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Gay = Yay ... oder so ...

von

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Prolog

Wie konnte mir das nur passieren? Wie konnte jemand so daneben sein? Und für wie dämlich müssen mich unsere Fans jetzt eigentlich halten?
 

Natürlich, ich könnte dir die Schuld geben. Ich könnte einfach sagen, dass du mich aus dem Konzept gebracht hast. Aber ich tue es nicht, weil ich ganz genau weiß, dass, egal wie sehr ich es drehen und wenden würde, ich mir immer noch selbst die Schuld geben würde.
 

Denn du konntest ja nicht wissen, wie sehr mich so ein kleines bisschen Fanservice umhauen würde. Ehrlich gesagt wusste ich es selbst nicht.
 

Ich dachte ich hätte mich daran gewöhnt, von dir geküsst zu werden. Ich dachte es wäre normal für mich deine Lippen an meinem Ohr zu spüren. Nun, vielleicht war es das auch einmal.
 

Aber jetzt, ... jetzt jagt mir allein der Gedanke daran eine Gänsehaut über den Rücken. Dabei hielt ich mich bis vor kurzem noch für stockhetero. Okay, ich wusste schon länger, dass für dich vielleicht mehr da war, als bloß Freundschaft. Deshalb war ich ja überhaupt erst mit dem Fanservice einverstanden gewesen.
 

Wenn ich mich richtig erinnere war ich sogar schon mal enttäuscht gewesen, weil du deinen wohlgeformten Hintern keine zwei Meter über die Bühne bewegen wolltest um mir deine weichen Lippen auf die Wange, oder sonst wohin, zu drücken.
 

Aber natürlich habe ich mir damals nichts dabei gedacht. Schließlich war ich ja hetero.

Ja, ich war hetero ... gewesen, denn mit diesem letzten Küsschen in den Nacken hast du den letzten kläglichen Rest Mauer, der noch zwischen uns stand zerschmettert, auch wenn du es vielleicht noch nicht gemerkt hast.
 

Ich weiß nicht ob ich glücklich darüber sein soll, oder nicht. Ich muss erstmal den Schock von gestern verarbeiten.
 

Ich hatte noch nie auch nur einen Gitarrengriff vergessen, noch nie meinen Einsatz auf der Bühne verpasst oder bin in die kreischende Fanmenge gefallen.

Du bei unserer letzten Tour allerdings schon. Ich weiß noch, wie wir dich, halbnackt und quietschend, aus der Fangirl-Meute befreien mussten.
 

Du sahst so niedlich aus, gut, vielleicht auch ein wenig verstört, aber deinen Gesichtsausdruck habe ich bin heute nicht vergessen. Die darauf folgende Knuddelattacke, bei der ich bestimmt den Menschheitsrekord für's Luftanhalten gebrochen habe, allerdings auch nicht.
 

Dir sind schon hunderte, ziemlich peinliche Dinge vor unseren Fans passiert, aber du kannst trotzdem einfach so darüber hinwegsehen. Wie machst du das? Ich will das auch können.
 

Aber nein, ich stand da wie ein Idiot, verpasste auch den restlichen Auftritt lang immer wieder meine Einsätze und stürmte zum Schluss einfach nur noch von der Bühne.

Und dann war ich auch noch zu feige dir zu sagen, was wirklich los war. Ich habe einfach alles auf die Hitze und Sauerstoffmangel geschoben und bin nach hause gegangen.
 

Naja, zumindest hat das ganze unseren Manager dazu veranlasst uns endlich mal wieder Urlaub zu genehmigen.
 

Ich brauche unbedingt mal Abstand von dir, von der Supportband, von der Arbeit. Vielleicht fahre ich zu meinen Eltern. Seit LM.C gegründet wurde war ich nicht mehr dort. Sie freuen sich bestimmt. Am besten rufe ich gleich morgen nach unserem letzten Treffen an und sage Bescheid.
 

Dann kannst du deine Ferien damit verbringen auf Schwulenpartys gehen, wie du es auch sonst, zu allen erdenklichen Anlässen, so gerne tust. Wer weiß, vielleicht komme ich wieder und du bist frisch verliebt. ... ...
 

Will ich das überhaupt? Will ich dich nicht viel lieber für mich selbst? Will ich denn wirklich von dir loskommen? Ich glaube nicht. Ich renne bloß davon. Ich habe Angst dir davon zu erzählen. Und Angst vor den Folgen.
 

Dabei wird wegrennen mich doch nur noch unglücklicher machen, oder?

1. Kapitel

„Mädels, ich habe eine Überraschung für euch!“
 

Unser Manager kam, natürlich verspätet wie immer, in unseren Proberaum gerollt. Dass er uns mit ‚Mädels’ ansprach störte uns, oder zumindest mich, schon lange nicht mehr.
 

Ehrlich gesagt hatte ich manchmal das Gefühl, dass Maya sich ein wenig geschmeichelt fühlte.
 

Der Blonde hatte mich während unserer Wertezeit mit angekauten Lollistielen beworfen. Zu meinem Glück konnte er nicht sonderlich gut zielen, aber natürlich würde es an mir hängen bleiben die weißen Plastikteile von Sofa und Boden aufzusammeln.
 

„Was gibt’s denn?“, fragte ich, wenig motiviert, in den Raum. Das ganze konnte sich eigentlich nur negativ auf mich auswirken.
 

Woher ich das wusste? Naja... Wenn unser Manager sich für etwas begeisterte was LM.C betraf, wirkte der Grund dessen sich IMMER negativ auf mich aus.
 

[Bei der letzten ‚Ich-hab-eine-Idee’-Aktion des Managers hatte der ehrwürdige Mana-sama mir einen Aluminiummülleimer gegen den Kopf geschmettert. Genauere Details lesen sie bitte in der Krankenakte nach. _ _“]
 

„Passt auf. Das ist unglaublich. Unglaublich ultimativ“, war die Antwort auf meine Frage.
 

„Waswaswaswaswaswaswaswas??!“ Maya hibbelte auf seinem Teil des Sofas herum und starrte den Manager mit großen, erwartenden Glubschaugen an. Sah irgendwie verstörend aus, hatte aber auch was Niedliches an sich.
 

„Wir fahren zusammen in den Urlaub. Noch morgen. Ist das nicht total genial von mir??“
 

Ich hätte ein abwertendes „Ja, total...“ von mir gegeben, wenn diese Nachricht mich nicht hätte versteinern lassen.
 

Maya warf ein völlig überflüssigen, total intelligentes „Hä??“ in den Raum.

Was war an dieser Schreckensbotschaft denn bitte nicht zu verstehen??
 

Bevor ich mich wieder gefangen hatte plapperte unser Fetti auch schon munter weiter.

Anscheinend hatte er den plötzlichen Defekt meiner, zur Bewegung notwendigen, Muskeln als Zeichen von Begeisterung interpretiert.
 

„Es geht nach Menorca Mädels. Menorca. Wisst ihr überhaupt, was das heißt??“

„Was ist ein Menorca??“
 

Okay. Um zusammenzufassen:
 

1. Diese Fettbacke wollte mir doch nicht allen ernstes weiß machen, dass Menorca ein unglaublich toller Urlaubsort sei. Intelligente Leute, die sich zwei Wochen lang besaufen wollen flogen zur Nachbarinsel. Nach Malle. Mallorca.
 

2. Mein Bandkollege zeigte mal wieder vollen Hirneinsatz. Selbst wenn man nicht wusste, dass Menorca eine Mittelmeerinsel war, hätte jede gescheite, menschliche Person, mit Hinblick auf den Zusammenhang, in dem es angewendet wurde, das Wort als Urlaubsort identifizieren können.
 

„Und was, wenn ich nicht will?“

Wow. Ein Teil meiner Gesichtsmuskeln hatte sich regeneriert. Ich war in der Lage zu sprechen.
 

„Dann kannst du mir gerne das Geld für das Zimmer und den Flug aufs Konto überweisen.“
 

Okay, das war jetzt ziemlich dreist. Gut, ich hätte jetzt nicht nachgegeben sollen, denn schließlich hatte der Fetti kein Recht ohne meine Zustimmung einen Urlaub für mich zu buchen. Aber mein Gehirn hatte, durch das kurze Aussetzen meines Herzens, zu wenig Blut abbekommen, befand sich also in einer Art Trance. Scheiß Gehirn.
 

Egal, jetzt war es raus. Ich hatte leicht überreagiert und meine volle Zustimmung verlauten lassen, sehr zur Freude Mayas, der, nachdem er erfahren hatte, dass Menorca ein Urlaubsort war, sich begeistert dem Manager an den Hals geworfen hatte.
 

Zu viel Zucker ließ ihn irgendwie kurzzeitig Verblöden. Hoffentlich würde das morgen nachgelassen haben. Eigentlich war er ja ziemlich erwachsen. Manchmal.
 

Fetti rollte, zufrieden mit sich selbst, aus unserem Proberaum hinaus.
 

Kami-sama, was hatte ich mir angetan. Ich wollte doch nur zu meinen Eltern. Für ein paar Tage Ruhe vor Maya und Co. haben und nicht mit dem Blonden in den Urlaub fahren.
 

Was heißt, wollte nicht. Mein Unterbewusstsein sagte mir, dass ich sehr wohl wollte. Ich wollte eigentlich nur noch Maya sehen. Am besten ohne alles. Und ich wollte, dass er meiner war. Nur meiner. ... ... ...
 

HALT! Das wollte ich ganz und gar nicht. Ich war hetero. Stockhetero. Ich empfand nichts für Kerle und schon gar nicht für dieses nervende, singende, trottelige Etwas.
 

Egal, jetzt war sowieso alles zu spät. Ich würde mich der Herausforderung stellen müssen, ob ich jetzt wollte oder nicht.
 

„Aiji??“ Maya wedelte mit der Hand vor meinem Gesicht herum.

„Hmm?? Was?“ Ich schreckte aus meinen Gedanken.

„Bist du verliebt??“
 

WAS?? Wie kam der denn jetzt plötzlich auf das Thema?? Hatte ich mich verraten- Moment. Ich war ja gar nicht in ihn verliebt. Das war nur eine Illusion. >.<“
 

Das hätte ich mir jetzt reinreden können wie ich wollte, ich wäre trotzdem knallrot angelaufen.
 

„W- Warum fragst du?“, stammelte ich, während ich versuchte die, in mir aufsteigende Hitze, krampfhaft zu unterdrücken.
 

„Weiß nicht. Du starrst so abwesend.“ Er grinste. Verdammt. Er hatte meine Röte bemerkt. Gut, das war auch nicht wirklich schwierig. Aber warum hatte der das jetzt fragen müssen? Warum??
 

Anstatt ihm einfach nur die halbe Wahrheit zu sagen, nämlich das ich an den Urlaub gedacht hatte, knallte ich ihm nur ein beleidigtes: „Geht dich nichts an!“ an den Kopf, schnappte meine Tasche und rauschte fluchtartig aus dem Proberaum, einen verwirrten Maya zurücklassend.
 

Kaum war ich aus dem Gebäude auf die Straße getreten bereute ich sofort was ich getan hatte. Wäre das nicht eigentlich ein guter Zeitpunkt für ein Geständnis gewesen??

Allein, in vertrauter Umgebung?
 

Verdammt. Ich war so ein Idiot.
 

Aber zurückgehen war für mich jetzt auch nicht mehr drin. Also machte ich mich, sauer auf mich selbst, auf den Heimweg.

2. Kapitel

ch musste masochistisch geworden sein, denn ich stand am nächsten Morgen tatsächlich zur vereinbarten Zeit am Tokyoer Flughafen, Terminal B; Abflug.
 

Dabei wollte ich doch gar nicht in diesen verdammten Urlaub.

Ich wollte zu Mami und Papi. >.<“
 

Aber ich Idiot stand nun hier, starrte immer wieder auf die große Uhr über den Flugzeiten und wartete auf Fetti und mein Maya-chan.
 

... ... ... Nein!! Auf Fetti und Maya. Nur Maya. Ohne ‚chan’ und ohne ‚mein’.

Moment. Wenn die beiden so lange brauchten könnte ich mich doch jetzt eigentlich verziehen. Ich könnte vorgeben mich verlaufen zu haben.
 

Nein. Das war unglaubwürdig. Ich kannte das Flughafengebäude schon lange auswendig. LM.C mussten ja alle paar Monate nach ‚Weiß-nicht-wo’ um Fans glücklich zu machen.
 

„Aiji ~“
 

Ein Paar, mir nicht unbekannte, Arme schlangen sich um mich.

Maya hatte sich unbemerkt von hinten angeschlichen und drückten seinen 10cm größeren Körper an meine Rückseite.
 

Ich lief knallrot an. Ja, er drückte seinen gesamten Körper von hinten an meinen. Und mit gesamten meinte ich auch gesamten. Alles.
 

Mir war warm.
 

„Aiji??“
 

Hö? Hatte er schon losgelassen? Anscheinend, denn der Blonde stand plötzlich vor mir und wedelte, wie gestern, mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum.
 

„Äh, ja. Tag auch“, stammelte ich nur und versuchte meine Röte, durch vermehrtes Schlucken, unbemerkt verschwinden zu lassen. Funktionierte irgendwie nicht. Verdammt.
 

„Also bist du verlie-“
 

„Wo hast du eigentlich den Manager gelassen??“, unterbrach ich Maya panisch. Ich wollte das Thema Liebe unter allen Umständen vermeiden.
 

„ ... ... °-° Ähm ...“

„Jaa ~??“

„Keine Ahnung. Muss ihn verloren haben.“

„Na ganz toll.“
 

Ngahh.

Ich hatte Maya ja wirklich lieb und so, aber manchmal fragte ich mich wirklich, womit ich es verdient hatte mein Leben lang seinen Idiotismus zu ertragen.
 

Ich wandte meinem Kollegen den Rücken zu, um in der näheren Umgebung nach runden, fetten, rollenden Menschen Ausschau zu halten, konnte aber nichts derartiges Entdecken.
 

„Sollen wir hier stehen bleiben und warten oder ihn suchen??“
 

Stille.
 

„Maya? Ich hab dich wa-“
 

Er war weg. Fragte sich nur, wohin und warum er verschwunden war. Und warum er es nicht für nötig hielt mich zu informieren, bevor er sein Prachtexemplar von Körper von mir wegbewegte.
 

Okay. Was nun? Irritiert drehte ich mich ein paar Mal um meine eigene Achse, was ziemlich bescheuert aussehen musste. Überall Menschen, nur nicht die die ich suchte. Andauernd Lautsprecherdurchsagen. Chaos.
 

Und ich bekam Kopfschmerzen.
 

Seufzend ließ ich mich neben mein Gepäck sinken und begann wieder auf die Uhr zu starren.

Zumindest hatten wir noch mehr als genug Zeit um die Koffer aufzugeben und pünktlich zum Boarding im zugehörigen Sicherheitsbereich zu sein.
 

Ich hockte bestimmt eine Viertelstunde auf dem Boden herum, als plötzlich ein seltsamer pinker Turm auf mich zusteuerte.
 

Mayas Gepäck, darunter ein kleiner, zerknautschter und äußerst altmodischer Koffer, der anscheinend dem Fetti gehörte.
 

Meine Rettung.
 

Ein kurzer Wortwechsel reichte um Fetti in die derzeitige Situation einzuweisen.

