Smoke von _stups_ (One-Shot) ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- Danke an: Meine beste Freundin Ray, die beste Beta-Leserin der Welt. So, viel Spaß! ______________________________________________ Mein Name ist Aaron, irgendwer hat mir mal erzählt, dass mein Name „Der Erleuchtete“ bedeutet, ich finde das passt sogar ein bisschen, wenn man es auf mein Köpfchen bezieht. Wissen Sie, normalerweise sollte man so etwas über sich selbst nicht sagen, aber ich bin eben sehr stolz darauf, mehr im Kopf als in den Armen zu haben. Auch, wenn etwas mehr Muskelmasse in meinen Armen auch nicht übel wäre. Ich bin 24 Jahre alt, wohne in einer kleinen Wohnung, zusammen mit meinem kleinen Bruder, in der Nähe von München und ich arbeite als Finanzberater in einer Bank. Okay, ich gebe zu, das hört sich alles nicht sehr spannend an, ist es auch nicht, aber mein Beruf ist gar nicht so schlecht, die Menschen die jeden Tag in mein Büro kommen sind sogar ganz interessant, glauben Sie mir. Außerdem liebe ich Zahlen, wirklich ich kann gar nicht genug von ihnen bekommen. Na ja, jetzt kommen wir mal zum wichtigen Teil der Geschichte, das Ganze begann vor einer Woche... Ich war auf dem Weg nach Hause, hatte einen anstrengenden Arbeitstag hinter mir, aber das schadete meiner Laune nicht. Also, ich lief gerade zur U-Bahnstation, als ich plötzlich angerempelt wurde, ich fiel nach vorne und meine Knie schlugen auf den Boden auf, außerdem fiel mir meine Brille von der Nase. Ja, ich trage eine Brille, na und? Ich tastete nach dem blöden Ding, da ich ohne sie beinahe blind bin. Als ich sie endlich gefunden hatte, war sie mehr oder weniger voll am Arsch. Und das blöde Ding hatte ein halbes Vermögen gekostet. Sie Merken schon, ich beschimpfe meine Brille gerne als "blödes Ding". Ein Bügel war fast ganz abgebrochen und das rechte Glas hatte mehrere tiefe Kratzer, irgendein Gehirn amputierter Affe war wohl auf meine Brille gestiegen! Kaum zu glauben! Bevor ich sie wieder aufsetzen konnte - ich musste sie wohl oder übel aufziehen, sonst würde ich wahrscheinlich gegen eine Wand laufen - wurde ich ziemlich ruppig auf die Beine gezogen. Ich machte mich darauf bereit, meinen Gegenüber die Meinung zu geigen, aber vorher mutierte ich wieder zu einem Vierauge. Vor mir stand ein Kerl, er trug seine dunklen Haare kurz und hatte einen zwei-tage-Bart. Für einen drei-Tage-Bart reichte es dann doch nicht ganz. Seine Augen waren fast schwarz, aber wenn man genauer hinsehen würde, könnte man bestimmt erkennen, dass es sich um ein dunkles aber dennoch irgendwie leuchtendes Grün handelte. Ja, Sie können ihn sich durchaus sehr gut aussehend vorstellen. Das alles sah ich übrigens hauptsächlich mit dem linken Auge, wenn ich ihn mit dem anderen Auge angesehen hätte, wäre die Beschreibung von ihm nicht ganz so positiv ausgefallen. „Sorry.“, knurrte er und wollte schon abhauen, aber ich hielt ihn am Arm fest und drehte ihn wieder zu mir herum. „Können Sie nicht besser aufpassen? Meine Brille ist total am Arsch! Sie... Sie … BLÖDMANN!“, motzte ich und sah ihn so böse ich konnte an. Er verdrehte die Augen, stöhnte genervt und kramte seinen Geldbeutel aus der Hosentasche. „Sie brauchen nicht glauben, dass ich Sie davonkommen lasse, wenn Sie mir einen Zehner in die Hand drücken!“, zischte ich leise und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Er zog ein kleines Kärtchen aus dem Portmonee und drückte es mir in die Hand. „Schicken Sie mir die Rechnung.