Judas von abgemeldet (Ein Verrat) ================================================================================ Prolog: Der Verräter -------------------- „Sind Sie Jinao Zheng-Pai?“ Der Junge nickte. „Sind Sie Sohn der ansässigen Familie Zheng-Pai?“ Der Junge nickte. Er war blass. Vielleicht siebzehn, achtzehn Jahre alt. Eigentlich zu jung um zu sterben. „Versteckt Jemand Sie und ihre Familie Zheng-Pai?“ Der Junge nickte. „Ich gehe davon aus, dass Sie Japanisch sprechen Jinao Zheng-Pai?“ „Ja.“ „Ist Ihnen der Name Kyoaku Kanrei ein Begriff?“ Der Junge begann zu zittern. Er konnte einem beinahe Leid tun. Trotzdem hielt er sich tapfer auf den Beinen. Und dass, obwohl ihn ein Mann mit der Statur eines Kleiderschrankes gegen die Wand drückte. „Wissen Sie, was ich bin, Jinao Zheng-Pai?“ Der Junge schluchzte trocken auf und schüttelte den Kopf. Er sah müde aus. Als hätte er einen langen, blutigen Kampf nur knapp verloren. „Ich bin Kopfgeldjäger. Man bezahlt mich dafür, Menschen einzufangen. Heute ist es Kanrei der mir Geld gibt.“ er zog ein Mobiltelefon aus der Tasche und wählte eine Nummer. Ein paar Sätze später hielt er es dem Jungen an das Ohr. Es war Kanrei persönlich. „Also Zheng-Pai-Sprössling.“ Pause. „Du kannst es uns schwer machen... oder einfach. Das liegt an dir. Am Ende wird es auf das Gleiche Hinaus laufen, denn...“ „Kai Danshi.“ flüsterte der Junge. „Wie bitte?“ „Kai Danshi hält uns versteckt.“ Pause. Dann drang Kanreis Lachen durch den Hörer. Dem Jungen wurde kalt. „Das ging schneller, als ich erwartet hatte. Familie Zheng-Pai hat einen Judas.“ „Ich...“ „Nein,nein, ich bin dir zu Dank verpflichtet. Verräter sterben zu letzt. Ich werde dir einen Europäer namens Mikhail schicken. Führe ihn zu Danshis Haus. Auf dann Judas, ich werde mich freuen, dich heute Abend empfangen zu dürfen., bevor ich die Zheng-Pai-Akte endgültig schließen kann.“. Der Bär von einem Mann zog das Handy wieder zu sich und machte ein paar Mal ,Jawohl.' und ,Natürlich.' und ,Selbstverständlich'. Dann klappte er das Mobiltelefon zu und steckte es in seine Tasche. Alles ging sehr schnell. Innerhalb einer Stunde kam besagter Mikhail mit zwei Männern und überreichte dem Kopfgeldjäger ein paar Scheine. Sie verabschiedeten sich lachend. „Wie heißt du?“ wollte der Russe von ihm wissen, während der Junge vorrausging und ihnen den Weg zeigte. Mit einem Pistolenlauf im Rücken. „Nenn... nenn mich Hyori.“ flüsterte Jinao Zheng-Pai. Kapitel 1: Erkaufte Stunden --------------------------- Die Idee ist bei einem meiner RPGs entstanden. :3 viel Spaß! Helden sind Jene, die nicht klug genug sind, die Folgen ihres Eingreifens vorab zu überdenken. Er war ein Judas. Er sprach kaum Wiederworte aus. Nicht, weil sie ihm fehlten. Im Gegenteil. Aber er hatte gelernt. Man brauchte ihn nicht zu fesseln, oder zu bedrohen. Nicht einmal zu bestrafen. Er war Judas. Er war der Verräter. Niemand liebte ihn. Aber er lebte. Er war achtzehn. Und lebte. „Deine eigene Familie? Hast du sie so gehasst?“ Mikhail betrachtete ihn, als gehöre er zu den Insektenkadavern auf seiner Windschutzscheibe, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtete. Er gehörte zu den Helden. So jedenfalls schätzte Hyori ihn ein. „Ich habe sie geliebt.“ Hyori sah zu, wie Bäume, Häuser und Laternen wie dunkle Schemen an ihm vorbei glitten. „Ich habe sie wirklich geliebt.“ er verlor keine Träne. „Aber ich wollte nicht sterben.“ es war nicht einmal eine halbe Stunde her. Mikhail verzog das Gesicht. Er verstand nicht. Er war einer der Narren, die auch kämpften, wenn die Lage aussichtslos war, anstatt sich auf den Tod vorzubereiten. „Kanrei wird dich töten. Du glaubst, er verschont Verräter? Hat man dir das gesagt? Du hast dir nur ein paar Stunden erkauft, indem du ihm deine Familie ausgeliefert hast.“. Als Hyori zu ihm aufsah, lächelte er matt. Dann beugte er sich vor und schaltete das Autoradio an. Westliche Musik schallte aus den Innenraumboxen des teuren Fords. Mikhails Blick wurde starrer, ihm schienen die Beats nicht zu gefallen. Hyori war nicht sehr groß. Mikhail überragte ihn um anderthalb Kopflängen, als sie nebeneinander über das Parkdeck gingen. Sie schwiegen. Hyori versuchte, sein Haar zu ordnen, indem er den Zopf löste und sie zu einem neuen zusammen band. Vielleicht sah er beinahe zu typisch für einen Chinesen aus. Sogar seine Kleidung wirkte entfernt traditionell. Schlicht, aber traditionell. Er zupfte sie zurecht und versuchte, den Schmutz von ihnen zu wischen. Für ein Lamm, dass man zur Schlachtbank führte, ging er noch Aufrecht. „Hyori. Ist japanisch.