Personal Halloween von abgemeldet (ONE-SHOT) ================================================================================ Kapitel 1: Kein Süßes und doppelt Saures. ----------------------------------------- Personal Halloween "Jyou, schläfst du?" Die Sängerin blickte desorientiert von ihrem Blatt mit dem neuen Song-Text auf und bemerkte erst jetzt, dass vier Augenpaare auf sie gerichtet waren. Miko, die dabei neben ihr stand, hatte ihre Hand auf Jyou's Schulter gelegt und schaute ein wenig besorgt drein, so dass die Sängerin nicht anders konnte, als sie beruhigend anzulächeln. "Was gibt es denn? Ich war gerade etwas abgelenkt." Mit diesen Worten legte sie das Blatt beiseite und sie realisierte, dass Miko ihr die ganze Zeit schon ein kleines orangefarbenes Tütchen entgegen hielt. "Ich habe euch allen Kekse gebacken... immerhin ist doch heute Halloween und zur Feier das Tages wollte ich euch eine Freude machen." Jetzt strahlte die kleine Gitarristin wieder und ehe Jyou es sich versah, bekam sie die Kekstüte auch schon in die Hand gedrückt. "So meine Lieben, ich bin dann mal weg... wir sehen uns nächste Woche! Und wenn ihr feiern geht, trinkt nicht zu viel, hört ihr?" Miko rauschte aus dem Raum wie der Leibhaftige persönlich und ließ vier perplexe Japanerinnen zurück. "Also, ich würde an eurer Stelle die Kekse nicht essen, Naoto und Omi...", meinte Mally, die Schlagzeugerin nach wenigen schweigsamen Sekunden und zuckte mit den Schultern, während die zwei besagten Frauen sie misstrauisch ansahen. "Ich sag's ja nur... hab mal von Miko gehört, dass sie ihre Kekse mit Liebe backt. Und Liebe ist nichts anderes als Hormone und Hormone sind diese kleinen Dinger, die eure Brüste wachsen lassen." Pures Entsetzen stand den beiden förmlich auf die Stirn gestempelt. "Dann... nimm du sie besser...", nuschelte Naoto und drückte Mally ihr Tütchen in die Hand, während Omi noch unentschlossen zu sein schien. Dann jedoch schien sie nachzugeben und überreichte der Schlagzeugerin auch ihre Kekstüte. "Nächstes Mal kannst du auch einfach danach fragen, ob du sie haben kannst." Die Gitarristin schüttelte nur mürrisch den Kopf und sah Mally scharf an, doch die grinste nur breit. "Werd' versuchen, dran zu denken." Jyou schüttelte nur den Kopf über ihre Freundinnen und lachte dann. "Ihr seid doch verrückt... aber so langsam wird's Zeit, sich auf den Weg zu machen. Ich würde sagen, wir sehen uns dann nächste Woche." Sie erhob sich von ihrem Platz und warf Mally auch ihre Kekstüte zu, welche diese geschickt und mit leuchtenden Augen auffing. "Bis dann Mädels! Und treibt's nicht zu wild!" Mit diesen Worten griff sie nach ihrem Mantel, verließ den Raum und kurze Zeit später auch das Gebäude. Eine Weile ging sie ihres Weges, entfernte sich von den bunten Geschäften und dem regen Treiben. Wenigstens war es in ihrer Wohngegend ein wenig ruhiger, nicht so hektisch wie anderswo. Ein angenehmes Gefühl. Denn so gern sie auch das Miteinander mit den anderen Menschen liebte, so genoss sie auch mal die Einsamkeit. Es war kalt geworden in den letzten Tagen und so schlang sie den schwarzen Mantel enger um ihren schlanken Körper und vergrub dabei die Hände tief in den Taschen. Vermutlich würde der erste Schnee nicht mehr lange auf sich warten lassen. Welch romantischer Gedanke. Doch diese Gedankengänge wurden jäh mit einem dumpfen Schlag auf ihren Hinterkopf unterbrochen, welcher sie nach vorne taumeln und in die Knie sacken ließ. "Bist du noch wach?", raunte eine undefinierbare Stimme ihr zu, was sie mit einem verblüfften, nicht ganz durchdachten Gemurmel bejahte. "Hm", kam es