Barely forever von trash-troll (das vicious- Syndrom) ================================================================================ Kapitel 3: Von pelzigen und blutleeren Hälsen --------------------------------------------- Als ich aufwachte, was alles schwarz. Ich öffnete und schloss meine brennenden Augen; ein leichter Stoff scheuerte an meinen Wimpern, und ich wusste, dass man mir Augen und Hände verbunden hatte. Halleluya. Wo ich war, wusste ich dennoch nicht. Und ich konnte mich auch nicht daran erinnern, wie ich in diese Situation geraten war. Das war dann wohl der „berühmt-Berüchtigte Filmriss“. Aber getrunken hatte ich definitiv nichts – ich war Gegner von Drogen, Alkohol und anderen aphrodisierenden und euphorisierenden Mitteln. Nachdem ich mich eine Weile lang still verhalten hatte, und behaupten konnte, dass mir mein Bewusstsein keine Streiche spielte, war ich mir ziemlich sicher, dass ich mich wahrscheinlich in einem Fahrzeug befand. Ich hörte das gleichmäßige Brummen des Motors manchmal spürte ich, wie das Fahrzeug über Erhebungen oder Straßenschäden fuhr. Der Fahrer hatte außerdem einen wirklich ungehobelten Fahrstil. Des öfteren bremste er -oder sie – so abrupt ab, dass ich gegen die hintere Wand des Kofferaums krachte. Hätte ich fluchen können, dann hätte ich geflucht. Verdammt, der -oder die – hatte seinen Führerschein wahrscheinlich im Lotto gewonnen. Mehrmals hatte ich vergeblich versucht, meine Augenbinde abzustreifen; doch jemand hatte wohl sicher gehen wollen und sie extra fest zugebunden. Das letzte woran ich mich erinnerte, war dass ich zum Einkaufen gefahren war. Mehr nicht. In meinem Kopf gab es nur weißes Schneegestöber, und irgendwie fühlte sich mein Gehirn an, als ob es zu Matsch geworden wäre. Wer auch immer mich in diese Situation gebracht hatte, dem würde ich noch mal gehörig in den Allerwertesten treten. Auch wenn ich noch nicht wusste, wem ich das hier zu verdanken hatte. Aber jetzt musste ich erstmal abwarten, denn ich konnte mich ja wohl kaum selber aus dem Kofferraum befreien. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis der Wagen endlich zum letzten Mal abrupt abbremste und schließlich zum Stillstand kam. In Gedanken fluchte ich wieder; wahrscheinlich würde ich am nächsten Tag dutzende blaue Flecke haben. Na Danke. Ich hörte, wie eine Autotür zugeschlagen wurde und wie jemand sich zum Kofferaum bewegte, um ihn schließlich zu öffnen. Ich stellte mich tot, äh bewusstlos. Die Person, die den Kofferraum geöffnet hatte- wahrscheinlich der Fahrer – hob mich hoch und warf meine leblose Hülle äußerst brutal über seine Schulter. Diesmal war ich mir sicher, dass es sich um einen Mann handelte. Erstens waren Frauen weder so brutal, noch hatten sie so viel Kraft, und zweitens fühlte mein Entführer sich nicht an, wie eine Frau. Frauen haben nämlich schmalere Schultern und ein weniger breites Kreuz, wenn es sich nicht gerade um Sumoringerinnen handelt. Wie um meine Vermutungen zu bestätigen, labberte der Typ los. „Marty, Heath, geht schon mal vor und sagt K. Bescheid“. Irgendwie kam mir diese Stimme bekannt vor, doch ich konnte nicht festmachen, von woher ich sie kannte. Der Typ, der mich geschultert hatte ging nun auch los, und mir wurde augenblicklich schlecht, weil mein Körper hin- und herschunkelte. Ich riß mich jedoch zusammen, und versuchte keine Lebenszeichen von mir zu geben. Die Lage erstmal auszukundschaften wäre wohl am intelligentesten. Kurze Zeit später hörte ich, wie das Knirschen von Kies aufhörte, und in ein stumpfes „plong“ überging, wann immer der Typ leichtfüßig aufstampfte. Wir waren wohl mittlerweile in einem Gebäude angekommen. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Typ endlich an seinem Ziel angekommen zu sein schien. Ich harrte solange aus, bis der Typ mich plötzlich brutal auf den Boden fallen ließ. Ich strengte mich an, mir keine Schmerzen anmerken zu lassen und keine Reaktion zu zeigen, doch das war ja wohl unerhört! Mein Rücken tat höllisch weh. Der Betonboden hatte mich nicht gerade freundlich willkommen gehießen. Und was jetzt kam, war sogar noch unerhörter; der Typ der mich hierhergebracht hatte drehte mich mit seiner Stiefelspitze auf die Seite. „Glaub ja nicht das ich dich akzeptieren werde, du nerviges Höllenweib.“ Er lachte verächtlich auf, und mir kam die Galle hoch. Wer hatte den hier bitte darum gebeten, akzeptiert zu werden? Es fiel mir unglaublich schwer, daraufhin nichts zu erwidern. Gerade als ich mich nicht mehr zusammenreißen konnte, hörte ich eine Tür quietschen und jemand, nein mehrere Personen traten ein. Meine Fluchtchancen hatten sich in Luft aufgelöst. „Aber aber, Gabriel! Wir sind doch keine Barbaren. Setz sie sofort auf einen Stuhl! Was wird sie bloß denken, wenn wir sie so empfangen!“ Der Typ, der da sprach hatte einen netten Tenor. Seine Stimme erinnerte mich irgendwie an die meines Großvaters mütterlicherseits. Und ich fand ihn sofort symphatisch, da er diesen anderen, den hundsgemeinen Schurken, kritisiert hatte. Der Schurke seufzte und setzte dazu an, mich hochzuheben. Doch ich wollte mich unbedingt noch für seine netten Worte revanchieren. Gerade, als er mich am Kragen packte, um mich vollends umzudrehen, drehte ich meinen Kopf und biss zu. Hatte er selber Schuld, dass er mir keinen Knebel angelegt hatte. Ich war nämlich bissig. Er fluchte und zischte wütend, doch er schien sich in Anwesenheit des Tenors zusammenzureißen. Der lachte auf, als er sah, wie ich den Typen biss. „ Ihr scheint euch ja gut zu verstehen!“ Augenblicklich lockerte ich meinen Biss, und der Schurke ließ als Dank meinen Kopf unsaft auf den Betonboden zurückknallen. Das tat ziemlich weh, da ich scheinbar und aus mir unerfindlichen Gründen eine Beule am Hinterkopf zu haben schien. Ich stöhnte, und wurde erneut angehoben, doch diesmal bemühte sich der Typ, meinem Kopf plus Gebiss nicht zu Nahe zu kommen. Ich wurde auf einen Stuhl gesetzt, und die Augenbinde wurde mir abgenommen. Zuerst war alles nur von kreiselnden Punkten bedeckt, doch nach einer Weile normalisierte sich meine Sicht und ich sah den Schurken an der gegenüberliegenden Wand lehnen. So bald ich ihn ansah, überkam mich so etwas komisches wie ein Déja-vu, und ich erinnerte mich an die Verfolgungsjagd im Einkaufszentrum und an die Situation in meinem Haus. Es war S., der Schuldeneintreiber und Kidnapper. „DUU“, zischte ich wütend, und machte anstalten mich zu erheben, doch irgendjemand drückte mich von hinten auf meinen Stuhl zurück. S. starrte nur hasserfüllt zurück und hob arrogant seinen Kopf. Na gut, sie waren zwar in der Überhand, und S. hatte so was einen Grund arrogant zu gucken, doch ich wollte ihm unbedingt dieses Grinsen aus dem Gesicht wischen. Wenn es sein musste, mit Gewalt. Zufrieden stellte ich fest, dass von S' Linker Blut auf den Boden tropfte. Wenigstens eine erfreuliche Nachricht. Zu meiner Linken räusperte sich jemand ungeduldig, und ich wandte meinen Kopf um. Ich erkannte ihn als Tenor wieder, als er anfing zu mir zu sprechen. „Nun Dani, es tut mir Leid, dass es zu einem derart grobem Transport deiner hierher gekommen ist, jedoch musste ich hören, dass du hast nicht kooperiert hast.