Du und Ich von _t_e_m_a_ ================================================================================ Kapitel 4: Der Abschied naht ---------------------------- „Hallo, Haruko-san!“ Winkend trete ich auf die Terrasse und Haruko entgegen. „Hallo Schätzchen! Ist ja wieder eine Ewigkeit her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben!“, sagt er fröhlich und umarmt mich. „Haruko! Ich war doch erst letzten Sonntag da!“ rufe ich aus, obwohl es mir auch so geht. Mir kommt die vergangene Woche ewig vor, soviel ist passiert! „Und wen hast du da mitgebracht?“, fragt Haruko erfreut. Kieko. Noch etwas scheu, mit einem Lächeln im Gesicht, trittst du hinter mir hervor und gibt Haruko die Hand. „Junge, du musst etwas kräftiger zupacken!“, lacht Haruko nur bei deinem Handgriff. Da kommt schon Mayu mit dem Tee auf die Terrasse. „Haruko, ist er nicht ein lieber Junge, dieser Kieko?“, sie strahlt, als hätte ich dich als meinen Freund vorgestellt. Aber ich weiß genau warum sie so gut gelaunt ist… mein erster „Kumpel“ der in meinem Alter ist. Mayu freut sich total für mich. Ich erinnere mich jedoch, wie aufgeregt wir beide waren. „Bist du sicher das ich mitkommen kann?“ „Klar… Sie sind mir so wichtig, sie sollten auf jeden Fall so früh wie möglich erfahren, was ich vor habe… mit dir rumreisen, ich kann es immer noch nicht richtig fassen. Dass wird toll!“ „Du kannst immer noch da bleiben, wenn du willst“, sagtst du freundlich wie immer, es ist aber nicht in dem Tonfall gehalten der einem anzeigt >Ich möchte dich eigentlich nicht mitnehmen< sondern vielmehr verdeutlichtst du damit wieder, wie wichtig es dir ist, dass ich die richtige Entscheidung treffe. „Auf keinen Fall!“, rufe ich euphorisch, obwohl noch Zweifel in mir sind. Ich will dich fragen, warum du so nett zu mir bist, aber ich finde nie den richtigen Zeitpunkt… „Setz dich doch, Yui!“ Mayu zeigt auf den Platz neben Kieko auf der Bank. Vorsichtig setze ich mich neben dich, ich bin total aufgeregt. Okay, der erste Eindruck ist schon mal gut. Werden sie aber auch noch so glücklich sein, wenn ich ihnen gesagt habe, dass ich das Dorf verlassen will mit jemanden, den ich erst seit einer Woche kenne? Auch dir scheint es ähnlich wie mir zu gehen. Also erstmal über etwas belangloseres, und ich glaube in diesem Fall gibt es nur belanglosere Dinge, reden. Also, welches Thema? Mayu, meine Ausbildung ist jetzt zu Ende! Nein, das ist eine perfekte Einleitung zur Frage, was ich denn nun machen will… Der Tee schmeckt köstlich! Etwas sehr oberflächlich… Da spüre ich etwas in meiner Hand. Meine Kette, die mir Haruko geschenkt hat und ich mir vom Hals gerissen habe… bei der Aktion ist der Verschluss kaputt gegangen und die Kette lässt sich nicht mehr schließen. Eigentlich ist die Kette für mich nichts belangloses, aber es scheint das perfekte Thema zu sein.. „Haruko, mir ist der Verschluss meiner Kette, die du mir geschenkt hast, kaputt gegangen.“ Ich gebe sie ihm und er sieht sich sie an. Ich spüre wie du von mir zu Haruko schaut. Ja, die Kette… Der Anfang vom Anfang… „Das bring ich wieder in Ordnung“, sagt er lächelnd. Ich nicke dankend. Das Gesprächsthema hat ja sehr lange gehalten! Was nun? Essen. Am besten soviel, dass eine Konversation nur sehr stockend vorwärts kommt. Zum Glück ließen sich meine „Ersatzeltern“ es sich auch diesmal nicht nehmen, mich für meine Backkünste zu loben und du stimmt mit ein, wir beide denken nicht daran, auf was das hinauslaufen könnte… „Yui, bist du nicht mit deiner Ausbildung fertig?“, fragt mich Mayu fröhlich durch die bisherige Stimmung. Ich verschlucke mich an meinem Bissen und bekomme nur ein Nicken zustande. Scheint, als gebe es kein zurück mehr.. „Und, was willst du nun machen?