Jumays Kinder von -Izumi- (Part 1: Kinder der Erde - Land des Anfangs) ================================================================================ Kapitel 11: Angebot ------------------- Kili missfiel die Einsamkeit. Sie fragte sich, was Moconi wohl tat, ob ihr Stamm noch dort rastete, wo sie ihn verlassen hatte und ob überhaupt noch einer von ihnen am Leben war. Sie konnte sich wahrlich nicht sicher sein… sie fragte sich, ob etwas mit ihr nicht stimmte, dass sie bereits begann, zu vergessen, wie es früher gewesen war. Und dass sie aufgehört hatte, sich zu fragen, wann sie fort von hier käme und weshalb sie hier war. Sie hatte nicht ernsthaft den Eindruck, dass Mahrran ihr in nächster Zeit etwas Böses wollte. Sicher sein konnte sie sich natürlich auch hier nicht… aber wo war schon den Unterschied? Das Einzige, wonach sie sich sehnte, waren die Abende am Lagerfeuer, unter Gemeinschaft von Menschen, die sie kannte, mit denen sie reden konnte und deren Traditionen sie teilte. Frische Luft… manch andere Person aus ihrer Heimat wäre unter der ewigen Gefangenschaft in dem Haus aus Stein längst eingegangen, nur gut, dass sie ohnehin am liebsten in ihrer Hütte gesessen und genäht hatte. Nähen konnte sie hier nicht… Sie musterte seufzend eines ihrer Kleider, als sie es vor sich hielt, weil sie es gleich tragen wollte. Was es für ein seltsamer Stoff war, konnte sie noch immer nicht benennen, sie wusste nur, dass es nicht das Fell eines Tieres sein konnte, denn damit kannte sie sich wirklich aus. Aber war das letztendlich nicht genau so gleich wie alles andere auch? Gedankenverloren streifte sie sich das seltsame, aber hübsche Kleidungsstück über und bemerkte dabei überhaupt nicht, dass sie Besuch bekam. Sie wurde überdies auch oft dazu angehalten, sich zu waschen und umzuziehen, fiel Kili ein. Weil Mahrran sie ständig wollte… er benahm sich, als könnte er ohne sie keinen Tag lang leben; zumindest nicht, wenn er sie nicht berühren konnte, wie es bei ihr zu Hause nur Männer bei ihren Frauen oder der Häuptling bei denen, die freigegeben waren, taten. Es sollte sie nicht mehr stören, viel Abwechslung hatte sie hier ohnehin nicht und im Prinzip war Mahrran genau so ein Mann wie alle anderen auch, trotz seltsamer Haarfarbe und seiner halben Blindheit. „Kili?“ Es war Zeit, weiter zu ziehen. Das letzte Wild hatte den Stamm endgültig verlassen, die Umgebung legte langsam ihr unwirkliches Herbst-Gewand an und Sanan gab nun endlich an, mit Sicherheit zu wissen, wohin ihr Weg sie als nächstes führen musste. Die Winter in der Savanne waren nicht wirklich hart; zumindest nicht, wenn die Menschen, die dort lebten, selbige am Nord- und am Südende ihrer Welt miterlebt hätten. So würde die leichte Klimaveränderung sie wie jedes Jahr seit Anbeginn der Zeit in Nervosität versetzen, weil in den wenigen Winterwochen eben doch alles anders war als sonst. Seit Moconi denken konnte, hatte sein Stamm diese Zeit jedoch weitgehend unbeschadet überstanden. Er konnte sich entsinnen, dass sie in seiner frühesten Kindheit gelegentlich sehr viel und weit hatten reisen müssen, um das Wild wieder zu finden, aber seit Sanan zu einem kleinen Jungen herangewachsen war, hatte sich diese elende Sucherei erledigt. Da waren die kommenden Generationen, die ohne diesen kleinen, aber dafür umso scharfsinnigeren Mann klarkommen mussten, wahrlich zu bemitleiden. „Es riecht nach Herbst. Und Teco ist immer noch nicht wiedergekehrt… ich glaube auch nicht, dass er das je tun wird.“ Moconi wandte sich kurz zu dem Jüngeren um und war nicht wirklich überrascht, dass er ihm Gesellschaft leisten wollte. Auf sein Gespräch ging er nicht ein. Er grinste. „Wenn du deiner Familie schon nicht beim Abbau der Hütte und dem Verstauen eurer Sachen helfen magst, dann kannst du gern mir zu Hand gehen, Tinash.