Hausarrest + Schokosauce = ♂+♂ ? von -striped- (Von Thunfischen und Algebra ...) ================================================================================ Kapitel 6: .Das Ende vom Anfang oder Vergebung der Sünden?. ----------------------------------------------------------- Meine Mutter ist vor einer halben Stunde die Treppe rauf gekommen und wollte mich zwingen, aus dem Badezimmer zu kommen und mich nach unten zu den anderen zu gesellen, doch ich hatte echt keinen Bock, den Rest des Tages Michaels blöde Fresse vor mir zu haben. Also sagte ich ihr durch die verriegelte Badezimmertür, dass mir echt verdammt schlecht wäre und ich gleich kotzen müsste. Was ja eigentlich gar nicht so unwahr war, denn ich hocke schon den halben Nachmittag neben der Kloschüssel und weine mir mein Hirn aus den Augen. Irgendwie kann ich nicht aufhören, der Strom ist für heute wohl nicht mehr zu stoppen. Meine Mum war von meiner kratzigen Stimme ziemlich schockiert und fragte, ob sie einen Arzt rufen sollte, doch ich verneinte nur und redete meine angebliche Übelkeit auf den Thunfischsalat und den danach getrunkenen Orangensaft aus, was jetzt zwar ziemlich einfallslos und ungläubig klingt, mir aber schon mehrmals Magenschmerzen bereitet hatte. Nach ein paar tadelnden Worten voller Mitleid meiner Mutter ließ sie mich dann auch wieder in Ruhe und leistete den anderen wieder Gesellschaft. Ohne mich. Ich hoffe, Michael wird an seinen Schuldgefühlen ersticken. Nach einer vollen Stunde war ich schlussendlich zu schwach, um auch nur das kleinste Tränchen aus mir herauszupressen, und lag völlig fertig neben dem Klo am Boden. Mein Gesicht war kreidebleich mit roten Flecken, man könnte meinen, ich hätte eine Art Hautkrankheit. Mittlerweile sind mir die schrecklichsten Gedanken in den Sinn gekommen: Was, wenn Jonas uns gesehen hätte? Wenn er noch vor dem Fenster gesessen hätte? Was, wenn ich es ihm beichte und er unsere Freundschaft in den Sand setzten würde? Wenn er mich hassen würde? Das alles bereitet mir unerträgliche Bauch- und Herzschmerzen. Wir kennen uns gerade mal eine Woche und meine Dummheit würde alles zunichte machen. Meine erste Freundschaft, meine erste wirkliche Beziehung! Aber nein, dann kommt Michael und zerstört alles! In diesem Moment empfinde ich so unendlich großen Hass für Michael, dass mir wieder übel wird. Ich kann es gar nicht beschreiben, was für ein egoistisches Arschloch er doch ist! Meine Gefühle schienen mich zu übermannen und wutentbrannt rappelte ich mich auf und reiße die Badezimmertür auf. Mit festen Schritten poltere ich die Treppe hinunter und renne schnurstracks ins Wohnzimmer, wo sich die ganze Bagage eingenistet hat. Blicke treffen mich, Fragen werden mir gestellt, doch ich höre nicht zu, sondern nähere mich mit verzerrtem Gesicht dem Schwarzhaarigen. Der sieht mich nur geschockt an, sei es wegen meiner Fratze oder wegen meiner grässlichen Farbe im Gesicht. Wörter kommen aus seinem Mund, doch die werden auch überhört. Ich bin nur noch etwa fünf Schritte von ihm entfernt, also lege ich einen Zahn zu, bis ich vor ihm stehe und … schlage ihn mit der Faust mitten ins Gesicht. „Rhaaaaar! Blödes Arschloch! Michael, ich hasse dich, du hässlicher Hund! Tritt mir nie wieder unter die Augen, ich hasse dich! Ich hasse dich!!