Jumays Kinder von -Izumi- (Part 1: Kinder der Erde - Land des Anfangs) ================================================================================ Kapitel 16: Rückkehr -------------------- Sie kauerten hinter einem einsamen, kleinen Felsvorsprung, mitten in der Savanne. Der einzelne Felsen wirkte in dem flachen Land wahrlich verloren... aber er war leicht zu entdecken gewesen. Ob das nun gut oder schlecht war... „Du... musst wirklich ein sehr begabter Mann sein, wenn du wusstest, dass ich komme. Ich danke dir, dass du auf mich gewartet hast.“ Ein weiterer Blitz und lautes Donnergrollen ließen die junge Frau zusammenzucken, während sie starr in den Platzregen vor sich starrte. Wie seltsam es war, zu sprechen und ernsthafte Antwort erwarten zu können... „Die Götter haben mich zu dem gemacht, was ich bin. Dass ich gewartet habe, war reiner Eigennutz.“ Zerit kaute gelangweilt an einem Stück geräuchertem Fisch herum, während sein Blick dem ihrem folgte. Dieses Land kannte er... und es gefiel ihm nicht. Hier gehörten sie nicht hin. „Nadeshda geht es nicht gut... du bist ihre Heilerin, es wird ihre Wut mildern, wenn ich ihr dich zurückbringe.“ Alaji senkte den Blick bedauernd ein Stück. Oh ja... wie hatte sie ihre Herrin nur so vergessen können? Ihre armen Beine brachten sie inzwischen sicher fast um, es tat ihr sehr Leid, wenn sie bedachte, was sie ihr mit ihrer Abwesenheit ungewollt angetan hatte... sie musste das Rezept für die helfende Salbe unbedingt einmal weiter verraten, damit so etwas nicht mehr vorkommen konnte. „Und... sie möchte den Stamm tatsächlich... auskühlen?“ Sie benutzte ein sehr harmloses Wort für das, was die kleine blauhaarige Frau mit den Menschen vorhatte... es würde entsetzlich sein. „Und Mahrran scheint sie abschlachten zu wollen... na ja. Es sind nur Menschen, sei froh, dass du nichts mehr mit ihnen zu tun hast. Ich werde diesen Weg sicherlich noch öfters gehen dürfen...“ Er aß missmutig auf, der Frau absichtlich nichts anbietend. Sie schien wohlgenährt zu sein und er hatte das Essen im Eifer seiner Reise tatsächlich etwas verdrängt. Da fiel ihm ein, wartete zuhause nicht jemand auf ihn? Na, hoffentlich war die Wahl, die seine Götter ihm geraten hatten, nicht schlecht gewesen... „Ich möchte die Menschensprache auch beherrschen... ich würde den Weg freiwillig machen. Vielleicht würden sie auf eine Frau besser reagieren als auf dich...?“ Sie lehnte sich seufzend gegen den kühlen Stein. Es roch modrig... Ihre Erinnerungen gehörten Teco. Teco, der ihr nicht nur die Schande erspart hatte, sie von seinen Leuten erniedrigen zu lassen, sondern ihr sogar ihr Leben gelassen hatte. Zuerst hatte er es beenden wollen... und sie war ihm dankbar dafür gewesen und willig, sich seiner Entscheidung hinzugeben. Doch dann hatte er sie an der Schulter gepackt und von sich gestoßen... sie wusste nicht, was er gesagt hatte, doch er hatte in Richtung der Berge gezeigt, so lange, bis sie verwirrt begonnen hatte, seinem Fingerzeig zu folgen. Als sie noch einmal zu ihm zurückgesehen hatte, hatte er ihr zugenickt. Dann hatte er sich umgedreht und war dem Lager seines Stammes entgegengegangen... Er war so ein guter Mann. Sie wollte ihn wieder sehen... und wenn Zerit bisher mit dem Leben davon gekommen war, warum dann nicht auch sie? Aber sie sprach diese Sprache ja nicht... „Bezweifle ich. Sie hassen uns.“ Zerit war ihr hingegen nie als besonders umgänglich erschienen. Dennoch war sie den Göttern dankbar, dass sie auf ihn getroffen war, denn es erschien ihr als sehr unangenehm, allein durch die Berge gehen zu müssen... im Gegensatz zu ihr war der Grünhaarige ein sehr begnadeter Magier, der sich durchaus zu verteidigen wusste. Beneidenswert. Sie musterte ihn eine Weile schweigend, wie er das letzte Bisschen seines Proviants verschlang. Es war nicht schlimm, sie war nicht hungrig... sie wagte, ihn nach etwas zu fragen. „Woher kannst du die Sprache der Menschen so gut? Manche sagen, du kannst sie besser als unsere eigene Sprache, dabei lehren die Götter sie uns doch ohnehin...?“ Er sah sie nicht an, hielt jedoch kurz in der Bewegung inne, als er dabei war, sich mit dem Ärmel über den Mund zu wischen. Dann schüttelte er nur den Kopf. „Man hat sie mir beigebracht. Man hat verhindert, dass ich unsere Sprache spreche, ich habe sie zum ersten Mal benutzt, da stand ich kurz davor, ein Mann zu werden. Und nein... ich bringe sie dir nicht bei, ich bin nicht als Lehrer geboren. Dass der Herr und die Herrin zum reinen Vergnügen Unterricht bei mir nehmen, ist mir schon ausreichend zuwider.