Bad News von Pansy ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Victory Of Friendship Sanfte Berührungen verspürte Rob. Träumte er oder wachte er? Zärtlichkeit strich über seine Wangen. Eine Hand glitt durch seine Haare. /Es ist so warm, so wunderbar warm./ Beruhigende Töne drangen in sein Ohr. Es waren keine Worte, sondern sie glichen einer Melodie. Märchenhaft geschwungene Noten, leise und bändigend. Sie füllten die Leere in ihm. Das Blut in seinen Adern floss schneller. Die Hand liebkoste seinen Hals, die Nackenhärchen unter ihr erstarrten. Sie ging so behutsam mit ihm um. /So liebevoll./ Rob hatte aber immer noch seine Augen geschlossen. In ihm war die Schwärze noch nicht vollständig verschwunden, denn der Schmerz über den etwaigen Verlust seines Vaters war stark. Nichts konnte so einfach dieses Leid erträglicher machen. Er fühlte die weichen Finger wie sie über seine Lippen fuhren. Sein Kinn wurde angehoben und heißer Atem näherte sich seinem Gesicht. Das Pochen seines Herzens wurde lauter, hallte durch die Nacht. Aus weiter Ferne vernahm er den Glockenschlag der Turmuhr. Eins...zwei...drei...er verebbte. Dann nahm er nur noch die sachte Berührung auf seinem Mund wahr. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf und doch wieder kein einziger. Hingezogen fühlte er sich und doch wehrte sich in ihm etwas dagegen. Vertrautheit und doch Fremdheit. /So nah und so weit weg. So sanft und doch so sicher.../ Als sich die fremden Lippen von den seinen lösten, schlug Rob endlich die Augen auf. Der Regen und die Dunkelheit versperrten jedoch die Sicht. /Wer...Ich...so vertraut.../ Mit der rechten Hand tastete er sich nach vorne durch das Dunkel, doch er stieß nur ins Leere, ins Nichts. /Wo.../ Das Verlangen trieb ihn weiter. Er wollte wissen, wer ihn aus dem tiefen Loch gezogen hatte, ihn gerettet hatte. Wusste er es denn nicht? War es ihm denn nicht klar? Er musste ständig zwinkern, um das Wasser, das der Regen in seine Augen trieb, zu entfernen. Einerseits war ihm kalt, denn es war durch das Gewitter ziemlich stark abgekühlt und die nassen Kleider taten das Übrige, andererseits jedoch durchströmte ihn eine Wärme, die von dem heißesten Sommertag nicht zu übertreffen war. Eine Wärme voller Energie und Vertrauen. Ein Blitz erhellte die Nacht und ermöglichte Rob, die Gestalt vor sich zu erkennen. /Aber...ist sie es wirklich?/ Ein Lächeln huschte über Robs Lippen. Als er die Gewissheit hatte, überkamen ihn Freudengefühle. /Augen, in denen man versinken kann. Haare, die einen an den Ruf des Waldes erinnern. Wangen, die zärtlicher als Blumen sind. Lippen, die schneebedeckten Bergen ähneln. Sinnlichkeit vereint mit Sehnsucht. Begierde jagt die Schönheit. Ja, das ist sie./ "Hi! Ich...du sahst so hilflos aus. Du hast überhaupt nicht reagiert als ich dich angesprochen habe. Der Regen hatte sich deiner bemächtigt und ich wollte nur...naja, ich wollte dich...wollte...". Verlegen blickte Niki zu Boden. "Und da habe ich dich einfach...geküsst." Rob näherte sich ihr langsam, aber sprach kein Wort. Als er vor ihr stand, legte er seine Hände auf ihre Schultern und drückte sie fest an sich. Sein Kinn schmiegte er an ihren Kopf und er lies sie nicht mehr los. Nach einer Weile löste sie sich von ihm. "Nicht Rob, bitte nicht. Es war ein...ein Fehler." /Fehler?