Soundtrack of Love von _stups_ ================================================================================ Kapitel 1: The Soundtrack ------------------------- Ich ziehe mir meine Schuhe an, schnappe mir meinen iPod und verlasse meine Wohnung. Während ich die Treppen hinunter laufe stecke ich mir die Ohrenstöpsel in die Ohren und schalte die Shuffel-Funktion meines iPods an. Draußen ist es noch dunkel, es ist gerade mal fünf Uhr, außer mir ist kaum jemand zu sehen. Ich vergrabe die Hände in den Hosentaschen, ziehe die Schultern hoch und fluche kurz. Junge, heute ist es echt arschkalt. Erst als ich bei dem kleinen Diner ankomme nehme ich meine Hände wieder aus den Taschen und hauche sie kurz an. Der weiße Nebel gleitet zwischen den Fingern hindurch und ist sofort wieder verschwunden. Ich öffne die schwere Glastür, gehe hinein und setze mich wie jeden Tag in die hinterste Ecke. Rosie, die Bedienung, begrüßt mich mit einem freudigen: „Guten Morgen, Kai.“. Ich nicke ihr zu und nehme meinen Kaffee, schwarz und ohne Zucker, entgegen, den sie mir in einem Pappbecher auf den Tisch stellt. Rosie ist eine eher zierliche Frau mit roten Haaren und vielen Sommersprossen. „Da draußen friert man sich ja den Arsch ab.“, fluche ich leise und presse meine abgefrorenen Finger gegen den heißen Becher. „Vielleicht wird es ja gegen Mittag besser.“, sagt sie und wirft einen Blick mit ihren, schmalen braunen Augen, nach Draußen. Dann sieht sie wieder in meine Richtung und lächelt mich erneut an bevor sie wieder verschwindet. Ich gehe seit über zwei Jahren jeden Tag hier her und inzwischen kennen fast alle Kellnerinnen meinen Namen und wissen, was ich jeden Morgen bestelle. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Jetzt ist es schon 20 Minuten vor fünf. Ich nehme einen Schluck aus dem Becher und das heiße Zeug verbrennt mir die Zunge. Um kurz nach fünf Uhr verlasse ich die kleine Sitzecke, werfe den Pappbecher in den Müll und lege eine zwei Euro Münze auf den Tresen. „Bis Morgen.“, knurre ich und Rosie nimmt das Geld vom Tresen. Kaum bin ich wieder an der kalten Luft verschwinden meine Hände wieder in den Hosentaschen. Als ich an dem Haus ankomme, indem ich wohne schließe ich die untere Tür auf und nehme die Post aus dem Briefkasten. Das Haus ist schon alt und die Fassade bröckelt von Tag zu Tag etwas mehr, aber ich bin im Großen und Ganzen zufrieden, vor allem weil mich meine Nachbarn in Ruhe lassen. Meine Wohnung befindet sich im Dritten Stock, eine zwei Zimmer Wohnung, aber die Zimmer sind groß und hell, genauso wie die Küche und das Badezimmer. Ich schließe meine Tür auf, ziehe die Schuhe aus und nehme meine schwarze Wollmütze vom Kopf. In der Küche lege ich die Post auf den Tisch, nehme einen kleinen Löffel aus der Schublade und den Babybrei aus dem Kühlschrank, mein Kühlschrank ist klasse, einer von diesen riesigen amerikanischen Dingern. Ich laufe ins Wohnzimmer, stelle den Babybrei kurz ab und ziehe die Rollladen nach oben, aber Draußen ist es immer noch nicht richtig hell. Ich sehe auf die Uhr. Vierzehn Minuten nach fünf. Ich nehme den Babybrei vom Wohnzimmertisch und laufe zu dem kleinen Terrarium, das auf einer weißen Kommode steht. Um Punkt Viertel nach fünf geht das Licht des Terrariums an, der Zeitschaltuhr sei Dank. Ich öffne den Deckel, nehme den kleinen Napf heraus und schaufle zwei Löffel Babybrei darauf. Kaum steht die kleine Schale wieder an seinem Platz kommt Gizmo aus seiner kleinen Höhle und macht sich über den Babybrei her. „Morgen, Dicker.