All Your Other Ways von -Moonshine- ================================================================================ Kapitel 18: - John - -------------------- William Goodwin war ein netter, älterer Herr. John konnte sehen, dass er seine Mutter mit ausgesuchter Höflichkeit behandelte, ihr sehr zugetan war und sie immerzu anstarren musste. Und seine Mutter - so strahlend hatte er sie noch nie gesehen. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen glänzten. Es kam ihm vor, als sei die Frau, die ihm gegenübersaß und in unregelmäßigen Abständen lachte oder verlegen lächelte eine jüngere Version ihrer Selbst. So, dachte John sich, musste sie vorher gewesen sein. Als sie seinen Vater kennen gelernt hatte. Als sie noch glücklich gewesen waren. Und er verspürte einen kleinen Stich, denn seine Mutter war so glücklich, und er konnte sich nicht einmal für sie freuen, denn all die Fröhlichkeit und die Liebe, die im Raum mitschwangen, erinnerten ihn nur an Liz... sie hätte hier dabei sein sollen und sie hätte bestimmt ihren Spaß gehabt. Liz hatte so eine Art, die Menschen für sich einzunehmen. Es erinnerte ihn an Sonne und Hagel und bunte Lichter. Alles zusammen. Sie war wie ein Wirbelwind, immer zur Stelle mit einem schlagfertigen Kommentar oder einer witzigen Bemerkung. Immer in Bewegung. Jetzt schien die Zeit jedoch stillzustehen. Still und stumm. SO fühlte sich John. Irgendwie gefühllos, leer. Er starrte in sein Glas, das mit Orangensaft gefüllt war, während die Unterhaltung an ihm vorbeiplätscherte, ohne, dass er davon etwas mitbekam. "Will ist ein toller Koch", schwärmte seine Mutter gerade Phil und Faye vor und deutete auf ihren Teller. "Er hat mal eine Zeitlang als Koch in einer Gaststätte gearbeitet. Wenn er kocht, dann will man gar nicht mehr ausgehen zum Essen." "Mhm, das schmeckt wirklich gut, Mr. Goodwin", bestätigte Faye kauend und stieß Phil unter dem Tisch mit dem Ellbogen an. Dieser nickte sofort. "Ja... diese... Erbsen. Ein Genuss." Faye verdrehte die Augen und ihre Mutter lachte. William grinste. "Nennt mich doch Will. Und ja, Phil, du hast schon richtig erkannt: Die Erbsen sind das Highlight des Tages." Als Phil ihn verdattert anschaute, lachte er laut und dröhnend. "Ich sehe nach, was der Nachtisch macht." Als Will aus dem Esszimmer verschwunden war, änderte sich schlagartig das Gesicht seiner Mutter. Sie schaute John empört an. "Du könntest ruhig etwas netter zu Will sein, John", schalt sie ihn. "Er hat sich so viel Mühe gegeben mit dem Essen und allem. Er wollte euch so gerne beeindrucken. Und du schweigst ihn nur an!" John blinzelte verwirrt. "So hab ich dich nicht erzogen, John", wisperte sie ihm weiter erbost zu, "ich dachte es wäre an der Zeit, euch bekannt zu machen. Aber anscheinend hab ich mich da geirrt." "Mum..." "Darum geht es doch gar nicht", mischte sich nun auch Faye erstaunt ein und schnitt somit dem perplexen John das Wort ab. "John's Freundin hat ihn sitzen lassen. Deshalb ist er jetzt so mies drauf. Sei nicht böse auf ihn." Mit großen Augen schaute sie Mrs. Davies flehend an. Niemand konnte diesem Blick widerstehen und das wusste Faye. John’s Mutter wurde sofort versöhnlicher und blickte ihn besorgt an. "Das wusste ich ja gar nicht, Schatz. Warum hast du mir nichts gesagt?" "Das gehört echt nicht hierher." John warf seiner Mutter und dann Faye einen unzufriedenen Blick zu. "Ich sagte doch, du sollst nett zu ihr sein!", ermahnte Mrs. Davies ihn streng. "Aber du hörst ja nie auf mich." Phil räusperte sich. Dass er bis jetzt überhaupt so lange den Mund gehalten hatte, war ein Wunder. "Anscheinend war er ein bisschen ZU nett zu ihr. Das ist ja das Problem", spöttelte er. Mrs. Davies schaute verblüfft drein. John verdrehte die Augen. Faye erklärte: "Sie hatten einen Streit, infolgedessen John ein paar