The Luck of the Draw von -shiyuu (Wie der Zufall so will) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Erstes Kapitel mit neuem Schreibprogramm und auf neuem Laptop! :D Noch ein bisschen Werbung bevor's los geht: Da Girugamesh im März wiederkommen, hab ich mit 'ner Freundin 'nen FA-Wettbewerb gestartet! Wer Lust hat, kann reinschauen & mitmachen! :D Link gibt's in der FF-Beschreibung und in meinem Stecki. ____________ Noch vor der Dämmerung schlug Satoshi die Augen auf. Im ersten Moment war er ein wenig desorientiert, und das obwohl er wusste, dass er sich in seinem eigenen Schlafzimmer befand. Trotzdem war etwas anders, und es dauerte nicht lange, bis er sich erinnerte, was es war. Er war nicht allein. Ryo war da. Und als hätte es nicht schon gereicht, dass sich der Drummer mit in seinem Bett befand, war er ihm so nah wie Satoshi es gern vermieden hätte. Der Kleinere musste sich mitten in der Nacht an ihn gekuschelt haben. Jetzt hielt er Satoshi eng umschlungen, dem das irgendwie unangenehm war. Nicht, dass er es nicht mochte, eher im Gegenteil. Er kuschelte gern, aber eben nur, wenn er die passende Person dafür hatte, und er war sich nicht sicher, ob dies bei Ryo der Fall war. Sicher, sie hatten miteinander geschlafen und es war schlicht und einfach bombastisch gewesen, doch Sex allein bedeutete nicht, dass da mehr war. Er wusste es besser, doch wahrhaben wollte er es nicht. Es dauerte ewig, bis es draußen heller wurde. Zu gern hätte er einen Blick auf die Uhr geworfen, doch er wagte es nicht sich zu bewegen und so zu riskieren Ryo zu wecken. Wenn der Drummer wach war, würde er reden wollen und dem wollte er so lange wie möglich aus dem Weg gehen. Also lag er still da und versuchte nicht allzu viel über das Geschehene nachzudenken, doch das klappte leider nicht so ganz. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, aber es musste schon nach neun sein, denn draußen war es bereits hell, als Ryo sich so plötzlich bewegte, dass er beinahe zusammengezuckt wäre. Zum Glück aber nur beinahe. Der Drummer schien im Gegensatz zu ihm Gefallen an ihrer Position zu finden. Er lag hinter Satoshi, der ihm den Rücken zugedreht hatte, einen Arm um dessen Bauch geschlungen. Jetzt kam er noch näher heran und begann ihn zu streicheln. Ein wohliger Laut schlich sich über seine Lippen und es wurde für den Sänger immer schwieriger so still dazuliegen, sich schlafend zu stellen. Dennoch schaffte er es irgendwie, auch als Ryos Hand an wenig an seiner Brustwarze herumspielte und ihn sogar ziemlich tief unten streichelte. Wie kam der Drummer nur dazu, ihn schon wieder so anzufassen? War er wirklich so notgeil? Ziemlich bald ließ er zu Satoshis Erleichterung aber wieder von ihm ab und stand auf. Ohne Umschweife ging er ins Badezimmer und nur Augenblicke später hörte er das Wasser rauschen. Ein Seufzen kam dem Sänger über die Lippen und er atmete tief durch. Er wusste nicht, wie er sich seinem Freund gegenüber jetzt verhalten sollte. Am liebsten wäre er weggerannt und hätte sich versteckt, aber das war albern, das wusste er selbst. Sie waren erwachsen und so etwas sollten sie auch regeln können wie Erwachsene. Wenn er sich doch nur sicherer gewesen wäre... Als Ryo nach einer Weile wieder aus dem Badezimmer kam, schloss Satoshi seine Augen wieder und hoffte, dass er überzeugend genug war um in Ruhe gelassen zu werden. Er hörte Schritte, Ryo kam auf ihn zu, blieb direkt vor ihm stehen und er wusste, dass er ihn ansah. Es kribbelte ihn überall. Er kämpfte gegen den Drang an ihn