“ Der Tenor hatte leichtes, graues Haar und braune Augen; er sah ziemlich nett aus, obwohl er gerade eben die Sympathie, die er bei mir erzeugt hatte, mit einem Schlag zerstörte. Ich setzte ein schnippisches Lächeln auf. Mich schaltete man im Wortgefecht nicht so schnell aus. Ich war nämlich äußerst wortgewandt. „Wissen Sie, normalerweise kooperieren Orthonormalbürger nicht, wenn sie dabei sind, von seltsamen Leuten entführt zu werden. Ihre Leute erwecken einen leicht psychisch-gestörten Endruck, vielleicht sollten Sie das berücksichtigen, wenn Sie Personal zum rekrutieren von Geiseln losschicken.“ „Wag es nicht noch einmal so mit ihm zu reden, Weib“, bellte S. aus seiner Ecke hervor. Er war sichtlich wütend -so wie noch einen Moment zuvor. Hätte ich gekonnt, hätte ich ihm meinen Mittelfinger gezeigt, doch da ich nicht konnte, streckte ich nur meine Zunge raus. „Als ob ich mir von dir was befehlen lassen würde, du penetranter Affenarsch mit Ohren!“ Der Ausdruck auf dem Gesicht des Tenors änderte sich nicht, und er schmunzelte leicht. „Nun Dani, ich rekrutiere meine Leute nicht nach dem Eindruck, den sie erwecken, sondern nach den Fähigkeiten, die sie besitzen. Es tut mir Leid, wenn sie bei dir kein Vertrauen erweckt haben.“ Das machte mich stuzig. Fähigkeiten? Kriminelle Fähigkeiten etwa? „Ich nehme an, dein Vater hat dir nichts von unserer Organisation erzählt. Wir bekämpfen das Gut-E.“ War der bekloppt? „Ich unterstütze nicht die Bösen“, schrie ich entrüstet und machte erneut anstalten, mich zu erheben. Der Kerl war jetzt sichtlich amüsiert. „Verzeih, mir bekämpfen das „Gut Evil“, wir sind die Guten die das Böse bekämpfen“. Das war ja bekloppt. Oder zum bekloppt werden? Dann sollten die sich halt nicht so verwirrende Code-namen ausdenken. Räuspernd schaute der Tenor mich an. „Nun, glauben Sie nicht ich, dass ich Ihnen helfen würde! Ich bin ein unschuldiges Individuum“, erwiderte ich klobig. Was hatte ich denn bitte mit diesen komischen Typen am Hut? Die sollten mich mal schön in Frieden lassen, nachdem sie mich schon gewaltsam gekidnappt hatten! Mittlerweile hatte sich der Ausdruck im Gesicht des Tenors verändert. „Du hilfst uns besser. Denn dein Vater hat das Gut-E erfunden.“ Der Tenor schaute mich grimmig an; seine stimmte klang äußerst bedrohlich und ich fröstelte automatisch. Okay, dass mein Vater ein doofer Kerl war, der sich täglich für ein paar Stunden in sein Labor verkroch, wusste ich schon. Aber jetzt sollte er auch das Gut-E, also das Böse – oder was auch immer es war- erfunden haben? Das machte doch keinen Sinn. So bekloppt war nicht mal mein Vater. „Du hast jetzt sicherlich eine Menge Fragen. Wir geben dir bis morgen Bedenkzeit. Lass dir unser Angebot noch einmal durch den Kopf gehen; es wäre äußerst erfreulich wenn du unser Angebot annimmst, und äußerst unerfreulich wenn deine Kraft in die falschen Hände geraten würde. Wir können für nichts garantieren wenn du dich unserer Obhut entziehst“. Der Tenor hatte seine Hände ineinanderverwoben und stütze darauf sein Kinn ab. Bitte? Das war ja wohl eine unverhohlene Drohung. Doch ich nickte nur und machte anstalten, mich zu erheben. Der Alte nickte und der Doberman S. eilte herbei, um