“ Er richtete sich wieder auf und strich sich ein paar Haare aus der Stirn. Alles allein zu schleppen würde er ohnehin nicht schaffen, hatte er festgestellt. Kili fehlte ihm an allen Ecken… Sein Gegenüber legte unbeeindruckt den Kopf etwas schief. „Was denkst du, weshalb ich gekommen bin? Um dir zuzusehen, wie du dich abmühst? Bitte…“, er erwiderte das Grinsen, „Ich gehe doch gern zur Hand…“ Er schritt an seinem Häuptling vorbei und begann, einige herumliegende Einzelteile der bereits abgeschlagenen Hütte aufzusammeln und mit Sehnenschnüren zusammen zu binden. Tinash war nur wenig jünger als Teco, der das älteste Kind des gemeinsamen Vaters war. Sie ähnelten sich äußerlich sehr, jedoch war der jüngere Bruder in keinem Bereich herausragend gut, wie es der Vermisste einst im Jagen gewesen war – was nicht unbedingt bedeutete, dass er grottenschlecht war. Was Moconi seit jeher an ihm geschätzt hatte, war seine ruhige und bedachte Art und die Tatsache, dass er anders als der vorlaute und angeberische Teco eine ganz und gar sympathische Persönlichkeit war. Seit der übermächtige Schatten seines älteren Bruders nicht mehr über ihm lag, war er oft bei seinem Häuptling, der seine Gesellschaft mehr als gut hieß. Von Calyri hielt er sich in letzter Zeit doch sehr fern, wo ihre Blicke von Tag zu Tag sehnsüchtiger wurden. Er wusste, was sie sich dachte… aber was war, wenn Teco doch noch wiederkehrte? Er würde sich so ehrlos vorkommen. Es war wahrlich schlecht; Moconi wusste nur zu gut, wie groß der Überlebenswille seines Cousins war, zu oft hatte er schon mit angesehen, wie er sich bei der Jagd wissentlich in all zu halsbrecherische Situationen gebracht hatte und nie nennbar verletzt, aber immer als großer Held daraus hervor gegangen war. Tinash war da doch eher zurückhaltend, ebenso wie das Stammesoberhaupt selbst. „Das weiß ich, glaube mir.“, antwortete letzteres darauf schließlich auch, während es selbst mit der Arbeit fortfuhr. Dabei fiel ihm wie zufällig etwas in die Hände, was ihn inne halten ließ. Er schnaubte. „Stimmt etwas nicht?“, sein Helfer sah irritiert zu ihm auf. Beinahe verärgert visierte er den kleinen Gegenstand, den er hielt, an. Sein Cousin lugte ihm über die Schulter. „Ein Meeresstein?!“ „Muschel nennt es sich. Die Bestie hatte sie mitgebracht…“ „Zerit heißt du also… obwohl es belanglos ist, du bist ein Monster, euch Namen zu geben ist Verschwendung.“ Moconi ließ sich auf seinem Lager nieder, während der fremde Magier sich vor ihn auf den Hüttenboden setzte. Er schien sich nicht von der Abneigung des Häuptlings beirren zu lassen und blickte ihn nur aus großen gelben Augen an. Gelb… diese Bestien hatten solch dämonische Farben inne, dass der unbewusst etwas jüngere Mann beinahe erschaudert wäre. Er riss sich jedoch zusammen. „Das mag sein.“, erwiderte sein Gegenüber darauf, „Doch das ist nicht weiter von Belang. Nennt mich, wie ihr wollt.“ Seinem Gesicht war keine Gefühlsregung zu entnehmen, keinen einzigen Gedanken ließ er sich anmerken. Moconi konnte sich nicht so kalt stellen. Er zischte. „Meinetwegen. Und was willst du jetzt hier?! Deine Leute gibt es nur im Austausch gegen meine Schwester.“ Zerits Augenbrauen zuckten kurz. Der Häuptling ahnte bereits, dass es nicht so leicht werden würde – dabei wäre er so froh gewesen, die ungeliebten Gefangenen endlich los zu werden. Selbst angesehen hatte er sie noch nie, sie interessierten ihn auch nicht ernsthaft. „Meine Herrin schickt mich. Es ist nur zweitrangig meine Aufgabe, die von euch Entführten wieder heim zu bringen; ich soll jedoch ausrichten, dass Eure Schwester Kili wohlauf ist. Sie gehört nun meinem Herren und er kümmert sich mit äußerster Sorgfalt um sie.“ Herr, Herrin... was erlaubten die sich?! Der Jüngere sprang ungestüm auf und einen guten Satz auf den ungeliebten Gast zu, so dass er direkt vor ihm zum Stehen kam. Dass er selbst darauf nur damit reagierte, dass er den Kopf etwas reckte, um dem Menschen weiter in sein Gesicht sehen zu können, ärgerte diesen unterbewusst nur noch mehr. „Unsere Eltern sind tot, das heißt, wenn sich überhaupt jemand anmaßen darf, zu behaupten, Kili sei sein Eigentum, dann bin ICH das! Dein „Herr“ hat sie mir gestohlen und Gnade ihm die Götter wenn er sie mir nicht wieder zurückgibt!“ Beinahe hätte er den Fremden am Kragen gepackt und zu sich auf Augenhöhe gezogen – was einiges an Kraft erfordert hätte, denn Zerit war um einiges kleiner als der Häuptling der Menschen; aber auch nur beinahe. Noch ehe seine Hand ihn erreichen konnte, hatte der Ältere sie in der Bewegung abgefangen und mit unnatürlich mobilisierter Kraft von sich fern gehalten. In seinem Blick fand sich keine Veränderung. „Der Herr der Menschen versteht etwas falsch, fürchte ich. ICH bin nur ein Bote. Ich richte aus, was man mir sagt, und werde meiner Herrin Eure Antworten übermitteln. Meine Meinung ist weder zu dem Tun seitens der Himmelskinder, noch zu dem von Euch von Belang, also versucht nicht, mich dafür zu strafen. Ich möchte mich nicht wehren müssen.