Fallen Angel von Kira- ================================================================================ Kapitel 3: Der Name mit dem man alles kaufen kann - Cavalla ----------------------------------------------------------- „Entschuldigung? Kann ich etwas zu trinken bekommen oder muss man sich hier selbst bedienen?“, fragte eine ruhige Männerstimme. Laila wollte aufstehen vergas aber das sie noch unter der Theke war und stieß sich so den Kopf an. „Autsch, Verdammt!“, rief sie nur aus und hielt sich mit der einen Hand die Stelle am Kopf die vorher gegen die Theke donnerte. Als sie dann endlich stand und sehen wollte wegen wem sie jetzt Kopfschmerzen hatte, sah sie in zwei dunkle, aber wunderschöne Augen die sie musterten aber auch genervt aussahen. Laila sammelte sich aber schnell wieder, zupfte ihr Oberteil zu Recht und sah dann wieder zu dem Mann der sie immer noch musterte. „Was darf es denn sein?“, fragte sie höflich und setzte wieder ihr Lächeln auf das sie immer den Gäste zuwarf. Innerlich dachte sie nur: Eingebildeter Fatzke! Was bildet der sich ein? Der hat doch genau gesehen, dass ich gerade etwas rumgeräumt habe und außerdem hätte er ja zu einer der anderen Mädchen gehen können wenn er etwas bestellen will! Laila kochte, bis jetzt hatte sie niemand so bescheuert angeredet. Sonst waren die Männer darum bemüht freundlich zu ihr zu sein damit sie ja schön viel Zeit mit ihnen verbrachte. Dieser Typ hier war anders, er sah sie zwar lange an und begutachtete sie von Oben bis Unten, als wäre sie ein Pferd was zum verkauf stand, aber jetzt sah er eher gelangweilt zu den anderen Gästen die sich auf der Tanzfläche sammelten. Als Laila sah, dass er sich wohl mehr für die anderen Gäste zu interessieren schien, dachte sie nur das ihr das nur Recht sein kann. Wenigstens keiner dieser eingebildeten Snobs die meinten mit Geld jedes Mädchen bekommen zu können und die ihr dann den gesamten Abend auf den Keks gingen. Sie räusperte sich kurz und als der Kerl kurz zu ihr blickte meinte sie freundlich: „Was darf es denn sein?“ Sie wettete, dass er einen Martini bestellen würde, so sah er zum mindest aus. Er sah sie nur kurz an, sah dann aber wieder weg von ihr. Ohne sie anzusehen meinte er dann: „Einen trockenen Rotwein bitte aber keinen billigen. Am Besten den ältesten denn sie haben.“ Laila war kurz etwas verdattert. Einen Rotwein? Wer bitte geht in so einen Club und bestellt Rotwein? Noch dazu einen so teuren wie Diego da hatte und der eigentlich nur für Ehrengäste gedacht war. Aber bitte wenn er bezahlen konnte dann soll er sein Glas Rotwein haben, der Gast ist schließlich König. Aber Laila ging sicher, sie erlebte es oft das Leute etwas bestellten und dann nicht bezahlen konnten. „Unser bester Rotwein ist etwas besonderes, ich hoffe sie können sich so etwas leisten, von diesem verkaufen wir nicht nur ein Glas. Da müssen sie schon die ganze Flasche bestellen und das könnte doch recht teuer werden. Sind Sie sicher das es dieser sein soll oder wünschen sie vielleicht doch ein etwas preisgünstigeres Tröpfchen?“ fragte sie aber der Typ sah sie nicht mal an. Er zog nur kurz seine Geldbörse, knöpfte diese auf und zog eine dunkelgrün schimmernde Karte. „Geben sie mir einfach das was ich bestellte habe und machen ihren Job.