Jumays Kinder von -Izumi- (Part 1: Kinder der Erde - Land des Anfangs) ================================================================================ Kapitel 15: Freundin Schlange ----------------------------- Mefasa war zufrieden. Sie vermisste Rhik zwar noch immer und an diesem Morgen fühlte sie sich unwohl, dabei war sie zu allem Übel auch noch gezwungen, durch den Nieselregen zu gehen, doch sie hatte wahrlich keinen Grund, sich zu beschweren. Während sie kaum etwas auf ihrem Rücken trug und das Gewicht ihres schlafenden Sohnes in ihrer Bauchtrage das Schwerste war, was gerade auf ihr lastete, trugen die Zwillingsbrüder Novaya und Semliya bereitwillig mehr als nötig. Sogar mehr, als man Jungen mit ihrer Statur zutrauen sollte, um zu beweisen, dass sie bereits Männer waren. Sie lächelte, als sie jedem der beiden kurz einen Blick zuwarf. Sie sahen sehr angestrengt aus, wie sie versonnen hinter ihr her stapften, beinahe, als würden ihre schweren Rückentragen sie bald in dem weichgespülten Boden versinken lassen. Eigentlich waren sie nicht gruselig, dachte sich die Frau, es waren ganz bezaubernde junge Männer. Mit zwei verschiedenen Seelen... jeder Blinde bemerkte das, fand sie. Sie waren doch ganz verschieden! Ziemlich zeitgleich bemerkten sie die Aufmerksamkeit ihrer Verlobten und sahen auf, ihr ein stolzes Lächeln schenkend. Sie bewunderte die Einheit der beiden... es war sehr gut, dass sie ihr eine solche Ehre zukommen ließen, sie zu teilen – Moconi gefiel das auch nicht und das machte Mefasa nur um so glücklicher... sie verabscheute den Häuptling. Das war den Zwillingen auch klar. Sie teilten ihren Hass nicht... aber empfanden auch keine Zuneigung für den jungen Mann, der sie alle anführte. Sie wussten genau, dass er sie am liebsten verstoßen hätte... aber er konnte es nicht, so lange sie sich nichts absolut furchtbares zu Schulden kommen ließen. Sein Vater hatte den Jungen das Leben gewährt, das konnte Moconi nicht mehr rückgängig machen. Wobei sie sein Misstrauen irgendwo verstanden... „Meint ihr, das schafft ihr auf Dauer?“ Sie wandten ihren Blick von der hübschen Frau ab und Sanan zu, der zwischen ihnen aufgetaucht war. „Ah.“, machte Novaya, als er ihn erkannte, „Wir haben dich schon vermisst. Wir schaffen es, und du?“ Der Schwarzhaarige pfiff durch die schiefen Zähne, ehe er etwas gezwungen lächelte. Ja, er war klein und vor allen Dingen verhasst zierlich, aber zumindest sein eigenes Eigentum musste er tragen können. Musste einfach... seine Ziehmutter hätte ihm sicher gern geholfen, wie er sie kannte, aber diese Blöße wollte der junge Mann sich nicht geben. Er musste Saltecs Stamm Dankbarkeit zollen, dass er ihn trotz seiner offensichtlichen Schwäche aufgenommen und versorgt hatte und die Allgemeinheit so so wenig wie möglich belasten. Er war erwachsen... er schaffte das. „Ich schaffe es auch.“, erwiderte er so erschöpft, aber selbstbewusst. Er war ein Mann! Im übrigen fand er den seltsamen Zerit ungemein ermutigend, der schaffte es nämlich tatsächlich noch zierlicher zu sein als der Schwarzhaarige... wie die Magier so wohl leben konnten? Er verdrängte die Gedanken an das, was ihn heimlich immerzu belastete kurz und sah zwischen den beiden (fast) identischen Gesichter her. „Ihr bemüht euch sehr... ist bewundernswert. Aber seid ihr euch wirklich ganz sicher damit... ich meine, ich weiß ja nicht.“ Semliya hob nur unbeeindruckt die Brauen. „Kennst du dich denn aus?“ Das war auch so etwas. Der unbemerkt ältere Zwilling fand immer den richtigen Nerv... Sanan seufzte leise. Es war nicht so, dass es keine Frauen gab, die er ansprechend fand, ganz und gar nicht... aber was das betraf teilte er mehr oder minder ein Problem mit dem verschwundenen Teco; von seiner Verehrten abgelehnt zu werden, war tief erniedrigend. Und so sehr der junge Mann auch darauf achtete, kein einziges weibliches Stammesmitglied gab ihm Hinweise darauf, dass sie sich seine Zuwendung wünschte, wie es Tradition war. Er war bestenfalls ein guter Freund... er bot einfach nicht das, was ein richtiges Familienoberhaupt haben musste. Er würde immer schwere Probleme haben bei der Jagd... und seine Söhne würden genau so klein und zerbrechlich sein wie er. Vielleicht war es besser, dass er allein bleiben musste. Diese Erkenntnis anmerken lassen wollte er sich jedoch nicht. „Ich bin immerhin keine zwölf mehr...