“ Mehr sagte er nicht. Er wusste so viel, was sie interessierte... aber sie wagte nicht weiter, sich danach zu erkundigen... er war seltsam und sie war schüchtern. Sie freute sich nur darauf, wieder zuhause zu sein. Dabei hätte sie nie mit einer solchen Begrüßung gerechnet, wie sie ihr widerfuhr, als Zerit ihr schließlich nicht gestattete, sofort zu ihrem kleinen Haus zu gehen, sondern sie ihn an diesem klaren Morgen sofort zur Berichterstattung zum Heim der Zwillinge folgen musste. Es war sehr seltsam, den Seewind wieder zu riechen... wieder daheim zu sein. Sie freute sich auf ihre Mutter, fiel ihr auf. Sicherlich hatte die sie längst abgeschrieben... Nadeshda überraschte sie jedoch so sehr, dass sie den Gedanken an ihre liebe Mama kurzzeitig vergaß. Zunächst einmal, weil sie anscheinend tatsächlich nichts von ihrem Erscheinen geahnt hatte... das war für eine derart begabte Magierin wie sie es war höchst seltsam und da ein Gedanke zum nächsten führte, schämte Alaji sich schon bald um so mehr, dass sie zugelassen hatte, dass das alte Leiden so sehr Besitz von der kleinen Frau ergriff, dass sie sogar die Verbindung zu den Göttern zu verlieren schien. Die nächste, weit größere Überraschung war jedoch, wie das Dorfoberhaupt nach einem kurzem Augenblick der Überraschung trotz der schwer angeschlagenen Knie aufsprang und sie mit einer solchen Hingabe in die Arme schloss, dass es sich beinahe so anfühlte, als empfand Nadeshda so etwas wie Zuneigung für sie. Das war lächerlich und vermutlich beruhte die Geste auf Erleichterung, doch irgendwie machte es die Heilerin glücklich. „Wo ich sie zurückbringe... ist es doch sicher nur noch halb so schlimm, wenn es den Menschen vollkommen gleich ist, was Ihr mit ihnen vorhabt, nicht? Ich will da nicht mehr hin...“ Er hasste diesen Moconi. Oder zumindest die Beziehung, in der sie zueinander standen, vielleicht hätten sie sich zu einer anderen Zeit unter anderen Bedingungen gut verstanden – was der geborene Einzelgänger sich nun nicht unbedingt vorstellen konnte, was jedoch durchaus möglich war – aber jedes Mal beleidigt und mit Speeren beworfen zu werden passte Zerit so gar nicht. Er hatte schließlich auch seinen Stolz. „Später dazu!“, japste die Blauhaarige nur, Alaji scheinbar überhaupt nicht mehr loslassen wollend, „Komme am Nachmittag noch einmal, dann klären wir das. Jetzt geh!“ Er hob beide Brauen, dann nickte er und leistete ihrem Befehl folge. Verstand einer die Frauen... „Ich... es tut mir so Leid, dass ich nicht früher zurückkehren konnte! Es... es ist schwierig, man... man hielt mich gefangen...“ Es war mutig, Nadeshda anzulügen, doch angesichts der Tatsache, dass es ihr im Moment sehr schlecht gehen musste, wagte Alaji es sich. Was hätte sie auch sonst sagen sollen? „Ich habe mich verirrt, aber der Menschen-Mann war wirklich ein wunderbarer Begleiter, ich vermisse ihn sehr!“? Nein, das kam nicht in Frage. Sie senkte dennoch errötend ihr Haupt, als die Gleichaltrige sie los und sich sofort wieder auf ihr Lager sinken ließ. Relativ unelegant, aber das konnte ihr die Heilerin angesichts ihrer geschwollenen Knie nicht verübeln. „Es... ist in Ordnung. Du bist da, du bist eine gute Frau. Ich weiß, dass du bereits früher zurückgekehrt wärst, hättest du eine Möglichkeit gehabt... ich vergebe dir. Kannst du mir so bald wie möglich meine Salbe bringen?“ Es war mehr ein Befehl als eine Bitte, doch das war bei der Stellung der Frau absolut legitim, so verneigte sich Alaji höflich und bestätigte. „Noch etwas, ehe du nach Hause gehst...“ Nadeshda wandte ihren Blick ab, dem Fenster zu. Sie schien das schöne Wetter zu betrachten... ihr Gast legte irritiert den Kopf schief. „Gibt es eine Möglichkeit, Kinder zu entfernen, ohne, dass eine Gefahr für die werdende Mutter besteht?“ Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, ließ keinen Einblick in ihre Gedankenwelt zu. Die Heilerin hob irritiert beide Brauen. Moment – was? „Völlig ohne Risiko für die Mutter? Tut mir Leid, nein, ich kenne keine. Bist... bist du schwanger?