“ Einen Moment verharrten beide so, dann riss Moconi sich hastig los und ließ sich wieder auf sein Lager sinken. Er hatte wohl recht... er durfte sich nicht so aufregen. Das würde keinem der Betroffenen sonderlich gut tun, dass ahnte er. Er seufzte tief. „Nun.“, kam dann, „Dann weißt du jetzt, was ich davon halte. Du sagtest, diese Nachricht sei zweitrangig, was gibt es denn wichtigeres?“ Der Magier, scheinbar zufrieden mit der jetzigen Situation, antwortete direkt. „Es geht um das Land, das Ihr bewohnt. Sicher ist Euch bereits aufgefallen, dass auch mein Volk daran Interesse zeigt...“, hier legte er eine Kunstpause ein und beobachtete wesentlich interessierter, als man ihm ansehen konnte, wie der Häuptling seine Brauen darauf bedrohlich senkte. Ja, er hatte viele Männer verloren... „Wir Kalenao wohnen in einem schönen Land zwischen den Bergen und dem Meer. Nun, es ist so, dass die Götter uns von dort vertreiben wollen. Sie sind der Meinung, uns euch gegenüber viel zu lang bevorzugt zu haben, so sprach unser Seher, und darauf meinte unsere Herrin, ein Tausch sei angebracht.“ Abermals blieben die Gesichtszüge des Magiers gekonnt monoton, so dass Moconi kaum abschätzen konnte, wie viel Wahrheit in seinen Worten lag. Er blieb skeptisch. „Jaaa...“, entgegnete er zunächst gedehnt und verschränkte die Arme vor der Brust, „Und anstatt dich Sprachtalent gleich zu uns zu schicken, fresst ihr uns bei lebendigem Leibe und entführt meine Schwester – das ist wahrlich ein guter Anfang.“ Er ließ Zerit nicht weiter zu Wort kommen, als er sich erhob und in dem kleinen Bereich, in dem er aufrecht stehen konnte, umher zu gehen begann. So leicht ging das alles nicht... „Ich bin immer bemüht, meinen Stamm in den Spuren unserer Götter – die wohl auch eure sind – wandeln zu lassen. Es gelingt mir sicher nicht immer, denn anders als ihr stehe ich nicht in direktem Kontakt zu ihnen. Dennoch gibt es einige Grundsätze, die ich niemals missachten werde. Einer davon ist, dass wir nicht mit Fremden handeln. Das ist ein Erfolgsrezept, das sich seit Anbeginn der Zeit bei meinen Ahnen bewehrt hat. Vielleicht wisst ihr von dem Stamm am Horizont, mit dem wir uns seit vielen Generationen dieses gute Land teilen?“ Innerlich überraschte es ihn etwas, als der Magier darauf minimal zuckte und für einen winzigen Moment den Blick abwandte. Das sagte ihm anscheinend etwas; wo er dann aber recht hatte, hatte er einfach recht, er war nur der Bote, wie es schien, einfach jemand aus dem Fußvolke der Bestien, was er dachte, war egal. Moconi sprach weiter. „Obwohl es verschiedene Überlieferungen gibt, die besagen, dass wir die selben Urahnen teilen, meiden wir grundsätzlich den Kontakt zueinander – niemand der momentan hier Lebenden hat jemals mehr als eine winzige dunkle Silhouette im Sonnenuntergang von den Mitgliedern des anderen Stammes gesehen und obwohl wir uns voneinander fern halten, wissen wir, dass sie unsere Haltung teilen... anders als ihr haben die nämlich noch nie unseren Kontakt gesucht.“ Etwas Vorwurf schwang eindeutig mit, aber wie erwartet ging der Magier nicht ernsthaft darauf ein. Einzig erkennbar war, dass er sich wohl seine nächsten Worte etwas zurecht legte; was wohl nicht an seiner Sprachfähigkeit lag, denn die war unnatürlich ausgeprägt. Joru, Karem und alle anderen, die die Begegnung mit den Kalenao überlebt hatten, hatten von einer seltsam, gar furchterregenden Sprache berichtet, die sich von der der Menschen vollkommen unterschied. Der Bote jedoch beherrschte die „richtige“ Sprache perfekt, wäre nicht sein abstruses Äußeres gewesen, dann hätte der Häuptling nie vermutet, dass es nicht auch seine Muttersprache war. Er musste reichlich intelligent sein... „Ich schließe aus Euren Worten, dass Ihr einen Tausch ablehnt. Endgültig, auch ohne Bedenkzeit?“ „Ohne Bedenkzeit.“ Der Mann mit dem grünen Haar erhob sich ebenfalls und abermals fiel Moconi auf, dass er doch außergewöhnlich klein war. Zerit seinerseits kramte in einer seltsamen Umhängetasche herum, die ebenso wie seine Kleidung definitiv nicht aus dem Fell eines Tieres bestand. Viel mehr wurde sie von unbekannten Fasern zusammengehalten... „Seht Euch das bitte einmal an. Kennt Ihr das?