Soundtrack of Love von _stups_ ================================================================================ Kapitel 2: The 10th letter -------------------------- Es ist sechzehn Uhr. Ich gehe in die Küche, hole ein Glas aus dem Schrank und schütte etwas Mineralwasser hinein. Mit dem Glas in der Hand setze ich mich an den Küchentisch. Die Umschläge liegen in der richtigen Reihenfolge vor mir. Heute Morgen sahen die Couverts noch gepflegt aus, mittlerweile wurden alle einmal gefaltet und die Ecken sind umgeknickt. Einer hat sogar einen kleinen Riss, da ich ihn nicht richtig aufbekommen habe. Nur der 10. Brief sieht noch fast so aus wie heute Morgen abgesehen von dem Knick in der Mitte. Ich stapele die Briefe auf einen Haufen, falte sie wieder und stecke sie in meine Hosentasche. Dann trinke ich das Wasserglas auf Ex aus und gehe in den Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen. Bevor ich mich auf den Weg mache gehe ich noch einmal ins Bad, überprüfe ob meine Haare sitzen, richte mein Hemd, Teil meiner „Arbeitskleidung“, und trage noch einmal Aftershave auf, immerhin war es durchaus möglich, dass ich heute Abend den Absender der Briefe treffen könnte. Ich ziehe mir einen Kapuzenpulli über, verlasse die Wohnung und laufe die Stufen hinunter, bis ich an der frischen Luft bin, die ich erst einmal tief einatme. Ich laufe durch die Straßen und es fängt an zu Regnen, woraufhin ich mir die Kapuze über den Kopf ziehe ich und meine Hände in den Hosentaschen vergrabe, ich hasse es, wenn ich kalte Hände habe. Als ich vor dem >Black Shack< ankomme krame ich die Schlüssel aus der Hosentasche und gehe durch eine Seitentür ins Gebäude. Ich nehme die Kapuze runter und schalte das Licht an. Wenn man den Club in normaler Beleuchtung sieht, ist es ein ganz gewöhnlicher Raum. Am Abend ist das Licht gedämmt und an den Wänden hängen kleine Lampen, die blaues Licht im ganzen Raum verteilen. Ich nehme die Barhocker vom Tresen, lege die Schlüssel ab und ziehe meinen Pullover aus. Der Pullover landet auf einem Hocker und ich mache mich daran, auch im restlichen Teil des Raumes die Stühle von den Tischen zu nehmen, in den nächsten Minuten mussten die ersten eintreffen. Um siebzehn Uhr fünf geht die Seitentür auf und Nik, unser Tontechniker spaziert mit einer Kiste herein. „Kannst du mir das abnehmen?“, fragt er, ich komme hinter der Bar hervor und schnappe mir den Karton. Ich laufe zur Bühne und stelle dort die Kiste ab. „Wie viele Gigs haben wir heute?“ „Als erstes spielt ein Solist Klavier und singt dazu, später kommt dann noch eine Band.“, sagt Nik und ich nicke. Die nächste halbe Stunde schleppe ich irgendwelche sauschweren Sachen aus dem Van vor der Tür in den Club während Nik beginnt die Anlagen aufzubauen. Um sieben trifft der erste Künstler ein, ein kleiner blonder Kerl, der seine Haare mit hundert Pfund Haargel an den Kopf geklatscht hat und ausschließlich schwarze Klamotten trägt. Ich unterhalte mich eine Weile mit ihm über belanglose Dinge und die Zeit vergeht ziemlich schnell, bis die ersten Gäste eintreffen und er schließlich auf die Bühne geht, sich hinter den Flügel setzt und zu spielen und singen beginnt. Um halb neun lassen sich Malte und Nele hier blicken und setzen sich an die Bar. „Bitteschön.“, knurre ich und stelle einem Kerl das Glas auf den Tresen, der daraufhin irgendetwas vor sich hinnuschelte, was wohl ein „Danke.“, werden sollt. Ich gehe zu Nele und Malte. „Was hätten die Herrschaften denn gerne?“, frage ich, obwohl die Frage überflüssig ist, Nele wird einen Martini bestellen und Malte einen TNT, die beiden waren beides Gewohnheitsmenschen. „Ich nehme einen Martini.