“, sage ich und schließe das Terrarium wieder. Gizmo ist mein Taggecko und nicht mehr weg zu denken. Er ist zehn Zentimeter groß, seine kleinen Beinchen sind blau, genauso wie die kleinen Ringe um seine Augen, sonst ist er grün und hat gelbe und drei rote Flecken auf dem Rücken. Normalerweise frisst er kleine Insekten, aber hin und wieder bekommt er, Bananen oder Babybrei, damit er nicht zu dick wird. Ich gehe zurück in meine Küche, setze mich auf einen der Hocker, die an einem Tresen stehen und schau die Post durch. Eine Postkarte von meinem besten Freund Cody aus Spanien, meine Handyrechnung, Werbung von Discountern, obwohl auf meinem Briefkasten ganz fett „Keine Werbung“ steht, und eine Versandtasche, die schon zu platzen droht. Ich habe weder etwas bestellt, noch erwarte ich irgendwelche Geschenke. Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer öffne ich den großen Umschlag, auf dem kein Absender und auch kein Empfänger steht, er wurde also persönlich eingeworfen. Ich hole den Inhalt heraus. Eine CD, in einer Papierhülle, und mehrere Briefumschläge. Ich lasse mich aufs Sofa fallen, lege die CD auf den kleinen weißen IKEA-Wohnzimmertisch und zähle die Umschläge. 10 Stück, auf jedem steht in großen schwarzen Ziffern eine Zahl, handgeschrieben. Ich nehme die CD in die Hand, drehe sie mit den Fingern hin und her und stehe schließlich auf. Ich drücke auf den Knopf, dass mein CD Player die CD, die ich als letztes gehört hatte auswirft und lege diese auf den Schrank, auf dem der Kasten steht. Ich schiebe die CD in die Anlage und drücke auf »Play«. „Les den ersten Brief.“ »Pause«. Das war der erste Track. Wenn die alle so „lang“ sind, dann werde ich in 10 Minuten fertig sein. Ich nehme den Brief mit der Zahl eins und öffne den Umschlag vorsichtig. Der Verfasser hat eine ordentliche Schrift, schlicht, aber auch keine 0815-Schrift. Hallo Kai, du fragst dich bestimmt, warum du heute Morgen dieses Couvert in deinem Briefkasten gefunden hast. Die Antwort ist einfach, ich bin zu feige dir etwas zu sagen, also musste ich mir überlegen, wie ich es dir anders mitteilen kann. Ich habe eine Bitte an dich. Hör die alle Tracks ganz an und les immer den dazugehörigen Brief. Dir wird nicht gleich einfallen, wer ich bin, aber du kennst mich. Nicht sehr gut, aber wir kennen uns. Hör dir jetzt bitte den zweiten Track an. Ich werde nervös, einer in meinem Umfeld hat mir etwas zu sagen, aber traut sich nicht, ich bin nicht der Typ, mit dem man nicht reden kann, also muss es etwas ernsteres sein. Ich lege den Brief zur Seite und drücke bei der Fernbedienung wieder auf »Play«. Dieses Mal ist ein Lied, ich kenne es. 3 Doors Down – Landing in London. Ich nehme mir den nächsten Brief, öffne das Couvert und ziehe den Brief heraus. 3 Doors Down – Landing in London Das Lied kennst du, das weiß ich, denn es ist das Lied, das wir im Hintergrund hörten, als ich das erste Mal mit dir geredet hatte. Im >Black Shack< trat ein junger Mann mit seiner Gitarre auf, nachdem eine Band bis elf Uhr gespielt hatte. Außer uns waren nur noch ein alter Mann da, der an einer Bar saß und ein Mann, der seinen Kopf auf den Tisch gelegt hatte und vor sich herschnarchte, da er wohl etwas zu viel getrunken hatte. Ich hatte mich an die Bar gesetzt und ein Wasser nach dem anderen in mich hinein gekippt, um nicht nach Hause gehen zu müssen. Wir