Sachen gesagt hat, die er lieber nicht hätte sagen sollen, woraufhin sie einen Abgang gemacht hat. Jetzt ist Funkstille angesagt und er leidet wie ein Hund. Wie du ja siehst", schloss sie ihre Ausführungen und sah ziemlich selbstzufrieden aus. Mrs. Davies wandte sich wieder an John und zog die Augenbrauen zusammen. "Du warst doch nicht ungehobelt, oder?" "Natürlich nicht", antwortete er pikiert und fühlte sich von Minute zu Minute unwohler. Er hatte überhaupt nicht gewollt, dass seine dreckige Wäsche nun hier am Esstisch gewaschen wurde. Er hatte überhaupt gar nicht mehr über Liz sprechen wollen. Er hätte ganz einfach nicht hierher kommen sollen. Es war eine schlechte Idee. Wenn man etwas für sich behalten wollte, aber mit Faye und Phil unterwegs war, war das immer eine schlechte Idee. Seine Mutter schaute ihn mitfühlend an und tätschelte dann seinen Arm. "Das tut mir leid, Schatz. Du scheinst kein Glück zu haben bei den Mädchen." "Wem sagst du das?", feixte Phil. Das alles schien ihm höllisches Vergnügen zu bereiten. John rollte die Augen. "Ist schon gut. Reden wir über etwas Anderes." In diesem Moment betrag William wieder den Raum, in den Händen hielt er ein Tablett, auf dem fünf kleine Schälchen nebeneinander standen, gefüllt mit einer gelblichen Creme und getoppt mit Beeren-Allerlei. "Worüber reden wir?", hakte er nach, da er offensichtlich John's letzten Satz aufgefangen hatte. "John hat Probleme mit einem Mädchen", erklärte seine Mutter eifrig. "Ich verstehe noch immer nicht genau, was passiert ist." "Gar nichts", knurrte John. "Das möchte ich jetzt aber auch wissen." Phil verteilte die Schälchen und blickte ihn neugierig an. Faye war es natürlich, die dem Rätselraten ein Ende bereiten musste. "So, wie ich das verstanden habe, hat er sie zum Essen ausgeführt. In so'nen edlen Laden, obwohl er genau weiß, dass sie so was gar nicht mag. Dann hat er ihr einen Anhänger geschenkt, zum dritten Monats... äh... tag. Der war aber in so einer Ring-Schatulle drin und sie dachte, er wollte ihr einen Antrag machen. Außerdem hatte sie eh schon einen furchtbaren Tag gehabt." "Weil", warf Phil ein, "sie von ihrer Chefin, der Hexe, für die Hochzeitsartikel und die Horoskope eingeteilt wurde." "Ja. Und dann hat sie Panik bekommen. Woraufhin sie sich gestritten haben und John ihr erklärt hat, dass sie die Frau für's Leben ist. Dann ist sie gegangen." "Was man ihr nicht verübeln kann...", murmelte Phil mit abgewandten Blick, wurde aber von Faye unter dem Tisch so heftig getreten, dass er laut aufstöhnte. Will und Mrs. Davies starrten John befremdet an. "Junge, der geht aber ran", brummte Will. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm..." Dabei grinste er schelmisch und zwinkerte John's Mutter kokett zu. Sie errötete und lachte verlegen. "Oh Gott...", stöhnten Phil und John unisono. Faye ignorierte das. "Liz ist viel jünger als John. Ich glaube, er hat ihr Angst gemacht." Will setzte sich wieder auf seinen Platz und runzelte die Stirn. "Du hast sie wohl verjagt. Überrumpelt. Normalerweise ist es Sache des Mannes, kalte Füße zu bekommen." John seufzte. Jetzt mischte sich auch noch der alte Knacker von Freund seiner Mutter ein. Seit wann war sein nicht-existentes, verkorkstes Liebesleben eigentlich zu einer Familienangelegenheit mutiert? John wünschte sich nur noch ganz weit weg. "Es ist doch nicht Schlimmer dabei, einer Person zu sagen, dass man sie gern hat", wunderte sich seine Mutter erstaunt. "Das wird man ja wohl noch dürfen?" "Aber doch nicht so", beharrte Phil. "Heutzutage ist sowieso alles anders. Da schleicht man um den heißen Brei herum und versucht, so wenig wie möglich von sich zu verraten." "Solange, bis man sich in- und auswendig kennt", stimmte Faye ihm zu. Mrs. Davies wechselte einen Blick mit William. "Das kann doch irgendwie