Bad News von Pansy ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Little girl Jemand zupfte an seinem schwarzen T-Shirt. Als Rob seine Augen öffnete, erblickte er kleines Mädchen, das ihn verwirrt anschaute. "Warum weinst du denn?" /Weinen?/ Er fühlte mit seinen Fingern die nassen Tropfen auf seinen Wangen. "Ich weiß es nicht." "Es gibt immer einen Grund, warum man weint." Das kleine Mädchen sah ihn mit seinen blauen Augen an und machte eine Geste, dass er sich zu ihr hinunter beugen solle. Rob folgte der Aufforderung und die Kleine wischte mit einer ihrer kleinen Händchen die Tränen von seinen Wangen. Danach nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn in ein Zimmer. Dieses hing voll mit lauter Bildern von Tieren und einige Fotos in roten und silbernen Rahmen standen auf dem Tisch neben dem Krankenbett. /Sie muss schon eine ganze Weile hier sein.../ "Da kannst du dich setzen." Das Mädchen wies auf den Stuhl, der in der Ecke stand. Rob nahm Platz und betrachtete sie. Ihre blonden Haare waren notdürftig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sie war lediglich mit einem rosafarbenen Nachthemd bekleidet, das ihr bis hinunter zu den Füßen reichte. "Wie heißt du?" "Victoria, aber alle nennen mich Vici." Sie lächelte ihn beherzt an. "Und wie heißt du?" "Rob, oder Robby, wenn dir das besser gefällt." "Robby,...ich hatte mal einen Bruder, der Robert hieß..." "Du hattest?" "Ja. Er ist bei einem Autounfall gestorben. Das war letztes Jahr." Traurig sah sie vor sich auf den Boden. Doch ihre Trauer hielt nicht lange an, denn sie sah sogleich wieder auf und lächelte. /Was für ein Kind.../ "Warum bist du hier?" "Ich bin krank. Die Ärzte wissen nicht, was ich genau habe. Aber sie sind der Meinung, dass ich hier bleiben muss. Und warum bist du hier?" "Ich habe meinen Vater besucht..." "Ist er auch krank?" "Ja, das ist er." "Muss er lange hier bleiben?" "Das weiß ich nicht. Aber wie es aussieht, wird er nicht so bald nach Hause dürfen." "Hast du deswegen geweint?" "Nein...ich habe geweint, weil...das verstehst du nicht." Vici begab sich zu Rob und setzte sich auf seinen Schoß. "Spielst du was mit mir? Hier ist es ganz schön langweilig und meine Eltern kommen mich erst morgen wieder besuchen." Ihm wurde ganz warm ums Herz, denn die Kleine strahlte so viel Lebensmut und Freude aus. /Sie ist erstaunlich...nichts kann sie erschüttern.../ "Was willst du denn spielen?" "Was du willst, Robby." Nachdem eine Stunde vergangen war mit allerlei Spielen wie Verstecken oder Mensch ärgere dich nicht, hatte Rob vor, wieder zu Niki zu gehen. "Vici, ich muss dann wieder gehen." "Nein, bitte nicht. Dann bin ich wieder ganz alleine." "Und wenn ich dir verspreche, dass ich dich morgen wieder besuchen komme, bist du dann einverstanden?" Sie überlegte kurz. "Gut, aber du musst morgen wirklich kommen." Ein unerbittliches Flehen klang in ihrer Stimme. "Ganz sicher." Sie umarmte ihn. "Tschüs. Bis morgen." "Tschüs." Als Rob zur Tür hinausging warf er noch einmal einen Blick auf seine neue kleine Freundin, die ihm in dieser kurzen Zeit ans Herz gewachsen war. /Versprochen./ "Und, wie ist es gelaufen?" Niki fiel Rob um den Hals und drückte ihn ganz fest vor lauter Spannung. "Nicht gut." Sie sah ihm nachdenklich in die Augen. "Was heißt 'nicht gut'? Rob ging zum Fenster und betrachtete den roten Abendhimmel. "Nachdem ich mich entschuldigt habe, kam Mom und schrie mich an, ich solle ihr nie wieder vor die Augen treten." Entsetzt schaute sie ihn an. /Aber das passt gar nicht zu Julie. Sie war immer so lieb und freundlich zu allen. Was ist nur in sie gefahren?