“ Sie erlaubte sich das „du“. Sie kannten sich ewig und ewig war ihr die kleine Magierin schon dankbar für die guten medizinischen Dienste, so ging es in Ordnung. Die Blauhaarige senkte den Blick kurz. „Ja... sonst wäre es mir egal. Das Kind, das mein Bruder früher oder später mit seinem Haustier zeugen wird, ist mir gleich, kann er meinetwegen behalten, es wird eh nicht vollwertig sein. Doch meines...“ Sie zischte, dann sah sie der anderen Frau mit einem Blick in die Augen, den diese einen Schritt zurückweichen ließ. Nadeshda war zwar angeschlagen, aber sehr mächtig. Daran gab es keine Zweifel. „Ich bin zu wertvoll, um mich irgendeinem Risiko auszusetzen; ohne mich klappt das alles nicht! Also musst du mir helfen... wenn es soweit ist, dann nimm das Kind und töte es auf der Stelle! Kenne keine Gnade, folge deinem Blutdurst... den hast du schließlich. Es darf nicht leben.“ Alaji erschauderte, als das Dorfoberhaupt wütend auf seiner Unterlippe knabberte und weiter nachzudenken schien, während der gefährliche Blick scheinbar ziellos durch den Raum huschte. „Aber... aber das ist gegen das Gesetz! Keine Mutter darf ihr Kind töten...“ „Deshalb habe ich dir ja die Anweisung gegeben, es zu tun. Wir wollen es nicht zu genau nehmen... wir können nicht.“ Zerit hob beide Brauen. Da dachte man an nichts böses und plötzlich wurde man mit der geballten Macht der Weiblichkeit konfrontiert... „Das ist... gut.“ Er schritt durch das kleine, strahlend saubere und aufgeräumte Haus. Die morgendlichen Sonnenstrahlen ließen es noch schöner erscheinen. Sein Großvater saß stumm grinsend auf seinem Stuhl. „Du magst es? Ich habe schon befürchtet, ich hätte übertrieben...“ Sundri strich sich verlegen lächelnd eine blonde Strähne hinter ihr linkes Ohr. Er sah sie zum ersten Mal mit offenem Haar... war ja nicht schlecht. Er gab sich keine Mühe zu verstecken, dass er sie musterte... er war jetzt immerhin ihr Mann. Und sie war seine Frau, die sich in einem durchaus vorteilhaften Licht präsentierte. Sie trug ein kurzes, schlichtes, jedoch körperbetontes Kleid, war geschmückt mit einer Muschelkette und duftete nach gutem Öl – sie wusste, wie sie alles aus sich heraus nehmen konnte. Obgleich er an sich niemand war, der sehr auf Äußerlichkeiten bedacht war, entschloss er sich angesichts ihrer Bemühungen darauf einzugehen. Er hatte sie einfach aus ihrem Leben gerissen und zu sich genommen... das war zwar rechtens, aber es wunderte ihn, dass sie sich derart um ihm bemühte. Er grinste. „Lass uns... in den Garten gehen.“ Der Garten war noch immer nicht mehr als ein schmaler Streifen zwischen dem Häuschen und dem steinernen Fuß eines Berges, an dem Kräuter wuchsen. Dieses kleine Gebiet war unberührt geblieben... vermutlich verdankte Zerit das seinem Großvater, der seiner eifrigen Frau erklärt hatte, dass sein Enkel es nicht guthieß, wenn man hier herum pfuschte. Sundri ihrerseits schien etwas verunsichert... vielleicht hätte sie den Garten doch etwas pflegen sollen? „Hör zu.“, lenkte er ihre Gedanken davon ab, „Ich... bin unbegabt darin, mich für etwas zu bedanken, besonders, wenn es mein Recht ist. Nun... trotzdem, danke. Du willst noch etwas...“ Sie verstand zunächst nicht, worauf er hinaus wollte und war bereits im Begriff, bescheiden die Hände zu heben und zu versichern, dass sie zufrieden sei, da trat er auf sie zu und griff um sie herum, sie näher zu sich ziehend. Sie stutzte, als er mit einem leichten Rotschimmer an ihr vorbei sah. „Ich... will es nicht tun, wenn mein Großvater es mitbekommt...“ Sie erstrahlte. Der Nachmittag kam schnell. Es war ein guter Tag für den frühen Herbst, die Sonne stand hoch und schien angenehm warm, aber nicht so warm, dass die empfindlichen Kalenao um ihre Haut fürchten mussten. Alaji durchschritt ihr Dorf versonnen. Viele sahen ihr seltsam nach, grüßten sie verwundert und teilten ihr mit, dass sie sich freuten, sie wieder zu sehen. Sie lächelte und erwiderte, dass die Freude ganz ihrerseits war. Sie hatte ihre Mutter wiedergesehen, sich ordentlich gewaschen und umgezogen und konnte ihren lächerlichen Haarschopf wieder verstecken, sie fühlte sich tatsächlich sehr wohl. Und dennoch kam ihre eigene Heimat ihr inzwischen fremd vor... sie vermisste Teco. Es überraschte sie, dass sie das ernsthaft tat und weil es so abstrus war, redete sie sich ein, es würde bald vergehen. Aber es trübte ihre Freude... „Willkommen zurück... Heilerin.“ Sie sah auf und verengte ihre Augen minimal. Na wunderbar, sie wollte doch Nadeshda endlich ihre Salbe bringen... Iavenya saß kichernd auf ihrer kleinen Türschwelle. Etwas besseres hatte sie wohl nicht zu tun... „Danke...