“ sagte Mikhail. Er war Russe. Blond mit Wasserblauen Augen und durchdringendem Blick. Er war Scherge durch und durch. Zumindest erweckte das den Eindruck. Ein... treuer Untergebener. Für Hyori sahen viele europastämmige Ausländer gleich aus. Aber Mikhail hätte er überall wiedererkannt. Sein Blondes Haar wellte sich bis in den Nacken und war ordentlich zurückgekämmt. Du siehst wie der aus, der du bist Mikhail. Hyori wand seinen Blick ab. „Der Name ist neu. Der Alte tut nichts zur Sache.“ Hyoris Blick war starr geworden. Und als Mikhail ihn grob am Oberarm fasste, gab er nicht einmal einen Laut von sich. Irgendwie war Kanrei anders, als Hyori ihn sich vorgestellt hatte. … Jünger. Weniger... gefasst. Dem hochgewachsene Mann hinter dem Mahagonischreibtisch fiel die Zigarre aus den Fingern, als sie den Raum betraten. Sie rollte über die Arbeitsplatte und bröselte eine Aschestraße, bevor sie von langen, beringten Fingern wieder aufgelesen wurde. Kanrei wirkte... Hyori war sich nicht sicher. Aber er hatte das Gefühl, dass sie Kanrei mit ihrem Eintreten erschreckt hatten. Er sah aus als habe er ein Gespenst gesehen. Dabei war Kanrei Weißgott kein Mann, den man leicht aus der Fassung brachte. Er war Mitglied einer der wohlsituiertesten Familien Japans. Und er hatte Geschäfte mit der Yakuza. Er bestimmte über Leben und Tod. Genauer gesagt, über _Hyoris_ Leben und Tod. Mikhail war unangenehm dicht an Hyori herangetreten. Er hatte ihn im Rücken. Eine große Hand legte sich auf seine Schulter. Dabei gab es nicht einmal ein Fenster, aus dem Hyori hätte fliehen können. „Wer bist du?“ sprach Kanrei. Plötzlich sah er wieder genau so aus, wie Hyori erwartet hatte. Kalt, undurchsichtig und gnadenlos. Doch seine Frage war verwirrend. Sowohl Hyroi, als auch Mikhail waren überrascht. Schließlich war es Kanreis Anweisung, die dieses Treffen möglich gemacht hatte. „Ich...“ Hyroi stockte. „Wir haben... telefoniert. Kurz. Ich bin... ich bin der Judas.“. Tatsächlich war das der Name, mit dem Kanrei ihn während ihres zehnsekündigen Telefonats betitelt hatte. Mikhails Griff an seiner Schulter wurde unangenehm fest. Hyori senkte den Blick. „Ich weiß... was mit Verrätern passiert.“ begann er leise, obwohl Mikhail drauf und dran war, ihm die Schulter zu quetschen. „So. Du weißt es.“ Kanreis Gesicht zeigte noch immer keine Regung. Nur der Anflug eines Lächelns schien sich für einen Moment auf seine Züge zu legen. Kein besonders freundliches Lächeln. Es war kalt und verriet Hyori, dass er sein Leben gerade verspielt hatte. „Dann überrasche mich mit deiner These.“. Hyori stockte. Er warf einen scheuen Blick zu Mikhail, doch dieser hatte den Blick starr auf Kanrei gerichtet. „Ich denke, ich werde sterben...?“ riet Hyori leise und stockend. „Aber...“ in seinem Magen hatte sich etwas zusammengezogen. „Ich hatte... keine andere Wahl nicht wahr? Ich wäre... so oder so...“ er verstummte. „Das ist erbärmlich. Deine Stimme zittert. _Du_ bist erbärmlich.“ Kanrei gab ein kurzes Lachen von sich das klang, als hätte er irgendwie etwas anderes erwartet. Hyori senkte den Blick. Und blieb eine Antwort schuldig. Mikhail fragte sich derweil, warum Kanrei sich so viel Zeit damit ließ, den Jungen zu erschießen. Und ob er vergessen hatte, den Wecker auf seinem Nachttisch auszustellen. Als Kanrei die Magnum aus der obersten Schreibtischschublade zog, wurde Hyrois Atem hastig und schwer. Er versuchte zurückzuweichen und prallte gegen Mikhails Brust. „Also Judas.“ Kanrei erhob sich, trat um seinen Schreibtisch herum und richtete die Waffe auf ihn. Es war erschreckend, wie sehr er diesen Moment... zu genießen schien. „Ich werde dich jetzt erschießen.