“, sagte er völlig ruhig und hielt Laila seine Karte unter die Nase. Sie nahm die Karte und sah sie misstrauisch an. Wer weiß ob die echt ist, dachte sie nur und begutachtete sie. Sie hatte eine Farbe die sie noch nie bei einer Kreditkarte gesehen hatte. Dunkelgrün, so dunkel wie sie es bisher nur bei seltenen Smaragden gesehen hatte. Dieser Typ musste ein sehr wohlhabender Mann sein. Auf der Karte stand der Name Juan-Carlos Cavalla. Sie hatte diesen Namen noch nie gehört aber das musste nichts heißen. Er war wahrscheinlich ein reicher Kerl aus Spanien oder Portugal. Sie tippte den Preis des Weines ein und zog die Karte durch. Auf der Anzeige sprang ihr die vierstellige Summe entgegen. Von diesem Wein gab es nur noch wenige auf der Welt und Diego gehörte zu denen die sich glücklich schätzen konnten eine oder ein paar dieser Flaschen zu besitzen. Laila druckte den Beleg noch aus, legte diesen mit der Karte in eine kleine Faltmappe und schob sie diesem Juan zu. „Einen Moment bitte, ich hole nur schnell die Flasche aus unserem Weinregal.“, sagte sie freundlich und eilte zu dem Regal ein paar Meter weiter. Als sie zurück kam lag das Rechnungsmäppchen aufgeschlagen vor dem Typen. Seine Karte hatte er schon wieder eingesteckt. Innerlich dachte Laila nur: Oh Gott, der Wein ist ihm zu teuer! Selbstsicher ging sie wieder zu ihrem Platz hinter der Theke aber dennoch genau vor ihm. „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte sie und war gespannt über seine Antwort. Er sah nur kurz zwischen der Rechnung und ihr hin und her. „Ist das der Preis für ihren besten Rotwein?“ fragte er und musterte sie scharf. „Ja das ist der Preis, stimmt etwas damit nicht?“, sie antworte ihm schnell, denn sie kannte die Preise alle auswendig und konnte so sicher antworten. Er wird sich beschweren das sie ihm den Preis nicht gesagt hatte, dachte sie nur und machte sich schon bereit für eine Diskussion wie sie das oft hatte bei neureichen Kerlen die dachten sich alles leisten zu können aber dann doch merkten das dieser Club Dinge bot die sich auch nicht jeder aus der oberen Gesellschaftsschicht leisten konnte. Der Kerl sah sie wieder gelangweilt an und blickte kurz darauf wieder weg in Richtung Vip-Bereich. „Ich hoffe er schmeckt besser als sein Preis vermuten lässt.“, meinte er dann nur trocken zu Laila und klang dabei fast abwesend, so als ob ihm das alles egal wäre und eine vierstellige Summer für ihn nur Peanuts wären. Laila wusste erst nicht was sie sagen sollte. So etwas war ihr noch nie passiert. Ein Typ dem ihr teuerstes Getränk noch nicht teuer genug war! Wer war dieser Kerl? Sie musste Diego unbedingt davon in Kenntnis setzen sobald der Kerl seinen Wein hatte. Gekonnt öffnete sie die Flasche und schenkte dem Fremden ein Glas ein. „Ich hoffe Sie sind mit diesem Wein zufrieden. Ich werde die Flasche für Sie zurück stellen und Sie können jederzeit nachgeschenkt bekommen. Sagen sie einfach bescheid und wir werden Ihrem Wunsch nachkommen.“ Meinte Laila höflich und schob ihm das Glas zu. Er sah erst zu ihr und dann auf sein Glas, beäugte es prüfend, nahm es dann und schwenkte es vorsichtig. Er musste etwas davon verstehen, das sah man gleich. Laila hoffte nur er würde ihm auch schmecken. So einen Kunden sollte man schließlich zufrieden stellen damit er gern wieder kam. Diego war ihr, wenn das hier gut über die Bühne ging, mindestens eine Gehaltserhöhung schuldig. Immerhin hatte sie an diesem Abend das teuerste Getränk des gesamten Clubs verkauft und wann geschah so was schon mal? Jedenfalls nicht seit dem sie in diesem Club war. Dann nahm dieser Juan einen Schluck. Laila hoffte der Wein wäre ihm gut genug, wenn nicht wäre das schrecklich und so einen Kunden unzufrieden gehen zu lassen würde heißen, dass sie ihre Koffer packen könnte. Sie versuchte so zu tun als wäre es ihr gleichgültig und sie versuchte ein paar andere Typen zu bedienen die das übliche wollten, also Bier oder Schnaps. Juan tat erstmal gar nichts, dann nahm er einen weiteren Schluck und drehte sich wieder in Richtung Tanzfläche. Nun gut, so lange er nichts auszusetzen hatte, von wegen so ein Preis und dann schmecke der Wein nicht, war alles in Ordnung für Laila. Die anderen Typen die sie gerade bedient