Die Vase aus Flieder von Zeras ================================================================================ Hallo ^^. Diese Geschichte ist entstanden, weil ich mal wissen wollte wie es sich anfühlt eine Geschichte abgeschlossen zu haben... Ähm, nun die Hauptpersonen sind wiedermal (welche Überraschung) Xellos und Filia und ich wünsche allen viel Spaß beim lesen. Disclaimer: Slayers und seine Charaktere gehören nicht mir und Geld verdien ich auch nicht hiermit. Die Vase aus Flieder Endlich geschafft! Dass die Information so schwer zu beschaffen wäre, hatte er vorher nicht gedacht. Er hatte Blut und Wasser geschwitzt, gelogen, betrogen und sich die Füße abgelaufen und noch dazu die Augen ruiniert. Wie konnte jemand nur so viele Dokumente aufbewahren? Irgendwann würde er sie einmal alle anzünden müssen nur um seinen Punkt deutlich zu machen. Doch nun war sie schließlich doch noch sein und er konnte nach Belieben mit ihr verfahren. Xellos rieb sich die Hände. *** Ein Morgen wie jeder andere. Das war es, was Filia begegnete, als sie mit einer Tasse Tee in der Hand und dem Korb mit dem Drachenei im Arm Jillas dabei zusah, wie er den Frühstücksspeck verbrannte. Grabos kämpfte weiterhin mit den Spiegeleiern, die sich in Rührei verwandelt hatten. ‚Eigentlich essen wir jeden Tag Rührei‘, dachte Filia etwas wehmütig und stellte den Korb auf dem Küchentisch ab. „Lass mich dir helfen“, bot sie Grabos an und schlenderte zu ihm hinüber. „Aber nicht heute, Boss“, wehrte er ab und Filia weitete überrascht die Augen „irgendwann muss ich es doch lernen.“ „Außerdem bist du schon für den Tee und den Rest des Frühstücks verantwortlich“, warf Jillas ein „Da können wir doch nicht jedes Mal…“ „Ach, gib schon die verfluchte Pfanne her“, fauchte Filia und riss Grabos den Griff so schwungvoll aus der Hand, dass kein Mixer ein besseres Resultat mit deren Inhalt erzielt hätte. „Der Tee und alles andere sind doch schon längst fertig und wir warten mal wieder nur auf euch, ihr Helden.“ Sie atmete einmal tief durch. „Ich hab Val schon runtergebracht“, fuhr sie dann ruhiger fort „sagt ihm einen Guten Morgen, während ich das hier fertig mache.“ Während die zwei sich redlich bemühten wie komplette Idioten auszusehen indem sie sich mit dem Ei unterhielten und es streichelten, lud sie verbissen die Teller voll. Nach dem Frühstück und dem Abwasch gingen ihre zwei Mitbewohner in ihren Laden vor um ihn für den Tag zu öffnen und noch mal ein paar Krüge zu polieren. Filia räumte den letzten sauberen Teller weg und ließ sich wieder auf den Stuhl am Küchentisch sinken. „Vielleicht hätte ich doch etwas tun sollen“, seufzte sie an Vals Ei gewandt „Ich scheine in manchen Dingen empfindlich zu werden…“ „Ach, wenn es nur das ist“, sagte jemand neben ihr und Filia fuhr hoch „dann kannst du beruhigt sein, liebste Filia, denn es hat sich rein gar nicht verändert…“ „Verschwinde aus meinem Haus!“ schrie Filia Xellos an. „Okay“, sagte dieser fröhlich, packte ihre Hand und teleportierte mit ihr zwei Straßen weiter in den Schatten des Brunnens auf dem Marktplatz der Stadt. „Du…“, Filia packte Xellos am Kragen, tat sonst aber nichts, was die Aufmerksamkeit der Menschen, die sich auf dem Platz befanden, auf sie gezogen hätte. Sie mochte diese Stadt und ihren Laden dort und sie wollte nicht, dass ein Vorfall geschah, der sie zwingen würde fortzuziehen. „Was willst du von mir?“ zischte sie. Xellos zog einen Brief aus seiner Tasche und klatschte ihn Filia an die Stirn. „Für dich“, sagte er grinsend „und ja, ich weiß, du wirst darauf trampeln und ihn verbrennen bevor du ihn öffnest. Darum sag ich dir gleich, was drin ist. Eine Schatzkarte und eine Zeichnung des Gegenstandes, zu dem sie führt. Ich will ihn nicht, ich will nur das, was darin ist. Ich kriege es so oder so, aber wenn du mir hilfst heute darfst du sie behalten. Die Fliedervase.