Realize the Real Lies von Danyu ([Akame...?]) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 – Outbreak ------------------------------- „a sudden violent spontaneous occurrence (usually of some undesirable condition)” Jin blickte sich in seiner leeren Wohnung um. Er hatte bereits den Vertrag gekündigt, seine Hunde zu seinen Eltern gebracht (er konnte sich nun in etwa vorstellen wie Kame sich gefühlt hatte als er Ran-chan abgegeben hatte… es brach einem schier das Herz), die Möbel verkauft, die er nicht mehr brauchte, einige Sachen verschenkt… er war froh, dass die Anderem ihm geholfen hatten. Dabei hatten sie auch Maiko kennengelernt. Nun, Freunde würden sie vielleicht irgendwann werden. Vielleicht. Nur Kame und Maiko kamen… gar nicht miteinander aus… Jin seufzte… es würden schwere Zeiten auf ihn zukommen. Sehr schwer… Kazuya hatte einige Tage zurück in die Klinik gemusst, nachdem der Arzt herausgefunden hatte, was mit den Tabletten passiert war. Zwangseinweisung. Er war eine Woche dort geblieben. Als er wieder raus kam… waren Jins Eltern bereits darüber informiert worden, dass sie Großeltern werden würden und der Umzug war schon im vollen Gange. Er hatte sich dann dem Rest der Band angeschlossen und Jin beim Sachen transportieren geholfen. Hatte ihm geholfen sie bei Maiko unterzubringen und den überflüssigen Kram zu sich genommen. Hatte versucht sich mit Maiko zu verstehen… doch von ihrer Seite schlug ihm nur Abneigung entgegen… also ließ er es bleiben und zeigte ihr ebenfalls die kalte Schulter. Jin würde damit leben können… Ein letztes Mal schaute er sich in den Zimmern um und schloss dann die Tür hinter sich, gab dem Hausmeister die Schlüssel und ging nach unten. Zeit um zu Maiko… zu sich nach Hause zu fahren… Dort angekommen stellte er fest, dass sie nicht da war. Mittlerweile was das häufiger der Fall. Er sah sie kaum… War wahrscheinlich auch besser so… so würde er sich entspannen können… morgen war der erste Tag seit zwei Wochen an dem er wieder würde arbeiten müssen. Nun kamen die Konzertvorbereitungen in die heiße Phase. Tanzschritte einstudieren, bis zum erbrechen immer und immer wieder würden sie die Reihenfolge wiederholen müssen, würden mit der Band üben müssen, bis ihr Timing stimmte, bis die richtigen Lieder zur richtigen Zeit gespielt wurden. Sie würden die Technik einweisen müssen und… Jin raufte sich die Haare. Gut, Konzerte waren wunderbar. Einfach einmalig… aber die Vorbereitung raubte einem den letzten Nerv. Lustig war auch immer das „Umziehen“ welches innerhalb weniger Minuten gelingen musste. Also… musste es auch geprobt werden… Jin legte sich auf die Couch und schlief ein. Er wollte nicht in dem Bett schlafen… da er wusste, dass Maiko sich früher oder später dazulegen würde… und es ekelte ihn einfach nur noch an… wenn er daran dachte, dass sie neben ihm schlafen würde… Koki rutschte unbehaglich auf dem Sofa herum. Er erinnerte sich noch ganz genau, was das letzte Mal passiert war, als Kame ihn und die anderen aufgefordert hatte mit ihm trinken zu gehen. Er betete zu allen Göttern, dass es diesmal anders laufen würde. Wenigstens etwas anders… ohne… komische Typen die sich an Kame ranschmissen. Er las den anderen aus den Gesichtern ab, dass sie ähnliche Gedanken hegten. Vor allem, da sie wirklich alle das Gefühl hatten dass… Maru beugte sich zu Koki. „Liegt‘s an mir oder sieht Kazuya so aus… als würde er aus Frust saufen?“, flüsterte er kaum hörbar und sah erstaunt/besorgt zu wie Kame sein… gut und gerne zwölftes Glass in den zwei Stunden, in denen sie nun hier saßen, leerte . Koki zuckte mit den Schultern. „Vielleicht“, flüsterte er zurück, sah mit großen Augen zu wie Kame sein Glas nachfüllte. Mit Wodka. Pur. Als Kame das Glas wieder hob hielt Ueda ihn am Arm fest. „Meinst du nicht… dass es reicht… fürs erste?“, erkundigte er sich vorsichtig, befreite mit seiner freien Hand das Glas aus Kames Griff und stellte es auf die Tischplatte. Kame hickste. Legte den Kopf auf den Tisch. Schaute von unten zu Ueda hoch. „Ich will aber noch“, schmollte er wie ein Kleinkind und langte (unbeholfen) nach dem Glass. Ueda schob es aus Kames Reichweite. Daraufhin schob der Jüngere die Unterlippe vor. „Tat-chan ist gemeiiiin~“, stellte er lallend fest. Ueda runzelte die Stirn. „Du bist… voll“, versuchte er seine „Gemeinheit“ zu erklären, aber Kazuya hörte ihm nicht zu. „Ne~, ne~ Taguchiiii~ gibst du mir das Glas?“, fragte er mit Hündchenaugen Junno. Dieser blickte hilfesuchend zum Rest der Band. Er war nicht erstaunt als er feststellte, dass ausnahmslos alle energisch den Kopf schüttelten. „Ehm… ich denke… du hattest genug…“ Kame schmollte. „Gemein, gemein, gemein, gemein~“, murrte er ohne Unterlass. Seine vier Freunde versuchten es auszublenden. Irgendwann reichte es Koki. „Okay, wir haben es verstanden, wir sind alle blöde, gemeine, hinterlistige, fiese Kerle, okay?“, knurrte er den Jüngsten an, der diesen Ausbruch mit einem Grinsen quittierte. „Ich hab Durst“, jammerte er aber gleich wieder los. Koki schob ihm ein Wasserglas hin. „Dann trink das hier.“ Kame blickte Koki an als sei er geistesgestört. „Will nicht.“ Eindeutiges Statement dem nichts hinzuzufügen war. Koki zog das Glas wieder weg. „Alkohol kriegst du aber nicht mehr!“ Und Kazuya hatte die Nerven einfach so, ohne Ankündigung, loszuheulen! Die vier starrten überrascht auf Kame. „Ihr habt mich alle nicht lieb!“, stellte er mit einer Endgültigkeit fest, dass sie sich sorgen machen würden… wenn er nicht total besoffen wäre… Ueda rollte mit den Augen. „Erinnert mich daran nie wieder zuzusagen, wenn Kame trinken gehen will, ja?“, bat er den Rest der Band sarkastisch, beugte sich dann zu Kame und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Doch, haben wir, das weißt du auch.“ – „Nein… gar nicht!“, meinte Kame und weinte weiter. Maru blickte an die Decke, als wären dort alle Weisheiten des Universums zu finden. Koki stützte seinen Kopf ab. Wartete, dass Ueda Erfolg haben würde. „Doch“, meinte Tatsuya. Lächelnd, gewinnend. Kame guckten ihn aus großen Augen an. „Ja?“, schniefte er. „Aber immer doch“, lächelte Ueda. „Du hast mich lieb?“ – „Mhm.“ Und schon fand er sich in Kames Armen wieder. „Ich mag dich auch Tat-chan.“ – „Freut mich“, würgte besagter hervor, löste Kazuya vorsichtig von sich (nicht, dass das Theater wieder von vorne losging…). Kame blickte auf die gegenüberliegende Tischseite, wo Koki, Maru und Junno saßen. Verschwörerisch beugte Kazuya sich wieder zu Ueda. „Und die haben mich auch lieb?“, fragte er nach, wollte sich vergewissern. Ueda lächelte ihm zu. „Fragen wir sie doch einfach“, schlug er vor, guckte nun auch die drei an. „Ne~, ne~ habt ihr Kazu-chan auch lieb?“, fragte Kame mit kindlicher Stimme nach. Sofort beteuerten alle drei, dass sie den Bandjüngsten sehr gerne hatten. Kazuya lächelte, aber fast sofort kamen wieder Gewitterwolken und brachten den Regen. Ueda blickte die Anderen verzweifelt an, aber sie wussten auch keinen Rat. „Kazuya… was ist denn jetzt?“, erkundigte sich Junno freundlich. „Jin mag mich nicht…“, schluchzte Kame und ließ den Kopf wieder auf den Tisch sinken. „Doch, das tut er bestimmt!“, rief Koki aus. Hand zur Faust geballt. „Nein, er hat mich nicht lieb“, meinte Kazuya traurig, bestimmt. Setzte sich auf und rieb die Tränen weg. Lächelte Koki an… und schnappte sich in dem Moment das Wodkaglas und leerte es schnell. Ueda starrte Kame an. Er hatte sie dummdreist zum Narren gehalten! Sobald das Glas leer war setzte er es ab und spielte mit ihm herum. „Jin hat mich nicht lieb“, murmelte er noch einmal leise. Koki verdrehte die Augen. „Noch einmal fallen wir nicht darauf rein“, knurrte er. Kame lächelte ihm traurig zu. „Aber es stimmt.“ Er schluckte den Klos runter, der sich im Hals angesammelt hatte. Sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft wenn er nur an Maiko… an Jin… an ihr Kind dachte… „Er hat mich allein gelassen“, hickste er. Und fing diesmal wirklich an zu weinen. „Ach, Mist“, schniefte er. „Er… er wird nicht mehr zurückkommen“, sagte er lachend während die Tränen immer noch seine Wangen runter kullerten. Ueda legte ihm einen Arm um die Schulter, sagte nichts. Wartete bis Kame sich beruhigt hatte. Grund des Frustsaufens erkannt. Natürlich… war es eine merkwürdige Situation für alle… aber… „Er hat dich doch nicht allein gelassen“, sagte Ueda verständnisvoll. Kame schniefte. „Er ist weggegangen. Weitergegangen. Ohne mich… das ist dasselbe…“ Kame wischte die Tränen weg, schubste Ueda (etwas härter als beabsichtig) von sich. „Ich will trinken“, stellte er fest. „Ich denke nicht… dass das so eine gute Idee ist“, murmelte Yuichi und versuchte (unauffällig) die Wodkaflasche aus Kames Reichweite zu rücken. „Ist mir scheißegal, ich will nicht an den Idioten und seine… seine… blöde, beschissene Schlampe denken“, fauchte Kame und nahm die Flasche in seinen Besitzt. Er schien einen Moment nachzudenken (diesen Moment nutzte Ueda um das Glas zu verstecken) und setzte dann die Flasche einfach an seinen Mund und trank aus ihr. „Kame!“, schrien die vier im Chor. Ueda entwand ihm die Flasche und stellte sie auf den Boden. Seufzte auf. Warum. War. Dieser. Abend. Noch. Nicht. Vorbei? In dem Moment spürte er eine Faust in seinem Gesicht. Verdutzt blickte er in Kames Richtung. Der Schlag war nicht präzise oder stark aber… Ueda blickte Kame wütend an, hob selber die Hand, ballte sie zur Faust…. Und hatte wieder Kazuya als modischen Schmuck um den Hals hängen. „Es tut mir leid“, murmelte er wie in einem Mantra. Schluchzte wieder auf. Koki beugte sich über den Tisch. „Kame…“, flüsterte er. „Du… du liebst… ihn, oder?“ Kame lachte bitter auf. „Den Volldeppen?“ Schluchzte wieder. Sagte nichts. Aber das war auch Antwort genug. Langsam schien in seinem alkoholumnebelten Hirn die Information angekommen zu sein, was er da… verraten hatte. „Nichts sagen“, flüsterte er dann leise. Flehend. „Wenn Jin… oh Gott…“ Ueda legte seine Arme langsam um den Anderen. „Jetzt hasst ihr mich sicher“, lachte Kazuya freudlos auf. „Warum sollten wir?“, fragte Maru nach. „Meint ihr… ich bin blöd?“, hickste er dann. „Ich hab… ich hab doch gesehen, wie ihr mich angeguckt hab… als… als ich mit dem Typen geknutscht hab. Und ich es toll fand!“ Das letze Wort schrie er fast. Die anderen zuckten zusammen. „Es ekelt euch an! Ihr seid… ihr seid…“ Er riss sich von Ueda los, stand auf und bahnte sich einen Weg vom Tisch weg durch irgendwelche tanzende Paare. Es dauerte vier Sekunden in denen die Zurückgeblieben nicht wirklich realisierten was passiert war. Zwei weitere um aufzuspringen. Und in diesen insgesamt sechs Sekunden hatte Kame es geschafft wie spurlos zu verschwinden. „Fuck“, fasste Koki den Gedankengang aller treffend zusammen. Ohne sich abzusprechen gingen sie in verschiedene Richtungen um den Jüngsten zu suchen. Koki fand ihn kurz darauf in einer… nun, sagen wir einfach es war gut, dass Koki derjenige war der Kame in dieser doch… ziemlich eindeutigen Stellung mit irgendeinem anderen Typen fand. Fest umschlugen… Hemd… wohl irgendwo verloren und… Koki konnte nicht genau sagen wessen Zunge wo drin steckte. Ob Kames nun in dem Mund von dem Typen oder… umgekehrt… Weniger gut an der ganzen Situation war… dass er nicht wusste was er machen sollte. Gebannt schaute er zu wie der Kerl seine Hand über Kames Oberkörper gleiten ließ, der Hose immer näher kam… Koki schluckte. Gut, nun hatte er einen Grund. Sowas… machte man nicht auf einer öffentlichen Tanzfläche. Erst Recht nicht dann, wenn man ein Idol war. Er sammelte all seinen Mut zusammen, ging auf die beiden Figuren zu (die locker als eine durchgegangen wären, so nah waren sie aneinander dran), packte den Jüngeren an der Schulter, quetschte seinen freien Arm zwischen die Oberkörper der beiden und zwängte sie auseinander. Er hoffte bloß, dass bei dieser Prozedur niemanden die Zunge abgebissen wurde. Kame ließ sich mit relativ wenig Gegenwehr zur Seite schieben, aber der andere Typ war unglaublich penetrant. „Hey! Wer bist du denn? Lass uns doch Spaß haben!“, meinte er in einem sehr unfreundlichen Tonfall. Koki stellte sich beschützend vor Kame. Der sich versuchte am Rapper vorbei zu mogeln. Ja, das war doch die Höhe! Er hob seinen Arm und blockierte so den Weg für den Jüngeren. „Zufälligerweise… eh…“ Koki war noch nie gut in Notlügen. Vor allem nicht in so einer Situation. Kazuya piekte ihn von hinten ständig in die Seite, in der Hoffnung Koki wegzubewegen. Ohne Erfolg. Es war nicht… fördernd, dass der Typ der mit Kame… rummachen wollte eindeutig größer und stärker war als der Rapper. „Zufälligerweise ist das hier mein Bruder!“, stellte Koki mit möglichst viel Zuversicht fest. „Was quatscht du da für einen Blödsinn, bin ich nicht“, nuschelte Kame, hoffentlich nicht laut genug für diesen Bodybuilder. „Ja und? Ist dein kleiner Bruder nicht alt genug um selber zu wissen was er will?“, meinte er bedrohlich und trat etwas näher. „Koki~“, meinte Kazuya in just dem Moment hinter ihm. Koki schluckte. „Er… er weiß nicht… er ist betrunken!“, stellte Koki fest. Das war eine Tatsache die konnte man nicht leugnen. „Bin ich nicht!“ Okay. Man konnte es versuchen. „Bist du wohl, du bist sturzbesoffen, sonst würdest du dich niemals auf so einen… Kerl einlassen!“, belehrte Koki ihn in einem Tonfall der für ältere Brüder reserviert ist, wenn sie mit ihren eindeutig betrunkenen jüngeren Brüdern reden. Oder so. „Ich will aber“, maulte Kame, der… nun überhaupt wie ein Kleinkind klang. Koki fragte sich wo der Rest blieb, da der Typ wieder einen Schritt näher kam und nicht so aussah, als würden ihn ein paar Worte aufhalten. „Da hast dus gehört. Er will mich aber.“ Seine Stimme klang fast wie ein Schnurren. Wenn er kleiner und überhaupt niedlicher wäre… Es klang so als würde ein Tiger versuchen nett zu klingen während er sein Junges vor einem Raubtier verteidigt. Also… ziemlich… angepisst. „Er… er weiß nicht was er sagt“, verteidigte Koki seinen kleineren Bruder. „Koki, ah, Gott sei Dank, du hast Kame gefunden ich…“ Junno verstummte. Schaute den Bodybuilder an. „…hole Tatsuya“, beendete er galant seinen Satz und tauchte wieder in der Menge unter. Koki wollte ihm hinterherschreien, dass er sich gefälligst beeilen soll… aber da war der Sonnenschein auch schon weg. Koki blickte zu dem Kerl auf. „Wenn ich du wäre würde ich jetzt gehen“, schlug er freundlich vor, drängte Kazuya etwas zurück. „Was… wenn deine Verstärkung eintrifft?“ – „Bevor sie eintrifft“, hüstelte Koki. Danach war es egal ob der Typ blieb oder weg ging… wenn er jedoch beschloss vorher eine Schlägerei anzufangen… hatte Koki schlechte Karten. Leider… hatte er vor vorher schon die Fäuste sprechen zu lassen. Unter dem ersten Schlag duckte Koki sich weg, der zweite traf ihn frontal in die Brust raubte ihm den Atem. Der nächste Schlag sollte wohl seinem Kopf gelten, aber Kame hatte sich gegen den Bodybuilder gestemmt und es geschafft ihn ein paar Schritte zurückstolpern zu lassen. Den ließ das unbeeindruckt. Er änderte seine Taktik, griff Kame in die Haare und schmiss ihn gegen eine Wand. Koki rappelte sich auf, sah gerade noch wie Kame gegen die Wand geklatscht wurde und trat dem Mistkerl in den Unterschenkel, er knickte kurz weg, holte erneut aus und fand eine Faust in seiner Wange wieder. Ueda war gekommen. Mittlerweile hatte sich eine Menschentraube um sie gebildet, Anfeuerungsrufe erschollen durch den gesamten Laden. Und dann… oh Wunder… tauchte wie aus dem nichts die Security auf. Koki schloss die Augen als sie sich zwischen die Kämpfenden stellte. Das war… schlecht. Sehr schlecht. Es waren schon Menschen aus Johnnys Entertainment geflogen, nur weil sie zu viel getrunken hatten. Jetzt hatten sie die Situation… dass einer ihrer Bandmitglieder eindeutig zu viel intus hatte… und zwei sich mit einem… irgendeinem dahergelaufenen Typen geprügelt hatten… der zu allem Überfluss… mit dem betrunkenen Bandmitglied… Er öffnete die Augen, tauschte einen Blick mit Tatsuya und wusste, dass dieser genau das Gleiche dachte. Sie saßen sowas von in der Patsche… Jin setzte sich auf dem Sofa auf, streckte seine schmerzenden Glieder. Sah, dass Maiko ihm eine Zeitung auf den Tisch gelegt hatte. Schlug sie auf. Und erstarrte. Schlägerei in Bar KAT-TUN rastet aus Jin atmete tief ein. Das… konnte doch nur ein schlechter Scherz sein? Er starrte für einige Momente sprachlos die Zeitung an. Erwartete fast, dass jemand „April, April“ rief und sich freute, dass er auf diesen… Mist hereingefallen war. Aber es passierte nicht… Also las er weiter. „Tanaka Koki… Ueda Tatsuya… wehrlosen Mann angegriffen… Grund des Streites unklar… Kamenashi Kazuya ebenfalls verwickelt…“, murmelte er beim Lesen. Tastete automatisch nach seinem Handy, das neben ihm zu liegen hatte. Immerhin hatte es ihn geweckt. Als er den letzten Absatz erreichte („Zur Zeit laufen noch die Untersuchungen der Polizei“) fand seine tastende Hand endlich das gute Stück. Wie von Sinnen tippte er Kames Nummer ein. Und fand heraus, dass dieser sein Handy immer noch ausgeschaltet hatte! Er versuchte es auf dem Festnetz, hatte die Hoffnung schon aufgegeben, als ein Klicken zeigte, dass der Hörer abgenommen wurde. „Kamenashi?