“, sagt Nele und ich grinse schief. „Ich bekomm einen…“, fängt Malte an, aber ich beende seinen Satz, bevor er es tun kann. „…TNT.“, sage ich also und er nickt grinsend, sag ich doch, Gewohnheitsmenschen. Ich nehme einen Cocktailmixbecher und gebe alle Zutaten für den Martini zusammen mit Eiswürfeln hinein. Ich spieße zwei grüne Oliven auf einen Zahnstocher und lasse ihn in ein Glas fallen, gleichzeitig schüttele ich mit der linken Hand den silbernen Becher und schütte schließlich den Martini zu den Oliven ins Glas. Ich stelle ihn zur Seite und nehme mir ein neues Rührglas, in das ich dieses Mal außer Eiswürfeln die Zutaten für den TNT fülle, dann nehme ich ein Glas aus dem Schrank hinter mir und schütte den Inhalt des Cocktailmixbechers hinein. Ich schnappe mir beide Drinks und stelle sie vor Malte und Nele ab. „Bitteschön.“, grinse ich. „Angeber.“, lachte Nele und ich zucke mit den Schultern. „Wer kann der kann.“, sage ich und zwinkere ihr zu, bevor ich zum nächsten Gast gehe. Bis jetzt klappt es ja ganz gut, so zu tun, als wäre ich total gelassen, aber in Wirklichkeit muss ich die ganze Zeit aufpassen, dass mir nichts aus den Händen fällt oder ich etwas daneben schütte, was dennoch alle paar Minuten passiert. Bis jetzt ist noch nichts zu sehen von dem Verfasser der Briefe, worüber ich auf der einen Seite sehr froh bin, weil ich gar nicht weiß, wie ich ihm gegenüber treten soll, aber das macht mich wiederum nur noch nervöser. Irgendwann finde ich ein paar freie Minuten und stelle mich zu Malte und Nele. „Wo ist er?“, fragt Nele und ich zucke mit den Schultern. „Er war noch nicht hier.“, sage ich und schaue zum gefühlten 500. Mal zur Tür. Ich würde ihn vermutlich eh nicht erkennen, da ich schließlich keine Ahnung habe, wer hinter den Nachrichten steckt, aber ich konnte es nicht sein lassen. „Na, der lässt sich ja Zeit.“, schmollt sie und ich grinse schief. „Hey, Kai.“, neben Malte steht Philipp, der Sänger der Band, die in einer halben Stunde auftreten wird. Die Band hat schon öfter hier gespielt und nach den Auftritten saß ich öfter mit der Band noch bis tief in die Nacht in einer der Sitzecken und unterhielt mich mit ihnen. An einem dieser Abende verabschiedeten sich Erik und Roman, die Bandkollegen von Philipp, schon etwas früher, aber Philipp hatte noch keine Lust zu Gehen. Also saßen wir noch weitere zwei Stunden in der Sitzecke, redeten und tranken dabei reichlich Alkohol. Philipp war ziemlich betrunken und ich hatte auch schon ziemlich viel Intus. Seine Wangen waren damals gerötet und seine Haare waren das reine Chaos, er sah wirklich süß aus. Irgendwann nutzte ich die Gelegenheit, drehte mich zu ihm und lehnte mich über ihn. Damals riss er die Augen weit auf, protestierte aber nicht, im Gegenteil, er krallte seine Finger in mein Hemd und zog mich vorsichtig zu sich. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten lief draußen irgendein Vollidiot gegen die Mülltonnen und machte einen höllischen Krach, die ganze Stimmung war im Arsch. Philipp lachte nur hysterisch und verabschiedete sich fünf Minuten später mit der Ausrede, er müsse am nächsten Morgen früh raus. Ich war damals ziemlich wütend und enttäuscht, da Philipp echt süß ist und noch dazu ist er nicht auf den Kopf gefallen. Als wir uns das nächste Mal sahen, taten wir so, als wäre nichts gewesen, vielleicht konnte er sich auch einfach nicht mehr erinnern, so dicht wie der war. „Hey.