KHF von Ishizuka-Kazumi (Katastrophal hysterische Fans) ================================================================================ Prolog: - - - - - ----------------- Kazu-chan seufzte und sah sich um. „Doku-chan, siehst du sie irgendwo?“ „Nein, nirgends…“, lautete die Antwort. „Na super…“, stöhnte sie sarkastisch. Ihr Magen knurrte laut und Kazu-chan stellte sich zum etwa zweitausendsten mal die Frage, wie sie nur so dumm hatte sein können, ihrer kleinen Schwester Rui-chan ihren Geldbeutel zu überlassen, damit die sich ein Softeis hatte kaufen gehen können. Nur leider war Rui-chan schon seit knapp einer Stunde weg, und das war mehr als genug Zeit, um das Eis nicht nur zu kaufen, sondern auch zu essen. Rui-chan reichte die Zeit wohl eher für vier Eis. Und obwohl es noch nicht mal zwölf Uhr mittags war, wurde Kazu-chans Hunger langsam richtig quälend, weil sie am Morgen verschlafen und keine Zeit mehr fürs Frühstück gehabt hatte. Sie hatte es gerade so noch geschafft, sich mehr nass als trocken anzuziehen und die Handtasche zu schnappen, bevor sie mit Rui-chan im Schlepptau losgezogen war, wobei ihre kinnlangen, roten Haare, die von alleine zum alten Links-Scheitel fielen und vorne beim Pony schon wieder etwas lang waren, noch immer vor Nässe tropften, sie ihre grauen Augen kaum offen halten konnte und wieder einmal den Entschluss, nicht bis nach vier Uhr morgens wach zu bleiben, fasste, den sie aber wahrscheinlich genau so wenig wie die letzten 542 einhalten würde. Lag ja sowieso nur am Vollmond und nicht etwa an den sechs neuen Manga, die sie unbedingt noch hatte lesen müssen. Rui-chan war nur unfreiwillig mitgekommen, aber da ihre Eltern diesen Samstag nicht da waren, beim Durchbrennen einer Sicherung gestern Abend sämtliche elektronischen Geräte, einschließlich des gerade aufladenden Handys, den Geist aufgegeben hatten und sie nicht an Beschäftigungsmangel eingehen wollte, hatte sie keine große Wahl gehabt, und deshalb war das Mädchen mit den langen, verstrubbelten, braunen Haaren und den blauen Augen schließlich seiner (oder „ihrer“? Dämliche deutsche Sprache…-,-°) großen Schwester schließlich hinterhergetrottet. Am verabredeten Treffpunkt, einem Rummelplatz, hatten sie sich dann mit Doku-chan getroffen. Doku-chan hatte schulterlange, dunkelblaue Haare, ebenfalls mit Pony, und grüne Augen. Zusammen waren Kazu-chan, Doku-chan und Rui-chan dann losgezogen, bis sie sich wegen Rui-chans Softeis aufgeteilt hatten. Und deswegen würde Kazu-chan jetzt jämmerlich verhungern. „Guck mal, da vorne ist sie doch, oder?“ Mit ausgestrecktem Arm deutete Doku-chan auf eine Dönerbude, vor der Rui-chan gemütlich mit Kati-chan, einer ihrer Freundinnen, saß, jede einen Döner in der Hand, der wahrscheinlich von Kazu-chans Geld gekauft war. Zielstrebig ging Kazu-chan auf die beiden zu, Doku-chan direkt hinter ihr. Mir reicht´s, hörst du?! Das war mein Taschengeld! Du schuldest mir sieben Euro, und bis ich diehabe, sind deine Rechte Vergangenheit! Und jetzt kommst du endlich mit, wir haben deinetwegen schon eine Stunde verloren!“ Nach gut zehn Minuten voller Gemecker und Gekeife versuchte Kazu-chan, Rui-chan von der Bank herunterzuziehen, wobei sie von Doku-chan durch Schieben unterstützt wurde. Irgendwo schlug eine Kirchturmuhr den ersten ihrer zwölf Schläge, und in genau diesem Moment passierten Dinge, die in der Regel nicht passieren und auch jetzt eigentlich nicht hätten passieren sollen. Aber sie passierten trotzdem. Und plötzlich saß Kati-chan allein auf der Bank. Kapitel 1: Welt(en)reise für Anfänger ------------------------------------- Es fühlte sich an, als hätte eine höhere Macht sie einfach durch den Asphalt an einen anderen Ort gestampft. Die drei kamen leicht auf dem Boden auf, obwohl keine von ihnen hochgesprungen war, und Rui-chan fiel hin, weil plötzlich keine Bank mehr unter ihr war. „W-Wo sind wir?“, fragte Kazu-chan zögernd und sah sich um. Der Rummel war verschwunden, stattdessen waren sie in einer Art Wald; auch all die Menschen, die sich bis eben noch um sie herum gedrängt hatten, waren weg, und an die Stelle des fröhlichen Lärms war eine beruhigende Stille getreten, die Kazu-chan, Doku-chan und Rui-chan jetzt umgab. Alles wirkte friedlich, und die drei waren ganz allein. „Ich würde jetzt mal sagen… weg“, meinte Doku-chan trocken und musterte ihre Umgebung genauer, obwohl es außer Gras, Büschen und ein paar Bäumen nicht viel zu entdecken gab. „Das habe ich auch bemerkt. Und was sollen wir jetzt tun?“, murrte Rui-chan, während sie aufstand und sich den schmerzenden Hintern rieb. „Wenn man sich verlaufen hat, ist es das Beste, an einem vertrauten Ort zu bleiben und auf Hilfe zu warten“, zitierte Kazu-chan einen „Überleben in der Wildnis“-Ratgeber. „Also würde ich doch jetzt mal sagen: Wir latschen los.“ Das, liebe Leser, ist die Kazu-chan-Logik, die auch schon zu mehreren kleinen Abnormalitäten wie Abseilen aus dem zwölften Stock einer Universität für Mikrobiologie geführt hat. „Wir haben uns aber nicht verlaufen. Wir sind… naja, was auch immer… puff und weg halt, nur ohne puff…“, nörgelte Rui-chan, nur um nicht gleicher Meinung mit ihrer großen Schwester sein zu müssen. „Wenn du nicht willst, kannst du auch gerne hier versauern!“, meckerte die zurück. „Ich versauer´ lieber, als auf deine dämlichen Vorschläge zu hören!“ „Kannst du von mir aus gerne machen, ich werde dich aber nicht holen kommen, wenn wir Hilfe gefunden haben!“ „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du Hilfe findest, wenn du jetzt völlig planlos durch die Gegend rennst!“ „Ääh… Kazu-chan? Rui-chan?“, versuchte Doku-chan, sich einzumischen. „Können wir das nicht friedlicher klären?“ „Seit wann versuchst du denn, Dinge friedlich zu klären?“, giftete Rui-chan sie an. „Seit wir plötzlich sonst wo gelandet sind!“, meckerte Doku-chan zurück, fuhr dann aber etwas ruhiger fort: „Wir sind uns ja wohl so weit einig, dass das, was uns gerade passiert ist, nicht normal ist. Also sollten wir vielleicht ein bisschen mehr versuchen, hier irgendwas zu erreichen, und ein bisschen weniger, uns jetzt an Ort und Stelle gegenseitig zu zerfleischen. Und wenn wir etwas erreichen wollen, werden wir wohl oder übel etwas anderes tun müssen, als hier rumzusitzen und uns anzuschreien; mit anderen Worten, wir sollten der Kazu-chan-Logik folgen und loslaufen, wohin auch immer.“ Sie sah die beiden anderen mit einem Blick an, der jeden Widerspruch schon im Keim erstickte. „Na, was hab ich gesagt?“ Zufrieden marschierte Kazu-chan in die Richtung, die ihr gerade am sympathischsten vorkam, los und verschwand bereits nach wenigen Sekunden zwischen ein paar Büschen. Etwas ratlos, ob sie ihr folgen sollten oder nicht, sahen Doku-chan und Rui-chan ihr nach. Als sie nach noch nicht mal zehn Sekunden ein triumphierendes „Ha!“ von Kazu-chan hörten, erleichterte das die Entscheidung etwas, und die beiden folgten der Rothaarigen. Die stand völlig zufrieden mit sich und der Welt auf einem Parkweg, der sich direkt hinter den Büschen und keine sechs Meter von ihrem „Ausgangspunkt“ entfernt breit und eigentlich unübersehbar durch das Gras schlängelte. Kazu-chan-Logik erfolgreich. „In einem Park auf Hilfe warten, was denn auch sonst?“ „Konnte ja keiner ahnen, dass das ein Park ist…“ „Und du hättest es auch niemals herausgefunden!“ Etwas hilflos sah Doku-chan dem zweiten Geschwisterstreit innerhalb einer Minute zu. „E-Entschuldigung, dürfte ich bitte mal vorbei?“, fragte schüchtern jemand, der sich unbemerkt genähert hatte und wegen gewisser Personen, denen man momentan nicht zu nahe kommen wollte, nicht vorbeikam. Bei diesem jemand, der gerade vom Einkaufen zurückkam und eigentlich möglichst schnell und vor allem ohne weitere Abartigkeiten in seiner Umgebung nach Hause kommen wollte, handelte es sich um einen 14-jährigen Jungen mit wilden, braunen Haaren und genau so braunen, warmen Augen, namens Sawada Tsunayoshi, dessen Anblick die beiden KHR-Fans Doku-chan und Kazu-chan aus völlig unerklärlichen Gründen sehr verwirrte. Während Doku-chan völlig erstarrte, ging Kazu-chans Mund langsam immer weiter auf und als er ganz offen war, kam eine seltsame Mischung aus Schreien und Quietschen heraus. Dieses laute… was auch immer brachte Doku-chan zurück in die Welt der Lebenden. „Bist… Bist du… echt?!“, fragte sie vorsichtig. „Äääh… ja…?