Nichts ist endgültiger als der Tod von Phai8287 ================================================================================ Kapitel 4: ----------- „Gregory! Ich bitte sie!“ rief der Arzt da auf und wollte ihn aufhalten. „Zeigen sie doch Verständnis!“ Doch, als der Inspektor den vermeidlichen Betrüger festnehmen wollte und seine Handschellen zückte, machte dieser eine unglaubliche Feststellung. „Ihre Trauer ist nicht minder gering, wenn auch wesentlich älter. Ich würde an ihrer Stelle ganz ähnlich handeln!“ Verdattert sahen die dunklen Augen des Polizisten ihn an. „Was??“ „Ihre Frau.“, erklärte Holmes. „Sie starb vermutlich am Kindbett, wenn ich ihren Blick vorhin zu Judy richtig gedeutet habe.“, fuhr er fort. „Es ist schon eine kleine Ewigkeit her, denn ihr Finger hat den Abdruck des Eheringes nicht mehr. Dennoch tragen sie den Ring von ihrer verstorbenen Frau und ihnen selbst bei sich. Unter ihrem Hemd an einer Kette.“ Er fasste sich an den Kopf und schwankte, da ihm schwindelte. „Und auch wenn ich ihnen nicht sagen kann, wer ich wirklich bin, kann ich verstehen, warum und wovor sie ihren Freund schützen wollen!“ Lestrade schluckte und schwankte einen Schritt zurück. Waren diese Worte doch denen gleich, die Sherlock Holmes bei ihrer ersten Begegnung gesprochen hatte. „Sie… sie sind es wirklich…“ Keuchend wurde er inzwischen von dem Patient angesehen, der darauf wartete jeden Moment festgenommen zu werden. Watson trat da an seine Seite und stützte ihn vorsichtig. „Wären sie so freundlich und setzen sich mit Mycroft in Verbindung, um alles Rechtliche zu klären?“ Sprachlos nickte der Inspektor und zog sich dann mit einem gemurmelten: „Verzeihung“ zurück. „Ihre Frau wird glücklich sein, da sie sehen kann, wie sehr sie heute noch geliebt wird.“, hauchte Holmes Lestrade noch nach. Kaum war jener aus der Tür wurde Holmes vorsichtig in Watsons Arme gezogen. „Ich bin noch hier...“, hauchte der Ältere ungläubig und ließ sich halten. „Und sie bleiben hier“ versicherte Watson ihm erleichtert. Da gaben Holmes Beine unter ihm nach und er sackte in den Armen seines Arztes zusammen. „Vorsicht, Vorsicht, lieber Freund!“ Watson hielt ihn fest und trug ihn beinahe zurück zum Bett. „Ich bin froh!“, nuschelte er in seinen Armen. „Jetzt kann sie keiner mehr weg nehmen“ versicherte der Jüngere und konnte gar nicht anders als einen Kuss auf den schwarzen Schopf zu drücken. In den folgenden Tagen kümmerten sie sich ausschließlich um die körperliche Genesung des Detektiven und als es diesem besser ging, konnte ihn keiner mehr im Bett halten und er wollte mit Judy in den Hof zum spielen. Wie eine Übermutter stellte Watson ihm einen Lehnstuhl nach draußen und hielt auch eine Wolldecke für ihn bereit. „Überanstrengen sie sich nur nicht! Ihre Rippen brauchen dringend noch Schonung!“ „Aber Daddy! Du lässt ihn aussehen wie einen alten Mann!“, beschwerte sich da seine Tochter, die auf Holmes Schoß klettern wollte. „Ich passe nur gut auf ihn auf!“ verteidigte sich ihr Vater mit vor Verlegen geröteten Wangen. Da kicherte Judy und kuschelte sich an ihren Gast, immer auf Vorsicht bedacht, da sie wusste, dass er noch Schmerzen hatte. „Du siehst aus wie Mrs. Johnson, die ihren Mann anguckt!“, erzählte sie von ihren frisch verheirateten Nachbarn. „Judy!“ brüskierte sich ihr Vater da und wurde noch röter. Da schmunzelte Holmes und strich seiner Prinzessin sanft durch die blonden Locken. „So etwas sagt man nicht, meine Prinzessin! Es gibt Menschen, die so etwas falsch verstehen und dann bekommen dein Daddy und ich Ärger.“, versuchte er ihr die aktuelle Gesetzeslage zu erklären. Die Kleine blinzelte ihn verwirrt an. „Wieso?“ „Weil...“ Hilfe suchend sah Holmes zu Watson. „Eben nur Mann und Frau einander so ansehen dürfen.“ „Warum?“ „Das erklärt dein Daddy dir, wenn du älter bist und es wirklich verstehen kannst.