“, sagte er genervt und drehte sich dann um, und verschwand. Arroganter Trottel! Da stimmen Sie mir doch zu, oder? Ärgerlich schob ich die Visitenkarte in meine Hosentasche und beeilte mich zur U-Bahnstation. Und wie sollte es auch anders sein, ich hatte meine Bahn verpasst und musste mit der nächsten fahren, nicht dass das schon nervend genug war, nein, die Leute musste mich auch noch die ganze Zeit, wegen meiner kaputten Brille, anglotzen. Ein kleiner Junge zeigte sogar auf mich und lachte mich laut und schamlos aus, bis ich ihn böse anfunkelte. Manchmal hasse ich kleine Kinder wirklich! Mögen Sie Kinder? Wenn ja, kennen Sie definitiv nicht die Rotzlöffel, die ich kenne! Als ich endlich Zuhause angekommen war, suchte ich erst einmal zwanzig Minuten lang meine alte Brille. Ein wirklich hässliches Teil, aber alles ist besser, als wie ein Maulwurf blind durch die Gegend zu rennen. Als ich die Brille endlich gefunden hatte, setzte ich mich an den Esstisch und sah mir meine Brille genauer an. Ich hatte Recht, der rechte Bügel hing jämmerlich nach unten und das rechte Glas war total demoliert. Totalschaden. Ich lies sie auf dem Tisch liegen und ging duschen. Übrigens war mein kleiner Bruder gerade für eine Woche bei unseren Eltern, müssen Sie wissen. Nach dem Duschen ließ ich mich aufs Sofa fallen und zündete mir eine Zigarette an, eines meiner Laster, die ich wohl nie besiegen werde. Ich habe einen Tipp für Sie: Wenn Sie Rauchen, gewöhnen Sie es sich so schnell es geht ab, wenn Sie noch nicht Rauchen … probieren Sie es erst gar nicht aus. Ich konnte mich immer noch tierisch über den Kerl ärgern, der mich angerempelt hatte und mir dann auch noch total selbstgefällig seine doofe Visitenkarte aufgedrückt hatte. Ich holte sie aus meiner Hose, die noch im Badezimmer lag. Der Kerl heißt Alexander Böhler, wohnt nur wenige Straßen von der Bank, in der ich arbeite, entfernt und er ist ...POLIZIST?!?! Oh und der Herr ist nicht einmal nur irgendein Polizist, nein, er ist Kommissar! Hört sich ja tierisch wichtig an. (Haben Sie bei einem Kommissar auch immer das Bild eines dicken Mannes, mit Schnurrbart, vor sich?)Ich zischte und schnipste die Karte weg. So jemand soll für unsre Sicherheit sorgen, dass ich nicht lache. HA. * Am nächsten Morgen machte ich mich, wie immer, pünktlich auf den Weg zur Arbeit, natürlich mit meiner alten Brille auf der Nase, die andere hatte ich in einem Brillenetui in meiner Umhängetasche. Es ist übrigens eine coole, schwarze Umhängetasche und nicht so ein Ding, dass man mit einer Handtasche vergleichen kann. Auch wenn Männer diese Dinger dann oft als „Männerhandtaschen“ gut reden wollen, sie sehen trotzdem albern aus. Wie gesagt, ich habe keine Männerhandtasche, sondern eine Umhängetasche! Als ich in der Arbeit ankam wurde ich wie immer überfreundlich von unserer Auszubildenden begrüßt. Sie scheint die Hoffnung, dass ich doch nicht schwul sein könne, noch nicht ganz aufgegeben zu haben, was mich sogar jeden Morgen ein wenig freut. Allerdings übertrieb sie an diesem Morgen ein wenig, sie sagte mir, dass meine >neue< Brille mir super stehen würde. Entweder war sie eine schamlose Lügnerin, oder die Gute konnte sich auch gleich auf den Weg zum Augenarzt machen. Kaum einer weiß, dass ich schwul bin, aber in meiner Arbeit wissen es fast alle, spätestens nachdem mein Ex-Freund hier mal eine Szene gemacht hatte, die alle mitbekommen hatten. Danach war übrigens Schluss mit ihm. Würden Sie es etwas dulden, wenn ihr Lebensgefährte bei ihrer Arbeit auftauchen würde und das ganze Haus zusammen schreien würde? Wohl kaum. Der Tag verlief ruhig, zu ruhig für meinen Geschmack, die meiste Zeit verbrachte ich damit einen Turm aus Bleistiften, die es bei uns als Werbegeschenk gibt, zu bauen. Ich war gerade dabei, meinen Rekord zu brechen, als unsere Azubine hereingeschneit kam und ihren Hintern auf meinen Schreibtisch geschwungen hatte, und somit den kleinen Turm zum Wackeln und schließlich zum Fall brachte. „Was gibt’s?