Schatten der Vergangenheit von raylight ================================================================================ Kapitel 2: Entlassen -------------------- “Hoffentlich ist Theo nun endlich zur Vernunft gekommen.”, seufzte Anwalt Robert Koch, “Wenn er wieder so frech, wie vor zehn Jahren ist, kann es sein, daß er Sicherungsverwahrung bekommt, wie der Richter meinte.” Robert war sechsundfünfzig Jahre alt, grauhaarig, hatte ein paar Falten im Gesicht. Er war ein Meter fünfundsechzig groß. Der Wachmann ließ ihn in Theos Zelle. Ein kahlköpfiger schlanker Mann stand am Fenster. Er war eins achtzig groß, unrasiert und hatte einen nachdenklichen Blicken. Robert erinnerte sich noch an damals, als er Theo kennen gelernt hatte. Theo war unbelehrbar gewesen mit Zigarette im Mund und kugelrunden Bauch. “Herr Stein, ich bin wegen Ihrer Entlassung hier. Wie haben Sie sich Ihre Zukunft vorgestellt?” “Ein neues Leben anfangen. Da ich trotz meiner Vorstrafen eine abgeschlossene Mittelschulabschluß habe und im Knast eine Elektronikerausbildung für Radio- und Fernsehtechnik beendet habe, werde ich mir Arbeit suchen. Ich verspreche Ihnen keine Straftaten mehr zu begehen.”, erklärte er mit gesenkten Kopf. “Das höre ich gerne. Man hat mir erzählt, daß Sie sich gut geführt haben in den letzten sieben Jahre. Ich hätte nicht gedacht, das Sie in den fünfzehn Jahren einsichtig werden.” “Ich hatte eine beschissene Kindheit, wie Sie wissen. Meine Mutter starb vor zwölf Jahre durch Alkohol und Vater vor drei Jahren an Herzversagen. Er hatte damals nie für mich Zeit, da ist es kein Wunder, das ich so werde. Nach fünfzehn Jahren nachdenken, bin ich zu dem Entschluß gekommen, das ich nicht mehr ins Gefängnis will.” Robert lächelt nur. “Gut, dann holen Sie Ihre Sachen. Ich fahre Sie zu Ihrer neuen Wohnung, das Auto bekommen Sie geschenkt, wenn Sie fünf Jahre lang keine Straftat begehen. Ich habe sogar eine Liste erstellt, wo Adressen von Firmen, die Leute suchen, darauf sind. Haben Sie einen Führerschein?” “Ja, den habe ich vor sechzehn Jahren gemacht. Da ich ein vorbildlicher Autofahrer bin, den sogar meinen Fahrschullehrer beeindruckt hat, obwohl er von meinen Vorstrafen wußte.” “Ich weiß, daß Sie bis jetzt auch keine Verkehrssünden begangen haben, was mich total wundert.” “Ich sagte doch, ich bin ein Musterfahrer.” “Haben Sie im Fahrschulauto geraucht?” “Nein. Aber mein Fahrlehrer. Ich war immer schon der Meinung: Bei Rauchen am Steuer passieren die meisten Unfälle, außerdem schadet es auch den Nichtrauchern.” “Wow. Sie hören einfach nicht auf mich zu überraschen. Haben Sie wirklich noch nie einen Strafzettel fürs falsch Parken bekommen?”, fragte Robert, der es irgendwie nicht glauben konnte. “Nein. In so etwas war ich schon immer penibel.” “Eine reine Weste im Autofahren, aber sonst alle möglichen Vorstrafen, außer illegale Drogen und Vergewaltigungen, was mich wundert, daß Sie so etwas nicht probiert haben.” “Das liegt daran, weil ich mit elf Jahren einen Bericht im Radio gehört habe, wo es über Heroin, LSD und Co. gegangen ist und wieviele schon daran gestorben sind, daß hat mich abgeschreckt. Tja, Vergewaltigungen haben mich nicht interessiert.”, erklärte dieser gelassen. Mit diesen Worten holte er sein Gepäck und sie gingen zu einen silberen, nagelneuen Opel Astra. Robert fuhr ihn zum Stadtrand von Berlin. An einem hellgelben Haus mit weißen Fensterrahmen und Ringsum ein kleiner Garten hielten sie an. Es bot Platz für bis zu sechs Familien. Robert klingelte und ein alter Mann mit Zigarette erschien an der Tür. “Sie müssen Herr Koch sein.” “Ja.” Der Alte hielt Theo eine Schachtel Zigaretten hin. “Eine haben?” Theo hob verwundert die Brauen. “Nein. Nein. Ich bin seid sieben Jahren Nichtraucher.” “Ich habe Sie vor fünfzehn Jahren mit Zigarette gesehen. Deswegen.” “Kein Wunder.” “Ich werde Sie nun verlassen, aber wir behalten Sie im Auge. Wenn Sie fünf Jahre lang keine Straftaten begehen, sind Sie für immer frei. Einen schönen Tag noch.” Mit diesen Worten gab er Theo die Autoschlüssel, die Papiere und verabschiedete sich bei ihnen. Robert nahm sich ein Taxi und fuhr nach Hause. “Ich hoffe, daß Sie keinen Unsinn mehr machen, sonst werfe ich Sie hier heraus.”, fuhr der Alte ihn an. “Keine Panik. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt.”, erklärte er gelassen. Schließlich führte er ihn in die zwei Raumwohnung. Es war alles vorhanden, was ein normaler Mensch Heutzutage brauchte. Sogar einen Balkon hatte er. Theo konnte sein Glück gar nicht fassen. Eine Arbeit zu finden war dagegen nicht so leicht. Seine Vorstrafen hatten ihn gebrandmarkt. Nach langem Suchen war nur noch ein Rundfunkladen übrig. Er war nur sechshundert Meter von seiner Wohnung entfernt. Felix Hoffmann, der Ladenbesitzer, sah ihn skeptisch an. “Theodor Stein, ich brauche dringend eine zweite Hand. Deswegen dürfen Sie hier anfangen. Ich hoffe, daß Sie sich wirklich gebessert haben. Seien Sie morgen früh um sieben Uhr dreißig hier.” Theo nickte nur. Nun konnte nichts mehr schiefen gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)