“, fragt mich Haruko ahnungslos die befürchtete Frage. Ich spanne mich an und spüre, wie Kieko es ebenfalls tut. Du leidest sogar mit mir mit ..! Gut ich sage es, ganz unbefangen, weil ja hier um mich all die Menschen sitzen, die ich liebe und denen ich vertrauen kann. „Ich… möchte erstmal etwas Geld verdienen… vielleicht begleite ich danach Kieko.“ Das wars mit der lockeren Stimmung. Es herrscht Stillschweigen. „Wo reist denn Kieko hin?“, fragt Mayu leicht verwirrt. Mist, dass hatten wir ja noch nicht erwähnt… „Ich reise etwas umher um etwas von der Welt zu sehen, bevor ich mich irgendwo niederlasse. Wenn man sich erstmal niederlässt, kommt man ja nicht so schnell wieder weg“, meinst du und versucht uns dadurch zum Lachen zu bringen. Es ist zwar ein allgemeines Lächeln, aber auch dass du so gut wie möglich das Positiv in den Vordergrund gestellt hast, tarnt nicht die Tatsachen. „Bist du dir ganz sicher Yui, dass du das machen möchtest?“, fragt mich Mayu als wäre es beschlossene Tatsache. In ihrem Blick sehe ich die Sorge darüber, dass du und ich uns noch nicht so lange kennen. Auch wenn es sich anders anfühlen mag. „Als erstes bleiben wir eh noch eine Weile im Dorf und lernen uns besser kennen“, beschwichtige ich. „Ihr habt das also schon richtig geplant?“, fragt Haruko etwas traurig. Was sage ich nur darauf? So hilflos und schlecht habe ich mich bei den beiden noch nie gefühlt. Mit einem eher müden Lächeln drücke ich Harukos Hand und meine, um ihn etwas zu beruhigen und es nicht ganz so entgültigt aussehen zu lassen, wie es ist: „Sei nicht traurig, vielleicht bleib ich ja da und zurück komme ich auf jeden Fall!“ Als ich in Harukos Augen sehe, fällt mir es ein. Hatten die beiden nicht auch einmal eine Tochter? Ich habe sie noch nie gesehen, aber im Haus waren Bilder von ihr. Zuerst hatte ich gedacht, es wäre Mayu als sie noch etwas jünger war. Vermutlich hatte auch die Tochter versprochen, wieder zu kommen… „Du wirst bestimmt zurück kommen, Yui“, sagt Mayu lächelnd um auch Haruko aufzumuntern. „Bring uns ja etwas mit“, fügt sie lachend hinzu. „Ich gehe doch noch nicht heute!“, sage ich schnell, um etwas gegen die Aufbruchsstimmung zu tun. Mayu tut wirklich ihr möglichstest um mir zu helfen die Stimmung aufzuheitern, aber es will nicht klappen. Mein Blick fällt auf Kieko, du scheint unsichern zu sein, ob du etwas sagen soll oder nicht. Jedoch bin ich auch mit meiner geringen Schlagfertigkeit am Ende und weiß nicht, wie ich die Stimmung kitten will. Hoffentlich schafft es Mayu… Haruko lächelt uns an. „Na dann wünsch ich euch viel Spaß!“ Sie wissen nicht, wie sie mich davon abhalten können und das beschäftigt sie sehr, das sehe ich. „So, ich werde den Tisch abräumen! Yui, hilfst du mir?“ Gut das Thema gewechselt! Aber wir werden vermutlich in der Küche gleich wieder darauf zurück kommen… und Kieko bleibt bei Haruko zurück. Ob du das schafft, allein? Ich lasse dich nicht gerne zurück, aber ich weiß, du bist stärker als ich, dass wirst du schon überstehen. Ich stelle die Platte ab und schütte die Krümel in die Biomülltüte. „Yui, bist du dir sicher?“ Nur nicht sagen, dass du zweifelst… „Ja“, sage ich kleinlaut, weil mir einfach nichts bessers einfällt. Mayu seufzt. „Ich wusste, auch du wirst gehen, aber wenn es soweit ist, ist es soviel schwere als die Vorstellungen allein! Du bist wie eine Tochter für mich… ich möchte nicht wieder eine Tochter verlieren.“ „Mayu, du weißt nicht wie wichtig du mir bist! Ich werde dich nie vergessen!“ Ich gehe auf sie zu und umarme sie. Offensive ist das einzige, das mir bleibt. „Ach Yui.“ Sie erwidert meine Umarmung. „Ich mach mir nur Sorgen.