anzusehen und öffnete die Augen erst einen klitzekleinen Spalt, als er hörte wie eine Tür von seinem Kleiderschrank geöffnet wurde. Da stand Ryo, vollkommen nackt, und wühlte in seinem Schrank herum. Satoshi kam nicht umhin auf seinen Hintern zu starren und schlagartig zogen die Bilder der letzten Nacht durch seinen Kopf. Ryos schweißnasser Körper, an ihn gepresst, heiß, willig... Er schluckte und versuchte diese Gedanken zu vertreiben, war aber nur mäßig erfolgreich und so kam es, dass er zu spät mitbekam, dass Ryo sich wieder umdrehte. Trotzdem schloss er schnell wieder seine Augen und versuchte genauso unbeteiligt auszusehen wie noch eben. Er wusste selbst, dass er es nicht schaffte, aber trotzdem war es ein komisches Gefühl als Ryo ihm ein paar Haare aus dem Gesicht strich und ihn direkt ansprach. „Du solltest auch duschen gehen. Ich mach schon mal Frühstück.“ Er strich kurz mit einem Finger über seine Wange und Satoshi hielt die Luft an. Er wagte es erst wieder zu atmen, als der Drummer aus dem Zimmer raus war und er in der Küche die ersten Schranktüren klappern hörte. Er atmete tief durch und starrte auf seinen Schrank, den Ryo offen gelassen hatte. Hatte er sich jetzt Klamotten von ihm angezogen? Wahrscheinlich. Satoshi seufzte und stand langsam auf, um ins Bad zu schlendern, in dem es verdammt kalt war, weil Ryo das Fenster aufgesperrt hatte. Das schloss er sofort wieder und stellte sich dann unter die Dusche, die ihm gerade verdammt gut tat. Das heiße Wasser half ihm zu entspannen und das hatte er gerade verdammt nötig, denn seine Muskeln taten weh von den Anstrengungen der letzten Stunden, in denen er versucht hatte, so locker wie möglich dazuliegen um auch ja keinen Verdacht zu erregen. Er schaffte es sogar nicht die ganze Zeit an letzte Nacht zu denken, bis es plötzlich an der Tür klingelte und er beinahe ausrutschte, weil er sich so sehr erschreckte. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig an der Wand festhalten und atmete tief durch. Scheiße, er musste aufpassen. Diese Sache machte ihn total schreckhaft. Es klingelte erneut, Sekunden später wurde die Tür geöffnet und er hörte Stimmen. Satoshi stellte das Wasser ab und schnappte sich sein Handtuch, trocknete sich grob ab und bekam jetzt auch mit, dass es Nii war, der da mir Ryo sprach. Bestimmt hatte der Drummer ihn hereingebeten. Jetzt würden sie also zu dritt frühstücken und er wusste nicht, ob er sich freuen sollte, weil er nicht mit Ryo allein sein würde, oder nicht, denn das konnte gleich auch ziemlich unangenehm werden. Er würde aufpassen müssen, was er sagte um sich nicht selbst zu verraten. Er legte sein Handtuch beiseite und öffnete so leise wie möglich die Tür. Der Flur war leer, wahrscheinlich waren sie in die Küche gegangen. Er schlich sich ins Schlafzimmer, wo er sich schnell Shorts überzog. Gerade wollte er sich ein Shirt heraussuchen, als Nii plötzlich aus der Küche nach ihm rief. „Satoshi! Komm schon, brauchst dich nicht extra hübsch machen! Außerdem ist das Frühstück schon fertig!“ Wie auf Befehl knurrte sein Magen. Er seufzte und schnappte sich die Jeans, die noch von gestern auf dem Boden lag, zog sie sich über und griff dann nach dem erstbesten Shirt in seinem Schrank, das er sich auf dem Weg in die Küche über den Kopf zog. Dort angekommen, blieb er erst mal in der Tür stehen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Da standen drei Kaffeetassen auf dem Tisch und ein bisschen was zu essen. Was sein Kühlschrank eben noch so hergegeben hatte. Er musste dringend wieder einkaufen gehen. Ryo blieb still, aber von Nii wurde er mit einem erstaunlich gut gelaunten „Morgen!