“, fragte ich und trauerte meinem persönlichem Fast-Rekord noch ein wenig nach. „Ich brauche eine Unterschrift von dir.“, trällerte sie und blinzelte wie verrückt mit den Augen, vielleicht sollte ich ihr meinen Augenarzt wirklich mal empfehlen. „Klar.“, lächelte ich sie freundlich an, sie schob mir eine Mappe über den Tisch und ich gab ihr das gewünschte Autogramm. „Dankeschön.“, lächelt sie übertrieben und beugte sich ein wenig nach vorne, was mich dazu veranlasste mit dem Stuhl etwas nach Hinten zu rollen. „Ist noch was?“, wollte ich wissen, sie schüttelte den Kopf und wackelte mit ihrem viel zu dürrem Hintern aus meinem Büro. Was finden Kerle nur an diesen Skeletten, da lobe ich mir doch einen schönen trainierten Männerkörper.Ich hoffe Sie stimmen mir da zu ;-)! Als ich auf die Uhr sah, stellte ich fest, dass ich gleich Mittagspause hatte, also sagte ich einer Kollegin Bescheid, dass ich früher in die Pause ging und machte mich schon mal auf den Weg zu dem Optiker meines Vertrauens. Die nette Angestellte nahm mir die Brille ab und sagte mir, ich könne sie in spätestens drei Tagen wieder abholen, aber sie würden mich noch einmal anrufen. Ich bedankte mich höflich und machte noch einen kleinen Halt bei der Bäckerei um die Ecke, um mir dort eine Käsebrötchen und einen Kaffee zu kaufen. Zurück in der Bank gab es wieder nicht viel zu tun, ein richtig öder Tag, der einfach nicht vorbei gehen wollte. Geht es Ihnen auch manchmal so, dass die Arbeit anstrengender ist, wenn man nichts zu tun hat, als wenn man der Arbeit kaum hinterher kommt? Als es dann doch endlich soweit war und ich Feierabend hatte, war mir irgendwie die Lust vergangen heute einen ruhigen Abend Zuhause zu machen, der Tag war schon langweilig genug, da musste ich ja nicht auch noch den Abend vergeuden. Dennoch ging ich erst einmal nach Hause und ging duschen. Als ich danach in meinem Schlafzimmer stand, stand mir das größte Problem noch bevor: Ich musste passende Klamotten finden. Eine Jeans war schnell gefunden, das Teil habe ich mir vor 3 Jahren in Italien gekauft, und so sieht sie auch aus, überall hat sie feine Risse und der Stoff ist blasser, als damals. Aber der Vorteil dieser Jeans ist, dass mein Hintern in ihr einfach am Besten aussieht. Und das finde nicht nur ich, das weiß ich aus sicherer Quelle. Ich zog das nächste Shirt aus meinem Schrank und zog es mir über den Kopf. Sah gar nicht so scheiße aus, wie die letzten Zehn, die ich an hatte, aber ich suchte weiter. Mir fiel ein altes schwarzes Shirt, mit hellgrüner Schrift darauf in die Hände und ich zog es über. Auf meiner Brust thronte nun das Wort „Bottom“, leicht billig, aber das Shirt saß gut. Mit der Brille sah ich zwar ein wenig aus, wie ein notgeiler Nerd, aber das lies sich leider nicht ändern. Im Badezimmer schnappte ich mir das Haargel, quetschte aus dem fast leeren Ding einen Tropfen heraus und schmierte mir das Zeug in die Haare. Schnell klatschte ich mir noch etwas Aftershave an den Hals, aber nicht zu viel. Ich hasse es, wenn man Typen schon eine Meile vorher riechen kann, also musste ich das auch nicht haben. In der U-Bahn wurde ich von einem Kerl schief angeschaut, vielleicht hätte ich mir doch eine Jacke über das Shirt ziehen sollen, aber das war dann auch schon zu spät. Vor dem Club stand ich mir dann eine halbe Stunde die Füße, in meinen Chucks, platt. Ihr kennt doch das Gefühl von neuen Schuhen, man muss sie erst einlaufen, bis sie irgendwann richtig sitzen, genau aus diesem Grund kaufe ich mir so selten es geht neue Schuhe. So sehen meine Chucks allerdings auch aus. „Hallo, Aaron.