“ Filia zog scharf den Atem ein. „Ich warte in einer Stunde am östlichen Stadttor auf dich. Komm nicht zu spät.“ Er winkte und verschwand. Filia starrte einen Augenblick perplex auf die Stelle, an der er gestanden hatte. Dann riss sie den Umschlag auf und heraus fielen zwei zusammengefaltete Zettel. Der eine war das Ebenbild einer Schatzkarte komplett mit Brandflecken, Tintenklecksern und dem obligatorischen Totenkopf, der den Zielpunkt kennzeichnete. Mit zitternden Händen öffnete sie das zweite Blatt. Es enthielt die Zeichnung der schönsten Vase der Welt. Filia zerknüllte sie und schmiss sie wütend auf den Boden. „Die Fliedervase von allen Dingen! Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dir das abkaufe, Xellos?!“ Sie stampfte zornig auf den Boden auf. Doch nach einem Moment hob sie den Zettel wieder auf und stapfte damit nach Hause zurück. Jillas stieß einen Schrei aus, als sie durch die Ladentür eintrat. „Boss, wir haben dich schon überall gesucht.“ Rief er und hüpfte ihr entgegen „Wir haben dich in der Küche schreien gehört, aber als wir nachsahen warst du weg. Grabos ist in der Stadt und sucht dich.“ Filia setzte sich auf den Ladentresen. „Xellos war da und hat uns zum Marktplatz teleportiert.“ „Was?!“ schrie Jillas. „Das hat er mir gegeben“, fügte sie hinzu, strich die zerknüllte Zeichnung behutsam wieder glatt und reicht sie Jillas. „Er will, dass wir dies heute zusammen suchen gehen.“ Jillas starrte auf die Zeichnung der bauchigen Vase mit zwei Henkeln. „Diese Verzierungen überall sind im Relief, oder?“ fragte er sie „Sie sehen nicht so aus, als wären die Blüten nur aufgemalt…“ „Das sind Fliederblumen“, sagte Filia. „Der Legende nach ist die Fliedervase aus einem echten, geschnittenen Fliederstrauß mit Magie geformt worden und dann versteinert. Eine Steinvase. Es soll sogar möglich sein, sie in die Blumen, die sie einmal war, zurückverwandeln zu können. Außerdem sagt man ihr nach, dass sie Unsterblichkeit verleiht…“ Sie warf noch einen Blick auf die Zeichnung und fühlte sich hin und hergerissen. „Wirst du sie suchen?“ fragte Jillas. „Ich weiß ja noch nicht mal, ob das tatsächlich die Fliedervase ist.“ Rief Filia aus und sprang auf. „Die Information kommt von Xellos. Der erzählt einem doch alles, wenn es ihm in den Kram passt.“ „Aber du sagtest, es sei auch immer ein Fünkchen Wahrheit dran, an dem was er sagt“, wagte Jillas sie zu erinnern „du meintest er lügt nicht.“ „Nur weil er Worte zu gut verdrehen kann, als dass er lügen müsste“, murrte Filia unbeeindruckt und legte die Ellbogen auf den Tisch. Sie stützte den Kopf in die Hände und schloss die Augen. Ihre Stirn pochte; sie bekam Kopfschmerzen. Es war so klar, dass Xellos an einem Tag auftauchen musste, an dem sie ihn am allerwenigsten sehen wollte. Und dabei waren sie sich doch auch schon ewig nicht mehr begegnet und das hatte sie riesig gefreut. Sie hasste diesen Kerl. Jillas machte sich vorsichtig wieder daran seinen Krug weiter zu putzen. Filia stieg der scharfe Geruch des Poliermittels in die Nase und sie hörte ihn pfeifen. Ein ganz normaler Tag und er machte sie wahnsinnig. ‚Ich brauche einen Tapetenwechsel‘, dachte Filia ‚aber Xellos kommt eher einer Komplettrenovierung gleich…‘ Eine Stunde später traf sie ihn am Stadttor. Er lehnte an der Mauer, das Gewicht halb auf seinen Stab gestützt, und lächelte sie mit diesem Ausdruck an, bei dem sie ihm