Legenden und Mythen von Ilju ================================================================================ Der Hort des Wissens -------------------- Die Sonne geht auf und unter. Die Tage kommen und gehen. Wochen, Monate, Jahre ziehen ins Land. Leben entsteht und vergeht. Menschen werden geboren und sterben. Mit jedem Tag, jeder Stunde, jeder Minute wandelt sich die Welt. Jede Handlung nimmt Einfluss auf den Verlauf ihrer Geschichte. Jeder ist Teil des Ganzen. Das ist der Lauf dieser Welt. Das ist Leben. Doch kein sterbliches Wesen vermag all diese Zusammenhänge zu überblicken. Zu kurz ist ihr Leben, zu begrenzt ihre Sicht und ihr Raum. Das ist auch gut so. Es hilft ihnen, ihr Leben zu genießen. Der Überblick über das, was war, was ist und was sein wird, würde sie nur verunsichern, verwirren, triebe sie in den Wahnsinn. Dennoch darf die Geschichte nicht verloren gehen. Bisweilen ist ein Blick in Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft hilfreich, notwendig, den Weg zu finden, eine Entscheidung zu treffen. Aus diesem Grund gab Kaikki ve Rien zu Anbeginn der Zeiten den Menschen die Schrift und trug ihnen auf, eine Bibliothek zu gründen. Eine Gruppe Auserwählter soll dort allzeit ihr Leben dem Niederschreiben der Geschichte und dem Bewahren dieses Wissens verschreiben. In der fast vollkommenen Abgeschiedenheit erhalten diese Hüter ihr Wissen von Kaikki ve Rien, den Göttern oder deren Abgesandten. Um Kaikki ve Riens Willen zu erfüllen, ziehen die Auserwählten aus, wenn sie spüren, dass sich ihr Leben dem Ende neigt. Sie begeben sich auf die Suche nach einem Nachfolger, zumeist gefunden in einem Waisen. Diesem lehren sie dann das Lesen und Schreiben und die Gesetze und Geheimnisse des Horts des Wissens. Jede Generation bringt einige Hüter mit der Gabe der Hellsicht hervor. Diese werden bewundert und sind hoch geachtet. Ihnen kommt die Aufgabe zu, die Zukunft zu sehen. Was sie erblicken schreiben sie als Prophezeiungen nieder, deren Bedeutungen sie selbst nur selten erfassen. Denn letztendlich sind auch sie nur Sterbliche. Die Hellsicht bringt gleichzeitig jedoch auch eine große Gefahr mit sich. Die solchermaßen Gesegneten leben allzeit mit dem Risiko, sich auf ihren Reisen auf den weit verzweigten Pfaden der Zukunft zu verlieren. Daher wurde zusätzlich zum Hort ein Sanatorium gegründet, in dem diesen verlorenen Seelen geholfen werden soll. Jedoch wurde bis zum heutigen Tag kein Heilmittel gefunden. Zu Zeiten seiner Gründung existierte der Hort zwar abgeschieden und unabhängig vom restlichen Land, jedoch war sein Standort jedem bekannt und er war jedem zugänglich, der den Weg auf sich nahm. In den Wirren der Kriege der alten Zeit war er jedoch bedroht, vernichtet zu werden. Aus diesem Grund beschlossen die damaligen Hüter, den Hort zu verlegen auf eine kleine, hoch gelegene Insel außer Sichtweite der Küste. Die genaue Lage und den Weg dorthin kennt niemand außer den Bewohnern. Und so wird, bis zum heutigen Tage, die gesamte Geschichte dieser Welt in fast vollkommener Abgeschiedenheit niedergeschrieben und festgehalten. Das geschriebene Wort ist jedoch erst dann etwas wert, wenn es gelesen wird. Und so wartet es darauf, endlich wieder in ruhigeren, friedlichen Zeiten, der Bevölkerung zugänglich gemacht zu werden, und den Hilfesuchenden, Verzweifelten und Wahrheitsstrebenden zu helfen, so wie es Kaikke ve Rien einst dachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)