“ er entsicherte die Magnum. Für einen kurzen Moment brach Panik über Hyori herein, dicht gefolgt von Hoffnungslosigkeit. Für einen Bruchteil einer Sekunde versuchte er sich aus Mikhails Griff zu befreien, dann hielt er wieder still. Er drehte den Kopf weg und schloss die Augen. Sein ganzer Körper hatte sich angespannt. Er zitterte. „Knie dich auf den Boden. Mikhail, lass ihn los.“ Hyori bebte. Kanrei spielte. Es machte ihm Spaß! Es amüsierte ihn. Als er in die Knie ging, hatte er noch immer die Augen geschlossen. Es überraschte ihn nicht, als sich die Mündung der Waffe in sein Haar drückte. Nicht einmal, dass Kanrei seinen Zopf packte, um seinen Kopf in den Nacken zu ziehen. „Deine Haare sind zum beneiden.“ sagte Kanrei. Hyori zitterte am ganzen Leib. „Bitte, ich...“ „Hast du jemals etwas von Ehre gehört? Oder von Stolz? Meinst du es ist Stolz, sich auf den Boden zu knien, um von hinten erschossen zu werden? Findest du das sehr männlich? Oder achtenswert?“ Kanrei lachte „Du hättest einfach stehen bleiben sollen. Aber du bückst dich und winselst wie ein Hund.“. Hyori hatte geglaubt, es würde schneller gehen. Er hatte geglaubt, es würde schnell vorbei sein. Vielleicht hatte er sogar geglaubt, davonkommen zu können. Er konnte nicht einmal mehr antworten. Es war seltsam. Denn er wollte. Aber es fielen ihm einfach keine Vokabeln ein. Als hätte er das Sprechen von einen auf den anderen Augenblick verlernt. Sein Schweigen schien Kanrei die Lust am Spielen zu nehmen. „Also.“ sagte er und drückte den Lauf der Waffe noch ein bisschen fester gegen Hyoris Hinterkopf. Er hatte ihn noch immer am Zopf gepackt. „Also. Sei mir dankbar. Denn ich lasse dich entscheiden.“ er machte eine Kunstpause „Du stirbst jetzt. Oder du lebst noch drei Tage weiter. Für mich. Drei Tage.“. Hyori hörte, dass Mikhail sich verschluckt hatte und ein Husten unterdrückte. Er war nicht weniger überrascht. Er schwankte. „Leben.“ brachte er schließlich heraus. Er erschrak über seine eigene Stimme. Sie war dünn geworden. Leise. Und er konnte es kaum glauben, als der Druck der Waffenmündung verschwand. Einen Moment später hörte er Kanrei lachen „Genau so habe ich dich eingeschätzt.“. Hatte er ihn am Leben gelassen, um ihn zu erniedrigen? „Drei Tage. Von jetzt an.“ Kanrei lächelte dünn, trat zurück und drehte eine teure, digitale Uhr zu ihm, die auf seinem Schreibtisch stand. 23:52. „Ich werde... dich nicht verschonen. Du sollst nicht behaupten, ich hätte dir Hoffnungen gemacht. Drei Tage. Keine... Minute... länger.“. Die Anzeige zuckte. 23:53. „Countdown.“ sagte Kanrei, als hätte er gespürt, dass wieder eine Minute vergangen war. Denn er hatte keine Sekunde lang zur Uhr gesehen. „Versuch nicht mir zu gefallen Judas, du kannst nichts daran ändern. Mikhail.“. Hyoris Blick war leer. Er hatte ihn zwar auf Kanrei gerichtet, starrte jedoch durch ihn hindurch. Die letzten Worte waren kaum zu ihm vorgedrungen. Erst, als Mikhail ihm am Arm packte und grob auf die Beine zog begann er zu begreifen. Drei Tage. „Er sieht aus wie ein Bauernjunge, zieh ihn an Mikhail. Mach ihn hübsch. Er soll später mit uns essen.“. Mikhail sprach erst wieder, als er Hyori auf den Flur gezerrt hatte., „Was bist du, dass er dir noch drei Tage gibt? Hast du ihn verhext?“. Er klang völlig ernsthaft. „Ich kann nicht hexen.“ antwortete Hyroi deshalb leise. Mikhail lachte spöttisch „Menschen deiner Art _können_ hexen. Wie du ihn angesehen hast. Wie eine Frau. Glaub nicht, ich hätte es nicht bemerkt. Kennst du den Unterschied zwischen Mann und Frau?“. … Wollte Mikhail Scherze mit ihn treiben? Hyori sah irritiert zu ihm auf „Frauen haben Brüste und...“ Mikhail schlug ihm ins Gesicht. So schnell und so fest, dass ihm schwindelig wurde. In seinen Ohren pfiff es und seine Augen tränten. Hätte Mikhail ihn nicht so eisern festgehalten, wäre er wahrscheinlich gestürzt. Hyori hob schützend eine Hand vor das Gesicht. Er war sich nicht sicher, ob noch ein Schlag folgen würde. „Wag' es nicht.“ flüsterte Mikhail an seinem Ohr „Dich zu geben wie ein Mädchen.