Er schlug vor schon mal das Gepäck aufgeben zu gehen. Ich sollte Maya suchen und anschließend würden wir uns vor der Handgepäckkontrolle treffen und gemeinsam den Boardingbereich betreten.
 

Ich war einverstanden. Meine zwei Koffer wurden kurzerhand noch auf den, schon total überladenen, Gepäckwagen gewuchtet. Musste passen.
 

Ich verabschiedete mich mit einem ‚Bis gleich’ und verschwand in die Menge tratschender Fluggäste. Gut. Wo sollte ich anfangen? Vielleicht sollte ich mal die Toiletten absuchen.
 

Ich wuselte mich also durch die schwitzende Masse; es war verdammt warm hier; und hielt Ausschau nach Toilettenschildchen.
 

Einige Augenblicke später wurde ich fündig. Ich quetschte mich an zwei schrankartigen Männern vorbei, von denen einer mich unsanft mit „Lauf weiter, Schwuchtel“ die letzten paar Meterchen bis zur Klotür beförderte. Sehr höflicher Mensch. *hust*
 

Ich betrat das Klo und machte mir gar nicht erst die Mühe lange zu suchen. Ich rief den Namen meines Bandkollegen einfach in den Raum. Das bescherte mir zwar einige neugierige Blicke, aber egal.
 

Es kam keine Antwort. Gut. Er war nicht hier. Oder traute sich nicht, warum auch immer, was zu sagen. Am besten ich ging auf Nummer sicher. Okay. Das könnte mir jetzt nicht gut bekommen.
 

„Masahito??“
 

Maya hasste seinen Namen. Spätestens jetzt wäre er, wenn auch mit heruntergelassenen Hosen, auf mich zugestürmt und hätte versucht mich zu erwürgen oder sonstiges.
 

Aber da sich immer noch nichts tat beschloss ich einfach dieser Sanitären Anlage einen ‚Maya-Frei’-Stempel aufzudrücken.

Auf zum nächsten Klo.
 

... ... ...
 

33 Minuten und 17 Sekunden später
 

... ... ...
 

Okay. Wo war der verdammte Idiot?? Ich hatte bestimmt jedes Klo am Flughafen abgesucht und auch auf den Wegen dorthin war mir kein Maya begegnet.
 

Sollte ich ihn ausrufen lassen?
 

War vielleicht am besten. Seufzend machte ich mich auf den Weg zum nächst besten Infoschalter. Mein Gesamtzustand hatte sich inzwischen dem der anderen Fluggäste angepasst.
 

Ich war müde, gestresst und verschwitzt. Und ich hatte Durst. Gewaltigen Durst.

Erneut seufzend änderte ich meinen Kurs und fand mich in der ‚Anfangstoilette’ wieder.
 

Ich klatschte mir einiges an kaltem Wasser ins Gesicht und trank mich Durstfrei. Kranwasser. Lecker. =.=“
 

Ein plötzliches Kreischen ließ mich aufschrecken.

WTF??! O.O“ Maya??
 

Es kam von hinter der Wand. Genauer gesagt vom ... Damenklo ... Okay ~
 

Ich stürmte aus der Toilette und knallte volle Wucht gegen den Blonden.

Er zitterte und ... weinte ... Wie knuffig.
 

Aber ich hatte nicht lange Zeit mich über den niedlichen Anblick zu freuen, denn eine wutschnaubende, äußerst behaarte Frau war meinem Kollegen gefolgt und zog ihm eins mit ihrer, kitschig gestalteten, Handtasche über.
 

„Sie perverses Schwein!!“
 

Ja. Während ich die Lady genauer betrachtete stellte ich fest, dass das Wort Schwein ziemlich gut passte. Ich schüttelte mich angeekelt und beschloss vor dem Kotzen, das auf jeden Fall gleich einsetzten würde, die Situation zu klären.
 

„Hören Sie. Das ist alles ein ganz schreckliches Missverständnis.“ Ich zog Maya ein Stück zurück und versuchte möglichst vertrauensvoll und erwachsen zu klingen.
 

„Wissen sie, er ... naja. Er glaubt manchmal, er sei eine Frau ... “ Ich betete innerlich. Maya sollte jetzt bloß seine Klappe halten oder zumindest nichts Falsches sagen.
 

Er hielt seine Klappe. Gut so.
 

„Das ganze tut mir wirklich schrecklich leid. Ähm. Ich würde sie auf einen Kaffee einladen, aber leider müssen wir ganz dringend los. Bitteschön.“ Ich zog ein paar Geldscheine aus der Tasche und drückte sie dem Schwein in die Hand.
 

Jetzt bloß weg hier. Panisch zog ich den noch weinenden Maya hinter mir her.

Die vorhergesagte Kotzerei konnte ich grade noch unterdrücken.
 

„Idiot. Was hast du auf dem Damenklo gemacht??“, schnauzte ich nachdem wir uns ein gutes Stück von eben jenem entfernt hatten.
 

„Hab mich verlaufen“, kam es genuschelt zurück.
 

„Pass auf. Das kleine schwarze Männchen mit dem Kleid heißt ‚Für Damen’. Das Männchen

ohne Kleid heißt ‚Für Herren’. Und jetzt sag nicht, das ist zu kompliziert für dich.“
 

„Ich weiß.“
 

„Ja und was hast du dann da gemacht? Eine drei-viertel Stunde lang? Dir muss doch aufgefallen sein, dass da nur Frauen rumgelaufen sind.“
 

„Ich sag doch. Ich hab mich verlaufen“
 

„Auf dem Klo??“
 

„Da sind so viele Türen. Das hat mich überfordert.“
 

„So was bringt nicht mal Uruha wenn er besoffen ist.“
 

Schweigen.
 

„Und warum hast du mir nicht gesagt, dass du auf’s Klo musst?“
 

„War zu dringend.“
 

Wieder Schweigen.
 

„Na egal.“
 

Ich dirigierte Maya durch einen kleinen Menschenauflauf und steuerte auf den, schon ungeduldig wartenden, Manager zu, der allerdings erleichtert aufseufzte, als er mich in Begleitung des Ex-Vermissten sah.
 

So schnell wir konnten passierten wir die Handgepäckkontrolle.

Das ganze verlief fast reibungslos. Maya besitzt jetzt zwar 3 Nagelfeilen weniger, aber egal. Ich würde ihm zum Geburtstag wieder welche schenken. Zusammen mit ’ner Tüte Lollies oder so.
 

Wir kamen grade noch rechtzeitig zum Boarding. Die nette Fluggesellschaftsfrau am Schalter entwertete unsere Flugtickets und schickte uns in den Flieger.
 

Endlich. Es war kühl, angenehme 22°C.

Es war bequem und ruhig. Okay. Zumindest ruhiger.
 

Fetti hatte, zu unserem Glück, seinen Platz ein paar Reihen vor uns, was einiges an Gequetsche vermied. Maya und ich hatten eine Zweierreihe am Fenster erwischt.
 

Ich saß am Fenster. Yay.
 

Es kam, wie immer am Anfang eines Fluges, eine Durchsage des Kapitäns und es folgten Sicherheitsanweisungen. Ich kannte das Programm auswendig, starrte trotzdem gelangweilt zu dem kleinen Bildschirm ein Stück über uns.
 

Dötsch.
 

Mayas Kopf war auf meiner Schulter gelandet. Der Blonde war eingeschlummert. Wie süß.

Ich zögerte kurz, dann drückte ich meinem Kollegen einen liebevollen Kuss in die Haare.

3. Kapitel

„Aiji ~ ... ... ... wach auf.“
 

Ich brummte etwas und versuchte mich umzudrehen. Ging nicht. Es war zu eng. Und ich saß irgendwie halb aufrecht. Wo war ich??
 

„Aiji ~ ... ... ...“
 

Jemand strich mir sanft durch die Haare und tätschelte meine Wange.

Ich versuchte meinen Kopf zurückzuziehen. Ging auch nicht. Da war ein Kissen. Ein hartes, unnachgiebiges Kissen.
 

Nein. Es fiel mir wieder ein. Wir waren auf dem Weg nach Menorca und ich saß im Flugzeug ... und war anscheinend eingeschlafen.
 

„AIJI!!“
 

O.O“ Ich schoss aus meiner Halbliegend-Halbsitzend-Lage.
 

„Ich bin wach ...“, stammelte ich nur, meine Augen weit aufgerissen.
 

„Gut ~“, kam es zufrieden von meiner Rechten und Mayas Arme schlangen sich um mich.

„Du hättest nicht so brüllen brauchen.“

„Hab’ ich doch gar nicht.“
 

Ich seufzte. Diskutieren würde jetzt nicht wirklich was bringen.

Einige Passagiere starrten uns missbilligend an. Anscheinend hatte Maya nicht nur mich geweckt.
 

„Wie lange fliegen wir schon??

„Fast 13 Stunden.“ [Ein Flug von Tokyo nach Menorca dauert um die 14 Stunden]

„Und warum machst du mich dann wach??“

„Mir war langweilig.“

„Toll.“
 

Ich gähnte und kuschelte mich in die Umarmung des Blonden. Die Gegenreaktion kam ohne Verzögerung und etwas anders als ich erwartete.

Maya zog mich noch ein Stück näher zu sich, strich sanft mit seinen weichen Lippen über mein Ohr und begann leise zu schnurren.
 

Ein Kribbeln machte sich in mir breit und mir entfuhr ein leiser, wohliger Laut.
 

Gott, nein!!
 

Ich riss mich los und rieb hektisch über das traktierte Ohr.
 

Wärme. Röte. Gott war das peinlich.
 

„Was sollte das denn jetzt??“, keifte ich und rutschte so weit es ging von meinem Peiniger weg.
 

Maya starrte mich nur verwirrt an.
 

„Uhm ... °-°“
 

„Na Mädels. Schon wieder wach??“
 

Ngahh. Wo kam der denn jetzt her??

Fetti hatte sich wohl entschlossen sich durch den engen Gang bis zu uns zu quetschen und diesen gleich auch zu blockieren.
 

Mir tat der arme Kerl leid, der, in der Mittelreihe neben uns, grade den Arsch des Managers im Gesicht hängen hatte.
 

„Ich bin schon länger wach. Aiji ist erst vor ein paar Minuten aufgewacht.“

„Ich bin nicht aufgewacht. Du hast mich brutalst geweckt“, korrigierte ich die Aussage des Größeren mit angepisstem Unterton.
 

„Aha. Als ich vorhin hier war, lagt ihr euch in den Armen und hab gepennt. Ihr saht aus wie frisch Verliebte. Total niedlich“
 

„Ich muss auf Klo“, unterbrach ich schnell und bat die Beiden, mit einer ausladenden Handbewegung, Platz zu machen. Fetti quetschte sich zurück zu seinem Platz, aber Maya machte keine Anstalten sich zu bewegen.
 

„Maya, würdest du bitte aufstehen -.-“

„Keine Lust.“
 

War der jetzt eingeschnappt??

Ich verdrehte die Augen.
 

„Bitte.“

„Nö.“
 

Der Blonde starrte zur Seite.

Kein Zweifel. Er war eingeschnappt.

Dann eben anders.
 

Ich erhob mich ein Stück aus meinem Sitz und kletterte, mehr oder minder geschickt, über ihn drüber. Er wandte seinen Kopf zur anderen Seite, immer schön von mir weg.
 

„Zicke“, fauchte ich nur und verschwand, mal wieder, auf dem Klo.
 

Ich blieb länger dort als nötig. Bestimmt eine Viertelstunde hockte ich einfach nur auf dem Klodeckel und dachte nach.

Hatte man Maya und mir eigentlich schon immer zweideutige Kommentare zugeworfen und fiel mir das bloß erst jetzt mal richtig auf, oder war das erst seit Kurzem so??
 

Ehrlich gesagt konnte ich mich auch nicht erinnern, jemals so richtig als Schwuchtel bezeichnet worden zu sein, wie es heute Morgen passiert war.
 

War es so offensichtlich, dass meine Sexualität sich langsam aber sich dem ‚homo’ zuwandte??
 

Je länger ich darüber nachdachte, desto frustrierter wurde ich.

Ich hatte plötzlich Zweifel. War ich mir wirklich sicher, dass ich meine Gefühle für Maya unterdrücken wollte??
 

Ich hatte mir diese Frage bestimmt schon x-mal gestellt, aber immer beschlossen sie mir ein anderes Mal zu beantworten, obwohl ich die Antwort schon kannte. Ich wollte die Wahrheit bloß nicht wahrhaben.
 

... ... ...
 

Später
 

... ... ...
 

„Mann war das ’ne Luft da drin.“
 

Nach Sauerstoff schnappend flüchteten wir aus dem kleinen Reisebus, der uns zu unserer Hotelanlage gebracht hatte. Eine angenehme, frische Wärme und Meergeruch empfing uns.
 

Ich atmete tief durch. Schön ~ ^-^
 

Maya spielte nun schon seit fast 2 Stunden den Beleidigten. Er weigerte sich mit mir zu reden, oder mich auch nur anzuschauen. Ich hatte versucht ihn wieder aufzumuntern. Hatte nicht funktioniert.
 

Pech. Dann würde ich ihn halt so lange ignorieren, bis er von selbst wieder anfing zu reden.
 

Wir betraten die Empfangshalle und bekamen sofort einen Empfangssekt in die Hand gedrückt.
 

Alkohol. Mayas Tag war gerettet. Plötzlich ganz heiter und fröhlich schüttete der Blonde das Zeug hinunter.

Meine Chance.
 

„Hier.“ Ich drückte ihm meinen Sekt in die, noch freie, Hand.
 

„Yay.“ Zweiter Sekt unten.
 

„Sprichst du jetzt wieder mit mir??“

„Weiß nicht ... Vielleicht.“

„Bitte ~“

„Vielleicht.“

„Och, komm schon.“

„Na gut. Aber nur unter einer Bedingung.“
 

Ich seufzte.

„Welche??“
 

„Überleg’ ich mir noch.“
 

Ich zog eine Augenbraue hoch.
 

„Muss ich Angst haben.“

„Weiß nicht ... Vielleicht.“

Maya grinste sein böses Maya-Grinsen.
 

„Anscheinend schon ...“
 

Wir folgten Fetti zur Rezeption.

Der Rollmops hatte anscheinend schon alles Organisatorische geklärt.
 

„Wir haben unsere Zimmer im zweiten Stock. Das Gepäck - “, er deutete auf die Aufzüge links von uns, „ - wird grade hochgebracht.“
 

Mir wurde eine Zimmerkarte zugeschnippt. Die von Maya blieb aus.
 

„Ich bin davon ausgegangen, dass euch ein Doppelzimmer am liebsten ist.“, beantwortete Fetti meine unausgesprochene Frage.
 

Das war jetzt irgendwie klar gewesen. Ich war es zwar mehr als gewohnt, mit Maya, auf engstem Raum zusammen zu leben, hasste es aber trotzdem.
 

Während mein Gesicht den unbegeistertsten Ausdruck annahm, den es kannte, verzogen Mayas Züge sich zu einer Art Atomgrinsen.
 

„Yay.“
 

Der Blonde schnappte sich mein Handgelenk und zog mich in Richtung Treppenhaus.

Warum auch den Aufzug nehmen?? Ich war ja nicht erschöpft von der Reise oder so. Mir ging’s doch super. =.=“
 

Ich ließ mich also von Maya die Treppe hinaufzerren.
 