“, versprach Sherlock nun. „Ok!“ Fröhlich und unbedarft, wie es nur ein Kind sein konnte hüpfte sie von seinem Schoß, um mit ihrem Ball zu spielen und ruhig sah er ihr nach. „Sie ist ein wahrer Sonnenschein!“ „Sie ist ein Engel“ korrigierte Watson sanft. Er wurde mit einem neugierigen Blick betrachtet. „Sie haben noch Hoffnungen, sehe ich das richtig?“ Wieder wurde der Jüngere verlegen. „Kann man mir das verdenken? Wo ich so lange allein war…“ „Und wenn ich nicht mehr das Richtige für sie bin?“, fragte der Ältere sanft. „Werde ich damit leben müssen“ erklärte Watson tapferer als er sich fühlte. „Es wird ihnen nicht gut tun!“, stellte Holmes fest und sein Blick wurde besorgt. „Der Inspektor hatte Recht, als er meinte, sie haben bereits zu viel durch gemacht!“ „Daran ist nun nichts mehr zu ändern. Ich habe viel erlebt und viel überstanden.“ Abwesend strich Watson sich über die linke Schulter. Tief bewegt griff Holmes nach seiner Hand und zog sie zu sich. „Ich weiß von nichts. Aber sie bewegen mich! Vielleicht...“ Ja?“ Hoffnungsvoll sahen ihn blaue Augen an. „Ich will und kann ihnen nichts versprechen!“, wollte der Ältere sofort klarstellen. Vor allem da er sich selbst nichts kannte. „Aber ich würde gern...“ Auffordernd sah Watson ihn an, der nervös seinen Stock umklammerte. „Vielleicht möchten sie ja... also... mit mir essen gehen?“, beendete Holmes dann sein Angebot. Ein Strahlen breitete sich auf dem Gesicht des Jüngeren aus. „Liebend gern!“ „Ich freue mich darauf!“ Holmes ließ ihn los und sah nun auf Judy, damit sie sich nicht vernachlässigt fühlte. Mit klopfendem Herzen ließ Watson sie dann im Hof allein. Es dauerte noch einige Tage bis es Sherlock Holmes körperlich so gut ging, dass er das Haus ein erstes Mal verlassen durfte und es sollte in die Baker Street gehen, in das Haus, das sein altes zu Hause darstellte. Unruhig zog er sich daher seinen Kragen zurecht, bevor er sich sein Halstuch umband. Es waren Handlungen, die er einfach so tat, ohne nachzudenken und so sah er schließlich aus wie der berühmte Detektiv. „So können sie jetzt nicht mehr leugnen Sherlock Holmes zu sein!“ erklang da die Stimme der Person, die ihn begleiten sollte. Er wurde mit einem nervösem Blick bedacht. „Ich bitte sie, das zu unterlassen!“ Irgendwie angegriffen wich Watson einen Schritt zurück. „Verzeihen sie… ich wollte sie nicht unter Druck setzen…“ Holmes Gesicht sprach aber davon, dass er sich regelrecht in die Person des verstorbenen Sherlock Holmes gedrängt fühlte, auch wenn er nun versuchte zu lächeln. „Lassen sie uns etwas mehr Zeit.“, bat er und öffnete die Haustüre um auf die Straße zu treten. Watson trat neben ihn und musste sich zügeln nicht nach seinem Arm zu greifen. „Lassen sie uns ein paar Schritte gehen, bevor wir eine Droschke anhalten.“ „Gern, das wird mir gut tun!“, stellte der Ältere fest und lächelte nun aufmunternd, als er sich den Weg zeigen ließ. „Daran dachte ich auch. Bewegung hat noch nie geschadet.“ „Ich hab etwas Angst.“, gestand er und sah den Jüngeren an. „Sie setzen bestimmt viele Hoffnungen an diesen Tag.“ Beschämt senkte der Jüngere den Blick, denn leugnen konnte er nicht, dass er sich mehr als alles in der Welt wünschte, dass der Besuch in ihrem alten Heim etwas bewirken würde. „Sie scheinen viel unter meinen Hoffnungen leiden zu müssen und dass, wo ich mich immer als Mann gesehen habe, der sich gut im Griff hat.“ „Ich glaube, mir ginge es an ihrer Stelle nicht anders!“, versuchte ihn der Schwarzhaarige zu beschwichtigen. „Es ist nur, dass sie mich damit wirklich erreichen und ich es mir um Ihretwillen wünsche. Ich möchte der sein, den sie in mir sehen. Aber ich weiß nicht, ob das, was sie und ich wünschen real ist und daher befinde ich mich in einem Zwiespalt, der mich in eine Ecke drängt.