hatten nicht viel miteinander geredet, eigentlich habe ich nur alle 15 Minuten ein neues Wasser bestellt und gegen zwölf Uhr hast du mich gefragt, ob es mir etwas ausmachen würde, das nächste Glas wo anders zu trinken, damit du zumachen könntest. Daraufhin verließ ich den Club und lief durch die dunklen Straßen. In dieser Nacht schlief ich nur eine Stunde lang, da du mir nicht mehr aus dem Kopf gingst. Ich kann mich an den Abend erinnern, ein ruhiger Abend. Normalerweise machen wir erst gegen drei Uhr zu, aber da fast nichts los war beschloss ich einmal früher Schluss zu machen. Ich kann mich noch an den Jungen mit der Gitarre erinnern, da ich mich später noch mit ihm unterhalten hatte, aber an einen Kerl an der Bar kann ich mich nicht wirklich erinnern. Immerhin sitzen jeden Abend zig Leute an der Bar und kippen irgendein Zeug in sich hinein, das ich ihnen zusammen mixte. Warum ich weiß, dass der Absender der CD ein Kerl ist? Ganz einfach, Frauen baggern mich einfach an, aber ich lehne immer ab, immerhin stehe ich auf Kerle. Also muss es ein Kerl sein, vor allem mache ich kein Geheimnis daraus, dass ich schwul bin. Ich schiebe den Brief zurück ins Couvert, nehme den Umschlag mit der Nummer drei und hole den Brief heraus. Das Lied ist zu Ende, es entsteht eine kurze Pause und der nächste Song beginnt. Boys like Girls – Thunder Your voice was the soundtrack of my summer Do you know you're unlike any other? You'll always be my thunder, and I said your eyes are the brightest of all the colours. Ich war den ganzen Sommer so oft ich konnte im >Black Shack<. Meistens nur um dich zu sehen. „Your voice was the soundtrack of my summer“. Ich dachte mir, es ist nur fair, wenn auch du deinen eigenen Soundtrack hast, deshalb diese CD. „Do you know you're unlike any other?“. Jedes Mal, wenn du dich über einen Gast aufregst pocht eine Ader an deiner Schläfe. Bevor du etwas trinkst fährst du immer erst einmal mit dem Daumen über den Glasrand, an der Stelle, an der du trinken wirst. Wenn du gestresst bist fährst du dir ständig durch die Haare. „You'll always be my thunder, and I said your eyes are the brightest of all the colours.“. Manchmal sieht man, dass deine Augen braun sind, aber meistens sind sie ganz schwarz, so schwarz wie die Nacht und die Lichter, die sich in deinen Augen spiegeln, sind die Sterne. Ich lege den Brief auf den Tisch. Fahre ich wirklich jedes Mal mit dem Daumen über den Glasrand? In Zukunft würde ich öfter darauf achten. Ich drücke auf »Stopp« als das Lied zu Ende ist und sehe auf die Uhr. Es ist viertel vor sechs. Ich bin um halb sieben mit meiner besten Freundin verabredet. Ich stehe auf, nehme die CD aus der Anlage und hole meinen Laptop. Ich schalte den Kasten an und warte ungeduldig, bis er ganz nach oben gefahren ist, das Notebook ist erst ein halbes Jahr alt, aber ich habe jede Menge Dateien auf dem Kasten. Ich öffne das Laufwerk, lege die CD hinein und hole meinen iPod und das Verbindungskabel zwischen Computer und dem iPod. Als ich zurück komme, fragt mich der Computer, auf welche Art ich die CD öffnen möchte. Ich drücke auf den Ordner und öffne danach iTunes. Ich stecke den iPod an und warte kurz bis er das Gerät erkennt. Dann ziehe ich alle 10 Tracks auf den iPod und benenne das Album spontan mit „Soundtrack of Love“. Ich werfe den iPod aus, räume das Kabel wieder auf und fahre den Laptop herunter. Ich lege den iPod zu den Briefen und verschwinde erst einmal