“ begrüßt, ehe der Gitarrist stockte und ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrte. „Was denn?“, fragte Satoshi wenig geduldig. Niis Blick huschte zu Ryo, der seine Aufmerksamkeit jetzt auch auf Satoshi richtete, dann blickte er den Sänger wieder an und seine Miene spiegelte pure Sprachlosigkeit. Satoshis Brauen wanderten nach oben. Er hatte überhaupt keine Ahnung, was das jetzt sollte. „Was ist denn heute los? Ryo in deinen Klamotten, du in Ryos...“ Der Sänger blicke an sich herab und war im ersten Moment ziemlich erschrocken, als er sah, was genau er da aus dem Schrank gefischt hatte. Ryos Shirt. Das er in der Nacht angehabt hatte, als er sich im Studio an ihn rangemacht hatte. Er wusste nicht warum, aber anstatt es dazulassen, hatte er es mit nach Hause genommen und gewaschen. Und nun trug er es. Gerade wollte er etwas sagen, da richtete sich Niis Blick wieder auf Ryo. „Hast du ihn...?“ Er sprach nicht weiter, doch Satoshi war sofort klar, was er meinte. Was ihn allerdings schockte, war, dass Nii auf so etwas kam! Hatte Ryo etwa mit ihm darüber geredet?! Es musste ja so sein. Anders konnte er es sich nicht erklären. Erleichterung machte sich in Satoshi breit, also Ryo den Kopf schüttelte, doch schon im nächsten Moment stand er total verkrampft da und glaubte sich verhört zu haben. „Nein, er mich.“ Nun lag Niis ungeteilte Aufmerksamkeit auf ihm und er spürte, wie er rot wurde. Scheiße, war ihm das unangenehm! Wie zum Teufel kam Ryo dazu, so etwas zu sagen?! Er wusste doch, dass er mit alledem nicht richtig umzugehen wusste, da war doch wohl klar, dass so etwas nicht unbedingt hilfreich war! Anscheinend war er aber der einzige, der sich unwohl fühlte. Ryo hatte sich schon wieder abgewandt und trank seinen Kaffee, Nii musterte ihn noch einige Augenblicke neugierig, dann nahm er sich etwas zu essen. Und Satoshi stand immer noch da und fühlte sich, als hätte ihm jemand ein Brett über den Schädel gezogen. „Jetzt steh da nicht so rum.“, sagte Ryo leise. „Setz dich endlich hin!“ Er klang genervt, aber warum zum Teufel war er genervt?! Satoshi war viel zu geschockt um etwas zu sagen, darum setzte er sich tatsächlich hin, schnappte sich die letzte Kaffeetasse, die noch voll war, und nippte daran. Ihm war der Appetit vergangen. Irgendwie herrschte eine komische Stimmung am Tisch, doch er schien der einzige zu sein, der es nicht ignorieren konnte. Während Ryo sich über belanglose Sachen mit Nii unterhielt, saß Satoshi einfach nur da und starrte in seine Kaffeetasse. Er versuchte so angestrengt nichts zu denken, dass er nicht einmal mitbekam, dass er angesprochen wurde. Erst als Nii ihn anstieß, erwachte er aus seiner Starre und sah den Langhaarigen mit aufgerissenen Augen an. „Hast du ein Gespenst gesehen?“, fragte Nii und lachte. Satoshi schluckte. Wenn es doch nur ein Gespenst gewesen wäre. „Ich hab keinen Hunger.“, sagte er leise und stand auf. Ohne noch etwas zu sagen, verließ er die Küche und verdrückte sich auf seinen ans Schlafzimmer angrenzenden Balkon. Der war zwar verdammt klein, doch hier bekam er wenigstens frische Luft ab und konnte ein wenig allein sein, und hier blieb er auch bis Nii wieder verschwunden war. Gerade erst war der Gitarrist gegangen, da kam Ryo zu ihm. Er stellte sich ganz dicht hinter ihn und legte die Hände auf seine Oberarme, doch Satoshi schüttelte ihn ab. Er drängte sich an ihm vorbei nach drinnen und sah ihn wütend an. „Was sollte das eben?