“ Ihre Höflichkeit verbot ihr, der Schwarzhaarigen in ihr Gesicht zu sagen, dass sie sie nicht mochte und dass sie sie gefälligst in Ruhe lassen sollte. Noch ein Grund mehr, weshalb es bei Teco angenehmer gewesen war... sie hatte ihn zwar nicht verstanden, so hatte sie sich jedoch auch keinen Unsinn anhören müssen. Ob Teco wohl überhaupt Unsinn gesprochen hatte...? Sie hätte die Menschensprache gerne beherrscht. Die Natter erhob sich. „Dann wird das kleine Mädchen wohl bald wieder mobil sein, wie?“, sie deutete auf den Korb in Alajis Händen, in dem unverkennbar ein Salbengefäß transportiert wurde, „Und bald wird es ganz viel Nachwuchs im Dorf geben.“ Ganz viel? Alaji zuckte kurz mit den Brauen. Dann war wohl schon bekannt, dass Nadeshda ein Kind erwartete... und sie schien nicht die einzige zu sein, auch wenn sich ihr Iavenyas Worte nicht ganz erschlossen... „Abwarten.“, riet sie so bloß und wollte bereits all ihren Mut zusammennehmen und die andere Frau einfach stehen lassen, wie es jeder andere an ihrer Stelle längst getan hätte, da fiel ihr noch etwas ein, „Es... scheint sich ja herumgesprochen zu haben. Ich bin nicht ganz auf dem Laufenden... aber wer ist denn der Vater von ihrem Kind?“ Die wusste es sicher, die wusste immer alles, was anderen irgendwie unangenehm sein konnte. Zu ihrer Überraschung verharrte sie bloß kurz wie versteinert, dann legte sie den Kopf schief und grinste ein mehr als ungewöhnliches Grinsen. „Von ihrem Kind?“, sie legte sich eine Hand auf den Bauch und kicherte etwas aufgesetzt, „Ähm... was?“ „Ähm, was?!“, wiederholte die Heilerin irritiert und fasste sich an den Hut. Wie gut, dass sie keinen Namen gesagt hatte... Moment, das hieß...? „Du?!“ Ihre Geste war relativ eindeutig. Hier hatte sich scheinbar sehr viel verändert, seit sie auf ihre Reise in die fremde Welt gegangen war... in ihrer Erinnerung hätte kein Mann des Dorfes die Natter auch nur mit einem Stock angepiekt, obgleich sie eine recht ansehnliche Frau war... ihre Zunge war einfach zu giftig. Ihr Grinsen wurde wieder gewohnt breit. „Ja. Wer sonst? Der Vater muss jedoch erst noch überzeugt werden... ich meine... ich bin besser, als man denkt...“ Sie zwinkerte und kicherte dann mädchenhaft, während Alaji sie mit offenem Mund musterte. Da hatte sie aber jemanden übel abgefüllt... Die Menschen hatten aufgehört zu wandern. Die Berge waren nicht mehr so weit entfernt wie einst... und mit ihnen die Heimat. Kajira saß artig neben der erst am Morgen aufgebauten Hütte. Sie war noch nicht ganz fertig... zumindest werkelten ihre Bewohner noch immer daran herum. Der junge Mann nicht, obgleich er auch darin lebte... aber selbst, wenn er gewollt hätte, er hätte weder gedurft, noch gewusst, was er hätte machen sollen. Genau genommen arbeiteten auch nur die Mutter und die beiden jüngsten Kinder daran... der ältere Sohn und der Vater, der im übrigen der Anführer der Gruppe gewesen war, auf die sie hinter den Bergen gestoßen waren, hatten am Morgen die gröbste Arbeit verrichtet und waren dann mit einigen anderen Männern und älteren Jungen aus dem Lager gegangen. Er vermutete, dass sie auf Jagd gingen... zumindest erzählten das seine Götter. Seine Götter... oft spielte er mit dem Gedanken, Magie anzuwenden, um in die Freiheit zu gelangen. Sein Teleport war noch schwach... und Windmagie? Er traute sich nicht... wenn etwas schief ging, war es vorbei für ihn. Es waren so viele... er war allein. Und er hatte Chejat versprochen, zu überleben... und Mabalysca, ihr Mann zu werden. Er seufzte, als er sich das Gesicht der hübschen jungen Frau vorstellte. Seine Mabalysca... er wollte sie gern umarmen. Die Mutter ließ ihn zusammenzucken. Er durfte nichts... also musste man sich um ihn kümmern. Eine Zeit lang hatte das seltsame, dümmliche Mädchen das übernehmen sollen, das jetzt mit seinem anderen Bruder spielte. Das war eine schlechte Idee gewesen, es schaffte es nicht einmal, sich selbst umzuziehen, hatte er gelernt, dabei war es an sich schon eine junge Frau. So hatte die Mutter sie bestraft, wie sie es oft tat und sich schlecht gelaunt wieder um den ungeliebten Gast gekümmert. Heute stand das noch aus... er erschauderte, als er sein ungekämmtes Haar mit den Fingern kämmte. Gut, dass sie es ihm gestern noch gewaschen hatte, heute war sie so unglaublich