hatte wurden indessen unerträglich mit ihren Fragen nach Lailas Handynummer oder ob sie nicht nach ihrem Dienst Lust hätte mit denen um die Häuser zu ziehen. Laila wollte alles andere als mit diesen Suffköpfen durch die Gegend zu ziehen, geschweige den ihnen ihre Nummer zu geben. Als sie merkte das höfliche Hinweise bei diesen Kerlen wohl nicht halfen musste sie schwerere Geschütze auffahren. Sie versuchte die drei darauf hinzuweisen das sie in Fällen wie diesen dazu befähigt war ihnen lebenslanges Hausverbot zu erteilen. Bei den meisten Typen reichte diese kleine Aussage und sie wurden ruhiger und zigen sich in eine Ecke des Clubs zurück. Doch Laila befürchtete das es diesmal wohl nicht so einfach werden würde. Die drei waren viel größer und kräftiger als sie und was noch dazu kam, sehr betrunken. In diesem Zustand würden die sich kaum etwas von einer kleinen Barfrau sagen lassen. Einer der Drei versuchte sie am handgelenk zu greifen und an sich zu ziehen. „Hey Kleine, zick doch nicht so rum, wir wollen doch alle nur unseren Spaß haben und da kannst du sexy Ding uns doch bestimmt behilflich sein.“, raunte der Typ Laila ins Ohr und seine Alkoholfahne kam ihr entgegen. „Lassen sie mich los! Ich bin hier nur für die Getränke zuständig und nicht für andere Dinge die sie in jedem schäbigen Bordell bekommen! Wenn sie so etwas suchen dann gehen sie doch dort hin.“, versuchte sie noch halbwegs höflich zu sagen und sich gleichzeitig aus seinem Schraubstock-Griff zu befreien. „Ach komm schon, ihr habt hier doch bestimmt so etwas wie einen Hinterausgang wo wir kurz hingehen können. Nun komm schon, zier dich nicht so, wir bezahlen dich auch dafür und außerdem, du findest uns doch bestimmt auch ganz geil so wie wir dich!“, raunte der Typ wieder und versuchte Laila nun näher zu ziehen. Sie sah sich etwas Hilfe suchend um doch die anderen Mädchen waren derartig damit beschäftigt in den einzelnen Longen rumzulaufen und die Gäste zu bedienen das Laila hier so ziemlich allein war. Sie musste versuchen an den Alarmknopf zu kommen der, der Security am Eingang Bescheid gab. Das gestaltete sich doch recht schwierig. Sie war an einer Stelle der Bar der zu weit entfernt war von diesem Knopf unterhalb der Theke. Jetzt saß sie wirklich fest. Drei Typen, alle stärker als sie, noch dazu betrunken hielten sie fest und keine Hilfe in Reichweite. Als dann auch die anderen Beiden versuchten nach ihr zu grabschen, dachte Laila schon nun sei alles zu spät. Sie kniff die Augen zusammen als der erste Typ sich ihrem Gesicht mit seinem Ekligen näherte. Doch es passierte nichts, sie spürte nur wie der Griff um ihren Arm sich lockerte und verschwand. Sie öffnete die Augen wieder und sah wie der Typ auf dem Boden lag mit einem rot gefärbten Kinn. Seine anderen beiden Freunde sahen an Laila vorbei zu dem Typen dem Laila vorher den teuren Wein verkauft hatte. Dieser stand neben seinem Stuhl und schwenkte ruhig sein Weinglas als wäre nichts passiert. Er sah nur kurz zu Laila aber diesmal mit einem sanften und freundlichen Blick. „Alles in Ordnung Laila?“ fragte er mit einer beruhigenden Stimme. Laila verstand noch nicht so recht was hier gerade passiert war. Eben dachte sie noch diese Typen würden sie gleich zum Hinterausgang zerren und jetzt lag einer der Drei auf dem Boden mit einem immer dicker werdenden Kinn und daneben stand ein Mann der in seliger Ruhe sein Glas schwenkte und ihr geholfen hatte aus einer auswegslosen Lage. „Alles in Ordnung.