“, hörte er Kazuyas Stimme aus dem Telefon. Müde. Fertig… schuldig… „Kame? Ist alles okay? Ich hab gerade die Zeitung gelesen und… das ist doch eine Lüge oder? Ich mein, warum sollten Koki und Tatsuya sowas tun? Und dir geht’s doch auch gut? Sag mir, dass es ne Zeitungsente ist. Bitte! Ach Mist, sag überhaupt was!“ Er plapperte noch eine Weile weiter, bis ihm auffiel, dass Kame eher nichts sagen konnte, solange er ihn nicht zu Wort kommen ließ. „Also? Sag schon“, deutete er an, dass er nun die Klappe halten würde. Kame schwieg eine Weile. Dann holte er Luft. „Doch, es gab eine Schlägerei“, sagte er kläglich. „Koki und Tat-chan… sie müssen heute mit Johnny-san darüber sprechen… wird… noch entschieden… was es für Konsequenzen geben wird… und… naja… ich muss auch noch mit ihm reden“, schloss er kleinlaut. „Du? Warum? Da stand zwar, dass du beteiligt warst aber… schuld waren doch…?“ – „Nein!“, unterbrach Kame ihn heftig, wütend. „Koki und Tatsuya trifft keine Schuld! Ich habe mich dämlich benommen und sie haben mir nur geholfen!“, fauchte Kame in den Hörer. Jin zuckte zusammen. „Du?“, fragte er misstrauisch nach. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Kame, Kazuya (!) eine Schlägerei anfing. „Ja, ich… meinetwegen“, er hörte wie Kame versuchte sich zu sammeln. „Wir müssen Schluss machen… ich muss zu Johnny-san… er darf nicht… ich ruf dich später an…“, murmelte Kazuya zusammenhangslos. „Kame!“, rief Jin noch in den Hörer. „Ja?“ – „Ich kann dich letztens nicht mehr auf dem Handy erreichen…?“, erkundigte sich der Ältere schnell, wollte ihn in Reichweite wissen wenn was wäre. „Es ist kaputt“, sagte Kame rasch. „Aber… ich muss jetzt wirklich…“ Jin hörte ein Klingeln. „Das ist Koki, bis später!“ Jin hörte wie Kame auflegte. Wütend schlug er mit der Hand auf die Couch. „Verdammte scheiße!“, rief er aus und sprang auf. Er musste irgendetwas tun, sonst würde er durchdrehen! Also… beschloss er zu Johnnys Entertainment zu fahren. Eigentlich sollten sie sich da ja auch heute treffen… und ihm hatte niemand offiziell gesagt… dass das Treffen abgeblasen worden war und… ach, er brauchte doch gar keine Ausrede! Er musste wissen wie die Zukunft aussah, er musste wissen welche Sanktionen sie treffen würden… schnell zog er sich an, würgte eine Scheibe Brot runter und machte sich auf den Weg. „Wenn ihr drei mir also bitte sagen würdet was das sollte“, endete Johnny-san gerade seine imposante Rede. Besagten drei starrten lieber auf den Fußboden als ihrem Boss ins Gesicht zu blicken. Er war zwar für seinen Humor bekannt… aber sie kannten ihn auch anders. So wie jetzt. Ernst, unnahbar. Keiner der drei wagte etwas zu erwidern. „Oder wenn ein Vorschlag käme, was ich mit euch machen soll… Oder einen Wink mit dem Zaunpfahl was ich den Medien, der Polizei sagen soll. Jede Meinungsäußerung ist mir willkommen.“ Seine Stimme klang nach Zuckerbrot. Und Peitsche. Mehr nach Peitsche. Sie konnten nichts sagen. Sie wussten nicht was dieser Riese sagen würde… ob er etwas über… Kazuyas Interesse sagen würde. Und von sich aus… würden sie es niemanden auf die Nase binden, das hatten sie im Auto schnell abgesprochen, auch wenn Kame protestiert hatte, dass es immerhin alles seine Schuld war. Auch wenn er sich tausend Mal entschuldigt hatte, dafür wie es gekommen war, dass er gesagt hatte, er würde die ganze Bestrafung auf sich nehmen, dass sie keine Schuld treffe… Ueda hatte ihm gedroht, dass er gleich auch noch ihn vermöbeln würde wenn er nicht Ruhe gab. Sie seien Freunde, und als solche würden sie zusammenhalten. Egal was komme. Kame hatte noch versucht die beiden umzustimmen und da hatte Tatsuya ihn tatsächlich in den Bauch geboxt. Kazuya war ruhig geworden. Hatte nur noch ein „Danke“, herausgepresst und sich den schmerzenden Bauch gerieben. Und nun… standen sie da… und sagten nichts. „Ich warte!“, informierte sie Johnny-san, seufzte dann entnervt auf und ließ sich in seinen Stuhl sinken. „Euch ist klar, dass ich irgendeine Erklärung brauche, ehe ich euch gehen lasse? Und auch bevor ich eine Entscheidung treffen kann was passiert.“ Schließlich erbarmte sich Ueda der Situation. „Wir… waren zusammen in der Bar… alle, bis auf Akanishi-kun“, murmelte er leise. „Wir haben Kamenashi-kun aus den Augen verloren und sind ihn suchen gegangen…“ – „Wo warst du?“, fragte Johnny sofort Kame, der leicht zusammenzuckte. „Ich… ich… auf der Tanzfläche… etwas… den Alkohol abbauen…“ – „Was wohl auch bitter nötig war.“ Johnny bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. „Ich dachte ich habe dir schon vor Jahren gesagt, wie das mit dem Trinken und dir ist? Lass die Finger davon. Es war schon damals schwer genug deine Aussetzer zu vertuschen als ihr noch nicht so bekannt ward. Und jetzt?“ Johnny gestikulierte hilflos. „Nach ein paar Jahren wollte der Herr es wohl wieder versuchen?“, erkundigte er sich bedrohlich, angriffslustig. Kazuya schwieg und starrte immer noch auf den Boden. „Eine Schande!“, stellte Johnny fest und schnalzte mit der Zunge. Dann blickte er Ueda an. „Und weiter?“ – „Tanaka-kun hatte ihn zuerst wiedergefunden…“ Wieder wurde er von Johnny unterbrochen. „Und warum erzählst du dann? Tanaka! Aber bisschen plötzlich, was war los?“ Koki schluckte. Ja was war da los gewesen? „Ich wollte, dass Kame wieder zu uns kam. Dieser… Typ war davon nicht angetan, ich weiß nicht was er hatte… jedenfalls… als wir gehen wollten hatte er uns gegen die Wand gedrängt und… ich meinte er solle uns in Ruhe lassen, dass sicherlich gleich mehr Freunde kommen würden. Ich war dämlich.“ Koki flehte, dass der Bodybuilder nicht allzu sehr von dieser Version abweichen würde wenn er alles der Polizei erzählte. Was für eine Scheiße. „Naja, jedenfalls hat er sich davon nicht beeindrucken lassen. Zuerst dachte ich, dass es geklappt hatte… und dann hatte er mich schon geschlagen. Ich versuchte auszuweichen aber… wenn Kame…nashi-kun sich nicht gegen den Typen geworfen hätte, sagen wir es täte mir jetzt weitaus mehr weh…“, erklärte Koki, nun wieder auf dem sicheren Boden der Tatsachen. „Der… Typ hat Kame gegen die nächstbeste Wand geworfen, wieder nach mir ausgeholt und dann kam auch schon Ueda-kun. Ehe die ganze Situation eskalieren konnte haben die Sicherheitsleute eingegriffen… Den Rest wissen Sie ja schon…“ Und das hier eigentlich auch, jedenfalls eine ähnliche Version der Polizei, dachte er noch giftig, entschied sich aber dafür, dass es besser war das nicht auszusprechen. „Da habt ihr ja schönen Mist gebaut“, fasste Johnny die Ereignisse noch mal knapp zusammen. „Ein Betrunkener und zwei Schläger. Wobei die Schläger natürlich die größeren Ärsche sind.“ Koki und Ueda blickten auf. Kame ballte die Hände zu Fäusten. „Ich wünschte es wäre so einfach, dass ich euch alle drei einfach rausschmeißen könnte“, fauchte Johnny-san. „Aber ich fürchte das geht nicht, nicht bei dem Geld, das ihr noch einbringt. Verflucht!“ Er stand auf und fing an im Raum auf und ab zu laufen. Die drei erlaubten sich ein erleichtertes Aufseufzen, sie würden nicht aus Johnnys Entertainment fliegen. Wenigstens etwas. „Eine Gehaltskürzung werdet ihr auf jeden Fall schon unterschreiben und zwar sobald ich fertig bin… die Zettel liegen schon bereit, meine unfähige Sekretärin muss sie nur noch reinbringen“, sagte er zu niemanden bestimmten. „Ihr werdet euch öffentlich entschuldigen müssen, alle drei, habt ihr das verstanden?!“ Zustimmendes Gemurmel. Natürlich hatten sie es verstanden. „Dann werden wir noch sehen, was die Polizei zu diesem Desaster zu sagen hat… falls sich nichts Schwerwiegendes ergeben sollte… kann ich euch keine weitere Strafe zukommen lassen. Wenn aber… herauskommt, dass ihr mir irgendetwas verschwiegen habt werdet ihr euch wünschen nie geboren worden zu sein!“, versprach Johnny, rief seine Sekretärin herein und ließ die drei jeweils ein paar Blätter unterschreiben, die besagten, dass sie für ein Jahr weniger Gehalt erhalten würden. Das war zu schaffen. Sie verbeugten sich vor Johnny-san, entschuldigten sich und bedankten sich bei ihm, verließen den Raum. Sie gingen schweigend den Flur entlang, warteten auf einen Aufzug. „Das ist doch noch glimpflich gelaufen…“, meinte Ueda müde. Koki nickte. „Ich hatte mit einem Rauswurf gerechnet…“ – „Ich auch…“, murmelte Kazuya. „Es tut mir leid“, setzte er hinzu. Koki klopfte ihm kameradschaftlich auf den Rücken. „Ist doch alles in Butter“, meinte er mit einem Grinsen. Ueda nickte. Alle drei wussten dass es aber vor allen Dingen darauf ankam, was dieser Typ sagen würde… „Kame?“, setzte Koki an als sie endlich im Aufzug standen. „Hm?“ – „Tu mir einen Gefallen…“ – „Welchen?“, fragte Kazuya misstrauisch nach. „Ich weiß, dass du es nicht leicht hast“, setzte Koki an, sprach nicht laut aus was genau er meinte… es war auch so klar. „Aber bitte, bitte, bitte gewöhn dir solche Dummheiten ab. Meinetwegen kannst du daten wen du willst. Da hab ich absolut nichts gegen, die anderen übrigens auch nicht. Aber nicht in der Öffentlichkeit… nicht wenn du betrunken bist. Ach, ich fass es so zusammen: Trinke nichts wenn wir nicht bei jemanden zu Hause sind“, stöhnte der Rapper. „Und bitte, mach das nicht nur weil du frustriert bist weil… naja… ein gewisser jemand eben nicht zu haben ist. Wenn du dich auf was einlässt, dann weil du es willst, okay?“ Kame lief hochrot an, leckte sich mit der Zunge über die Lippe, betrachtete wieder den Boden zu seinen Füßen. „Alles klar großer Bruder“, murmelte er letztendlich. Koki lachte los. Ueda rollte mit den Augen. „Okay, klärt mich auf, was habe ich verpasst?“ – „Also, das war so~“, setzte Koki genüsslich an. Kame vergrub sein Gesicht in den Händen; es konnte nur peinlich für ihn enden. Die Fahrstuhltür öffnete sich und die drei traten in die Eingangshalle, Koki immer noch mitten in seiner Erzählung (Kame tat so als gehöre er nicht zu den beiden Anderen… es war zwecklos…) als sie von drei weiteren Personen ange…schrien wurden. „Und?“ Hörten sie Junno, Maru und Jin als sie sich rasch näherten. Sobald Koki Jin erblickte stoppte er in seiner… sehr interessanten Erzählung. „Wie wars?“, fragte Jin besorgt, musterte alle drei genau. „Hätte schlimmer enden können“, meinte Koki achselzuckend. Ueda hüstelte. „Eh… es kann noch schlimmer kommen“, korrigierte Koki sich rasch. „Wieso?“, erkundigte sich Jin rasch. Er hasste es wenn er nicht genau wusste worum es ging und immer alles nur erzählt bekam. „Wir haben… einige Tatsachen so umgebogen… dass wir aus dem Schneider sind… Die Frage ist nur… was unser Rüpel bei der Polizei aussagen wird…“, erklärte Ueda hilfsbereit. „Wieso das? Rauskommen tuts eh“, meinte Jin stirnrunzelnd. „Sowas kann nur in die Hose gehen und dann haben wir den Salat weil ihr gelogen habt!“ Er bemerkte wie ausnahmslos alle betreten zu Boden schauten. Alle. „Was zur Hölle ist los?“, knurrte Jin. „Nichts worüber du dir sorgen machen müsstest. Sag an, wie geht’s Maiko-chan?“, versuchte Koki den Sänger abzulenken. Der sich nicht darauf einließ. „So wie gestern auch schon. Was ist los?“ – „Nichts“, meinte Kame leise. „Ich hab Hunger“, setzte er noch hinzu. Koki klatschte in die Hände. „Dann lass uns Essen gehen!“, versuchte er seinem Freund aus der Situation zu befreien. Jin schaute misstrauisch vom Einem zum Anderen. „Ich sagte ich will wissen was los ist“, meinte er betont ruhig. Koki zerrte Kame Richtung Ausgang. Jin stellte sich ihnen in den Weg. „Kazuya?“, versuchte er sein Glück. Kame biss sich auf die Lippe. „Ich muss wirklich dringend etwas in den Magen bekommen… also… eh“, stammelte er und versuchte sich an Jin vorbeizuschieben. Dieser hielt ihn am freien Arm fest. „Ihr alle wisst was los war, nur ich nicht, soll das fair sein?“ – „Ja?“, versuchte Koki sein Glück. Leider sagte Kame zur selben Zeit „Nicht wirklich…“ Koki bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. Ueda legte Jin beruhigend einen Arm auf die Schulter. „Es ist nichts. Ehrlich. Wir haben nur ein paar von uns ausgeteilte Schläge verschwiegen.“ Einen Augenblick dachten sie Jin würde es schlucken. Einen Augenblick… Leider war er heute nicht Bakanishi genug. „Aha. Und wieso habt ihr so eine Kleinigkeit nicht schon von Anfang an gesagt?“, fragte er bedächtig. Alle schluckten. „Ehm?“, erklärte Maru sich. Sie alle. Niemand wusste eine kluge Antwort. Jins Augen blitzten gefährlich auf. Kame versuchte sich aus seinem Klammergriff zu befreien. Hoffnungslos. Dieser Versuch jedoch war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Jin war stärker. Und sein Misstrauen war nun riesig. „Also?“ Kame schaute betreten zu Boden. Versuchte noch einmal seinen Arm zu sich zu ziehen. „Wir… haben ihm nicht gesagt was für eine Rolle ich in dem ganzen gespielt hab, zufrieden?“, murmelte der Kleinere. „Nein.“ Die Antwort überraschte Kazuya etwas. Er hatte schon mit einem „ja“ gerechnet. „Und was gefällt dir daran nicht?“, fragte Junno scheinheilig. Jin kochte. Sie alle wussten was los war. Alle. Wieso weihten sie ihn nicht ein? „Und was war jetzt deine Rolle?“, fragte er bedrohlich nach. Kame zuckte zusammen. „Nicht weiter wichtig“, redete er sich heraus. Jin zog die Augenbrauen zusammen. „Wichtig genug, dass es schlimmer werden kann ist es, aber nicht wichtig genug um es mir zu sagen?“ – „Jin, ernsthaft… es ist nichts“, versuchte Maru ihn nun zu beschwichtigen. Ebenfalls ohne Erfolg. „Ihr benehmt euch ja so als hätte… ach keine Ahnung!“ Jin fing an zu lachen. Er wollte die Stimmung etwas lockern. „Als hätte man Kazuya und den Typen beim Sex erwischt oder so!“ Kame lief sofort knallrot an. Niemand lachte. Jins Kinn klappte nach unten. „Ne jetzt oder?“ – „Also…“, fing Kame an. Stotterte. Stolperte über seine eigenen Worte. Jin starrte ihn wortlos an. Wollte, dass er verneinte. Wollte, dass er alles abstritt. „Also, Sex ist zu viel gesagt“, meinte Koki vage. Verlegen. „Nein“, stellte Jin fest. „Ihr verarscht mich.“ Kame kaute auf seiner Lippe herum. Sah aus als würde er am liebsten im Erdboden versinken. Jin packte Kame nun an beiden Armen, riss ihn förmlich aus Kokis Griff und schüttelte ihn rabiat. „Sag, dass ihr mich verarscht!“, fauchte er. „Jin! Spinnst du?“, knurrte Ueda und sah so aus als wäre er kurz davor eine neue Prügelei zu starten. Akanishi fing sich langsam wieder, hörte auf. Atmete nur noch schwer. „Das ist ein schlechter Scherz.“ – „Wir… haben uns nur geküsst“, murmelte Kazuya, die Augen auf alles gerichtet, nur nicht auf seinen Gegenüber. „Geküsst?“, fragte Jin schwach nach. Versuchte es sich vorzustellen. Er… hatte… „Sag mir jetzt nicht… dass du wirklich… schwul… bist…“ Kame blickte auf, zog seine Augenbrauen zusammen, hob eine Hand, betrachtete sie kurz und knallte Jin mit voller Kraft eine. „Arsch“, flüsterte er, drehte sich ohne jedes weitere Wort um und stolzierte Richtung Ausgang. Stoppte plötzlich und drehte sich zu Koki um. „Ich dachte wir wollen was essen gehen?“ – „Eh… ja…“ Koki blickte noch einmal verblüfft zu Jin und schloss sich dann dem Jüngeren an. Jin starrte ihnen hinterher. „So habe ich das nicht gemeint!“, brüllte Jin plötzlich los, Ueda, der immer noch direkt neben ihm stand, zuckte zusammen. Jin rannte Kame hinterher, drehte ihn um. „Das… klang grad wie… wie ein zweiter Bär, ich weiß“, murmelte er leise. Hoffte, dass Kame ihn verstand. „Oder wie ein ganzer Karren Bären um genauer zu sein…“ Zu seiner Erleichterung sah er ein verräterisches Zucken in Kazuyas Mundwinkeln. Er wollte nicht lächeln… war aber kurz davor. „An sich ist es mir vollkommen wurscht ob du jetzt mit Männern, Frauen oder… nein warte, das klingt jetzt wieder scheiße…“ Frustriert raufte er sich die Haare. „Tun wir so als hätte ich meine letzte Frage nicht gestellt, ja?“, bat er schließlich. Und nun grinste Kame. „Okay… versuch dich zu verbessern, langsam brauchst du deine Chancen aber auf Akanishi“, warnte Kame ihn. „Oh… das ist mies…“, meinte Jin kleinlaut und zog den Kopf etwas zurück. Schrumpfte so um einige Zentimeter. „Ehm, ich wollte eigentlich fragen… eh… Stimmt es also doch, dass du eher Männern zugetan bist? Nur aus reiner Neugier natürlich. Ich habe nichts dagegen es kommt nur… etwas… überraschend. Weißt du was ich gerade feststelle?“, fuhr er nachdenklich fort ehe Kame irgendetwas sagen konnte. Dieser schüttelte den Kopf. „Egal wie man es sagt es klingt scheiße…“ Kame lachte leise. „Ich glaube du hast in dem einen Punkt recht.