Aschenputtel von watashtashi ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Aschenputtel Ich kann nicht mehr. Auch wenn ich das Versprechen ablegte die Geschehnisse nie zu Papier zu bringen. Aber mein Leben nähert sich unaufhaltsam dem Ende entgegen und die Nachwelt sollte die Wahrheit erfahren. Im Frühjahr des Jahres 1680 gebar die geliebte Gattin des Kaufmanns Adelber ihrem Mann einen Sohn. Der Junge kam recht schwächlich auf die Welt, so veranlasste der Pfarrer alles für die Nottaufe. Da ihr Gatte zu diesem Zeitpunkt auf Handelsreise war, musste sie alleine den Taufnamen des Kindes entscheiden: Adel Maria. Adalber war bei seiner Rückkehr wütend über den weibischen Namen seines Stammhalters, konnte aber an den geschaffenen Tatsachen nichts mehr ändern. Als sein Sohn ihn jedoch das erste Mal anlächelte, war er der glücklichste Mann der Welt und der Name war urplötzlich nebensächlich für ihn. Adel wuchs zunächst wohlbehütet auf dem abgelegenen Familiengut heran. Seine Mutter staffierte ihn mit den schönsten Kleidern aus, welche sein Vater von seinen Geschäftsreisen mitbrachte. Einzig was Adel nicht mochte waren die Korkenzieherlocken, die seine Mutter ihm regelmäßig ins hellbraune Haar drehte. Im fünften Lebensjahr des Jungen erkrankte seine Mutter schwer an einer Lungenentzündung. Nach einem mehr monatigem Siechtum verstarb sie. Sein Vater war davon so sehr betroffen, dass er es nicht mehr im Haus aushielt und die Erziehung von Adel einer alten, fast blinden Vettel überließ. Diese hielt Adel fälschlicherweise für ein Mädchen und erzog ihn auch dementsprechend. Adelber verdrängte auf seinen nun fast ununterbrochen andauernden Geschäftsreisen alles, was ihn an seine Frau erinnerte, auch seinen Sohn. Alles was er je mit dem Gut verbannt, wurde zu Schatten in seiner Erinnerung, welche immer mehr verblassten. So gingen die nächsten fünf Jahre ins Land. 1690 heiratete Adelber erneut eine alleinstehende Witwe. Diese zog zusammen mit ihren 13 und 11 Jahre alten Töchter Cecile und Francine ins Haus. Die Vettel verstarb kurze Zeit später und somit übernahm Adels Stiefmutter die gesamte Erziehung der drei Kinder. Die Stiefmutter fand recht schnell heraus, dass Adel von Geburt an eigentlich ein Junge war. Aber um die Erbansprüche ihrer eigenen Töchter nicht zu gefährden, ließ sie ihn weiterhin im Glauben ein Mädchen zu sein. Sie schottete ihn durch diverse häusliche Beschäftigungen von seiner Umwelt und insbesondere von ihren Töchtern ab. Dennoch verbrachten die Kinder schöne Stunden im Spiel miteinander. . . Während des Sommers 1696 kehrte der Prinz des Landes, Frederick, von seinen vielfältigen Studienreisen zurück. Obwohl er mittlerweile auf die 30 zuging, zeigt er keinerlei Interesse an einer ehelichen Bindung. Sein Vater wollte sich nicht mehr länger gedulden und verlangte von seinem 28-jährigen Sohn, sich noch in diesem Jahr zu vermählen oder er wäre nicht mehr bereit seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Aus diesem Grund ließ der König ein 3-tägiges Fest vorbereiten, an dem alle Schönen und Reichen des Landes teilnehmen sollten. Dort könnte sein Sohn eine angemessene Braut auswählen. Frederick wollte den Festivitäten fernbleiben, aber seine getreue Amme redete ihm ins Gewissen, dass er schließlich den Willen seines Vaters zu respektieren habe. . . Noch waren es zwei Wochen Zeit für die Vorbereitungen. Auch im Haus des Kaufmannes setzte ein heftiges Treiben ein, denn die Stiefmutter hoffte eine ihrer Töchter mit den Prinzen vermählen zu können. Am ersten Ballabend bat Adel