“, begrüßte mich der Türstehen und klopft mir viel zu fest auf den Rücken, dieser Grobian! „Hey, Giedo.“, erwidere ich, als ich wieder halbwegs Luft bekam und schob mich an ihm vorbei. Wenn man in einen geschlossenen Raum kommt, strömen einem erst einmal jede Menge Gerüche entgegen, ja, man könnte sagen im ersten Moment stinkt es bestialisch, aber daran gewöhnt man sich schnell. An der Bar winkte ich den netten Barkeeper zu mir, bestellte mir einen Drink und kippte ihn auf Ex hinunter. Ich wurde an der Schulter an getippt, also drehte ich mich herum und stand einem alten Bekannten gegenüber, den ich - glüklicher Weise - seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Leider hatte er mich dieses Mal erwischt, bevor ich ihm aus dem Weg gehen konnte. Er hatte mich fast zwei Monate lang, jeden Abend angebaggert. Am Anfang fand ich ihn ja noch ganz nett, aber irgendwann war er einfach nur noch nervig. „Hey.“, knurrte ich nur und nickte ihm entgegen, er lächelte mich dümmlich an und ich verdrehte die Augen. So, genug gelabert. Ich quetschte mich an ihm vorbei und steuerte auf die Tanzfläche zu, mitten in die Menge. Zwischen halbnackten, schwitzenden Kerlen. Herrlich! Geben Sie es zu, das würde ihnen auch gefallen! Ein Kerl schmiegte sich beim Tanzen von hinten an mich und legte eine Hand auf meinem Bauch, um mich noch mehr an sich zu ziehen. Als ich mich umdrehen wollte, hielt er mich so fest, dass ich mich nicht bewegen konnte, der Typ zerquetschte mich fast, ich dachte schon, dass mir gleich die Eingeweide aus dem Mund schießen würden. Ziemlich eklige Vorstellung, ich weiß. Fast wäre mir ein „Auaa!“, heraus gerutscht, aber der Kerl lockerte seinen Griff sofort wieder und strich entschuldigend mit der anderen Hand über meine Schulter. Okay, dann konnte ich ihm eben nichts ins Gesicht sehen, aber wenn er so aussah, wie er tanzte, dann musste er klasse aussehen. Ich schloss kurz die Augen und hörte auf seinen Atem an meinem Ohr. Auf einmal ging die Musik aus und als ich die Augen aufriss war es stockdunkel, was mich kurz zusammenzucken ließ. Die Hand auf meinem Bauch war einen kurzen Moment verschwunden, aber jetzt legte sie sich auf meine Wange, woraufhin ich noch einmal erschrak, immerhin war es stockdunkel und ich konnte gar nichts erkennen. Zu schade, ich hätte ihn zu gerne von Vorne gesehen. In unserer Nähe hatte jemand sein Handy angeschalten und leuchtete jetzt in der Gegend herum. Doch noch bevor das Licht uns erreichte, legten sich zwei warme Lippen auf meine und klauten mir mal eben meinen Verstand, samt Hirn. Ich vergrub meine eine Hand in seinen dichten Haaren, die andere ruhte auf seinem flachen Bauch. Ich öffnete kurz meine Augen, ich konnte nicht viel sehen, obwohl ich das so gerne hätte. Meine Hand stoppte auf seinem Nacken, dort konnte ich eine dünne Linie spüren, vermutlich eine Narbe. So überraschend, wie er mich geküsst hatte, genauso plötzlich lösten sich seine Lippen von meinen und auch der Rest von ihm war verschwunden als ich meine Augen öffnete und nach ihm griff. In der nächsten Sekunde gingen Licht und Musik wieder an, großes Gemurmel ging in der Menge herum und alle machten da weiter, wo sie aufgehört hatten. Ich stand zwischen ihnen, auf meinen Zehenspitzen und suchte