Warum? von 7yati (Weil ich...ich bin.) ================================================================================ Kapitel 3: Ein paar Mal weinen ist ja gut, aber dann ist es genug ----------------------------------------------------------------- "Mensch, jetzt starr mich doch nicht so an, Key!" Selbst Ray schien es nun unwohl zumute geworden sein, wie lang hatte Keyla ihn jetzt schon so angeschaut? Doch woher konnte er wissen... "Lyra kannte dich einfach in- und auswendig. Eines Abends unterhielten wir uns darüber, wie du reagieren würdest, wenn sie tatsächlich sterben müsse und du es erführest. Sie konnte mir tatsächlich deine Gedanken auflisten: so viele schöne gemeinsame Erlebnisse, doch warum so viele Streits und dies und das...na ja..." Und dabei hatte Keyla schon gedacht, er wäre ein Gedankenleser...wann hatte sie wohl damit angefangen, zu fantasieren? "Aber du solltest auch mal an deiner Durchschaubarkeit arbeiten, deine Mimik hat in der Tat Bände gesprochen..." Bei Keylas verdutztem Gesichtsausdruck konnte Ray sich nicht mehr halten, er prustete los und ließ ein glockenhelles Lachen verlauten. Es kam aus tiefstem Herzen, das spürte Keyla, fast konnte man nicht glauben, dass ebendieser fröhliche, junge, schöne Mann erst vor kurzem seine Frau verloren hatte. Das verwunderte Keyla, und gleichzeitig machte es sie sehr traurig. Denn sie fürchtete, Lyra unrecht zu tun, wenn sie einfach so unbekümmert lachte. "Sie hat dich wirklich sehr lieb gehabt." Und Keyla wollte nicht mehr weinen, doch die Wunde in ihrem Herzen war zu frisch. Um diese zu heilen, würde sie Lyra vergessen müssen; das wollte sie um keinen Preis. Jetzt konnte sich auch Ray nicht mehr halten, als er bemerkte, wie Keyla erneut Tränen die Wangen herabkullerten. Doch im Gegensatz zu ihr, brüllte er los: "Jetzt reicht es aber, verdammt, reiß dich doch zusammen Keyla! Ich habe dir etwas Schönes erzählt, ja?! Da sollst du dich freuen, lächeln und nicht wieder anfangen zu weinen..." "Aber ich..." Er ließ ihr keine Chance. Doch fuhr er etwas sanfter fort. "Warte, ich rede jetzt, lass mich ausreden...bitte. Glaubst du, es ist für mich leicht gewesen? Meinst du, ich hätte nicht getrauert oder geweint? Da würdest du dich aber sehr irren, ich glaube ich habe sogar dem Regenwald geschadet mit den Massen an Taschentüchern die ich verbraucht habe...und weißt du, was mir dann aufgefallen ist? Dass es purer Egoismus ist, weswegen ich weinte, sie hatte keine Schmerzen und ich weinte auch nicht für sie, sondern, weil ich selbst so einsam war...schon abends, als ich noch neben ihr im Bett lag...musste ich weinen. Und jetzt hasse ich mich dafür. Aber was geschehen ist, das ist nun einmal geschehen. Und es mag Menschen geben, die wollen, dass man ihnen ewig nachtrauert, doch so ist Lyra nicht...gewesen, niemals. Sie war perfekt. Und wird es immer sein, wo auch immer sie jetzt ist. Wir haben getrauert. Doch jetzt ist es wieder gut. Sie würde wollen, dass wir glücklich werden, unheimlich glücklich, für uns und für sie. Und deshalb, ja deshalb...freue ich mich, dass es mir vergönnt war, sie kennen und lieben zu lernen..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)