“ Da kommst du mit den Servietten her rein. „Hier bitte, die lagen noch draußen.“ Ich versuche in deinem Gesicht zu lesen, wie dein Gespräch mit Haruko lief, doch ich kann keinen Hinweis erkennen. „Danke.“ Mayu nimmt sie dir ab. „Kümmere dich gut um Yui, ja?“ Am liebsten würde ich rufen, Mayu, dass tut er! Du kümmerst sich wirklich sehr gut um mich. „Das werde ich tuen.“ Mit deinem liebevollen Blick versuchst du Mayu davon zu überzeugen. Auch Haruko gesellt sich zu uns in die Küche. „Ich glaube, wir sollten los, morgen muss ich früh raus“, meine ich. So wie ich jeden Tag früh raus muss... Wir verabschieden uns und treten hinaus auf die Straße. Es ist seltsam, nicht allein das Haus zu verlassen. So fühle ich gar keinen Schmerz darüber, zu gehen. Vielleicht liegt es einfach auch daran, dass wir einer unangenehmen Situation entkommen sind. Ein Blick auf die Sonne verät mir, dass ich noch nie so früh gegangen bin. Ich seufze. Du drückst mich leicht an dich. „Du hast es geschafft.“ „Wir habens geschafft“, flüstere ich leise. Du nickst. Wir laufen los, Richtung Wiesen, da ich jetzt nicht schon nach Hause will und du… du spürst das vermutlich. ~ Woche um Woche vergeht, Mayu und Haruko haben sich an den Gedanken gewöhnt und es ist für mich Routine, nicht mehr allein zu sein. Jedoch denke ich regelmäßig daran zurück, wie es war, ohne Namine, die mit mir oft nach der Arbeit noch Tee trinkt und etwas redet und ohne Kieko der nun an meiner Seite ist. Das soll mich am Boden halten. Ich habe soviel mit anderen geredet, wie wahrscheinlich mein ganzes Leben bisher nicht. Es gibt nichts, was ich Kieko nicht erzählt habe und es gibt keinen Augenblick, in dem du nicht zuvorkommend zu mir war. Viel habe ich aber nicht von dir erfahren. Du weicht beständig diesem Thema aus. Fragst erneut nach mir oder redest über etwas anderes. Geschickt weichst du dem Thema aus. Als wölltest du für mich immer ein Rätsel bleiben. Nur dass du auf einem Bauernhof und nicht in einem Dorf groß geworden bist, konnte ich erfahren. Und ich dachte immer, die Leute von Höfen reisen nicht so gerne wie Dörfler. Ich frage mich, ob es richtig ist mit jemand alleine los zu gehen, über den man so wenig weiß. Willst du etwas verbergen? Doch dann schenkt Kieko mir wieder diesen Blick und alles ist wie weggewischt… Du wird seine guten Gründe haben. Nachdem die Wochen so verflogen sind, hat sich einiges an Geld in meiner Tasche angesammelt. Genug zum weiterreisen. Der Abschied naht. ~ „Schau mal Yui! Ich habe einen neuen Tee gekauft. Den können wir gleich mal testen, ob er gut schmeckt.“ Namine stellt die volle Kanne auf den Tisch und setzt sich. Nachdem ich mich neben ihr niedergelassen habe schenkt sie uns Tee ein und blickt mich erwartend an. Sie spürt, dass mich etwas beschäftigt. „Namine, ich hab dir doch von Kieko erzählt. Ich hab es dir bisher noch nicht gesagt… aber ich möchte mit ihm weiterreisen. Deswegen wollte ich auch etwas Geld verdienen, um es zu finanzieren.“ „Das ist doch schön. Es ist herrlich zu Reisen! Aber glaubst du, ihn gut genug zu kennen, um mit ihm auf die Reise zu gehen? So lange ist er doch noch nicht in unserem Dorf…“ „Ich hoffe… weißt du, ich fühle mich ihm so verbunden, als würde ich ihn mein Leben lang kennen. Aber natürlich hab ich etwas Zweifel… besonders weil er nicht über sich reden will.