in den Leuten nach IHM. Es war sinnlos, ich wusste noch nicht einmal wie er aussah. Danach war der Abend für mich gelaufen, ich verließ den Club und schlenderte zur U-Bahnstation, um dort dann mit der nächsten Bahn nach Hause zu fahren und mich dort in mein Bett fallen zu lassen. Schlafen konnte ich lange nicht, das lag erstens an meinem bescheuertem Nachbarn, der über mir wohnt und alle paar Tage eine Party veranstaltet. Ich hatte einmal versucht ihn dazu zu bringen, dass er die Lautstärke etwas runter drehte, drei Stunden später hing ich kotzend über seiner Kloschüssel und hatte mir geschworen nie wieder Alkohol zu trinken. Zweitens liegt es daran, dass der Typ aus dem Club mir mein Hirn zwar zurück gegeben hatte, aber vorher darauf herum getrampelt war und einmal im Schleudergang durch die Waschmaschine gejagt hatte. So fühlte es sich zumindest an. Ich zog mein Kissen über den Kopf und summte ein Lied vor mich her, bis ich irgendwann einschlief. Endlich. * Mein bescheuerter Klingelton riss mich aus dem Schlaf. Frechheit. Ich griffelte nach meinem Handy auf dem Nachttisch, drückte auf irgendeinen Knopf und hielt das blöde Ding an mein Ohr. „Mja?“, murmelte ich halb ins Kissen, halb ins Telefon. „Guten Morgen, Herr Winter. Ich rufe wegen ihrer Brille an.“, eine freundliche Frauenstimme trällerte in den Hörer, sodass sich mir gleich sämtliche Nackenhaare aufstellten. Ein weiterer Punkt, den ich an Frauen einfach nicht leiden kann. „Morgen.“, knurrte ich und setzte mich langsam auf. „Sie können Morgen Nachmittag vorbei kommen.“, sang sie in den Hörer und ich hielt mir den Kopf. Junge, musste die denn so einen Lärm machen. „Geht klar.“, war meine Antwort, bevor ich auflegte und das Handy auf den Boden pfefferte. Übrigens habe ich heute frei, keine Arbeit. Ich sah auf meine Uhr, es war gerade mal halb Zehn. Sind die bescheuert mich zu dieser Uhrzeit anzurufen? Ich verkroch mich noch zehn Minuten unter meine Decke, dann rollte ich mich aus dem Bett und ging erst einmal in die Küche und setzte einen Kaffee auf. Der Blick in den Kühlschrank machte mir klar, dass ich Einkaufen gehen musste. Prima. Ich schlüpfte nur schnell in irgendwelche Klamotten, die ich aus dem Schrank zog und machte mich dann auf den Weg. Im Hausflur musste ich über ein paar Schnapsleichen drüber steigen, aber auch das war nichts Neues mehr. Ich selbst hatte ja auch schon miterlebt wie Partys von meinem lieben Nachbarn ausgehen. Ich hatte fast Mitleid, als ich einem Typen aus Versehen auf die Hand stieg, aber der hatte es gar nicht mitbekommen, also konnte es ja nicht allzu schmerzhaft gewesen sein. Das Einkaufen war schnell erledigt, der restliche Tag verlief auch eher öde. Die meiste Zeit lag ich auf meiner Couch und dachte an den vergangenen Abend. Im Hintergrund lief Musik, zwischendurch sah ich mir Unterlagen an, oder klickte mich ein wenig, auf meinem Laptop, durchs Netz. Ziemlich unspektakulär so ein freier Tag bei mir. Erst gegen Abend wurde es dann mal abwechslungsreicher, als mein Nachbar gleich die nächste Party schmiss und ich die Musik so laut hören konnte, dass ich meine Anlage ausschalten konnte. Die Eltern von ihm mussten auch öfter gefeiert haben, denn als sie seinen Namen ausgesucht hatten, mussten sie besoffen gewesen sein. Wer nennt seinen Sohn schon freiwillig >Edgar<. Ich beschloss Edgar einen kleinen Besuch abzustatten, konnte ja nicht schaden, schlimmer als das letzte Mal konnte es ja gar nicht mehr kommen. Ich zog die Haustür hinter mir zu und trottete die Stufen nach oben, bis ich vor seiner Tür stand und dagegen hämmerte, als nach dem ersten Klingeln keiner reagierte. Die Tür wurde aufgerissen und Edgar sah mich mit großen Augen an. „Aaron.