daraufhin und es hagelte erneute Schläge, so dass die Sängerin endgültig zu Boden ging. Dunkelheit folgte. ... "Was...? Wo bin ich?" Ein schmerzhaftes Pochen in ihrem Hinterkopf ließ die Sängerin zusammen zucken, was sie leise fluchen ließ. Was zur Hölle war hier eigentlich los? Wenn sie die Schemen in der Dunkelheit recht zuordnen konnte, musste dies eine Küche sein. Na prima. Das half ihr zwar nicht großartig weiter, aber immerhin war schonmal das Positive daran, dass sie nicht einfach in einem fremden Schlafzimmer aufwachte. Gut. Weniger angenehm war, dass sie an einen Stuhl gefesselt in einer fremden Küche saß. Gar nicht gut. Ein Geräusch ließ Jyou aufhorchen und ehe sie es sich versah, wurde der Lichtschalter angeknipst und sie musste unwillkürlich die Augen zusammen kneifen. Es dauerte ein wenig, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte und staunte nicht schlecht, als sie sah, wer dort vor ihr stand. "Omi? Bist du das? Und was zur Hölle machst du hier?" Die besagte Person schaute sich irritiert um. "Was ist mit deiner Großmutter?", fragte die Gestalt dann und machte einen Schritt auf Jyou zu. "Hu? Ich habe mit dir geredet, nicht mit meiner Großmutter." Noch immer ruhte der Blick der Sängerin ungläubig auf ihrer Freundin, deren Blick sich mittlerweise verfinstert hatte. "Ich heiße nicht Omi, ich heiße Jack." "Jack? DER Jack?" Die Gitarristin nickte. Okay, Omi hatte wohl anscheinend zu viel getrunken, aber das war nichts Neues. Würde Jyou halt dieses Spielchen mitspielen. "Ich dachte immer, du könntest den Titanic-Film nicht leiden. Außerdem... wurde Jack dort nicht von Leonardo Di Caprio gespielt?" "Sei still!", fauchte Omi sie an, so dass Jyou ungewollt zusammen zuckte. So hatte sie die Andere noch nie erlebt. "Du weißt genau, wer ich bin!" Die Sängerin schüttelte den Kopf, ehe sie entgegnete: "Nein, weiß ich nicht. Komm, hilf mir auf die Sprünge. Denn wenn du weder Omi, noch Leonardo Di Caprio bist, wer bist du dann?" "Wer soll ich schon sein? Jack the Ripper natürlich!" Oha. Jyou wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Das konnte ja heiter werden. Doch so schnell würde sie nicht klein bei geben. "Wohl eher Jack das Rippchen", entgegnete die Sängerin grinsend, woraufhin die Gitarristin fuchsteufelswild wurde. Schnellen Schrittes eilte Omi zu einem der Küchenschränke, zog eine Schublade hervor und wühlte darin herum. Und wühlte. Und wühlte. Dann endlich schien sie fündig geworden zu sein. Triumphierend fuchtelte sie mit dem hervorgekramten Gegenstand vor Jyou's Nase herum, doch als diese sah, um was für einen Gegenstand es sich handelte, wandelte sich die anfängliche Besorgnis in Skepsis. "Ist das... ist das ein Brotmesser?" Verständnislos sah sie bei diesen Worten ihre Freundin an, doch diese ließ sich davon nicht beirren. "Lieber ein Brotmesser haben wie ICH, als kein Brotmesser zu haben wie DU." Damit hatte Omi allerdings recht. Jyou's Stirn legte sich in Falten und sie schwieg. Da musste eine gutgewählte Antwort her. Als die Gitarristin bemerkte, dass der Sängerin anscheinend nichts mehr einzufallen schien, grinste sie triumphierend. "Siehst du jetzt ein, dass ich es bin? Ich, der einzig wahre, geniale, mörderische Jack?" Jyou schüttelte demonstrativ den Kopf. "Jack the Ripper hat mit medizinischen Werkzeugen und Fachwissen gemordert... du wiederum hast nur ein Brotmesser. Zudem hat er seine Opfer auf öffentlichen Plätzen getötet und nicht erst bewusstlos geschlagen und zu sich nach Hause verschleppt. Außerdem hat Jack the Ripper im Jahre 1888 gewütet und nicht 2010. Das dürfte dir doch wohl zeigen, dass du