“ Meine ganze Unsicherheit schwingt in meinem Ton mit. Ich bin so froh, mich ihr endlich anzuvertrauen. Namine bleibt ganz ruhig, wodurch sie mich auch beruhigt. Eine ihrer tollsten Eigenschaften. „Weißt du Yui, mir ging es genauso als ich Shouta kennen gelernt habe. Zwar ist er im selben Dorf aufgewachsen wie ich, aber ich hatte nie viel mit ihm zu tun. Mir ging es wie dir – ich fühlte mich mit ihm so vertraut! Ich bereue meine Entscheidung von damals nicht, aber jeder Mensch ist anders. Es ist natürlich was anderes, ob er mit dir im Dorf aufwächst oder woanders und du nicht viel über ihn weißt – aber nach deinen Erzählungen von Kieko habe bei ihm auch ein ganz gutes Gefühl. Ich will nicht für dich die Entscheidung treffen, ich will dich nicht abhalten und ich will dich nicht überreden. Das musst du dir allein in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.“ Ich nicke. Am besten setzte ich mich auf meinen Balkon und tue genau das. Tatsu-chan sonnt sich neben mir während ich an jede Situation mit Kieko denke. Es gibt so viele Dinge die ich dich noch nicht gefragt habe, von unseren ersten Begegnung bis heute. Was wird die Zukunft bringen? Wenn ich hier bleibe? Wenn ich mitgehe? Du hast mir immer soviel Zeit gelassen, wie ich gebraucht habe. Du hast mich nicht gedrängt, zu lernen, offen zu sein. Du hast mich nicht gedrängt, anderen vertrauen zu schenken. Denn das würde alles nicht funktionieren. du warst geduldig und barmherzig mir gegenüber, nie aufbrausend. Dein Verhalten grenzt an Perfektion. Du wirst mir auch für diese Entscheidung meine Zeit lassen. Ich stehe auf, gehe hinunter und ziehe meine Schuhe an um zur Weide zu gehen, wie jeden Abend. Schon so lange gibst du mir Bedenkzeit. Wie viel Wochen sind schon vergangen? Ich kann sie nicht zählen… Der Sommer ist erreicht und damit der perfekte Start für eine Reise. „Hi Kieko.“ Ich hebe die Hand während ich auf dich zu gehe und mich neben dich setzte. All die Wochen warst du immer zuerst hier. Egal um wie viel Uhr ich komme, du bist da. Du bist da. Da, für mich. „Hallo, Yui-chan.“ Eine angenehme Stille umgibt uns. „Ich habe mich entschieden. Ich werde mit dir gehen.“ Ich lächle dich zurückhaltend an. Du scheinst dich zu freuen. „Wirklich? Bis du dir ganz sicher?“ „Ja, ich bin mir ganz sicher. Ich glaube, es gibt niemand besseres als dich, mit dem man unterwegs sein könnte!“ Jetzt kann ich mir ein offenes und erfreutes Lächeln nicht mehr verkneifen. Ich freue mich so. „Du kommst also mit?“ Du wirst etwas rot und scheinst immer noch etwas ungläubig, nicht zu verdenken, schließlich bist du bisher allein gereist. „Ja werde ich!“ Die Euphorie strömt durch mich hindurch, ich kann hier nicht mehr still sitzen und springe auf. „Kieko-kun, ich werde dich begleiten!“ „Du stehst ebenfalls auf. „Ich freue mich Yui! Das wird toll!!“ „Jaa!“ Ich falle dir um den Hals um danach herum zu hüpfen. „Ich reise mit Kieko um die Welt!“ Du strahlst wie noch nie. Ich habe die Richtige Entscheidung getroffen. ~ Am nächsten Tag, einem Samstag, packe ich. So schnell geht das! Am Montagmorgen reisen wir also ab… Morgen sehe ich das letzte mal Mayu und Haruko! Ich werde sie vermissen, genauso wie Namine. Jedoch kann ich nicht hier bleiben, es hat keine Alternative gegeben. Zum Glück! Ich will gar keine kennen. Denn ich werde das tun, was ich möchte und auf was ich mich so freue – zum ersten mal in meinem Leben! Der Samstag ist schnell rum, ich verbringe viel Zeit mit Namine. Am Montag werde ich mich wohl richtig von ihr verabschieden müssen. Als ich am nächsten Tag die Augen aufschlage, kann ich es nicht glauben. Der letzte Sonntag in meinem Heimatdorf. Was wird mich wohl in Zukunft erwarten? Es steht mir eine aufregende Zeit bevor! Freudig schwinge ich meine Beine aus dem Bett, stehe auf und eile zu meiner Zimmertüre, öffne sie und – blicke in Nanami's Gesicht. ______ Ich hoffe das Ende des chaps ist spannend :D bald kommt das neue 5. kapitel, es ist schon fast fertiiig~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)