ins Badezimmer, um mich fertig zu machen. Um fünf nach sechs mache ich mich auf den Weg. Ich krame die Umschläge, die ich einmal in der Mitte zusammengefaltet hatte, damit sie in die Tasche passten, und den iPod aus der Hosentasche und suche den vierten Brief. Die anderen stecke ich in die Innentasche meiner Jacke. Ich hole den Brief heraus und stopfe den Umschlag in meine Hosentasche, dann stecke ich die Stöpsel in die Ohren und schalte das nächste Lied an. Ich falte den Brief langsam auseinander und fange an zu lesen. Gnarls Barkley – Crazy My heroes had the heart to lose their lives out on a limb. And all I remember is thinkin' I wanna be like them. Früher las ich jeden Tag Comics, meine Mum hatte oft Mühe, mich aus meinem Zimmer zu bekommen, wenn ich eins der neuen Batman Comics bekommen hatte. Vor drei Tagen beschloss ich, auch mal etwas zu wagen. Die CD und die Briefe an dich. Ich gehe selten Risiken ein, da ich es hasse, wenn etwas nicht so klappt, wie ich es möchte. Aber wenn ich jetzt nicht den Mut aufbringe dir endlich das mitzuteilen, dass mich schon so lange beschäftigt, dann würde ich es bereuen, denn dann würde ich nie wissen, ob wir eine Chance gehabt hätten. Ich laufe gegen eine Frau, die mir entgegen gekommen war. Ich entschuldige mich schnell, hebe ihr die Tasche auf und laufe wieder weiter, aber höre sie noch über mich schimpfen. Das würde mich verrückt machen. Deshalb auch das Lied „Crazy“. Jetzt im Moment, während du die Lieder hörst und die Briefe liest, fühle ich mich, als wäre ich von einem Hochhaus gesprungen und warte auf den Aufprall. Lass mich nicht zu stark auf den Asphalt knallen. Ich grinse schief. Ich habe immer noch keine Ahnung, wer dieser Kerl ist, aber seine Briefe haben etwas, das mir gefällt. So übel kann der Kerl gar nicht sein. Ich schalte den iPod ab, das nächste Lied werde ich mir erst anhören, wenn ich in der Bäckerei angekommen bin. Ich ziehe den Umschlag aus der Hosentasche, lege den Brief wieder hinein und stecke ihn zu den anderen in die Jacke. Ich überquere die Straße und laufe an einigen Geschäften vorbei, die noch geschlossen haben und wohl auch erst in ein bis zwei Stunden öffnen werden. Ich bin schon seit fast zwei Stunden wach, das ist normal für mich, aber ich finde es immer wieder faszinierend, wie lange es in der Stadt ruhig ist. Bis auf ein paar vorbeifahrende Autos ist immer noch kaum jemand unterwegs. Ich biege in eine Seitenstraße ab, gehe etwas schneller an den Mülltonnen und Türen vorbei und komme am Ende der Straße an. Ich befinde mich jetzt auf einer anderen großen Straße und überquere erneut die Fahrbahn, ich muss nicht einmal wirklich nach rechts und links schauen, da die Straßen leer sind. Auf der anderen Seite muss ich nur noch an einem Schuhladen vorbei und schon stehe ich vor der Bäckerei. Ich sehe auf die Uhr. Zehn Minuten vor halb sieben. So wie ich Nele kenne wird sie zu spät kommen, also habe ich noch genug Zeit für das nächste Lied. Ich betrete die Bäckerei und stelle mich an einen der fünf Stehtische die im hinteren Bereich des Ladens stehen. Die Bedienung lässt mich vorerst in Ruhe, sie weiß, dass ich erst bestelle, wenn Nele da ist. Ich hole die Briefe heraus, lege den richtigen auf den Tisch und stecke die anderen zurück in die Tasche. Die kleinen Stöpsel kommen wieder in die Ohren und ich schalte den iPod an. »Play«. Ich falte den Brief auseinander, streife ihn auf dem Tisch glatt. Brief Nummer