“, sagte er freundlich, aber immer noch etwas verwirrt. „Hallo, Edgar.“, er hasst es, wenn ich ihn Edgar nennt. „Eddie!“, verbessert er mich sofort und wirft mir einen mahnenden Blick zu. „Geht klar, Edgar.“, grinste ich und schob mich an ihm vorbei in seine Wohnung. Es sah nicht viel anders aus, als das letzte Mal, bis auf die vollen Flaschen, die noch für die nächsten drei Stunden reichen müssten. Damals war das meiste schon leer, dennoch fanden Edgar und seine Freunde genug um mich abzufüllen. Noch ein Tipp: Gehen Sie niemals alleine auf eine von Edgars Partys, nehmen Sie sich einen Anstands-Wauwau mit. Tja, ich hatte meinen vergessen. Kaum hatte ich auf seinem Sofa, neben drei anderen Kerlen, platz genommen, schon wurde mir von einer schlaksigen Frau ein Getränk gereicht und sie platzierte ihren dünnen Hintern auf meinem Schoß. Wäre ich nicht erzogen, würde ich sie sofort anschreien, dass sie ihren halbnackten Arsch von meinen Beinen nehmen soll, aber da meine Eltern einen sehr guten Job bei meiner Erziehung machten, schob ich sie unauffällig von mir und blinzelte sie unschuldig an, als sie mich beleidigt anschmollte. Sie verzog sich daraufhin glücklicherweise und ich musste mich zusammenreißen nicht mit einem Taschentuch meine Hose ab zu putzen. Als ich gerade eine Viertelstunde da war, fingen die ersten Trinkspiele an. Eine Stunde später waren wir alle gut angetrunken und weil uns nichts anderes mehr einfiel, beschlossen wir, eine Runde Flaschendrehen zu spielen. Um das kindisch oder albern zu finden, hatten wir schon zu viel Intus. Bei meinem Glück zeigte die blöde Bierflasche natürlich gleich als erstes auf mich. Normalerweise bin ich ein Feigling und würde natürlich die Möglich der Wahrheit wählen, aber da ich eben schon etwas betrunken war, sagte ich tapfer „Plicht“ und kurz darauf stand ich in Boxershorts im Flur vor Edgars Wohnung. Für den Fall, dass sie jetzt Grinsen: Hören sie auf damit!!! „Das war eine dumme Idee!“, motzte ich und Edgar und die anderen lachten laut. „Stell dich nicht so an.“, sagte mein lieber Nachbar und klopfte mir auf die nackte Schulter. Warum war ich überhaupt dort hoch gegangen, es kam nie etwas Gutes dabei raus, warum hätte es dieses Mal anders sein sollen? Würde mich einer aus der Bank so sehen, würden sie wohl zu meinem Chef rennen und darum bitten, dass sich jemand anderes um ihre Finanzen kümmern solle. Meine „Aufgabe“ bestand daraus, dass ich halbnackt zur Tankstelle laufen sollte und ein paar Kondome kaufen sollte. Ich riss Edgar einen Fünfeuroschein aus der Hand und trottete fluchend die Treppen hinunter. Auf dem Weg zur Tankstelle versuchte ich immer hinter einem Auto oder irgendeinem Baum einen Sichtschutz zu finden, aber das gelang mir auch nur halbwegs erfolgreich. Außerdem fror ich mir meine Zehen ab, die ich mittlerweile wirklich kaum noch spürte vor Kälte. Ich betrat die Tanke, schnappte mir schnell eine Packung Kondome und klatschte sie auf den Tresen, zusammen mit dem Geld. Der Verkäufer musterte mich von oben und musste sich ein Lachen verkneifen, woraufhin ich ihn böse ansah und ihn daraufhin wies, dass ich etwas kaufen wollte. Nachdem er mir das Rückgeld gegeben hatte und mich wieder blöd angegrinst hatte, wollte ich wieder zurück gehen, aber gerade als ich nach Draußen treten wollte, sah ich durch die gläsernen Schiebetüren, dass ein Polizeiwagen an einer der Tanksäulen stand. „Fuck!