“ Die leicht von der Norm abweichende Reaktion der Mädchen und eventuell nicht jeden Tag gestellte Frage verwirrten Tsuna aus ebenso unerklärlichen Gründen auch. „Oh mein… Oh mein… Oh mein… Gooo~tt!!“, quietschte Kazu-chan und beendete ihr… Geräusch. Vorsichtig piekste sie Tsuna in die Schulter, als hätte sie Angst, er würde sich jede Sekunde in Rauch auflösen, was ja eigentlich auch gar nicht mal so unwahrscheinlich wäre. „Ich glaub´s nicht…“, japste Doku-chan fassungslos. „Das muss ein Traum sein…! Ein ganz, ganz komischer und erschreckend realistischer Traum!“ Realistisch vielleicht mehr als komisch, schließlich hatte sie erst letzte Woche geträumt, Kyouya würde auf einem Zauberpony reiten. „Was habt ihr Freaks denn jetzt schon wieder für ein Problem?“, wollte Rui-chan wissen und starrte Tsuna böse an. Irgendwie kam ihr diese überdimensionale, braune Frisur bekannt vor, dieser Volltrottel vor ihr erinnerte sie stark an den Volltrottel, der in einem von Kazu-chans Mangas vorkam. Sie hatte sich mal dazu breitklopfen lassen, das erste Kapitel von irgendeiner Mafia-Serie zu lesen, in der irgend so ein seltsames Anzug-Baby einen Loser unterrichten sollte, in dem es ihn abknallte. Wirklich eine behämmerte Idee, sie verstand nicht, warum Kazu-chan und Doku-chan so begeistert davon waren. „I-Ich geh´ dann mal…“, murmelte Tsuna hastig und versuchte, möglichst schnell zu verschwinden. „Warte!“, riefen Doku-chan und Kazu-chan in derselben Sekunde und liefen ihm hinterher. Mit einem schicksalsergebenen Seufzer folgte Rui-chan ihnen nach kurzem Zögern, wenn auch nur, weil sie keine Lust, mutterseelenallein in irgendeinem Park herumzustehen. Auf Reborn reagierten Doku-chan und Kazu-chan schon wesentlich gefasster, auch wenn sie immer noch den Eindruck machten, als würden sie jeden Moment umkippen. „Reborn, hast du vielleicht irgendetwas damit zu tun, dass wir jetzt… hier sind?“, fragte Kazu-chan, als sie mit dem ungläubigen Starren fertig war. „Nein, ich wusste nicht, dass so etwas passieren würde.“ „Was ist denn das für ein komischer Gnom?“ Herablassend musterte Rui-chan den Auftragskiller, der sich, obwohl er auf einer Gartenmauer stand, noch immer nicht auf gleicher Augenhöhe mit ihr befand. „Oh. Das war nicht geplant…“, bemerkte Reborn, als er sie sah. „Das bedeutet doch, dass er sehr wohl etwas gewusst hat, oder?“, murmelte Kazu-chan Doku-chan misstrauisch zu. „Stimmt. Aber irgendwann wird er´s uns schon noch erzählen… glaube ich zumindest…“ Zehn Minuten saßen die fünf dann in einem Kreis in Tsunas Zimmer auf dem Boden. „Wann kommt Gokudera?“, stellte Kazu-chan die Frage, die ihr schon die ganze zeit über auf der Zunge gebrannt hatte. „Und wann Mukuro?“, wollte Doku-chan auch gleich wissen. „Und warum wisst ihr, wie wir alle heißen?“, fragte Tsuna zurück. „Das würde mich aber auch mal interessieren!“, mischte Rui-chan sich plötzlich ein. Alle sahen sie überrascht an, weil sie die ganze Zeit über nur grimmig geschwiegen hatte. „Ihr zwei“, sie zeigte auf Kazu-chan und Doku-chan, „tut schon seit wir auf einmal in diesem Park saßen so, als würdet ihr das alles hier kennen! Aber ihr seid genau so wenig wie ich schon mal hier gewesen! Also woher wisst ihr so viel über dieses… dieses… dieses... diesen… Ort?!“ Nach ihrem kleinen Ausbruch begannen Doku-chan und Kazu-chan plötzlich, wissend zu grinsen. Wissend und gemein zu grinsen. „Ach, richtig, die Kleine weiß es ja noch nicht…“, flötete Kazu-chan, noch immer mit diesem beunruhigenden Grinsen im Gesicht. „Irgendwie ist sie ja selber schuld, sie wollte es ja nie lesen. Sonst wüsste sie jetzt bescheid…“, meinte Doku-chan und ihr Grinsen wurde noch etwas breiter. „Was meinst du, Doku-chan? Sollen wir sie einweihen?“ „Also, ich weiß nicht… Wir hätten ihr schließlich alle Bände ausgeliehen, wenn sie nicht gedroht hätte, sie zu verbrennen. Andererseits wäre es auch sehr komisch, ihren Gesichtsausdruck zu sehen, wenn sie herausfindet, wo sie ist…“ „Könntet ihr jetzt vielleicht endlich mal zum Punkt kommen?“, fragte Rui-chan genervt. „Du bist in einem Manga, Rui-chan!“ „Und zwar in Katekyou Hitman Reborn!“ Doku-chan und Kazu-chan strahlten, als hätten sie gerade im Lotto gewonnen. Wahrscheinlich freuten sich die beiden darüber sogar noch wesentlich mehr als über einen Lottogewinn. Rui-chan… wohl eher nicht. „Ja ja, sehr witzig. Als ob ich euch das glauben würde!“ „Je eher du es glaubst, desto besser für dich. Denn so ist es nun mal. Ist das nicht super?“ „Na, sicher doch. Und hergekommen sind wir dann wahrscheinlich mit der fliegenden Bushaltestelle, die statt Benzin mit Fliegenklatschen läuft.“ „Träum nur weiter, Rui-chan, und klammer dich verzweifelt an dein letztes Restchen Verstand.“ „Was denn auch sonst, du Irre? Schließlich hab´ ich ja welchen, im Gegensatz zu dir!“ „Beleidige mich ruhig, wenn du willst. Aber ohne Hilfe von Profis wirst du hier nicht überleben.“ „Machen sie das öfter?“, fragte Tsuna Doku-chan. „Ja, ungefähr mal dreißig mal am Tag. Das ist nichts weiter als eine… kleine Kabbelei unter Geschwistern. Einfach ignorieren, es sei denn, sie bekommen Mohrenköpfe in die Finger.“ „Wieso, weil sie damit werfen würden?“ „Werfen? Schön wär´s! Das waren noch schöne Zeiten, als sie sie nur geworfen haben…“ Sowohl Kazu-chan und Rui-chan als auch Doku-chan und Tsuna wurden unterbrochen, als es plötzlich klingelte. Reborn schickte Tsuna, um nachzusehen, wer da war, der dann auch – nach gewisser physischer Hilfe seitens Reborn beim Hinuntersteigen der Treppe – fast freiwillig loszog. Was dann nach zwei Minuten, in denen Kazu-chan und Rui-chan mehrmals nach Mohrenköpfen fragten, in Tsunas Zimmer kam, war allerdings nicht Tsuna, sondern ein Paket – mit Tsunas Beinen untendran. Als das Ding dann kippte und Doku-chan ihm nur knapp ausweichen konnte, lag der eigentliche Besitzer dieser Beine, der das 1,50m x 1m x 1m-Monster-Paket die Treppe hochgeschleppt hatte, zu seinem Glück oben auf. Wobei Glück hier nur relativ war, denn so konnte Reborn ungehindert auf seinen Kopf springen. „Doku-chan, Kazu-chan“, verkündete er von seinem Podest aus, „hier drin befindet sich alles, was ihr fürs erste brauchen werdet: Kleidung, Schlafanzüge, Hygieneartikel und die 50 000 Yen für diesen Monat;ihr werdet diesen Betrag monatlich auf ein anonymes Konto ausgezahlt bekommen, Kreditkarte ist auch hier drin. Für Rui-chan werde ich etwas nachkommen lassen.“ „Von wegen „nichts gewusst““, raunte Kazu-chan Doku-chan wieder zu, die bestätigend nickte. „Und das Wichtigste von allem…“, fuhr Reborn unbeirrt fort und holte ein kleineres Paket hinter seinem Rücken hervor, das dort nach den Gesetzen der Physik eigentlich gar nicht hätte hinpassen dürfen. „Wo kommt das her?“, unterbrach Rui-chan den Anzug-Mann. „Aus diesem Paket unter mir.“ „Wann hast du das da rausgeholt?“ Reborn ignorierte ihre Frage ebenso wie die bereits erwähnten physikalischen Gesetze, öffnete das kleine Päckchen und redete weiter, während er den Inhalt zeigte: „Wie ich bereits sagte, das Wichtigste von allem: Eure Ringe und Boxen. Doku-chan, du bekommst den Nebelring und diese drei Boxen; Kazu-chan, du kriegst die anderen Boxen und den Sturmring.