Erijel von Sabakuno-Gaara (Stern von D'Hara) ================================================================================ Kapitel 3: Erkenntnisse ----------------------- Die Sonne würde bald erwachen und am Himmel emporklettern , dachte ich, als ich einen der langen Gänge des Palastes entlang ging. In meiner Hand trug ich einen silbernen Kerzenhalter, denn es war noch immer dunkel. Der Soldat, der mich stets auf allen meinen Wegen begleitet hatte, folgte mir in gebührendem Abstand, als wäre ich für ihn so etwas wie eine Königin, doch als ich die Gemächer des geheimnisvollen Herren, der mich vor einigen Tagen aus den Kerkern errettet hatte, betrat, blieb er – wie eine Statue- vor der Tür stehen. Er saß im Halbdunkel an einem Tisch, der nur vom Schein einer fast herunter gebrannten Kerze erhellt wurde und studierte einige Schriften, die sehr alt zu sein schienen. Lächelnd stand er auf, als er bemerkte, dass ich den Raum betreten hatte und musterte mich mit einem Blick, den ich nicht einzuschätzen vermochte. »Ihr seht wundervoll aus«, es hatte ihm fast die Sprache verschlagen, »Das Gewand vermag eure atemberaubende Schönheit perfekt zu untermalen« Langsamen Schrittes kam er auf mich zu. Keine meiner Bewegungen schien ihn in diesem Moment zu entgehen. In meinem blutroten Seidengewand stand ich nun also da. Mit den Augen analysierte er die goldfarbenen Stickereien- obwohl es die gleichen Muster wie auf seiner Robe waren-, die Schnürung, die von meinem Dekolleté hinab bis auf die Höhe meines Oberschenkels führte und meine bleichen Beine, die zwischen den Schlitzen, die kurz unterhalb meiner Hüfte begannen, zu sehen waren. Ein wenig verlegen sah ich zu Boden und bemerkte nicht, dass er bereits direkt vor mir stand. Als ich es bemerkte, blickte ich erschrocken auf, sodass mein Gesicht nur einen Finger breit von den seinen entfernt war. Ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen und mich durchfuhren noch nie zuvor empfundene Emotionen. Seine Blicke ließen meine Haut kribbeln, überall wo er mich ansah. Sanft legte er seine Hand an meinen Hals und zog mich behutsam noch näher an sich heran. Als sich unsere Blicke trafen, begann es in meinem inneren zu Brennen- nicht wie eine beißende, zerstörende, sondern wie eine lodernde, leidenschaftliche Flamme- und ich hatte das Gefühl als stünde die Luft um uns herum unter dem Einfluss einer geheimnisvollen Spannung. Schweigend sahen wir einander einen Moment, der unendlich und ungreifbar zugleich war, an, als er sich mir weiter näherte und seine weichen, warmen Lippen sanft auf die meinen presste. Ein Blitz schien meine Körper zu durchdringen, alle Muskelfasern spannten sich an und ich verspürte das plötzliche Verlangen in zu berühren. Ich begann meine Bewegungen den seinen anzupassen, umfasste seine Hüfte und zog ihn näher an mich heran. Ein Sturm an Gefühlen brach in diesem Augenblick über mich herein, überwältigt ließ er mich alles um uns herum vergessen, selbst das Atmen. Mit einem glücklichen Lächeln löste er seine Lippen, umfasste mich an meiner Taille und hielt mich fest, als ich vor Schwindel umzufallen drohte. Ich sah ihm tief in die Augen, als die Welt um mich herum zu taumeln aufhörte. Er presste mich eng an sich und ich verspürte das brennende, quälende Verlangen noch einmal von seinen süßen Lippen zu kosten. Er zog mich in seinen Bann, er sah mir in die Augen und es schien als hätte er in ihnen die Leidenschaft in den Tiefen meiner Seele erahnen können. Unsere Lippen trafen sich erneut. Zärtlich und spielerisch öffnete er meinen Mund mit seiner Zunge und strich mit ihr über meine Zähne. Meine Zunge fand den Weg zu der seinen als er sich plötzlich erneut von mir löste. »Es fällt mir sehr schwer euch zu widerstehen.