fünf, ich bin fast bei der Hälfte angelangt. Paramore – You are the only exception And that was the day i promised I’d never sing of love If it does not exist But darling, You are the only exception … Ich schreibe Songs. Ich singe die Lieder die ich schreibe, aber ich habe noch nie eine Ballade geschrieben, geschweige denn gesungen. And up until now I had sworn to myself that I was content with loneliness ‘Cos none of it was ever worth with risk Ich habe seit zwei Jahren keinen Freund mehr gehabt, ich weiß das ist wirklich erbärmlich. Aber mein letzter Freund hat mich einmal betrogen, ich hatte ihm verziehen und er schlief noch einmal mit einem anderen Kerl. Beim zweiten Mal war er zu feige es mir zu sagen, also vergingen drei Monate, bis ich die beiden schließlich in meiner Wohnung beim Vögeln erwischte. Damals habe ich mir geschworen, auf den einen zu warten. Ich ging Kerlen regelrecht aus dem Weg, bis ich an diesem einen verregneten Abend ins >Black Shack< gegangen war. Oh man, dieser Kerl weiß, wie man jemanden dazu bringt schon fast rot zu werden. Das Lied ist zu Ende und Nele betritt die Bäckerei, ich nehme die Stöpsel aus den Ohren und stecke den Brief zurück ins Couvert. „Seit wann schleppst du deine Post mit dir rum?“, fragt sie, umarmt mich kurz und stellt sich zu mir. „Weil das hier nicht irgendeine Rechnung oder so ist.“, antworte ich und wedele mit dem Brief in der Hand vor ihren Gesicht herum. „Zeig mal.“, sagt sie und will mir den Umschlag aus der Hand reißen, aber ich ziehe ihn rechtzeitig weg. „Ich sag dir was es ist, aber nicht was drin steht.“, schmunzele ich und packe den Brief in die Jackentasche zu den anderen. „Und was ist das jetzt?“, fragt sie und ich grinse breit. „Heute Morgen war in meiner Post ein kleines Päckchen indem eine CD und 10 Briefe waren. Zu jedem Lied gibt es einen Brief, den ich mir dazu anhören muss.“, erkläre ich und sie pustet die Backen auf. „Und warum das Ganze?“, fragt sie und ich muss erneut grinsen. „Der Absender traut sich nicht mir persönlich zu sagen, dass er auf mich steht.“ „Was kann ich euch bringen?“, fragt die Bedienung, die zu unserem Tisch gekommen ist und ich schaue an ihr vorbei an die Theke. „Ein Schokocroissant.“, sage ich und lächle sie kurz an. „Zwei.“, sagt Nele und die Bedienung verschwindet wieder. „Von wem?“, fragt sie und ich zucke kurz mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Er sagt ich kenne ihn, aus dem >Black Shack<, aber ich sehe jeden Tag zig Leute im Club, mir kann nicht jeder auffallen.“ „Aber du musst doch wenigstens eine Idee haben.“, sie zieht ihre Jacke aus und legt sie neben sich auf den Boden, das war typisch Nele. Ich schüttele den Kopf und sie stöhnt enttäuscht. „Weißt du sonst noch was über ihn?“, die Bedienung kommt an unseren Tisch, stellt die Teller vor uns und Nele bestellt sich einen Kaffee. „Er ist Musiker.“, sage ich und reiße eine Ecke des Croissants ab. „Na super, im >Black Shack< spielen auch so wenig Bands.“, sie stützt ihren Kopf mit dem Arm auf dem Tisch ab, schnappt sich mit der anderen Hand das Croissant und beißt ab. „Was stand denn bis jetzt schon so drinnen?“, Nele ist so neugierig. „Zu privat.“, grinse ich und sie verdreht die Augen. „Wann musst du heute Abend Arbeiten?“ „Um fünf Uhr muss ich dort sein, um acht spielt die erste Band und die ganzen Sachen müssen aufgebaut werden.