Teru und Hinata <3 von _t_e_m_a_ ================================================================================ Kapitel 20: Als wir zum Abschlussball gingen -------------------------------------------- Hinatas Sicht~ „Schatz, du siehst wundervoll aus!“ Meine Mutter schlug begeistert die Hände zusammen, als ich mich präsentierte. Wir waren in einem Bekleidungsgeschäft für Herren, ich trug einen schwarzen Anzug. „Den kannst du dann auch mal zu anderen Anlässen anziehen. Dafür ist der Preis völlig berechtigt.“ Meine Mutter dachte schon munter weiter, während ich mein Spiegelbild betrachtete. So ein Anzug verwandelt einen ziemlich, dachte ich. Ein bisschen seltsam war das Gefühl schon, mich so zu sehen. Richtig erwachsen. Das machte mir bewusst: Ich mache einen großen Schritt zum Erwachsenwerden. Abschluss der Oberschule, Beginn des Studiums mit eigener Wohnung und allem drum und dran. „Gefällt er dir?“, fragte meine Mutter, leicht unsicher, da ich schon eine Weile nicht mehr reagiert hatte. Auch die Verkäuferin wollte schon loshechten und nach einer Alternative suchen, doch ich war zufrieden. Das warme Violett des Hemdes stand mir sehr gut und die dunkelviolette, fast schwarze Krawatte rundete mein Erscheinungsbild ab. „Doch, sehr schön. Nehmen wir den?“Ein bisschen unangenehm war es mir, dass meine Eltern mir einen nagelneuen Anzug kauften. Nur für einen Abschlussball, wohin ich nicht mal mit einem Mädchen ging. PLING >Hast du endlich einen Anzug?< Eine Nachricht von dir. >Das gleiche könnte ich dich fragen!<, antwortete ich, da auch du mit deinem Vater ewig unterwegs warst. Anscheinend wollte er sich es nicht nehmen lassen, dir einen Anzug zu kaufen. Ich fragte mich, ob deine Vater-Sohn-Beziehung damit wiederbelebt werden könnte oder das euer letztes gemeinsames Erlebnis gewesen sein würde. Für immer. Das klang so abschließend. Noch einen Sommer zu Hause, dann begann ein ganz neuer Lebensabschnitt! Und ich freute mich über alle Maße, diesen mit dir an meiner Seite zu gehen. Doch der nächste Schritt, den wir tun würden, wäre der zum Abschlussball. Ich war sehr unsicher und du bestimmt ebenso, aber ich wollte das Thema nicht mehr zur Sprache bringen. Wir hatten entschieden, hinzugehen, jetzt würden wir das auch durchziehen. >Ich warte dann heute Abend draußen, bis ihr vor fahrt. Klingel auf keinen Fall!< Deine Worte machten klar, dass man deinem Vater besser nicht unter die Nase reiben sollte mit wem du zum Ball gehst. Ich bestätigte und legte mein Handy weg. Es gab noch viel bis heute Abend zu tun! Frisch geduscht und mit gestylten Haaren stand ich vor meiner Mutter, die mir die Krawatte richtig band. „Hab einen schönen Abend, Liebling.“ Sie sah mich liebevoll an, drückte mich und bestaunte mein Outfit erneut. „Du siehst wie ein richtiger Mann aus!“ „Mama, ich muss los! Papa wartet schon im Auto und wir müssen doch noch Teru abholen.“ „Jaja, jetzt geh und habe Spaß!“ Ich stieg zu meinem Vater ins Auto. „Gut siehst du aus, Junge“, meinte er lobend, bevor er losfuhr. Etwas komisch war es für ihn, das konnte ich spüren, dass er mein ‚Date‘ abholen würde und dies kein Mädchen war. Auch wenn meine Familie sich damit angefreundet hatte, an solchen Anlässen spürte man doch, dass man anders war. Nicht normal, wie alle anderen. Dieses Gefühl lag in der Luft. Würde es den ganzen Abend in der Luft liegen? Wir fuhren in deine Straße und ich sah dich vor deiner Haustür stehen. In einem maßgeschneiderten Anzug. Ich war hin und weg. Du… so anders! „Wie siehst du denn aus?“, fragtest du grinsend, nachdem du eingestiegen warst. Deine Augen kamen durch das grüne Hemd sehr gut zu Geltung und ich musste aufpassen, mich nicht darin zu verlieren. „Heute ohne Haarklammern?“, fragte ich zurück und fuhr mit meiner Hand durch deine Haare. Sonst trugst du immer welche. „Nein, heute nicht.“ Du ließt dich lächelnd zurück in den Autositz fallen. Auch ich rückte wieder von dir ab. Mein Vater hatte schon beunruhigend oft in den Rückspiegel geschaut. „So, da wären wir.“ Mein Vater hielt an der Schule. Überall waren Autos und Schüler, die in eleganter Kleidung umher wuselten. „Danke fürs Fahren, Dad!