nicht richtig sein", sagte sie befremdet zu ihm. "Bin ich froh, dass ich in anderen Zeiten aufgewachsen bin." "Das können wir auch", gab Will ihr Recht. "Die jungen Leute heutzutage scheinen es viel schwieriger zu haben." Phil löffelte die Beerencreme in sich hinein und gab ständig schmatzende Mhm-Laute von sich. "Wow, das ist gut, Mr. Goodwin." "Danke sehr. Aber um noch mal auf die Frau zurückzukommen... Wieso sagst du nicht etwas dazu, John? Bisher haben nur alle anderen etwas gesagt." John hob überraschte en Kopf. Das war das erste Mal, dass ihn jemand in dieser Familie zum Reden aufforderte. Normalerweise diskutierten immer alle alles über seinen Kopf hinweg, egal, ob er anwesend war oder nicht. "Ich...", stammelte er verwirrt, "ich versuche sie anzurufen, aber sie hat sich komplett unerreichbar gemacht." Will nickte fachmännisch und lächelte. "Die Masche der Frauen." Als alle ihn verwirrt anguckten, zuckte er mit den Schultern. "Was? So viel hat sich auch nicht geändert, seit ich jung war. Wenn sie wollen, dass du ihnen nachläufst, machen sie sich rar. Wenn sie dich loswerden wollen, wirst du das schon von alleine merken. Die sind nicht zimperlich." Mrs. Davies hob zweifelnd eine Augenbraue, aber dann schmunzelte sie schweigend. "Und woher", hakte Phil verdattert nach, und John war froh, dass nicht er diese Frage - die ihn zugegebenermaßen ebenfalls interessierte - stellte, "soll er wissen, ob sie ihn jetzt loswerden will oder nur dazu bringen, ihr hinterherzulaufen?" "Wenn sie einen Mann ratlos und ahnungslos zurücklässt, dann will sie für gewöhnlich, dass er das Mysterium löst", erwiderte Will kurz, und weder John, noch Phil wurden schlau aus seinem Gerede. Mrs. Davies aber lächelte geheimnisvoll. "Wenn du aber glaubst, sie ist das alles nicht wert - dann solltest du besser aufhören, dir Gedanken darüber zu machen", riet Will ihm und John schüttelte empört den Kopf. So etwas zu sagen war doch eine Unverschämtheit. Faye kam ihm zuvor. "John ist total verknallt. Er kann da gar nicht mehr raus, ob er nun will oder nicht. Der arme Hund." "Apropos nicht mehr rauskommen." Phil strahlte. "Faye und ich werden heiraten!" Faye Kopf flog zu ihm herum und sie funkelte ihn wütend an, wovon Phil sich wiederum nicht einschüchtern ließ und alle anderen immer noch Beifall heischend anschaute. John, seine Mutter und Will starrten Phil schweigend an, und Will war der erste, der wieder zu sich kam. Er erhob sich und klatschte in die Hände. "Wow, das ist ja wunderbar. Und gleich so gute Neuigkeiten. Gratuliere!" Er beugte sich über den Tisch, schnappte sich Phil's Hand und schüttelt diese kräftig. Dann wiederholte er das gleiche mit Faye, die noch immer ziemlich wütend wirkte. "Das muss gefeiert werden! Ich hole eine Flasche Sekt!" Und er verschwand wieder in der Küche. Mrs. Davies lächelte glücklich. "Das ist toll, Liebling." Damit meinte sie beide gleichermaßen, Phil und Faye, die, wie John wusste, für sie wie eine Tochter war. "Das wurde ja auch langsam Zeit", schalt sie sie scherzhaft. "Aber die Überleitung war ein bisschen... misslungen." Sie lachte. Faye warf John, der auf seinem Stuhl zusammengesackt war und sich elend fühlte, einen entschuldigenden Blick zu. "Tut mir leid, John. Das war so nicht geplant. Ich hab diesem Idioten hundert Mal gesagt, dass er die Klappe halten soll, aber du kennst ihn ja..." Sie brach ab. John zwang sich zu einem schiefen Lächeln. "Quatsch. Ich freue mich für euch." Und weil das nicht mal in seinen Ohren besonders überzeugend klang, fügte er noch schnell etwas enthusiastischer hinzu: "Auch, wenn das ja nun wirklich nicht überraschend kommt." Phil schmollte. "Wisst ihr schon, wann die Hochzeit stattfinden soll?", hakte Mrs. Davies interessiert nach. "Wollt ihr sie selber vorbereiten, oder eine Hochzeitplanerin