“, entfuhr es mir und beinahe wäre ich hysterisch gewesen, aber ich versuchte mich zu beruhigen und ging hinter einem Regal in die Hocke. Das leise Schleifen der Türen auf dem gefliesten Boden war zu hören und kurz darauf lief der Polizist an mir vorbei. Sobald er einen Schritt weit von mir entfernt war, kam ich aus meinem Versteck und beeilte mich zur Tür zur kommen. Draußen rannte ich an der Waschanlage vorbei und versteckte mich erst noch einmal hinter einer LPG-Gas-Tankanlage. Ich atmete kurz durch und rannte dann weiter, bis ich einige Hundert Meter von der Tankstelle entfernt war. Völlig außer Atem kam ich Zuhause an, die Lust noch einmal zu Edgar zu gehen, war mir vergangen. Meine Klamotten würde ich mir irgendwann anders holen. Ich pfefferte die Kondome in meine Nachttischschublade, stapfte in mein Wohnzimmer und nahm mir ein Buch vom Stapel. Ich hatte mir angewöhnt, Bücher, die ich noch vorhatte zu lesen, auf einen Stapel im Wohnzimmer zu legen. Mit dem Buch verzog ich mich ins Bett und schlief irgendwann ein. * Am Morgen brummte mir mein Schädel und ich brauchte eine halbe Ewigkeit, bis ich meine Augen richtig öffnen konnte. Mein Frühstück bestand aus einem Kaffee und einer Schmerztablette. Im Anzug machte ich mich auf den Weg zur Arbeit, wo ich sofort fröhlich begrüßt wurde und auch gleich ein Haufen Arbeit auf mich wartete. In der Pause machte ich mich schnell auf den Weg zum Optiker und nahm mir beim Becker etwas zu Essen mit. Nach der Arbeit lief ich direkt zu diesem Alexander, da es sowieso in der Nähe meiner Arbeit war und ich mir so wenigstens das Porto sparte. Ich hatte immer noch meine alte Brille auf, denn schlauer Weise hatte ich die reparierte Brille in meine Schreibtischschublade in der Bank gelegt und schließlich dort vergessen. Als ich klingelte dauerte es eine Weile, bis er mir die Haustür öffnete, ich war schon kurz davor einfach wieder zu gehen und Morgen wieder zu kommen. Ich lief die Treppen bis in den vierten Stock, Alexander stand in der Wohnungstür und sah mehr als überrascht aus, als er erkannte, dass ich ihm einen Besuch abstattete. „Hi.“, sagte ich und nahm die letzten zwei Stufen auf einmal. „Dich habe ich hier nicht erwartet.“, knurrte er und zog eine Augenbraue nach oben. Er sah mindestens genauso gut aus, wie damals, als er mich über den Haufen gerannt hatte. Eine Jeans, die einfach toll aussah, dazu ein schlichtes weißes Shirt, dass perfekt zu seiner dunklen Haut passte. Er trug weder Schuhe, noch Socken. „Die Rechnung.“, motzte ich, und zog das kleine Blatt Papier aus der Innentasche meiner Jacke. Ich hielt sie ihm entgegen, aber er dachte gar nicht daran, sie entgegen zu nehmen. In aller Ruhe zog er eine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche, steckte sich eine zwischen die Lippen und hielt mir die kleine Schachtel entgegen. „Auch eine?“, nuschelte er mit der Kippe im Mund und ich überlegte kurz einfach abzulehnen, aber was sprach schon gegen eine Zigarette. Ich zog eine aus der Packung heraus und steckte die Rechnung vorerst wieder in meine Jacke. Und somit sind wir im Hier und Jetzt angekommen. Ich stehe vor der Haustür von Alexander, habe die Kippe in der Hand und die Rechnung bin ich immer noch nicht los. „Hast du Feuer?