“ Jin lächelte erleichtert. „Ich weiß es nicht. Jedenfalls… ah… doch… ich denke… vielleicht… ich weiß nicht“ – „Du drehst dich im Kreis“, stellte Jin sanft fest. „Tu ich das?“, fragte Kame verwirrt. Nun lachten alle los. „Ja.“ Koki klopfte ihm auf die Schulter. „Tust du.“ – „Ist ja eigentlich auch egal“, murmelte Jin. „Werden wir spätestens dann wissen wenn du uns deine Freundin oder deinen Freund vorstellst.“ Er sah wie Kames Lächeln verschwand. Wollte nachfragen. Und hörte wie Kokis Magen sich meldete. „Nun sollten wir aber wirklich gehen“, meinte der Rapper und zog Kame wieder mit sich. Das war… in der Tat knapp gewesen. Kaum waren sie draußen seufzte Kame gequält auf. „Koki?“ – „Ja?“ – „Versprich mir, dass du mich von Alkohol fern hältst…“ Koki nickte. „Kein Ding!“, versicherte er, in der Hoffnung, dass es besser laufen würde als gestern. Koki schubste Kame freundschaftlich in ein italienisches Restaurant was er letztens mit Maru für sich entdeckt hatte. Das Essen hier schmeckte einfach köstlich! Er suchte sich einen Platz in dem eher unbelebteren Teil des Restaurants, nahm die Karte die ihnen der Kellner brachte. Bevor er sie studierte warf er Kazuya einen warnenden Blick zu. Er würde die Finger von allem lassen was einen betrunken machen könnte. So wahr er Tanaka Koki hieß! Aber seine (und Kazuyas) Sorge schien unbegründet. Der Jüngere bestellte sich Spagetti (ohne Tomaten, Koki rollte mit den Augen) und ein Glas Wasser. Koki entschied sich für eine Pizza und Cola. „Du magst Tomaten immer noch nicht?“ – „Sie sind eklig“, stellte Kazuya kategorisch fest. Koki seufzte. „Letztens hast du sie nicht abbestellt“, murrte er. „Ach, und das weißt du noch?“ Kame grinste süffisant. Koki schlug ihn gegen die Schulter. „Ich finde nur deine Abneigung interessant, bilde dir nichts darauf ein Freundchen“, erwiderte er freundschaftlich. „Und sie waren übrigens weg als die Teller abgeholt wurden. Also letztens, die Tomaten“, brachte Koki sein Gesprächsthema erneut zum Vorschein. „Letztens“, erklärte Kame traurig, „war mein lebender Mülleimer dabei.“ Koki prustete los. „Wenn Jin wüsste wie du ihn nennst…“ – „Weiß er doch“, Kame grinste. „Echt?“ Kokis Augen weiteten sich. „Ja. Angetan ist er davon nicht, aber man kann nicht alles haben“, sagte Kazuya leichthin, machte dem Kellner Platz so dass er das Wasser abstellen konnte. Koki tat es ihm kurz darauf nach. Koki grinste immer noch von einem Ohr zum anderen. „Johnny-san hat mir schon ein Angebot für ein Drama vorgelegt“, erzählte Kazuya nach einer Weile des Schweigens. „Was?“, fragte Tanaka nach. „Schon? Und… Häh? Er hat uns doch gerade zur Sau gemacht?“ – „Davor, du Idiot!“, seufzte Kame auf. „Ach… so…“, Koki kam sich gerade wirklich wie ein Trottel vor. „Woher sollte ich das wissen?“, verteidigte er sich. „Weil es etwas namens gesunden Menschenverstand gibt?“, erkundigte Kame sich und nahm einen Schluck seines Wassers. Koki rollte mit den Augen. „Den habe ich irgendwo verlegt… so vor zehn Jahren“, informierte er Kazuya gelassen. Der nur grinste. „Also… ist es interessant? Das Drama?“ Kame zuckte mit den Schultern. „Ich habe mir das Skript noch nicht durchgelesen.“ – „Und bis wann musst du zusagen?“ Wieder ein Schulterzucken als Antwort. „Der Dreh würde sowieso erst nach unserer Tour anfangen, also habe ich relativ viel Zeit… falls… nicht vorher… etwas dazwischen kommt.“ Koki fand die Beschreibung Kazuyas irgendwie… unpassend. Aber… er wusste was gemeint war. „Ich hoffe der Arsch hält die Klappe…“, flüsterte er unbehaglich. „Das ist nichts was wir beeinflussen könnten“, erinnerte Kame den Rapper sanft. „Und wenn… ist es etwas das nur mich betrifft… Also… mach dir keinen Kopf. Ich komme damit klar.“ Kazuya lächelte Koki an. Der genau wusste, dass ihm gerade etwas vorgespielt wurde. Er tunkte seine Fingerspitze in die Cola und stupste damit Kames Nase leicht an. „Mann, lass das!“, lachte Kame und schlug die Hand weg. „Dann hör du auf zu lügen“, tadelte der Ältere ihn. „Ja, ja, Brüderchen.“ – „Und das lässt du auch bleiben!“, warnte Koki ihn. „Sonst?“ – „Eh…“ Kame grinste. Koki seufzte. Sie schwiegen sich noch eine Weile an und dann wurde (endlich) das Essen gebracht. Koki vertilgte seine Pizza im Nullkommanix er hatte wirklich einen Bärenhunger. Kazuya brauchte für seine Nudeln etwas länger. Wieder einmal widmeten sie sich im Gespräch der (Kokis Meinung nach merkwürdigen) Abneigung Kazuyas was Tomaten betraf. Sie saßen eine Weile stumm da, genossen das Gefühl den ein gefüllter Magen verursachte. Aber plötzlich spürte Koki wie seine Hand zerquetscht wurde. Er blickte zu Kazuya und stellte fest, dass die weiße Wand neben dem Jüngeren gesünder als dieser aussah. Zu allem Überfluss saß Kame auch noch stocksteif da und hatte die Augen weit aufgerissen, sein Atem ging nur stoßweise. Koki befürchtete, dass sein Kumpel jedem Augenblick in Ohnmacht fallen würde. „Koki?“, fragte Kazuya mit ängstlicher, gebrochener Stimme nach. Koki legte seine Hand auf Kames. „Was ist, alles okay, du siehst… nicht gut aus…“, erkundigte er sich besorgt. „Ich… ich glaube… ich glaube die Medikamente… sie wirken nicht mehr…“, hauchte der Jüngere atemlos, schien einem Panikanfall nah zu sein. Aber… es schwang auch so viel unbändige Hoffnung in diesem Satz. Das ließ Koki stutzten. Dennoch… die Sorge war größer. „Was? Wieso…? Du meinst… du… siehst…? Was denn?“ – „Schau da hin und sag mir was du siehst…“, flüsterte Kame leise, nun war die Hoffnung und der Unglaube übermächtig. Koki runzelte die Stirn. Da Kame nicht nach ‚da‘ gedeutet hatte folgte er dem Blick des Bandkollegen. Besorgt runzelte er die Stirn als er in die Richtung sah. „Also… fuck ey, da ist nichts was… Holla!“ Nun starrte auch der Rapper auf die Szene ein paar Tische weiter. „Ich… scheiße Mann. Nein, das ist da… wirklich…“ – „Ja…?“ Koki plusterte die Backen auf und wollte sich empört erheben, aber Kazuya zog ihn wieder auf seinen Sitz. „Sag mal… du willst die doch nicht weitermachen lassen?!“, fauchte Koki erbost und wollte sich aus Kazuyas Griff winden. Kame schüttelte stumm den Kopf. Koki sah die vielen widerstrebenden Gefühle deutlich in Kames Augen wiedergespiegelt. Ein paar Tische weiter saß Maiko. Jins Freundin. Mit einem anderen Mann. Der seine Hände unter ihre Bluse hatte. An ihrem Busen um noch präziser zu sein. Jin hatte es sich wieder bei sich zu Hause… bequem gemacht. Auf einmal klingelte sein Handy. Ein Blick auf den Display zeigte ihm, dass Koki derjenige war der anrief. Sofort ging er dran. „Koki?“ „…total bescheuert?!“, hörte er Kazuyas Stimme gefolgt von einem Gerangel. „Mann ey, das müssen wir ihm sagen!“, war dann Kokis Stimme zu vernehmen. Jin runzelte die Stirn, hielt das Handy an sein Ohr. Was war los? „Ja aber“, Kames Stimme klang verzweifelt. „Sowas klärt man nicht übers Telefon, mal abgesehen davon…“ – „Bist du jetzt still?“, fauchte der Rapper den Jüngeren an. „Eh… Leute?“, wagte Jin etwas zu sagen. „Hi Jin, ich bin gleich am Hörer, sorry“, säuselte Koki ins Telefon, bedeckte es dann wohl mit der Hand, dämpfte so ihre Stimmen allerdings hörte Jin die beiden Streithammel immer noch klar und deutlich. „Gib es mir!“, knurrte Kame gerade Koki an, wieder ein Gerangel. „Jin? Sag Koki dass wir zu dir kommen sollen, ja?“ Jin zog die Augenbrauen zusammen. Das war… merkwürdig. Um nicht zu sagen völlig untypisch. „Was ist denn los?“, fragte er, doch anscheinend hörten die beiden ihn nicht. Koki murmelte irgendwas und Kame wurde augen... eh ohrenscheinlich wütend. „Ich will es ihm ja sagen! Aber nicht am Telefon!“, fauchte der Jüngere. „Okay, okay, okay, du hast gewonnen. Jin?“ Das letzte Wort war wieder klar zu verstehen. Angesprochener wurde nervös. Was zur Hölle war jetzt los? „Hat der Typ gesungen?“, fragte er nach, das erste was ihn in dem Kopf kam. „Was, wovon redest du?“, fragte Koki vollkommen ahnungslos. „Der Typ aus der Bar!“, fauchte Jin. „Was? Ach so. Nein. Kein Plan… eh, bist du zu Hause? Kame meint wir sollen es dir… persönlich… sagen.“ Jin sah förmlich den Seitenblick. „Ich meine ja, dass du so schnell wie möglich alles wissen solltest aber…“ Der Satz endete abrupt. „Jin? Wir sind in gut zwanzig Minuten bei dir, okay?“ Kam urplötzlich Kames Stimme aus dem Handy. „Dann erzählen wir dir alles… das… sollte nicht am Telefon besprochen werden.“ Jin war sich nicht sicher ob dieser Satz ihm oder Koki galt. „Bis gleich.“ Ohne eine Antwort abzuwarten hatte der Jüngere aufgelegt. Seit zwanzig Minuten tigerte Jin nun durch seine Wohnung. Was war los? Warum konnten Kame und Koki ihm nicht am Telefon sagen was Sache war? Wieso… hatten sie so geklungen als wäre es total dringend? Was konnten sie meinen? Seine Gedanken drehten sich im Kreis, er konnte einfach keine Antwort finden. Zu keiner der Fragen. Langsam hatte er das Gefühl, dass sie es ihm doch am Telefon hätten sagen sollen. Was auch immer. Dann wären ihm diese zwanzig Minuten jetzt erspart geblieben. Aber nein… Ob jemand krank war? Einen Unfall gehabt hatte? Hatten sie… ach verflucht! Er zwang sich stehen zu bleiben und ruhig zu werden. In dem Moment klingelte es (Gott sei Dank…) an der Tür und Jin rannte fast dahin um sie zu öffnen. Er musste fast schmunzeln, scheinbar war der Streit immer noch nicht beendet. „… unemotionaler Depp!“, schrie Kame Koki in dem Moment an wo die Tür aufging. Koki hatte den Mund bereits geöffnet um Kazuya eine Antwort entgegen zuschleudern als sie ihre Köpfe unisono zu Jin drehten und ebenfalls im Chor „Hi“ sagten. „Hi“, knurrte Akanishi. „Wollt ihr mir jetzt endlich sagen was los ist?“ – „Hah!“, triumphierte Koki. „Ich hatte es gewusst!“ – „Wichser.“ Sowohl Koki als auch Jin guckten Kame mit großen Augen an. „Kazu-chan?“, fragte Jin ängstlich. „Was?“, fauchte Kazuya nun auch ihn an. „Nichts… ich wollte… nur sicher gehen…“ – „dass du es bist?“, schlug Koki das Ende des Satzes vor. „Ja, wer denn sonst?“ Koki und Jin tauschten einen Blick. „Der Kame den wir kennen… der benutzt solche Wörter nicht“, stellte Koki klar. Jin nickte zustimmend. Kame verdrehte nur die Augen. „Der Kame den ihr kennt hat ziemlich viel nicht gesagt was ihm durch den Kopf geschossen ist. Ich habe letztens beschlossen das zu ändern.“ Kokis und Jins Augen wurden noch ein Stückchen größer. „Mann ey, es ist mir rausgerutscht. Tut mir leid Koki, war nicht böse gemeint“, entschuldigte sich der Jüngere. „Mal abgesehen davon ist das jetzt doch völlig egal!“ – „Da hast recht“, pflichtete der Rapper ihm zu, ging an Jin vorbei ins Haus. Sie machten es sich zu dritt im Wohnzimmer gemütlich. Jin blickte die beiden an, die plötzlich scheinbar jegliche Lust am reden verloren hatten. „Und?“, hakte er nach. Koki blickte zu Kame. „Er ist dein bester Freund also sagst du es ihm“, meinte Tanaka grinsend. Es sah fast so aus als würde Kame sich wieder vergessen (Jin schwor sich ohnehin schon diesen Tag in seinem Kalender rot anzustreichen…) aber er hatte sich im Griff. Seufzte nur. Starrte auf den Boden, dann an die Decke und dann einen Fleck neben Jins Gesicht an. Dieser wurde merklich nervös. „Ja?“, fragte Jin noch einmal nach. Kame biss sich auf die Unterlippe, kaute darauf herum. „Du weißt ja… dass wir essen gegangen sind“, murmelte Kame starrte wieder auf den Boden, blickte Koki an als würde er Hilfe von ihm erwarten. Der Rapper zuckte mit den Schultern. „Jedenfalls… als wir da waren… als wir gerade gehen wollten… da… haben wir… etwas… festgestellt.“ Kazuyas Stimme war immer leiser geworden. Koki blickte mittlerweile auch alles an. Nur nicht Jin. Es war ihnen merklich… unwohl das zu sagen… was sie… zu sagen hatten. Jin runzelte die Stirn. Ihn erinnerte diese Situation sehr stark an etwas… etwas, das nicht allzu lang zurücklag. „Seid… seid ihr beiden zusammen?“ Jetzt starrten sie ihn an. Geschockt. Hatte er ins Schwarze getroffen? „Aber sonst geht’s dir gut, ja?“, erkundigte Koki sich mit großen Augen. „Nein?! Wie kommst du auf den Quatsch?“ Kazuya starrte ihn nur stumm an. Jin zuckte mit den Schultern. „Tut mir ja leid, aber ihr erinnert mich verdammt daran wie ich Maiko meinen Eltern…“ – „Maiko!“, unterbrachen Kazuya und Koki ihn im dem Moment. „Huh?“ Koki blickte wieder zu Kazuya. „Erzähl schon!“, forderte er den Jüngeren auf. „Sie… sie war auch in dem Lokal… in dem wir waren…“ Langsam fing Jins Gehirn an diese Information zu verarbeiten. Er… ahnte was als nächstes kommen würde. „Sie war nicht… allein da… oder?“, erkundigte er sich. Wusste praktisch bereits was sie ihm sagen wollten. Er wusste nur nicht… ob er es glauben sollte… wollte. Kame und Koki schüttelten den Kopf. „Sie war mit einem Mann da… und… ach Mensch, Koki!“, Kame drehte sich völlig hilflos zu dem Rapper um. Dieser nickte nur. „Dieser Mann… naja… er hat sie befummelt.“ Jin lehnte sich in den Sessel zurück. „Es tut mir leid“, sagte Koki während Kame nur schwieg. „Seid ihr euch sicher… dass sie es war?“, fragte Jin nach. Er klang nicht wütend, traurig… er war… völlig emotionslos. „Ja.“ War Kokis schlichte Antwort. Jin nickte. „Tja.“ Was gab es da noch zu sagen? „Wir lieben uns nicht“, sagte Jin dann. „Es ist komisch, es tut nicht einmal weh das ihr es sagt… also… doch schon… in dem Sinne… dass… ist ja auch egal. Aber…“ Jin sprach nicht weiter. „Wir wollten es doch versuchen…“, flüsterte er leise. „Für das Kind… vielleicht auch ein wenig für uns…“ Er hörte Schritte die zu ihm kamen, blickte in die Richtung und sah, dass Kame sich neben ihm setzte, seine Hand festhielt. „Natürlich tut es weh“, murmelte er leise. „Spiel hier nicht den Mistkerl, denn das bist du nicht.“ Jin lächelte Kazuya an. „Aber… es ist wirklich nicht so… als… ich weiß nicht. Hättet ihr mir das vor dem ganzen Theater gesagt… Ich hätte euch nicht geglaubt. Und wenn ich dann mit der Nase rein gestoßen worden wäre… ja… dann hätte ich wohl geweint. Aber jetzt?“ Er schüttelte den Kopf. „Sie hat mich ausgenutzt und belogen. Das ist alles. Das tut mir weh. Nicht die Tatsache, dass sie einen anderen Kerl hat. Es tut mir um das Kind leid… aber… das wars auch schon.“ Er lehnte sich an Kame an. „Danke.“ – „Häh?“, fragte Koki nach. „Dass ihr es mir erzählt habt.“ Kame zog Jin in eine Umarmung. „Klar haben wir dir das gesagt, für wen hältst du uns?“ Er hörte, dass der Jüngere traurig war. Anscheinend sogar mehr als er selber. „Und… was willst du jetzt tun?“, fragte Koki nach, blickte Jin erwartungsvoll an. „Weiß noch nicht… Reden wäre mal ein Anfang, oder?“ – „Mit ihr?“ Koki musste echt noch nachfragen… „Ja?“ – „Leute?“ Jin linste nach oben. Sah, dass Kame etwas… geistesabwesend wirkte. Der Jüngere ließ ihn los, fuhr sich fahrig durchs Haar. „Ach, schon okay… ist… bestimmt ne blöde Idee…“ – „Jetzt bin ich neugierig“, stellte Koki fest, Jin nickte. „Spucks aus“, forderte er seinen Freund auf. Kazuya seufzte. „Ich… kenne sie ja nicht richtig“, begann er entschuldigend. „Aber… für mich sah das nicht so aus… als würden sie sich erst seit kurzem kennen… er… verflucht, es sah so aus als würde er sie in einem öffentlichen Gebäude… eh…“ Kame lief rot an. „Sag wies ist, Kame-chan, es sah so aus als ob er sie flachlegen wollte“, half Koki freundlich wie immer aus. Kame wurde noch roter. „Jedenfalls“, beeilte er sich seinen Faden wieder aufzunehmen. „Wer sagt denn… dass es dein Kind ist?“ Es wurde sehr still in dem Raum. „Wie gesagt… Schnappsidee von mir…“, murmelte Kazuya und blickte wieder den Boden an. „Finde ich gar nicht“, erklärte Koki schnell. „Man müsste… halt nur… eh…“ Er warf einen Seitenblick auf Jin. „Okay… vielleicht doch eine Schnappsidee…?“ Jin runzelte die Stirn. „Haltet die Klappe…“, bat er, hob seine Hände vor sein Gesicht. Der Gedanke tat weh aber gleichzeitig… „Das macht mir nur Hoffnungen…“ Koki blickte Jin an. „Hellseher müsste man sein“, seufzte er. „Aber…“, fuhr er nach einer Weile fort, „wenn du mich fragst… solltest du sie auf jeden Fall darauf ansprechen… und… eventuell… auf einen Vaterschaftstest bestehen…“ Jin erwiderte nichts. Koki klopfte ihm auf die Schulter. „Wie geht’s dir eigentlich… jetzt?“ – „Fuck, weiß ich nicht… Meine Gefühle fahren Karussell… oder Achterbahn… oder… keine Ahnung…“ Er ließ seine Hände sinken, krallte sie in Kazuyas Shirt und zog den Jüngeren wieder näher. Koki hustete. Jin spürte wie Kame mit den Schultern zuckte und dann seine Hände wieder auf Jins Rücken legte. Nichts sagte. Einfach so wie immer für ihn da war. Koki hüstelte erneut. Und in Jins Hirn machte es ziemlich laut ‚klick‘. Koki war ja gar nicht krank. Also… wollte er… subtil auf etwas hinweisen. Aber, auf was? Und wen? Kame oder ihn? Er runzelte die Stirn. Kame hatte auf das erste Husten reagiert. Und zwar auf eine Art und Weise die ebenfalls unauffällig war. Was dachten die beiden? Hatten sie noch eine Idee? Wollten sie ihm noch etwas sagen? Und… Koki forderte Kame auf es zu tun? „Was noch?