/ Niki ging zu Rob und schmiegte sich an ihn. "Sei nicht traurig, uns wird schon was einfallen, dass ihr euch wieder vertragt. Außerdem musst du auch bedenken, dass die Situation für deine Mom am schlimmsten ist. Schließlich verliert sie mit Lee den Mann, den sie schon seit einer halben Ewigkeit kennt und liebt. Sie hat mit ihm ihr ganzes Leben verbracht, mit ihm eine Zukunft aufgebaut, die nun auseinander zu brechen droht. Versetz dich mal in ihre Lage und denke darüber nach, wie du dich fühlen würdest." Die beschwichtigenden Worte schienen Rob über den Schmerz hinwegzuhelfen. Und er musste sogleich wieder an das kleine Mädchen im Krankenhaus denken. /Vici...die Kleine ist bewundernswert./ "Über was sinnst du?" "Ich habe heute ein erstaunliches Mädchen kennengelernt." Niki löste sich von Rob. "Aha." "Nein, nicht so wie du denkst." Er lächelte, was sie ärgerlich machte. "Vici ist vielleicht fünf oder sechs Jahre alt." "..." "Obwohl sie selbst sehr krank zu sein scheint und ihr Bruder letztes Jahr bei einem Autounfall ums Leben kam, ist sie unbekümmert und froh. Ich weiß nicht, ob sie ihre Gefühle nur überspielt oder sie tatsächlich so unerschütterlich ist. Wegen ihr bin ich auch so spät wieder gekommen. Sie bat mich darum, mit ihr zu spielen, was ich ihr nicht abschlagen konnte. Ihre Augen funkelten immer aufs Neue, egal was wir taten, ob wir uns nur unterhielten oder verstecken spielten... Als ich gehen wollte,", er wurde ganz leise. "flehte sie mich an, zu bleiben. Ich glaube, sie ist sehr einsam dort." /Du hast ein großes Herz, Rob. Anstatt mit der eigenen Situation fertig zu werden, nimmst du dich eines anderen Schicksals an./ "Ich werde sie morgen noch einmal besuchen gehen." Mit gemischten Gefühlen betrachtete er den Sonnenuntergang. Einerseits war er überglücklich, Niki an seiner Seite zu haben, andererseits sorgte er sich um seine Familie und sann über Vicis Ausdruck der Einsamkeit nach. /Mach das. Ich möchte dir keinesfalls im Wege stehen./ Gleich am nächsten Morgen machte sich Rob wieder auf den Weg ins Gray-Warrn-Hospital, doch dieses Mal nicht, um seinen Eltern einen Besuch abzustatten, sondern um seine kleine Freundin wiederzusehen. Es war erst halb zehn und er hoffte, dass er nicht ungelegen kam. Vorsichtig klopfte er an die Tür und machte sie langsam auf. Als Vici ihn erblickte war sie ganz aus dem Häuschen. "Robby!", rief sie laut durch das Zimmer. "Ich habe dir doch versprochen, dass ich kommen werde." Ihre Augen füllten sich mit Freudentränen und sie nickte. /Doch einsam...aber sie ist ein tapferes kleines Mädchen./ Rob gesellte sich zu ihr und ließ sich auf dem Stuhl, der direkt neben dem Bett stand, nieder. "Ich habe heute Nacht ganz viel geträumt." "Ja?" "Ich war wieder zu Hause und meine Eltern hatten eine Überraschung für mich. Natürlich habe ich das Geschenk gleich ausgepackt. Es war ein niedliches kleines Kätzchen...grau und schwarz. Den ganzen Tag spielte ich mit ihr und keiner kümmerte sich mehr um meine Krankheit...an mehr kann ich mich leider nicht erinnern." Völlig in Gedanken sah Vici in die Luft und bemerkte nicht, dass sich Rob