“ Er warf ihnen die Dinge zu und beide musterten die Gegenstände genau. Doku-chans Ring hatte einen indigoblauen Stein in der Form einer schrägen, ausgefüllten Acht, die rechts und links einen schwarzen Schmetterlingsflügel mit dunkelviolettem Schimmer hatte. Die drei Boxen hatten denselben Blau-Ton, einer war mit einer sich immer wieder verschlingenden Linie verziert, eine andere sah einfach nur steinalt aus und die dritte war… blau eben, mehr konnte man darüber nicht sagen, denn es hatte noch nicht mal eine Öffnung für den Ring. Kazu-chans Boxen waren im Prinzip genau so, nur eben in rot: Alt und lochlos, nur die dritte hatte keine Linie auf sich, sondern etwas, das wie ein P aussah, bei dem jemand zu faul war, den Bogen ganz zu schreiben. Ihr Ring, ebenfalls in einem tiefen Blutrot und mit schwarzen Fledermausflügeln an den Seiten, hatte die Form eines nach unten in die Länge gezogenen Dreiecks mit nach außen gewölbten Linien. Nachdem sie die Ringe und Boxen genug angestarrt und mehr oder weniger liebevoll in Kazu-chans Handtasche gestopft hatten, machten sie sich auf Reborns Bitte mit Rui-chan und dem Paket, das überraschend leicht war, auf den Weg zu einer Mietwohnung, die der kleine Auftragskiller ihnen empfohlen hatte. Dabei handelte es sich um ein zweistöckiges (= 3 Etagen) Haus an einer ruhigen Straßenecke. Im Erdgeschoss lebte ein etwas älterer Herr namens Kizune Naozu, der bereit war, die beiden oberen Stockwerke zu einem Spottpreis an die Mädchen zu vermieten und sich dabei wenig für ihre Herkunft, Besucher und Tätigkeiten interessierte. Während sich unten in ihrer neuen Wohnung Küche, Wohn- und ein Arbeitszimmer befanden, waren oben das geräumige Bad samt Waschmaschine und die Schlafräume mit bereits frisch bezogenen Betten, zwei Einzel-, ein Doppel- und ein Dreierzimmer. Und wer sich jetzt die Mühe gemacht hat, gleich mitzuzählen, der weiß, dass es insgesamt sieben Betten waren. Doku-chan und Kazu-chan bekamen ein ungutes Gefühl, eine spezielle Vorahnung bei der Zahl Sieben, die eigentlich jeder KHR-Fan früher oder später entwickelt. Rui-chan verstand ihre Besorgnis nicht ganz, besonders, weil es die beiden dafür nicht im Geringsten zu überraschen schien, dass Reborn plötzlich im Zimmer stand, als wäre er wie ein extrem schnell wachsender Pilz aus dem Boden geploppt. „Ihr werdet für Rui-chan ein Extra-Bett aufstellen müssen, falls sie länger bleiben sollte. Und lasst die Finger und Ringe von euren Boxen, bis ihr morgen eure Lehrer zugeteilt bekommt. Seid dafür bitte um zwölf Uhr bei Tsuna“, verkündete er und war dann plötzlich wieder verschwunden. Doku-chans und Kazu-chans böse Vorahnung wurde durch diese Nachricht noch schlimmer, denn das bedeutete, dass die sieben Betten weder Zufall noch ein schlechter Scherz waren, sondern Absicht, Fügung oder etwas anderes in dieser Art, was bestimmt nichts gutes verhieß. „Müssen wir jetzt Schneewittchen und die sieben Zwerge spielen?“, fragte Rui-chan missmutig und ihr Gesichtsausdruck verriet bereits, dass sie sich lieber von einem Waschbären in Latzhose einen pinken Schornstein aufs Hirn klatschen lassen würde, als gemeinsam mit ihren „Mitbewohnerinnen“ zu unternehmen. Während die noch einen Moment brauchten, um den Zusammenhang zu einer anderen Assoziation mit Sieben herzustellen, flötete Rui-chan auch schon: „Ich krieg´ ein Einzezimmer!“, verschwand durch eine der Türen und zog die hinter sich zu. „Teilen wir uns dann das Doppelzimmer?“, wollte Doku-chan wissen und Kazu-chan nickte. Etwas später hatten sie sich fertig eingerichtet, Rui-chan war irgendwohin verschwunden, aber ohne Kazu-chans Geldbeutel, weshalb es den beiden auch vorerst ziemlich egal war, und sie hatten ihre neuen Sachen, von denen jedes Teil zehn mal im Paket gelegen hatte, anprobiert. Nebeneinander musterten sie sich in dem großen Spiegel, der oben neben der Wendeltreppe, die ihre beiden Stockwerke miteinander verband, hing. Doku-chan trug eine enge, sehr helle Jeans, Chucks mit Tarn-Muster und weißen Schnürsenkeln, ein dünnes, marineblaues T-Shirt und darüber eine khakifarbene Jacke, die bis zu ihrem Ellbogen ging, vorne ziemlich weit offen stand und deren Reißverschluss, versteckt unter dicken, goldenen Knöpfen, im chinesischen Stil von den Schultern aus in der Mitte zusammenlief und dann von der linken Schulter aus gerade zur rechten Seite weiterging. Ihre Boxen hatte sie an einem breiten, schwarzen Gürtel befestigt, der nur aus großen und kleinen Taschen zu bestehen schien und etwas schief hing, rechts weiter oben als links. Den Ring hatte sie, so wie Kazu-chan ihren auch, am rechten Mittelfinger. Kazu-chan hatte türkise Chucks an, rechts mit rotem und links mit violettem Schnürsenkel (was sich farblich übrigens überhaupt nicht beißt), eine dunkelblaue Jeans, die nach unten hin weiter wurde und an den Knien etwas heller war, ein ziemlich langes, graus Top, das mit roten Farbspritzern bedruckt war, darüber einen breiten Gürtel mit Totenköpfen darauf, von dem eine dünne Silberkette, an der ihre drei Boxen befestigt waren, zu ihrer rechten Hosentasche, die bereits unter dem Top verschwand, führte. Außerdem eine blau-lila glänzende Handtasche, die sie schon vorher besessen hatte und über ihre linke Schulter gehängt rechts neben den Boxen war, und darüber eine schwarz glänzende Jacke, deren Ärmel nur knapp über ihre Schulter gingen und die nur bis auf Nabelhöhe ging. Dazu kamen noch ihre Uhr und die beiden Ringe an ihrer rechten Hand, die sie als Andenken an die Welt, aus der sie kamen, behalten hatte. „Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Kazu-chan. „Weiß nicht… Hey, lass uns doch mal versuchen, die Boxen zu öffnen!“, schlug Doku-chan vor. „Sicher? Reborn hat es doch verboten… Okay, wir machen´s!“ Kazu-chan-Logik aktiv. „Ja! Und mehr als nicht aufgehen können sie ja nicht.“ Ja, das dachten sie damals noch… (Un-)Glücklicherweise gab es hinter dem Haus, das sie inzwischen schon als „ihr Haus“ bezeichneten, einen kleinen Garten, der von einer schulterhohen Mauer umgeben war. Die drei Boxen, die sie in einem Anflug von unglaublicher Kreativität „alte Box“, „verzierte Box“ und „Box ohne Loch“ getauft hatten, hingen noch unschuldig einmal in blau und einmal in rot da. „Zuerst mal müssen wir wohl die Ringe ankriegen“, stellte Kazu-chan fest und starrte mit ihren grauen Augen auf den roten Stein. Aber es passierte nichts, und nach einer Weile fragte Doku-chan: „Glaubst du, du kannst ihn anstarren?“ Wortwitz. Haha. Ha. „Nein, aber sonst fällt mir nichts ein.“ „Du brauchst Entschlossenheit.“ „Das weiß ich selber. Mach du´s doch besser.“ „Okay.“ Ach Doku-chan begann, auf ihren Ring zu starren. Mit dem überwältigenden Effekt, dass nichts passierte. „Maaa~n“, stöhnte Kazu-chan irgendwann genervt. „Sind wir echt zu dumm dafür, entschlossen zu sein?“ „Sieht so aus, Kazu-chan. 1:0 für Tsunas Fam-„ „Hey! Wo seid ihr Freaks hin?!“, krakeelte Rui-chan vor der Haustür. Kazu-chan stöhnte wieder. „Was willst du, Rui?!“, rief sie zurück und ließ das „-chan“ bewusst weg, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass sie gleich wieder Mohrenköpfe brauchen würde. „Wo ist das Essen? Und wo wir schon dabei sind, wo seid ihr?“ „Im Garten. Und wenn du was essen willst, musst du einkaufen gehen, wir haben nichts. Wenn du das machst, musst du aber was Billiges nehmen, wir haben nur das Geld aus dem Paket. Übrigens schuldest du mir noch 7€!“ „Ich werde dir ganz bestimmt nicht 7€ geben! Und ich gehe doch nicht was weiß ich wie weit, nur um was zu essen! Und ich ernähre mich auch nicht von Billigscheiß!“ „Dein Pech! Und solange du mein Geld dafür ausgibst, isst du nur billige Sachen, klar?!“ Kazu-chan war angepisst. Wie immer, wenn Rui-chan und sie sich stritten. Und da war es wieder: Dieses unglaubliche Verlangen, einen Mohrenkopf in die Finger zu bekommen. „Hey hey hey, Kazu-chan!“, unterbrach Doku-chan sie plötzlich. „Hey! Schau mal, dein Ring!“ Etwas abgelenkt drehte Kazu-chan den Kopf zu ihrer rechten Hand, die sie unbewusst bereits zur Faust geballt hatte. Auf ihrem Ring mit den Fledermausflügeln, den Reborn als „Sturmring“ bezeichnet hatte, flackerte eine wilde, tiefrote Todeswillenflamme, gut und gerne 10cm hoch. „Los, steck sie schnell in eine Box!“, meinte Doku-chan begeistert, während Kazu-chan nur ungläubig auf ihre Hand sah. Dann bewegte sie den Arm ruckartig nach unten und stieß den Ring samt Flammen in die alte Box. Ein Krachen zerriss die Luft und Kazu-chan wurde von einer Druckwelle nach hinten geschleudert. Sie krachte mit dem Rücken gegen die Mauer und brauchte einen Moment, um ihre Benommenheit loszuwerden. An der ihr gegenüberliegenden Mauer kauerte Doku-chan und dort, wo sie eben noch gestanden hatte, war jetzt ein kleiner Krater. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was gerade geschehen war. Als sie versucht hatte, die Box zu öffnen, war die explodiert, aus welchem Grund auch immer. „Autsch… Doku-chan, geht´s dir gut?“, fragte sie und musste dabei feststellen, dass ihre Stimme ziemlich kläglich klang. „Ja…“ Langsam stand die andere auf und kam zu Kazu-chan herüber, wobei sie einen großen Bogen um das Loch, das da jetzt mitten in dem eben noch so ordentlichen Rasen klaffte und dem sie einen misstrauischen Blick zuwarf, machte. Schuldbewusst sah Kazu-chan sie an. Doku-chans Kleidung war staubig und voller Gras und Erde, aber abgesehen von ein paar Kratzern und Schürfwunden schien es ihr gut zu gehen. Kazu-chan nahm an, dass sie wohl in ähnlicher Verfassung wie die Blauhaarige war, nur ihr Oberschenkel, vor dem die Box hing, schmerzte etwas mehr. „Also, Kazu-chan“, begann Doku-chan mit ernster Stimme. „Ich möchte, dass du mich das nächste mal vorwarnst, wenn du planst, uns beide in die ewigen Jagdgründe zu sprengen. Ich find´s im Moment nämlich noch ganz nett in der Welt, in der nicht alle weiße Flügel und einen Heiligenschein haben.