“ Jetzt, zwei Stunden später, weiß ich eigentlich gar nicht mehr, was mich so wild gemacht hat. Ich meine, klar, ich bin noch immer wütend auf ihn, aber ich hätte ihn nie geschlagen …! Aber ich habs echt getan. Und jetzt bin ich eingesperrt in meinem eigenem Zimmer und habe, wer hätte das gedacht, ein ganzes Monat Hausarrest! Yippieh, besteht das Leben eines Teenagers eigentlich auch noch aus etwas anderem als Hausarrest? Naja, zurück zum Thema. Also, ich hab Michael voll eine in die Fresse gehauen, sein Kopf ist richtig nach hinten aufs Sofa geknallt und er hat wirklich merkwürdige Geräusche gemacht. Seine Nase triefte nur so vor Blut, und obwohl ich mit voller Wucht zugeschlagen hatte, sah sie noch immer perfekt aus. Das deprimierte mich für einen Moment, aber dann realisierte ich die ganze Situation erst. Vorsichtig drehte ich mich ein Stück, und bemerkte sofort, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren. Meine Eltern sahen mich schockiert an, meine Cousinen auch, aber dann wanderte mein Blick zu Fabian und Vincent, welche grinsend ihre Daumen hochreckten. Schließlich waren da noch meine Tante, die jetzt ihren Sohn tadelnd ansah und mein Onkel, der bereits aufgestanden war, mir auf die Schulter klopfte und seinen Sohn am Kragen aus dem Zimmer beförderte. Ich frage mich, warum er das nicht mit mir gemacht hat, wo ich doch derjenige bin, der seinem Sohn Schaden zugefügt hat. Aber irgendwie finde ich Christophs Methoden zwar fragwürdig, seinen Sohn zu beschimpfen und nicht mich, doch was reg ich mich eigentlich auf, ich sollte froh sein, jetzt nicht meine ganze Familie als Feind zu haben. Aber was würde das schon heißen …? Wäre mir ehrlich gesagt egal, noch von ein paar Leuten mehr verarscht zu werden oder Drohbriefe zu erhalten … Es klopft an der Tür. Verwundert drehe ich mich um und höre, wie jemand den Schlüssel im Schloss dreht. Bitte, denke ich, bitte lass es nicht Michael sein! Die Tür quietscht, als sie geöffnet wird, und halleluja, Christoph tritt ein. Mit schuldbewusstem Blick, den ich ehrlich gesagt wirklich habe, sehe ich meinen Onkel an, doch der lächelt nur und setzt sich zu mir aufs Bett. „Hast ihm ja richtig eine gedroschen“, meint er und ich sehe betroffen zu Boden. „Es tut mir Leid, ehrlich“, versuche ich mich zu entschuldigen, doch Christoph winkt ab und lacht: „Er hat’s verdient! Nach dem, was zwischen euch zweien passiert ist …“ „Er hat es dir erzählt?!“ Geschockt starre ich meinen grinsenden Onkel an und werde sogleich knallrot im Gesicht. Was für ein Trottel, posaunt es gleich in der Weltgeschichte herum! Peinlicher kann’s echt nicht werden. Beschämt vergrabe ich mein Gesicht in den Händen. „Hey, das muss dir nicht unangenehm sein, so ist Michael nun mal. Der treibt es mit allem und jedem, da kannst du froh sein, noch mit einem Kuss davongekommen zu sein …!“ Jetzt bin ich echt sprachlos. Solche Worte aus dem Mund eines Vaters zu hören! Mit großen Augen sehe ich Christoph nun an. Ich verstehe die Logik der Welt echt nicht mehr …! „Was ist?“, fragt mein Onkel scheinheilig, und ich schüttle verstört den Kopf und murmle etwas Unverständliches. „Schau, ich kenne meinen Sohn schon sein ganzes Leben lang, und ich kenne ihn besser, als jeder andere. Er ist ein Aufreißer, und du bist ein ganz besonderes Ziel, weil du erstens gut aussiehst-“„Da muss ich dir widersprechen!“ „-und zweitens sein Cousin bist. Er steht auf so was, wie oft glaubst du, habe ich ihn schon mit Vinc oder Fabi erwischt?“ „Aufhören, das ist ja krank!?