engagieren?" In ihren Augen glitzerte es. Und klug und feinfühlig, wie Faye war, lächelte sie wissend. "Ich hab vielleicht daran gedacht... ob du mich dabei unterstützen willst?" Sie machte eine wegwerfende Handbewegung in Richtung Phil. "Männer sind dabei sowieso nicht zu gebrauchen." William kam mit dem Sekt und fünf Gläsern herein. Er stellte sie auf den Tisch, ließ den Korken knallen und goss schnell etwas in die Sektgläser hinein. Dann verteilte er sie an die Umsitzenden und hob sein Glas. "Na dann!", dröhnte er fröhlich. "Auf das Brautpaar in Spe! Cheerio!" Alle stimmten mit ein und tranken ihren Sekt. John beobachtete Phil und Faye heimlich. Irgendwie war er... da war etwas in ihm... er identifizierte dieses seltene Gefühl mit Neid. Faye und Phil sahen so glücklich aus. Obwohl sie sich dauernd zofften, verspotteten und ständig anderer Meinung waren als der jeweils andere, hatten sie sich doch so gern. Sie kannten einander, wie niemand anderes sie kannte, und sie liebten sich, wie wahrscheinlich kein anderer sie jemals lieben könnte. Und nun wollten sie den Rest ihres Lebens miteinander verbringen. Gott, war John neidisch! Dieses offensichtliche Liebesglück konnte er sich kaum mit ansehen. Und ertragen konnte er es momentan auch nicht, nicht jetzt, wo er nichts sehnlicher wollte, als das, was Phil und Faye hatten und wo Liz ihm entwischt war. Und wie sie ihm entwischt war! Einfach so vorbei geschlängelt hatte sie sich, und ehe er sich’s versah, war sie auch schon verschwunden. Aber wenn es stimmte, was Will sagte, dann durfte er nicht aufgeben und es weiterhin versuchen. Wenn es eine kleine Chance gab, dass er Liz wiederbekommen könnte... Und er würde sie wiederbekommen. Er war schließlich Anwalt, rief er sich zur Ordnung, und ein neues Gefühl von Selbstbewusstsein erfüllte ihn, das ihn faszinierte und gleichermaßen in Erstaunen versetzte. Er war Anwalt. Reden und argumentieren - das war sein Job. Er würde sie ausfindig machen, sie zur Rede stellen und sie mit seinen logischen Argumenten an die Wand nageln. Alle Ängste würde er ihr nehmen und ihr vor Augen führen, was das Problem war. Nicht, wovon sie glaubte, das es das Problem war - sondern was wirklich problematisch mit ihr und ihrer Beziehung war. Liz hatte vorher noch nie eine ernsthafte Beziehung gehabt - zumindest soweit er das verstandne hatte - und als sie gemerkt hatte, dass John genau so etwas anstrebte und dass es ihr gefallen könnte - da hatte sie Panik bekommen: Sie hatte nur einen Grund gebraucht, um endlich auszubrechen, und den hatte er ihr auf dem Servierteller geliefert. Er konnte es vorher nicht wissen, aber jetzt wusste er es - und dieses Wissen war sein Trumpf. Liz glaubte, sie war so furchtbar rebellisch und nonkonform, aber im Grunde war sie genau das, was sie war: ein Mädchen, aufgewachsen in einer Kleinstadt in Mittelengland, die eine perfekte Familie hatte und deren einziges Vergnügen darin bestand, ihre Eltern zur Weißglut zu treiben. Und das tat sie immer noch - ihre Eltern zur Weißglut treiben. Ihm machte das nichts aus - aber Liz musste endlich einsehen, dass das nicht der Sinn ihres Lebens sein konnte. Dass sie besseres verdient hatte als flüchtige Liebschaften mit unhygienischen Kerlen mit Rockermähne und Gitarre um den Hals. Er war etwas Besseres. Und er hatte sie sich ebenfalls verdient. Es war, als hätte er sein ganzes Leben nur noch auf sie gewartet. John schaute auf, als er Will's lautes Lachen hörte. Er beobachtete ihn eine Weile, wie er mit seiner Mutter umging, wie er auf Phil’s Scherze antwortete und wie er sich mit Faye unterhielt. Eine Wärme breitete sich in seiner Brust, ein plötzliches Gefühl von Zuneigung erfüllt ihn. Sein Vater, schoss ihm durch den Kopf, war nie so liebevoll gewesen. Mit keinem von ihnen. Und dann fragte er