Momente wie dieser von -Krone- ================================================================================ Kapitel 1: Momente wie dieser ----------------------------- Schwer atmend lehnte Omi sich gegen die kühle Hauswand, auf seinem Gesicht trockneten die warmen Blutspritzer der Zielperson. Er musste die Augen schließen, um den aufkommenden Schwindel niederzukämpfen. Die anderen hatte er vor einer Viertelstunde das letzte Mal gesehen, als Ken von einer Kugel in die Schulter getroffen wurde. Wo sie jetzt waren, konnte er nicht sagen. Er musste sich zusammenreißen, musste seine Freunde finden, doch ihm fehlte jegliche Kraft. Seine Beine begannen zu zittern, als er einen Schritt vorwärts machen wollte, fast hätten sie unter ihm nachgegeben. Wieder sank er gegen die Wand und sein Kopf rollte zur Seite, die erhitzte Wange legte sich auf die kühle Mauer und es war eine Erleichterung. Die Zielperson war nicht das Problem gewesen, doch Schwarz waren aufgetaucht und von diesem Moment an war alles schief gelaufen. Sie waren getrennt worden und Ken wurde verletzt, vielleicht waren auch die anderen verwundet worden, Omi wusste es nicht. Er war gerannt, war Schwarz ausgewichen, immer der Zielperson hinterher und er war es auch gewesen, der ihn erledigt hatte. Als er die Augen öffnete, stand auf einmal Schuldig vor ihm. Er war lautlos aufgetaucht, noch nicht einmal seine Präsenz hatte Omi gespürt, obwohl seine Sinne zum Zerreißen gespannt waren. Und nun war sein Gesicht ihm so nah, dass er den Atem des anderen auf seiner Haut spüren konnte. Für einen kurzen Moment fuhr ihm der Schreck in die Glieder, doch dann durchflutete ihn Erleichterung. „Dir geht es gut…“, wisperte er und ließ den Kopf gegen die breite Brust des Deutschen sinken. „Natürlich, glaubst du etwa, ich lasse mich von solchen Anfängern verletzen?“ Omi war so müde, dass er kaum sagen konnte, ob er die Stimme in seinen Ohren oder in seinem Kopf vernahm, aber es tat so gut, sie endlich wieder zu hören. Gleichzeitig keimte ein ungutes Gefühl in Omis Brust, eine Mischung aus Scham, Sorge um seine Freunde und der Angst entdeckt zu werden. „Die Anderen…?“ „Soweit ich weiß, geht es ihnen gut.“ Omi löste sich von dem anderen und sah ihm zweifelnd in die Augen. „Und Ken?“ Anstatt darauf zu antworten, griff Schuldig dem Jüngeren unter das Kinn und küsste ihn heftig, doch gleichzeitig war der Kuss so weich, dass Omi sich ohne einen weiteren Gedanken in die Umarmung des Anderen fallen ließ. Er merkte kaum, dass Schuldig sanft in seinen Geist eindrang und ihm die Angst, den Schmerz und die Müdigkeit nahm, um sie mit besseren, schöneren Gedanken zu ersetzen. Am Anfang hatte Omi Angst gehabt, wenn Schuldig mit seinen Gedanken gespielt hatte, doch inzwischen konnte er ihm vertrauen. Er hoffte zumindest, dass er es konnte. Bis jetzt war er noch nicht enttäuscht worden, doch ein Rest an Zweifel blieb noch immer und er gab sich keine Mühe, ihn vor Schuldig zu verbergen. Und dieser nahm das nur belustigt hin. Langsam lösten sich ihre Lippen voneinander und in Omis Gesicht hatte sich ein leichtes Lächeln geschlichen. Es wirkte noch immer schlaff und traurig, aber es kam von Herzen. In Momenten wie diesen war er es leid zu kämpfen. Es war nicht so, dass er die Hoffnung verlor, den Glauben daran, dass ihr Kampf sinnvoll war, aber er hat ihm und denen, die er liebte mit der Zeit so viel Leid gebracht, hatte ihnen jedes Glück zerstört. Er war immer bereit gewesen, dies auf sich zu nehmen, um Unschuldige zu schützen, doch manchmal wollte er einfach egoistisch sein, die Waffen in die Ecke werfen und sich für immer in die starken Arme Schuldigs flüchten. Dass dies nur eine verquere Wunschvorstellung war, war ihm klar, es war ihm klarer als sonst etwas und deswegen bewahrte er diesen Wunsch in der hintersten Ecke seines Herzens. Nur Schuldig konnte ihn berühren, wenn sie sich so nah waren. Er streifte ihn, brachte ihn zum Klingen und Omis Herz zog sich schmerzhaft zusammen, wie jedes Mal. „Lass mich nicht mehr alleine“ Der Gedanke warf Echos in Omis Kopf. Schuldig legte sanft die Arme um ihn und zog ihn an seine Brust, seine Hände streichelten den Hinterkopf des Jüngeren. Zärtlich küsste er seinen Scheitel. Omi wusste nicht, wie das alles weitergehen sollte. Er konnte sich noch nicht einmal erinnern, wie das angefangen hatte. Irgendwann waren sie sich näher gekommen, es war ohne Worte geschehen, einfach so. Keiner von ihnen konnte es erklären, keiner wollte es versuchen. Sie genossen nur die kurze Zeit, die sie gemeinsam hatten. Wie Schuldig selber darüber dachte, konnte Omi nicht sagen und er wollte auch nichts kaputt machen, indem er die Frage danach laut aussprach. Wenn Schuldig sie in seinen Gedanken erkannte und darauf antworten wollte, würde er es tun. Sie waren noch immer Feinde, das durfte er niemals vergessen, und sie würden es wahrscheinlcih immer bleiben. In den wenigen Minuten in denen es nur sie zwei gab, war es nicht mehr von Bedeutung, doch sie standen auf verschiedenen Seiten der Gerechtigkeit und vielleicht würde bald der Tag kommen, an dem sie sich auf dem Schlachtfeld direkt gegenüber standen, an dem Omi seine Waffen gegen den Anderen erheben musste. Wenn Persha den Befehl gab, gegen Schwarz ins Feld zu ziehen, musste er diesem folgen. Omi hoffte, er würde weiterhin Glück haben. Sie sprachen nicht über die Missionen, die zwischen ihnen standen, und doch hingen sie bei ihren Treffen wie dunkle Regenwolken über ihnen. Omi hob den Kopf und küsste Schuldig sanft. Ihnen bliebt nicht mehr viel Zeit, er musste jede Sekunde auskosten, wollte die Zeit festhalten. Die Zeit bis zu ihrem nächsten Treffen war noch so lang, noch so unendlich lang. Sie küssten sich innig, umarmten sich fest, ihre Körper und ihre Gedanken verschlungen. Plötzlich löste sich Schuldig von ihm, sein Blick wurde unruhig und er trat einen Schritt von dem Jüngeren zurück. „Sie kommen!“, flüsterte er, hauchte einen letzten Kuss auf Omis Lippen und dann war er verschwunden, genau so schnell, wie er aufgetaucht war. Omis Herz klopfte wie wild, als er an der Wand zu Boden sank. Ein undurchdringliches Gemisch aus Gefühlen wütete in seiner Brust. Dann hörte auch er es, in der Ferne rief jemand seinen Namen. Es war zu weit weg, als dass Omi erkannt hätte, wer es war und zu dunkel um etwas zu sehen, doch er rappelte sich hoch und ging schwankenden Schrittes in Richtung des Rufenden. In seinem Kopf spürte er immer noch die Präsenz Schuldigs und es zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen. "Bis zum nächsten Mal..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)