“, erklärte er was in ihm vorging. „Dann will ich mich bemühen, mich mehr zu fassen, damit sie einfach nur der sein können, der sie sind. Wer auch immer das sein mag.“ Holmes blieb offen und nickte. „Ich danke ihnen auch wenn mir ein Gefühl sagt, dass ich ihnen damit weh tue und das nicht möchte.“ „Machen sie sich keine Gedanken. Wichtig ist doch nur, dass sie wieder richtig gesund werden!“ versicherte Watson ihm und winkte nun eine Droschke zu ihnen. Als sie in diese einstiegen, streifte Holmes liebevoll seine Hand, bevor er sich setzte. „Ich hoffe die Dame des Hauses wird sich nicht erschrecken, wenn sie mich sieht.“ Sein Herz zur Ruhe rufend, lächelte Watson ihn an. „Keine Sorge, ich ließ Mrs. Hudson vorwarnen. So einen Schrecken würde sie mir nicht verzeihen.“ „Mrs. Hudson.“, wiederholte Holmes den Namen um ihn sich zu merken. „Und was habe ich zu erwarten?“ Watson schmunzelte. „Sie ist eine liebe ältere Dame, die allerdings erwarten wird, dass sie gleich das Haus in die Luft jagen.“ Sein Gegenüber verschluckte sich und bereute es sofort, da ihn der Brustkorb schmerzte. „Bitte was?“ Kichernd winkte der Arzt ab. „Sie werden es sehen!“ „Und was erwartet mich von meinem alten Leben?“, fragte Holmes nun vorsichtig. „Ich muss gestehen, dass ich über drei Jahre nicht mehr in der Baker Street war, aber Mycroft versichert, dass er alles beim alten gelassen hat. Uns erwartet also Chaos.“ Watson wurde mit gerunzelter Stirn betrachtet. „Das glaube ich aber nun nicht!“ Der Doktor grinste ihn verschmitzt an. „Lassen sie sich einfach überraschen!“ Und das tat er auch und beäugte das Haus in der Baker Street von außen ganz genau, als sie es erreichten. Watson hoffte, dass der Anblick Erinnerungen in ihm weckte, wollte ihn diese Erwartung aber nicht spüren lassen. „Lassen sie sich von der ordentlichen Fassade nicht täuschen!“ Er wurde mit einem Schmunzeln betrachtet. „Ich bin um ehrlich zu sein neugierig, wie es im Innern aussieht!“ „Dann lassen sie uns klopfen und nachsehen!“ Nur wenige Minuten später öffnete ihnen Mrs. Hudson die Haustüre und erblasste. Überwältigt von Trauer und Freude fasste sie sich an die Wangen, bevor sie die Herrn ins Haus bat und Holmes über glücklich umarmte. „Sie leben!“ Watson erbarmte sich ihm bald und zog die ältere Frau von ihm weg. „Mrs. Hudson, so lassen sie den armen Mann doch ankommen!“ Verlegen wusch sie sich die Tränen mit einem Taschentuch fort. „Bitte verzeihen sie! Aber... ich bin so glücklich! Ich dachte doch wie alle, dass sie tot sind!“ Ebenso verlegen wandte sich der Hausherr ab und hielt sich den Brustkorb. „Ich ähm... hallo, Mrs. Hudson...“ Gerührt faltete die ältere Dame die Hände vor der Brust. „Sie sind immer noch so ein lieber Junge! Aber kommen sie nur herein und setzen sie sich etwas ans Feuer, ich bringe ihnen dann den Tee nach oben, so wie früher!“ „Sehr gern.“, erwiderte Holmes schüchtern und sah sich um. Nicht wissend, wo er jetzt hin musste. Da wurde sanft sein Arm genommen und er die Treppen hinauf geführt. „Danke!“, flüsterte er Watson zu und ließ sich führen. Jener lächelte ihm nur zu und führte ihn in den ersten Stock und dort zu einer Tür. „Unsere ehemaligen Wohnräume.“ Fast zögerlich öffnete Holmes die Tür und trat sofort ins Wohnzimmer. Ein wirklich chaotischer Raum strahlte ihm auf den ersten Blick entgegen. Doch für den Detektiv eröffnete sich sofort eine Welt, die großes Vertrauen für ihn ausstrahlte. Langsam schritt er nun durch das Zimmer und befühlte vorsichtig den ein oder anderen Gegenstand, an dem er vorbei kam. „Ich hatte mal überlegt alles zu sortieren und katalogisieren, aber…“ Watson brach ab und sah sich wehmütig die Unordnung an. Aber Holmes begann sofort sein altes Ich zu verteidigen. „Es hat seine Ordnung und seinen Platz. Alles ist so richtig.