immer am liebsten eine kleben würde. Sie biss die Zähne zusammen. „Ich kann für uns beide nur hoffen, dass es nicht weit ist“, knirschte sie. „Oh, das kommt ganz auf die Reisemöglichkeit an“, versicherte ihr Xellos und bot ihr seine Hand an. Sie schlug seufzend ein und im nächsten Moment stand sie knietief im bitterkalten Wasser. Sie unterdrückte einen Schrei. Vor ihr erstreckte sich das Meer und sie selbst befand sich in einer Bucht, die auf beiden Seiten von Felsklippen umschlossen wurde. Ein Stück weit hinter ihr lag ein Kiesstrand. „Warn mich gefälligst bevor du sowas tust!“, ging sie auf Xellos los. „Pst!“ Er legte einen Finger an die Lippen „Wir sind nicht allein.“ Sie erstarrte in der Bewegung. Sie spähte um sich, sah aber niemand. „Hast du rausgefunden, wo wir lang müssen?“ fragte Xellos sie. Filia zog daraufhin die Schatzkarte aus ihrem Umhang. Da, da war die Bucht eingezeichnet, mit der Markierung des Totenkopfs an der rechten Klippenseite. Filia spähte in die Richtung, war aber zu weit weg um viel erkennen zu können. Ohne ein weiteres Wort begann sie los zu waten. Sie hörte wie Xellos ihr folgte. Ihre mit Wasser durchtränkten Kleidersäume und Stiefel machten ihr das Gehen schwer und sie kam nur langsam vorwärts. Im trüben Wasser sah sie Fische glitzern, die um ihre Beine flitzten. Einmal zog etwas an ihrem Rock und als sie nach unten sah war es eine Schildkröte, die prüfend in den Stoff gebissen hatte. Sie ließ los und floh, als Filia sie ansah. „Warum brauchst du eigentlich die Hilfe eines Drachen, Xellos?“ fragte Filia ihn nach einer Weile. Auf der Karte hatte von nichts gestanden, was ihm im Besonderen das Leben hätte schwer machen können. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, für was er sie hier brauchte, und das machte sie unruhig. „Oh, das wirst du ganz sicher zur rechten Zeit erfahren“, erwiderte Xellos und wechselte dann fließend das Thema. „Wie ist das Leben so, dass du dir ausgesucht hast? Bist du glücklich? Ich meine“, fügte er auf Filias irritierten Blick hinzu „es ist schon ein Jahr vergangen seit du deinen Laden eröffnet hast. So langsam musst du dir eine Meinung bilden können…“ „Lenk nicht von meiner Frage ab“, fauchte Filia und wollte noch mehr sagen, als sie plötzlich ihr Ziel entdeckte. Eine Grotte lag zwischen den Felsen. Gischt umspülte ihren Eingang. Behutsam schob sich Filia an den scharfen Kanten vorbei, die ihn flankierten, und dann umfing sie Düsternis. Das laute Rauschen der hereinkommenden Flut draußen wurde ersetzt durch das leise Klatschen der Wellen gegen die Grottenwände. Der Grund stieg unter ihren Füßen an bis sie aus dem Wasser heraus auf einen feuchten Boden aus dunklem Stein gelangte. Sofort zog Filia ihre Stiefel aus und schüttete einen Schwall Wasser und ein paar Fische daraus aus. Ihre Zehen waren taub vor Kälte und ihre Zähne klapperten. Sie lief ein kurzes Stück den ansteigenden Weg entlang, dann blieb sie stehen und beschwor einen Lichtzauber in ihre Hand, als es stockfinster vor ihr wurde. Vor ihr fiel der Boden ab und führte weiter in die Tiefe. Filia kniff die Augen zusammen. Irgendetwas gefiel ihr nicht, aber sie wusste nicht was. „Was ist los?“ fragte Xellos sie und sie zuckte zusammen. Er war die ganze Zeit über so still gewesen. „Gehen wir nicht mehr weiter?“ Sie drehte sich zu ihm um. „Kommt dir das nicht seltsam vor?“ fragte sie „Schön, hier ist eine Grotte, ungefähr dort, wo dieser lächerliche Totenkopf auf deiner Karte eingezeichnet ist. Aber hier ist nichts. Kein einziger Hinweis auf die Fliedervase…“ „Oh, das liegt daran, dass ihr noch nicht weit genug gegangen seid“, sagte eine dritte Stimme „aber es ist nicht mehr weit.