Oben angekommen ließ der Größere mich los und rannte begeistert den Gang entlang, bis ihm einfiel, dass er die Zimmernummer nicht kannte.
 

„216 ...“, nuschelte ich nur, blieb vor eben jener Tür stehen und schloss auf.
 

Der Raum war ziemlich klein, oder das Ehebett, dass diesen ausfüllte, einfach nur gigantisch groß. Gut, dass es einen begehbaren Kleiderschrank gab, in dem unsere Koffer, sehr liebevoll, aufeinander gestapelt worden waren.
 

Ich würde mein Zeug erst morgen auspacken, wenn überhaupt.

Maya war inzwischen den Flur zurück gerannt und zog die Tür hinter mir zu.
 

„Ich mag das Bett“

„Ich nicht.“

„Wieso nicht??“

„Ist halt so.“

„Glaubst du es ist unbequem??“

„Wieso sollte es?“

„Na weil du’s nicht magst.“

„Ich lag nicht mal drauf. Warum sollte ich- Ngahh!! O.O“
 

Gott. Der Kerl konnte es wohl einfach nicht lassen, mir die Röte ins Gesicht zu treiben.

Mit einem Hechtsprung hatte er sich auf mich, und mich auf das Bett geworfen.
 

Ich sagte nichts. Ich lag einfach da, unter ihm, und wartete darauf, dass er von mir runter ging.

Er begann zu schnurren. Toll.
 

„Maya... Bitte... Geh runter.“

„Du bist aber bequem.“

„Das Bett auch. Also runter.“

„Warum denn? So schlimm hetero kannst du gar nicht sein, dass du es ekelig findest wenn ich auf dir liege.“
 

„Bin ich auch nicht. Ich will’s trotzdem nicht.“

„Ich will ’ne Begründung.“

„Wozu??“ Langsam wurde ich stinkig.

„Hasst du mich??“

„Warum sollte ich??“
 

„Du willst nicht, dass ich hier liege.“

„Was hat das denn damit zu tun?? Du bist mein bester Freund.“

„Bist du homophob??“

„Was? Nein.“
 

„Was hast du dann gegen mich??“

„Ich hab doch gar nichts gegen dich.“

„Aber dann müsste es dich doch eigentlich nicht stören.“

„Maya, bitte. Wir sind jetzt fast 20 Stunden unterwegs gewesen, ich bin müde.“
 

„Mhmm...“ Grummelnd rollte der Blonde sich von mir, auf seine Seite des Bettes.

„Danke.“ Ich stand auf und verschwand im Bad. Verdammt. Ich trat zum Waschbecken und spritzte mir ein paar Liter kaltes Wasser ins Gesicht.
 

Irgendwie war mir grad zum Heulen zumute. Was tat der Kerl eigentlich mit mir?? Und vor allem warum??
 

Seufzend befreite ich mich von meinen Klamotten. Ich würde wohl nur in Shorts pennen müssen. Für alles andere war es, trotz Klimaanlage, viel zu warm. Okay. Nackt ginge auch, wenn Maya nicht anwesend wäre.
 

In Schlafausstattung verließ ich das Bad wieder. Maya hatte wohl nicht vor sich vor dem Schlafen noch zu waschen, denn er lag bereits, ebenfalls nur in Unterwäsche, auf dem Bett und blätterte in einem ‚Hello Kitty’ – Heftchen.
 

Das müsste man eigentlich fotografieren und ins Netz stellen.
 

„Willst du dich nicht noch waschen??“

„Wozu??“

„Du hast ziemlich geschwitzt...“

„Willst du damit sagen, dass ich stinke??“

„Nein. Aber es wäre schon ganz nett, wenn du.. ach egal.“
 

Ich krabbelte unter meine Bettdecke und rollte mich ein, was irgendwie total dumm war, denn es war auch ohne Decke und fast nicht bekleidet schon total warm. Egal.
 

„Willst du schon schlafen??“

„Nee. Es macht total Laune mit geschlossenen Augen im Bett zu liegen.“

„Ach so.“

„Maya!! Ironie.“

„Jaja. Ich weiß.“
 

Der Blonde legte sein Heftchen bei Seite, knipste das Licht aus und kuschelte sich in seine Betthälfte.
 

„Gute Nacht Aiji-chan ~“

4. Kapitel

„Ja. So ein Marmeladendings. Nein. Erdbeere. Das ist Erdbeere? Okay. Und dann no- Nein. Nein. Ich will keine Nutella!! Aiji keine Nutella.“

„Ich steh nicht nur für dich hier. Spast.“
 

Frühstück. Buffet.

Während ich mich die Auswahl entlang kämpfte rief Maya mir, von unserem Tisch aus, zu was ich ihm mitbringen sollte. Ich war von dem Prinzip nicht grade begeistert gewesen, aber ich schuldete ihm ja noch was, dafür, dass er wieder mit mir sprach.
 

Nur gut, dass niemand hier in der Umgebung Japanisch verstand. Und wenn doch, dann ließ derjenige sich zumindest nichts anmerken.
 

Blöd angeschaut wurden trotzdem. War ja auch kein Wunder. Obwohl es nicht sonderlich laut hier war, brüllte Maya, als würde ein ICE an uns vorbei brettern.
 

„Willst du Apfel- oder Orangensaft??“

„Ähm. Was gibt’s denn noch??“

„Nichts. Apfel oder Orange?“

„Ich will Kaffee“

„Du bekommst keinen Kaffee. Apfel oder Orange??“

„Ich will aber Kaffee.“

„Nein.“

„Doch.“

„Maya, ich rede kein Wort mehr mit dir, wenn du auch nur einen Schluck davon zu dir nimmst.“

„Das ist fies.“

„Ich weiß.“

„Orange.“

„Geht doch.“
 

Ich füllte zwei Gläser mit Orangensaft und balancierte das Futtertablett anschließend zum Tisch. Endlich. Ich stellte das Teil ab und ließ mich auf den Stuhl neben Maya fallen.
 

„Muss ich das jetzt jeden Morgen machen??“

„Ja ~“

„Yuchey.“

„Du freust dich??“

„Ironie, Maya. I r o n i e.”

„Weiß ich doch.”

„Aber sicher.”

„Danke, Schatz ~“
 

Der Blonde drückte mir einen Kuss auf die Wange.
 

„ ... ... ... Maya??“

„Hmmh??“ Schon hatte er ein Milchbrötchen zwischen den Zähnen.

„Ähm. Du hast mich Schatz genannt.“

„Ja und??“

„Warum??“

„Warum nicht??“

„Hör’ auf ständig Gegenfragen zu stellen.“

„Ich mach das aber gerne.“

„Warum??“

„Warum nicht??“

„Ngahh. Hör auf damit!!“

„Genau deswegen.“

„Weswegen?“

„Du regst dich so schön auf.“

„Ich reg’ mich gar nicht auf.“

„Tust du wohl. Du wirst auch schon ganz rot.“

„Werd’ ich gar nicht.“

„Wirst du wohl.“

„Na?? Schon wach??“
 

Mit einem Rumps platzierte sich ein gigantischer Fleischberg mir gegenüber.
 

„Nein. Wir schlafen noch tief und fest.“ Gott, ich war kaum wach und schon so angepisst.

„Aiji, du heiterst mich immer wieder so auf, mit deinem unglaublichen Humor“, lachte der Fleischberg los und fing an Frühstücksspeck in sich hinein zu stopfen.
 

Sehr appetitlich. -.-
 

Gesittet beschmierte ich mir ein Brötchen mit der, von Maya unerwünschten, Nutella und begann, möglichst vorbildlich, zu essen.
 

Der Blonde fing derweil an, uns fröhlich seine weitere Urlaubsplanung mitzuteilen, schweifte allerdings nach ein paar Minuten ab, und landete beim Kauf von Gesundheitslatschen.
 

„Ich geh dann mal. Kommt ihr auch gleich zum Strand?? Sehr schön.“
 

Fetti schnappte sich sein Tablett und beförderte es beim Hinausgehen auf den Geschirrwagen an der Tür.
 

„... und dann meinte die komische Kassenfrau, dass das nicht meine Größe sei und – “

„Maya. Erstens: Das heißt Kassiererin und Zweitens: Wovon redest du bitte??“

„Na von den Schuhen.“

„Was für Schuhe? Hast du nicht grade noch gesagt, dass Gesundheitslatschen mistig seien??“

„Aiji ~ du hörst mir gar nicht zu.“

„Doch, aber ich kann deinen wirren Gedankengängen nicht immer folgen.“

„Warum??“

„Warum nicht??“

„Hey. Das ist mein Text.“
 

Ich grinste nur, erhob mich und gab dem Blonden mit einem Kopfrucken zu verstehen, dass er mir folgen sollte.
 

... ... ...
 

Kurze Zeit später
 

... ... ...
 

Mir war noch nie aufgefallen, wie verdammt attraktiv Mayas Oberkörper war.

Wir spazierten nun schon seit einiger Zeit gemeinsam am Strand auf und ab und suchten nach Fetti, auch wenn wir ihn eigentlich nicht finden wollten.
 

Mein Bandkollege hatte das Gespräch von Frühstückstisch wieder aufgegriffen, aber dieses Mal machte ich mir nicht im Geringsten die Mühe seinem Geplapper zu folgen.
 

Ich war viel zu sehr damit beschäftigt ihn anzustarren.
 

„... und Sandburgen bauen und shoppen. Ganz viel shoppen. ... ... Aiji?? Warum glotzt du so komisch?? “

„Hä? Was?“

„Du glotzt mich an.“

„Tu’ ich gar nicht.“

„Tust du wohl.“

„Ich hab dir nur zugehört.“

„Was hab ich denn gesagt??“

„ ... ... Sangburgen bauen und shoppen ... glaube ich ...“

„Und davor??“

„Ähh...“
 

Maya begann zu grinsen.
 

„Was??“

„Och, nichts ...“

„Was??“

„Ich freue mich nur.“

„Warum?“

„Warum nicht?“

„Maya!! >.<“

„Was denn??“

„Was wohl??“

„Weiß nicht. Was soll denn sein??“

„Ngahh. Du regst mich auf!!“

„Du bist schon wieder rot.“

„Bin ich gar nicht.“

„Bist du wohl.“
 

Ich schnaubte und drehte dem Blonden, soweit es beim Vorwärtslaufen möglich war, den Rücken zu.
 

„Hey. Ich hab Fetti gefunden.“

„Wo??“

„Na da!!“
 

Maya packte mein Handgelenk und zerrte mich durch den Sand.

Tatsächlich. Unser Manager lag in voller Pracht auf gleich drei Handtüchern und sonnte sich.
 

Speck. Viel Speck. Wuah. Widerlich.
 

„Sollen wir uns nicht doch lieber woanders platzieren??“

„Nein. Dann klaut noch einer meine Sachen.“
 

Ich seufzte ergeben und breitete mein Strandtuch neben dem schlafenden Fetti aus. Maya folgte meinem Beispiel, zog eine Tube Sonnencreme aus seiner, dezent großen, Tasche und hielt mir die Tube vor die Nase.
 

„Cremst du mich ein??“

„Kannst du das nicht selbst??“

„Schon.“

„Dann mach’s doch allein.“

„Ich komm aber nicht überall ran.“

„Das mach ich dann von mir aus. Aber deine Arme und so kannst du selbst machen.“
 

Grummelnd begann Maya sich mit dem weißen Zeug einzureiben. Ich selbst hatte mich eigentlich schon im Hotel eingecremt, aber ich legte noch eine weitere Schicht Sonnenschutz auf Armen, Beinen und Oberkörper nach.
 

„Den Rücken musst du mir aber machen.“

„Ist ja gut. Gib her.“
 

Ich schnappte mir die Tube, drückte mit eine gute Portion der Creme auf die Hand und begann, wenn auch zögerlich, den Rücken des Blonden einzureiben.
 

Maya begann zu schnurren. Das war ja fast abnormal.
 

„Musst du dich echt bei jeder Gelegenheit so katzenhaft benehmen??“

„Hast du was gegen Katzen??“

„Das hab’ ich nicht gesagt.“

„Dann lass mich doch einfach.“
 

Wieder einmal seufzte genervt auf. Sich auf diesen Urlaub eingelassen zu haben würde der größte Fehler meines bisherigen Lebens werden, das merkte ich jetzt schon.
 

„Fertig.“
 

Ich wischte den Rest der Creme von meinen Händen.
 

„Lass uns ins Wasser gehen, ja??“

„Willst du die Sonnencreme nicht erstmal einziehen lassen??“

„Nö.“

„Ach komm. Warte zumindest ein paar Minuten. Ich hab’ keine Lust auf dein Gejammer, wenn du dir ’nen Sonnebrand holst.“

„Lass uns zumindest schon mal hingehen.“

„Ja, von mir aus.“
 

Ich erhob mich von meinem Strandtuch. Kaum stand ich halb aufrecht grabschte der Blonde auch schon meinen Arm und zerrte mich sehr unsanft in Richtung Meer.
 

„Maya!!“, quiekte ich mit ungewollt hoher Stimme und befreite mich von seinem Klammergriff, woraufhin der Zerrende der Länge nach hinfiel.
 

„Idiot.“, schnaubte ich nur.

„Aiji. Ich hab was gefunden.“
 

Wow. Er meckerte nicht und war auch nicht beleidigt. Sein Fund musste etwas, für ihn sehr außergewöhnliches sein.

Der Blonde strampelte sich zurück in die Senkrechte.
 

„Guck mal.“
 

O.O“ Schock.
 

„Maya. Tu das weg!!“

„Was ist das??“

„Tu es weg!!“

„Ich tu es erst weg, wenn du mir sagst was das ist.“
 

Der Blonde begann mit seinem Fund vor meinen Gesicht herumzuwedeln.
 

„Das ist ein Tampon, Maya.“

„Ein was??“

„So was benutzen Frauen wenn sie ihre Tage haben. Und jetzt tu das Teil weg.“

„Wenn sie was haben??“

„Tu das Teil weg!!“
 

Ich war kurz davor mich zu übergeben. Der Blonde betrachtete das vollgeblutete Ding mit höchstem Interesse.
 

„Maya. Bitte. Ich erklär’s dir, aber wirf das Teil weg.“

„Ist ja gut.“
 

Maya ließ das Ding fallen und schaufelte mit dem Fuß einen Berg Sand darüber.
 

... ... ...
 

Ein paar Minuten später.
 

... ... ...
 

Ich versuchte nun schon seit einigen Minuten Maya die weibliche Menstruation näher zu bringen. Er checkte nichts. Entweder war ich schlecht im Erklären oder er einfach unglaublich blöd.
 

„Und wieso kann ich das nicht kriegen??“

„Weil du keine Gebärmutter hast.“

„ ... ... ... Ich hab ’ne Mikrowelle zu Hause, zählt das auch??“

„ ... ... Hä??“

„Ich check’s nicht.“

„Merk’ ich ... “

„Lass uns schwimmen gehen, ja??“

„Hmm.“
 

Ich beschloss dieses Gespräch möglichst schnell zu vergessen.

Wir schlenderten gemeinsam zum Wasser. Vorsichtig tippte Maya das salzige Nass mit seinem Fuß an.
 