/ "Ich hätte das nicht tun dürfen. Wenn Eric...ich will gar nicht daran denken. Er ist schließlich mein Freund. Du warst immer der Mann, der mir am Nähesten stand, doch ich bin mit Eric zusammen, mit Eric. Ach Rob, warum nur? Wie konnte ich?" "Ich möchte dir danken." "Danken? Wofür? Dass ich dir noch mehr Probleme bereite? Dazu ist gewiss kein Dank nötig." "Niki!", der Ton war ziemlich hart. Sie sah zu ihm auf, doch konnte ihm nicht in die Augen blicken. "Entschuldige, dass ich mich bei dir die ganze Zeit über nicht gemeldet habe." "Wie kommst du jetzt darauf?" "Meinem Vater geht es schlechter als du denkst. Wie es aussieht wird er nicht mehr gesund werden." "Tut mir Leid, Rob." "Im Gegenteil, es tut mir Leid, dass ich nicht eher zu dir kam, um mit dir über die letzten Ereignisse zu reden." "Ereignisse?" "Ja, Ereignisse. Ich...es fällt mir schwer darüber zu sprechen. Das war vielleicht auch der Grund, warum ich nicht zu dir gekommen bin." "Rob,", Niki fiel ihm ins Wort, "du sahst so leblos aus. Als ich dich an der Mauer erblickte, musste ich mich zweimal vergewissern, ob du es wirklich warst. Deine Haut fühlte sich so kalt an, du warst so blass. Haben diese Ereignisse, wie du sie nennst, etwas damit zu tun?" Ihre Stimme klang sorgenvoll. "Ja." Es war ein kurzes, prägnantes Ja und seine Hand umklammerte dabei ihren linken Arm, denn er brauchte jetzt Halt. Niki spürte, dass sie sich nicht dagegen wehren durfte. Mit der freien Hand strich sie einmal kurz über seine rechte Wange. Ihre Augen trafen sich, doch Niki wandte sogleich den Blick wieder ab. "Ich würde vorschlagen, dass wir erst einmal zu dir nach Hause gehen, Rob. Und wenn du dich trocken angezogen hast, können wir über alles reden, okay?" Er antwortete nicht. "Rob?" "Einverstanden, gehen wir." Auf dem gesamten Weg ließ er sie nicht los. /Rob, was hast du? Du hast mich noch nie so berührt. Deine Augen sind so leer, es ist kein Glanz mehr darin zu sehen... Wir zwei?...Eric...was habe ich da wieder angerichtet./ /Kann sie mir Antworten geben? Mein Gefühl hatte mich ja zu ihr geführt, doch ihres auch zu mir? Ein Kuss hat mich neu erwachen lassen. Ein Kuss von Niki. Diese Wärme, kommt sie durch sie?/ Es regnete weiterhin in Strömen und schien bis zum Morgengrauen auch nicht enden zu wollen. Der Wind blies ihnen ins Gesicht und plusterte Nikis blaue Jacke auf. Rob klammerte sich noch fester an sie. Als sie seine Wohnung betraten, hatte Niki Mühe, wieder Abstand zwischen ihnen herzustellen. "Geh erst einmal ins Bad, Rob." Sie schob ihn förmlich in die Richtung, in der sich das Badezimmer befand. "Mach schon, stell dich nicht so an, ich lauf schon nicht weg." Sie grinste, denn sie amüsierte sich etwas über die Unbeholfenheit, die Rob zu Tage legte. /Ja, hoffentlich. Wenn du jetzt gehen würdest, wüsste ich nicht mehr weiter./ Erst jetzt bemerkte Rob, dass er tatsächlich triefend nass war und saubere Kleidung nötig hatte. Er schlurfte ins Bad und machte hinter sich die Tür zu. /Niki...von klein auf kenne ich sie. Wer hätte gedacht, dass sie eine so wichtige Rolle in meinem Leben einnehmen würde? Ja, ich mochte sie schon immer, aber da war nie mehr. Doch dieser Kuss...irgendwie hat er eine neue Seite aufgeschlagen. Eine zuvor unbeschriebene Seite unserer gemeinsamen Zeit. Ein unbedeutender Kuss kann doch nicht so viel Verwirrung mit sich bringen. Unbedeutend, aber ist er das wirklich?/ Rob betrachtete sich im Spiegel. Auf den ersten Blick erkannte er sich gar nicht wieder. Die nassen Haare klebten auf der Stirn, er hatte keine Farbe im Gesicht und seine Augen waren matt. Er erschrak schon ein bisschen, denn mit einem so grausamen Anblick hatte er nun doch nicht gerechnet. Seit er im Park diesen seltsamen Anfall erlitten hatte, war in ihm jeglicher Glanz verloren gegangen. Mit der linken Hand strich er ungläubig über das Bild im Spiegel, doch es veränderte sich nicht, es zeigte die Wahrheit, die nackte Wahrheit. /Ich...aber...schrecklich./ Er seufzte laut. /Niki! Ich