“ Diesmal schrie Filia die Höhle zusammen. Dann leuchtete sie mit klopfenden Herzen in Richtung des Bodens hinab, von wo die Stimme gekommen war. Dort hockte eine alte Bekannte. „Was macht die denn hier?“ fragte sie und sah entgeistert auf die Schildkröte, welche sie vor der Grotte begrüßt hatte. „Na, sie hat uns doch den ganzen Weg hierher begleitet“, sagte Xellos gelassen „hast du das etwas nicht gemerkt?“ Filia wurde stinkwütend auf Xellos, aber noch hielt sie sich zurück. „Wenn wir noch ein Stückchen weitergehen“, mischte sich da die Schildkröte wieder ein „kann ich leichter mit euch reden.“ „Schön“, fauchte Filia sie an „und ich kann nur hoffen, dass das ein aufschlussreiches Gespräch werden wird.“ „Du bist heute ja wirklich noch gereizter als sonst, Filia“, bemerkte Xellos nachdenklich und sie fuhr wie von der Tarantel gestochen zu ihm herum. „Ja, und zwar weil du in der Nähe bist!“ schrie sie und jagte ihm nach, als er feixend in den Stollen hinein flüchtete. Kurz darauf teleportierte er sich plötzlich weg. Frustriert verlangsamte Filia ihre Schritte wieder. Sie merkte jetzt, dass die natürlichen Felswände von vorher behauenen Kunstwerken gewichen waren. Sie sah Säulen in regelmäßigen Abständen in den Tunnel ragen und dazwischen Bildnisse von Meerestieren. „Ich glaube, er ist schon in den Hauptsaal vorgegangen“, informierte sie die Stimme der Schildkröte von hinten. Filia wunderte sich, wie sie mit ihren kurzen Flossen auf dem Steinboden hatte mithalten können. Sie drehte sich um. Da wo die Schildkröte hätte sein sollen, befand sich eine Frau in mittleren Jahren mit krausem, Haar und einer breiten Nase. Sie war barfuß mit ledrigen Fußsohlen und trug ein Kleid, dessen Farbe dem Panzer einer Schildkröte glich. Filia hätte schwören können in dem schummrigen Licht Schwimmhäute zwischen ihren Fingern zu sehen. „Eigentlich bin ich ja schon eine Schildkröte“, entschuldigte sich die Dame, als sie Filias verwirrte Miene sah „aber als ich zur Wächterin der Vase aus Flieder gewählt wurde, bekam ich diese Gestalt für die Zeit in der ich in ihrer Nähe weile. Um sie besser beschützen zu können.“ Bei diesen letzten Worten schluckte Filia. „So“, sagte die Frau und ging gelassen an Filia vorbei „du möchtest also die Vase haben, ja?“ „Ist es wahr, dass sie Unsterblichkeit verleiht?“ fragte Filia und lief hinter ihr her. „Ja das ist wahr.“ Seufzte die Schildkröte „Und deshalb willst du sie haben.“ „Nein“, erwiderte Filia „ich will sie nur, weil ich Vasen sammle und die Fliedervase ist eine berühmte Legende unter Leuten wie mir. Was das andere angeht, so werde ich auch so schon zu lange leben. Denn fast jeder, den ich jetzt liebe, wird fort sein lange bevor ich endlich sterbe.“ Bei ihren letzten Worten traten sie in eine weite Höhle hinaus. Filia ließ ihren Lichtzauber hoch in die Luft schweben und verstärkte ihn, erzielte aber trotzdem nur eine schwächliche Beleuchtung. Aber sie sah trotzdem, dass der weite Raum vor ihr über und über mit Vasen verstellt war, in denen Blumensträuße standen. Fast alle waren schon verdorrt. In ihrer Mitte stand Xellos und sah sehr ratlos aus. „Liebe Filia“, sagte er, als er sie sah „Wie sah diese Vase noch mal aus?“ Filia schlug ihm die Schatzkarte um die Ohren. „Sie heißt ‚Fliedervase‘, du Idiot“, fauchte sie „Sie sieht aus, als bestehe sie aus Fliederblumen.“ „Und woher soll ich wissen wie Flieder aussieht?“ fauchte Xellos zurück „Ich kann Blumen nicht leiden.“ „Hast du dir diese Zeichnung überhaupt angeschaut?!“ „Das ist jetzt nicht wichtig“, Xellos hielt ihren Arm fest „Wichtig ist, was wir tun müssen, damit sie uns die Vase überlässt.