„Ist lauwarm.“

„Gut.“

„Na dann.“
 

Der Blonde schob mich scheinbar mühelos in die Wellen und warf sich schließlich lachend auf mich. Er drückte mich kurz unter die Wasseroberfläche, wobei ich einiges an Salzwasser schlucken musste.
 

„Ngah. Idiot!!“
 

Rache suchend begann ich ihn in die Seiten zu pieksen.
 

„Aiji. Nicht!!“, lachte der Blonde, wand sich quieksend hin und her und soff zwei, drei mal fast ab.
 

Dieser Kampf würde kein baldiges Ende finden.

Bonuskapitel - Der Aluminiummülleimer

Yah. Ich weiß nicht ob es überhaupt jemanden interessiert, aber ich dachte ich bau' mal die Mana-Story noch mit ein. n.n"

Ja. Aiji und der Mülleimer. Erinnert sich jemand dran. Erstes Kapitel.

Hat eigentlich nichts mit der Hauptstory zu tun und ist nur einfach so runtergeschrieben, aber vielleicht ist es ja doch ganz lustig.
 

---
 

„Aiji ...“

„Mhmm??“

„Ich will da nicht rein ... ...“

„ ... ... Ich auch nicht ...“

„Aber wir müssen ... ... oder??“

„Ja wir müssen ... Leider ...“
 

Ich schluckte. Maya und ich standen aneinandergeklammert, vor einer großen, dunkelbraunen Tür. Eigentlich hatte ich mir das Portal zur Hölle immer anders vorgestellt, aber vielleicht sollte die Kätzchendekoration, die liebevoll davor drapiert war, der bewussten Täuschung von Unwissenden dienen.
 

Egal. Alles egal. Da mussten wir jetzt gemeinsam durch.
 

Grund für unsere Misere war, wie immer, eine großartige Nachricht unseres Managers gewesen. Er hatte, wie immer, unsere Post für uns geöffnet und diese natürlich auch pflichtbewusst beantwortet. Wie immer, ohne es auch nur Ansatzweise in Erwägung zu ziehen uns um unser Einverständnis zu bitten.
 

LM.C war zu einem, von Hizaki organisierten, J-Rocker-Treffen eingeladen worden.
 

Eigentlich hatten wir nicht viel mit der barocken Sparte der japanischen Musikszene zu tun und allein das hätte einen normalen Menschen stutzig werden lassen.

Wie verdammt kam die Kleidchenfraktion darauf, uns einzuladen??
 

Ganz einfach:
 

Hizaki -> HIZAKI Grace Project

HIZAKI Grace Project -> Juka

Juka -> ex Moi dix Mois

Moi dix Mois -> Mana

Mana -> Malice Mizer

ex Malice Mizer -> Gackt

Gackt -> S.K.I.N

S.K.I.N -> Yoshiki, Miyavi, Sugizo

Miyavi -> Maya

Maya -> LM.C
 

Wie auch immer, Fetti hatte dem gastgebenden Kleidchenträger voller Freude mitgeteilt, dass wir kommen würden und Maya und ich waren mal wieder unserer Menschenrechte beraubt worden. Wir mussten diese Höllenfete besuchen, oder wir flogen raus.

Ganz simples Prinzip, aber leider nicht sehr Vorteilhaft für LM.C selbst.
 

„Aiji??“

„Mhmm..??“

„Mir ist kalt...“

„Mir auch ...“

„Lass uns reingehen, ja??“

„ ... ... Ich hab’ Angst.“

„Aber wir müssen sowieso ...“

„Ich weiß.“
 

Wir standen bereits eine halbe Stunde vor der Tür und warteten darauf, dass ein Wunder geschah. Aber da ich ja generell immer so viel Glück mit dem Glück hatte, würden wir wohl noch lange warten.
 

„Also“, ich atmete tief durch, „auf in die Hölle ...“
 

Während ich in Slowmotion die Klingel betätigte begann in meinen Kopf leise ‚Sentimental Piggy Romance’ zu dudeln. Ich wurde jetzt schon wahnsinnig. Wahrscheinlich versuchte mein Kopf die vorauszusehende, grausame Zeit mit übermäßig fröhlichen Melodien zu überspielen.
 

Mein Finger löste sich vom kalten Plastik der Haustürschelle, die Tür öffnete sich.
 

„Hallo ~“ Hizaki stand in der Tür... ... und ich fing an zu sabbern. Und NEIN, ich war nicht schwul, aber ein Hizaki in knallengen, uruhaartigen Klamotten sah einfach nur geil aus. Wenn ich mir seiner Männlichkeit nicht eindeutig bewusst wäre- NEIN. Böses Kopfkino.

Ich schaffte es mich zu fangen und im selben Moment bekam Maya einen Schreikrampf und versuchte nach Irgendwohin zu fliehen.
 

Er hätte es geschafft, wenn er nicht vergessen hätte, seinen Klammergriff um mich zu lösen. Er war ein Idiot.
 

„Was ist los??“, kam es ein wenig verwirrt von Hizaki.
 

Schweigen seitens Maya.
 

„Hey. Maya??“
 

Ich wedelte mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum.

Der Blonde war wie versteinert.
 

„Masahito!!“

„Nenn mich nicht so!!“
 

Problem gelöst.
 

„Was ist los??“

„Gar nichts.“

„Warum schreist du dann wie abgestochen??“

„Tu ich doch gar nicht.“

„Hast du aber grade.“

„Hä??“
 

Ich seufzte verzweifelt auf. Hizaki warf mir einen bemitleidenden Blick zu und geleitete uns ohne einen weiteren Kommentar in seine geräumigen vier Wände.
 

Einige, mir aus den Medien bekannte Leutchen standen herum oder eierten volltrunken durch die Gegend.
 

So auch der Grund unserer Anwesenheit. Miyavi. Der Kerl stellte ja schließlich die Verbindung zwischen LM.C und dem Rest der hier Anwesenden dar. Wahrscheinlich waren wir auch noch auf seinen Wunsch hier. Gott, ich könnte ihn an seinen Genitalien an der Decke aufhängen und ich hätte es auch getan, wenn nicht ein panisch quiekender Juka, gefolgt von einem leicht aggressiven Kamijo an uns vorbeigebraust wäre und mich abgelenkt hätte.
 

„Ähm. Ich muss mal eben meinen Supportsänger retten. Ihr kommt alleine klar, denk’ ich. Wenn ihr aufs Klo müsst: Immer dem Kotzgestank nach.“
 

Damit stürmte unser Gastgeber mit besorgtem Gesichtsausdruck dem Sängerpärchen hinterher.

Wobei Pärchen jetzt auf das gemeinsame Auftreten und nicht auf irgendwelche Beziehungen der Beiden zurückzuführen war. Obwohl sie sicher ganz niedlich zusammen wären. Irgendwie.
 

Wie auch immer. Myv hatte es geschafft zu verschwinden. War auch gut so für ihn.

Er sollte dafür beten, mir heute nicht mehr über den Weg zu laufen. Wenn man als Besoffener noch in der Lage war zu beten.
 

„Also ich bin ja dafür, dass wir gleich wieder gehen.“

„Das ist aber unhöflich Aiji ~“

„Seit wann interessiert es dich denn bitte, was höflich ist und was nicht??“

„Weiß nicht. Aber da gibt’s Alkohol.“

„Pfui Maya. Kein Alkohol!!“

„Och bitte.“
 

Gott. Mayas bettelnder blick ließ mich fast weich werden.
 

„Maya. Bitte. Du reagierst ganz schlimm auf das Zeug. Du darfst heute Cola trinken, okay??“

„Na gut. Aber nächstes Wochenende darf ich Alkohol.“

„Von mir aus. Aber dann bei dir zu Hause.“

„Yay...“
 

Der Blonde verschwand in Richtung Getränkeausgabe.

Ich sah mich derweil weiter um und machte mir ein Bild meiner Situation.
 

Ich war allein.

Ich kannte so gut wie niemanden der Leutchen persönlich.

Die Hälfte der Typen war betrunken und die, die es nicht waren standen in Grüppchen beisammen, unterhielten sich, lachten und tanzten teilweise zu der minder lauten Musik.
 

Ich stand nur am Rand herum und sah mich planlos um. Was sollte ich tun??

Maya würde sich wahrscheinlich gleich der Sängerjagt von Hizaki anschließen oder irgendwas anderes dämliches tun.
 

Ich seufzte. Was nun.
 

„Nichts zu tun??“
 

Ich erschreckte mich. Gute Reaktion. So baut man Konversationen auf.

Wuah. Ein fremder Mensch. Renn um dein Leben Aiji!! -.-
 

„Ähm. Nicht wirklich.“

„Sanaka.“

„Mhmm??“

„Sanaka. So heiß’ ich.“

„Hä?? Ach so. ’Tschuldigung. Ich steh grad ein bisschen neben mir.“

„Passt schon. Du bist dieser LM.C Mensch, oder??“

„Äh, ja. Aiji.“

„Ah. Genau der.“
 

Ich betrachtete den Typen vor mir genauer. Ich kannte sein Gesicht, aber nicht unter dem Namen Sanaka.
 

„Ich weiß nicht, ich hab nicht so viel mit euch zu tun, aber es gibt ’nen Sänger der dir verdammt ähnlich sieht.“

„Hitomi?? Kanoma??“

„Beide.“
 

Ich war irritiert.
 

„Ich hab’ drei Künstlernamen.“

„Ah. Okay. Ist das nicht ein bisschen verwirrend??“

„Manchmal schon. Aber heute ist Kamijo-sama hier. Da bin ich Sanaka.“
 

Okay. Der Kerl stellte also dem Umfeld entsprechend seinen Namen um. Gut. .______.“
 

„Sollte ich nach dem Sinn dahinter fragen??“

„Lass es besser. Du verstehst es sowieso nicht“
 

Sanaka lächelte. Er war eigentlich ganz hübsch, aber allem Anschein nach ein wenig wahnsinnig.
 

„Okay.“

„Mhmm... du siehst gut aus. Tanzen wir??“
 

Mann. Der Kerl redete ja nicht lange um den heißen Brei. Sehr direkt.
 

„Ähm. Nein danke. Ich tanze nicht gerne.“

„Warum denn nicht?? Du hast schöne Hüften.“
 

Er kam ein Stückchen näher und strich über meinen Oberkörper.

Okay, dass war jetzt wirklich zuviel des guten. Ich drückte den Kerl von mir.
 

„Lass das.“

„Warum??“

„Weil ich nicht will, dass du an mir 'rumstreichelst.“

„Du siehst aber gut aus.“

„Ja ganz toll.“

„Bist du vergeben??“

„Äh. N-Nein.“

„Ich dachte immer, dass du mit Maya was hättest.“

„Wir sind Freunde.“

„Aber ihr seit immer zusammen, wenn man euch im Fernsehen sieht.“

„Ja wie kommt das bloß?? Wir sind 'ne Band. Wir arbeiten zusammen...“
 

NGAHH!! Was für ein Spacken. Hoffentlich wurde ich den heute Abend noch los.
 

„Guck mal Aiji. Da vorne.“

„Huh?? Was denn?“

„Da prügeln sich welche oder so. Komm.“
 

Der Kerl packte mein Handgelenk und zog mich in Richtung der Prügelei.

Warum zogen mich eigentlich immer alle durch die Gegend?? Ich konnte auch gut alleine laufen.
 

„Rück’ Juka wieder raus du ... übergroße Fledermaus.“
 

Wow. Kamijo kannte echt harte Schimpfwörter. Okay. Er war besoffen. Da durfte man unkreativ sein.
 

Ich quetschte mich durch die Schaulustigen um mir ein besseres Bild von der Situation zu machen – und mir stockte der Atem.
 

[style type="bold"][align type="center"]Mana.[/align][/style]
 

Mehr musste man eigentlich nicht sagen.
 

Mana. Schnaubend. Vor einem zitternden Juka. Bereit den Sänger vor jedweder Gefahr zu beschützen.
 

Kamijo stand einen guten Meter von dem Kleidchenträger entfernt. Ebenfalls schnaubend.
 

Dazwischen: Ein winzig wirkender Hizaki, der sich nicht traute einzugreifen
 

... to be continued

5. Kapitel

„Aiji. Aiji. AIJI!! Guck mal. Guck mal, Aiji. Jetzt guck doch endlich!!!“
 

Wie verdammt schaffte der Blonde es eigentlich mich schon vor dem Aufwachen zum Wahnsinn zu treiben?? Wir hatten den gesamten gestrigen Tag am Strand verbracht, ich hatte Stundenlang mit Maya im Meer herumtoben müssen und war letztendlich fix und fertig ins Bett geplumpst.

Ich hatte es verdient auszuschlafen.
 

„Aiji!! Aiji! WACH AUF!!!“

Maya begann mich wild hin und her zu rütteln. Meine Nacht war wohl oder übel beendet. Grummelnd öffnete ich die Augen. Maya war putzmunter und als er es geschafft hatte mich aus meinen Träumen zu reißen ließ sich zurück auf seine Betthälfte fallen. Ein Blick auf den Radiowecker sagte mir, dass es noch viel zu früh war um überhaupt nur ans Wachsein zu denken. Kurz nach sechs an einem wunderbaren Ferientag.
 

„Was gibt’s denn so Interessantes??“, fragte ich gähnend und strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich grade aussah. Wenn unsere Fans mich jetzt sehen würden... Nein. Nicht drüber nachdenken.
 

„Guck mal was ich kann.“

Begeistert verschränkte Maya seine Finger und begann eine Runde Daumencatchen gegen sich selbst. Meine geliebte rechte Augenbraue wanderte fast bis unter meinen Haaransatz.

Vom IQ 70 abwärts galt ein Mensch als überdurchschnittlich blöd. Mein Bandkollege hatte angeblich einen IQ von 129, aber irgendwie schien er den nie zu nutzen.
 

„Aiji, guck. Ich gewinne!!“

„Ganz toll“, seufzte ich, rollte mich auf den Bauch, drückte mein Gesicht in gespielter Verzweiflung in mein Kissen und stellte mir meine Standartfrage für solche Momente: Wie konnte ein einzelner Mensch so blöd sein??
 

„Aiji!! Nicht wieder einschlafen. Mir ist langweilig“, nörgelte Maya neben mir, krabbelte näher und piekste mir in die Seite.
 

„Ngahh. Nicht.“

„Steh auf. Ich hab Hunger.“ Die Aussage wurde durch ein kräftiges Grummeln aus dem Inneren des Blonden unterstrichen.

„Ich bin aber müde.“

„Dann trink halt Kaffee.“ Es folgte ein erneuter Piekser.

„Was bist du denn heute so egoistisch??“

„Warum redest du immer so komisch??“

„Ich rede nicht komisch, du hast einfach einen viel zu kleinen Wortschatz“, keifte ich, schlug die Decke zurück, kletterte aus dem Bett und verschwand mit einem lauten Türknallen im Bad.
 

Mann. Das war ja nicht zum Aushalten. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie war ich kurz davor loszuheulen. Ich fühlte mich wie ein pubertierender Teenager, meine Gefühle befanden sich auf einer Berg- und Talfahrt.
 

Warum musste ich mich in diesem Idioten verliebt haben und warum war das alles so verdammt kompliziert?? Warum konnte ich nicht einfach damit klarkommen schwul zu sein?? Andere schafften das doch auch. Tatsächlich spürte ich in diesem Moment etwas Warmes meine Wange herunterrollen. Ich blickte in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Meine Augen wirkten gerötete, obwohl ich noch gar nicht richtig angefangen hatte zu weinen.
 