“, fragte er nach. Kame zuckte zusammen. „Wie?“ – „Was wollt ihr noch los werden? Ich merk doch, dass noch was ist. Wenns wieder so eine geniale Idee wie vorhin war, raus damit.“ – „Ich glaube du verstehst was falsch“, meinte Koki nur. Jin beließ es dabei. Er hatte andere Probleme. „Verflucht, irgendwie wünschte ich mir schon, dass es nicht mein Kind ist… Aber… das wäre dann doch schon ein unglaublicher Zufall, oder?“ – „Keine Ahnung“, murmelte Koki nur niedergeschlagen. Sie saßen eine Weile stumm da. Kazuya brach das Schweigen. „Ehm… nur… mal so als Frage… Kann man einen Vaterschaftstest machen auch wenn das Kind noch nicht geboren ist?“ Jins Kopf fuhr hoch, er starrte Koki an. Dieser zuckte mit den Schultern. „Scheiße“, fluchte Jin, stand auf und ging aus dem Zimmer. Kam mit einem Laptop wieder. „Akanishi, das ist eine geniale Idee“, lobte Koki ihn. Jin erlaubte sich ein grinsen. „Das Internet ist toll“, stellte er fest und startete den Computer. „Will außer mir noch jemand etwas trinken?“ Kame stand auf. „Ich mach schon, such du mal nach deiner Rettungsleine.“ Er wuschelte Jin durch die Haare, und Koki hustete erneut! „Okay, was soll dieses Husten?“, erkundigte Jin sich während er eine Suchmaschine aufrief. Er hörte wie Kame in der Küche rumhantierte. „Nichts“, meinte Koki scheinheilig. „Ich bin nicht dämlich“, informierte Jin den Rapper, tippte die gewünschten Wörter ein. „Nein? Donnerwetter, das sind mal Neuigkeiten! Hey Kame! Jin sagt, dass er nicht dämlich ist! Das müssen wir den anderen sagen oder?“ Man hörte Kames Lachen, aber (und Jin war ihm aus welchen Gründen auch immer unendlich dankbar) er stimmte Koki nicht zu. „Nein, eigentlich nicht.“ – „Siehst du?“, knurrte Jin zufrieden und rief die erste Seite auf. Koki rutschte neben ihn um besser sehen zu können. Schweigend lasen sie sich die Informationen durch, kurz darauf kam Kame mit drei Tassen Kaffee wieder und setzte sich auf Jins andere Seite, las ebenfalls. „Also… ums mal zusammenzufassen“, setzet Koki an, „Es geht.“ Jin verdrehte die Augen. „Ja, das stand im ersten Satz. Du Leuchte.“ Koki knuffte ihn in die Seite. „Sei doch froh und mecker nicht.“ – „Tu ich nicht!“ – „Tust du wohl!“ – „Nein!“ – „Doch!“ – „Nein!“ – „Doch!“ – „Whoa!“ Beide drehten sich zu Kazuya um. „Was?“ – „Ich hab die Medikamente vergessen…“ Jin starrte den Jüngeren eine Sekunde lang an. Haute ihn leicht auf den Hinterkopf. „Trottel!“ – „Ich meinte sie zu nehmen, seit mein Handy kaputt ist hab ich keine Memo mehr. Mist.“ Er kramte in der Tasche rum die er mitgenommen hatte. Zählte die Tabletten ab und nahm sie. Jin hielt ihm sein Handy hin. „Was?“, fragte Kame. „Leih ich dir. Du brauchst es mehr.“ Kame lächelte Jin zu. „Danke.“ Und Koki grinste wie ein Honigkuchenpferd. Jin blickte ihn misstrauisch an. „Ist was?“ – „Nein, wieso?“ Jin zuckte mit den Schultern. Kazuya seufzte. „Koki? Ich glaube… wir sollten nicht hier sein… wenn Maiko wiederkommt.“ Koki blickte Kame erstaunt an. „Warum nicht?“ Kame blinzelte einmal. Kame blinzelte zweimal. Stand auf. Er ging zu Koki. Hielt ihm am Arm fest. Und zerrte ihn Richtung Eingangstür. Jin gluckste verstohlen. Er sah schon förmlich den Streit den die beiden gleich haben würden. Er stand auf und verabschiedete seine Freunde. Versprach sich zu melden, sobald alles geklärt worden war (oder auch nicht). Er schloss die Tür hinter den beiden wieder. Und wusste… dass ihm schwere Stunden bevorstanden. Sobald die Autotür zu war fing Kame an zu meckern. „Sag mal, kannst du dich gar nicht in andere Personen einfühlen? Die Beiden werden einen Mordsstreit haben! Zuschauer unerwünscht! Geht das nicht in deinen dämlichen Schädel?“ Koki schnallte sich an, bedeutete Kame dasselbe zu tun. „Aber… sollten wir ihm nicht helfen, wenn Maiko nicht auf ihn hören will?“ – „Er wird die Schlampe…“ – „Kame! Ehrlich, was ist los mit dir?“ Kame blickte Koki finster an. „Read it from my lips. Ich hasse diese Person. Abgrundtief. ‚Schlampe‘ ist noch der netteste Ausdruck den ich für sie habe wenn Jin gerade nicht dabei ist.“ Koki schluckte. „Okay. Fahr fort“, meinte er dann. „Jedenfalls wird diese Hure ihm zuhören. Und wenn nicht… ach verflixt, du kennst Jin! Der kriegt seinen Willen! Im schlimmsten Fall… ach, egal. Uns braucht er jedenfalls nicht. Wir würden die Situation nur verschlimmern!“ Koki nickte. Machte irgendwo Sinn. „Abgesehen davon würde ich sie erwürgen wenn sie nur versuchen würde es abzustreiten“, meinte Kame nüchtern. Koki rutschte ein Stückchen von seinem Freund weg. „Wer bist du und was hast du mit Kame gemacht?“ Kazuya seufzte. „Ich hasse sie…“ – „Stell dir vor… ich merk’s“, informierte der Rapper Kame sanft. „Gut!“, fuhr Kame auf. „Sie hat es nicht besser verdient!“ Koki rutschte zum äußersten Ende des Sitzes. „Ist alles okay?“ Kazuya atmete einige Male tief ein. „Nein, mir ist schlecht wenn ich an sie denke.“ Koki nickte. „Okay… eh… darf ich dich auf etwas hinweisen?“ – „Was?“ Koki blickte auf die Straße, bemerkte, dass sie immer noch vor Jins Haus standen und beschloss erst mal den Motor zu starten. Loszufahren. Nicht das Jin noch auf die Idee kommen würde rauszukommen und nachzufragen was sie noch hier taten. „Dein Verhalten gegenüber Jin. Und seins dir gegenüber.“ – „Was ist damit“, murrte der Jüngere. Koki spürte, dass der Andere wusste worauf er hinauswollte. „Es tut dir weh.“ – „Danke. Aber stell dir vor, das weiß ich.“ Koki warf einen Seitenblick auf den mürrischen Sänger neben ihm. „Warum lässt du es dann zu? Zieh eine klare Trennlinie zwischen dich und Jin. Ich sag jetzt nicht, dass ihr nicht miteinander reden sollt aber…“ Koki seufzte. „Ihr benehmt euch nicht so als wäret ihr nur Freunde. Er macht dir Hoffnungen ohne es zu merken. Nur um sie wenige Sekunden später zu zerschmettern. Ebenfalls ohne es zu merken. Wir beide wissen, dass er es nicht tun will, aber er tut es. Du kannst es stoppen.“ Er hörte Kazuya neben sich seufzen. Er hatte Jins Handy immer noch in der Hand. „Ernsthaft, das ist doch nicht gesund wie du dir damit… Oh.“ Er sah wie Kame sich neben ihm verkrampfte. „Sag es nicht. Bitte… sprich nicht aus was du jetzt denkst…“, flüsterte Kazuya leise. „Wie lange… hast du eigentlich Halluzinationen?“ – „Bitte Koki. Ich… ich bitte dich… frag nicht… bitte…“ Also hatte er Recht. Koki seufzte. Jin war der Auslöser gewesen. Vielleicht nur das i-Tüpfelchen aber… „Umso mehr solltest du dich darum bemühen nicht… so… behandelt zu werden.“ Kame fuhr auf. „Du klingst als würde er mich wie ein Stück Schieße behandel!“, fauchte er. „Eben nicht!“, erwiderte Koki wütend. „Eben nicht! Das ist es doch! Er umarmt dich ständig, macht dir Geschenke, kleine Gesten, verflucht, du weißt besser als ich wie er sich verhält! Er benimmt sich so als würde er dich brauchen! Als wäre er abhängig von dir! Er weiß nicht was er damit anrichtet!“ – „Was richtet er denn an?!“ Kazuya wollte es nicht wahrhaben. Koki schloss einen kurzen Moment verzweifelt die Augen. Er wollte es nicht sagen. Aber… er musste es tun. „Er liebt dich nicht. Nicht auf die Art und Weise die du willst… brauchst. Wach auf Kazuya!“ Einen Moment lang befürchtete der Rapper dass Kazuya anfangen würde zu weinen, aber er täuschte sich. Kame ließ sich nur wieder in seinen Sitz sinken. „Es tut mir leid“, sagte Koki und legte Kame eine Hand auf die Schulter. „Aber… du weißt selber, dass es die Wahrheit ist…“ Kazuya erwiderte nichts. Saß stumm da. „Warum?“, fragte er nach einer halben Stunde wo sie stumm nebeneinander gesessen hatten. „Warum tut es so weh? Warum… kann es nicht ein schönes Gefühl sein?“ – „Weil es dir falsche Person ist?“, fragte Koki leise nach. Kame seufzte. „Ich kann nichts dagegen tun, oder?“ Koki schüttelte den Kopf. „Nur das, was ich dir schon geraten habe.“ – „Ich will das nicht… ich… oh Gott… ich kann es nicht sagen“, meinte Kame tonlos. „Nicht einmal dir.“ Koki hielt Ausschau nach einem Parkplatz, endlich fand er einen, steuerte darauf zu und stellte den Motor ab. „Versuchs doch?“, forderte er den Jüngeren auf. Kame schüttelte den Kopf. „Ich kann es nicht.“ Koki verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. „Irgendwann wirst du es jemanden sagen müssen, was auch immer. Es frisst dich von innen auf.“ Kazuya seufzte. Blickte aus dem Fenster. Von hier war es nicht mehr weit zu seiner Wohnung. Theoretisch könnte er das Stückchen laufen. Theoretisch. Aber er blieb sitzen. Koki sagte absolut gar nichts. Wartete. Sie sahen zu wie die Sonne unterging und immer noch sprach keiner der beiden. Schließlich konnte Kazuya die Stille nicht mehr ertragen. „Ich will es doch“, murmelte er leise. Biss sich auf die Unterlippe. „Ich sehne mich nach diesen Gesten von Jin… sie zeigen mir, dass er mich braucht… es… es… Koki… es fühlt sich immer so… ehrlich… so echt an…“ Er holte tief Luft. „Weißt du wie es sich anfühlt wenn er mich umarmt? Weißt du wie es ist wenn er mir nur einen Blick schenkt, mir zeigt, dass er weiß dass ich da bin? Dass er froh darüber ist mich in seiner Nähe zu wissen?“ Koki blickte zu Kame, der konsequent aus dem Fenster blickte. „Ich glaube… wenn ich ihm das verbieten würde…“ Kame stoppte, schüttelte den Kopf. „Ich weiß es klingt erbärmlich…. aber… gerade meine… ‚Krankheit‘ hat mir gezeigt… dass das der Grund ist warum ich…“ Kazuya lehnte seinen Kopf gegen die Glasscheibe. „Ich wünschte mir ich hätte ihn nie kennengelernt. Wenn alles was ich aus dieser Beziehung ziehen kann letztendlich Schmerz ist. Oder dass ich ihn einfach vergessen könnte… oder… dass ich die Gefühle loswerden könnte. Aber das geht nicht…“ Er machte noch eine Pause. „Ich kenne ihn. Ich kann ihn nicht vergessen. Ich liebe ihn. Wenn man mir dieses etwas nimmt was er mir schenkt… ich glaube ich würde sterben. Es fühlt sich jetzt schon so an als würde ich verbluten, jedes Mal wenn er eine neue Freundin hat. Jedes Mal wenn ich ihn von ihnen schwärmen höre… Wenn ich sehe, dass er sie liebt. Begehrt. Es… Ich klinge melodramatisch, nicht?“ Koki pustete die Backen auf. „Du klingst so als… wärst du verliebt“, meinte er dann schlichtweg. „Nicht mehr und nicht weniger. Okay, etwas mehr. Als wärst du schrecklich unglücklich verliebt.“ Kazuya nickte. „Vielleicht.“ Koki startete einfach nur wieder den Motor fuhr weiter. Kame war froh, dass Koki ihn einfach… akzeptierte. Nicht auslachte, nicht ausschimpfte, keinen eigenen Senf mehr dazugab. Vor Kazuyas Apartment hielt er wieder an. „Soll ich noch mit hochkommen?“ – „Nein, ich melde mich morgen wenn…“ Kokis Handy klingelte, unterbrach Kame. „Sorry“, murmelte der Rapper zog sein Handy raus. „Tatsuya…“, murmelte er, nahm ab. „Mach den Fernseher an! Nachrichten!“, begrüßte ihn Tatsuyas Stimme. „Ich eh… bin grad im Wagen, kann nicht… Was ist denn?“ – „Der verdammte Scheißkerl hat ausgesagt, dass er was mit Kame hatte!“ Jin starrte die Nachrichten im Fernseher geschockt an. Der… Kerl… hatte… Jin zuckte zusammen als er hörte wie die Haustür geöffnet wurde. So sehr er dies auch hasste… Kame musste warten, bis er dieses Chaos entwirrt hatte. Maiko. Jin grinste gequält und stand auf, ging zum Flur und sah wie sie ihre Jacke aufhängte. „Wo warst du?“, fragte er in einem (hoffentlich) normalen Tonfall. „Arbeiten, weißt du doch“, sie klang schroff, besann sich. „Tut mir leid, ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir.“ Sie lächelte trat auf ihn zu, wollte ihn umarmen. Jin ging einige Schritte zurück, hielt sie auf Abstand. „So?“ Ihr Lächeln verschwand. „Was ist? Schlechte Laune? Oh, bestimmt wegen… deinem Freund. Ich wusste doch dass mit ihm etwas-“ – „Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber das Problem bist du“, unterbrach Jin sie schroff. „Ich?“ Sie hob beide Augenbrauen. Sah erstaunt aus. „Mit wem warst du weg?“ – „Mit niemanden? Was ist los? Ich sagte doch, dass ich arbeiten war!“ Ihre Stimme war abweisend… und sie schien etwas… erstaunt zu sein. „Zufällig weiß ich aber, dass du anscheinend in deiner Mittagspause, falls du arbeiten warst, ein ziemlich… heißes Essen genossen hast“, klärte Jin sie auf. Er hatte keine Lust lange um den heißen Brei herum zu diskutieren. Sie konnte es nicht abstreiten oder leugnen. Beziehungsweise schon, nur… das würde er ihr nicht glauben. Koki und Kame würden ihn niemals in so einer wichtigen Sache anlügen. Nie. „War ich nicht. Ich habe in der Kantine-“ – „Du lügst.“ Jin seufzte. „Ich glaube fast, dass du heute gar nicht arbeiten warst. Willst du mir nicht die Nummer einer Kollegin geben? Damit ich sie fragen kann?“ Maiko wurde puterrot. „Du vertraust mir nicht! Du bist ein egoistisches Schwein, willst alles unter deiner Kontrolle haben!“, fauchte sie und wollte Jin schlagen, dieser hielt ihre Hand fest. „Versuch das gar nicht erst. Du wurdest gesehen. In einem Restaurant. Ich habe vergessen nach dem Namen zu fragen, aber das sollte sich in wenigen Augenblicken herausfinden lassen. Also erzähl du mir nichts von Vertrauen.“ Er war immer noch erstaunlich ruhig. Er ließ ihre Hand los. „Also? Wer war der Kerl?“ – „Da gibt es keinen Kerl!“, schrie Maiko ihn an. „Sieh an.“ Jin seufzte. Er würde nicht weiterkommen was dieses Thema anging. „Ich will einen Vaterschaftstest.“ Maiko erbleichte. „Warum? Das Kind ist zu hundert Prozent von dir…“ – „Sagst du. Ich glaube dir nicht.“ Sie riss sich von Jin los, verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was ist wenn ich keinen Test will?“ Jin zog eine Augenbraue hoch. „Dann glaube ich dir erst recht nicht dass es mein Kind ist, ziehe aus und weigere mich Unterhalt zu zahlen. Wenn du mich dann auf Unterhalt verklagen willst muss festgestellt werden ob es sich dabei überhaupt um mein Kind handelt und wir landen wieder beim Vaterschaftstest. Sollte sich der Vater sein… Pech gehabt, schlecht gelaufen. Wenn nicht…“ Er sagte nichts mehr. Sah wie es in ihrem Kopf arbeitete. „Das willst du nicht wirklich tun. Mich… mir so zu misstrauen, geht’s noch?“ Jin sah sie abweisend an. „Gib mir einen guten Grund warum ich dir vertrauen sollte. Wir kennen uns jetzt knapp zwei Monate. Knapp. Ich weiß kaum was über dich, du weigerst dich zuzugeben mit einem Mann unterwegs gewesen zu sein von dem ich weiß, dass er mit dir… nun zumindest essen war und du willst auf keinen Fall einen Vaterschaftstest. Ziemlich verdächtig, meinst du nicht?“ Maiko sagte nichts, zitterte am ganzen Körper. „Was, willst du dich nicht einmal mehr verteidigen? Habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen?“ Jin lachte humorlos auf. „Was wolltest du eigentlich von mir? Als du mit mir zum ersten Mal geredet hast? War ich dir einfach… zur Hand? Berühmt? Wolltest du wie fast alle Frauen mit denen ich rede nur mit mir zusammen sein, weil ich jemand bin?“ Er schüttelte den Kopf. „Oder geht es dir ums Geld?“ Maiko wurde rot. Sobald das Wort Geld seinen Mund verlassen hatte. „Na bitte, geht doch“, meinte Jin achselzuckend. „Aber eins verspreche ich dir, bis ich es nicht schwarz auf weiß sehe, dass das mein Kind in deinem Bauch ist kriegst du keinen Yen von mir.“ Er grinste sie an. „Was ist, hast dir die Sprache verschlagen? Zunge verschluckt? Läuft nicht alles wie geplant? Du kotzt mich gerade dermaßen an, das glaubst du gar nicht.“ Er fuhr sich müde durch die Haare. Er hatte Widerworte, einen Streit erwartet… aber… diese Stille? Nun ihm sollte es Recht sein. „Ruf mich an wenn du eine Entscheidung getroffen hast ja? Oder warte, besser nicht, Kazuya hat mein Handy… schick ihm ne SMS, er leitet es dann an mich weiter. Ich denke ich packe jetzt einige Sachen und gehe dann. Oder willst du mir noch irgendetwas von Bedeutung mitteilen?“ – „Du bist ein Hurensohn“, fauchte sie nur und stolzierte an ihm vorbei. Jin biss sich auf die Unterlippe. Er würde alles einpacken. Er wollte nicht riskieren wiederzukommen und festzustellen, dass seine Sachen verkauft worden waren und dieses Miststück weg war. Mit dem was sie eben noch hatte abstauben können. Er ging zum Telefon und kam sich mies vor. Er konnte nicht alles allein wegbringen und… wo sollte er hin? Es gab eigentlich nur eine Person die in Frage kam. Seinen Eltern wollte er dieses Desaster erst vorführen wenn alles schon vorbei war… also… blieb Kazuya… der eigentlich sowieso schon viel zu viele eigene Probleme hatte… Jin wählte seine eigene Handynummer und wartete. „Jin?“ Er runzelte die Stirn. Das war nicht Kame. Ausschlussprinzip also… „Koki?“ – „Ja, sorry. Kame will nicht ans Telefon.“ Jin schluckte. „Du bist noch bei ihm?“ – „Jah… Hast du die Nachrichten gesehen?“ Koki hatte die Stimme gesenkt. „Hab ich. Wie geht’s ihm?“ – „Gelinde gesagt… beschissen…“ Er hörte Koki schlucken. Wartete. „Ich weiß nicht was ich machen soll Jin…“ Er klang verzweifelt. Jin hatte ein flaues Gefühl im Magen. „Wieso?