schlecht gelaunt, dass er nicht all zu viel Zeit mit der dürren Frau verbringen wollte. Er zog die Knie an und umschlang sie mit seinen Armen, während er beobachtete, wie sie irgendetwas an ihrer Hütte befestigen wollte, was ihr seit Ewigkeiten partout nicht gelingen wollte. Kurz sah sie auf und schnaubte wütend, als sie den fortgeschrittenen Sonnenstand bemerkte. Ihre dumme Tochter kicherte unterdessen über irgendetwas, was scheinbar nur sie bemerkte. Kajira seufzte über ihr unüberlegtes Handeln... sie musste diese jähzornige Frau doch mit am besten kennen! Die Mutter fuhr in diesem Moment zu ihr herum und fauchte sie giftig wie eine Schlange an, ehe sie sie grob am Oberarm packte und in den Dreck schubste, wo die Jüngere verängstigt liegen blieb. Daraufhin schielte sie kurz zu ihrem missglückten Aufbauversuch und dann zu dem jungen Magier, der den Blick demütig vor ihr senkte. Er fürchtete sie... irgendwann würde er sich an ihr rächen! Er hörte das von der Sommersonne unwiderruflich verbrannte Gras vor sich knistern, als sie auf ihn zukam und ihn an seinen Haaren zu sich hoch zerrte. Sie war verglichen mit den anderen Menschenfrauen eher klein, aber mindestens ebenso stark wie sie, stellte er zum wiederholtem Male fest, als er sich zischend ihrer Handlung ergab und sich aufrichtete. Als sie ihm daraufhin irgendetwas verächtliches entgegen murrte, verstand er sie wie immer nicht. Er wollte auch nicht ernsthaft wissen, was sie ihm verletzendes an den Kopf warf... bloß dass sie sich immer mehr in Rage redete, registrierte er, bis sie ihn schließlich ebenso wie ihre Tochter von sich stieß und er ihm trockenen Gras landete. Daraufhin entfernte sie sich kurz von ihm. Als er sich gedemütigt wieder aufsetzte und sich mehr denn je wünschte, den Mut aufzubringen, auf seine Windmagie zu setzen, kehrte sie zurück. Er registrierte erst, was sie vorhatte, als es beinahe zu spät war. In ihrer Hand lag nicht der bekannte Knochenkamm... das war ein Steinmesser. Moment. Was? Er wich empört ein Stück zurück, ehe er wieder auf die Beine kam und weitere Schritte rückwärts vor ihr flüchtete. Sie fauchte ungehalten und sauer. Ja, seine Haarpflege nervte sie... aber sie konnte ihm doch nicht sein schönes Haar abschneiden! Er liebte sein Haar... Sie langte abermals nach ihm und er schlug ihre Hand grob bei Seite. Um sein Leben bemüht hatte er bisher alles stumm über sich ergehen lassen, aber das ging zu weit. Mabalysca mochte sein Haar sehr gern... und es war das einzige, was ihn von seinen Brüdern unterschied und das war bei einer Familie wie seiner durchaus etwas wert. Und er selbst mochte sein Haar, es hatte lange gedauert, bis es so lang gewachsen war, wie es nun war. Das wollte er nicht einbüßen! Sie fasste abermals fauchend nach ihm. Als er wieder rückwärts ausweichen wollte, stolperte er über irgendwelche Materialien, die sie zuvor noch zum Aufbau der Hütte gebraucht hatte und landete unsanft auf dem Rücken, worauf ein ziehender Schmerz sich in diesen ausbreitete. Er stöhnte schmerzerfüllt und war kurzzeitig nicht in der Lage, sich zu rühren. Windmagie... Götter... er musste seine Haare retten! Sie beugte sich über ihn und ergriff sein Haar ebenso grob wie immer... und hielt dann inne. „Und, wie gedenkst du, weiter vorzugehen?“ Mahrran lehnte sich mit gesenkten Brauen gegen die kalte steinerne Außenwand von Shirans kleinem Haus. Dieser Unhold hatte ihn nicht hereingebeten, als er angeklopft hatte, sondern war zu ihm herausgekommen. Zu seinem Glück war das Wetter angenehm, die Sonne erhellte den von Natur aus dunklen Himmel so gut sie konnte, es war wolkenlos und der Seewind sanft. Der Seher hatte sich im übrigen einen sehr hübschen Platz zum Bauen seines Hauses ausgesucht, etwas außerhalb des Ortes auf einer kleinen Anhöhe am Fuße eines Berges, umgeben von einem an diesem Platz eigentlich sehr seltenen Gut – Gras. Irgendwann einmal hatte es mehr davon gegeben, zu dieser Zeit waren auch des Öfteren Schafe und Ziegen aus dem Gebirge gekommen, die sie hatten verwerten können, doch es war zurückgegangen, ebenso wie die Fische im Meer. Bedenklich... „Wir müssen bald handeln.