“ Er förderte daraus einen kleinen Gegenstand zu Tage und sein Gegenüber weitete die Augen kurz ungläubig. In seinen Händen lag ein Meeresstein, in seinem Stamm die wertvollsten Schmuckstücke, die es überhaupt gab. Die wenigen, die von Generation zu Generation weitergegeben worden waren und nicht im Laufe der Zeit verschütt gegangen waren, stammten aus einer Epoche, in der die beiden Menschenstämme in dem weiten Land noch vereint an dem großen Wasser im Norden gelebt hatten. Hier, mitten in der Savanne, gab es diese Meeressteine nicht, das machte sie nun so besonders. Der Fremde sprach weiter. „Man nennt es Muschel. Da, wo ich lebe, gibt es sehr viele davon... es ist wahrlich ein gutes Land und niemand will es verlassen, doch unsere Herrin ist genau so bemüht wie Ihr, den Göttern so gut zu folgen, wie es ihr möglich ist, daher das großzügige Angebot. Der Herr... war der Meinung, euer Land sei als Tauschmittel nicht genug, so nahm er sich Eure Schwester. Für das rücksichtslose Verhalten der ausgehungerten Gruppe, die viele Menschenleben gekostet hat, entschuldigt er sich jedoch zutiefst. Aus diesem Grund verlangt auch niemand, dass ihr eure Gefangenen zurückgebt, obwohl es die kleine Herrin wohl schmerzt, denn der junge Mann mit dem langen Haar ist wohl ihr Versprochener...“ Moconi unterbrach ihn, dieses Mal wohl unerwartet, als er den Älteren grob am Arm packte und mit sich aus der Erdhütte zerrte, wo sofort die Blicke des halben Stammes auf beiden lagen. Viele hatten natürlich mitbekommen, dass eine Bestie in ihrem Lager eingetroffen war und hatten sich neugierig an des Häuptlings Fersen geheftet. Nach dem Regen war die Luft angenehm frisch, stellte dieser zufrieden fest, als er auch in das nun tatsächlich etwas verärgerte Gesicht Zerits blickte, der sich darauf unerwartet grob losriss. Der Häuptling nahm ihm die Muschel aus der Hand und hielt sie hoch, so dass jeder, der nah genug stand, das kleine Ding erkennen konnte. „Hiermit, meine Brüder...“, begann er mit lauter Stimme, „...wollen die Bestien uns abspeisen. Sie wollen unser Land stehlen und jetzt, wo sie gemerkt haben, dass wir uns wehren, wollen sie uns in ihre verbrauchte Heimat locken!“ Er warf die Muschel achtlos hinter sich, ohne zu bemerken, dass sie im Eingang seiner Erdhütte landete. Der Magier senkte seine Brauen tief, als die Männer des Stammes teils amüsiert, teils erbost einige Schritte auf ihn zutraten. „Eure Respektlosigkeit werdet ihr noch büßen.“, prophezeite er düster, ehe er sich vor den Augen der Menschen in dunklem Rauch auflöste. „Du bist schon wieder beunruhigt.“ Tinash seufzte, als Moconi die Muschel mit verhärteter Miene einsteckte. Oft musste er sich Tadel von seinem Cousin anhören und obwohl er wohl auch irgendwo recht hatte, ärgerte es den Häuptling etwas, denn er wusste schließlich nicht, wie es war, wenn man das Oberhaupt eines Stammes war. Es war definitiv nicht leicht und der junge Mann hätte seinen verstorbenen Vater am liebsten dafür verflucht, dass er ihm eine solche Bürde auferlegt hatte, wo er doch schon mit der einfachen Jagd klammheimlich gelegentlich überfordert war. „Natürlich!“, feixte er deshalb auch etwas grober als beabsichtigt, „Denkst du, damit werden sich diese Biester zufrieden geben? Hast du gesehen, wie dieser seltsame Kerl verschwunden ist? Die sind uns weit überlegen, vielleicht war es ein Fehler, vielleicht hätte ich einfach zustimmen sollen... wer weiß, möglicherweise ist ihr Land ja wahrlich wunderbar...“ „Nun aber einmal langsam.“, unterbrach der Jüngere ihn da ebenfalls etwas barsch, „Das, was der Bote konnte, können gewiss nicht alle. Oder denkst du, unsere beiden Gefangenen würden ansonsten noch im alten Vorratszelt sitzen?“ Da war tatsächlich etwas dran. Verdammt, die mussten sie dann ja auch noch mitschleppen... er fuhr sich seufzend durchs Gesicht und Tinash lächelte, als er einen Arm um seine Schultern legte. „Ja... keine Sorge, das wird schon.