“ In just dem Moment hörte er etwas am anderen Ende der Leitung klirren. „Fuck“, fluchte Koki und schmiss anscheinend das Handy auf einen Tisch. Jin konnte Koki hören wie er irgendetwas sagte, lauter wurde. Er konnte die Worte nicht hören… aber… er hatte eine Ahnung was los war… Dann hörte er Kames Stimme. Schrill, panisch. Ihm zog sich sein Herz zusammen. Nein. Das konnte… das durfte nicht wahr sein. „Jin?“ Kokis Stimme klang drängend, er sprach wieder ins Telefon. „Ja?“ – „Kennst du die Telefonnummer von der Psychiatrie bei der Kame ist? Wenn ja sag schnell!“ Jin war von diesen Worten nicht ganz unvorbereitet getroffen worden. „Ja… ja… ich… sie ist in meinem Handy eingespeichert… Kame… und keine Ahnung… Arzt oder so…“ – „Danke. Ich ruf dich später zurück.“ Ein Tuten sagte ihm das Koki aufgelegt hatte. Er zögerte nur einen Moment, dann fuhr er zu Kames Apartment. Koki legte gerade auf, er hatte mit Kame’s Arzt gesprochen, ihm die Situation erklärt. Asou-sensei hatte sofort gesagt, dass er vorbei kommen würde. Nun wand Koki sich wieder an den Jüngeren der mittlerweile… „Kazuya! Lass die Finger von den Glasscherben! Fuck!“ Er kniete sich neben den Jüngeren, nahm ihm die Scherben aus der Hand die sich schon in das Fleisch der Hand gebohrt hatten. Kame hatte Koki nicht bemerkt ehe er ihm diese Gegenstände nahm. „Geh weg!“, schrie er Koki nun an, versuchte die Scherben wieder an sich zu reißen, besorgt sah Koki, dass sich Kazuya während der beiden Telefonate noch mehr selber verletzt hatte. Sein linker Arm war praktisch eine einzige Wunde. „Verdammt, wieso machst du das?“, knurrte Koki mit der Situation völlig überfordert. Ein rascher Blick zeigte ihm, dass die Verletzung doch nicht so schlimm war wie zuerst vermutet, an den meisten Stellen hatte Kame nur die Hautschicht abgerieben. Koki nahm ihm behutsam noch die letzte Scherbe aus der Hand. „Lass das, okay?“ Er ahnte, dass diese Bitte… Ermahnung nicht viel auswirken würde. „Jin…“ – „Nein, also doch, er hatte gerade angerufen“, murmelte Koki leise. „Du siehst ihn bald ja?“ – „…Jin.“ Koki blickte auf, sah Kame an, spürte wie der Jüngere die Arme um seinen Nacken legt sich an ihn anschmiegte und… küsste. Koki blieb stocksteif sitzen. Alles in ihm schrie Kame von sich zu stoßen. Nur… wie würde der Andere darauf reagieren? „Ich liebe dich“, murmelte Kame und küsste Koki erneut auf den Mund. Koki lächelte gequält, schob Kazuya sanft von sich. „Ist okay, ich weiß es.“ Er schluckte. Er… wusste nicht was er sonst hätte sagen sollen. Er nahm den Jüngeren in den Arm (peinlich darauf bedacht dass Kame nicht wieder in die Nähe seines Mundes kam) und wiegte ihn sanft hin und her. „Ich weiß es ja…“, versicherte er dem Bandjüngsten erneut, der immer noch diese drei Worte vor sich her murmelte und Kokis Shirt festhielt. Als hätte er Angst dass Koki… dass „Jin“… einfach so verschwinden könnte. Der Rapper wusste nicht was er machen sollte. Er konnte doch nicht… so tun als sei er Akanishi? Es war doch schon schwer genug gewesen den Jüngeren (der nach Uedas Anruf scheinbar einen Schock erlitten hatte) in die Wohnung zu bugsieren… zu diesem Zeitpunkt hatte Koki sich aber noch nichts dabei gedacht… und nun… Er seufzte. Er spürte Kames Hand in seinem Nacken, wie er runtergezogen wurde. Er versteifte sich einen Augenblick, merkte aber dass der Kleinere wieder kurz davor stand sich selber weh zu tun. Er spürte das Zittern was plötzlich eingesetzt hatte also ließ er es zu, dass Kame ihn noch einmal küsste. Er schwor sich Jin davon zu erzählen. So ging es nicht weiter! Kazuya… sein einziges Problem… oder der Auslöser dieser Probleme war Jin! Er musste sich dessen bewusst werden! Ehe der Jüngere völlig den Verstand verlor (oder war das schon eingetreten? War die Information, dass dieser verdammte Mistkerl der Polizei gesagt hatte, dass er und Kame eine Beziehung haben sollen, zu viel gewesen? (Koki kochte immer noch wegen der dreisten Lüge, er hoffte, dass es sich schnell aufklären würde…)) Geistesabwesend strich er Kazuya über den Rücken, dieser lehnte seine Stirn gegen Kokis. „Lass mich nicht allein“, bat er leise. Koki schüttelte den Kopf, fühlte sich unbehaglich. Und endlich, endlich klingelte es an der Tür. „Ich bin gleich wieder bei dir ja?“, sagte er und wollte aufstehen, aber Kazuya klammerte sich an ihm fest. „Lass mich nicht allein, bitte… ich will nicht mehr allein sein.“ Koki kniete sich nieder, zwang Kame ihm in die Augen zu gucken. Er hasste sich. Dafür, dass er nicht einfach sagte, dass er eben nicht Jin war… aber die Befürchtung, dass Kazuya dann völlig durchdrehen würde war zu groß. Er lächelte. Es klingelte erneut an der Tür, diesmal durchgängig, es schien nicht so als würde Kame es überhaupt wahrnehmen. „Hör mir zu Kazu-chan, ich geh jetzt zur Tür, mache sie auf, lasse die Person rein und komme sofort wieder zu dir, okay?“ Kazuya zitterte wieder unkontrolliert, Koki biss sich auf die Lippen. Verdammt, sollte er Kame mit zur Tür schleppen? „Versprochen?“, fragte der Jüngere jedoch in diesem Augenblick in das Klingeln hinein. „Versprochen!“ Koki legte ihm noch kurz eine Hand auf die Schulter, stand auf, rannte förmlich zur Tür uns riss sie auf. Starrte in Jins gehetztes Gesicht. Fluchte. „Was ist das für eine Begrüßung?“, fauchte Jin ihn an, drängelte sich in den Flur, wurde von Koki am Arm zurückgezogen. „Ich… ich weiß nicht ob du da jetzt hingehen solltest…“, murmelte er. „Jin?“ Kame. Mist. „Er ruft mich du Blödian, ich bin sein bester Freund, ich sollte…“ – „Jin, halt für einen Moment deine Klappe ja?“, fauchte Koki ihn an. Brachte Jin tatsächlich zum Verstummen. „Er… er hält mich für dich“, flüsterte Koki leise. Jin starrte ihn fassungslos an. „Aber…“ – „Jin?“ Koki und Akanishi drehten sich zu Tür in der Kame nun stand. Tanaka hoffte für einen Moment, dass Kame sich nun Jin zuwenden würde (und es war ihm gerade relativ egal wie dieser reagieren würde wenn Kame ihm gestand, dass er in ihn verliebt war… wenn er nur diese Bürde loswerden würde…). Als Kame sich zu ihm drehte. Und ihn etwas fragte. Neben ihm war Jin leichenblass geworden, lehnte sich an die Wand. „Wer ist das Jin?“, wiederholte Kame seine Frage. Blickte zu Jin, sah mehr oder weniger durch ihn hindurch. „Kame…“, flüsterte Akanishi nur, starrte den Jüngeren an. Es sah aus als hätte er einen Geist gesehen. Kame ging nicht darauf ein, blickte immer noch fragend zu Koki. Dieser schloss für einen Augenblick die Augen. „Ist nicht weiter wichtig, ein Freund von mir.“ Er lächelte. „Lässt du uns für eine Sekunde noch allein? Ich bin gleich wieder bei dir.“ Ein paar Herzschläge lang stand Kame nur still im Flur, warf Jin noch einen misstrauischen Blick zu und ging dann weg. Sie hörten wie er eine Tür öffnete und wieder schloss. Koki atmete auf, scheinbar hatte Kazuya sich wenigstens so weit beruhigt, dass er keine Gefahr mehr für sich darstellte. „Scheiße“, murmelte Koki trotzdem, dieses Wort schien seiner Meinung nach die ganze Situation wunderbar zusammenzufassen. Jin stand immer noch da als hätte er einen Geist erblickt. „Nimms mir nicht übel Kumpel, aber ich wünschte du wärst der Arzt“, meinte Koki traurig. Jin nickte stumm. „Was… ist… was war das?“, fragte er dann mit krächzender Stimme. „Etwas worüber wir uns noch unterhalten müssen. Aber… ich glaube… Jin, wartest du hier und machst dem Arzt die Tür auf…? Ich gehe zu Kame, ich hab ein schlechtes Gefühl… ich würde ihn jetzt lieber nicht allein lassen und… naja… die Situation ist wie sie ist.“ Jin nickte, sah zu wie Koki den Flur wieder verließ, in Kames Wohnung verschwand. Er ging ins Wohnzimmer und setzte sich hin. Gott sei Dank klingelte es in dem Augenblick erneut an der Tür, so dass er sich nicht viele Gedanken machen konnte, sein Hirn war sowieso wie leergefegt. Er öffnete die Tür und blickte einem völlig Fremden ins Gesicht. „Sind Sie Tanaka Koki?“, fragte der Mann ihn. Jin schüttelte den Kopf. „Er ist… in der Wohnung… mit… Kamenashi-kun.“ Der Mann nickte, trat ein. „Wo?“ Jin deute auf die Schlafzimmertür die man vom Flur aus sehen konnte. „Da drin.“ Der Mann nickte ihm zu, betrat das Schlafzimmer. Ließ Jin allein zurück. Asou-sensei wusste nicht genau was ihn erwarten würde, nach dem Telefonat hatte er eigentlich einen tobenden Patienten erwartet, sah ihn aber ruhig auf seinem Bett sitzen und anscheinend mit einem Mann namens Tanaka Koki reden. „Guten Tag“, sagte Kamenashi-san freundlich. Asou bemerkte die aufgeschürften Arme, den abwesenden Blick und die unsichere Haltung seines Patienten und wusste instinktiv, dass etwas nicht stimmte. „Guten Abend wohl eher“, meinte er dennoch freundlich, verbeugte sich kurz, sah, dass die beiden Männer seinem Beispiel folgten. „Darf ich?“, er deutete aufs Bett. Kamenashi-san nickte, sah ihn nicht an. Schien sich an etwas zu erinnern, deutete auf den Mann neben sich. „Asou-sensei, dass hier ist Akanishi Jin“, sagte er mit einem Lächeln. Asou runzelte die Stirn, sah dem Mann an, dass er nicht so hieß, dass er nicht diese Person war, abgesehen davon hatte ihm die Person im Flur gerade gesagt, dass er hier einen Tanaka Koki antreffen würde. Aber für den Moment musste er mitspielen, der Mann schien das auch zu verstehen, verneigte sich erneut. „Freut mich Sie kennenzulernen.“ Asou erwiderte die Floskel. „Freut mich Sie kennenzulernen.“ Die Stimmung war angespannt. „Könnten wir uns einem Moment allein unterhalten Akanishi-san?“, fragte Asou, blickte zu Kamenashi-san. „Wie wäre es-“ Doch er wurde von dem Anderen unterbrochen. „Kazuya, wartest du hier solange? Wir… wir sind gleich wieder da, okay?“ Es schien einige Zeit zu dauern ehe die Bedeutung der Worte seinen Patienten erreichte. Asou seufzte, scheinbar hatte sich sein Zustand verschlimmert. Die Frage war nur: Wie sehr? Kamenashi-san nickte langsam. „Wir sind gleich wieder da“, versprach der Andere, stand auf und bedeutet Asou ihm zu folgen. Sie schlossen die Tür hinter sich. Der Mann der ihn hereingelassen hatte stand auf, kam zu ihnen. „Kame?“, fragt er den Anderen. Der den Kopf schüttelte. Asou, schwieg eine Weile. Aber… er musste genauere Informationen haben. „Wenn sie mir bitte sagen würden was hier los ist?“, fragte er vorsichtig nach, wollte nicht allzu sehr drängen… „Zuallererst, ich bin Tanaka Koki, das hier“, der Mann deutete auf die Person neben sich, „das hier ist Akanishi Jin.“ Asou nickte. Das war… interessant. „Wissen Sie wie es dazu gekommen ist?“ Tanaka-san blickte kurz zur Tür. Fragte sich wahrscheinlich wie lange sie Kamenashi-san allein lassen konnten… sollten. Und Asou teilte seine Sorge. „Ich möchte nur einen kurzen Abriss… damit ich weiß in welcher Situation wir… er sich nun befindet.“ – „Kurz?“, wiederholte Tanaka-san. Man sah ihm an, dass er nicht glaubte sich kurz fassen zu können. Nachdem Asou einen Teil der Geschichte gehört hatte (Koki hatte das Küssen und die Liebensbezeugungen einfach übersprungen…) betrat er wieder das Schlafzimmer, er fand Kamenashi-san immer noch auf dem Bett sitzend vor. Er hatte ein Kissen genommen und hielt sich an ihm fest. Asou setzte sich neben ihn hin, Kamenashi-san bemerkte es nicht einmal. Er runzelte die Stirn. Die Situation war eindeutig eskaliert, vor dem heutigen Tag hätte man, mit Ausnahme von der Einnahme der Medikamente, nicht sagen können, dass Kamenashi-san psychisch instabil war. Doch das war jetzt anders. Der Arzt lächelte. „Wie geht es Ihnen?“, fragte er. Kamenashi-san sah auf, sah an ihm vorbei. „Wo ist Jin?“, fragte er ihn mit leiser Stimme. Asou lächelte. „Er kommt gleich wieder.“ Kamenashi-san nickte, beantwortete die vorher gestellte Frage jedoch nicht. Starrte die Wand an. Fing an sich hin und her zu wiegen, der Arzt zog die Augenbrauen zusammen. Das war… in der Tat schlecht. „Kamenashi-san?“ Keine Reaktion. Der Arzt legte eine Hand auf Kamasnashis Schulter, aber nichts deutete darauf hin, dass der junge Mann ihn wahrnahm. Er holte ein Fläschchen aus dem Koffer den er mitgebracht hatte, füllte etwas des Inhaltes in eine Spritze. Einen Augenblich überlegte er die beiden Männer zu bitten, dass sie ihm helfen mögen, als Kamenashi-san ihn wieder wahrzunehmen schien. „Was haben Sie da?“ – „Ein Medikament“, sagte Asou, „Wenn Sie bitte den Arm ausstrecken würden?“ Kamenashi-san sah ihm verwirrt an. Der Arzt zog behutsam den rechten Arm zu sich (ihm war nicht entgangen, dass der linke Arm eindeutig verletzt war) und setzte die Spritze an, sein Patient zuckte nicht zusammen. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, dann schlief der jüngere Mann ein. Asou seufzte und stand auf. Er hatte die Befürchtung, dass eine ambulante Behandlung nicht mehr möglich war. Er trat wieder in das Wohnzimmer, wo die beiden Männer, anscheinend Freunde von Kamenashi-san, auf ihn warteten. „Und?“, fragte derjenige der Akanishi war. Der Arzt schwieg einen Augenblick. „Sind Sie Familienangehörige?“ Die beiden sahen sich einen Augenblick an. „Ich nehme an das heißt nein. Dann tut es mir leid, aber ich darf Ihnen…“ – „Sie weiß nichts davon…“, murmelte Akanishi-san. „Seine Familie, meine ich. Er… hat Ihnen nichts davon erzählt…“ Der Arzt zuckte mit den Schultern. „Es gibt gewisse Regeln an die ich mich halten muss Akanishi-san. Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich Kamenashi-san sehr bald wieder sehen muss. Ich denke, dass eine stationäre Behandlung notwendig ist, für wie lange… das kann ich nicht sagen.“ Er sah wie Tanaka-san nach Luft schnappte. „Aber…“, protestierte er dann. „Vielleicht hatten ihn die Nachrichten nur umgehauen, mental aus der Bahn geworfen… kann doch sein, dass es morgen wieder besser ist?“, fragte ihn der Mann besorgt. Asou zuckte mit den Schultern. „Das… kann ich Ihnen leider nicht sagen, es ist so gut wie unmöglich vorherzusagen wie sich das Verhalten entwickelt, wenn es einen so… großen Einschnitt während der Behandlung gab. Wie bereits gesagt, ich werde ihn morgen wieder hier aufsuchen und dann eventuell in die Psychiatrie einweisen müssen. Im Moment befürchte ich, dass eine Verlegung nur unnötige Komplikationen zur Folge haben könnte.“ Die Freunde Kamenashi-sans nickten stumm. Man sah, dass sie hofften alles würde ich von alleine lösen. Leider kannte er nur sehr wenige Fälle, wo dies auch tatsächlich geklappt hatte. „Wir bleiben bei ihm, oder Jin?“, wandte sich Tanaka-san dann an Akanishi-san der nur nickte. „Wird… wird er mich wieder… erkennen?“, fragte er dann den Arzt, der ihn mitleidig musterte. „Das weiß ich nicht. Ich… habe ein paar Vermutungen warum es zu diesem Verhalten kommt, aber… ob sich das Problem über Nacth löst… nun, ich will Ihnen keine falsche Hoffnung machen, es ist eher unwahrscheinlich. Vielleicht in ein paar Tagen, Wochen… aber ich denke nicht, dass sich dieser Zustand allzu schnell bessern wird.“ Er sah, dass der Mann Tränen in den Augen hatte aber stur nicht zuließ, dass diese zu fließen begannen. „Danke, sensei.“ Der Arzt verbeugte sich leicht und ging wieder aus der Wohnung. Er hörte wie die beiden Zurückgeblieben anfingen miteinander zu tuscheln ehe die Tür ins Schloss fiel. „Jin, wir müssen reden, unbedingt“, sagte Koki als sich der Mann, Asou?, verabschiedete. Akanishi blickte ihn verwundert an. Schien immer noch nicht wirklich im Hier und Jetzt angekommen zu sein… Eigentlich auch kein Wunder. „Jin, alles okay?“ – „Nein? Meine ‚Freundin‘ ist schwanger, womöglich nicht von mir, ich will ausziehen hab aber keinen Plan wohin und das sind nur die kleineren Probleme die ich hab. Das größere ist gerade in seinem Schlafzimmer und… verdammt, ich hätte nicht gedacht, dass dieser Typ… nein, das ist so nicht richtig… ich hätte nie gedacht, dass Kame auf so eine Aussage… so reagieren würde…“ Der Rapper nickte. „Aber ich glaube… das war nur die Spitze eines Eisberges Jin“, sagte er leise. Jin sah ihn verständnislos an. „Wie kommst du darauf?“ – „Weil es Sachen gibt über die Kame mit dir nicht redet. Mit mir schon.“ Trotz der Gesamtsituation spürte Jin einen Stich von Eifersucht als Koki das sagte. „Aha. Und was macht dich so sicher?“, knurrte er. „Jin, reg dich ab. Wenn… wenn es Kame jetzt besser gehen würde hätte ich dir auch nichts gesagt… dann hätte ich es für mich behalten… sollte es Kame morgen besser gehen wird er mir wahrscheinlich den Kopf abhacken weil ich es dir überhaupt sagen will… sagen werde, aber du musst es wissen, also hör auf dich wie ein Idiot zu benehmen der schmollen muss weil sein bester Freund ihm einige Sachen nicht gesagt hat. Okay? Setzen wir uns…“ Koki rieb sich müde die Schläfen, setzte sich auf das Sofa. Jin, der nun erst recht angepisst war, tat es ihm gleich. „Also?“, knurrte Jin wütend. „Kannst du bitte aufhören mich mit deinen Blicken zu erdolchen?“, seufzte Koki auf. „Ich sage nur die Wahrheit… und… Kame hat einen ziemlich guten Grund dir ein paar Sachen nicht zu sagen, gut?