“ Er ging weiter und erreichte eine Violine. Ganz automatisch griff er danach und sah sich weiter um. „Das haben sie immer gesagt und die arme Mrs. Hudson ist immer ganz wahnsinnig geworden, weil sie nicht putzen konnte.“ Langsam begann Holmes auf der Violine herum zu zupfen, während er nickte. „Das ist hier alles ganz offensichtlich, wo was hingehört. Es gibt Ablage, Informationen, Lernutensilien und all so etwas. Alles so, wie es wohl am meisten gebraucht wird.“, erklärte er ruhig. „Und manches ist bloß ein vergessenes Experiment!“ ergänzte Watson, der bei dem Anblick von Mann und Instrument, schlucken musste. Sein Freund bekam Kopfschmerzen und ging deshalb vom Zupfen zum richtigen Spielen über. Dabei begann er mit wilden, verwirrten kurzen Takten. „Experiment? Ich war also ursprünglich Chemiker?“ Watson entwich ein wehleidiges Schmunzeln. „Das habe ich mich am Anfang auch gefragt! Sie haben zwar einiges Studiert, aber nie einen Abschluss gemacht. Sie wollten immer schon beratender Detektiv werden.“ Die Takte wurden zu einer Melodie, die der Arzt gern mochte. „Ich bin also jemand, der alles abbricht und sich gut verkauft.“ „Nicht doch. Sie sind jemand, der das Studium genutzt hat, um all das zu lernen was er brauchte. Die Scheine brauchten sie dann nicht mehr.“ Mitten im Lied brach Holmes ab und begann sich in eine dunkle Ecke des Zimmers zu ziehen. „So...“ „Es ist seltsam…“ Watson trat zum Kamin und setzte sich in ‚seinen Sessel’. „Ich wohne schon so lange nicht mehr hier und trotzdem fühle ich mich immer noch heimisch.“ „Man kann es sehen!“ Zärtlich legte Holmes die Violine weg und ließ sich auf dem Boden nieder um sich den Kopf zu halten. „Sie lieben diesen Ort!“ Watson nickte. „Viele Jahre war er mein zu Hause.“ „Es ist noch ihr zu Hause!“, keuchte es feststellend aus der Ecke und Holmes schloss krampfhaft die Augen. „Holmes?“ Besorgt drehte Watson sich zu ihm um. „Geht es ihnen gut?“ „Mein Kopf!“, keuchte der weiter und öffnete seine Augen nicht. „Er tut so weh!“ Schnell kam der Arzt an seine Seite und lotste ihn zu dem anderen Sessel. „Setzen sie sich und lehnen sie sich etwas zurück.“ Doch der Detektiv blieb verkrampft, nicht wissend, wohin er gerade geführt wurde. So wurde er mit sanfter Gewalt in den Sessel gedrückt. „Atmen sie tief durch. Ein und aus atmen, ein und aus.“ Und das tat Holmes auch, selbst wenn er dabei zitternde Geräusche von sich gab. „So ist es gut.“ Dem Älteren wurde über den Kopf gestrichen. Nach einigen Minuten öffnete Holmes seine Augen wieder und sah verunsichert zu Watson auf. „Es tut so weh!“ „Versuchen sie einfach an nichts zu denken und atmen sie ruhig, dass sollte helfen“ bemühte Watson sich, ihm zu helfen. „Ich will hier raus!“, stellte der Patient leise fest, sich sicher seiend, dass das Haus der Grund für seine Kopfschmerzen war. „Es ist wie als ich bei ihnen wach wurde und sie so viel gesagt haben!“ „Wollen sie sich vielleicht etwas hinlegen? Ihr Bett ist gleich nebenan.“ „Bitte...“, hauchte Holmes leise und kniff seine Augen wieder zusammen. Nun wurde ihm aus dem Sessel geholfen. „Kommen sie. Ein wenig Ruhe und die Kopfschmerzen sind verschwunden.“ „Danke...!“ Er ließ sich führen und spürte bald, wie er auf ein sehr weiches Bett gesetzt wurde. Vorsichtig fühlte er die Kissen und Decken und bekam sogar ein sanftes Lächeln. Ihm wurde aus den Schuhen und dem Jackett geholfen. „Kommen sie nur zur Ruhe, dann ist alles etwas besser.“ Als er lag, kuschelte sich Holmes richtig in die Kissen. „Das Bett ist äußerst bequem!“ Watson schmunzelte, was in seiner Stimme mit schwang. „Ich weiß.“ Sofort errötete sein Freund. „Heißt das, wir haben... hier auch...?“ Verlegen kicherte der Jüngere. „Wo nicht?“ „Würden sie mich bitte etwas allein lassen?“, bat Holmes nun leise. „Natürlich. Schlafen sie sich nur gesund!