«, sagte er mit zitternder Stimme, die in diesem Moment einen Kontrast zu der Erhabenheit darstellte, die er ausstrahlte. Die Anstrengung war ihm ins Gesicht geschrieben und auch ich musste eine enorme Kraft aufbringen, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Die Tür schlug auf. Noch immer hielt er mich in seinen Armen, eng drückte er mich an sich und wandte sich um. Ich erschrak. Die Frau, die in diesem Augenblick durch die Tür schritt war niemand geringeres als die Mord-Sith, die mich in meinen Fieberträumen gefoltert und gequält hatte. Mit einem finsteren, nichts sagenden blick bemaß sie mich. Mein Herz begann zu rasen, meine Muskeln spannten sich an, mein Blick verfinsterte sich, doch sie schenkte mit keine weitere Beachtung. »Ich habe Nachricht erhalten, dass der Sucher in Brennidon gesehen worden ist, Master Rahl«, sagte sie. Meine Welt brach auseinander, mein Magen zog sich zusammen und mein Herz drohte zu zerbersten. Der Mann, den ich liebte, der Mann, dem ich einen Blick in meine Seele gewährt hatte, war niemand anderes als der Tyrann, der mich so lange Zeit gefangen gehalten und mich all die Jahre unendlichen Schmerz hatte spüren lassen. All die Jahre der Folter und Verzweiflung hatte ich ihm zu verdanken. Der Mann, den ich liebte war mein Peiniger, der Schinder meiner Seele. Ich lief und lief so schnell mich meine Füße trugen, immer weiter und weiter, weg vom Palast des Volkes, wo vor wenigen Augenblicken mein Herz brach und meine Seele zersplitterte wie ein Spiegel. Ich spürte nichts. Ich war innerlich vollkommen leer. Ich wusste weder wie man in dieser Welt überlebte, noch wo ich hingehen sollte, doch meine Füße trugen mich fort, wie von einer unsichtbaren Macht getrieben. Ich lag mit dem Gesicht im Dreck. Zwei Tage war ich nun schon auf der Flucht. Ich wusste nicht wo ich war, denn ich konnte mich an mein Leben in Freiheit nicht erinnern. Meine Arme begannen entsetzlich zu zittern, als ich all meine Kraft zusammennahm um mich aufzurichten- vergeblich. »Wen haben wir denn da?«, hörte ich eine unheimliche, dunkle Stimme hinter mir sagen, »Wenn das mal keine Überraschung ist.«. Schlagartig und voller Furcht drehte ich mich auf den Rücken und blickte in die finsteren Augen eines Mannes in schwarzer Rüstung- einer von Darken Rahl's Schlächtern. »Steht auf, Konfessor!«, das letzte Wort spuckte er verachtungsvoll aus und eh ich mich versah, spürte ich die kalte, stählerne Spitze seines Schwertes an meiner Kehle, » und wagt gar nicht erst den Versuch eure Magie gegen mich zu verwenden!«. Mit einem Ruck zerrte er mich brutal auf die Beine, die unter meinem Gewicht beinahe zusammenbrachen. Ich war an einem Zeitpunkt angelangt, an dem ich noch weniger von dieser Welt verstand als je zuvor. Er ließ die Spitze seines Schwertes auf die Höhe meiner Brust wandern, knapp oberhalb der Schnürung meines in Fetzen hängenden Gewandes. Eine seltsame Gleichgültigkeit ergriff von mir Besitz und ich packte die glänzende Klinge mit meiner bloßen Hand, die mir tief ins Fleisch schnitt, doch den Schmerz spürte ich nach all den Jahren der Folter kaum noch. Mein heißes Blut rann das blanke Metall hinab und ich konnte deutliches Entsetzen in den Augen des Soldaten erkennen. Meine andere Hand schnellte hervor und fand- wie von den gütigen Seelen selbst, geführt- ihren Weg an seine Kehle. In den Tiefen meiner Seele begann ein gleißendes Licht zu leuchten, das in Form einer gewaltigen, magischen Kraft in meine Hand floss. Und dann versank alles um mich herum in Dunkelheit. Ein leises Rauschen drang an mein Ohr. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte in das vernarbte Gesicht des d'haranischen Soldaten, der sich über mich gebeugt hatte. Er schenkte mir ein freundliches Lächeln. Ich verstand es nicht. Was war geschehen? »Befehligt mich, Konfessor!«, sagte er mit einem Leuchten in den Augen. »Was?!?«, ich wich zurück und meine Hand berührte das kühle Wasser des Sees, an den er mich gebracht zu haben schien. Ich wusste nicht wie mir geschah: als ich an mir herabblickte, sah ich einen Fetzen roten Stoffes. Er musste meine Wunde damit verbunden haben. Demütig kam er auf mich zu und ich wich weiter zurück, in das tiefer werdende, kristallklare Wasser. Immer tiefer und tiefer ging ich ins Wasser, doch er folgte mir wohin ich auch ging, welche Bewegung ich auch tat, mit gesenktem Haupt nahm er sie wahr. Und dann hielt er inne. Ich sah wie sich seine Augen weiteten, seine freundliche Mine einer schmerzverzerrten wich. Sein Herz war durchbohrt worden, von seinem eigenen Schwert. »Verzeiht mein Versagen, Konfessor!«, leblos sank er zu Boden, sein Blut benetzte das Wasser und ich sah die in rotes Leder gekleidete, blonde Mord-Sith, der ich die Erkenntnis bezüglich meines Retters und zugleich Peinigers zu verdanken hatte. Ich war wie gelähmt. Sie schnellte mit einem Satz auf mich zu. Ihr hasserfüllter Blick brannte auf meiner Haut, mehr noch als die Berührung ihres Strafers, mit dem sie mir in diesem Moment heftig ins Gesicht schlug. Ich fiel ins Wasser und konnte ihre roten Stiefel sehen, dann spürte ich das brennende Feuer ihres Strafers an meinen Rippen. Rasend schnell verbrannte es mir die Lunge, die sich schlagartig verkrampfte. Ich konnte nicht atmen, alles um mich herum wurde kalt und leer. Ich versank in der dunklen Tiefe des Sees. Ich vermochte nicht zu sagen woher das letzte Schimmern eines Lichtstrahles kam. Jemand zog an meinem Arm, zog mich an sich, zog mich aus dem Wasser und trug mich ans rettende Ufer. Alles war wie in einem Traum. »Dafür werdet ihr bezahlen, Cara!«, sprach eine weit entfernte, vertraute Stimme in gebieterischem Ton. Mein Name war nicht Cara, er musste die Mord-Sith meinen. »Jeder, der der Konfessor Leid zufügt, oder es auch nur wagt sie unerlaubt zu berühren, wird von mir persönlich und durch meine Hand in die Unterwelt geschickt!«, Hass und Sorge zugleich schwangen in seiner Stimme mit. »Wie ihr befiehlt, Master Rahl«, sagte sie mit demütiger, harter Stimme, »sie atmet nicht«, fügte sie gleichgültig hinzu und ich spürte sah wie Darken Rahl seine Lippen auf die meinen presste. Sein Atem floss in meine Lunge, Magie durchströmte mich. Alles wurde lauter, schärfer, intensiver. Ich rückte der Welt wieder näher, ich war zurück im Leben. Ich schlug die Augen auf und sah in seinen Augen und seiner Mine eine aufrichtige Wärme. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Willkommen zurück in der Welt der Lebenden, Konfessor!«, er legte mir seine wärmende Hand auf die Wange und näherte sich mir. »Mein Name ist- nein war- Erijel, nicht Konfessor, was auch immer dieses Wort für eine Bedeutung haben mag!«, entgegnete ich ihm. Er hatte all die Jahre meines Lebens zu einer Qual werden lassen und nun hatte er mir das Leben gerettet?!? Ich verstand es nicht, mein Verstand drehte sich im Kreis und dennoch spürte ich erneut dieses Verlangen in mir aufsteigen, das quälende Verlangen nach seiner Berührung, der Wärme seiner Haut auf der meinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)