“ Wir stiegen aus und liefen Richtung Sporthalle. Wir sahen Dates, Hand in Hand, aufgeregte Mädchen und Jungs. Zwischen uns herrschte Mindestabstand. Wir wollten keinen Bogen überspannen und einfach einen guten Abend haben. „Teeruu, Hinata!“ Ein kleiner Haufen Mädchen winkte uns. Sie schienen als Freundinnen gekommen zu sein und so gingen wir auf die Gruppe zu. Die Mädchen sahen süß in ihren Kleidern aus, aber während wir ein paar Worte wechselten musste ich immer wieder zu dir sehen. Ich konnte mich an dir im Anzug nicht sattsehen! Nachdem wir mit einigen Leuten gequatscht hatten, waren wir am Buffet angekommen. Es gab kalte Snacks und Getränke. Voller Begeisterung bedientest du dich an dem Fingerfood, da hatte sich der Kochclub echt selbst übetroffen. Ich sah lachend zu, während du meinen Pappteller mitfülltest, um ja alles probieren zu können. Nachdem unsere Teller randvoll waren, stellten wir uns an den Rand der Tanzfläche. Die Stufe unter uns hatte die Sporthalle hergerichtet. Vorne stand die Schülerband und spielte Songs, in der Raummitte befand sich die Tanzfläche und außenrum standen und saßen sich unterhaltende Menschen. Girlanden waren aufgehängt, die Essenstische mit einer Tischdecke unterlegt und mit Deco verziert. An den Wänden hingen Poster, die das Sporthallen-Flair mildern sollten und sogar eine Discokugel hing an der Decke und brach das Licht. „Schau nur“, ich zeigte auf einen Klassenkamerad, der wohl den Titel als schlechtester Tänzer der Stufe verdient hatte. Wir amüsierten uns ein bisschen über ihn und die anderen Tänzer. Normalerweise sitzen die Schüler gesittet in der Schule und versuchen möglichst cool rüber zu kommen. Da war es doch höchst unterhaltsam, sie sich ungelenkig bewegen zu sehen! Aber am liebsten wollte ich auch mit dir tanzen. Es kribbelte in meinem ganzen Körper. Doch mein Verstand rief, dass es keine gute Idee sei. „Ich geh mal aufs Klo!“, informiertest du mich mit lauter Stimme, um die Musik zu übertönen. „Okay!“ Ich setzte mich auf einen Stuhl. Langsam kam Langeweile auf. Und leichte Resignation schlich sich an, während du auf dich warten ließest. Warum waren wir gekommen? Ich sah doch, wie einige immer wieder zu uns rüber gesehen hatten. Dabei hatten wir nur gelacht, gegessen und den anderen zugeschaut! Würden wir nur eine falsche Bewegung machen, wäre die Aufmerksamkeit der gesamten Halle bei uns, fürchtete ich. Nachdem du zurückgekommen warst, setztest du dich auf den Stuhl neben mir. Wir sprachen kaum und beobachteten vor uns hin. Bis jemand auf uns zu kam. „Wollt ihr nicht auch mal tanzen?“, fragte ein Mädchen aus der Gruppe, die wir zuerst getroffen hatten. „Das macht echt Spaß! Jetzt ziert euch nicht so!“ Sie begann an Terus Arm zu ziehen und eine Freundin kam ihr zu Hilfe, die mich am Arm zog. Lachend ließ ich mich aufziehen. Was ist schon dabei, zusammen mit ein paar Mädels zu tanzen? Den restlichen Abend wollte ich definitiv nicht auf diesem Stuhl verbringen. Ich warf dir ein Blick zu, ehe wir von den Mädels auf die Tanzfläche gezogen wurden. Es wurde Zeit, richtig Spaß zu haben! Die Band spielte einen schnellen Popsong und wir bewegten uns alle mehr oder weniger rhythmisch zur Musik. Und desto mehr unsere kleine Gruppe tanzte, desto lockerer und ausgelassener wurde es. Die Mädels machten lustige Tanzbewegungen, die wir nachzueifern versuchten, manchmal tanzte ein Mädchen dich oder mich an. Die Zeit verflog und ich hatte nicht geglaubt, wie viel Spaß dieser Abend machen würde. Ich ließ mich ganz gehen, während die Band richtig reinhaute und die Mädels um uns rum sich drehten. Die Chartsongs spielten sie hoch und runter, ich wollte nicht aufhören meine Beine dazu zu bewegen. Die Freude auch in deinem Gesicht zu sehen steckte mich nur umso mehr an. Jedoch war auf einmal Schluss mit schneller Abrock-Musik, es begann ein langsamer Schmusesong. Es war ein wenig überrumpelnd, wie wir da standen und sich unsere Blicke trafen. Die Mädchen verschwanden murrend von der Tanzfläche. Aber ich wollte nicht verschwinden, ich wollte mit dir diesen Song tanzen. Eng umschlungen. Ich streckte meine Hand dir entgegen, du wirktest unsicher und nahmst sie doch an. So recht wussten wir nicht wie wir zusammen stehen sollten. Irgendwie fühlte es sich komisch an. Langsam dämmerte es mir auch, warum. Starre