“ Sein Griff war unangenehm geworden. Er stand hinter ihm und legte nun die andere Hand an seine Schulter, bevor er ihn durch eine Tür stieß und sie hinter ihnen Schloss. Kapitel 2: Das Bad des Kyoaku Kanrei ------------------------------------ *streck* ich mag Mikhail... obwohl ich ihn dauernd ,Mikhael' schreiben will. Mikhail trat auf ihn zu und er wich zurück. Als dieser das zweite Mal die Hand erhob, riss Hyori die Arme vor sein Gesicht. Der erwartete Schlag kam nicht. Stattdessen begriff er langsam, dass Mikhail nicht nach ihm schlug, sondern die Hand nach ihm ausstreckte. Verwirrt ließ Hyori die Arme sinken „Was...?“ „Du sollst dich ausziehen, siehst du nicht wo wir hier sind?“ blaffte Mikhail ihn an „Mach keinen Ärger und gib mir deine Kleider!“ Einige Sekunden lang starrte Hyori sein Gegenüber an. Er war sich sicher gewesen, dass Mikhail ihn hier herein gezerrt hatte, um ihn weitere Male ungestört schlagen zu können. Stattdessen wirkte dieser schon wieder einiger maßen gesammelt, bis... „Wirds bald?!“ Mikhail Geduldsspanne schien recht kurz gehalten. Seine Augen funkelten und er machte einen Bedrohlichen Schritt auf ihn zu „Glaub mir Judas, du willst nicht, dass ich dir helfe.“ raunte er. Hyori begriff für seine Verhältnisse viel zu spät. Sie standen in einem Bad. In einem sehr großen Bad. Er hatte niemals auch nur etwas Ähnliches gesehen. Alles hier wirkte... amerikanisch. Die Wasserhähne waren in einem Edlen Silber gehalten und am ende des Raumes gab es einen Pool, auf dem duftende Schaumkronen schwammen. Die Luft wurde, desto weiter man in den Raum ging, feuchter und nebliger. Sowohl der Fußboden, als auch die Wände waren schwarz gefliest. Hinter einer kurzen, edlen Papierwand war eine Toilette eingelassen. War das Kanreis Bad? Was hatte _er_ in Kanreis Bad zu suchen? Er drehte sich zu Mikhail um und öffnete den Mund, um ihn danach zu fragen. Das war ungefähr der Moment, in dem der Geduldsfaden des Russen riss. Hyori schrie auf als Mikhail ihn am Kragen packte und begann, mit einer Hand an seinem Hemd zu reißen, während er Hyori grob gegen eine geflieste Wand stieß. Der erste Knopf riss ab und fiel mit metallenem Singen auf die Fliesen. „Halt, hör auf!“ Der Zweite folgte. Mikhail riss wie ein Berserker an seiner Kleidung. Wenn ihm Hyoris Hände in den Weg kamen, verdrehte er sie ihm. Ein weiterer Knopf. „Ich muss die Toilette benutzen!!“ Mikhail erstarrte. Auch Hyori stand da wie erstarrt. Er hatte sich gegen die Wand gepresst und sah den Russen mit aufgerissenen Augen an. Dieser erwiderte den Blick völlig ruhig. Dann machte er einen Schritt zurück. „Du hast eine Minute.“. Was hatten diese Menschen mit der Zeit...? „Könntest du bitte... hinaus gehen?“ er presste die Lippen zusammen. „Nein. Vierundfünfzig Sekunden.“ Hyori traute seinen Ohren nicht. Aber er wagte nicht mehr, zu widersprechen. Eine von Mikhails Ohrfeigen hatte ihm gereicht. Langsam ging er zur Toilette hinüber. Glücklicherweise ließ sich die dünne Papierwand ein wenig verschieben. Er rückte sie so, dass Mikhail nur seinen Schemen sehen konnte, klappte die Klobrille hoch und öffnete seine Hose. „Nein. Ich denke nicht, dass du so etwas im Stehen machen solltest, wenn du dich vor Kanrei benimmst wie ein Mädchen.“ Mikhail Lachen füllte für einen Moment lang das Bad aus. Und Hyori stiegen die Tränen in die Augen. Es fiel ihm plötzlich ungemein schwer, zu schlucken. Aber auch jetzt... widersprach er nicht. Er senkte den Kopf, schluckte energisch die Tränen herunter und setzte sich. Er schloss die Augen und hielt sich die Ohren zu. „Zwölf Sekunden in Verzug.“ Hyori antwortete ihm nicht, sondern lehnte über das Waschbecken und wusch sich emsig die Hände. „Ich hoffe du hast deine Lektion gelernt. Ich hoffe, ich muss dir nun nicht mehr beim Ausziehen helfen.“ erneut streckte er fordernd die Hand nach ihm aus. Dieses Mal zögerte Hyori nur kurz und ließ sich nicht ablenken. Sein Gesicht brannte vor Scham als er ihm erst das Hemd übergab, dann die Schuhe, die Strümpfe und seine Hose. Dann ließ er die Hände wieder sinken und starrte auf den Boden. Hyori nahm sich vor, Mikhail zu ertragen. Er wollte ihn reden lassen. Kanrei. Auf Kanrei musste er sich konzentrieren. Kanrei, der ihm noch drei Tage zum Leben gegeben hatte. Ohne Auftrag... ohne Bedingung... ohne die Hoffnung, diese Spanne zu verlängern. Mikhail war nur ein Bauer in diesem Schachspiel. Er durfte ihm nur nicht vor das Feld laufen. Wichtig war... dass Hyori die Augen offen hielt. Und dass er floh, bevor sein Countdown abgelaufen war. Und dann? Hatte er einen Ort, zu dem er gehen konnte? Seine Lage war... hoffnungslos. Und eigentlich hätte Hyori verzweifeln müssen. Stattdessen klammerte er sich an das, was ihm geblieben war: Sein Leben. Er würde nicht sterben. Er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um nicht zu sterben. Er würde aus der Asche wieder auferstehen. Ja das würde er. „Ich werde dich nicht in Unterwäsche baden lassen Judas.