Geliebte Verräterin von Verona-mira ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Ai träumte. Sie träumte von einem vergangenen Winter. Es war Jahre her. Es war kurz nach Neujahr. Akemi und sie hatten die Feiertage zusammen verbracht. Es war schön gewesen und sie hatte noch drei freie Tage, ehe sie wieder ins Labor musste. Sie war traurig gewesen, dass sie diese letzten drei Tage nicht auch noch mit Akemi verbringen konnte, aber diese musste wieder ihrem legalen Job nachgehen und konnte sich nicht einfach frei nehmen. Gin hatte sie von ihrer Schwester abgeholt und irgendwo hingefahren. Sie wusste nicht mehr wohin. Es hatte ein Schneesturm getobt und sie hatte sich gefragt, wie Gin die Straße erkennen konnte. Sie sah sich vor einem Fenster stehen und von dort den tobenden Sturm beobachten. In ihrem Traum war der Sturm lautlos. Es war ganz Still, dann hörte sie eine Melodie. Traurig und melancholisch. Sie konnte die Quelle nicht erfassen, aber sie verließ das Fenster und den Raum. Sie folgte einer Treppe in eine untere Etage in einen hell eingerichteten Raum, der dennoch im Moment düster wirkte. Es war später Nachmittag, der Sturm verdunkelte alles und es brannte kein Licht. Hinter einer Sitzgruppe und vor einer Fensterfront stand eine groß gewachsene Person mit langen, silbernen Haaren und spielte auf einer Violine diese traurige Melodie. Als sie die Tür zum Wohnzimmer schloss. Beendete die Person ihr Lied und drehte sich um. Als das geschah, schien sich der Raum um sie herum aufzulösen und ließ sie alleine zurück. Die langhaarige Person wurde durch ihre Schwester ersetzt, die verwundet am Boden lag, von Polizisten umringt, die den Kopfschüttelten und ein kleiner Junge, der neben der Toten stand. Plötzlich verspürte sie den Wunsch, zu ihrer Schwester zu laufen, aber jemand hielt sie fest. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich in ihrem erwachsenen Körper befand. Sie wollte sich losreißen, schaffte es aber nicht, stattdessen, wurde sie gegen eine Brust gedrückt, als wollte die Person sie trösten. Sie kuschelte sich in die Umarmung und spürte, dass es half. Sie sah die langen, silbernen Haare und plötzlich begann diese Melodie wieder zu spielen, während alle Farben verschwanden und sie in eine warme, schwarze Decke gehüllt wurde. Dann brach alles ab. Die Musik verschwand, genauso wie die Wärme. Alles schien erschüttert zu werden.   Ai erwachte, als den Professor sie ausdauernd an der Schulter rüttelte, um sie zu wecken. „Ai, es geht mich zwar eigentlich nichts an, aber es wäre wirklich besser, wenn du wieder zur Schule gehst. Ein einmaliges Fehlen kann ich noch entschuldigen, aber für länger bräuchte ich ein ärztliches Attest. Bitte Ai!“, meinte der Professor ruhig, als er merkte, dass sie wach wurde. „Weil sie es sind Professor.“, murmelte die Wissenschaftlerin müde und rutschte von dem Schreibtischstuhl, um sich umzuziehen.   Gin saß in seinem Wohnzimmer und betrachtete es, ohne es zu sehen. Es selbst befand sich in einem von zwei Sesseln einer Sitzgruppe, die auch noch ein Sofa für zwei Personen umfasste. Hinter dem Sofa war eine Fensterfront, die fast die gesamte Wand einnahm. Der Boden war mit hellem Parkett ausgelegt und die Sitzgruppe stand auf einem ovalen, weißen Teppich, der Stoff der Sitzgruppe war beige. Gegen über von Gin stand ein weiterer Sessel, links von ihm war das Sofa, vor ihm stand der Tisch, ein Holzrahmen mit einer Glasplatte, rechts von ihm hing über einem Bücherschrank, der eine ganze Lexika-Reihe beherbergte zusammen mit einer Klassik-Sammlung. Fernbedienung lag auf dem Tisch vor ihm, wurde aber von ihm gewissenhaft ignoriert. Rechts neben dem Fernseher war die Tür zum Flur. Er seufzte kurz und starrte auf sein Handy. Seine freien Tage waren vorbei, ab jetzt befand er sich wieder in Bereitschaft und musste sofort reagieren können, wenn etwas vorfiel. Sein Handy klingelte. Er hob ab. „Ja?“ „Gin, es gibt einen Auftrag, aber Chianti ist krank geworden. Hat sich eine Lebensmittelvergiftung eingefangen. Kannst du einspringen?“, kam es mit Korns Stimme aus dem Hörer. „Wann und wo?“, wollte Gin wissen. „Wir treffen uns dort, wo du den Laboranten zugerichtet hast. So schnell wie möglich.“ „Gut, wir sehen uns.“, verabschiedete sich Gin und zog sich den Mantel über. Er hatte noch keine Gelegenheit ergriffen, sich neue Kontaktlinsen zu besorgen, als er sie nun allerdings einsetzte, spürte er weder einen Juckreiz, noch etwas anderes, was auf Unverträglichkeit hinwies. Schulterzuckend verließ er seine Wohnung und begab sich zur Lagerhalle.   