muss mich beeilen./ Aus dem Schrank neben der Dusche nahm er sich ein Handtuch und rubbelte sich schnell die Haare trocken. Dann entledigte er sich der nassen Kleider und zog sich frisch an. "Bin wieder da!" Mit einem Lächeln lehnte er am Türrahmen seines Wohnzimmers. Niki hatte es sich in der Zwischenzeit auf der Couch bequem gemacht und blätterte in einer Zeitschrift herum. Sie sah auf und nickte. "Ich dachte schon, du wirst gar nicht mehr fertig." Sie grinste. "Komm, setz dich. Ich habe uns einen Tee gemacht. Trink ihn, solange er heiß ist, ja?" Rob folgte der Aufforderung und ließ sich neben ihr auf der Couch nieder. Er nahm die Tasse, aus der heißer Dampf aufstieg, in die Hand und nippte einmal kurz davon. "Rob..." "Niki..." "Du zuerst." "Nein, du." "Okay. Also, was ich sagen wollte, ist nur,...naja, dass ich den Kuss nicht bereue, Rob." Er sah sie verwundert an und wusste nicht so recht, wie er darauf reagieren sollte. Denn seine Gefühlswelt war in den letzten Stunden ziemlich durcheinander geraten und er konnte im Moment nicht unterscheiden, was er wirklich fühlte und was er sich nur erdachte. Dadurch war es ihm auch nicht möglich zu realisieren, dass ihm dieser Kuss durchaus eine Menge bedeutete. Doch das sollte sich bald ändern. "Was ist mit Eric?" Die Kühle, mit der Rob die Frage gestellt hatte, entsetzte Niki schon ein wenig. /Warum ist er denn so abweisend?/ "Eric? Wie ich mir selbst eingestehen musste, habe ich schon vor einiger Zeit aufgehört ihn zu lieben." Nachdenklich sah sie vor sich auf den Boden. "Die letzten Wochen waren reine Schikane für mich. Ich wollte es ihm ja sagen, doch immer wenn ich anfing, ihn darauf anzusprechen, verließ mich der Mut. Bis jetzt weiß er noch nichts von seinem Los." "Du liebst ihn nicht mehr?" Niki sah Rob tief in die kirschbaumbraunen Augen. "Nein, denn ich liebe einen anderen." Dieses Mal war es Rob, der dem Blick nicht standhalten konnte. /Einen anderen?/ "Einen anderen?". Er sprach die Frage ungewollt laut aus. Sie errötete, denn sie konnte ihm nicht einfach aus dem Bauch heraus ihre Liebe gestehen. "Ja, ich habe vor kurzem einen netten Mann kennengelernt, der einfach atemberaubend ist. Er ist so charmant und liebevoll. Und wenn ich mit ihm rede, habe ich das Gefühl, als ob ich ihn schon eine Ewigkeit kennen würde." /Tut mir Leid, aber ich kann es dir nicht ins Gesicht sagen./ Rob war enttäuscht, denn insgeheim hatte er die Hoffnung gehabt, dass sie jetzt sagen würde, dass er derjenige welche sein würde. Vor allem nach diesem Kuss. /Und ich? Wem gebührt eigentlich meine Liebe?/ Nun kam er ins Grübeln. Als er Niki so von der Seite betrachtete, wurde ihm klar, dass sie die einzige für ihn war. Niemand auf der Welt war ihm wichtiger. Schon seit seiner Kindheit gab es kein Mädchen, das ihm jemals mehr bedeutet hätte. "Kenne ich diesen Mann?" "Ja, äh nein, ich meine..." Verlegen stand sie auf und ging ans Fenster. Das Wetter hatte sich beruhigt und Stille war ins Land zurück gekehrt. Mit der rechten Hand schob sie die eine Seite des Vorhangs zurück und blickte dann in Richtung Himmel. /Ich bin so feige. Was ist schon so schwer daran, jemandem zu sagen, dass man ihn liebt?...Alles, einfach alles./ Plötzlich spürte sie Rob hinter sich. Seine Hand glitt nahe an ihrem Gesicht vorbei und wies dann auf etwas. "Sieh da oben. Ein Stern, der nur für uns leuchtet." Ihre Augen folgten seiner Hand und erblickten den Himmelskörper, der einsam hoch oben am Himmel stand. "Rob." "Ja?" "Ich...", sie wandte sich ihm zu. "Ich liebe nur dich." ... "Und ich nur dich." Ein zärtlicher Kuss beendete die Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)