“ Mikhail Stimme schnitt Rasiermesserscharf in sein Bewusstsein. Immer, wenn der Russe ihn mit ,Judas' ansprach war es, als drehe man Hyori eine Klinge im Herzen um. „Ja.“ machte Hyori und stieg zögerlich und mit roten Wangen aus seinem Slip, bevor er ihn dem Russen überreichte. Es war erniedrigend. Erniedrigend, weil Mikhail wie selbstverständlich über ihn bestimmte. Und weil er ihn spüren ließ, dass er nichts als Verachtung für Hyori übrig hatte. Mikhail musterte ihn erst, dann verzog er das angewidert das Gesicht. „Steig ins Wasser.“ Befahl er ihm. Hyori war aufgefallen, dass Mikhail ihn nicht mehr festgehalten hatte, seit er nackt war. Er hatte ihn nicht einmal berührt, sondern schien darauf zu achten, ihm nicht nahe zu kommen. Dabei hätte Hyori damit gerechnet, das Mikhail ihn packen und eigenhändig in den Pool stoßen würde. Aber der Russe wirkte, als würde er sich schon vor Hyoris nacktem Oberarm ekeln. Hyori versuchte, nicht mehr auf Mikhail zu achten. Das stellte sich als Schwierig heraus. Die Blicke des Russen schienen ihn zu durchdringen und selbst als er ihm den Rücken zugedreht hatte, konnte er sie auf sich spüren. Für einen Moment schloss Hyori die Augen und sammelte sich. Dann stieg er lautlos ins Wasser. Mit den Füßen berührte er gerade noch so den Grund, trotzdem hatte er nicht die geringste Lust zu schwimmen. Fahrig wusch er sich, öffnete seinen Zopf und griff nach den Seifenspendern. Irgendwann ließ Mikhail einen Kamm zu ihm hinüberschlittern. Dann drehte sich der Russe um und verließ den Raum. Ein Schlüssel wurde in der Tür herumgedreht. Er war eingeschlossen. Hyori hielt nur kurz inne, presste dann die Lippen zusammen und wusch sein Haar. Es reichte ihm inzwischen bis weit über den Rücken zum Steiß und war glatt, dick und gesund. Und Widerspenstig. So merkte er kaum, wie lange Mikhail verschwunden blieb, bis er mit einem Stapel an Kleidung wieder im Bad erschien und die Tür hinter sich schloss. Als er sich herumdrehte, stockte er. Hyori stand, nur mit einem Handtuch um den Hüften, vor einem Waschbecken und starrte in die Spiegelwand vor ihm. Geübt flocht er seine Haare zu einem lockerem Zopf und band sie am Ende zusammen. Als er Mikhail bemerkte, veränderte sich sein ganzer Körper. Die gestrafften Schultern sanken ihm ein und er legte den Kamm langsam und unkoordiniert aus den Händen. Als Mikhail ihm die Kleider zuwarf, hatte Hyori keine Chance, zu reagieren. Sie trafen ihn und landeten darauf auf dem Boden. „Zieh das an. Es sollte dir passen.“ Hyori wartete darauf, dass Mikhail eine Bemerkung über die zu Boden gegangene Kleidung machen würde. Aber nichts dergleichen kam. Stattdessen drehte der Russe ihm den Rücken zu, zog sein Handy aus der Hosentasche und drückte einige Tasten, bevor er es sich ans Ohr hielt. Einen Augenblick später sprach er in den Hörer. Eine andere Sprache. Wahrscheinlich Russisch. Die Sachen, die er nun anzog waren edel. Hyori kannte sich nicht mit Stoffen aus, aber er war sich sicher, dass es sich hier um Seide Handelte. Sehr Teure Seide. Das Weiße Hemd war traditionell mit goldenen Mustern und Drachen bestickt, an beiden Seiten eingeschnitten und man zog es über ein zweites, Graues. Die Hose war dunkler, aber nicht weniger edel. Sie war schmal geschnitten und passte ihn tatsächlich recht gut. „Schön.“ Mikhail drehte sich zu ihm um, klappte sein Handy zu und streckte das dritte Mal an diesem Abend die Hand nach ihm aus „Also... wirst du jetzt den ersten Abend deiner letzten Tage feiern?“. Als Hyori sich nicht bewegte, griff er nach dessen Hand und zog ihn eisern hinter sich her. Mikhail schwieg, während Hyori hinter ihm herstolperte. Der Russe lächelte auf eine Weise, als wüsste er etwas, was Hyori betraf. Und als Amüsiere ihn das auf... die Grimmige Art. Schließlich ließ er ihn los und hielt ihm eine Tür auf „Bitteschön Junger Herr.