seine Mutter mitkommen zu dürfen, doch sie verbat es ihm. Seine Stiefmutter schloss sogar sicherhaltshalber alle guten Kleider weg. Traurig saß Adel nun in der Küche. Letztendlich entschloss er sich doch hinzugehen und wenigsten durch eines der Fenster in den Ballsaal zu schauen und lief zum Schloss. Hinter einen Busch versteckt bestaunte er das bunte Treiben im Festsaal. Als er des Prinzen gesichtig wurde, fing sein Herz an wie wild zu klopfen. Gebannt von Fredericks Erscheinung näherte er sich immer mehr dem Fenster und verlies daher unbemerkt den Schutz des Busches. Plötzlich näherte sich im militärischen Gleichschritt die Schlosswache Adels Versteck. Hin- und hergerissen zwischen der Gefahr entdeckt zu werden und dem Wunsch weiterhin den Prinzen zu sehen, floh er gerade noch rechtzeitig vor einer möglichen Entdeckung. In diesen letzten Sekunden, die Adel noch ausharrte, fiel der Blick des Prinz, welcher sich bis dahin nur königlich langweilte, auf ihn. Sein Herz verhielt sich gleich dem Adels einige Zeit früher. Den ganzen restlichen Abend und auch den nächsten Tag konnte Frederick Adels Erscheinung nicht mehr aus seinen Gedanken bannen. Auch der König bemerkte die offensichtliche Verliebtheit seines Sohnes und freute sich schon auf die baldige Hochzeit, obwohl Frederick nichts über die Angebetete verlauten lassen wollte. Des Prinzens Amme hatte den ganzen abendlichen Vorfall mitbekommen und schon in der Nacht forschte sie nach, um wenn es sich am Fenster handelte. Es fiel der Amme nicht wesentlich schwer nachts eine davoneilende 'Dame' ausfindig zu machen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem verwirrten Adel, wusste sie wer er war und plante schon die nächsten Schritte für ein Treffen am nächsten Ballabend. Tagsüber schloss sich Frederick in seine Gemächer ein, obschon der Gefühle für Adel war er ziemlich verwirrt, denn bisher hatte er noch nie Gefühle für die holde Weiblichkeit empfunden. Vielmehr ließen seine männlichen Begleiter und Lehrer Gefühle der Zuneigung in ihm entfachen. Dennoch konnte er es kaum noch erwarten, bis der Abend anbrach und er die geheimnisvolle Fremde vielleicht Wiedersehen konnte. Adel erschien als letzter Gast auf dem Ball. Alle Blicke hefteten sich voller Bewunderung auf ihn, als er sich zielstrebig dem Prinzen näherte. Schnell überwand der Prinz seine anfängliche Überraschung und hatte den restlichen Abend nur noch Augen für seine 'Prinzessin'. Da die allgemeine Aufmerksamkeit dem tanzenden Paar galt, nahm auch Adels Stiefmutter diese ganz genau in Betracht und glaubte ihren Stiefsohn zu erkennen. Um Mitternacht musste Adel schweren Herzens das Fest verlassen, damit der noch vor seiner Familie zu Hause ankam. Am nächsten Morgen schwebten beide förmlich im 7. Himmel. Adels verträumtes Verhalten bestätigte den Verdacht, dass er die geheimnisvolle Dame auf dem Ball gewesen war. Erbost über seine Widersetzung zu ihrem Verbot und vor Furcht über Adels Konkurrenz zu ihren Töchtern schloss seine Stiefmutter ihn kurzer Hand ein. Adel war darüber schier verzweifelt, denn seine Stiefmutter sagte ihm noch, dass er als Mann den Prinzen sowieso nicht heiraten könnte. Ja nicht einmal lieben dürfte er ihn als Mann, dies würde schließlich gegen den Anstand verstoßen. Die Amme machte derweil schon längst gemeinsame Sache mit Cecile und Francine. Sie beruhigte sie in ihren Befürchtungen Adel könnte vom Prinzen als Mann abgelehnt werden. In einem unbeobachteten Moment schob Francine den Schlüssel unter der Türschwelle zu Adels 'Gefängnis' hindurch und Cecile