“ Sie grinste. Es war doch kein ernster Vortrag geworden. „Ganz wie es Euch beliebt, oh Gebieterin!“, witzelte Kazu-chan und salutierte übertrieben. „Hey, wo ist eigentlich Rui-chan hin?“ „Wahrscheinlich abgehauen, als es geknallt hat…“ Beide nahmen ihren Beinahe-Tod gelassen und standen jetzt kurz vor einem Lachkrampf. Ob sie wohl auch so fröhlich gewesen wären, wenn sie gewusst hätten, das dies erst der Beginn einer langen Reihe von Explosionen gewesen war, die Kazu-chan noch so ganz aus Versehen auslösen würde? … … … Wahrscheinlich schon. ^,^ Kapitel 2: Experimente, Überwachungssysteme und eine Karte ---------------------------------------------------------- „Glaubst du, das soll so sein?“, überlegte Doku-chan laut. „Ich meine, dass die Box explodiert?“ „Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, das Ding soll ja nicht seinen Besitzer zerfetzen. Wahrscheinlich ist es entweder kaputt oder ich habe was falsch gemacht.“ „Wenn du meinst…“ Doku-chan streckte ihrer Freundin die Hand entgegen und half ihr auf. „Ich frage mich, ob Reborn gewusst hat, dass so etwas passieren würde und es uns deshalb verboten hat…“ „Wäre möglich, bei dem weiß man nie… Ob deine wohl auch in die Luft fliegen?“ Mit Begeisterung sah Kazu-chan auf die blaue alte Box. „So wie ich dich kenne, willst du das jetzt ausprobieren.“ „Du kennst mich gut.“ Kazu-chan grinste. „Los, versuch´s mal!“ „Du hast vergessen, dass ich die Flamme nicht hinbekomme“, erinnerte Doku-chan sie. „Ach, mit ein bisschen gutem Willen kriegt mal alles hin.“ „Sagst du sonst nicht immer, dass man mit Dynamit alle Probleme lösen kann?“ „Schon, aber die Sprengung gerade eben hat ja auch nichts genützt…“ „Das stimmt.“ Doku-chan seufzte und setzte sich auf ein unversehrtes Fleckchen Gras. Sie würde die Box wirklich gerne öffnen. Ihre Flamme entzünden. Kazu-chan hatte es ja auch geschafft – mehr oder weniger zumindest. Es war quälend, diese Spannung, was wohl passieren würde, und dann scheiterte es an so was. Frustrierend. Grausames Schicksal. Dämliche Welt. Und nichts half. „Scheiße~!“ „Es brennt!“, quietschte Kazu-chan neben ihr und deutete wild gestikulierend auf die rechte Hand ihrer Freundin. „Es… nein, er brennt! Doku-chan, schau doch hin!“ Überrascht stellte die Blauhaarige fest, dass Kazu-chan Recht hatte. Die hellblaue Flamme flackerte so fröhlich am Nebelring, als wäre sie schon immer dort gewesen. Schnell, bevor die Flamme es sich anders überlegte und wieder erlosch, schob Doku-chan den Ring in eine ihrer Boxen und stellte noch in derselben Sekunde fest, dass es die alte Box war. Instinktiv zuckte sie in Erwartung einer weiteren Explosion zusammen. Aber da war keine Explosion. Das war gut. Allerdings war da auch keine Kazu-chan mehr. Das war schlecht. Genau genommen war da überhaupt nichts mehr außer einer alles verschluckenden Finsternis. Das war sogar sehr schlecht. „Kazu-chan?“, rief sie, aber es antwortete niemand und wenige Sekunden später war sie sich schon nicht mehr sicher, ob sie überhaupt gerufen hatte. Es gab jetzt eine ganze Menge Möglichkeiten, weshalb sie hier war, was auch immer „hier“ sein mochte. Vielleicht war sie verrückt geworden. Oder blind. Und taub. Oder gestorben. Oder die Sonne war erloschen. Oder es handelte sich ganz einfach nur um eine Illusion. Da dies sowohl die beste als auch die logischste aller Möglichkeiten, die ihr so einfielen, war, entschied Doku-chan nah einigem Überlegen, dass es so sein musste. Eine Illusion von völliger Finsternis und Stille. Wahrscheinlich hervorgerufen durch das Öffnen der blauen alten Box. Eine Explosion bei Sturm und eine Illusion bei Nebel. So viel zu den alten Boxen. Sie überlegte, ob sie aufstehen und herumlaufen sollte. Aber sie glaubte, sich vage an einen Baum im Garten zu erinnern, und sie hatte keine besonders große Lust, in diesem Zustand mit vollem Tempo dagegen zu rennen. Außerdem wäre es auch durchaus möglich, dass sie bei diesem Versuch würde feststellen müssen, dass sie nicht aufstehen könnte. Der Gedanke machte ihr etwas Angst, also ließ sie es lieber bleiben, um das gar nicht herausfinden zu müssen. Und nach einer gefühlten Ewigkeit – um genau zu sein fünf Minuten, was sie in diesem Zustand aber natürlich nicht hatte feststellen können – verzog sich die Dunkelheit wieder so plötzlich, wie sie gekommen war, und Doku-chan saß noch immer im Garten, genau dort, wo sie vorher die Box geöffnet hatte. Etwas entfernt von ihr, vor der Mauer, kniete Kazu-chan im Gras. „Was war… das?!“, fragte die Rothaarige nach einigem Schweigen und dem ausführlichen Genießen der Rückkehr von Sonnenschein und überhaupt allem um sie herum. „Also… eine Illusion. Von meiner Box, glaube ich…“, meinte Doku-chan. „Wie kommst du da rüber?“ „Bin aufgestanden und gegen die Mauer gelatscht. Ich konnte sie zwar nicht sehen, aber wehgetan hat´s trotzdem.“ Wie zum Beweis rieb sie sich die leicht gerötete Nase. Doku-chan begann zu kichern. Einfach loszulaufen, obwohl sie nichts sehen konnte, passte zu ihrer Freundin. „Genau darum kann ich Illusionen nicht ausstehen…“, grummelte die jetzt weiter. „Doku-chan, nimm das bitte nicht persönlich, aber die Explosion war mir irgendwie lieber.“ „Keine Sorge, mach´ ich nicht“, meinte die andere mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sie dachte zurück an das Gefühl, das sie gehabt hatte, als ihre Todeswillenflamme gebrannt hatte. Irgendwie, auf seine ganz eigene, unbeschreibliche Art, war es toll gewesen. Sie versuchte, sich wieder so zu fühlen, mit dem Ergebnis, dass der Nebelring auf einmal wieder brannte. „Wow, du bist ja plötzlich Profi!“, witzelte Kazu-chan. Doku-chan ignorierte den Kommentar ihrer Freundin und schob den Ring in ihre verzierte Box. Beide schauten voller Erwartung auf das kleine, hellblaue Etwas. Das wollte allerdings weder eine Explosion noch eine Illusion hervorrufen, sondern glühte einfach nur einen Moment lang, blieb geschlossen und hing dann wieder da wie zuvor. „Diese Boxen sind kaputt“, stellte Kazu-chan fest. Nach mehreren vergeblichen Anläufen, ihre Todeswillenflamme zu entfachen versuchte auch sie, ihre verzierte Box zu öffnen, mit demselben Ergebnis. Beide versuchten es immer wieder, und als jede für sich in Gedanken bis hundert gezählt hatte, gaben sie schließlich auf und ließen sich erschöpft nebeneinander auf den Rücken ins Gras fallen. So viele Flammen entstehen zu lassen und dann sinnlos in eine streikende Box zu stopfen war anstrengend. Bei dieser Gelegenheit stellte Doku-chan fest, dass es in einer Ecke des Gartens tatsächlich einen Baum gab. Die „alten Boxen“ führten also je nach Attribut der Flamme zu einer Explosion oder Illusion. Die „verzierten Boxen“ nahmen die Flammen auf, glühten etwas, aber letztendlich geschah nichts. Und die „Boxen ohne Loch“… tja, da sie kein Loch hatten und man folglich nichts damit tun konnte, gab es darüber eigentlich nicht viel zu sagen. Am nächsten Morgen um kurz vor Neun kauerten Doku-chan und Kazu-chan ein Stück von Tsunas Haus entfernt hinter einer Hauswand und lugten vorsichtig auf das Fenster, hinter dem dieser nichts ahnend saß und gerade versuchte, Lambo davon abzuhalten, eine seiner Strafarbeiten aufzuessen. Nachdem sie gestern noch schnell „nur die allernötigsten Kleinigkeiten“, die rund ein Drittel ihres momentanen Vermögens verschlungen hatten, besorgt hatten, war der Rest dieses seltsamen Tages ohne weitere Abnormalitäten verlaufen. Die Nacht war eigentlich recht normal gewesen, abgesehen davon, dass sie bereits um fünf Uhr aufgewacht waren und nicht wieder hatten einschlafen können. Nur aus diesem Grund waren die beiden auch zu einer für einen Sonntag völlig abnormalen Zeit schon unterwegs, während Rui-chan noch friedlich in Albträumen voller Anzug tragender Babys und plötzlich eintretender Explosionen schwelgte. Sie hatten es sich zum Ziel gesetzt, alles, aber auch wirklich alles über das Leben ihres Lieblings-Hauptcharakters in Erfahrung zu bringen, weshalb sie ihn bereits seit halb Acht morgens hartnäckig verfolgten. Sie waren sehr gründlich gewesen und hatten alles in einen Block, der Bestandteil der allernötigsten