erhoben hatte und sie anstarrte. /Sie hat ein schweres Schicksal und doch ist sie so mutig. Und ich? Ich gebe schon auf, wenn die Lage ein wenig brenzlig wird./ "Robby?" "Ja?" "Ich will wieder nach Hause..." "Das wirst du schon wieder dürfen." /Keine leeren Versprechungen geben.../ Er wusste nicht, an welcher Krankheit sie litt und was in Zukunft mir ihr passieren würde, doch er konnte sie jetzt nicht entmutigen, dafür war sie einfach zu liebenswürdig. Nachdem er sich zu ihr aufs Bett gesetzt hatte, versuchte er weiterhin sein Glück sie aufzumuntern. "Hier im Krankenhaus geht es dir doch richtig gut. Sieh dir doch mal die ganzen Bilder an. Der Maulwurf, wie hast du ihn genannt?,... Freddy, und die Hundefamilie Doggy-Babys sind immer an deiner Seite. Außerdem besuchen dich doch deine Eltern jeden Tag und haben dich ganz toll lieb. Und wenn du noch ein bisschen hier bleibst, dann können dir die Ärzte bestimmt helfen, dass du bald wieder nach Hause darfst." "Und du kommst auch oft zu mir?" "Ja, ich komme dich auch oft besuchen." "Okay...ich bleibe noch ein bisschen hier." Irgendwie war Rob erleichtert, als sie das sagte. /Ich glaube, ich sollte mir ein Beispiel an ihr nehmen./ "Hey, nicht kitzeln, das ist unfair." Doch Vici genoss, dass sich Rob so um sie kümmerte, und sie konnte wieder herzhaft lachen. In dieser und in der darauffolgenden Woche besuchte Rob Vici jeden Tag. Sie verbrachten viel Zeit miteinander, was beiden sichtlich gut tat. Vici fühlte sich nicht alleine und konnte den Krankenhausaufenthalt dadurch verschmerzen und Rob hatte einerseits seinen merkwürdigen Anfall vergessen und dachte andererseits nicht mehr an die Worte, die Julie ihm an den Kopf geworfen hatte. Vorübergehend zählte für jeden nur noch die Unbekümmertheit und die Freude am Leben. Auch Niki kam ab und zu mit ins Krankenhaus und verstand sich gut mit Robs kleiner Freundin, doch sie musste tagsüber viel ihren Eltern bei der Renovierung ihres Hauses helfen und fand daher nicht immer eine Gelegenheit Rob zu begleiten. Während dieser Aufenthalte im Gray-Warrn-Hospital hatte Rob kein einziges Mal nach seinem Vater gesehen. Zwar fühlte er sich deswegen mies, doch er mochte nicht schon wieder nachgeben und die Initiative ergreifen. Dazu war er beim besten Willen nicht bereit. "Du bist heute so...wie heißt das Wort?" Vici überlegte krampfhaft. "Ach ja! Geistesabwesend!...Robby, du bist heute geistesabwesend." "Wie?" "Ja, das meine ich." "Ich weiß auch nicht. Aber irgendwie lässt mich heute eine bestimmte Sache nicht in Ruhe. Mir kommen ständig die gleichen Dinge in den Sinn, doch jeder Gedanke daran scheint für mich nur reine Verschwendung zu sein." "Und an was denkst du?" "Ich habe dir doch erzählt, dass mein Dad auch hier im Krankenhaus liegt." "Ja." "Naja, ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen." "Aber du bist doch jeden Tag hier." "Schon, aber nur wegen dir." Rob lächelte Vici freundlich an, die jedoch seine Geste nicht erwiderte. "Ich verstehe dich nicht..." Ungläubig sah er sie an. /Sie versteht mich nicht...sie ist noch jung...aber verstehe ich mich denn selbst?/ "Robby?" "Ja?" "Warum besuchst du deinen Dad nicht?" "Ich..." Rob suchte nach einer Ausrede. Doch gab es überhaupt eine? "Magst du ihn?" "Natürlich mag ich meinen Dad. Schlimme Dinge sind jedoch vorgefallen, die mich daran hindern, ihn aufzusuchen." "Aber warten ist nicht gut...Robert hat zu lange gewartet..." /Was meint sie damit?