“, stammelte Laila nur so heraus. Juan nickte ihr freundlich zu und sah dann zu den anderen Beiden. Sein Blick, eben noch so sanft war plötzlich hart wie Stein und mit einem drohenden Funkeln versehen was Laila einen Schauer über den Rücken jagte. Dieser Mann hatte wirklich zwei Gesichter wenn nicht sogar noch mehr. Einmal bestellt er gelangweilt einen Wein und beschwert sich das der Preis zu niedrig sei, dann sieht er einen mitfühlend und sanft an als könne er keiner Fliege was zu leide tun und im nächsten Moment schlug er einen Mann K.O. und hatte einen Augenausdruck als sei er die Wut in Persona. Er sah die beiden anderen immer noch drohend an und meinte dann ruhig aber bestimmt: „Verschwindet hier und nehmt euren kleinen Freund hier mit. Sollte ich euch hier noch einmal sehen, dann sorge ich dafür das ihr nie wieder Clubs wie diesen besuchen könnt oder ihr jemals wieder ein gutes finanzielles Standbein erlangt.“ Die beiden Typen sahen sich nur kurz an und dann wieder Juan. Dieser schloss kurz die Augen und deutete dann mit seinem Kopf Richtung Ausgang. „Und jetzt macht dass ihr weg kommt!“, waren seine letzten Worte und die Typen reagierten sofort. Sie schnappten ihren langsam zu sich kommenden Kumpel und suchten das Weite. Laila stand mit offenem Mund da, bisher kannte sie nur Typen die zu der Sorte gehörten wie die Drei eben. Dieser Juan war für sie ein Buch mit sieben Siegeln, unlesbar, geheimnisvoll aber auch wie ein neues Buch was sie unbedingt lesen wollte. Zeile für Zeile, Seite für Seite bis sie am Ende angelangt war und jedes Wort, jeden Satz und jedes Kapitel so intensiv aufgenommen hatte das sie es völlig verstand. Solche Bücher fand sie selten aber dafür liebte sie diese Sorte von Büchern. Bücher die sie immer wieder lesen konnte, Bücher die sie fesselten und nicht mehr los ließen, einfach Bücher für die sie sich gern zwei Tage Urlaub nahm nur um sie nicht beiseite legen zu müssen. Dieser Juan war wie eines dieser Bücher. Im Moment war er noch ein neues Buch das Laila sich bestellte aber noch Tage warten musste bis der Buchhändler es da hatte. Ein Buch was für sie noch verschlossen war, welches sie aber unbedingt lesen und erforschen wollte. Solche Bücher ließen sie, bevor sie sie in Händen hielt, lange rätseln welche spannende Geschichte sich wohl in ihnen befand. Juan war auch so ein Rätsel für sie. Ein Mann denn, wenn man sein Äußeres betrachtete, seine Gesten beobachtete oder halt bemerkte wie unterschiedlich seine Augen wirkten, jede Frau kennen lernen wollte. Laila wollte wissen was für eine Person sich hinter den dunklen Augen verbarg, die wie ein Meer aus dunklem Samt aussahen. Sie musste wohl immer noch mit offenem Mund dagestanden haben den Juan kam plötzlich auf sie zu und drücke sanft mit einem Finger ihren Unterkiefer hoch sodass sich ihr Mund schloss. Laila war das mehr als peinlich und sie versuchte die aufsteigende Röte in ihren Wangen zu unterdrücken. Wie gut, dass sie ein gut abdeckendes Make-up trug. „Keine Sorge, ich behalte es für mich das du rot geworden bist.“, meinte dann plötzlich Juan und zwinkerte Laila zu. „Nicht das dein Ruf als knallharte Bar-Chefin noch in verruf gerät und das mit den drei Typen sollte auch unter uns bleiben.“, fügte er noch hinzu, setzte sich wieder auf seinen Barhocker und nahm in aller Ruhe einen Schluck aus seinem Weinglas. Laila musste sich kurz sammeln ehe sie antworten konnte. „Äh ja. Danke das sie mir geholfen haben.“, meinte sie erst und verbeugte sich höflich und dankend. Dann merkte sie wie dumm sie sich gerade vorkam. Sie, die sich sonst nie etwas sagen ließ von keinem, erst recht nicht von einem Typen der hier nur Gast war und sie wie ein hilfloses kleines Mädchen hier darstellte. „Sie hätten sich im Übrigen nicht einmischen müssen, ich hatte alles unter Kontrolle. Als Gast in diesem Club sollten sie sich aus solchen Angelegenheiten heraus halten.“, sagte Laila etwas von Oben herab, leicht zickig und beinahe schon vorwurfsvoll. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)