Kleinigkeiten war, notiert: was und wann er frühstückte, wie viel Prozent davon Reborn ihm wegaß, wie oft Lambo und I-Pin ihn an den Rand der Verzweiflung trieben und dass er sich in diesen anderthalb Stunden ganze 142 mal misstrauisch umgesehen hatte, als ob er das Gefühl hätte, verfolgt zu werden. Reborn hatte sie natürlich sofort bemerkt, kurz zur Rede gestellt und dann so getan, als wären sie nicht da, damit Tsuna vielleicht lernte, seine Verfolger selber zu stellen, was er bis jetzt aber noch nicht getan hatte. Weitere zwanzig Minuten und um die wertvolle Erkenntnis reicher, wie viele „te“s in seinem „Itetetetete…“ waren, wenn Reborn mit durchschnittlicher Wucht auf seinem Kopf landete, zogen die zwei sich vorerst zurück, um etwas zu essen und Rui-chan zu nerven. Und als sie dann um zehn vor Zwölf wie von Reborn gebeten mit Rui-chan zurückkamen, mussten die beiden feststellen, dass um Tsunas Haus herum eine Luxus-Überwachungsanlage mit etwas, das große Ähnlichkeit mit einem selbst auslösenden Laser hatte – ihre Lust, auszuprobieren, ob es wirklich einer war, hielt sich stark in Grenzen -, aufgebaut worden war. „Mach dir keine Sorgen, Juudaime! Dieses System wurde von mir persönlich entwickelt. Wenn man den 25-stelligen Sicherheits-Code nicht innerhalb von zehn Sekunden vollständig korrekt eingibt, beginnen die zwei Sirenen zu heulen, und der Laser wird ausgelöst, falls irgendjemand versucht, sich diesem Grundstück aus einer anderen Richtung auf mehr als fünf Meter zu nähern!“ „Ähm… Danke, Gokudera-kun…“, meinte Tsuna vorsichtig. Dass seine selbst ernannte rechte Hand, nur weil er am Telefon nebenbei erwähnt hatte, dass er sich beobachtet fühlte und Reborn dazu gesagt hatte, ein Mafiaboss solle mit seinen Verfolgern selber fertigwerden, gleich mit einem Sicherheitssystem angerückt war, dass aller Wahrscheinlichkeit nach sogar das des Weißen Hauses übertraf, war zwar irgendwie rührend, aber eigentlich hatte er nicht vorgehabt, wegen eines unguten Gefühls in Zukunft alle seine Besucher zu pulverisieren. „Aber… ist so ein Aufwand wirklich nötig?“ „Natürlich! Wir hätten so etwas sowieso schon viel früher einrichten müssen, um dich vor feindlichen Auftragskillern zu schützen!“ „Aber wenn nur ein normaler Besucher vorbeikommt, wird der auch-…“ „Hallo? Jemand da?“, rief jemand von unten durch das Haus, der darin vorher ganz sicher noch nicht gewesen war. Die beiden hörten eilige Schritte auf der Treppe, dann wurde die Tür aufgezogen und die drei Mädchen traten ein. „Was macht ihr denn hier?“, schnauzte Hayato, der schon ihre bloße Anwesenheit als Beleidigung seines eigentlich unüberwindbaren Überwachungssystems auffasste, die drei Besucherinnen an. „Waaa~h, Doku-chan! Schau mal, da ist Gokudera!“, quietschte Kazu-chan überglücklich und starrte mit glänzenden Augen auf den vor ihr auf dem Boden hockenden Jungen. „Ja, Kazu-chan, ganz ruhig…“, meinte die, die ihn zwar ungläubig musterte, aber in nicht ganz so großen Begeisterungsstürmen wie ihre Freundin ausbrach. „Hey, antwortet gefälligst!“ „Er steht noch viel cooler, wenn er vor einem steht~!“ „Nicht das Atmen vergessen, Kazu-chan…“ „Warum tickt die bei diesem Dödel da so aus?“, wollte Rui-chan von Doku-chan wissen. „Weil sie ein großer Fan von ihm ist.“ „Und er ist kein Dödel, er ist so cool~!“, flötete Kazu-chan in einer großen Wolke aus Glitzer und Blumen, die sie im Normalzustand bestimmt nicht ertragen hätte. Sowohl Hayatos als auch Rui-chans Blick sagten aus: „Was hat dieses Mädchen für ein Problem?!“ „Ich habe euch gefragt, wie ihr hier reingekommen seid!“, fauchte der Silberhaarige, dessen Nerven durch Kazu-chans Glitzer etwas arg strapaziert wurden. „Durch die Tür“, antwortete Doku-chan, während sie die funkelnde Wolke mit der Hand zur Seite wedelte. Hayato setzte gerade zu einer Antwort an, als seine Aufmerksamkeit auf Rui-chan gezogen wurde, die zwischenzeitlich kurz verschwunden war, sich von Nana einen Mohrenkopf besorgt hatte und jetzt Kazu-chans Unaufmerksamkeit im Extrem-Otaku-Modus ausnutzen wollte, um ihn ihrer großen Schwester auf sozialste Art und Weise in die Haare zu matschen. Zu ihrem Pech war Kazu-chan im Extrem-Otaku-Modus zwar auf eine andere Sache, in diesem Fall Person, fixiert, aber immer noch bei vollem Bewusstsein und bemerkte die Mohrenkopf-Attentäterin, die sich nicht die geringste Mühe gab, leise zu sein, rechzeitig. Deshalb trat sie im letzten Moment gekonnt einen Schritt zur Seite und der Mohrenkopf flog mit einigem Schwung aus dem Fenster; nur wenige Augenblicke später hörte man von draußen wilde Flüche eines Passanten. Dafür lösten sich aber Glitzer und Blümchen in Nichts auf und Kazu-chan war wieder im Normalzustand (was übrigens nicht das Geringste mit normal sein zu tun hat). „Und wie habt ihr es am Überwachungssystem vorbeigeschafft?“, knurrte Hayato, dessen Laune sich durch das Auftauchen des Glitzers zwar verschlechtert, durch dessen Verschwinden aber kein Stück gebessert hatte. „Du meinst diesen Metallkasten an der Tür?“, fragte Kazu-chan, die es auf einmal tatsächlich fertig brachte, ein normales Gespräch mit ihm zu führen. „Deaktiviert natürlich.“ „Deaktiviert?!“ Hayato sah die Rothaarige an, als hätte sie gerade „Den hat mein Mehlwurm Fred gegessen.“ gesagt. „Das ist ein höchst kompliziertes System, so etwas kann man nicht einfach deaktivieren!“ „Also, ich fand´s leicht…“ „Das Q-83-CI lässt sich aber nicht von Amateuren deaktivieren!“ „Wie sind wir dann hier reingekommen?“ „Was weiß ich?!“ „Nicht ansatzweise so viel, wie du anscheinend denkst.“ „Und immer noch mehr als du.“ „Das glaube ich aber nicht.“ „Was du nicht alles glaubst, kleines Gör!“ „Vollpfosten!“ „Wie wär´s mal mit ein bisschen Respekt? Vorhin warst du doch noch so begeistert.“ „Vor Idioten wie dir habe ich keinen Respekt!“ „Ich bin aber älter und erfahrener als du!“ „Neun Tage, welch weltbewegender Unterschied.“ „Das sind doch nie im Leben nur neun Tage!“ „Natürlich sind das neun Tage, das kann ein Grundschüler ausrechnen!“ „Ist das normal, dass sie sich andauernd mit jemandem streitet?“, fragte Tsuna mit Hayatos und Kazu-chans Diskussion als Geräuschkulisse. „Schon irgendwie, aber sonst ist es immer Rui-chan… Anscheinend hat sie angefangen, Gokudera als Normalsterblichen anzusehen…“, überlegte Doku-chan laut. „Ist Gohkuddera“ – Rui-chan sprach den Namen mit verzogenem Gesicht und schrecklich falsch aus – „dieser langhaarige Freak, der sich gerade mit Kazu zofft?“ „J-Ja…“, meinte Tsuna, etwas verwirrt von der Abneigung des Mädchens. „Gokudera Hayato ist Tsunas erster Untergebener und außerdem seine rechte Hand“, erklärte Doku-chan ihr. „Dämliche Freaks…“, grummelte Rui-chan etwas zusammenhanglos und es war nicht ganz klar, wen sie damit meinte. „Natürlich ist ein Nachname besser!“ „Ein Nachname drückt Respekt und Distanz aus, und genau das will man nicht zeigen!“ „Ein Vorname bedeutet Freundschaft, das ist da natürlich gut, oder was?!“ „Warum hasst Rui-chan uns eigentlich alle so?“, wollte Tsuna wissen. „Sie ist wahrscheinlich nur sauer, weil sie nichts über euch weiß.“ „Aber das ist doch kein Grund, sau-…“ Tsuna wurde unterbrochen, als Reborn plötzlich von sonst wo her auf seinen Kopf sprang und so sämtliche Aufmerksamkeit im Raum auf sich zog. „Juudaime!“, rief Hayato bestürzt, wozu Kazu-chan irgendetwas Unverständliches grummelte, das wahrscheinlich auch niemand verstehen wollte. „Ciaossu!“ „Hallo, Reborn!“, sagte Doku-chan freundlich. „Anzuggnom…“, murmelte Rui-chan, was man wohl als Begrüßung auffassen sollte. Der Arcobaleno hopste von Tsunas Kopf auf den Boden und begann zu reden: „Es ist gut, dass ihr alle hier seid. Wie ich bereits erwähnt habe, werden Doku-chan, Kazu-chan und Rui-chan jetzt Lehrer zugeteilt werden, damit sie lernen, mit ihren Boxen umzugehen und sich in dieser Welt zu verteidigen. Doku-chan, du begibst dich bitte umgehend nach Kokuyo-Land, dein Lehrer wartet dort bereits auf dich. Hier ist eine Karte, damit du dich nicht verläufst.“ Mit einem fröhlichen Quietschen schnappte die Blauhaarige sich das Stück Papier und setzte sich dann glücklich summend wieder hin. Sie hatte eine äußerst positive Vorahnung, wer sie unterrichten würde, wollte aber vorher noch erfahren, wie es den beiden anderen ergehen würde. „Kazu-chan, dein Lehrer wird Gokudera. Er entscheidet, wann und wo ihr trainiert.