“, schlug er schwach zurück, „Ich bin etwas reifer als ihr. Zumindest im Kopf... hey, ich bin auch noch größer als ihr, na sieh einer an.“ Er reckte lächelnd seine gerade Nase in die Höhe und die Zwillingsbrüder grinsten sich kurz an. „Wie dem auch sei...“, Novaya bückte sich einen Moment später, unter der Last seiner schweren Rückentrage etwas unelegant, um irgendetwas kleines aufzusammeln, das wohl im hier relativ kurzen Savannengras gelegen hatte. „Ranisin?“ Semliya begann scheinbar wissend zu grinsend, als sein ewiger Begleiter schwankend wieder auf die Beine gekommen war. Ihr wenig jüngerer Bruder, der dicht neben der älteren Calyri ging, wandte sich mit geweiteten Augen dem Gespann zu. Novaya winkte ihn herüber, in der anderen Hand irgendetwas versteckend. „Wir haben ein Geschenk für dich.“, erklärte er feierlich grinsend und Sanan seufzte, weil er ahnte, was nun geschehen würde. Ranisin war, obwohl er nur wenig jünger war als die Zwillinge, noch zerbrechlich wie ein kleines Kind und weit von der körperlichen Reife der Älteren entfernt, was alle bei ihrer Verwandtschaft verblüffte. Nun ging er, klein und schmächtig wie er war, neben seinen Brüdern her, in seinen Augen die Angst eines Beutetiers umgeben von Löwen. „Es ist etwas schönes.“, versicherte Semliya und Novaya hob seine Hand über das Gesicht des wesentlich Kleineren und öffnete sie, in dem Moment, in dem er nach oben sah. Auf seiner Nase landete eine kleine schwarze Spinne. Es folgte ein schriller Schrei. „Mach sie weg! Mach sie bitte weg, mach sie weg, sie wird mich beißen!“ Während die Zwillinge unter einem mittelschweren Lachanfall litten, bemühte sich Calyri genervt, den Jungen, der wie verrückt quer Feld ein rannte, wieder einzufangen. Was das betraf war der kleine Ranisin wahrlich seltsam; er war bestimmt der einzige Mensch auf der Welt, der sich vor den harmlosen, nahrhaften kleinen Tieren fürchten konnte. Er fürchtete sich überhaupt auch vor ziemlich vielen Dingen... das machte ihn zum geborenen Opfer. Und das würde er auch bleiben, viel mehr noch als Sanan. Knochen... sauber abgenagt, zum Teil verletzt mit Steinmessern. Mancher Alte mit schlechtem Gebiss erleichterte sich das Essen so... Teco erschauderte, als er auf die Überreste des Übergangslagers seines Stammes sah. Ja, sein Stamm, er erkannte es wieder. Sie mussten vor kurzem aufgebrochen sein... der Menge der Überreste nach zu urteilen war es nicht einmal mit Sicherheit ein Übergangslager, vielleicht hatte man hier bloß den Sturm der letzten Tage abgesessen? Das geschah oft auf dem Weg ins Winterlager, das Wetter verschlechterte sich eben, selbst in der warmen Savanne. Wenn man bedachte, dass das Unwetter erst in der vergangenen Nacht gänzlich abgezogen war, konnten sie noch nicht all zu weit entfernt sein... Der Jäger grub seine kurzen Nägel verkrampft in den Speerschaft aus gutem Holz, die Brauen tief senkend. Er hatte keine Angst... er hatte nie Angst. Aber wenn sie ihn ersetzt hatten...? Würde er seinen Ruf, seine Stellung wiedererlangen können? Würde ihm auch nur ein einziger abkaufen, dass er mit seinem verkrüppelten Bein noch immer jagen konnte?! Und vor allen Dingen... „Zato... wai...“ Er sah zu Alaji, die an den Überresten einer kleinen Feuerstelle kniete und die Finger neugierig in die schwarze Asche tauchte. Ja, was wurde aus ihr? Er erinnerte sich etwas schmerzlich daran, dass er sich geschworen hatte, sie zu töten, wenn es soweit war... sie sollte nicht leiden, hatte er sich überlegt. Nur so konnte er sich seine Ehre vor den Göttern bewahren... „Erkaltet, nicht?“, er trat neben sie, „Alles andere hätte mich auch gewundert, dann hätte man sie noch am Horizont sehen können müssen. Los... gehen wir...“ Davon rennen hatte keinen Sinn... das war auch der weißhaarigen Frau klar. Doch ihre Augen mit der blumigen Farbe verrieten nichts... „Mach sie weg! Mach sie einfach weg... irgendwer... mach sie weg!“ Dherac wandte sich beschämt ab, als Ranisin jammernd durch die Reihen der Männer rannte. Porit zog dir Stirn in Falten, während er den verzweifelten Jungen mit dem Blick verfolgte und dann plötzlich nach Luft schnappte. „Tinash, vorsicht!