“ Einige Stunden später betrat Holmes wieder das Wohnzimmer in der Baker Street. Er hatte geschlafen und dennoch hatte er weiterhin Kopfschmerzen. Außerdem hatte er seltsame Träume gehabt, die ihn auch hin und wieder haben schreien lassen. „Sie sind noch hier?“, stellte er dann ruhiger fest und lächelte Watson an. „Natürlich!“ erklärte jener sofort. „Ich konnte sie doch nicht einfach alleine in fremder Umgebung lassen.“ Holmes lächelte und ließ sich in einem Sessel nieder. „Das ist sehr nett von ihnen!“ „Das ist doch selbstverständlich!“ erklärte Watson ihm freundlich. „Wollen sie etwas Tee?“ „Gern!“, erwiderte der Ältere und versuchte sich nicht weiter im Raum umzusehen. Watson schenkte ihm ein. „Zwei Stück Zucker?“ „Bitte!“, bestätigte Holmes und begann seinen Tee umzurühren, als der Zucker in diesen gefallen war. „Ich hoffe sie haben sich nicht gelangweilt, als ich schlief.“ Verneinend schüttelte der Arzt den Kopf. „Ich habe die Zeit genutzt mich etwas umzusehen. Es scheint, als habe Lestrade ihre neuen Papiere herbringen lassen.“ „Also heiße ich nun offiziell Sherlock Holmes.“, stellte der Detektiv emotionslos fest. Betreten sah der Jüngere ihn da an. „Ist ihnen das nicht recht?“ „Ich weiß nicht, wer ich bin, ich weiß nicht, ob mir das recht ist!“, erklärte er ruhig. Schweigend senkte Watson den Blick. „Sie müssen sie ja nicht annehmen…“ „Das möchte ich auch nicht!“, erklärte Holmes. „Noch nicht... Bis ich auch selbst irgendwie etwas von all dem glauben kann.“ „Das ist natürlich verständlich.“ Auch wenn Watson sehr unterstützend war, wünschte er sich selbst nichts sehnlicher, als dass dieser endlich begriff wer er war. Denn so schwebte, wie eine böse Vorahnung, die Angst über ihm, dass der Ältere es sich anders überlegen könnte und wieder verschwand. „Danke!“, lächelte sein Gegenüber und trank den Tee. Dann ging er aber wieder auf den Arzt zu, auch wenn es ihm widerstrebte. „Vielleicht können wir ja ein paar Dinge hier durchsehen...“ „Gerne! Ich will ihnen bei allem behilflich sein!“ Nun besserer Laune sah Watson den Anderen an. Der sah sich überlegend um. „So wie ich mich fühle, sind die persönlichsten Dinge in der hintersten Ecke...“ „Und sie sind dabei an den merkwürdigsten Plätzen versteckt“ stimmte Watson ihm zu. Holmes legte den Kopf schief. „Was meinen sie?“ „Sehen sie den Pantoffel?“ Watson deutete zum Schreibtisch, auf dem jener lag. „Darin ist ih… der Tabak.“ Sofort wurde der Detektiv hellhörig. „Tabak?“ Das begeisterte ihn und er erhob sich. „Gibt es auch Pfeifen?“ „Wenn sie sie finden!“ lachte der Jüngere und ließ ihn suchen. Tatsächlich konnte sich Holmes da für seine eigenen Sachen begeistern und begann zu suchen. Ruhig räumte er einige Papierstapel um und benannte sie unbewusst. „So kann das nicht sein! Guten Tabak würde ich mit Genuss rauchen, während billiger Tabak für alles Mögliche da wäre... Also könnte die passende Pfeife dafür...“ Er ging weiter durch den Raum. Blaue Augen folgten ihm neugierig und der Geist dahinter notierte sich alle Dinge, an die sich der Andere scheinbar erinnerte. Schließlich fand Holmes die Pfeife und kam begeistert mit jener und dem Pantoffel samt Füllung zurück. Dann roch er daran und grinste breit. „So guten Tabak habe ich noch nie geraucht! ... Glaub ich zumindest...“ „Es ist auch der, den sie immer am liebsten hatten“ erklärte Watson und musste den Blick abwenden. So stopfte sich der Schwarzhaarige die Pfeife und entzündete sie. „Ahhh! Die ist echt gut!“ „Es ist schön, dass ihnen hier etwas gefällt!“ „Möchten sie auch?“, fragte Holmes jetzt sanft lächelnd nach. „Nein danke, er ist mir zu stark.“ Watson zog ein Etui hervor, indem er seine Zigaretten aufbewahrte. Als er sich eine davon nahm, ansteckte und die ersten Züge inhalierte, beobachtete Holmes ihn dabei fasziniert. Der Arzt genoss für einen Moment einfach nur seine Zigarette, bevor er Holmes anlächelte. „Geht es ihnen denn besser, wo sie sich ausgeruht haben?