“ Beide Beteiligten wirkten über diese Entscheidung nur mäßig entzückt. „Und Rui-chan, du gehst bitte zurück zu eurer Wohnung. Dort müssten inzwischen deine Sachen, ein Wolken-Ring und drei Boxen angekommen sein.“ „Also hat Rui-chan ein Wolken-Attribut?“, unterbrach Kazu-chan ihn. „Ja.“ „Woher willst du das wissen?“, hakte Rui-chan unfreundlich nach. „Jedenfalls nicht von einer Reihe äußerst fragwürdiger Tests, die ich letzte Nacht an dir durchgeführt habe, während du geschlafen hast.“ Entsetzt sah Rui-chan Reborn an. „Wie auch immer, wenn du fertig bist, gehst du zur Namimori-Mittelschule. Dein Lehrer wird dort irgendwo sein.“ Doku-chan und Kazu-chan tauschten Blicke aus, die verrieten, dass sie denselben Verdacht hatten. Es gab nicht viele Leute, die sich sonntags an einer Schule aufhielten. Wenn sie Recht hatten und Rui-chan in ihrer Unwissenheit gegen irgendeine Regel verstieß, würde sie am Abend im Krankenhaus liegen – mit etwas Glück. In der Zwischenzeit hatte Reborn es sich mit einer Tasse Tee in einem kleinen Sessel gemütlich gemacht und hinter einer Zeitung verschanzt, wodurch er seine Umgebung wahrscheinlich vollständig ignorierte. „Kazu-chan, komm mit. Wir gehen trainieren“, meinte Hayato und ging auf die Tür zu. „Ja ja, Hayato-kun…“, murmelte die Rothaarige missmutig, stand auf und folgte ihm. „Warum nennst du ihn beim Vornamen?“, wollte Doku-chan wissen und lief schneller, um zu den beiden aufzuschließen. „Weil er ein Idiot ist“, grunzte die. „Hä?“ „Sie ist fest davon überzeugt, dass man jemanden mit seinem Vornamen ansprechen sollte, wenn man ihn beleidigen will“, klärte Hayato die Blauhaarige auf. „Womit sie auch Recht hat“, fügte Kazu-chan hinzu. „Hast du nicht!“, widersprach der andere ihr. Doku-chan musste seufzen. Die beiden waren sich vor zehn Minuten zum ersten Mal begegnet und hatten, nachdem Kazu-chan nicht mehr im Extrem-Otaku-Modus war, nur gestritten. Vielleicht nicht die beste Beziehung, wenn er ihr noch etwas anders als Schimpfwörter und Hochleistungs-Diskutieren beibringen sollte, aber irgendwie würde das schon klappen… vielleicht… hoffte sie… war ja auch egal, im allerschlimmsten Fall könnten sie Kazu-chan immer noch bei einer eventuell eintretenden Gerichtsverhandlung als Staatsanwalt einsetzen und den Angeklagten in Grund und Boden argumentieren lassen. Überglücklich bog sie dann vor Tsunas Haus nach links ab und verschwand schnell um die Ecke, während die anderen zwei nach rechts gingen, wohin auch immer. Rui-chan, die etwas später aus dem Haus kam, folgte ihrer großen Schwester und deren Lehrer in einiger Entfernung, um zu ihrem Haus zu kommen, wobei sie immer noch überlegte, ob der „Anzuggnom“ das mit den fragwürdigen Tests ernst gemeint hatte. „Tsuna.“ „Was ist?“, fragte der kleine Brünette mit einer üblen Vorahnung. „Du wirst die Sacrale-Frangia-Famiglia beschützen müssen, bis sie so weit sind“, meinte Reborn ernst. „Die Sacra…was? Was meinst du damit, Reborn?“ „Extra-Training.“ Ein Grinsen schlich sich in das Gesicht des Auftragskillers, das Tsunas Vorahnung zu bestätigen schien. „Streng dich besser an, sonst wird etwas Schreckliches passieren.“ „Waaa~s?!“, kreischte der geplante Mafiaboss, der bereits jetzt schon in Panik geriet. Dabei hatte er sein Training doch noch gar nicht gesehen… Kapitel 3: Wörter, die mit "-sion" enden ---------------------------------------- Ein röchelndes Husten durchbrach die Stille zwischen den sich langsam wieder lichtenden Staubwolken. "Ich hab's doch gleich gesagt, Hayato-kun! Das Ding hat was gegen mich!" "Red keinen Mist, woher hätte ich das denn bitte wissen sollen?" Ja, woher hätte er das denn auch wissen sollen? Kazu-chan hatte es ja eben auch nur zwölf mal gesagt - und mitgezählt, um ihm das jetzt unter die Nase reiben zu können. "Das war so was von unnötig! Jetzt tut mir schon wieder alles weh!" "Was kann denn ich dafür, wenn du deine Boxen nicht richtig öffnen kannst?!" "Aber ich hab' dir doch gesagt, dass das Teil was gegen mich hat!" Und für diese Erkenntnis hatte sie sich jetzt schon wieder von der alten Box in die Luft sprengen lassen müssen, Unverschämtheit! "Was ist das?!" Unbeantwortet verhallte Rui-chans Frage in der leeren Wohnung, in der niemand war, der sie ihr hätte beantworten können. Noch immer starrte sie äußerst verwirrt auf die drei bunten... Schachteln und den hässlichen lila Billigring daneben. Sie hatte so etwas ähnliches zwar bereits gestern bei Kazu-chan und Doku-chan gesehen, aber ihr wollte doch wohl niemand erzählen, dass man mit so etwas kämpfen konnte! Und dann auch noch in dieser Kleinkinder-Pseudo-Mafia, was für ein Schwachsinn! Rui-chans Entschluss stand fest, sie würde diesen Mist nicht länger mitmachen. Konnte sich dieser dämliche Anzuggnom sein Training doch sonstwohin stecken, sie boykottierte das hier ab jetzt! Sonntags war doch sowieso niemand an einer Schule... "Eh?" Erst jetzt fiel ihr der Zettel auf, der neben dem Billigring lag. War der schon vorher da gewesen? 'Wehe du gehst nicht zu deinem Training! Reborn' stand dort. Was fiel diesem Knirps eigentlich ein?! Als ob er ihr irgendetwas zu sagen hätte! Ab jetzt würde sie erst recht streiken, jawohl! Aber woher hatte der Zwerg überhaupt gewusst, dass sie nicht zu dem bescheuerten Training gehen wollte? Konnte er etwa in die Zukunft sehen? War jetzt aber auch egal. Sie würde nicht gehen und damit basta! Was konnte denn schon schlimmes passieren? Rui-chan drehte den Zettel um. 'Ohne Training bist du spätestens in einer Woche tot.' Mann, so lange wurde das hier unheimlich... In Horrorfilmen starben die Leute, die solche mysteriösen Nachrichten bekamen, doch meistens, oder? Und da war... noch ein Zettel. Der war vorher aber noch nicht da gewesen, da war sie sich sicher! Glücklicherweise stand nichts darauf. Gut, es war alles nur Einbildung gewesen. Sie würde nicht zu diesem Training gehen und auch nicht sterben. 'Doch.' "Uaaaah!" Vor Schreck ließ Rui-chan den neuen Zettel fallen. Das hatte da vorher noch nicht gestanden! Das hatte da ganz sicher noch nicht gestanden! Aber das konnte doch nicht sein! Völlig unmöglich! Sie konnte, wollte und würde nicht zu dieser Schule gehen! Sie wusste ja noch nicht mal, wo die überhaupt war! ... Auf der Rückseite des zu Boden gefallenen Zettels war eine Wegbeschreibung. "Hayato-kun, ich bin wirklich kein dummer Mensch, aber von dieser Erklärung habe ich kein Wort verstanden!" "Ist das denn meine Schuld?!" "Wessen denn sonst?" Hayato hatte seine Erklärung, warum Kazu-chans Box jedes mal eine Explosion auslöste, wenn sie sie öffnen wollte, bereits drei mal wiederholt. Doch auch das änderte nicht das geringste an der Tatsache, dass seine Schülerin keine Ahnung hatte, was er mit "Verdichtung der molekularen Struktur der Energie auf exothermer Ebene" oder "Überlastung der Aufnahmebereitschaft durch Zugabe zu großer Nicht-Materie-Räume innerhalb des Molekularaufbaus der Energiequelle" eigentlich meinte. Immer wieder eine Erklärung mit Wörtern, die sie noch nie gehört hatte - es war fast wie Chemie-Unterricht. Hayato seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. "Also gut, ich erklär's dir mal an einem Beispiel: Nehmen wir doch mal an, die Todeswillenflammen wären Zucker, den du jetzt irgendwie essen musst. Du kannst entweder etwas Schokolade essen und bist fertig. Oder du versuchst, die gleiche Menge Zucker durch den Fruchtzucker aus Obst zu bekommen. Aber wahrscheinlich wirst du vorher von dem ganzen Obst platzen. Und genau das machst du mit deiner Box: Du steckst viel zu viele Flammen mit viel zu wenig Energie hinein, und darum öffnet sie sich nicht, sondern explodiert." "Und warum hast du das nicht gleich so erklärt?" "Also hast du es endlich verstanden?" "Ja. Aber Hayato-kun..." "Was?" "Jetzt hab ich Hunger...!" Endlich, da vorne war es! Ungeduldig und aufgeregt lief Doku-chan auf das alte Kino zu. Gleich war es so weit, und sie würde endlich Mukuro gegenüberstehen! Voller Vorfreude stürmte sie durch das Eingangstor des verlassenen Vergnpgungsparks, nur, um gegen etwas großes, Rotes zu knallen. Verwirrt sah die Blauhaarige das Etwas an. War das... ein gigantischer Fuß? Oder eine überdimensionale Tomate? Es war wirklich nicht zu sagen... Sie blinzelte ein paar mal, doch das seltsame Etwas blieb. Sie piekste mit dem Finger hinein. Fühlte sich echt an. Und tomatig. "Igitt...", murmelte sie. Sie hasste Tomaten, auch in Größe XXXL. Das