“ Sein zweitältester Sohn, der neben dem Häuptling an der Spitze ging, drehte sich irritiert zu seinem Vater um und konnte so knapp dem blindlings durch die Menge rennendem Jungen ausweichen. „Du liebe Güte! Was... ach herrje!“ Ranisin ausgewichen war er blindlings in Calyris Bahn getappt, die schreiend über ihn stolperte und so beide umwarf. Sie landeten beide im weichen, aber nassen Savannengras. Die junge Frau hob verwirrt den Kopf und spuckte letzteres aus. Sie sollte sich angewöhnen, beim hinfallen den Mund zu schließen... „Lass ihn doch rennen, irgendwann wird er müde.“, brummte ihr Vater verhalten und peinlich berührt darüber, dass dank seiner Kinder nach und nach die komplette Gruppe zum Stillstand kam. Wenigstens die weiter hinten bemerkten nicht sofort, wer Schuld hatte... Moconi hob irritiert beide Brauen, als sein Cousin sich den Rücken, auf dem er gelandet war, reibend wieder erhob und Calyri freundlich wieder aufhalf. Sie nickte ihm höflich zu, den Ratschlag Dheracs befolgend. Irgendwann würde Ranisin erschöpft sein, es war immer so. Aber die Zwillinge gehörten nach wie vor geohrfeigt. Sie wusste, dass es nichts nützte... vor kurzer Zeit erst hatte ihr Vater es versucht... versucht, sie zu normalen jungen Männern zu bekehren. Und das war von reichlich wenig Erfolg gekrönt gewesen. Nicht, dass es jemanden überrascht hätte... Sie verdrängte die Gedanken daran und senkte den Blick vor dem Rothaarigen kurz etwas unterwürfig. „Tut mir sehr Leid, dass ich einfach in dich gerannt bin, Tinash, ich hoffe, du hast dir nicht weh getan?“ Er lächelte verhalten und hielt im Reiben des schmerzenden Rückens inne; da würde man sicher etwas von sehen, aber er würde sich sicher nicht beschweren. Dieses Mädchen hatte es schließlich schwer genug... „Nein, es ist alles gut, nichts passiert. Ranisin kann sich über eine so bemühte Schwester wie dich wirklich freuen, denke ich.“ Sie errötete auf Grund des lieben Kompliments leicht und wagte sich darauf mit dem Stolz einer Frau im Blick, wieder aufzusehen. Tinash war Moconis Cousin, Tecos Bruder... ein ansehnlicher, ruhiger junger Mann. Sie hatte nicht viel mit ihm zu tun, aber er war ihr schon öfters als sympathisch erschienen... „Deine Worte ehren mich.“, gab sie ehrlich zu und wollte gerade weitersprechen, vielleicht ein kleines Gespräch beginnen, als der Häuptling sich räuspernd einmischte. Er errötete bei Calyris Anblick etwas, was ihm angesichts der anderen, vor allen Dingen der älteren Männern, peinlich war. Er konnte es nicht vermeiden... dabei gab es für einen Mann einer Frau gegenüber traditionell keinen Grund, sich für etwas zu schämen! Wofür schämte er sich eigentlich...? Er konnte ihr jedenfalls nicht in die Augen sehen, als er mit ihr sprach. „Geh bitte wieder zu den Frauen und Kindern nach hinten, damit wir weiter gehen können.“ Sie hielt einen Moment inne, einen Moment, indem er ihren Blick brennend wie die Sommersonne auf seiner gebräunten Haut spüren konnte. Dann wandte sie sich ab und kam seiner Forderung kommentarlos nach, Tinash noch ein kurzes Lächeln schenkend, das er bloß bedauernd erwiderte. Moconi drehte sich wieder nach vorn, kommentarlos, und brachte den Zug so langsam wieder in Bewegung. „Häuptling...?“ „Nein.“ Tecos Bruder schnaubte. Ja, sie hatten sich schon oft darüber unterhalten, aber noch hatte Tinash nicht das bekommen, was er für richtig hielt, also gab er noch nicht auf. Er brummte, den Älteren von der Seite anschielend, während dieser starr geradeaus sah und unbeteiligt wirkte. Unbeteiligter als er an sich war. „Calyri hat es nicht leicht in ihrer Familie, hast du es gemerkt? Es wäre gut, wenn sie eine eigene hätte, dann hätte sie keine so große Verantwortung mehr für ihre Geschwister...“ „Ja...“, stimmte Moconi monoton zu, „Teco kommt schon wieder. Und wenn er wieder hier ist, ist er auf der Stelle der offizielle Verlobte.“ Sein Cousin kam nicht dazu, sich über die törichte Unvernunft des jungen Häuptlings zu ärgern, da mischte sich Dherac ein. Der Mann trug schwer... seine beiden Zwillingssöhne fanden nicht besonders viel Gefallen daran, im Sinne der Familie zu handeln. Das hatten sie noch nie... es waren keine guten Menschen. Für einen Vater war diese Erkenntnis grauenhaft und so verzog er kurz das Gesicht, ließ es jedoch so scheinen, dass es von seiner Anstrengung her rührte. „Dein Wort in den Ohren der Götter, Sohn von Saltec!