“, erwiderte Shiran da, ohne seinen Gast anzusehen. Er stand unweit entfernt auf einem kleinen Felsen und überblickte die See, auf die man von hier aus einen unverschämt guten Blick hatte, „Alaji ist zurückgekehrt. Sie behandelt Nadeshda gerade... und ihr Körper gewöhnt sich langsam an ihren Umstand. Ihre Schwäche schwindet und bis das Dorf ihre Schwangerschaft bemerkt, wird es noch etwas dauern, in dieser Zeit ist sie stark – sie ist in ihrer Position mächtiger als ich – und hat mehr Einfluss als du.“ Er wandte sich vom Meer ab und trat einige Schritte auf den Jüngeren zu, der auf sein zwielichtiges Grinsen die Brauen senkte. „Greifen wir an?“ Das Verhalten des Sehers beleidigte ihn – er war wichtiger als dieser Nichtsnutz! Wenn letzterer die empörten Gedanken seines Gegenübers las, so ignorierte er sie. Er grinste noch aufgesetzter, dabei seine schiefen Zähne schamlos präsentierend. „Mahrran, ist das denn meine Entscheidung? Ich weiß, was gut für unser Volk ist... und das ist, wenn du die Macht hast. Dabei kann ich dir helfen, doch entscheiden musst du selbst.“, sein Ausdruck wurde wieder etwas ernster, „Aber ja, wenn wir Nadeshda ein Schnippchen schlagen wollen, dann sollten wir das tun. Sie möchte den Stamm einfrieren... mitsamt seiner Nahrung. Das würde ihre Rachegelüste über Moconis Zurückweisung ihrer lächerlichen Bedingungen zwar stillen, sinnvoll für uns wäre es jedoch nicht. Es herrscht rascher Handlungsbedarf, so, wie es aussieht im Moment nur mit roher Gewalt.“ Er legte eine kurze Pause ein, als ein etwas stärkerer Wind aufkam und er den Blick wieder zum Meer wandte, worauf die Luft sein Haar etwas durcheinander brachte. Mahrran nahm dies mit seinem einen Auge nur wenig wahr, als er gespannt auf weitere Worte die Arme vor der Brust verschränkte. Dieser eingebildete Spinner... „Ich... heiße es nicht gut, diese Leute anzugreifen, um ehrlich zu sein. Es ist unverschämt und dreist... ich bin der Meinung, es soll sie dazu bewegen, freiwillig von dannen zu ziehen. Wir sollten sie nicht grausam niedermetzeln, nicht alle... lassen wir Frauen und Kinder am Leben. Und jeden Mann, der die Intelligenz besitzt, sich zu ergeben, ebenso. Ich sorge dafür, dass das Volk sich heute zu Sonnenuntergang auf dem großen Platz am Brunnen versammelt... du legst dir Worte zurecht, die unsere eigenen Männer zu Kriegern machen.“ „Ich muss dieses Rezept an jemanden weiter geben... vielleicht an dich, Nadeshda, dann bist du im Notfall von niemandem mehr abhängig.“ Die junge Frau schwieg, während Alaji ihr die Knie verband. Der Schmerz war dumpf geworden... bald würde er beginnen, zu schwinden. Der Gedanken befriedigte sie. Vielleicht war es nicht schlecht, wenn die Heilerin ihr die komplizierte Formel beibrachte... wer wusste, was mit ihr geschehen würde? Sie musste zur Not auch ohne sie klar kommen, die Götter hatten keine leichten Zeiten angekündigt... und Mahrran und Shiran taten eindeutig zu viel hinter ihrem Rücken. Mahrran. Es wäre ihm so ein leichtes gewesen, sie von dem ungewollten Ding in ihrem Inneren zu befreien, doch er weigerte sich vehement und gab vor, im Sinne des Volkes zu handeln. Dabei war sein Vorhaben so furchtbar offensichtlich... um so ärgerlicher, dass sie nichts dagegen tun konnte. Bis jetzt. Alaji brachte sie wieder auf die Beine, ihm wahrsten Sinne des Wortes. Sie würde ihre Chance nutzen, wenn es noch nicht zu spät war. „Ich werde dir zuhören in einem geeigneten Moment.“, erwiderte sie der Gleichaltrigen so, die sich daraufhin erhob und ihr bandagiertes Werk kurz zufrieden musterte. Nadeshda blieb auf ihrem Lager sitzen. Sie durfte die Götter nicht beleidigen und musste Dankbarkeit zeigen. Sie versuchte es mit Aufmerksamkeit – keiner ganz uneigennütziger, im übrigen. „Wie war das Leben bei den Menschen, Heilerin?“, wollte sie wissen und ihr Gegenüber zuckte überrascht zusammen, ehe es leicht errötete und dem Blick der Blauhaarigen auswich. Man merkte ihr leicht an, wenn ihr etwas unangenehm war... „Hat man dir großes Unrecht angetan?“, erkundigte sich die andere einfach weiter. Angesichts ihrer Geschichte wahrscheinlich, jedoch waren ihre Götter gänzlich anderer Meinung... „Ich... ich... nein. Nein!“ Sie wandte sich ab und setzte sich schräg gegenüber des Lagers auf einen kleinen Schemel, den Blick tief gesenkt haltend. Nadeshda hob beide Brauen, entschied sich jedoch, ihren Gast einfach sprechen zu lassen. „Ich bin nie in diesem Lager gewesen. Ich... wir haben uns etwas verlaufen... ein Mann und ich. Ein... beinahe Junge noch bei uns, aber er schien wie ein Mann. Teco hieß er und hat fünfzehn Jahre gelebt, mehr weiß ich nicht, denn wir sprachen nie die selbe Sprache. Er... er war gut zu mir! Ich habe nicht gelitten... nun ja, wenig... ich meine, ich weiß nicht, was mit den anderen ist, die entführt wurden. Ich weiß nur, dass Teco mir keines meiner dürftig vorhandenen Haare gekrümmt hat, im Gegenteil.