Etwas bewegte sich und das Mädchen fuhr erschrocken zurück. Und in diesem Moment erkannte sie es. Mit großen Augen glitt ihr Blick nach oben. Verdammt, sie hatte Recht! Das Etwas war weder eine große Tomate noch ein großer Fuß. Nein - es war beides! Der riesige Tomatenfuß wurde von einem dazu passenden Tomatenbein angehoben und sauste dann mit Wucht auf das blauhaarie Mädchen hinab. Mit einem Schrei wich Doku-chan aus, taumelte ein paar Schritte zurück und sah das Ding vor sich einfach nur völlig verstört an. Der etwa 30 m hohe Tomatenriese war aber anscheinend noch nicht fertig. Ein paar Steine rutschten in das neu entstandene Loch im Boden, als er seinen Fuß herauszog, um erneut zuzutreten. Doku-chans Gedanken rasten. Mukuro und der Tomatenriese - entweder beide oder keiner. Schwere Entscheidung. Wäre es ein Bananenmonster gewesen, wäre alles gut - k.o. schlagen und weitergehen. Aber das war ein Tomatenmonster. Und Tomaten waren böse, das predigte sie ihren Mitmenschen schon seit Jahren. Dass nun ein Beweis für diese Theorie vor ihr stand, freute sie aber überhaupt nicht. Das war einfach nur blöd. Sah ganz nach dem Timing of doom aus. Komisch, sonst hatte das doch immer Kazu-chan... Zu weiteren Überlegungen kam sie nicht, denn das Tomatenmonster versuchte doch tatsächlich wieder, sie wie einen Käfer auf dem Asphalt zu zermatschen. "Lass mich in Ruhe, ich muss zu Mukuros Training!", schrie Doku-chan den Tomatenkopf an. Keine Reaktion. Verfluchte Tomaten! Einem weiteren Tritt ausweichend versuchte sie, sich zu sammeln. Sie musste dieses Ding irgendwie loswerden. Womit bekam man Pflanzen denn klein? Feuer? Hatte sie nicht. Vegetarier? Kazu-chan war nicht da. Und Pseudo-Vegetarier zählten wohl sowieso nicht. Blieb also nur noch... "Dünger!" Das war es doch! Diese angeblichen Wachstumsmittelchen töteten Pflanzen doch besser ab als alles andere! Nur leider hatte sie die Möglichkeit, auf dem Weg zu Mukuros Traing von überdimensionalem Killergemüse angegriffen zu werden, bisher völlig unterschätzt und deshalb nicht vorsichtshalber vor dem Weggehen noch eben schnell zwei Kilogramm Pflanzendünger eingesteckt. Der lag immer noch in einer Tüte neben der Haustür - nur für den Fall. So wie es aussah, musste Doku-chan also den ganzen Weg zurück zu ihrem Haus rennen und den Dünger holen. Blöd. Genervt stöhnte sie, und sprang schon im nächsten Moment ein gutes Stück zur Seite, um nicht von dem auf sie niedersausenden Tomatenfuß zerquetscht zu werden. Anschließend drehte sie sich um und... rannte. Auf zum Dünger! Nieder mit den Tomaten! Denn sie sind böse! Inzwischen hatte Rui-chan die Namimori-Mittelschule erreicht und sah sich etwas ratlos um. Sie hatte Recht gehabt, man hatte sie reingelegt. Hier war überhaupt niemand. Welcher vernünftige Mensch würde sich denn auch sonntags an einer Schule aufhalten? Die hatten doch alle einen Totalschaden! Genervt trat Rui-chan gegen die Wand und hinterließ an dem hellen Putz einen wunderschönen, bräunlichen Fußabdruck. Was für ein böser Fehler das doch gewesen war, sollte sie erst später erfahren... "Du sollst die Box öffnen, verdammt noch mal! Nicht werfen, nicht drauftreten, nicht explodieren lassen, sondern ganz einfach nur öffnen!", brüllte Hayato seine Schülerin an. Von der einstmals grünen Rasenfläche, auf der sie ihr Training begonnen hatten, war mittlerweile nicht mehr viel übrig. Das kurze Gras war Dutzenden von Kratern gewesen, die sich dicht aneinander reihten und dem ganzen Ort eine ziemlich staubige Nachkriegs-Atmosphäre verliehen. Und in dem tiefsten Krater stand, keuchend und verschrammt, Kazu-chan. "Hayato-kun, wie oft soll ich dir das denn noch sagen? Das Ding mag mich einfach nicht!" "Versuch nicht immer, der Box die Schuld zu geben! Ich hab' dir doch erklärt, was du machen musst!" "Aber es geht einfach nicht! Ich geb's auf..." "Vergiss es! Wenn ein Schüler aufgibt, ist das auch für seinen Lehrer seine Schande!" "Heißt das, du akzeptierst mich als deine Schülerin?" "Nein, verdammt noch mal!" "Das ist so gemein von dir, Hayato-kun~...!" "Kyaaaaah!" Rui-chans entsetzter Schrei hallte durch die leeren Gänge der Schule, als direkt neben ihrem Gesicht mit unglaublicher Wucht ein Tonfa an die Wand gerammt wurde. Hätte es sie getroffen, hätte es sie umgebracht, da war sie sich sicher. Dass die Wand nun nicht mit einem tonfa-förmigen Loch verziert war, lag einzig und allein daran, dass der Verantwortliche für diesen Schlag rechtzeitig abgebremst hatte, um nichts zu beschädigen. "Du hast soeben Schuleigentum beschmutzt", hörte das Mädchen jemanden sagen und drehte sich vorsichtig zu dem Sprechenden um. Vor ihr stand ein Junge, etwas älter als ihre nervige große Schwester, mit schwarzen Haaren, unheimlichen, blaugrauen Augen und einem teuflischen Lächeln im Gesicht. Er trug etwas, das verdächtig nach diesen hässlichen Lumpen in Kazu-chans Mangas - Schuluniformen oder wie sie hießen - aussah, und hielt außerdem zwei seltsame Metallstäbe in den Händen. Sehr dubios. "Kamikorosu~", sagte der Junge mit einer drohenden Stimme und sein gruseliges Lächeln wurde noch ein wenig gruseliger, als er die komischen Stöcke oder was auch immer es war - Rui-chan kannte sich nicht sonderlich gut mit japanischen Waffen aus - weiter anhob. Rui-chan zuckte ein Stück zurück. "W-Wer... Wer bist du denn?!" "Ich wurde vom Baby gebeten, deine Anwesenheit hier zu dulden. Da du aber gegen die Regeln verstoßen hast, wirst du natürlich bestraft werden", sprach der Unbekannte weiter, ohne auf ihre Frage einzugehen. Dann traf plötzlich eine der seltsamen Metallstangen Rui-chan am Kopf - sie waren verdammt hart und schmerzhaft, so viel konnte sie sicher sagen - und sie wurde ohnmächtig. ...War vielleicht das beste für sie. Doku-chan war sauer. Als sie ihr Haus fast erreicht hatte, hatte sie feststellen müssen, dass das Tomatenmonster nicht mehr da war. Weg. Verschwunden. Puff. Vielleicht terrorisierte es ja jetzt die Leute auf dem schicksalhaften Rummelplatz, auf dem sie sich einfach so in Luft aufgelöst hatten. Aber das war ihr jetzt egal, fest stand, das sie nun den ganzen Weg umsonst gelaufen war. Verdammte Tomaten. Doch je näher sie Kokuyo-Land kam, desto mehr verbesserte sich auch ihre Laune. Endlich, endlich würde sie Mukuro treffen! Das Schicksal hatte es ja nun lange genug vor sich hergeschoben. Die Autorin auch. Mit schnellen Schritten lief sie vom Eingangstor hinüber zum Kino - dieses mal ohne dabei von überdimensionalem Gemüse attackiert zu werden -, trat durch die quietschende Tür und ging dann durch die verstaubten Gänge, auf der Suche nach ihrem Lehrer. "Oi, Kakipi, denkst du, das ist dieses Mädchen?", hörte sie plötzlich hinter sich jemanden sagen und fuhr erwartungsvoll herum. Nur zwei Personen. Verdammt. Chikusa rückte seine Brille zurecht und schwieg, lange genug, dass man sich ernsthaft überlegen musste, ob er Kens Frage wohl überhört hatte oder ihn ignorierte, bevor er schließlich antwortete: "Möglich." "Hey ihr, ist Mukuro hier irgendwo?", fragte Doku-chan ungeduldig. "Hah? Wenn du unbeding zu Mukuro-sama willst, solltest du ihn gefälligst selbst-..." Der Blonde wurde unterbrochen, als aus einer Tür neben ihm auf einmal rosa leuchtende Blüten quollen, die immer weiter wuchsen und sich langsam um das blauhaarige Mädchen rankten. Doku-chan wartete ruhig ab. Nun ja, nicht ganz ruhig, sie hibbelte ein wenig auf und ab. Ein wenig sehr. Aber sie war schließlich kurz davor, Mukuro zu treffen, da durfte man das. "Kufufufu~", tönte dann plötzlich dessen tiefe, wunderschöne und überhaupt anbetungswürdige Stimme hinter ihr. Mit leuchtenden Augen fuhr Doku-chan wieder herum. Und da stand er endlich - Mukuro, in purer Mukuro-ness, noch viel toller als er im Manga und Anime sowieso schon war und von einem wundervollen, mysteriösen Funkeln umgeben, das aus völlig unerfindlichen Gründen nur sie selbst sehen konnte. "Mukurooo~!", kreischte sie begeistert und sprand auf ihn zu, nur, um enttäuscht feststellen zu müssen, dass er und die Blüten sich bei der Berührung sofort in dunklem Rauch auflösten. Stattdessen trat der - nun echte - Mukuro mit einem leisen Lachen aus der Tür, aus der gerade eben noch die Blumen gekommen waren, und sah das Mädchen aus seinen ebenfalls anbetungswürdigen, zweifarbigen Augen an. "Kufufu, ich hätte nicht gedacht, dass du nach der Tomaten-Illusion so schnell wiederkommen