“, grinse ich und schlage kurz mit ihm ein. Er wirft den Kopf kurz zur Seite, sodass seine schwarzen Haare ihm wild ins Gesicht fallen. „Was kann ich dir bringen?“, frage ich und er kratzt sich am Hinterkopf. „Ich bräuchte drei Wasserflaschen für den Auftritt.“, sagt er und ich gehe in die Knie, hole aus dem Schrank unter der Theke die Flaschen und gebe sie Philipp. „Danke.“, er lächelt mich breit an und ich nicke, bevor ich mich wieder um die anderen Gäste kümmere. Der Kerl am Klavier hört auf zu spielen, eine halbe Stunde Pause, bis der nächste Gig kommt. Meine Hände sind schwitzig, vielleicht kommt er auch gar nicht heute Abend, immerhin hat er das nicht erwähnt, er hat nur gesagt, dass ich den 10. Brief erst öffnen soll, wenn er es sagt, aber nicht wann das sein wird. Ich wische mir die Hände an der Hose ab und nehme die Briefe aus der Hosentasche. Ich nehme den 10. Brief und stecke ihn in die andere Hosentasche, die restlichen Briefe kommen dahin, wo sie vorher auch schon waren. „Ich mach mal Pause, bevor der große Ansturm kommt.“, sage ich zu Rick, dem zweiten Barkeeper. Er nickt und ich gehe einmal quer durch den Raum und dann aus der Seitentür heraus. Ich sehe auf die Uhr. Es ist fast viertel vor neun, also bleiben mir nur wenige Minuten um kurz Luft zu schnappen. Ich schließe die Tür und lehne mich daneben an die kalte Steinmauer. Es ist noch kälter als heute Morgen, wenn ich ausatme steigt weißer Nebel in die Luft. Es tut gut an der frischen Luft zu sein, auch wenn es Arschkalt ist. Die Tür neben mir geht auf und Nele kommt heraus. Sie holt ihre Zigaretten aus der Jackentasche und zündet sich eine an, dann bietet sie mir eine an und ich nehme dankbar an. Normalerweise rauche ich nicht mehr, nur hin und wieder, wenn ich nervös bin oder schon etwas zu viel getrunken hatte. Ich zünde sie an und ziehe einmal kräftig. „Denkst du er kommt noch?“, fragt sie und ich zucke mit den Schultern. „Man wird sehen. Vielleicht meldet er sich auch erst in ein paar Tagen.“, sage ich und lasse den Zigarettenqualm aus meinem Mund entweichen. „Solange lässt er sich bestimmt nicht Zeit.“, meint sie und wieder zucke ich nur mit den Schultern, als wäre es mir gleichgültig. Wir stehen die restlichen Minuten schweigend nebeneinander, bis sie fertig ist und wieder hinein geht. Ich ziehe noch ein letztes Mal an der Kippe, werfe sie dann auf den Boden und trete sie aus. Nachdem ich noch einmal die frische Luft eingeatmet habe, gehe ich wieder hinein. Die Luft ist viel wärmer und stickiger und in den paar Minuten in denen ich verschwunden war, hat sich der Club gefüllt. Ich gehe zur Bar und Rick ist sichtlich erleichtert, dass er nicht mehr alle alleine Bedienen muss. Bis kurz vor neun haben wir die Hände voll zu tun und kommen kaum nach, aber gegen neun wird es ruhiger, da die meisten die Band nicht verpassen wollen. Um punkt Neun Uhr gehen die Scheinwerfer auf der Bühne an und Philipp, Roman und Erik kommen nacheinander auf die Bühne. Philipp grinst breit, aber sieht ziemlich nervös aus, im Gegensatz zu Roman und Erik. Erik nimmt hinter seinem Schlagzeug platz, Philipp schnappt sich seine E-Gitarre und Roman seinen E-Bass. Philipp geht zum Mikro, verstellt noch kurz etwas an seiner Gitarre und grinst dann schief. „Hey Leute, wir freuen uns, dass heute wieder so viele gekommen sind und wünschen euch viel Spaß.“, sagt er und die Leute klatschen und jubeln laut. Die Band beginnt zu spielen, ein eher schnelles Lied. „Die Jungs sind Klasse.