/ "Ich werde ihn irgendwann wieder besuchen, doch noch ist der richtige Zeitpunkt nicht gekommen." Vici wusste nicht, was sie sagen sollte und gab es daher auf, Rob zu etwas zu überreden, das er nicht wollte. Dieser hingegen war schon wieder nach Vicis Worten zu urteilen geistesabwesend. /In Gedanken versunken sitzt man in der Einsamkeit. In dem Glauben, dass niemand etwas mit dir zu haben möchte. Deprimiert ist nur ein Wort; Das, was sich im Innern abspielt, ist jedoch nicht in Worte zu fassen. Doch wenn man einen Versuch unternehmen wollte, dann könnten Trauer oder mangelndes Selbstwertgefühl die Situation treffen. Doch so richtig definieren diese Begriffe den Zustand nicht. Was ist es? ...man kann es nicht beschreiben. In dem einen Augenblick ist man überglücklich, doch im nächsten in sich gekehrt und bedrückt. Alles lastet auf einer kleinen Seele, erdrückt den Menschen, der sie gehört. Von Tag zu Tag quälen einen die Erfahrungen und der Blick in die Zukunft mehr und mehr. Der Spaß und die Freude treten in den Hintergrund und werden ihrer Rolle nicht gerecht. Statt dessen hegt man Gedanken wie Existenzlosigkeit oder Gefangensein im Schicksal des Grauens. Freunde bangen um Einen, doch man nimmt die Besorgnis nicht wahr, man verkennt sie sogar.../ Plötzlich spürte Rob eine warme Hand auf seiner Wange. Er verdrängte seine Gedanken und versuchte, die verschwommene Person vor sich zu erkennen. Wie nicht anders zu erwarten handelte es sich um Vici, die ihn anblickte. Ihr hatte die Stille im Raum nicht behagt und sie wollte, dass Rob endlich wieder etwas sagte und mit ihr sprach. "Wenn man traurig ist, soll man an was schönes denken, sagt meine Mama immer." /Was schönes?...ja, ich bin nicht alleine, denn ich habe wunderbare Freunde, die mich in jeder Situation unterstützen und zu mir halten. Aber sie weisen mich auch auf den rechten Weg und versuchen, mich zu erheitern und aufzubauen...ja, Vici hat vollkommen recht...an was schönes zu denken, macht einen stark und mutig...so viel Trübsal blasen bringt nichts...es belastet mich nur, hilft mir aber nicht über den Schmerz hinweg.../ "Deine Mom ist weise, darum folge ihren Ratschlägen immer aufs Neue, Vici. Ich werde ihnen auch Folge leisten, denn sie kräftigen den Willen weiterzumachen." Vici dachte über Robs Worte nach, doch so richtig konnte sie sie nicht verstehen. Sie freute sich nur darüber, dass der finstere Ausdruck aus seinem Gesicht gewichen und der Glanz in seine Augen zurückgekehrt war. /Was meinte sie eigentlich damit, dass ihr Bruder zu lange gewartet hat? Robert, der mysteriöse, verstorbene große Bruder...Vici ist ein liebes Mädchen, doch irgendwas beunruhigt mich immer, wenn ich bei ihr bin...sie redet so seltsam von ihm...suspekt?...nein, nicht bei einem kleinen Kind.../ Rob würde gerne mehr erfahren von Robert, doch merkwürdigerweise hatte er bei all seinen Aufenthalten bei Vici nie die Eltern des Mädchens kennengelernt. Entweder hatten sie sich jedesmal verpasst oder es sollte einfach nicht sein, dass sie sich begegneten. Ihn beschäftigte das Schicksal seiner kleinen Freundin sehr, darum ließen ihn die Gedanken an etwaige familiäre Komplikationen nicht los. Waren es nur Hirngespinste oder steckte mehr dahinter? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)