich etwas verlegen am Kopf und grinste, während Anna in langen Zügen Luft holte, um sich selbst und ihr Herz zu beruhigen, dessen Schlagen sich bei Yoh‘s Worten beschleunigt hatte. Ja, dachte sie. Irgendwie. Irgendwann. Aber ganz bestimmt. Dann legten sie beide die Köpfe zurück, den Blick nun ebenfalls gen Himmel gerichtet und die herabfallenden Flocken schmolzen auf ihren erhitzten Wangen… ……….. „Yoh…“ „Was denn Anna?“ „Wir brauchen einen neuen Weihnachtsbaum. Sofort!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)