Ai saß müde zwischen den Kindern in der Klasse und hörte zu, wie die Lehrerin erklärte, wie wichtig es heutzutage war, die englische Sprache zu beherrschen. Ihre reguläre Lehrerin war krank und die Vertretung war eine Referendarin, die mehrere Jahre in Amerika gewesen war. Ai hörte nicht zu, als die Lehrerin die Grundregeln der Aussprache erklärte. Sie hatte ebenfalls mehrere Jahre in Amerika verbracht und konnte flüssig Englisch und Japanisch. Während sich ihr Vormittag zäh wie Kaugummi hinzog und begann sie leicht zu dösen und hörte unterbewusst erneut die Melodie der Violine.   Gin lag vor einem leeren Fensterrahmen einer verlassenen Lagerhalle. Und beobachtete durch das Zielfernrohr seines Gewehrs die Zielperson. Ein Politiker, den sie Amerika geschmiert hatten, der nun glaubte, sich einfach ins Ausland absetzten zu können. „Hast du ihn, Gin?“, fragte Korn durch ein Head-Set. „Ja. Wir warten, bis er auf der Mitte der Treppe ist, die vom Schiff runter führt. Da ist freies Schussfeld.“, entgegnete er. „Ok.“, war zu hören, ehe die Verbindung weg war. Der Silberhaarige sah durch sein Visier, dass zwei Bodyguards die Treppe bewachten und nun aufs Genauste jeden Schritt ihres Klienten beobachteten. Das würde ihnen nicht helfen. Er wartete noch drei Sekunden, visierte genauer an - ein weiterer Schritt - gleich hatte er die Pumpe, die das rote Öl, durch die Rohre aus Zellen drückte, perfekt im Schussfeld - ein weiterer Schritt- er drückte ab - der Mann ahnte nichts - die Kugel surrte durch die Luft - die Bodyguards fuhren herum, als eine Katze eine Mülltonne umwarf – die Kugel traf ihr Ziel und schlug, nicht wie gehofft, direkt ins Herz ein, sondern durchtrennte die obere Hohlvene. Korns Kugel durschlug die Lunge. Beide Schüsse waren tödlich, führten aber nicht sofort zum Tod. Gin visierte erneut an und schoss erneut. Direkt in den Kopf. Oder besser durch zwei Köpfe. Einer der Beschützer, schien zu hoffen, dass sein Chef nich tödlich verwundet war und wollte ihn schützen. Gins zweite Kugel durschlug den Hinterkopf des Mannes und hatte noch genug Kraft, um auch noch in den Kopf des Politikers einzudringen. Gin packte schnell, aber ordentlich das Gewehr weg und verließ seinen Platz. Auftrag erfolgreich. Er hörte noch Korns Kommentar. „Guter, zweiter Schuss.“   Conan horchte auf, als in den Nachrichten von dem Attentat berichtet wurde. Kogoro schwafelte irgendetwas im halb besoffenen Zustand und wollte umschalten, aber Conan zog ihm Fernbedienung weg. Zumindest für drei Sekunden. Dann bekam er eine Kopfnuss und der Alte schaltete zu einem Konzert von Yoko Okino. Wütend verließ Conan die Detektei. Vielleicht konnte er ja einen Bericht darüber beim Professor sehen. Und vielleicht Ai auch noch eine Kapsel vom Gegenmittel klauen, wenn es ein neues gab.   Ai bekam nicht mit, dass Conan das Gebäude betrat. Sie hatte mithilfe der Daten einige Fortschritte beim Gegengift gemacht, aber im Moment hing sie fest. Sie hatte es geschafft, dass plötzliche Zellwachstum zeitlich zu begrenzen, sodass es stoppte, wenn die original Körper erreicht war, aber sie schaffte es nicht, die Lebensdauer der neuen Zellen zu verlängern und an die alten Zellen anzupassen. Seufzend lehnte sie sich zurück und genoss die Ruhe, die sie umgab, ehe sie sich mit einem Schaudern an den bevorstehenden Camping-Ausflug erinnerte, den Conan arrangiert hatte. Hatte der Idiot es beim ersten Mal nicht verstanden, als sie ihm versuchte klar zu machen, dass sie es hasste, wenn jemand über sie bestimmte. Ihr fiel das Lied ein, an welches sie sich im Traum erinnert hatte. Ob Gin es immer noch spielen konnte? Nachdenklich öffnete sie den E-Mailaccount, ob es neue Nachrichten gab. Negativ. Seufzend berichtete sie Gin von ihren Fortschritten und hängt die Frage hinten rann, ob er immer noch Violine spielen konnte.   Gin betrat erst wieder spät abends seine Wohnung. Früher war er nur selten hier gewesen, einfach, weil er hier nichts zu tun hatte. Nun allerdings dachte er gerne darüber nach, wie Shiho ihr Zimmer gefallen würde. Als er sich gerade die übrig gebliebene Lasagne vom vergangenen Abend aufwärmte, hörte er, wie sein eingeschalteter Laptop eine neue E-Mail meldete. Nachdenklich las er sie durch, ehe er eine Antwort schrieb und sie abschickte. Sherry war schon während ihrer Zeit in der Organisation sehr verbissen gewesen, was ihre Forschungen anging, und hatte sich des Öfteren festgefahren. Er erinnerte sie in der Nachricht daran, dass sie damals immer weiter gekommen war, wenn sie sich einen Nachmittag freigenommen hatte. Nachdem er gegessen hatte, dachte er über den Nachsatz mit der Violine nach. Dass sich Shiho daran noch erinnerte… Einen spontanen Entschluss fassend suchte er das Instrument und sah es sich einmal aufs Genauste an, ehe er überprüfte, ob es richtig gestimmt war. Dann versuchte er das Lied zu wiederholen, welches er damals gespielt hatte. Die Melodie war sanft und traurig, aber nicht erdrückend. Er war überrascht, wie gut ihm die alten Handgriffe lagen. Und während er das Lied wiederholte. Las sich Ai überrascht seine Antwort durch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)