“ Ganz so leer war das Grasland dann auch nicht, hatte Teco festgestellt. Obsidiane gab es zwar nicht, aber sie hatten eine andere Art Gestein irgendwo zwischen den großgewachsenen Halmen in einem weitgehend ausgetrockneten Flussbett gefunden. Es musste ein Nebenarm des großen Stromes sein, warum er in einem solch sumpfigen Land ausgetrocknet war, war ihm schleierhaft, aber ernsthaft interessieren tat es ihn nicht. Äste, die sich zumindest halbwegs für Speerschäfte eigneten, hatten sie bisher gerade einmal zwei Stück gefunden, eine wahrhaft magere Ausbeute, die in seiner eigenen Heimat niemals denkbar gewesen wäre. Er seufzte, als er so zu seinen recht schlechten Speeren sah, die neben ihm lagen. Die Spitzen machten ihm besonders Sorgen; sie hatten sich sehr einfach bearbeiten lassen, für seinen Geschmack eindeutig zu leicht. Wenn er Pech hatte, würden sie sofort abbrechen, sobald sie auf zu dicke Haut trafen. Als Faustkeile hatten sich die hellen Brocken bereits bewiesen; er hatte damit ein seltsames kleines Nagetier erlegt, von dem sie sich kurzzeitig hatten ernähren können und dessen Sehnen die Speere nun zusammenhielten. Dennoch waren sie ganz anders als das, was er kannte; hell und von anderer Struktur. Obsidian fand man auch an den heiligen Hügeln und nicht in Flüssen... Aber das war nun erst einmal nebensächlich, zunächst einmal waren sie gesättigt und für diesen Tag auch schon weit genug gereist, um sich erlauben zu können, sich auszuruhen. Alaji war beschäftigt, bereits, seit sie dem komischen Nager das Fell abgezogen hatten. Er wusste, was sie tun wollte... sie wollte sich daraus einen neuen Hut machen. Er schielte kurz zu ihr, wie sie einige Meter entfernt auf einem kleinen Stein hockte und die nackten Füße in den Rinnsal baumeln ließ, der von dem einstigen Fluss noch übrig war. Sie wandte ihm den Rücken zu und er hielt sich auch von ihr fern; kurz zuvor hatte sie sich und ihre Kleidung in dem klaren Gewässer gewaschen. Ihr Kleid lag nun am breiten Ufer zwischen vereinzelten Halmen und trocknete in der Sonne, während sie selbst nur ihre seltsame kleine Hose trug. Teco hatte sich ebenfalls gereinigt, er hatte seine Hose allerdings gleich angelassen und sie an seinem Körper gewaschen; sie schien das wohl nicht so sinnvoll zu finden. Vermutlich hatte sie ihm das auch schon mehrfach mitgeteilt, er wusste es ja nicht. Die Tatsache, dass die ansehnliche Frau beinahe nackt war, war es jedoch nicht, die den Blick auf sie zog; zumindest nicht nur. Als Mann kannte der junge Jäger sich natürlich nicht mit der Verarbeitung von Fell zu Kleidung aus, aber so, wie seine Begleiterin es versuchte, würde es sicher nicht klappen, so viel wusste er sogar durch dürftiges Beobachten seiner Mutter. Sie hatte das Überbleibsel des Tieres nicht einmal bearbeitet; merkte sie denn nicht, dass noch Teile der Haut daran hingen? Bald würden sie vergammeln, das konnte sie sich unmöglich auf den Kopf setzen. Würde sie überdies auch nicht, kam ihm, als er sich kopfschüttelnd wieder seiner eigenen Arbeit widmete, sie bekam das Fell nicht einmal annähernd in Form. Und der Versuch, das Ganze mit Sehnen zu umwickeln, erschien dem jungen Mann auch eher amüsant... Bei ihr zuhause war alles anders, erklärte er sich das, ihre Kleidung bestand aus seltsamen Fasern und nicht aus den Haaren eines Tieres, woher sollte sie so auch wissen, wie es galt, diese zu bearbeiten? Beinahe hätte er versucht, ihr dürftige Tipps zu geben, aber das hätte sie wahrlich entehrt, so hatte er es gelassen. Außerdem stände ein Hut seinem eigenen kleinen Geschenk auch etwas im Wege... Er verdrängte den Gedanken an den Mann, den Alaji einst getötet hatte, während er das kleine Stück handwerkliches Können in seiner Hand prüfend musterte. Ja, sie war eine Bestie... aber sie war nicht böse. Zumindest nicht immer. Sie hatte sich gut um sein Bein gekümmert... und bei Kili hatte er sich auch seit jeher gebührend bedankt, wenn sie ihm geholfen hatte, und bei sich zuhause war er niemals in solchem Ausmaße verletzt gewesen. Dabei war die Wahl seiner Aufmerksamkeit eher seltsam, kam ihm, aber irgendwie hatte ihm seine Idee gefallen – wie im Übrigen die meisten seiner Ideen, er war stolz auf sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Nun war es ohnehin schon fertig und nachdem er das letzte Detail mit dem kleinen, scharfkantigen Stein, den er auch aus seinem Land kannte, ausgebessert hatte, erhob er sich und bemühte sich, sich ziemlich lautlos an seine Begleiterin anzuschleichen, was mit seinem steifen Bein allerdings nicht so ganz einfach war. Er schaffte es dennoch, wie auch vor nicht all zu langer Zeit bei dem seltsamen Nagetier und sie zuckte merklich zusammen, als sie spürte, wie er sich an ihrem dünnen Haar zu schaffen machte. „Teco...?“ Er grinste in sich hinein und ließ sie zunächst wieder los. Sie schlang ihre Arme um ihre Brüste, ehe sie sich zu ihm umwandte und ihm fragend ins Gesicht blickte. „Quiadt fert tèv?