“ Ryo drehte sich zu ihm um. „Was denn?“, fragte er unschuldig. Satoshi bekam fast das Kotzen, weil er so tat als wüsste er nicht ganz genau, was er angerichtet hatte. „Warum erzählst du Nii, dass ich dich... Dass wir Sex hatten?“ Ryo hob leicht seine Schultern. „Weil es stimmt?“ Es war mehr eine Frage als eine Antwort und Satoshi wurde langsam wirklich schlecht. „Aber warum?“ Jetzt zögerte der Drummer. „Er weiß Bescheid.“, sagte er schließlich leise und Satoshi verengte die Augen zu Schlitzen. „Worüber?“ Wieder zögerte Ryo. „Über meine Gefühle zu dir … Irgendetwas musste ich ihm doch erzählen, als er uns erwischt hat... Es tat gut, mal mit jemandem darüber reden zu können...“ „Du meinst, als er dich erwischt hat, wie du an mir herum gefummelt hast.“ Ryo seufzte schwer und verdrehte die Augen. „Nein, ich meine als wir es uns gegenseitig gemacht haben, während die beiden daneben lagen und geschlafen haben! Red nicht immer so als wäre das alles total schrecklich für dich, immerhin hattest du gestern auch deinen Spaß!“ Da hatte er recht. Satoshi biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick. Er seufzte leise und setzte sich auf sein Bett. Ryo bleib stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Also spiel bitte nicht die beleidigte Leberwurst, nur weil ich mir jemanden suche, mit dem ich darüber reden kann. Du lässt ja nicht mit dir reden.“ Satoshi ließ den Kopf hängen. Eben noch hatte er sich verarscht gefühlt, und jetzt wurde ihm plötzlich bewusst, dass er im Unrecht war. Natürlich brauchte Ryo jemanden, mit dem er über all das reden konnte, doch dass es ausgerechnet Nii sein musste, behagte ihm nicht ganz so sehr. Aber da musste er jetzt wohl durch. Er hoffte nur, dass der Langhaarige jetzt nicht vorhatte sich einzumischen und am besten noch Amor zu spielen. „Obwohl du ja gesagt hast, dass wir heute reden...“, fügte Ryo leise an und betrachtete ihn eingehend. „Aber das kann ich wohl wieder vergessen, mh?“ Satoshi seufzte erneut. „Ich weiß einfach nicht, was ich dir sagen soll.“, kam es erstaunlich leicht über seine Lippen, aber wohl auch nur, weil er Ryo nicht ansehen musste. Der Drummer ließ die Arme sinken und kam nach einigem Zögern zu ihm, setzte sich ebenfalls auf das Bett, kam ihm aber nicht zu nahe. „Du kannst mir sagen, was das gestern für dich war.“ Satoshi zögerte. Er fühlte sich unwohl. Ihm war es noch nie leicht gefallen über seine Gefühle zu sprechen, aber gerade war das besonders schlimm. Wie konnte es ihm auch leicht fallen über seine Beziehung zu einem anderen Mann zu reden, wo er doch bis vor ein paar Wochen der festen Überzeugung gewesen war, dass er hetero war? Er schwieg ein wenig zu lange. Ryo sprach weiter. „Dann sag mir, was das nicht für dich war. Oder soll ich sagen, was ich denke? Und wenn ich falsch liege, korrigierst du mich.“ Er wartete ein Nicken ab, dann fuhr er fort. „Okay. Ich weiß, dass das gestern nicht nur irgendetwas war. Du machst dir nichts aus One Night Stands und schon gar nicht aus One Night Stands mit Freunden. Außerdem war es ja nicht das erste Mal, dass wir... intim waren … Du warst neugierig, wie es sein würde, oder? Aber das allein war es auch nicht. Sonst hättest du anders reagiert. Du warst neugierig, aber du hattest auch Angst. Davor, dass das etwas zwischen uns ändert... Davor, dass... dass es dich durcheinander bringt. Verunsichert. Davor, dass es dich zwingt über all das nachzudenken, was da zwischen uns ist … so ungefähr ist es doch... richtig?