“ Inzwischen war Mikhails Lächeln furchteinflößend. Kapitel 3: Kopfunter im Kaninchenbau ------------------------------------ Der Saal war düster. Mikhail stellte sich neben die Ausgangstür. Wie ein persönlicher Bodyguart Hyoris ruhte sein Blick auf ihm. Die Sache mit der Flucht würde schwierig werden. Etwas klirrte. Hyori blinzelte. Er stand am Ende eines großen, rechteckigen Tisches der sich weit in den Saal erstreckte. Über ihm strahlte ein einziger Kronleuchter, obwohl die Schatten um ihn Herum noch weitere enttarnten. Hier mochte Jemand kein Licht. Darunter saß die Teeparty aus Alice im Wunderland. Kyoaku Kanrei am äußersten Ende der Tafel hatte seine Tasse fallen lassen. Sie war auf dem Unterteller zerbrochen und ihr Inhalt lief, wie bei einem dieser Zierbrunnen, über die Porzellanränder. Er hatte zwar keinen Hut auf, sah in diesem Moment aber eindeutig verrückt aus. Sein vornehmes, scharfkantiges Gesicht wirkte grauer, als Hyori es von Vorhin in Erinnerung hatte. Irgendetwas schien mit ihm nicht zu stimmen. Kanrei war kein Mann, der einfach so eine Tasse fallen ließ. Er hatte breite Schultern, einen Schwarzen Anzug mit schwarzem Hemd und schien durch und durch skrupellos zu sein. Ein perfekter Yakuza. Vergleichsweise jung, gut aussehend mit glatten, ungefärbtem, mittelkurzem Haar, das er sauber zurückgekemmt hatte, und großen, schlanken Händen. Er hatte sich schnell wieder gesammelt und sein Blick durchdrang Hyori bis in die Substanz. Irgendetwas war hier falsch.. Ein Mann saß zu seiner Rechten. Der Märzhase. Unter Umständen hätte er sehr attraktiv sein können. Ihm fielen schulterlange, fettige Haare ins Gesicht. Seine Lippen waren eingerissen und in seinen Augen funkelte etwas, dass Hyori verriet, dass er sich vor ihm in Acht nehmen sollte. Sie waren schwarz und leer. Umrahmt von grauen Ringen. Er hatte den Blick gehoben. Sein Mund verzerrte sich. Hyori war sich nicht sicher ob es ein Grinsen oder ein Zähneblecken war. Auch er hatte einen Anzug an. Er war grau und geknittert. Das Hemd darunter war falsch geknöpft. Seine Lippen schienen Worte zu formen, als wolle er ihm etwas sagen, aber das Sprechen sei ihm Verboten worden. War es wohl wirklich, denn Kanrei steifte ihn nach einiger Zeit mit einem kurzen warnenden Blick. Die Haselmaus schien seinen Besuch am gelassensten hinzunehmen und blinzelte müde auf ihren Teller. Als hätte sie überhaupt nicht wahrgenommen, dass Jemand den Saal betreten hatte. Oder eine Tasse fallen lassen. Es war ein junger Mann. Vielleicht zwanzig, oder einundzwanzig Jahre alt. Er hatte zwar keinen Anzug an, war aber steif gekleidet. Er wirkte wie ein Kellner. Nur edler. Sein weißes Hemd war zwar nicht so traditionell wie das von Hyori, war jedoch am Kragen und den Ärmeln grau verziert. Man konnte einen kleinen Teil seines Nackens sehen und den Verschluss einer wahrscheinlich sehr teuren Halskette oder eines Collies. Um seine Hände wand sich aufwändiger Schmuck. Ein Ring um seinem Zeigefinger war mit zwei ketten an einem zugehörigen Armband verbunden. An beiden Händen. Seine Fingernägel waren lang und gepflegt, aber nicht zu weiblich. Unter dem Hemd war ein schlanker, aber muskulöser Körper zu vermuten. Das Blonde Haar fiel ihm lose in die Augen. Es wirkte nicht, als kümmere ihn das. Seine Schwarze, westliche Hose hatte Bügelfalten. Neben ihm war ein weiteres, leeres Gedeck. Es mochte in seiner Situation recht überraschend sein... aber er hatte Hunger. Er merkte erst jetzt wie hungrig er war. Kein wunder. Seit heute Morgen hatte er nichts mehr gegessen. Und das, von dem er die letzten Monate gelebt hatte, hatte bloß zum atmen gereicht. Auf dem Tisch vor ihm standen verschiedene Speisen und jetzt fiel ihm erst auf, wie gut es roch. Der Duft von Curry und gebratenem Geflügel stieg ihm in die Nase. Für einen Moment vergaß er sogar die Zwangslage, in der er sich befand. Er ging einen zögerlichen Schritt auf den Tisch zu. Kanrei hatte scheinbar zu seiner alten Form zurückgefunden. Ohne eine Regung im Gesicht machte er eine einladende Geste und wies