“ Sie merkte sehr wohl, dass ihre wenigen Haarsträhnen sie nicht mehr an den Schultern kitzelten, sondern durch irgendetwas an ihrem Kopf fixiert waren, wagte aber nicht, danach zu tasten; letztendlich wohl auch, weil sie ihrem Begleiter so ihren Oberkörper hätte präsentieren müssen. Er fragte sich, was sie damit für ein Problem hatte; im Stamm führten sich die Frauen zumindest nicht so auf. Vermutlich lag es an seinem kleinen Fehltritt, kam ihm und er räusperte sich verhalten. „Es ist ein Kamm... aus einem Knochen, du weißt schon. Na ja... auch das dünnste Haar möchte gepflegt werden... und du kannst es dir hochstecken, wie ich dir gerade gezeigt habe, das ist fast so, als hättest du deinen Hut auf. So, wie du dich da abmühst, wird das ohnehin nichts werden...“ Einige Augenblicke vergingen, in denen sie ihn anstarrte und darauf wartete, dass ihre Götter ihr einen Hinweis auf das, was er ihr mitgeteilt hatte, gaben; dann gab sie es auf und hob schweren Herzens ihre Arme, rot anlaufend, um den Kamm aus ihrem Haar zu ziehen und ihn darauf verwundert zu mustern. Er grinste zufrieden, als sich ein Lächeln in ihr Gesicht stahl. „Jites, Teco...“, sie wurde im Sprechen immer leiser, als sie den Blick senkte und nur noch ein Murmeln zu vernehmen war. Dem jungen Mann war das gleich. Sie hatte sein Geschenk gut angenommen und damit hatte er sich revanchiert. Gebührend? Er schielte zu seinen weitgehend verheilten Wunden. Er musste sich unbedingt noch mehr überlegen, ihr gutmütiges Lächeln rührte ihn beinahe. Gut, dass niemand ihn so sah... In seinen Gedanken versunken, bekam er überhaupt nicht mit, dass Alaji sich den kleinen Knochenkamm wieder ins Haar steckte und sich erhob, erst, als er ihren weichen Körper an seinem spürte und merkte, wie sie die Arme um seinen Hals schlang, war er wieder in der Realität und schalt sich einen Idioten, denn eine solche Unaufmerksamkeit durfte sich ein Jäger nicht erlauben. Er blinzelte verwundert, als sie ihr Gesicht an seinem Hals vergrub und extrem schnell auf ihn einredete, so dass er sie vermutlich nicht einmal verstanden hätte, wenn er ihre Sprache gekonnt hätte. Und abermals ärgerte er sich über sich selbst, als er die heftige Umarmung erwiderte und bei dem angenehmen Gefühl ihrer Brüste an seinem Oberkörper nicht vermeiden konnte, dass es in seinem Körper zu kribbeln begann. Er war nun einmal ein Mann und hatte auch männliche Bedürfnisse. Und die kleine Magierin war eine Frau, sogar eine durchaus ansprechende, wie er mehr denn je fand. Sie machte es ihm gerade wirklich schwer... Als sie den Kopf wieder zu ihm hob und ihn mit einem seltsamen Blick voller Dankbarkeit ansah, überlegte er sich, diese wieder aufs Spiel zu setzen, als ihn das Verlangen übermannte und er sie begierig auf die Lippen küsste. Kili starrte ihr Gegenüber verblüfft an. „Bana che, Shiran.“, begrüßte sie es artig und verneigte sich leicht, als lebte sie schon ewig das Leben einer Kalenao-Frau. Der Mann mit dem violetten Haar nickte ihr kurz zu, ehe er die Tür hinter sich schloss und endgültig eintrat. Die Jüngere war irritiert; Mahrran war seit sie hier war die meiste Zeit mit dem Seher unterwegs, dass er nun nicht da war und sein arroganter Freund schon – und dann auch noch bei ihr – erschien ihr doch mehr als suspekt. Wollte der sie nun etwa auch...? Er grinste leicht, als er ihre Gedanken erkannte. „Ich habe keine Interesse an Menschen.“, belehrte er sie, als sie unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen war. Shiran sprach die Sprache der jungen Frau wesentlich besser als die Geschwister, aber dennoch mit starkem Akzent. Kili errötete etwas ertappt und faltete mit nun gesenktem Haupt die Hände vor dem Bauch, um möglichst gesittet vor dem komischen Kerl zu wirken. Sie musste nichts fragen – er wusste ohnehin, was sie dachte. „Ich würde Mahrrans Frau gerne um einen kleinen Gefallen bitten.“, kam er schnell zur Sache, dabei einen spöttischen Unterton nicht unterdrücken könnend. Sein Gegenüber errötete darauf etwas. Seine Frau? Na wunderbar. Der Magier begann im Raum auf und ab zu gehen. „Dein... Mann redet gerade mit dem Volk... nun ja. Er ist sehr wichtig für dieses Dorf. Außerdem...