“ Koki ordnete seine Gedanken, wie sagte man jemanden, dass sein bester Freund wegen einem einen Knacks hatte? Weil er in einen verliebt war? Am besten gar nicht… Nur hatte er was das anging nicht mehr groß die Wahl… „Ja, welche denn?“ – „Lass mich… ach Mist, lass mich nachdenken.“ Jin schnaubte ungläubig. Koki setzte sich gerade hin. „Also… ehm…“ – „Ja, spucks aus!“ Jin war wütend, ungeduldig, immer noch eifersüchtig. Koki seufzte. „Es ist nicht so einfach okay? Also… ich weiß ja nicht… weißt du wann Kames Probleme angefangen haben?“ Jin nickte. „Vor drei Jahren.“ – „Als du gegangen bist“, meinte Koki sanft. „Nach Amerika.“ Jin nickte. „Ich weiß…“, flüsterte er. „Ich habe das Gefühl… dass ich teilweise schuld an allem bin… dass ich nun, hätte hier bleiben sollen. Aber du weißt doch selber, dass ich keine große Wahl hatte… was hätte ich denn sonst tun sollen?“ Koki nickte. „Du hast recht… aber…“ Er holte Luft, keine seiner Erklärungen würde Sinn machen wenn er Jin nicht… direkt darauf stoßen würde. „Jin… Kame… er… weißt du nicht, verdammt siehst du denn nicht, dass er dich liebt?“ Koki blickte Jin in die Augen als er das sagte. Der Sänger musste wissen, dass er die Wahrheit sagte, dass er es ernst meinte. Aber Jin sagte nichts. Koki seufzte. Jin starrte ihn an. „Nein… das… kann doch nicht… Kame? Kazuya? Mich?“ Koki schloss die Augen. „Es ist aber so“, meinte er leise. Jin schüttelte vehement den Kopf. „Aber das… müsste ich doch merken! Das würde ich ihm ansehen!“, behauptete er im Brustton der Überzeugung. „Ich meine… sein Verhalten… alles… es…“ Jin schüttelte wieder den Kopf. „Ich müsste es doch merken“, flüsterte er kläglich, misstrauisch. „Das… ist ein Scherz, oder? Oder… oder du irrst dich…“ Koki legte Jin einen Arm auf die Schulter. „Nein. Das… ist kein Scherz. Ich meine es ernst. Todernst. Ehrlich… ich meine… ich weiß ich mach unglaublich viele blöde Witze… aber nicht in so ernsten Situationen.“ – „Das weiß ich doch…“, murmelte Jin niedergeschlagen. Er war eindeutig mit der Situation überfordert. „Wenn… es mir… jemand anderes gesagt hätte... und… du irrst dich ganz, ganz, ganz sicher nicht?“ Koki schüttelte den Kopf. „Wie gesagt… Kame hats mir gesagt.“ Jin seufzte. „… Aber… das macht doch… alles keinen Sinn…“ Koki stöhnte auf, packte Jin an den Armen und schüttelte ihn durch. „Mach die Augen auf, sieh was um dich herum geschieht. Alles macht Sinn“, fauchte er. „Alles. Wann haben Kazuyas Probleme angefangen? Als du weg musstest! Wann geht er mit uns regelmäßig saufen und vergisst sich? Wenn du ne Freundin hast! Wen kann er nie ausstehen? Deine ganzen Freundinnen! Mensch, das macht doch alles Sinn“, knurrte der Rapper, ließ Jin wieder los. Dieser saß immer noch in einer Art Schockstarre da. Jin ließ sich Koki Worte durch den Kopf gleiten. Aber egal wie er sie auch drehte und wendete… es… machte… Sinn… und erklärte ein paar Fragen, die er sich ständig stellte… gestellt hatte… „Dann… oh mein Gott… dann… bin ich also Schuld an der ganzen… Misere?“, murmelte er vor sich hin. Koki atmete tief ein. „Naja… also… eh… ja?“, meinte er. „Aber… Kazuya ist nicht ganz unschuldig Jin. Zu so was gehören immer zwei.“ Jin atmete tief ein. „Ich… ich muss das irgendwie… wieder gut machen, Koki ich…“ Der Rapper packte ihn wieder an den Armen und Schüttelte ihn erneut. „Akanishi Jin“, fauchte er, hielt den Sänger still. „Ich sage jetzt eine Sache, und ich will, dass du gut darüber nachdenkst ehe du irgendetwas anderes sagst okay?“ Jin nickte. „Also… Kame… liebt dich. Und nun gibst du dir die Schuld für alles was passiert ist. Das Problem ist“, hier schüttelte der Rapper Jin noch einmal, „dass du nun volle Kanne in die falsche Richtung steuerst. Er… er will etwas von dir, was du ihm nicht geben kannst! Oder… oder liebst du ihn etwa?“ Jin saß stumm da. Wusste es wahrscheinlich selber nicht. Aber instinktiv wäre die Antwort wohl ein ‚nein‘ mit vielen ‚wenn’s‘ und ‚aber’s‘. „Jedenfalls… du willst nun alles gut machen, ihm wahrscheinlich mehr Zeit widmen oder weiß der Kuckuck was in deinem Schädel grad vor sich geht… aber… ich denke, damit machst du es nur schlimmer. Kame will nicht, dass du in Schuldgefühlen ertränkst. Das würde ihn nur mehr belasten. Und…“ Koki legte eine Pause ein. „Er will kein Mitleid Jin… Er will Liebe. Und wenn du ihm das nicht geben kannst…“ Der Rapper ließ Jin los. „Dann würdest du alles nur noch verschlimmern wenn du ihm noch netter gegenübertrittst.“ Koki wartete auf irgendeine Antwort Jins, sah aber zu seinem Erstaunen, dass dieser einfach den Kopf hängen ließ und weinte. Die Hände vors Gesicht schlug. „Ich weiß es nicht Koki… Ich weiß es nicht…“ Koki schwieg, wartete bis der Gefühlsausbruch abebbte. Schließlich schluchzte Jin nur noch. „Und… wir wissen ja immer noch nicht wie es Kame jetzt gehen wird…“, murmelte der Rapper betroffen, etwas worüber sie bis jetzt vermieden hatten nachzudenken. Jin wischte einige Tränen weg. „Das… werden wir… oh Gott… ich weiß nicht wie ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten soll…“ Koki seufzte. „Da… kann ich dir auch nicht helfen… es tut mir leid…“ „Wie… hat er es dir eigentlich gesagt?“, murmelte Jin nach einer Weile. „Puh, ein Mal im Vollsuff, ein Mal als er grad… ein wenig beängstigend drauf war weil wir uns über dich und Maiko unterhalten haben und ein Mal… naja… kurz bevor du hierhergekommen bist…“ Jin zog die Augenbrauen zusammen. „Er… hielt er dich zu dem Zeitpunkt schon… für mich?“ Jin knetete seine Finger durch. Koki seufzte, erinnerte sich daran. „Ja… das war… nicht sehr schön…“, gestand Koki leise. Jin schluckte, räusperte sich. „Wieso?“ – „Weil ich nicht du bin. Weil ich mir vorkam wie ein Arschloch. Weißt du wie das ist, wenn einer mit dir redet und dich für wen ganz anderen hält? Kannst du dir das vorstellen? Ich war eh schon fertig genug Kame in dem Zustand zu sehen… und dann… kams noch zu so einer Situation… Eine Erfahrung auf die ich gut und gerne hätte verzichten können…“ Jin seufzte. „Er hat dich geküsst“, sagte Koki schließlich tonlos. „Huh?“ – „Kame. Er hat dich geküsst.“ Jin runzelte die Stirn. „Daran… würde ich mich erinnern.“ – „Ich meine als er mich für dich hielt. Ich wusste nicht was ich machen soll.“ In solchen Momenten wünschte sich der Rapper Haare herbei an denen er ziehen konnte. „Oh“ war Jins konstruktiver Kommentar. In dem Moment ging zur Überraschung aller die Tür vom Schlafzimmer auf. Kame stand mit einem viel zu weitem Shirt im Türrahmen. Blickte sie wortlos an. Jin und Koki erhoben sich halb. „Kazuya?“, fragte Jin nach und spürte wie ein Stich durch sein Herz ging, als Kame sich Koki zuwandte. Er sah die Tränen in Kazuyas Augen. „Ich hatte euch gebeten nichts zu sagen…“ Koki starrte Kame mit großen Augen an, ignorierte den Vorwurf völlig. „Kame… du… du weißt wer… weißt du wer ich bin?“ Kame blinzelte die Tränen weg. „Ich habe dir vertraut…“ Koki und Jin sahen wir Kame beherrscht einatmete. Dann drehte er sich zu Jin um. „Und? Was willst du jetzt tun? Abhauen? Sich vor mir ekeln?“ Kame holte tief Luft. „Ich weiß doch, dass ich… dass du… ich bin ja nicht blöd…“ Er schüttelte den Kopf. Verkrallte die Finger in dem Shirt was er trug. Ging einige Schritte zurück. „Du… du meintest zwar, dass… dass wenn ich schwul sein sollte… aber ich weiß doch, dass du es nicht magst. Dass du allein schon diese Image verachtest ich…“ Jin stand vollends auf. „Steiger dich jetzt in nichts rein, okay?“, unterbrach er Kazuya. „Ich… ich weiß was ich gesagt habe… wie ich mich in den letzten Tagen verhalten habe aber… du bist doch immer noch… du… daran hat sich doch nichts geändert… wegen sowas… könnte ich dich doch nicht verachten. Eklig finden… Es haut mich von den Socken, zugegeben aber…“ Kazuya fing an zu zittern. „Dann zeig es mir“, forderte er Jin auf. Jin blieb wie versteinert stehen, drehte sich zu Koki um, der genauso baff war die der Sänger selbst. „Wie denn?“, fragte er mühselig nach. Kame schüttelte den Kopf. „Weiß ich nicht, ich wills nicht wissen… Geh weg, ich… ich kann dich nicht sehen, ich will dich nicht sehen… lass mich… lass mich in Frieden… in Ruhe…“ – „Kazuya?“ Kame taumelte gegen die Tür. Holte noch einmal Luft. „Du kannst es nicht“, murmelte er schließlich, mehr zu sich als zu jemanden sonst. „Es wäre gelogen…“ Jin runzelte die Stirn. „Nein ich… ich meine…? Kazuya?“ Der Jüngere ignorierte ihn. „Du kannst nicht. Wenn du es doch tust… dann lügst du…“ – „Kame ich habe wirklich, ehrlich nichts dagegen… dass du… mich… liebst“, flüsterte Jin und streckte ihm die Hand entgegen. Kame schlug sie weg. „Nein? Aber… du kannst es nicht… nein du verstehst mich nicht…!“ Er trat auf Jin zu, schubste ihn weg. „Kazuya?“ Jin betrachtete Kame nachdenklich, versuchte die Gedankengänge nachzuvollziehen. Es klappte nicht. „Ich… erklär es mir!“, meinte er verzweifelt. Kame blickte auf. Er schien sich wieder etwas zu beruhigen. „Du… liebst mich nicht. Koki hat recht, alle haben recht. Wenn… egal was ich von dir will… alles was ich von dir wollen könnte… es wäre eine Lüge wenn du es tust. Das will ich nicht.“ Kame stand stumm da. „Das will ich nicht…“, wiederholte er die letzten Worte noch einmal, schloss müde die Augen. „Geh“, bat er leise. „Ich… ich kann dich gerade nicht ertragen… geh… bitte…“ Jin stand eine Weile unentschlossen im Raum, ballte dann die Hände zu Fäusten. „Verdammt, sag mir was ich machen soll, sag mir was ich tun kann, damit es dir besser geht! Verschwinden ist doch auch keine Lösung!“ Koki trat zu Jin, legte ihm eine Hand auf die Schulter, zog den aufgebrachten Sänger etwas zurück. „Jin…“, murmelte er, wollte ihn zum Eingang drücken, doch Jin schüttelte die Hände ab. „Sag es mir!“ Jetzt fing Kame an zu weinen. Das hatte er super hingekriegt, auch Koki beglückwünschte ihn zu seiner Tat. „Ich weiß es doch!“, schrie Kame plötzlich los. „ich mache dir ja auch keinen Vorwurf! Ich… du kannst es doch nicht ändern, das weiß ich! Aber… aber… Es tut weh verdammt! Dich mit diesen Frauen zu sehen, dass du mit… mit dieser Hure zusammen bist, warst… das Kind… das ihr zusammen zieht. Es tut verdammt weh!“ Jin stand sprachlos da, Kame unterbrach sich nur kurz um nach Luft zu schnappen. „Und du erwartest noch von mir sich zu freuen, dich zu unterstützen, du siehst nicht wie weh mir das tut! Ich gebs ja zu, ich finde es toll, dass du immer mich um Rat fragst, dass du immer zu mir kommst wenn du Probleme hast, aber… du vergisst immer, dass ich auch Probleme hab! Wenn was bei dir ist, dann werde ich unwichtig, dann wird alles was ich mit mir rumschleppe egal, der König hat ja ein Problemchen. Denkst du dabei je an meine Gefühle? Wenn ich dich bitte mich in Ruhe zu lassen, weil ich es brauche, akzeptiert du das? Nein! Du denkst dass du mich in deiner Nähe haben musst, egal was ich davon halte! Nicht nur heute, überhaupt! Wer muss immer alles richten? Ich. Wer muss immer für dich da sein? Ich. Ich sag ja nichts darüber, dass du meine Gefühle nicht erwiderst, ich versteh das! Glaubst du denn nicht, dass ich mich verfluche, dass ich dich nicht einfach wie meinen besten Freund sehen kann? Meinst du nicht ich würde mir wünschen, dass es anders ist? Aber ich kann dir ja schwerlich einen Vorwurf machen oder? Das einzige was ich will, ist dass du versuchst mich zu verstehen! Warum verstehst du nicht, dass es Momente gibt wo du mehr Schaden als Nutzen anrichtest? Warum kannst du nicht einfach gehen wenn ich es will? Warum musst du so ein verdammter Sturkopf sein? Sag es mir!“ Jin taumelte etwas zurück, es fühlte sich so an, als hätte Kame ihn ins Gesicht geschlagen. Worte können verletzender sein als Schläge… Es sammelten sich Tränen in den Augen des Sängers. „Es… tut mir leid…“, murmelte er. „Kazuya, es… es tut mir… ich habe nicht bemerkt… dass ich dich verletzt habe… es tut mir leid…“ Was sollte er sonst sagen? Es klang hohl, die Worte… man sagte sie immer… zu allem. „Du hast Kaffee verschüttet“ – „Es tut mir leid.“ Eine leere Floskel. Nichts von Bedeutung. Er sah wie gerade diese Worte auch Kame verletzten. Aber… was konnte man sonst sagen? Ich verspreche mich zu bessern? Hah, als ob er das könnte… „Jin… geh einfach nur… geh nach Hause…“ Jin drehte sich zu Koki (an den er sich wieder erinnerte, der Rapper war ungewöhnlich still gewesen). „Darf ich… zu dir?“ Sowohl Kame als auch Koki schauten ihn erstaunt an. Jin blickte betreten zu Boden. „Ich… sagte dir doch schon, dass ich weg bin… von Maiko…“, meinte er an Koki gewandt. „Ich will und kann dort nicht hin. Und morgen… hol ich mein Zeugs ab, das hoffentlich noch da ist…“, knurrte er etwas wütend. Koki schluckte, räusperte sich, schüttelte den Kopf und nickte. Alles gleichzeitig. „Klar, also, kein Problem… eh…“ Der Rapper suchte in seinen Taschen nach dem Schlüsselbund. Jin hatte sich mit dem Rücken zu Kame gedreht. Er hörte dass der Jüngere sich bewegte. Er widerstand dem Drang sich umzudrehen. Plötzlich stand Kame neben ihm, er sah traurig, müde und überhaupt verdammt übel aus. Jin blickte auf seinen linken Arm, der immer noch nicht behandelt worden war. Möglicherweise würden Narben bleiben… es musste höllisch brennen… „Du… ihr hat die Idee vom Fremdgehen nicht gefallen?“, fragte Kame dann nach. Jin lächelte ihm gequält zu. „Nicht wirklich… aber… mach dir keinen Kopf deswegen… Wird schon werden…“ Kame lachte plötzlich auf, lies sich gegen Jin sinken. Weinte gleichzeitig. „Warum kannst dus einem nicht einfacher machen dich wegzuschicken? Warum musst du immer dann in der Patsche sitzen wenn…?“ Kame ließ den Satz ungesagt. Und Jin… kam mit der Situation nicht wirklich zurecht, Koki zog sich langsam aus dem Zimmer zurück, wenn sie das beredet hätten würden sie ihn wohl wieder reinholen… eigentlich war es ihm schon peinlich genug den letzten Teil der Unterhaltung mitbekommen zu haben… „Kame?“ – „Lass mich nachdenken“, bat der Jüngere, klammerte sich immer noch an das T-Shirt von Jin. „Wir… wir sind doch schon noch Freunde, oder?“, fragte Kazuya ängstlich nach, wagte es nicht Jin in die Augen zu gucken. „Klar sind wir das…“, meinte Jin leise, bewegte sich nicht, er… er konnte ihn nicht in den Arm nehmen… er konnte ihm nicht beruhigend über den Rücken streichen… nicht nachdem er wusste was Kame… wie Kame empfand… er hatte Angst, dass der Jüngere… es nicht so verstand wie er es sollte… einfach nur freundschaftlich… Kame ließ ihn los. „Lass mich heute Abend in Ruhe. Sprich nicht mit mir, komm nicht in mein Zimmer, ignoriere mich wenn ich an dir vorbei muss… du bleibst.“ Jin zog erstaunt beide Augenbrauen hoch. „Aber?“ Er fühlte sich schäbig dieses Angebot zu bekommen… oder anzunehmen. Vor allem nach der eindrucksvollen… „Rede“ Kazuyas. „Ich dachte…?“ Kame seufzte. „Lass mich einfach in Ruhe, okay? Ich… weiß nicht… ich meine… wir… wir waren doch sonst auch immer füreinander da… und morgen… ist ein neuer Tag.“ Kame fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Morgen sehen wir weiter… Koki kann auch bleiben… ich gehe nicht davon aus, dass ich ihn aus dem Haus komplementieren kann… und… ach… es ist blöd wenn du zu ihm gehst er aber hier bleibt, oder?“ Es klang fast so als würde Kame eine Bestätigung haben wollen… aber bevor Jin auch nur über die Frage nachdenken konnte fuhr der Jüngere fort. „Im Zweifelsfall werdet ihr deine Sachen dann morgen eben zu Koki bringen… oder…“ Kame holte Luft. „Du kannst hier bleiben… Bis du eine neue Wohnung gefunden hast. Wie du willst.“ Kame trat einige Schritte zurück, schien über sich selbst erstaunt zu sein. „Ich geh ins Bett…“ Und ohne eine weitere Erklärung ließ er den völlig verwirrten Jin im Wohnzimmer stehen. Schloss die Schlafzimmertür hinter sich. Öffnete sie nach einiger Zeit wieder und legte Schlafsachen auf den Boden, er blickte nicht mehr in Jins Richtung, er zögerte einen Augenblick, dann ging er an Jin vorbei und hob sein Handy vom Tisch auf, nahm es mit als er ins Schlafzimmer ging und die Tür hinter sich schloss. Dieser wusste nicht was er machen sollte. Er konnte das doch nicht, er konnte Kame es nicht antun… zuerst… Jin stöhnte frustriert auf. Nach einigen weiteren ungemütlichen Minuten kam Koki in den Raum zurück. „Darf man wieder?“, fragte er und Jin deutete einfach nur stumm auf die Decken vor der Schlafzimmertür. „Sag mir was ich machen soll“, forderte er den Rapper auf. „Ich meine… du hast Kame doch vor ein paar Minuten gehört. Und er hat recht. Ich habe ihn ausgenutzt. Und nun… nun meint er, dass ich hier bleiben kann… bis ich wieder was Eigenes gefunden hab, das passt doch vorne und hinten nicht!