“, rufe ich verzweifelt und halte mir instinktiv die Ohren zu. Was ist das nur für eine Familie?! Ich glaube ich ändere meinen Namen und ziehe nach New York, hier, zwischen so vielen Irren, halte ich es nicht aus! „Tut mir Leid, aber es ist so. Und du musst das verstehen, meine Familie ist zwar sonderbar, aber keines Falls abnormal. Jeder Mensch kann den lieben, den er lieben will. Egal welches Geschlecht er hat. Und wenn Michael jetzt auf Inzestbeziehungen steht, meine Güte, ich kann es nicht ändern! Er wird sowieso das machen, was er sich in seinen Schädel setzt. Aber ich habe es zu akzeptieren, denn ich will meinen Sohn nicht verschmähen, nur weil er etwas andere Vorlieben hat, was sein Liebesleben betrifft … Ich habe ihm nur gesagt, dass sich niemand ernsthafte Schäden dabei zuziehen darf, weil ich nicht will, dass irgendjemand wegen ihm in Schwierigkeiten kommt, auch nicht er selbst. Und ich finde deine Handlung absolut nachvollziehbar, denn du bist anscheinend in einer Beziehung, und Michael sollte das nicht kaputt machen.“ Mein Mund steht sperrangelweit offen. Was mir Christoph soeben erzählt hat, das hat mich echt berührt. Wie wahr, denke ich nur. So einen verständnisvollen Vater hätte ich auch gerne. „Kannst du das nicht einmal deinem Bruder erzählen, oder am Besten gleich meinen neuen Nachbarn?“, frage ich schwach lächelnd, und Christoph lacht. „Glaub mir, dein Vater will so etwas gar nicht hören. Und deine Nachbarn … ich bezweifle, dass mir jemand von denen zuhören wird, ich kenne sie von deinem Vater aus dem Studium, die haben ihren eigenen Schädel und lassen sich von niemandem etwas sagen.“ Entschuldigend sieht er mich an, aber ich lächle nur und winke ab. „War eh nicht ernst gemeint.“ „Bis zum nächsten Mal!“, höre ich vom Vorraum nach oben in mein Zimmer dringen. Ich gehe zum Fenster und öffne es, um mich wenigstens von hier zu verabschieden. Meine Mutter hat sich noch immer nicht beruhigt, sie ist etwas streng, was körperliche Gewalt anbelangt. Ich glaube, ich werde sowieso den Rest meines Lebens hier drinnen verbringen müssen. Die ersten kommen aus der Haustüre. Mein Onkel umarmt meinen Vater und meine Mutter gibt meiner Tante einen Kuss auf wie Wange. „Schön war es heute, aber ich entschuldige mich nochmals für das Verhalten von Dennis …!“ Das war meine Mutter. Danke, ich glaube, wenn sie es ihnen noch mehr einhämmert, werden sie zum Schluss wirklich noch nachtragend. „Ach Yvonne, du brauchst dich für ihn doch wirklich nicht zu entschuldigen, Michael hat ihn wütend gemacht, es ist absolut nicht Dennis’ Schuld!“ Da sehe ich Michael. Er steht etwas abseits, hat sich anscheinend schon von jedem verabschiedet. Seine Hände sind in den Jackentaschen vergraben und sein Hals eingezogen. Ich glaube, er fühlt sich wirklich schuldig. Sogleich tut er mir irrsinnig Leid, Christoph hat ihm anscheinend eine Standpauke erteilt. Also schnappe ich mir ein Blatt Papier, kritzle ein paar entschuldigende Wörter drauf und erläutere ihm, dass ich ihn immer noch gern habe und dass er mir verzeihen soll. Das falte ich zu einem Pseudopapierflieger und schieße es nach unten. Glücklicherweise treffe ich genau seinen linken Fuß und sein Blick trifft meinen. Ich lächle ihm zu und rufe: „Bitte lies es dir durch.“ Anscheinend versteht er meine Geste und faltet das Papier auseinander. Nach einigen Minuten Schweigen seinerseits blickt er auf und grinst verschmitzt. „Mir tut’s Leid Danny, wird nicht mehr vorkommen!“ Und dann wirft er mir einen Kussmund zu und ich tippe mir an die Stirn und knalle das Fenster zu. So ein Idiot, aber wenigstens geht es unserem Gewissen jetzt besser. Ich war total aufgeregt, denn das ist seit langem wieder ein Abend, an dem Jonas und ich alleine sein würden. Aber einen Haken hatte die Sache: Ich will ihm sagen, was gestern zwischen Michael und mir passiert ist. Ich will ehrlich sein, und hoffen, dass er mir vergibt. Also warte ich nervös im Wohnzimmer auf meinen mehr als besten Freund und denke mir mein Hirn kaputt. Was, wenn er es nicht akzeptieren würde? Wenn er mich hassen würde? Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen. Wahrscheinlich würde ich mich erhängen oder von einer Brücke stürzen oder so einen Scheiß … Nein, das vielleicht nicht, aber ich könnte es mir schon vorstellen, für lange Zeit in Selbstmitleid zu versinken. Da läutet es. Das Geräusch der Haustürklingel fährt durch meine Vene wie ein Blitzschlag. Langsam erhebe ich mich vom Sofa, das ich die letzte Stunde durchgehend besetzt habe, und gehe zur Tür. Ich öffne sie langsam, und erblicke Jonas. Sein freudiges Gesicht bereitet mir Schmerzen, die Vorstellung, diesen Engel betrogen zu haben, macht mich fast verrückt. „Hey Dennis …“, haucht Jonas verlegen und kommt auf mich zu. Seine Bäckchen sind ganz rot vom kalten Herbstwind, obwohl er nur 20 Meter bis zu meiner Wohnungstür hat. „… Hey …“, meine ich und versuche zu lächeln. Klappt aber nur zur Hälfte. Unsere Lippen treffen aufeinander, und der Kuss bleibt kurz und süß. „Komm rein, ich hab uns einen Tee gemacht.“ Jonas geht lächelnd an mir vorbei, und ich schließe die Wohnungstür. Dann folge ich ihm ins Wohnzimmer und deute ihm, sich auf dem bereits von mir vorgewärmten Sofa niederzulassen, während ich noch einen Abstecher in die Küche mache, und uns den Tee hole. Mit einem mit Keksen und Tee befülltem Tablett in der Hand, komme ich zurück ins Wohnzimmer und stelle es auf dem Couchtisch ab, bevor ich mich zu Jonas auf das Sofa fallen lasse. Schweigen. „Also … wollen wir zuerst was für die Schule machen …?“, fragt Jonas dann, und ich zucke mit den Schultern. „Können wir, wenn du willst …“ Scheiße! Warum trau ich mich nicht, es anzusprechen …? „Hast du die Bücher?“ „Ja klar, alles da“, sage ich und deute auf den Couchtisch, auf dem ich schon alle vorbereitet habe. Jonas nickt. Unsere Blicke treffen sich. Perplex sehe ich zur Seite, und ohrfeige mich sofort dafür. Wenn ich so weitermache, spricht er mich noch darauf an, und das wär echt unangenehm. „Dennis, was ist los? Du benimmst dich heute irgendwie total merkwürdig!“ Mit fragendem Blick werde ich von meinem Gegenüber gemustert. Verdammt, er hat mich darauf angesprochen. „Jonas, ich muss dir etwas sagen …!“ „Erst, wenn du mir meine Frage beantwortet hast.“ Mit verzweifeltem Blick sehe ich ihn an. Sofort verändert sich seine Miene. „Was ist passiert?“, fragt er leicht geschockt. „Bitte, bitte sei mir nicht böse, wenn ich es dir erzähle …“, flüstere ich, und sehe wieder zu Boden. Jonas schweigt und sieht mich einfach nur abwartend an. Ich sehe wieder in seine Augen. „Gestern … Michael … er hat mich … er hat mich geküsst, einfach so … und … und ich konnte nichts dagegen tun …“, murmle ich wirr daher und sehe Jonas immer wieder verzweifelt an. „Bitte, ich konnte echt nichts dagegen tun, er hat mich einfach überrumpelt und nachher hab ich ihn sogar geschlagen, es tut mir einfach so Leid, ich fühle mich einfach nur schlecht deswegen und würde mich am liebsten umbringen und … mmh!“ Jonas warme Lippen scheinen die Tränen zu stoppen, die plötzlich angefangen haben, über meine Wangen zu laufen. „Dennis, ist schon gut. Ich verzeih dir, es war ja nicht deine Schuld …!“ „W-Wirklich …?“ Er lächelt nur, und verschließt meine Lippen wieder mit den Seinen. Ich war so froh, so verdammt froh. Mein Bauch fühlt sich an, als wäre er mit Millionen heißen Schmetterlingen gefüllt, und mein Herz scheint vor Freude zu zerspringen. „Du bist viel zu gut für mich, Jonas …!“, flüstere ich ihm ins Ohr, als wir eng umschlungen auf dem Sofa liegen, und ich ihm Kekse in den Mund stecke. „Nein, ich bin genau perfekt für dich, Dennis …!“, haucht er, und gibt mir einen zuckersüßen Kuss, der nach Früchtetee schmeckt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)