ihm den freien Platz. Das Ganze wurde immer... es wurde immer verstörender. Er fühlte sich wirklich wie Alice. Eine Alice mit drei Tagen Lebensspanne. Dass Kanrei ihm seine letzten Stunden mit reichen Henkersmahlzeiten versüßen wollte passte nicht. Trotzdem zögerte Hyori nur kurz, bevor er näher kam und sich setzte. Er gehorchte. Er würde immer gehorchen. So war er nun einmal. Manche nannten es feige. Er nannte es Überleben. Welcher Narr hätte in seiner Situation anders gehandelt? Hyori hielt es nicht lange aus. Er schaffte es, für ein oder zwei Minuten still auf seinen Stuhl zu sitzen. Alle schwiegen. Die Haselmaus neben ihm pickte mit den Stäbchen lustlos auf seinem Teller herum und schien noch immer nicht wahrzunehmen, dass Tee ihren Ärmel tränkte. Kanrei nahm keine Notiz mehr von ihm. Er aß ungerührt. Einmal stieß einer seiner Ringe klirrend gegen Porzellan. Alle außer ihm fuhren zusammen. Der Märzhase hörte nicht auf ihn durch seine fettigen Haarsträhnen hindurch anzustarren. Er hatte zwar die Zähne nicht mehr gebleckt, aber begonnen, mit ihnen zu knirschen. Er aß nicht. Obwohl er vor einem vollen Teller saß. Hyori versuchte Merzhases Blick zu ignorieren und griff nach einer Schüssel mit Hühnerfleisch. Es kostete ihn Überwindung, all das Essen stand direkt vor Kanrei. Aber sein Hunger zwang ihn. Kaum hatte Hyori die Schüssel angehoben, legte Kanrei die Hand an sie und drückte sie wieder hinunter auf die Tischplatte, ohne auch nur ein einziges Mal aufgesehen zu haben. Hyoiri erstarrte und zog die Finger zurück. Wieder vergingen Minuten, in denen Hyoris Magen knurrte. Schließlich griff er nach einer Schüssel mit Gemüse. Das Gleiche nochmal. Kanrei nahm sie ihm aus der Hand und stellte sie wieder ab ohne aufzusehen. War das ein neues Spiel von ihm? Ein Teerinnsal kletterte um seinen Teller. Und Hyori hatte Hunger. Der Märzhase starrte ihn an. Die Haselmaus stocherte in seinem Teller herum. Kanrei aß. Als er nach einigen Minuten wieder die Hand ausstreckte, sah Kanrei auf. Hyori erstarrte mitten in der Bewegung. Langsam zog Kanrei die Schüssel unter seinen Fingern weg. Er griff nach einer anderen und stellte sie an ihre Stelle. „Iss das. Es hat Anis. Es ist so, wie du es magst.“ Er widmete sich wieder seinem Essen. Hyori gehorchte. Er nahm die Schüssel langsam zu sich, obwohl Kanreis Worte ihn verwirrt hatten. Er kannte das Gericht nicht einmal. Er war auch kein übermäßiger Freund des Anis-Geschmacks. Schweigend beugte er sich über die Schüssel und begann zu hastig zu essen. Es war besser als er geglaubt hatte. Schweigend stopfte er den Reis in sich hinein und war dabei auf seinen Stuhl ein wenig zusammengesunken. Er wollte nicht auffallen. Aber allein durch seine gedrückte Haltung hob er sich von den anderen ab. Hyori hielt den Blick gesenkt und ignorierte den des Märzmärzhasen. Es wurde eine Viertelstunde geschwiegen. Als Hyori die Schüssel geleert hatte, blieb er still sitzen und wartete ab. Irgendwann musste doch Irgendjemand etwas sagen? „Zieh dein Hemd aus.“ Beide sahen auf. Hyori und die Haselmaus. Kanrei sah ihn an. Die Haselmaus widmete sich wieder seinem Teller. Wie konnte man nur so gelassen sein? Hyori jedenfalls war zusammengezuckt. Er starrte Kanrei an. Dieser sah zurück. „Möchtest du, dass ich mich wiederhole?“ Hyoris Herz begann zu rasen. Plötzlich wurde ihm kalt. Sein Blick huschte erst zur Haselmaus, die keine Notiz von ihm nahm, dann zu dem Märzhasen, der plötzlich nicht mehr ganz so verrückt wirkte. Als sich ihre Blicke begegneten, schüttelte er kaum merklich den Kopf. Wollte er ihm etwas sagen? Hyori gruselte sich vor dem Mann. Noch mehr, als er sich vor Kanrei gruselte. Kanrei sah ihn an. Er wartete. Hyoris Hände begannen zu zittern. So stark, dass er kaum den ersten, gewobenen Knopf seines Oberteils aus der Schlaufe bekam. Ihm entglitt in diesem Moment etwas, was ihm bisher noch nie entglitten war. Er brauchte ewig, bis er er aus dem Hemd schlüpfte.Er legte es auf den Tisch. „Das andere auch, steh auf.“ Kanrei klang gereizt. Vielleicht, weil Hyori so lange brauchte. Er zog sich das zweite Hemd über den Kopf. Wieder legte er es neben sich. Kanrei musterte ihn ungeniert, es gab keine Regung in seinem Gesicht. „Du hast keinen Stolz.