“, meinte Jin unglücklich. Koki seufzte. „Du vergisst wieder, dass er dich trotz allem liebt“, sagte er freundlich. „Ich denke… er ist auch verwirrt, weiß nicht wie er mit der neuen Situation umgehen soll, genauso wenig wie du es weißt. Er will dich nicht verletzen, er will aber auch nicht länger verletzt werden… und…“, Koki senkte an dieser Stelle die Stimme, „denk daran, dass morgen der Arzt wieder kommt. Vielleicht… ist das die letzte Gelegenheit für eine lange Zeit das Problem zu klären… nicht mehr heute, aber morgen früh, wenn wir alle ne Nacht drüber gepennt haben…“ Jin nickte. Er hatte es wieder vergessen. „Also… bleiben wir?“, fasste er kurz zusammen was der Rapper gesagt hatte. Koki nickte. „Jedenfalls heute, morgen können wir dich immer noch zu mir umquartieren, mein Haus ist dein Haus oder so…“ Plötzlich von einer neuen Gefühlswelle erfasst umarmte Jin Koki. „Danke… ich hab solche Freunde wie euch gar nicht verdient…“ Als Jin aufwachte waren sowohl Koki als auch Kame (vielleicht, wahrscheinlich? Jedenfalls war er nicht am Rumwuseln) am Schlafen. Jin rieb sich den Schlaf aus den Augen. Irgendwie war es merkwürdig, dass Koki auch hier war… Er setzte sich auf, weckte so den Rapper neben sich. „Wie spät?“, murmelte Koki und drehte sich zu Jin um. Jin zuckte nur mit den Schultern. „Weiß nicht…“, gähnte Jin und stand auf, ging ins Bad und machte sich frisch, als er wieder ins Wohnzimmer kam saß Koki immer noch auf dem Sofa. „Was ist?“, fragte Jin nach. „Ich… weiß nicht… ist komisch hier zu pennen…“ – „Findest du?“ Koki nickte. „Ich war hier noch nie über Nacht…“ – „Echt nicht?“ Jin starrte Koki überrascht an. „Nein du Leuchte. Und eh… was nun?“ Jin verdrehte die Augen. „Ich weiß nicht wies dir geht aber ich verhunger gleich, also werde ich essen.“ Koki stand auf und fing an die Decke zusammenzufalten. „Und… Kame hat nichts dagegen?“ – „Du meinst ernsthaft, dass Kazuya uns erst hier schlafen lässt um uns dann in den Hungertod zu schicken?“ Koki schüttelte rasch den Kopf. „Quatsch, das meinte ich doch gar nicht, und das weißt du genau. Ich meine, ob er auch sicher nichts dagegen hat wenn wir uns einfach so bedienen.“ Jin seufzte. „Naja, wenn sich nicht alles verändert hat, dann dürfen wir uns einfach bedienen, ja. Meine Güte…“ Koki grinste etwas unsicher. „Ich mein ja nur, ich hasse es wenn einer in meinen Schränken rumwühlt…“ – „Wir wühlen nicht, wir machen Frühstück! Das ist ein großer Unterschied Tanaka!“ Ein Achselzucken als Antwort. „Ich mein ja nur…“, murrte der Rapper etwas beleidigt. Als sie gerade den Tisch wieder abräumten klingelte es an der Tür, Jin öffnete sie und sah den Arzt vom vorherigen Abend. „Guten Morgen“, sagte Asou. Jin lud ihn ins Haus ein. „Wissen Sie wie es Kamenashi-san heute geht?“ Jin schüttelte den Kopf. „Nein, ich eh… habe ihn heute noch nicht gesehen… Uhm… gestern… haben wir uns noch einmal unterhalten“, sagte er dann vage. Asou nickte. „Ah ja. Und was für einen Eindruck hat er auf Sie gemacht?“ Jin stutzte etwas. Naja, egal. „Also, zuallererst er hat mich erkannt, was ja schon mal ein Fortschritt ist, oder nicht?“, fragte er hoffnungsvoll. Asou blickte ihm in die Augen, er sah etwas verwundert aus. „Ah? Ja? Das ist ein der Tat ein gutes Zeichen, damit hatte ich, offen gestanden, nicht gerechnet… das verändert vieles…“, murmelte er eher zu sich selbst als zu Jin. „Ja?“ – „Ja“, lächelte der Arzt. „Darf ich fragen was Sie ihm gestern verabreicht haben?“ Der Arzt runzelte die Stirn. „Und darf ich fragen wieso Sie das wissen wollen?“ – „Uhm, naja… ich dachte dass Kamenashi-kun bis… heute durchschlafen würde?“, druckste der Sänger herum. „Ah, ich verstehe. Aber nein. Ich habe ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. Es bewirkt, wie der Name schon sagt, dass die Patienten ruhiger werden. Mir war der Arm Kamenashi-sans aufgefallen, also habe ich es ihm verabreicht, damit er sich nicht womöglich noch mehr verletzt.“ Jin nickte. „Ich verstehe.“ Hätte man ihm und Koki aber auch eher sagen können! Koki begrüßte den Arzt nun ebenfalls, sagte auch, dass er Kame heute noch nicht gesehen hatte. Jin ging zur Schlafzimmertür. „Kame?“ Keine Antwort. „Eine Sekunde“, sagte er zum Arzt öffnete die Tür und trat ein. Zu seiner Überraschung war Kame sehr wohl wach. „Kazuya?“ Kame drehte sich halb zu Jin um. „Johnny-san hat angerufen“, meinte der Jüngere mit tonloser Stimme, Jins Handy befand sich in seiner Hand. Jin schluckte. „Wegen… dem Typen?“ – „Ja.“ Jin räusperte sich unbehaglich. „Und?“, wagte er dann zu fragen. Kame blickte wieder weg, Jin konnte sein Gesicht nicht sehen, sah nur, wie seine Hände sich verkrampften, das Handy umklammerten. Er sah wie die Knöchel weiß hervortraten. „Der… Kerl… will nicht von seinen Behauptungen ablassen. Mal abgesehen davon ist ja auch nicht alles gelogen oder?“ Kame lachte etwas. Es klang nicht so als würde er sich wirklich freuen. „Jedenfalls… die Presse hat Wind davon bekommen… Johnny-san kann sie nicht zum Verstummen bringen… er versucht es noch… aber… Ach, und ich muss wieder zur Polizei… meine Aussage zu dieser Behauptung abgeben… Johnny glaubt nicht… dass die Polizei mir glauben wird wenn ich es abstreite…“ – „Was?“, platzte es aus Jin raus. „Wieso solltest du lügen? Was wissen die schon? Aber… aber Johnny-san… er glaubt dir doch, dass du keine Beziehung zu dem Arsch hattest oder?“ Jin klang verzweifelt. Ihm stockte das Herz als er sah wie Kame den Kopf schüttelte. „Ja, doch er glaubt mir“, murmelte er leise. Jin seufzte erleichtert auf. Also… war alles in Ordnung? „Nur leider bringt das nichts…“ Jin stand wie vom Donner gerührt da. „Bringt… nichts?“ Er verstand es nicht. Kame fing an leicht zu zittern. Ein schlechtes Zeichen? Jin ging besorgt einige Schritte auf Kame zu, setzte sich neben ihn. Er zögerte und entschied sich dagegen den Jüngeren zu berühren… „Wieso?“, fragte er dann leise nach. „Warum bringt das nichts? Johnny-san ist unser Boss er…“ – „Jin, bist du so blöd oder tust du nur so?!“ Kame fuhr herum, die Tränen rollten über seine Wangen. „Wenn ich der Polizei sage, dass ich keine Beziehung zu dem Kerl hatte… wenn auch Koki und Ueda das bestätigen bringt das absolut rein gar nichts! Sie werden glauben, dass wir wegen dem Job lügen, in unserer Branche ist das doch der Todesstoß schlechthin! Wenn man zugibt homosexuell zu sein und auch noch in einer festen Beziehung… da kannst du gleich die Koffer packen! Kein Wunder dass ich es abstreiten werde, kein Wunder dass meine Bandkollegen, die ja davon betroffen sind ob ich meine Karriere abbrechen muss, alles dransetzten damit dies nicht geschieht! Aber was hätte der Typ vom Lügen? Nichts! So wie er es dargestellt hat sind wir in einen Streit geraten, nichts Ernstes, aber ich sei ausgerastet und er habe sich nur gewehrt, als dann Koki und Tat-chan mir geholfen haben hatte er keine Chance mehr, aber Gott sei Dank, kamen in dem Moment die Sicherheitsleute… So hat er es gesagt! Und egal was wir sagen, uns wird niemand glauben…“ Kame holte jappsend Luft. „Wenn das so stehen bleibt bekommen Koki und Tatsuya entweder Geldstrafen oder eine Haftstrafe auf Bewährung… Johnny meint er könne es wohl auf eine Geldbuße runterhandeln, die Anwälte kann er bezahlen. Aber… das ist alles was er für uns tun kann.“ Sie saßen schweigend da. Schließlich merkte Jin was ihm in der Geschichte fehlte. „Und was ist mit dir?“ Kame schluchzte. „Ich hab den Streit ja angefangen, seiner Meinung nach… Johnny sagte er würde versuchen… aber… es ist wahrscheinlicher dass…“ Jin starrte Kame geschockt an. „Nein…“ – „Die Gerichtsverhandlung ist in einer Woche…“ Mit diesen Worten sah er förmlich wie Kame zusammenzubrechen drohte. Er schluchzte ungehemmt, warf sich wieder aufs Bett… Jin verstand die Welt nicht mehr… das war… nicht möglich… das konnte doch nicht geschehen… Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und fing ebenfalls an zu weinen. Das Leben war unfair… Ein Klopfen schreckte Jin auf, Kame ignorierte es völlig. „Ja?“, sagte Jin mit krächzender Stimme, Asou, gefolgt von Koki, betraten den Raum. „Whoa!“, sagte Koki als er einen Blick auf seine Freunde warf. „Was ist los?“ Jin schluckte. „Johnny… hat angerufen…“ – „Fuck?“, murmelte der Rapper, Asou stand relativ ahnungslos da. „Entschuldigung? Ich… kann nicht ganz folgen?“ Koki blickte den Arzt an. „Ehm… gucken Sie Nachrichten?“ – „Ja?“ Koki schluckte. „Haben Sie die Nachrichten über Kamenashi…-kun und KAT-TUN mitbekommen.“ – „Ja, ich… Sie wollen mir doch wohl nicht sagen, dass es sich hierbei um Sie handelt?“ – „Ich fürchte schon.“ Nun, das erklärte die plötzliche Zustandsveränderung Kamenashi-sans. „Ich… nehme an… dass es keine guten Nachrichten gegeben hat?“ Er fühlte sich etwas unwohl… es betraf zwar seine Arbeit… das zu fragen, aber es in so einem Moment in Erfahrung zu bringen… aber man konnte die Umstände nicht ändern. Jin schüttelte den Kopf. Blickte Koki an. „Der Typ lügt wie gedruckt… sagt immer noch dass er und Kame ein Paar seien.“ Wütend zerdrückte Jin die Decke. „Johnny-san meint du und Ueda kämet mit Geldstrafen wegen Mithilfe zur Körperverletzung davon… Kame…“ Er ließ den Satz ungesagt. Der Arzt hörte zu. Er durfte ja eigentlich nicht sofort etwas glauben wenn es gesagt wurde… aber nachdem was er von Kamenashi-san wusste glaubte er nicht, dass er eine Beziehung zu dem Mann haben sollte der heute in den Nachrichten gezeigt worden war. Und ihm fielen wieder die Aussagen des Mannes ein. „Jedenfalls… Johnny glaubt nicht, dass ihr die Richter oder die Polizei davon überzeugen könnt… dass es… eben nicht stimmt.“ Koki nickte. „Das wette ich…“ Asou räusperte sich. „Es tut mir leid Sie zu unterbrechen… aber… es gibt Beweise dafür, dass der Mann lügt.“ Drei Gesichter drehten sich zu ihm um. „Woher wollen Sie das wissen?“, fauchte Jin, entschuldigte sich sofort für seinen Tonfall. Der Arzt winkte ab. „Sie sind emotional aufgebracht, es ist nur natürlich, dass Sie so reagieren. Außerdem bin ich ein Außenstehender, der nicht in der Lage sein sollte zu beurteilen ob die Aussagen des Mannes stimmen oder nicht. Aber… ich habe wie gesagt die Nachrichten gesehen.“ An dieser Stelle lächelte der Arzt. Er kam Jin gerade wie ein Schutzengel vor. „Er behauptet Kamenashi-san zu der Zeit kennengelernt zu haben wo wir ihn gerade zwangseinweißen mussten“, meinte er sanft. Kame runzelte die Stirn. „Also… muss ich sagen… dass ich… krank bin… wenn ich aus der Misere raus will“, fasste er den Umstand zusammen der ihm missfiel. Der Arzt nickte. „Aber das würden Sie während des Verhörs sowieso tun. Ich… ich gebe zu ich bin kein Experte bei solchen Verfahren aber… man könnte zu einer außergerichtlichen Einigung kommen. Ich denke Ihnen geht es in erster Linie darum, dass die Presse nichts von Ihrem Zustand erfahren soll? Korrigieren Sie mich wenn ich falsch liege.“ Kame schüttelte den Kopf. Darum ging es. „Wenn es Ihnen also recht ist würde ich Sie zur Polizei begleiten, meine Aussage machen, die Unterlagen würden wir uns von der Klinik aus bringen lassen, und dann… hat der Mann keine andere Wahl als zu gestehen, dass seine Behauptungen an den Haaren herbeigezogen sind. Die Polizei ist verpflichtet die Beweise unter Verschluss zu halten… also denke ich, dass Sie alles in allem besser wegkommen wenn wir so vorgehen.“ Kame rappelte sich auf. „Oh Gott…“, murmelte er, wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ich zieh mich an…“ Asou nickte. Jin blickte Koki an. Der Arzt vermutete telepathische Fähigkeiten als der Rapper plötzlich nickte und einen Satz sagte, der für ihn keinen Sinn ergab. „Ich mach schon.“ – „Danke“, sagte Kame der sich gerade irgendwie in seinem Oberteil verheddert hatte. Jin musste kichern, es war zwar immer noch nicht… gut… aber die Situation von vor ein paar Minuten schien sich doch deutlich gelockert zu haben. Schnell stand er auf und befreite den Jüngeren. Der Arzt beobachtete diesen Vorgang ebenfalls amüsiert. Jin bestand noch darauf, dass Kame irgendetwas zu sich nahm und rief in der Zeit die Kame brauchte um eine Scheibe Brot zu verschlingen die Polizei an um zu sagen, dass sie gleich vorbeikommen würden um die Aussage aufzugeben. Johnny legte das Telefon wieder auf den Tisch, rieb sich die schmerzenden Schläfen. Nein, sein Job machte zurzeit absolut keinen Spaß. Er betrachtete die drei Kündigungsschreiben die bei ihm auf dem Tisch lagen. Er musste lächeln. Er war froh, dass es nun doch anders gekommen war. Er knüllte die Papiere zusammen, holte ein Feuerzeug heraus und verbrannte sie. Es wäre wirklich ein Jammer gewesen KAT-TUN halbieren zu müssen. Nun, aber jetzt sah es so aus, als würde er gute Werbung für die Band kriegen. Er sah schon die Schlagzeilen der nächsten Ausgabe… Oh ja… er wusste wie er dieses Umstand ausnutzen konnte. Kamenashi Kazuya, das verleugnete Idol, das Idol das von einem fiesen und gemeinen Kerl ausgenutzt worden war um an Geld zu kommen… Er rief seine Sekretärin zu sich, er musste eine Pressekonferenz planen. Das Zimmer war hell, keine Rauchschwaden von alten Zigaretten, keine Lampe die ihr helles Licht auf einen Schreibtisch scheinen ließ, keine diskret (und doch auffällig) positionieren Revolver… Trotzdem fühlte Kazuya sich ungemütlich. Es hatte ebene doch was von einem Verhör wovon ein… großer Teil einer Zukunft abhing. Mit zitternden Fingern griff er nach dem Kaffee der auf dem Tisch für ihn bereitstand. Der Polizist inspizierte skeptisch die Formulare die Kames Aufenthalt in der Psychiatrie belegten. Kame nippte an dem zu heißen Kaffee, verbrühte sich die Zunge, zuckte jedoch nicht einmal zusammen. Mittlerweile spürte er das Brennen seines Armes deutlich, er hätte vielleicht einen Verband anbringen sollen ehe er hierhergekommen war… Aber diesen Umstand konnte er nicht mehr ändern. „Nun, das wirft auf die Aussagen von Kohei-san ein völlig neues Licht“, meinte der Beamte achselzuckend. „Wir werden die Papiere zunächst hier behalten um sicherzugehen, dass es sich hierbei nicht um Fälschungen handelt, ich hoffe Sie verstehen das?“ Kame nickte, blickte zu Asou-sensei der neben ihm saß. „Natürlich. Wir haben Kopien in unserer Klinik.“ Kame atmete auf. Er hatte eigentlich so gut wie nichts gesagt seit sie hier angekommen waren, Asou hatte das Reden übernommen. War vielleicht besser so. Er blickte zum Arzt auf. Er war ihm dankbar für diesen Ausweg… aber… gleichzeitig fühlte er sich schäbig. Er hoffte stark, dass das nicht an die Öffentlichkeit kommen würde. „Diese Tatsache bleibt vertraulich, nehme ich an?“, fragte Asou den Polizisten in just dem Moment als hätte er Kames Gedanken lesen können. Der Polizist stutzte kurz. „Nun, natürlich ist das etwas, was wir nicht weiterverraten werden. Vor allem weil es sich bei Ihnen um eine Person des öffentlichen Lebens handelt werden wir versuchen sicher zu gehen, dass die Presse keine Gerüchte aufschnappen kann. Wir können Ihnen aber natürlich nicht versichern, dass es keine undichte Stelle gibt. Vor allem… da Kohei-san von sich aus Kontakt mit der Presse aufgenommen hatte.“ Kame umklammerte seinen Becher fester. Ja, das war auch eine Möglichkeit. „Könnten Sie ein Treffen mit Kohei-san arrangieren? Ich denke, und mein Patient stimmt mir zu, dass eine außergerichtliche Einigung in diesem Fall die beste Option wäre.“ Asou sprach als wäre es das natürlichste der Welt für ihn solche Gespräche zu führen. Nun, möglicherweise war es das tatsächlich? Kame hatte ja nicht allzu viel Kontakt mit anderen Patienten gehabt. Vielleicht musste er häufig mit der Polizei reden. Vielleicht war er aber auch einfach nur selbstbewusst und konnte sich durchsetzten… Der Polizist nickte unsicher. „Ja, ich denke das geht in Ordnung…“ Der Arzt lächelte dem Mann zu. „Rufen Sie mich bitte an wenn Sie in der Lage waren diese Bitte zu erfüllen oder weitere Fragen geklärt werden müssen. Ich denke wir können jetzt gehen.“ Er stand auf, händigte seine Visitenkarte aus. Kame stand leicht zeitverzögert ebenfalls auf, wurde von Asou aus dem Zimmer geschoben. „Haben Sie vielen Dank“, murmelte der Sänger sowohl zum Polizisten als auch zum Arzt. Gerettet? Auf dem Flur wurden die beiden von Koki und Jin bereits erwartet. „Und, wie ist es gelaufen?“, fragte Jin nach, hielt Kame an den Armen fest. Kazuya zuckte vor Schmerz zusammen und Jin ließ ihn sofort wieder los. „Ah, sorry, hab ich vergessen“, murmelte er verlegen. „Schon okay… War auch ganz… gut denke ich?“ Asou nickt aufmunternd. „Ich denke schon. Gut, das hätten wir geklärt.“ Er klatschte einmal in die Hände. „Nun zu meiner eigentlichen Arbeit.“ Er sah etwas trauriger aus. „Ich denke ich muss Sie bitten wieder in das Krankenhaus zu kommen Kamenashi-san.“ Kame blickte kurz auf den Boden. „Ich denke da kann ich nicht widersprechen.“ Er wollte es eh nicht. Er war müde. Er wollte aufhören seine eigene Situation immer mehr zu verschlimmern, er wollte etwas Abstand zu Jin. Und jetzt wurde ihm eine einfache Lösung geboten. „Dann würde ich es begrüßen wenn wir jetzt gemeinsam wieder zu Ihnen fahren, Sie einige Sachen einpacken und wir dann direkt in die Klinik weiterfahren.