„Aiji?? Was machst du da drin??“ Maya klang besorgt.

Ich wollte antworten, aber ich hatte Angst, dass ich irgendwie verheult klingen könnte.

Zur Antwort drehte ich also einfach den Wasserhahn auf. Eigentlich war es nicht nötig sich zu waschen, oder gar zu duschen. Nach dem Frühstück würde es sowieso wieder ans Meer gehen.
 

Aber ich war ein zivilisierter Mensch, ließ mich also zu einer Katzenwäsche herab. Meine Haare kämmte ich einfach irgendwie zu Recht und verließ das Bad nach einem prüfenden Blick in den Spiegel wieder.
 

„Du hast aber lange gebraucht. Komm endlich. Ich hab Hunger“, plapperte Maya gleich los und hoppelte vom Bett zur Zimmertür.

„Zieh dir erstmal was an.“

„Ich bin angezogen.“

„In Unterwäsche geht man nicht vor die Tür.“
 

Hatte dem eigentlich Irgendwer mal Irgendwas beigebracht??

Ich warf mir ein Shirt über und schlüpfte in eine Hose.
 

Maya tat es mir gleich, wenn auch widerwillig.
 

„Aiji??“, kam es fragend vom Blonden

„Mhmm??“

„Lass uns heute Abend irgendwo hingehen, ja? Also nur wir beide.“
 

Er klang irgendwie nervös, als er das fragte. Warum auch immer.
 

„Von mir aus.“

„Yay!!“, freute der Größere sich und sprang mir überstürzt in die Arme. Ich konnte ihn nicht halten und fiel rücklings um. Gut, dass der Boden nicht gefliest war.
 

„Du bist weich ~“, war der einzige Kommentar des auf mir Liegenden. Genüsslich schmiegte der Blonde sich an meinen Oberkörper und zog meinen Geruch ein, „Du riechst so schön nach... ... nach dir halt.“
 

Mir wurde warm, aber es war keine unangenehme Wärme. Abgesehen davon, dass mein Rücken tierisch schmerzte gefiel die Situation mir sogar. Vorsichtig schlang ich meine Arme um den Oberkörper des Anderen und schloss die Augen, genoss einfach das Gefühl so nah bei ihm zu sein.
 

Maya. Mein Maya. Mein kleines Blondchen.

Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und am liebsten wäre ich ewig so liegen geblieben, aber mein verdammtes Hetero-Hirn beschloss in diesem Moment sich zu melden und ließ alle Alarmglocken gleichzeitig losgehen.
 

Hektisch stieß ich meinen besten Freund von mir und krabbelte ein Stück von ihm weg.
 

„Aiji ...“, maulte der Blonde und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

„Was??“, maulte ich mindestens genauso trotzig zurück.

„Du magst mich nicht.“

„Tu’ ich wohl. Nur nicht ... SO!“
 

Ich rappelte mich auf und marschierte zur Tür. Das Blondchen folgte mir schmollend.
 

... ... ...
 

Einige Minuten später.
 

... ... ...
 

Im Speisesaal war es ruhig, viel zu ruhig. So ruhig, dass ich die Kaugeräusche, die Maya verursachte während er schmollend sein Rosinenbrötchen futterte, hören konnte.

Ich wollte das Schwiegen brechen, aber ich wusste nicht wie. Ich schmierte mir also ein Marmeladenbrötchen und wartete darauf, dass etwas passierte. Aber abgesehen davon, dass ein anscheinend Taub-Stummes Seniorenpaar hereinwackelte und sich am anderen Ende des Speisesaals einen Tisch suchte tat sich nicht viel.
 

„Maya??“ Vorsichtig rutschte ich ein Stück näher an den Eingeschnappten heran. Maya rutschte kommentarlos ein Stück weg. Ich zog wieder nach, er wich wieder zurück.
 

„Ach komm. Du hast doch gar keinen Grund beleidigt zu sein.“

„Wohl.“

„Und der wäre??“

„Du bist hetero.“

„Du sagst das, als wenn’s was Schlechtes wäre.“

„Ist es ja auch.“

„Deine Eltern sind auch hetero.“

„Ja, aber die dürfen das.“

„Maya, es ist von der Natur so vorgesehen das anderen Geschlecht zu lieben. Es ist normal und –“
 

Anscheinend war das Seniorenpaar doch nicht taub, denn während ich immer aufbrausender wurde blickten sie etwas schockiert zu uns herüber.

Schnell senkte ich meine Stimme, während ich weiter sprach.
 

„ ... und man kann sich nun mal nicht aussuchen wie man veranlagt ist.“

„Aber du hast mal gesagt, dass du mich hübsch findest.“

„Ja, du bist auch hübsch Maya. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich dich attraktiv finde.“
 

Maya senkte seinen Blick. Er wirkte irgendwie niedergeschlagen. Armer Kerl.

Ich legte mein Brötchen beiseite, legte meinen Arm um ihn und drückte einen liebevollen Kuss auf seine Wange.
 

Sofort wurde meine Geste mit einem strahlenden, wunderbaren Maya-Lächeln belohnt.
 

„Mir geht’s gleich viel besser.“ Der Blonde zog mich kurz in seine Arme.

„Lass uns heute wieder zum Strand gehen, ja? Dann können wir unseren abendlichen Ausflug planen“, schlug ich vor und wuschelte dem Blondschopf durch die Haare.

„Yay ... ... ... Aiji??“ Maya sah mich mit großen Hundeaugen an.

„Ich kenne diesem Blick irgendwoher“, brummte ich gespielt genervt.

„Darf ich dich einkleiden? Bitteee ~“

„Keine Röcke.“

„Heißt das ‚Ja’??“

Ich verdrehte die Augen. „Von mir aus. Aber keine Röcke.“
 

Maya grinste. „Gut. Keine Röcke ... ...“
 

Verdammt. Ich hätte mehr einschränkende Bedingungen stellen sollen. Jetzt war es zu spät und irgendwie hatte ich Angst heute Abend als Mann unkenntlich gemacht zu werden.

6. Kapitel

Schmerzen, Kopfschmerzen um genau zu sein, holten mich aus meinem viel zu kurzen Schlaf. Die Sonne stand schon recht hoch, es musste später Morgen sein. Ich blinzelte und versuchte das Pochen in meinen Schädel zu ignorieren. Hatte ich gestern wirklich so viel gesoffen?? Es wäre vernünftig gewesen, doch ich war viel zu platt um aufzustehen. Seufzend schloss ich die Augen ... ... riss sie nach einer halben Sekunde jedoch wieder auf und saß plötzlich kerzengrade im Bett.
 

Es hatte lange gedauert, aber letztendlich hatte ich es doch geschafft zu bemerken, dass ich nackt war. Warum verdammt?? Ich schlief mit Maya in einem Bett. Unter solchen Umständen würde ich selbst sturzbesoffen doch niemals freiwillig sämtliche Kleidung ablegen.
 

Ich schaffte es nicht zur Seite zu blicken um zu überprüfen ob der Blondschopf neben mir ebenfalls entkleidet war. Der Schock über mein eigenes Nacktsein saß noch zu tief.
 

Während ich versuchte möglichst tief und ruhig ein- und auszuatmen brabbelte Maya im Schlaf neben mir irgendeinen unverständlichen Stuss zusammen.

Nach einigen Minuten des konzentrierten Atmens überwand ich mich dann doch einen Blick neben mich zu werfen.
 

Zwar war der Blonde in eine Decke gehüllt, doch wie man es aus Hotelanlagen kennt, war diese recht durchscheinend und dünn. Wozu auch dicke Decken wenn es Draußen wärmer war als Drinnen und man selbst mit aufgedrehter Klimaanlage noch schwitzte??

Jedenfalls bestätigte dieser eine Blick meine erste Vermutung und bekräftigte meine zweite, viel schlimmere.
 

Oh Gott. Was war wenn wir wirklich ... naja ... im Vollrausch ... miteinander..?
 

Ich musste hier raus. Hastig schlug ich die Decke zurück, kleidete mich noch hastiger ein und stürmte aus dem Zimmer. Die Kopfschmerzen waren vergessen und machten sich erst wieder bemerkbar als ich nach gut 5 Minuten panischen Rennens unter einer großen Palme am Strand zusammensackte.
 

Es waren schon recht viele Urlauber hier und eine große Uhr in der Nähe des Toilettenhäuschens verriet mir, dass es fast halb 12 war. Die Frühstückszeit im Hotel war seit einer halben Stunde vorbei, aber ich wollte sowieso nichts essen. Übel war mir aber Gott sei Dank nicht.
 

Ich begann mir die Schläfen zu massieren, während ich krampfhaft versuchte mich an irgendetwas, dass gestern Abend vorgefallen war zu erinnern. Aber es war nichts da. Ich traf nur auf ein paar verstörende Ansichten von mir in einem von Mayas, viel zu knappen, Kleidchen und hoffte inständig das diese nur Ausgeburten meines alkoholisierten Hirns waren.
 

„Hey. Aiji ~“
 

Ich zuckte unwillkürlich zusammen als eine Hand mir meine, ohnehin schon total verkackte, Frisur noch einmal extra durchwuschelte. Ich zog den Kopf zurück und drehte mich im Sitzen um meine eigene Achse, wobei ich mir bestimmt zwei Kilo Sand in die Hose schaufelte.
 

„Sa- Saga??“ Total perplex blickte ich zu dem Bassisten empor.

„Goldrichtig. Übrigens ... ähmm ... du trägst dein Hemd falsch herum.“
 

Grinsend ließ der Braunhaarige sich neben mir in den Sand fallen.
 

„Warum hast du überhaupt so viel an?? Und wo ist deine Begleitung hin??“

„Meine ... Begleitung??“

„Ja. Deine Begleitung. Maya. Du erinnerst dich?? Groß, blond, Sänger von LM.C.“

„Äh. Ja. ’Tschuldigung. Ich steh ein bisschen neben mir.“

„Kopfschmerzen, mhmm?? Ist ja auch kein Wunder bei dem was du gestern alles konsumiert hast. ... ... ... Mann, dein Hemd regt mich auf.“
 

Kurzerhand zog der Bassist mir das karierte Teil über dem Kopf und legte es mir um die Schultern.

„Du .. warst auch da?? Was tust du hier überhaupt?? Und wieso.. hä??“ Jetzt wusste ich wie Maya sich tagtäglich fühlen musste. Total überfordert mit jeglicher Situation.
 

„Schhh. Ruhig Aiji, ruhig.“ Mit besorgtem Gesichtsausdruck strich der Jüngere mir über den Handrücken. Ich fühlte mich wie einer dieser armen, verwirrten, alten Menschen die man aus ihrem gewohnten Lebensraum in ein Altersheim verwiesen hatte. Ich zog die Hand weg.
 

„Erzähl mir alles. Von Anfang an. Bitte“, stammelte ich und hatte plötzlich das Bedürfnis mich in den Arm nehmen zu lassen. Also umarmte ich mich kurzerhand selbst. Jetzt sah ich zwar aus wie ein Psychopath, aber egal.
 

„Ähm. Gut. Also Uruha und ich –“

„Wie Uruha?? Der ist auch hier??“

„Öh, ja. Wir sind seit 3 Jahren ein Paar. Glaubst ich geh irgendwo ohne ihn hin??“

„Nein, aber als ich ihn das letzte Mal gesehen hab hat er irgendwas von Mallorca gelabert. Habt ihr euch verflogen oder was??“

„Naja, Ruha verbindet mit Urlaub nun mal das Saufen. Und für ihn gehörte die Buchung auch schon dazu.“

„Er war besoffen als er gebucht hat??“

„Jap. Aber wir hatten Glück, dass er sich nur mit der Insel vertan hat. Der Rest war nämlich verdammt gut organisiert und zeitlich durchdacht. Ich frag mich wie er das gemacht hat.“
 

Nachdenklich kratzte Saga sich am Hinterkopf.
 

„Ist ja auch egal. Ruha und du habt was??“, griff ich das Gespräch wieder auf und blickte den Bassisten erwartend an.
 

„Äh. Naja. Uruha und ich wollten ein bisschen feiern gehen. Naja, und das haben wir dann auch getan. Irgendwann kamt ihr dann angewackelt. Äh. Ja. Ihr habt was getrunken und so, getanzt und ziemlich viel geknutscht –“
 

„WAS??!“

„Geknutscht. Lippen aufeinander und mit Zunge und so.“

„ICH WEIß WAS KNUTSCHEN IST!!“, brüllte ich den Braunhaarigen nun völlig entnervt, aufgelöst und schockiert gleichzeitig an.
 

„Sorry“, nuschelte dieser nur in seinen unvorhandenen Bart, „soll ich weitererzählen??“

Ich nickte bloß, obwohl ich mir nicht sicher war ob ich das wirklich hören wollte.
 

„Ihr habt euch gegenseitig ziemlich geil gemacht und ... naja ... die haben euch rausgeworfen als ihr angefangen habt euch auszuziehen.“

„Ist gut. Ich hab’s verstanden. Oh Gott.“
 

Ich kippte auf die Seite und rollte mich ein.
 

„Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. ...“

„Was ist’n daran so schlimm? Da waren ne Menge Pärchen die ’rumgemacht haben. Ihr seid da nicht wirklich aufgefall-“

„Darum geht’s nicht. Saga, falls es dir nicht klar sein sollte: Maya und ich sind KEIN Pärchen“, klärte ich meinen Gesprächspartner auf. Nun wiederum schien dieser verwirrt.
 

„Echt nicht??“

Ich nickte bloß, blinzelte ein paar Mal und brach schließlich in Tränen aus.

„Ngahh. Aiji. Nicht weinen.“ Hastig zog Saga mich zu sich und nahm mich in den Arm.
 

... ... ...
 

Einige Stunden später
 

... ... ...
 

Ich wusste nicht wie, aber Saga schaffte es meine angeschlagene Psyche über den Tag wieder auf Vordermann zu bringen. Kurz nach meinem weinerlichen Zusammenbruch war Uruha zu uns gestoßen um mir voller Freude mitzuteilen, dass Kleider mir unglaublich gut stehen würden.

Er meinte es nett, aber das Kompliment war in meinen Augen eher eine Beleidigung.
 

Wie auch immer. Wir hockten nun mehr oder minder gemeinsam auf einer Bank an der Promenade und beobachteten wie die Sonne langsam unterging.

‚Mehr oder minder’ da Uruha es sich auf Sagas Schoß bequem gemacht hatte und die beiden sich seit nunmehr 14 Minuten küssten.
 

Ich wurde langsam müde und beschloss mich auf den Rückweg zum Hotel zu machen. Maya machte sich bestimmt schon wahnsinnige Sorgen um mich. Ich stand auf und verabschiedete mich kurz von den beiden Verliebten.
 

Mein Hemd hatte ich mittlerweile wieder angezogen, diesmal sogar richtig herum. Während ich lief malte ich mit verschiedene, mögliche Reaktionen Mayas auf meine Wiederkehr aus, doch noch während ich in einer, sehr grausamen aber durchaus realistischen, Fantasie herumgeisterte warf sich plötzlich etwas blondes, großes frontal auf mich.
 