“, er senkte die Brauen, „Aber so sehr ich es auch bedauere, ich glaube inzwischen auch, dass er nicht mehr zurückkehren wird. Verzeih mir, Porit... nimm sie doch einfach an!“ Moconi senkte die Brauen tief über seine dunklen Augen, während er weiter geradeaus starrte, die Landschaft jedoch kaum wahrnehmend dank der wütenden Hitze in seinem Inneren. Immer wieder dasselbe... jetzt fingen die auch schon an! Natürlich wollte Dherac seine Tochter endlich loswerden, nun, wo es noch ein hungriges Maul mehr in seiner Familie gab, aber dass er ihm nun so in den Rücken fiel, traf den jungen Mann. Beinahe hätte er diese Tatsache auch laut ausgesprochen, da mischte sich sein Onkel Porit ein, der neben Dherac unweit hinter ihm ging, ebenso unter der schweren Last der Rückentragen leise schnaufend. Seinem Blick waren seine Gedanken nicht anzumerken, was untypisch für den teilweise chronisch verwirrten Jäger war... „Neffe, Teco wird nicht mehr zurückkehren. Es ehrt mich, dass du ihm die Frau nicht nehmen willst, aber wir wissen alle, dass du ein hoffnungsloses Spiel spielst. Mein Kind ist verloren... verschwende die Frau, die von ihm so begehrt wurde, nicht einfach! Damit beleidigst du die Götter!“ Der Häuptling musste sich zwingen, weiter zu gehen und nicht langsamer zu werden bei den Worten, die seine Ohren so eben erreicht hatten. Er führte seinen Stamm selbstverständlich an und musste dafür sorgen, dass so bald wir möglich gute Jagdgründe erreicht wurden, da durfte er den Marsch nicht unnötig behindern. Dennoch starrte er eine gefühlte Ewigkeit zu Porit zurück, in der er über mehrere Steine und kleine Äste stolperte und beinahe hingefallen wäre. Tinash lächelte seinem Vater für seine Worte dankbar zu. Das reichte nun hoffentlich... Er wusste, dass es ihm schwer gefallen sein musste... Porit selbst hatte immer nur schwer Anerkennung gefunden, er war recht unbegabt und konnte sich meist nur schlecht behaupten. Dass er einen solch begnadeten Sohn wie Teco hatte zeugen können, hatte alle überrascht, ihn nun los zu lassen hatte ihm sicherlich das Herz gebrochen. Ebenso wie seiner Frau Tanest, die, so hatte Tinash das Gefühl, wenn er das momentane abendliche Verhalten seiner Eltern beobachtete, ziemlich krampfhaft versuchte, noch einmal schwanger zu werden. Moconi wandte sich schließlich errötend wieder nach vorn. Er schwieg eine ganze Weile, ehe er das verkündete, worauf die Männer mit ihren Worten gewartet hatten. „Wenn der späte Nachmittag kommt, werden wir rasten. Dann... werde ich mich um diese Sache kümmern. Ich tue es auf eure Verantwortung... niemand soll mir etwas vorwerfen, wenn wir im Winterlager eine Hochzeit feiern!“ Sie kamen schnell voran. Zu schnell für Tecos Geschmack. Dabei war es ausgerechnet Alaji, die ihn so antrieb... die sich scheinbar den Tod wünschte, auch wenn ihre Laune keineswegs darauf hindeutete. Er hatte sich beinahe gefreut, als sie im Laufe des Tages auf eine hungrige Großkatze getroffen waren und war dementsprechend tief enttäuscht gewesen, als er das Tier mit nur einem gezielten Speerwurf getötet hatte. Normalerweise freute er sich über sein massig vorhandenes Talent, aber an diesem Tage schien es ihm nicht wirklich ein Freund zu sein. Man hatte ihn immer bewundert... für seinen Mut, seine Zielgenauigkeit und sein Geschick. In diesem Augenblick wäre er jedoch lieber Tinash gewesen. Und Alaji hatte ihm beeindruckt zugejubelt und ihn auf ihrer Sprache in den Himmel gelobt... zumindest nahm er das stark an. Wenn er etwas toll machte, klangen die Sätze, die sie sprach, immer ähnlich... Es wunderte den Mann nicht ernsthaft, dass sich alles an ihm derart dagegen sträubte, das einzig richtige zu tun. Der junge Jäger hatte seine Begleiterin als eine richtige Frau kennen gelernt, es lag nicht in seiner Natur, Menschen zu töten. Und nach allem, was sie geteilt hatten, war es beinahe unmöglich, Alaji als etwas anderes zu betrachten... Es war eine Frage der Zeit, bis er es beenden würde. Bis sein Leben wieder zu dem werden würde, das es gewesen war, bevor er sich auf Karems wahnwitzige Reise eingelassen hatte. Zumindest beinahe... sein Bein würde nie wieder das sein, was es einmal war. Aber