“, frage ich, er nickt und ich klemme die Zigarette ebenfalls zwischen die Lippen. Er zieht ein Zippo-Feuerzeug aus der Gesäßtasche, macht es an und hält es vor mich. Er macht keine Anstalten, mir mit der Hand etwas entgegen zu kommen, also gehe ich einen kleinen Schritt näher an ihn heran. Schlagartig ändert sich sein Blick, er schaut mir direkt in die Augen und grinst schief. Ich gehe einen kleinen Schritt und stehe jetzt direkt vor ihm. Für einen kurzen Moment scheint es so, als würde die Zeit stehen bleiben. Sein Atem auf meiner Haut, das Feuerzeug mit seiner heißen Flamme vor meiner Brust und seine tief grünen Augen direkt vor mir. Ganz Langsam bewegt er seine Hand zu meinem Gesicht und zündet mir meine Kippe an. Sein Blick wechselt dabei zwischen mir und der Flamme hin und her. Genauso langsam, zündet er seine Zigarette an und durchbohrt mich weiter mit seinem Blick. Mein Herz rast längst und mein Blick klebt an seinen Lippen, trotzdem spüre ich seine dunklen Augen auf mir. Ich ziehe an dem Glimmstängel, nehme ihn mit der Hand kurz aus meinem Mund und atme den Rauch zur Seite aus. Völlig Sinn frei ist die nächste Aktion von ihm, denn er nimmt seine Kippe aus dem Mund und drückt sie, nach nur einem Zug, neben sich am Türrahmen aus. Den Blick hat er noch kein einziges Mal von mir genommen. Er kommt noch einige Zentimeter näher an mich heran, nimmt die Zigarette aus meinem Mund und legt seinen Unterarm auf meine Schulter. Wäre mein Hirn ganz bei sich, hätte ich den Kerl schon lange weg geschubst. Tja, leider hat sich mein Grips schon vor einigen Minuten verabschiedet. Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm doch bitte, er solle seinen Arsch hier her, zurück zu mir, bewegen. Ich blicke in seine Augen und werde dabei fast wahnsinnig, bis ich es nicht mehr aushalte und meine Augen einfach schließe. In der nächsten Sekunde legen sich seine Lippen auf meine und die Welt um mich herum verschwindet einfach. Es gibt nur mich und den Kerl vor mir, der mir alle Sinne raubt. Meine Hand legt sich automatisch in seinen Nacken, eine weitere Angewohnheit von mir. Als ich eine feine Linie auf seiner Haut spüre, feiern meine Synapsen ein Fest, und ich habe das Gefühl ich würde vor Freude platzen. Er ist der Kerl aus dem Club, der, der mich geküsst hatte und unbedingt verhindern wollte, dass ich ihn sehe. Jetzt weiß ich auch warum, denn ich kannte ihn bereits. Ich schlinge beide Arme um seinen Hals, lehne mich gegen ihn und lasse ihn nicht einmal Luft holen. Dieser Arsch hatte mich fast zwei Tage lang in dem Glauben gelassen, dass ich den Kerl aus dem Club wohl nie wieder sehen würde. Irgendwann schafft er es doch, mich von ihm zu trennen und ich gebe ihm sogar ein paar Zentimeter zwischen uns. Seine Lippen sind gerötet und ein breites Grinsen ziert sein schönes Gesicht. „Die Rechnung musst du trotzdem bezahlen.“, sage ich bockig und Alexander fängt laut an zu Lachen. Er nimmt einen Zug von meiner Zigarette, hält sie mir hin, damit ich es ihm gleichtun kann und dann drückt er auch diese am Türrahmen aus. „Was machst du eigentlich Nachts nackt in einer Tankstelle?“, schmunzelt er und meine Kinnlade klappt nach unten. Natürlich! Kein Polizist fährt alleine mit einem Streifenwagen herum. „Kondome kaufen.“, sage ich ehrlich und wieder lacht er laut los. Dann lehnt er sich zu mir herunter. „Ich hoffe, du hast sie wenigstens dabei.“, flüstert er und gleichzeitig fährt er mit zwei Fingern in meinen Hosenbund. Ich grinse nur schief, natürlich habe ich sie dabei. Rein zufällig. Glauben Sie mir, es war wirklich Zufall! Langsam läuft er rückwärts in seine Wohnung und zieht mich langsam mit sich, bis wir weit genug im Flur stehen, und er die Tür schließen konnte. Es tut mir Leid, okay eigentlich tut es mir nicht wirklich Leid, aber ich verabschiede mich hier und jetzt von Ihnen, denn das was jetzt kommt, geht Sie nun wirklich nichts an. Bye! ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)