“, ruft Nele gegen den Lärm an und Malte nickt begeistert. Ich gebe weiter einen Cocktail nach dem anderen über die Theke, erst gegen halb zehn kann ich zwischendrin durchatmen. Rick übernimmt die Gäste, die an die Bar kommen und ich setze mich zu Malte und Nele. „Wir hätten gar nicht herkommen brauchen.“, motzt Nele und ich lache sie aus. „Du bist doch wohl nicht wirklich nur wegen meinem heimlichen Verehrer gekommen.“, sage ich und sie schmollt mal wieder. „Doch.“, murmelt sie und ich schüttele lachend den Kopf. Die Band ist gerade mit einem Lied fertig und Philipp fährt sich durch die Haare. „Das nächste Lied ist für eine ganz bestimmte Person, einen Freund.“, er lächelt schief und sieht mich direkt an, im gleichen Moment fängt mein Herz schneller an zu schlagen. „Es ist Zeit für Brief Nummer zehn.“, sagt er und in meinem Kopf dreht sich alles. Phillip ist der Kerl, der sich in mich verliebt hat? Das konnte nicht sein, er hätte mich doch einfach ansprechen können, warum hat er mir die Briefe geschrieben und die Lieder für die CD zusammen gesucht? Ich hätte doch merken müssen, dass er mich mag. Er sieht etwas verunsichert aus, aber die anderen Jungs beginnen zu spielen und er wartet auf seinen Einsatz. Erst jetzt bemerke ich, dass Nele und Malte mich anstarren. Ich sehe sie nur kurz an und verschwinde dann in der Menge, bis ich direkt vor der Bühne stehe. Ich starre Phillip an und hole den Brief aus der Hosentasche. Ich falte ihn auseinander, sehe aber weiter auf die Bühne. Er beginnt zu singen und ich sehe auf das Blatt. Hey Kai, das letzte Lied heißt „Free Fallin’“ und wurde Ursprünglich von Tom Petty gesungen. Heute gibt es zig Coverversionen des Liedes, bei Gelegenheit zeige ich dir meine Lieblingscoverversion von „The Almost“. Das Lied ist mein absolutes Lieblingslied, deshalb habe ich es als letztes ausgewählt. Ich hoffe du bist nicht allzu sehr enttäuscht, dass ich dein „heimlicher Verehrer“ bin. Kannst du dich an den Abend erinnern, an dem wir uns fast geküsst hätten? Ich kann mich natürlich daran erinnern, aber ich habe gedacht, er wüsste es nicht mehr. Ich kann mich noch sehr gut an den Abend erinnern, denn nach diesem Abend hatte sich für mich viel verändert. Wie du ja schon weißt, mochte ich dich von dem ersten Abend an, an dem ich dich das erste Mal gesehen hatte, aber es ist etwas anderes, wenn man jemanden mag, oder man jemanden mag und man merkt, dass der andere auch nicht ganz abgeneigt wäre. Allerdings war ich zu feige mit dir zu reden. Also musste ich es irgendwie anders anstellen, da lag es nahe, etwas mit Musik zu machen, da Musik quasi mein Leben ist. Bitte lass uns reden, wenn du fertig bist mit arbeiten. Phil Ich muss grinsen, ich falte den Brief wieder zusammen und sehe zu Philipp auf die Bühne. Er sieht mich an und ich nicke einfach nur, wir werden nach Feierabend reden. Ich warte bis das Lied vorbei ist, ich klatsche nicht wie die anderen, sondern ich sehe Philipp an und grinse schief. Als ich zurück zu Bar komme grinste mich Nele breit an und boxt mir auf die Schulter. „Es ist Philipp.“, sagt sie mit hoher Stimme und ich verdrehe die Augen. „Ach was.“, sage ich und sie streckt mir die Zunge raus. Sie seufzt laut und stützt ihren Kopf mit dem Arm auf der Theke ab. „Das ist sooo romantisch.“, schwärmt sie und ich ziehe die Augenbraue nach oben. Müssen Frauen immer so theatralisch sein? Ich gehe wieder hinter die Bar und nehme die Bestellungen entgegen, aber beobachte Philipp zwischendurch, wenn ich einmal kurz durchatmen kann. Ich wäre wirklich nie darauf gekommen, dass Philipp es sein könnte, der mir die Briefe geschrieben hat. Ich wusste, dass er mich mag, aber ich wusste nicht, dass es in diese Richtung geht. Um kurz vor zwölf Uhr verabschiedet Philipp sich und die Band und die Jungs spielen noch ein letztes Lied. Die Leute applaudieren, als sie fertig sind und Phil lässt sich feiern. Seine Haare hängen ihm ins Gesicht und seine roten Lippen zaubern ein verschmitztes Lächeln auf seine Lippen. Er schlägt mit den Jungs ein und die 3 laufen von der Bühne und verschwinden hinter der Bühne. „Hey!