die Behinderung war nicht derart drastisch, dass er sich niemals damit hätte abfinden können. Am frühen Nachmittag konnte man am Horizont eine lebendige Ansammlung erkennen... am späteren dann ein Lager. Ja... die Wolken sahen schon wieder nach Sturm aus, Teco verstand ihre Rast. Die Götter waren nicht mit ihm. Alaji plapperte fröhlich vor sich hin, als er schließlich inne hielt. Er war ein Mann. Er wusste, was zu tun war und er musste – nein, er würde – im Sinne seiner Ahnen handeln. Es war keine überlieferte Tradition bekannt, die eine Regel über das Verfahren mit den Kalenao vorgab, soweit er wusste, aber er war sich sicher, dass der Hass auf die Magier in seinem Stamm gewaltig war. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, eine akzeptable Lösung sowohl für die weißhaarige Frau, als auch für die Menschen zu finden; sie musste sterben, kurz und schmerzlos. Er blickte ihr entschlossenen in die rosafarbenen, hübschen Augen, die ihn klar ansahen. Sie wusste, was ihr blühte... und war dankbar. Vermutlich hatte sie ebenso geahnt, dass sie in den Händen des Stammes zunächst geschändet und gedemütigt worden wäre, ehe man sie langsam und schmerzvoll erlöst hätte. „Das verdienst du nicht, Alaji. Ein einzelner Mann ist nichts, das weiß ich, ohne dich wäre ich nicht hier.“ Er blickte auf sein vernarbtes Bein und sie lächelte, scheinbar verstehend, was er zu ihr sagte. „Ich glaube, du weißt, was geschehen würde, wenn du nun weiter an meiner Seite bleibst, deshalb werde ich...“ Teco hielt inne, als sie ihren Brustkorb demonstrativ weiter hervor reckte und vermutlich am liebsten „Ersteche mich!“ gerufen hätte. Als er es nicht tat, nahm sie an, dass er es nicht für die richtige Art und Weise hielt und stellte sich wieder normal, auf ihren Hals deutend. „Schneide mir die Kehle auf...“ Er keuchte. Calyri tat es ihm gleich. Moconi hatte sie erschrocken, obwohl an sich der gesamte Stamm um sie herum am arbeiten war. Er als Häuptling hätte das an sich erst recht sollen, so schnaubte sie nur beleidigt und sah eingeschnappt zu ihm auf. Zu ihrer Überraschung lächelte er sie an. Sie erhob sich. „Was wünscht der Häuptling?!“ Sie konnte es nicht vermeiden, säuerlich zu klingen. So lange waren sie gute Freunde gewesen, dann war er zum Mann und sie zur Frau geworden und mit einem Mal war alles so schwierig. Dabei hatte sie ihn eigentlich so unsagbar gern... Wie oft lag sie nachts wach und stellte sich vor, in seinen Armen zu liegen? Ihm Kinder schenken zu dürfen und für ihn da zu sein... immer öfter fragte sie sich, weshalb eigentlich. Warum ausgerechnet er? Warum nicht Teco? Warum zogen sich bei dem Gedanken daran, sich mit ihm das Lager zu teilen, ihre Eingeweide zusammen? Warum widerte Teco sie so an und Moconi nicht?! Mit ihr konnte doch etwas nicht stimmen... „Nur Gutes.“, war die nicht sonderlich aufschlussreiche Antwort des Mannes und als sie so an ihm empor blickte musste sie schwer gegen das altbekannte Kribbeln in ihrem Inneren ankämpfen. Er war so hübsch! Kein Mann konnte hübscher sein als ihr Häuptling! Auch wenn die anderen jungen Frauen sie wegen dieser Meinung immer verspottet und lieber Teco hinterher gesehen hatten... umso weniger Konkurrenz für sie, hatte Calyri sich lange gedacht, bis sie gemerkt hatte, dass Moconi sie trotz der begierigen Blicke, die er ihr schenkte, nicht annehmen wollte. Und da hatte der Kampf begonnen... Er schlug den Blick bescheiden vor ihr nieder, bewusst einige neugierige Augenpaare auf sich und sein Gegenüber ziehend. Allen voran Tinash, dessen Grinsen eine seltsame Mischung aus Freude und Schmerz zeigte. „Ich habe das Gefühl, keine Frau in diesem Stamm könnte mir eine bessere sein als du es sein wirst. Das heißt, wenn du noch möchtest... du bist stark und willensstark und vermutlich wirst du gute Kinder gebären können.“ Ihr Mund stand mit einem Mal weit offen. Sie verhörte sich wohl gerade? Er sprach weiter. „Du weißt, wieso ich dich so lange habe warten lassen? Nun ja, ich denke, es ist an der Zeit, dass ich den Mut aufbringe, diesen Schritt zu tun... ich... ach, ich sollte mich schämen, so spricht doch kein Häuptling. Also, Calyri...