blicke lagen auf uns. Tuscheln. Ein unangenehmer Schleier legte sich um uns und zog immer enger zusammen. Es war, als würden uns die Blicke umzingeln. Ein Ruck ging durch dich – „Komm“, blafftest du und zogst mich hinter dich her. Im Rücken spürte ich die auf uns gerichteten Augenpaare, während deine Hand fest um meine lag und du mich schnellen Schrittes zum Notausgang führtest. Die Türe stand offen um frische Luft in die Halle zu lassen. Durch die Türe verschwanden wir aus dem Blickfeld der anderen, wurden von der Dunkelheit verschluckt. Die Dunkelheit verschluckte das Unwohlsein, welches in der Halle auf uns eingebrochen war. Damit stieg die Ernüchterung in mir hoch. Die Ernüchterung, dass sich nichts geändert hatte. Das wir wohl ewig mit solchen Reaktionen zu leben hatten. Immer noch waren deine Schritte schnell, ich ließ mich immer noch mitziehen, bis sich ein Gedanke zwischen all den anderen klar kristallisierte: Warum sollten wir uns die Intoleranz der anderen so nahe gehen lassen? Es war das letzte Mal, dass wir diese Menschen gesehen hatten. Sie waren zwar Schulkameraden, aber was bedeutete das jetzt schon, am Ende der Schulzeit? Ab sofort gab es nur noch dich und mich, eine neue Stadt, das Studium. Ich wollte mir nicht den Abschied von unserer Heimat, wozu die Schule gehörte, verderben lassen. So stoppte ich und zwang dich, ebenfalls anzuhalten, drehte dich zu mir um. Unsere Blicke begegneten sich und ich konnte sehen, wie langsam deine aufgekochte Wut nachließ. Schließlich entspanntest du dich und ein seufzen kam über deine Lippen. „War wohl irgendwie absehbar gewesen, oder?“, meintest du und riebst mit dem Handrücken über deine Stirn. „Irgendwie schon.“ Ich musste schmunzeln. „Gehört nicht ein dramatischer Abgang zu jeder Schulballveranstaltung?“ Amüsiert lachtest du auf. „Du hast es schon immer geschafft, meine negativen Gedanken zu vertreiben“, antwortetest du und legtest den Kopf schief. Das hatte etwas unheimlich niedliches. „Und du hast es schon immer geschafft, mich aus unangenehmen Situationen rauszuboxen.“ Ich legte meine Hände auf deine Wangen und zog dich zu mir. Grinsend ließt du dich in einen Kuss verwickeln. „Bestimmt sieht das voll romantisch aus, wie wir hier im Mondlicht stehen“, scherzte ich. Wir standen auf der Wiese, auf die wir so oft in den letzten Jahren vor den Anderen geflüchtet waren. Direkt vor uns war eine Sonnenblume, die hier jemand gepflanzt haben musste. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich dich direkt vor ihr angehalten hatte. Komischer Zufall. „Lass uns den Abend schön ausklingen lassen.“ Ich nahm deine eine Hand in die meine und legte deine andere an meine Hüfte. Dann versuchte ich mit dir einen Walzer zu tanzen. Überrascht folgtest du meinen Schritten. Etwas holprig war unser Tänzchen, doch als ich dich leise lachen hörte, so nah an meinem Ohr, dass sich Gänsehaut ausbreitete, da wusste ich wie perfekt es war. Nachdem wir unseren Tanz beendet hatten und einfach nur so da standen, begannst du leise zu sprechen: „Ich liebe dich, Hinata. Auch wenn das bedeutet, dass uns die Leute anstarren. Ich liebe dich und das ist alles, was zählt.“ Überrumpelt brachte ich nur noch ein „Ich liebe dich auch“, gebrochen über die Lippen, ehe sich deine auf meinen legten. So überwältigt war ich, über dein Statement. Noch eine Weile standen wir dort im Mondlicht, vor der Sonnenblume und genossen die Verborgenheit der Nacht. Nahmen Abschied von einer langen Zeit. Hier, an der Schule die der Ort war, an dem wir uns überhaupt kennen gelernt hatten. Als wir entschieden aufzubrechen, liefen wir Hand in Hand zu mir nach Hause. Mein Vater hätte uns abgeholt, aber so fühlte es sich richtig an. Bei mir angekommen fielen wir direkt in mein Bett. Der Weg war doch recht weit gewesen und getanzt hatten wir ja auch ewig, uns taten die Füße ziemlich weh. Zudem war es doch kühl geworden, so dass wir die Decke über uns zogen und zusammen kuschelten. Und das war es, was ich wollte. An deiner Seite sein. ___________________________ Seit gespannt auf das Studenten-Leben :D Ich freue mich schon richtig auf die nächsten Kapitel~ Ich hoffe, ihr auch! Liebe Grüße, die Tema~♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)