“ Und er sah die Schildkröte an. Filia folgte seinem Blick mit klopfendem Herzen. „Oh“, sagte die Schildkröte gelassen „Ihr müsst gar nichts tun. Ich überlasse sie der Drachendame.“ „Was?“ riefen Xellos und Filia gleichzeitig. „Ja“, sagte die Schildkröte „Die Menschen, die vor euch kamen, denen konnte ich die Vase nicht geben. Denn sie hätte ihnen nicht genützt. Sie wollten sie haben um von ihr Unsterblichkeit zu erlangen, aber diese Vase kann weder Menschen noch Drachen unsterblich machen. Aber du“, sagte sie warm „du willst die Vase aus Flieder, weil du dich an ihrem Anblick erfreuen möchtest und das kann sie für dich tun. Deshalb gebe ich sie dir. Weil ich weiß, dass du sie in Ehren halten wirst.“ „Natürlich werde ich das“, rief Filia glücklich. Die Dame nickte erfreut. „Wenn du die Vase erhältst, ist meine Aufgabe hier erfüllt. Dann kann ich wieder eine normale Schildkröte sein und zu meinen Verwandten im Meer zurückkehren. Allerdings“, sagte sie ernst „darf ich dir ein so wertvolles Stück nicht ohne jede Anstrengung überlassen. Deshalb musst du sie selbst hier finden und zwar innerhalb einer halben Stunde.“ Filia und Xellos sahen sich um. So viele Vasen. Wie sollten sie die nur finden? Für einen Moment war Filia mutlos, doch dann holte sie tief Atem. „Hier“, sie klatschte Xellos die Zeichnung auf die Nase „Hilf mir gefälligst suchen.“ Das wäre doch gelacht, wenn sie diese verflixte Vase nicht finden würde. Zwanzig Minuten später suchten sie immer noch. Das wenige Licht machte es ihnen schwer die genauen Musterungen der Vasen zu erkennen ohne sie einzeln hochzunehmen. Aber egal wie sehr Filia ihren Lichtzauber auch verstärkte, die Grotte schien das Licht aufzusaugen und nur ein schwaches Dämmerlicht zurückzuwerfen. „So wird das nichts“, sagte Xellos, als er die hundertste Vase zurück an ihren Platz stellte „wir müssen nachdenken.“ „Das mach ich doch schon die ganze Zeit“, sagte Filia verzweifelt. „Nun, das ist ja sehr aufschlussreich über die Übung, die du darin hast“, bemerkte Xellos und duckte sich, als sie eine Vase nach ihm warf, die hinter ihm zerschellte. „Hattest du die schon kontrolliert?“ fragte er Filia milde interessiert. „Du!“ fauchte sie „Wenn du nachdenken willst, dann beeil dich besser damit, sonst…“ „Es ist doch ganz klar“, unterbrach Xellos sie „dass wir die Vase nicht finden, wenn wir uns erst mal jede einzelne genau ansehen müssen. Aber die Schildkröte will allem Anschein nach, dass wir sie finden. Also muss es einen Trick bei der Sache geben.“ Filia sah ihn überrascht an und beruhigte sich ein wenig. „Was wissen wir über die Vase?“ fragte Xellos mehr sich selbst als Filia „sie ist aus Flieder geformt, der zu Stein wurde. Sie ist in diesem Raum und verleiht keine Unsterblichkeit.“ „Doch tut sie“, sagte Filia „als du schon vorgegangen warst hat mir die Schildkröte es bestätigt.“ Sie stockte. „Aber sie hat uns beiden gesagt, dass sie es doch nicht täte…“ Stirnrunzelnd sah sie zu der Schildkröte hinüber, die in einiger Entfernung am Eingang der Höhle saß und sie beide beobachtete. „Ja was denn nun?“ „Nein warte“, sagte Xellos da „sie sagte, dass Menschen und Drachen keine Unsterblichkeit von der Vase erhielten. Aber wer dann?“ Filia sah ihn aufmerksam an. In seinem Gesicht arbeitete es, während er sich den Kopf zerbrach. „Es ist tatsächlich logisch“, sagte er langsam „sie wurde mit der Kraft von Blumen geschaffen. Dann kann ihre Macht auch niemals ausreichen um Menschen, ganz zu schweigen von Drachen, zu beeinflussen. Sie reicht nur für…“ Er hielt überrascht inne und da verstand auch Filia. „Wir müssen eine Vase finden, in der die die Blumen nicht verdorrt sind“, sagte sie und starrte durch die Halle „kein einziges Blatt darf welk sein.