“ Er fasste nach ihren Händen und sie schnappte hörbar nach Luft. Nein... das geschah nicht. Geschah es? Diese Geste war sehr eindeutig. Es geschah! Er lächelte ein hinreißendes Lächeln, ein Lächeln, das er ihr oft geschenkt hatte, als er noch kein Häuptling gewesen war, als er keine Rücksicht auf Teco hatte nehmen müssen. Sie hatte es so vermisst... In ihre Augen stiegen Tränen der Freude... Sie nahm an, dass das Raunen, das plötzlich durch die Menge ging, aufgrund von dem war, was nun gleich folgen würde und nicht darauf beruhte, was sie ohnehin für unmöglich hielt. Erst, als Tanest in schriller Euphorie aufschrie, schafften die beiden es, die verliebten Blicke voneinander abzuwenden. Vielleicht war es ein Fehler... Porits Frau stürmte unterdessen durch die in ihrer Arbeit erstarrten Menge quer durch die Ansammlung halb aufgebauter Zelte zum Anfang des Schlechtwetter-Lagers, an dem nun jemand inne hielt, den Calyri niemals in ihrem Leben zuvor so dermaßen verabscheut hatte wie in diesem Moment. Und Moconi auch nicht. Er war der Häuptling, er hätte sich über die überraschende Rückkehr eines seiner besten Jäger freuen sollen. Er hätte ihn sofort empfangen müssen, strahlend, ihn in die Arme schließen und sofort anordnen, alles für ein möglichst großes Fest vorzubereiten. Aber er tat es nicht. Er krallte sich nur verkrampft an die mit einem Mal eiskalten Hände der jungen Frau, während Tanest sich an den Hals ihres ältesten Sohnes warf und hemmungslos zu weinen begann. Teco starrte apathisch über das Lager, verharrte kurz auf dem Gesicht seines Vaters, dessen Starre sich daraufhin löste und ihn auf sich zu treten ließ. „Du bist wieder da! Ich wusste, dass du wieder kommen würdest! Mein Teco! Mein Junge! Mein bestes Kind!“ Seine Mutter gab sich keine Mühe, sich zusammen zu reißen, sie war überglücklich. Ihre Freude riss ihren Sohn in die Realität zurück. Er war zurück – er war zurück! Glucksend erwiderte er ihre innige Umarmung und im nächsten Moment fiel der hauptsächlich positive Schock von den Menschen ab und lachend und rufend stürzten sie auf den Heimgekehrten zu. Moconi zog zischend die Luft ein, als er wieder zu Calyri sah. Die Tränen, die nun in ihren Augen standen, kamen sicherlich nicht von Freude. Sein Blick war bitter wie giftige Wurzeln, als er sein Haupt unbemerkt von allen anderen Stammesmitgliedern, die entweder außer Reichweite oder um Teco geschart waren, senkte, seine Stirn sachte gegen die ihre lehnend. „Ich... muss dazu nichts sagen. Oder? Außer, dass...“ Sie blinzelte kurz, als er sein Gesicht noch ein winziges Stück weiter senkte und sie nach kurzem Zögern sachte auf die Lippen küsste. Ganz kurz nur – und so berauschend es auch war, Calyri wünschte sich im Nachhinein, er hätte es nicht getan. Es würde ihre Sehnsucht ins unermessliche steigern... „Außer, dass es mir unsagbar leid tut. Bitte... tu das, was alle von dir erwarten... um des Friedens Willen.“ Er wandte sich ab und folgte den Menschen zu seinem Cousin. Nicht alle hatten sich um ihn geschart, stellte Calyri irgendwann später fest – wie lang genau, wusste sie nicht. Sie hatte keine Ahnung, was geschehen war, sie wusste bloß, dass sie bebte, dass sie das dringende Bedürfnis hatte, jemanden zu töten. Jemand bestimmtes. Sie stürzte durch das halb aufgebaute Familienlager auf die Speere ihres Vaters zu und hielt ehe sie sich versehen hatte auch einen in der Hand, die Tatsache, dass es einer Frau absolut verboten war, die Jagdutensilien eines Mannes ohne dessen Erlaubnis zu berühren, völlig ignorierend. Oh ja, sie würde es beenden, auch wenn sie nicht den blassesten Schimmer hatte, wie genau, sie würde es tun! Ihr ganzer Körper brannte vor Wut, das Blut rauschte in ihren Ohren, so dass ihr die aufgeregten Stimmen um sie herum vollkommen entgingen und erst registrierte, dass sie nicht allein war, als Ranisins Arme sich von hinten um ihre Taille schlangen, Novaya sie am rechten Arm und Semilya sie am linken gepackt hielt und sie es verwunderlicher Weise noch immer schaffte, vorwärts zu kommen. In blinder Wut schlug sie mit dem stumpfen Speerende ohne nachzudenken nach ihren Brüdern, dabei traf sie Semliya mehrmals an der Schulter, doch loslassen tat er sie nicht. Sie riefen ihren Namen... sie erschreckte sich mit einem Mal über eine zitternde Hand, die ihr unbeholfen durch ihr Haar strich, um sie irgendwie zu beruhigen. Sie gehörte zu Novaya, zu dem sie abrupt das vor Wut verzerrte Gesicht wandte. Moment. Was? Sie prügelte auf Semliya ein und Novaya streichelte sie? In seinen unnatürlich hellen Augen erkannte sie einen ungeahnten Schock wieder, der sie erstarren ließ. Mit einem Mal konnte sie wieder hören. „Lass den Speer doch endlich fallen, bitte!