“ Er hielt inne und dachte kurz nach, ehe er an anderer Stelle fortfuhr. „Nein, das ist nicht von Belang für dich. Nun, ich arbeite im Namen desselben Volkes mit Mahrran zusammen... jedoch bin ich nicht so allwissend, wie du vielleicht glauben magst. Tu mir einfach den Gefallen und beobachte ihn, achte darauf, ob er sich hinsichtlich der Beziehung zu Nadeshda verändert.“ Er kam vor ihr zum Stehen und blickte mit einem eigenartigen Funkeln in den dunkelvioletten Iriden auf sie herab. Anders als der Blauhaarige überragte Shiran die junge Frau um ein durchaus erkennbares Stück, auch wenn er verglichen mit den Männern im Stamm noch immer recht klein wirkte. Sie schielte ihn verunsichert an. Sie mochte ihn nicht besonders... obgleich Mahrran es gewesen war, der sie entführt hatte, war ihre Bindung zu ihm doch wesentlich enger als zu dem arroganten Seher, der ohnehin nur im Begriff war, sie auszunutzen. Er sprach weiter. „In nächster Zeit wirst du dieses Zimmer verlassen... und dich in nächster Umgebung frei bewegen dürfen. Du wirst mir öfter begegnen... wenn dir etwas aufgefallen ist, denke ganz fest daran, dann richte ich etwas ein...“ Er grinste und sie senkte die Brauen tief, wagte nun doch, mit ihm zu sprechen. „Und was hätte ich davon? Mahrran wird nicht zulassen, dass du mir etwas tust, wenn ich nicht auf dich höre.“ Sie wusste, dass sie recht hatte. Die Überlegenheit der primitiven Menschenfrau schien dem Mann nicht zu gefallen und er zischte kurz, ehe er sich das wenige Stück, das er größer war als sie, bückte und ihr ins Ohr flüsterte. „Ich bin der Seher, Tochter von Saltec... ich weiß alles. Ich weiß, wen du liebst und ich weiß, warum dein Bruder und du Mefasa verabscheuen. Ich weiß auch, wie Sanan zu euch kam, warum seine Mutter ihn als Baby ausgesetzt hat. Übrigens überraschend, dass er so scharfsinnig ist, wo es doch bei euch keinen gab, der mit ihm diese Fähigkeit hätte trainieren können. Wohl eine Gabe...“ Er stellte sich wieder in voller Größe vor ihr auf. Sein Grinsen war zurückgekehrt. „Für jede Information von dir gibt es eine Information von mir. Töricht, zu denken, ich würde versuchen, ein listiges Weib wie dich auszunutzen. Ich weiß, wo ich stehe, Kili.“ „Du stehst da und starrst in den Himmel.“ „Wir schließen daraus, du hast alles gepackt?“ Sanan drehte sich überrascht um, als er die Stimmen der Zwillinge hinter sich vernahm. Manchmal fragte er sich, warum sie zu ihm kamen. Oder warum er zu ihnen ging. Sie mochten ihn nicht, das spürte er mehr als deutlich und er mochte sie vermutlich noch weniger. Sie waren brutal und egoistisch. Sie quälten ihre Geschwister und amüsierten sich über das Leid anderer... kurz huschte sein Blick zu den seltsamen Strichen, die sie sich gegenseitig in die Gesichter tätowiert hatten, das einzige, woran man beide unterscheiden konnte. Novaya und Semliya waren Dämonen, Saltec hätte gut daran getan, die beiden zu vernichten. Und dennoch konnte er sich ihrem Bann nicht entziehen, als wäre er durch ein unsichtbares Band mit ihnen verbunden. So nickte er, seine Gedanken vor den Jüngeren verbergend. „Ja, alles gepackt. Und ihr helft nicht zu Hause?“ Novaya grinste. „In unserer Familie gibt es genügend Hände.“ „Und sie sind hörig.“, ergänzte Semliya, ehe sich in sein Gesicht ebenfalls ein Grinsen schlich. Sanan grinste ebenfalls, als er sich kurz am schwarzhaarigen Kopf kratzte und somit obendrein eine Mücke verjagte, die sich gerade an ihm hatte bedienen wollen. „Gut, möglich. Aber wie war das? Habt ihr euch nicht vor kurzem verlobt? Ich glaube nicht, dass Mefasa alles alleine abgebaut bekommt in der geforderten Zeit und erst recht nicht, dass sie alles allein tragen kann...“ Er hatte sich schon überlegt, dass er ihr doch zur Hand gehen konnte, hatte diesen Gedanken jedoch schnell wieder verworfen. Er brauchte alle Kraft selbst, um sich nicht vor dem gesamten Stamm zu blamieren, weil er auf halber Strecke zusammenbrach. Die Zwillinge hoben ihre Brauen. Vielleicht war es das, was sie zusammenhielt? Gelegentlich waren sie einander durchaus von Nutzen. „Das ist nicht unwahr.“, bestätigte Semliya ihn stirnrunzelnd und Novaya fügte an, „Dann werden wir wohl zu tun haben.“ Sie wandten sich ab und Sanan folgte ihnen ebenso selbstverständlich wie unaufgefordert. Auf dem Weg zu Mefasas Hütte machte er sich dennoch so seine Gedanken. Gedanken... das war es, was die gleich aussehenden Brüder so unheimlich machte. Man merkte sie ihnen nie an und niemand wusste, warum sie gegenseitig wussten, was in ihren Köpfen vorging, weshalb sie sich immer so perfekt ergänzten. Es war wohl tatsächlich so, wie es in den Sagen bezeichnet wurde; eine Seele, die zwei Körper steuerte und damit doppelt so viel Macht besaß wie ein normaler Mensch. Ob die beiden sich dessen wohl bewusst waren? Vielleicht war es an ihm, es darauf ankommen zu lassen. „Sagt...