NICHT der wahrhaftige Mörder bist. Und überhaupt... Jack war ein Mann. Du aber bist eine Frau. Nicht zu vergessen, dass der Name Jack nur ein Pseudonym ist und er sich wohl kaum selbst so genannt hat." Es war langsam an der Zeit, Omi davon zu überzeugen, mit diesem kindischen Spiel aufzuhören. Doch wenn die Sängerin geglaubt hatte, mit ihrem Wissen die Andere dazu zu bringen, endlich Schluss mit dem Kindergarten zu machen, so hatte sie sich getäuscht. "Du hast doch absolut keine Ahnung... wenn ein Brotmesser gut genug ist, um damit ein Brot zu zerschneiden, dann eignet es sich auch dazu, deinen Körper zu sezieren. Außerdem... hätte ich dich dort draußen getötet, wüsstest du nicht, wer ich bin. Und wer soll dann erzählen, dass ich es war, der dich zerstückelt hat? Hmm?" Jetzt konnte Jyou nicht anders, als laut zu lachen. "Du bist echt zu doof... wenn du mich umbringst, kann ich es auch niemandem erzählen, egal ob du mich nun jetzt töten würdest oder es schon längst getan hättest." "Dann... lasse ich dich halt vorher einen Brief schreiben, in dem du mich erwähnst." Die Gitarristin schien absolut unbeirrlich. "Und wie erklärst du dir dann die unterschiedlichen Jahreszahlen? Werd' doch endlich vernünftig..." Jyou verdrehte die Augen. Mittlerweile wurde es auf diesem Stuhl mit den Hand- und Fußfesseln echt ungemütlich. "Du bist geistig verwirrt, das ist alles." Kam die Antwort kaltherzig von Omi. Natürlich. DAS erklärte alles. Die Sängerin seufzte. "Das ändert auch nichts daran, dass du eine Frau bist und Jack the Ripper nur ein Pseudonym ist..." Vielleicht klappte es ja dieses Mal. "Natürlich ist Jack nur ein Pseudonym... der Name steht ja auch für den richtigen Namen Jackeline. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass ich eine Frau bin." Oh Gott, glaubte Omi wirklich, was sie dort erzählte? "Omi, bitte... ich will nach Hause. Mir wird das echt zu blöd hier..." Jyou seufzte und runzelte ihre Stirn. Es wurde langsam wirklich Zeit, dass die Gitarristin aus ihrem Traum aufwachte. Doch diese schien gar nicht daran zu denken und kam unterdessen nur näher auf sie zu. Dann setzte sie zu Jyou's Entsetzen das Brotmesser an deren Wange an und zog es tatsächlich darüber, so dass sogleich warmes Blut über die Wange der Sängerin lief. Spinnst du??", schrie Jyou aufgebracht und funkelte Omi böse an, doch diese machte nur einen Schritt zurück und sah sie mit leeren Augen an. Der Schmerz auf ihrer Wange brannte und die Sängerin konnte ein paar Tränen nicht unterdrücken. Was war nur mit der Anderen los? Sie verstand bei bestem Willen einfach nicht, was Omi zu diesem Verhalten geritten hatte. Doch dann riss die Gitarristin die Augen weit auf, ließ das Messer fallen und rannte auf sie zu. "Oh Gott... oh Gott! Jyou, du blutest!" Jetzt wurde die Welt komplett bekloppt. "Natürlich blute ich! Du hast mir grade in die Wange geschnitten!", fauchte sie Omi an, welche sie nur verständnislos ansah. "Was? Nein, das war ich nicht...", murmelte diese nur und sah sie verstört an, bevor sie sich dann daran machte, Jyou's Fesseln zu lösen. "Ach nein? Und wer war das dann?", keifte die Sängerin wütend und rieb sich die schmerzenden Handgelenke, als sie diese wieder bewegen konnte, doch Omi legte warnend den Finger an ihre Lippen. "Psst, er wird uns noch hören...", flüsterte die Gitarristin leise und blickte ihre Freundin verzweifelt an. "Wer verdammt nochmal?" Jyou erhob sich von ihrem Stuhl und ihr Blick war ein einziges Fragezeichen. "Jack...", murmelte Omi und lächelte, ehe sie der Sängerin die Kehle zudrückte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)