“, hörte sie Ranisin, der ihren Körper umklammerte und gefesselt von ihrer abstrusen Situation schaffte Semliya es, ihr die Waffe abzunehmen und weg zu werfen. Hoffentlich war sie nicht kaputt gegangen... „Du kannst ihn doch nicht erstechen!“, klagte Novaya sie da auch in einem so verwirrten und geschockten Tonfall an, dass Calyri selbst davon eine Gänsehaut bekam. Was hatte sie da vorgehabt, dass selbst die Zwillinge entsetzt waren? Sie keuchte und lehnte sich etwas gegen die Hand ihres Bruders, die noch immer über ihren dichten Haarschopf strich. „Alles wieder in Ordnung?“ Semliya ließ vorsichtig von ihr ab, um sich seine malträtierte Schulter zu reiben. Als das Mädchen keine Anstalten machte, irgendeinen Unsinn zu tun, ließen auch die beiden anderen von ihr. Sie keuchte verwirrt. „Ich bin ein schlechter Mensch... ich hasse ihn!“ Mit einem Mal verschwand alle Kraft und hinterließ eine gähnende Lehre in ihrem Inneren, die ihr den Boden unter den Füßen fortzog und sie in sich zusammen sinken ließ. Ihr kamen die Tränen. „Er hat mir nie etwas getan! Er liebt mich! Und ich verabscheue ihn... so sehr, ich will, dass er stirbt!“ Sie bereute ihre eigenen Worte mit jedem weiteren Atemzug, denn sie wusste, dass sie die Götter verärgerten über ihre maßlose Undankbarkeit und ihren Unwillen, sich in ihr Schicksal zu fügen. „Willst du, dass er stirbt? Oder willst du bloß nichts mit ihm zu tun haben?“, fragte Novaya sie ruhig zurück und Semliya fügte etwas leiser an, „Du willst, dass er stirbt, weil du denkst, du entkommst ihm nicht anders.“ Vermutlich war es so. Die junge Frau weinte bittere Tränen und schämte sich, sich vor ihren jüngeren Brüdern so ehrlos auf dem feuchten Boden zu zeigen und keine Kraft zu haben, dagegen etwas zu unternehmen. Ihre Mutter würde sie ohrfeigen... und ihr Vater sie prügeln dafür, dass sie seinen kostbaren Speer hatte benutzen wollen. „Wein doch nicht mehr... sicher wird alles wieder gut.“ Ranisins lieb gemeinte Worte verfehlten ihre Wirkung vollkommen. Sie zischte nur und riss in plötzlich zurückkehrender Wut ein Büschel Gras aus, das sie nach dem Jungen warf. Er wich aus, rempelte dabei jedoch Novaya an, der ihn unbeeindruckt zurückstieß, so dass er wieder sicher auf zwei Beinen landete. Die Zwillinge hockten sich zu ihr, sie aus ihren hübschen Gesichtern einen Moment lang stumm musternd. Dann sprach der Jüngere. „Sorge dich nicht. Es gibt immer einen Weg.“ „Freundin Schlange wird dir helfen...“, schlug Semliya darauf zweideutig vor und Novaya schenkte ihm kurz einen interessierten Blick, ehe er wohl verstand, was sein Zwilling meinte. „Freundin Schlange hilft gern, wenn sie es kann. Sie kann es. Füge dich, sei seine Frau und wir bitten unsere Freundin Schlange um ein Geschenk. Wir werden es dir geben und du kannst damit kochen...“ „Und bist bald wieder frei.“ Einige Augenblicke starrte die junge Frau ihre Brüder stumm an, dann erschauderte sie, nickte aber. Ranisin öffnete empört seinen Mund, als er verstand, was die Zwillingsbrüder meinten... das ging doch nicht! „Dann... dann hätte sie ihn ja auch mit dem Speer erstechen können!“ Die älteren Jungs fuhren synchron zu ihm herum, ihm todbringende Blicke schenkend, die in ihm eine Gänsehaut aufkommen ließen. Sie waren böse... „Man hätte sie geschändet, erniedrigt und verstoßen, wenn sie das getan hätte!“, empörte Novaya sich dann und Semliya schnaubte empört, „Aber was kann sie dafür, wenn ihr Mann plötzlich krank wird und stirbt?“ Das ergab Sinn. Der Jüngste senkte errötend sein Haupt... das hier ging ihn nichts an. Sie würden ihn dafür bei der nächsten Gelegenheit bestrafen, das wusste er... er trat etwas zurück. Die Zwillinge wandten sich wieder ihrer verstörten Schwester zu. „Freundin Schlange sucht immerzu unsere Nähe... überlasse es uns. Nennen wir es... ein Hochzeitsgeschenk an unsere einzige ältere Schwester.