“ Sie nahm ihren Hut ab. Normalerweise mochte Nadeshda diesen Anblick nicht, es war so lächerlich und beleidigte ihre Augen, doch anders als gewohnt fiel ihr ihr dünnes Haar nicht wie ein Haufen Spinnenfäden über die Schultern, sondern war ordentlich hochgesteckt mit einem knöchernen Kamm, den sie jedoch löste, um ihn ihr zu zeigen. „Den hat er mir gemacht. Ich meine... ein Geschenk von ihm! Er war sehr geschickt. Ich mochte ihn.“ Sie sah der Blauhaarigen tapfer in ihr Gesicht. Sie war nicht dumm... sie würde sie schnell durchschaut haben. Aber irgendetwas in ihr hatte danach geschrien, sich mitzuteilen... und vor der Reaktion ihrer Mutter hatte sie sich mehr gefürchtet als vor der des Himmelskindes, das darauf beide Brauen hob und sie eine Weile stumm musterte. Aus Nervosität steckte Alaji sich ihr Haar ordentlich hoch und bedeckte es wieder. „Vielleicht sollte ich mich mehr mit Mahrrans Kili beschäftigen.“, kam dann schließlich von Nadeshda, die sich keinerlei Regung anmerken ließ, „Anscheinend können Menschen eine sehr interessante Wirkung haben. Ich sah sie bisher immer nur als Fleisch. Ihr habt gelernt, sie zu schätzen.“ „Kili?“, lenkte die Heilerin unbewusst ab und die Gastgeberin grinste leicht. „Ja, Kili. Eine Menschenfrau, die von Sklavin über Spielzeug inoffiziell zur Frau meines Bruders aufgestiegen ist. Sie ist hier irgendwo... er bringt ihr unsere Sprache bei... und umgekehrt. Wenn du magst, suche sie dir nachher. Du interessierst dich sicher für ihre Worte...“ Sie errötete stärker, als die andere sich gleichgültig durch ihr langes Haar strich. Sie hatte sie durchschaut, aber sie schien nicht erzürnt. Vermutlich hatte sich wirklich viel verändert, als sie fort gewesen war. Nadeshdas Vorschlag würde sie jedenfalls nachkommen... Sie wollte irgendetwas sagen. „Ich bin vorhin auf Iavenya getroffen.“, begann sie und die Kleinere hielt kurz inne. „Das tut mir sehr leid.“ „Oh... danke. Sie hat behauptet, sie sei schwanger von... irgendwem.“ Frauengespräche, das war gut. Die Blauhaarige setzte sich etwas mehr auf. Die Natter? Da musste sie ihre Götter doch glatt um etwas größere Auskunft bitten... dieses Weib mit der hinterrücks sehr giftigen Zunge war ihr doch schon öfters aufgefallen. „Wie seltsam. Sicher war es Shiran, den es überkommen hat. Die beiden stehen etwa auf dem selben Niveau.“ Kajira setzte sich verblüfft auf. Die Mutter bebte vor Zorn, aber nun viel mehr auf die braunhaarige junge Frau, die nun vor ihr stand und sie scheinbar mit sanften Worten zu beruhigen versuchte. Es gefiel ihr nicht wirklich und sie schrie die augenscheinlich Jüngere grantig an, ehe sie sich umdrehte und davon stapfte. Die andere seufzte, dann nahm sie den Magier an der Hand und zog ihn auf die Beine, matt lächelnd irgendetwas erklärend. Er verstand sie nicht... aber wenn es ein menschliches Wesen gab, das er mochte, dann sollte es diese Frau sein – sie hatte sein schönes Haar gerettet! Sein Haar und sein Leben, das musste er irgendwie beschützen, schwor er sich. Er musste doch zumindest halbwegs gut aussehen, wenn er seine Verlobte endlich wieder sah... hoffentlich hatte sie inzwischen nicht schon jemand anderes geheiratet. Heiraten müssen. Die Frau rief nach dem dümmlichen Mädchen und trug ihm etwas auf... kurz darauf brachte es den knöchernen Kamm, mit dem die Mutter ihn normalerweise gekämmt hatte. Absichtlich gequält, im übrigen, sie war nicht unbedingt sanft dabei gewesen. Die andere gab sich mehr Mühe, als sie ihm die Hände auf die Schultern legte und ihn sachte gen Boden drückte, damit er sich ordentlich hinsetzen und sie ihn kämmen konnte. Sie wusste, wie das ging... Er grinste. Vielleicht würde sie ihm ja helfen...? Alaji kam sich seltsam vor, als sie an Mahrrans Zimmertür anklopfte. Sie war zu wertlos... sie durfte das nicht! Dabei hatte Nadeshda es ihr doch erlaubt... aber sie fühlte sich zu minderwertig. „Du bist wieder da?