“ Graue Augen blinzelten und dessen Besitzer sah Watson benommen an. „Bitte?“ „Wie geht es ihrem Kopf?“ fragte der Arzt noch einmal nach. „Es geht ihm besser, ich habe den Schmerz großteils unter Kontrolle. Danke der Nachfrage.“, lächelte Holmes und genoss jetzt ebenfalls seine Pfeife. Watson nahm einen kräftigen Zug und blies dann langsam eine dichte Wolke aus. „Das ist gut zu wissen.“ Und wieder klebten die Augen des Älteren an ihm, weshalb sich dieser über die Lippen leckte. „Wollen sie mir nicht erzählen, was ich außer diesen Mordfällen getan habe?“ Watson nahm einen weiteren Zug, bevor er antwortete. „Nicht sonderlich viel. Sie haben nach Wegen gesucht, um Verbrechen besser aufklären zu können. Sie haben zum Beispiel eine Methode gefunden, um Blutflecken nachzuweisen! Sie lieben Musik und besuchen gerne Konzerte und Opern, wenn sie sich dazu durchringen können. Selten verschlägt es sie auch in die Untergrund Boxringe von London.“ „Davon habe ich aber letztens nichts bemerkt...“, scherzte Holmes und nahm ebenfalls einen weiteren zu, wobei er unbewusst zitterte. „Und sie? Was machen sie?“ „Nun, neben unseren kleinen Abenteuern hatte ich irgendwann meine Praxis und das Schreiben.“ Verlegen kratze Watson sich am Kopf. „Ich habe einiges was wir erlebt haben niedergeschrieben und sogar veröffentlicht.“ „Dann sollte ich es lesen!“, stellte Holmes lächelnd fest und taxierte den Arzt erneut mit seinen Blicken. „Erwarten sie nicht zuviel, ich bin nicht sonderlich talentiert“ erklärte der Jüngere da sofort beschämt darüber, wie oft der Andere früher seine Werke zerrissen hatte. „Das habe ich ihnen wohl eingeredet!“, bemerkte der sofort und lächelte entschuldigend. „Urteilen sie, nachdem sie sie gelesen haben!“ grinste der Jüngere. „Versprochen!“, entgegnete Holmes und wandte gerötet seinen Blick ab. Der Arzt drückte seine Zigarette aus. „Seien sie nur nicht zu kritisch mit mir. Sie müssen bedenken, ich bin Arzt, kein Schriftsteller!“ Bevor er seine Hand aber zurück ziehen konnte, griff Holmes nach ihr und hielt sie fest. „Ich werde einfach ehrlich sein!“, versprach er danach. Auch seine Hand wurde ergriffen. „Ja, dazu neigen sie.“ Die Finger begannen sich gegenseitig zu streicheln, als Holmes ihren Blickkontakt hielt. „Ich denke, das ist eine gute Art zu leben...“ „Es ist die beste Art…“ stimmte der Jüngere lächelnd zu. Holmes beugte sich ihm entgegen. „Möchten sie noch eine Rauchen, mein lieber Watson?“ Der Arzt begann zu grinsen. „Wenn sie Feuer für mich haben…“ Da zog sich der Schwarzhaarige zurück und griff nach den Zündhölzern, welche auf dem kleinen Tisch zwischen ihnen lag. „Immer, mein Freund! Immer!“ Watson holte eine Zigarette hervor und lehnte sich dem Anderen dann entgegen. Sehr elegant und flirtend wurde die Zigarette angesteckt, bevor sich Holmes wieder zurück lehnte und ihn genüsslich beobachtete. „Vielen Dank“ hauchte Watson ihm entgegen, bevor er einen tiefen Zug nahm. „Es... es steht ihnen!“, stotterte Holmes da leise vor sich hin. „Ihre Pfeife schmückt sie auch, ungemein!“ versicherte Watson ihm flirtend. Sein Gegenüber schluckte und nahm auch gleich ebenso einen tiefen Zug, wobei er sich verschluckte, da man Pfeifenrauch nicht tief in die Lunge sog. Sich ein Lachen verkneifend beugte Watson sich vor, um ihn auf den Rücken zu klopfen. Von einem inneren Impuls heraus, kam Holmes ihm da so nahe, dass sie sich hätten küssen können, doch den letzten Millimeter überbrückte er nicht, sondern stockte nur erschrocken. Da bohrten sich blaue Augen regelrecht in seine. Panisch stockte ihm der Atem und er wich zurück. Seine Enttäuschung nicht völlig verbergen könnend lehnte Watson sich in seinem Sessel zurück. „Verzeihen sie.