“ Kame nickte, aus dem Augenwinkel sah er wie Jin die Stirn runzelte. Kazuya und Jin waren wieder allein im Schlafzimmer, Koki hatte sich verabschiedet, er meinte er würde eben bei Johnnys Entertainment vorbeischauen, Johnny-san informieren, den Rest der Band davon verständigen, dass Kame wieder ins Krankenhaus musste und sie ebenfalls über den neusten Stand der Dinge aufklären. Asou wartete im Auto auf Kame. „Meinst du das ist eine gute Idee? Mit ihm mitzugehen?“, fragte Jin im Plauderton, betont beiläufig. Kame witterte sofort, dass er mit der Frage mehr beabsichtigte als ihn wirklich nur nach seiner Meinung zu fragen. „Ja. Wieso?“ Jin biss sich auf die Unterlippe. „Du hast nicht einmal darüber nachgedacht, sofort zugesagt… ich… Kame, ich weiß nicht ob das die beste Lösung ist…“ Kazuya blickte Jin wütend an. „Du wolltest doch, dass ich mich behandeln lasse. Es hat geholfen, falls es dich interessiert. Seitdem ich die Medizin nehme habe ich so gut wie keine Halluzinationen mehr gehabt, warum also sollte das jetzt schlecht sein?“ Jin schüttelte den Kopf. „Das meinte ich so nicht. Ich wollte nur sagen… dass du wenigstens über Alternativen nachdenken solltest bevor du dich für einen Weg entscheidest…“ – „Habe ich Jin, glaub mir.“ Jin reichte Kame ein T-Shirt welches in einem Rucksack verschwand. „So kurzfristig?“ – „Eigentlich seit Asou-sensei gestern hier war. Nach unserer Unterhaltung…“ Jin nickte. „Ich verstehe.“ Schweigend suchte Jin nach einer Hose Kames. „Du kannst hier bleiben während ich in der Klinik bin“, meinte Kazuya, versuchte die Stimmung etwas zu lockern. „Vielleicht will ich nicht bleiben.“ – „Vielleicht.“ Kame runzelte die Stirn. „Ich lass dir die Schlüssel jedenfalls da.“ – „Und wenn du rauskommst muss ich sie wieder rausrücken oder wie?“ Kazuya zuckte mit den Schultern, nahm die Hose die Jin nun in der Hand hielt. „Kommt darauf an.“ – „Worauf.“ Kame seufzte. „Was willst du? Ich kann dir nichts versprechen, was ich unter Umständen nicht halten kann, ich will dich später nicht rausschmeißen… aber möglicherweise ist dir selber aufgefallen, dass alles was ich sage ein paar Minuten später völlig anders aussehen kann?“ Jin nickte. Er verstand es. Aber… „Danke für das Angebot“, meinte er zähneknirschend. Schweigend packten sie weiter. „Magst du ihn?“ – „Huh?“ Jin starrte Kame an, man sah seinem Gesicht nicht an was er dachte. „Ich will wissen ob du diesen Arzt magst.“ – „Er hat mir sehr geholfen Jin.“ Kazuya richtete sich auf, sah Jin in die Augen. „Mögen… ich weiß nicht. Ich kenne ihn nicht.“ Jin seufzte. „Sorry, blöde Frage.“ – „Ich bin ihm dankbar. Wegen der Hilfe. Deswegen, weil ich wieder ein annähernd normales Leben führen kann. Mal abgesehen von dem ganzen Scheiß der gerade abgeht“, unterbrach Kazuya Jin schnell, wusste, dass er auf die… nicht ganz normale Situation zu sprechen kommen wollte. „Und ich bin ihm auch dankbar dafür, dass ich scheinbar nicht ins Gefängnis muss für etwas das ich eh nicht getan habe. Aber… was soll ich denn sonst sagen?“ – „Nichts, nichts, wie gesagt, blöde Frage.“ Kame seufzte nur und schloss die Tasche. „Meinst du ich brauche sonst noch was?“ Jin zuckte mit den Achseln. „Danke.“ – „Wofür?“ Jin lächelte. „Dafür, dass ich hier bleiben darf. Dafür, dass du noch mit mir redest. Für ne ganze Menge mehr eigentlich auch, aber wenn ich alles aufzähle kommst du hier gar nicht mehr weg.“ Kame lachte leise. „Jaja, jetzt fällt es dir auf“, meinte er nur leichthin und schulterte die Tasche. Jin begleitete ihn noch zum Auto des Arztes. „Meld dich, ja?“ Kame nickte. Für einen Augenblick wollte Jin den Jüngeren in den Arm nehmen… aber er traute sich immer noch nicht solche Gesten zu machen. Es war als gäbe es plötzlich eine Barriere zwischen ihnen. Kame öffnete den Mund, schloss ihn wieder, drehte sich um und stieg ins Auto. „Vielen Dank für ihre Hilfe“, sagte Kazuya als sie schon eine Weile gefahren waren. „Da gibt es nichts zu danken. Kamenashi-san, ich denke wir werden als erstes ihren Arm verarzten, wenn wir in der Klinik angekommen sind.“ Das war etwas, was der Arzt seit dem vorigen Abend hatte tun wollen, doch irgendwie hatte es keinen geeigneten Zeitpunkt gegeben. Kame nickte, diese Worte klangen wie Musik in seinen Ohren, es tat höllisch weh. „Gute Idee“, seufzte er aber nur, in Gedanken immer noch bei Jins merkwürdigem Verhalten. Worum war es ihm denn bitteschön gegangen? Was für eine Antwort hatte er erwartet? Wenn es nicht so lächerlich wäre, würde er denken können, dass Jin eifersüchtig war. Kompletter Blödsinn. Schwachsinn. Der Grund warum es ihm so scheiße ging. Diese dämliche Hoffnung die er sich immer wieder selber machte. Das er hoffte, dass etwas, was Jin gesagt hatte in die Richtung ging, dass der Andere doch vielleicht, eventuell Interesse an ihm hatte. Nicht im freundschaftlichem Sinne. Genervt strich sich Kame einige Haare aus dem Gesicht. Ernsthaft, konnte Jin sich nicht klarer ausdrücken? Musste er ihn immer zum Grübeln bringen? Er konnte sich doch (mittlerweile) denken, dass zweideutige Äußerungen nicht gut waren? Er pustete eine besonders nervige Strähne aus den Augen. Erst in dem Moment realisierte er, dass Asou schon seit einiger Zeit versuchte mit ihm eine Diskussion zu führen. Er leckte sich die Lippen, blickte den Arzt an und lächelte entschuldigend. „Es tut mir leid, ich fürchte ich habe Ihnen nicht zugehört.“ – „Ist mir aufgefallen“, sagte der Arzt nur. „Ich wollte wissen wie es Ihnen heute geht.“ Kazuya zuckte mit den Schultern. „Ganz gut, denke ich. Besser als gestern.“ Was nicht wirklich schwer herauszufinden war. Asou nickte. Kazuya blickte den Arzt an. Er war nett. Er sah gut aus. Er hatte Interesse an seinen Patienten. Er war alles in allem ein guter Mensch. Und vor allem Dingen war er nicht Jin. Und Kame brauchte unbedingt etwas, was ihm von Jin ablenken konnte. Mädchen konnte er vergessen, das klappte nicht. Hatte er schon ein paar Mal probiert (auch wenn er Jin nie gesagt hatte wenn er eine Beziehung hatte, zum einen weil er eh nie etwas für eines der armen Dinger empfunden hatte und zum anderen hatte er das alles eh eher als… Experimente angesehen, und schämte sich dafür…). Männer waren okay, er hatte zwar absolut nicht das Gefühl die Typen die er geküsst hatte zu lieben, aber wenigstens war er von ihrem Äußeren angesprochen worden. Also… einen Versuch war es vielleicht wert… „Erinnern Sie sich noch an Ihr Angebot uns gegenseitig zu duzen?“, fragte Kame, den Blick immer noch auf den Arzt geheftet. „Ja? Wieso?“ – „Ich denke ich kann es jetzt annehmen.“ Er sah wie der Arzt lächelte. „So? Das freut mich. Dann… tja, können, eh kannst du jetzt Yuu zu mir sagen.“ Kame lächelte auch. „Kazuya“, sagte er dann einfach nur und blickte wieder aus dem Fenster. Das reichte fürs erste. Alles andere würde sich ergeben… oder nicht… aber er wollte nichts überstürzen. Er wusste ja auch gar nicht, ob der Arzt solchen Beziehung zugeneigt war. Zum einen war da die Tatsache, dass Kazuya sein Patient war. Und zum Anderen… nun, er wusste nicht ob der Arzt schwul war… oder zumindest bi. Und wenn das nicht der Fall war wars eh egal. Jins Handy vibrierte in seiner Hosentasche, er fischte es heraus, sah dass eine Nachricht angekommen war. Der Absender war Maiko. Kame fühlte sich versucht die Nachricht ungelesen zu löschen, aber andererseits wäre das Jin gegenüber unfair. Wer wusste schon was sie wollte? Also öffnete er die Nachricht. Sag Jin dass er nächste Woche Mittwoch zum Frauenarzt kommen soll. Ich will mich über einen Vaterschaftstest erkundigen. Er soll von Anfang an dabei sein, wenn ich seiner bescheuerten Forderung nachgebe. Das war bestimmt deine Idee, stimmts, Scheißkerl? Kame blickte diese Textzeilen, gelinde gesagt, verblüfft an. Kaum hatte Jin es sich auf Kames Couch gemütlich gemacht da klingelte das Telefon, ein Blick auf den Display zeigte, dass es seine Handynummer war von der der Anruf getätigt wurde. „Kazuya? Hast du etwas vergessen?“ – „Nein… eh Maiko hat dir… eine Nachricht geschrieben…?“ Jin stutzte kurz. „Eh, ich hatte ihr gesagt, dass du mein Handy hast“, sagte er als ihm einfiel, dass der Jüngere nichts davon wusste. „Ah… ja… jetzt macht es… mehr Sinn…“ Kame machte eine kurze Pause, gab Jin wieder was Maiko wollte und verabschiedete sich. Mittwoch… Noch vier Tage. Jin wartete vor dem Frauenarzt auf Maiko. Er war viel zu früh da. Sie würde bestimmt noch etwas länger brauchen, ehe sie hier aufkreuzten würde… Zu seiner Überraschung tauchte aber schon bald das Auto von ihr auf und sie stieg aus. Man sah schon, dass sie ein Kind erwartete. Sie würdigte ihn keines Blickes, als sie in das Gebäude trat, Jin folgte ihr stumm. Zwischen ihnen gab es nichts mehr was gesagt werden musste. Sie setzten sich nebeneinander in das Wartezimmer, wo sie eine glückliche Familie erwartete. Und ein Mädchen was aussah als würde es gleich in Ohnmacht fallen. Jin hatte Mitleid mit ihr. Er fühlte sich sehr ähnlich. Er betrachtete die Familie und wünschte sich für einen irren Augenblick dasselbe zu erleben. Bis ihm auffiel, dass er sie auf jeden Fall nicht jetzt erleben wollte und nicht mit der Frau neben ihm. Er wollte wieder frei sein. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde Maikos Name aufgerufen und sie stand auf. Jin folgte ihr wortlos. Nun mussten sie im Arztzimmer warten, sofort sank die Stimmung um nochmal einige Grad. Es war etwas mit anderen in einem Raum zu sitzen und sich anzuschweigen und etwas ganz anderes alleine in einem Raum zu sitzen und sich anzuschweigen. Glücklicherweise kam bald der Frauenarzt rein, verneigte sich leicht. Jin wiederholte die Geste, auch Maiko verneigte sich. „Ah, Sie sind zu der Untersuchung hier?“, fragte er an Maiko gewandt, blickte dann Jin an. „Und Sie müssen der glückliche Vater sein.“ Jin versetzte es einen Stich. Maiko sagte nichts. Blickte ihn stumm an. Das hier war seine Idee gewesen also sollte er es klären. „Eh… genau darum geht es… ich… bin mir leider nicht so sicher, dass ich der Vater bin“, murmelte er nervös. „Ich wollte gerne wissen… ob es möglich ist einen Vaterschaftstest zu machen.“ Der Arzt runzelte die Stirn. „Gibt es denn einen begründeten Verdacht, warum Sie annehmen nicht der Vater zu sein?“ Was ging den das an? „Ja.“ – „Aha.“ Sonst würde er es doch nicht anzweifeln! Meinte er das sei eine Freude so etwas zu denken? Dass man der Vater… eh nicht der Vater eines Kindes war? Nun… vielleicht konnte man Jin auch einfach aus dem Gesicht ablesen, dass er sich wünschte, dass dieses Kind von wem anderes gezeugt worden war. Aber es war trotzdem nicht der Job dieses Arztes das in Frage zu stellen! Er sollte sie nur beraten und dann alles nötige in die Wege leiten! „Ich fürchte Sie müssen noch einige Monate warten ehe diese Frage geklärt werden kann“, meinte er dann sachlich. „Ich denke nicht“, knurrte Jin wütend. „Ich weiß, dass es möglich ist bereits vor der Geburt des Kindes einen Vaterschaftstest zu machen.“ – „Prinzipiell schon“, sagte der Arzt vorsichtig, „aber es besteht eine gewisse Gefahr für das Kind, deswegen wollen wir nur in ernsten Fällen diesen Test anwenden.“ Jin seufzte. Was sollte das denn heißen? „Und wann ist es ein ernster Fall?“, erkundigte er sich so höflich wie möglich. „Falls es sie interessiert, wie machen unsere ganze Zukunftsplanung von der einen Frage abhängig. Ist Ihnen das ernst genug?“ Der Arzt seufzte. „IM Grunde genommen ist es Ihre Entscheidung. Ihre und die Entscheidung der Mutter, die in diesem Fall aber eindeutig mehr zu sagen hat. Also, was sagen Sie dazu?“ – „Ich wäre nicht hier wenn ich es weiter aufschieben könnte“, sagte Maiko gefasst. „In bestimmten Situationen gibt es nur eine richtige Entscheidung.“ Sie bedachte Jin mit einem giftigen Blick. „Wenn Sie sich sicher sind“, sagte der Arzt achselzuckend. „Dann werde ich Ihnen zunächst einmal erklären wie dieser Test stattfindet, was man dafür machen muss und wie lange die Prozedur dauern wird. Im Nachhinein gebe ich Ihnen noch etwas Zeit die Entscheidung zu überdenken. Ich würde sagen Sie besprechen es dann in aller Ruhe zusammen und kommen an einem anderen Tag wieder.“ Weder Maiko noch Jin sagten etwas, so dass sich der Mann genötigt sag fortzufahren. „Wie sie vielleicht wissen lösen sich während der Entwicklung des Babys immer wieder Partikel vom Fötus ab das Fruchtwasser. Man kann etwas Fruchtwasser aus der Gebärmutter entnehmen. Das ist der Teil, der das Kind gefährdet. Vor allen Dingen da in Ihren Fall nicht der Verdacht besteht, dass das Kind eine genetisch bedingte Krankheit hat, die man mithilfe dieses Tests nachweisen müsste.“ Man hörte deutlich die Missbilligung in der Stimme des Arztes heraus. Jin ignorierte sie geflissentlich. Er sollte sie aufklären, nicht kritisieren! Der Arzt schien es auch zu verstehen, fuhr einfach fort. „Das entnommene Fruchtwasser wird an eine Stelle geschickt die die DNA isoliert und vervielfacht. Die DNA von Ihnen würde ebenfalls dorthin geschickt werden. Danach könnte man die DNA miteinander vergleichen. Mit diesem Verfahren kann man zu einem großen Prozentsatz feststellen ob Sie die Eltern des Kindes sind.“ Maiko und Jin blickten den Arzt an. „War das alles?“, fragte Jin ruhig nach. „Naja. Zum Verfahren an sich schon.“ Jin nickte. „Sie wollten noch was zur Dauer sagen?“ – „Ja, Sie müssten ein, möglicherweise zwei Monate auf die Ergebnisse warten. Sie können sie entweder persönlich beim Institut abholen, sich per Post zuschicken lassen oder, mittlerweile die gängigste Methode, Sie lassen es sich per E-Mail zuschicken.“ Jin nickte. „Wieso ist das Kind durch die Entnahme des Fruchtwassers gefährdet?“ – „Es kann zu Komplikationen kommen, im schlimmsten Fall könnte es zu einer Fehlgeburt führen.“ Jin schluckte. „Okay, klingt nicht sehr nett…“ Er wollte es trotzdem wissen. „Und wie groß ist diese Möglichkeit?“, mischte sich nun Maiko in das Gespräch ein. „Ich will ja nichts sagen, aber bisher war jede Entnahme noch ein Erfolg bei mir.“ Jin wollte dem Mann in den Hintern treten. „Mit anderen Worten ist die Gefahr nicht ganz so groß“, brachte er es auf den Punkt. „Nun… nein…“, gab der Mann zu, seufzte. „Wollen Sie sich nun beraten? Wir könnten einen Termin nächste Woche ausmachen wo Sie mir mitteilen wie Sie sich letztendlich entschieden haben?“, schlug er vor. Jin und Maiko blickten sich an. „Ich denke nicht, dass wir eine ganze Woche darüber nachdenken müssen, oder was meinst du Jin?“, wandte sie sich zum ersten Mal an ihn. „Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diesen Test hinter mich bringen möchte“, gestand Jin sofort, Maiko nickte. „Wenn die Gefahr tatsächlich nicht so groß ist… dann… habe auch ich nichts dagegen.“ Der Arzt zuckte leicht zusammen. Nun eine heile Familie klang anders. „In diesem Fall sollte es möglich sein die Fruchtwasserentnahme in einer Woche durchzuführen, wenn sie sich bitte einen Termin geben lassen würden?“ Jin stand auf, bedankte sich bei dem Arzt für die Beratung, ging aus dem Zimmer und ließ einen Termin arrangieren. Bei Kame angekommen griff er nach dem Haustelefon und wählte seine Handynummer. Nach einigen Augenblicken ging Kame ans Telefon. Er lachte gerade. „Jin?“, prustete er in den Hörer, hatte wieder einen Lachflash. Jin kam diese Klinik spanisch vor… „Koki, hör auf mich zu kitzeln!“, quiekte Kame dann los, jappste nach Luft. „Ich will telefonieren!“ Jin grinste. Er erinnerte sich noch lebhaft an sein… „Telefonat“ mit diesem Koki. Scheinbar mochte Kame ihn. „Okay, ich bin dran“, schnaufte der Jüngere, immer noch nach Atem ringend. „Schon okay, ich lass dich erst mal atmen bevor ich dich zutexte, okay?“ – „Oh ja, bitte…“ Er hörte zu wie Kames Atem wieder normal wurde, sprach dann los. „Ich war heute mit Maiko beim Frauenarzt“, sagte er dann sofort. „Oh, ist schon Mittwoch? Wie ist es gelaufen?“ Jin schluckte. „Naja, nächste Woche wird der Test… naja… angefangen, ich will dich jetzt nicht mit Details nerven aber… ich bin mit dem Nerven am Ende“, posaunte Jin heraus. „Jin… du solltest dich ausruhen“, meinte Kame nach einer kurzen Pause. „Das… der Stress tut dir nicht gut.“ – „Ach… wie soll das gehen? Ist ja nicht so als würde mich die Arbeit oder so stressen… es ist die Ungewissheit, und durch nichts tun wird das bekanntlich schlimmer.“ Er hörte ein Seufzen. „Vielleicht hast du recht…“ – „Nicht nur vielleicht!“, meinte Jin im Brustton der Überzeugung. „Kazuya?“ – „Ja?“ Jin hörte eine Weile wieder nur zu wie Kame atmete, es beruhigte ihn, auf eine komische Art und Weise. „Was ist?“ – „Wann kommst du wieder?“ Kame seufzte. „Asou-sensei hat was von zwei Wochen gesagt…“ – „Okay. Bis dann.“ Jin legte auf. Er vermisste ihn schon so sehr… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)