“, ein Kerl fuchtelt mit seinen Händen vor meinem Gesicht herum. „Ich möchte ein Bier.“, sagt er und ich nicke, bevor ich mich wieder an die Arbeit mache. … zwei Stunden später. „Bis Morgen.“, nuschelt Nele müde vor sich hin. „Schlaf gut.“, sage ich und drücke Nele kurz an mich bevor sie sich an Malte klammert, der sie mit sich aus dem Club schleift. Nele hatte kaum etwas getrunken, aber mehr als sonst und sie war einfach keinen Alkohol gewohnt. Ich schließe hinter den beiden die Tür zu und ging zu der Sitzecke, in der Philipp auf mich wartete. „Hey.“, sagt er leise, ich lächele ihn an und setze mich ihm gegenüber. „Hey.“, sage ich und er grinst kurz nervös. Er starrt den Tisch an und knetet seine Hände, vermutlich ist es ihm jetzt peinlich, dass er sich mir so geöffnet hatte. „Danke.“, sage ich also, er sieht auf und guckt mich verwundert an. „Dass du dir die Mühe gemacht hast mit der CD und den Briefen.“, füge ich hinzu, seine Wangen werden rot und er grinst mich verlegen an. Ich habe keine Ahnung, über was wir reden sollen. Klar, gibt es jede Menge zu klären, aber eigentlich hatte er mir schon alles gesagt, oder besser gesagt geschrieben. „Warum hast du mir es nicht einfach gesagt, wenn du wusstest, dass ich dich mag?“, frage ich also, da das so ziemlich die einzig offene Frage ist. „Mir war klar, dass wir uns gut verstehen und das Sympathie vorhanden ist, aber nicht, ob es auch in die Richtung geht, in der ich dich mag.“, antwortet er leise und ich nicke. Es entsteht wieder eine kurze Pause. „Und, geht es in die gleiche Richtung?“, fragt er schließlich und ich muss schmunzeln. Dann zucke ich mit den Schultern und lehne mich zurück. „Ich weiß es nicht.“, entgegne ich und Phil nickt etwas enttäuscht. „Ich muss nach Hause.“, sagt er auf einmal und steht auf. So eine Dramaqueen, der Kerl kann mir doch nicht erst heute Morgen mitteilen, dass er in mich verliebt ist und jetzt sofort von mir verlangen, dass ich mich auf ihn stürze, auch wenn ich nicht ganz abgeneigt von der Idee bin. Ich stehe auf und schnappe mir meinen Pullover der neben mir liegt. „Gut, dann bringe ich dich eben nach Hause.“, sage ich und er sieht mich überrascht an. „Ich wohne gar nicht weit weg.“, will er sich herausreden, aber ich winke ab. „Umso besser, ich bin eh auch nur zu Fuß hier und draußen ist es arschkalt.“, lasse ich nicht locker und er grinst sogar ein wenig. Kaum zu glauben, aber ich hatte sogar ein schlechtes Gewissen, dass ich Philipp nicht sofort das geben konnte, was er sich erhofft hatte, aber so schnell geht das eben nicht. Ich bin auch nur ein Mensch und kann nicht von jetzt auf gleich bestimmen, in wen ich mich verliebe oder eben nicht. Wir kommen an die frische Luft und es ist wirklich sau kalt, schlimmer als heute Morgen. Phil holt schwarze Handschuhe aus seiner Jackentasche und zieht sie sich über die Finger, ich hingegen stecke, wie immer, meine Pfoten in die Hosentaschen. „Wie wohnst du?“, frage ich und er sieht mich an, als wäre ich völlig irre. „Wie, wie ich wohne?“, will er wissen und ich zucke mit den Schultern. „Na, WG, eigene Wohnung, oder bei Mama?“, beim letzten Vorschlag schlägt er mir gegen die Schulter und ich sehe ihn kurz böse an. „Wohngemeinschaft.