“ Die Jungen grinsten. Am Abend gab es ein großes Fest. Alle waren in heller Aufregung, seit Teco plötzlich zurückgekehrt gewesen war, und so hatte es sich einfach ergeben, dass bei Einbruch der Dunkelheit auf dem Mittelpunkt der Schlechtwetter-Lagers trotz aufziehender, grollender Wolkenberge ein großes Feuer brannte, der komplette Stamm darum versammelt. Der mutige Heimgekehrte saß an sich neben dem Häuptling, war aber bereits nach kurzer Zeit so sehr in seine abenteuerlichen Geschichten vertieft, dass er immerzu um die Flammen herum tigerte, um jedem einmal in die Augen blicken zu können, während er sprach und stolz von den Gefahren berichtete, die er alle hatte allein überstehen müssen. „Das Tier, das mich angegriffen hat, muss eine Bestie der Götter persönlich gewesen sein! Sie scheinen den Kalenao wohlgesonnen zu sein, denn wie wir wissen, sind die ihnen näher als wir normale Menschen... ich hätte das Monster an sich dennoch nach wenigen Atemzügen erlegen können, doch ich hatte das Problem, dass ich doch noch die kleine Bisswunde am Beim hatte, die mich aufhielt und ablenkte. Ich muss einräumen, das war etwas schwach von mir, aber ich habe nur aus Sorge um meine ärmste Cousine Kili gehandelt.“ Die Frauen, vor denen er gerade inne hielt und sein Haupt bescheiden senkte, seufzten gerührt. So ein guter Mann... „Ich habe sie überall gesucht, nun, dann traf ich auf die Bestie. Ich habe sie in so viele Stücke zerfetzt, wie es Sterne am Firmament gibt – es war absolut nötig, denn ansonsten wäre das Böse immer wieder in seinen Körper zurückgekehrt! Doch trotz alledem hat das Monster es geschafft, mich für mein Leben zu zeichnen... ihr seht, wie ich gehe.“ Nun vor den Männern inne haltend, zog er sein langes Hosenbein ein Stück weit nach oben und präsentierte seinen vernarbten Unterschenkel. Ein Raunen ging durch die Reihen. Dherac pfiff durch die Zähne. „Wie konntest du das überleben?! Wie kann es sein, dass du damit überhaupt noch gehen kannst?!“ Teco reckte seinen Kopf weit nach oben, stolz grinsend. Sein übel zugerichtetes Bein versteckte er wieder unter seiner Hose aus gutem Fell. „Mein Wille, Kili zu retten, hat mir die Kraft gegeben, damit klar zu kommen. Ich kann jagen, vielleicht besser als je zuvor durch all die Erfahrungen, die ich allein in der Wildnis habe sammeln dürfen, also erklärt mich nicht zum Krüppel, auch wenn ich das gute Bein hinterher schleife. Nun... jedenfalls habe ich sehr, sehr lange nach ihr gesucht, doch die Götter haben mich auf Irrwege geführt und mir den Zutritt zum Land der Kalenao versperrt, ich bin nun zurückgekehrt, weil der Winter ansteht und ich mich um eure Jagderfolge gesorgt habe...“ Er verstummte genau in dem Augenblick, in dem sein Stamm zu jubeln begann. Einschließlich Calyri und dem Häuptling. Der junge Mann grinste zufrieden. Das hatte er gut gemacht... die Wahrheit hätte ihn alles gekostet. Und selbst wenn nicht, wer war er denn, wenn er zugab, dass er es nicht vermocht hatte, die Bestie in den Bergen zu erlegen und er nicht zurückgekehrt war, weil er sich verlaufen hatte? Nein, das ging nun wirklich nicht. Gütig, wie er nun einmal war, hatte er sich dazu entschlossen, nicht einmal Karem zur Verantwortung zu rufen – er wusste, dass er ihn in der Hand hatte, das reichte aus. Nun stand zunächst etwas anderes an... Er blickte zu der etwas apathisch das Feuer anlächelnden Calyri, die dicht neben ihrer Mutter saß, die die weiße kleine Schwester in ihren Armen trug. Sie hatte applaudiert und ihn angefeuert, ihn gelobt... wann gab es schon eine bessere Möglichkeit? Zähnefletschend grinsend schritt er wieder um die Flammen herum, sein schlechtes Bein wie immer seit seiner Rückkehr hinter sich her schleifend. Als er vor der jungen Frau zum stehen kam, grollte der Himmel. „Steh auf.“, befahl er mit freundlichem Nachdruck und sie gehorchte ohne jegliche Widerworte auf der Stelle. Die Menschen waren verstummt. Er fasste nach ihrem Händen... und sie nach seinen. „Ich denke... ich habe zu genüge bewiesen, wie kurz das Leben ist, so ist es jetzt an der Zeit für uns. Wird Calyri Tecos Frau?“ Eine unangenehme Stille lag über dem Stamm. Als die Antwort folgte, erhellte ein greller Blitz den abendlichen Himmel. „Das wird sie.“ ---------------------------------------- Yai, Aggro-Calyri und Evil-Zwillinge XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)