“ Denn sie würden ewig blühen. Sie rannte los. Sie konnte es schaffen. Fast alle Vasen hatten gelbe kaputte Sträuße. Ein grüner Bund war leicht zu erkennen. „Übrigens, Filia“, sagte Xellos da, während sie suchend durch die Halle eilten „solltest du dir über diese andere Sache keine Sorgen machen. Denn egal wie alt du werden wirst, ich werde dir bis zum bitteren Ende bleiben…“ Filia stoppte abrupt. Also hatte er ihre letzten Worte mit der Schildkröte gehört, als sie in die Höhle getreten war. Dieser unmögliche, widerliche… „Ich hasse dich“, schrie sie und schlug nach ihm aus und da teleportierte er und blieb verschwunden. Jetzt wo ihr wirklich die Zeit davon lief, haute er einfach ab. Typisch… Sie rannte weiter. Und dann sah Filia sie. Es war ein Strauß Butterblumen. Sie glänzten gelb und kräftig und beim Näherkommen sah Filia, dass sie eine große, bauchige, aus stilisierten Fliederblüten geformte Steinvase ausfüllten. Atemlos hob sie sie hoch. Dann nahm sie den Strauß aus der Vase und sah hinein. Doch bis auf die Blumen war sie leer… „Bravo.“ Die Schildkröte war zu Filia getreten und klatschte anerkennend in die Hände. „Ja das ist sie, die Fliedervase, und nun gehört sie dir. Jetzt kann ich endlich ins Meer zurückkehren.“ „Da war ich wohl grade noch rechtzeitig“, sagte Filia erleichtert. „Oh“, sagte die Schildkröte überrascht „nein überhaupt nicht. Du bist schon ein bisschen über der Zeit. Aber das Limit hatte nichts damit zu tun, ob dir die Vase gehören wird“, fügte sie beschwichtigend hinzu als Filia sie bestürzt ansah „nein, es macht es jetzt nur wesentlich schwieriger für dich diese Grotte lebend zu verlassen.“ Filia sah sie entgeistert an. Und dann hörte sie es plötzlich, das Rauschen. Sie wirbelte zum Höhleneingang herum aus dem mit einem Mal Wassermassen hervorbrachen. ‚Die Flut kommt‘, dachte Filia erschrocken. Der Wasserstand in der Grotte musste den höchsten Punkt des Ganges überschritten haben, durch den sie hierher gelangt und weit unter den Meeresspiegel hinabgestiegen war. Nun versperrte es ihren Weg nach draußen, schloss sie ein und stieg im Inneren der Höhle mit rasender Geschwindigkeit. Sie saß in der Falle. Ehe sie sich versah, stand Filia das Wasser bis zur Hüfte. Die Fliedervase fest umklammernd schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf eine Möglichkeit zu entkommen. Teleportieren konnte sie nicht, denn dazu musste sie den Ort kennen, an dem sie wieder auftauchen wollte, und sie konnte überhaupt nicht abschätzen wie viel Gestein zwischen ihr und dem Ausgang der Grotte lag. Vielleicht könnte sie Drachengestalt annehmen und sich einen Weg nach draußen sprengen, aber wer wusste schon wie viel Gestein dabei auf sie herabfallen würde? Möglicherwiese würde sie sich ernsthaft dabei verletzten und überhaupt… Die Vase würde sie mit so einer Methode sicherlich zerdeppern. Und wenn sie tauchte? Als das Wasser ihr Kinn erreichte und sie zu schwimmen beginnen musste, beschwor Filia einen Zauber, der eine Luftblase um sie entstehen lassen würde. Doch nichts geschah. Stattdessen war sie inzwischen unter der Höhlendecke eingesperrt und musste sich mit einer Hand an ihr abstützen um sich nicht mit dem Kopf zu stoßen. Die andere Hand umklammerte einen Henkel der Vase. Verwundert sah Filia wie die Grottenwand unter ihrer Hand bläulich zu leuchten begann. Und plötzlich verstand sie. Die Wände hatten die ganze Zeit nicht das Licht ihres Lichtzaubers absorbiert. Sie absorbierten