“, sagt er und ich nicke interessiert. „Wie viele seid ihr?“ „Wir sind zu dritt, ich und zwei andere Jungs.“, erzählt er und fuchtelt dabei wild mit den Armen in der Luft herum. Auf einmal bleibt er stehen und ich laufe in ihn hinein, da er auch einen Schritt nach links gegangen ist und er vorher rechts von mir gelaufen war. „Wasn jetzt los?“, frage ich und Phil deutet auf das Haus. „Hier wohne ich.“ „Ach so.“, ist meine intelligente Antwort und er nickt. „Also dann.“, sagt er. „Also dann.“, wiederhole ich. Seine Wangen sind ganz rot und seine Lippen heben sich deutlich von seiner Haut ab, die hier draußen schneeweiß aussieht. Ich muss mir auf die Unterlippe beißen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. „Man sieht sich.“, knurrt er und ich nicke. Kann ich ihn jetzt wirklich einfach so gehen lassen? Wohl kaum. „Phil.“, so habe ich ihn bisher noch nie genannt, er sieht für mich mehr aus wie ein Philipp, als wie ein Phil, aber Phil hört sich irgendwie süß an und das ist er in diesem Moment allemal. „Mh-mh?“, macht er und bleibt in der Tür stehen. Vor der Tür ist ein kleiner Absatz, jetzt wo Phil darauf steht und ich vor ihm auf dem Bürgersteig ist er fast genauso groß wie ich. Ich gehe den einen Schritt, den ich von ihm entfernt stehe, und grinse schief. Er will zurückweichen, aber die Tür ist in seinem Rücken. „Sind hier irgendwo Mülltonen?“, frage ich, er sieht mich verwirrt an und schüttelt dann den Kopf. „Die sind auf dem Hinterhof.“, antwortet er und ich grinse noch etwas breiter. „Gut.“, sage ich, lege meine Hand in seinen Nacken und küsse ihn. Zuerst ziert er sich noch etwas, doch dann legt er seine Hand auf meinen Bauch und überlässt mir nicht mehr die ganze Arbeit beim Küssen. „Warte.“, fordert er auf einmal und ich will schon genervt stöhnen, aber er dreht sich nur herum, um die Haustür aufzusperren. Kaum sind wir im Treppenhaus, treffen unsere Lippen wieder aufeinander und wir stolpern die Treppe nach oben, bis wir endlich in Phils Wohnung sind. Wir schließen die Tür hinter uns und ich drücke ihn mit dem Rücken gegen die Wand. Phil ist ein guter Küsser, entweder er hatte schon reichlich Übung, oder er ist ein Naturtalent, dennoch reicht es mir nicht, ihn nur zu küssen. Ich dränge mein Knie zwischen seine Beine und ihm entweicht ein leises Stöhnen, das mein Vorhaben nur noch bestärkte. „Welches ist dein Zimmer?“, meine Stimme ist rau und kratzig, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Er legt eine Hand auf meinen Bauch und ich lasse mich von ihm in einen der Räume schieben. Zum Umsehen habe ich nicht wirklich Zeit, also schweift mein Blick nur kurz durchs Zimmer, um das Bett ausfindig zu machen. Ich drehe uns herum, sodass er mit dem Rücken zum Bett steht, dann ziehe ich ihm das T-Shirt über den Kopf und lasse meine Hände seinen Bauch und seinen Rücken sorgfältig erkunden. Mit einer Hand öffne ich erst seinen Gürtel und dann seine Hose und dränge ihn dann nach hinten, bis er sich auf das Bett fallen lassen muss. Ich ziehe mir ebenfalls das Shirt aus und werfe es zur Seite, bevor ich mich über ihn lehne. Einen ganz kurzen Moment halte ich inne und sehe ihn einfach an, seine Wangen waren noch röter als vorhin, seine Lippen waren leicht geöffnet und schrien danach wieder geküsst zu werden. Ich fahre ihn mit einer Hand über die Wange und durch die Haare, bis sie schließlich in seinem Nacken ruht. „Hast du Kondome?“, frage ich, er zögert kurz und nickt dann. Na bitte, der Tag ist gerettet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)