“ Sie zuckte heftig zusammen, als ohne Vorwarnung hinter ihr eine Stimmer erklang. Mabalyscas Augen waren beinahe tellergroß, als sie sich zu ihr umdrehte. Dann erstrahlte sie wie eine kleine Sonne, als sie sich die Hände auf ihr Herz schlug und mit ungewöhnlich viel Elan weitersprach. „Du bist frei! Wie hast du das gemacht? Die Götter sagen, Kajira lebt, aber er kommt einfach nicht zurück... wie geht es ihm?“ Vielleicht kam er ja nicht zurück, weil er ein ganz wunderbares Menschenmädchen kennen gelernt hatte... Sie senkte schüchtern ihr Haupt und deutete eine Verneigung an, unbeholfen lächelnd. Mabalysca war so unglaublich jung... und so verliebt. Es würde ihr weh tun, ihr zu sagen, dass sie keine Ahnung hatte, was mit Kajira war... sie suchte nach Hoffnung. Nein, das brachte sie nicht übers Herz. „Er... er konnte noch nicht gehen, denn... denn sie passen zu gut auf ihn auf. Aber sorge dich nicht... er... er bekommt gut zu Essen und sie zollen ihm Respekt.“ Als sie in das Gesicht der Kleineren linste, war sie sich nicht sicher, ob sie wirklich darauf hereinfiel oder ob sie sich einfach über das freute, was sie hatte hören wollen. Wie die meisten Tankanas war sie in der Magie begnadet... die Götter würden so eine einfache, schlechte Lüge an sich sofort entlarven, da war die Heilerin sich sicher. Doch die Jüngere freute sich einfach nur und nickte übermütig. Gerade, als sie noch etwas sagen wollte, öffnete sich Mahrrans Zimmertür. Zum Vorschein kam eine junge Frau mit braunem Haar, verglichen mit Teco blass, gut genährt und bildhübsch. Unter ihrem an sich neutralen Blick sank Alaji etwas zusammen... selbst die sah wichtiger aus als sie, so schien es. Mahrran begehrte sie... irgendwie hatte er doch einen guten Geschmack, auch wenn er sie kaum überragen mochte. Kili, so hieß sie, musterte das für sie unbekannte Gesicht verblüfft. „Ja?“, kam dann etwas unsicher und Mabalysca hob beide Brauen. „Die Puppe meines Bruders spricht noch nicht besonders gut. Aber er übt mit ihr.“ Das hatte Alaji gehört und es war ihr recht, es war mehr, als sie erwartet hätte. Sie bemühte sich, freundlich und etwas selbstsicherer zu lächeln. „Hallo Kili... unterhältst du dich mit mir? Ich bin Alaji.“ Sie legte die Stirn kurz in Falten und schien zu überlegen, ob es wohl angebracht war, zuzustimmen, dann nickte sie. Was sollte daran schon falsch sein? Außerdem war sie nur der Mensch... und darum ging es auch, auch wenn ihre Sprachkenntnisse in der Tat noch sehr bescheiden waren. „Ich... ich war lange mit jemandem aus deinem Stamm unterwegs, weißt du?“, begann die Heilerin, als sie sie etwas abseits des hübschen Hauses begleitet hatte und erhielt so die volle Aufmerksamkeit von Mahrrans Freundin. Mabalysca hatte abermals bestätigt, dass in Ordnung ging, was sie tat und so hatte sie sie einfach mit nach draußen genommen. In Räumen fühlte sie sich neuerdings beengt, hatte sie festgestellt. Vermutlich lag es daran, dass sie so lange unter freiem Himmel gelebt hatte, sie wusste es nicht. Obgleich sie in der Zivilisation aufgewachsen war, hatte es ihr bei Teco erstaunlich wenig ausgemacht, nicht in dieser zu leben. „Jemand...dän?“, fragte Kili da zurück und sah kurz zum Dorf hinab, es nach etwas absuchend. Einen Augenblick später schenkte sie der Heilerin wieder ihre volle Aufmerksamkeit. „Ja. Jemand, ein... junger Mann. Teco. Kennst du Teco?“ Sie versuchte, sicher zu klingen – Mahrran vermittelte ihr sicher, dass die Magier über ihr standen, sie wollte seine Arbeit nicht zerstören, indem sie sich eine Blöße vor der jungen Frau gab. Das fiel ihr nicht leicht... Die folgende Antwort erfreute sie. „Teco? Ja... Teco... mein äh... nein... Kind von Bruder von Vater. Teco gut?“ Sie lächelte unwillkürlich, als Kili es auch tat. Sie schien beinahe etwas euphorisch – sie hatte lange nichts mehr von irgendwem aus ihrem Stamm gehört. Teco war auch noch ihr Cousin. „Teco ging es gut, als ich ihn zum letzten Mal sah. Er ist sehr nett!“ Die Jüngere dachte kurz nach, dann strahlte sie weiter. „Nett... wenig, ja. Gute Jäger.“ „Ja, in der Tat. Ich... wollte dich das einfach fragen, weil...“ Die Magierin hielt inne, als ihr Gegenüber den Kopf leicht schief legte. Warum eigentlich? Was konnte ihr dieses Mädchen schon groß erzählen mit seinen mäßigen Sprachkenntnissen? Und weshalb? Teco war vorbei, er war weit weg und es war gut, dass es so war, denn wäre er es nicht, dann wäre er unglücklich gewesen. Und trotzdem vermisste sie ihn. ------------------------- Ein bisschen Geplah bei den Magiern. Jo. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)