sich, woran genau er sich eigentlich noch erinnerte? Und die Erkenntnis kam, und sie warf ihn fast um: an gar nichts. Natürlich erinnerte er sich an seine Kindheit - aber an den größten Teil seiner Kindheit und Jugend, nachdem er elf war. Vorher waren nur Bruchstücke da in seinem Kopf. Seine Mutter und Phil, Faye und Phil, er und Phil, er und seine Mutter, seine Mutter und Faye's Eltern, seine Freunde und er, Phil’s Freunde und Phil, er und Faye... seine Schulkameraden, deren Eltern, Mütter, Väter, seine Lehrerin, wieder seine Mutter, wieder Phil... sein Vater, wie er grimmig am Esstisch saß. Wie er frustriert von der Arbeit nach Hause kam und ihn und Phil wegscheuchte, um etwas "Ruhe" zu bekommen. Wie er das Haus verließ. Verließ, verließ, verließ. John blinzelte. Keine einzige schöne Erinnerung hatte er an seinen Vater. Dann sah er wieder Will an. Obwohl er ihn erst seit ein paar Stunden kannte, hatte er schon eine Menge schöner Bilder in seinem Kopf gesammelt. Will mit seiner Mutter. Lachend, flirtend. Will mit den Sektgläsern, mit der Beerencreme, Will in der Küche... John bemerkte, dass er Will trotz seiner anfänglichen Vorbehalte - die er sich selbst gegenüber nicht hatte zugeben können -, doch mochte. Er machte seine Mutter glücklich, und war das nicht alles, was zählte? Er machte seine Mutter ganz offensichtlich glücklicher, als sein Vater, zumindest wenn das, woran er sich noch vage erinnerte, stimmte. John lächelte - zum ersten Mal seit langem - ehrlich. Er fühlte sich plötzlich - erleichtert. Viel besser. Es war, als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen. Die Gewissheit, dass er Liz zurückgewinnen würde, und die Gewissheit, dass seine Mutter glücklich war und einen netten Mann gefunden hatte, machten es ihm plötzlich viel leichter, zu lachen. Und es fiel ihm nun auch leichter, sich für Phil und Faye zu freuen. Er warf ihr einen Blick zu und ihre Augen trafen sich. Faye lächelte ihm erst verhalten zu, weil sie nicht unhöflich sein wollte, aber als sie merkte, dass er es ernst meinte, strahlte auch sie. Unter dem Tisch tastete sie nach seiner Hand und drückte sie. "Danke John", flüsterte sie ihm zu und es rührte ihn zutiefst. "Ich bin so glücklich, dass es für dich auch okay ist. Und du wirst deine Lizzie auch noch finden. London ist doch ein Kaff." Sie zwinkerte ihm komplizenhaft zu und er musste lachen. "Danke." "Bald sind wir offiziell verwandt." "Das sind wir doch jetzt schon", widersprach er ihr amüsiert. "Als wärst du jemals irgendetwas anderes gewesen als meine kleine Schwester." "Wenn ich deine Schwester wäre, wäre das hier ziemlich illegal..." Sie nickte mit dem Kopf zu Phil rüber, der von diesem Gespräch nichts mitbekam und mit Will darüber diskutierte, welches Auto sich am besten als Limousine für das Kutschieren von Braut und Bräutigam eignete. Mrs. Davies tupfte sich mit einem Taschentuch heimlich ein paar Tränen weg und lächelte immerzu erfreut in die Runde, obwohl sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. John konnte sich schon denken, dass sie sich gerade auf einer sentimentalen Rundreise durch die Vergangenheit befand, und er wollte sie dabei nicht stören. "Phil und ich", erzählte Faye ihm, da das Thema für die anderen anscheinend schon gegessen war, "haben an Herbst gedacht. Du weißt schon. Wenn die Blätter gerade so richtig schön bunt sind. Irgendwo draußen, mit tollem Lichteinfall und so weiter." John grinste. "Kann kaum glauben, dass Phil sich so etwas ausdenken würde..." Sie zwinkerte ihm zu. "Okay, es war meine Idee. Er ist mit allem einverstanden, was ich sage." John kannte die zwei gut genug, um seine nächste Frage zu stellen. "Sonst...?" Faye kicherte. "Sonst blas ich alles ab." "Ich wusste es." Er verdrehte amüsiert die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)