würdest~." Doku-chan war so von diesen Worten begeistert, dass sie es sogar völlig verpasste, sich darüber aufzuregen, dass Mukuro für das Tomatenmonster, das sie zunächst hier empfangen hatte, verantwortlich war. Ihr Hirn war mit dem Herstellen des imaginären Glitzers und Mukuros Anwesenheit zur selben Zeit bereits völlig ausgelastet. "...Oi, Kakipi, ich glaub', die Kleine hat 'nen Schaden." "Höchstwahrscheinlich." "M-Mukuro-sama..." Hinter Mukuro steckte nun auch Chrome schüchtern den Kopf hervor. Vorsichtig nickte sie Doku-chan zur Begrüßung zu. "H-Hallo..." Ein Moment des Schweigens. Selten. Sehr selten. "Hä?" Das... sollte so nicht sein. Da war Doku-chan sich sicher. Mukuro und Chrome durften ja gerne beide hier sein, aber doch nicht gleichzeitig. Da stimmte doch was nicht. Die Situation war so seltsam, dass ihr Gehirn sogar den unbewussten Glitzer-Effekt wieder abstellte - Mukuro sah natürlich immer noch total umwerfend und von allen am besten aus -, um wieder mit voller Leistung denken zu können. Naja, mit halber, da war ja immer noch Mukuros Anwesenheit. "Wenn Chrome hier ist, sollte Mukuro dann nicht im Vindice sein...? Also... ihr wisst schon?" Doku-chan erntete vier verwirrte Blicke. Die Nachricht "Wie kommt sie denn auf so was?" wurde ihr geistig geradezu entgegengeschleudert. Ken sprach das ganze als erster auch laut aus. "Unterschätz Mukuro-sama nicht so, dummes Mädchen! Er ist vor fast einem halben Jahr ausgebrochen!" "Vier Monate und zwölf Tage." "Viereinhalb Monate sind fast ein halbes Jahr, Kakipi!" Das Krachen einer weiteren Explosion zerriss erneut die Stille. Wieder folgte kurz darauf ein Husten. Hayato stand etwa 20 m vom Ursprung entfernt und somit außerhalb der direkten Gefahrenzone, während seine Augen das rothaarige Mädchen zwischen den Staubwolken ausmachten. "Immer noch schlecht", stellte er ruhig fest. Seit er selbst bei den Explosionen dank des Sicherheitsabstandes nicht mehr mitverletzt wurde, war der Silberhaarige beim Anblick des Versagens seiner Schülerin wesentlich gelassener geworden - sehr zu deren Missfallen. "Hayato-kun", brachte diese unter einigem Husten schließlich heraus, "das hier... ist absolut sinn-hust-...sinnlos! Mir-hust- mir tut... alles weh!" "Es wäre weniger schmerzhaft, wenn du endlich machen würdest, was ich dir sage." 'Eiskalt...', ging es Kazu-chan durch den Kopf. "Aber Hayato-kun~!" Kazu-chans automatischer Glitzer-Effekt für gewisse Charaktere hatte sich schon lange abgestellt. - Im Moment ist Rui-chan leider ein bisschen zu ohnmächtig, um etwas über ihre Situation berichten zu können. - Inzwischen hatten auch Doku-chan und Mukuro endlich mit ihrem Training begonnen. Genau wie Kazu-chan und Hayato hatten sie sich ein Stück Wiese ausgesucht, auch wenn diese hier noch von Gras statt von darin klaffenden Kratern bedeckt war. Mukuro hatte bereits in einem kurzen und leicht verständlichen Satz - "Deine Flamme braucht mehr Energie, dann wird die Box beim Öffnen auch keine Illusionen mehr hervorrufen." - genau das verständlich erklärt, was Hayato bereits so wunderschön fachsprachlich beschrieben hatte. Doku-chan hatte diese Erklärung direkt beim ersten mal verstanden, was zum Teil wohl auch daran lag, dass sie an Mukuros Lippen hing und jedes einzelne seiner Worte in sich aufsaugte wie ein Verdurstender das Wasser. Dennoch hatten die beiden das Boxen-Öffnen auf später verschoben, nachdem Mukuro gemeint hatte, ein bisschen praktisches Training für die Kampfmethoden aus dieser Zeit könnte vielleicht im Moment hilfreicher sein, woraufhin Doku-chan dies geistig sofort zur obersten Priorität ernannt hatte. Nun saß sie noch aufmerksamer als zuvor vor ihrem Lehrer auf der Wiese, sah ihn begeistert und aus großen Augen an, und freute sich innerlich wie blöd darüber, dass der große Mukuro-sama, definitiv bester Illusionist überhaupt, sie in dieser mysteriösen, unschlagbaren Kunst der Nebelwächter unterweisen würde. Doku-chan war sich absolut sicher: Das konnte nur der beste Unterricht ihres Lebens werden! Mukuro versuchte unterdessen, das Thema für seine Schülerin möglichst verständlich zu erklären, während er überlegte, wie viel Bewunderung für seine Person eigentlich noch angemessen war. Um die Geheimnisse der Illusions-Kunst zu schützen, werden seine Worte an dieser Stelle nicht widergegeben. Es liegt nicht daran, dass die Autorin von Illusionen einfach nur keine Ahnung hat! "Na gut, dann beenden wir das jetzt mal fürs Erste." "Ach, und das fällt dir jetzt ein?!" Es hätte nicht viel gefehlt und Kazu-chan wäre ihrem angeblichen Lehrer an die Kehle gesprungen, um ihn endlich zu erwürgen. Sie fühlte sich, als hätte man sie zu einem Schwarm menschenfressender Geier gesperrt, und genau so sah sie mit ihren zerrupften Kleidern, den verstrubbelten Haaren und all den Kratzern und blauen Flecken auch aus. Sie wusste nicht genau, wie oft ihre Box sie jetzt in die Luft gejagt hatte, aber dafür umso sicherer, dass sie kein Stück weiter war als zuvor und sich, ganz im Gegensatz zu ihrem ach so tollen "Lehrer" - jawohl, sie setzte das Wort sogar schon in Anführungszeichen! - halbtot fühlte. Und dann fiel dem feinen Herrn plötzlich ein, dass sie ja eigentlich auch etwas nicht so schmerzhaftes machen könnten. "Ich hatte da an ein bisschen Nahkampf-Training gedacht", sprach der Silberhaarige nun weiter und fügte dann mit einem Grinsen hinzu: "Wo du deine Box ja sowieso nicht öffnen kannst, weil sie dich nicht mag." Kazu-chan verkniff sich einen beleidigten Kommentar. "Sicher, dass ich dich einfach so zusammenschlagen darf?", fragte sie stattdessen mit einem zuckersüßen Lächeln. Nun war es an Hayato, beleidigt zu sein. "Hör mal, es ist vielleicht nicht mein Spezialgebiet, aber ich bin doch nicht völlig hilflos!" Er war schließlich in der Mafia aufgewachsen, da lernte man so etwas. Und so begannen die zwei ihren Übungskampf, den Hayato als Rettung seiner Ehre und Kazu-chan als Rache für die zahlreichen Explosionen ansah. Genervt holte Hayato etwas aus, um seine Faust auf Kazu-chan sausen zu lassen. Diese hob blitzschnell einen Arm, wehrte seinen Angriff damit ab, tauchte darunter hinweg, schlug ein mal kurz auf den Brustkorb des Silberhaarigen, zog ihm dann den Fuß weg, sodass er mit dem Rücken auf dem Boden landete, und stand auf einmal über ihm, während ihre Faust wenige Millimeter über seinem ungeschützt daliegenden Bauch stoppte. "Und du bist dir wirklich sicher, dass ich dich einfach so schlagen darf?", fragte die Rothaarige ihren Lehrer nochmals. Nach allem war er immer noch ihr Lieblingscharakter, da konnte man doch nicht einfach so draufhauen! Hayato sah sie einfach nur einige Momente lang völlig perplex an, bis er seine Sprache wiederfand. "Wo hast du das denn gelernt?" "Karate-Training." "Welcher Gürtel." Kazu-chan druckste ein wenig herum, schwieg aber. "Sag schon!" "...Gelb..." "Hiiiiii! Was soll ich machen?!" "Du hast mich schon verstanden, Dame-Tsuna. Stell dich nicht so an, wenn ich schon extra so nett bin, dein Training leicht beginnen zu lassen." "Aber... aber... aber...!" Völlig entsetzt sah Tsuna seinen Lehrer an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Die Verwirrung und Verzweiflung waren dem zukünftigen Mafia-Boss deutlich anzusehen, als er sich panisch mit den Händen durch die braunen Haare fuhr. Reborn dagegen sprach wie immer ruhig und gelassen, als wäre es nichts weiter als friedlicher, unschuldiger Smalltalk über das Wetter. "Du solltest besser anfangen, sonst wird es zu spät sein." "Aber... warum soll ich denn Rui vor Hibari-san retten?!" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Tut mir echt leid, das es schon wieder so lange gedauert hat! X'D Ich trödele ewig rum, ich weiß... *schäm* Zum Thema: Ich hatte eigentlich vor, Mukuro in diesem Kapitel etwas mehr Screen-Time zu geben, aber irgendwie... hat das so überhaupt nicht geklappt. Aber das kommt noch, ich versprech's! xD Das Kapitel ist vielleicht ein bisschen unübersichtlich geworden, ich hoffe, jeder kommt mit und langweilt sich nicht bei dem akuten Mangel an Handlung X'D Ich hab zum ersten mal versucht, eine Kampf-Szene einzubauen, aber... ob das jetzt gut oder schlecht geworden ist, kann ich wirklich nicht sagen. ö.ö Wäre darum echt super, wenn sich jemand die Mühe machen würde, seinen Senf dazu abzugeben^^ LG, eure Kazumi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)