“ „Nein!“, bestimmte der Ältere und fasste sich an die Brust, weil es ihm sehr schmerzte, was gerade geschah. „Es war... Ich war schuld!“ „Machen sie sich keine Gedanken!“ versuchte Watson das Thema schnell vom Tisch zu wischen, da es auch ihm Schmerzen bereitete. Da senkte Holmes wieder den Blick. „Es wäre vermutlich besser, wenn wir uns erst einmal nicht sehen...“ Entsetzen machte sich auf dem Gesicht des Jüngeren breit. „Wa… Was??“ „Sie sollten es nicht leugnen, aber ich verletze sie tief.“, erklärte Holmes seine Entscheidung. Watson hatte das Gefühl, dass ihm der Atem abgeschnürt wurde. „Sie… sie wollen mich wieder allein lassen?“ „Ich habe sie nicht schon einmal allein gelassen, denn ich bin nicht der, für den sie mich halten!“, erklärte Holmes weiter. „Sie wünschen sich, dass ich dieser Jemand wäre. Aber ich weiß nichts von ihm und ich ertrage es nicht sie leiden zu sehen!“, fuhr er fort, tief in seinem Innern wissend, wie eigensinnig das war, doch es brach ihm das Herz, Watson so leiden zu sehen. „Ich habe mich wirklich bemüht, der zu sein, den sie sich wünschen, doch es geht nicht!“ „Schwachsinn!!“ fuhr der Arzt da plötzlich auf. „Sie haben bloß Angst, was sie hinter der Barriere ihrer Erinnerungen finden könnten!! Deshalb laufen sie feige davon!!“ Watson war aufgesprungen. „Sie laufen vor sich selbst und vor mir davon, dass haben sie immer schon gemacht!!“ Mit zitternden Fingern griff Watson nach seinem Stock. „Sie sagen sie tun das für mich, aber eigentlich handeln sie nur aus purem Egoismus!“ Da stand der Detektiv aber bereits vor ihm und schmiss den Stock in eine Ecke. „Sie haben Recht! Ich will das nicht! Ich kann das nicht! Ich bin ihnen gefolgt, weil sie meine Neugier weckten! Ich blieb, weil sie etwas tief in mir bewegen! Ich habe Angst davor der zu sein, den sie sich wünschen und doch will ich nichts anders mehr! Was ich ihnen damals alles angetan habe, weiß ich nicht und doch spüre ich, dass sie alles für mich sind und waren!“ Er griff mit zitternden Fingern nach Watson. „Dann lass mich nicht gehen“ hauchte der Jüngere ihm mit erstickter Stimme entgegen. Er wurde an Holmes gezogen, der seine Nase tief in seinen Haaren vergrub. „Hilf mir, der für dich zu sein, den wir uns erhoffen!“ Graue Augen schlossen sich und schworen sich, dass sie dem Arzt nicht mehr zeigen würden, wie es ihm wirklich erging mit seiner Amnesie. Die Arme des Jüngeren schlangen sich um ihn und hielten ihn eisern fest. „Ich will nur, dass du, du selbst bist.“ Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht lächelte Holmes den Jüngeren an und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, denn genau das wollten sie jetzt. „Das will ich jetzt, denn das sagt mir mein Gefühl!“ Watson ließ etwas von ihm ab, hielt aber den Körperkontakt aufrecht und lächelte den Anderen zittrig an. „Das kannst du besser.“ „Ich glaube, das weiß ich!“, grinste Holmes zurück und kam ihm so nahe, wie zuvor als sie auf den Sesseln saßen. „Beweis es!“ hauchte Watson zurück und leckte sich über die Lippen, nur um Momente später die Lippen des Größeren auf den seinen zu fühlen. Watson glaubte vor Glück zu sterben, denn in den letzen dreieinhalb Jahren hatte er sich nie so zugehörig gefühlt, wie in diesem Kuss. Dann löste sich Holmes aber wieder auch wenn er ihren Körperkontakt aufrecht erhielt. „Besser?“ „Unglaublich gut“ bestätigte Watson und lächelte leicht benebelt. Erleichtert den Jüngeren nicht mehr so verletzt zu sehen, zog sich Holmes nun doch wieder zurück und setzte sich, da ihn seine gebrochenen Rippen sehr schmerzten. „Vielleicht sollten wir gleich mal nach dem Inhalt der Schränke sehen...“ Wie auf Wolke sieben schwebend setzte Watson sich auch wieder in seinen Sessel. „Das können wir gern tun.“ Er wurde mit schief gelegtem Kopf betrachtet. „Du siehst glücklich aus!