“ Erst jetzt legte Ryo eine Pause ein und musterte ihn. Satoshi war unwohl in seiner Haut. Und er war erstaunt darüber, wie gut Ryo ihn analysieren konnte. Wenn der Drummer das alles so schnell durchschauen konnte, warum konnte er selbst seine Gefühle und Gedanken nicht einmal ansatzweise sortieren? „So ungefähr.“, sagte er leise, vermied es aber weiterhin ihn anzusehen. Er war erleichtert, dass Ryo so geduldig mit ihm war, vor allem jetzt. Eine Weile schwiegen sie sich an, dann seufzte Ryo und rückte dichter an ihn herab, legte seine Hand auf eine von Satoshi, der bei der Berührung leicht zuckte. „Du brauchst keine Angst haben, Satoshi. Vor gar nichts. Was passiert, passiert eben. Lass es einfach geschehen.“ Das sagte er einfach so. Ganz so leicht war es dann aber doch nicht, denn es stand einiges auf dem Spiel. Selbst wenn das mit ihnen klappen sollte, wusste niemand ob es von Dauer sein würde und wenn es das nicht war, würde das bedeuten, dass er seinen besten Freund verlor. Außerdem war so eine Situation bestimmt auch nicht einfach für die Band. Er warf einen kurzen Blick zu Ryo, der diesen einfing und ihn sanft ansah, dabei leicht über seine Hand strich. Diese Berührung war nicht unangenehm, trotzdem entzog er sich ihr. „Das ist... kompliziert...“ Ryo lachte leise. „Natürlich, aber das ist es doch immer. Vor allem für jemanden wie dich.“ Satoshi sah ihn an. Falten traten auf seine Stirn. „Was soll das heißen?“ Der Drummer grinste. „Du machst dir nicht so viel aus Beziehungen, solange sie nicht zumindest das Potential haben, dass was Ernstes daraus wird. Für dich sind andere Dinge wichtiger.“ Da hatte er recht. „Aber das heißt auch, dass das zwischen uns was Ernstes werden könnte, so sehr wie es dich beschäftigt. Wir sollten dem wenigstens eine Chance geben, meinst du nicht?“ Satoshi hatte den Blick wieder abgewandt. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Irgendwie war es ihm unheimlich, dass Ryo ihn so gut durchschauen konnte und da so einfach drüber redete. Er wünschte, er könnte das auch, dann wäre alles viel einfacher. Wieder war Satoshi in Schweigen verfallen und Ryo seufzte leise. Er wurde langsam ungeduldig. Er zog sogar seine Hand zurück, doch als Satoshi aufsah, kam er ihm so nahe, wie den ganzen Morgen noch nicht. Er sah ihn eindringlich an und legte zögerlich eine Hand an seine Wange, strich über seine Haut, die schon wieder die ersten Stoppeln aufwies. Für Satoshi war das immer noch komisch, wenn er ihn so berührte, Ryo aber schien momentan nichts anderes lieber zu tun als ihn anzufassen, ihm nahe zu sein. „Du bist mir wirklich wichtig, Satoshi … Ob wir so gut zusammen passen wie ich es gerne hätte, weiß ich nicht, aber ich finde, wir sollten es wenigstens probieren.“ „Und wenn's nicht klappt...“ „Wenn's nicht klappt, ist das eben so. Sicher werd' ich enttäuscht sein, aber ich werde da kein Drama draus machen.“ Er zögerte kurz. „Versprochen. Dazu bist du mir als Freund viel zu wichtig.“ Satoshi sah ihn an und er wusste, dass Ryo gerade etwas versprochen hatte, dass er wahrscheinlich nicht würde halten können. „Ich weiß nicht, was du jetzt von mir erwartest.“, sagte er leise und es kostete ihn einige Mühe, ihn dabei anzusehen, aber er schaffte es den Blick nicht abzuwenden. „Dass ich sage ja, okay und wir dann von einen Moment auf den anderen Pärchen spielen?“ Ein Schmunzeln schlich sich auf Ryos Lippen, dann schüttelte er den Kopf. „Du solltest echt aufhören darüber so viel nachzudenken. Lass es einfach geschehen. Sicher habe ich gewisse Vorstellungen, aber ich werde keine Erwartungen an dich stellen. Gar keine.