Die Kinder des Waldes von Ricchan (~ Ein Märchen ~) ================================================================================ Kapitel 1: Rote Rosen --------------------- Die Kinder des Waldes – Rote Rosen Es war einmal ein kleines Mädchen, das lebte glücklich in einem kleinen Dorf mit ihren Eltern und Geschwistern. Es war sehr beliebt und schön anzusehen. Und wegen ihrer langen rosenroten Haare, die sich wie die Rosen im Wind bewegten, wurde sie von allen bald nur noch Rosa genannt. Das Mädchen mochte diesen Namen und tat alles dafür, dass sie ihn auch immer tragen würde. Deshalb verlies sie täglich ihr Dorf um auf einer schönen Wiese, die sie einmal entdeckt hatte, ein paar Rosen anzupflanzen und sie groß zu ziehen. Doch um zu dieser Wiese zu gelangen musste sie immer am Feenwald entlang gehen. Die Leute erzählten sich, dass die Feen, die dort lebten, jeden Menschen bei lebendigem Leibe aufaßen und man ihn deshalb nicht betreten sollte, aber die Kinder waren alle zu klug, um an solche Ammemärchen noch zu glauben. Nur die ganz kleinen versteckten sich immer in Mutters Schoß, wenn sie an dem Wald vorbei fahren mussten. Rosa glaubte schon daran, dass es in diesem Wald Feen gab, aber sie glaubte nicht, dass diese den Menschen etwas antun würden. Nein, dafür waren Feen viel zu nett. Das Mädchen hängte sich ihr Körbchen um den Arm, in das sie die Heckenschere und die Wasserkanne getan hatte und wollte sich auf den Weg machen, als ihr Vater sie noch einmal aufhielt. „Sei vorsichtig, meine Tochter, sprich mit niemandem den du nicht kennst und halte dich von den Soldaten und Söldnern fern! Sie sind schrecklicher zu Menschen als jegliche Feen es je sein könnten.“ „Jawohl, mein Vater, ich werde auf mich acht geben.“ Und so ging das Kind hinaus, verlies ihr Dorf und machte sich den Weg entlang, der sie sicher zu ihrer Rosenwiese führen würde. Es wurde bereits dunkel, als das Mädchen entschloss wieder zurück zu gehen. Der Weg war kaum mehr sichtbar, da die Baumwand des Feenwaldes das Licht schluckte, wie es sonst nur die Wolken taten. Und als sie sich gruselnd entschied etwas schneller zu gehen, standen sie plötzlich vor ihr. Zwei Söldner, in ihren braunen Uniformen gekleidet, die sie wahrscheinlich anderen gestohlen hatten, versperrten dem Mädchen den Weg. „Hallo kleines Fräulein.“, sprach sie der größere an, „Was machst du um diese Uhrzeit noch so allein hier draußen?“ „Sollen wir dich vielleicht zurückbringen?“, sagte der kleinere. „Oder du könntest mit zu uns kommen.“ „Wir beziehen momentan eine schöne Gaststube hier ganz in der Nähe.“ Das Mädchen wich zurück, als die Männer einen Schritt auf sie zu taten. Doch sie war nicht schnell genug. Die Söldner griffen nach ihrem Kleid, rissen an ihm, um sie am fliehen zu hindern. Doch das Kind kämpfte solange gegen die starken Arme der Männer, bis ihr Kleid in Fetzen zu Boden fiel. Dann rannte sie, hinein in den Feenwald. Die Söldner aber folgten ihr nicht. Sie hatten zu viel Angst vor den Geschichten, die man sich über diesen Wald erzählte, als das sie ihr hätten folgen können. Sie ließen das zerrissene Kleid einfach liegen und gingen, so als wäre nichts gewesen. Doch das Mädchen rannte weiter. Sie wusste ja nicht, dass die Söldner ihr nicht folgten. Sie lief einfach immer tiefer in den dunklen Wald hinein, bis ihre Füße bluteten und sie sich entkräftet zu Boden sinken ließ. Rosa weinte. Sie hatte Angst. Es war dunkel und unheimlich in diesem Wald. Trotzdem aber schloss sie ihre Augen und betete ihr Haupt auf das feuchte Moos der Wurzeln einer Eiche und schlief ein. „Rosa.“, erklang der glockenhelle Ruf durch den Wald und das Mädchen schlug erschrocken die Augen auf. Um sie herum war es hell. Viele kleine Lichter tanzten nah bei ihr, schenkten ihr Licht und Trost in dieser einsamen Nacht und brachten ihr Herz zum singen. „Was suchst du hier, Rosa?“, fragte eines der Lichter das Mädchen, dass nun noch mehr zu weinen begann. „Ich suche nichts. Ich habe mich verlaufen.“, gestand sie traurig. „Jetzt in der Dunkelheit werden auch wir den Weg nicht hinaus finden.“ „Aber du kannst doch bei uns bleiben, bis es Tag wird.“ „Ja, bleib bei uns.“ „Tanz mit uns, Rosa.“, riefen nun die kleinen Feen im Chor und von irgendwo her wehte plötzlich eine Melodie durch die Bäume. Völlig überwältigt von der Schönheit der im Wind tanzenden Feen stand das Mädchen auf und folgten den kleinen Wesen tiefer hinein in den Wald. Es tanzte die ganze Nacht mit ihnen um den Feenring und wurde trotzdem nicht müde. Es war eher so, dass sie immer glücklicher wurde umso länger sie tanzte. Und mit jeder Stunde, der sie dem Tag näher tanzten, kam es Rosa so vor, als würden die Feen größer werden und heller zu strahlen, oder war sie es selbst, die vor Freude und Glück anfing zu strahlen? Sie lachte und tanzte und als der Morgen in einem goldenen Rot zu glühen begann, war Rosa selbst zu einer Fee geworden. [Ende] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)