Meine Rippen gaben ein unschönes Knacken von sich, als der überaus besorgte Maya mich an sich drückte. Röchelnd versuchte ich irgendwie meinen Körper weiterhin mit Sauerstoff zu versorgen, doch der Griff des Blonden war zu fest.
 

Gott sei Dank hörte der Größere nach einiger Zeit von selbst mit dem Gequetsche auf und wich ein Stückchen zurück, so dass ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Seine Augen waren gerötet und insgesamt wirkte Maya als hätte er den Tag mit Heulen verbracht. Ich schwieg einfach nur, während er mich traurig, aber auch etwas erleichtert, anblickte.
 

Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können, also griff ich stillschweigend nach der Hand des Blonden. Er tat mir so leid, wie er so verheult und niedergeschlagen vor mir stand. Kaum hatte ich seine Hand berührt verschränkte er seine Finger hektisch mit meinen. Ich ließ es geschehen, blickte ihm bloß in die Augen.
 

„Aiji??“, kam es ganz leise von meinem Gegenüber.

„Ja??“ Ich wusste nicht, warum ich flüsterte.

„Hasst du mich jetzt??“ Er klang weinerlich, fast ängstlich.
 

Sanft erhöhte ich den Druck auf seine Hand und lehnte mich an seinen Oberkörper. Mich störte es nicht, dass einige Passanten uns blöd anglotzten. Ich blendete einfach alles um uns herum aus.
 

„Warum sollte ich dich hassen, Maya??“

„Weil... weil wir miteinander geschlafen haben. Und du magst doch nur Frauen.“
 

Maya konnte es nicht sehen, da ich meinen Kopf gesenkt hielt, doch meine Lippen verzogen sich unmittelbar zu einem Lächeln.
 

„Aber das ist doch nicht deine Schuld.“

„Doch. Ich hab vorgeschlagen, trinken zu gehen.“

„Ach Maya.“
 

Ich hob den Kopf und strich dem Jüngeren über die Wange, zögerte kurz, reckte mich dann aber doch ein Stück nach oben und drückte ihm ein flüchtiges Küsschen auf die Lippen. Maya starrte mich nur irritiert an.
 

„Aiji??“

„Ja??“

„Erinnerst du dich noch an irgendwas??“

„Nur an das Kleid.“
 

Maya kicherte.
 

„Du sahst niedlich aus.“
 

Ich schnaubte gespielt verärgert, ließ seine Hand los und drehte mich weg.
 

„Aiji ~~ Nicht wegdrehen.“
 

Immer noch kichernd, schlang der Größere seine Arme um mich, hob mich hoch und hievte mich über seine Schulter.
 

„Maya!!“, entrüstet wedelte ich mit Beinen.

„Was denn?? Ich bring dich ins Hotel. Es gibt gleich Abendessen.“

„Ich kann alleine laufen.“

„Ich hab ein Recht dich zu tragen.“

„Seid wann das denn??“

„Seid gestern Abend. Als dein Uke habe ich ein Recht darauf!!“

„Höö?? Muss ich das verstehen??“

„Das lernst du noch. Glaub mir. Irgendwann bist du richtig schwul ~ “
 

Ich gab mich bloß brummend geschlagen. Sollte der Kerl doch machen was er wollte. Meiner Heterosexualität war abermals eine deftige Kopfnuss verpasst worden. Lange würde sie dem Ansturm Mayas wohl nicht mehr standhalten ... Hoffentlich ...

7. Kapitel

„Aiji. Aiji~~ Aiji“, flötete es ununterbrochen in mein linkes Ohr. Oder war es das Rechte? Ich war zu verpennt um solch kompliziertes Material aus meinem Erinnerungsspeicher abzurufen.
 

„AIJI!! WACH AUF!!“ Maya rüttelte an mir.

„Ich bin doch wach...“, nuschelte ich, war allerdings nicht so ganz sicher, ob das was ich brabbelte auch stimmte. So halb lag ich wohl noch im Tiefschlaf.

„Du klingst aber gar nicht so“, befand Maya und rüttelte mich erneut.

„Wenn ich schlafe, klinge ich gar nicht.“

„Wohl.“

„Ich schnarche nicht!!“

„Hab ich auch nicht behauptet.“ Nun grinste der Blonde und schnippte mir gegen die Wange.
 

Wohl wissend welche diversen Geräusche ich in manchen Nächten von mir gab, schwang ich mich grummelnd aus dem Bett und schlurfte ins Bad. Doch bevor ich die Tür schließen konnte stand Maya auch schon hinter mir und grabschte nach meinem Arm.
 

„Darf ich mit dir duschen??“, fragte er, mit einem möglichst unschuldigen Lächeln.

Plötzlich war ich hellwach und zugleich total überfordert mit der Situation. Mann, das kotzte mich an. Seit dem Urlaub war ich ständig mit irgendetwas überfordert.
 

„Nein“, entschied ich, obwohl ich mir selbst nicht sicher war ob ich wollte oder nicht.

„Och Aiji~~ Jetzt hab’ dich nicht so.“ Maya zog eine Schnute und beförderte uns beide kurzerhand durch die Badezimmertür, welche er auch sofort verschloss.
 

„Maya??“ Ich wurde unsicher. Verdammt unsicher.

Der Größere schlüpfte bereits aus seinen Shorts. Ich versuchte krampfhaft meinen Blick weiterhin auf sein Gesicht zu richten, doch irgendwie misslang mir das gewaltig.
 

„Aiji?? Warum starrst du so??“

„Tu’ ich gar nicht!!“ Ich lief knallrot an und drehte mich weg, in der Hoffnung Maya würde es nicht bemerken.

„Du bist ja ganz rot“, freute sich der Andere und schlang seine Arme um mich, „Und ich dachte du bist nur schwul wenn du betrunken bist.“

Seine Hände wanderten langsam meinen Oberkörper hinunter, während er das sagte.
 

Ich vergaß für einen Moment zu atmen, was meinem Hirn, das ununterbrochen arbeitete nicht besonders gut tat. Sollte ich ihn machen lassen? Sollte ich ihm eine verpassen, oder einfach abhauen?? Ich wusste es nicht. Ich wusste im Moment gar nichts mehr, außer das ich schon wieder überfordert war. Oder besser gesagt: Immer noch.
 

Ich spürte wie Maya Finger am Bund meiner Shorts entlang strichen. Ich spürte wie er sanft an meinem Ohr knabberte. Ich spürte die Wärme, die von ihm ausging und ich spürte, dass mir das hier verdammt gut gefiel. Ich wusste, dass Maya mir niemals absichtlich wehtun würde. Egal in welcher Hinsicht. Trotzdem hatte ich Angst, als er mir sanft die Shorts von den Hüften schob.
 

Mein Puls raste.
 

„Aiji??“, fragte Maya ganz leise in mein Ohr, was mich schaudern ließ, „Hast du Angst??“

Ich versuchte zu antworten, aber mein Körper verweigerte seine Dienste. Also rang ich mir bloß ein kurzes Nicken ab, was den anderen dazu animierte, mich noch enger an sich zu ziehen.
 

„Brauchst du doch nicht“, flüsterte der Größere, „Ich mach doch gar nichts.“

Irgendwie war Maya grad verdammt nicht er selbst. Zumindest kannte ich diese Seite an ihm nicht.

Und diese Unvertrautheit machte mir Angst.
 

Maya ließ mich los und kletterte über den Rand der Badewannen-Duschkombi. Nervös tat ich es ihm gleich, wobei ich mich ziemlich unwohl fühlte. Ich war es nicht gewohnt nackt mit Maya irgendwo allein zu sein. Okay, ich war es überhaupt nicht gewohnt in seinem Beisein nackt zu sein und wenn noch jemand dabeistünde, wäre es mir wohl noch unangenehmer.
 

Aber egal.
 

Ich stand einfach möglichst unauffällig da, während Maya total gelassen den Duschvorhang zurechtrückte und dann anfing das Wasser aufzudrehen. Kaum hatte er begonnen schoss auch schon ein unangenehm kalter Wasserstrahl auf uns beide herab. Quiekend hopste Maya einen Schritt zurück, wobei er mich fast zu Fall brachte. Gott sei dank hatte ich mich nahe bei der Wand platziert, sodass es letztendlich nicht dazu kam. Danke liebe Wand.
 

„Aiji, ich bin zu blöd dazu“, befand Maya und schob mich ein Stück in Richtung Wasserhahn. Vorsichtig tapste ich unter den kalten Strahl, sodass ich die Temperaturregler erreichen konnte und drehte auf warm. Einige Sekunden später war das Wasser auch gleich viel angenehmer und Maya wuselte sich nun auch unter den warmen Strahl.
 

Während er, kaum nass, auch sofort nach der Shampooflasche griff, stand ich einfach nur da. Irgendwie fühlte ich mich immer noch unwohl. Maya schien das alles hier selbstverständlich. Unsicher stand ich da und starrte ihn an.
 

Er drückte auf der Flasche herum, bis etwas von der glänzenden Flüssigkeit in seine Handflächen geflossen war, dann wandte er sich zu mir.
 

„Darf ich??“

„Was??“ War das nicht offensichtlich?? Ich hätte mich Ohrfeigen könne, aber das hätte echt zu dämlich ausgesehen, daher ließ ich es bleiben.

„Na, dir die Haare waschen. Aiji, du bist komisch heute.“

„Ich bin nicht komisch.“

„Bist du wohl.“
 

Ohne Vorwarnung drückte der Blonde mir kurzerhand einen Kuss auf die Lippen und begann dann meine Haare einzushampoonieren. Irgendwie kam das, was er da tat eher einer Kopfmassage gleich, daher schloss ich die Augen und lehnte mich an den Größeren.
 

„Gefällt dir das??“

Ich nickte bloß.

„Gut~“ Der Blonde drückte mir einen Kuss aufs Ohr. Und diesmal war es wirklich das linke.
 

... ... ...
 

Eine halbe Stunde später
 

... ... ...
 

„NEEIINN!!“
 

Ein verzweifelter Schrei dröhnte durch das kleine Einkaufszentrum, dass Maya und ich nach unserer gemeinsamen Dusche aufgesucht hatten. Eigentlich hatten wir den Tag wieder am Strand verbringen wollen, aber das viel dann buchstäblich ins Wasser, da es in Strömen regnete.
 

So waren wir also hier gelandet, hockten auf einer Bank und beobachteten Leute, während Maya zeitgleich an einem gigantischen Lolli nuckelte, dem ich ihm für sein wirklich vorbildliches Benehmen gekauft hatte. Kein einziges Mal war er mir auf die Palme gegangen. Es wirkte fast so, als gäbe er sich ganz besondere Mühe, mir zu gefallen.
 

Naja. Auf jeden Fall wurde unser gemütliches Beisammensein soeben von einem verzweifelten Japaner gestört, der wie eine gesenkte Sau plötzlich um die Ecke geschossen kam und in uns hineinkrachte. Wer war auf die bescheuerte Idee gekommen, eine Bank mitten in einen Durchgang zu stellen?? Na gut, dem Brünette hätten links und rechts von uns jeweils 2 Meter Platz zum Ausweichen zur Verfügung gestanden, aber in so einem Affenzahn konnte das menschliche Hirn wohl nicht mehr so weit denken.
 

Also hing der Typ, den Maya zwischenzeitlich als Saga erkannte, irgendwie quer über der Bank und halb auf mir drauf. Und er war verdammt schwer, obwohl er so mager war.
 

Noch während ich mich fragte, woher der Größere das ganze Gewicht nahm, um mich platt zu quetschen rappelte er sich auf.
 

„Tut mir Leid“, entschuldigte er sich auch sofort.

„Passt schon“, nuschelte ich und brachte mich in eine halbwegs bequeme Position. Maya schwieg. Er war viel zu sehr mit Nuckeln beschäftigt, als dass er irgendetwas hätte sagen können.

Saga blickte leicht panisch hinter sich bevor er sich mit einem erleichterten Seufzen neben mir niederließ.
 

„Fliehst du vor deinem Freund??“, fragte ich nach einigen Sekunden des Schweigens.

„Vor wem sonst? Du weißt wie er durchdreht, wenn er Schuhläden sieht??“

„Ich kann’s mir denken. Er hat aber nicht deine Kreditkarte, oder??“

„Welcher Trottel würde Uruha seine Kreditkarte in die Hand drücken??“

„Maya...“
 

„Hmmhh??“, der Blonde schreckte auf, „Was ist mit mir?? Wovon redest du??“

Saga musste lachen.

„Ist schon gut. Nicht so wichtig“, schmunzelte ich und drückte Maya einen Kuss auf die Wange.

„Dann gehen wir jetzt bestimmt noch mehr Lollies kaufen, oder??“

„Du hast den einen nicht mal aufgegessen.“

„Aber der ist so lecker, dass ich noch welche für zuhause will.“
 

Ich seufzte, doch bevor ich eine Antwort geben konnte kreischte Saga neben mir los, sprang auf schoss davon. Maya blinzelte überdeutlich.
 

„Der ist komisch“, befand er nach einigen, perplex geprägten, Sekunden.

„Hmm“, nuschelte ich und erhob mich.
 

Irgendwie erschien mir das plötzliche Fliehen des Bassisten überhaupt nicht unnormal. Wahrscheinlich hatte ich mich so sehr an seltsame Verhaltensweisen gewöhnt, dass mir so ziemlich nichts mehr davon etwas anhaben konnte.
 

„Bekomm ich jetzt noch einen Lolli?“

„Von mir aus...“

„Aiji~~“

„Was??“

„Du klingst so demotiviert.“

„Wow. Wo hast du denn das Wort gelernt??“

„Das hat so ein pinkes Fliegedings zu einem grünen Fliegedings gesagt.“
 

Ich zog eine Augenbraue hoch.
 

„Ganz bestimmt, Maya.“

„Wirklich. Die hatten auch einen Bieber dabei“, versuchte der Blonde mich von seinem Glauben zu überzeugen, was ihm aber nicht so ganz gelang.
 

„Willst du jetzt einen Lolli, oder nicht?“

„Lolli!!“, quiekte der Größere und sprang auf.
 

„Ähm...“ Jemand tippte mir auf die Schulter.

„Ja??“ Ich wandte mich um. Uruha stand etwas verloren da, mit unzähligen Tüten bepackt.
 

„Habt ihr zufällig meinen Freund gesehen??“

„Ja. Er war kurz hier, aber dann ist er... irgendwie ausgerastet...“, beschrieb ich Sagas seltsamen Kreischanfall so knapp es ging.
 

Irgendwie erinnerte dieser mich an einen Moment mit Maya. Der Blonde hatte damals auch so gekreischt, aber irgendwie wollte mir nicht einfallen, wann und wo das passiert war.
 

„Ach das hat er manchmal, wenn ich zu lange mit ihm Shoppen gehe.“

„Meinst du nicht, du solltest dich ein wenig zurückhalten??“

„Vielleicht.“ Uruha seufzte. „Ich geh ihn suchen. Schönen Tag noch.“
 

Damit zog der Gazetto davon.
 

Maya blickte ihm hinterher.

„Der ist auch komisch...“

„Wieso??“

„Na, er ist Uruha.“

„Ja und??“
 

Maya schwieg kurz, als würde er überlegen.
 