“ Hyori merkte, wie seine Selbstbeherrschung zu entgleisen begann. Er musste sich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Das glaubte Kanrei denn? Dass er das hier zum Spaß tat?! „Ich...“ Kanrei warf eine Schüssel nach ihm. Sie streifte sein linkes Ohr. Reis flog. Wieder war es, als hätte Kanrei zwei Gesichter. Der Blick mit dem er ihn jetzt maß, war hasserfüllt. Hass, den Hyori sich nicht erklären konnte. Der Märzhase begann zu lachen. Kein gesundes Lachen. Geschirr klirrte, als er aufsprang. „DU!“ er hatte seinen Arm ausgestreckt und wies mit zitterndem Zeigefinger auf Kanrei, der genau in diesem Moment wieder zu Besinnung kam. Sein Gesicht wurde wieder starr und geschäftlich. „Reiß dich zusammen Dasuro.“. Jetzt sah auch die Haselmaus beteiligt aus. Wahrscheinlich hatte sie sich erschreckt, als die Schüssel nach Hyori geflogen war. Und Mikhail war wieder auf der Bildfläche erschienen. Er griff vorsichtig nach dem Märzhasen Dasuro. Mit sanfter Gewalt zog er ihn weg vom Tisch. Dasuro konnte kein einfacher Angestellter sein, so vorsichtig, wie Mikhail ihn aus der Tür führte. Er sprach beruhigend auf ihn ein, während Dasuro unartikuliert zu keuchen begonnen hatte. Hinter ihnen Schlug die Tür zu. Eine Zeit lang war es still. Hyori stand noch immer und hatte den Blick gesenkt. Sein Herz flatterte ihm in der Brust vor Angst. Ob es öfter Mal passierte, dass die Menschen hier so ausrasteten? Waren die Mächtigen so? Ein Moment der Stille. Dann schob Jemand seinen Stuhl zurück und stand auf. Kanrei trat um den Tisch herum zu ihm herüber. Auch sein Stuhl wurde weg gestellt. Hyori rührte sich um keinen Millimeter. „Judas, sag mir, was mit dir nicht stimmt.“ Kanrei stand dicht hinter ihm, und legte seine Hände auf Hyoris Hüften. Sie waren kalt. Langsam ging ihm ein Licht auf. Benimm' dich nicht wie eine Frau. Hatte Kanrei Sex mit Männern? Oder wollte er ihn nur verunsichern? „Ich... weiß nicht.“ erwiderte er leise. Eigentlich bekam er eher den Eindruck, dass er hier der Einzige Mensch war, der alle Sinne beisammen hatte. Kanrei löste eine Hand von seiner Hüfte, um sie ihm ins Kreuz zu legen. Er übte Druck darauf aus und beugte sich gleichzeitig immer näher zu ihm. Hyori bückte sich ganz automatisch weiter über die Tischplatte. „Otoshi.“ Es kam Bewegung in die Haselmaus. Sie beugte sich vor und schob das Geschirr auf der Tischplatte unter Hyori weg. Sie tat das völlig unbeteiligt. Streifte Hyori nur mit einem kurzen Blick, wischte dann ein letztes Reiskorn vom Tisch und setzte sich wieder auf seinen Platz. Otoshi hieß er also. Der Name passte irgendwie nicht zu ihm. Überhaupt nicht. Er wirkte beinahe ein wenig Europäisch. Vielleicht war er eine Mischung. Kanreis Atem in seinem Nacken riss ihn aus den Gedanken. Hyori presste die nackten Schultern auf die Tischplatte und starrte auf die Gedecke in seinem Blickfeld. Seine Gedanken verwandelten sich in eine Zähe Masse, die sich in die Länge zogen wie Kaugummi. Er bekam keinen mehr von ihnen zu greifen, obwohl er sie in diesem Moment wohl am dringendsten brauchte. Kanrei fuhr mit der Hand seine Hüfte hinunter und über Hyoris Hintern, bevor er zwischen seine Pobacken fuhr. Zwischen seinen Fingern und Hyoris Haut war der Stoff der Hose, trotzdem spürte er, dass Kanrei mit leichtem Druck über seinen Muskelring streichelte. Er fuhr zusammen. Für einen kurzen Moment zuckten seine Hände leicht. Alles in ihm wollte hinter sich greifen und Kanrei von dem abhalten, was er gerade tat. Stattdessen ließ er die Finger auf der Tischplatte und bewegte sich keinen Millimeter. Sein Atem war unregelmäßig geworden, während Kanreis Hand noch weiter an ihm herunter glitt. Sie fuhr mit sanftem Druck über Hyoris Glied, bevor sie es so grob packte, dass der Junge aufkeuchte. „In einer Stunde bei mir, kleine Schlampe.“ Kanrei sprach ganz dicht an seinem Ohr. Dann richtete er sich auf. Hyori hörte, wie sich die Schritte Kanreis entfernten. Er selbst blieb liegen wo er war. Erst als er die Tür klappen hörte, sank er von der Tischplatte zurück auf seinen Stuhl. Er vergrub das Gesicht in den Händen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)