“ Auch das konnte Ryo wahrscheinlich nicht einhalten. Er wollte ihn jetzt einfach nur rum bekommen, das wusste der Sänger. Und trotzdem fiel es ihm immer schwerer ihn zappeln zu lassen und nicht einfach zu küssen und es zu versuchen. Auch wenn er sich immer noch nicht vorstellen konnte, wie es sein würde mit Ryo eine Beziehung zu führen. Er war sich ja noch nicht mal seiner eigenen Gefühle sicher, wie sollte er dann schon über so etwas nachdenken? Ryos Finger strichen noch immer leicht über seine Wange. Er sah ihn an, beobachtete ihn, und Satoshi fühlte sich unter Druck gesetzt. Ryo wollte eine Entscheidung, je eher desto besser, aber er wollte keine Entscheidung treffen; dazu fühlte er sich nicht in der Lage. Noch nicht. Vielleicht irgendwann, er wusste es nicht. Aber er wollte ihn nicht schon wieder von sich stoßen, wo er doch wusste, dass er mit so vielem Recht hatte. Nur weil er es sich nicht eingestehen konnte, wollte er es Ryo nicht noch schwerer machen. Sein Blick fiel auf die Lippen des Drummers, die leicht geöffnet waren. Plötzlich verspürte er den Drang danach sie zu berühren, ihn zu küssen, ihn anzufassen, also tat er es. Er beugte sich vor und legte seine Lippen auf die von Ryo, der für den Bruchteil einer Sekunde wie erstarrt war. Mit so etwas hatte er wohl nicht gerechnet. Dann aber wanderte seine Hand von Satoshis Wange in seinen Nacken und zog ihn dichter, hielt ihn fest, presste ihn an sich. Der Sänger wusste nicht recht, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Er tendierte eher zu gut, also ließ er es zu, öffnete leicht seine Lippen, als Ryos Zunge darüber fuhr, und nur Augenblicke später spürte er diese in seinem Mund, wie sie ihn erforschte, auskundschaftete und mit seiner eigenen spielte. Satoshi war das keineswegs unangenehm, doch es fühlte sich komisch an. Nie zuvor war er so dominant geküsst worden wie von Ryo, geschweige denn so bestimmt angefasst worden wie letzte Nacht. Das fühlte sich gut an, das machte es aufregend. Ryo war so vollkommen anders, als die Frauen, mit denen er bisher zusammen gewesen war. Vielleicht war es genau das, was ihm bisher gefehlt hatte, denn noch nie hatte ihn jemand so sehr aus der Bahn geworfen wie Ryo. Vielleicht redete er sich das aber auch nur ein, um ihn nicht zu enttäuschen. Plötzlich fiel ihm etwas ein und er löste den Kuss, blieb aber nahe bei ihm. Er sah ihn an und in Ryos Augen lag etwas, das er nicht recht zuordnen konnte. Er versuchte es zu ignorieren, zumindest für den Moment. „Egal, was ist...“, begann er leise und Ryo starrte auf seine Lippen, als war es egal, was Satoshi zu sagen hatte, als wollte er ihn nur wieder küssen, doch er riss sich zusammen und hörte ihm zu, wenn er denn schon mal redete. „Wenn du noch einmal in meiner Wohnung rauchst, nehm ich dich mit ins Schlafzimmer, zieh dich aus und sperr dich so auf den Balkon.“ Ryos Blick huschte nach oben und er sah ihm in die Augen. Er wirkte tatsächlich verunsichert. „Verstanden?“ Ryo nickte zögerlich und Satoshi musste grinsen. Irgendwie war er ja schon niedlich gerade. „Okay... Aber wenn du mich nicht bald wieder küsst, steck' ich mir eine an. Dann zieh ich dich auch aus und nehm dich mit auf den Balkon.“ Jetzt grinsten sie beide. Und irgendwie war Satoshi sich nicht mehr so sicher, ob seine ganzen Zweifel berechtigt waren. Gerade wollte er den Drummer einfach nur wieder küssen, also tat er es – ganz ohne Umschweife. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)