„Aiji...“

„Ja??“

„Glaubst du er hatte einen Bieber dabei??“

8. Kapitel

Es war kurz nach Mitternacht, als ich von einem unsanften schlag ins Gesicht geweckt wurde. Ich schreckte auf und blicke instinktiv zu Maya, dessen Hand soeben von meiner Wange heruntergerutscht war. Er schlief tief und fest, anscheinend war der Schlag bloß eine nächtliche Zuckung aufgrund eines seltsamen Traums gewesen. Ich fragte mich erst gar nicht, warum auch sein rechter Fuß immer wieder nach oben zuckte.
 

Aber was er träumte wüsste ich schon gerne. Irgendwie...

Ich drehte mich ein Stück und bettete meinen Kopf ein wenig bequemer auf meinem Kissen, um mein Blondchen besser betrachten zu können. Er sah niedlich aus, so zerwuschelt und mit ... leicht geöffneten Lippen.
 

Ich konnte nicht leugnen, dass ich in diesem Moment das Bedürfnis hatte ihn zu küssen. Aber irgendwie störte es mich überhaupt nicht, dass ich so empfand. Ich spürte dieses widerspenstige Gefühl, dass mich sonst immer überkam nicht. Und auch das gefiel mir irgendwie. Ich dachte nicht einmal daran, dieses Phänomen mit der Tatsache, dass ich eigentlich todmüde und irritiert war zu rechtfertigen.
 

Noch einige Minuten lag ich wach, bis ich, plötzlich frustriert, feststellte, dass ich nicht mehr einschlafen konnte. Seufzend setze ich mich auf und sah mich im Raum um, an dessen Dunkelheit meine Augen sich mittlerweile gewöhnt hatten. Oh welch Wunder, ich fand nichts womit ich mich hätte beschäftigten können, bis die Müdigkeit zurückkehren würde.
 

Plötzlich kam mir etwas in den Sinn, dass ich von mir ehrlich gesagt selbst nicht erwartet hätte.

Ich beugte mich zu Maya und rüttelte diesen sanft wach. Der Blonde blinzelte und sein Bein hörte mit dem Zucken auf.
 

„Aiji??“, nuschelte er und blickte verwirrt drein, während er sich die Augen rieb.

Ich lächelte und strich ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
 

„Wollen wir zum Strand gehen??“, fragte ich, wobei ich mir im Nachhinein wie einer dieser überromantischen Romeos vorkam, die von den ganzen Weibern (und Hizakis) immer angebetet wurden.
 

„Waru-“, setze Maya an, doch ich legte ihm nur einen Finger auf die Lippen.

„Bitte...“

„Ähm... Okay...“
 

Jetzt wirkte Maya noch verwirrter. Wow, cool. Sonst war ich immer in dieser Lage. Mein Blondchen wurschtelte sich aus seiner Bettdecke, ich ebenso.
 

„Aiji??“

„Hmm??“

„Muss ich mich anziehen??“

„Zumindest ein Shirt.“

„Keine Hose??“

„Ich hoffe du trägst Shorts.“

„Aiji!!“, entrüstete der Größere sich, während er sich eines seiner Oberteile über den Kopf zog. „Nur weil du dir wünschst, dass ich nackt schlafe, ist das noch lange nicht so.“
 

Ich stockte und wurde rot, was man in der spärlichen Beleuchtung im Raum Gott sei dank nicht sehen konnte.
 

„Ich soll mir was bitte wünschen??“

„Aiji!! Jetzt tu doch nicht so unschuldig!!“

„Wa- Aber... NEIN!!“, schnaubte ich und fragte mich zugleich, ob Maya bloß einen Zufallstreffer gelandet war, oder ob er aus Überzeugung sprach.
 

Mein Lieblingssänger grinste jedoch bloß in sich hinein, während ich mir ebenfalls etwas überzog.
 

... ... ...
 

Etwa 20 Minuten später
 

... ... ...
 

Ich war mir doch etwas dämlich vorgekommen in Unterwäsche und Barfuß durch die Gegend zu laufen, doch wir waren ohnehin nur total besoffenen Typen über den Weg gelaufen, die mehr damit beschäftigt waren sich voll zu kotzen als alles andere. Ich wusste, warum ich kein Nachtmensch und auch kein Fan von Alkohol war. Zumindest hatte das sexuelle Erlebnis mit Maya, von dem ich (leider) nichts mitbekommen hatte mich in dieser Hinsicht ein wenig vorsichtiger gemacht.
 

Dem Blonden schien es überhaupt nichts auszumachen so zerzaust und schlaftrunken in der Öffentlichkeit herumzuschlendern. Bloß die Dunkelheit machte ihm ein wenig zu schaffen, denn jedes Mal, wenn er ein Geräusch, sei es auch nur so leise, nicht zuordnen konnte, griff er nach meiner Hand, was mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte, dass ich durch geschicktes Senken meines Kopfes verbarg.
 

Als wir nach unserem kleinen Marsch endlich am Strand angekommen waren hockten wir uns so nah ans Wasser, dass unsere Füße in regelmäßigen Abständen von dem kühlen Nass überschwappt wurden.
 

Maya malte mit seinen Fingern kleine Herzchen in den Sand, die er mit einer hastigen Handbewegung jedoch schnell verschwinden ließ, als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete. Ich legte den Kopf in den Nacken und starrte in den Himmel. Er war kaum bewölkt und man sah viele Sterne.
 

Maya ließ seinen Oberkörper rücklings in den Sand plumpsen.
 

„Aiji??“

„Hmm?“

„Kannst du Sternzeichen??“

„Nicht wirklich...“

„Schade.“
 

Wir verweilten einige Zeit so, schweigend. Aber es war keine unangenehme Stille. Sie war irgendwie... beruhigend und schön.
 

Ich würde diesen Moment in meinen Leben niemals vergessen. Mir wurde zwar nicht zum ersten Mal bewusst, dass ich in Maya verliebt war, aber zum ersten Mal konnte ich es von ganzem Herzen akzeptieren und genießen.
 

So ließ ich mich ebenfalls zurückfallen und kuschelte mich, wie selbstverständlich an den Größeren, wobei ich leise aufseufzte.
 

„Aiji??“

„Ja?“

„Du bist niedlich.“
 

Ich widersprach nicht.
 

„Aiji??“

„Ja?“

„Du sagst nichts...“

„Man muss nicht immer reden, Maya.“
 

Nun sagte er nichts, wirkte nachdenklich.
 

„Aiji...“

„Was denn??“

„Darf ich... dich küssen?“
 

In diesem Moment war es ganz Still um uns herum. Nur das Rauschen des Meeres war noch zu hören und gab dem ganzen hier eine fast unerträglich schnulzige Untermalung, die ich, wäre das hier ein Film, sofort mit einem würgenden Geräusch kommentiert hätte.

Ich war kein großer Romantiker und schon gar kein Fan von solchen Filmen, doch das hier war echt.

Und jetzt wusste ich auch, warum die komischen Mary-Sue-Mädchen nie wussten was sie antworten sollten, denn ich wusste es grade selbst nicht.
 

Ich lag einfach da, während Maya anscheinend Angst hatte, das Geräusch seines eigenen Atmens könnte meine Antwort übertönen, denn er hielt die Luft an.
 

Es klingt unromantisch, aber irgendwie war es genau diese Tatsache, die mich dazu brachte zu Nicken, was der Blonde zwar nicht sah, aber spürte.
 

Er atmete deutlich hörbar aus und beugte sich beim Einatmen, auf seinen Ellenbogen gestützt, über mich. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir so dalagen und uns in die Augen sahen, nicht mehr, wer von uns sich dem anderen zuerst ein Stück näherte und wer letztendlich die Lücke schloss, doch dieser Kuss brannte sich so überdeutlich in mein Gedächtnis, das alles andere in diesem Augenblick wie ausradiert schien.
 

Es war ein sehr vorsichtiger Kuss und trotzdem ein Stück verlangend.
 

Ich hatte die Augen geschlossen und wusste, dass Maya es ebenso tat, obwohl ich ihn nicht ansah. Erst als wir uns voneinander lösten, wagte ich es, sie wieder zu öffnen.
 

Mayas Wangen waren leicht gerötet und er strahlte mich an, mit diesem wunderbaren, naiven Lächeln das ich so liebte.
 

„Aiji...“ Er drückte mich an sich und ich verbuddelte mich in seiner Halsbeuge. Ich hatte nie geglaubt, dass mein Hetero-Ich eines Tages komplett umgepolt werden würde.
 

... ... ...
 

Später
 

... ... ...
 

Ich wachte in Mayas Armen auf. Der Blonde trug mich mühelos die Straßen entlang, zurück zum Hotel. Oh Gott wie peinlich. Wie konnte ich eingeschlafen sein??

Maya bemerkte nicht, dass ich aufgewacht war und summte leise etwas vor sich hin.

Ich sog den Geruch ein, der von ihm ausging und schloss meine Augen wieder.
 

Wir hatten uns kein Liebesgeständnis gemacht. Aber irgendwie war das auch gut so, denn im Nachhinein hätten mich die schnulzigen Zusammenhänge mit Sicherheit wahnsinnig gemacht.
 

Aber irgendwann... irgendwann würde ich mich trauen dem Blonden die Wahrheit zu sagen.

Und das Ganze würde in nicht allzu ferner Zukunft geschehen, denn ab heute stand ich mir nicht mehr selbst im Weg...

Bonus Kapitel – Der Aluminiummülleimer [Part 2]

Mana.
 

Mehr musste man eigentlich nicht sagen.
 

Mana. Schnaubend. Vor einem zitternden Juka. Bereit den Sänger vor jedweder Gefahr zu beschützen.
 

Kamijo stand einen guten Meter von dem Kleidchenträger entfernt. Ebenfalls schnaubend.
 

Dazwischen: Ein winzig wirkender Hizaki, der sich nicht traute einzugreifen.
 

„Sanaka..?“

„Ja??“
 

Der seltsame Sänger wirkte mehr als amüsiert und auch eine ganze Menge anderer Partygäste gesellten sich um das Geschehen. Ich allerdings fühlte mich mehr als unwohl und hatte das Gefühl, dass mir innerhalb der nächsten Stunde etwas Grausames widerfahren würde.
 

„Kö- Können wir das nicht friedlich lösen??“, fiepte Hizaki, was abgesehen von mir so ziemlich keiner wahrnahm. Juka lugte ängstlich hinter Manas Rücken hervor, zuckte jedoch beim unschönen Anblick des aufgebrachten Kamijos schnellsten zurück.
 

Irgendwie erinnerte mich der Versailles-Sänger an eine wütende Tigermutter, die ihr Junges aus den Fängen eines anderen Tieres retten will. Nur das er Juka nicht retten wollte. Eher zerfleischen.
 

„Wie primitiv...“, nuschelte ich und versuchte mich irgendwie aus dem Schraubstockgriff Sanakas zu befreien, was nicht so richtig klappen wollte. Ich wollte weg von dieser behinderten Affenparty. Die waren doch alle bekloppt. Nicht das ich Beklopptes nicht gewohnt wäre, aber Maya war im Gegensatz zu diesem Haufen ja komplett harmlos.
 

Apropos Maya. Der Blonde stand ein Stück hinter Kamijo... In Miyavis Armen.

Später sollte mir bewusst werden, warum ich in diesem Moment am liebsten heulend und zugleich schreiend abgehauen wäre. Dieser Kerl machte mich einfach nur aggressiv, egal was er tat.
 

Noch während ich so vor mich hinbrütete brach plötzlich eine Art Massenpanik um mich herum aus. Sanaka ließ mich los und flüchtete Richtung Flur, während irgendein Unbekannter mich fast über den Haufen rannte.
 

Was war passiert? Ich sah nur noch wie besoffene und minder besoffene Menschen die die Flucht ergriffen. Wo war Maya?? Ich presste mich an eine nahe gelegene Wand um nicht platt getreten zu werden und um einen besseren Überblick zu bekommen. Verdammt, warum war ich so ein Winzling. Und warum war ich überhaupt hier und wie verdammt passten so viele Leute in Hizakis Wohnzimmer? So viele wie hier herumrannten waren doch nicht mal eingeladen gewesen, oder?
 

Das Chaos aus umherschunkelnden Körpern lichtete sich allmählich und ich konnte sehen, was die kleine Panikeinlage verursacht hatte. Kamijo und Mana waren sie aufeinander losgegangen, was man von dem sonst so... gruselig ruhigem... Mana nicht erwartet hätte. Ich zumindest nicht. Juka war anschienend geflohen, denn ich konnte ihn nirgends ausmachen. Nur Hizaki war noch zu sehen, wie er unsicher um die beiden Kämpfenden herumtrippelte, aber nichts unternahm. Was für ein Mädchen.
 

Ich beschloss Maya zu suchen und zu verschwinden. Höflichkeit hin oder her, aber das hier war einfach zu viel des Guten. Ich wusste plötzlich eine genaue Antwort auf die Frage, die mir öfters gestellt wurde, nämlich warum ich kaum Kontakt zu anderen Bands hatte. Alles Idioten!!
 

Ich wuselte mich durch die Leute, die sich im Flur zusammengequetscht hatten und aus sicherer Entfernung dem Kampf im Wohnzimmer zusahen. Auch Sanaka war dabei, was mich nur dazu brachte noch schneller zu laufen. Alles nur nicht dieser Wahnsinnige, der hatte hier genug Freunde. Der brauchte mich nicht.
 

In der Küche stieß ich dann endlich auf mein Blondchen. Er stand hinter Miyavi und streichelte ihm den Rücken, während dieser sich in den Mülleimer übergab. Ich verzog das Gesicht, beherrschte mich aber.
 

„Maya, komm wir gehen. Ich raste gleich aus!!“

Ich packte mein Blondchen am Handgelenk und zog ihn hinter mir her, wobei ich keine Widerrede duldete. Kurz bevor wir die Tür erreichten viel ihm allerdings ein, dass er noch seinen Wohnungsschlüssel irgendwo hatte liegen lassen. Noch mehr frustriert ließ ich ihn suchen gehen, setzte mich allerdings nach draußen vor die Wohnungstür.
 

Ich hockte bestimmt eine halbe Stunde dort herum, bis die Tür urplötzlich aufflog und mir ein großer Blonder Kerl entgegen gestoßen wurde. Gott sei Dank war ich noch rechtzeitig aufgestanden und konnte ihn auffangen. Es war Kamijo.
 

Hizaki hatte sich anscheinend doch noch durchsetzten können und hatte ihn, mit Hilfe eines anderen Kerls, rausgeworfen. Kamijo wirkte arg mitgenommen und das letzte woran ich mich erinnerte war sein zerkratztes Gesicht. Gut, ich hatte auch noch die Erinnerung an einen durchdringenden Schmerz am Kopf, aber das war’s dann auch wirklich...
 

Alles in allem war der ganze Abend nun nur noch ein wirres Gewusel in meinem Kopf, das noch Tage nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus wie ein bitterer Nachgeschmack auf meiner Zunge lag. Daher vielleicht auch das durcheinander in dieser doch recht bescheuerten Geschichte.
 

Wie auch immer, am nächsten Tag konnte Maya es nicht lassen mir immer und immer wieder zu erzählen, wie lustig es ausgesehen hatte, als Mana mir den Mülleimer an den Kopf geschmissen hatte. Das der Schwarzhaarige dabei eigentlich hatte Kamijo treffen wollen reimte ich mir selbst dazu.
 