die Magie. Als sie das erkannte, bemerkte sie auch, wie sehr es sie ausgelaugt hatte, die Beleuchtung in der Höhle die ganze Zeit über zu erhalten. Sie war müde. Ihr Kopf stieß gegen die Steindecke. Sie legte ihn in den Nacken um noch einmal tief Atem holen zu können, dann schwappte das Meerwasser über ihr zusammen. Unter Wasser öffnete sie ihre Augen wieder. Unter ihr erstreckte sich eine Unterwasserlandschaft aus Vasen und die Grottenwände leuchteten gespenstisch von all ihrer Magie. Sie drückte die Fliedervase an sich und begann gerade zum Ausgang zu schwimmen, als sie die zurückverwandelte Schildkröte auf sich zu paddeln sah. Sie stieß ihren Kopf sacht gegen Filias Nase. ‚Danke‘, hörte sie sie sagen, dann drehte sie sich um und schwamm davon dem Meer entgegen. Panisch streckte Filia eine Hand nach ihr aus. Sie wollte ihr zurufen zu warten, ihr zu helfen und öffnete den Mund. Da entwich ihr das letzte bisschen Luft, Wasser füllte ihre Lungen und die Vase entglitt ihr. Flecken erschienen vor ihren Augen. Dann schwanden ihr die Sinne. *** Der Flur hinter ihrer Haustür war Filia nach einem Jahr schon so vertraut, dass sie hätte heulen mögen, als sie an diesem Abend über dessen Türschwelle trat. Es war schon spät und dunkel draußen. Jillas und Grabos schliefen. Sie und Filia hatten nicht wissen können, wie viele Tage sie mit Xellos unterwegs sein würde und waren deshalb auch nicht aufgeblieben um auf sie zu warten. Als Filia erwacht war, hatte sie auf dem Kiesstrand der Bucht gelegen. Sie war nass und erschöpft gewesen, hatte gezittert vor Kälte und nur noch heim gewollt. Die Vase war nicht da gewesen und sie hatte schmerzlich an den Augenblick gedacht, da sie ihr entglitten war. Kurz dachte sie daran, bei der nächsten Ebbe zurückzukehren und in der Grotte nach ihr zu suchen, verwarf den Gedanken aber wieder. Sie wollte nie mehr an den Ort zurückkehren, an dem sie fast ertrunken wäre. Die Bucht lag in der Nähe eines Dorfes und das wiederum war nicht allzu weit von Filias Heimatstadt entfernt. Mit den Angaben ihrer Karte hatte Filia noch am Abend desselben Tages zurückfinden können. Wer hatte sie gerettet? Sie wusste es nicht. Ob vielleicht Xellos oder die Schildkröte zurückgekehrt waren, konnte sie nicht sagen. Wer immer es auch gewesen war, anscheinend wollte er es ein Geheimnis bleiben lassen. Erschöpft zog Filia ihre Stiefel aus und ließ sie im Eingangsbereich liegen. Dann schwankte sie in die Küche um sich einen lang ersehnten Tee zu brühen. Auf dem Küchentisch in der Mitte des Zimmers stand die Fliedervase. Sie war mit rosa und blauen, trompetenartigen Blumen gefüllt, die ihre ganze Pracht zur Schau stellten. Filia hatte mit einem Mal das Gefühl in einen Traum geraten zu sein. Sie näherte sich der Vase vorsichtig, so als würde sie bei der kleinsten Unachtsamkeit zerplatzen. Hinter der Vase stand Xellos und grinste sie triumphierend an. „Ich dachte“, sagte er „dass es wirklich nicht mein Stil wäre, sie dir von Anfang an einfach so zu geben. Meinesgleichen brauchen nun mal ein paar negative Gefühle um auch etwas von einer Sache zu haben…“ „Ich verstehe nicht“, sagte Filia. Sie hatte die Vase erreicht und roch verzaubert an einer Blüte. „Es war ja ein gut gehaltenes Geheimnis“, erwiderte Xellos gut gelaunt „aber wenn es einen gibt, der es rausfindet, dann bin das wohl ich.“ Da wusste Filia, dass sie jetzt eigentlich wütend werden sollte, aber irgendwie konnte sie es nicht. Mit roten Wangen lugte sie über dem Strauß hervor und zu ihm hinüber. Er grinste noch breiter. „Happy Birthday, Filia.“ ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)