mich am Arm zu packen. „Gabriel, ich denke Dani möchte sich jetzt ausruhen. Es war sicher ein turbulenter Tag“. Ich blieb stehen, doch ich wurde von meinem unerfreulichem, unfreiwilligem Begleiter unsaft aus dem Raum gezogen. Böse funkelte ich ihn an; er war zwar einen Kopf größer als ich, doch ich könnte es eventuell schaffen ihn erneut zu überwältigen – immerhin hatte ich es schonmal geschafft. Doch er schien meine Gedanken erraten zu haben und zerrte mich vorwärts. „Glaub ja nicht, dass du mich nochmal reinlegen kannst, du Schreckschraube“. Mit einem vollendetem Schwung schleuderte ich ihm meine Haarpracht ins Gesicht und „püh-te“ ihn an. „Du kannst mich jetzt loslassen, ich kann auch alleine laufen. Du scheinst ja selber immer Schwierigkeiten zu haben dich auf den Beinen zu halten“. Ich grinste ihn arrogant an, und versuchte meinen Arm aus seinem Griff zu entwenden. Doch er packte meinen Arm nur umso fester und grinste boshaft zurück. Um etwas zu erwidern, war er sich zu Schade. Ich lächelte süffisant und flötete etwas von wegen „schwaches Geschlecht“ und davon, dass er eine Memme sei, woraufhin S. mich am Kragen packte und schüttelte. Noch mehr als arrogante Kerle hasste ich gewalttätige Kerle die Frauen schüttelten oder sie schlugen. „Wenn du mir jetzt den Kopf vom Hals schüttelst kann ich definitv nicht mehr in die falschen Hände geraten“, brachte ich mühsam hervor, während S' Hände sich inzwischen um meinen Hals gelegt hatten, und er mich gegen die kalte Stahlwand des dünnen Korridors presste. Röchelnd trat ich nach ihm aus und packte seine Hände, um versuchte sie wegzuziehen, doch das war unmöglich. Wahnsinnige entwickelten oft unglaubliche Kräfte. Verzweifelt schaute ich in sein Gesicht und appellierte an seinen Verstand, doch in seinem Gesicht konnte ich keine menschlichen Züge mehr erkennen. Langsam verschwamm meine Sicht und meine Beine gaben unter mir nach, doch er ließ immer noch nicht los. „Ga..briel“, flüsterte ich mit letzter Kraft, worraufhin er mich endlich losließ, sodass ich an der Wand entlang auf den Boden sackte. Tränen stiegen in meinen Augen auf und ich packte röchelnd meinen Hals mit beiden Händen, darauf bedacht so viel Sauerstoff zu inhalieren wie möglich. „Oh Gott..“, hörte ich den Schurken flüstern. „Das tut mir Leid“. Ich ließ mich nicht dazu herab, ihm zu antworten. Ich sah ihn nicht mal an. Wie sollte man auch jemanden ansehen, der gerade eben versucht hat einen Mord zu begehen? „Dein Zimmer ist das nächste links.. ich geh dann wohl besser.“ Etwas erwidern konnte ich auch nicht. Nur allzu gerne hätte ich ihn darin bekräftigt, einfach die Sause zu machen, doch ich wartete einfach, bis ich ihn weggehen hörte. Mein Hals fühlte sich an, als ob jemand mich erhängt oder überfahren hatte- also irgendwie pelzig und blutleer-, und ich erhob mich langsam um zu meinem Zimmer zu schleichen, bzw. zu torkeln. Zögerlich öffnete ich die Tür und schaute in den Raum; es war nichts verdächtiges zu entdecken, also ließ ich wie eine Leiche in mein Bett fallen. Die Augen schließend benetzte ich meine ausgedörrten Lippen mit der Zunge, wobei ich versuchte mir einen Plan auszudenken, um morgen am besten sang und klanglos zu verschwinden. Doch für heute hatte ich schon genug geistige Arbeit verrichtet - mein Gehirn weigerte sich strikt Ergebnisse auszuspucken. Für heute hatte ich auch genug Aktion gehabt. Ich sank in einen traumlosen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)