“ Während sich seine Wangen rot färbten breitete sich ein Lächeln auf Watson Gesicht aus. „Das bin ich auch.“ „Ich lasse dich auch nicht mehr allein!“, versprach Holmes weiter und schloss seine Augen. Besorgt wurde seine Hand wieder ergriffen. „Der Kopf?“ Watsons Finger wurden geküsst. „Ich habe ihn weitgehend in der Gewalt. Aber unsere Aktion gerade hat meinen Rippen sehr geschadet.“ „Was bin ich nur für ein Arzt, daran habe ich gar nicht gedacht!“ klagte der Jüngere und sah ihn besorgt an. „Ist es schlimmer geworden?“ „Es ist sehr schmerzhaft!“, gestand Holmes ein, der noch nie ein guter Patient war. „Wenn wir nachher zurück sind, werde ich dir etwas gegen die Schmerzen geben. Es ist möglich, dass auch hier noch Morphium rum liegt, aber das sollte nach der langen Zeit nicht mehr genutzt werden.“ „Ja, das klingt gut!“, stimmte er zu und erholte sich einige Minuten. Danach begannen sie dann seine Sachen durch zu stöbern und entdeckten Dinge, die selbst Watson noch nicht kannte. „Ein Wachskopf??“ lachte jener und hielt eine Büste aus Wachs hoch, die exakt so aussah, wie der Detektiv. „Das nenne ich ein Kuriosum!“ „So wie du mich beschreibst, werde ich wohl einen Grund dafür gehabt haben.“, stellte Holmes ebenfalls lachend fest. Watson hielt den Wachskopf neben den Echten. „Das ist wirklich verblüffend!“ „Vielleicht gab es ja einen Grund dafür...“, begann Holmes zu überlegen. „Warum könnte ich so etwas anfertigen lassen?“ „Das könnte Tausende von Gründen haben. Vielleicht hat dich die Arbeit einfach nur interessiert oder du wolltest irgendetwas testen.“ Watson wurde mit einer erhobenen Augenbraue betrachtet. „Ach ja und du sagst, wir kennen uns gut...“ Der Arzt lachte, vergnügt über diese Schellte. „Im Alltag konnte ich immer sagen, was dich beschäftigte, aber manch einmal, bekamst du ganz unvorhersehbare Anwandlungen und Ideen!“ „Und das magst du!“, erklärte sich Holmes selbst und strahlte ihn an. „Ja, das mag ich“ gestand der Jüngere ein. „Aber jetzt ist es mir wichtig, etwas festes in der Hand zu haben. Ein Leben wie normale Menschen.“, erklärte Holmes was ihn seit drei Jahren bewegte. „Ein zu Hause...“ „Das heißt, du willst hier bleiben?“ fragte Watson vorsichtig nach. „Ich weiß, dass es bei mir etwas eng ist.“ Der Arzt verfügte zwar über eine recht große Praxis, doch die Wohnung die daran anschloss, war kaum groß genug für ihn und Judy. Sanft wurde ihm über die Wange gestrichen. „Ich habe doch versprochen, ich lass dich nicht mehr allein. Außerdem musste ich Judy auch versprechen eine Weile bei euch zu bleiben...“, erklärte Holmes daraufhin, dass er ihn nicht verlassen würde, auch wenn er gern etwas für sich allein sein würde. „Ich muss gestehen, dass mich das erleichtert“ erklärte Watson ihm mit einem Lächeln. „Ich will dich aber auch nicht einengen.“ „Ich ähm... kann doch London erkunden, wenn du am arbeiten bist...“, schlug der Ältere ruhig vor. „Alles wieder neu entdecken, was?“ fragte der Jüngere nach und zeigte so, dass er es für eine gute Idee hielt. „Ja.“ Kam es nach ein paar Sekunden und Holmes lächelte gequält. „Auch. Aber vielleicht kann ich mich ja auch irgendwo finden...“ „Es ist schön, dass du es versuchen willst.“ Unterstützend griff Watson nach seiner Hand und drückte diese. „Wir tun einfach alles, was du brauchst, damit es dir wieder besser geht.“ „Danke!“ Nun erleichtert lächelte Holmes ehrlich und stellte den Wachkopf weg. „Wollen wir jetzt zurück zu dir?“ Watson nickte ihm zu. „Judy wartet sicher schon auf uns.“ ----- wir möchten uns an dieser stelle auch für die kommis von euch bedanken! es sind zwar wenige, aber es ist dennoch schön zu lesen, dass es nicht langweilig, schlecht oder sonst was ist, was wir von uns geben! lg + *knuddel* phai8287 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)