Von einem Mülleimer getroffen zu werden war wohl die dämlichste Art mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus zu landen, deswegen war mir das ganze wahrscheinlich auch passiert. Wie gesagt, ich hatte nie viel Glück mit dem Glück.
 

Zumindest erhielt ich einen Entschuldigungsbrief von Hizaki, in rosa. Ein kleiner Trost.

9. Kapitel

Die letzten Tage unseres Urlaubs vergingen wie im Flug und abgesehen davon, dass Maya sich fast mit einer halb verrosteten Coladose, die er beim Tauchen im Meer gefunden hatte die Pulsadern aufschlitze war nichts sehr Spektakuläres passiert.
 

Ich war bloß ein wenig enttäuscht von mir selbst, da ich mich nicht getraut hatte, Maya noch einmal zu küssen. Nicht einmal an unserem letzten Abend im Hotel, an dem wir eng aneinandergekuschelt beieinander gelegen und Erinnerungen an unsere gemeinsamen Zeiten wiederbelebt hatten.
 

Aber an Küssen oder Kuscheln war in eben jenem Moment gar nicht zu denken. Denn wir würden in einer halben Stunde vom Hotel abgeholt und zum Flughafen kutschiert werden und Maya hatte glatt vergessen, zwei seiner Koffer zu packen.
 

[Wir erinnern uns zurück: Ich hockte bestimmt eine Viertelstunde auf dem Boden herum, als plötzlich ein seltsamer, pinker Turm auf mich zusteuerte. Mayas Gepäck, darunter ein kleiner, zerknautschter und …]
 

Während ich total in Panik den einen Koffer übernahm, fragte ich mich, wann Maya das ganze Zeug überhaupt getragen hatte. Irgendwie waren wir den ganzen Urlaub nur in Shorts und Shirt herumgelaufen…
 

„Aiji!! Ich bin fertig!!“, rief Maya quer durchs Zimmer, und zwar in einer Lautstärke, die von Nöten gewesen wäre, wenn wir uns einen halben Kilometer weit auseinander befunden hätte. Aber er war halt Maya, da war nichts zu machen.

„Gut so…“, brummte ich und quetschte das letzte paar Schuhe in das pinke Gepäckstück.
 

... ... ...
 

Später
 

... ... ...
 

Wir kamen grade noch rechtzeitig am Flughafen an, gaben unser Gepäck auf und rasten dann schnurstracks zur Handgepäckkontrolle, wobei unser Manager sich wohl am liebsten von uns rollen lassen hätte. So viel Sport am Morgen war er nicht gewohnt. Eigentlich war er gar keinen Sport gewohnt.
 

Als wir die Kontrollen hinter uns gelassen hatten ging alles recht schnell und irgendwie erstaunlich unproblematisch: Maya benutze das richtige Klo und der Manager blieb brav am richtigen Gate sitzen. Dementsprechend ging auch niemand verloren und musste von mir aufgesammelt werden und als wir dann endlich im Flugzeug saßen, ertappte ich mich dabei, den Stress, der mich sonst immer auf Reisen so mitnahm, zu vermissen.
 

Maya verstaute seinen Rucksack in der Gepäckablage und kletterte ungelenk über mich hinweg, um auf den Fensterplatz zu kommen.
 

„Du hättest auch einfach fragen können, ob ich aufstehe“, sagte ich schmunzelnd und lehnte mich an die Schulter des Blonden, nachdem dieser es sich so bequem wie nur möglich gemacht hatte.
 

„Aiji, du bist süß“, schnurrte dieser und lehnte sich ebenfalls an mich.

„Bin ich nicht…“, brummte ich und musste doch lächeln. Vielleicht sollte ich ihn einfach fragen… Vielleicht. Ganz eventuell unter „bestimmten Umständen“…
 

Okay. Ich würde mich nicht trauen.

Die Stunden vergingen. Ich spielte Uno mit Maya, las und schlief ein wenig. Wahrscheinlich hätte ich so den gesamten Flug verbracht, wenn meine Blase sich nicht irgendwann gemeldet hätte und ich wohl oder übel das Klo aufsuchen musste.
 

Während ich den schmalen Gang zwischen den Sitzreihen entlang schlurfte, bemerkte ich nicht, dass Maya mir folgte. Dies tat ich erst, als ich die Klotür öffnete und er sich mit mir in die enge Kabine zwängte.

„Maya?“, fragend drehte ich mich zu ihm um, doch er antwortete nicht. Er legte nur seine Arme um mich und vergrub seinen Nase in meinen Haaren. Einige Minuten standen wir so da, bis er sich plötzlich doch zu Wort meldete.
 

„Aiji??“

„Ja??“

„Du.. du hast etwas auf dem Herzen, oder??“
 

Ich wurde rot und mein Herz begann schneller zu schlagen. Trotzdem hätte ich fast den Kopf geschüttelt. Angesichts meines Nichtstuns bohrte Maya noch ein wenig weiter nach:
 

„Du möchtest… du… möchtest doch etwas loswerden, oder??“

Ich nickte und wurde noch röter.
 

„Was denn??“ Maya nahm sein Gesicht aus dem zerzausten Gestrüpp auf meinem Kopf und blickte mich erwartend an.

Ich schwieg. Wofür ich eigentlich aufs Klo gegangen war, hatte ich angesichts dessen, was mir bevorstand komplett verdrängt.
 

„Aiji?? Geht es um mich??“

Ich nickte.
 

„Dann musst du’s mir auch sagen!!“

„Warum??“

„Na weil mich das was angeht…“
 

Zu meiner Überraschung hatte auch der Blonde plötzlich einen leichten Rotschimmer auf den Wangen. Oder bildete ich mir das ein??
 

„Es… naja… es geht um uns beide.“

„Und??“
 

Warum hatten wir angefangen zu flüstern??
 

„Es- Der- Naja…“, druckste ich herum und fühlte mich als müsste ich explodieren, wenn ich die Worte nicht so schnell wie möglich aus mir herausließ. Maya piekste mich.
 

„Nun sag schon!!“
 

Ich holte tief Luft, seufzte und ließ meinen Kopf auf Mayas Schulter nieder. Er strich mir über den Hinterkopf.
 

„Ich…“, begann ich und war nicht sicher, ob Maya mich hörte, da ich so leise sprach, „ich… ich glaube, dass sich etwas verändert hat.“

„Und was??“, fragte Maya nicht weniger leise zurück.

„Ich.“

„Was du??“
 

Ich musste leise lachen, aufgrund seines Unverständnisses.
 

„Ich habe mich verändert.“
 

Schweigen.
 

„Aiji??“

„Ja?“

„Bist du eine Frau??“
 

Die Frage ließ mich losprusten, so nervös ich auch war.
 

„Nein, Maya“, brachte ich zwischen den Lachern hervor und blickte auf. Ich griff nach einem Einmal-Handtuch und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
 

„Aiji!! Du weinst!!“

„Ich weine nicht“, erklärte ich, immer noch kichernd, „Das sind Lachtränen.“

„Oh. Macht Lachen dich traurig?? Tust du das deswegen so selten??“

„Nein. Das- Ach egal…“, kicherte ich und tupfte mir noch einmal übers Gesicht.

„Aber was hat sich denn dann verändert??“

„Mein- Meine…“ Ich überlegte wie ich das ausdrücken sollte, sodass Maya es verstand.
 

„Deine was??“

„Ich… Ich will nicht länger dein bester Freund sei-“, fing ich an und bemerkte viel zu spät, dass ich das kleine Wörtchen ‚nur’ unbedingt hätte mit einbauen müssen.

Maya starrte mich schockiert an.
 

„Aiji!! Magst du mich nicht mehr??“

„Doch, doch. Das ist es ja… Ich- Ich mag dich viel mehr, als vorher, verstehst du??“

„Aber warum willst du dann nicht mehr mein bester Freund sein??“
 

So sehr ich Maya… liebte, es war manchmal einfach nur nervig, bei ihm überall auf Unverständnis zu treffen. Bevor der andere zu einem ausgedehnten Heulkrampf oder Wutausbruch ansetzten konnte drückte ich ihm blitzschnell einen Kuss auf die Lippen, was ihn zum Verstummen brachte.
 

„Maya… Ich- Ich… Ich will viel mehr als dein bester Freund sein. Ich möchte dich… küssen und… noch ganz andere Dinge mit dir tun… Ich möchte einfach… einfach nur dein Aiji sein, weißt du. Einfach zu dir gehören, weil… weil ich dich liebe.“
 

Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, fühlte ich mich, als würde mir ein Stein – nein - ein halber Berg vom Herzen fallen. Ich blickte in Mayas, von aufsteigenden Tränen glänzende Augen.
 

„Oh Aiji. Das war wunderbar süß von dir!!“, quiekte er völlig unerwartet los, und zwar so laut, dass niemand im Flugzeug es hätte überhören können. Er sprang mir an den Hals und drückte sich an mich, als wolle er mich nie wieder loslassen.
 

Als ich jedoch anfing, nach Luft zu schnappen, tat er eben dies, rückte ein Stück von mir weg, betrachtete mich kurz, zog mich wieder zu ihm heran und begann mich ungestüm zu küssen.

Es fühlte sich anders an, als unser erster Kuss und doch war es wunderschön, denn ich wusste nun, dass er mich ebenso wollte wie ich ihn.
 

Der Gefühlsausbruch in meinem Magen erinnerte mich eher an panische flatternde Tauben, als an Schmetterlinge, aber es musste ja nicht alles ins Klischee passen.
 

„Aiji…“, hauchte der Blonde, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten und kuschelte mich erneut.

„Mhmm…“, machte ich nur ziemlich benommen und lehnte mich gegen ihn.

„Das war so verdammt unromantisch hier auf dem Klo, dass es schon wieder total romantisch war.“
 

Ich lachte leise auf und wieder stiegen mir Tränen in die Augen.
 

„Aiji!! Du weinst ja schon wieder!! Was mach ich denn falsch??“

„Du machst gar nichts falsch. Das sind Freudentränen. Die kommen, wenn man sehr, sehr glücklich ist.“

„Das heißt… du bist glücklich??“

„Und wie…“, schnurrte ich und drückte mich enger an ihn.

Epilog

Wie konnte mir das nur passieren? Wie konnte jemand so verliebt sein? Und für wie oft mussten unsere Fans jetzt in Ohmacht fallen, wenn sie schon bei damaligen Wangenküsschen total ausgeflippt waren? Natürlich, ich könnte dir die Schuld geben. Ich könnte einfach sagen, dass alles von dir ausginge, aber das wäre eine Lüge. Denn wir beide haben unseren Spaß daran, die Fans mit ein klein wenig Fanservice aus den Latschen kippen zu lassen.
 

Ich dachte ich hätte mich daran gewöhnt, von dir geküsst zu werden, doch davon würde ich wohl niemals genug kriegen. Ich dachte es wäre normal für mich deine Lippen an meinem Ohr zu spüren, doch noch immer verursachte es bei mir dieses flatternde Gefühl im Bauch. Mir jagt der Gedanke, du könntest eines Tages aufhören, mich zu lieben, eine Gänsehaut über den Rücken. Dabei war ich doch einmal stockhetero gewesen. Aber jetzt war ich mir sicher, dass für dich mehr da war, als bloß Freundschaft.
 

Wo uns damals eine steinharte Mauer aus Verklemmtheit getrennt hatte, empfange ich dich nun mit offenen Armen. Ich weiß, dass ich glücklich darüber sein sollte, denn was wäre ich schon ohne dich?
 

Ich erinnere mich noch gut an unseren letzten Auftritt, an dem unsere Supporter dich quietschend und halbnackt aus meinen Armen befreien mussten. Deinen Gesichtsausdruck habe ich bin heute nicht vergessen. Die Zahl der Ohnmachtsanfälle bei den Fans allerdings auch nicht. Mir sind mittlerweile schon hunderte solcher Dinge vor diesen passiert und ich habe gelernt einfach so darüber hinwegzusehen.
 

Und seit wir beide ein Pärchen waren, musste ich unseren Fetti auch nie wieder um stressbedingten Urlaub bitten.
 

Ich möchte nie wieder Abstand von dir oder von unserer Arbeit. Und ich lasse dich auch nie wieder allein auf eine dieser Schwulenpartys gehen. Nicht, dass du dich noch in einen anderen verliebst!! Ich will dich für mich selbst!!
 

Ich werde nie wieder, vor irgendetwas davonrennen, denn du hast mir etwas sehr wichtiges beigebracht. Es bringt nichts, sich seinen Ängsten nicht zu stellen, denn sie werden nicht verschwinden, wenn du davonläufst. Um Wünsche zu erfüllen, muss man seine Ängste besiegen.
 

Denn wenn man vor sich selbst davonläuft, wird man niemals glücklich werden…



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von: abgemeldet
2011-04-06T17:45:01+00:00 06.04.2011 19:45
Soo ein schönes Ende=DDD
Von: abgemeldet
2011-03-21T15:54:19+00:00 21.03.2011 16:54
XD
ich muss mich immer wieder kringeln wenn ich diesen geilen crack lese...
aber sag mal, kann es sein, dass der eimer in den miyavi reingekotzt hat,, der selbe ist, wie der den aiji abbekommen hat?
Von: abgemeldet
2011-02-03T15:44:10+00:00 03.02.2011 16:44
ach es ist süß^^
tolles ende, und total witzig..
ich liebe auch dieses "aiji..? bist du eine frau..?" aus dem letzten kapi..
einfach herrlich..
und obwohl maya ein erwachsener mann ist, benimmt er sich so wunderbar-teenager doof bei dir..
ich kenn ihn ja nicht persönlich, aber irgendwie kommen beide charas sehr authentisch rüber.
weiter so ;D
Von:  -Minzbonbon-
2011-01-30T16:19:04+00:00 30.01.2011 17:19
Was für ein schönes Ende :)
Nur schade,dass die Ff jetzt fertig ist ._.
Von:  -Minzbonbon-
2011-01-30T16:17:34+00:00 30.01.2011 17:17
Wie süüüß :DDDD
Von:  Youna
2011-01-06T13:22:48+00:00 06.01.2011 14:22
Aua x___X'
also ich meine im doppeltem sinne aua... aua für aiji, weil er den eimer an den kopf bekommen hat und aua für die party, weil ich mir nichts schöneres vorstellen könnte Oo'
*drop*
ich meine, ansich finde ich die idee witzig, aber ich kann aiji und maya so gut verstehen, wenn die dann nicht unbedingt auf gewisse partys gehen wollen x_X'
btw. meinst du, die isnd echt alle so extrem durchgeknallt? @@ ich kann mir das bei gewissen j-rockern einfach nicht vorstellen :/'

lg nameless_reita
Von:  -Minzbonbon-
2011-01-04T23:40:21+00:00 05.01.2011 00:40
Armer Aiji ._.

Von: abgemeldet
2010-12-21T20:40:57+00:00 21.12.2010 21:40
aaw, das macht echt herzklopfen x3
*dokidoki*
freu mich schon aufs neue kapi <3
Von: abgemeldet
2010-12-16T19:47:32+00:00 16.12.2010 20:47
wuaah :]
das is ein knuffiges chap :3
muss ich schon sagen :3
hm... ich dachte auch iwie du würdest nicht mehr schreiben ><

Von:  -Minzbonbon-
2010-12-15T15:17:39+00:00 15.12.2010 16:17
Hach~neeein wie niedlich :3
Ich dachte schon du schreibst nicht mehr weiter D:


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