“, antworte ich und sie nickt. „Ich und Malte kommen heute Abend, auch wenn heute eigentlich mein freier Tag ist. Wenn dein Verehrer dort ist, will ich das nicht verpassen.“, sie grinst mich breit an. „Zum Glück bist du nicht neugierig.“, sage ich und verdrehe die Augen. „Das wäre ja schrecklich.“, sie reißt den Mund beim Reden auf. „Kaum auszuhalten.“, knurre ich und Nele nickt. Um 8:27 Uhr verabschiedet sich Nele von mir, die sich mit ihrem Freund Malte trifft und ich mache mich ebenfalls auf den Weg, aber nicht nach Hause. Bevor ich zurück in meine Wohnung gehe besorge ich noch schnell in der Tierhandlung ein paar Heuschrecken für Morgen für Gizmo zum Essen. Auf dem Heimweg fängt es an zu Regnen und ich laufe etwas schneller. In der Wohnung ziehe ich meine nassen Schuhe aus und gehe erst einmal duschen. Um viertel nach neun sitze ich wieder in meinem Wohnzimmer, die Briefe vor mir auf dem Tisch und die CD bereits im Player. »Play« Ich falte den Brief auseinander und muss grinsen, da das aktuelle Lied eines meiner Lieblinsglieder ist, ich habe es auch auf dem iPod, da ich die Band liebe. 30 Seconds to mars – 100 Suns I believe in nothing, not the end and not the start I believe in nothing, not the earth and not the stars I believe in nothing, not the day and not the dark I believe in nothing but the beating of our hearts Das war alles, was zu diesem Lied im Brief stand, aber eigentlich sagte das ja auch alles. Ich stecke den Brief zurück und nehme gleich den nächsten. Ich warte bis das Lied aus ist und falte dann den Zettel auseinander. Phillip Poisel – Wo fängt der Himmel an Zwanzig Briefe geschrieben, bis einer gut genug war für dich Es waren deutlich mehr als 20 Briefe, ich habe immer wieder von vorne angefangen, bei jedem einzelnen der zehn Briefe. Ich habe 4 Stunden gebraucht, um die Lieder auszusuchen und zwei weitere, um die richtigen Worte für die Briefe zu finden. Ich lege den Brief zur Seite. Nur noch zwei Stück. Der Kerl hatte sich wirklich Arbeit gemacht. Es ist halb elf und mittlerweile höre ich sogar von Draußen den Straßenlärm. Ich lehne mich zurück und höre mir das Lied zu Ende an, dann stehe ich auf und gehe zu dem kleinen Terrarium. Ich schiebe den Deckel ein Stück zur Seite und hole Gizmo heraus, der über meine Hand auf meinen Arm läuft. Dann gehe ich zurück zum Sofa, setze mich hin und öffne den neunten Brief. Gizmo klettert über meine Schulter, den Nacken und macht es sich dann in der Kapuze meines Pullovers bequem. CD springt auf Track 9 und ich fange an zu lesen. Grease 2 - Who’s that guy Wenn du bis jetzt noch nicht drauf gekommen bist, wer ich bin, wovon ich ausgehe, dann hast du dich mit Sicherheit zumindest schon gefragt wer ich bin. Wer ist dieser Kerl, der Liter weise Wasser in sich kippt, nur um bei dir an der Bar zu sitzen. Und wer ist der Kerl, der dir diese Briefe schreibt und sich, spätestens jetzt kann ich es nicht mehr leugnen, in dich verliebt hat. Zumindest in den teil, den ich von dir kenne. Es gibt nur neun Tracks auf der CD, vielleicht ist es dir schon aufgefallen. Warte mit dem zehnten, mit dem letzten Brief, bis ich dir sage, dass du ihn lesen sollst. Im nächsten Brief erfährst du wer ich bin. Ich falte den Zettel wieder zusammen, lege ihn ins Couvert, Gizmo krabbelt wieder auf meinen Arm und ich lehnte mich zurück. Also sehe ich ihn, wenn ich den letzten Brief lese. Hoffentlich lässt sich der der Typ nicht allzu lange Zeit, sonst drehe ich heute noch durch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)