“, begann er und beide hielten im Gehen sofort inne und drehten sich zu ihm um, in mit identischen Gesichtsausdrücken ansehend. Der Ältere hielt einen Moment lang fasziniert von den Blicken aus den beiden unnatürlich hellen Augenpaaren inne, ehe er weitersprach. „Ihr beiden wollt euch eine Frau teilen... dabei seid ihr doch zu zweit. Warum wollt ihr euch damit zufrieden geben?“ Die Gesichter verrieten schnell, dass beide Jungen sichtlich unbeeindruckt waren, als hörten sie solche Fragen zehn Mal am Tag. „Wir lieben sie beide.“, kam die Antwort schließlich von Novaya und Semliya schnaubte nur, „Wir würden sie uns niemals gegenseitig wegnehmen.“ Die Zwillinge wollten sich schon wieder abwenden und weiter gehen, als ihre Antwort in ihrem ewigen Begleiter eine neue Frage aufrief. Er musterte beide verblüfft. „Liebt ihr euch denn auch gegenseitig?“ Die Reaktion darauf war interessant, denn obgleich die beiden wohl etwas überrascht waren, starrten sie nicht ihn, sondern sich gegenseitig kurzzeitig aus großen Augen an. Sie schienen trotz ihrer vermeintlichen Gedankenübertragung nicht auf einen passenden Nenner zu kommen und obgleich es Sanan irritierte, dass es ausgerechnet bei dieser Frage geschehen war, kam er zu dem Schluss, dass es sich nicht um eine Seele handeln konnte. Es waren zwei Seelen, zwei Geister, die sich so sehr ähnelten wie das Äußere der beiden Jungen. Und zum ersten Mal sah er die Tätowierungen, die das einzige waren, was sie voneinander unterschied, aus einem ganz anderen Licht. Mefasa war begeistert von der Hilfe, obgleich Sanan nicht sonderlich beteiligt war, aber das verlangte auch niemand von ihm. Jeder wusste schließlich um seine körperliche Schwäche und die Zwillinge verkniffen sich freundlicherweise seit jeher auch sämtliche Kommentare darüber. Im Zusammenpacken erwiesen sich die beiden im Übrigen als äußerst begabt, was sich niemand so ganz erklären konnte – sie ließen doch von klein auf immer irgendwen anderes für sie arbeiten? Die rothaarige Frau sollte es definitiv nicht stören. Ohne Rhik war sie sich verloren vorgekommen, aber langsam begann sie, sich mit dem Gedanken, die Frau dieser beinahe identischen jungen Männer zu sein, anzufreunden. In ihnen steckte mehr als ein einziger kranker, übermächtiger Geist, das wusste sie mit großer Sicherheit. Beide verneigten sich nach Fertigstellung ihrer Arbeit theatralisch vor ihr und gaben ihr auf beinahe niedliche Art und Weise zu verstehen, dass sie ihr bei der endgültigen Abreise auch beim Tragen helfen würden. Es waren einfache Jungen, nicht mehr... dass man sie so verurteilte, gefiel der jungen Frau nicht. Sie würde sich damit abfinden müssen. „Und nun wollen wir noch einmal zu unserem Häuptling.“, erklärte Novaya Sanan schließlich, als der sich erschöpft über die nasse Stirn wischte. Er hasste seinen schwächlichen Körper, sicher waren selbst die Bestien stärker als er... Man ließ ihn jedoch nicht dazu kommen, zu fragen, weshalb; Semliya antwortete bereits im Vorraus. „Unsere Gefangenen werden auch mitkommen und jemand muss sich natürlich um sie kümmern... wir bieten uns an.“ Beinahe hätte der Ältere es nett gefunden... beinahe. Er sagte nichts dazu, als er ihnen ein weiteres Mal folgte. Sie würden gar grausames mit den seltsamen Monstern anrichten, das wusste er. Moconi fand jedoch überhaupt kein Gefallen an seinen eigenen Gefangenen, die Karem ihm mitgebracht hatte. Wie Sanan vermutet hatte, willigte er ein, als man ihn jenseits dessen, was von ihrem Sommerlager noch übrig war irgendwo in der Wiese gemeinsam mit Tinash fand, der allem Anschein nach vor sich hin döste und gar nichts mitbekam. Der Häuptling seinerseits schien jedoch umso entsetzter, versuchte es jedoch zu unterdrücken, als er schließlich versuchte, unauffällig seine Kleidung zurecht zu rücken und sich daran machte, seinen Cousin zu wecken, damit er zurückkehren konnte, um den Befehl zur endgültigen Abreise zu geben. --------- Ich glaube, diese Woche war gar kein Kappi dran... na egal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)