versteckte das von der Amme gebrachte Kleid in ihrem Zimmer. Beide beschwörten ihren Bruder unbedingt zum Ball zu gehen. Sobald das Geräusch der abfahrenden Kutsche, in welcher seine Familie saß, verklang, schlüpfte er aus der Kammer und fand in Ceciles Zimmer das Kleid. Kurze Zeit später machte er sich auf dem Weg zum Ball, wo er wie am Vorabend die gesamte Zeit mit dem Prinzen verbrachte. Adel nahm seinen ganzen Mut zusammen und sagte Frederick, dass er keine Frau sei. Dieser lächelte nur und zog ihn noch etwas näher zu sich heran, soweit der Anstand dies zuließ. Währenddessen ließ die Amme frisches Pech auf die Stufen der Haupttreppe streichen. Unehrbitterlich riss die Uhr um Mitternacht die beiden Verliebten auseinander. Wie erwartet blieb einer von Adels Schuhen am Pech kleben und um eine Enttarnung zu verhindern ließ Adel den Schuh zurück. Frederick glaubte, dass er ihn nie wiedersehen würde und dieser Schuh seinen einzigsten Trost darstellen sollte, denn Adel hatte ihm nichts über seine Herkunft verraten, nicht einmal seinen Namen. Der König sah den zurückgebliebenen Schuh in den Händen seines Sohnes. Kurzentschlossen ließ er am nächsten Tag verkünden, dass diejenige, welcher der Schuh passte, den Prinzen heiraten werde. Somit musste der Prinz in Begleitung eines riesigen Trosses, mitsamt Amme, von Haus zu Haus ziehen und irgendwelche Mädchen den Schuh anprobieren lassen. Selbstverständlich passte der für einen männlichen Träger gedachte Damenschuh keiner der Anwärterrinnen. Umsichtig lenkte die Amme den Tross zum Haus des Kaufmanns, welcher in den frühen Morgenstunden des anbrechenden Tages heimgekehrt war. Er war angesichts des Tohuwabohu, das die nahende Ankunft des Prinzen verursachte, leicht verärgert und zog sich in sein Studienzimmer zurück. Beim Eintreffen des Prinzen konnte sich Adelber sich nicht erwehren doch heimlich dem Geschehen vor seiner Haustür zu folgen. Seine Frau ließ zunächst ihre Töchter den Schuh anziehen, natürlich passte er nicht. Da die Mutter auf die Anfrage der Amme, ob noch eine mögliche Anwärterin im Hause sei, diese Frage verneinte, wollte der Prinz schon weiterziehen. In diesem Moment wurde es dem Kaufmann zu bunt und er trat aus seinem Versteck und ließ seine Frau Adel holen. Ihm passte der Schuh natürlich. Einer Heirat stand nun nichts mehr im Wege. Der Prinz nahm auch noch Adels Stiefschwestern unter seinen persönlichen Schutz. Somit war die größte Sorge der Stiefmutter dass ihre Töchter im Falle ihres Ablebens nicht abgesichert waren aus dem Weg geräumt. Keiner der Beteiligten erachtete es für notwendig, je irgendwelche Andeutungen über Adel Marias wahres Geschlecht zu machen. Selbst die Intriganten am Hofe konnten etwaige Vermutungen nie beweisen, denn das Taufregister wurde bei einem ungeklärten Kirchenbrand vollständig vernichtet und wer hätte schon den Mut aufgebracht von der (zukünftigen) Königin zu verlangen sich unten herum zu entblößen. Und ich ? Ich bin nur eine Fußnote im Buch der Geschichte. Nachwort: Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine eigene Interpretation, des im Titel erwähnten Märchen. Es ist bisher meine erste Geschichte, die ich auch fertig geschrieben hab *stolzsei* Die Gelegenheit nutzend möchte ich Jaso-chan danken, die die Korrektur vorgenommen hat. Allen Freunden die gesagt haben :"schreib endlich". Und last but not least meinen Vater, der mich erst auf die Idee gebracht hat. Konstruktive Kritik und jegliche Kommentare sind bei mir herzlich willkommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)